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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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Diagnose „oppositionelles Verhalten“ sowie die Anzahl der Täter, von<br />

denen das Kind sexuell missbraucht wurde. Anstatt also das sexuelle Verhalten<br />

zu isolieren, subsumiert diese Taxonomie mehrere Aspekte der kindlichen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> der psychischen Ges<strong>und</strong>heit des Kindes. Diese Ergebnisse<br />

resümierend, erinnern die Autoren daran, dass „wir als Kliniker<br />

nicht Verhaltensweise, sondern <strong>Kinder</strong> behandeln“. Es sei demnach wichtig,<br />

nicht allein auf das sexuelle Verhalten zu fokussieren, sondern die<br />

Persönlichkeit des Kindes, seine Vorgeschichte <strong>und</strong> seine Lebensumstände<br />

in <strong>ihre</strong>r Gesamtheit zu betrachten. Die von Pithers et al. (1998a) vorgenommene<br />

Differenzierung bietet für die Praxis hochrelevante Orientierungen.<br />

Sie verweist unter anderem darauf, dass <strong>Kinder</strong> auf sehr unterschiedliche<br />

Weise auf selbst erlebte Viktimisierungen reagieren. <strong>Sexuell</strong> auffällige Verhaltensweisen<br />

können phänomenologisch durchaus ähnlich sei (wie zum<br />

Beispiel bei sexuell aggressiven <strong>und</strong> sexuell reaktiven <strong>Kinder</strong>n), die ihnen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Dynamiken <strong>und</strong> die Lebensumstände der <strong>Kinder</strong> unterscheiden<br />

sich aber je nach Gruppenzugehörigkeit deutlich. Dies lässt den<br />

Schluss zu, dass die Beschreibung des sexuellen Verhaltens allein noch kein<br />

hinreichendes Verständnis der kindlichen Problematik ermöglicht.<br />

Auch Hall et al. (2002) begründen <strong>ihre</strong> Typologie auf einer Reihe von<br />

Variablen, die nicht unmittelbar mit der Art des sexuellen Verhaltens der<br />

<strong>Kinder</strong> zusammenhängen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Stichprobe von 100 sexuell<br />

viktimisierten <strong>Kinder</strong>n (Hall et al., 1998) entwickelten sie <strong>ihre</strong> Kategorisierung<br />

weiter <strong>und</strong> unterschieden zwischen<br />

(1) entwicklungsgemäßem sexuellem Verhalten<br />

(2) interpersonellem, ungeplantem<br />

(3) selbstbezogenem<br />

(4) interpersonellem, geplantem (ohne Zwang)<br />

(5) interpersonellem, geplantem sexuellem Verhalten (unter Anwendung<br />

von Zwang)<br />

Zwar spiegeln sich in diesen Kategorien Unterschiede in der Art des<br />

sexuellen Verhaltens wider, die Prädiktoren für die Zuordnung in die<br />

jeweiligen Kategorien sind jedoch vielfältiger Natur. Es handelt sich dabei<br />

primär um<br />

(1) Charakteristika des selbst erlebten sexuellen Missbrauchs (vgl. Hall et<br />

al., 1998),<br />

(2) Gelegenheiten zum Erlernen <strong>und</strong> Ausüben problematischen Sexualverhaltens<br />

(3) familiäre Variablen (z.B. sexuelle Einstellungen <strong>und</strong> Interaktionsstile,<br />

Angemessenheit der Eltern-Kind-Rollen, etc...)<br />

Um einen Eindruck von der Charakterisierung der einzelnen Typen zu vermitteln,<br />

seien im Folgenden die Kategorien (2) <strong>und</strong> (5) beschrieben:<br />

<strong>Kinder</strong>, die dem Typus (2) zugeordnet werden, fallen durch ungeplante<br />

interpersonelle sexuelle Aktivitäten auf. Es handelt sich dabei um ein<br />

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