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Mitteilungen DMG 01 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...

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<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong><br />

<strong>01</strong> / <strong>2008</strong><br />

Spiegelungen<br />

www.dmg-ev.de Heft <strong>01</strong> <strong>2008</strong> ISSN <strong>01</strong>77-85<strong>01</strong><br />

See Langas, Stora Sjöfallet Nationalpark, Welterbe Laponia, Lappland,<br />

Schweden, 3.8.2007, 14:24 Uhr. Foto: Gunar Streu


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

sie halten ein Heft in den Händen, das diesmal ungewöhnlich<br />

viele Beiträge aus den Reihen unserer Gesellschaft<br />

(„wir“) beinhaltet. Darüber freue ich mich,<br />

denn es ist ja eine ureigene Sache unseres Mitgliedermagazins,<br />

Nachrichten aus den Zweigvereinen, Berichte<br />

über <strong>DMG</strong>-Veranstaltungen, <strong>Mitteilungen</strong> von<br />

den Fachausschüssen, Laudationes und leider immer<br />

wieder auch Nachrufe zu kommunizieren. Außerdem<br />

beweist es, dass die <strong>DMG</strong> eine sehr aktive Gemeinschaft<br />

ist, die auch deutliche Erklärungen nicht scheut,<br />

wie die im letzten Heft veröffentlichte Stellungnahme<br />

zur Klimaproblematik.<br />

Persönlichere, teils subjektive, auf jeden Fall nachdenkliche<br />

Töne, gerade auch zur Klimadebatte, lesen<br />

Sie im Beitrag von Walter Fett, Ehrenmitglied<br />

unserer Gesellschaft aus dem Zweigverein Berlin-<br />

Brandenburg. Sie zeigen, dass in der <strong>DMG</strong> auch<br />

Platz ist für Positionen, die nicht immer diejenigen<br />

des Vorstandes oder der aktuellen meteorologischen<br />

Forschung widerspiegeln müssen. Dazu wurde eine<br />

neue Rubrik eingeführt („diskutabel“), in der künftig<br />

mehr oder weniger regelmäßig Berichte, Meinungen,<br />

Gedanken ausgetauscht werden sollen, die auf wissenschaftlichem<br />

Niveau durchaus diskussionswürdig<br />

sein sollten.<br />

Herzliche Grüße<br />

Ihr<br />

Jörg Rapp<br />

Inhalt<br />

focus<br />

editorial<br />

Klima im Berchtesgadener Raum, Teil 1 2<br />

Die COPS-Sommerschule 2007 6<br />

diskutabel<br />

Sonne, Mond und Regen 9<br />

news 15<br />

wir<br />

Einladung zur Festveranstaltung<br />

125 Jahre <strong>DMG</strong> 18<br />

Laudatio für Dr. Siegurd Schienbein 19<br />

neue Vorsitzende ZVBB, ZVF, FA Hydro 20<br />

Ehrenkolloquium für Prof. Dr. Walter Fett 21<br />

Fortbildungsveranstaltung ZV Leipzig 22<br />

Mitteilung des Kassenwartes 24<br />

Geburtstage 25<br />

Nachrufe<br />

Dr. Heinrich Kuhl 26<br />

Dr. Erich Süssenberger 27<br />

Aufruf <strong>DMG</strong> Vorstandswahl <strong>2008</strong> 28<br />

medial<br />

Rezensionen 29<br />

tagungen<br />

Sherhag Kolloquium 33<br />

Entdeckung der Berson-Westwinde<br />

vor 100 Jahren 36<br />

Tagungskalender 38<br />

anerkannte beratende meteorologen 39<br />

anerkannte wettervorhersage 40<br />

impressum 17<br />

corrigendum 5<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong>


2<br />

focus<br />

Betrachtungen zum Klima im Berchtesgadener<br />

Raum (Teil 1)<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

H. Vogt, M. Hornsteiner<br />

Universität München<br />

1 Einleitung<br />

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich<br />

einige Berchtesgadener Bürger mit den ersten Wetteraufzeichnungen.<br />

Ihre Tätigkeit wurde dann von den<br />

Franziskanern und den Schwestern des Krankenhauses<br />

fortgesetzt, bis schließlich nach dem 2. Weltkrieg der<br />

<strong>Deutsche</strong> Wetterdienst (DWD) in Berchtesgaden eine<br />

Klimahauptstation mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter<br />

errichtete, die ab 1975 stark reduziert wurde und als<br />

Klimastation auf der Basis der Mannheimer Stunden<br />

ehrenamtlich fortgeführt wurde. 1990 endeten die Tätigkeiten<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes in dieser Form.<br />

Gleichzeitig wurden auch eine Reihe von Wetterstationen,<br />

die z. B. von Hüttenwirten betreut wurden, eingestellt,<br />

so dass nach 1960 außer im Ort Berchtesgaden<br />

kaum mehr Stationen mit entsprechenden Zeitreihen<br />

vorlagen. Den Mitarbeitern des DWD, besonders Herrn<br />

G. Hofmann und Herrn P. Köhler ist es zu verdanken,<br />

dass die frühen Aufzeichnungen entdeckt wurden und<br />

so erhalten blieben.<br />

Seit 1989 besteht in Berchtesgaden-Schönau eine<br />

Kurklimastation im Rahmen des Prädikats Heilklimatischer<br />

Kurort.<br />

Etwa zur selben Zeit begann im Nationalpark<br />

Berchtesgaden in Kooperation mit dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wetterdienst der Aufbau eines umfangreichen Messnetzes<br />

für Niederschlag, Temperatur, relative Feuchte<br />

und Wind, um eine Verifizierung der „Theoretischen<br />

Topoklimatologie im Nationalpark Berchtesgaden“<br />

(En d E r s, 1979) zu realisieren. Dieses Messnetz ist mit<br />

einigen Veränderungen und Einschränkungen derzeit<br />

noch in Betrieb und wird vom <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst<br />

betreut.<br />

Für die vorgestellten Ergebnisse wurden die Aufzeichnungen<br />

der 1. Klimatologischen Normalperiode<br />

(1931–1960) verwendet, da das derzeitige Messnetz<br />

noch keine ausreichend langen Zeitreihen besitzt, wie<br />

sie für klimatologische Aussagen verlangt werden und<br />

die 2. Klimatologische Normalperiode (1961–1990)<br />

nur Ergebnisse von Berchtesgaden aufweist, während<br />

die anderen Stationen eingestellt wurden.<br />

Der Raum, der zu betrachten ist, wird durch den<br />

Berchtesgadener Talkessel und seine Umrahmung repräsentiert.<br />

Es handelt sich um ein Landschaftsklima<br />

bzw. Gebirgsklima. Neben dem Raumbezug ist bei klimatologischer<br />

Betrachtungsweise auch die Länge des<br />

beobachteten Zeitabschnitts zu berücksichtigen. Im<br />

Alpenraum ist für den Niederschlag ein Zeitraum von<br />

50 Jahren, für die Temperatur ein Zeitraum von 25 Jahren<br />

und für die relative Luftfeuchtigkeit ein Zeitraum<br />

Liter pro Quadratmeter<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Monatssummen des Niederschlags in<br />

Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und Ramsau im Jahr<br />

1996<br />

Ramsau-Hintersee<br />

Hamburg<br />

Berlin<br />

Düsseldorf<br />

Stuttgart<br />

Hintersee<br />

Abb. 1: Vergleich der Monatssummen des Niederschlags der DWD Station<br />

Ramsau-Hintersee im Berchtesgadener Talkessel mit den monatlichen<br />

Niederschlagssummen im Jahr 1996 in Hamburg, Berlin, Düsseldorf<br />

und Stuttgart.<br />

von 12 Jahren die Voraussetzung für gesicherte klimatologische<br />

Aussagen (Bl ü t h g E n, 1966). Diese für Gebirge<br />

genannten unterschiedlichen Mindestlängen von<br />

Zeitreihen sind auf die unterschiedlichen Variabilitäten<br />

der einzelnen Klimaparameter zurückzuführen und die<br />

daraus folgenden hohen Spannweiten, die jeweils durch<br />

die Größe der Stichprobe die Standardabweichungen<br />

der Mittelwerte minimieren können.<br />

Für den kurzen Zeitraum eines Jahres (1996) zeigen<br />

sich z. B. beim Niederschlag erst recht deutliche Abweichungen<br />

im Vergleich zu anderen Regionen in<br />

Deutschland (besonders im Sommer), was auf die Luv-<br />

Lee-Effekte, Staulagen und Konvektivereignisse zurückgeführt<br />

werden kann.<br />

Die hier vorliegende Untersuchung soll die Eigentümlichkeiten<br />

des Lokalklimas näher beleuchten, wobei die<br />

Arbeit wie folgt gegliedert ist: Kapitel 2 ist den charakteristischen<br />

Ausprägungen des Klimas im Alpenraum<br />

gewidmet. Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Niederschlagsverteilung<br />

im Nationalparkgebiet, im Kapitel<br />

4 (Fortsetzung im nächsten Heft) werden Temperatur-,<br />

Abb. 2: Klassifizierte Verteilung der Hangneigung im Nationalpark<br />

Berchtesgaden nach Heller (1996).


Abb. 3 : Verteilung der Expositionen nach Heller (1996).<br />

Besonnungs- und Bewölkungsverhältnisse betrachtet<br />

und Kapitel 5 beinhaltet einen kurzen Ausblick.<br />

2 Charakteristische Ausprägungen des Klimas im<br />

Alpenraum<br />

Die hoch aufragenden Gebirge stellen sich den Luftmassen<br />

entgegen. Auf diese Weise werden diese gezwungen,<br />

sich neue Wege zu suchen. Das führt dazu,<br />

dass die Luftmassen gebremst, abgelenkt oder gar abgesperrt<br />

werden. Diese Vorgänge werden als Stau- und<br />

Föhneffekte bezeichnet. Die Höhenlage, die Hangneigung<br />

und die Exposition zur Sonne wirken sich besonders<br />

auf die Sonnenstrahlung aus.<br />

Schon durch eigene Betrachtung in der Natur lässt sich<br />

erkennen, dass sich die nach Süden neigenden Hänge<br />

der Gebirge von den nach Norden orientierten deutlich<br />

unterscheiden. Sie genießen eine längere Sonnenscheindauer,<br />

apern früher aus und weisen höhere Boden-<br />

und Lufttemperaturen auf. Offensichtlich steuert<br />

das Relief ganz besonders den Energiegewinn aus der<br />

Sonnenstrahlung. 4 Einflussfaktoren bilden die Hauptursachen:<br />

2.1 Die Höhenlage<br />

Die hypsographische Summenkurve ergibt für den<br />

Berchtesgadener Talkessel eine mittlere Gebietshöhe<br />

von ca. 1400 m. Die Abhängigkeit einzelner Klimaparameter<br />

von der Meereshöhe, wie z.B. Niederschlag<br />

und Lufttemperatur konnte bereits in der 1. Klimanormalperiode<br />

(1931–1960) und auch in der 2. Klimanormalperiode<br />

wegen eines leider im Zeitraum von<br />

1961–1990 extrem reduzierte Datenkollektivs nicht<br />

verifiziert werden. Erst ab ca. 1989 wurde durch den<br />

Nationalpark Berchtesgaden ein Messnetz mit hoher<br />

räumlicher Variabilität unter Berücksichtigung der topographischen<br />

Einflussfaktoren installiert.<br />

2.2 Hangneigung<br />

Das Maximum an Strahlungsenergie wird erreicht,<br />

wenn die Sonnenstrahlen normal auf eine Fläche treffen.<br />

Die unterschiedlich steilen Hänge werden also<br />

focus<br />

Abb. 4: Einfluss der Topographie auf die Direktstrahlung – Schlagschatten<br />

(Be n d i x, 2004, S. 50).<br />

abhängig vom Einfallswinkel der Sonne zu verschiedenen<br />

Tages- und Jahreszeiten ganz unterschiedliche<br />

Strahlungsmengen erhalten. Besonders auffällig ist der<br />

hohe Flächenanteil an Hängen mit einem Neigungswinkel<br />

zwischen 30° und 40° (Abb. 2), die dadurch<br />

schon einem bei niedrigem Sonnenstand einen nicht<br />

unerheblichen Strahlungsgewinn haben.<br />

2.3 Lage zur Sonne (Exposition)<br />

Am Rande der Lufthülle trifft die kurzwellige Sonnenstrahlung<br />

ungefiltert auf. Bis zur Erdoberfläche ist der<br />

Weg durch den Filter Atmosphäre je nach Jahres- und<br />

Tageszeit unterschiedlich lang und beträgt im Dezember<br />

zur Mittagszeit etwa das Dreifache des zum Juni.<br />

An der Erdoberfläche geschieht dann eine Umwandlung<br />

der kurzwelligen Sonnenstrahlung in langwellige<br />

Wärmestrahlung. Damit ist verständlich, warum Südhänge<br />

auf der Nordhalbkugel einen erheblichen Strahlungsgenuss<br />

erhalten und wärmebegünstigt sind.<br />

Bedingt durch den starken Einfluss der Oberflächengestalt<br />

(Exposition) ergibt sich also für das Klima<br />

Berchtesgadens eine stark ausgeprägte Veränderlichkeit,<br />

sowohl in vertikaler als auch in horizontaler<br />

Richtung. Zusätzlich zeigen sich tägliche, monatliche<br />

und jahreszeitliche Schwankungen. In der Verteilung<br />

der Exposition (Abb. 3) bildet sich das Relief durch<br />

die hohen Anteile von west-, nord- und ostexponierten<br />

Bereichen als Folge der prägenden Längstäler ab. Besonders<br />

am Vormittag bzw. am Nachmittag werden die<br />

jeweiligen Talseiten einen verstärkten Strahlungsgenuss<br />

erfahren. Genauso entstehen dadurch bei entsprechenden<br />

Großwetterlagen Stau-, Luv- und Lee-Effekte<br />

ebenso wie thermisch verursachte Lokalwindsysteme.<br />

2.4 Horizontabschirmung:<br />

Strahlungsgenuss und in der Folge auch der Tagesgang<br />

der Temperatur werden durch die unterschiedliche Horizontabschirmung<br />

in ihrem tages- und jahreszeitlichen<br />

Verlauf ganz erheblich überlagert, so dass daraus eine<br />

hohe Variabilität folgt.<br />

Ganz besonders bei niedrigem Sonnenstand – also<br />

morgens und abends – wirkt sich die Verringerung der<br />

Intensität der Direktstrahlung besonders aus. Die von<br />

der Sonne abgewandten Hangbereiche werden durch<br />

den sogenannten Schlagschatten beeinflusst (BE n d i x,<br />

2004).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

3


4<br />

focus<br />

Langjährige Monatsmittel, Maxima und Minima des Niederschlags ( 1961–1990 ) in Berchtesgaden<br />

Abb. 5: Die mittleren, maximalen und minimalen monatlichen Niederschlagssummen<br />

in der 2. klimatologischen Normalperiode in<br />

Berchtesgaden.<br />

Eine vollständige Abdunkelung erfolgt allerdings<br />

nicht, da die diffuse Himmelsstrahlung – unabhängig<br />

vom Azimut – gleichmäßig beleuchtet. Die Verkürzung<br />

des Tagbogens der Sonne kann in N-S-verlaufenden<br />

Tälern erheblich sein, während in O-W verlaufenden<br />

Tälern die Verkürzung deutlich geringer ausfällt.<br />

3 Niederschlag<br />

Die Niederschlagsmenge wurde im Nationalpark,<br />

wie auch in anderen Regionen der Alpen (siehe z.B.<br />

Ba u m g a r t n E r, 1983) direkt mit der Meereshöhe korreliert.<br />

Dieser Zusammenhang wird sowohl beim Jahresniederschlag<br />

wie auch bei den Monatssummen im<br />

Nationalpark Berchtesgaden durch eine Korrelationsanalyse<br />

nicht ausreichend bestätigt (siehe Tab. 2). Für<br />

Berchtesgaden (542 m) beträgt der Jahresniederschlag<br />

im langjährigen Mittel 1514 mm, der Obersalzberg<br />

(971 m) erhält 1590 mm und das Stahlhaus in 1740 m<br />

weist 1753 mm Jahresniederschlag im Mittel der Jahre<br />

1961 bis 1990 auf.<br />

Neben der hypsometrischen Verteilung lässt sich an<br />

allen Stationen ein Jahresgang in den durchschnittlichen<br />

Monatssummen des Niederschlags erkennen.<br />

Am Beispiel der Station Berchtesgaden sei dies vorgestellt:<br />

Das Maximum der monatlichen Niederschlagssumme<br />

liegt bei 203 mm im Monat Juli. Dies entspricht<br />

13,3 % des Jahresniederschlags. Das Minimum mit<br />

87 mm oder 5,7 % des Jahresniederschlags fällt im<br />

Monat Oktober. In den Monaten Juni, Juli und August<br />

fallen 574 mm. Dies bedeutet einen Anteil von 37,7 %<br />

(siehe Tab. 1).<br />

Auch die Tagessummen des Niederschlags lassen<br />

sich nach FLIRI (1975) am Alpennordrand für die<br />

niederschlagsrelevanten Wetterlagen (zyklonaler Tiefdruck)<br />

einteilen in:<br />

I: < 8,0 mm/Tag<br />

II: < 20,0 mm/Tag<br />

III: > 30,0 mm/Tag<br />

Die hohen Tagessummen (III) treten dabei bevorzugt<br />

in den Monaten von März bis August auf und können<br />

rund 100 mm/Tag erreichen.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Abb. 6: Beispiel für die räumliche Verteilung des Niederschlags bei<br />

einem Gewitter.<br />

Eine Ausnahme bilden ganzjährig die Vb-Lagen<br />

(Tiefdruckgebiet über der nördlichen Adria bis Ungarn)<br />

und die lokalen sommerlichen Konvektionsereignisse<br />

(Gewitter).<br />

Die mittleren Monatssummen des Niederschlags in<br />

der zweiten. Klimatologischen Normalperiode (1961<br />

– 1990) zeigen einen ausgeprägten Jahresgang und ein<br />

Maximum in den Monaten Juni, Juli und August, weil<br />

sich in diesen Monaten die Konvektionsereignisse verstärkt<br />

auswirken. Besonders ausgeprägt ist die Spannweite<br />

der minimalen und maximalen Monatssummen<br />

des Niederschlags zwischen 1961 und 1990, die<br />

die hohe Variabilität des Niederschlags belegt (siehe<br />

Tab. 1 und Abb. 5).<br />

Monatssummen in mm<br />

Monat Mittel Maximum Minimum<br />

Januar 100,7 215,0 8,0<br />

Februar 79,3 239,0 7,0<br />

März 95,0 255,0 18,0<br />

April 105,4 232,0 26,0<br />

Mai 143,8 286,0 67,0<br />

Juni 175,0 273,0 82,0<br />

Juli 203,0 342,0 75,0<br />

August 196,8 362,0 88,0<br />

September 114,2 254,0 30,0<br />

Oktober 87,4 221,0 10,0<br />

November 99,5 241,0 27,0<br />

Dezember 119,4 314,0 14,0<br />

Tab. 1: Mittlere, maximale und minimale Monatssummen des Niederschlags<br />

in der klimatologischen Normalperiode ( 1961–1990 ) in der<br />

Region Berchtesgaden in mm.<br />

3.1 Korrelationsbetrachtung<br />

Die in Tab. 2 vorgestellten Korrelationen bestätigen die<br />

noch für manche Monate recht geringe Abhängigkeit<br />

der Niederschlagsmenge von der Meereshöhe. Selbst<br />

unter Berücksichtung der Messfehler bei der Niederschlagsmessung,<br />

besonders in Höhenlagen, ist auf<br />

Grund der relativen Betrachtung in den Einzelmonaten<br />

eine Höhenabhängigkeit nicht generell zu bestätigen<br />

(Fr E i und sc h m i d l i, 2006).<br />

3.2 Niederschlagsereignisse, die sich auf Grund ihrer<br />

Genese nicht in eine gesetzmäßige räumliche<br />

Niederschlagsverteilung einordnen lassen<br />

Das vorgestellte Beispiel (Abb. 6) zeigt am Gewitter<br />

vom 27.7.1995 die hohe räumliche Variabilität eines


Zeitraum Korrelations-<br />

Bestimmtheitskoeffizient<br />

Maß (%)<br />

Januar 0,229 5<br />

Februar 0,076 1<br />

März 0,484 23<br />

April 0,548 30<br />

Mai 0,642 41<br />

Juni 0,644 41<br />

Juli 0,716 51<br />

August 0,898 81<br />

September 0,786 62<br />

Oktober 0,599 36<br />

November 0,378 14<br />

Dezember 0,683 17<br />

Sommer 0,761 58<br />

Winter 0,436 19<br />

Jahr 0,683 47<br />

Tab. 2: Korrelationskoeffizient und Bestimmtheitsmaß zwischen Niederschlag<br />

und Meereshöhe auf der Grundlage der mittleren Monatssummen<br />

des Niederschlags in der ersten Klimatologischen Normalperiode<br />

(193 –1960) im Nationalpark Berchtesgaden.<br />

solchen kurzzeitigen Starkregenereignisses, das auf<br />

ein Konvektivereignis zurückzuführen ist. Da diese<br />

Niederschlagssummen auch auf die Monatssummen<br />

des Niederschlags erhebliche Auswirkungen besitzen,<br />

die Höhenabhängigkeit der Niederschlagsmenge aber<br />

Corrigendum<br />

durch advektive Großwetterlagen bestätigt wird, sind<br />

derartige Niederschlagsereignisse, die kein regelhaftes<br />

Verteilungsmuster aufweisen, von erheblichem Einfluss<br />

auf die Korrelation der Meereshöhe mit den monatlichen<br />

Niederschlagssummen und verringern deutlich<br />

das Signifikanzniveau.<br />

3.3 Fazit<br />

Den Verfassern erscheint an dieser Stelle ein Zitat<br />

von Fr E i und sc h m i d l i (2006: S. 66) geeignet, um die<br />

voraus gehenden Darstellungen zu unterstreichen:<br />

„Das Beispiel der Alpen macht deutlich, wie komplex<br />

die räumlichen und jahreszeitlichen Muster des<br />

Niederschlagsklimas in komplexer Topographie sein<br />

können. Die zum Teil verbreitete Vorstellung einer<br />

Niederschlagszunahme mit der Meereshöhe liefert,<br />

zumindest für den Alpenraum, ein mangelhaftes Bild<br />

der Verhältnisse. Zudem weichen die räumlichen und<br />

jahreszeitlichen Verteilungen von Extremereignissen<br />

zum Teil wesentlich von der Verteilung des mittleren<br />

Niederschlags ab.“<br />

Fortsetzung im nächsten Heft (02/<strong>2008</strong>)<br />

focus<br />

zum Beitrag Impressionen DACH 2007, <strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> 04/2007, Umschlagsinnenseite hinten.<br />

Auf der Umschlagsinnenseite wurde unter folgender Abbildung in der Bildunterschrift versehentlich ein falscher<br />

Name abgedruckt. Hier die korrekte Bildunterschrift:<br />

Prof. Franz Fiedler (rechts) und Dr. Annette Kirk (links).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

5


6<br />

focus<br />

Die COPS-Sommerschule im Jahr 2007<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Armin Mathes<br />

Universität Bonn<br />

Vom 1. Juni bis zum 31. August 2007 fand in Südwestdeutschland<br />

und Ostfrankreich die Feldmesskampagne<br />

COPS statt (siehe <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong>, Heft 3/2007).<br />

