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BEST OF Otto Brenner Preis 2007 - Otto Brenner Shop

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Herr Aust? Er verneint. „Eigentlich ist es ständig ziemlich aufregend.“ Der Hanseat<br />

Aust, unpompös, nüchtern, effizient. Der Mund lächelt schmal, smile on the rocks.<br />

Seit zwölf Jahren blickt er durch diese breiten Fensterfronten gen Südwesten,<br />

auf die Stadt, den Sandtorhafen, auf die Kräne und die Elbe. Jeden Tag justiert<br />

Kapitän Aust den Kurs nach, ordnet die ganze wirre Welt, entscheidet, welche<br />

Stückchen der großen Wirklichkeit „ins Blatt gehievt“ werden, wie man in diesem<br />

Hause sagt. Ja, das findet er „spannend“.<br />

Seemannsgarn? Wer weiß? Man bekommt die Antworten, die man erfragt. Was<br />

treibe ich hier eigentlich? Warum werde ich überhaupt empfangen? Als ich vor<br />

Jahren anfragte, mutmaßte Aust schon am Telefon, ich hätte wohl einen „Schlachtauftrag“.<br />

Kein Termin. Er war auf der Hut. Schließlich hatten sie in den unteren<br />

Stockwerken seines Hauses nicht gerade auf den Tischen getanzt, als er hier<br />

oben einzog. Da hält man besser die Flanken dicht.<br />

Heute ist solche Vorsicht überflüssig. Dem „Kleinen König“, wie sie ihn hier ehrfürchtig<br />

nennen, kann keiner mehr was. Sein Vertrag geht bis Ende 2008, mit<br />

einer Option für weitere zwei Jahre. Die Lage des Spiegel sei „stabil, mit einer<br />

steigenden Tendenz“, sagt er. Nicht ohne darauf zu verweisen, dass der Laden,<br />

als er anfing, „ein bisschen in der Krise“ war – bedroht vom neuen Focus,<br />

diesem bunten Bayern-Spiegel, und vom Internet. Doch 1998 habe der Spiegel<br />

den Stern überholt. Focus wie Stern würden heute verlieren, während der<br />

Spiegel sich „gut behauptet“, spricht Aust. Und verrät auch gleich gern sein<br />

Rezept: „Back to the roots!“ „Wir sind heute viel authentischer, nutzen viel mehr<br />

Originalquellen, gehen sehr viel mehr an Originalschauplätze.“<br />

Sein Selbstbild steht, die Aust-Story ist rund. Jetzt kann jeder kommen, hören,<br />

staunen. Hinter dem Schreibtisch hängt riesig die Auflagenstatistik, viele kleine<br />

Titelbildchen tanzen an einer Kurve auf und ab. Da sieht er gleich, was Top war<br />

und was Flop. Ob die Mischung stimmt, zwischen hart und weich, nah und fern,<br />

Medizin, Religion, Skandal und Sex. „Die Angst, dass die Auflage schlecht läuft,<br />

ist jede Woche da“, erklärt der Chefredakteur. „Aber wir sind im Augenblick auf<br />

sichererem Terrain. Im Augenblick.“ Will sagen: Nur Treibsand da draußen. Doch<br />

seid ohne Furcht. Aust weiß den Weg.<br />

Der Spiegel bleibt ein einzigartiges Medium, das dickste Ding in Deutschland.<br />

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