Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
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(2) Die Subskala „nicht unterscheidendes interpersonelles Verhalten“ misst<br />
eine übermäßige Vertraulichkeit im interpersonellen Verhalten des<br />
Kindes, die aus einem Fehlen von Diskrimination <strong>und</strong> personaler<br />
Bindung resultiert. Ein solches Verhalten ist bei emotional deprivierten<br />
<strong>Kinder</strong>n häufig zu beobachten. Hohe Werte könnten die „Ungehemmte<br />
Form der reaktiven Bindungsstörung“ nach DSM-IV repräsentieren.<br />
Bei Abwesenheit bedeutungsvoller Bindungen könnte sich<br />
eine Art sexuelle Indifferenz bei <strong>Kinder</strong>n entwickeln, die sich auch<br />
darin äußert, dass solche <strong>Kinder</strong> nicht in der Lage sind, zwischen<br />
sexueller <strong>und</strong> nicht-sexueller Zuneigung zu unterscheiden. Das kann<br />
vor allem dann der Fall sein, wenn sie sexuell missbraucht wurden. Die<br />
daraus resultierenden Entwicklungsrisiken sind evident.<br />
(3) Die Subskala „pseudoreifes Verhalten“ repräsentiert ein Muster, das<br />
von Frühreife <strong>und</strong> Kontrollverhalten geprägt ist. Darin spiegeln sich<br />
Elemente eines Eltern-Kind-Rollentauschs wider. Zum Bild eines<br />
pseudoreifen, erwachsen wirkenden Verhaltensmusters gehört bei<br />
diesen <strong>Kinder</strong>n auch ein aufdringliches sexuelles Verhalten. (Zum<br />
Unterschied zu den beiden anderen Verhaltensstilen hat diese Subskala<br />
das Auftreten sexuell auffälligen Verhaltens nicht unabhängig vorhergesagt,<br />
sodass es vermutlich mit anderen Variablen konf<strong>und</strong>iert ist).<br />
Tarren-Sweeney macht in der von ihm untersuchten Stichprobe komplexe<br />
Störungsbilder aus, die aus seiner Sicht terminologisch nicht hinreichend<br />
konzepualisiert <strong>und</strong> mit Komorbiditäten nicht erklärbar sind. <strong>Sexuell</strong>e Verhaltensauffälligkeiten<br />
bilden nur einen von vielen pathologischen Bereichen,<br />
aus denen sich diese Störungsbilder zusammensetzen. Aufschlussreich an<br />
seiner Analyse sind vor allem die verschiedenen Erscheinungsbilder von<br />
Bindungsstörungen, die offenbar eine hohe Vorhersagekraft hinsichtlich der<br />
Entstehung sexuell auffälligen Verhaltens besitzen. Allerdings ist in dieser<br />
Darstellung noch wenig über die diesem Zusammenhang zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden Dynamiken ausgesagt.<br />
Eine vertiefte Diskussion dieser Dynamiken liefern Smallbone & Dadds<br />
(2000), die sich mit dem Zusammenhang zwischen kindlichen Bindungsproblemen<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung von Sexualdelinquenz im Erwachsenenalter<br />
beschäftigen. Ganz allgemein fanden die Autoren in einer Studie mit<br />
162 männlichen Studenten eine teilweise Bestätigung <strong>ihre</strong>r Annahme,<br />
wonach eine unsichere kindliche Bindung sowohl Antisozialität als auch<br />
Aggression <strong>und</strong> sexuelle Übergriffigkeit vorhersagen könne (wobei sich die<br />
Bindung zum Vater als besserer Prädiktor für den erwachsenen Bindungsstil<br />
erwies als die Bindung zur Mutter). Ein wichtiger Bef<strong>und</strong> besteht darin,<br />
dass eine unsichere kindliche Bindung sexuelle Übergriffigkeit im Erwachsenenalter<br />
unabhängig von Antisozialität <strong>und</strong> Aggression vorhersagen<br />
kann. Unter Bezugnahme auf Bowlby (1969) interpretieren die Autoren<br />
dieses Ergebnis als Hinweis darauf, dass die basalen Verhaltenssysteme<br />
„Bindung“ <strong>und</strong> „Sexualität“ in einem relevanten Zusammenhang stehen.<br />
Insbesondere ein vermeidendes väterliches Bindungsverhalten scheint einen<br />
destruktiven Einfluss auf die Entwicklung des männlichen sexuellen Verhaltens<br />
auszuüben. Zur Erklärung dieser Beobachtung integrieren<br />
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