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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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Bei vielen <strong>Kinder</strong>n, die sexuell auffälliges Verhalten zeigen, konnte in der<br />

Vorgeschichte kein sexueller Missbrauch nachgewiesen werden.<br />

Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen sexuell auffälligem Verhalten<br />

<strong>und</strong> anderen Belastungszeichen.<br />

Ausgehend von diesen Ergebnissen erheben sich zwei Fragen, deren Beantwortung<br />

einen wichtigen Beitrag zum ätiologischen Verständnis sexuell<br />

auffälligen Verhaltens im Kindesalter beitragen kann:<br />

1) Welche Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren tragen dazu bei, dass sich in der<br />

Folge einer sexuellen Viktimisierung sexuelles Problemverhalten entwickelt/nicht<br />

entwickelt?<br />

2) Welche Faktoren tragen abgesehen von sexuellem Missbrauch zur Entwicklung<br />

von sexuellen Verhaltensproblemen bei?<br />

4.2 Entwicklung sexueller Verhaltensprobleme als<br />

Folge sexuellen Missbrauchs – Schutz- <strong>und</strong><br />

Risikofaktoren<br />

Faktoren, die zur Entwicklung sexuell auffälligen Verhaltens bei sexuell<br />

misshandelten <strong>Kinder</strong>n beitragen, können zunächst in Charakteristika des<br />

sexuellen Missbrauchs begründet sein. Ähnlich wie in den oben dargestellten<br />

Typologien von Hall et al. (1998; 2002) fanden auch Cosentino et<br />

al. (1995) sowie Friedrich et al. (2001; 2003), dass besonders massive<br />

Praktiken sexuellen Missbrauchs (v.a. orale, anale, vaginale Penetration) die<br />

Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die betroffenen <strong>Kinder</strong> sexuell auffälliges<br />

Verhalten entwickeln. Offenbar wird dieser Zusammenhang auch durch die<br />

Nähe der Beziehung zwischen dem Kind <strong>und</strong> dem Täter moderiert.<br />

<strong>Sexuell</strong>er Missbrauch, der vom Vater, vom Stiefvater oder einem anderen<br />

Familienmitglied ausgeübt wird, führt mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit<br />

dazu, dass ein Kind – neben anderen psychopathologischen Manifestationen<br />

– sexuell problematische Verhaltensweisen entwickelt. Auch das<br />

Alter des Kindes zu Beginn des sexuellen Missbrauchs <strong>und</strong> die Dauer des<br />

Missbrauchs scheinen einen Einfluss auf die Entwicklung sexualisierten<br />

Verhaltens zu haben, wobei allerdings nicht geklärt ist, inwieweit diese<br />

Variablen mit der Beziehung zum Täter konf<strong>und</strong>iert sind. Insgesamt lässt<br />

sich jedoch festhalten, dass schwere, lang andauernde Formen innerfamiliärer<br />

sexueller Gewalt das Risiko erhöhen, dass ein Kind problematische<br />

sexuelle Verhaltensweisen zeigt.<br />

Wie oben bereits dargestellt, scheint auch der Attributionsstil des Kindes<br />

bedeutungsvoll zu sein: Wenn <strong>Kinder</strong> hauptsächlich sich selbst die Schuld<br />

an dem an ihnen verübten sexuellen Missbrauch geben, dann ist damit eine<br />

erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens sexueller Verhaltensprobleme<br />

assoziiert (Hall et al., 2002).<br />

Das Alter des Kindes zu Beginn des sexuellen Missbrauchs wurde in<br />

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