Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...
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<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong><br />
<strong>01</strong> / <strong>2008</strong><br />
Spiegelungen<br />
www.dmg-ev.de Heft <strong>01</strong> <strong>2008</strong> ISSN <strong>01</strong>77-85<strong>01</strong><br />
See Langas, Stora Sjöfallet Nationalpark, Welterbe Laponia, Lappland,<br />
Schweden, 3.8.2007, 14:24 Uhr. Foto: Gunar Streu
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
sie halten ein Heft in den Händen, das diesmal ungewöhnlich<br />
viele Beiträge aus den Reihen unserer Gesellschaft<br />
(„wir“) beinhaltet. Darüber freue ich mich,<br />
denn es ist ja eine ureigene Sache unseres Mitgliedermagazins,<br />
Nachrichten aus den Zweigvereinen, Berichte<br />
über <strong>DMG</strong>-Veranstaltungen, <strong>Mitteilungen</strong> von<br />
den Fachausschüssen, Laudationes und leider immer<br />
wieder auch Nachrufe zu kommunizieren. Außerdem<br />
beweist es, dass die <strong>DMG</strong> eine sehr aktive Gemeinschaft<br />
ist, die auch deutliche Erklärungen nicht scheut,<br />
wie die im letzten Heft veröffentlichte Stellungnahme<br />
zur Klimaproblematik.<br />
Persönlichere, teils subjektive, auf jeden Fall nachdenkliche<br />
Töne, gerade auch zur Klimadebatte, lesen<br />
Sie im Beitrag von Walter Fett, Ehrenmitglied<br />
unserer Gesellschaft aus dem Zweigverein Berlin-<br />
Brandenburg. Sie zeigen, dass in der <strong>DMG</strong> auch<br />
Platz ist für Positionen, die nicht immer diejenigen<br />
des Vorstandes oder der aktuellen meteorologischen<br />
Forschung widerspiegeln müssen. Dazu wurde eine<br />
neue Rubrik eingeführt („diskutabel“), in der künftig<br />
mehr oder weniger regelmäßig Berichte, Meinungen,<br />
Gedanken ausgetauscht werden sollen, die auf wissenschaftlichem<br />
Niveau durchaus diskussionswürdig<br />
sein sollten.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr<br />
Jörg Rapp<br />
Inhalt<br />
focus<br />
editorial<br />
Klima im Berchtesgadener Raum, Teil 1 2<br />
Die COPS-Sommerschule 2007 6<br />
diskutabel<br />
Sonne, Mond und Regen 9<br />
news 15<br />
wir<br />
Einladung zur Festveranstaltung<br />
125 Jahre <strong>DMG</strong> 18<br />
Laudatio für Dr. Siegurd Schienbein 19<br />
neue Vorsitzende ZVBB, ZVF, FA Hydro 20<br />
Ehrenkolloquium für Prof. Dr. Walter Fett 21<br />
Fortbildungsveranstaltung ZV Leipzig 22<br />
Mitteilung des Kassenwartes 24<br />
Geburtstage 25<br />
Nachrufe<br />
Dr. Heinrich Kuhl 26<br />
Dr. Erich Süssenberger 27<br />
Aufruf <strong>DMG</strong> Vorstandswahl <strong>2008</strong> 28<br />
medial<br />
Rezensionen 29<br />
tagungen<br />
Sherhag Kolloquium 33<br />
Entdeckung der Berson-Westwinde<br />
vor 100 Jahren 36<br />
Tagungskalender 38<br />
anerkannte beratende meteorologen 39<br />
anerkannte wettervorhersage 40<br />
impressum 17<br />
corrigendum 5<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>
2<br />
focus<br />
Betrachtungen zum Klima im Berchtesgadener<br />
Raum (Teil 1)<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
H. Vogt, M. Hornsteiner<br />
Universität München<br />
1 Einleitung<br />
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich<br />
einige Berchtesgadener Bürger mit den ersten Wetteraufzeichnungen.<br />
Ihre Tätigkeit wurde dann von den<br />
Franziskanern und den Schwestern des Krankenhauses<br />
fortgesetzt, bis schließlich nach dem 2. Weltkrieg der<br />
<strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD) in Berchtesgaden eine<br />
Klimahauptstation mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter<br />
errichtete, die ab 1975 stark reduziert wurde und als<br />
Klimastation auf der Basis der Mannheimer Stunden<br />
ehrenamtlich fortgeführt wurde. 1990 endeten die Tätigkeiten<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes in dieser Form.<br />
Gleichzeitig wurden auch eine Reihe von Wetterstationen,<br />
die z. B. von Hüttenwirten betreut wurden, eingestellt,<br />
so dass nach 1960 außer im Ort Berchtesgaden<br />
kaum mehr Stationen mit entsprechenden Zeitreihen<br />
vorlagen. Den Mitarbeitern des DWD, besonders Herrn<br />
G. Hofmann und Herrn P. Köhler ist es zu verdanken,<br />
dass die frühen Aufzeichnungen entdeckt wurden und<br />
so erhalten blieben.<br />
Seit 1989 besteht in Berchtesgaden-Schönau eine<br />
Kurklimastation im Rahmen des Prädikats Heilklimatischer<br />
Kurort.<br />
Etwa zur selben Zeit begann im Nationalpark<br />
Berchtesgaden in Kooperation mit dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienst der Aufbau eines umfangreichen Messnetzes<br />
für Niederschlag, Temperatur, relative Feuchte<br />
und Wind, um eine Verifizierung der „Theoretischen<br />
Topoklimatologie im Nationalpark Berchtesgaden“<br />
(En d E r s, 1979) zu realisieren. Dieses Messnetz ist mit<br />
einigen Veränderungen und Einschränkungen derzeit<br />
noch in Betrieb und wird vom <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst<br />
betreut.<br />
Für die vorgestellten Ergebnisse wurden die Aufzeichnungen<br />
der 1. Klimatologischen Normalperiode<br />
(1931–1960) verwendet, da das derzeitige Messnetz<br />
noch keine ausreichend langen Zeitreihen besitzt, wie<br />
sie für klimatologische Aussagen verlangt werden und<br />
die 2. Klimatologische Normalperiode (1961–1990)<br />
nur Ergebnisse von Berchtesgaden aufweist, während<br />
die anderen Stationen eingestellt wurden.<br />
Der Raum, der zu betrachten ist, wird durch den<br />
Berchtesgadener Talkessel und seine Umrahmung repräsentiert.<br />
Es handelt sich um ein Landschaftsklima<br />
bzw. Gebirgsklima. Neben dem Raumbezug ist bei klimatologischer<br />
Betrachtungsweise auch die Länge des<br />
beobachteten Zeitabschnitts zu berücksichtigen. Im<br />
Alpenraum ist für den Niederschlag ein Zeitraum von<br />
50 Jahren, für die Temperatur ein Zeitraum von 25 Jahren<br />
und für die relative Luftfeuchtigkeit ein Zeitraum<br />
Liter pro Quadratmeter<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Monatssummen des Niederschlags in<br />
Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und Ramsau im Jahr<br />
1996<br />
Ramsau-Hintersee<br />
Hamburg<br />
Berlin<br />
Düsseldorf<br />
Stuttgart<br />
Hintersee<br />
Abb. 1: Vergleich der Monatssummen des Niederschlags der DWD Station<br />
Ramsau-Hintersee im Berchtesgadener Talkessel mit den monatlichen<br />
Niederschlagssummen im Jahr 1996 in Hamburg, Berlin, Düsseldorf<br />
und Stuttgart.<br />
von 12 Jahren die Voraussetzung für gesicherte klimatologische<br />
Aussagen (Bl ü t h g E n, 1966). Diese für Gebirge<br />
genannten unterschiedlichen Mindestlängen von<br />
Zeitreihen sind auf die unterschiedlichen Variabilitäten<br />
der einzelnen Klimaparameter zurückzuführen und die<br />
daraus folgenden hohen Spannweiten, die jeweils durch<br />
die Größe der Stichprobe die Standardabweichungen<br />
der Mittelwerte minimieren können.<br />
Für den kurzen Zeitraum eines Jahres (1996) zeigen<br />
sich z. B. beim Niederschlag erst recht deutliche Abweichungen<br />
im Vergleich zu anderen Regionen in<br />
Deutschland (besonders im Sommer), was auf die Luv-<br />
Lee-Effekte, Staulagen und Konvektivereignisse zurückgeführt<br />
werden kann.<br />
Die hier vorliegende Untersuchung soll die Eigentümlichkeiten<br />
des Lokalklimas näher beleuchten, wobei die<br />
Arbeit wie folgt gegliedert ist: Kapitel 2 ist den charakteristischen<br />
Ausprägungen des Klimas im Alpenraum<br />
gewidmet. Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Niederschlagsverteilung<br />
im Nationalparkgebiet, im Kapitel<br />
4 (Fortsetzung im nächsten Heft) werden Temperatur-,<br />
Abb. 2: Klassifizierte Verteilung der Hangneigung im Nationalpark<br />
Berchtesgaden nach Heller (1996).
Abb. 3 : Verteilung der Expositionen nach Heller (1996).<br />
Besonnungs- und Bewölkungsverhältnisse betrachtet<br />
und Kapitel 5 beinhaltet einen kurzen Ausblick.<br />
2 Charakteristische Ausprägungen des Klimas im<br />
Alpenraum<br />
Die hoch aufragenden Gebirge stellen sich den Luftmassen<br />
entgegen. Auf diese Weise werden diese gezwungen,<br />
sich neue Wege zu suchen. Das führt dazu,<br />
dass die Luftmassen gebremst, abgelenkt oder gar abgesperrt<br />
werden. Diese Vorgänge werden als Stau- und<br />
Föhneffekte bezeichnet. Die Höhenlage, die Hangneigung<br />
und die Exposition zur Sonne wirken sich besonders<br />
auf die Sonnenstrahlung aus.<br />
Schon durch eigene Betrachtung in der Natur lässt sich<br />
erkennen, dass sich die nach Süden neigenden Hänge<br />
der Gebirge von den nach Norden orientierten deutlich<br />
unterscheiden. Sie genießen eine längere Sonnenscheindauer,<br />
apern früher aus und weisen höhere Boden-<br />
und Lufttemperaturen auf. Offensichtlich steuert<br />
das Relief ganz besonders den Energiegewinn aus der<br />
Sonnenstrahlung. 4 Einflussfaktoren bilden die Hauptursachen:<br />
2.1 Die Höhenlage<br />
Die hypsographische Summenkurve ergibt für den<br />
Berchtesgadener Talkessel eine mittlere Gebietshöhe<br />
von ca. 1400 m. Die Abhängigkeit einzelner Klimaparameter<br />
von der Meereshöhe, wie z.B. Niederschlag<br />
und Lufttemperatur konnte bereits in der 1. Klimanormalperiode<br />
(1931–1960) und auch in der 2. Klimanormalperiode<br />
wegen eines leider im Zeitraum von<br />
1961–1990 extrem reduzierte Datenkollektivs nicht<br />
verifiziert werden. Erst ab ca. 1989 wurde durch den<br />
Nationalpark Berchtesgaden ein Messnetz mit hoher<br />
räumlicher Variabilität unter Berücksichtigung der topographischen<br />
Einflussfaktoren installiert.<br />
2.2 Hangneigung<br />
Das Maximum an Strahlungsenergie wird erreicht,<br />
wenn die Sonnenstrahlen normal auf eine Fläche treffen.<br />
Die unterschiedlich steilen Hänge werden also<br />
focus<br />
Abb. 4: Einfluss der Topographie auf die Direktstrahlung – Schlagschatten<br />
(Be n d i x, 2004, S. 50).<br />
abhängig vom Einfallswinkel der Sonne zu verschiedenen<br />
Tages- und Jahreszeiten ganz unterschiedliche<br />
Strahlungsmengen erhalten. Besonders auffällig ist der<br />
hohe Flächenanteil an Hängen mit einem Neigungswinkel<br />
zwischen 30° und 40° (Abb. 2), die dadurch<br />
schon einem bei niedrigem Sonnenstand einen nicht<br />
unerheblichen Strahlungsgewinn haben.<br />
2.3 Lage zur Sonne (Exposition)<br />
Am Rande der Lufthülle trifft die kurzwellige Sonnenstrahlung<br />
ungefiltert auf. Bis zur Erdoberfläche ist der<br />
Weg durch den Filter Atmosphäre je nach Jahres- und<br />
Tageszeit unterschiedlich lang und beträgt im Dezember<br />
zur Mittagszeit etwa das Dreifache des zum Juni.<br />
An der Erdoberfläche geschieht dann eine Umwandlung<br />
der kurzwelligen Sonnenstrahlung in langwellige<br />
Wärmestrahlung. Damit ist verständlich, warum Südhänge<br />
auf der Nordhalbkugel einen erheblichen Strahlungsgenuss<br />
erhalten und wärmebegünstigt sind.<br />
Bedingt durch den starken Einfluss der Oberflächengestalt<br />
(Exposition) ergibt sich also für das Klima<br />
Berchtesgadens eine stark ausgeprägte Veränderlichkeit,<br />
sowohl in vertikaler als auch in horizontaler<br />
Richtung. Zusätzlich zeigen sich tägliche, monatliche<br />
und jahreszeitliche Schwankungen. In der Verteilung<br />
der Exposition (Abb. 3) bildet sich das Relief durch<br />
die hohen Anteile von west-, nord- und ostexponierten<br />
Bereichen als Folge der prägenden Längstäler ab. Besonders<br />
am Vormittag bzw. am Nachmittag werden die<br />
jeweiligen Talseiten einen verstärkten Strahlungsgenuss<br />
erfahren. Genauso entstehen dadurch bei entsprechenden<br />
Großwetterlagen Stau-, Luv- und Lee-Effekte<br />
ebenso wie thermisch verursachte Lokalwindsysteme.<br />
2.4 Horizontabschirmung:<br />
Strahlungsgenuss und in der Folge auch der Tagesgang<br />
der Temperatur werden durch die unterschiedliche Horizontabschirmung<br />
in ihrem tages- und jahreszeitlichen<br />
Verlauf ganz erheblich überlagert, so dass daraus eine<br />
hohe Variabilität folgt.<br />
Ganz besonders bei niedrigem Sonnenstand – also<br />
morgens und abends – wirkt sich die Verringerung der<br />
Intensität der Direktstrahlung besonders aus. Die von<br />
der Sonne abgewandten Hangbereiche werden durch<br />
den sogenannten Schlagschatten beeinflusst (BE n d i x,<br />
2004).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
3
4<br />
focus<br />
Langjährige Monatsmittel, Maxima und Minima des Niederschlags ( 1961–1990 ) in Berchtesgaden<br />
Abb. 5: Die mittleren, maximalen und minimalen monatlichen Niederschlagssummen<br />
in der 2. klimatologischen Normalperiode in<br />
Berchtesgaden.<br />
Eine vollständige Abdunkelung erfolgt allerdings<br />
nicht, da die diffuse Himmelsstrahlung – unabhängig<br />
vom Azimut – gleichmäßig beleuchtet. Die Verkürzung<br />
des Tagbogens der Sonne kann in N-S-verlaufenden<br />
Tälern erheblich sein, während in O-W verlaufenden<br />
Tälern die Verkürzung deutlich geringer ausfällt.<br />
3 Niederschlag<br />
Die Niederschlagsmenge wurde im Nationalpark,<br />
wie auch in anderen Regionen der Alpen (siehe z.B.<br />
Ba u m g a r t n E r, 1983) direkt mit der Meereshöhe korreliert.<br />
Dieser Zusammenhang wird sowohl beim Jahresniederschlag<br />
wie auch bei den Monatssummen im<br />
Nationalpark Berchtesgaden durch eine Korrelationsanalyse<br />
nicht ausreichend bestätigt (siehe Tab. 2). Für<br />
Berchtesgaden (542 m) beträgt der Jahresniederschlag<br />
im langjährigen Mittel 1514 mm, der Obersalzberg<br />
(971 m) erhält 1590 mm und das Stahlhaus in 1740 m<br />
weist 1753 mm Jahresniederschlag im Mittel der Jahre<br />
1961 bis 1990 auf.<br />
Neben der hypsometrischen Verteilung lässt sich an<br />
allen Stationen ein Jahresgang in den durchschnittlichen<br />
Monatssummen des Niederschlags erkennen.<br />
Am Beispiel der Station Berchtesgaden sei dies vorgestellt:<br />
Das Maximum der monatlichen Niederschlagssumme<br />
liegt bei 203 mm im Monat Juli. Dies entspricht<br />
13,3 % des Jahresniederschlags. Das Minimum mit<br />
87 mm oder 5,7 % des Jahresniederschlags fällt im<br />
Monat Oktober. In den Monaten Juni, Juli und August<br />
fallen 574 mm. Dies bedeutet einen Anteil von 37,7 %<br />
(siehe Tab. 1).<br />
Auch die Tagessummen des Niederschlags lassen<br />
sich nach FLIRI (1975) am Alpennordrand für die<br />
niederschlagsrelevanten Wetterlagen (zyklonaler Tiefdruck)<br />
einteilen in:<br />
I: < 8,0 mm/Tag<br />
II: < 20,0 mm/Tag<br />
III: > 30,0 mm/Tag<br />
Die hohen Tagessummen (III) treten dabei bevorzugt<br />
in den Monaten von März bis August auf und können<br />
rund 100 mm/Tag erreichen.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Abb. 6: Beispiel für die räumliche Verteilung des Niederschlags bei<br />
einem Gewitter.<br />
Eine Ausnahme bilden ganzjährig die Vb-Lagen<br />
(Tiefdruckgebiet über der nördlichen Adria bis Ungarn)<br />
und die lokalen sommerlichen Konvektionsereignisse<br />
(Gewitter).<br />
Die mittleren Monatssummen des Niederschlags in<br />
der zweiten. Klimatologischen Normalperiode (1961<br />
– 1990) zeigen einen ausgeprägten Jahresgang und ein<br />
Maximum in den Monaten Juni, Juli und August, weil<br />
sich in diesen Monaten die Konvektionsereignisse verstärkt<br />
auswirken. Besonders ausgeprägt ist die Spannweite<br />
der minimalen und maximalen Monatssummen<br />
des Niederschlags zwischen 1961 und 1990, die<br />
die hohe Variabilität des Niederschlags belegt (siehe<br />
Tab. 1 und Abb. 5).<br />
Monatssummen in mm<br />
Monat Mittel Maximum Minimum<br />
Januar 100,7 215,0 8,0<br />
Februar 79,3 239,0 7,0<br />
März 95,0 255,0 18,0<br />
April 105,4 232,0 26,0<br />
Mai 143,8 286,0 67,0<br />
Juni 175,0 273,0 82,0<br />
Juli 203,0 342,0 75,0<br />
August 196,8 362,0 88,0<br />
September 114,2 254,0 30,0<br />
Oktober 87,4 221,0 10,0<br />
November 99,5 241,0 27,0<br />
Dezember 119,4 314,0 14,0<br />
Tab. 1: Mittlere, maximale und minimale Monatssummen des Niederschlags<br />
in der klimatologischen Normalperiode ( 1961–1990 ) in der<br />
Region Berchtesgaden in mm.<br />
3.1 Korrelationsbetrachtung<br />
Die in Tab. 2 vorgestellten Korrelationen bestätigen die<br />
noch für manche Monate recht geringe Abhängigkeit<br />
der Niederschlagsmenge von der Meereshöhe. Selbst<br />
unter Berücksichtung der Messfehler bei der Niederschlagsmessung,<br />
besonders in Höhenlagen, ist auf<br />
Grund der relativen Betrachtung in den Einzelmonaten<br />
eine Höhenabhängigkeit nicht generell zu bestätigen<br />
(Fr E i und sc h m i d l i, 2006).<br />
3.2 Niederschlagsereignisse, die sich auf Grund ihrer<br />
Genese nicht in eine gesetzmäßige räumliche<br />
Niederschlagsverteilung einordnen lassen<br />
Das vorgestellte Beispiel (Abb. 6) zeigt am Gewitter<br />
vom 27.7.1995 die hohe räumliche Variabilität eines
Zeitraum Korrelations-<br />
Bestimmtheitskoeffizient<br />
Maß (%)<br />
Januar 0,229 5<br />
Februar 0,076 1<br />
März 0,484 23<br />
April 0,548 30<br />
Mai 0,642 41<br />
Juni 0,644 41<br />
Juli 0,716 51<br />
August 0,898 81<br />
September 0,786 62<br />
Oktober 0,599 36<br />
November 0,378 14<br />
Dezember 0,683 17<br />
Sommer 0,761 58<br />
Winter 0,436 19<br />
Jahr 0,683 47<br />
Tab. 2: Korrelationskoeffizient und Bestimmtheitsmaß zwischen Niederschlag<br />
und Meereshöhe auf der Grundlage der mittleren Monatssummen<br />
des Niederschlags in der ersten Klimatologischen Normalperiode<br />
(193 –1960) im Nationalpark Berchtesgaden.<br />
solchen kurzzeitigen Starkregenereignisses, das auf<br />
ein Konvektivereignis zurückzuführen ist. Da diese<br />
Niederschlagssummen auch auf die Monatssummen<br />
des Niederschlags erhebliche Auswirkungen besitzen,<br />
die Höhenabhängigkeit der Niederschlagsmenge aber<br />
Corrigendum<br />
durch advektive Großwetterlagen bestätigt wird, sind<br />
derartige Niederschlagsereignisse, die kein regelhaftes<br />
Verteilungsmuster aufweisen, von erheblichem Einfluss<br />
auf die Korrelation der Meereshöhe mit den monatlichen<br />
Niederschlagssummen und verringern deutlich<br />
das Signifikanzniveau.<br />
3.3 Fazit<br />
Den Verfassern erscheint an dieser Stelle ein Zitat<br />
von Fr E i und sc h m i d l i (2006: S. 66) geeignet, um die<br />
voraus gehenden Darstellungen zu unterstreichen:<br />
„Das Beispiel der Alpen macht deutlich, wie komplex<br />
die räumlichen und jahreszeitlichen Muster des<br />
Niederschlagsklimas in komplexer Topographie sein<br />
können. Die zum Teil verbreitete Vorstellung einer<br />
Niederschlagszunahme mit der Meereshöhe liefert,<br />
zumindest für den Alpenraum, ein mangelhaftes Bild<br />
der Verhältnisse. Zudem weichen die räumlichen und<br />
jahreszeitlichen Verteilungen von Extremereignissen<br />
zum Teil wesentlich von der Verteilung des mittleren<br />
Niederschlags ab.“<br />
Fortsetzung im nächsten Heft (02/<strong>2008</strong>)<br />
focus<br />
zum Beitrag Impressionen DACH 2007, <strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> 04/2007, Umschlagsinnenseite hinten.<br />
Auf der Umschlagsinnenseite wurde unter folgender Abbildung in der Bildunterschrift versehentlich ein falscher<br />
Name abgedruckt. Hier die korrekte Bildunterschrift:<br />
Prof. Franz Fiedler (rechts) und Dr. Annette Kirk (links).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
5
6<br />
focus<br />
Die COPS-Sommerschule im Jahr 2007<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Armin Mathes<br />
Universität Bonn<br />
Vom 1. Juni bis zum 31. August 2007 fand in Südwestdeutschland<br />
und Ostfrankreich die Feldmesskampagne<br />
COPS statt (siehe <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong>, Heft 3/2007).<br />
COPS steht für „Convective and Orographically<br />
induced Precipitation Study“ und war eine der bisher<br />
