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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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44<br />

dass die Entwicklung sexueller Aggression nicht notwendigerweise frühere<br />

(sexuelle) Viktimisierungen voraussetzt.<br />

Inwieweit unterscheidet sich das Lernen von Sexualität vom Lernen von<br />

Aggression gerade in Bezug auf Beobachtung <strong>und</strong> Nachahmung? Damit<br />

geht die Frage einher, welche unterschiedlichen Wirkungen explizit gewalttätige<br />

<strong>und</strong> nicht offen gewalttätige pornographische Darstellungen<br />

auf <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche in unterschiedlichen Entwicklungsphasen<br />

ausüben.<br />

Die Wirkung sexueller Inhalte in den Medien ist mehrdimensional zu begreifen.<br />

Sie bezieht sich auf sexuelle Gewalt, sexuelle Einstellungen,<br />

moralische Werte <strong>und</strong> sexuelle Aktivitäten.<br />

Normalitätsdefinitionen müssen angesichts sich rasch entwickelnder<br />

technologischer Möglichkeiten <strong>und</strong> entsprechend verändertem Nutzerverhalten<br />

immer wieder neu verhandelt werden. In einer zunehmend<br />

sexualisierten Gesellschaft sind <strong>Kinder</strong> mehr <strong>und</strong> mehr sexualisierten<br />

Reizen ausgesetzt. Bedeutet dies, dass die kindliche Auseinandersetzung<br />

mit pornographischem Material als Normalität (weil als hochfrequentes<br />

Phänomen) anzuerkennen ist?<br />

<strong>Sexuell</strong>e Grenzverletzungen von <strong>Kinder</strong>n gegen andere <strong>Kinder</strong> können<br />

auch über den Weg technologischer Neuerungen transportiert werden<br />

(Verbreitung von Fotografien, Verschicken pornographischer Darstellungen<br />

über Handy, etc…)<br />

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sexuelle Übergriffe gegen <strong>Kinder</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche im Internet durchaus nicht nur von älteren, männlichen<br />

Personen ausgeübt werden. Ein hoher Anteil an Tätern ist selbst noch<br />

jugendlich, ein relevanter Anteil ist weiblich.<br />

4.3.6 Multifinalität, Äquifinalität, Makro-, Exo- <strong>und</strong> Mikrosystem –<br />

Heuristische Konzepte zur Erfassung ätiologischer<br />

Einflussfaktoren auf die Entstehung sexueller<br />

Verhaltensprobleme im Kindesalter<br />

Angesichts der hier überblicksartig dargestellten Komplexität der Ätiologie<br />

sexueller Verhaltensproblemen von <strong>Kinder</strong>n, erscheint es notwendig,<br />

ordnende Begrifflichkeiten einzuführen, um im individuellen Fall adäquate<br />

diagnostische Einschätzungen treffen <strong>und</strong> bedarfsgerecht intervenieren zu<br />

können. Wie sich gezeigt hat, greift eine Abklärung, die sich allein auf die<br />

Frage konzentriert, ob ein sexuell auffälliges Kind in seiner Vorgeschichte<br />

oder aktuell von sexuellem Missbrauch betroffen ist, offenbar zu kurz. Die<br />

möglichen zugr<strong>und</strong>e liegenden Dynamiken sind zu vielgestaltig <strong>und</strong> erlauben<br />

demnach keine Reduktion auf monokausale Erklärungsmuster.<br />

Einen wichtigen Beitrag zur Strukturierung ätiologischer Erwägungen<br />

liefern Elkovitch et al. (2009). Zum Verständnis des Prozesscharakters der<br />

Entstehung sexueller Verhaltensprobleme schlagen die AutorInnen die Anwendung<br />

der Konzepte der Multifinalität <strong>und</strong> Äquifinalität, wie sie u.a. in<br />

der Psychopathologie des Kindesalters inzwischen weit verbreitet sind, vor.<br />

Multifinalität bezeichnet Prozesse, wonach sich aus einem bestimmten

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