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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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werden kann. Normalität konstituiert sich aus einer Vielzahl von begleitenden<br />

Kriterien. <strong>Sexuell</strong>e Interaktionen zwischen <strong>Kinder</strong>n sind<br />

demnach normativ wesentlich schwieriger zu fassen als sexuelle Handlungen,<br />

an denen Erwachsene/Jugendliche <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> beteiligt sind, da<br />

letzterer Fall immer als sexueller Missbrauch zu qualifizieren ist.<br />

Eine weitere Forschungsrichtung, die sich der Frage nach normalem<br />

sexuellem Verhalten von <strong>Kinder</strong>n näherte, entwickelte sich aus dem Bemühen,<br />

sexuell missbrauchte <strong>Kinder</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Verhaltensmanifestationen<br />

diagnostisch zu identifizieren. Dem lag die Annahme zugr<strong>und</strong>e,<br />

dass solche <strong>Kinder</strong> dadurch zu erkennen seien, dass sie bestimmte<br />

sexuelle Verhaltensweisen zeigen würden, die von nicht-missbrauchten<br />

<strong>Kinder</strong>n nicht gezeigt würden (Friedrich, 2003). Diese Forschungen<br />

mündeten in die Entwicklung des CSBI (Child Sexual Behavior Inventory;<br />

Friedrich, 1997). Damit war ein diagnostisches Instrumentarium verfügbar,<br />

das eine systematische Erfassung des sexuellen Verhaltens von <strong>Kinder</strong>n ermöglichte<br />

(Friedrich et al., 2001). Der Einsatz des CSBI in verschiedenen<br />

Befragungskontexten erlaubte eine Annäherung an die Frage, wie häufig bestimmte<br />

sexuelle Verhaltensweisen bei <strong>Kinder</strong>n im Altersspektrum<br />

zwischen zwei <strong>und</strong> zwölf Jahren beobachtet werden. Solche Häufigkeitseinschätzungen<br />

lassen wiederum Rückschlüsse darauf zu, welche Verhaltensweisen<br />

tendenziell als normal (im Sinne von häufig zu beobachten) <strong>und</strong><br />

welche als auffällig (im Sinne von sehr selten zu beobachten) zu klassifizieren<br />

sind (Friedrich et al., 1998).<br />

Im Gefolge dieser Entwicklung wurde in skandinavischen Ländern<br />

eine Reihe von Untersuchungen zum sexuellen Verhalten insbesondere von<br />

Vorschulkindern durchgeführt. Diese bieten wichtige Orientierungen darüber,<br />

welche sexuellen Manifestationen mit welcher Häufigkeit beobachtet<br />

werden <strong>und</strong> mithin tendenziell in Kategorien von „normal“ vs „auffällig“<br />

einzuordnen sind. Die Ergebnisse dieser Studien sind auch insofern aufschlussreich,<br />

weil sie sexuelle Verhaltensweisen nach Alter <strong>und</strong> Geschlecht<br />

differenzieren <strong>und</strong> somit wichtige Variationen zwischen Subsamples erkennbar<br />

werden lassen.<br />

In einer finnischen Studie (Sandnabba et al., 2003) haben Erzieherinnen<br />

in <strong>Kinder</strong>tagesstätten das sexuelle Verhalten von <strong>Kinder</strong>n mithilfe des<br />

„Day-Care Sexuality Questionnaire“ über einen 3-Monats-Zeitraum<br />

dokumentiert. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Verhaltensmuster über<br />

verschiedene Altersperioden signifikant zunehmen (z.B. sich für das andere<br />

Geschlecht interessieren, negativ über das andere Geschlecht sprechen,<br />

Sexualität/Liebesaffären als Teil des kindlichen Spiels, etc..), während<br />

andere deutlich abnehmen (z.B. Jungen möchten Mädchen umarmen, ...).<br />

(Für entsprechende Veränderungen im Gr<strong>und</strong>schulalter vgl. Friedrich et al.,<br />

1998). Außerdem zeigen sich über verschiedene Altersperioden hinweg<br />

deutliche Geschlechtsunterschiede: Mädchen spielen signifikant häufiger<br />

„Doktor“ oder „Krankenhaus“, während Jungen beispielsweise häufiger<br />

andere <strong>Kinder</strong> beobachten, wenn sich diese auf der Toilette befinden. Die<br />

AutorInnen interpretieren die gef<strong>und</strong>enen Geschlechtsunterschiede mit der<br />

Feststellung, dass Mädchen ein eher „häusliches“ Verhalten an den Tag<br />

legen <strong>und</strong> mit Geschlechterrollen experimentieren, während Jungen eher<br />

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