größten meteorologischen Feldmesskampagnen.<br />
Eingebettet in das Schwerpunktprogramm SPP 1167<br />
„Quantitative Niederschlagsvorhersage“ PQP (Praecipitationis<br />
Quantitative Predictio, www.meteo.uni-bonn.<br />
de/projekte/SPPMeteo/) der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG), beteiligten sich mehr als 100 Wissenschaftler<br />
aus acht Ländern intensiv drei Monate<br />
lang im Schwarzwald, Rheintal und den Vogesen an<br />
der Messkampagne.<br />
Die Organisatoren des DFG-Schwerpunktprogramms<br />
SPP 1167 PQP organisierten dazu eine COPS-Sommerschule<br />
für Studenten. Für Meteorologiestudenten<br />
bot sich damit die einmalige Chance, während ihres<br />
Studiums eine Vielzahl von hervorragenden nationalen<br />
und internationalen Wissenschaftlern bei der Arbeit<br />
kennen zu lernen und den Einsatz zahlreicher, zum Teil<br />
neuartiger meteorologischer Messgeräte im „Ernstfall“<br />
zu studieren bzw. hautnah zu erleben. Großes Interesse<br />
zogen natürlich auch die neun Messflugzeuge die am<br />
Baden Airport stationiert waren auf sich.<br />
Die COPS-Sommerschule fand vom 23. Juli bis zum 3.<br />
August 2007 in der Jugendherberge Forbach-Herrenwies<br />
(Abb. 1) im Schwarzwald mitten im COPS-Messgebiet<br />
statt. Insgesamt nahmen 87 Studenten (Abb. 2)<br />
aus Frankreich, Belgien, Österreich und Deutschland<br />
daran teil.<br />
Das Programm der Sommerschule gliederte sich in<br />
zwei Teile. Jeweils vormittags und am frühen Abend<br />
wurden im umfunktionierten Verpflegungssaal der Jugendherberge<br />
insgesamt 27 Vorträge von meist direkt<br />
oder indirekt an COPS beteiligten Wissenschaftlern gehalten.<br />
Die Themen variierten von unmittelbar COPSrelevanten<br />
Themen wie der Charakterisierung von<br />
Aerosolpartikeln aus in-situ Messungen oder Lidar-<br />
Messungen von Wasserdampf und Temperatur über<br />
Fragen der Qualitätskontrolle von hochauflösenden<br />
Messungen und der Datenassimilation zur Einspeisung<br />
der Daten in die Modelle bis hin zu stochastischen Aspekten<br />
der Wettervorhersage und der generellen Vorhersagbarkeit<br />
der Vorgänge in der Atmosphäre. Da bei<br />
den Vorträgen meist auch mehrere Wissenschaftler anwesend<br />
waren, kam es im Anschluss an die Vorträge<br />
immer wieder zu spannenden und intensiv geführten<br />
Diskussionen, die teils auch kontrovers liefen und an<br />
denen sich auch die Studenten rege beteiligten.<br />
Abb. 1: Jugendherberge Forbach-Herrenwies.<br />
An den Nachmittagen wurden mit gecharterten Reisebussen<br />
wichtige COPS-Einrichtungen besucht. Dazu<br />
zählten die fünf sogenannten Supersites-Observatorien,<br />
an denen verschiedene Fernerkundungsinstrumente,<br />
Netzwerke von Turbulenz- und Energiebilanzmessstationen,<br />
Bodenfeuchtesensoren, GPS-Empfänger<br />
sowie automatische Wetterstationen aufgebaut waren<br />
(Abb. 3). Der Besuch des Operation Centers im Baden<br />
Airpark und nicht zuletzt die Besichtigung eines<br />
Ultraleichtflugzeuges am Baden Airport rundeten das<br />
Programm ab.<br />
In kleineren Gruppen von 10–12 Personen wurden<br />
Radiosondenaufstiege an der Supersite Hornisgrinde<br />
und an der Supersite Achern begleitet. Dabei konnten<br />
die Studenten bei der Vorbereitung der Ballonaufstiege<br />
aktiv mitarbeiten.<br />
Gute synoptische Kenntnisse waren gefragt, als das<br />
COPS Operation Center um Unterstützung bei der<br />
Auswertung des umfangreichen Kartenmaterials zur<br />
Wettervorhersage anfragte. Eine kleine Gruppe von<br />
Studenten konnte so für mehrere Tage direkt am operationellen<br />
Geschehen im Operation Center teilnehmen.<br />
Des Weiteren konnten sich die Studenten auch mit<br />
eigenen Messungen beteiligen. Solche wurden beispielsweise<br />
von den Studenten aus Hannover und Köln<br />
durchgeführt, deren Institute jeweils eine Messexkursion<br />
parallel zur Sommerschule organisiert hatten.<br />
Als allgemeine Aufgabe sollten die Studenten Exkursionsberichte<br />
verfassen; diese konnten in Gruppenarbeit<br />
gefertigt werden und sollten eines der fünf<br />
folgenden Themen bearbeiten: 1) Moderne Messtechniken,<br />
2) Konvektionsdynamik, 3) Mikrophysik in Modellen<br />
und Beobachtungen, 4) Datenassimilation und<br />
5) Vorhersagbarkeit von und orographische Effekte bei<br />
mesoskaligen meteorologischen Prozessen. Die Exkursionsberichte<br />
sowie die Vorträge der Wissenschaftler<br />
und weitere Informationen rund um die Sommerschule<br />
finden sich auf der Homepage der COPS-Sommer-
Abb. 2: Die Teilnehmer der COPS-Sommerschule.<br />
Abb. 3: Besichtigung eines „Supersites-Observatoriums“.<br />
schule (www.meteo.uni-bonn.de/projekte/SPPMeteo/<br />
wiki/doku.php).<br />
Zeit zum gemütlichen Beisammensein, zu sportlichen<br />
Aktivitäten auf dem weitläufigen Jugendherbergsgelände,<br />
zu Wanderungen und Grillabenden etc.<br />
gab es natürlich auch. Für den Icebreaker erwies sich<br />
die Wettervorhersage für diesen Abend leider richtig:<br />
der vorhergesagte Regen kam tatsächlich, so dass<br />
die geplante Openair-Disco kurzerhand in einen der<br />
Aufenthaltsräume der Jugendherberge verlegt wurde.<br />
Dennoch entwickelte sich die Stimmung prächtig, was<br />
nicht zuletzt an dem eigens aus Karlsruhe verpflichteten<br />
DJ (samt eigener Anlage) lag, der den tanzwilligen<br />
Studenten kräftig einheizte.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sommerschule<br />
sowohl bei den Studenten als auch bei den<br />
Vortragenden ein großer Erfolg war. Zahlreiche qua-<br />
focus<br />
litativ hochwertige Vorträge, ein zwar intensives aber<br />
sehr spannendes Besuchsprogramm, eine sehr familiär<br />
und liebenswürdig geführte Jugendherberge mit exzellenter<br />
Küche (zertifiziert mit dem Siegel „ökologisch<br />
erzeugte Lebensmittel“) und nicht zuletzt die vielen<br />
gemeinsamen Freizeitaktivitäten garantierten die<br />
richtige Mischung und führten zu einer sehr positiven<br />
Stimmung unter den Studenten.<br />
Dies wurde durch die unmittelbar im Anschluss an<br />
die Sommerschule vom Zentrum für Evaluation und<br />
Methoden der Universität Bonn durchgeführte Evaluation<br />
der Sommerschule bestätigt. Dabei wurde per Internet<br />
ein anonymer Fragebogen an die teilnehmenden<br />
Studenten und an die Vortragenden gerichtet. Die Beteiligung<br />
daran lag bei nahezu 80 % und die sehr positiven<br />
Ergebnisse untermauerten den großen Erfolg der<br />
COPS-Sommerschule.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
7
8<br />
focus<br />
Als „Wetterfrosch“ im UN-Einsatz auf Zypern<br />
UNIFIL Presse- und Informationszentrum<br />
der Bundeswehr Limassol<br />
Der feuchte grüne Frosch klettert im Glas träge ein<br />
kleines Treppchen rauf. Es gibt gutes Wetter. Das<br />
glauben heute immer noch zahlreiche Menschen. Ihnen<br />
kommt beim Thema Wettervorhersage und Meteorologie<br />
sofort der kleine Frosch, alte Hühnerknochen,<br />
tieffliegende Schwalben oder gar Kaffeesatzleserei in<br />
den Sinn.<br />
„All diese Hilfsinstrumente sucht man bei uns im<br />
Arbeitscontainer vergeblich“, betont Helmut Kuske<br />
schmunzelnd. Der 37-jährige Flensburger gehört zu<br />
einem vierköpfigem Meteorologenteam auf Zypern, die<br />
in der so genannten METOC-Zelle (METeorology and<br />
OCeanograpy) für den deutschen UN-Marineverband<br />
arbeiten. Die Schiffe patrouillieren vor der Küste des<br />
Libanons und verhindern dadurch den Waffenschmuggel<br />
in das Land. Wetterspezialist Kuske wird von den<br />
Blauhelmsoldaten auf Zypern liebevoll „Große Wolke“<br />
genannt. Sein Arbeitsbereich ist ein schlichtes Büro,<br />
das sich kaum von herkömmlichen anderen Arbeitsräumen<br />
unterscheidet: ein Regal mit Fachbüchern, zwei<br />
Schreibtische und drei Laptops. Auch das Personal dort<br />
ist relativ „normal“. Kuske selbst ist kein ausgebildeter<br />
Schamane oder hat eine besondere Vorliebe für Kristallkugeln.<br />
Als Zivilist wird Kuske, neben einer Soldatin,<br />
als Meteorologe eingesetzt. Der Flensburger ist Beamter.<br />
Normalerweise ist er für die Marine in Kiel tätig.<br />
Auf der Mittelmeerinsel arbeitet er grundsätzlich für<br />
jeden, der sich über das Wetter informieren muss oder<br />
will. Im UN-Einsatz sind das zunächst der Kommandeur<br />
des Marineverbandes, Flottillenadmiral Christian<br />
Luther, für den die Wettervorhersage im Operationsgebiet<br />
eine wichtige Information zur Einsatz-Planung<br />
ist. Wo kann er wann welche Einheiten mit welchen<br />
Einschränkungen einsetzen? Wie vor hundert Jahren<br />
auch, zur Zeit der großen Segelschiffe, so ist auch heute<br />
das Wetter für eine maritime Operation sehr bedeutsam.<br />
Dies gilt genauso für die Bordhubschrauber auf<br />
der Fregatte BAYERN. „Wir liefern den Piloten eine<br />
Übersicht, die die Wetterlage von Zypern bis in den Libanon<br />
und von der Türkei bis nach Ägypten für einen<br />
bestimmten Zeitraum darstellt“, erklärt der Wetterprofi.<br />
Diese Vorhersage wird dreimal täglich aktualisiert,<br />
so dass die Piloten stets über das Wettergeschehen informiert<br />
sind. Von den Fregatten über die Versorger<br />
bis hin zu den kleineren Schnellbooten – alle sind mehr<br />
oder weniger betroffen vom Wetter: Wasserhosen,<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Das Wetterteam des UNIFIL-Einsatzes in Limassol (Zypern). Zweiter von<br />
rechts: Helmut Kuske.<br />
Gewitter mit ihren häufig auftretenden Böen um Windstärke<br />
10 (entspricht rund 100 km/h) oder der Wind<br />
und die durch ihn hervorgerufenen Wellen. „Durch die<br />
Wind- und Wellenvorhersagen der Meteorologen wissen<br />
unsere Besatzungen immer, was sie erwarten wird,<br />
und ob ihnen das Wetter irgendwie gefährlich werden<br />
kann“, sagt Kuske. Denn auch im östlichen Mittelmeer<br />
sind fünf Meter hohe Wellen keine Seltenheit.<br />
Ihre Informationen ziehen die Meteorologen übrigens<br />
aus den bereits erwähnten drei Laptops. Über das Internet<br />
erhalten die Fachleute aktuelle Wettermeldungen,<br />
Satellitenbilder und Vorhersagen unterschiedlicher internationaler<br />
Wetterdienste. Zur späteren Überprüfung<br />
der Genauigkeit der Vorhersagen sind von den Schiffen<br />
auf See regelmäßig erstellte Schiffswettermeldungen<br />
wichtig, die von den Meteorologen immer mit viel Interesse<br />
ausgewertet werden.<br />
Die Vorhersagen der Wetterdienste, die einen meteorologischen<br />
Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
voraussagen, sind allerdings nur Anhaltspunkte auf<br />
dem Weg zum endgültigen Produkt „Wettervorhersage“.<br />
Genauso wie der Spruch gelte „Drei Meteorologen,<br />
vier Meinungen“, so hätten alle Modelle immer<br />
Schwächen und Stärken, erläutert Kuske. „Diese gilt<br />
es ausfindig zu machen, um dann aus der Kombination<br />
der Modelle plus dem eigenen Wissen die hoffentlich<br />
richtige Vorhersage zu schnitzen“, sagt er mit einem<br />
Augenzwinkern.
diskutabel<br />
In dieser neuen Rubrik „diskutabel“ sollen künftig Beiträge erscheinen, die zur Diskussion<br />
Anlass geben sollen. Sie sprechen deshalb nicht immer die Auffassung des<br />
<strong>DMG</strong>-Vorstandes oder der Redaktion der MITTEILUNGEN zu dem behandelten Thema<br />
wieder. Dies gilt auch für den nachfolgenden Beitrag, für dessen Inhalt daher<br />
allein der Autor verantwortlich ist. Die Redaktion dankt Herrn Professor Walter Fett<br />
für die Überlassung des Textes und der Abbildungen.<br />
Sonne, Mond und Regen<br />
– über einen luni-solaren Regeneffekt<br />
Walter Fett<br />
Berlin<br />
Lunarer Regeneffekt<br />
Der täglich wie jährlich variierende Einfluss der Sonne<br />
auf Wetter, Witterung und Klima ist hinreichend<br />
bekannt und uns vertraut. Und dass der systematische<br />
Wandel der Bahnparameter über viele Jahrtausende<br />
hinweg zu periodischen Klimaänderungen führen kann,<br />
ist einigermaßen nachvollziehbar. Doch schon die periodische<br />
und nichtperiodische Änderung der Sonnenaktivität<br />
ist in ihrer Auswirkung auf unsere Atmosphäre<br />
nicht hinreichend geklärt.<br />
Und dann gibt es auch noch Mond, Meteoriten, kosmischen<br />
Staub, kosmische Strahlung, Sonnenwind usw.<br />
Zumindest dem Mond werden nachweislich bereits seit<br />
drei Jahrtausenden Einflüsse zugesprochen. Schon angesichts<br />
der sichtbaren Meeresgezeitenwirkung verwundert<br />
das menschliche Interesse kaum. Nach einer<br />
sehr intensiven Untersuchungsphase mit Hunderten<br />
von Veröffentlichungen im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />
überwog zunehmend nicht nur die Skepsis, sondern<br />
auch das Bedenken, in der Fachöffentlichkeit in<br />
die Nähe der Scharlatanerie zu geraten und als unseriös<br />
zu gelten. Etwas zu unrecht, wie wir heute wissen.<br />
Was zum Tabu und was andererseits zum Fetisch<br />
wird, wechselt je nach vermeintlichem Wissensstand.<br />
– Mit Anbruch des 20. Jahrhunderts schrumpfte die<br />
Hoffnung auf die Brauchbarkeit des Mondeinflusses<br />
für die Wetterprognose angesichts der synoptischen<br />
Fähigkeiten der Meteorologen bis zur Unscheinbarkeit<br />
zusammen. Und unversehens sah man sich Anfang der<br />
Sechziger Jahre in Australien und in den USA beim<br />
Niederschlagsgeschehen mit einer nicht mehr zu übersehenden<br />
und sich einander ähnelnden Abhängigkeit<br />
von der Mondphase konfrontiert (Abb. 1 als Beispiel).<br />
Woraufhin eine zunehmende Welle ähnlicher Untersuchungen<br />
durch die Meteorologie schwappte (Literatur<br />
siehe auch dr o n i a, 1967). Die gefundenen Verlaufsmuster<br />
erwiesen sich auch bei Unterteilung nach Jahresperioden<br />
oder nach Jahreszeiten als stabil. Auch R.<br />
sc h E r h a g (1948) fühlte sich frühzeitig herausgefordert<br />
Abb. 1: Anzahl der regenreichsten Tage des Monats in Abhängigkeit<br />
von der Mondphase für die USA, dargestellt als Abweichung vom Mittelwert<br />
in Einheiten der Streuung. Glättung über 10 synodische Prozentklassen<br />
(Br a d ly et al., 1962).<br />
(vielleicht erinnerte er sich an den von ihm schon 1948<br />
beschriebenen 29-tägigen Rhythmus in der „stratosphärischen<br />
Kompensation“). Jedenfalls animierte er den<br />
Autor dazu, analoge Betrachtungen für die deutsche<br />
Region anzustellen (FE t t, 1966). – Vorstudien zeigten,<br />
dass dazu ein möglichst umfangreiches Datenmaterial<br />
arbeitsökonomisch erfasst und effektiv genutzt werden<br />
musste. So wurden aus 28 Jahrgängen des Jahrbuchs<br />
des deutschen meteorologischen Netzes mit 284 bis zu<br />
736 Stationen (vorwiegend aus Preußen), also aus 4,4<br />
Millionen Stationstagen, ca. 210 000 Fälle von Tagen<br />
mit mindestens 10 mm Niederschlag ausgefiltert. Ihre<br />
fallstatistische Zuordnung zur Mondphase ergab einen<br />
komplexen Gang mit drei Maxima (Abb. 2), der in seinem<br />
Typus auch bei Unterteilung in unterschiedliche<br />
Zeitepochen erhalten blieb.<br />
Bereits geschult an Selbstbetrug und statistischen<br />
Fehlschlüssen ging das ursprüngliche Bestreben des<br />
Autors eher dahin, evtl. „Mondphasengänge“ als mögliches<br />
Spiel des Zufalls bloßzustellen. Die zwischen<br />
den meteorologischen Beobachtungen waltende zeitliche<br />
und vor allem räumliche Erhaltungsneigung ist<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
9
10<br />
diskutabel<br />
Abb. 2: Relation zwischen Häufigkeit des Regentages ≥ 10 mm in<br />
Deutschland und Mondphase. Glättung über 10 synodische Prozentklassen<br />
(ca. 3 Tage). Fett, 1966.<br />
meist recht groß. Daher müssen für die statistische Signifikanzprüfung<br />
die Zahl der Beobachtungen auf die<br />
Zahl der Freiheitsgrade (d.h. die Zahl der voneinander<br />
unabhängigen Ereignisse) reduziert werden. Die<br />
Anwendung des vom Autor seinerzeit entwickelten<br />
Reduktionskalküls (FE t t, 1969) erbrachte folgendes:<br />
Die 210 000 Regenereignisse hatten nur den Bedeutungswert<br />
von 3459 Freiheitsgraden (Fallzahlreduktion<br />
auf 1,6 %!); das Messnetz entsprach nur mehr einem<br />
Netz von lediglich 7 Stationen, – die dann allerdings<br />
als voneinander unabhängig anzusehen waren. Die<br />
nunmehr einwandfrei mögliche Anwendung statistischer<br />
Formeln zur Prüfung der Nullhypothesen über<br />
die Mondphasenverläufe ergab dennoch: Die Annahme,<br />
dass die Ähnlichkeit zwischen Verläufen zweier<br />
sich ausschließender Zeitepochen zufällig sei, ist mit<br />
96 % Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Dass zwischen<br />
zwei benachbarten Prozentklassen der Mondphase<br />
keine Beziehung besteht (also keine gangentsprechende<br />
Erhaltungsneigung besteht), ist mit 98 %<br />
Wahrscheinlichkeit abzulehnen. Und dass die Häufigkeitsverteilung<br />
nur zufällig von einer Gleichverteilung<br />
abweicht, ist gar mit 99,5 % Wahrscheinlichkeit<br />
auszuschließen. Zusammengenommen bleiben für den<br />
Zweifel an einem realen Geschehen weniger als 0,1 %!<br />
– Damit erweisen sich auch weit ältere Ergebnisse (s.<br />
in dr o n i a, 1967) wegen ihrer Ähnlichkeit als durchaus<br />
aussagefähige Zeugnisse und erfahren nunmehr eine<br />
gewisse – wenn auch ungesicherte – Bestätigung.<br />
Schlussfolgerung: Der Auftrittshäufigkeit von ergiebigen<br />
Niederschlägen ist, über lange Zeit ähnlich bleibend<br />
und im Mittel mit einer statistischen Sicherheit<br />
von über 99,9 %, ein von der Mondphase diktierter<br />
Gang überlagert. Dabei variieren die Extrema bis<br />
über zwei Zehntel der durchschnittlichen Erwartung.<br />
Der Zweifel an einem gewichtigen Mondeffekt dürfte<br />
schwer fallen!<br />
Als weitere Stütze für die Allgemeingültigkeit eines<br />
Mondeffektes dient die Einbettung des gefundenen Ver-<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Abb. 3: Mondphasengang des Niederschlags verschiedener Art in vier<br />
Erdteilen, bestmöglich synchronisiert (Fett, 1966).<br />
Abb. 4 : Mondphasenlage der Extrema verschiedener Verteilungen<br />
in Beziehung zur Mondtide, d.h. in etwa zur geographischen Breite<br />
(Fett, 1966).<br />
laufs in die Ergebnisse, die auch an anderen meteorologischen<br />
Elementen gefunden wurden (Sonnenscheindauer,<br />
Luftdruck, sogar Himmelslicht-Polarisation<br />
usw.), vor allem aber in die des Niederschlags weltweit<br />
gesehen (Abb. 3). Die Struktur der Phasenverläufe erweist<br />
sich als hinreichend ähnlich, wenn man nur eine<br />
Phasenverschiebung berücksichtigt. Und diese ist quasi<br />
breitenabhängig in dem Sinne, dass die Extrema um<br />
so später eintreten, je mehr man sich dem Äquator nähert<br />
(ca. ein Tag Verzug je 5 Grad Breitenabnahme;<br />
Abb. 4). Im gleichen Sinn nehmen auch die Extrema<br />
zu. Zu dieser Beobachtung bietet sich als erstes die<br />
Vorstellung eines materiellen Transportprozesses an.<br />
Wie auch sonst sollte man sich Effektverzögerungen<br />
im Wochenmaßstab über zig Breitengrade leichter erklären<br />
können? Dieser Befund vertrüge sich z.B. mit<br />
der Verknüpfung mit der Brewer-Dobson-Zirkulation<br />
in der Stratosphäre, und das sowohl zeitquantitativ<br />
wie qualitativ, wenn man an eine Einschleusung extraterrestrischer<br />
Materie als direkt agierende oder über<br />
mikrophysikalische Wechselwirkungen mit Protonen,<br />
Ionen usw. entstehende Sublimationskerne im Tropopausenbereich<br />
denkt. Gestützt wird diese Vorstellung<br />
durch die auf der Südhemisphäre beobachtete Phasenverlagerung<br />
der Extrema im Mondgang der Sublimationskernzahl:<br />
Auch diese Extrema nähern sich ähnlich<br />
verzögert dem Äquator. Die Resultate sind demnach<br />
verträglich mit der Hypothese: Extraterrestrische Einflüsse<br />
– evtl. auch als Sublimationskern wirksame<br />
– vermögen ergiebige Niederschläge zu extremieren.
