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Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...

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Werner Wehry<br />

Berlin<br />

Am 23. November 2007 fand im Hörsaal des Instituts<br />

für Informatik der FU Berlin das „Scherhag-Kolloquium“<br />

statt. Am 29. September 2007 wäre Prof. Dr.<br />

Richard Scherhag, der Gründer des Instituts für Meteorologie<br />

der Freien Universität Berlin, 100 Jahre alt<br />

geworden. Etwa 200 Personen erschienen und gaben<br />

dem Programm einen festlichen Rahmen. Unter ihnen<br />

waren viele ehemalige Studierende sowie Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und auch fast alle Aktiven des<br />

heutigen Instituts.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Dekan des<br />

Fachbereichs Geowissenschaften der FU Berlin, Prof.<br />

Dr. Ulrich Cubasch, berichtete Dr. Klaus Wege, ehemals<br />

Leiter des DWD-Observatoriums Hohenpeißenberg,<br />

von Reminiszenzen seiner Studienzeit im 1949<br />

von Richard Scherhag gegründeten Institut, wo er von<br />

1950 bis 1957 studiert hat. Nach einem Überblick<br />

über die wesentlichen wissenschaftlichen Leistungen<br />

Richard Scherhags vermittelte er den Zuhörern an Hand<br />

von Bildern seiner Mitstudierenden, von Institutsfeiern<br />

und Exkursionen die Stimmung und die sehr kollegiale<br />

Arbeitsweise in dem damals noch kleinen Institut.<br />

Schon bald nach der Gründung übernahm das Institut<br />

im Auftrag der Alliierten mit Hilfe weniger Lehrpersonen<br />

und der Studierenden die tägliche Aufgabe, für<br />

Berlin die Wettervorhersage zu erstellen, wozu auch<br />

die Warnungen vor Gefährdungen durch Wetterereignisse<br />

gehörten (s. den Bericht von Günter Warnecke,<br />

<strong>Mitteilungen</strong> der <strong>DMG</strong>, Heft 3/2007)<br />

Anschließend gab Prof. Dr. Horst Malberg einen<br />

kurzen Überblick über Leben und Werk Richard Scherhags.<br />

So sagte er: „Mit Richard Scherhag ehren wir<br />

nicht nur den Gründer dieses Instituts für Meteorologie<br />

der Freien Universität Berlin, sondern auch einen ganz<br />

großen Synoptiker. Sein Lehrbuch von 1948 „Neue<br />

Methoden der Wetteranalyse und Wetterprognose“ war<br />

wegweisend für die synoptischen Meteorologie und hat<br />

auch nach 60 Jahren in Bezug auf das Verständnis des<br />

Wettergeschehens nichts von seiner Faszination verloren.“<br />

1931 promovierte Richard Scherhag, 24-jährig, mit<br />

einer Arbeit über die atmosphärischen Zustände bei der<br />

Entstehung von Gewittern. Sein Berufsweg führte ihn<br />

über Essen und das Brocken-Observatorium zur <strong>Deutsche</strong>n<br />

Seewarte in Hamburg, wo ihn die Intensität der<br />

Elemente faszinierte. 1938/39 wurde er nach Berlin in<br />

die Analysenzentrale des Reichswetterdienstes versetzt.<br />

Nach dem Krieg war er mit am Aufbau des Wetterdienstes<br />

in der US-Zone in Bad Kissingen beteiligt.<br />

Der 1949 erstmals gedruckte „Tägliche Wetterbericht“<br />

tagungen<br />

Kolloquium aus Anlass des 100. Geburtstages<br />

von Richard Scherhag (29.9.1907–31.8.1970)<br />

Abb. 1: R. Scherhag und sein Freund und Kollege, Prof. Dr. Heinz<br />

Reuter aus Wien.<br />

mit Boden- und Höhenwetterkarten erfuhr weltweite<br />

Anerkennung.<br />

Die ersten 500-hPa-Karten waren ebenso eine Sensation<br />

wie die empirisch gewonnenen Erkenntnisse über<br />

den Zusammenhang der Divergenz des Srömungsfeldes<br />

mit der Zyklogenese, insbesondere mit der Entwicklung<br />

von Sturm- und Orkanzyklonen im Delta der Frontalzone.<br />

Von großer praktischer Bedeutung erwies sich<br />

dann die Erkenntnis über die Steuerung von Druckfall-<br />

und Drucksteiggebieten, also den Isallobaren, durch<br />

die Höhenströmung. Darauf aufbauend entwickelte<br />

Richard Scherhag 1938/39 die Bahn brechende Methode<br />

zur empirischen Konstruktion von 24-stündigen<br />

Bodenvorhersagekarten mittels graphischer Addition.<br />

Das Verfahren war in der Praxis 25 Jahre im Einsatz.<br />

Die Entdeckung der Stratosphärenerwärmung 1952,<br />

ein Jahr nach Beginn der Berliner Hochaufstiege, war<br />

eine wissenschaftliche Sensation. Horst Malberg fuhr<br />

fort: „Zusammenfassend möchte ich aus meiner Erfahrung<br />

über den Wissenschaftler Richard Scherhag sagen:<br />

• er war ein leidenschaftlicher Synoptiker,<br />

• ein erfahrener Klimadiagnostiker,<br />

• ein hervorragender Organisator und Drittmitteleinwerber,<br />

• ein motivierender Lehrer,<br />

• ein toleranter, aufgeschlossener Diskussionspartner,<br />

• ein wohlwollender und motivierender Chef und<br />

Lehrer<br />

• eine Autorität, ohne autoritär zu sein.“<br />

Als prominenter ehemaliger Studierender des Instituts<br />

brachte der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes,<br />

Dipl.-Met. Wolfgang Kusch, zunächst einige<br />

Reminiszenzen aus seiner Studienzeit und überreichte<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

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