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BEST OF Otto Brenner Preis 2007 - Otto Brenner Shop

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Die Schein-Forscher<br />

Der nachfolgende Artikel, veröffentlicht im „stern“ am 25. Januar <strong>2007</strong>,<br />

ist einer von vielen Beiträgen des Autors.<br />

Die Pharmaindustrie bezahlt Ärzte dafür, dass sie teure Medikamente in den<br />

Markt drücken. Der „stern“ zeigt die geheime Liste der Hersteller, die dabei<br />

mitmachen.<br />

Hat Ihnen Ihr Arzt in den vergangenen Monaten zufällig eines der folgenden<br />

Medikamente verschrieben:<br />

• gegen Magenschmerzen: Nexium oder Pantozol?<br />

• gegen Bluthochdruck: Emestar, Diovan, Atacand, Votum oder Olmetec?<br />

• gegen zu hohe Cholesterinwerte: Locol oder Cranoc?<br />

Wenn ja, dann hat Ihr Arzt vielleicht gedacht, es sei das beste Medikament für Sie.<br />

Vielleicht war es aber auch nur das beste für ihn. Denn für die Verordnung all dieser<br />

Präparate konnten Ärzte in den vergangenen Monaten Geld von der Pharmaindustrie<br />

bekommen. Selbstverständlich nicht direkt, das wäre ja Bestechung.<br />

Geld unter dem Deckmantel einer Studie<br />

Das Geld erreicht den Arzt unter dem Deckmantel einer Studie. Konkret läuft das<br />

so: Ein Pharmareferent kommt in die Praxis und fragt den Arzt, ob er nicht an einer<br />

sogenannten Anwendungsbeobachtung (AWB) teilnehmen möchte. Offiziell sind<br />

das Studien mit Patienten über Arzneimittel, die längst zugelassen sind. Wenn der<br />

Arzt mitmacht, kann er für jeden Patienten, dem er das Mittel verordnet, ein Honorar<br />

erhalten, meist 50 € pro Patient. Gelegentlich, wie im Fall des teuren Krebsmedikaments<br />

Glivec der Firma Novartis, können es für den Arzt auch 1.000 € pro<br />

Patient sein. Nach Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker<br />

Krankenkasse kosten die AWBs in Deutschland „Jahr für Jahr 930 Mio €“.<br />

Anwendungsbeobachtungen stehen schon lange in dem Verdacht, vor allem teure<br />

Medikamente unter die Patienten zu bringen. Doch wie problematisch diese<br />

Scheinstudien wirklich sind, zeigt jetzt erstmals eine Untersuchung der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung (KBV), die die Interessen der niedergelassenen<br />

Ärzte vertritt. Die Studie mit dem sperrigen Titel „Evaluation der wissenschaftlichen<br />

Qualität von Anwendungsbeobachtungen in Deutschland“ enthält auf 101<br />

Seiten eine Menge brisanter Statistiken. Doch die Kassenärztliche Vereinigung hält<br />

das Werk unter Verschluss. KBV-Sprecher Roland Stahl: „Erst wenn der Endbericht<br />

bei uns eintrudelt, werden wir entscheiden, ob und was wir veröffentlichen.“<br />

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