Abb. 5: Zeitfolge der Varianz des Mondphasengangs von Deutschland<br />
(o) und Budapest (+) im Vergleich zur Sonnenfleckenrelativzahl,<br />
11-jährig übergreifend gemittelt (x). Normierung auf gemeinsames<br />
Ausgangsniveau von 100 %.<br />
(Es gilt als ziemlich sicher, dass die Detrainmentzonen<br />
penetrierender ITCZ-Konvektion Orte bevorzugter<br />
Partikelneubildung sind). Dabei bleibt der Wirkungspfad<br />
unklar, wie und durch welche Massenströme oder<br />
Magnet- oder Strahlungsfelder der so markante lunare<br />
Modulationsrhythmus im Niederschlagsgeschehen geprägt<br />
wird. Im übrigen spielt auch die Mondabweichung<br />
von der Ekliptik eine markante Rolle, die auf einen<br />
ekliptiknahen Bündelungseffekt hinweist. – Der lunare<br />
Effekt könnte vielleicht als analysierendes Werkzeug<br />
für die nähere Erkundung der Wolken- und Niederschlagsphysik<br />
dienen. Für die Niederschlagsprognose<br />
scheint er allerdings zu sehr gestreut. Jedenfalls ebbte<br />
das aufs Wetter bezogene Interesse am Mond – trotz<br />
oder wegen gebliebener Rätselhaftigkeit – inzwischen<br />
wieder ab.<br />
Luni-solarer Regeneffekt<br />
Sich nach fast einem halben Jahrhundert nochmals mit<br />
dem lunaren Effekt zu beschäftigen, hat einen zeitgemäßen<br />
Grund: Nicht zuletzt erst die Feststellung, dass<br />
das allgemeine Klima langfristig Veränderungen unterliegt,<br />
seien sie nun naturgemäß oder auch anthropogen<br />
bedingt, lässt die Frage nach der Beständigkeit<br />
auch des lunaren Effektes aufkommen. Als Zugang zu<br />
solch einer Betrachtung standen dem Autor insgesamt<br />
15 nach der Mondphase sortierte Niederschlagsserien<br />
aus Deutschland und Ungarn als Grafiken zur Verfügung,<br />
die sich immerhin über den Zeitraum von 1887<br />
an bis maximal 1962, also immerhin über ein Dreivierteljahrhundert<br />
langfristig erstrecken (dr o n i a, 1967). In<br />
Anbetracht der hierbei zugrunde liegenden schmaleren<br />
Datenbasis kann kaum ein Anspruch darauf erhoben<br />
diskutabel<br />
Abb. 6: Varianzenvergleich der Mondphasenverläufe bei unterschiedlicher<br />
Sonnenfleckenrelativzahl SF, paarweiser Vergleich für Serie A =<br />
Deutschland (zeitsortiert), B = Budapest (zeitsortiert), C = Budapest<br />
(SF-sortiert), D = Potsdam (SF-sortiert), E = Mitteldeutschland (SFsortiert).<br />
Punktierte Verläufe sind die nicht auf vergleichbare Periodenlängen<br />
hin normierten.<br />
werden, belastbare Resultate aus einem direkten Vergleich<br />
der Phasenverläufe selbst zu erwarten. Somit<br />
begnügen wir uns allein mit der relativen Varianz einer<br />
jeden Verteilung. In ihr kommt – als hinreichend<br />
stabile Größe – die den mondphasenabhängigen Niederschlagsverlauf<br />
kennzeichnende Schwankungsstärke<br />
zum Ausdruck. Damit prägen vornehmlich die Extremwertbereiche<br />
die Betrachtung; über die Phasenposition<br />
der Extreme wird dagegen nichts – mehr – ausgesagt.<br />
Zwei Zeitfolgen lunarer Varianzen liegen aus Deutschland<br />
(FE t t, 1966) und Ungarn (BE r k E s, 1944) vor. Diese<br />
sind nicht nur untereinander ähnlich, sondern auch<br />
die über 11 Jahre gleitend gemittelte Sonnenfleckenzahl<br />
nimmt einen ähnlichen Verlauf an (Abb. 5). Es<br />
bietet sich damit die direkte Gegenüberstellung der Varianzen<br />
mit den Sonnenfleckenzahlen an, zumal sich<br />
dann weitere Mondphasenverteilungen einbeziehen<br />
lassen, die paarweise nach über- und auch unterdurchschnittlichen<br />
Sonnenfleckenzahlen diskriminiert sind<br />
(Serien von Mitteldeutschland und Potsdam (dr o n i a,<br />
1967) sowie Budapest (BE r k E s, 1942)). Alle relativen<br />
Varianzen sind in Abb. 6, einander paarweise zugeordnet,<br />
dargestellt. Bei der Bewertung kommt es lediglich<br />
auf den relativen Verlauf innerhalb einer Serie<br />
an. Denn das absolute Niveau ist durch das jeweilige<br />
Erfassungsverfahren (z.B. Fallzahl- oder Maßzahlstatistik),<br />
Auswertungs- und Darstellungsverfahren, evtl.<br />
auch regionale Niederschlagsregime mitbestimmt und<br />
ohne nähere Kenntnisse nicht festlegbar. Interessieren<br />
soll allein die in jedem einzelnen Falle eindeutig resultierende<br />
und gewichtige Proportionalität zwischen<br />
Varianz und Fleckenzahl! Der daraus abzuschätzende<br />
mittlere Verlauf legt die folgende Interpretation nahe:<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
11
12<br />
diskutabel<br />
Die Varianz steigt proportional mit der Sonnenaktivität.<br />
Sie geht mit abnehmender Sonnenaktivität fast gegen<br />
Null; d.h. bei ausbleibender Sonnenaktivität gibt es<br />
fast keinen Mondgang! Folglich ist die Sonnenaktivität<br />
überwiegend die Voraussetzung für den Mondgang.<br />
Der bei fehlender Sonnenaktivität bleibende geringe<br />
Varianzrest mag auf andere extraterrestrische Einflüsse<br />
oder gar nur auf die Fehlerstreuung zurückzuführen<br />
sein. Es ist also die Sonne, die das Ausmaß der Extreme<br />
bestimmt! Der Mond trägt nur mit der Überlagerung<br />
eines Mondganges bei. Daher vermag die beobachtete<br />
Zunahme der Sonnenaktivität eine evtl. beobachtete<br />
Zunahme der Extreme hinreichend allein zu beschreiben!<br />
Solche schlussfolgenreichen Aussagen, mehrfach verifiziert<br />
anhand von fünf Beobachtungsserien, fordern<br />
als nächstes das Bemühen um eine Falsifizierung heraus.<br />
Dafür bieten sich mehrere Ansätze an:<br />
1. Rechen- und Streufehler: Da der Auswertung lediglich<br />
Sortierungsvorgänge nach Regenfall, Mondphase<br />
und Sonnenfleckenzahl zugrunde liegen und bei<br />
der Weiterverarbeitung nur von den vier Grundrechenarten<br />
Gebrauch gemacht wurde, ist schwerlich viel<br />
Spielraum für Rechenfehler gegeben. Anders steht es<br />
damit schon mit dem Einfluss eines Streufehlers, und<br />
zwar wenn die Varianzen der gleichen Serie auf der<br />
Mittelwertbildung unterschiedlich vieler Jahre beruhen.<br />
Und das ist in drei der fünf Fälle gegeben und hat<br />
Interpretationsfolgen. Denn die theoretische Statistik<br />
besagt, dass die Varianz von Zufallszahlen proportional<br />
mit der Zahl der Werte abnimmt. Ein Wertekollektiv<br />
mit hohem Streufehleranteil tendiert folglich<br />
automatisch zu einem größeren Varianzwert, wenn es<br />
auf einem kleineren Wertekollektiv basiert. Und das ist<br />
gerade bei der Auslese der Jahre mit überdurchschnittlicher<br />
Sonnenfleckenzahl der Fall (Serien A, D und E).<br />
Eine erhöhte Varianz wäre dann nur die Folge eines<br />
in einer kürzeren Jahresreihe wirkenden und vorausgesetzten<br />
Streufehlers. Es bedarf daher einer Normierung<br />
der Varianzwerte, welche die Mittelung über evtl.<br />
unterschiedliche Jahresanzahlen Nj berücksichtigt.<br />
Dieses wurde hier auf folgender Basis vorgenommen:<br />
Die Abweichungen im Verlauf der Serien mit den Jahren<br />
überdurchschnittlicher Sonnenaktivität, also auch<br />
ebensolcher Varianz, gegenüber dem mittleren Verlauf<br />
werden als zufällig postuliert. Als solche bestimmen<br />
sie die Varianz reduzierende Wirkung der Normierung.<br />
Da wir jedoch wissen, dass der betrachtete einzelne<br />
Gang durchaus auch systematisch vom mittleren<br />
abweicht, wird der postulierte zufällige Varianzanteil<br />
eher zu groß sein. Wir werden uns damit also auf der<br />
sicheren Seite unserer Schlussfolgerungen befinden.<br />
Diese – lediglich maximal erwägbare – Normierung<br />
ist in Abb. 6 bereits berücksichtigt. Somit entfiele der<br />
denkbare Einwand, die Proportionalitäten könnten eine<br />
Folge der z. T. auf geringerem Umfang basierenden<br />
Varianzen bei den Jahren mit überdurchschnittlichen<br />
Sonnenfleckenzahlen sein!<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Abb. 7: Verlauf der jährlichen Sonnenfleckenrelativzahl SF: Verdeutlicht<br />
Vergleichbarkeit der Zeitabschnitte mit unter- und überdurchschnittlicher<br />
Fleckenzahl.<br />
2. Räumliche Singularität: Der Befund des luni-solaren<br />
Effekts könnte nur eine lokale mitteleuropäische<br />
Erscheinung sein. Außerdem bestätigen sich die Ergebnisse<br />
aus den fünf Serien nicht ohne weiteres gegenseitig,<br />
da sie zum Teil aus demselben Datenvorrat<br />
schöpfen, also autokorreliert sind. Einerseits fallen<br />
räumlich jedoch die Budapest-Serien (B, C) da nicht<br />
hinein, und zeitlich liegt die Mitteldeutschland-Serie<br />
(E) hinreichend außerhalb des Beobachtungszeitraumes<br />
der übrigen Serien. Andererseits würde doch davon abgesehen<br />
schon die aufgedeckte Proportionalität jeder<br />
einzelnen Serie ein hinreichendes Indiz darstellen. –<br />
Bliebe bei aller Akzeptanz dieses Befundes noch die<br />
Annahme einer Sonderstellung des mitteleuropäischen<br />
Raumes als Beschwichtigungsmöglichkeit. Nun haben<br />
wir aber gesehen, wie sich der Verlauf des lunaren Effektes<br />
von Mitteleuropa zwanglos in das globale Bild<br />
der Phasenlage und der Amplitude einfügt (Abb. 4),<br />
trotz seiner relativen Geringfügigkeit. Welcher Art<br />
Skepsis ließe dann erhoffen, dass bei der stärkeren<br />
Mondgangausprägung bei Äquatorannäherung dieser<br />
gefundene Effekt sich abschwächte? Das könnte – und<br />
müsste – erst eine globale Überprüfung klären helfen.<br />
Für eine Präferierung des Vorliegens eines mitteleuropäischen<br />
Sonderfalles ist zur Zeit jedenfalls kein Argument<br />
zu erkennen.<br />
3. Zeitliche Singularität: Es mag sich bei der Trendparallelität<br />
von Mondgangvarianz und Sonnenfleckenzahl<br />
um ein zufälliges Geschehen ohne jeden kausalen<br />
Zusammenhang handeln, wie es allenthalben immer<br />
wieder bei Trendvergleichen zu beobachten und dann<br />
auch zu respektieren ist. Die Statistik gibt uns da keinerlei<br />
Gewissheit; sie kann uns aber auch die Verwer-
fung einer Zufallsannahme hinreichend erschweren.<br />
Der dreifache zeitliche Gleichgang von Deutschland-<br />
Varianz (A), Budapest-Varianz (B) und Sonnenfleckenmittel<br />
mag noch Zufall gewesen sein. Doch bei<br />
den Varianzen C, D und E handelt es sich nicht um<br />
Trendähnlichkeiten, sondern um zeitgemischte Abhängigkeiten<br />
von Varianz und Sonnenfleckenzahl direkt.<br />
Infolge des 11-jährigen Rhythmus der Sonnenaktivität<br />
liegen die Jahre mit kleiner wie mit großer Fleckenzahl<br />
über dem jeweiligen Beobachtungszeitraum ziemlich<br />
gleichverteilt (Abb. 7). Der Trend wirkt sich somit<br />
kaum aus. Die Zeitmittelwerte der paarweisen Serienkollektive<br />
differieren nur um relativ wenige Jahre (8 %<br />
des Beobachtungszeitraumes). Im Falle Mitteldeutschland<br />
(E) liegt der Zeitmittelwert der sonnenfleckenreichen<br />
Jahre sogar vor dem des Gesamtkollektives.<br />
Daher muss man eher annehmen, es besteht ein Zusammenhang<br />
zwischen Varianz und Sonnenfleckenzahl –<br />
unabhängig vom Zeitablauf!<br />
4. Resümee: Somit ist der „luni-solare Regeneffekt“<br />
aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von einer<br />
kaum anfechtbaren Evidenz und derzeit schwerlich lediglich<br />
als zufällige und singuläre Beziehung also als<br />
Artefakt zu deuten. Die Ableitungen und Schlüsse beruhen<br />
letztlich nur auf reiner Auszählung von Beobachtungen<br />
nach einem simplen Sortierungsschema. Dieses<br />
gerade impliziert den Ausschluss jeglicher theoretischer<br />
Einwände und Bedenken. Anzweifelungen der<br />
Effektrealität könnten sich ansonsten auf kaum mehr<br />
als ein täuschendes Spiel des Zufalls berufen. Größere<br />
und bleibende Stichhaltigkeit oder gar Klärung der Allgemeingültigkeit<br />
wäre daher erst zu gewinnen, wenn<br />
weitere Zeiträume unter globaler Betrachtungsweise<br />
oder gar wenn zusätzliche meteorologische Elemente<br />
einbezogen werden, wie es unter den heutigen technischen<br />
Gegebenheiten auch möglich wäre. Jedenfalls<br />
darf fehlendes Kausalverständnis allein nicht zu einer<br />
Negation führen, – auch wenn gesicherte, aber unerklärbare<br />
Beziehungen oft leider nicht so hoch im Kurse<br />
stehen wie ungesicherte Beziehungen, für die man eine<br />
Erklärung hätte. Dass dieser Effekt – trotz annähernder<br />
Varianzverdoppelung! – im Witterungsgeschehen offenbar<br />
nicht augenscheinlich und nachweislich auftrat,<br />
liegt u.a. sicherlich an den hohen Ansprüchen und<br />
notwendigen Zeitspannen der Extremwertstatistik. Im<br />
Umkehrschluss heißt das auch, dass extreme Niederschlagsereignisse<br />
der Gegenwart hinsichtlich ihrer<br />
langfristigen Bedeutung ebenso schwer zu beurteilen<br />
und nur als singulär zu bewerten sind.<br />
Bei all dem ist über die Regenmenge nichts Direktes<br />
ausgesagt. Jedoch ist ein positiver Zusammenhang<br />
zwischen Menge und Maxima wahrscheinlicher als ein<br />
negativer, werden doch die Maxima vermutlich nicht<br />
analog von den – durch den Wert Null begrenzten –<br />
Minima ausgeglichen. Erst recht kann über eine Rückkopplung<br />
auf das Temperaturgeschehen nicht befunden<br />
werden!<br />
diskutabel<br />
Schlussfolgerungen<br />
Wie fügen sich nun die Erkenntnisse über den lunisolaren<br />
Regeneffekt in die Betrachtungen des Klimawandels<br />
ein? Dazu versetze man sich in die vor fast<br />
einem halben Jahrhundert gegebene Situation, wenn<br />
die in diesem Artikel beschriebenen Erkenntnisse –<br />
theoretisch ja möglich! – schon damals veröffentlicht<br />
gewesen wären: Ableitung des globalen Anstiegs des<br />
maximalen Niederschlags nach Menge oder Vorkommen<br />
während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Da diese Erkenntnis rein auf Beobachtungen basiert,<br />
sollte sie sich aus den Niederschlagsbeobachtungen<br />
auch direkt ableiten lassen.<br />
Hätte man bereits zu jener Zeit analoge Modellaussagen<br />
des Klimawandels hinsichtlich der Entwicklung<br />
von Niederschlagsextremen zur Sprache gebracht, so<br />
ständen sie in Konkurrenz zum luni-solaren Effekt.<br />
Für einen anthropogenen Anteil wäre dann weder eine<br />
Notwendigkeit gegeben noch überhaupt ein Spielraum<br />
gewesen. Damit hätte ein Dilemma vorgelegen; denn<br />
würde der von einer Modellrechnung vorgegebene<br />
Anstieg der Beobachtung entsprechen, so ist er, da<br />
der luni-solare Effekt seinen gewichtigen Anteil beansprucht,<br />
zu hoch – und damit auch seine Prognose! Das<br />
Ausgangsniveau für weiterreichende Vergleiche und<br />
Prognosen sollte dem entsprechend bedachtsam angepasst<br />
werden.<br />
Auf dem Wege, letztlich alle Fakten miteinander in<br />
Einklang bringen zu können, muss sich grundsätzlich<br />
auch die Klimamodellierung dem Falsifizierungsbemühen<br />
unterziehen und darf sich nicht allein mit Verifizierungen<br />
begnügen! – Wohl haben sich seit diesem<br />
Zeitpunkt die Verläufe von Klimawerten und Sonnenaktivität<br />
zunehmend, und zwar divergierend, geändert.<br />
Es bleibt jedoch zu konstatieren, dass u. a. extraterrestrische<br />
Teilcheneffekte in den Modellen noch keine<br />
hinreichende Berücksichtigung finden, zumal wenn sie<br />
sich als Trigger-Effekte nicht in Watt-Werten ausdrücken<br />
lassen. Schließlich hat man ja über den Wirkungspfad<br />
und die dabei waltende Physik kaum belastbare<br />
Vorstellungen: Weder werden die immer noch vagen<br />
Beziehungen zwischen Sonnenaktivität und – vornehmlich<br />
hoher – Atmosphäre, noch von dort die Weiterleitung<br />
zum Wetter in der Troposphäre völlig verstanden.<br />
Sie können somit in die Modellrechnung noch<br />
nicht befriedigend integriert werden (s. a. ri n d, 2002).<br />
Diese Fingerzeige über die Unvollkommenheit derzeitiger<br />
Modelle, deren Bedeutung wir kaum abschätzen<br />
können, führen uns nicht dazu, die Leistung und<br />
Folgerichtigkeit der Modellrechnungen anzuzweifeln,<br />
es wird eher der Umgang mit der (Un)Gewissheit angesprochen.<br />
Natürlich lässt sich nur über die Modelle<br />
in die Zukunft schauen. Doch wenn es in Anbetracht<br />
der rasant fortgeschrittenen Ziselierung der Modellierung<br />
inzwischen als unopportun oder gar vermessen<br />
erscheint, noch von Modellunsicherheiten oder gar<br />
-fehlern zu sprechen, dann stellen sich doch Bedenken<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
13
14<br />
diskutabel<br />
ein. Dies insbesondere auch hinsichtlich der Tatsache,<br />
dass die Erkenntnisse der seit den 70er Jahren hoch entwickelten<br />
Dynamik nichtlinearer Systeme so gar keine<br />
Beachtung finden. In der numerischen Wettervorhersage<br />
umgeht man diese Schwierigkeiten gegenwärtig<br />
auf empirischem Wege mittels Ensemble-Vorhersagen,<br />
ohne bisher jedoch zu einer anzustrebenden dynamischstochastischen<br />
Mittelfristvorhersage gelangt zu sein<br />
(Ep s t E i n, 1969; Fl E m i n g, 1970; Fo r t a k, 1971/73). Dabei<br />
ging es damals bereits um die prinzipiellen Grenzen der<br />
Vorhersagbarkeit von Wetter und Klima mittels hochkomplexer<br />
nichtlinearer dynamischer Modelle. Aber<br />
auch die nichtlineare Dynamik und Systemtheorie, die<br />
sich (spät nach Lorenz, (lo r E n z, 1963)) anschließend<br />
in den 70er Jahren entwickelte, kam in zunächst nichtstochastischer<br />
Weiterverfolgung dieser Gedankengänge<br />
zu der genannten Aussage. Heute führt man diese<br />
nicht selten anzutreffende pessimistische Einstellung<br />
hinsichtlich einer deterministischen Klimavorhersage<br />
auf zufallsbedingten Attraktorenwechsel, d.h. auf stochastisches<br />
Chaos zurück (la n g E, 2007). Sollten in<br />
diesem Zusammenhang die (sich im Grunde alle gleichenden)<br />
Modelle des hochkomplexen Klimasystems<br />
unserer Tage hinsichtlich der mit ihnen durchgeführten<br />
extrem langfristigen Vorhersagezeiträume wirklich in<br />
der Lage sein, die bekannten Tücken der nichtlinearen<br />
Dynamik zu umgehen und Gewissheit über die Stabilität<br />
und Dauerhaftigkeit ihrer langzeitigen Extrapolationen<br />
vermitteln? Diese Frage allein sollte die Bescheidenheit<br />
schulen und vor unbescheidenen Aussagen, wie wir sie<br />
derzeit über den Klimawandel erleben, schützen.<br />
In diesem Sinne möge auch die Darstellung des<br />
luni-solaren Regeneffekts nicht lediglich als mögliche<br />
Störung für sich selbst aufgelegte Festlegungen empfunden<br />
werden, sondern sie sollte zumindest als warnender<br />
Hinweis auf die stets bleibende Ungewissheit<br />
von Modellaussagen verstanden werden - und damit<br />
auch auf die aufzubringende Bescheidenheit gegenüber<br />
deren verbindlichen Konsequenzen, zumal wenn diese<br />
dann nicht mehr in der Hand von Klimatologen liegen<br />
werden! Es wäre Vermessenheit, das Gesamtsystem bei<br />
allem ihm innewohnenden Indeterminismus nicht stets<br />
offenzuhalten! Denn: Wissen wir genug, was wir nicht<br />
wissen?<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Literaturhinweise<br />
Ba r t E l s, J. (1935): Zur Morphologie geophysikalischer<br />
Zeitfunktionen. – Sonderausg. S.-B. Preuß. Akad. Wiss.<br />
Phys.-Math. Kl. B. 30, Abschn. 2.<br />
BE r k E s, Z. (1942): Die Mondphasen und der Gang der Niederschläge.<br />
– Meteorol. Z. 59, 402–405 .<br />
BE r k E s, Z. (1944): Über die Realität der Mondperiode des<br />
Wetters. – Meteorol. Z. 61, 249–-251.<br />
Br a d l E y, d.a., g.W. Br i E r, m.a. Wo o d B u r y (1962): Lunar<br />
Synodical Period and Widespreed Precipitation. – Sciene<br />
137, 748–749.<br />
dr o n i a, H. (1967): Der Einfluss des Mondes auf die Witterung:<br />
Literaturübersicht. – Meteorol. Abh. d. Inst. f. Meteor.<br />
u. Geoph. d. Freien Univ. Berlin LXXI, H.4, (Zahlreiche<br />
Literaturhinweise!).<br />
Ep s t E i n, E., S. (1969): Stochastic dynamic prediction.<br />
– Tellus, 21, 737–757.<br />
FE t t, W. (1966): Nachweis eines Zusammenhangs zwischen<br />
Mondphase und Regenfall in Deutschland. – Arch. Met.<br />
Geoph., Biokl. Serie A 15, 205–226.<br />
FE t t, W. (1969): Statistische Erfassung der Zellengröße atmosphärischer<br />
Ereignisse und der Repräsentanz der Meßnetze.<br />
– Ann. Meteorol. N. F. Nr. 4, 256–260.<br />
Fl E m i n g, R. J. (1970): Concepts and implications of stochastic<br />
dynamic prediction. – NCAR Cooperative Thesis<br />
No. 22.<br />
Fo r t a k, H. (1973): Prinzipielle Grenzen der deterministischen<br />
Vorhersagbarkeit atmosphärischer Prozesse. –Ann.<br />
Meteorol. N. F. 6, 111–120. (1971): Vortrag auf der 36.<br />
Physikertagung, Essen.<br />
la n g E, H.J. (2007): Wetter und Klima im Phasenraum.<br />
– www.hajolange.de<br />
lo r E n z, E. N. (1963): Deterministic non-periodic flow.<br />
– J. Atmo.. Sci., 20, 130–141.<br />
ri n d, D. (2002): The Sun´s Role in Climate Variations.<br />
– Science 296, 673–677.<br />
sc h E r h a g, R. (1948): Wetteranalyse und Wetterprognose.<br />
– Springer-Verl., S. 84 und S. 350.<br />
Eine Vollversion diese Artikels findet sich in der<br />
Berliner Wetterkarte.<br />
http://wkserv.met.fu-berlin.de/Beilagen/Beilagen.htm
<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst organisiert internationales Netzwerk<br />
aeorologischer Referenzstationen<br />
DWD<br />
Das Richard-Aßmann-Observatorium des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienstes (DWD) in Lindenberg bei Berlin wird<br />
neue Leitstelle des weltumspannenden Netzwerkes<br />
aerologischer Referenzstationen. An diesen Stationen<br />
sollen durch besonders genaue Messungen per Wetterballon<br />
Zustandsänderungen der Atmosphäre als Folge<br />
des Klimawandels festgestellt werden.<br />
Ende Februar <strong>2008</strong> hatten rund 50 Wissenschaftler<br />
aus den USA, Russland, China, Deutschland und weiteren<br />
Nationen in Lindenberg das Netzwerk mit Namen<br />
GRUAN (GCOS Reference Upper-Air Network)<br />
gegründet. Das neue Netzwerk ist wichtiger Baustein<br />
des globalen Klima- Beobachtungsprogramms<br />
(GCOS), das von der Weltorganisation für Meteorologie<br />
(WMO), dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />
(UNEP) und weiteren UNO-Einrichtungen getragen<br />
wird. In der Leitstelle in Lindenberg sollen die<br />
Daten von etwa 35 Referenz-Stationen, die über den<br />
gesamten Globus verteilt sind, gesammelt und ausgewertet<br />
werden.<br />
Die wichtigste Aufgabe des DWD wird es sein, eine<br />
gleich bleibend hohe Qualität der Messdaten sicherzustellen,<br />
denn in der Klimaforschung geht es darum,<br />
kleinste Veränderungen des Zustands der Atmosphäre<br />
festzustellen. Datengrundlage sind Radiosonden-Aufstiege<br />
bis in 30 Kilometer Höhe. Neben den meteorologischen<br />
Größen sollen auch Staub und Spurengase<br />
beobachtet werden.<br />
In Karlsruhe schließen sich Universität und Forschungszentrum<br />
zusammen<br />
BMBF<br />
Bundesforschungsministerin Annette Schavan und der<br />
baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter<br />
Frankenberg haben sich auf einen rechtlichen Zusammenschluss<br />
des Forschungszentrums Karlsruhe mit der<br />
Universität Karlsruhe verständigt. Die beiden Minister<br />
bekräftigten ihr gemeinsames Ziel, mit dem Karlsruhe<br />
Institute of Technology (KIT) eine bisher in Deutschland<br />
völlig neue Form der Zusammenarbeit zwischen<br />
universitärer und außeruniversitärer Forschung zu<br />
schaffen. Die Minister waren sich einig: Mitarbeiterzahl,<br />
Budget und Geräteausstattung geben dem KIT<br />
künftig die Möglichkeit, zu den international führenden<br />
Erste globale Klimakonferenz im Netz<br />
RAIKE Kommunikation GmbH<br />
Vom 3. bis 7. November <strong>2008</strong> lädt das Forschungs-<br />
und Transferzentrum „Applications of Life Sciences“<br />
unter der Leitung von Professor Walter Leal zur ersten<br />
Internetkonferenz „Klima <strong>2008</strong> / Climate <strong>2008</strong>“ ein.<br />
Das Zentrum gehört der Fakultät „Life Sciences“ der<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg<br />
(HAW Hamburg) an. Weitere Partner der Konferenz<br />
sind das Umweltprogramm der Vereinten Nationen,<br />
news<br />
Forschungseinrichtungen aufzuschließen und im weltweiten<br />
Forschungswettbewerb ganz vorn dabei zu sein.<br />
Das Karlsruhe Institute of Technology soll in einer Körperschaft<br />
des öffentlichen Rechts nach baden-württembergischem<br />
Landesrecht zwei Aufgaben erfüllen. Es<br />
wird zugleich Landesuniversität und außeruniversitäre<br />
Großforschungseinrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />
sein. Für den Großforschungsbereich bleiben<br />
dem Bund und der Helmholtz-Gemeinschaft die bisherigen<br />
Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten erhalten<br />
- darüber hinaus werden neue Möglichkeiten bei der<br />
Zusammenarbeit mit der universitären Forschung und<br />
Lehre eröffnet.<br />
United Nations Environment Programme (UNEP), der<br />
Weltklimarat der Vereinten Nationen, Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change (IPCC), sowie die amerikanische<br />
Umweltbehörde U.S. Environmental Protection<br />
Agency (EPA). Zudem ist die Veranstaltung<br />
offiziell von der UNESCO als Projekt der UN-Dekade<br />
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 bis 2<strong>01</strong>4)<br />
aufgenommen worden. Die Hamburger Agentur RAI-<br />
KE Kommunikation ist für die öffentlichkeitswirksame<br />
Darstellung der Konferenz zuständig.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
15
16<br />
news<br />
Stratosphärische Ozonchemie als wichtiger Faktor für atmosphärische<br />
Strömungsmuster identifiziert<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
AWI<br />
Wechselwirkungen zwischen der stratosphärischen<br />
Ozonchemie und der atmosphärischen Strömung führen<br />
zu deutlichen Änderungen vom Erdboden bis in<br />
die Stratosphäre. Wissenschaftler der Forschungsstelle<br />
Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und<br />
Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft haben<br />
mit diesem jüngst veröffentlichtem Befund einen<br />
fundamentalen Prozess für die Klimazusammenhänge<br />
in der Arktis untersucht.<br />
Die atmosphärische Strömung folgt bevorzugten Mustern,<br />
wobei das wichtigste Muster für die Nordhalbkugel<br />
die Arktische Oszillation ist. Dabei handelt es sich<br />
um eine großräumige Schwingung der Atmosphäre,<br />
die durch entgegengesetzte Luftdruckanomalien in der<br />
zentralen Arktis und in Teilen der mittleren und subtropischen<br />
Breiten gekennzeichnet ist und sich in Jahrzehnte<br />
dauernden Schwingungen mal stärker und mal<br />
schwächer ausprägt. In der positiven Phase, die seit<br />
etwa 1970 vorherrscht, ist der winterliche Polarwirbel<br />
sehr stabil und der Austausch von Luftmassen zwischen<br />
mittleren und hohen Breiten ist eingeschränkt.<br />
In den mittleren Breiten treiben starke Westwinde im<br />
Winter warme Atlantikluft nach Nord- und Mitteleuropa<br />
und Sibirien. In der negativen Phase der Arktischen<br />
Oszillation kann die kalte Polarluft weiter nach Süden<br />
vordringen und beschert Europa strenge Winter.<br />
Bislang werden in komplexen, globalen, gekoppelten<br />
Atmosphären-Ozean-Klimamodellen die gegenseitigen<br />
Wechselwirkungen zwischen chemischen Prozessen in<br />
der Stratosphäre und der Zirkulation in der Tropo- und<br />
Stratosphäre (0 bis 10 Kilometer Höhe bzw. 10 bis circa<br />
50 Kilometer Höhe) nicht berücksichtigt. Die Wissenschaftler<br />
des Alfred-Wegener-Institutes haben nun<br />
erstmals in ein Atmosphären-Ozean-Klimamodell ein<br />
Modul der stratosphärischen Ozonchemie eingefügt.<br />
Durch einen Vergleich von Simulationen des Standardmodells<br />
und des um die Ozonchemie ergänzten<br />
neuen Modells konnten die Wissenschaftler zeigen,<br />
dass die Ozonchemie einen deutlichen Einfluss auf die<br />
Arktische Oszillation hat. Änderungen der atmosphärischen<br />
Strömung und der Temperaturverteilung füh-<br />
Differenz des Luftdrucks auf Meeresniveau zwischen der neuen Simulation<br />
des Modells mit interaktiver stratosphärischer Ozonchemie und der<br />
Simulation des Standardmodells. Quelle: S. Brand/AWI.<br />
ren zu einer Verstärkung der winterlichen negativen<br />
Phase der Arktischen Oszillation.<br />
Die Ergebnisse lassen erwarten, dass die Berücksichtigung<br />
der Wechselwirkung zwischen atmosphärischer<br />
Strömung und stratosphärischer Ozonchemie sich auch<br />
in Simulationen der zukünftigen Klimaentwicklung<br />
auf die Stabilität des Polarwirbels auswirkt und deshalb<br />
unbedingt in Klimamodelle einbezogen werden<br />
muss. In einem Folgeprojekt soll das neue Modell für<br />
Berechnungen der zukünftigen Klimaentwicklung eingesetzt<br />
werden.
