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Interview mit Astrid Geisler, Theodor Wolff-<strong>Preis</strong>trägerin ‘08<br />

Ist Rechtsextremismus ein vergessenes Thema?<br />

Sie sind „die best informierte NPD-Expertin des Landes“ genannt worden, die<br />

die „Tricks der Rechten“ durchschaue. Ist das für Sie nun Ansporn oder Bürde?<br />

Das ist zunächst mal übertrieben und missverständlich. Es stimmt, dass ich gern<br />

recherchiere und generell den Ehrgeiz habe, mehr herauszufinden als andere.<br />

Weil die taz Rechtsextremismus sehr prominent behandelt, konnte ich mich<br />

dem Thema stärker widmen als viele andere Journalisten. Mein Fokus liegt aber<br />

nicht auf der NPD. Viel spannender finde ich die sozialen und gesellschaftspolitischen<br />

Fragen, die das Thema birgt. Und ich schreibe ebenso gern auch über<br />

andere Themen.<br />

Den prämierten und in der taz veröffentlichten Artikel haben Sie „Das vergessene<br />

Land“ genannt. Ist Rechtsextremismus auch das vergessene Thema?<br />

Nein. Es ist aber stark von Hypes abhängig, ob und wie groß darüber berichtet<br />

wird. Insgesamt finde ich die Berichterstattung zu stark auf Ereignisse fixiert, die<br />

auf den ersten Blick empörend und dramatisch wirken: Jemand wird ins Koma<br />

geprügelt oder ein NPD-Mann sagt etwas, das als skandalös gilt. So gehen die<br />

eigentlich brisanten Entwicklungen leicht unter. Denn die taugen häufig nicht für<br />

knallige Berichte. Im Gegenteil: die Realität ist oft sehr unaufgeregt. Genau das<br />

wollte ich auch mit meiner Reportage zeigen.<br />

Sie haben zusammen mit dem Fotografen Christian Jungeblodt vier Wochen lang<br />

in Ostvorpommern für Ihren Artikel recherchiert. Wie haben Sie sich den Menschen<br />

dort genähert? Wo haben Sie Ihre Gesprächspartner gefunden?<br />

Wir hatten beide ein Stipendium und mussten deshalb nicht mit dem knappen<br />

Zeit- und Geldbudget klarkommen, das einem normalerweise bei einer Tageszeitung<br />

zur Verfügung steht. Deshalb konnten wir anders recherchieren. Wenn man<br />

in der Gegend wohnt, jeden Morgen am gleichen Kiosk die Zeitung holt, wenn<br />

man die Zeit hat, einfach mal so mit ABM-Kräften am Kaffeetisch zu schwatzen,<br />

dann ergeben sich daraus eigene Möglichkeiten. Jemand ruft seinen Nachbarn<br />

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