COPS steht für „Convective and Orographically<br />

induced Precipitation Study“ und war eine der bisher<br />

größten meteorologischen Feldmesskampagnen.<br />

Eingebettet in das Schwerpunktprogramm SPP 1167<br />

„Quantitative Niederschlagsvorhersage“ PQP (Praecipitationis<br />

Quantitative Predictio, www.meteo.uni-bonn.<br />

de/projekte/SPPMeteo/) der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG), beteiligten sich mehr als 100 Wissenschaftler<br />

aus acht Ländern intensiv drei Monate<br />

lang im Schwarzwald, Rheintal und den Vogesen an<br />

der Messkampagne.<br />

Die Organisatoren des DFG-Schwerpunktprogramms<br />

SPP 1167 PQP organisierten dazu eine COPS-Sommerschule<br />

für Studenten. Für Meteorologiestudenten<br />

bot sich damit die einmalige Chance, während ihres<br />

Studiums eine Vielzahl von hervorragenden nationalen<br />

und internationalen Wissenschaftlern bei der Arbeit<br />

kennen zu lernen und den Einsatz zahlreicher, zum Teil<br />

neuartiger meteorologischer Messgeräte im „Ernstfall“<br />

zu studieren bzw. hautnah zu erleben. Großes Interesse<br />

zogen natürlich auch die neun Messflugzeuge die am<br />

Baden Airport stationiert waren auf sich.<br />

Die COPS-Sommerschule fand vom 23. Juli bis zum 3.<br />

August 2007 in der Jugendherberge Forbach-Herrenwies<br />

(Abb. 1) im Schwarzwald mitten im COPS-Messgebiet<br />

statt. Insgesamt nahmen 87 Studenten (Abb. 2)<br />

aus Frankreich, Belgien, Österreich und Deutschland<br />

daran teil.<br />

Das Programm der Sommerschule gliederte sich in<br />

zwei Teile. Jeweils vormittags und am frühen Abend<br />

wurden im umfunktionierten Verpflegungssaal der Jugendherberge<br />

insgesamt 27 Vorträge von meist direkt<br />

oder indirekt an COPS beteiligten Wissenschaftlern gehalten.<br />

Die Themen variierten von unmittelbar COPSrelevanten<br />

Themen wie der Charakterisierung von<br />

Aerosolpartikeln aus in-situ Messungen oder Lidar-<br />

Messungen von Wasserdampf und Temperatur über<br />

Fragen der Qualitätskontrolle von hochauflösenden<br />

Messungen und der Datenassimilation zur Einspeisung<br />

der Daten in die Modelle bis hin zu stochastischen Aspekten<br />

der Wettervorhersage und der generellen Vorhersagbarkeit<br />

der Vorgänge in der Atmosphäre. Da bei<br />

den Vorträgen meist auch mehrere Wissenschaftler anwesend<br />

waren, kam es im Anschluss an die Vorträge<br />

immer wieder zu spannenden und intensiv geführten<br />

Diskussionen, die teils auch kontrovers liefen und an<br />

denen sich auch die Studenten rege beteiligten.<br />

Abb. 1: Jugendherberge Forbach-Herrenwies.<br />

An den Nachmittagen wurden mit gecharterten Reisebussen<br />

wichtige COPS-Einrichtungen besucht. Dazu<br />

zählten die fünf sogenannten Supersites-Observatorien,<br />

an denen verschiedene Fernerkundungsinstrumente,<br />

Netzwerke von Turbulenz- und Energiebilanzmessstationen,<br />

Bodenfeuchtesensoren, GPS-Empfänger<br />

sowie automatische Wetterstationen aufgebaut waren<br />

(Abb. 3). Der Besuch des Operation Centers im Baden<br />

Airpark und nicht zuletzt die Besichtigung eines<br />

Ultraleichtflugzeuges am Baden Airport rundeten das<br />

Programm ab.<br />

In kleineren Gruppen von 10–12 Personen wurden<br />

Radiosondenaufstiege an der Supersite Hornisgrinde<br />

und an der Supersite Achern begleitet. Dabei konnten<br />

die Studenten bei der Vorbereitung der Ballonaufstiege<br />

aktiv mitarbeiten.<br />

Gute synoptische Kenntnisse waren gefragt, als das<br />

COPS Operation Center um Unterstützung bei der<br />

Auswertung des umfangreichen Kartenmaterials zur<br />

Wettervorhersage anfragte. Eine kleine Gruppe von<br />

Studenten konnte so für mehrere Tage direkt am operationellen<br />

Geschehen im Operation Center teilnehmen.<br />

Des Weiteren konnten sich die Studenten auch mit<br />

eigenen Messungen beteiligen. Solche wurden beispielsweise<br />

von den Studenten aus Hannover und Köln<br />

durchgeführt, deren Institute jeweils eine Messexkursion<br />

parallel zur Sommerschule organisiert hatten.<br />

Als allgemeine Aufgabe sollten die Studenten Exkursionsberichte<br />

verfassen; diese konnten in Gruppenarbeit<br />

gefertigt werden und sollten eines der fünf<br />

folgenden Themen bearbeiten: 1) Moderne Messtechniken,<br />

2) Konvektionsdynamik, 3) Mikrophysik in Modellen<br />

und Beobachtungen, 4) Datenassimilation und<br />

5) Vorhersagbarkeit von und orographische Effekte bei<br />

mesoskaligen meteorologischen Prozessen. Die Exkursionsberichte<br />

sowie die Vorträge der Wissenschaftler<br />

und weitere Informationen rund um die Sommerschule<br />

finden sich auf der Homepage der COPS-Sommer-


Abb. 2: Die Teilnehmer der COPS-Sommerschule.<br />

Abb. 3: Besichtigung eines „Supersites-Observatoriums“.<br />

schule (www.meteo.uni-bonn.de/projekte/SPPMeteo/<br />

wiki/doku.php).<br />

Zeit zum gemütlichen Beisammensein, zu sportlichen<br />

Aktivitäten auf dem weitläufigen Jugendherbergsgelände,<br />

zu Wanderungen und Grillabenden etc.<br />

gab es natürlich auch. Für den Icebreaker erwies sich<br />

die Wettervorhersage für diesen Abend leider richtig:<br />

der vorhergesagte Regen kam tatsächlich, so dass<br />

die geplante Openair-Disco kurzerhand in einen der<br />

Aufenthaltsräume der Jugendherberge verlegt wurde.<br />

Dennoch entwickelte sich die Stimmung prächtig, was<br />

nicht zuletzt an dem eigens aus Karlsruhe verpflichteten<br />

DJ (samt eigener Anlage) lag, der den tanzwilligen<br />

Studenten kräftig einheizte.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sommerschule<br />

sowohl bei den Studenten als auch bei den<br />

Vortragenden ein großer Erfolg war. Zahlreiche qua-<br />

focus<br />

litativ hochwertige Vorträge, ein zwar intensives aber<br />

sehr spannendes Besuchsprogramm, eine sehr familiär<br />

und liebenswürdig geführte Jugendherberge mit exzellenter<br />

Küche (zertifiziert mit dem Siegel „ökologisch<br />

erzeugte Lebensmittel“) und nicht zuletzt die vielen<br />

gemeinsamen Freizeitaktivitäten garantierten die<br />

richtige Mischung und führten zu einer sehr positiven<br />

Stimmung unter den Studenten.<br />

Dies wurde durch die unmittelbar im Anschluss an<br />

die Sommerschule vom Zentrum für Evaluation und<br />

Methoden der Universität Bonn durchgeführte Evaluation<br />

der Sommerschule bestätigt. Dabei wurde per Internet<br />

ein anonymer Fragebogen an die teilnehmenden<br />

Studenten und an die Vortragenden gerichtet. Die Beteiligung<br />

daran lag bei nahezu 80 % und die sehr positiven<br />

Ergebnisse untermauerten den großen Erfolg der<br />

COPS-Sommerschule.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

7


8<br />

focus<br />

Als „Wetterfrosch“ im UN-Einsatz auf Zypern<br />

UNIFIL Presse- und Informationszentrum<br />

der Bundeswehr Limassol<br />

Der feuchte grüne Frosch klettert im Glas träge ein<br />

kleines Treppchen rauf. Es gibt gutes Wetter. Das<br />

glauben heute immer noch zahlreiche Menschen. Ihnen<br />

kommt beim Thema Wettervorhersage und Meteorologie<br />

sofort der kleine Frosch, alte Hühnerknochen,<br />

tieffliegende Schwalben oder gar Kaffeesatzleserei in<br />

den Sinn.<br />

„All diese Hilfsinstrumente sucht man bei uns im<br />

Arbeitscontainer vergeblich“, betont Helmut Kuske<br />

schmunzelnd. Der 37-jährige Flensburger gehört zu<br />

einem vierköpfigem Meteorologenteam auf Zypern, die<br />

in der so genannten METOC-Zelle (METeorology and<br />

OCeanograpy) für den deutschen UN-Marineverband<br />

arbeiten. Die Schiffe patrouillieren vor der Küste des<br />

Libanons und verhindern dadurch den Waffenschmuggel<br />

in das Land. Wetterspezialist Kuske wird von den<br />

Blauhelmsoldaten auf Zypern liebevoll „Große Wolke“<br />

genannt. Sein Arbeitsbereich ist ein schlichtes Büro,<br />

das sich kaum von herkömmlichen anderen Arbeitsräumen<br />

unterscheidet: ein Regal mit Fachbüchern, zwei<br />

Schreibtische und drei Laptops. Auch das Personal dort<br />

ist relativ „normal“. Kuske selbst ist kein ausgebildeter<br />

Schamane oder hat eine besondere Vorliebe für Kristallkugeln.<br />

Als Zivilist wird Kuske, neben einer Soldatin,<br />

als Meteorologe eingesetzt. Der Flensburger ist Beamter.<br />

Normalerweise ist er für die Marine in Kiel tätig.<br />

Auf der Mittelmeerinsel arbeitet er grundsätzlich für<br />

jeden, der sich über das Wetter informieren muss oder<br />

will. Im UN-Einsatz sind das zunächst der Kommandeur<br />

des Marineverbandes, Flottillenadmiral Christian<br />

Luther, für den die Wettervorhersage im Operationsgebiet<br />

eine wichtige Information zur Einsatz-Planung<br />

ist. Wo kann er wann welche Einheiten mit welchen<br />

Einschränkungen einsetzen? Wie vor hundert Jahren<br />

auch, zur Zeit der großen Segelschiffe, so ist auch heute<br />

das Wetter für eine maritime Operation sehr bedeutsam.<br />

Dies gilt genauso für die Bordhubschrauber auf<br />

der Fregatte BAYERN. „Wir liefern den Piloten eine<br />

Übersicht, die die Wetterlage von Zypern bis in den Libanon<br />

und von der Türkei bis nach Ägypten für einen<br />

bestimmten Zeitraum darstellt“, erklärt der Wetterprofi.<br />

Diese Vorhersage wird dreimal täglich aktualisiert,<br />

so dass die Piloten stets über das Wettergeschehen informiert<br />

sind. Von den Fregatten über die Versorger<br />

bis hin zu den kleineren Schnellbooten – alle sind mehr<br />

oder weniger betroffen vom Wetter: Wasserhosen,<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Das Wetterteam des UNIFIL-Einsatzes in Limassol (Zypern). Zweiter von<br />

rechts: Helmut Kuske.<br />

Gewitter mit ihren häufig auftretenden Böen um Windstärke<br />

10 (entspricht rund 100 km/h) oder der Wind<br />

und die durch ihn hervorgerufenen Wellen. „Durch die<br />

Wind- und Wellenvorhersagen der Meteorologen wissen<br />

unsere Besatzungen immer, was sie erwarten wird,<br />

und ob ihnen das Wetter irgendwie gefährlich werden<br />

kann“, sagt Kuske. Denn auch im östlichen Mittelmeer<br />

sind fünf Meter hohe Wellen keine Seltenheit.<br />

Ihre Informationen ziehen die Meteorologen übrigens<br />

aus den bereits erwähnten drei Laptops. Über das Internet<br />

erhalten die Fachleute aktuelle Wettermeldungen,<br />

Satellitenbilder und Vorhersagen unterschiedlicher internationaler<br />

Wetterdienste. Zur späteren Überprüfung<br />

der Genauigkeit der Vorhersagen sind von den Schiffen<br />

auf See regelmäßig erstellte Schiffswettermeldungen<br />

wichtig, die von den Meteorologen immer mit viel Interesse<br />

ausgewertet werden.<br />

Die Vorhersagen der Wetterdienste, die einen meteorologischen<br />

Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

voraussagen, sind allerdings nur Anhaltspunkte auf<br />

dem Weg zum endgültigen Produkt „Wettervorhersage“.<br />

Genauso wie der Spruch gelte „Drei Meteorologen,<br />

vier Meinungen“, so hätten alle Modelle immer<br />

Schwächen und Stärken, erläutert Kuske. „Diese gilt<br />

es ausfindig zu machen, um dann aus der Kombination<br />

der Modelle plus dem eigenen Wissen die hoffentlich<br />

richtige Vorhersage zu schnitzen“, sagt er mit einem<br />

Augenzwinkern.


diskutabel<br />

In dieser neuen Rubrik „diskutabel“ sollen künftig Beiträge erscheinen, die zur Diskussion<br />

Anlass geben sollen. Sie sprechen deshalb nicht immer die Auffassung des<br />

<strong>DMG</strong>-Vorstandes oder der Redaktion der MITTEILUNGEN zu dem behandelten Thema<br />

wieder. Dies gilt auch für den nachfolgenden Beitrag, für dessen Inhalt daher<br />

allein der Autor verantwortlich ist. Die Redaktion dankt Herrn Professor Walter Fett<br />

für die Überlassung des Textes und der Abbildungen.<br />

Sonne, Mond und Regen<br />

– über einen luni-solaren Regeneffekt<br />

Walter Fett<br />

Berlin<br />

Lunarer Regeneffekt<br />

Der täglich wie jährlich variierende Einfluss der Sonne<br />

auf Wetter, Witterung und Klima ist hinreichend<br />

bekannt und uns vertraut. Und dass der systematische<br />

Wandel der Bahnparameter über viele Jahrtausende<br />

hinweg zu periodischen Klimaänderungen führen kann,<br />

ist einigermaßen nachvollziehbar. Doch schon die periodische<br />

und nichtperiodische Änderung der Sonnenaktivität<br />

ist in ihrer Auswirkung auf unsere Atmosphäre<br />

nicht hinreichend geklärt.<br />

Und dann gibt es auch noch Mond, Meteoriten, kosmischen<br />

Staub, kosmische Strahlung, Sonnenwind usw.<br />

Zumindest dem Mond werden nachweislich bereits seit<br />

drei Jahrtausenden Einflüsse zugesprochen. Schon angesichts<br />

der sichtbaren Meeresgezeitenwirkung verwundert<br />

das menschliche Interesse kaum. Nach einer<br />

sehr intensiven Untersuchungsphase mit Hunderten<br />

von Veröffentlichungen im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

überwog zunehmend nicht nur die Skepsis, sondern<br />

auch das Bedenken, in der Fachöffentlichkeit in<br />

die Nähe der Scharlatanerie zu geraten und als unseriös<br />

zu gelten. Etwas zu unrecht, wie wir heute wissen.<br />

Was zum Tabu und was andererseits zum Fetisch<br />

wird, wechselt je nach vermeintlichem Wissensstand.<br />

– Mit Anbruch des 20. Jahrhunderts schrumpfte die<br />

Hoffnung auf die Brauchbarkeit des Mondeinflusses<br />

für die Wetterprognose angesichts der synoptischen<br />

Fähigkeiten der Meteorologen bis zur Unscheinbarkeit<br />

zusammen. Und unversehens sah man sich Anfang der<br />

Sechziger Jahre in Australien und in den USA beim<br />

Niederschlagsgeschehen mit einer nicht mehr zu übersehenden<br />

und sich einander ähnelnden Abhängigkeit<br />

von der Mondphase konfrontiert (Abb. 1 als Beispiel).<br />

Woraufhin eine zunehmende Welle ähnlicher Untersuchungen<br />

durch die Meteorologie schwappte (Literatur<br />

siehe auch dr o n i a, 1967). Die gefundenen Verlaufsmuster<br />

erwiesen sich auch bei Unterteilung nach Jahresperioden<br />

oder nach Jahreszeiten als stabil. Auch R.<br />

sc h E r h a g (1948) fühlte sich frühzeitig herausgefordert<br />

Abb. 1: Anzahl der regenreichsten Tage des Monats in Abhängigkeit<br />

von der Mondphase für die USA, dargestellt als Abweichung vom Mittelwert<br />

in Einheiten der Streuung. Glättung über 10 synodische Prozentklassen<br />

(Br a d ly et al., 1962).<br />

(vielleicht erinnerte er sich an den von ihm schon 1948<br />

beschriebenen 29-tägigen Rhythmus in der „stratosphärischen<br />

Kompensation“). Jedenfalls animierte er den<br />

Autor dazu, analoge Betrachtungen für die deutsche<br />

Region anzustellen (FE t t, 1966). – Vorstudien zeigten,<br />

dass dazu ein möglichst umfangreiches Datenmaterial<br />

arbeitsökonomisch erfasst und effektiv genutzt werden<br />

musste. So wurden aus 28 Jahrgängen des Jahrbuchs<br />

des deutschen meteorologischen Netzes mit 284 bis zu<br />

736 Stationen (vorwiegend aus Preußen), also aus 4,4<br />

Millionen Stationstagen, ca. 210 000 Fälle von Tagen<br />

mit mindestens 10 mm Niederschlag ausgefiltert. Ihre<br />

fallstatistische Zuordnung zur Mondphase ergab einen<br />

komplexen Gang mit drei Maxima (Abb. 2), der in seinem<br />

Typus auch bei Unterteilung in unterschiedliche<br />

Zeitepochen erhalten blieb.<br />

Bereits geschult an Selbstbetrug und statistischen<br />

Fehlschlüssen ging das ursprüngliche Bestreben des<br />

Autors eher dahin, evtl. „Mondphasengänge“ als mögliches<br />

Spiel des Zufalls bloßzustellen. Die zwischen<br />

den meteorologischen Beobachtungen waltende zeitliche<br />

und vor allem räumliche Erhaltungsneigung ist<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

9


10<br />

diskutabel<br />

Abb. 2: Relation zwischen Häufigkeit des Regentages ≥ 10 mm in<br />

Deutschland und Mondphase. Glättung über 10 synodische Prozentklassen<br />

(ca. 3 Tage). Fett, 1966.<br />

meist recht groß. Daher müssen für die statistische Signifikanzprüfung<br />

die Zahl der Beobachtungen auf die<br />

Zahl der Freiheitsgrade (d.h. die Zahl der voneinander<br />

unabhängigen Ereignisse) reduziert werden. Die<br />

Anwendung des vom Autor seinerzeit entwickelten<br />

Reduktionskalküls (FE t t, 1969) erbrachte folgendes:<br />

Die 210 000 Regenereignisse hatten nur den Bedeutungswert<br />

von 3459 Freiheitsgraden (Fallzahlreduktion<br />

auf 1,6 %!); das Messnetz entsprach nur mehr einem<br />

Netz von lediglich 7 Stationen, – die dann allerdings<br />

als voneinander unabhängig anzusehen waren. Die<br />

nunmehr einwandfrei mögliche Anwendung statistischer<br />

Formeln zur Prüfung der Nullhypothesen über<br />

die Mondphasenverläufe ergab dennoch: Die Annahme,<br />

dass die Ähnlichkeit zwischen Verläufen zweier<br />

sich ausschließender Zeitepochen zufällig sei, ist mit<br />

96 % Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Dass zwischen<br />

zwei benachbarten Prozentklassen der Mondphase<br />

keine Beziehung besteht (also keine gangentsprechende<br />

Erhaltungsneigung besteht), ist mit 98 %<br />

Wahrscheinlichkeit abzulehnen. Und dass die Häufigkeitsverteilung<br />

nur zufällig von einer Gleichverteilung<br />

abweicht, ist gar mit 99,5 % Wahrscheinlichkeit<br />

auszuschließen. Zusammengenommen bleiben für den<br />

Zweifel an einem realen Geschehen weniger als 0,1 %!<br />

– Damit erweisen sich auch weit ältere Ergebnisse (s.<br />

in dr o n i a, 1967) wegen ihrer Ähnlichkeit als durchaus<br />

aussagefähige Zeugnisse und erfahren nunmehr eine<br />

gewisse – wenn auch ungesicherte – Bestätigung.<br />

Schlussfolgerung: Der Auftrittshäufigkeit von ergiebigen<br />

Niederschlägen ist, über lange Zeit ähnlich bleibend<br />

und im Mittel mit einer statistischen Sicherheit<br />

von über 99,9 %, ein von der Mondphase diktierter<br />

Gang überlagert. Dabei variieren die Extrema bis<br />

über zwei Zehntel der durchschnittlichen Erwartung.<br />

Der Zweifel an einem gewichtigen Mondeffekt dürfte<br />

schwer fallen!<br />

Als weitere Stütze für die Allgemeingültigkeit eines<br />

Mondeffektes dient die Einbettung des gefundenen Ver-<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Abb. 3: Mondphasengang des Niederschlags verschiedener Art in vier<br />

Erdteilen, bestmöglich synchronisiert (Fett, 1966).<br />

Abb. 4 : Mondphasenlage der Extrema verschiedener Verteilungen<br />

in Beziehung zur Mondtide, d.h. in etwa zur geographischen Breite<br />

(Fett, 1966).<br />

laufs in die Ergebnisse, die auch an anderen meteorologischen<br />

Elementen gefunden wurden (Sonnenscheindauer,<br />

Luftdruck, sogar Himmelslicht-Polarisation<br />

usw.), vor allem aber in die des Niederschlags weltweit<br />

gesehen (Abb. 3). Die Struktur der Phasenverläufe erweist<br />

sich als hinreichend ähnlich, wenn man nur eine<br />

Phasenverschiebung berücksichtigt. Und diese ist quasi<br />

breitenabhängig in dem Sinne, dass die Extrema um<br />

so später eintreten, je mehr man sich dem Äquator nähert<br />

(ca. ein Tag Verzug je 5 Grad Breitenabnahme;<br />

Abb. 4). Im gleichen Sinn nehmen auch die Extrema<br />

zu. Zu dieser Beobachtung bietet sich als erstes die<br />

Vorstellung eines materiellen Transportprozesses an.<br />

Wie auch sonst sollte man sich Effektverzögerungen<br />

im Wochenmaßstab über zig Breitengrade leichter erklären<br />

können? Dieser Befund vertrüge sich z.B. mit<br />

der Verknüpfung mit der Brewer-Dobson-Zirkulation<br />

in der Stratosphäre, und das sowohl zeitquantitativ<br />

wie qualitativ, wenn man an eine Einschleusung extraterrestrischer<br />

Materie als direkt agierende oder über<br />

mikrophysikalische Wechselwirkungen mit Protonen,<br />

Ionen usw. entstehende Sublimationskerne im Tropopausenbereich<br />

denkt. Gestützt wird diese Vorstellung<br />

durch die auf der Südhemisphäre beobachtete Phasenverlagerung<br />

der Extrema im Mondgang der Sublimationskernzahl:<br />

Auch diese Extrema nähern sich ähnlich<br />

verzögert dem Äquator. Die Resultate sind demnach<br />

verträglich mit der Hypothese: Extraterrestrische Einflüsse<br />

– evtl. auch als Sublimationskern wirksame<br />

– vermögen ergiebige Niederschläge zu extremieren.


