BEST OF Otto Brenner Preis 2007 - Otto Brenner Shop
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Juristen stieg die Arbeitslosenzahl von 2000 bis 2004 um fast das Doppelte<br />
auf knapp 10.000 Joblose. Die 30-jährige Juristin Juliane aus München schleppt<br />
Möbel in ihr Büro. Sie gehört zu denen, die sich lieber selbständig machen, als<br />
lange auf den Traumjob zu warten. „Die Mandanten kommen erst langsam zu<br />
mir“, sagt sie. Leben kann die Rechtsanwältin nicht von ihrer Mini-Kanzlei. „Meine<br />
Eltern schießen immer wieder was dazu, damit ich die Rechnungen alle bezahlen<br />
kann.“<br />
Damit ist sie nicht allein: Laut „Soldan-Gründungsbarometer“ können 31 Prozent<br />
der jungen Kanzleigründer ihren Lebensunterhalt lediglich mit Einschränkungen<br />
bestreiten. Mehr als die Hälfte muss auf Einnahmen zurückgreifen, die nicht aus<br />
ihrer Anwaltstätigkeit stammen. Ein Drittel der jungen Rechtsanwälte wählt den<br />
Weg in die Selbständigkeit, weitere 11 Prozent arbeiten zunächst als freie Mitarbeiter.<br />
Der Anteil der Gründer, die staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen,<br />
hat sich seit 1997 verdreifacht. Über die Hälfte der Einzelanwälte üben ihre<br />
Anwaltstätigkeit in der eigenen Wohnung aus, Tendenz steigend.<br />
Wer die konkrete Situation der westlichen Globalisierungskinder verstehen will,<br />
muss eine umfassende politische Analyse vornehmen. Dazu gehören, so Blossfeld,<br />
sowohl „Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik als auch die Familienpolitik“.<br />
Denn die Unsicherheiten der jungen Generation machen an Ressortgrenzen<br />
nicht halt: Berufseinsteiger müssen Studienschulden oder künftig -gebühren<br />
abbezahlen – und sich gleichzeitig um die Altersvorsorge kümmern; gleichzeitig<br />
wird das Kindergeld auf 25 Jahre beschränkt. Die verunsicherten Hochschulabsolventen<br />
reagieren auf ihre Situation, indem sie kurzfristiger denken. Langfristig<br />
bindende Entscheidungen schieben sie auf, die Jugendphase wird verlängert<br />
und der Übergang in das Erwerbsleben verläuft chaotisch. Mansche hüpfen von<br />
Praktikum zu Praktikum, andere bleiben länger im Bildungssystem. Eine Promotion<br />
als Warteschleife ist heute gang und gäbe.<br />
Zunehmend entwickeln sich auch geschlechtsspezifische Strategien im Umgang<br />
mit der Unsicherheit. Männer sind in immer geringerem Maße in der Lage, als<br />
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