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Bahnhof und Gastronomie in Ober-Piesting – Teil 2 - Waldegg-Aktuell

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Nr. 3 / 2009 www.<strong>Waldegg</strong>-<strong>Aktuell</strong>.at<br />

Seite 9<br />

<strong>Waldegg</strong>er Chronik<br />

E<strong>in</strong>e Serie von OSR Josef Ml<strong>in</strong>er 113. Folge<br />

<strong>Bahnhof</strong> <strong>und</strong> <strong>Gastronomie</strong> <strong>in</strong> <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g <strong>–</strong> <strong>Teil</strong> 2<br />

Fortsetzung aus WALDEGG AKTUELL Nr. 2/2009<br />

Der verstorbene Hofrat Kellerer, ehemaliger Direktor<br />

der Realschule <strong>in</strong> Wiener Neustadt, wohnte nach se<strong>in</strong>er<br />

Pensionierung mit se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> deren Elternhaus<br />

(Karnitschhaus, heute <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g 54). Er war heimatk<strong>und</strong>lich<br />

sehr <strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong> sammelte viele Daten zur<br />

Geschichte der <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>ger Wohnhäuser. Über das<br />

ehemalige Gasthaus „Wöhrer-Posch-Panzenböck“ ist bei<br />

ihm zu lesen:<br />

Haus Nr. 60 (12, EZ 201, Besitzer:<br />

3.10.1879 Johanna Karl, geb. Wallner, 1/1 (d.h.<br />

Alle<strong>in</strong>besitzer<strong>in</strong>)<br />

7.11.1881 Magdalena Wallner<br />

21.5.1885 nach Tod von M.Wallner für Johann Karl 1/1<br />

1917 <strong>Teil</strong>ung <strong>in</strong> 12/a <strong>und</strong> 12/b auf EZ 261 überschrieben.<br />

1.8.1917 Josef <strong>und</strong> Maria Wöhrer je zur Hälfte<br />

6.2.1940 Maria Wöhrer 1/1<br />

14.8.1940 Johann <strong>und</strong> Paul<strong>in</strong>e Panzenböck, geb.<br />

Wöhrer<br />

1945 durch Krieg zerstört, 1946 Neubau.<br />

Vom verstorbenen Hauptschuldirektor Eduard Ste<strong>in</strong>hauser<br />

habe ich Bleistiftnotizen erhalten, nach denen hier<br />

das ursprüngliche Karl-Bauernhaus gestanden sei. Man<br />

habe es aber wegen der ständigen Hochwassergefahr<br />

auf die gegenüberliegende Hangstufe verlegt. Das Haus<br />

wurde vom Ganzlehen abgetrennt <strong>und</strong> nach Erhalt e<strong>in</strong>er<br />

Schankkonzession <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gasthaus umgewandelt. Um<br />

1900 soll der Gastbetrieb begonnen haben. Im letzten<br />

Krieg brannte das Haus durch Artilleriebeschuss aus.<br />

Es wurde von Johann <strong>und</strong> Paul<strong>in</strong>e Panzenböck wieder<br />

aufgebaut. Neben der Familie Panzenböck war auch die<br />

Familie Posch bis zur Schließung um 1970 hier um das<br />

Wohl der Gäste bemüht.<br />

Gasthaus Wöhrer (Panzenböck) um 1910<br />

Für das Gebäude des ehemaligen Gasthauses Haas f<strong>in</strong>den<br />

wir bei Hofrat Kellerer folgende Angaben: „1871 erwirbt<br />

Marie Terzer das Haus durch Kauf. Von 1898 bis 1911<br />

bleibt es im Besitz ihres Sohnes Johann <strong>und</strong> dessen Frau<br />

Anna Maria, die als Witwe 1921 Franz Weis heiratet.<br />

Von ihr kauft es 1931 Franz Haas für sich <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Frau Anna.“ Nach Angaben von Eduard Ste<strong>in</strong>hauser hat<br />

das Wirtshaus Johann Terzer errichtet. Er stammte aus<br />

Gutenste<strong>in</strong> <strong>und</strong> war <strong>in</strong> der Schwertfabrik beschäftigt.<br />

Franz Haas <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Frau Anna machten das Gasthaus<br />

zu e<strong>in</strong>em beliebten Treffpunkt <strong>in</strong> gemütlicher R<strong>und</strong>e. Sie<br />

waren die ersten Wirtsleute im Ort, die für ihre Gäste e<strong>in</strong>en<br />

Fernseher <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Plattenspieler <strong>in</strong>s Lokal stellten. Da<br />

ihre Tochter an e<strong>in</strong>er Weiterführung des Gasthausbetriebes<br />

nicht <strong>in</strong>teressiert war, kam 1972 das Aus.<br />

Gasthaus Haas um 1904<br />

Eduard Ste<strong>in</strong>hauser erwähnt für <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g noch e<strong>in</strong><br />