impressum<br />
Die <strong>DMG</strong> e.V.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft ist ein eingetragener Verein beim Amtsgericht Frankfurt am Main.<br />
Geschäftsführender Vorstand:<br />
Vorsitzender: Prof. Dr. Herbert Fischer, Karlsruhe<br />
Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dr. Martin Claußen, Hamburg<br />
Schriftführer: Dr. Hermann Oelhaf, Karlsruhe<br />
Kassenwart: Dr. Hein Dieter Behr, Elmshorn<br />
Beisitzer für das Fachgebiet Physikalische Ozeanographie: Prof. Dr. Klaus Peter Koltermann<br />
Zweigvereine:<br />
Berlin-Brandenburg, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München, Rheinland.<br />
Fachausschüsse:<br />
Biometeorologie, Geschichte der Meteorologie, Umweltmeteorologie, Hydrometeorologie.<br />
Ehrenmitglieder:<br />
Prof. Dr. Walter Fett, Dr. Günter Skeib, Prof. Dr. Guri Iwanowitsch Martschuk, Dr. Joachim Kuettner, Prof. Dr. Lutz Hasse,<br />
Dr. Siegmund Jähn, Prof. Dr. Jens Taubenheim, Prof. Dr. Hans-Walter Georgii, Dr. Otto Höflich.<br />
<strong>DMG</strong> <strong>Mitteilungen</strong> – Autorenhinweise<br />
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Impressum<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> – das offizielle Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft e.V.<br />
Die <strong>Mitteilungen</strong> werden im Auftrag des Vorstandes der <strong>DMG</strong> e.V. herausgegeben. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren bzw.<br />
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Redaktion <strong>Mitteilungen</strong><br />
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<br />
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Prof. Dr. Christoph Jacobi <br />
Priv.-Doz. Dr. Cornelia Lüdecke<br />
<br />
Prof. Dr. Andreas Matzarakis<br />
<br />
Marion Schnee <br />
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Dr. Birger Tinz <br />
Layout:<br />
Marion Schnee <br />
Druck:<br />
Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Schützenstraße 18, 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />
Erscheinungsweise und Auflage:<br />
Vierteljährlich, 1800<br />
Heftpreis:<br />
Kostenlose Abgabe an alle Mitglieder<br />
Redaktionsschluss des nächsten Heftes (02/<strong>2008</strong>):<br />
1. Juni <strong>2008</strong><br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
17
18<br />
wir<br />
Festkolloquium anlässlich des 125. Bestehens der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft<br />
Nach Rückkehr der beiden deutschen Polarjahrsexpeditionen<br />
lud Georg von Neumayer für den 17./18.<br />
November 1883 in die <strong>Deutsche</strong> Seewarte nach Hamburg<br />
ein, um die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft<br />
zur Zentralisierung der Arbeit und als dringend<br />
benötigte Interessenvertretung gegenüber der Regierung<br />
zu gründen.<br />
Im sechsten Jahresbericht über die Thätigkeiten der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Seewarte für das Jahr 1883 steht auf den<br />
Seiten 4 und 5 sein Aufruf zur Gründung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft. Aus ihm sei – in der damaligen<br />
Schreibweise – zitiert:<br />
„... Längst schon war es Allen, welche sich in Deutschland<br />
mit der Meteorologie befassen, klar geworden,<br />
dass es an der Zeit sei, eine <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong><br />
Gesellschaft zu gründen, welche mit einem entsprechenden<br />
wissenschaftlichen Organe als Sammelpunkt<br />
aller Bestrebungen auf dem Gebiet der Meteorologie<br />
und des Erdmagnetismus gelten könne. Denn, wie tüchtig<br />
geleitet die österreichische meteorologische Gesellschaft,<br />
welcher viele deutsche Gelehrte angehören,<br />
auch ist und wie hervorragend sich die Zeitschrift an<br />
der meteorologischen Forschung während nahezu 20<br />
Jahren bethätigte, so war doch einleuchtend, dass für<br />
die in Deutschland lebenden Mitglieder derselben das<br />
durch Versammlungen gebotene Mittel zur Weiterbildung<br />
wirkungslos bleiben musste, und deshalb durch<br />
Gründung einer eigenen meteorologischen Gesellschaft<br />
Abhülfe zu schaffen war. Die Anregung hierzu ging<br />
aus den wissenschaftlichen Kreisen der Seewarte hervor<br />
und erfolgte erst dann, als in Erfahrung gebracht<br />
wurde, dass in Berlin zunächst noch für Jahre nicht an<br />
die Gründung einer meteorologischen Zentralstelle mit<br />
dem nöthigen wissenschaftlichen Stab, um welchen sich<br />
eine Gesellschaft krystallisiren hatte, gedacht werden<br />
konnte. …“<br />
Dies stellte einen wichtigen Mosaikstein in der<br />
Institutionalisierung der Meteorologie als neue wissenschaftliche<br />
Disziplin dar. Im Jahre <strong>2008</strong> jährt sich<br />
die Gründung zum 125. Male. Der Vorstand der <strong>DMG</strong><br />
möchte dies in Form einer Festveranstaltung begehen.<br />
Da der Gründungsort in Hamburg-St. Pauli nicht mehr<br />
zur Verfügung steht, wurde ein anderer für die Veranstaltung<br />
würdiger Ort gefunden.<br />
Programmkomitee<br />
Prof. Dr. Andreas Macke<br />
PD Dr. Cornelia Lüdecke<br />
Prof. Dr. Gerd Tetzlaff<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Die <strong>DMG</strong> lädt nunmehr ein zur Festveranstaltung<br />
am:<br />
Freitag, 07. November <strong>2008</strong><br />
(Achtung: geänderter Termin!)<br />
Ort:<br />
Völkerkundemuseum, Rothenbaumchaussee 64<br />
2<strong>01</strong>48 Hamburg<br />
www.voelkerkundemuseum.com/<br />
Der Festort ist zu erreichen über die Haltestelle „Hallerstraße“<br />
der U-Bahnlinie „U1“. Die Linie U1 fährt<br />
über den Hamburger Hauptbahnhof.<br />
Programm<br />
Folgendes, vorläufiges Programm wurde bereits festgelegt:<br />
10:00 – 12:30 Uhr<br />
Mitgliederversammlung der <strong>DMG</strong> im Hörsaal des<br />
Museums<br />
(Dazu erfolgt vom Geschäftsführenden Vorstand der<br />
<strong>DMG</strong> rechtzeitig eine gesonderte Einladung),<br />
12:30 – 14:00 Uhr<br />
Mittagessen nach eigener Wahl,<br />
14:00 – 17:30 Uhr<br />
Festvorträge im Hörsaal des Museums. Folgende<br />
Beiträge sind bisher geplant (unterbrochen durch eine<br />
Kaffee-Pause):<br />
• Grußworte<br />
• PD Dr. Cornelia Lüdecke: Die <strong>DMG</strong> im Wechselspiel<br />
der Zeit. Von der Gründung bis zur Neu-<br />
gründung<br />
Dr. Hans Volkert: Die <strong>Deutsche</strong> Meteorologie als<br />
• Motor und Nutznießer von internationaler Zusammenarbeit:<br />
Personen und Institutionen von 1870<br />
bis 2000<br />
• Dr. Gerhard Steinhorst: Neuere Entwicklungen<br />
der Wettervorhersage und des Warnmanagements<br />
• Prof. Dr. Martin Claußen: KlimaCampus<br />
Hamburg<br />
• Prof. Dr. Clemens Simmer: Zukunft der Mete orologischen<br />
Forschung in Deutschland<br />
ab 17:30 Uhr<br />
Zwangloses Beisammensein, Ende gegen 20:00 Uhr.<br />
Die <strong>DMG</strong> lädt ein zu einem Imbiss im Restaurant des<br />
Völkerkundemuseums.<br />
Aktualisierte Informationen werden im nächsten Heft<br />
der „<strong>Mitteilungen</strong>“ bekanntgegeben.<br />
Organisationskomitee<br />
Dr. Hein Dieter Behr<br />
Dipl.-Met. Wolfgang Seifert
wir<br />
Laudatio auf den Preisträger der Reinhard-Süring-<br />
Plakette Dr. Sigurd Schienbein<br />
Astrid Ziemann<br />
ZV Leipzig<br />
Seit 1978 wird die Reinhard-Süring-Plakette an Persönlichkeiten<br />
verliehen, die sich hervorragende wissenschaftliche<br />
oder organisatorische Verdienste um die<br />
Ziele der <strong>DMG</strong> bzw. ihrer Vorgängergesellschaften erworben<br />
haben. Der Namensgeber dieser Plakette, Reinhard<br />
Süring, war einer der bedeutendsten deutschen<br />
Meteorologen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Für Generationen deutschsprachiger Meteorologiestudenten,<br />
darunter sicher auch unser heutiger Preisträger<br />
Herr Dr. Schienbein, war das „Lehrbuch der Meteorologie“<br />
von Hann und Süring ein Standardwerk.<br />
Sürings Freiballon-Rekordfahrt am 31. Juli 19<strong>01</strong> erregte<br />
weltweites Aufsehen. Zusammen mit Arthur Berson<br />
stieg er mit dem Ballon „Preußen“ am Tempelhofer<br />
Feld auf und erreichte eine Höhe von knapp 11 000 m<br />
in einer offenen Gondel. Damit schufen die beiden Wissenschaftler<br />
die Voraussetzung für die Entdeckung der<br />
Stratosphäre ein Jahr später.<br />
Wie bei Süring gilt auch bei Dr. Schienbein ein wichtiges<br />
wissenschaftliches Augenmerk der experimentellen<br />
Meteorologie. Bereits in seiner Diplomarbeit aus<br />
dem Jahr 1957 beschäftigte sich Sigurd Schienbein mit<br />
Problemen der Feuchtemessung in der freien Atmosphäre.<br />
Zu seinen Dozenten zählte hier auch Professor<br />
Karl Schneider-Carius, Direktor des damaligen Geophysikalischen<br />
Institutes an der Universität Leipzig.<br />
Der Stadt und der Universität Leipzig blieb Herr<br />
Schienbein auch nach seinem Meteorologiestudium treu.<br />
Bis zum Ende des Jahres 1968 war er als wissenschaftlicher<br />
Assistent bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Geophysikalischen Institut der Karl-Marx-Universität<br />
Leipzig tätig. Im Jahr 1963 promovierte Herr Schienbein<br />
mit der Dissertationsschrift „Ein meteorologischer<br />
Beitrag zur Technologie der Dederonproduktion“.<br />
Diese Arbeit lieferte einen Anstoß für die Begründung<br />
der „Industriemeteorologie“ am Leipziger Geophysikalischen<br />
Institut. Zusammen mit Hans Koch entwickelte<br />
Sigurd Schienbein diese neue Arbeitsrichtung, bei der<br />
meteorologische Kenntnisse und Forschungsergebnisse<br />
in verschiedenen Industriezweigen, vor allem in der<br />
Textilindustrie, zur Qualitätssteigerung der Produkte<br />
und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Innenräumen<br />
angewendet wurden. Anfang 1969 verließ<br />
Dr. Schienbein die Universität Leipzig. Die Arbeitsrichtung<br />
der Industriemeteorologie verfolgte er jedoch<br />
weiter und war bis 1992 in leitenden Funktionen der<br />
Forschungs- und Beratungsstelle eines Großbetriebes<br />
tätig.<br />
Seit der Gründung des Leipziger Instituts für Meteorologie<br />
im Jahr 1993 ist Herr Dr. Schienbein wieder<br />
an der Universität Leipzig tätig. Hier widmete er sich<br />
u.a. der Vorbereitung und Durchführung von Messkampagnen<br />
im Rahmen verschiedener Drittmittelprojekte,<br />
z.B. zur Messung von Aerosoleigenschaften oder zur<br />
akustischen Laufzeittomographie. Von seinen langjährigen<br />
Erfahrungen in Theorie und Praxis der angewandten<br />
und experimentellen Meteorologie profitiert<br />
nicht nur sein dankbarer Kollegenkreis. Auch im mittlerweile<br />
wohlverdienten Ruhestand ist Herr Dr. Schienbein<br />
als Dozent bei der Ausbildung von Meteorologie-<br />
Studenten an der Universität Leipzig tätig.<br />
Die Übermittlung von meteorologischem Fachwissen<br />
an den interessierten Laien liegt Herrn Dr. Schienbein<br />
ebenfalls sehr am Herzen. So unterstützte er z.B.<br />
im Rahmen des GLOBE Projektes die jüngsten Nachwuchsmeteorologen<br />
an Schulen im Raum Leipzig.<br />
Bereits als junger Meteorologe engagierte sich Sigurd<br />
Schienbein nicht nur für die Weiterentwicklung der<br />
meteorologischen Wissenschaft, sondern auch für die<br />
vielfältige Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse.<br />
Herr Dr. Schienbein ist inzwischen seit einem<br />
halben Jahrhundert aktives Mitglied der <strong>DMG</strong> bzw.<br />
der Vorgängergesellschaft in der DDR. Von 1994 an<br />
arbeitete er im Vorstand des Zweigvereins Leipzig, seit<br />
1995 als außerordentlich gewissenhafter Schriftführer<br />
bis zu seinem Ausscheiden aus dem Vorstand im Jahr<br />
2007 auf eigenen Wunsch. Neben der umfangreichen<br />
Schriftführertätigkeit und der akribischen Führung des<br />
Archivs des Zweigvereins sind seine organisatorischen<br />
Leistungen bei der Vorbereitung und Durchführung der<br />
Meteorologentagung 1998 in Leipzig besonders hervorzuheben.<br />
Herr Schienbein hat all diese vielfältigen und umfangreichen<br />
Aufgaben stets mit außerordentlich großem<br />
persönlichen Einsatz, aber in seiner allseits beliebten<br />
bescheidenen Art und Weise ausgeführt und erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
In Würdigung seiner langjährigen Verdienste als aktives<br />
Vorstandsmitglied des Zweigvereins Leipzig sowie der<br />
Mitwirkung bei der meteorologischen Ausbildung und<br />
bei Forschungsarbeiten zur experimentellen und angewandten<br />
Meteorologie verleiht die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong><br />
Gesellschaft an Herrn Dr. Sigurd Schienbein<br />
die Reinhard-Süring-Plakette.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
19
20<br />
wir<br />
Neue Vorsitzende des <strong>DMG</strong> Zweigvereins<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Zweigverein Berlin und Brandenburg<br />
Seit Januar <strong>2008</strong> ist der Vorsitz des Zweigvereins Berlin-Brandenburg<br />
(ZVBB) der <strong>DMG</strong> von Frau Dr. Gabriele<br />
Malitz an Frau Dr. Heike Hübener übergegangen.<br />
Frau Hübener ist Assistentin am meteorologischen Institut<br />
der Freien Universität Berlin und arbeitet zusammen<br />
mit Professor Ulrich Cubasch. Ihre Forschungsinteressen<br />
liegen insbesondere im Bereich der regionalen<br />
Klimamodellierung mit Schwerpunkt auf der Simulation<br />
der Komponenten des hydrologischen Kreislaufs.<br />
Frau Hübener hat am Institut für Geophysik und Meteorologie<br />
in Köln Meteorologie studiert und ihre Diplomarbeit<br />
über Baroklinität im Zusammenhang mit dem<br />
ostasiatischen Monsun, speziell der Changma-Front in<br />
Korea, geschrieben. Im Jahr 2004 hat sie ebenfalls in<br />
Köln mit einem Thema der mesoskaligen meteorologischen<br />
Simulation für ein semi-arides Gebiet in Südmarokko<br />
promoviert. Seit September 2005 arbeitet sie<br />
in Berlin und engagiert sich dort neben der Forschung<br />
und Lehre unter anderem in der Organisation des ge-<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
meinsamen Kolloquiums des <strong>DMG</strong> ZVBB und des<br />
Instituts für Meteorologie der FU Berlin. Sie ist <strong>DMG</strong><br />
Mitglied seit ihrer Studienzeit in Köln, nunmehr seit<br />
knapp neun Jahren.<br />
Neuer Schriftführer des Zweigvereins ist der Meteorologiestudent<br />
Christopher Kadow.<br />
Neuer Vorsitzender des <strong>DMG</strong> Zweigvereins<br />
Frankfurt<br />
Zweigverein Frankfurt<br />
Der Zweigverein Frankfurt hat seit Februar einen neuen<br />
Vorstand: Während Prof. Dr. Gerhard Adrian (DWD<br />
Offenbach) in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit<br />
(154 von 158 Stimmen) zum Vorsitzenden gewählt<br />
wurde, bestimmte eine Mitgliederversammlung die<br />
anderen Vorstandsämter. Demnach ist Prof. Dr. Bodo<br />
Ahrens (Univ. Frankfurt) neuer stellvertretender Vorsitzender.<br />
Die Besetzung der Kassenwartin durch Dr.<br />
Anja Werner und des Schriftführers durch Dr. Jörg<br />
Rapp bleibt unverändert. Beisitzer sind für die nächsten<br />
drei Jahre: Prof. Dr. Herbert Fischer (Univ./FZ Karlsruhe),<br />
Prof. Dr. Christian-D. Schönwiese (Univ. Frankfurt),<br />
Dipl.-Met. Wolfgang Kusch (Präsident DWD),<br />
Prof. Dr. V. Wirth (Univ. Mainz) und Dipl.-Met. Jürgen<br />
Lang (Meteo Solutions Darmstadt).<br />
Der bisherige Vorsitzende, Prof. Wirth, berichtete<br />
zuvor von den Aktivitäten des Zweigvereins im Jahr<br />
2007. Die Mitgliederzahl blieb mit 436 annähernd konstant.<br />
Damit ist der Zweigverein Frankfurt, der für Baden-Württemberg,<br />
das Saarland, Hessen und Teile von<br />
Rheinland-Pfalz zuständig ist, weiterhin die mitgliederstärkste<br />
Untergliederung. Im vergangenen Jahr fanden<br />
acht Fachsitzungen statt. Der Fortbildungstag führte zur<br />
Forschungsanstalt für Weinbau und Landwirtschaft in<br />
Geisenheim (Rheingau). Am ganztägigen Vortrags- und<br />
Besichtigungsprogramm nahmen insgesamt 25 Mitglieder<br />
und Interessenten teil. Zwei Vorstandssitzungen<br />
und eine Mitgliederversammlung komplettierten das<br />
Vereinsleben.<br />
Die Mitglieder wurden durch fünf Rundschreiben und<br />
zehn Kurzmitteilungen per e-mail über aktuelle Veranstaltungen<br />
und andere Nachrichten aus dem Zweigverein<br />
informiert.