Abb. 5: Zeitfolge der Varianz des Mondphasengangs von Deutschland<br />

(o) und Budapest (+) im Vergleich zur Sonnenfleckenrelativzahl,<br />

11-jährig übergreifend gemittelt (x). Normierung auf gemeinsames<br />

Ausgangsniveau von 100 %.<br />

(Es gilt als ziemlich sicher, dass die Detrainmentzonen<br />

penetrierender ITCZ-Konvektion Orte bevorzugter<br />

Partikelneubildung sind). Dabei bleibt der Wirkungspfad<br />

unklar, wie und durch welche Massenströme oder<br />

Magnet- oder Strahlungsfelder der so markante lunare<br />

Modulationsrhythmus im Niederschlagsgeschehen geprägt<br />

wird. Im übrigen spielt auch die Mondabweichung<br />

von der Ekliptik eine markante Rolle, die auf einen<br />

ekliptiknahen Bündelungseffekt hinweist. – Der lunare<br />

Effekt könnte vielleicht als analysierendes Werkzeug<br />

für die nähere Erkundung der Wolken- und Niederschlagsphysik<br />

dienen. Für die Niederschlagsprognose<br />

scheint er allerdings zu sehr gestreut. Jedenfalls ebbte<br />

das aufs Wetter bezogene Interesse am Mond – trotz<br />

oder wegen gebliebener Rätselhaftigkeit – inzwischen<br />

wieder ab.<br />

Luni-solarer Regeneffekt<br />

Sich nach fast einem halben Jahrhundert nochmals mit<br />

dem lunaren Effekt zu beschäftigen, hat einen zeitgemäßen<br />

Grund: Nicht zuletzt erst die Feststellung, dass<br />

das allgemeine Klima langfristig Veränderungen unterliegt,<br />

seien sie nun naturgemäß oder auch anthropogen<br />

bedingt, lässt die Frage nach der Beständigkeit<br />

auch des lunaren Effektes aufkommen. Als Zugang zu<br />

solch einer Betrachtung standen dem Autor insgesamt<br />

15 nach der Mondphase sortierte Niederschlagsserien<br />

aus Deutschland und Ungarn als Grafiken zur Verfügung,<br />

die sich immerhin über den Zeitraum von 1887<br />

an bis maximal 1962, also immerhin über ein Dreivierteljahrhundert<br />

langfristig erstrecken (dr o n i a, 1967). In<br />

Anbetracht der hierbei zugrunde liegenden schmaleren<br />

Datenbasis kann kaum ein Anspruch darauf erhoben<br />

diskutabel<br />

Abb. 6: Varianzenvergleich der Mondphasenverläufe bei unterschiedlicher<br />

Sonnenfleckenrelativzahl SF, paarweiser Vergleich für Serie A =<br />

Deutschland (zeitsortiert), B = Budapest (zeitsortiert), C = Budapest<br />

(SF-sortiert), D = Potsdam (SF-sortiert), E = Mitteldeutschland (SFsortiert).<br />

Punktierte Verläufe sind die nicht auf vergleichbare Periodenlängen<br />

hin normierten.<br />

werden, belastbare Resultate aus einem direkten Vergleich<br />

der Phasenverläufe selbst zu erwarten. Somit<br />

begnügen wir uns allein mit der relativen Varianz einer<br />

jeden Verteilung. In ihr kommt – als hinreichend<br />

stabile Größe – die den mondphasenabhängigen Niederschlagsverlauf<br />

kennzeichnende Schwankungsstärke<br />

zum Ausdruck. Damit prägen vornehmlich die Extremwertbereiche<br />

die Betrachtung; über die Phasenposition<br />

der Extreme wird dagegen nichts – mehr – ausgesagt.<br />

Zwei Zeitfolgen lunarer Varianzen liegen aus Deutschland<br />

(FE t t, 1966) und Ungarn (BE r k E s, 1944) vor. Diese<br />

sind nicht nur untereinander ähnlich, sondern auch<br />

die über 11 Jahre gleitend gemittelte Sonnenfleckenzahl<br />

nimmt einen ähnlichen Verlauf an (Abb. 5). Es<br />

bietet sich damit die direkte Gegenüberstellung der Varianzen<br />

mit den Sonnenfleckenzahlen an, zumal sich<br />

dann weitere Mondphasenverteilungen einbeziehen<br />

lassen, die paarweise nach über- und auch unterdurchschnittlichen<br />

Sonnenfleckenzahlen diskriminiert sind<br />

(Serien von Mitteldeutschland und Potsdam (dr o n i a,<br />

1967) sowie Budapest (BE r k E s, 1942)). Alle relativen<br />

Varianzen sind in Abb. 6, einander paarweise zugeordnet,<br />

dargestellt. Bei der Bewertung kommt es lediglich<br />

auf den relativen Verlauf innerhalb einer Serie<br />

an. Denn das absolute Niveau ist durch das jeweilige<br />

Erfassungsverfahren (z.B. Fallzahl- oder Maßzahlstatistik),<br />

Auswertungs- und Darstellungsverfahren, evtl.<br />

auch regionale Niederschlagsregime mitbestimmt und<br />

ohne nähere Kenntnisse nicht festlegbar. Interessieren<br />

soll allein die in jedem einzelnen Falle eindeutig resultierende<br />

und gewichtige Proportionalität zwischen<br />

Varianz und Fleckenzahl! Der daraus abzuschätzende<br />

mittlere Verlauf legt die folgende Interpretation nahe:<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

11


12<br />

diskutabel<br />

Die Varianz steigt proportional mit der Sonnenaktivität.<br />

Sie geht mit abnehmender Sonnenaktivität fast gegen<br />

Null; d.h. bei ausbleibender Sonnenaktivität gibt es<br />

fast keinen Mondgang! Folglich ist die Sonnenaktivität<br />

überwiegend die Voraussetzung für den Mondgang.<br />

Der bei fehlender Sonnenaktivität bleibende geringe<br />

Varianzrest mag auf andere extraterrestrische Einflüsse<br />

oder gar nur auf die Fehlerstreuung zurückzuführen<br />

sein. Es ist also die Sonne, die das Ausmaß der Extreme<br />

bestimmt! Der Mond trägt nur mit der Überlagerung<br />

eines Mondganges bei. Daher vermag die beobachtete<br />

Zunahme der Sonnenaktivität eine evtl. beobachtete<br />

Zunahme der Extreme hinreichend allein zu beschreiben!<br />

Solche schlussfolgenreichen Aussagen, mehrfach verifiziert<br />

anhand von fünf Beobachtungsserien, fordern<br />

als nächstes das Bemühen um eine Falsifizierung heraus.<br />

Dafür bieten sich mehrere Ansätze an:<br />

1. Rechen- und Streufehler: Da der Auswertung lediglich<br />

Sortierungsvorgänge nach Regenfall, Mondphase<br />

und Sonnenfleckenzahl zugrunde liegen und bei<br />

der Weiterverarbeitung nur von den vier Grundrechenarten<br />

Gebrauch gemacht wurde, ist schwerlich viel<br />

Spielraum für Rechenfehler gegeben. Anders steht es<br />

damit schon mit dem Einfluss eines Streufehlers, und<br />

zwar wenn die Varianzen der gleichen Serie auf der<br />

Mittelwertbildung unterschiedlich vieler Jahre beruhen.<br />

Und das ist in drei der fünf Fälle gegeben und hat<br />

Interpretationsfolgen. Denn die theoretische Statistik<br />

besagt, dass die Varianz von Zufallszahlen proportional<br />

mit der Zahl der Werte abnimmt. Ein Wertekollektiv<br />

mit hohem Streufehleranteil tendiert folglich<br />

automatisch zu einem größeren Varianzwert, wenn es<br />

auf einem kleineren Wertekollektiv basiert. Und das ist<br />

gerade bei der Auslese der Jahre mit überdurchschnittlicher<br />

Sonnenfleckenzahl der Fall (Serien A, D und E).<br />

Eine erhöhte Varianz wäre dann nur die Folge eines<br />

in einer kürzeren Jahresreihe wirkenden und vorausgesetzten<br />

Streufehlers. Es bedarf daher einer Normierung<br />

der Varianzwerte, welche die Mittelung über evtl.<br />

unterschiedliche Jahresanzahlen Nj berücksichtigt.<br />

Dieses wurde hier auf folgender Basis vorgenommen:<br />

Die Abweichungen im Verlauf der Serien mit den Jahren<br />

überdurchschnittlicher Sonnenaktivität, also auch<br />

ebensolcher Varianz, gegenüber dem mittleren Verlauf<br />

werden als zufällig postuliert. Als solche bestimmen<br />

sie die Varianz reduzierende Wirkung der Normierung.<br />

Da wir jedoch wissen, dass der betrachtete einzelne<br />

Gang durchaus auch systematisch vom mittleren<br />

abweicht, wird der postulierte zufällige Varianzanteil<br />

eher zu groß sein. Wir werden uns damit also auf der<br />

sicheren Seite unserer Schlussfolgerungen befinden.<br />

Diese – lediglich maximal erwägbare – Normierung<br />

ist in Abb. 6 bereits berücksichtigt. Somit entfiele der<br />

denkbare Einwand, die Proportionalitäten könnten eine<br />

Folge der z. T. auf geringerem Umfang basierenden<br />

Varianzen bei den Jahren mit überdurchschnittlichen<br />

Sonnenfleckenzahlen sein!<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Abb. 7: Verlauf der jährlichen Sonnenfleckenrelativzahl SF: Verdeutlicht<br />

Vergleichbarkeit der Zeitabschnitte mit unter- und überdurchschnittlicher<br />

Fleckenzahl.<br />

2. Räumliche Singularität: Der Befund des luni-solaren<br />

Effekts könnte nur eine lokale mitteleuropäische<br />

Erscheinung sein. Außerdem bestätigen sich die Ergebnisse<br />

aus den fünf Serien nicht ohne weiteres gegenseitig,<br />

da sie zum Teil aus demselben Datenvorrat<br />

schöpfen, also autokorreliert sind. Einerseits fallen<br />

räumlich jedoch die Budapest-Serien (B, C) da nicht<br />

hinein, und zeitlich liegt die Mitteldeutschland-Serie<br />

(E) hinreichend außerhalb des Beobachtungszeitraumes<br />

der übrigen Serien. Andererseits würde doch davon abgesehen<br />

schon die aufgedeckte Proportionalität jeder<br />

einzelnen Serie ein hinreichendes Indiz darstellen. –<br />

Bliebe bei aller Akzeptanz dieses Befundes noch die<br />

Annahme einer Sonderstellung des mitteleuropäischen<br />

Raumes als Beschwichtigungsmöglichkeit. Nun haben<br />

wir aber gesehen, wie sich der Verlauf des lunaren Effektes<br />

von Mitteleuropa zwanglos in das globale Bild<br />

der Phasenlage und der Amplitude einfügt (Abb. 4),<br />

trotz seiner relativen Geringfügigkeit. Welcher Art<br />

Skepsis ließe dann erhoffen, dass bei der stärkeren<br />

Mondgangausprägung bei Äquatorannäherung dieser<br />

gefundene Effekt sich abschwächte? Das könnte – und<br />

müsste – erst eine globale Überprüfung klären helfen.<br />

Für eine Präferierung des Vorliegens eines mitteleuropäischen<br />

Sonderfalles ist zur Zeit jedenfalls kein Argument<br />

zu erkennen.<br />

3. Zeitliche Singularität: Es mag sich bei der Trendparallelität<br />

von Mondgangvarianz und Sonnenfleckenzahl<br />

um ein zufälliges Geschehen ohne jeden kausalen<br />

Zusammenhang handeln, wie es allenthalben immer<br />

wieder bei Trendvergleichen zu beobachten und dann<br />

auch zu respektieren ist. Die Statistik gibt uns da keinerlei<br />

Gewissheit; sie kann uns aber auch die Verwer-


fung einer Zufallsannahme hinreichend erschweren.<br />

Der dreifache zeitliche Gleichgang von Deutschland-<br />

Varianz (A), Budapest-Varianz (B) und Sonnenfleckenmittel<br />

mag noch Zufall gewesen sein. Doch bei<br />

den Varianzen C, D und E handelt es sich nicht um<br />

Trendähnlichkeiten, sondern um zeitgemischte Abhängigkeiten<br />

von Varianz und Sonnenfleckenzahl direkt.<br />

Infolge des 11-jährigen Rhythmus der Sonnenaktivität<br />

liegen die Jahre mit kleiner wie mit großer Fleckenzahl<br />

über dem jeweiligen Beobachtungszeitraum ziemlich<br />

gleichverteilt (Abb. 7). Der Trend wirkt sich somit<br />

kaum aus. Die Zeitmittelwerte der paarweisen Serienkollektive<br />

differieren nur um relativ wenige Jahre (8 %<br />

des Beobachtungszeitraumes). Im Falle Mitteldeutschland<br />

(E) liegt der Zeitmittelwert der sonnenfleckenreichen<br />

Jahre sogar vor dem des Gesamtkollektives.<br />

Daher muss man eher annehmen, es besteht ein Zusammenhang<br />

zwischen Varianz und Sonnenfleckenzahl –<br />

unabhängig vom Zeitablauf!<br />

4. Resümee: Somit ist der „luni-solare Regeneffekt“<br />

aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von einer<br />

kaum anfechtbaren Evidenz und derzeit schwerlich lediglich<br />

als zufällige und singuläre Beziehung also als<br />

Artefakt zu deuten. Die Ableitungen und Schlüsse beruhen<br />

letztlich nur auf reiner Auszählung von Beobachtungen<br />

nach einem simplen Sortierungsschema. Dieses<br />

gerade impliziert den Ausschluss jeglicher theoretischer<br />

Einwände und Bedenken. Anzweifelungen der<br />

Effektrealität könnten sich ansonsten auf kaum mehr<br />

als ein täuschendes Spiel des Zufalls berufen. Größere<br />

und bleibende Stichhaltigkeit oder gar Klärung der Allgemeingültigkeit<br />

wäre daher erst zu gewinnen, wenn<br />

weitere Zeiträume unter globaler Betrachtungsweise<br />

oder gar wenn zusätzliche meteorologische Elemente<br />

einbezogen werden, wie es unter den heutigen technischen<br />

Gegebenheiten auch möglich wäre. Jedenfalls<br />

darf fehlendes Kausalverständnis allein nicht zu einer<br />

Negation führen, – auch wenn gesicherte, aber unerklärbare<br />

Beziehungen oft leider nicht so hoch im Kurse<br />

stehen wie ungesicherte Beziehungen, für die man eine<br />

Erklärung hätte. Dass dieser Effekt – trotz annähernder<br />

Varianzverdoppelung! – im Witterungsgeschehen offenbar<br />

nicht augenscheinlich und nachweislich auftrat,<br />

liegt u.a. sicherlich an den hohen Ansprüchen und<br />

notwendigen Zeitspannen der Extremwertstatistik. Im<br />

Umkehrschluss heißt das auch, dass extreme Niederschlagsereignisse<br />

der Gegenwart hinsichtlich ihrer<br />

langfristigen Bedeutung ebenso schwer zu beurteilen<br />

und nur als singulär zu bewerten sind.<br />

Bei all dem ist über die Regenmenge nichts Direktes<br />

ausgesagt. Jedoch ist ein positiver Zusammenhang<br />

zwischen Menge und Maxima wahrscheinlicher als ein<br />

negativer, werden doch die Maxima vermutlich nicht<br />

analog von den – durch den Wert Null begrenzten –<br />

Minima ausgeglichen. Erst recht kann über eine Rückkopplung<br />

auf das Temperaturgeschehen nicht befunden<br />

werden!<br />

diskutabel<br />

Schlussfolgerungen<br />

Wie fügen sich nun die Erkenntnisse über den lunisolaren<br />

Regeneffekt in die Betrachtungen des Klimawandels<br />

ein? Dazu versetze man sich in die vor fast<br />

einem halben Jahrhundert gegebene Situation, wenn<br />

die in diesem Artikel beschriebenen Erkenntnisse –<br />

theoretisch ja möglich! – schon damals veröffentlicht<br />

gewesen wären: Ableitung des globalen Anstiegs des<br />

maximalen Niederschlags nach Menge oder Vorkommen<br />

während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Da diese Erkenntnis rein auf Beobachtungen basiert,<br />

sollte sie sich aus den Niederschlagsbeobachtungen<br />

auch direkt ableiten lassen.<br />

Hätte man bereits zu jener Zeit analoge Modellaussagen<br />

des Klimawandels hinsichtlich der Entwicklung<br />

von Niederschlagsextremen zur Sprache gebracht, so<br />

ständen sie in Konkurrenz zum luni-solaren Effekt.<br />

Für einen anthropogenen Anteil wäre dann weder eine<br />

Notwendigkeit gegeben noch überhaupt ein Spielraum<br />

gewesen. Damit hätte ein Dilemma vorgelegen; denn<br />

würde der von einer Modellrechnung vorgegebene<br />

Anstieg der Beobachtung entsprechen, so ist er, da<br />

der luni-solare Effekt seinen gewichtigen Anteil beansprucht,<br />

zu hoch – und damit auch seine Prognose! Das<br />

Ausgangsniveau für weiterreichende Vergleiche und<br />

Prognosen sollte dem entsprechend bedachtsam angepasst<br />

werden.<br />

Auf dem Wege, letztlich alle Fakten miteinander in<br />

Einklang bringen zu können, muss sich grundsätzlich<br />

auch die Klimamodellierung dem Falsifizierungsbemühen<br />

unterziehen und darf sich nicht allein mit Verifizierungen<br />

begnügen! – Wohl haben sich seit diesem<br />

Zeitpunkt die Verläufe von Klimawerten und Sonnenaktivität<br />

zunehmend, und zwar divergierend, geändert.<br />

Es bleibt jedoch zu konstatieren, dass u. a. extraterrestrische<br />

Teilcheneffekte in den Modellen noch keine<br />

hinreichende Berücksichtigung finden, zumal wenn sie<br />

sich als Trigger-Effekte nicht in Watt-Werten ausdrücken<br />

lassen. Schließlich hat man ja über den Wirkungspfad<br />

und die dabei waltende Physik kaum belastbare<br />

Vorstellungen: Weder werden die immer noch vagen<br />

Beziehungen zwischen Sonnenaktivität und – vornehmlich<br />

hoher – Atmosphäre, noch von dort die Weiterleitung<br />

zum Wetter in der Troposphäre völlig verstanden.<br />

Sie können somit in die Modellrechnung noch<br />

nicht befriedigend integriert werden (s. a. ri n d, 2002).<br />

Diese Fingerzeige über die Unvollkommenheit derzeitiger<br />

Modelle, deren Bedeutung wir kaum abschätzen<br />

können, führen uns nicht dazu, die Leistung und<br />

Folgerichtigkeit der Modellrechnungen anzuzweifeln,<br />

es wird eher der Umgang mit der (Un)Gewissheit angesprochen.<br />

Natürlich lässt sich nur über die Modelle<br />

in die Zukunft schauen. Doch wenn es in Anbetracht<br />

der rasant fortgeschrittenen Ziselierung der Modellierung<br />

inzwischen als unopportun oder gar vermessen<br />

erscheint, noch von Modellunsicherheiten oder gar<br />

-fehlern zu sprechen, dann stellen sich doch Bedenken<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

13


14<br />

diskutabel<br />

ein. Dies insbesondere auch hinsichtlich der Tatsache,<br />

dass die Erkenntnisse der seit den 70er Jahren hoch entwickelten<br />

Dynamik nichtlinearer Systeme so gar keine<br />

Beachtung finden. In der numerischen Wettervorhersage<br />

umgeht man diese Schwierigkeiten gegenwärtig<br />

auf empirischem Wege mittels Ensemble-Vorhersagen,<br />

ohne bisher jedoch zu einer anzustrebenden dynamischstochastischen<br />

Mittelfristvorhersage gelangt zu sein<br />

(Ep s t E i n, 1969; Fl E m i n g, 1970; Fo r t a k, 1971/73). Dabei<br />

ging es damals bereits um die prinzipiellen Grenzen der<br />

Vorhersagbarkeit von Wetter und Klima mittels hochkomplexer<br />

nichtlinearer dynamischer Modelle. Aber<br />

auch die nichtlineare Dynamik und Systemtheorie, die<br />

sich (spät nach Lorenz, (lo r E n z, 1963)) anschließend<br />

in den 70er Jahren entwickelte, kam in zunächst nichtstochastischer<br />

Weiterverfolgung dieser Gedankengänge<br />

zu der genannten Aussage. Heute führt man diese<br />

nicht selten anzutreffende pessimistische Einstellung<br />

hinsichtlich einer deterministischen Klimavorhersage<br />

auf zufallsbedingten Attraktorenwechsel, d.h. auf stochastisches<br />

Chaos zurück (la n g E, 2007). Sollten in<br />

diesem Zusammenhang die (sich im Grunde alle gleichenden)<br />

Modelle des hochkomplexen Klimasystems<br />

unserer Tage hinsichtlich der mit ihnen durchgeführten<br />

extrem langfristigen Vorhersagezeiträume wirklich in<br />

der Lage sein, die bekannten Tücken der nichtlinearen<br />

Dynamik zu umgehen und Gewissheit über die Stabilität<br />

und Dauerhaftigkeit ihrer langzeitigen Extrapolationen<br />

vermitteln? Diese Frage allein sollte die Bescheidenheit<br />

schulen und vor unbescheidenen Aussagen, wie wir sie<br />

derzeit über den Klimawandel erleben, schützen.<br />

In diesem Sinne möge auch die Darstellung des<br />

luni-solaren Regeneffekts nicht lediglich als mögliche<br />

Störung für sich selbst aufgelegte Festlegungen empfunden<br />

werden, sondern sie sollte zumindest als warnender<br />

Hinweis auf die stets bleibende Ungewissheit<br />

von Modellaussagen verstanden werden - und damit<br />

auch auf die aufzubringende Bescheidenheit gegenüber<br />

deren verbindlichen Konsequenzen, zumal wenn diese<br />

dann nicht mehr in der Hand von Klimatologen liegen<br />

werden! Es wäre Vermessenheit, das Gesamtsystem bei<br />

allem ihm innewohnenden Indeterminismus nicht stets<br />

offenzuhalten! Denn: Wissen wir genug, was wir nicht<br />

wissen?<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Literaturhinweise<br />

Ba r t E l s, J. (1935): Zur Morphologie geophysikalischer<br />

Zeitfunktionen. – Sonderausg. S.-B. Preuß. Akad. Wiss.<br />

Phys.-Math. Kl. B. 30, Abschn. 2.<br />

BE r k E s, Z. (1942): Die Mondphasen und der Gang der Niederschläge.<br />

– Meteorol. Z. 59, 402–405 .<br />

BE r k E s, Z. (1944): Über die Realität der Mondperiode des<br />

Wetters. – Meteorol. Z. 61, 249–-251.<br />

Br a d l E y, d.a., g.W. Br i E r, m.a. Wo o d B u r y (1962): Lunar<br />

Synodical Period and Widespreed Precipitation. – Sciene<br />

137, 748–749.<br />

dr o n i a, H. (1967): Der Einfluss des Mondes auf die Witterung:<br />

Literaturübersicht. – Meteorol. Abh. d. Inst. f. Meteor.<br />

u. Geoph. d. Freien Univ. Berlin LXXI, H.4, (Zahlreiche<br />

Literaturhinweise!).<br />

Ep s t E i n, E., S. (1969): Stochastic dynamic prediction.<br />

– Tellus, 21, 737–757.<br />

FE t t, W. (1966): Nachweis eines Zusammenhangs zwischen<br />

Mondphase und Regenfall in Deutschland. – Arch. Met.<br />

Geoph., Biokl. Serie A 15, 205–226.<br />

FE t t, W. (1969): Statistische Erfassung der Zellengröße atmosphärischer<br />

Ereignisse und der Repräsentanz der Meßnetze.<br />

– Ann. Meteorol. N. F. Nr. 4, 256–260.<br />

Fl E m i n g, R. J. (1970): Concepts and implications of stochastic<br />

dynamic prediction. – NCAR Cooperative Thesis<br />

No. 22.<br />

Fo r t a k, H. (1973): Prinzipielle Grenzen der deterministischen<br />

Vorhersagbarkeit atmosphärischer Prozesse. –Ann.<br />

Meteorol. N. F. 6, 111–120. (1971): Vortrag auf der 36.<br />

Physikertagung, Essen.<br />

la n g E, H.J. (2007): Wetter und Klima im Phasenraum.<br />

– www.hajolange.de<br />

lo r E n z, E. N. (1963): Deterministic non-periodic flow.<br />

– J. Atmo.. Sci., 20, 130–141.<br />

ri n d, D. (2002): The Sun´s Role in Climate Variations.<br />

– Science 296, 673–677.<br />

sc h E r h a g, R. (1948): Wetteranalyse und Wetterprognose.<br />

– Springer-Verl., S. 84 und S. 350.<br />

Eine Vollversion diese Artikels findet sich in der<br />

Berliner Wetterkarte.<br />

http://wkserv.met.fu-berlin.de/Beilagen/Beilagen.htm


<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst organisiert internationales Netzwerk<br />

aeorologischer Referenzstationen<br />

DWD<br />

Das Richard-Aßmann-Observatorium des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wetterdienstes (DWD) in Lindenberg bei Berlin wird<br />

neue Leitstelle des weltumspannenden Netzwerkes<br />

aerologischer Referenzstationen. An diesen Stationen<br />

sollen durch besonders genaue Messungen per Wetterballon<br />

Zustandsänderungen der Atmosphäre als Folge<br />

des Klimawandels festgestellt werden.<br />

Ende Februar <strong>2008</strong> hatten rund 50 Wissenschaftler<br />

aus den USA, Russland, China, Deutschland und weiteren<br />

Nationen in Lindenberg das Netzwerk mit Namen<br />

GRUAN (GCOS Reference Upper-Air Network)<br />

gegründet. Das neue Netzwerk ist wichtiger Baustein<br />

des globalen Klima- Beobachtungsprogramms<br />

(GCOS), das von der Weltorganisation für Meteorologie<br />

(WMO), dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNEP) und weiteren UNO-Einrichtungen getragen<br />

wird. In der Leitstelle in Lindenberg sollen die<br />

Daten von etwa 35 Referenz-Stationen, die über den<br />

gesamten Globus verteilt sind, gesammelt und ausgewertet<br />

werden.<br />

Die wichtigste Aufgabe des DWD wird es sein, eine<br />

gleich bleibend hohe Qualität der Messdaten sicherzustellen,<br />

denn in der Klimaforschung geht es darum,<br />

kleinste Veränderungen des Zustands der Atmosphäre<br />

festzustellen. Datengrundlage sind Radiosonden-Aufstiege<br />

bis in 30 Kilometer Höhe. Neben den meteorologischen<br />

Größen sollen auch Staub und Spurengase<br />

beobachtet werden.<br />

In Karlsruhe schließen sich Universität und Forschungszentrum<br />

zusammen<br />

BMBF<br />

Bundesforschungsministerin Annette Schavan und der<br />

baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter<br />

Frankenberg haben sich auf einen rechtlichen Zusammenschluss<br />

des Forschungszentrums Karlsruhe mit der<br />

Universität Karlsruhe verständigt. Die beiden Minister<br />

bekräftigten ihr gemeinsames Ziel, mit dem Karlsruhe<br />

Institute of Technology (KIT) eine bisher in Deutschland<br />

völlig neue Form der Zusammenarbeit zwischen<br />

universitärer und außeruniversitärer Forschung zu<br />

schaffen. Die Minister waren sich einig: Mitarbeiterzahl,<br />

Budget und Geräteausstattung geben dem KIT<br />

künftig die Möglichkeit, zu den international führenden<br />

Erste globale Klimakonferenz im Netz<br />

RAIKE Kommunikation GmbH<br />

Vom 3. bis 7. November <strong>2008</strong> lädt das Forschungs-<br />

und Transferzentrum „Applications of Life Sciences“<br />

unter der Leitung von Professor Walter Leal zur ersten<br />

Internetkonferenz „Klima <strong>2008</strong> / Climate <strong>2008</strong>“ ein.<br />