Gasthaus auf der Hausnummer 44 (früher 33). Es kam<br />

1865 durch Kauf an Franz <strong>und</strong> Juliane Rabe. Ihre Tochter<br />

ehelichte Johann Hampel. 1882 wird es von Franz<br />

Hochegger erworben, der es 1891 an den Baumeister<br />

Josef Eichholzer verkauft. 1900 wird es von der Familie<br />

Welsner erworben. Das grüne Lusthaus, das heute noch<br />

steht, ist e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> e<strong>in</strong>er ehemaligen Kegelstatt, die sich<br />

entlang der Feuermauer des ehemaligen Gasthauses<br />

nach rückwärts zog. Baumeister Eichholzer richtete <strong>in</strong><br />

dem Lusthaus se<strong>in</strong>e Kanzlei e<strong>in</strong>, da es damals ke<strong>in</strong>en<br />

Gastbetrieb mehr gab.<br />

Ins <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>ger Ortsgeschehen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en war auch<br />

der alte E<strong>in</strong>kehrgasthof „Zum grünen Baum“ (Wopf<strong>in</strong>g 2),<br />

Fortsetzung auf Seite 10


Nr. 3 / 2009 www.<strong>Waldegg</strong>-<strong>Aktuell</strong>.at<br />

Seite 10<br />

<strong>Waldegg</strong>er Chronik<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

E<strong>in</strong>e Serie von OSR Josef Ml<strong>in</strong>er 113. Folge<br />

direkt an der Grenze zwischen Wopf<strong>in</strong>g <strong>und</strong> <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g.<br />

Er wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Touristenführer von 1884 wegen se<strong>in</strong>er<br />

vorzüglichen We<strong>in</strong>e besonders erwähnt. Dem Gasthaus<br />

gegenüber liegt e<strong>in</strong> großer We<strong>in</strong>keller. Im darüber gebauten<br />

Tanzsaal hielten die Schwertfeger der Schwertfabrik<br />

Jung-Zeitler ihre traditionellen Fasch<strong>in</strong>gsbälle ab. Als es<br />

Schwierigkeiten mit der Pfarrbesetzung <strong>in</strong> Wopf<strong>in</strong>g gab,<br />

erklärte sich 1830 die damalige Wirt<strong>in</strong> bereit, dem neuen<br />

Lokalkaplan e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>richtungsbeitrag von 100 Gulden<br />

zu zahlen. 1834 spendete die Wirt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en silbernen<br />

Kelch <strong>und</strong> der Wirt Johann Pull<strong>in</strong>g ließ 1864 das große<br />

Friedhofskreuz mit e<strong>in</strong>em vergoldeten Christus um 100<br />

Gulden aufstellen. Johann Pull<strong>in</strong>gs Nachfolger errichtete<br />

e<strong>in</strong>en Neubau, der 1936 von der Familie Kampichler zuerst<br />

gepachtet <strong>und</strong> dann gekauft wurde. Am 17.4.1945 wurde<br />

das Gasthaus vom russischen Militär <strong>in</strong> Brand geschossen,<br />

weil deutsche Scharfschützen sich auf se<strong>in</strong>em Dachboden<br />

e<strong>in</strong>genistet hatten. Nach dem Krieg stellte die Familie<br />

Kampichler e<strong>in</strong>en großzügig geplanten, zweistöckigen<br />

Rohbau auf, der im Inneren bis heute noch nicht ganz<br />

fertiggestellt ist. Das Gasthaus verfügte im Erdgeschoß<br />

über e<strong>in</strong>en schönen Saal, Josef Artner, e<strong>in</strong> Fleischhauer,<br />

heiratete die Kampichlertochter Maria <strong>und</strong> baute den<br />

straßenseitigen <strong>Teil</strong> des Saales <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geschäftslokal für<br />

se<strong>in</strong>e Fleischhauerei um.<br />

Von 1971 bis 1997 war deren Tochter Eva, verehelichte<br />

9.10. - 26.10.2009<br />

Gasthaus Pataki um 1920<br />

Pataki, Wirt<strong>in</strong>. Der ehemalige Saal <strong>und</strong> die Fleischhauerei<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kaffeehaus umgebaut <strong>und</strong> im Keller e<strong>in</strong>e<br />

moderne Kegelbahn errichtet. In der Schlussphase lief<br />

es als „Cafe Monaco“ <strong>und</strong> Disco „Tanzcafe Checkpo<strong>in</strong>t“<br />

unter der Familie Foric.<br />

Quellen:<br />

1) Hofrat Kellerer, Hausbestand <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g seit 15.7.1881<br />

2) Adi Michel / Günter Kolar, Wirtshäuser & Gaststätten des<br />

Piest<strong>in</strong>gtales<br />

3) Eduard Ste<strong>in</strong>hauser, Bleistiftnotizen auf losen Blättern zur<br />

Geschichte <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g<br />

4) Ernst Perger, <strong>Bahnhof</strong>schronik von <strong>Ober</strong>-Piest<strong>in</strong>g<br />

5) Ernst Katzer, Festschrift „100 Jahre Gutenste<strong>in</strong>er Bahn“<br />

6) Fotoarchiv Ing. Hans Georg Mössner u. Adi Michel „Wirtshäuser<br />

<strong>und</strong> Gaststätten des Piest<strong>in</strong>gtales”

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