wir<br />
Prof. Dr. Heinke Schlünzen ist neue Vorsitzende<br />
des Fachausschuss Umweltmeteorologie<br />
Jörg Rapp<br />
Bei der Wahl des Vorsitzenden des Fachausschusses<br />
Umweltmeteorologie (FA UMET) konnte sich im Januar<br />
Prof. Dr. Heinke Schlünzen knapp durchsetzen.<br />
Sie erhielt 17 von insgesamt 40 gültigen Stimmen.<br />
Für Dr. Joachim Eichhorn stimmten 14 und für Lutz<br />
Katschner 9 Ausschussmitglieder. Damit ist Heinke<br />
Schluenzen für die Zeit vom 1. Februar <strong>2008</strong> bis 31.<br />
Januar 2<strong>01</strong>1 gewählt. Als vorhergehender Vorsitzender<br />
wird PD Dr. Stefan Emeis für diese Zeit als Stellvertreter<br />
fungieren.<br />
Prof. Dr. Schlünzen ist Leiterin der Gruppe für mesoskalige<br />
und mikroskalige Prozesse und Phänomene<br />
im <strong>Meteorologische</strong>n Institut der Universität Hamburg.<br />
Ehrenkolloquium aus Anlass des<br />
80. Geburtstages von Prof. Dr. Walter Fett<br />
Werner Wehry<br />
Berlin<br />
Am 3. Dezember 2007 lud der Zweigverein Berlin und<br />
Brandenburg der <strong>DMG</strong> im Institut für Meteorologie<br />
der FU Berlin zu einer Festveranstaltung aus Anlass<br />
der Vollendung des 80. Lebensjahres von Prof. Dr.<br />
Walter Fett ein. Etwa 70 Gäste nahmen an der von<br />
Frau Dr. Gabriele Malitz eröffneten Sitzung teil. Sie<br />
gratulierte im Namen der <strong>DMG</strong> dem Jubilar, der Ehrenmitglied<br />
der <strong>DMG</strong> ist. Sie wies insbesondere auf<br />
seine Verdienste für die <strong>DMG</strong> hin, die der Jubilar mit<br />
der Gründung und Etablierung des Fachausschusses<br />
AKUMET (heute FA Umwelt) und der Gestaltung des<br />
<strong>Meteorologische</strong>n Kalenders (seit 1982!) sowie als<br />
Zweigvereinsvorsitzender erarbeitet hat. Anschließend<br />
überbrachte der Geschäftsführende Direktor des Instituts<br />
für Meteorologie, Prof. Uwe Ulbrich, die Grüße<br />
des Instituts.<br />
Als Überraschung gab es zunächst ein Ständchen für<br />
den Jubilar, das Arne Spekat (Konzert-Gitarre) mit seinem<br />
Mitstreiter, dem Schauspieler Ulrich Kratz, zu Gehör<br />
brachte. Anschließend hielt Prof. Dr. Heinz Fortak<br />
die Laudatio, in welcher er nicht nur die wesentlichen<br />
Ereignisse und Verdienste in Professor Fetts wissenschaftlichem<br />
Lebensweg darstellte, sonder besonders<br />
seine schätzenswerte und liebenswürdige Persönlichkeit<br />
in freundschaftlicher Weise würdigte. Für das<br />
Nach-Kolloquium hatte Prof. Fett selbst ein BüFETT<br />
vorbereitet, das zu Saft und Sekt sehr leckere FETT-<br />
speisen enthielt: FETTucini, schmalzgefüllte FETTnäpfchen,<br />
KonFETTi u.a.<br />
Im Gegensatz zu anderen runden Geburtstagsfeiern,<br />
zu denen externe Wissenschaftler als Festredner eingeladen<br />
werden, trug Prof. Fett selbst vor. Dieser Vortrag<br />
enthielt Reflexionen seines wissenschaftlichen Lebens<br />
seit den 1960er Jahren, die er überwiegend im ehemaligen<br />
Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene<br />
des Bundesgesundheitsamtes, heute eine Abteilung im<br />
Umweltbundesamt, gesammelt hat. Die derzeitige Klimadiskussion<br />
lieferte ihm den Anlass, nochmals einige<br />
lange zurückliegende – und nur noch wenig beachtete<br />
– meteorologische Erkenntnisse aufzugreifen und<br />
sie zum gegenwärtigen Stand der Klimadiskussion in<br />
möglicherweise irritierende Beziehung zu setzen.<br />
Prof. Fett hat die wesentlichen Fakten und Gedanken<br />
seines Vortrags in einem Textbeitrag eigens für<br />
die <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> zusammengefasst (siehe Seiten<br />
9–14 in diesem Heft).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
21
22<br />
wir<br />
Fortbildungsveranstaltung des Zweigvereins<br />
Leipzig: Satellitenmeteorologie und<br />
Fernerkundung<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Astrid Ziemann<br />
ZV Leipzig<br />
Die Einbeziehung von Satelliten und der auf dieser<br />
Plattform installierten Fernmesstechnik gehört einerseits<br />
zu den Routineaufgaben der meteorologischen<br />
Beobachtung, ist aber andererseits auch aktueller Forschungsgegenstand<br />
bei der Verbesserung der operationellen<br />
Wettervorhersage und in der Klimaforschung.<br />
In einer Fortbildungsveranstaltung wurden deshalb am<br />
26. November 2007 an der Universität Leipzig aktuelle<br />
Entwicklungen in der Satellitenmeteorologie und<br />
neue Anwendungen aus diesem Bereich vorgestellt.<br />
Trotz der Weihnachtszeit nahmen ca. 20 Mitglieder<br />
des Zweigvereins an der interessanten Vortragsreihe<br />
teil und nutzten die Gelegenheit zur Diskussion mit den<br />
Vertretern von DWD und DLR.<br />
Zu Beginn der Veranstaltung kam die Zweigvereinsvorsitzende<br />
zunächst der angenehmen Verpflichtung<br />
nach, Herrn Dr. Sigurd Schienbein die Reinhard-Süring-Plakette<br />
zu übergeben. Die Laudatio erscheint<br />
ebenfalls in dieser Ausgabe der <strong>DMG</strong> <strong>Mitteilungen</strong>.<br />
Im Anschluss ergriff Jun.-Prof. Astrid Ziemann für<br />
einleitende Bemerkungen zur Satellitenmeteorologie<br />
das Wort. Außerdem wurde bei dieser Gelegenheit eine<br />
Übersicht dazu gegeben, in welchem Umfang (Satelliten-)Fernerkundung<br />
eine Rolle im Meteorologiestudium<br />
an deutschen Universitäten spielt.<br />
Die nachfolgenden drei Vorträge ermöglichten einen<br />
ausführlichen Einblick in aktuelle Methoden und<br />
Ergebnisse der Satellitenmeteorologie. Eine kurze Zusammenfassung<br />
der Referate ist im folgenden aufgeführt.<br />
Vom Wettersatelliten zum Nowcasting-Produkt<br />
Jörg Asmus, <strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst, Offenbach<br />
Beim <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst in Offenbach werden Daten<br />
der geostationären Wettersatelliten METEOSAT 9<br />
und METEOSAT 7 (beide EUMETSAT), MTSAT (Japan),<br />
GOES-W und GOES-E (beide USA) empfangen<br />
und aufbereitet. Dazu kommen noch Daten der polnah<br />
umlaufenden Satelliten von METOP (EUMETSAT),<br />
NOAA 15-18 (USA) und FENGYUN (China). Daneben<br />
werden auch Daten der beiden NASA-Satelliten<br />
EOA Aqua und EOS Terra aufbereitet.<br />
Der für Europa wichtigste Satellit, METEOSAT<br />
9, liefert alle 15 Minuten Daten in zwölf Spektralbereichen,<br />
von 0,6 µm (sichtbar) bis 13,4 µm (Infrarot).<br />
Da es bei der Datenfülle nicht sinnvoll ist, alle Spektralkanäle<br />
zu jedem Termin manuell zu untersuchen,<br />
werden überwiegend daraus abgeleitete Produkte ge-<br />
Abb. 1: METEOSAT 8 vom 11.12.07 11:45 UTC „Luftmasse“.<br />
Abb. 2: METEOSAT 8 vom 11.12.07 11:45 UTC „Wolkenklassifikation“.<br />
nutzt, entweder als Farbkomposit-Bilder, bei denen<br />
bis zu sechs Spektralbereiche in einem Bild dargestellt<br />
werden, oder als abgeleitete Produkte, die über spezielle<br />
Auswerteverfahren erstellt werden. Zwei Beispiele<br />
sollen hier stellvertretend gezeigt werden. Abb. 1 zeigt<br />
ein Farbkomposit-Bild „Luftmassen“ bestehend aus<br />
den Spektralkanälen 6,2-7,3/3,9-10,8/6,2 µm. Grünliche<br />
Flächen bedeuten hohe Troposphäre (warme<br />
Luftmasse), bläuliche Flächen niedrige Troposphäre<br />
(kalte Luftmasse) und orange im Bereich eines Tiefs<br />
Zyklogenese.<br />
Das zweite Bild (siehe Abb. 2) zeigt eine Wolkenklassifkation.<br />
Sie wird mit einem Programmpaket des<br />
„SAF for Nowcasting and Short Range Forecasting“<br />
gerechnet. Die SAFs (Satellite Application Facility)<br />
stellen im Rahmen von EUMETSAT entweder Daten
(z.B. für Klimamonitoring) oder Programme (Nowcasting)<br />
zur Verfügung.<br />
Neben diesen Bildern liefern Wettersatelliten auch<br />
abgeleitete Produkte, wie z.B. Windvektoren oder<br />
Temperatur- und Feuchteprofile der Atmosphäre, die<br />
sehr wichtig für die numerischen Wettervorhersagemodelle<br />
sind. Weitere Informationen: http://metportal.<br />
dwd.de, http://www.eumetsat.int<br />
Klima-Monitoring mit Satelliten – Das CM-SAF<br />
Rainer Hollmann, <strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst,<br />
Offenbach<br />
EUMETSAT (http://www.eumetsat.int) hat 1999 begonnen,<br />
ein Netzwerk von Zentren aufzubauen, das<br />
für die Generierung, Verbesserung und Verbreitung<br />
von Produkten aus Satellitendaten für spezielle Nutzergruppen<br />
zuständig ist. Diese Zentren („SAF-Satellite<br />
Application Facilities“) ergänzen das Spektrum der<br />
Produkte, die bei EUMETSAT selbst erzeugt werden.<br />
Insgesamt wurden acht SAFs für verschiedene Nutzergruppen<br />
eingerichtet, die fast alle Bereiche der Meteorologie<br />
abdecken (z.B. NWP, Kürzestfristvorhersage,<br />
Ozean und Meereis) und von einem nationalen Wetterdienst<br />
in Kooperation mit weiteren Wetterdiensten<br />
geleitet werden. Der DWD leitet das SAF für das Klimamonitoring<br />
mit Satellitendaten (CM-SAF). Neben<br />
EUMETSAT und dem DWD sind weitere Partner die<br />
nationalen Wetterdienste von Belgien, Finnland, der<br />
Niederlande, Schweiz und Schweden.<br />
Ziel des CM-SAF ist es, homogene mehrjährige Klimadatensätze<br />
von wesentlichen Klimavariablen auf<br />
der regionalen bzw. globalen Skala zu erzeugen. Nach<br />
dem Abschluss der Entwicklungsphase wurde 2004 begonnen<br />
Zeitreihen zu abzuleiten. Seitdem erzeugt das<br />
CM-SAF (www.cmsaf.eu) kontinuierlich Datenreihen<br />
basierend auf polarumlaufenden und geostationären<br />
Satelliten. Die Produktpalette umfasst verschiedene<br />
Wolkenprodukte (z.B. Bedeckungsgrad, Wolkentyp,<br />
Wolkenoberkantendruck, -temperatur und -höhe) sowie<br />
mikrophysikalische Eigenschaften der Wolken<br />
(optische Dicke, Wolkenwassergehalt), Strahlungsprodukte<br />
am Oberrand der Atmosphäre (reflektierte kurzwellige<br />
Strahlung, langwellige Ausstrahlung) und am<br />
Erdboden (z.B. Globalstrahlung, Gegenstrahlung, Albedo,<br />
Strahlungsbilanzen). Ergänzt wird das Portfolio<br />
durch Wasserdampf- und Temperaturprodukte (Profile<br />
und vertikal integrierte Größen). Alle abgeleiteten Klimavariablen<br />
werden dem Nutzer kostenfrei über eine<br />
Internet-Schnittstelle zur Verfügung gestellt. Die Produkte<br />
haben eine räumliche Auflösung von bis zu 15x15<br />
km² auf einem sinusoidalen Gitter. Neben Tages- und<br />
Monatsmittelwerten werden für das MSG-Gebiet auch<br />
mittlere monatliche Tagesgänge angeboten, die sich<br />
sehr gut für Prozessuntersuchungen eignen.<br />
Im Vortrag wurde am Anfang der im allgemeinen<br />
große Nutzen der Verwendung von satellitendatenbasierten<br />
Klimadatensätzen gezeigt, anhand dessen aber<br />
auch die Problematik der Bestimmung von Klimada-<br />
wir<br />
Abb. 3: Streudiagramm der Tagesmittelwerte der Globalstrahlung in<br />
W/m² berechnet aus Satellitendaten mit vier europäischen BSRN-<br />
Bodenstationen für mehrere Monate.<br />
tensätzen aus Satellitendaten diskutiert. Anschließend<br />
führte er in die Erstellung der Produkte vom CM-SAF<br />
ein, zeigte den momentanen Stand der Arbeiten bzgl.<br />
der Homogenisierung und Ergebnisse aktueller Validationsstudien,<br />
die den Produkten des CM-SAFs eine<br />
gute Qualität bescheinigen. Als ein Beispiel sei hier<br />
nur ein Vergleich der Tagesmittelwerte der Globalstrahlung<br />
mit europäischen Strahlungsmessungen des<br />
BSRN (Baseline Surface Radiation Network) gezeigt<br />
(Abb. 3).<br />
Am Ende des Vortrages wurden die Planungen für<br />
die nächsten fünf Jahre vorgestellt, in denen beim CM-<br />
SAF umfangreiche Aktivitäten zur Reprozessierung für<br />
verschiedene Satellitengenerationen laufen werden, um<br />
längere Zeitreihen von Klimavariablen zu erstellen.<br />
Fernerkundung inhomogener Bewölkung<br />
Tobias Zinner und Bernhard Mayer, DLR,<br />
Institut für Physik der Atmosphäre,<br />
Oberpfaffenhofen<br />
Wolken sind zeitlich wie räumlich in hohem Maße<br />
inhomogen. Die Vernachlässigung dieser Tatsache in<br />
der Betrachtung der Wechselwirkung zwischen Wolken<br />
und dem Strahlungsfeld führt zu Unsicherheiten.<br />
Dies gilt auch für die passive Satellitenfernerkundung<br />
von Wolkeneigenschaften, die die wichtigste<br />
Quelle von Wolkendaten auf globaler Skala darstellt.<br />
Fernerkundungsverfahren sind zum einen durch die<br />
räumliche Auflösung der Instrumente (die Größe der<br />
Bildelemente) beschränkt, zum anderen durch die notwendigerweise<br />
vereinfachte Behandlung des Strahlungstransportes,<br />
auf der die Ableitung der Wolkeneigenschaften<br />
beruht. Folgende Annahmen bilden hier<br />
immer die Grundlage:<br />
- Innerhalb eines Bildelementes sind die abzuleitenden<br />
Eigenschaften homogen und<br />
- einzelne Bildelemente sind unabhängig voneinander,<br />
das heißt, es findet kein horizontaler Netto-Austausch<br />
von Strahlung zwischen den Bildelementen statt.<br />
Der Strahlungstransport wird also hier als eindimensionales<br />
Problem betrachtet. Beide Annahmen sind nicht<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
23
24<br />
wir<br />
realistisch, da Wolken auf allen Skalen inhomogen<br />
sind und der Photonentransport unbeschränkt in alle<br />
Raumrichtungen stattfindet (siehe Abb. 4). Es entstehen<br />
Unsicherheiten, die von der räumlichen Auflösung<br />
der Messung und der nicht aufgelösten Inhomogenität<br />
abhängig sind. Je größer ein Bildelement, desto größer<br />
ist die unter Umständen darin verborgene Variabilität<br />
und desto größer wird der so verursachte systematische<br />
Fehler. Der Einfluss des ebenfalls nicht zu vernachlässigenden<br />
Horizontaltransports äußert sich z.B. in hellen<br />
Flanken und dunklen Schattenbereichen, die als optisch<br />
dicke bzw. dünne Wolken missinterpretiert werden<br />
können. Diese Variabilität führt zu einer Unsicherheit<br />
bei der Ableitung von Wolkeneigenschaften für das jeweilige<br />
Bildelement, die umso größer ist je kleiner das<br />
Bildelement und damit der Einfluss der Umgebung.<br />
Durch die Zunahme des ersten Fehlers, des „planeparallel“<br />
Fehlers, und die Abnahme des zweiten, des<br />
„independent pixel“ Fehlers, ergibt sich die optimale<br />
Auflösung der passiven Wolkenfernerkundung bei der<br />
Größenordnung 1 km.<br />
Die Quantifizierung dieser Unsicherheiten wird in<br />
Zukunft die Grundlage für die Aufnahme einer Fehlerinformation<br />
in die betroffenen operationellen Fern-<br />
Mitteilung des Kassenwartes<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Abb. 4: Schematische Darstellung der Fehler der Standard-Fernerkundungsverfahren<br />
in Abhängigkeit von der Größe der Bildelemente. Klassische<br />
Wolkensensoren liegen im Bereich des skizzierten Minimums.<br />
erkundungsprodukte sein. Darüber hinaus werden auf<br />
Basis dieser Studien neue, vorerst experimentelle Verfahren<br />
entwickelt, die explizit den dreidimensionalen<br />
Strahlungstransport in inhomogenen Wolken berücksichtigen.<br />
Liebe Mitglieder der <strong>DMG</strong>,<br />
vor kurzem haben Sie alle Ihre diesjährige <strong>DMG</strong>-Beitragsrechnung erhalten. Die einzelnen Beitragsklassen sowie der Abonnementspreis<br />
für die „<strong>Meteorologische</strong> Zeitschrift“ (MetZet) wurden auf der <strong>DMG</strong>-Mitgliederversammlung am 24.09.2003<br />
anlässlich der 6. <strong>Deutsche</strong>n Klimatagung in Potsdam neu festgelegt. Die gültige <strong>DMG</strong>-Beitragstabelle ist veröffentlich unter:<br />
www.dmg-ev.de/gesellschaft/mitgliedschaft/beitragsstruktur.htm<br />
Hier meine Bitten an Sie als <strong>DMG</strong>-Kassenwart:<br />
1. Diejenigen Mitglieder, die mir für ihre Beitragszahlungen Lastschriftermächtigung erteilt haben, brauchen nichts Weiteres<br />
zu veranlassen. Die sogenannten „Rechnungszahler“ werden dagegen um eine rasche Erledigung ihrer Überweisung<br />
gebeten. Satzungsgemäß muss das Beitragskonto zum 31. März eines Jahres ausgeglichen sein.<br />
2. Bei Überweisungen von einem ausländischen Konto vermerken Sie bitte auf dem dort gültigen Überweisungsvordruck:<br />
IBAN: DE72 50<strong>01</strong> 0060 0<strong>01</strong>4 5096 00, SWIFT-Code: PBNKDEFF. Bitte vergessen Sie auch hier Ihre <strong>DMG</strong>-<br />
Mitgliedsnummer nicht.<br />
3. Sollten Sie bei den Angaben auf der Rechnung Unstimmigkeiten entdecken: nicht korrekte Anschrift,<br />
falscher oder fehlender akademischer Grad oder abgelaufene Bankverbindung, so lassen Sie es mich bitte<br />
wissen. Bedenken Sie bitte, dass die Banken bei einem Lastschriftabruf von einem nicht mehr gültigen Konto<br />
die <strong>DMG</strong>-Kasse mit Gebühren in Höhe von mindestens 10,-- € belasten. Sollten Sie einen Nachsendeantrag<br />
bei der <strong>Deutsche</strong>n Post gestellt haben, so bedenken Sie bitte, dass dieser nur eine „endliche“ Laufzeit hat.<br />
Ich würde mich daher freuen, wenn ich zeitnah zu Ihrem Umzug Ihre neue Anschrift erhalten würde. Auch dies erspart<br />
zusätzliche Arbeit.<br />
4. Ihre Beitragszahlung wie auch die Kosten für das Abonnement der <strong>Meteorologische</strong>n Zeitschrift können Sie bei Ihrer<br />
alljährlichen Steuererklärung geltend machen. Dazu habe ich auf der Rückseite der Beitragsrechnung die zurzeit gültige<br />
Spendenbescheinigung abgedruckt. Werfen Sie daher die Beitragsrechnung nicht fort, sondern legen Sie diese bitte nach<br />
Erledigung zu Ihren Steuerunterlagen. Eine nachträgliche Ausstellung einer Spendenbescheinigung verursacht zusätzliche<br />
Kosten, die für andere <strong>DMG</strong>-Aktivitäten nicht zur Verfügung stehen.<br />
Elmshorn, im März <strong>2008</strong><br />
Ihr <strong>DMG</strong>-Kassenwart<br />
H. D. Behr<br />
kassenwart@dmg-ev.de
Mitglieder<br />
Geburtstage<br />
75 Jahre<br />
Edith Feike, 13.2.1933, ZVH<br />
Dr. Gerhard Scheibe, 12.1.1933, ZVL<br />
Dr. Albrecht Schumann, 17.2.1933, ZVL<br />
Hans Joachim Seifert, 28.2.1933, ZVBB<br />
76 Jahre<br />
Dieter Eickelpasch, 8.1.1932, ZVR<br />
Dr. Eginhard Peters, 17.2.1932, ZVBB<br />
77 Jahre<br />
Dr. Benno Barg, 21.2.1931, ZVBB<br />
Prof. Dr. Wolfgang Krauß, 1.1.1931, ZVH<br />
Dr. Dieter Lorenz, 12.1.1931, ZVM<br />
Dr. Helga Naumann, 16.1.1931, ZVL<br />
78 Jahre<br />
Prof. Dr. Karl Höschele, 28.2.1930, ZVF<br />
Christa Lenk, 20.3.1930, ZVL<br />
Prof. Dr. Hans R. Pruppacher, 23.3.1930, ZVF<br />
79 Jahre<br />
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bolle, 29.1.1929, ZVM<br />
Reiner Kausch-Blecken v. Schmeling, 13.2.1929,ZVH<br />
80 Jahre<br />
Paul Schlaak, 10.1.1928, ZVBB<br />
81 Jahre<br />
Manfred Ernst Reinhardt, 26.1.1927, ZVM<br />
82 Jahre<br />
Prof. Dr. Wolfgang Böhme, 11.3.1926, ZVBB<br />
83 Jahre<br />
Dr. Ingrid Buschner, 3.3.1925, ZVF<br />
Prof. Dr. Christian Hänsel, 12.1.1925, ZVL<br />
Dr. Günther Quilitzsch, 22.3.1925, ZVM<br />
87 Jahre<br />
Hermann Heß, 5.3.1921, ZVF<br />
Prof. Dr. Hermann Pleiß, 26.02.1921,ZVL<br />
88 Jahre<br />
Heinrich Kaldik , 1.3.1920, ZVR<br />
Otto Karl, 10.1.1920, ZVM<br />
89 Jahre<br />
Günter Höhne, 1.3.1919, ZVBB<br />
97 Jahre<br />
Werner Berth, 17.1.1911, ZVBB<br />
In Memoriam<br />
Dr. Dr. hc Albert Baumgartner, ZVM<br />
*13.11.1919<br />
†6.3.<strong>2008</strong><br />
Klaus Dieter Ernst Britzkow, ZVBB<br />
*23.8.1921<br />
†5.2.<strong>2008</strong><br />
Prof. Dr. Josef van Eimern, ZVM<br />
*16.3.1921<br />
†10.1.<strong>2008</strong><br />
neu eingetreten in 2007<br />
Guido Luft, ZVF<br />
Mario Mech, ZVR<br />
Stefanie Meul, ZVM<br />
Andreas Müller, ZVF<br />
Dr. Wilfried Niesen, ZVBB<br />
Sophie Oberländer, ZVBB<br />
Dirk Ockel, ZVR<br />
Heinz Oehmig, ZVBB<br />
Anne-Kartrin Prescher, ZVL<br />
Dr. Bernhard Reichert, ZVF<br />
Stefanie Rentz, ZVB<br />
Gernot Richter, ZVH<br />
Kathrin Riemann, ZVH<br />
Claude Rominger, ZVM<br />
Ole Ross, ZVH<br />
Sebastian Schemm, ZVM<br />
Oliver Schlenczek, ZVF<br />
Anna-Liesa Schmager, ZVH<br />
Nadine Schneider, ZVH<br />
Stefan Schneider, ZVH<br />
Helmut Schoettler, ZVH<br />
Jan-Bernd Schröer, ZVR<br />
Mattis Schütze, ZVH<br />
Katharina Selent, ZVH<br />
Dr. Thomas Spangehl, ZVBB<br />
AlrunTessendorf, ZVH<br />
Amelie Tetzlaff , ZVH<br />
Dr. Susanne Theis, ZVF<br />
Rolf Jochen Thiele,ZVR<br />
Insa Thiele, ZVR<br />
Malte Uphoff, ZVH<br />
Elisabeth Viktor, ZVH<br />
Ulrike Vogelsberg, ZVL<br />
Björn Witha, ZVH<br />
Franziska Wittke, ZVH<br />
wir<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
25
26<br />
wir<br />
Nachruf für Dr. Heinrich Kruhl<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
A. Kresling<br />
Hamburg<br />
Am 6. November 2007 ist unser Mitglied Dr. Heinrich<br />
Kruhl im Alter von 95 Jahren nach kurzer, schwerer<br />
Krankheit verstorben. Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung<br />
fand auf dem Friedhof in Reinbek bei Hamburg<br />
statt. Dr. Kruhl war seit 1960 Mitglied der <strong>DMG</strong>.<br />
Heinrich Kruhl wurde am 1.8.1912 in Danzig geboren.<br />
Sein Vater war Schiffbauingenieur in Danzig und<br />
später in Wilhelmshaven. Dadurch wurden ihm die<br />
Schifffahrt, die See und die Küste schon in sehr jungen<br />
Jahren vertraut. Nach dem Abitur in Lübeck 1930<br />
studierte Heinrich Kruhl Geographie, Physik und Mathematik<br />
an den Universitäten München, Berlin und<br />
Hamburg. Dort legte er 1935 das Staatsexamen ab.<br />
Nach dem Militärdienst trat er 1936 in den Reichswetterdienst<br />
ein. Heinrich Kruhl wurde in den Fliegerhorstwetterwarten<br />
Warnemünde und Dievenow<br />
(jetzt polnisches Seebad) und in der Seefliegerschule<br />
auf Rügen eingesetzt. In den Kriegsjahren verrichtete<br />
er in der Flugwetterwarte Hamburg-Fuhlsbüttel seinen<br />
Dienst. 1945 kam Heinrich Kruhl über die Wetterwarte<br />
Schleswig nach List/Sylt zum Britischen Wetterdienst,<br />
1946 dann zum Seewetterdienst, der in einer Behelfsunterkunft<br />
in Quickborn von M. Rodewald wieder eingerichtet<br />
worden war. 1946 übernahm Heinrich Kruhl<br />
auch die Position eines Wissenschaftlichen Assistenten<br />
am Geophysikalischen Institut der Universität Hamburg<br />
unter P. Raethjen. In dieser Zeit schrieb er seine<br />
Dissertation über „Die Zirkulation der oberen Atmosphäre“.<br />
Am 1.4.1948 wurden die kriegsbedingt über Hamburg<br />
verteilten Dienststellen im heutigen Seewetteramt<br />
vereint, das bis zur Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes<br />
am 1.1.1953 zum MANWD (<strong>Meteorologische</strong>s<br />
Amt für Nord-West-Deutschland) in der Britischen<br />
Besatzungszone gehörte.<br />
Das Seewetteramt war fast 30 Jahre lang seine berufliche<br />
Heimat. In den 50er Jahren unternahm Dr.<br />
Heinrich Kruhl viele Reisen als Bordmeteorologe auf<br />
Fischereiforschungsschiffen und Fischereischutzbooten.<br />
Von 1950 an gehörte H. Kruhl zusammen mit F.<br />
Krügler, G. Roediger und H.O. Mertins etwa 10 Jahre<br />
lang zu den Pionieren, die die persönliche Präsentation<br />
der Fernsehwetterkarte auf den Weg brachten, bis deren<br />
Produktion schließlich nach Frankfurt verlegt wurde.1960<br />
übernahm Dr. Heinrich Kruhl das Dezernat<br />
„Seewetterdienst“ und 1970 bis zu seiner Versetzung<br />
in den Ruhestand 1977 die Leitung der Abteilung Wetterberatungsdienst<br />
des Seewetteramtes.<br />
Dr. Heinrich Kruhl war ein Synoptiker der „alten<br />
Schule“. Sein wissenschaftliches Interesse, oft ausge-<br />
Dr. Heinrich Kruhl im Seewetteramt, 1974<br />
löst durch synoptische Fehleinschätzungen, galt insbesondere<br />
der Entwicklung von „Warmfrontwellen“, der<br />
„induzierten Zyklogenese“ mit der Entstehung warmer<br />
Hochdruckgebiete und den Rückseitenstürmen von<br />
Orkantiefs und schweren Sturmtiefs. Die Kenntnisse<br />
und Erfahrungen auf diesem Gebiet konnte er häufig<br />
in die Tat umsetzen und sie ermöglichten ihm schon<br />
damals, als es noch keine oder noch keine brauchbaren<br />
numerische Vorhersagen gab, die Vorhersage schwerer<br />
Stürme mit sehr schweren Nordsee-Sturmfluten, wie<br />
im Februar 1962 und am 3.1.1976.<br />
Ende der 50er Jahre führte Dr. Heinrich Kruhl nach einer<br />
längereren Erprobungsphase den meteorologischen<br />
Schiffsroutenberatungsdienst ein. Anstöße hierzu kamen<br />
von Prof. Dr. H.U. Roll, dem damaligen Leiter des<br />
Seewetteramtes, der in den USA das Routeing-Verfahren<br />
nach R.W. James kennen gelernt hatte. Nach Besuchen<br />
beim Hydrographic Office in Washington und im<br />
Routeing Centre in De Bilt konnte Dr. Heinrich Kruhl<br />
die Verfahrensweisen ausbauen, so dass Ende 1959 der<br />
Routenberatungsdienst routinemäßig aufgenommen<br />
werden konnte. Eine besondere Herausforderung war<br />
die Beratung für die Verschleppung und den Aufbau<br />
der Forschungsplattform Nordsee nordwestlich von<br />
Helgoland 1975, wo er sich ganz persönlich in die Beratung<br />
einbrachte. Schließlich ging es um ein Objekt<br />
von einem zweistelligen Millionenbetrag.<br />
In der Zeit nach seiner Versetzung in den Ruhestand<br />
widmete sich Dr. Heinrich Kruhl neben synoptischen<br />
und anderen meteorologischen Themen auch neuen<br />
Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Atomphysik<br />
und der Astrophysik. Weitere Gebiete, die ihn<br />
beschäftigten, waren Evolutionstheorie, Verhaltensforschung<br />
und sozialkritische Themen, wie zum Beispiel<br />
die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die<br />
Massenmedien.