Das Zentrum gehört der Fakultät „Life Sciences“ der<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg<br />

(HAW Hamburg) an. Weitere Partner der Konferenz<br />

sind das Umweltprogramm der Vereinten Nationen,<br />

news<br />

Forschungseinrichtungen aufzuschließen und im weltweiten<br />

Forschungswettbewerb ganz vorn dabei zu sein.<br />

Das Karlsruhe Institute of Technology soll in einer Körperschaft<br />

des öffentlichen Rechts nach baden-württembergischem<br />

Landesrecht zwei Aufgaben erfüllen. Es<br />

wird zugleich Landesuniversität und außeruniversitäre<br />

Großforschungseinrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

sein. Für den Großforschungsbereich bleiben<br />

dem Bund und der Helmholtz-Gemeinschaft die bisherigen<br />

Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten erhalten<br />

- darüber hinaus werden neue Möglichkeiten bei der<br />

Zusammenarbeit mit der universitären Forschung und<br />

Lehre eröffnet.<br />

United Nations Environment Programme (UNEP), der<br />

Weltklimarat der Vereinten Nationen, Intergovernmental<br />

Panel on Climate Change (IPCC), sowie die amerikanische<br />

Umweltbehörde U.S. Environmental Protection<br />

Agency (EPA). Zudem ist die Veranstaltung<br />

offiziell von der UNESCO als Projekt der UN-Dekade<br />

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 bis 2<strong>01</strong>4)<br />

aufgenommen worden. Die Hamburger Agentur RAI-<br />

KE Kommunikation ist für die öffentlichkeitswirksame<br />

Darstellung der Konferenz zuständig.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

15


16<br />

news<br />

Stratosphärische Ozonchemie als wichtiger Faktor für atmosphärische<br />

Strömungsmuster identifiziert<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

AWI<br />

Wechselwirkungen zwischen der stratosphärischen<br />

Ozonchemie und der atmosphärischen Strömung führen<br />

zu deutlichen Änderungen vom Erdboden bis in<br />

die Stratosphäre. Wissenschaftler der Forschungsstelle<br />

Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und<br />

Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft haben<br />

mit diesem jüngst veröffentlichtem Befund einen<br />

fundamentalen Prozess für die Klimazusammenhänge<br />

in der Arktis untersucht.<br />

Die atmosphärische Strömung folgt bevorzugten Mustern,<br />

wobei das wichtigste Muster für die Nordhalbkugel<br />

die Arktische Oszillation ist. Dabei handelt es sich<br />

um eine großräumige Schwingung der Atmosphäre,<br />

die durch entgegengesetzte Luftdruckanomalien in der<br />

zentralen Arktis und in Teilen der mittleren und subtropischen<br />

Breiten gekennzeichnet ist und sich in Jahrzehnte<br />

dauernden Schwingungen mal stärker und mal<br />

schwächer ausprägt. In der positiven Phase, die seit<br />

etwa 1970 vorherrscht, ist der winterliche Polarwirbel<br />

sehr stabil und der Austausch von Luftmassen zwischen<br />

mittleren und hohen Breiten ist eingeschränkt.<br />

In den mittleren Breiten treiben starke Westwinde im<br />

Winter warme Atlantikluft nach Nord- und Mitteleuropa<br />

und Sibirien. In der negativen Phase der Arktischen<br />

Oszillation kann die kalte Polarluft weiter nach Süden<br />

vordringen und beschert Europa strenge Winter.<br />

Bislang werden in komplexen, globalen, gekoppelten<br />

Atmosphären-Ozean-Klimamodellen die gegenseitigen<br />

Wechselwirkungen zwischen chemischen Prozessen in<br />

der Stratosphäre und der Zirkulation in der Tropo- und<br />

Stratosphäre (0 bis 10 Kilometer Höhe bzw. 10 bis circa<br />

50 Kilometer Höhe) nicht berücksichtigt. Die Wissenschaftler<br />

des Alfred-Wegener-Institutes haben nun<br />

erstmals in ein Atmosphären-Ozean-Klimamodell ein<br />

Modul der stratosphärischen Ozonchemie eingefügt.<br />

Durch einen Vergleich von Simulationen des Standardmodells<br />

und des um die Ozonchemie ergänzten<br />

neuen Modells konnten die Wissenschaftler zeigen,<br />

dass die Ozonchemie einen deutlichen Einfluss auf die<br />

Arktische Oszillation hat. Änderungen der atmosphärischen<br />

Strömung und der Temperaturverteilung füh-<br />

Differenz des Luftdrucks auf Meeresniveau zwischen der neuen Simulation<br />

des Modells mit interaktiver stratosphärischer Ozonchemie und der<br />

Simulation des Standardmodells. Quelle: S. Brand/AWI.<br />

ren zu einer Verstärkung der winterlichen negativen<br />

Phase der Arktischen Oszillation.<br />

Die Ergebnisse lassen erwarten, dass die Berücksichtigung<br />

der Wechselwirkung zwischen atmosphärischer<br />

Strömung und stratosphärischer Ozonchemie sich auch<br />

in Simulationen der zukünftigen Klimaentwicklung<br />

auf die Stabilität des Polarwirbels auswirkt und deshalb<br />

unbedingt in Klimamodelle einbezogen werden<br />

muss. In einem Folgeprojekt soll das neue Modell für<br />

Berechnungen der zukünftigen Klimaentwicklung eingesetzt<br />

werden.


impressum<br />

Die <strong>DMG</strong> e.V.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft ist ein eingetragener Verein beim Amtsgericht Frankfurt am Main.<br />

Geschäftsführender Vorstand:<br />

Vorsitzender: Prof. Dr. Herbert Fischer, Karlsruhe<br />

Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dr. Martin Claußen, Hamburg<br />

Schriftführer: Dr. Hermann Oelhaf, Karlsruhe<br />

Kassenwart: Dr. Hein Dieter Behr, Elmshorn<br />

Beisitzer für das Fachgebiet Physikalische Ozeanographie: Prof. Dr. Klaus Peter Koltermann<br />

Zweigvereine:<br />

Berlin-Brandenburg, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München, Rheinland.<br />

Fachausschüsse:<br />

Biometeorologie, Geschichte der Meteorologie, Umweltmeteorologie, Hydrometeorologie.<br />

Ehrenmitglieder:<br />

Prof. Dr. Walter Fett, Dr. Günter Skeib, Prof. Dr. Guri Iwanowitsch Martschuk, Dr. Joachim Kuettner, Prof. Dr. Lutz Hasse,<br />

Dr. Siegmund Jähn, Prof. Dr. Jens Taubenheim, Prof. Dr. Hans-Walter Georgii, Dr. Otto Höflich.<br />

<strong>DMG</strong> <strong>Mitteilungen</strong> – Autorenhinweise<br />

Die <strong>Mitteilungen</strong> haben in der Regel einen Umfang von 32 oder 40 Seiten. Ihr Inhalt gliedert sich in folgende regelmäßige Rubriken:<br />

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(Vereinsnachrichten), EMS, Medial (Buchbesprechungen etc.), Tagungskalender, -ankündigungen und -berichte, Umschlagseiten hinten.<br />

Bis zum Redaktionsschluss (in der Regel <strong>01</strong>.03., <strong>01</strong>.06., <strong>01</strong>.09., 15.11.) muss der Beitrag der Redaktion (Joerg.Rapp@dwd.de oder<br />

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5 Druckseiten umfassen, in der Rubrik „Wir“ maximal drei Seiten.<br />

Als Textsoftware bitte MS-WORD verwenden, möglichst mit wenigen Formatierungen. Den Beitrag bitte als e-mail-Anlage an die Redaktion<br />

schicken. Den Text bitte in Deutsch nach den „neuen“ Rechtschreibregeln.<br />

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Abbildungen sind sehr erwünscht, als getrennte Datei (übliche Formate), allerdings in der Regel nur in Schwarz-Weiß reproduzierbar,<br />

hohe Auflösung bzw. Größe (im endgültigen Druck 300 dpi), Abbildungslegenden und Bezug im Text bitte nicht vergessen.<br />

Die Autoren erhalten in der Regel keine Korrekturfahnen. Allerdings wird nach dem Satz das Heft kritisch gegengelesen.<br />

Alle Autoren, die keine Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind, erhalten ein Belegexemplar des Heftes im pdf-Format.<br />

Impressum<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>DMG</strong> – das offizielle Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft e.V.<br />

Die <strong>Mitteilungen</strong> werden im Auftrag des Vorstandes der <strong>DMG</strong> e.V. herausgegeben. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren bzw.<br />

die Herausgeber der Pressemitteilungen im Sinne des Presserechtes verantwortlich. Die Namen der Autoren bzw. der Herausgeber von<br />

Pressemitteilungen werden in der Regel zwischen Titelzeile und Text explizit genannt.<br />

Redaktionsadresse:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft e.V.<br />

Redaktion <strong>Mitteilungen</strong><br />

Kaiserleistr. 42<br />

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<br />

Webseite:<br />

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Redaktionsteam:<br />

Dr. Jörg Rapp (Wissenschaftl. Redakteur) <br />

Dr. Hein Dieter Behr <br />

Dr. Jutta Graf <br />

Prof. Dr. Christoph Jacobi <br />

Priv.-Doz. Dr. Cornelia Lüdecke<br />

<br />

Prof. Dr. Andreas Matzarakis<br />

<br />

Marion Schnee <br />

Dipl.-Met. Arne Spekat <br />

Dr. Sabine Theunert <br />

Dr. Birger Tinz <br />

Layout:<br />

Marion Schnee <br />

Druck:<br />

Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Schützenstraße 18, 1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

Erscheinungsweise und Auflage:<br />

Vierteljährlich, 1800<br />

Heftpreis:<br />

Kostenlose Abgabe an alle Mitglieder<br />

Redaktionsschluss des nächsten Heftes (02/<strong>2008</strong>):<br />

1. Juni <strong>2008</strong><br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

17


18<br />

wir<br />

Festkolloquium anlässlich des 125. Bestehens der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft<br />

Nach Rückkehr der beiden deutschen Polarjahrsexpeditionen<br />

lud Georg von Neumayer für den 17./18.<br />

November 1883 in die <strong>Deutsche</strong> Seewarte nach Hamburg<br />

ein, um die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong> Gesellschaft<br />

zur Zentralisierung der Arbeit und als dringend<br />

benötigte Interessenvertretung gegenüber der Regierung<br />

zu gründen.<br />

Im sechsten Jahresbericht über die Thätigkeiten der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Seewarte für das Jahr 1883 steht auf den<br />

Seiten 4 und 5 sein Aufruf zur Gründung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft. Aus ihm sei – in der damaligen<br />

Schreibweise – zitiert:<br />

„... Längst schon war es Allen, welche sich in Deutschland<br />

mit der Meteorologie befassen, klar geworden,<br />

dass es an der Zeit sei, eine <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong><br />

Gesellschaft zu gründen, welche mit einem entsprechenden<br />

wissenschaftlichen Organe als Sammelpunkt<br />

aller Bestrebungen auf dem Gebiet der Meteorologie<br />

und des Erdmagnetismus gelten könne. Denn, wie tüchtig<br />

geleitet die österreichische meteorologische Gesellschaft,<br />

welcher viele deutsche Gelehrte angehören,<br />

auch ist und wie hervorragend sich die Zeitschrift an<br />

der meteorologischen Forschung während nahezu 20<br />

Jahren bethätigte, so war doch einleuchtend, dass für<br />

die in Deutschland lebenden Mitglieder derselben das<br />

durch Versammlungen gebotene Mittel zur Weiterbildung<br />

wirkungslos bleiben musste, und deshalb durch<br />

Gründung einer eigenen meteorologischen Gesellschaft<br />

Abhülfe zu schaffen war. Die Anregung hierzu ging<br />

aus den wissenschaftlichen Kreisen der Seewarte hervor<br />

und erfolgte erst dann, als in Erfahrung gebracht<br />

wurde, dass in Berlin zunächst noch für Jahre nicht an<br />

die Gründung einer meteorologischen Zentralstelle mit<br />

dem nöthigen wissenschaftlichen Stab, um welchen sich<br />

eine Gesellschaft krystallisiren hatte, gedacht werden<br />

konnte. …“<br />

Dies stellte einen wichtigen Mosaikstein in der<br />

Institutionalisierung der Meteorologie als neue wissenschaftliche<br />

Disziplin dar. Im Jahre <strong>2008</strong> jährt sich<br />

die Gründung zum 125. Male. Der Vorstand der <strong>DMG</strong><br />

möchte dies in Form einer Festveranstaltung begehen.<br />

Da der Gründungsort in Hamburg-St. Pauli nicht mehr<br />

zur Verfügung steht, wurde ein anderer für die Veranstaltung<br />

würdiger Ort gefunden.<br />

Programmkomitee<br />

Prof. Dr. Andreas Macke<br />

PD Dr. Cornelia Lüdecke<br />

Prof. Dr. Gerd Tetzlaff<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Die <strong>DMG</strong> lädt nunmehr ein zur Festveranstaltung<br />

am:<br />

Freitag, 07. November <strong>2008</strong><br />

(Achtung: geänderter Termin!)<br />

Ort:<br />

Völkerkundemuseum, Rothenbaumchaussee 64<br />

2<strong>01</strong>48 Hamburg<br />

www.voelkerkundemuseum.com/<br />

Der Festort ist zu erreichen über die Haltestelle „Hallerstraße“<br />

der U-Bahnlinie „U1“. Die Linie U1 fährt<br />

über den Hamburger Hauptbahnhof.<br />

Programm<br />

Folgendes, vorläufiges Programm wurde bereits festgelegt:<br />

10:00 – 12:30 Uhr<br />

Mitgliederversammlung der <strong>DMG</strong> im Hörsaal des<br />

Museums<br />

(Dazu erfolgt vom Geschäftsführenden Vorstand der<br />

<strong>DMG</strong> rechtzeitig eine gesonderte Einladung),<br />

12:30 – 14:00 Uhr<br />

Mittagessen nach eigener Wahl,<br />

14:00 – 17:30 Uhr<br />

Festvorträge im Hörsaal des Museums. Folgende<br />

Beiträge sind bisher geplant (unterbrochen durch eine<br />

Kaffee-Pause):<br />

• Grußworte<br />

• PD Dr. Cornelia Lüdecke: Die <strong>DMG</strong> im Wechselspiel<br />

der Zeit. Von der Gründung bis zur Neu-<br />

gründung<br />

Dr. Hans Volkert: Die <strong>Deutsche</strong> Meteorologie als<br />

• Motor und Nutznießer von internationaler Zusammenarbeit:<br />

Personen und Institutionen von 1870<br />

bis 2000<br />

• Dr. Gerhard Steinhorst: Neuere Entwicklungen<br />

der Wettervorhersage und des Warnmanagements<br />

• Prof. Dr. Martin Claußen: KlimaCampus<br />

Hamburg<br />

• Prof. Dr. Clemens Simmer: Zukunft der Mete orologischen<br />

Forschung in Deutschland<br />

ab 17:30 Uhr<br />

Zwangloses Beisammensein, Ende gegen 20:00 Uhr.<br />

Die <strong>DMG</strong> lädt ein zu einem Imbiss im Restaurant des<br />

Völkerkundemuseums.<br />

Aktualisierte Informationen werden im nächsten Heft<br />

der „<strong>Mitteilungen</strong>“ bekanntgegeben.<br />

Organisationskomitee<br />

Dr. Hein Dieter Behr<br />

Dipl.-Met. Wolfgang Seifert


wir<br />

Laudatio auf den Preisträger der Reinhard-Süring-<br />

Plakette Dr. Sigurd Schienbein<br />

Astrid Ziemann<br />

ZV Leipzig<br />

Seit 1978 wird die Reinhard-Süring-Plakette an Persönlichkeiten<br />

verliehen, die sich hervorragende wissenschaftliche<br />

oder organisatorische Verdienste um die<br />

Ziele der <strong>DMG</strong> bzw. ihrer Vorgängergesellschaften erworben<br />

haben. Der Namensgeber dieser Plakette, Reinhard<br />

Süring, war einer der bedeutendsten deutschen<br />

Meteorologen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Für Generationen deutschsprachiger Meteorologiestudenten,<br />

darunter sicher auch unser heutiger Preisträger<br />

Herr Dr. Schienbein, war das „Lehrbuch der Meteorologie“<br />

von Hann und Süring ein Standardwerk.<br />

Sürings Freiballon-Rekordfahrt am 31. Juli 19<strong>01</strong> erregte<br />

weltweites Aufsehen. Zusammen mit Arthur Berson<br />

stieg er mit dem Ballon „Preußen“ am Tempelhofer<br />

Feld auf und erreichte eine Höhe von knapp 11 000 m<br />

in einer offenen Gondel. Damit schufen die beiden Wissenschaftler<br />

die Voraussetzung für die Entdeckung der<br />

Stratosphäre ein Jahr später.<br />

Wie bei Süring gilt auch bei Dr. Schienbein ein wichtiges<br />

wissenschaftliches Augenmerk der experimentellen<br />

Meteorologie. Bereits in seiner Diplomarbeit aus<br />

dem Jahr 1957 beschäftigte sich Sigurd Schienbein mit<br />

Problemen der Feuchtemessung in der freien Atmosphäre.<br />

Zu seinen Dozenten zählte hier auch Professor<br />

Karl Schneider-Carius, Direktor des damaligen Geophysikalischen<br />

Institutes an der Universität Leipzig.<br />

Der Stadt und der Universität Leipzig blieb Herr<br />

Schienbein auch nach seinem Meteorologiestudium treu.<br />

Bis zum Ende des Jahres 1968 war er als wissenschaftlicher<br />

Assistent bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Geophysikalischen Institut der Karl-Marx-Universität<br />

Leipzig tätig. Im Jahr 1963 promovierte Herr Schienbein<br />

mit der Dissertationsschrift „Ein meteorologischer<br />

Beitrag zur Technologie der Dederonproduktion“.<br />

Diese Arbeit lieferte einen Anstoß für die Begründung<br />

der „Industriemeteorologie“ am Leipziger Geophysikalischen<br />

Institut. Zusammen mit Hans Koch entwickelte<br />

Sigurd Schienbein diese neue Arbeitsrichtung, bei der<br />

meteorologische Kenntnisse und Forschungsergebnisse<br />

in verschiedenen Industriezweigen, vor allem in der<br />

Textilindustrie, zur Qualitätssteigerung der Produkte<br />

und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Innenräumen<br />

angewendet wurden. Anfang 1969 verließ<br />

Dr. Schienbein die Universität Leipzig. Die Arbeitsrichtung<br />

der Industriemeteorologie verfolgte er jedoch<br />

weiter und war bis 1992 in leitenden Funktionen der<br />

Forschungs- und Beratungsstelle eines Großbetriebes<br />

tätig.<br />

Seit der Gründung des Leipziger Instituts für Meteorologie<br />

im Jahr 1993 ist Herr Dr. Schienbein wieder<br />

an der Universität Leipzig tätig. Hier widmete er sich<br />

u.a. der Vorbereitung und Durchführung von Messkampagnen<br />

im Rahmen verschiedener Drittmittelprojekte,<br />

z.B. zur Messung von Aerosoleigenschaften oder zur<br />

akustischen Laufzeittomographie. Von seinen langjährigen<br />

Erfahrungen in Theorie und Praxis der angewandten<br />

und experimentellen Meteorologie profitiert<br />

nicht nur sein dankbarer Kollegenkreis. Auch im mittlerweile<br />

wohlverdienten Ruhestand ist Herr Dr. Schienbein<br />

als Dozent bei der Ausbildung von Meteorologie-<br />

Studenten an der Universität Leipzig tätig.<br />

Die Übermittlung von meteorologischem Fachwissen<br />

an den interessierten Laien liegt Herrn Dr. Schienbein<br />

ebenfalls sehr am Herzen. So unterstützte er z.B.<br />

im Rahmen des GLOBE Projektes die jüngsten Nachwuchsmeteorologen<br />

an Schulen im Raum Leipzig.<br />

Bereits als junger Meteorologe engagierte sich Sigurd<br />

Schienbein nicht nur für die Weiterentwicklung der<br />

meteorologischen Wissenschaft, sondern auch für die<br />

vielfältige Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse.<br />

Herr Dr. Schienbein ist inzwischen seit einem<br />

halben Jahrhundert aktives Mitglied der <strong>DMG</strong> bzw.<br />

der Vorgängergesellschaft in der DDR. Von 1994 an<br />

arbeitete er im Vorstand des Zweigvereins Leipzig, seit<br />

1995 als außerordentlich gewissenhafter Schriftführer<br />

bis zu seinem Ausscheiden aus dem Vorstand im Jahr<br />

2007 auf eigenen Wunsch. Neben der umfangreichen<br />

Schriftführertätigkeit und der akribischen Führung des<br />

Archivs des Zweigvereins sind seine organisatorischen<br />

Leistungen bei der Vorbereitung und Durchführung der<br />

Meteorologentagung 1998 in Leipzig besonders hervorzuheben.<br />

Herr Schienbein hat all diese vielfältigen und umfangreichen<br />

Aufgaben stets mit außerordentlich großem<br />

persönlichen Einsatz, aber in seiner allseits beliebten<br />

bescheidenen Art und Weise ausgeführt und erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

In Würdigung seiner langjährigen Verdienste als aktives<br />

Vorstandsmitglied des Zweigvereins Leipzig sowie der<br />

Mitwirkung bei der meteorologischen Ausbildung und<br />

bei Forschungsarbeiten zur experimentellen und angewandten<br />

Meteorologie verleiht die <strong>Deutsche</strong> <strong>Meteorologische</strong><br />

Gesellschaft an Herrn Dr. Sigurd Schienbein<br />

die Reinhard-Süring-Plakette.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

19


20<br />

wir<br />

Neue Vorsitzende des <strong>DMG</strong> Zweigvereins<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Zweigverein Berlin und Brandenburg<br />

Seit Januar <strong>2008</strong> ist der Vorsitz des Zweigvereins Berlin-Brandenburg<br />

