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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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hoben mittels „Parental Emotional Reaction Questionnaire“ - PERQ) beeinflusst<br />

die Wirksamkeit der Behandlung für die <strong>Kinder</strong> auf negative<br />

Weise.<br />

Stauffer & Deblinger (1996) haben die Wirksamkeit eines kognitivbehavioralen<br />

Gruppenprogramms für 19 nicht-missbrauchende Mütter <strong>und</strong><br />

<strong>ihre</strong> sexuell missbrauchten <strong>Kinder</strong> (im Vorschulalter) untersucht (siehe<br />

Kapitel 9.3.1). Als Ergebnis der Evaluation zeigte sich ganz allgemein, dass<br />

das Programm geeignet ist, um zu einer signifikanten Reduktion der<br />

Symptomatik sowohl bei den betroffenen <strong>Kinder</strong>n als auch bei <strong>ihre</strong>n<br />

Müttern beizutragen. Verbesserungen waren auch nach einem 3-Monats-<br />

Follow-up nachweisbar. Von spezifischem Interesse ist der Bef<strong>und</strong>, wonach<br />

die CSBI-Scores bei den behandelten <strong>Kinder</strong>n – erhoben anhand von Berichten<br />

<strong>ihre</strong>r Mütter – signifikant abnahmen. Bei den Müttern war aufgr<strong>und</strong><br />

der Teilnahme an dem Gruppenprogramm eine verringerte allgemeine Belastung<br />

festzustellen. Damit gingen eine erhöhte mütterliche Erziehungskompetenz,<br />

ein geringeres Ausmaß an Vermeidung missbrauchsbezogener<br />

Gedanken <strong>und</strong> Gefühle <strong>und</strong> angemessenere Reaktionen auf das Verhalten<br />

der <strong>Kinder</strong> sowie auf missbrauchsbezogene Themen einher. Angesichts der<br />

Bedeutung, die die psychische Stabilität der Eltern <strong>und</strong> deren Erziehungskompetenz<br />

für die Reduktion unangemessener sexueller Verhaltensweisen<br />

der <strong>Kinder</strong> hat, überrascht es nicht, dass auch eine Behandlungsmaßnahme,<br />

die auf die Bearbeitung der Folgen eines sexuellen Traumas abzielt, wirksame<br />

Unterstützung beim Umgang mit sexuell problematischen Verhaltensweisen<br />

zu leisten scheint. Allerdings hat sich gezeigt, dass ein solcher<br />

Effekt nur dann erzielt werden kann, wenn problematisches sexuelles Verhalten<br />

in der Behandlung auch explizit thematisiert wird (Chaffin et al.,<br />

2008).<br />

Letourneau, Chapman & Schoenwald (2008) haben in Reaktion auf die<br />

Dominanz kognitiv-behavioraler Behandlungsansätze die Wirksamkeit eines<br />

multisystemischen Therapienansatzes (MST; Schoenwald et al., 2005, siehe<br />

Kapitel 9.3.1) überprüft. Kognitiv-behaviorale Ansätze werden zwar am<br />

häufigsten zur Anwendung gebracht <strong>und</strong> gelten als am besten evaluiert,<br />

allerdings gibt es nur wenige Belege dafür, dass sie über eine höhere Wirksamkeit<br />

verfügen als andere Ansätze (Carpentier et al., 2006). Insbesondere<br />

liefern sie keine Hinweise dafür, wie das zentrale Problem der Inanspruchnahmemotivation<br />

<strong>und</strong> des Zugangs zu Hilfen bei sexuell auffälligen<br />

<strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> deren Bezugspersonen zu lösen ist. Letournau et al. (2008)<br />

werteten die Daten einer umfangreichen Studie, die sich auf die Wirksamkeit<br />

der Behandlung delinquenter Minderjähriger bezog, hinsichtlich der<br />

Veränderung sexueller Verhaltensauffälligkeiten bei den untersuchten<br />

<strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen aus (n = 1881). Es zeigte sich, dass eine Behandlung<br />

mit multisystemischer Therapie zu einer signifikanten Reduktion<br />

problematischer sexueller Verhaltensweisen führte. Ebenso kam es zu signifikanten<br />

Verbesserungen in den CBCL-Skalen „externalisierendes Verhalten“<br />

<strong>und</strong> „internalisierendes Verhalten“. Im 4-Jahres-Follow-up zeigte<br />

sich außerdem eine sehr geringe Rate an nachgewiesenen Sexualdelikten<br />

(1,5%). Dieser Wert unterschied sich nicht vom Anteil derjeniger Minderjähriger,<br />

bei denen zu Behandlungsbeginn keine sexuellen Auffälligkeiten<br />

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