Nachruf für Dr. Erich Süssenberger<br />
Wolfgang Kusch<br />
Offenbach<br />
Die wechselvollen Schwankungen beim Wetter und in<br />
der Weltpolitik hat Dr. Erich Süssenberger bis zuletzt<br />
mit Interesse verfolgt. Am 1. Dezember 2007 starb der<br />
frühere Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes im Alter<br />
von 96 Jahren.<br />
Erich Süssenbergers Lebensweg war schon früh mit<br />
der Meteorologie und mit Offenbach verbunden. Zum<br />
ersten Mal gefunkt hatte es bei einem Schulausflug ins<br />
Taunusobservatorium auf dem Kleinen Feldberg. Als<br />
Erich Süssenberger 17 Jahre alt war, zog seine Mutter<br />
mit ihm von Mainz nach Offenbach. Nach dem Abitur<br />
fuhr er jeden Tag von hier aus zum Studium nach<br />
Frankfurt, bis er 1935 als Doktor der Meteorologie<br />
Mitarbeiter des Marine-Observatoriums in Wilhelmshaven<br />
wurde und später nach Hamburg zog.<br />
Eine für seinen weiteren Lebensweg schicksalhafte<br />
Begegnung machte Erich Süssenberger während des<br />
Krieges in Norwegen. Dort lernte er den Luftwaffen-<br />
Meteorologen Georg Bell kennen. Als der <strong>Deutsche</strong><br />
Wetterdienst 1952 unter dem Dach des Bundesverkehrsministeriums<br />
entstand, gehörte Bell zu den Pionieren<br />
dieses Aufbaus. Er holte den Kollegen Süssenberger,<br />
der inzwischen beim Wetterdienst der britischen Zone<br />
in Hamburg für die Beratung der Berliner Luftbrücke<br />
tätig war, als seinen Mitarbeiter nach Bonn. Gemeinsam<br />
betrieben Bell und Süssenberger die Ansiedlung<br />
des Wetterdienstes in Offenbach.<br />
1955 dann stiegen Georg Bell zum Präsidenten der nationalen<br />
Behörde und Erich Süssenberger zu seinem<br />
Nachfolger im Ministerium auf – der einzige Naturwissenschaftler<br />
unter vielen Juristen.<br />
Als Bell elf Jahre später – im Jahr 1966 - in Ruhestand<br />
ging, folgte ihm Erich Süssenberger auf den Präsidentenstuhl<br />
für ebenfalls elf Jahre. Ihm wurde zuteil,<br />
was Beamten selten vergönnt ist: Die Bundesregierung<br />
verlängerte seine Dienstzeit um ein Jahr über die Altersgrenze<br />
hinaus. So konnte Süssenberger noch für<br />
seinen Nachfolger den Weg in internationale Gremien<br />
bahnen.<br />
Knapp ein halbes Jahrhundert lang war Erich Süssenberger<br />
mit der Meteorologie und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienst eng verbunden. Das begann mit dem Studium<br />
der Meteorologie in den 1930er Jahren, reichte<br />
über den Eintritt in den Wetterdienst am damaligen<br />
Frankfurter Flughafen Rebstock als Praktikant im Jahr<br />
1935 bis hin zum Ende seiner Dienstzeit als Präsident<br />
des DWD im Februar 1977. In dieser Zeitspanne hatte<br />
sich das Berufsbild der Mitarbeiter des Wetterdienstes<br />
grundlegend gewandelt. Wer ahnte um 1930, dass die<br />
Atmosphäre heute aus dem Weltall ständig beobachtet<br />
und vermessen wird, wer hatte die Vorstellung, dass<br />
Vorgänge in der Atmosphäre nun präzise und schnell<br />
wir<br />
rechnerisch simuliert werden? Dr. Süssenberger erahnte<br />
frühzeitig die Möglichkeiten und ebnete dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienst den Weg zum Einsatz moderner<br />
Technik.<br />
Überseeische Verbindungen nach Washington,<br />
Sammelverbindung nach Nairobi, Israel und China,<br />
internationaler Austausch junger Meteorologen,<br />
weltweite Wetterforschung, die Entwicklung des Satellitenprogramms<br />
mit dem „Blick hinter die Wolken“,<br />
die vollautomatische Großrechenanlage in Offenbach,<br />
Messstellen im Dienste des Umweltschutzes, Nachrichtenaustausch<br />
der „Welt-Wetter-Wacht“ – das sind<br />
Stichworte, ja Meilensteine aus der vier Jahrzehnte<br />
währenden Dienstzeit von Erich Süssenberger.<br />
Einen Großteil seiner Arbeitskraft verwandte der<br />
dritte Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes dabei<br />
auf die internationale Zusammenarbeit und Vernetzung<br />
der nationalen Wetterdienste. Über zwei Jahrzehnte<br />
hinweg wirkte er in den obersten Gremien der Weltorganisation<br />
für Meteorologie bei fast allen wesentlichen<br />
Entscheidungen mit. Er half, Vorurteile abzubauen und<br />
ein gutes Arbeitsklima mit den anderen Delegationen<br />
herzustellen. Verbindungen zu ausländischen Kollegen<br />
waren für ihn nicht lediglich eine Routinesache,<br />
sondern erwuchsen aus starkem persönlichen Engagement.<br />
Die internationale Wertschätzung seiner Person<br />
übertrug sich nachhaltig auch auf „seinen <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienst“<br />
Unvergessen bleibt auch sein historischer Beitrag<br />
als eine treibende, visionäre Kraft zur Verwirklichung<br />
des „Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage<br />
EZMW“, dessen erster Ratsvorsitzender er<br />
1973 wurde. Damit verhalf er der europäischen Idee im<br />
Bereich der Wetterdienste zum Durchbruch. „Das war<br />
das Größte, was wir auf die Beine gebracht haben“,<br />
sagte er noch Jahre später. Unterlegen war er lediglich<br />
bei seinem Bemühen, das Zentrum nach Deutschland<br />
zu holen. Die Stadt Reading nahe London bekam den<br />
Zuschlag.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
27
28<br />
wir<br />
Weggefährten beschreiben Erich Süssenberger als<br />
„offenen, humorvollen und charaktervollen Menschen“.<br />
Übereinstimmend wird er geschildert als ein<br />
Mann des „klaren, sachlichen Urteils“ - und als jemand,<br />
der „sich stets für das Wohl des Personals einsetzt“.<br />
Schon im Bonner Ministerium lagen ihm die<br />
großen und kleinen Sorgen des Wetterdienstes sehr am<br />
Herzen. Und er zeigte Anfang der 70er Jahre „Verständnis<br />
für die Mentalität der Jugend“, konnte jungen<br />
Beschäftigten das Gefühl vermitteln, dass „der Dienst<br />
in seiner Fürsorge alles tut, was er kann...“.<br />
Elf Jahre war er als DWD-Präsident zu Tagungen<br />
und Kongressen geflogen, ohne etwas von den Ländern<br />
gesehen zu haben. Als Pensionär nahm er sich<br />
die Zeit, das nachzuholen. Er fuhr mit seiner Frau vier<br />
Wochen durch die USA, danach gingen die beiden auf<br />
eine dreimonatige Schiffsreise nach Australien. Die<br />
Klimazonen und „Wetterküchen“ der Welt beim langsamen<br />
Durchqueren hautnah zu erleben, das war ihm<br />
den Zeitaufwand wert und sein grandioser Abschied<br />
vom Wetter.<br />
„Freude und Befriedigung in diesem schönen Beruf“<br />
habe er auf seinem langen Berufsweg erlebt. Mit<br />
diesen Worten verabschiedete sich der 66jährige im<br />
<strong>DMG</strong> Vorstandswahl <strong>2008</strong><br />
Aufruf zur Benennung von Kandidaten<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Februar 1977 aus dem Amt. 15 Jahre nach seinem Eintritt<br />
in den Ruhestand sagte er noch: „Ich bin mit der<br />
Meteorologie verheiratet!“ Der Pensionär pflegte noch<br />
lange freundschaftliche Kontakte mit ausländischen<br />
Kollegen und Partnern. Das Wetter aber wurde einer<br />
von vielen Aspekten des Alltags, wenn auch der Bewegungsradius<br />
des Vielgereisten in den zurückliegenden<br />
Jahren kleiner wurde. Nun boten eine ständig wachsende<br />
Bibliothek, Konzertbesuche in der Alten Oper<br />
in Frankfurt am Main, die Familie mit den zwei Kindern<br />
und vier Enkelkindern oder aber der Garten die<br />
Anregungen. Dabei erzählte er mit so viel Wärme und<br />
so lebhaft über Sträucher und Baumschnitt, wie früher<br />
über die Meteorologie. „Vielleicht kommt da Erbgut<br />
hervor“, spekulierte er schmunzelnd im Alter von 83<br />
Jahren im Gespräch mit einem Journalisten. Beide<br />
Großväter waren noch Bauern in Rheinhessen. Und<br />
auch Bauern leben ja bekanntlich in enger Bindung<br />
zum Wetter.<br />
Der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst wird seinen früheren<br />
Präsidenten Dr. Erich Süssenberger als einen der Väter<br />
und Wegbereiter des nationalen Wetterdienstes der<br />
Bundesrepublik Deutschland in Erinnerung behalten.<br />
Die Amtszeit des gegenwärtigen Vorstands endet am 31. Dezember <strong>2008</strong>. Gemäß § 8.4, 8.6 und 11.2 der Satzung<br />
ist ein neuer Vorstand (Vorsitzender, Schriftführer, Beisitzer und Kassenwart sowie Vertreter für die drei letztgenannten<br />
Ämter) in einer Urabstimmung durch die Mitglieder der <strong>DMG</strong> zu wählen. Die Amtszeit läuft von 2009<br />
bis 2<strong>01</strong>1. Für die Durchführung der Wahl wurde vom Vorstand ein Wahlausschuss gebildet. Der Wahlausschuss<br />
bittet um Einreichung von Vorschlägen für die Zusammensetzung des Vorstandes bis zum 31. Mai <strong>2008</strong> an den<br />
Wahlausschuss<br />
Vorsitz:<br />
Prof. Dr. Manfred Wendisch<br />
Institut für Physik der Atmosphäre<br />
Universität Mainz<br />
Becherweg 21<br />
55099 Mainz<br />
Der Wahlvorschlag muss enthalten:<br />
• Namen des/der Kandidaten<br />
• die schriftliche Zustimmung des/der Kandidaten zu ihrer Nominierung<br />
Der Vorschlag muss von mindestens 20 Mitgliedern der <strong>DMG</strong> durch die Unterschrift (lesbar) getragen werden.<br />
Prof. Dr. Manfred Wendisch<br />
Vorsitzender des Wahlausschusses
Rezensionen<br />
medial<br />
„Klima –Wandel – Alpen, Tourismus und Raumplanung im Wetterstress“<br />
CIPRA Tagungsband 23/2006,<br />
oekom verlag München, 2006,<br />
144 S., 24,90 €<br />
Birger Tinz<br />
Das 2006 erschienene Buch „Klima – Wandel - Alpen“<br />
enthält Vorträge, die auf der CIPRA-Jahrestagung vom<br />
18. – 20. Mai 2006 in Bad Hindelang (Deutschland) gehalten<br />
wurden. CIPRA steht für „Commission Internationale<br />
pour la Protection des Alpes“, also einen multinationalen<br />
und interdisziplinären Verbund, der sich der<br />
nachhaltigen Entwicklung der Alpen verschrieben hat.<br />
CIPRA betreibt eine mehrsprachige Informationsplattform<br />
für die acht Alpenländer (http://www.cipra.de).<br />
Das 144 Seiten umfassende Buch spannt den weiten Bogen<br />
vom globalen Klimawandel und seinen regionalen<br />
Auswirkungen hin zu Klimaschutzmaßnahmen sowie<br />
Möglichkeiten der Anpassung unter besonderer Berücksichtigung<br />
des Tourismus. Es enthält eine Vielzahl<br />
von meist farbigen Fotos, Grafiken, Karten und Zeichnungen.<br />
Sympathisch wirken die Fotos der Autoren aus<br />
Deutschland, der Schweiz, Österreich, Liechtenstein,<br />
Slowenien und den USA im Passbildformat sowie die<br />
Angabe deren Adresse.<br />
Das Buch wendet sich insbesondere an die CIPRA-<br />
Gemeinde in den Alpenländern, es gibt z.B. den Entscheidungsträgern<br />
in den einzelnen Gemeinden konkrete<br />
Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung. Aber auch<br />
der Wissenschaftler profitiert von den zahlreichen Fallbeispielen.<br />
In den vier Beiträgen des Vorwortes kommen<br />
Repräsentanten der CIPRA und der Politik, u.a. der<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zu Wort.<br />
Die zehn Abschnitte im Kapitel „Klimawandel und<br />
Klimaschutz“ widmen sich dem den Auswirkungen des<br />
Klimawandels auf den Alpenraum und Klimaschutz-<br />
und Anpassungsstrategien (Prof. Wolfgang Seiler) sowie<br />
einer ganzen Anzahl von konkreten Fallbeispielen.<br />
Besonders bemerkenswert ist das Beispiel der Gemeinde<br />
Wildpoldsried, wo das Zweieinhalbfache des Strombedarfs<br />
vor Ort regenerativ in Kleinanlagen produziert<br />
wird.<br />
Dem Thema „Naturgefahrenplanung“ sind 14 Beiträge<br />
zugeordnet. Prof. Gerhard Berz erläutert die besondere<br />
Gefährdung des Alpenraumes durch Naturkatastrophen<br />
und Klimawandel. In einem Betrag von Matja Harmel<br />
wird auf den geringen Stellenwert der Raumplanung in<br />
Slowenien verwiesen, die eine entscheidende Voraussetzung<br />
für eine nachhaltige Entwicklung ist.<br />
Risiken und Chancen des Klimawandels für den<br />
„Tourismus“ werden in 14 Beiträgen thematisiert.<br />
Während der Wintertourismus wenig überraschend als<br />
„Verlierer“ identifiziert wird, könnte der Sommertourismus<br />
profitieren, da es am Mittelmeer zu heiß wird<br />
(Jaqueline Hamilton). Als Anpassungsmaßnahmen im<br />
Winter werden eine stärkere Beschneiung und sogar ein<br />
Skifahren unter Plexiglas diskutiert, als nachhaltiger<br />
für tiefe und mittlere Lagen werden jedoch alternative<br />
Sportarten und Wellness empfohlen.<br />
Das Buch sei jedem an Klimawandel und Umweltschutz<br />
interessierten Wissenschaftler, Entscheidungsträger<br />
sowie interessierten Laien ans Herz gelegt. Es<br />
entspricht dem aktuellen Stand der Forschung und es<br />
wird zutreffend mehrfach betont, dass es heute darauf<br />
ankommt, parallel sowohl Klimaschutzmaßnahmen anzuwenden,<br />
als auch sich an den bereits unvermeidlichen<br />
Klimawandel anzupassen.<br />
Mängel beschränken sich auf einige schlecht lesbare<br />
Grafiken (z.B. S. 83 auf Grund fehlender Achsenbeschriftung<br />
nicht interpretierbar) sowie „gängige“ populärwissenschaftliche<br />
Vereinfachungen (Ziel ist es<br />
den Treibhauseffekt zu reduzieren – dann müssten der<br />
Atmosphäre netto Treibhausgase entzogen werden [S.<br />
16], Holz ist klimaneutraler Brennstoff – wenn man von<br />
Transport und Verarbeitung sowie Verteilung absieht<br />
[S. 42], Bergwald ist CO 2 -Senke – gilt nur für wachsenden<br />
Jungwald [S. 57]) sowie unglückliche Formulierungen<br />
(Flüsse müssen Funktionen erfüllen).<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
29
30<br />
medial<br />
Heiter bis wolking<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Karsten Schwanke: Heiter bis wolkig.<br />
Blitzgescheites und Kurioses über<br />
das Wetter. Ehrenwirth-Verlag, 2007,<br />
160 Seiten, 12,95 €<br />
Jörg Rapp<br />
Das Buch des Diplom-Meteorologen Karsten Schwanke<br />
steckt voller Überraschungen. Wer kennt schon die<br />
Schutzheiligen fürs Wetter? Wer erinnert sich noch,<br />
wie wirklich Schnee entsteht (nämlich durch Frau Holle)<br />
oder welche Klassikstücke sich mit dem Winterwetter<br />
beschäftigen? Für Abwechslung ist in hohem Maße<br />
gesorgt, wenn das Wetter Geschichte und Geschichten<br />
schreibt. So kann es vorkommen, dass direkt nachdem<br />
aus Goethes Faust („Vom Eise befreit sind Strom und<br />
Klimaforschung in der DDR – Ein Rückblick<br />
Peter Hupfer (Koord.): Geschichte der Meteorologie in<br />
Deutschland, Band 8: Klimaforschung in der DDR – Ein<br />
Rückblick. Selbstverlag des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes,<br />
2007, 252 Seiten, 57,20 €<br />
Peter Winkler<br />
In der vom <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst herausgegebenen<br />
Reihe zur Geschichte der Meteorologie in Deutschland<br />
trägt der Ende 2007 erschienene Band 8 den in der<br />
Überschrift genannten Titel und wurde ausgearbeitet<br />
von Peter Hupfer und 37 Mitautoren. Der Band ist in<br />
elf Kapitel mit unterschiedlichem Umfang gegliedert<br />
und zeigt, in welcher Breite das Gesamtfeld der mit<br />
dem Klima zusammenhängenden Gesichtspunkte in der<br />
DDR behandelt wurde. Ergänzt ist die Darstellung mit<br />
einem ausführlichen Literaturverzeichnis, einer Zusammenstellung<br />
von in der DDR verlegten Büchern zu Themen<br />
mit Bezug zum Klima und einem Verzeichnis der<br />
einschlägigen Dissertationen und Habilitationen sowie<br />
einem Autorenverzeichnis, das ein wichtiges und unentbehrliches<br />
Orientierungsmittel ist. Insgesamt erreicht<br />
diese Arbeit einen Gesamtumfang von 250 Seiten und<br />
Bäche“) zitiert wurde, eine Zusammenstellung internationaler<br />
Rocksongs vom legendären „Blowin’ In The<br />
Wind“ bis „Rain Fall Down“ folgt.<br />
Diese kurzweilige Zusammenstellung von Geschichten,<br />
Gedichten, Fakten und Anekdoten wird ergänzt<br />
durch ganz persönliche Erlebnisse des Autors.<br />
So fehlen weder leckere jahreszeitliche Rezepte noch<br />
ein Auszug aus dem meteorologischen Wörterbuch der<br />
Eskimos. Ein Sammelsurium an Kuriosem und interessanten<br />
Tatsachen. Das Buch ergänzt in liebevoller Weise<br />
die Reihe aus Schotts Sammelsurien, Publikationen,<br />
die vor einigen Jahren schon Bestseller waren. Und wenig<br />
nur gibt es kritisch anzumerken, zum Beispiel, dass<br />
bei einzelnen Artikeln leider eine genaue Quellenangabe<br />
fehlt.<br />
Das ansprechend gestaltete und gebundene Buch ist<br />
ein wunderbares Geschenk, gerade auch von oder für<br />
Meteorologen, die „ihr“ Thema einmal nicht so Ernst<br />
nehmen wollen. Denn wie heißt es gleich bei Honoré de<br />
Balzac: „Ein gelehrter Müßiggänger gleicht einer Wolke<br />
ohne Regen.“<br />
in einer kurzen Besprechung kann die gesamte Breite<br />
des Werkes nur andeutungsweise beschrieben werden.<br />
Kapitel 1 gibt einen kurzen Überblick zur Gesamtentwicklung<br />
der Klimaforschung in der DDR (11 Seiten).<br />
Kapitel 2 ist mit Forschungen zum Klimasystem überschrieben<br />
(44 Seiten). Mit seinem großen Umfang stellt<br />
es zweifelsohne das Hauptkapitel der gesamten Arbeit<br />
dar, in welchem die Ergebnisse zu den vielfältigen,<br />
das Klima mitbestimmenden Atmosphärenprozessen<br />
geschildert werden: Solarterrestrische Prozesse, Strahlung,<br />
Wolken, Ozon, atmosphärische Trübung, Turbulenz,<br />
Schwerewellen, Energieaustausch über Gletschern<br />
sowie Kopplungen zwischen atmosphärischer und ozeanischer<br />
Zirkulation und Polarforschung sind nur einige<br />
Stichworte, die in diesem Kapitel behandelt werden.<br />
Kapitel 3 behandelt die Klimate der Erdgeschichte<br />
und historische Klimatologie (25 Seiten). Die großen<br />
Tagebaubetriebe der DDR legten geologische Aufschlüsse<br />
frei, die geradezu eine Herausforderung für<br />
paläoklimatologische Arbeiten waren. Im Teilabschnitt<br />
zur historischen Klimatologie wird die Auswertung<br />
besonderer, in Chroniken aufgezeichneter Wetterereignisse<br />
dargestellt.<br />
Kapitel 4 beinhaltet rezente Klimaschwankungen<br />
(13 Seiten). Hier geht es um Analysen von langen
Zeitreihen, aber auch um Trends in der mittleren<br />
Atmosphäre, Trends ozeanographischer Parameter und<br />
anthropogener Einflüsse auf das Klima.<br />
Kapitel 5 umfasst die Arbeiten zur allgemeinen Zirkulation<br />
der Atmosphäre (3 Seiten), d. h. Arbeiten zur<br />
Großwetterlage und zu Zirkulationsindizes.<br />
Kapitel 6 beschreibt klimatologisch relevante Ergebnisse<br />
der Hydrometeorologie (14 Seiten), also zu<br />
Starkniederschlägen inklusive orographischer Effekte,<br />
zur Messfehlerkorrektur (Windeinflüsse), zur Schneehydrologie<br />
und zur Verdunstung, wobei zu letzterer<br />
auch in Fortführung alter Arbeiten über 100-jährigen<br />
Zeitreihen entstanden sind.<br />
Kapitel 7 befasst sich mit den Auswirkungen von<br />
Klimaschwankungen (4 Seiten), worin Artenveränderungen<br />
von Meeresfauna und -flora angesprochen sowie<br />
sturm- oder eisbedingte Küstenveränderungen und<br />
phänologische Ergebnisse geschildert werden.<br />
Kapitel 8 trägt den Titel: Zirkulations- und Klimamodellierung<br />
(4 Seiten). Dieses Aufgabenfeld war<br />
wegen unzulänglicher Computerressourcen nur eingeschränkt<br />
behandelt worden. Dagegen wurden spezielle<br />
Modelle zur Hochatmosphäre oder zum „nuklearen<br />
Winter“ entwickelt sowie Modelle zur Beschreibung<br />
des Stadtklimas.<br />
Kapitel 9 beinhaltet die Untersuchung regionaler und<br />
spezieller Klimate (23 Seiten). Hier sind Arbeiten zum<br />
globalen Klima wie auch zum Klima der DDR entstanden.<br />
Dazu kommen aeroklimatische Ergebnisse, geländeklimatologische<br />
Arbeiten (auch Gebirge, Rauchschäden),<br />
zur Stadtklimatologie sowie zur Erstellung<br />
von Datensammlungen und Klimaatlanten.<br />
Kapitel 10 stellt die Erkenntnisse zum Mikroklima<br />
dar (4 Seiten), wie sie z.B. durch Unterschiede in der<br />
nächtlichen Inversionssausprägung entstehen und sich<br />
in der Tagesamplitude der Temperatur oder der Frosthäufigkeit<br />
ausprägen und auch Hangexpositionen berücksichtigen.<br />
Hinzu kommen Untersuchungen zum<br />
Küstenklima mit Details zur Periodik und Vertikalstruktur<br />
des Land-Seewind-Systems.<br />
Kapitel 11 widmet sich Spezialgebieten der Klimatologie<br />
wie Agrarmeteorologie, Bioklimatologie und<br />
technischer Meteorologie (27 Seiten). Zusätzlich sind<br />
Ergebnisse zur Transportmeteorologie, zur Baumeteorologie<br />
(z.B. Eisansatz), zur Energiegewinnung, und<br />
zum Klimaschutz erzielt worden.<br />
Das Literaturverzeichnis scheint trotz 70 Seiten Umfang<br />
noch nicht alle zum Klima gehörigen Arbeiten zu<br />
umfassen, denn immer wieder klingt in den Kapiteln<br />
an, dass auch international bedeutende Ergebnisse erzielt<br />
wurden, ohne dass die Publikationen auch tatsächlich<br />
genannt sind. Wer sich für einzelne Themen interessiert,<br />
wird anhand der gegebenen Autorenhinweise<br />
keine Schwierigkeiten haben, die relevanten Arbeiten<br />
auch zu finden.<br />
Dieser geschichtliche Überblick ist eine hervorragende<br />
Informationsquelle für alle, die sich Einblick in<br />
medial<br />
die Arbeiten der DDR zur Klimaforschung verschaffen<br />
wollen. Durch die Vielzahl der Autoren wechselt häufig<br />
der Stil, und wenn die Verständlichkeit gelegentlich<br />
leidet, ist das kein Mangel, denn wer sich über Details<br />
informieren will, muss ohnehin die Originalarbeiten<br />
lesen. Es wird auch ersichtlich, dass ein relativ kleines<br />
Land wie die DDR nicht alle Aktivitäten selbst finanzieren<br />
konnte. Manche Programme wie die Antarktisforschung<br />
liefen am Rande der finanziellen, nicht aber der<br />
geistigen Möglichkeiten der DDR bzw. ihrer Wissenschaftler<br />
und waren nur mit Hilfe sowjetischer Logistik<br />
möglich. Vielfach wurden zu DDR-Zeiten begonnene<br />
Arbeiten auch nach der Wiedervereinigung weitergeführt<br />
und so darf es nicht verwundern, wenn zahlreiche<br />
Ergebnisse auch aus jüngerer Zeit aufgenommen wurden.<br />
Manche Untersuchungen zur Langzeitentwicklung<br />
der Luftqualität (wie Aerosol, Spurengase, von denen<br />
wir wissen, dass sie langfristig das Klima beeinflussen)<br />
sind ausgelassen, Ergebnisse der Ozonforschung dagegen<br />
dargestellt worden. Man erfährt auch, dass manche<br />
Messergebnisse der Geheimhaltung unterlagen<br />
oder die genauere Untersuchung von Umweltschäden<br />
unerwünscht waren, was eine lobenswerte Ehrlichkeit<br />
der Arbeit erkennen lässt. Spezielle wichtige Themen<br />
wie z. B. Strahlungsklimatologie konnten nur redaktionell<br />
behandelt werden, obwohl hier eine lange Tradition<br />
bestand und Arbeiten von hohem Rang entstanden<br />
sind. Auch wenn die Rahmenbedingungen für einzelne<br />
Forschungsgebiete teilweise ungünstig waren, haben<br />
einige Wissenschaftler ausgesprochen produktiv gearbeitet.<br />
Eine große Auswahl an Abbildungen illustrieren<br />
die geschilderten Forschungsergebnisse, auch wenn<br />
gelegentlich die Beschriftung zu klein oder manchmal<br />
sogar abgeschnitten ist. Der Gesamteindruck ist, dass<br />
der historische Abriss zwar ein relativ vollständiges<br />
Bild liefert, aber doch noch manche Lücke aufweist,<br />
nicht etwa was die Thematik, sondern eher die Vollständigkeit<br />
der zu behandelnden Arbeiten betrifft.<br />
Zusammenfassende Übersichten in der hier vorliegenden<br />
Art werden nach meiner Ansicht immer wichtiger<br />
in einer Zeit, in der die aktuellen Fachpublikationen<br />
meist nur die Arbeiten der jüngsten Vergangenheit<br />
berücksichtigen. Häufig geraten ältere Arbeiten daher<br />
unverdientermaßen aus dem Blickfeld, weil es wegen<br />
des stetig wachsenden Zeitdrucks nicht immer gelingt,<br />
die älteren Publikationen durchzuarbeiten oder man<br />
davon ausgeht, ältere Arbeiten seien prinzipiell überholt.<br />
Um dennoch zu solchen Arbeiten auf einfache Art<br />
hingeführt zu werden, wird kein Lehrbuch benötigt,<br />
welches lediglich das meist von einem Autor zusammengetragene<br />
Wissen beinhaltet, sondern eine derartige<br />
historische Übersicht liefert rasch einen Einblick<br />
in eine Thematik, zu der die Einzelpublikationen in<br />
einer großen Zahl von Fachzeitschriften kaum noch zu<br />
überschauen sind. Dies erkannt, in Angriff genommen<br />
und koordiniert zu haben, ist das besondere Verdienst<br />
Peter Hupfers.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
31
32<br />
medial<br />
<strong>Meteorologische</strong> Zeitschrift, Vol. 16, Heft 6, Dezember 2007<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Eh r E n d o r F E r, ma r t i n; Er r i c o, ro n a l d m.: „The Seventh<br />
Workshop on Adjoint Applications in Dynamic<br />
Meteorology Special Issue”, 591–594.<br />
ma h F o u F, JE a n-Fr a n c o i s; Bi l o d E a u, BE r n a r d: “Further<br />
investigation on adjoint sensitivity of surface precipitation<br />
to initial conditions”, 595–605.<br />
do y l E, Ja m E s d.; am E r a u l t, cl a r k; rE y n o l d s, ca r ol<br />
y n a.: “Sensitivity analysis of mountain waves using<br />
an adjoint model”, 607-620<br />
Er r i c o, ro n a l d m.; gE l a r o, ro n a l d; no v a k o v s k a i a,<br />
El E n a; Todling, Ricardo: “General characteristics of<br />
stratospheric singular vectors”, 621–634.<br />
an c E l l, Br i a n c.; ha k i m, gr E g o r y J.: “Interpreting adjoint<br />
and ensemble sensitivity toward the development<br />
of optimal observation targeting strategies”, 635–642.<br />
ka m i n s k i, th o m a s; Bl E s s i n g, si m o n; giEring, ra l F;<br />
sc h o l z E, ma r k o; vo s s B E c k, mi c h a E l: “Testing the use<br />
of adjoints for parameter estimation in a simple GCM<br />
on climate time-scales”, 643–652.<br />
ha g E l, Ed i t; ho r a n y i, an d r a s: “The ARPEGE/ALA-<br />
DIN limited area ensemble prediction system: the impact<br />
of global targeted singular vectors”, 653–663.<br />
ma h i d J i B a, ah m E d ; Bu E h n E r, ma r k; za d r a, ay r t o n:<br />
”Excitation of Rossby-wave trains: optimal growth of<br />
forecast errors”, 665–673.<br />
va n d E r sc h r i E r, gE r a d; dr i J F h o u t, sy B r E n s.; haz<br />
E l E g E r, Wi l c o; no u l i n, lu d o v i c: “Increasing the Atlantic<br />
subtropical jet cools the circum-North Atlantic<br />
Region” 675–684.<br />
gE l a r o, ro n a l d; zh u, ya n q i u; Er r i c o, ro n a l d m.:<br />
“Examination of various-order adjoint-based approximations<br />
of observation impact”, 685–692.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
tr E m o l E t, ya n n i c k: “First-order and higher-order approximations<br />
of observation impact”, 693–694.<br />
Er r i c o, ro n a l d m.; ya n g, ru n h u a; ma s u t a n i, mic<br />
h i k o; Wo o l l E n, Jo h n s.: “The estimation of analysis<br />
error characteristics using an observation systems simulation<br />
experiment”, 695–708.<br />
ko c h, ro l a n d; WE i s s m a n n, ma r t i n; Eh r E n d o r F E r,<br />
ma r t i n: “Key analysis errors and airborne wind lidar<br />
observations”, 709–721.<br />
ho o g h o u d t, Ja n-ot t o; Ba r k m E i J E r, Ja n: “The interaction<br />
between the stratosphere and the troposphere as<br />
revealed by singular vectors”, 723–739.<br />
xu, li a n g; ro s m o n d, th o m a s; go E r s s, Ja m E s ; ch u a,<br />
Bo o n: “Toward a weak constraint operational 4D-<br />
Var system: application to the Burgers‘ equation”,<br />
741–753.<br />
Fl E t c h E r, st E v E n J.: “Implications and impacts of<br />
transforming lognormal variables into normal variables<br />
in VAR”, 755–765.<br />
Wa t k i n s o n, la u r a r.; la W l E s s, am o s s.; ni c h o l s,<br />
na n c y k.; ro u l s t o n E, ia n: “Weak constraints in fourdimensional<br />
variational data assimilation”, 767–776.<br />
va n vE l z E n, ni l s; vE r l a a n, ma r t i n: “COSTA a problem<br />
solving environment for data assimilation applied<br />
for hydrodynamical modelling”, 777–793.<br />
Eh r E n d o r F E r, ma r t i n: “A review of issues in ensemble-based<br />
Kalman filtering”, 795–818.