(ZVBB) der <strong>DMG</strong> von Frau Dr. Gabriele<br />

Malitz an Frau Dr. Heike Hübener übergegangen.<br />

Frau Hübener ist Assistentin am meteorologischen Institut<br />

der Freien Universität Berlin und arbeitet zusammen<br />

mit Professor Ulrich Cubasch. Ihre Forschungsinteressen<br />

liegen insbesondere im Bereich der regionalen<br />

Klimamodellierung mit Schwerpunkt auf der Simulation<br />

der Komponenten des hydrologischen Kreislaufs.<br />

Frau Hübener hat am Institut für Geophysik und Meteorologie<br />

in Köln Meteorologie studiert und ihre Diplomarbeit<br />

über Baroklinität im Zusammenhang mit dem<br />

ostasiatischen Monsun, speziell der Changma-Front in<br />

Korea, geschrieben. Im Jahr 2004 hat sie ebenfalls in<br />

Köln mit einem Thema der mesoskaligen meteorologischen<br />

Simulation für ein semi-arides Gebiet in Südmarokko<br />

promoviert. Seit September 2005 arbeitet sie<br />

in Berlin und engagiert sich dort neben der Forschung<br />

und Lehre unter anderem in der Organisation des ge-<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

meinsamen Kolloquiums des <strong>DMG</strong> ZVBB und des<br />

Instituts für Meteorologie der FU Berlin. Sie ist <strong>DMG</strong><br />

Mitglied seit ihrer Studienzeit in Köln, nunmehr seit<br />

knapp neun Jahren.<br />

Neuer Schriftführer des Zweigvereins ist der Meteorologiestudent<br />

Christopher Kadow.<br />

Neuer Vorsitzender des <strong>DMG</strong> Zweigvereins<br />

Frankfurt<br />

Zweigverein Frankfurt<br />

Der Zweigverein Frankfurt hat seit Februar einen neuen<br />

Vorstand: Während Prof. Dr. Gerhard Adrian (DWD<br />

Offenbach) in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit<br />

(154 von 158 Stimmen) zum Vorsitzenden gewählt<br />

wurde, bestimmte eine Mitgliederversammlung die<br />

anderen Vorstandsämter. Demnach ist Prof. Dr. Bodo<br />

Ahrens (Univ. Frankfurt) neuer stellvertretender Vorsitzender.<br />

Die Besetzung der Kassenwartin durch Dr.<br />

Anja Werner und des Schriftführers durch Dr. Jörg<br />

Rapp bleibt unverändert. Beisitzer sind für die nächsten<br />

drei Jahre: Prof. Dr. Herbert Fischer (Univ./FZ Karlsruhe),<br />

Prof. Dr. Christian-D. Schönwiese (Univ. Frankfurt),<br />

Dipl.-Met. Wolfgang Kusch (Präsident DWD),<br />

Prof. Dr. V. Wirth (Univ. Mainz) und Dipl.-Met. Jürgen<br />

Lang (Meteo Solutions Darmstadt).<br />

Der bisherige Vorsitzende, Prof. Wirth, berichtete<br />

zuvor von den Aktivitäten des Zweigvereins im Jahr<br />

2007. Die Mitgliederzahl blieb mit 436 annähernd konstant.<br />

Damit ist der Zweigverein Frankfurt, der für Baden-Württemberg,<br />

das Saarland, Hessen und Teile von<br />

Rheinland-Pfalz zuständig ist, weiterhin die mitgliederstärkste<br />

Untergliederung. Im vergangenen Jahr fanden<br />

acht Fachsitzungen statt. Der Fortbildungstag führte zur<br />

Forschungsanstalt für Weinbau und Landwirtschaft in<br />

Geisenheim (Rheingau). Am ganztägigen Vortrags- und<br />

Besichtigungsprogramm nahmen insgesamt 25 Mitglieder<br />

und Interessenten teil. Zwei Vorstandssitzungen<br />

und eine Mitgliederversammlung komplettierten das<br />

Vereinsleben.<br />

Die Mitglieder wurden durch fünf Rundschreiben und<br />

zehn Kurzmitteilungen per e-mail über aktuelle Veranstaltungen<br />

und andere Nachrichten aus dem Zweigverein<br />

informiert.


wir<br />

Prof. Dr. Heinke Schlünzen ist neue Vorsitzende<br />

des Fachausschuss Umweltmeteorologie<br />

Jörg Rapp<br />

Bei der Wahl des Vorsitzenden des Fachausschusses<br />

Umweltmeteorologie (FA UMET) konnte sich im Januar<br />

Prof. Dr. Heinke Schlünzen knapp durchsetzen.<br />

Sie erhielt 17 von insgesamt 40 gültigen Stimmen.<br />

Für Dr. Joachim Eichhorn stimmten 14 und für Lutz<br />

Katschner 9 Ausschussmitglieder. Damit ist Heinke<br />

Schluenzen für die Zeit vom 1. Februar <strong>2008</strong> bis 31.<br />

Januar 2<strong>01</strong>1 gewählt. Als vorhergehender Vorsitzender<br />

wird PD Dr. Stefan Emeis für diese Zeit als Stellvertreter<br />

fungieren.<br />

Prof. Dr. Schlünzen ist Leiterin der Gruppe für mesoskalige<br />

und mikroskalige Prozesse und Phänomene<br />

im <strong>Meteorologische</strong>n Institut der Universität Hamburg.<br />

Ehrenkolloquium aus Anlass des<br />

80. Geburtstages von Prof. Dr. Walter Fett<br />

Werner Wehry<br />

Berlin<br />

Am 3. Dezember 2007 lud der Zweigverein Berlin und<br />

Brandenburg der <strong>DMG</strong> im Institut für Meteorologie<br />

der FU Berlin zu einer Festveranstaltung aus Anlass<br />

der Vollendung des 80. Lebensjahres von Prof. Dr.<br />

Walter Fett ein. Etwa 70 Gäste nahmen an der von<br />

Frau Dr. Gabriele Malitz eröffneten Sitzung teil. Sie<br />

gratulierte im Namen der <strong>DMG</strong> dem Jubilar, der Ehrenmitglied<br />

der <strong>DMG</strong> ist. Sie wies insbesondere auf<br />

seine Verdienste für die <strong>DMG</strong> hin, die der Jubilar mit<br />

der Gründung und Etablierung des Fachausschusses<br />

AKUMET (heute FA Umwelt) und der Gestaltung des<br />

<strong>Meteorologische</strong>n Kalenders (seit 1982!) sowie als<br />

Zweigvereinsvorsitzender erarbeitet hat. Anschließend<br />

überbrachte der Geschäftsführende Direktor des Instituts<br />

für Meteorologie, Prof. Uwe Ulbrich, die Grüße<br />

des Instituts.<br />

Als Überraschung gab es zunächst ein Ständchen für<br />

den Jubilar, das Arne Spekat (Konzert-Gitarre) mit seinem<br />

Mitstreiter, dem Schauspieler Ulrich Kratz, zu Gehör<br />

brachte. Anschließend hielt Prof. Dr. Heinz Fortak<br />

die Laudatio, in welcher er nicht nur die wesentlichen<br />

Ereignisse und Verdienste in Professor Fetts wissenschaftlichem<br />

Lebensweg darstellte, sonder besonders<br />

seine schätzenswerte und liebenswürdige Persönlichkeit<br />

in freundschaftlicher Weise würdigte. Für das<br />

Nach-Kolloquium hatte Prof. Fett selbst ein BüFETT<br />

vorbereitet, das zu Saft und Sekt sehr leckere FETT-<br />

speisen enthielt: FETTucini, schmalzgefüllte FETTnäpfchen,<br />

KonFETTi u.a.<br />

Im Gegensatz zu anderen runden Geburtstagsfeiern,<br />

zu denen externe Wissenschaftler als Festredner eingeladen<br />

werden, trug Prof. Fett selbst vor. Dieser Vortrag<br />

enthielt Reflexionen seines wissenschaftlichen Lebens<br />

seit den 1960er Jahren, die er überwiegend im ehemaligen<br />

Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene<br />

des Bundesgesundheitsamtes, heute eine Abteilung im<br />

Umweltbundesamt, gesammelt hat. Die derzeitige Klimadiskussion<br />

lieferte ihm den Anlass, nochmals einige<br />

lange zurückliegende – und nur noch wenig beachtete<br />

– meteorologische Erkenntnisse aufzugreifen und<br />

sie zum gegenwärtigen Stand der Klimadiskussion in<br />

möglicherweise irritierende Beziehung zu setzen.<br />

Prof. Fett hat die wesentlichen Fakten und Gedanken<br />

seines Vortrags in einem Textbeitrag eigens für<br />

die <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong> zusammengefasst (siehe Seiten<br />

9–14 in diesem Heft).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

21


22<br />

wir<br />

Fortbildungsveranstaltung des Zweigvereins<br />

Leipzig: Satellitenmeteorologie und<br />

Fernerkundung<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Astrid Ziemann<br />

ZV Leipzig<br />

Die Einbeziehung von Satelliten und der auf dieser<br />

Plattform installierten Fernmesstechnik gehört einerseits<br />

zu den Routineaufgaben der meteorologischen<br />

Beobachtung, ist aber andererseits auch aktueller Forschungsgegenstand<br />

bei der Verbesserung der operationellen<br />

Wettervorhersage und in der Klimaforschung.<br />

In einer Fortbildungsveranstaltung wurden deshalb am<br />

26. November 2007 an der Universität Leipzig aktuelle<br />

Entwicklungen in der Satellitenmeteorologie und<br />

neue Anwendungen aus diesem Bereich vorgestellt.<br />

Trotz der Weihnachtszeit nahmen ca. 20 Mitglieder<br />

des Zweigvereins an der interessanten Vortragsreihe<br />

teil und nutzten die Gelegenheit zur Diskussion mit den<br />

Vertretern von DWD und DLR.<br />

Zu Beginn der Veranstaltung kam die Zweigvereinsvorsitzende<br />

zunächst der angenehmen Verpflichtung<br />

nach, Herrn Dr. Sigurd Schienbein die Reinhard-Süring-Plakette<br />

zu übergeben. Die Laudatio erscheint<br />

ebenfalls in dieser Ausgabe der <strong>DMG</strong> <strong>Mitteilungen</strong>.<br />

Im Anschluss ergriff Jun.-Prof. Astrid Ziemann für<br />

einleitende Bemerkungen zur Satellitenmeteorologie<br />

das Wort. Außerdem wurde bei dieser Gelegenheit eine<br />

Übersicht dazu gegeben, in welchem Umfang (Satelliten-)Fernerkundung<br />

eine Rolle im Meteorologiestudium<br />

an deutschen Universitäten spielt.<br />

Die nachfolgenden drei Vorträge ermöglichten einen<br />

ausführlichen Einblick in aktuelle Methoden und<br />

Ergebnisse der Satellitenmeteorologie. Eine kurze Zusammenfassung<br />

der Referate ist im folgenden aufgeführt.<br />

Vom Wettersatelliten zum Nowcasting-Produkt<br />

Jörg Asmus, <strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst, Offenbach<br />

Beim <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst in Offenbach werden Daten<br />

der geostationären Wettersatelliten METEOSAT 9<br />

und METEOSAT 7 (beide EUMETSAT), MTSAT (Japan),<br />

GOES-W und GOES-E (beide USA) empfangen<br />

und aufbereitet. Dazu kommen noch Daten der polnah<br />

umlaufenden Satelliten von METOP (EUMETSAT),<br />

NOAA 15-18 (USA) und FENGYUN (China). Daneben<br />

werden auch Daten der beiden NASA-Satelliten<br />

EOA Aqua und EOS Terra aufbereitet.<br />

Der für Europa wichtigste Satellit, METEOSAT<br />

9, liefert alle 15 Minuten Daten in zwölf Spektralbereichen,<br />

von 0,6 µm (sichtbar) bis 13,4 µm (Infrarot).<br />

Da es bei der Datenfülle nicht sinnvoll ist, alle Spektralkanäle<br />

zu jedem Termin manuell zu untersuchen,<br />

werden überwiegend daraus abgeleitete Produkte ge-<br />

Abb. 1: METEOSAT 8 vom 11.12.07 11:45 UTC „Luftmasse“.<br />

Abb. 2: METEOSAT 8 vom 11.12.07 11:45 UTC „Wolkenklassifikation“.<br />

nutzt, entweder als Farbkomposit-Bilder, bei denen<br />

bis zu sechs Spektralbereiche in einem Bild dargestellt<br />

werden, oder als abgeleitete Produkte, die über spezielle<br />

Auswerteverfahren erstellt werden. Zwei Beispiele<br />

sollen hier stellvertretend gezeigt werden. Abb. 1 zeigt<br />

ein Farbkomposit-Bild „Luftmassen“ bestehend aus<br />

den Spektralkanälen 6,2-7,3/3,9-10,8/6,2 µm. Grünliche<br />

Flächen bedeuten hohe Troposphäre (warme<br />

Luftmasse), bläuliche Flächen niedrige Troposphäre<br />

(kalte Luftmasse) und orange im Bereich eines Tiefs<br />

Zyklogenese.<br />

Das zweite Bild (siehe Abb. 2) zeigt eine Wolkenklassifkation.<br />

Sie wird mit einem Programmpaket des<br />

„SAF for Nowcasting and Short Range Forecasting“<br />

gerechnet. Die SAFs (Satellite Application Facility)<br />

stellen im Rahmen von EUMETSAT entweder Daten


(z.B. für Klimamonitoring) oder Programme (Nowcasting)<br />

zur Verfügung.<br />

Neben diesen Bildern liefern Wettersatelliten auch<br />

abgeleitete Produkte, wie z.B. Windvektoren oder<br />

Temperatur- und Feuchteprofile der Atmosphäre, die<br />

sehr wichtig für die numerischen Wettervorhersagemodelle<br />

sind. Weitere Informationen: http://metportal.<br />

dwd.de, http://www.eumetsat.int<br />

Klima-Monitoring mit Satelliten – Das CM-SAF<br />

Rainer Hollmann, <strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst,<br />

Offenbach<br />

EUMETSAT (http://www.eumetsat.int) hat 1999 begonnen,<br />

ein Netzwerk von Zentren aufzubauen, das<br />

für die Generierung, Verbesserung und Verbreitung<br />

von Produkten aus Satellitendaten für spezielle Nutzergruppen<br />

zuständig ist. Diese Zentren („SAF-Satellite<br />

Application Facilities“) ergänzen das Spektrum der<br />

Produkte, die bei EUMETSAT selbst erzeugt werden.<br />

Insgesamt wurden acht SAFs für verschiedene Nutzergruppen<br />

eingerichtet, die fast alle Bereiche der Meteorologie<br />

abdecken (z.B. NWP, Kürzestfristvorhersage,<br />

Ozean und Meereis) und von einem nationalen Wetterdienst<br />

in Kooperation mit weiteren Wetterdiensten<br />

geleitet werden. Der DWD leitet das SAF für das Klimamonitoring<br />

mit Satellitendaten (CM-SAF). Neben<br />

EUMETSAT und dem DWD sind weitere Partner die<br />

nationalen Wetterdienste von Belgien, Finnland, der<br />

Niederlande, Schweiz und Schweden.<br />

Ziel des CM-SAF ist es, homogene mehrjährige Klimadatensätze<br />

von wesentlichen Klimavariablen auf<br />

der regionalen bzw. globalen Skala zu erzeugen. Nach<br />

dem Abschluss der Entwicklungsphase wurde 2004 begonnen<br />

Zeitreihen zu abzuleiten. Seitdem erzeugt das<br />

CM-SAF (www.cmsaf.eu) kontinuierlich Datenreihen<br />

basierend auf polarumlaufenden und geostationären<br />

Satelliten. Die Produktpalette umfasst verschiedene<br />

Wolkenprodukte (z.B. Bedeckungsgrad, Wolkentyp,<br />

Wolkenoberkantendruck, -temperatur und -höhe) sowie<br />

mikrophysikalische Eigenschaften der Wolken<br />

(optische Dicke, Wolkenwassergehalt), Strahlungsprodukte<br />

am Oberrand der Atmosphäre (reflektierte kurzwellige<br />

Strahlung, langwellige Ausstrahlung) und am<br />

Erdboden (z.B. Globalstrahlung, Gegenstrahlung, Albedo,<br />

Strahlungsbilanzen). Ergänzt wird das Portfolio<br />

durch Wasserdampf- und Temperaturprodukte (Profile<br />

und vertikal integrierte Größen). Alle abgeleiteten Klimavariablen<br />

werden dem Nutzer kostenfrei über eine<br />

Internet-Schnittstelle zur Verfügung gestellt. Die Produkte<br />

haben eine räumliche Auflösung von bis zu 15x15<br />

km² auf einem sinusoidalen Gitter. Neben Tages- und<br />

Monatsmittelwerten werden für das MSG-Gebiet auch<br />

mittlere monatliche Tagesgänge angeboten, die sich<br />

sehr gut für Prozessuntersuchungen eignen.<br />

Im Vortrag wurde am Anfang der im allgemeinen<br />

große Nutzen der Verwendung von satellitendatenbasierten<br />

Klimadatensätzen gezeigt, anhand dessen aber<br />

auch die Problematik der Bestimmung von Klimada-<br />

wir<br />

Abb. 3: Streudiagramm der Tagesmittelwerte der Globalstrahlung in<br />

W/m² berechnet aus Satellitendaten mit vier europäischen BSRN-<br />

Bodenstationen für mehrere Monate.<br />

tensätzen aus Satellitendaten diskutiert. Anschließend<br />

führte er in die Erstellung der Produkte vom CM-SAF<br />

ein, zeigte den momentanen Stand der Arbeiten bzgl.<br />

der Homogenisierung und Ergebnisse aktueller Validationsstudien,<br />

die den Produkten des CM-SAFs eine<br />

gute Qualität bescheinigen. Als ein Beispiel sei hier<br />

nur ein Vergleich der Tagesmittelwerte der Globalstrahlung<br />

mit europäischen Strahlungsmessungen des<br />

BSRN (Baseline Surface Radiation Network) gezeigt<br />

(Abb. 3).<br />

Am Ende des Vortrages wurden die Planungen für<br />

die nächsten fünf Jahre vorgestellt, in denen beim CM-<br />

SAF umfangreiche Aktivitäten zur Reprozessierung für<br />

verschiedene Satellitengenerationen laufen werden, um<br />

längere Zeitreihen von Klimavariablen zu erstellen.<br />

Fernerkundung inhomogener Bewölkung<br />

Tobias Zinner und Bernhard Mayer, DLR,<br />

Institut für Physik der Atmosphäre,<br />

Oberpfaffenhofen<br />

Wolken sind zeitlich wie räumlich in hohem Maße<br />

inhomogen. Die Vernachlässigung dieser Tatsache in<br />

der Betrachtung der Wechselwirkung zwischen Wolken<br />

und dem Strahlungsfeld führt zu Unsicherheiten.<br />

Dies gilt auch für die passive Satellitenfernerkundung<br />

von Wolkeneigenschaften, die die wichtigste<br />

Quelle von Wolkendaten auf globaler Skala darstellt.<br />

Fernerkundungsverfahren sind zum einen durch die<br />

räumliche Auflösung der Instrumente (die Größe der<br />

Bildelemente) beschränkt, zum anderen durch die notwendigerweise<br />

vereinfachte Behandlung des Strahlungstransportes,<br />

auf der die Ableitung der Wolkeneigenschaften<br />

beruht. Folgende Annahmen bilden hier<br />

immer die Grundlage:<br />

- Innerhalb eines Bildelementes sind die abzuleitenden<br />

Eigenschaften homogen und<br />

- einzelne Bildelemente sind unabhängig voneinander,<br />

das heißt, es findet kein horizontaler Netto-Austausch<br />

von Strahlung zwischen den Bildelementen statt.<br />

Der Strahlungstransport wird also hier als eindimensionales<br />

Problem betrachtet. Beide Annahmen sind nicht<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

23


24<br />

wir<br />

realistisch, da Wolken auf allen Skalen inhomogen<br />

sind und der Photonentransport unbeschränkt in alle<br />

Raumrichtungen stattfindet (siehe Abb. 4). Es entstehen<br />

Unsicherheiten, die von der räumlichen Auflösung<br />

der Messung und der nicht aufgelösten Inhomogenität<br />

abhängig sind. Je größer ein Bildelement, desto größer<br />

ist die unter Umständen darin verborgene Variabilität<br />

und desto größer wird der so verursachte systematische<br />

Fehler. Der Einfluss des ebenfalls nicht zu vernachlässigenden<br />

Horizontaltransports äußert sich z.B. in hellen<br />

Flanken und dunklen Schattenbereichen, die als optisch<br />

dicke bzw. dünne Wolken missinterpretiert werden<br />

können. Diese Variabilität führt zu einer Unsicherheit<br />

bei der Ableitung von Wolkeneigenschaften für das jeweilige<br />

Bildelement, die umso größer ist je kleiner das<br />

Bildelement und damit der Einfluss der Umgebung.<br />

Durch die Zunahme des ersten Fehlers, des „planeparallel“<br />

Fehlers, und die Abnahme des zweiten, des<br />

„independent pixel“ Fehlers, ergibt sich die optimale<br />

Auflösung der passiven Wolkenfernerkundung bei der<br />

Größenordnung 1 km.<br />

Die Quantifizierung dieser Unsicherheiten wird in<br />

Zukunft die Grundlage für die Aufnahme einer Fehlerinformation<br />

in die betroffenen operationellen Fern-<br />

Mitteilung des Kassenwartes<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Abb. 4: Schematische Darstellung der Fehler der Standard-Fernerkundungsverfahren<br />

in Abhängigkeit von der Größe der Bildelemente. Klassische<br />

Wolkensensoren liegen im Bereich des skizzierten Minimums.<br />

erkundungsprodukte sein. Darüber hinaus werden auf<br />

Basis dieser Studien neue, vorerst experimentelle Verfahren<br />

entwickelt, die explizit den dreidimensionalen<br />

Strahlungstransport in inhomogenen Wolken berücksichtigen.<br />

Liebe Mitglieder der <strong>DMG</strong>,<br />

vor kurzem haben Sie alle Ihre diesjährige <strong>DMG</strong>-Beitragsrechnung erhalten. Die einzelnen Beitragsklassen sowie der Abonnementspreis<br />

für die „<strong>Meteorologische</strong> Zeitschrift“ (MetZet) wurden auf der <strong>DMG</strong>-Mitgliederversammlung am 24.09.2003<br />

anlässlich der 6. <strong>Deutsche</strong>n Klimatagung in Potsdam neu festgelegt. Die gültige <strong>DMG</strong>-Beitragstabelle ist veröffentlich unter:<br />

www.dmg-ev.de/gesellschaft/mitgliedschaft/beitragsstruktur.htm<br />

Hier meine Bitten an Sie als <strong>DMG</strong>-Kassenwart:<br />

1. Diejenigen Mitglieder, die mir für ihre Beitragszahlungen Lastschriftermächtigung erteilt haben, brauchen nichts Weiteres<br />

zu veranlassen. Die sogenannten „Rechnungszahler“ werden dagegen um eine rasche Erledigung ihrer Überweisung<br />

gebeten. Satzungsgemäß muss das Beitragskonto zum 31. März eines Jahres ausgeglichen sein.<br />

2. Bei Überweisungen von einem ausländischen Konto vermerken Sie bitte auf dem dort gültigen Überweisungsvordruck:<br />

IBAN: DE72 50<strong>01</strong> 0060 0<strong>01</strong>4 5096 00, SWIFT-Code: PBNKDEFF. Bitte vergessen Sie auch hier Ihre <strong>DMG</strong>-<br />

Mitgliedsnummer nicht.<br />

3. Sollten Sie bei den Angaben auf der Rechnung Unstimmigkeiten entdecken: nicht korrekte Anschrift,<br />

falscher oder fehlender akademischer Grad oder abgelaufene Bankverbindung, so lassen Sie es mich bitte<br />

wissen. Bedenken Sie bitte, dass die Banken bei einem Lastschriftabruf von einem nicht mehr gültigen Konto<br />

die <strong>DMG</strong>-Kasse mit Gebühren in Höhe von mindestens 10,-- € belasten. Sollten Sie einen Nachsendeantrag<br />

bei der <strong>Deutsche</strong>n Post gestellt haben, so bedenken Sie bitte, dass dieser nur eine „endliche“ Laufzeit hat.<br />

Ich würde mich daher freuen, wenn ich zeitnah zu Ihrem Umzug Ihre neue Anschrift erhalten würde. Auch dies erspart<br />

zusätzliche Arbeit.<br />

4. Ihre Beitragszahlung wie auch die Kosten für das Abonnement der <strong>Meteorologische</strong>n Zeitschrift können Sie bei Ihrer<br />

alljährlichen Steuererklärung geltend machen. Dazu habe ich auf der Rückseite der Beitragsrechnung die zurzeit gültige<br />

Spendenbescheinigung abgedruckt. Werfen Sie daher die Beitragsrechnung nicht fort, sondern legen Sie diese bitte nach<br />

Erledigung zu Ihren Steuerunterlagen. Eine nachträgliche Ausstellung einer Spendenbescheinigung verursacht zusätzliche<br />

Kosten, die für andere <strong>DMG</strong>-Aktivitäten nicht zur Verfügung stehen.<br />

