Newsletter Juni 2009.pub - DJK-Diözesanverband Rottenburg ...
Newsletter Juni 2009.pub - DJK-Diözesanverband Rottenburg ...
Newsletter Juni 2009.pub - DJK-Diözesanverband Rottenburg ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>DJK</strong> Diözesansportverband<br />
<strong>Rottenburg</strong>-Stuttgart<br />
<strong>DJK</strong> inForm <strong>Juni</strong> 2009<br />
<strong>DJK</strong> organisiert Fußballturnier in der Justizvollzugsanstalt <strong>Rottenburg</strong><br />
Die Schüsse sind brachial. Männer mit Oberarmen dick wie Kinderschenkel bolzen auf dem Hartplatz<br />
mitten auf dem Gefängnisgelände. „Das sind schon Brecher“, sagt der 19-jährige Julian Waller<br />
kurz vor dem Spiel seiner Mannschaft gegen die Inhaftierten. Sein gleichaltriger Kamerad Jan<br />
Leins stimmt mit Blick auf den Kampf auf dem Fußballfeld zu: „Das könnte robust zugehen“.<br />
Der Ausflug soll bei den Heranwachsenden Vorurteile abbauen, hier können sie lernen, dass Menschen,<br />
die Unrecht taten, Fehler einsehen, sich bessern und wieder für das Leben in der Gesellschaft<br />
rehabilitiert werden können.<br />
Dann startet das Spiel für die neun Besucher des TSV Dettingen.<br />
Ihr Trainer Alexander Schreiner, gleichzeitig Sportreferent<br />
beim <strong>DJK</strong> Sportverband der Diözese <strong>Rottenburg</strong>-<br />
Stuttgart, muss seine Jungs nicht groß anfeuern. Sie sind<br />
begierig auf das Spiel mit dem runden Leder. Knallharten<br />
Einsatz Mann gegen Mann zeigen die Jugendlichen gegen<br />
die Verbrecher. Angst scheinen sie nicht zu haben. Müssen<br />
sie auch nicht, die Gefangenen nehmen Rücksicht, gehen<br />
nicht ganz so hart ran wie beim Spiel gegeneinander. „Sie<br />
wollen sich heute von der besten Seite zeigen, dass jemand<br />
von außen kommt ist ein starker Anreiz. Da geht es um die<br />
Ehre“, sagt der für den Sport im Knast zuständige Beamte<br />
Tobias Schönberner. Auch aus den Zellen kommt Zuspruch, aus den vergitterten Fenstern rufen<br />
die, die nicht nach draußen dürfen: „TSV Dettingen, das nächste Spiel gewinnt ihr. Ich vertrau‘ auf<br />
euch.“<br />
Es ist eine eigene Welt, die sich hinter den Toren des Gefängnisses auftut. Hier herrscht das Gesetz<br />
des Stärkeren. Für Besucher ist die Gefahr eines Übergriffes jedoch geringer als im Alltag.<br />
„Man fühlt sich hier nicht ganz wohl, obwohl ich weiß, dass wir sicher sind“, bringt es Jan Leins auf<br />
den Punkt. Die Besucher erleben die Gefangenen von ihrer besten Seite. Sie möchten ihr Image<br />
aufpolieren, so können die Vollzugsbeamten entspannt am Rand des Geschehens stehen. Nichtsdestotrotz<br />
haben sie den Hof wachsamen Blickes im Griff.<br />
„Jeder hat eine Vorstellung davon, wie es im Gefängnis zugeht, die nicht immer richtig sein muss.<br />
Man kennt ja viel aus Filmen. Dass Respekt vorhanden ist, habe ich auch in den Vorgesprächen<br />
gemerkt“, berichtet Schreiner: „Es ist jedoch ein positiver Respekt vor dem Gegenüber.“ Begegnung<br />
mit den Insassen auf menschlicher Ebene ist denn auch das Ziel des Besuchs. „Unserem<br />
Verband ist der Sport im Strafvollzug sehr wichtig“, erklärt Sportreferent Schreiner. So gibt es etwa<br />
eine langjährige Kooperation mit der Justizvollzugsanstalt in Heilbronn, wo der Diözesansportverband<br />
im Gefangenensportverein Übungsleiter ausbildet. „Sport verbindet, fördert die Integration.<br />
Das ist ein Bereich, in dem sich sportliche mit christlichen Werten überlappen“, sagt Schreiner.<br />
Der Kontakt mit den Gefangenen ist für die Jungen ein Erlebnis, und er trägt Früchte. „Gut war’s“,<br />
sagt Julian Waller, als die Jugendlichen verschwitzt vom Platz laufen. Während des Spiels sei seine<br />
Anspannung komplett verflogen: „Die spielen schließlich auch nur Fußball.“ Dem 18-jährigen<br />
Marco Hartmann geht es ähnlich, er hatte Spaß an dem Kick: „Die spielen ganz so wie ich es aus<br />
dem Verein gewohnt bin. Wir haben gemerkt, dass es ganz normale Menschen sind.“ Obwohl Hartmann<br />
schon während der Vorbereitung auf seine Firmung das Gefängnis besucht hat, war es auch<br />
ihm vor dem Fußballturnier etwas mulmig zumute. Er habe aber lernen können, „alle Menschen so<br />
zu respektieren wie sie sind“.<br />
Wiederholung nicht ausgeschlossen: Schreiner kann sich vorstellen, solch ein Turnier im kommenden<br />
Jahr erneut zu organisieren. Die Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt <strong>Rottenburg</strong> soll<br />
in jedem Fall weitergehen. Momentan organisiert der <strong>DJK</strong> Sportverband Turniere im Knast mit Volleyball-<br />
und Basketballmannschaften aus der Diözese.<br />
Daniel Knep (Kath. Sonntagsblatt)