Werner Wehry<br />
Berlin<br />
Am 23. November 2007 fand im Hörsaal des Instituts<br />
für Informatik der FU Berlin das „Scherhag-Kolloquium“<br />
statt. Am 29. September 2007 wäre Prof. Dr.<br />
Richard Scherhag, der Gründer des Instituts für Meteorologie<br />
der Freien Universität Berlin, 100 Jahre alt<br />
geworden. Etwa 200 Personen erschienen und gaben<br />
dem Programm einen festlichen Rahmen. Unter ihnen<br />
waren viele ehemalige Studierende sowie Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter und auch fast alle Aktiven des<br />
heutigen Instituts.<br />
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Dekan des<br />
Fachbereichs Geowissenschaften der FU Berlin, Prof.<br />
Dr. Ulrich Cubasch, berichtete Dr. Klaus Wege, ehemals<br />
Leiter des DWD-Observatoriums Hohenpeißenberg,<br />
von Reminiszenzen seiner Studienzeit im 1949<br />
von Richard Scherhag gegründeten Institut, wo er von<br />
1950 bis 1957 studiert hat. Nach einem Überblick<br />
über die wesentlichen wissenschaftlichen Leistungen<br />
Richard Scherhags vermittelte er den Zuhörern an Hand<br />
von Bildern seiner Mitstudierenden, von Institutsfeiern<br />
und Exkursionen die Stimmung und die sehr kollegiale<br />
Arbeitsweise in dem damals noch kleinen Institut.<br />
Schon bald nach der Gründung übernahm das Institut<br />
im Auftrag der Alliierten mit Hilfe weniger Lehrpersonen<br />
und der Studierenden die tägliche Aufgabe, für<br />
Berlin die Wettervorhersage zu erstellen, wozu auch<br />
die Warnungen vor Gefährdungen durch Wetterereignisse<br />
gehörten (s. den Bericht von Günter Warnecke,<br />
<strong>Mitteilungen</strong> der <strong>DMG</strong>, Heft 3/2007)<br />
Anschließend gab Prof. Dr. Horst Malberg einen<br />
kurzen Überblick über Leben und Werk Richard Scherhags.<br />
So sagte er: „Mit Richard Scherhag ehren wir<br />
nicht nur den Gründer dieses Instituts für Meteorologie<br />
der Freien Universität Berlin, sondern auch einen ganz<br />
großen Synoptiker. Sein Lehrbuch von 1948 „Neue<br />
Methoden der Wetteranalyse und Wetterprognose“ war<br />
wegweisend für die synoptischen Meteorologie und hat<br />
auch nach 60 Jahren in Bezug auf das Verständnis des<br />
Wettergeschehens nichts von seiner Faszination verloren.“<br />
1931 promovierte Richard Scherhag, 24-jährig, mit<br />
einer Arbeit über die atmosphärischen Zustände bei der<br />
Entstehung von Gewittern. Sein Berufsweg führte ihn<br />
über Essen und das Brocken-Observatorium zur <strong>Deutsche</strong>n<br />
Seewarte in Hamburg, wo ihn die Intensität der<br />
Elemente faszinierte. 1938/39 wurde er nach Berlin in<br />
die Analysenzentrale des Reichswetterdienstes versetzt.<br />
Nach dem Krieg war er mit am Aufbau des Wetterdienstes<br />
in der US-Zone in Bad Kissingen beteiligt.<br />
Der 1949 erstmals gedruckte „Tägliche Wetterbericht“<br />
tagungen<br />
Kolloquium aus Anlass des 100. Geburtstages<br />
von Richard Scherhag (29.9.1907–31.8.1970)<br />
Abb. 1: R. Scherhag und sein Freund und Kollege, Prof. Dr. Heinz<br />
Reuter aus Wien.<br />
mit Boden- und Höhenwetterkarten erfuhr weltweite<br />
Anerkennung.<br />
Die ersten 500-hPa-Karten waren ebenso eine Sensation<br />
wie die empirisch gewonnenen Erkenntnisse über<br />
den Zusammenhang der Divergenz des Srömungsfeldes<br />
mit der Zyklogenese, insbesondere mit der Entwicklung<br />
von Sturm- und Orkanzyklonen im Delta der Frontalzone.<br />
Von großer praktischer Bedeutung erwies sich<br />
dann die Erkenntnis über die Steuerung von Druckfall-<br />
und Drucksteiggebieten, also den Isallobaren, durch<br />
die Höhenströmung. Darauf aufbauend entwickelte<br />
Richard Scherhag 1938/39 die Bahn brechende Methode<br />
zur empirischen Konstruktion von 24-stündigen<br />
Bodenvorhersagekarten mittels graphischer Addition.<br />
Das Verfahren war in der Praxis 25 Jahre im Einsatz.<br />
Die Entdeckung der Stratosphärenerwärmung 1952,<br />
ein Jahr nach Beginn der Berliner Hochaufstiege, war<br />
eine wissenschaftliche Sensation. Horst Malberg fuhr<br />
fort: „Zusammenfassend möchte ich aus meiner Erfahrung<br />
über den Wissenschaftler Richard Scherhag sagen:<br />
• er war ein leidenschaftlicher Synoptiker,<br />
• ein erfahrener Klimadiagnostiker,<br />
• ein hervorragender Organisator und Drittmitteleinwerber,<br />
• ein motivierender Lehrer,<br />
• ein toleranter, aufgeschlossener Diskussionspartner,<br />
• ein wohlwollender und motivierender Chef und<br />
Lehrer<br />
• eine Autorität, ohne autoritär zu sein.“<br />
Als prominenter ehemaliger Studierender des Instituts<br />
brachte der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes,<br />
Dipl.-Met. Wolfgang Kusch, zunächst einige<br />
Reminiszenzen aus seiner Studienzeit und überreichte<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
33
34<br />
tagungen<br />
Abb. 2: Für die Monate Juni, Juli und August (JJA) sind für die Nordschweiz<br />
die Häufigkeiten der Sommer-Mitteltemperatur der Jahre 1864<br />
bis 1990 (Balken und Kurve) dargestellt, gesondert als rote Linien diejenigen<br />
der Jahre 1991 bis 2005.<br />
Prof. Ulrich Cubasch die gerahmte Wetterkarte vom<br />
29.9.1907, dem Geburtstag Richard Scherhags. Anschließend<br />
erläuterte er die Strategie des DWD für<br />
Wettervorhersage und Warndienst. Sie betrifft alle<br />
Realtime-Wettervorhersage- und Beratungsleistungen<br />
und schließt die numerische Modellentwicklung, die<br />
meteorologische Verfahrensentwicklung, den operationellen<br />
Vorhersage- und Warnprozess sowie die Kundenversorgung<br />
(Beratung und Vertrieb) ein. Unter Berücksichtigung<br />
der vorgegebenen Rahmenbedingungen<br />
wie gesetzliche Stellenkürzungen und Senkung der Betriebskosten<br />
hat sich der DWD für Wettervorhersage<br />
und Warndienst als strategische Ziele die Festigung<br />
seiner Position als nationaler Wetterdienst, die Verbesserung<br />
der Qualität von Wettervorhersagen und Warnungen<br />
mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung<br />
und die Gewährleistung einer hohen Betriebssicherheit<br />
und eines Ressourcen schonenden operationellen Betriebes<br />
gesetzt.<br />
Künftig wird eine weitgehend automatische Produktion<br />
mit manueller Kontrolle und Eingriffsmöglichkeit<br />
angestrebt, die zentral am Standort Offenbach erfolgen<br />
wird. Damit geht eine Stärkung der Vorhersage- und<br />
Beratungszentrale und der zentralen Steuerung mit<br />
angemessener Ressourcenausstattung einher. Die Beratung<br />
der Kunden wird weiterhin dezentral an sechs<br />
Standorten erfolgen. Dies erfordert einerseits die zielgerichtete<br />
Weiterentwicklung der numerischen Wettervorhersage<br />
für den Kürzest- und Kurzfristzeitraum.<br />
Für den darüber hinaus gehenden Vorhersagezeitraum<br />
werden andererseits die Produkte des Europäischen<br />
Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage genutzt.<br />
Eine weitere Voraussetzung ist die zielgerichtete Entwicklung<br />
der notwendigen Unterstützungsverfahren.<br />
Der Aufwand für die Betreuung der Vorhersageverfahren<br />
wird insgesamt verringert. Abschließend drückte<br />
Wolfgang Kusch seine Überzeugung aus, dass die Verwendung<br />
probabilistischer Vorhersageinformation zukünftig<br />
eine individuelle und besser an den Bedarf des<br />
Kunden angepasste Wettervorhersage erlauben wird.<br />
Nach einer Pause, die wegen der sehr angeregten<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Unterhaltungen nur schwer zu beenden war, viele<br />
Anwesende hatten sich ja seit 30 oder mehr Jahren<br />
nicht mehr getroffen, gab Prof. Dr. Uwe Ulbrich, Geschäftsführender<br />
Direktor des Instituts für Meteorologie,<br />
einen Überblick über die Arbeiten im Institut.<br />
Insgesamt acht Arbeitsgruppen (Klimadiagnostik und<br />
<strong>Meteorologische</strong> Extremereignisse, Stadtklimatologie,<br />
Troposphärische Umweltforschung, Theoretische Meteorologie,<br />
Dynamik der mittleren Atmosphäre, Modellierung<br />
des Klimasystems, Satellitenmeteorologie<br />
und <strong>Meteorologische</strong> Informations- und Kommunikationssysteme)<br />
sowie zwei Arbeitsschwerpunkte externer<br />
Wissenschaftler (Geodäsie/Ozeanographie und<br />
Chemietransport-Modelle) wurden beschrieben. Auch<br />
das Institut für Weltraumwissenschaften (Prof. Dr.<br />
Jürgen Fischer) wurde vorgestellt.<br />
Anschließend stellte PD Dr. Christof Appenzeller,<br />
Meteoschweiz, Zürich, unter dem Titel „Saisonale<br />
Vorhersagen, Wunsch oder Wirklichkeit?“ den Stand<br />
der Wissenschaft für Jahreszeiten-Vorhersagen vor.<br />
Der erste Schritt in der Klimavorhersage ist eine genaue<br />
Datenanalyse! Schon eine einfache Zeitreihenanalyse<br />
ist vielfach sehr hilfreich. Statistische Modelle<br />
müssen weiter helfen, die einerseits A) die Klimatologie<br />
nutzen, aber auch statistische Mittel wie B) Persistenz<br />
und C) (Multiple) Regression. Erkennbar ist, dass<br />
alle Linien rechts der Mitte der Glockenkurve liegen,<br />
also prinzipiell höhere Werte anzeigen als sie bis 1990<br />
im Mittel aufgetreten sind. Der extreme Sommer 2003<br />
fällt mit einer Mitteltemperatur von gut 22 °C besonders<br />
heraus. Solche Abweichungen vorherzusagen ist<br />
bisher nicht möglich.<br />
Die Ergebnisse dieser Arbeit sind auch im Internet<br />
nachzulesen:www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/<br />
klima/klimaausblick.html<br />
Dort ist zu lesen: „Die saisonalen Vorhersagen von<br />
MeteoSchweiz basieren auf einem gekoppelten Ozean-<br />
Atmosphäre-Modell. Damit wird die Entwicklung der<br />
Ozeane und der Atmosphäre mit Hilfe komplexer Gleichungen<br />
berechnet. In diese Rechnungen fließen zum<br />
Startzeitpunkt alle weltweit verfügbaren Messungen<br />
ein. Um die Unsicherheit der Vorhersage abzuschätzen,<br />
wird ein ganzer Schwarm solcher Modell-Simulationen<br />
(„Ensembles“) durchgeführt. Dadurch lässt sich die<br />
Bandbreite möglicher Klimazustände quantifizieren.<br />
Die Vorhersagen werden schließlich mit vergangenen<br />
Messungen kalibriert.“<br />
Dr. Appenzeller führte in seinem ausführlichen Vortrag<br />
die verschiedenen Kopplungen von gerechneten<br />
Wetter- und Klima-Modellen und statistischen Methoden<br />
vor. Die Vorhersagegüte im europäischen Raum<br />
ist leider nach wie vor recht schwach. „Die Prognose<br />
der MeteoSchweiz zeigt eine Tendenz zu durchschnittlichen<br />
Temperaturen für den Winter 2007/08 (jahreszeitliches<br />
Mittel zwischen 0,8 und 2,3 °C). Saisonale<br />
Vorhersagen sind mit einer hohen Unsicherheit behaftet.<br />
Es wird deshalb davon abgeraten, diese Vorhersage<br />
als Entscheidungsgrundlage zu verwenden. Die Säulen<br />
zeigen die vom Modell vorhergesagten Wahrschein-
Abb. 3: Prognose Meteo-Schweiz.<br />
lichkeiten für einen eher kühler als normalen (blaue<br />
Säule), normalen (grüne Säule) bzw. wärmer als normalen<br />
(rote Säule) Winter 2007/<strong>2008</strong>. Klimatologisch<br />
(Vergleichsperiode 1981–2006) wäre jede dieser drei<br />
Kategorien gleich wahrscheinlich. Dies ist mit den<br />
grauen Balken angedeutet. Die Konfidenzintervalle<br />
(10–90 %) werden als vertikale Linien gezeigt.“ (siehe<br />
Abb. 3; www.meteoschweiz.ch)<br />
Frau Prof. Dr. Karin Labitzke stellte eine der wesentlichen<br />
Entdeckungen Richard Scherhags vor: Die<br />
Stratosphärenerwärmungen. In ihrem Vortrag erzählte<br />
sie: „Doch dann kam eine echte Entdeckung, die uns<br />
nachhaltig – bis heute – in Schwung gehalten hat: Februar<br />
1952: Die explosionsartigen Stratosphärenerwärmungen<br />
des Spätwinters 1951/52 (Berichte des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wetterdienstes in der US-Zone, Nr. 38, 51–63).<br />
Richard Scherhag (1951): „Erst die Einführung eines<br />
neuen amerikanischen Radiosondentyps … hat die Voraussetzungen<br />
zur einwandfreien Temperaturmessung<br />
bis zu Höhen von 40 000 m und mehr geschaffen.“ …<br />
Es gelang Scherhag mit Hilfe der DFG aus den USA<br />
für Hochaufstiege besonders präparierte Ballone aus<br />
Kunststoff zu beschaffen. Ab Januar 1951 wurden diese<br />
Radiosonden regelmäßig in Tempelhof gestartet,<br />
mit dem Ziel der Erforschung der nur unvollständig<br />
bekannten Stratosphäre. Dank der guten Qualität der<br />
Ballone erreichten die Radiosonden auch sofort Höhen<br />
bis zu 30 km, gelegentlich sogar mehr als 40 km.<br />
Schon Anfang Dezember werden die Tiefstwerte des<br />
Winters 1951/52 erreicht, dann erfolgten aber Ende<br />
Januar und besonders Ende Februar „explosionsartige<br />
Erwärmungen“, die als „Berliner Phänomen“ in die Literatur<br />
eingingen.<br />
Abb. 4 zeigt die Daten des „zweiten Berliner Phänomens“<br />
vom 23.2.1952 (siehe Text). Weiterhin führte<br />
sie aus: „War schon das erste Berliner Phänomen eine<br />
auffallende Erscheinung, so wurde es bereits 26 Tage<br />
später durch das „zweite Berliner Phänomen“ noch weit<br />
übertroffen. Am 23. Februar meldete die Radiosonde<br />
über Berlin in 10 mb eine Temperatur von –12°C, die<br />
von einem Wetterdiensttechniker zunächst als –62°C<br />
verarbeitet worden war, weil es zwei Tage vorher in<br />
tagungen<br />
Abb. 4: Daten des „zweiten Berliner Phänomens“ vom 23.2.1952.<br />
dieser Höhe so kalt gewesen war. Scherhag hatte aber<br />
in Bad Kissingen das Originaltelegramm der Berliner<br />
Radiosonde gesehen und ließ sich telefonisch bestätigen,<br />
dass wirklich eine solch unerwartet hohe Temperatur<br />
(–12,4 °C in 10 mb) gemessen worden war.<br />
In Berlin begannen wir im IGY (International Geophysical<br />
Year 1957/58) mit der Analyse täglicher Stratosphärenkarten<br />
für die Nordhemisphäre, entdeckten<br />
noch viele warme und kalte Winter und legten so die<br />
Grundlage für die Erforschung der Stratosphäre. Heute<br />
beteiligen wir uns mit Modellen und Realdaten an den<br />
großen internationalen Programmen und liefern wichtige<br />
Beiträge zu den WMO- und IPCC-Berichten (PD<br />
Dr. Ulrike Langematz, www.geo.fu-berlin.de/met/ag/<br />
strat/).“<br />
Abschließend trug Dr. Ernst Klinker über ein typisch<br />
Scherhag‘sches Thema vor: „Vorhersagbarkeit von<br />
großen Sturmfluten“. Ernst Klinker hat bis Oktober<br />
1980 in der Stratosphären-Gruppe des Instituts gearbeitet<br />
und wechselte dann bis zu seiner Pensionierung<br />
zum EZMW (Europäisches Zentrum für Mittelfristige<br />
Wettervorhersage) in Reading bei London. Dort hat er<br />
auch die wesentlichen Unterlagen für diesen Vortrag<br />
erstellt, indem er mit Mitteln, die jetzt zur Verfügung<br />
stehen (bessere Analysen, vor allem bessere Rechenmodelle),<br />
die damaligen Wetterentwicklungen auf deren<br />
Vorhersagbarkeit untersuchte. Es handelt sich um<br />
den 17.2.1962 („Hamburger Sturmflut“), den 1.2.1953<br />
(„Holland-Flut“), den 16. Oktober 1987 („Südostengland-Orkan“)<br />
sowie „LOTHAR“ (26.12.1999). Auch<br />
ein Blick auf zwei Orkane des Jahres 2007 lohnte sich,<br />
und „Kyrill“ (18.1.2007) sowie TILO (9.11.2007) wurden<br />
gezeigt.<br />
Richard Scherhag schrieb zur Hamburger Flutkatastrophe,<br />
Beilage zur Berliner Wetterkarte 14/1962: „ da<br />
stehen wir fassungslos, neun Jahre nach dem Holland<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
35
36<br />
tagungen<br />
Abb. 5: Links: Analyse der Böen am 17.2.1962, 00UTC; fast die gesamte Nordsee wird von Böen der Windstärke 12 (braunes Gebiet) erfasst.<br />
Rechts: Mit dem EZMW-T511-Modell gerechnete 36-stündige „Nachhersage“, Ausgangszeitpunkt 15.2.1962, 12 UTC.<br />
Orkan ..., vor einer weiteren schrecklichen Nordsee-<br />
Sturmflut-Katastrophe unseres Jahrhunderts“. In dem<br />
Artikel wies Richard Scherhag darauf hin, dass<br />
1. über 20 Stunden lang ein starker Druckgradient<br />
zwischen Norderney und List herrschte,<br />
2. es eine lang gestreckte Frontalzone mit dementsprechend<br />
großem Krümmungsradius der Isobaren<br />
gab,<br />
3. die gleiche Strömungsrichtung von Island bis<br />
nach Cuxhaven reichte,<br />
4. der Gradientwind für 19 Uhr 44 m/sec (85 Knoten)<br />
betrug.<br />
Der Orkan ist etwas zu stark, aber in seiner Lage gut<br />
getroffen.<br />
Selbst in der 60 Stunden-Vorhersage vom Vortag<br />
ist die gesamte Nordsee vom Orkanfeld erfasst (hier<br />
nicht dargestellt), allerdings liegt der Schwerpunkt des<br />
Orkans in dieser „Nachhersage“ bei Schottland. Man<br />
Fortbildungstag des Zweigverein<br />
Berlin-Brandenburg anlässlich der Entdeckung<br />
der Berson-Westwinde vor 100 Jahren<br />
Karin Labitzke<br />
ZV Berlin und Brandenburg<br />
Im Juni bis Dezember 1908 fand die große aerologische<br />
Expedition des Observatoriums Lindenberg nach<br />
Ostafrika statt. Die Leitung der Expedition wurde Pro-<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
hätte – mit heutigen Mitteln – also schon 60 Stunden zuvor<br />
die Sturmflutwarnung ausgeben können. Weiterhin führte<br />
Ernst Klinker aus, dass die beiden Orkan tiefs (1953 und<br />
1962) sich in ihrer großskaligen Struktur gleichen:<br />
1. Außergewöhnlich ist vor allem die Dauer der Stürme<br />
(24 Stunden),<br />
2. deterministische Vorhersagen ermöglichen eine<br />
Vorwarnzeit von etwa 60 Stunden,<br />
3. mit EPS-Vorhersagen (Ensemble Prediction<br />
System) ist eine längere Warnzeit möglich,<br />
4. für kleinskaligere Orkanwirbel, die auch in der Regel<br />
schneller ziehen, muss man mit einer größeren<br />
Ungenauigkeit und mit geringeren Warnzeiten rechnen.<br />
Abends trafen sich Ehemalige und Aktive des Instituts<br />
in einem benachbarten Restaurant, wo sich viele im wahren<br />
Sinne des Wortes alte Bekannte zu frohen Gesprächen<br />
einfanden.<br />
fessor A. Berson übertragen. Am Victoria-See gelangen<br />
25 Registrier-Ballonaufstiege bis zur Maximalhöhe von<br />
19 500 Meter, 65 Drachenaufstiege und 84 Pilot-Bal
lonflüge, deren höchster bis zu 22 500 Meter mit dem<br />
Theodoliten verfolgt werden konnte.<br />
Aus der Fülle der Beobachtungen sind für das hier<br />
behandelte Thema zwei Ergebnisse von großer Wichtigkeit:<br />
1. Es wurden in den höchsten Schichten (über 18 000<br />
Meter) zeitweise westliche Winde gemessen, die<br />
von nun an als „Berson-Westwinde“ in die Literatur<br />
eingingen, und<br />
2. es wurden in einer Höhe von 19 300 Meter Temperaturen<br />