Elmshorn, im März <strong>2008</strong><br />

Ihr <strong>DMG</strong>-Kassenwart<br />

H. D. Behr<br />

kassenwart@dmg-ev.de


Mitglieder<br />

Geburtstage<br />

75 Jahre<br />

Edith Feike, 13.2.1933, ZVH<br />

Dr. Gerhard Scheibe, 12.1.1933, ZVL<br />

Dr. Albrecht Schumann, 17.2.1933, ZVL<br />

Hans Joachim Seifert, 28.2.1933, ZVBB<br />

76 Jahre<br />

Dieter Eickelpasch, 8.1.1932, ZVR<br />

Dr. Eginhard Peters, 17.2.1932, ZVBB<br />

77 Jahre<br />

Dr. Benno Barg, 21.2.1931, ZVBB<br />

Prof. Dr. Wolfgang Krauß, 1.1.1931, ZVH<br />

Dr. Dieter Lorenz, 12.1.1931, ZVM<br />

Dr. Helga Naumann, 16.1.1931, ZVL<br />

78 Jahre<br />

Prof. Dr. Karl Höschele, 28.2.1930, ZVF<br />

Christa Lenk, 20.3.1930, ZVL<br />

Prof. Dr. Hans R. Pruppacher, 23.3.1930, ZVF<br />

79 Jahre<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Bolle, 29.1.1929, ZVM<br />

Reiner Kausch-Blecken v. Schmeling, 13.2.1929,ZVH<br />

80 Jahre<br />

Paul Schlaak, 10.1.1928, ZVBB<br />

81 Jahre<br />

Manfred Ernst Reinhardt, 26.1.1927, ZVM<br />

82 Jahre<br />

Prof. Dr. Wolfgang Böhme, 11.3.1926, ZVBB<br />

83 Jahre<br />

Dr. Ingrid Buschner, 3.3.1925, ZVF<br />

Prof. Dr. Christian Hänsel, 12.1.1925, ZVL<br />

Dr. Günther Quilitzsch, 22.3.1925, ZVM<br />

87 Jahre<br />

Hermann Heß, 5.3.1921, ZVF<br />

Prof. Dr. Hermann Pleiß, 26.02.1921,ZVL<br />

88 Jahre<br />

Heinrich Kaldik , 1.3.1920, ZVR<br />

Otto Karl, 10.1.1920, ZVM<br />

89 Jahre<br />

Günter Höhne, 1.3.1919, ZVBB<br />

97 Jahre<br />

Werner Berth, 17.1.1911, ZVBB<br />

In Memoriam<br />

Dr. Dr. hc Albert Baumgartner, ZVM<br />

*13.11.1919<br />

†6.3.<strong>2008</strong><br />

Klaus Dieter Ernst Britzkow, ZVBB<br />

*23.8.1921<br />

†5.2.<strong>2008</strong><br />

Prof. Dr. Josef van Eimern, ZVM<br />

*16.3.1921<br />

†10.1.<strong>2008</strong><br />

neu eingetreten in 2007<br />

Guido Luft, ZVF<br />

Mario Mech, ZVR<br />

Stefanie Meul, ZVM<br />

Andreas Müller, ZVF<br />

Dr. Wilfried Niesen, ZVBB<br />

Sophie Oberländer, ZVBB<br />

Dirk Ockel, ZVR<br />

Heinz Oehmig, ZVBB<br />

Anne-Kartrin Prescher, ZVL<br />

Dr. Bernhard Reichert, ZVF<br />

Stefanie Rentz, ZVB<br />

Gernot Richter, ZVH<br />

Kathrin Riemann, ZVH<br />

Claude Rominger, ZVM<br />

Ole Ross, ZVH<br />

Sebastian Schemm, ZVM<br />

Oliver Schlenczek, ZVF<br />

Anna-Liesa Schmager, ZVH<br />

Nadine Schneider, ZVH<br />

Stefan Schneider, ZVH<br />

Helmut Schoettler, ZVH<br />

Jan-Bernd Schröer, ZVR<br />

Mattis Schütze, ZVH<br />

Katharina Selent, ZVH<br />

Dr. Thomas Spangehl, ZVBB<br />

AlrunTessendorf, ZVH<br />

Amelie Tetzlaff , ZVH<br />

Dr. Susanne Theis, ZVF<br />

Rolf Jochen Thiele,ZVR<br />

Insa Thiele, ZVR<br />

Malte Uphoff, ZVH<br />

Elisabeth Viktor, ZVH<br />

Ulrike Vogelsberg, ZVL<br />

Björn Witha, ZVH<br />

Franziska Wittke, ZVH<br />

wir<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

25


26<br />

wir<br />

Nachruf für Dr. Heinrich Kruhl<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

A. Kresling<br />

Hamburg<br />

Am 6. November 2007 ist unser Mitglied Dr. Heinrich<br />

Kruhl im Alter von 95 Jahren nach kurzer, schwerer<br />

Krankheit verstorben. Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung<br />

fand auf dem Friedhof in Reinbek bei Hamburg<br />

statt. Dr. Kruhl war seit 1960 Mitglied der <strong>DMG</strong>.<br />

Heinrich Kruhl wurde am 1.8.1912 in Danzig geboren.<br />

Sein Vater war Schiffbauingenieur in Danzig und<br />

später in Wilhelmshaven. Dadurch wurden ihm die<br />

Schifffahrt, die See und die Küste schon in sehr jungen<br />

Jahren vertraut. Nach dem Abitur in Lübeck 1930<br />

studierte Heinrich Kruhl Geographie, Physik und Mathematik<br />

an den Universitäten München, Berlin und<br />

Hamburg. Dort legte er 1935 das Staatsexamen ab.<br />

Nach dem Militärdienst trat er 1936 in den Reichswetterdienst<br />

ein. Heinrich Kruhl wurde in den Fliegerhorstwetterwarten<br />

Warnemünde und Dievenow<br />

(jetzt polnisches Seebad) und in der Seefliegerschule<br />

auf Rügen eingesetzt. In den Kriegsjahren verrichtete<br />

er in der Flugwetterwarte Hamburg-Fuhlsbüttel seinen<br />

Dienst. 1945 kam Heinrich Kruhl über die Wetterwarte<br />

Schleswig nach List/Sylt zum Britischen Wetterdienst,<br />

1946 dann zum Seewetterdienst, der in einer Behelfsunterkunft<br />

in Quickborn von M. Rodewald wieder eingerichtet<br />

worden war. 1946 übernahm Heinrich Kruhl<br />

auch die Position eines Wissenschaftlichen Assistenten<br />

am Geophysikalischen Institut der Universität Hamburg<br />

unter P. Raethjen. In dieser Zeit schrieb er seine<br />

Dissertation über „Die Zirkulation der oberen Atmosphäre“.<br />

Am 1.4.1948 wurden die kriegsbedingt über Hamburg<br />

verteilten Dienststellen im heutigen Seewetteramt<br />

vereint, das bis zur Gründung des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes<br />

am 1.1.1953 zum MANWD (<strong>Meteorologische</strong>s<br />

Amt für Nord-West-Deutschland) in der Britischen<br />

Besatzungszone gehörte.<br />

Das Seewetteramt war fast 30 Jahre lang seine berufliche<br />

Heimat. In den 50er Jahren unternahm Dr.<br />

Heinrich Kruhl viele Reisen als Bordmeteorologe auf<br />

Fischereiforschungsschiffen und Fischereischutzbooten.<br />

Von 1950 an gehörte H. Kruhl zusammen mit F.<br />

Krügler, G. Roediger und H.O. Mertins etwa 10 Jahre<br />

lang zu den Pionieren, die die persönliche Präsentation<br />

der Fernsehwetterkarte auf den Weg brachten, bis deren<br />

Produktion schließlich nach Frankfurt verlegt wurde.1960<br />

übernahm Dr. Heinrich Kruhl das Dezernat<br />

„Seewetterdienst“ und 1970 bis zu seiner Versetzung<br />

in den Ruhestand 1977 die Leitung der Abteilung Wetterberatungsdienst<br />

des Seewetteramtes.<br />

Dr. Heinrich Kruhl war ein Synoptiker der „alten<br />

Schule“. Sein wissenschaftliches Interesse, oft ausge-<br />

Dr. Heinrich Kruhl im Seewetteramt, 1974<br />

löst durch synoptische Fehleinschätzungen, galt insbesondere<br />

der Entwicklung von „Warmfrontwellen“, der<br />

„induzierten Zyklogenese“ mit der Entstehung warmer<br />

Hochdruckgebiete und den Rückseitenstürmen von<br />

Orkantiefs und schweren Sturmtiefs. Die Kenntnisse<br />

und Erfahrungen auf diesem Gebiet konnte er häufig<br />

in die Tat umsetzen und sie ermöglichten ihm schon<br />

damals, als es noch keine oder noch keine brauchbaren<br />

numerische Vorhersagen gab, die Vorhersage schwerer<br />

Stürme mit sehr schweren Nordsee-Sturmfluten, wie<br />

im Februar 1962 und am 3.1.1976.<br />

Ende der 50er Jahre führte Dr. Heinrich Kruhl nach einer<br />

längereren Erprobungsphase den meteorologischen<br />

Schiffsroutenberatungsdienst ein. Anstöße hierzu kamen<br />

von Prof. Dr. H.U. Roll, dem damaligen Leiter des<br />

Seewetteramtes, der in den USA das Routeing-Verfahren<br />

nach R.W. James kennen gelernt hatte. Nach Besuchen<br />

beim Hydrographic Office in Washington und im<br />

Routeing Centre in De Bilt konnte Dr. Heinrich Kruhl<br />

die Verfahrensweisen ausbauen, so dass Ende 1959 der<br />

Routenberatungsdienst routinemäßig aufgenommen<br />

werden konnte. Eine besondere Herausforderung war<br />

die Beratung für die Verschleppung und den Aufbau<br />

der Forschungsplattform Nordsee nordwestlich von<br />

Helgoland 1975, wo er sich ganz persönlich in die Beratung<br />

einbrachte. Schließlich ging es um ein Objekt<br />

von einem zweistelligen Millionenbetrag.<br />

In der Zeit nach seiner Versetzung in den Ruhestand<br />

widmete sich Dr. Heinrich Kruhl neben synoptischen<br />

und anderen meteorologischen Themen auch neuen<br />

Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Atomphysik<br />

und der Astrophysik. Weitere Gebiete, die ihn<br />

beschäftigten, waren Evolutionstheorie, Verhaltensforschung<br />

und sozialkritische Themen, wie zum Beispiel<br />

die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die<br />

Massenmedien.


Nachruf für Dr. Erich Süssenberger<br />

Wolfgang Kusch<br />

Offenbach<br />

Die wechselvollen Schwankungen beim Wetter und in<br />

der Weltpolitik hat Dr. Erich Süssenberger bis zuletzt<br />

mit Interesse verfolgt. Am 1. Dezember 2007 starb der<br />

frühere Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes im Alter<br />

von 96 Jahren.<br />

Erich Süssenbergers Lebensweg war schon früh mit<br />

der Meteorologie und mit Offenbach verbunden. Zum<br />

ersten Mal gefunkt hatte es bei einem Schulausflug ins<br />

Taunusobservatorium auf dem Kleinen Feldberg. Als<br />

Erich Süssenberger 17 Jahre alt war, zog seine Mutter<br />

mit ihm von Mainz nach Offenbach. Nach dem Abitur<br />

fuhr er jeden Tag von hier aus zum Studium nach<br />

Frankfurt, bis er 1935 als Doktor der Meteorologie<br />

Mitarbeiter des Marine-Observatoriums in Wilhelmshaven<br />

wurde und später nach Hamburg zog.<br />

Eine für seinen weiteren Lebensweg schicksalhafte<br />

Begegnung machte Erich Süssenberger während des<br />

Krieges in Norwegen. Dort lernte er den Luftwaffen-<br />

Meteorologen Georg Bell kennen. Als der <strong>Deutsche</strong><br />

Wetterdienst 1952 unter dem Dach des Bundesverkehrsministeriums<br />

entstand, gehörte Bell zu den Pionieren<br />

dieses Aufbaus. Er holte den Kollegen Süssenberger,<br />

der inzwischen beim Wetterdienst der britischen Zone<br />

in Hamburg für die Beratung der Berliner Luftbrücke<br />

tätig war, als seinen Mitarbeiter nach Bonn. Gemeinsam<br />

betrieben Bell und Süssenberger die Ansiedlung<br />

des Wetterdienstes in Offenbach.<br />

1955 dann stiegen Georg Bell zum Präsidenten der nationalen<br />

Behörde und Erich Süssenberger zu seinem<br />

Nachfolger im Ministerium auf – der einzige Naturwissenschaftler<br />

unter vielen Juristen.<br />

Als Bell elf Jahre später – im Jahr 1966 - in Ruhestand<br />

ging, folgte ihm Erich Süssenberger auf den Präsidentenstuhl<br />

für ebenfalls elf Jahre. Ihm wurde zuteil,<br />

was Beamten selten vergönnt ist: Die Bundesregierung<br />

verlängerte seine Dienstzeit um ein Jahr über die Altersgrenze<br />

hinaus. So konnte Süssenberger noch für<br />

seinen Nachfolger den Weg in internationale Gremien<br />

bahnen.<br />

Knapp ein halbes Jahrhundert lang war Erich Süssenberger<br />

mit der Meteorologie und dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wetterdienst eng verbunden. Das begann mit dem Studium<br />

der Meteorologie in den 1930er Jahren, reichte<br />

über den Eintritt in den Wetterdienst am damaligen<br />

Frankfurter Flughafen Rebstock als Praktikant im Jahr<br />

1935 bis hin zum Ende seiner Dienstzeit als Präsident<br />

des DWD im Februar 1977. In dieser Zeitspanne hatte<br />

sich das Berufsbild der Mitarbeiter des Wetterdienstes<br />

grundlegend gewandelt. Wer ahnte um 1930, dass die<br />

Atmosphäre heute aus dem Weltall ständig beobachtet<br />

und vermessen wird, wer hatte die Vorstellung, dass<br />

Vorgänge in der Atmosphäre nun präzise und schnell<br />

wir<br />

rechnerisch simuliert werden? Dr. Süssenberger erahnte<br />

frühzeitig die Möglichkeiten und ebnete dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wetterdienst den Weg zum Einsatz moderner<br />

Technik.<br />

Überseeische Verbindungen nach Washington,<br />

Sammelverbindung nach Nairobi, Israel und China,<br />

internationaler Austausch junger Meteorologen,<br />

weltweite Wetterforschung, die Entwicklung des Satellitenprogramms<br />

mit dem „Blick hinter die Wolken“,<br />

die vollautomatische Großrechenanlage in Offenbach,<br />

Messstellen im Dienste des Umweltschutzes, Nachrichtenaustausch<br />

der „Welt-Wetter-Wacht“ – das sind<br />

Stichworte, ja Meilensteine aus der vier Jahrzehnte<br />

währenden Dienstzeit von Erich Süssenberger.<br />

Einen Großteil seiner Arbeitskraft verwandte der<br />

dritte Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes dabei<br />

auf die internationale Zusammenarbeit und Vernetzung<br />

der nationalen Wetterdienste. Über zwei Jahrzehnte<br />

hinweg wirkte er in den obersten Gremien der Weltorganisation<br />

für Meteorologie bei fast allen wesentlichen<br />

Entscheidungen mit. Er half, Vorurteile abzubauen und<br />

ein gutes Arbeitsklima mit den anderen Delegationen<br />

herzustellen. Verbindungen zu ausländischen Kollegen<br />

waren für ihn nicht lediglich eine Routinesache,<br />

sondern erwuchsen aus starkem persönlichen Engagement.<br />

Die internationale Wertschätzung seiner Person<br />

übertrug sich nachhaltig auch auf „seinen <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wetterdienst“<br />

Unvergessen bleibt auch sein historischer Beitrag<br />

als eine treibende, visionäre Kraft zur Verwirklichung<br />

des „Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage<br />

EZMW“, dessen erster Ratsvorsitzender er<br />

1973 wurde. Damit verhalf er der europäischen Idee im<br />

Bereich der Wetterdienste zum Durchbruch. „Das war<br />

das Größte, was wir auf die Beine gebracht haben“,<br />

sagte er noch Jahre später. Unterlegen war er lediglich<br />

bei seinem Bemühen, das Zentrum nach Deutschland<br />

zu holen. Die Stadt Reading nahe London bekam den<br />

Zuschlag.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

27


28<br />

wir<br />

Weggefährten beschreiben Erich Süssenberger als<br />

„offenen, humorvollen und charaktervollen Menschen“.<br />

Übereinstimmend wird er geschildert als ein<br />

Mann des „klaren, sachlichen Urteils“ - und als jemand,<br />

der „sich stets für das Wohl des Personals einsetzt“.<br />

Schon im Bonner Ministerium lagen ihm die<br />

großen und kleinen Sorgen des Wetterdienstes sehr am<br />

Herzen. Und er zeigte Anfang der 70er Jahre „Verständnis<br />

für die Mentalität der Jugend“, konnte jungen<br />

Beschäftigten das Gefühl vermitteln, dass „der Dienst<br />

in seiner Fürsorge alles tut, was er kann...“.<br />

Elf Jahre war er als DWD-Präsident zu Tagungen<br />

und Kongressen geflogen, ohne etwas von den Ländern<br />

gesehen zu haben. Als Pensionär nahm er sich<br />

die Zeit, das nachzuholen. Er fuhr mit seiner Frau vier<br />

Wochen durch die USA, danach gingen die beiden auf<br />

eine dreimonatige Schiffsreise nach Australien. Die<br />

Klimazonen und „Wetterküchen“ der Welt beim langsamen<br />

Durchqueren hautnah zu erleben, das war ihm<br />

den Zeitaufwand wert und sein grandioser Abschied<br />

vom Wetter.<br />

„Freude und Befriedigung in diesem schönen Beruf“<br />

habe er auf seinem langen Berufsweg erlebt. Mit<br />

diesen Worten verabschiedete sich der 66jährige im<br />

<strong>DMG</strong> Vorstandswahl <strong>2008</strong><br />

Aufruf zur Benennung von Kandidaten<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Februar 1977 aus dem Amt. 15 Jahre nach seinem Eintritt<br />

in den Ruhestand sagte er noch: „Ich bin mit der<br />

Meteorologie verheiratet!“ Der Pensionär pflegte noch<br />

lange freundschaftliche Kontakte mit ausländischen<br />

Kollegen und Partnern. Das Wetter aber wurde einer<br />

von vielen Aspekten des Alltags, wenn auch der Bewegungsradius<br />

des Vielgereisten in den zurückliegenden<br />

Jahren kleiner wurde. Nun boten eine ständig wachsende<br />

Bibliothek, Konzertbesuche in der Alten Oper<br />

in Frankfurt am Main, die Familie mit den zwei Kindern<br />

und vier Enkelkindern oder aber der Garten die<br />

Anregungen. Dabei erzählte er mit so viel Wärme und<br />

so lebhaft über Sträucher und Baumschnitt, wie früher<br />

über die Meteorologie. „Vielleicht kommt da Erbgut<br />

hervor“, spekulierte er schmunzelnd im Alter von 83<br />

Jahren im Gespräch mit einem Journalisten. Beide<br />

Großväter waren noch Bauern in Rheinhessen. Und<br />

auch Bauern leben ja bekanntlich in enger Bindung<br />

zum Wetter.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> Wetterdienst wird seinen früheren<br />

Präsidenten Dr. Erich Süssenberger als einen der Väter<br />

und Wegbereiter des nationalen Wetterdienstes der<br />

Bundesrepublik Deutschland in Erinnerung behalten.<br />

Die Amtszeit des gegenwärtigen Vorstands endet am 31. Dezember <strong>2008</strong>. Gemäß § 8.4, 8.6 und 11.2 der Satzung<br />

ist ein neuer Vorstand (Vorsitzender, Schriftführer, Beisitzer und Kassenwart sowie Vertreter für die drei letztgenannten<br />

Ämter) in einer Urabstimmung durch die Mitglieder der <strong>DMG</strong> zu wählen. Die Amtszeit läuft von 2009<br />

bis 2<strong>01</strong>1. Für die Durchführung der Wahl wurde vom Vorstand ein Wahlausschuss gebildet. Der Wahlausschuss<br />

bittet um Einreichung von Vorschlägen für die Zusammensetzung des Vorstandes bis zum 31. Mai <strong>2008</strong> an den<br />

Wahlausschuss<br />

Vorsitz:<br />

Prof. Dr. Manfred Wendisch<br />

Institut für Physik der Atmosphäre<br />

Universität Mainz<br />

Becherweg 21<br />

55099 Mainz<br />

Der Wahlvorschlag muss enthalten:<br />

• Namen des/der Kandidaten<br />

• die schriftliche Zustimmung des/der Kandidaten zu ihrer Nominierung<br />

Der Vorschlag muss von mindestens 20 Mitgliedern der <strong>DMG</strong> durch die Unterschrift (lesbar) getragen werden.<br />

Prof. Dr. Manfred Wendisch<br />

Vorsitzender des Wahlausschusses


Rezensionen<br />

medial<br />

„Klima –Wandel – Alpen, Tourismus und Raumplanung im Wetterstress“<br />

CIPRA Tagungsband 23/2006,<br />

oekom verlag München, 2006,<br />

144 S., 24,90 €<br />

Birger Tinz<br />

Das 2006 erschienene Buch „Klima – Wandel - Alpen“<br />

enthält Vorträge, die auf der CIPRA-Jahrestagung vom<br />

18. – 20. Mai 2006 in Bad Hindelang (Deutschland) gehalten<br />

wurden. CIPRA steht für „Commission Internationale<br />

pour la Protection des Alpes“, also einen multinationalen<br />

und interdisziplinären Verbund, der sich der<br />

nachhaltigen Entwicklung der Alpen verschrieben hat.<br />

CIPRA betreibt eine mehrsprachige Informationsplattform<br />

für die acht Alpenländer (http://www.cipra.de).<br />

Das 144 Seiten umfassende Buch spannt den weiten Bogen<br />

vom globalen Klimawandel und seinen regionalen<br />

Auswirkungen hin zu Klimaschutzmaßnahmen sowie<br />

Möglichkeiten der Anpassung unter besonderer Berücksichtigung<br />

des Tourismus. Es enthält eine Vielzahl<br />

von meist farbigen Fotos, Grafiken, Karten und Zeichnungen.<br />

Sympathisch wirken die Fotos der Autoren aus<br />

Deutschland, der Schweiz, Österreich, Liechtenstein,<br />

Slowenien und den USA im Passbildformat sowie die<br />

Angabe deren Adresse.<br />

Das Buch wendet sich insbesondere an die CIPRA-<br />

Gemeinde in den Alpenländern, es gibt z.B. den Entscheidungsträgern<br />

in den einzelnen Gemeinden konkrete<br />

Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung. Aber auch<br />

der Wissenschaftler profitiert von den zahlreichen Fallbeispielen.<br />

In den vier Beiträgen des Vorwortes kommen<br />

Repräsentanten der CIPRA und der Politik, u.a. der<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zu Wort.<br />

Die zehn Abschnitte im Kapitel „Klimawandel und<br />

Klimaschutz“ widmen sich dem den Auswirkungen des<br />

Klimawandels auf den Alpenraum und Klimaschutz-<br />

und Anpassungsstrategien (Prof. Wolfgang Seiler) sowie<br />

einer ganzen Anzahl von konkreten Fallbeispielen.<br />

Besonders bemerkenswert ist das Beispiel der Gemeinde<br />

Wildpoldsried, wo das Zweieinhalbfache des Strombedarfs<br />

vor Ort regenerativ in Kleinanlagen produziert<br />

wird.<br />

Dem Thema „Naturgefahrenplanung“ sind 14 Beiträge<br />

zugeordnet. Prof. Gerhard Berz erläutert die besondere<br />

Gefährdung des Alpenraumes durch Naturkatastrophen<br />

und Klimawandel. In einem Betrag von Matja Harmel<br />

wird auf den geringen Stellenwert der Raumplanung in<br />

Slowenien verwiesen, die eine entscheidende Voraussetzung<br />

für eine nachhaltige Entwicklung ist.<br />

Risiken und Chancen des Klimawandels für den<br />

„Tourismus“ werden in 14 Beiträgen thematisiert.<br />

Während der Wintertourismus wenig überraschend als<br />

„Verlierer“ identifiziert wird, könnte der Sommertourismus<br />

profitieren, da es am Mittelmeer zu heiß wird<br />

(Jaqueline Hamilton). Als Anpassungsmaßnahmen im<br />

Winter werden eine stärkere Beschneiung und sogar ein<br />

Skifahren unter Plexiglas diskutiert, als nachhaltiger<br />

für tiefe und mittlere Lagen werden jedoch alternative<br />

Sportarten und Wellness empfohlen.<br />

Das Buch sei jedem an Klimawandel und Umweltschutz<br />

interessierten Wissenschaftler, Entscheidungsträger<br />

sowie interessierten Laien ans Herz gelegt. Es<br />

entspricht dem aktuellen Stand der Forschung und es<br />

wird zutreffend mehrfach betont, dass es heute darauf<br />

ankommt, parallel sowohl Klimaschutzmaßnahmen anzuwenden,<br />

als auch sich an den bereits unvermeidlichen<br />

Klimawandel anzupassen.<br />

Mängel beschränken sich auf einige schlecht lesbare<br />

Grafiken (z.B. S. 83 auf Grund fehlender Achsenbeschriftung<br />

nicht interpretierbar) sowie „gängige“ populärwissenschaftliche<br />

Vereinfachungen (Ziel ist es<br />

den Treibhauseffekt zu reduzieren – dann müssten der<br />

Atmosphäre netto Treibhausgase entzogen werden [S.<br />

16], Holz ist klimaneutraler Brennstoff – wenn man von<br />

Transport und Verarbeitung sowie Verteilung absieht<br />

[S. 42], Bergwald ist CO 2 -Senke – gilt nur für wachsenden<br />

Jungwald [S. 57]) sowie unglückliche Formulierungen<br />

(Flüsse müssen Funktionen erfüllen).<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

