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BEST OF Otto Brenner Preis 2007 - Otto Brenner Shop

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wegen der westlichen Konkurrenz in den Streik zu treten; ich traf einen Hühnerbaron,<br />

der zwei Drittel seiner Produktion verlor, weil EU-Hühnerbeine unschlagbar<br />

billig den Markt überschwemmten.<br />

Von den Verbänden, der EU und senegalesischen Regierungsstellen holte ich mir<br />

die dazugehörigen Zahlen und Konditionen: Exportsubventionen, Zollbestimmungen,<br />

Handelsbeschränkungen, Marktbeobachtungen etc., um meine Beobachtungen<br />

mit Daten abzusichern.<br />

Brüssel: die Welt der »Täter«<br />

Danach reiste ich nach Brüssel zum Gespräch mit der EU-Agrarkommissarin<br />

Mariann Fischer Boels. Sie beschrieb die führende Rolle der EU beim Abbau der<br />

Subventionen, beschuldigte die USA, mit ihrer unnachgiebigen Haltung für das<br />

Scheitern der Doha-Runde verantwortlich zu sein und warb für eine Wiederaufnahme.<br />

Es war die erwartbare politische Stellungnahme, das typische Brüsseler<br />

Polit-Sprech. Ich beschloss, diesen Ausflug in die Welt der »Täter« zu beenden<br />

und mich wieder auf die Betroffenen zu konzentrieren.<br />

Eine wichtige Anregung jedoch nahm ich aus Brüssel mit. Ein Diplomat der deutschen<br />

Botschaft wies mich auf einen für die Märkte der Dritten Welt fatalen<br />

Mechanismus hin: die amerikanische Hungerhilfe. Die US-Regierung kauft die<br />

Produkte ihrer subventionierten Farmer zu Marktpreisen auf und spendet sie in<br />

die Hungergebiete der Welt. Dort konkurrieren sie mit einheimischen Produkten,<br />

denn die Regierungen warten lieber auf die kostenlose Ware aus den USA als<br />

einheimische Ware zu kaufen.<br />

Ich besorgte mir Material zu diesem Thema und stieß auf eine relativ aktuelle<br />

Auseinandersetzung. Der Chef der zuständigen US-amerikanischen Agentur<br />

USAID, Andrea Natsios, hatte Ende 2005 dieses Gebaren zum Thema gemacht.<br />

Er hatte angeregt, dass man, statt US-Agrarüberschüsse teuer zu verschiffen,<br />

doch lieber Bargeld zur Verfügung stellen solle, um bei afrikanischen Bauern vor<br />

Ort Lebensmittel zu kaufen. Gleichzeitig prangerte er die Hilfsorganisations-<br />

Industrie an, die von dieser Verteilungsaufgabe bestens lebt.<br />

Ich verabredete ein Interview mit Natsios , der mittlerweile als Professor an der<br />

Georgetown University in Washington D.C. lehrte. Doch als ich in D.C. ankam,<br />

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