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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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Ergebnisse an erwachsene Helfer, dass sie sich bei der Interpretation<br />

sexueller Übergriffigkeit des Effekts bewusst sein müssen, der mit<br />

Geschlechterstereotypen assoziiert ist. Es wäre, so die Autorinnen, fahrlässig<br />

gegenüber aktuellen <strong>und</strong> potenziellen Opfern weiblicher <strong>Kinder</strong>,<br />

wenn deren ernsthaft gestörtes Verhalten bagatellisiert oder ignoriert<br />

würde. Hinzuzufügen wäre auch hier, dass von einem nicht-repräsentativen<br />

Ausschnitt sexuell aggressiver Mädchen die Rede ist <strong>und</strong> daher auch vor<br />

einer möglichen Stigmatisierung aller sexuell auffälliger Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen gewarnt werden muss.<br />

Der derzeitige Forschungsstand gibt Anlass zu der Einschätzung, dass<br />

der Anteil der Mädchen an der Gruppe der sexuell auffälligen <strong>Kinder</strong><br />

negativ mit dem Alter der <strong>Kinder</strong> korreliert ist, d.h.: Je jünger diese <strong>Kinder</strong><br />

sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Mädchen<br />

handelt. Umgekehrt bedeutet dies, dass mit zunehmendem Alter die sexuell<br />

auffälligen Mädchen „verschwinden“, ein Trend, der sich schließlich in der<br />

Geschlechterverteilung adoleszenter <strong>und</strong> erwachsener Sexualtäter fortsetzt.<br />

Araji (1997) wirft auf der Basis dieser Beobachtung Fragen auf, die bis<br />

heute nicht an Aktualität verloren haben <strong>und</strong> Anlass zu weiteren<br />

Forschungsbemühungen geben:<br />

Was wird aus den jungen weiblichen „Täterinnen“, die in Statistiken zu<br />

älteren Alterskohorten „verschwinden“?<br />

Verhindern Geschlechtsrollenstereotype, dass wir sie als weibliche<br />

Täterinnen wahrnehmen? Stellen Mädchen/Frauen aus eigenem Antrieb<br />

ihr sexuell aggressives Verhalten ein?<br />

Führt die Geschlechtersozialisation dazu, dass sie <strong>ihre</strong> Täterinnenrolle<br />

ablegen <strong>und</strong> in Missbrauchskonstellationen geraten, in denen sie nur<br />

noch Opfer sind, nämlich Opfer von Vergewaltigungen, häuslicher Gewalt,<br />

Pornographie oder Prostitution?<br />

Richten sie <strong>ihre</strong> Aggression als Folge der Geschlechtersozialisation vermehrt<br />

gegen sich selbst <strong>und</strong> werden zu Opfern von Depression, Essstörungen,<br />

Drogenabhängigkeit <strong>und</strong> Suizid?<br />

Werden sexuelle Übergriffe durch Frauen stärker tabuisiert <strong>und</strong> demnach<br />

seltener berichtet, vor allem, wenn die Opfer männlich sind <strong>und</strong> sich aus<br />

Scham nicht mitzuteilen wagen?<br />

Implizit transportieren diese Fragen die Annahme, dass sich das Problem<br />

der sexuellen Verhaltensauffälligkeiten von Mädchen nicht „von alleine<br />

löst“, sondern sich auf eine „gesellschaftlich verträglichere“ Ebene<br />

transzendiert. Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, sexuelle Auffälligkeiten<br />

sowohl von Jungen als auch von Mädchen bereits möglichst früh zu<br />

identifizieren, ernst zu nehmen <strong>und</strong> entsprechend zu intervenieren.<br />

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