29


30<br />

medial<br />

Heiter bis wolking<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Karsten Schwanke: Heiter bis wolkig.<br />

Blitzgescheites und Kurioses über<br />

das Wetter. Ehrenwirth-Verlag, 2007,<br />

160 Seiten, 12,95 €<br />

Jörg Rapp<br />

Das Buch des Diplom-Meteorologen Karsten Schwanke<br />

steckt voller Überraschungen. Wer kennt schon die<br />

Schutzheiligen fürs Wetter? Wer erinnert sich noch,<br />

wie wirklich Schnee entsteht (nämlich durch Frau Holle)<br />

oder welche Klassikstücke sich mit dem Winterwetter<br />

beschäftigen? Für Abwechslung ist in hohem Maße<br />

gesorgt, wenn das Wetter Geschichte und Geschichten<br />

schreibt. So kann es vorkommen, dass direkt nachdem<br />

aus Goethes Faust („Vom Eise befreit sind Strom und<br />

Klimaforschung in der DDR – Ein Rückblick<br />

Peter Hupfer (Koord.): Geschichte der Meteorologie in<br />

Deutschland, Band 8: Klimaforschung in der DDR – Ein<br />

Rückblick. Selbstverlag des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes,<br />

2007, 252 Seiten, 57,20 €<br />

Peter Winkler<br />

In der vom <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienst herausgegebenen<br />

Reihe zur Geschichte der Meteorologie in Deutschland<br />

trägt der Ende 2007 erschienene Band 8 den in der<br />

Überschrift genannten Titel und wurde ausgearbeitet<br />

von Peter Hupfer und 37 Mitautoren. Der Band ist in<br />

elf Kapitel mit unterschiedlichem Umfang gegliedert<br />

und zeigt, in welcher Breite das Gesamtfeld der mit<br />

dem Klima zusammenhängenden Gesichtspunkte in der<br />

DDR behandelt wurde. Ergänzt ist die Darstellung mit<br />

einem ausführlichen Literaturverzeichnis, einer Zusammenstellung<br />

von in der DDR verlegten Büchern zu Themen<br />

mit Bezug zum Klima und einem Verzeichnis der<br />

einschlägigen Dissertationen und Habilitationen sowie<br />

einem Autorenverzeichnis, das ein wichtiges und unentbehrliches<br />

Orientierungsmittel ist. Insgesamt erreicht<br />

diese Arbeit einen Gesamtumfang von 250 Seiten und<br />

Bäche“) zitiert wurde, eine Zusammenstellung internationaler<br />

Rocksongs vom legendären „Blowin’ In The<br />

Wind“ bis „Rain Fall Down“ folgt.<br />

Diese kurzweilige Zusammenstellung von Geschichten,<br />

Gedichten, Fakten und Anekdoten wird ergänzt<br />

durch ganz persönliche Erlebnisse des Autors.<br />

So fehlen weder leckere jahreszeitliche Rezepte noch<br />

ein Auszug aus dem meteorologischen Wörterbuch der<br />

Eskimos. Ein Sammelsurium an Kuriosem und interessanten<br />

Tatsachen. Das Buch ergänzt in liebevoller Weise<br />

die Reihe aus Schotts Sammelsurien, Publikationen,<br />

die vor einigen Jahren schon Bestseller waren. Und wenig<br />

nur gibt es kritisch anzumerken, zum Beispiel, dass<br />

bei einzelnen Artikeln leider eine genaue Quellenangabe<br />

fehlt.<br />

Das ansprechend gestaltete und gebundene Buch ist<br />

ein wunderbares Geschenk, gerade auch von oder für<br />

Meteorologen, die „ihr“ Thema einmal nicht so Ernst<br />

nehmen wollen. Denn wie heißt es gleich bei Honoré de<br />

Balzac: „Ein gelehrter Müßiggänger gleicht einer Wolke<br />

ohne Regen.“<br />

in einer kurzen Besprechung kann die gesamte Breite<br />

des Werkes nur andeutungsweise beschrieben werden.<br />

Kapitel 1 gibt einen kurzen Überblick zur Gesamtentwicklung<br />

der Klimaforschung in der DDR (11 Seiten).<br />

Kapitel 2 ist mit Forschungen zum Klimasystem überschrieben<br />

(44 Seiten). Mit seinem großen Umfang stellt<br />

es zweifelsohne das Hauptkapitel der gesamten Arbeit<br />

dar, in welchem die Ergebnisse zu den vielfältigen,<br />

das Klima mitbestimmenden Atmosphärenprozessen<br />

geschildert werden: Solarterrestrische Prozesse, Strahlung,<br />

Wolken, Ozon, atmosphärische Trübung, Turbulenz,<br />

Schwerewellen, Energieaustausch über Gletschern<br />

sowie Kopplungen zwischen atmosphärischer und ozeanischer<br />

Zirkulation und Polarforschung sind nur einige<br />

Stichworte, die in diesem Kapitel behandelt werden.<br />

Kapitel 3 behandelt die Klimate der Erdgeschichte<br />

und historische Klimatologie (25 Seiten). Die großen<br />

Tagebaubetriebe der DDR legten geologische Aufschlüsse<br />

frei, die geradezu eine Herausforderung für<br />

paläoklimatologische Arbeiten waren. Im Teilabschnitt<br />

zur historischen Klimatologie wird die Auswertung<br />

besonderer, in Chroniken aufgezeichneter Wetterereignisse<br />

dargestellt.<br />

Kapitel 4 beinhaltet rezente Klimaschwankungen<br />

(13 Seiten). Hier geht es um Analysen von langen


Zeitreihen, aber auch um Trends in der mittleren<br />

Atmosphäre, Trends ozeanographischer Parameter und<br />

anthropogener Einflüsse auf das Klima.<br />

Kapitel 5 umfasst die Arbeiten zur allgemeinen Zirkulation<br />

der Atmosphäre (3 Seiten), d. h. Arbeiten zur<br />

Großwetterlage und zu Zirkulationsindizes.<br />

Kapitel 6 beschreibt klimatologisch relevante Ergebnisse<br />

der Hydrometeorologie (14 Seiten), also zu<br />

Starkniederschlägen inklusive orographischer Effekte,<br />

zur Messfehlerkorrektur (Windeinflüsse), zur Schneehydrologie<br />

und zur Verdunstung, wobei zu letzterer<br />

auch in Fortführung alter Arbeiten über 100-jährigen<br />

Zeitreihen entstanden sind.<br />

Kapitel 7 befasst sich mit den Auswirkungen von<br />

Klimaschwankungen (4 Seiten), worin Artenveränderungen<br />

von Meeresfauna und -flora angesprochen sowie<br />

sturm- oder eisbedingte Küstenveränderungen und<br />

phänologische Ergebnisse geschildert werden.<br />

Kapitel 8 trägt den Titel: Zirkulations- und Klimamodellierung<br />

(4 Seiten). Dieses Aufgabenfeld war<br />

wegen unzulänglicher Computerressourcen nur eingeschränkt<br />

behandelt worden. Dagegen wurden spezielle<br />

Modelle zur Hochatmosphäre oder zum „nuklearen<br />

Winter“ entwickelt sowie Modelle zur Beschreibung<br />

des Stadtklimas.<br />

Kapitel 9 beinhaltet die Untersuchung regionaler und<br />

spezieller Klimate (23 Seiten). Hier sind Arbeiten zum<br />

globalen Klima wie auch zum Klima der DDR entstanden.<br />

Dazu kommen aeroklimatische Ergebnisse, geländeklimatologische<br />

Arbeiten (auch Gebirge, Rauchschäden),<br />

zur Stadtklimatologie sowie zur Erstellung<br />

von Datensammlungen und Klimaatlanten.<br />

Kapitel 10 stellt die Erkenntnisse zum Mikroklima<br />

dar (4 Seiten), wie sie z.B. durch Unterschiede in der<br />

nächtlichen Inversionssausprägung entstehen und sich<br />

in der Tagesamplitude der Temperatur oder der Frosthäufigkeit<br />

ausprägen und auch Hangexpositionen berücksichtigen.<br />

Hinzu kommen Untersuchungen zum<br />

Küstenklima mit Details zur Periodik und Vertikalstruktur<br />

des Land-Seewind-Systems.<br />

Kapitel 11 widmet sich Spezialgebieten der Klimatologie<br />

wie Agrarmeteorologie, Bioklimatologie und<br />

technischer Meteorologie (27 Seiten). Zusätzlich sind<br />

Ergebnisse zur Transportmeteorologie, zur Baumeteorologie<br />

(z.B. Eisansatz), zur Energiegewinnung, und<br />

zum Klimaschutz erzielt worden.<br />

Das Literaturverzeichnis scheint trotz 70 Seiten Umfang<br />

noch nicht alle zum Klima gehörigen Arbeiten zu<br />

umfassen, denn immer wieder klingt in den Kapiteln<br />

an, dass auch international bedeutende Ergebnisse erzielt<br />

wurden, ohne dass die Publikationen auch tatsächlich<br />

genannt sind. Wer sich für einzelne Themen interessiert,<br />

wird anhand der gegebenen Autorenhinweise<br />

keine Schwierigkeiten haben, die relevanten Arbeiten<br />

auch zu finden.<br />

Dieser geschichtliche Überblick ist eine hervorragende<br />

Informationsquelle für alle, die sich Einblick in<br />

medial<br />

die Arbeiten der DDR zur Klimaforschung verschaffen<br />

wollen. Durch die Vielzahl der Autoren wechselt häufig<br />

der Stil, und wenn die Verständlichkeit gelegentlich<br />

leidet, ist das kein Mangel, denn wer sich über Details<br />

informieren will, muss ohnehin die Originalarbeiten<br />

lesen. Es wird auch ersichtlich, dass ein relativ kleines<br />

Land wie die DDR nicht alle Aktivitäten selbst finanzieren<br />

konnte. Manche Programme wie die Antarktisforschung<br />

liefen am Rande der finanziellen, nicht aber der<br />

geistigen Möglichkeiten der DDR bzw. ihrer Wissenschaftler<br />

und waren nur mit Hilfe sowjetischer Logistik<br />

möglich. Vielfach wurden zu DDR-Zeiten begonnene<br />

Arbeiten auch nach der Wiedervereinigung weitergeführt<br />

und so darf es nicht verwundern, wenn zahlreiche<br />

Ergebnisse auch aus jüngerer Zeit aufgenommen wurden.<br />

Manche Untersuchungen zur Langzeitentwicklung<br />

der Luftqualität (wie Aerosol, Spurengase, von denen<br />

wir wissen, dass sie langfristig das Klima beeinflussen)<br />

sind ausgelassen, Ergebnisse der Ozonforschung dagegen<br />

dargestellt worden. Man erfährt auch, dass manche<br />

Messergebnisse der Geheimhaltung unterlagen<br />

oder die genauere Untersuchung von Umweltschäden<br />

unerwünscht waren, was eine lobenswerte Ehrlichkeit<br />

der Arbeit erkennen lässt. Spezielle wichtige Themen<br />

wie z. B. Strahlungsklimatologie konnten nur redaktionell<br />

behandelt werden, obwohl hier eine lange Tradition<br />

bestand und Arbeiten von hohem Rang entstanden<br />

sind. Auch wenn die Rahmenbedingungen für einzelne<br />

Forschungsgebiete teilweise ungünstig waren, haben<br />

einige Wissenschaftler ausgesprochen produktiv gearbeitet.<br />

Eine große Auswahl an Abbildungen illustrieren<br />

die geschilderten Forschungsergebnisse, auch wenn<br />

gelegentlich die Beschriftung zu klein oder manchmal<br />

sogar abgeschnitten ist. Der Gesamteindruck ist, dass<br />

der historische Abriss zwar ein relativ vollständiges<br />

Bild liefert, aber doch noch manche Lücke aufweist,<br />

nicht etwa was die Thematik, sondern eher die Vollständigkeit<br />

der zu behandelnden Arbeiten betrifft.<br />

Zusammenfassende Übersichten in der hier vorliegenden<br />

Art werden nach meiner Ansicht immer wichtiger<br />

in einer Zeit, in der die aktuellen Fachpublikationen<br />

meist nur die Arbeiten der jüngsten Vergangenheit<br />

berücksichtigen. Häufig geraten ältere Arbeiten daher<br />

unverdientermaßen aus dem Blickfeld, weil es wegen<br />

des stetig wachsenden Zeitdrucks nicht immer gelingt,<br />

die älteren Publikationen durchzuarbeiten oder man<br />

davon ausgeht, ältere Arbeiten seien prinzipiell überholt.<br />

Um dennoch zu solchen Arbeiten auf einfache Art<br />

hingeführt zu werden, wird kein Lehrbuch benötigt,<br />

welches lediglich das meist von einem Autor zusammengetragene<br />

Wissen beinhaltet, sondern eine derartige<br />

historische Übersicht liefert rasch einen Einblick<br />

in eine Thematik, zu der die Einzelpublikationen in<br />

einer großen Zahl von Fachzeitschriften kaum noch zu<br />

überschauen sind. Dies erkannt, in Angriff genommen<br />

und koordiniert zu haben, ist das besondere Verdienst<br />

Peter Hupfers.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

31


32<br />

medial<br />

<strong>Meteorologische</strong> Zeitschrift, Vol. 16, Heft 6, Dezember 2007<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Eh r E n d o r F E r, ma r t i n; Er r i c o, ro n a l d m.: „The Seventh<br />

Workshop on Adjoint Applications in Dynamic<br />

Meteorology Special Issue”, 591–594.<br />

ma h F o u F, JE a n-Fr a n c o i s; Bi l o d E a u, BE r n a r d: “Further<br />

investigation on adjoint sensitivity of surface precipitation<br />

to initial conditions”, 595–605.<br />

do y l E, Ja m E s d.; am E r a u l t, cl a r k; rE y n o l d s, ca r ol<br />

y n a.: “Sensitivity analysis of mountain waves using<br />

an adjoint model”, 607-620<br />

Er r i c o, ro n a l d m.; gE l a r o, ro n a l d; no v a k o v s k a i a,<br />

El E n a; Todling, Ricardo: “General characteristics of<br />

stratospheric singular vectors”, 621–634.<br />

an c E l l, Br i a n c.; ha k i m, gr E g o r y J.: “Interpreting adjoint<br />

and ensemble sensitivity toward the development<br />

of optimal observation targeting strategies”, 635–642.<br />

ka m i n s k i, th o m a s; Bl E s s i n g, si m o n; giEring, ra l F;<br />

sc h o l z E, ma r k o; vo s s B E c k, mi c h a E l: “Testing the use<br />

of adjoints for parameter estimation in a simple GCM<br />

on climate time-scales”, 643–652.<br />

ha g E l, Ed i t; ho r a n y i, an d r a s: “The ARPEGE/ALA-<br />

DIN limited area ensemble prediction system: the impact<br />

of global targeted singular vectors”, 653–663.<br />

ma h i d J i B a, ah m E d ; Bu E h n E r, ma r k; za d r a, ay r t o n:<br />

”Excitation of Rossby-wave trains: optimal growth of<br />

forecast errors”, 665–673.<br />

va n d E r sc h r i E r, gE r a d; dr i J F h o u t, sy B r E n s.; haz<br />

E l E g E r, Wi l c o; no u l i n, lu d o v i c: “Increasing the Atlantic<br />

subtropical jet cools the circum-North Atlantic<br />

Region” 675–684.<br />

gE l a r o, ro n a l d; zh u, ya n q i u; Er r i c o, ro n a l d m.:<br />

“Examination of various-order adjoint-based approximations<br />

of observation impact”, 685–692.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

tr E m o l E t, ya n n i c k: “First-order and higher-order approximations<br />

of observation impact”, 693–694.<br />

Er r i c o, ro n a l d m.; ya n g, ru n h u a; ma s u t a n i, mic<br />

h i k o; Wo o l l E n, Jo h n s.: “The estimation of analysis<br />

error characteristics using an observation systems simulation<br />

experiment”, 695–708.<br />

ko c h, ro l a n d; WE i s s m a n n, ma r t i n; Eh r E n d o r F E r,<br />

ma r t i n: “Key analysis errors and airborne wind lidar<br />

observations”, 709–721.<br />

ho o g h o u d t, Ja n-ot t o; Ba r k m E i J E r, Ja n: “The interaction<br />

between the stratosphere and the troposphere as<br />

revealed by singular vectors”, 723–739.<br />

xu, li a n g; ro s m o n d, th o m a s; go E r s s, Ja m E s ; ch u a,<br />

Bo o n: “Toward a weak constraint operational 4D-<br />

Var system: application to the Burgers‘ equation”,<br />

741–753.<br />

Fl E t c h E r, st E v E n J.: “Implications and impacts of<br />

transforming lognormal variables into normal variables<br />

in VAR”, 755–765.<br />

Wa t k i n s o n, la u r a r.; la W l E s s, am o s s.; ni c h o l s,<br />

na n c y k.; ro u l s t o n E, ia n: “Weak constraints in fourdimensional<br />

variational data assimilation”, 767–776.<br />

va n vE l z E n, ni l s; vE r l a a n, ma r t i n: “COSTA a problem<br />

solving environment for data assimilation applied<br />

for hydrodynamical modelling”, 777–793.<br />

Eh r E n d o r F E r, ma r t i n: “A review of issues in ensemble-based<br />

Kalman filtering”, 795–818.


Werner Wehry<br />

Berlin<br />

Am 23. November 2007 fand im Hörsaal des Instituts<br />

für Informatik der FU Berlin das „Scherhag-Kolloquium“<br />

statt. Am 29. September 2007 wäre Prof. Dr.<br />

Richard Scherhag, der Gründer des Instituts für Meteorologie<br />

der Freien Universität Berlin, 100 Jahre alt<br />

geworden. Etwa 200 Personen erschienen und gaben<br />

dem Programm einen festlichen Rahmen. Unter ihnen<br />

waren viele ehemalige Studierende sowie Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und auch fast alle Aktiven des<br />

heutigen Instituts.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Dekan des<br />

Fachbereichs Geowissenschaften der FU Berlin, Prof.<br />

Dr. Ulrich Cubasch, berichtete Dr. Klaus Wege, ehemals<br />

Leiter des DWD-Observatoriums Hohenpeißenberg,<br />

von Reminiszenzen seiner Studienzeit im 1949<br />

von Richard Scherhag gegründeten Institut, wo er von<br />

1950 bis 1957 studiert hat. Nach einem Überblick<br />

über die wesentlichen wissenschaftlichen Leistungen<br />

Richard Scherhags vermittelte er den Zuhörern an Hand<br />

von Bildern seiner Mitstudierenden, von Institutsfeiern<br />

und Exkursionen die Stimmung und die sehr kollegiale<br />

Arbeitsweise in dem damals noch kleinen Institut.<br />

Schon bald nach der Gründung übernahm das Institut<br />

im Auftrag der Alliierten mit Hilfe weniger Lehrpersonen<br />

und der Studierenden die tägliche Aufgabe, für<br />

Berlin die Wettervorhersage zu erstellen, wozu auch<br />

die Warnungen vor Gefährdungen durch Wetterereignisse<br />

gehörten (s. den Bericht von Günter Warnecke,<br />

<strong>Mitteilungen</strong> der <strong>DMG</strong>, Heft 3/2007)<br />

Anschließend gab Prof. Dr. Horst Malberg einen<br />

kurzen Überblick über Leben und Werk Richard Scherhags.<br />

So sagte er: „Mit Richard Scherhag ehren wir<br />

nicht nur den Gründer dieses Instituts für Meteorologie<br />

der Freien Universität Berlin, sondern auch einen ganz<br />

großen Synoptiker. Sein Lehrbuch von 1948 „Neue<br />

Methoden der Wetteranalyse und Wetterprognose“ war<br />

wegweisend für die synoptischen Meteorologie und hat<br />

auch nach 60 Jahren in Bezug auf das Verständnis des<br />

Wettergeschehens nichts von seiner Faszination verloren.“<br />

1931 promovierte Richard Scherhag, 24-jährig, mit<br />

einer Arbeit über die atmosphärischen Zustände bei der<br />

Entstehung von Gewittern. Sein Berufsweg führte ihn<br />

über Essen und das Brocken-Observatorium zur <strong>Deutsche</strong>n<br />

Seewarte in Hamburg, wo ihn die Intensität der<br />

Elemente faszinierte. 1938/39 wurde er nach Berlin in<br />

die Analysenzentrale des Reichswetterdienstes versetzt.<br />

Nach dem Krieg war er mit am Aufbau des Wetterdienstes<br />

in der US-Zone in Bad Kissingen beteiligt.<br />

Der 1949 erstmals gedruckte „Tägliche Wetterbericht“<br />

tagungen<br />

Kolloquium aus Anlass des 100. Geburtstages<br />

von Richard Scherhag (29.9.1907–31.8.1970)<br />

Abb. 1: R. Scherhag und sein Freund und Kollege, Prof. Dr. Heinz<br />

Reuter aus Wien.<br />

mit Boden- und Höhenwetterkarten erfuhr weltweite<br />

Anerkennung.<br />

Die ersten 500-hPa-Karten waren ebenso eine Sensation<br />

wie die empirisch gewonnenen Erkenntnisse über<br />

den Zusammenhang der Divergenz des Srömungsfeldes<br />

mit der Zyklogenese, insbesondere mit der Entwicklung<br />

von Sturm- und Orkanzyklonen im Delta der Frontalzone.<br />

Von großer praktischer Bedeutung erwies sich<br />

dann die Erkenntnis über die Steuerung von Druckfall-<br />

und Drucksteiggebieten, also den Isallobaren, durch<br />

die Höhenströmung. Darauf aufbauend entwickelte<br />

Richard Scherhag 1938/39 die Bahn brechende Methode<br />

zur empirischen Konstruktion von 24-stündigen<br />

Bodenvorhersagekarten mittels graphischer Addition.<br />

Das Verfahren war in der Praxis 25 Jahre im Einsatz.<br />

Die Entdeckung der Stratosphärenerwärmung 1952,<br />

ein Jahr nach Beginn der Berliner Hochaufstiege, war<br />

eine wissenschaftliche Sensation. Horst Malberg fuhr<br />

fort: „Zusammenfassend möchte ich aus meiner Erfahrung<br />

über den Wissenschaftler Richard Scherhag sagen:<br />

• er war ein leidenschaftlicher Synoptiker,<br />

• ein erfahrener Klimadiagnostiker,<br />

• ein hervorragender Organisator und Drittmitteleinwerber,<br />

• ein motivierender Lehrer,<br />

• ein toleranter, aufgeschlossener Diskussionspartner,<br />

• ein wohlwollender und motivierender Chef und<br />

Lehrer<br />

• eine Autorität, ohne autoritär zu sein.“<br />

Als prominenter ehemaliger Studierender des Instituts<br />

brachte der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes,<br />

Dipl.-Met. Wolfgang Kusch, zunächst einige<br />

Reminiszenzen aus seiner Studienzeit und überreichte<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

