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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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Die emotionale Qualität der Eltern-Kind-Beziehung trägt entscheidend dazu<br />

bei, inwieweit unterstützende, wechselseitig als genussvoll erlebte <strong>und</strong><br />

positiv verstärkende Interaktionen etabliert werden können. Gruppenprogramme<br />

können auch einen wichtigen Beitrag zur Initiierung einer<br />

wechselseitigen Unterstützung zwischen Eltern leisten.<br />

11 Ausblick<br />

<strong>Sexuell</strong>e Grenzverletzungen zwischen <strong>Kinder</strong>n sind kein neues Phänomen.<br />

Es verdichten sich aber die Hinweise auf eine erhöhte (fach-)öffentliche<br />

Bereitschaft, dieses Problem als solches wahrzunehmen <strong>und</strong> Strategien für<br />

einen verantwortungsvollen Umgang damit zu entwickeln. Weshalb ist es so<br />

wichtig, sich diesem Problem zu stellen? Hierzu gibt es unterschiedliche<br />

Zugänge, die einander durchaus nicht ausschließen: Erstens geht es darum,<br />

<strong>Kinder</strong> vor sexuellen Grenzverletzungen durch andere <strong>Kinder</strong> zu schützen.<br />

Dieser „opferorientierte“ Zugang basiert auf der Erkenntnis, dass solche<br />

Übergriffe bei den betroffenen <strong>Kinder</strong>n ernsthafte Schädigungen nach sich<br />

ziehen können, die durchaus vergleichbar sind mit den Folgen sexuellen<br />

Missbrauchs durch Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene. Zweitens begeben sich<br />

<strong>Kinder</strong>, die sich sexualisiert verhalten, selbst in Gefahr. Eine unzureichend<br />

entwickelte Nähe-Distanz-Regulation erhöht die Anfälligkeit für dysfunktionale<br />

zwischenmenschliche Erfahrungen. Es muss daher verhindert<br />

werden, dass solche <strong>Kinder</strong> (erneut) viktimisiert werden. Drittens deuten<br />

ausgeprägte sexuelle Auffälligkeiten auf das Vorliegen einer allgemeinen<br />

psychopathologischen Belastung hin. Es besteht das Risiko, dass sich diese<br />

über die verschiedenen Entwicklungsphasen hinweg weiterentwickelt,<br />

sodass im Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenalter komplexe klinische Störungsbilder<br />

vorliegen, die sich möglicherweise auch in Form einer (Sexual-)delinquenz<br />

manifestieren können. Es geht nach dieser Sichtweise nicht darum, künftige<br />

„Täter“ zu verhindern, sondern ernste Hinweiszeichen auf eine psychopathologische<br />

Entwicklung wahrzunehmen <strong>und</strong> Maßnahmen im Sinne der<br />

psychischen Ges<strong>und</strong>heit des Kindes einzuleiten.<br />

Was ist zu tun? <strong>Kinder</strong>, die sexualisiertes Verhalten zeigen, können<br />

effektiv im Rahmen zeitlich begrenzter Behandlungsprogramme unterstützt<br />

werden. Es steht ein Methodenrepertoire zur Verfügung, das offensichtlich<br />

geeignet ist, um die Emotions- <strong>und</strong> Verhaltensregulation zu verbessern <strong>und</strong><br />

um <strong>Kinder</strong>n eine klare Orientierung hinsichtlich der (Un-)angemessenheit<br />

bestimmter Verhaltensweisen zu vermitteln. Die Bedeutung der Arbeit mit<br />

Bezugspersonen ist evident <strong>und</strong> empirisch hinreichend belegt. Die entscheidende<br />

Frage bei der Weiterentwicklung von Interventions- <strong>und</strong> Behandlungskonzepten<br />

bezieht sich auf die Kooperationsbereitschaft der<br />

Bezugspersonen (bzw. des erweiterten Umfelds) des Kindes. Zwei Aspekte<br />

sind hier insbesondere von Belang: Erstens sind die Entwicklungseinflüsse<br />

der unmittelbaren Bezugspersonen umso stärker, je jünger das Kind ist.<br />

Und zweitens existieren bei strafunmündigen <strong>Kinder</strong>n keine strafrecht-<br />

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