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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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epräsentiert, sondern auch in der Gruppe der so genannten „Regelbrecher“.<br />

Entgegen der Annahme, dass Mädchen „harmlosere“ sexuelle<br />

Auffälligkeiten aufweisen, ist die von Pithers et al. konzipierte Gruppe der<br />

„Regelbrecher“ unter anderem dadurch charakterisiert, dass sie im Vergleich<br />

zu den anderen vier Typen am häufigsten sexuelle Verhaltensweisen<br />

praktizieren, dass sie ein hohes Ausmaß an Aggression in <strong>ihre</strong>m sexuellen<br />

Verhalten zeigen, dass sie den höchsten CBCL-Gesamtscore aller Kategorien<br />

aufweisen, der vor allem auf das überproportionale Vorkommen externalisierender<br />

Verhaltensweisen zurückzuführen ist. Diese Gruppe ist insofern<br />

nicht als repräsentativ zu bezeichnen, weil sie ein Segment von<br />

<strong>Kinder</strong>n beschreibt, das von massiven Misshandlungen betroffen ist <strong>und</strong><br />

unter extrem ungünstigen familiären Bedingungen sozialisiert wurde.<br />

Dennoch tragen diese Ergebnisse dazu bei, dass Geschlechtsrollenstereotype,<br />

denen zufolge aggressive sexuelle Manifestationen automatisch Jungen<br />

zugeschrieben werden, zumindest in Frage gestellt werden müssen.<br />

Leider sind nur wenige Untersuchungen verfügbar, in denen systematische<br />

Vergleiche zwischen sexuell auffälligen Mädchen <strong>und</strong> Jungen durchgeführt<br />

wurden. Eine davon ist die Arbeit von Ray & English (1995), in der<br />

237 männliche mit 34 weiblichen <strong>Kinder</strong>n mit sexuellen Verhaltensauffälligkeiten<br />

verglichen wurden. Der Bef<strong>und</strong>, wonach die in der Stichprobe<br />

erfassten Mädchen signifikant jünger (M = 11,6 Jahre) waren als die Jungen<br />

(M = 13,2 Jahre), entspricht den oben berichteten Ergebnissen, die darauf<br />

hindeuten, dass mit zunehmendem Alter der Jungenanteil an den sexuell<br />

auffälligen <strong>Kinder</strong>n steigt. Folgende Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />

konnten darüber hinaus identifiziert werden:<br />

40<br />

Jungen <strong>und</strong> Mädchen unterscheiden sich nicht in der Anzahl der Opfer,<br />

denen gegenüber sie sich sexuell übergriffig verhalten haben.<br />

Beide Geschlechter begehen sexuelle Übergriffe sowohl gegenüber<br />

Mädchen als auch Jungen.<br />

Bei Mädchen besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass Übergriffe/Belästigungen<br />

berichtet wurden im Vergleich zu Vergewaltigungen,<br />

öffentlicher Masturbation, Sich-Darbieten oder anderen<br />

unangemessenen sexuellen Verhaltensweisen.<br />

Mädchen dürften weniger differenziert („sophisticated“) in <strong>ihre</strong>m Vorgehen<br />

sein. Es könne aber auch sein, dass das erwachsene Umfeld<br />

weniger bereit ist, in Erwägung zu ziehen, dass sich auch Mädchen in besonders<br />

manipulativen Formen sexueller Übergriffigkeit betätigen.<br />

Besonders interessant ist der Bef<strong>und</strong>, wonach die Reaktionen des Hilfesystems<br />

von einem Geschlechterbias geprägt scheinen. Mädchen wurden<br />

signifikant häufiger als Opfer von (sexueller) Gewalt im Hilfesystem vorgestellt<br />

<strong>und</strong> auch innerhalb des Hilfesystems signifikant häufiger als Opfer<br />

behandelt als Jungen. Zwar könnten auch diese Bef<strong>und</strong>e konf<strong>und</strong>iert sein<br />

mit dem geringeren Alter der in dieser Stichprobe erfassten Mädchen, aber<br />

sie passen zu einer allgemein geringeren Bereitschaft, Jungen als Opfer<br />

sexueller Gewalt wahrzunehmen (Holmes, Offen & Waller, 1996; Mosser,<br />

2009; Bange, 2007). English & Ray (1995) appellieren auf der Basis <strong>ihre</strong>r

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