Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...
Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...
Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2<br />
focus<br />
Betrachtungen zum Klima im Berchtesgadener<br />
Raum (Teil 1)<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
H. Vogt, M. Hornsteiner<br />
Universität München<br />
1 Einleitung<br />
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich<br />
einige Berchtesgadener Bürger mit den ersten Wetteraufzeichnungen.<br />
Ihre Tätigkeit wurde dann von den<br />
Franziskanern und den Schwestern des Krankenhauses<br />
fortgesetzt, bis schließlich nach dem 2. Weltkrieg der<br />
<strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD) in Berchtesgaden eine<br />
Klimahauptstation mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter<br />
errichtete, die ab 1975 stark reduziert wurde und als<br />
Klimastation auf der Basis der Mannheimer Stunden<br />
ehrenamtlich fortgeführt wurde. 1990 endeten die Tätigkeiten<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes in dieser Form.<br />
Gleichzeitig wurden auch eine Reihe von Wetterstationen,<br />
die z. B. von Hüttenwirten betreut wurden, eingestellt,<br />
so dass nach 1960 außer im Ort Berchtesgaden<br />
kaum mehr Stationen mit entsprechenden Zeitreihen<br />
vorlagen. Den Mitarbeitern des DWD, besonders Herrn<br />
G. Hofmann und Herrn P. Köhler ist es zu verdanken,<br />
dass die frühen Aufzeichnungen entdeckt wurden und<br />
so erhalten blieben.<br />
Seit 1989 besteht in Berchtesgaden-Schönau eine<br />
Kurklimastation im Rahmen des Prädikats Heilklimatischer<br />
Kurort.<br />
Etwa zur selben Zeit begann im Nationalpark<br />
Berchtesgaden in Kooperation mit dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienst der Aufbau eines umfangreichen Messnetzes<br />
für Niederschlag, Temperatur, relative Feuchte<br />
und Wind, um eine Verifizierung der „Theoretischen<br />
Topoklimatologie im Nationalpark Berchtesgaden“<br />
(En d E r s, 1979) zu realisieren. Dieses Messnetz ist mit<br />
einigen Veränderungen und Einschränkungen derzeit<br />
noch in Betrieb und wird vom <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst<br />
betreut.<br />
Für die vorgestellten Ergebnisse wurden die Aufzeichnungen<br />
der 1. Klimatologischen Normalperiode<br />
(1931–1960) verwendet, da das derzeitige Messnetz<br />
noch keine ausreichend langen Zeitreihen besitzt, wie<br />
sie für klimatologische Aussagen verlangt werden und<br />
die 2. Klimatologische Normalperiode (1961–1990)<br />
nur Ergebnisse von Berchtesgaden aufweist, während<br />
die anderen Stationen eingestellt wurden.<br />
Der Raum, der zu betrachten ist, wird durch den<br />
Berchtesgadener Talkessel und seine Umrahmung repräsentiert.<br />
Es handelt sich um ein Landschaftsklima<br />
bzw. Gebirgsklima. Neben dem Raumbezug ist bei klimatologischer<br />
Betrachtungsweise auch die Länge des<br />
beobachteten Zeitabschnitts zu berücksichtigen. Im<br />
Alpenraum ist für den Niederschlag ein Zeitraum von<br />
50 Jahren, für die Temperatur ein Zeitraum von 25 Jahren<br />
und für die relative Luftfeuchtigkeit ein Zeitraum<br />
Liter pro Quadratmeter<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Monatssummen des Niederschlags in<br />
Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und Ramsau im Jahr<br />
1996<br />
Ramsau-Hintersee<br />
Hamburg<br />
Berlin<br />
Düsseldorf<br />
Stuttgart<br />
Hintersee<br />
Abb. 1: Vergleich der Monatssummen des Niederschlags der DWD Station<br />
Ramsau-Hintersee im Berchtesgadener Talkessel mit den monatlichen<br />
Niederschlagssummen im Jahr 1996 in Hamburg, Berlin, Düsseldorf<br />
und Stuttgart.<br />
von 12 Jahren die Voraussetzung für gesicherte klimatologische<br />
Aussagen (Bl ü t h g E n, 1966). Diese für Gebirge<br />
genannten unterschiedlichen Mindestlängen von<br />
Zeitreihen sind auf die unterschiedlichen Variabilitäten<br />
der einzelnen Klimaparameter zurückzuführen und die<br />
daraus folgenden hohen Spannweiten, die jeweils durch<br />
die Größe der Stichprobe die Standardabweichungen<br />
der Mittelwerte minimieren können.<br />
Für den kurzen Zeitraum eines Jahres (1996) zeigen<br />
sich z. B. beim Niederschlag erst recht deutliche Abweichungen<br />
im Vergleich zu anderen Regionen in<br />
Deutschland (besonders im Sommer), was auf die Luv-<br />
Lee-Effekte, Staulagen und Konvektivereignisse zurückgeführt<br />
werden kann.<br />
Die hier vorliegende Untersuchung soll die Eigentümlichkeiten<br />
des Lokalklimas näher beleuchten, wobei die<br />
Arbeit wie folgt gegliedert ist: Kapitel 2 ist den charakteristischen<br />
Ausprägungen des Klimas im Alpenraum<br />
gewidmet. Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Niederschlagsverteilung<br />
im Nationalparkgebiet, im Kapitel<br />
4 (Fortsetzung im nächsten Heft) werden Temperatur-,<br />
Abb. 2: Klassifizierte Verteilung der Hangneigung im Nationalpark<br />
Berchtesgaden nach Heller (1996).