von –84 °C gemessen. A. Berson im Jahr<br />
1910: „Diese Lufttemperatur ist wahrscheinlich die<br />
tiefste bisher in der Atmosphäre aufgezeichnete –<br />
und zwar am Äquator“<br />
Beides waren sehr unerwartete Ergebnisse. Heute,<br />
100 Jahre später, wissen wir über die Bedeutung<br />
der Westwinde in der tropischen Stratosphäre, die ein<br />
Teil der „Quasi-Biennial Oscillation“ (QBO) sind und<br />
unser Klima beeinflussen. Darüber soll in einer Weiterbildungsveranstaltung<br />
des Zweigvereins Berlin-<br />
Brandenburg berichtet werden, die am 12. September<br />
<strong>2008</strong> im <strong>Meteorologische</strong>n Observatorium Lindenberg<br />
– Richard-Aßmann-Observatorium – stattfinden wird.<br />
Vorläufiges Programm:<br />
tagungen<br />
08:00 Uhr<br />
Abfahrt am Institut für Meteorologie der FU Berlin (Bus)<br />
10:00 Uhr<br />
Uhr Ankunft in Lindenberg: Begrüßung durch<br />
Dr. F. Berger, Leiter des Observatoriums<br />
10.30 Uhr<br />
Führung durch das Observatorium<br />
(mit Radiosondenaufstieg gegen 13:00 Uhr)<br />
13.00 Uhr<br />
Mittagpause (Möglichkeit zum Besuch des<br />
Wettermuseums)<br />
14.30 Uhr<br />
Vorträge<br />
15.30 Uhr<br />
Kaffeepause<br />
16.00 Uhr<br />
Vorträge (Hans Steinhagen, Stefan Brönnimann<br />
(ETH Zürich), Karin Labitzke, Katja Matthes)<br />
17.15 Uhr<br />
Rückfahrt zum Institut für Meteorologie der<br />
FU Berlin<br />
19.00 Uhr<br />
Ankunft am Institut<br />
Attraktive „Studentenjobs“ bei der EUMETSAT<br />
Meteorological Satellite Conference <strong>2008</strong> in<br />
Darmstadt<br />
EUMETSAT/DWD<br />
In der Zeit vom 8. bis 12. September <strong>2008</strong> findet in Darmstadt die EUMETSAT Meteorological Satellite Conference<br />
unter Beteiligung des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes (DWD) statt. Themen sind u.a.: Nowcasting, Klimamonitoring<br />
mit operationellen Satelliten, Ozeanografie, Anwendungen der Numerischen Wettervorhersage, Hydrometeorologie.<br />
Weitere Informationen zu dieser internationalen Konferenz unter: www.conferences.eumetsat.int<br />
EUMETSAT sucht sechs Studenten die während der Q/A Sessions nach den Präsentationen den „Mikrophondienst“<br />
im Saal übernehmen.<br />
Dafür bietet EUMETSAT den Studenten folgendes an:<br />
• Gratis-Teilnahme an der Konferenz<br />
(Ersparnis ca. 250 €)<br />
• Gratis-Teilnahme an „Ice Breaker“<br />
(Montag Abend)<br />
• Aufwandsentschädigung<br />
(Anreise und Verpflegung)<br />
Interessenten melden sich bitte bei<br />
Gabriele Kerrmann,<br />
Tel.: 06151-807 627<br />
<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
37
38<br />
tagungen<br />
Tagungskalender<br />
Zeit vom Ort Staat Tagung Internet<br />
13.04. -<br />
Wien Österreich<br />
18.04.<strong>2008</strong><br />
12.05. -<br />
Trieste Italien<br />
14.05.<strong>2008</strong><br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
The EGU General Assembly: Basic<br />
Studies on Turbulence in Atmosperic<br />
and Oceanic Boundary Layers<br />
Joint ICTP-IAEA Conference on<br />
Predicting Disease Patterns<br />
According to Climatic Change<br />
meetings.copernicus.org/egu<strong>2008</strong>/<br />
www.ictp.trieste.it<br />
14.05. -<br />
Annaberg Deutschland Annaberger Klimatage <strong>2008</strong> www.lanu.de<br />
15.05.<strong>2008</strong><br />
19.05. -<br />
Gijon Spanien<br />
23.05.<strong>2008</strong><br />
26.05. -<br />
Alghero Italien<br />
30.05.<strong>2008</strong><br />
Effects of Climate Change on the<br />
World's Oceans<br />
Mediterranean School on Mesoscale<br />
Meteorology<br />
http://www.pices.int/meetings/international_symp<br />
osia/<strong>2008</strong>_symposia/Climate_change/climate_bac<br />
kground_3.aspx<br />
http://msmm.sar.sardegna.it/<br />
28.05. -<br />
9th Conference of Meteorology, http://icemte08.geo.auth.gr/index.php?option=com<br />
Thessaloniki Griechenland<br />
31.05.<strong>2008</strong> Climatology and Atmospheric Physics _frontpage&Itemid=1<br />
06.06. -<br />
Istanbul Türkei Global Conference of Global Warming www.gcgw.org<br />
10.06.<strong>2008</strong><br />
09.06. -<br />
Stockholm Schweden<br />
13.06.<strong>2008</strong><br />
30.06. -<br />
Helsinki Finnland<br />
04.07.<strong>2008</strong><br />
18th Symposium on Boundary Layers<br />
and Turbulence<br />
Fifth European Conference on Radar<br />
in Meteorology and Hydrology (ERAD<br />
<strong>2008</strong>)<br />
<strong>01</strong>.07. -<br />
2nd International Conference on<br />
Chania, Creta Griechenland<br />
06.07.<strong>2008</strong> Nonlinear Dynamics in Geosciences<br />
03.08. - Foz do<br />
08.08.<strong>2008</strong> Iguacu<br />
Brasilien<br />
International Radiation Symposium<br />
(IRS <strong>2008</strong>)<br />
<strong>01</strong>.09.-<br />
Bologna Italien SPARC 4th General Assembly<br />
05.09.<strong>2008</strong><br />
07.09. - Annecy-le-<br />
12.09.<strong>2008</strong> Vieux<br />
Frankreich<br />
10. Scientific Conference of the<br />
International Global Atmospheric<br />
Chemistry (IGAC) Project<br />
08.09. -<br />
EUMETSAT Annual Meteorological<br />
Darmstadt Deutschland<br />
12.09.<strong>2008</strong> Satellite Conference<br />
12.09. -<br />
5th Conference on Climate Change<br />
Heidelberg Deutschland<br />
14.09.<strong>2008</strong> and Global Warming<br />
16.09. -<br />
50 Jahre Bildungs- und<br />
Langen Deutschland<br />
18.09.<strong>2008</strong> Tagungszentrum des DWD<br />
22.09. -<br />
Tokyo Japan<br />
26.09.<strong>2008</strong><br />
29.09. -<br />
Amsterdam Niederlande<br />
03.10.<strong>2008</strong><br />
ICB<strong>2008</strong> 18th Internat. Congress on<br />
Biometeorology<br />
EMS Annual Meeting und European<br />
Conferende on Applied Climatology<br />
(ECAC)<br />
06.10. -<br />
5th Japanese-German Meeting on<br />
Freiburg i.Br. Deutschland<br />
11.10.<strong>2008</strong> Urban Climatology<br />
08.10. -<br />
4. Europäischer<br />
Bonn Deutschland<br />
09.10.<strong>2008</strong> Katastrophenschutzkongress<br />
07.11.2007 Hamburg Deutschland<br />
125 Jahr-Feier <strong>DMG</strong> im<br />
Völkerkundemuseum<br />
http://erad<strong>2008</strong>.fmi.fi/<br />
http://www.irs<strong>2008</strong>.org.br/circular/IRS<strong>2008</strong>_2nd_ci<br />
rcular.pdf<br />
http://www.atmosp.physics.utoronto.ca/SPARC/G<br />
A<strong>2008</strong>/GA<strong>2008</strong>index.html<br />
http://www.igacfrance<strong>2008</strong>.fr/<br />
http://www.eumetsat.int/idcplg?IdcService=GET_F<br />
ILE&dDocName=PDF_ANN_<strong>2008</strong>CONFERENCE_1<br />
ST&RevisionSelectionMethod=LatestReleased<br />
www.waset.org/ccgw08<br />
www.icb<strong>2008</strong>.com/<br />
31.10. -<br />
Aachen Deutschland Sitzung des AK Klima der DGfG www.akklima.de<br />
02.11.<strong>2008</strong><br />
20.11. -<br />
Herbstschule für Lehrer System Erde<br />
Potsdam Deutschland<br />
22.11.<strong>2008</strong> <strong>2008</strong>: Energie und Klima<br />
26.11. -<br />
Hamburg Deutschland<br />
28.11.<strong>2008</strong><br />
19.07. -<br />
Montreal Kanada<br />
29.07.2009<br />
4. Internat. Kongress und Fachmesse<br />
für Klimafolgen und<br />
Hochwasserschutz "acqua alta"<br />
IAMAS Joint Assembly "Our warming<br />
planet"<br />
http:meetings.copernicus.org/ems<strong>2008</strong><br />
http://www.meteo.uni-freiburg.de/aktuelles/5thjapanese-german-meeting-on-urban-climatology<br />
www.acqua-alta.de<br />
http://iamas-iapso-iacs-2009-montreal.ca/
anerkannte beratende meteorologen<br />
Anerkennungsverfahren durch die <strong>DMG</strong><br />
Zu den Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft gehört die Förderung der Meteorologie als<br />
angewandte Wissenschaft. Die <strong>DMG</strong> führt ein Anerkennungsverfahren für beratende Meteorologen durch. Dies<br />
soll den Bestellern von meteorologischen Gutachten die Möglichkeit geben, Gutachter auszuwählen, die durch<br />
Ausbildung, Erfahrung und persönliche Kompetenz als Sachverständige für meteorologische Fragestellungen<br />
besonders geeignet sind. Die Veröffentlichung der durch die <strong>DMG</strong> anerkannten beratenden Meteorologen erfolgt<br />
auch im Web unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen_sachverstaendige.htm, sowie<br />
weitere Informationen finden sich unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen.htm<br />
<strong>Meteorologische</strong> Systemtechnik<br />
Windenergie<br />
Dr. Norbert Beltz<br />
Schmelzerborn 4<br />
65527 Niedernhausen<br />
<br />
Windenergie<br />
Dr. Bernd Goretzki<br />
Wetter-Jetzt GbR<br />
Hauptstraße 4<br />
14806 Planetal-Locktow<br />
Tel:. 033843/41925 Fax: 033843/41927<br />
<br />
www.wetter-jetzt.de<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Prof. Dr. Günter Groß<br />
Universität Hannover<br />
- Institut für Meteorologie -<br />
Herrenhäuser Str. 2<br />
30419 Hannover<br />
Tel.: 0511/7625408<br />
<br />
Hydrometeorologie<br />
Windenergie<br />
Dr. Josef Guttenberger<br />
Hinterer Markt 10<br />
92355 Velburg<br />
Tel.: 09182/902117 Fax: 09182/902119<br />
<br />
Standortklima<br />
Windenergie<br />
Dr. Barbara Hennemuth-Oberle<br />
Classenstieg 2<br />
22391 Hamburg<br />
Tel.: 040/5361391<br />
<br />
Windenergie<br />
Dr. Daniela Jacob<br />
Oldershausener Hauptstr. 22a<br />
21436 Oldershausen<br />
Tel.: 04133/210696 Fax: 04133/210695<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Dipl.-Met. Werner-Jürgen Kost<br />
IMA Richter & Röckle /Stuttgart<br />
Hauptstr. 54<br />
70839 Gerlingen<br />
Tel.: 07156/438914 Fax: 07156/438916<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Dipl.-Phys. Wetterdienstassessor Helmut Kumm<br />
Ingenieurbüro für Meteorologie und techn. Ökologie<br />
Kumm & Krebs<br />
Tulpenhofstr. 45<br />
63067 Offenbach/Main<br />
Tel.: 069/884349 Fax: 069/818440<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Dipl.-Met. Wolfgang Medrow<br />
TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG<br />
Bereich Engineering, Abteilung Gebäudetechnik<br />
Arbeitsgebiet Gerüche, Immissionsprognosen<br />
Langemarckstr. 20<br />
45141 Essen<br />
Tel.: 02<strong>01</strong>/825-3263 Fax: 02<strong>01</strong>/825-3377<br />
<br />
Windenergie<br />
Dr. Heinz-Theo Mengelkamp<br />
Anemos<br />
Sattlerstr. 1<br />
21365 Adendorf<br />
Tel.: 04131/189577 Fax: 04131/18262<br />
<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
39
40<br />
anerkannte beratende meteorologen<br />
Stadt- und Regionalklima, Ausbreitung von<br />
Luftbeimengungen, Windenergie<br />
Dr. Jost Nielinger<br />
iMA Richter & Röckle - Niederlassung Stuttgart<br />
Hauptstr. 54<br />
70839 Gerlingen<br />
Tel.: 07156/438915 Fax: 07156/438916<br />
<br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Dipl.-Met. C.-J. Richter<br />
IMA Richter & Röckle<br />
Eisenbahnstr. 43<br />
79098 Freiburg<br />
Tel.: 0761/2021661/62 Fax: 0761/20216-71<br />
<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Standortklima<br />
Dipl.-Met. Axel Rühling<br />
Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG<br />
An der Roßweid 3<br />
76229 Karlsruhe<br />
Tel.: 0721/625100 Fax: 0721/6251030<br />
<br />
Anerkennungsverfahren Wettervorhersage<br />
Die <strong>DMG</strong> ist der Förderung der Meteorologie als reine und angewandte Wissenschaft verpflichtet, und dazu gehört auch die<br />
Wetterberatung. Mit der Einrichtung des Qualitätskreises Wetterberatung soll der Zunahme von Wetterberatungen durch<br />
Firmen außerhalb der traditionellen nationalen Wetterdienste Rechnung getragen werden. Die <strong>DMG</strong> führt seit über 10 Jahren<br />
ein Anerkennungsverfahren für meteorologische Sachverständige/Gutachter durch. Dabei ist bisher das Arbeitsgebiet<br />
Wetterberatung ausgeschlossen worden. Die Arbeit in der Wetterberatung ist von der Natur der Sache her anders geartet als<br />
die Arbeit eines Gutachters. In der Regel wird Wetterberatung auch nicht von einzelnen Personen, sondern von Firmen in<br />
Teamarbeit angeboten. Für Firmen mit bestimmten Qualitätsstandards in ihrer Arbeit bietet die <strong>DMG</strong> mit dem Qualitätskreis<br />
die Möglichkeit einer Anerkennung auf Grundlage von Mindestanforderungen und Verpflichtungen an.<br />
Weitere Informationen finden Sie auf http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/wetterberatung.htm<br />
Anerkannte Mitglieder:<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />
Stadt- und Regionalklima, Hydrometeorologie,<br />
<strong>Meteorologische</strong> Systemtechnik<br />
Dr. Bernd Stiller<br />
Winkelmannstraße 18<br />
15518 Langewahl<br />
Tel.: 03361/308762 mobil: <strong>01</strong>62/8589140<br />
Fax: 03361/306380<br />
<br />
www.wetterdoktor.de<br />
Luftchemie und Messtechnik<br />
Dr. Rainer Schmitt<br />
Meteorologie Consult GmbH<br />
Frankfurter Straße 28<br />
61462 Königsstein<br />
Tel.: 06174/61240 Fax: 06174/61436<br />
Windenergie<br />
Dr. Thomas Sperling<br />
Institut f. Geophysik und Meteorologie<br />
Universität zu Köln<br />
Kerpener Str. 13<br />
50937 Koeln<br />
mobil: <strong>01</strong>62/ 946 62 62<br />
< ts@meteo.uni-koeln.de><br />
Stadt- und Regionalklima<br />
Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />
Prof. Dr. Axel Zenger<br />
Werderstr. 6a<br />
69120 Heidelberg<br />
Tel.: 06221/470471<br />
<br />
<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst Meteotest Schweiz<br />
MC-Wetter WetterWelt GmbH
Immer wieder beeinflussen Gebirge das Wetterregime<br />
einer Region, besonders im Fall einer<br />
kräftigen Windströmung, die viele Stunden<br />
ohne nennenswerte Richtungsänderung anhält.<br />
Auf der windzugewandten Seite, also in Luv,<br />
ist es dabei meist stark bewölkt und es regnet<br />
zeitweise. In Lee dagegen herrscht Wolkenauflösung<br />
und trockenes Wetter. So ist es beim<br />
Föhn in den Alpen, aber auch in Luv und Lee<br />
höherer Mittelgebirge, wie dem Schwarzwald<br />
und dem Harz.<br />
Die Wirkung derartiger „orografischer Hindernisse“<br />
reicht dabei manchmal fast 1000<br />
Kilometer stromabwärts, wie zum Beispiel<br />
beim sogenannten „Skandinavien-Lee“. Auf<br />
dem Satellitenbild (Meteosat Farbkomposit<br />
HRV und IR vom 24.11.2007, 12 UTC,<br />
Abb. 1) erkennt man über dem südlichen Norwegen,<br />
dem Skagerak, Dänemark bis hinein<br />
nach Ostdeutschland, was immerhin einer<br />
Entfernung von 800 km entspricht, eine wolkenarme<br />
Zone. Die Luft ist durch Absinken<br />
hinter dem norwegischen Gebirge trockener<br />
geworden. In diesem Bereich beträgt die relative<br />
Luftfeuchtigkeit nur 30 bis 70 Prozent,<br />
während sie rundherum meist über 80 % liegt.<br />
Das massive Absinken im Küstenbereich<br />
Südostnorwegens wird durch das numerische<br />
Wettervorhersagemodell des DWD (GME) gut<br />
simuliert. Die Vertikalbewegung im Bereich<br />
der unteren Troposphäre (950 hPa-Niveau),<br />
mit blauer Farbe markiert, ist hier maximal<br />
(siehe Abb. 2). In Luv herrscht dagegen eine<br />
starke Aufwärtskomponente (rote Farbe). Die<br />
Wirkung des „Absinkens“, also wolkenarme,<br />
trockene Luft, ist bis weit nach Mitteleuropa<br />
erkennbar. Auch das GME-Modell zeigt in der<br />
Analyse der relativen Luftfeuchtigkeit im 850<br />
hPa-Niveau (Abb. 3) ein wolkenfreies Gebiet,<br />
das mit der kräftigen Nord- bis Nordwestströmung<br />
Richtung Südosten verfrachtet wurde.<br />
Ähnliche Bewölkungsmuster zeigten überdies<br />
auch die Kurzfristvorhersagen. Daten und Abbildungen:<br />
© DWD.<br />
Im Skandinavien-Lee<br />
Jörg Rapp<br />
Abb. 1: Farbkomposit-Satellitenbild (HRV, IR) und relative Luftfeuchtigkeit in % in Bodennähe<br />
am 24.11.2007, 12 UTC.<br />
Abb. 2: Vom GME modellierte Vertikalbewegung in 950 hPa am 24.11.2007,<br />
12 UTC.<br />
Abb. 3: Vom GME modelliertes Feuchtefeld und Wind in 850 hPa am 24.11.2007,<br />
12 UTC.
Dankenswerterweise engagieren sich die folgenden Firmen und Institutionen<br />
für die Meteorologie, indem sie korporative Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind:<br />
ask - Innovative Visualisierungslösungen GmbH<br />
Postfach 100 210, 64202 Darmstadt<br />
Tel. +49 (0) 61 59 12 32<br />
Fax +49 (0) 61 59 16 12<br />
aftahi@askvisual.de / schroeder@askvisual.de<br />
www.askvisual.de<br />
<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst<br />
Kaiserleistr. 42, 63067 Offenbach/Main<br />
Tel. +49 (0) 69 80 62 0<br />
www.dwd.de<br />
SELEX Sistemi Integrati GmbH<br />
Gematronik Weather Radar Systems<br />
Raiffeisenstrasse 10, 41470 Neuss-Rosellen<br />
Tel: +49 (0) 2137 782 0<br />
Fax: +49 (0) 2137 782 11<br />
info@gematronik.com<br />
info@selex-si.de<br />
www.gematronik.com<br />
www.selex-si.de<br />
WetterWelt GmbH<br />
<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen<br />
Schauenburgerstraße 116, 24118 Kiel<br />
Tel: +49(0) 431 560 66 79<br />
Fax: + 49(0) 431 560 66 75<br />
mail@wetterwelt.de<br />
www.wetterwelt.de<br />
WetterOnline<br />
<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen GmbH<br />
Am Rheindorfer Ufer 2, 53117 Bonn<br />
Tel: +49(0) 228 559 37 990<br />
Fax: +49(0) 228 559 37 80<br />
inga.fassler@wetteronline.de<br />
www.wetteronline-gmbh.de<br />
Scintec AG<br />
Europaplatz 3, 72072 Tübingen<br />
Tel. +49 (0) 70 71 92 14 10<br />
Fax +49 (0) 70 71 55 14 31<br />
info@scintec.com<br />
www.scintec.com<br />
Gradestr. 50, 12347 Berlin<br />
Tel.: +49 (0) 30 60 09 80<br />
Fax: +49 (0) 30 60 09 81 11<br />
info@mc-wetter.de<br />
www.mc-wetter.de<br />
WNI Weathernews Deutschland GmbH<br />
Mainzer Landstr. 46, 60325 Frankfurt a. M.<br />
Tel. +49 (0) 69 707 30 60<br />
Fax +49 (0) 69 707 30 6<strong>01</strong><br />
info@wni.de<br />
www.wni.de<br />
meteocontrol GmbH<br />
Spicherer Str. 48, 86157 Augsburg<br />
Tel: +49(0) 82 13 46 66 0<br />
Fax: + 49(0) 82 13 46 66 11<br />
info@meteocontrol.de<br />
www.meteocontrol.de<br />
Wetterprognosen, Angewandte<br />
Meteorologie, Luftreinhaltung,<br />
Geoinformatik<br />
Fabrikstrasse 14, CH-3<strong>01</strong>2 Bern<br />
Tel. +41(0) 31 30 72 62 6<br />
Fax +41(0) 31 30 72 61 0<br />
office@meteotest.ch<br />
Skywarn Deutschland e. V.<br />
Königsriehe 1, 49504 Lotte-Wersen<br />
Tel: +49(0) 54 04 99 60 30<br />
sven.lueke@skywarn.de<br />
www.skywarn.de
Vorläufiges Programm<br />
Mitgliederversammlung<br />
der <strong>DMG</strong><br />
Festvorträge<br />
geselliges Beisammensein