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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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Trockenwälder 103<br />

In optimal ausgestatteten Niederwäldern des Moselgebietes liegt die Reviergröße des Haselhuhns<br />

zwischen 12-14 ha (vgl. LIESER 1986). Für die Niederwälder im Ourtal (LK Bitburg-Prüm) bzw.<br />

Luxemburger Ösling ergibt sich für das Haselhuhn ein Flächenanspruch von ca. 40 ha/Brutpaar (FABER<br />

1991).<br />

SCHERZINGER (1985) hält 30 Brutpaare für Teilpopulationen zum Bestandserhalt für unerläßlich, da<br />

Haselhühner sehr immobil sind. Eine Dispersion erfolgt nur über die Jungtiere, die sich i. d. R. jedoch<br />

selten weiter als 1 km vom Elternrevier entfernt ansiedeln 295 . Hieraus ergibt sich für eine regional begrenzte<br />

Einzelpopulation des Haselhuhns ein Flächenanspruch von ca. 3.000 ha 296 . Nach SCHER-<br />

ZINGER (1985) sind zum dauerhaften Bestand des Haselhuhns jedoch Gesamtpopulationen von 120-<br />

150 Brutpaaren erforderlich. Hieraus leitet sich ein Areal von mehr als 120-150 km² Größe miteinander<br />

verbundener Waldflächen ab, deren Bewirtschaftung auf das Ziel der Sicherung einer Haselhuhnpopulation<br />

abgestimmt ist.<br />

Der Mittelspecht besiedelt "isoliert liegende kleinere Waldparzellen bis zu etwa 30 ha ... nur ausnahmsweise<br />

und nicht dauerhaft" (MILDENBERGER 1984). MÜLLER (1982) zeigt, daß Waldflächen<br />

unter 5 ha Ausdehnung, auch wenn sie eine potentielle Habitateignung hätten, nicht besiedelt werden.<br />

Dagegen kommen in allen Untersuchungsflächen, deren Größe 40 ha überschreitet, Mittelspechte vor. In<br />

den Größenklassen dazwischen entscheidet der Isolationsgrad über die Wahrscheinlichkeit der<br />

Mittelspechtvorkommen. Beträgt die Distanz eines Eichenwaldes dieser Größenordnung mehr als 9 km<br />

zum nächsten großflächigen Mittelspechtbiotop, ist der Vogel nicht mehr anzutreffen.<br />

Größenordnungsmäßig dürften deshalb Eichen- bzw. Eichenmischwälder von weniger als 50 ha Größe<br />

kaum vom Mittelspecht dauerhaft besiedelt werden können. Die Fähigkeit der Art, neue Biotope zu<br />

besiedeln, ist nach PETTERSON (1985) recht gering; MÜLLER (1982) nennt Maximalentfernungen<br />

zwischen Biotopen von 5-10 km.<br />

BÜHLMANN & PASINELLI (1996) nehmen für durchschnittliche Mittelspechtwälder Siedlungsdichten<br />

von 1 Brutpaar pro 10 ha an; solche Wälder weisen etwa 110 m 3 Eichenvolumen pro ha auf; dies<br />

bedeutet, daß etwa 26 Eichen/ha mit Durchmessern zwischen 50 und 90 cm vorhanden sein müssen.<br />

Dieser Wert entspricht größenordnungsmäßig dem in Schweden ermittelten von 10 bis 40 Eichen mit<br />

Durchmessern über 55 cm (vgl. PETTERSSON 1984 zit in BÜHLMANN & PASINELLI 1996).<br />

Schon wenige anbrüchige, hohle Bäume innerhalb der krüppelwüchsigen Trockenwälder reichen aus, um<br />

den Weiterbestand von totholzbewohnenden Insekten zu sichern (BRECHTEL 1986) 297 . Als untere<br />

Grenze für dauerhaft beständige Insektenpopulationen gibt GEISER (1980) Bestände von 50-100<br />

Altbäumen an. Eichenbockpopulationen benötigen nach Untersuchungen in der ehemaligen DDR ca. 160<br />

Alteichen (ca. 20 ha) (BLAB 1986: 162), um lebensfähige Populationen aufbauen und erhalten zu<br />

können 298 . Für die meisten der anspruchsvolleren altholzbewohnenden Käferarten nimmt GEISER (1989)<br />

an, daß sie nur wenige 100 m Abstand zwischen ihren Habitaten überwinden können 299 .<br />

Quercusia quercus neigt jahrweise zu Massenvermehrungen, so daß der eher lokal und kleinflächig<br />

auftretende Schmetterling große zusammenhängende Flächen von mehreren Quadratkilometern besiedelt,<br />

wo er ansonsten über viele Jahre nicht anzutreffen ist (Beobachtungen der Verfasser). Möglicherweise<br />

werden über solche Massenvermehrungen die Dispersion und die Besiedlung geeigneter<br />

Habitate erleichtert.<br />

295<br />

An den Moselhängen (<strong>Landkreis</strong> Cochem-Zell; vgl. LfUG & FÖA 1993b) betrug der Abstand zwischen zwei Haselhuhnrevieren<br />

innerhalb einer Gesamtuntersuchungsfläche von 130 ha etwa 600 m (LIESER 1986). Neuere Untersuchungen von<br />

BERGMANN (1991) ergaben, daß auch größere Distanzen von Jungvögeln zurückgelegt werden können: 2,5 km aber auch bis<br />

15 und sogar 30 km; hierbei handelt es sich um Daten aus einem Ausbürgerungsgprojekt im Harz/Niedersachsen.<br />

296<br />

LIESER (1986) stellte für alle regional begrenzten, rheinland-pfälzischen Haselhuhn-Teilpopulationen einen Niederwaldanteil<br />

pro Gebiet von mindestens ca. 1.800 ha fest. SCHMIDT (1991) berichtet über das Erlöschen von Haselhuhnvorkommen<br />

im Siegerland noch bei einer Gesamtlebensraumgröße der Teilpopulationen von ca. 2.500 ha.<br />

297<br />

Möglicherweise reichen bereits Flächen mit höheren Totholzanteilen von ca. 1 ha Größe aus, um den typischen Artenbestand<br />

zu erhalten. Einige Prachtkäferarten (u. a. der Wellenbindige Eichen-Prachtkäfer - Coroebus undatus - oder der Eckschildige<br />

Glanzprachtkäfer - Eurythyrea quercus - vgl. NIEHUIS 1988) können an einigen Fundorten seit Jahren, aber nur in niedrigen<br />

Populationsdichten, eng begrenzt in Totholzbereichen angetroffen werden.<br />

298<br />

Vgl. auch die Ausführungen zum Hirschkäfer in Biotopsteckbrief 15.<br />

299<br />

TOGASHI (1990) ermittelte bei der japanischen Bockkäferart Monochamus alternatus eine extrem geringe Dispersion. Nach<br />

einer Woche hatten sich die Käfer zwischen 7 und 38 m vom Schlupfort entfernt bewegt. Der Autor nimmt eine Dispersion von<br />

lediglich 10-20 m im Durchschnitt pro Woche bei dieser Art an. Die Individuen werden maximal zwischen 3-4 Wochen alt.

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