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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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keitseigenschaft eines Kindes), wobei die Definitionskriterien nicht<br />

personenbezogen, sondern handlungsbezogen sind. Chaffin et al. (2008)<br />

sprechen hingegen von sexuell auffälligem Verhalten bzw. sexuellem<br />

Problemverhalten. Die Diskussion über sexuelle Gewalt ist allgemein geprägt<br />

von einer ausgeprägten begrifflichen Vielfalt <strong>und</strong> definitorischen Unschärfen.<br />

Dieses Problem findet sich auch im Diskurs über kindliche<br />

sexuelle Auffälligkeiten. Eine aktuelle Zusammenstellung von Begriffsvarianten<br />

findet sich bei Allroggen et al. (2011), wobei hier auch problematische<br />

sexuelle Verhaltensweisen von Jugendlichen mit eingeschlossen<br />

werden. In der US-amerikanischen Literatur hat sich der Begriff children<br />

with sexual behavior problems (SBP) etabliert (Johnson & Doonan, 2005).<br />

Diese Formulierung erscheint insofern sinnvoll, weil darin sowohl die betreffenden<br />

<strong>Kinder</strong> als auch das in Frage stehende Verhalten benannt sind.<br />

Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass dem Verhalten hier schon ein<br />

(tendenziell) überdauernder Charakter zugeschrieben wird. Nicht alle <strong>Kinder</strong>,<br />

bei denen ein auffälliges sexuelles Verhalten beobachtet wurde, weisen<br />

notwendigerweise sexuelle Verhaltensprobleme auf. Letztendlich geht es<br />

nicht darum, einen verbindlichen Leitbegriff zu finden, sondern sowohl im<br />

wissenschaftlichen Diskurs als auch in praktischen Arbeitsfeldern mit einer<br />

angemessenen sprachlichen Sorgfalt zu agieren. Dies dient vor allem dem<br />

Zweck, <strong>Kinder</strong> nicht zu stigmatisieren, indem sie auf bestimmte Verhaltensweisen<br />

reduziert werden (Fre<strong>und</strong> & Riedel-Breidenstein, 2004). Auf<br />

der anderen Seite sind Formulierungen zu vermeiden, die der Verharmlosung<br />

<strong>und</strong> Leugnung des Problems Vorschub leisten könnten.<br />

3.2.2 Kategorisierungen sexueller Verhaltensweisen<br />

Einer der ersten Versuche, sexuell inadäquates Verhalten in begriffliche<br />

Kategorien zu fassen, stammt von Berliner, Manaois & Monastersky (1986).<br />

Die Autorinnen unterscheiden zwischen „unangemessenem sexuellen Verhalten“,<br />

„frühreifer Entwicklung“ <strong>und</strong> „aggressivem sexuellen Kontakt“. Es<br />

wird jeweils eine Reihe kontextueller Faktoren angegeben, die eine möglichst<br />

zielgenaue Einschätzung des Verhaltens ermöglichen sollen. Eine<br />

„frühreife Entwicklung“ unterscheidet sich von Episoden sexuell unangemessenen<br />

Verhaltens unter anderem durch die Initiierung imitierten oder<br />

vollzogenen Geschlechtsverkehrs. Verhaltensweisen in dieser Kategorie geschehen<br />

explizit <strong>und</strong> zielgerichtet, sie beinhalten aber – im Gegensatz zur<br />

Kategorie „aggressiver sexueller Kontakt“ - keine erkennbare Ausübung<br />

von Zwang.<br />

Wichtige inhaltliche Weiterentwicklungen stammen von Cunningham &<br />

McFarlane (1996) sowie von Ryan & Blum (1994) bzw. Ryan et al. (1993,<br />

vgl. dazu auch Ryan, 2000). Diese Autoren betonen in <strong>ihre</strong>n<br />

Differenzierungen die Bedeutung sowohl der Art der Beziehung zwischen<br />

den beteiligten <strong>Kinder</strong>n als auch die Art der jeweils spezifischen Interaktionen.<br />

Prinzipiell gehen sie – wie andere Autoren – davon aus, dass<br />

sexuell missbrauchendes Verhalten Elemente von Zwang, Bedrohung,<br />

Aggression, Geheimhaltung <strong>und</strong>/oder ein Machtgefälle zwischen den Be-<br />

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