Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...
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8<br />
focus<br />
Als „Wetterfrosch“ im UN-Einsatz auf Zypern<br />
UNIFIL Presse- und Informationszentrum<br />
der Bundeswehr Limassol<br />
Der feuchte grüne Frosch klettert im Glas träge ein<br />
kleines Treppchen rauf. Es gibt gutes Wetter. Das<br />
glauben heute immer noch zahlreiche Menschen. Ihnen<br />
kommt beim Thema Wettervorhersage und Meteorologie<br />
sofort der kleine Frosch, alte Hühnerknochen,<br />
tieffliegende Schwalben oder gar Kaffeesatzleserei in<br />
den Sinn.<br />
„All diese Hilfsinstrumente sucht man bei uns im<br />
Arbeitscontainer vergeblich“, betont Helmut Kuske<br />
schmunzelnd. Der 37-jährige Flensburger gehört zu<br />
einem vierköpfigem Meteorologenteam auf Zypern, die<br />
in der so genannten METOC-Zelle (METeorology and<br />
OCeanograpy) für den deutschen UN-Marineverband<br />
arbeiten. Die Schiffe patrouillieren vor der Küste des<br />
Libanons und verhindern dadurch den Waffenschmuggel<br />
in das Land. Wetterspezialist Kuske wird von den<br />
Blauhelmsoldaten auf Zypern liebevoll „Große Wolke“<br />
genannt. Sein Arbeitsbereich ist ein schlichtes Büro,<br />
das sich kaum von herkömmlichen anderen Arbeitsräumen<br />
unterscheidet: ein Regal mit Fachbüchern, zwei<br />
Schreibtische und drei Laptops. Auch das Personal dort<br />
ist relativ „normal“. Kuske selbst ist kein ausgebildeter<br />
Schamane oder hat eine besondere Vorliebe für Kristallkugeln.<br />
Als Zivilist wird Kuske, neben einer Soldatin,<br />
als Meteorologe eingesetzt. Der Flensburger ist Beamter.<br />
Normalerweise ist er für die Marine in Kiel tätig.<br />
Auf der Mittelmeerinsel arbeitet er grundsätzlich für<br />
jeden, der sich über das Wetter informieren muss oder<br />
will. Im UN-Einsatz sind das zunächst der Kommandeur<br />
des Marineverbandes, Flottillenadmiral Christian<br />
Luther, für den die Wettervorhersage im Operationsgebiet<br />
eine wichtige Information zur Einsatz-Planung<br />
ist. Wo kann er wann welche Einheiten mit welchen<br />
Einschränkungen einsetzen? Wie vor hundert Jahren<br />
auch, zur Zeit der großen Segelschiffe, so ist auch heute<br />
das Wetter für eine maritime Operation sehr bedeutsam.<br />
Dies gilt genauso für die Bordhubschrauber auf<br />
der Fregatte BAYERN. „Wir liefern den Piloten eine<br />
Übersicht, die die Wetterlage von Zypern bis in den Libanon<br />
und von der Türkei bis nach Ägypten für einen<br />
bestimmten Zeitraum darstellt“, erklärt der Wetterprofi.<br />
Diese Vorhersage wird dreimal täglich aktualisiert,<br />
so dass die Piloten stets über das Wettergeschehen informiert<br />
sind. Von den Fregatten über die Versorger<br />
bis hin zu den kleineren Schnellbooten – alle sind mehr<br />
oder weniger betroffen vom Wetter: Wasserhosen,<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Das Wetterteam des UNIFIL-Einsatzes in Limassol (Zypern). Zweiter von<br />
rechts: Helmut Kuske.<br />
Gewitter mit ihren häufig auftretenden Böen um Windstärke<br />
10 (entspricht rund 100 km/h) oder der Wind<br />
und die durch ihn hervorgerufenen Wellen. „Durch die<br />
Wind- und Wellenvorhersagen der Meteorologen wissen<br />
unsere Besatzungen immer, was sie erwarten wird,<br />
und ob ihnen das Wetter irgendwie gefährlich werden<br />
kann“, sagt Kuske. Denn auch im östlichen Mittelmeer<br />
sind fünf Meter hohe Wellen keine Seltenheit.<br />
Ihre Informationen ziehen die Meteorologen übrigens<br />
aus den bereits erwähnten drei Laptops. Über das Internet<br />
erhalten die Fachleute aktuelle Wettermeldungen,<br />
Satellitenbilder und Vorhersagen unterschiedlicher internationaler<br />
Wetterdienste. Zur späteren Überprüfung<br />
der Genauigkeit der Vorhersagen sind von den Schiffen<br />
auf See regelmäßig erstellte Schiffswettermeldungen<br />
wichtig, die von den Meteorologen immer mit viel Interesse<br />
ausgewertet werden.<br />
Die Vorhersagen der Wetterdienste, die einen meteorologischen<br />
Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
voraussagen, sind allerdings nur Anhaltspunkte auf<br />
dem Weg zum endgültigen Produkt „Wettervorhersage“.<br />
Genauso wie der Spruch gelte „Drei Meteorologen,<br />
vier Meinungen“, so hätten alle Modelle immer<br />
Schwächen und Stärken, erläutert Kuske. „Diese gilt<br />
es ausfindig zu machen, um dann aus der Kombination<br />
der Modelle plus dem eigenen Wissen die hoffentlich<br />
richtige Vorhersage zu schnitzen“, sagt er mit einem<br />
Augenzwinkern.