09.01.2013 Aufrufe

Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

wies sich dabei als signifikantes psychopathologisches Korrelat zu sexuellen<br />

Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Pithers et al. (1998b) interpretierten signifikant erhöhte Werte in der<br />

Bindungs-Subskala des PSI (Parenting Stress Index) als Ausdruck einer unsicheren<br />

Bindung, die Eltern gegenüber <strong>ihre</strong>n sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong>n<br />

haben. Aus dieser Beobachtung leiten die Autoren folgende Schlussfolgerungen<br />

zur Erklärung der Persistenz sexuell auffälligen Verhaltens ab:<br />

Eltern sexuell auffälliger <strong>Kinder</strong> scheinen ein hohes Maß an Enttäuschung<br />

in Bezug auf <strong>ihre</strong> <strong>Kinder</strong> zu empfinden, zumal sie dazu neigen, unrealistische<br />

Erwartungen an <strong>ihre</strong> <strong>Kinder</strong> zu richten. Dies führt auf Seiten<br />

der Eltern häufig zu einer Zurückweisung des Kindes oder zumindest zu<br />

einer unsicheren Bindung gegenüber dem Kind, womit ein erhöhtes Risiko<br />

besteht, dass das Kind Schwierigkeiten hat, sich mit elterlichen (<strong>und</strong> auch<br />

gesellschaftlichen) Werten zu identifizieren. Da sozusagen keine zuverlässigen<br />

Orientierungen von außen verfügbar sind, resultiert dies auch in<br />

einer beeinträchtigten internen Verhaltenskontrolle. Zudem erhöht die Abwesenheit<br />

zuverlässiger familiärer Bindungen die Vulnerabilität gegenüber<br />

antisozialen Peer-Einflüssen. Zudem, so Pithers et al. (1998b), würden hohe<br />

Werte in der PSI-Bindungs-Subskala eine geringe elterliche Aufsicht über<br />

das Verhalten des Kindes reflektieren. Die Kombination einer mangelnden<br />

Aufsicht mit wenig positivem Eltern-Kind-Kontakt erhöht das Risiko, dass<br />

<strong>Kinder</strong> antisoziale Verhaltensweisen entwickeln. Die Bedeutung einer verstärkten<br />

elterlicher Beaufsichtigung als Interventionsmaßnahme bei kindlichen<br />

sexuellen Verhaltensproblemen ist vielfach nachgewiesen. Eine<br />

mangelnde Eltern-Kind-Bindung lässt erwarten, dass dieses Interventionsinstrument<br />

nicht ausreichend verfügbar ist, sodass ein erhöhtes Risiko für<br />

die Aufrechterhaltung dieses Verhaltens besteht (Gray et al., 1999; Hall et<br />

al., 2002).<br />

Auch Tarren-Sweeney (2008) findet in der Untersuchung zu sexuell auffälligen<br />

Pflegekindern deutliche Hinweise auf eine bindungsspezifische Begleitsymptomatik.<br />

Als Indikatoren für Bindungsstörungen interpretiert der<br />

Autor erhöhte Werte in bestimmten Subskalen des ACC (siehe oben). Diese<br />

Subskalen messen pseudoreifes, nicht-reziprokes <strong>und</strong> nicht unterscheidendes<br />

interpersonelles Verhalten. Tarren-Sweeney räumt ein, dass<br />

nicht erwiesen ist, inwieweit diese Subskalen geeignet sind, Bindungsunsicherheit<br />

oder eine Bindungsstörung zu repräsentieren. Dennoch entwickelt<br />

er aus seinen Ergebnissen einige Schlussfolgerungen, die vor allem<br />

aufgr<strong>und</strong> der Differenzierung in verschiedene Manifestationen von<br />

Bindungsproblemen von Bedeutung sind:<br />

(1) Die Subskala „nicht reziprokes Verhalten“ misst einen vermeidenden,<br />

bezugslosen <strong>und</strong> nicht-empathischen Beziehungsstil. Hohe Werte in<br />

dieser Skala könnten die „Gehemmte Form der Bindungsstörung“ nach<br />

DSM-IV repräsentieren. Dabei könnte es sich möglicherweise um eine<br />

schwerwiegende Form eines desorganisierten Bindungsmusters<br />

handeln: Ein niedriges Ausmaß an Empathie vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

einer Bindungsstörung könnte vor allem bei Hochrisikogruppen zur<br />

Entwicklung sexueller Verhaltensprobleme beitragen.<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!