BEST OF Otto Brenner Preis 2007 - Otto Brenner Shop
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Entwicklungsdienst, das katholische Hilfswerk Misereor und viele mehr. Ich durchforstete<br />
die Berichte nach Fallbeispielen, an die man anknüpfen konnte, verglich<br />
die Ergebnisse und überprüfte telefonisch, ob die beschriebene Situation der<br />
Realität entsprach.<br />
Ich entschied, mich auf Nahrungsmittel zu beschränken und andere Agrarprodukte<br />
wie Baumwolle – weil bereits bestens dokumentiert – außen vor zu lassen. Fisch<br />
sollte dabei sein, Huhn, Getreide, Milch, Gemüse – die Hauptnahrungsmittel in<br />
armen Ländern eben. Ich wollte zu jedem Beispiel einen Akteur finden, an dem<br />
man die Geschichte sehr persönlich erzählen und damit leichter nachvollziehbar<br />
machen kann.<br />
Es begann auf den Kanaren<br />
Ich wählte zunächst den Senegal aus, ein Land, von dem aus zu diesem Zeitpunkt<br />
ein lebensgefährlicher Exodus verzweifelter Menschen übers Meer in Richtung<br />
reicher Westen stattfand. Die Recherche begann auf den Kanaren. Eine spanische<br />
Kollegin machte einen senegalesischen Fischer ausfindig, der sein Geld auf den<br />
hochsubventionierten europäischen Fischtrawlern verdient hatte, die die einheimischen<br />
Fanggründe vor der afrikanischen Küste leerfischen. Der Mann schilderte,<br />
wie senegalesische Kleinstfischer immer öfter mit leeren Netzen heimkehren –<br />
und deshalb ihre Boote vermehrt für die Flucht in den Westen zweckentfremdeten.<br />
In Mbour, Senegal, fuhr ich wenig später mit seinem Onkel auf Fischfang. Die<br />
Ausbeute war mickrig und der 70-jährige Kapitän, ein hochrangiger Funktionär<br />
im Fischereiverband, schilderte den Niedergang der traditionellen Fischerei, die<br />
neben den hochgerüsteten EU-Fangflotten nicht überleben könne.<br />
Auf dem Markt der senegalesischen Hauptstadt Dakar suchte ich tags darauf<br />
westliche Produkte. Und fand Zwiebelberge aus Holland, Milchpulver aus Frankreich,<br />
Kartoffeln und jede Menge Tomatenmark aus der EU – zu ortsüblichen<br />
<strong>Preis</strong>en, manche sogar darunter. Der Grund: üppige EU-Exportsubventionen.<br />
Ich traf den Präsidenten der Bauernvereinigung, den Chef der Gemüseanbauer,<br />
den Vorsitzenden des Geflügelzüchterverbandes, die Experten von Oxfam Senegal;<br />
ich reiste in den Norden zu den Tomatenfarmern, die gerade beschlossen,<br />
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