33


34<br />

tagungen<br />

Abb. 2: Für die Monate Juni, Juli und August (JJA) sind für die Nordschweiz<br />

die Häufigkeiten der Sommer-Mitteltemperatur der Jahre 1864<br />

bis 1990 (Balken und Kurve) dargestellt, gesondert als rote Linien diejenigen<br />

der Jahre 1991 bis 2005.<br />

Prof. Ulrich Cubasch die gerahmte Wetterkarte vom<br />

29.9.1907, dem Geburtstag Richard Scherhags. Anschließend<br />

erläuterte er die Strategie des DWD für<br />

Wettervorhersage und Warndienst. Sie betrifft alle<br />

Realtime-Wettervorhersage- und Beratungsleistungen<br />

und schließt die numerische Modellentwicklung, die<br />

meteorologische Verfahrensentwicklung, den operationellen<br />

Vorhersage- und Warnprozess sowie die Kundenversorgung<br />

(Beratung und Vertrieb) ein. Unter Berücksichtigung<br />

der vorgegebenen Rahmenbedingungen<br />

wie gesetzliche Stellenkürzungen und Senkung der Betriebskosten<br />

hat sich der DWD für Wettervorhersage<br />

und Warndienst als strategische Ziele die Festigung<br />

seiner Position als nationaler Wetterdienst, die Verbesserung<br />

der Qualität von Wettervorhersagen und Warnungen<br />

mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung<br />

und die Gewährleistung einer hohen Betriebssicherheit<br />

und eines Ressourcen schonenden operationellen Betriebes<br />

gesetzt.<br />

Künftig wird eine weitgehend automatische Produktion<br />

mit manueller Kontrolle und Eingriffsmöglichkeit<br />

angestrebt, die zentral am Standort Offenbach erfolgen<br />

wird. Damit geht eine Stärkung der Vorhersage- und<br />

Beratungszentrale und der zentralen Steuerung mit<br />

angemessener Ressourcenausstattung einher. Die Beratung<br />

der Kunden wird weiterhin dezentral an sechs<br />

Standorten erfolgen. Dies erfordert einerseits die zielgerichtete<br />

Weiterentwicklung der numerischen Wettervorhersage<br />

für den Kürzest- und Kurzfristzeitraum.<br />

Für den darüber hinaus gehenden Vorhersagezeitraum<br />

werden andererseits die Produkte des Europäischen<br />

Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage genutzt.<br />

Eine weitere Voraussetzung ist die zielgerichtete Entwicklung<br />

der notwendigen Unterstützungsverfahren.<br />

Der Aufwand für die Betreuung der Vorhersageverfahren<br />

wird insgesamt verringert. Abschließend drückte<br />

Wolfgang Kusch seine Überzeugung aus, dass die Verwendung<br />

probabilistischer Vorhersageinformation zukünftig<br />

eine individuelle und besser an den Bedarf des<br />

Kunden angepasste Wettervorhersage erlauben wird.<br />

Nach einer Pause, die wegen der sehr angeregten<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Unterhaltungen nur schwer zu beenden war, viele<br />

Anwesende hatten sich ja seit 30 oder mehr Jahren<br />

nicht mehr getroffen, gab Prof. Dr. Uwe Ulbrich, Geschäftsführender<br />

Direktor des Instituts für Meteorologie,<br />

einen Überblick über die Arbeiten im Institut.<br />

Insgesamt acht Arbeitsgruppen (Klimadiagnostik und<br />

<strong>Meteorologische</strong> Extremereignisse, Stadtklimatologie,<br />

Troposphärische Umweltforschung, Theoretische Meteorologie,<br />

Dynamik der mittleren Atmosphäre, Modellierung<br />

des Klimasystems, Satellitenmeteorologie<br />

und <strong>Meteorologische</strong> Informations- und Kommunikationssysteme)<br />

sowie zwei Arbeitsschwerpunkte externer<br />

Wissenschaftler (Geodäsie/Ozeanographie und<br />

Chemietransport-Modelle) wurden beschrieben. Auch<br />

das Institut für Weltraumwissenschaften (Prof. Dr.<br />

Jürgen Fischer) wurde vorgestellt.<br />

Anschließend stellte PD Dr. Christof Appenzeller,<br />

Meteoschweiz, Zürich, unter dem Titel „Saisonale<br />

Vorhersagen, Wunsch oder Wirklichkeit?“ den Stand<br />

der Wissenschaft für Jahreszeiten-Vorhersagen vor.<br />

Der erste Schritt in der Klimavorhersage ist eine genaue<br />

Datenanalyse! Schon eine einfache Zeitreihenanalyse<br />

ist vielfach sehr hilfreich. Statistische Modelle<br />

müssen weiter helfen, die einerseits A) die Klimatologie<br />

nutzen, aber auch statistische Mittel wie B) Persistenz<br />

und C) (Multiple) Regression. Erkennbar ist, dass<br />

alle Linien rechts der Mitte der Glockenkurve liegen,<br />

also prinzipiell höhere Werte anzeigen als sie bis 1990<br />

im Mittel aufgetreten sind. Der extreme Sommer 2003<br />

fällt mit einer Mitteltemperatur von gut 22 °C besonders<br />

heraus. Solche Abweichungen vorherzusagen ist<br />

bisher nicht möglich.<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit sind auch im Internet<br />

nachzulesen:www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/<br />

klima/klimaausblick.html<br />

Dort ist zu lesen: „Die saisonalen Vorhersagen von<br />

MeteoSchweiz basieren auf einem gekoppelten Ozean-<br />

Atmosphäre-Modell. Damit wird die Entwicklung der<br />

Ozeane und der Atmosphäre mit Hilfe komplexer Gleichungen<br />

berechnet. In diese Rechnungen fließen zum<br />

Startzeitpunkt alle weltweit verfügbaren Messungen<br />

ein. Um die Unsicherheit der Vorhersage abzuschätzen,<br />

wird ein ganzer Schwarm solcher Modell-Simulationen<br />

(„Ensembles“) durchgeführt. Dadurch lässt sich die<br />

Bandbreite möglicher Klimazustände quantifizieren.<br />

Die Vorhersagen werden schließlich mit vergangenen<br />

Messungen kalibriert.“<br />

Dr. Appenzeller führte in seinem ausführlichen Vortrag<br />

die verschiedenen Kopplungen von gerechneten<br />

Wetter- und Klima-Modellen und statistischen Methoden<br />

vor. Die Vorhersagegüte im europäischen Raum<br />

ist leider nach wie vor recht schwach. „Die Prognose<br />

der MeteoSchweiz zeigt eine Tendenz zu durchschnittlichen<br />

Temperaturen für den Winter 2007/08 (jahreszeitliches<br />

Mittel zwischen 0,8 und 2,3 °C). Saisonale<br />

Vorhersagen sind mit einer hohen Unsicherheit behaftet.<br />

Es wird deshalb davon abgeraten, diese Vorhersage<br />

als Entscheidungsgrundlage zu verwenden. Die Säulen<br />

zeigen die vom Modell vorhergesagten Wahrschein-


Abb. 3: Prognose Meteo-Schweiz.<br />

lichkeiten für einen eher kühler als normalen (blaue<br />

Säule), normalen (grüne Säule) bzw. wärmer als normalen<br />

(rote Säule) Winter 2007/<strong>2008</strong>. Klimatologisch<br />

(Vergleichsperiode 1981–2006) wäre jede dieser drei<br />

Kategorien gleich wahrscheinlich. Dies ist mit den<br />

grauen Balken angedeutet. Die Konfidenzintervalle<br />

(10–90 %) werden als vertikale Linien gezeigt.“ (siehe<br />

Abb. 3; www.meteoschweiz.ch)<br />

Frau Prof. Dr. Karin Labitzke stellte eine der wesentlichen<br />

Entdeckungen Richard Scherhags vor: Die<br />

Stratosphärenerwärmungen. In ihrem Vortrag erzählte<br />

sie: „Doch dann kam eine echte Entdeckung, die uns<br />

nachhaltig – bis heute – in Schwung gehalten hat: Februar<br />

1952: Die explosionsartigen Stratosphärenerwärmungen<br />

des Spätwinters 1951/52 (Berichte des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wetterdienstes in der US-Zone, Nr. 38, 51–63).<br />

Richard Scherhag (1951): „Erst die Einführung eines<br />

neuen amerikanischen Radiosondentyps … hat die Voraussetzungen<br />

zur einwandfreien Temperaturmessung<br />

bis zu Höhen von 40 000 m und mehr geschaffen.“ …<br />

Es gelang Scherhag mit Hilfe der DFG aus den USA<br />

für Hochaufstiege besonders präparierte Ballone aus<br />

Kunststoff zu beschaffen. Ab Januar 1951 wurden diese<br />

Radiosonden regelmäßig in Tempelhof gestartet,<br />

mit dem Ziel der Erforschung der nur unvollständig<br />

bekannten Stratosphäre. Dank der guten Qualität der<br />

Ballone erreichten die Radiosonden auch sofort Höhen<br />

bis zu 30 km, gelegentlich sogar mehr als 40 km.<br />

Schon Anfang Dezember werden die Tiefstwerte des<br />

Winters 1951/52 erreicht, dann erfolgten aber Ende<br />

Januar und besonders Ende Februar „explosionsartige<br />

Erwärmungen“, die als „Berliner Phänomen“ in die Literatur<br />

eingingen.<br />

Abb. 4 zeigt die Daten des „zweiten Berliner Phänomens“<br />

vom 23.2.1952 (siehe Text). Weiterhin führte<br />

sie aus: „War schon das erste Berliner Phänomen eine<br />

auffallende Erscheinung, so wurde es bereits 26 Tage<br />

später durch das „zweite Berliner Phänomen“ noch weit<br />

übertroffen. Am 23. Februar meldete die Radiosonde<br />

über Berlin in 10 mb eine Temperatur von –12°C, die<br />

von einem Wetterdiensttechniker zunächst als –62°C<br />

verarbeitet worden war, weil es zwei Tage vorher in<br />

tagungen<br />

Abb. 4: Daten des „zweiten Berliner Phänomens“ vom 23.2.1952.<br />

dieser Höhe so kalt gewesen war. Scherhag hatte aber<br />

in Bad Kissingen das Originaltelegramm der Berliner<br />

Radiosonde gesehen und ließ sich telefonisch bestätigen,<br />

dass wirklich eine solch unerwartet hohe Temperatur<br />

(–12,4 °C in 10 mb) gemessen worden war.<br />

In Berlin begannen wir im IGY (International Geophysical<br />

Year 1957/58) mit der Analyse täglicher Stratosphärenkarten<br />

für die Nordhemisphäre, entdeckten<br />

noch viele warme und kalte Winter und legten so die<br />

Grundlage für die Erforschung der Stratosphäre. Heute<br />

beteiligen wir uns mit Modellen und Realdaten an den<br />

großen internationalen Programmen und liefern wichtige<br />

Beiträge zu den WMO- und IPCC-Berichten (PD<br />

Dr. Ulrike Langematz, www.geo.fu-berlin.de/met/ag/<br />

strat/).“<br />

Abschließend trug Dr. Ernst Klinker über ein typisch<br />

Scherhag‘sches Thema vor: „Vorhersagbarkeit von<br />

großen Sturmfluten“. Ernst Klinker hat bis Oktober<br />

1980 in der Stratosphären-Gruppe des Instituts gearbeitet<br />

und wechselte dann bis zu seiner Pensionierung<br />

zum EZMW (Europäisches Zentrum für Mittelfristige<br />

Wettervorhersage) in Reading bei London. Dort hat er<br />

auch die wesentlichen Unterlagen für diesen Vortrag<br />

erstellt, indem er mit Mitteln, die jetzt zur Verfügung<br />

stehen (bessere Analysen, vor allem bessere Rechenmodelle),<br />

die damaligen Wetterentwicklungen auf deren<br />

Vorhersagbarkeit untersuchte. Es handelt sich um<br />

den 17.2.1962 („Hamburger Sturmflut“), den 1.2.1953<br />

(„Holland-Flut“), den 16. Oktober 1987 („Südostengland-Orkan“)<br />

sowie „LOTHAR“ (26.12.1999). Auch<br />

ein Blick auf zwei Orkane des Jahres 2007 lohnte sich,<br />

und „Kyrill“ (18.1.2007) sowie TILO (9.11.2007) wurden<br />

gezeigt.<br />

Richard Scherhag schrieb zur Hamburger Flutkatastrophe,<br />

Beilage zur Berliner Wetterkarte 14/1962: „ da<br />

stehen wir fassungslos, neun Jahre nach dem Holland<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

35


36<br />

tagungen<br />

Abb. 5: Links: Analyse der Böen am 17.2.1962, 00UTC; fast die gesamte Nordsee wird von Böen der Windstärke 12 (braunes Gebiet) erfasst.<br />

Rechts: Mit dem EZMW-T511-Modell gerechnete 36-stündige „Nachhersage“, Ausgangszeitpunkt 15.2.1962, 12 UTC.<br />

Orkan ..., vor einer weiteren schrecklichen Nordsee-<br />

Sturmflut-Katastrophe unseres Jahrhunderts“. In dem<br />

Artikel wies Richard Scherhag darauf hin, dass<br />

1. über 20 Stunden lang ein starker Druckgradient<br />

zwischen Norderney und List herrschte,<br />

2. es eine lang gestreckte Frontalzone mit dementsprechend<br />

großem Krümmungsradius der Isobaren<br />

gab,<br />

3. die gleiche Strömungsrichtung von Island bis<br />

nach Cuxhaven reichte,<br />

4. der Gradientwind für 19 Uhr 44 m/sec (85 Knoten)<br />

betrug.<br />

Der Orkan ist etwas zu stark, aber in seiner Lage gut<br />

getroffen.<br />

Selbst in der 60 Stunden-Vorhersage vom Vortag<br />

ist die gesamte Nordsee vom Orkanfeld erfasst (hier<br />

nicht dargestellt), allerdings liegt der Schwerpunkt des<br />

Orkans in dieser „Nachhersage“ bei Schottland. Man<br />

Fortbildungstag des Zweigverein<br />

Berlin-Brandenburg anlässlich der Entdeckung<br />

der Berson-Westwinde vor 100 Jahren<br />

Karin Labitzke<br />

ZV Berlin und Brandenburg<br />

Im Juni bis Dezember 1908 fand die große aerologische<br />

Expedition des Observatoriums Lindenberg nach<br />

Ostafrika statt. Die Leitung der Expedition wurde Pro-<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

hätte – mit heutigen Mitteln – also schon 60 Stunden zuvor<br />

die Sturmflutwarnung ausgeben können. Weiterhin führte<br />

Ernst Klinker aus, dass die beiden Orkan tiefs (1953 und<br />

1962) sich in ihrer großskaligen Struktur gleichen:<br />

1. Außergewöhnlich ist vor allem die Dauer der Stürme<br />

(24 Stunden),<br />

2. deterministische Vorhersagen ermöglichen eine<br />

Vorwarnzeit von etwa 60 Stunden,<br />

3. mit EPS-Vorhersagen (Ensemble Prediction<br />

System) ist eine längere Warnzeit möglich,<br />

4. für kleinskaligere Orkanwirbel, die auch in der Regel<br />

schneller ziehen, muss man mit einer größeren<br />

Ungenauigkeit und mit geringeren Warnzeiten rechnen.<br />

Abends trafen sich Ehemalige und Aktive des Instituts<br />

in einem benachbarten Restaurant, wo sich viele im wahren<br />

Sinne des Wortes alte Bekannte zu frohen Gesprächen<br />

einfanden.<br />

fessor A. Berson übertragen. Am Victoria-See gelangen<br />

25 Registrier-Ballonaufstiege bis zur Maximalhöhe von<br />

19 500 Meter, 65 Drachenaufstiege und 84 Pilot-Bal


lonflüge, deren höchster bis zu 22 500 Meter mit dem<br />

Theodoliten verfolgt werden konnte.<br />

Aus der Fülle der Beobachtungen sind für das hier<br />

behandelte Thema zwei Ergebnisse von großer Wichtigkeit:<br />

1. Es wurden in den höchsten Schichten (über 18 000<br />

Meter) zeitweise westliche Winde gemessen, die<br />

von nun an als „Berson-Westwinde“ in die Literatur<br />

eingingen, und<br />

2. es wurden in einer Höhe von 19 300 Meter Temperaturen<br />

von –84 °C gemessen. A. Berson im Jahr<br />

1910: „Diese Lufttemperatur ist wahrscheinlich die<br />

tiefste bisher in der Atmosphäre aufgezeichnete –<br />

und zwar am Äquator“<br />

Beides waren sehr unerwartete Ergebnisse. Heute,<br />

100 Jahre später, wissen wir über die Bedeutung<br />

der Westwinde in der tropischen Stratosphäre, die ein<br />

Teil der „Quasi-Biennial Oscillation“ (QBO) sind und<br />

unser Klima beeinflussen. Darüber soll in einer Weiterbildungsveranstaltung<br />

des Zweigvereins Berlin-<br />

Brandenburg berichtet werden, die am 12. September<br />

<strong>2008</strong> im <strong>Meteorologische</strong>n Observatorium Lindenberg<br />

– Richard-Aßmann-Observatorium – stattfinden wird.<br />

Vorläufiges Programm:<br />

tagungen<br />

08:00 Uhr<br />

Abfahrt am Institut für Meteorologie der FU Berlin (Bus)<br />

10:00 Uhr<br />

Uhr Ankunft in Lindenberg: Begrüßung durch<br />

Dr. F. Berger, Leiter des Observatoriums<br />

10.30 Uhr<br />

Führung durch das Observatorium<br />

(mit Radiosondenaufstieg gegen 13:00 Uhr)<br />

13.00 Uhr<br />

Mittagpause (Möglichkeit zum Besuch des<br />

Wettermuseums)<br />

14.30 Uhr<br />

Vorträge<br />

15.30 Uhr<br />

Kaffeepause<br />

16.00 Uhr<br />

Vorträge (Hans Steinhagen, Stefan Brönnimann<br />

(ETH Zürich), Karin Labitzke, Katja Matthes)<br />

17.15 Uhr<br />

Rückfahrt zum Institut für Meteorologie der<br />

FU Berlin<br />

19.00 Uhr<br />

Ankunft am Institut<br />

Attraktive „Studentenjobs“ bei der EUMETSAT<br />

Meteorological Satellite Conference <strong>2008</strong> in<br />

Darmstadt<br />

EUMETSAT/DWD<br />

In der Zeit vom 8. bis 12. September <strong>2008</strong> findet in Darmstadt die EUMETSAT Meteorological Satellite Conference<br />

unter Beteiligung des <strong>Deutsche</strong>n Wetterdienstes (DWD) statt. Themen sind u.a.: Nowcasting, Klimamonitoring<br />

mit operationellen Satelliten, Ozeanografie, Anwendungen der Numerischen Wettervorhersage, Hydrometeorologie.<br />

Weitere Informationen zu dieser internationalen Konferenz unter: www.conferences.eumetsat.int<br />

EUMETSAT sucht sechs Studenten die während der Q/A Sessions nach den Präsentationen den „Mikrophondienst“<br />

im Saal übernehmen.<br />

Dafür bietet EUMETSAT den Studenten folgendes an:<br />

• Gratis-Teilnahme an der Konferenz<br />

(Ersparnis ca. 250 €)<br />

• Gratis-Teilnahme an „Ice Breaker“<br />

(Montag Abend)<br />

• Aufwandsentschädigung<br />

(Anreise und Verpflegung)<br />

Interessenten melden sich bitte bei<br />

Gabriele Kerrmann,<br />

Tel.: 06151-807 627<br />

<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

37


38<br />

tagungen<br />

Tagungskalender<br />

Zeit vom Ort Staat Tagung Internet<br />

13.04. -<br />

Wien Österreich<br />

18.04.<strong>2008</strong><br />

12.05. -<br />

Trieste Italien<br />

14.05.<strong>2008</strong><br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

The EGU General Assembly: Basic<br />

Studies on Turbulence in Atmosperic<br />

and Oceanic Boundary Layers<br />

Joint ICTP-IAEA Conference on<br />

Predicting Disease Patterns<br />

According to Climatic Change<br />

meetings.copernicus.org/egu<strong>2008</strong>/<br />

www.ictp.trieste.it<br />

14.05. -<br />

Annaberg Deutschland Annaberger Klimatage <strong>2008</strong> www.lanu.de<br />

15.05.<strong>2008</strong><br />

19.05. -<br />

Gijon Spanien<br />

23.05.<strong>2008</strong><br />

26.05. -<br />

Alghero Italien<br />

30.05.<strong>2008</strong><br />

Effects of Climate Change on the<br />

World's Oceans<br />

Mediterranean School on Mesoscale<br />

Meteorology<br />

http://www.pices.int/meetings/international_symp<br />

osia/<strong>2008</strong>_symposia/Climate_change/climate_bac<br />

kground_3.aspx<br />

http://msmm.sar.sardegna.it/<br />

28.05. -<br />

9th Conference of Meteorology, http://icemte08.geo.auth.gr/index.php?option=com<br />

Thessaloniki Griechenland<br />

31.05.<strong>2008</strong> Climatology and Atmospheric Physics _frontpage&Itemid=1<br />

06.06. -<br />

Istanbul Türkei Global Conference of Global Warming www.gcgw.org<br />

10.06.<strong>2008</strong><br />

09.06. -<br />

Stockholm Schweden<br />

13.06.<strong>2008</strong><br />

30.06. -<br />

Helsinki Finnland<br />

04.07.<strong>2008</strong><br />

18th Symposium on Boundary Layers<br />

and Turbulence<br />

Fifth European Conference on Radar<br />

in Meteorology and Hydrology (ERAD<br />

<strong>2008</strong>)<br />

<strong>01</strong>.07. -<br />

2nd International Conference on<br />

Chania, Creta Griechenland<br />

06.07.<strong>2008</strong> Nonlinear Dynamics in Geosciences<br />

03.08. - Foz do<br />

08.08.<strong>2008</strong> Iguacu<br />

Brasilien<br />

International Radiation Symposium<br />

(IRS <strong>2008</strong>)<br />

<strong>01</strong>.09.-<br />

Bologna Italien SPARC 4th General Assembly<br />

05.09.<strong>2008</strong><br />

07.09. - Annecy-le-<br />

12.09.<strong>2008</strong> Vieux<br />

Frankreich<br />

10. Scientific Conference of the<br />

International Global Atmospheric<br />

Chemistry (IGAC) Project<br />

08.09. -<br />

EUMETSAT Annual Meteorological<br />

Darmstadt Deutschland<br />

12.09.<strong>2008</strong> Satellite Conference<br />

12.09. -<br />

5th Conference on Climate Change<br />

Heidelberg Deutschland<br />

14.09.<strong>2008</strong> and Global Warming<br />

16.09. -<br />

50 Jahre Bildungs- und<br />

Langen Deutschland<br />

18.09.<strong>2008</strong> Tagungszentrum des DWD<br />

22.09. -<br />

Tokyo Japan<br />

26.09.<strong>2008</strong><br />

29.09. -<br />

Amsterdam Niederlande<br />

03.10.<strong>2008</strong><br />

ICB<strong>2008</strong> 18th Internat. Congress on<br />

Biometeorology<br />

EMS Annual Meeting und European<br />

Conferende on Applied Climatology<br />

(ECAC)<br />

06.10. -<br />

5th Japanese-German Meeting on<br />

Freiburg i.Br. Deutschland<br />

11.10.<strong>2008</strong> Urban Climatology<br />

08.10. -<br />

4. Europäischer<br />

Bonn Deutschland<br />

09.10.<strong>2008</strong> Katastrophenschutzkongress<br />

07.11.2007 Hamburg Deutschland<br />

125 Jahr-Feier <strong>DMG</strong> im<br />

Völkerkundemuseum<br />

http://erad<strong>2008</strong>.fmi.fi/<br />

http://www.irs<strong>2008</strong>.org.br/circular/IRS<strong>2008</strong>_2nd_ci<br />

rcular.pdf<br />

http://www.atmosp.physics.utoronto.ca/SPARC/G<br />

A<strong>2008</strong>/GA<strong>2008</strong>index.html<br />

http://www.igacfrance<strong>2008</strong>.fr/<br />

http://www.eumetsat.int/idcplg?IdcService=GET_F<br />

ILE&dDocName=PDF_ANN_<strong>2008</strong>CONFERENCE_1<br />

ST&RevisionSelectionMethod=LatestReleased<br />

www.waset.org/ccgw08<br />

www.icb<strong>2008</strong>.com/<br />

31.10. -<br />

Aachen Deutschland Sitzung des AK Klima der DGfG www.akklima.de<br />

02.11.<strong>2008</strong><br />

20.11. -<br />

Herbstschule für Lehrer System Erde<br />

Potsdam Deutschland<br />

22.11.<strong>2008</strong> <strong>2008</strong>: Energie und Klima<br />

26.11. -<br />

Hamburg Deutschland<br />

28.11.<strong>2008</strong><br />

19.07. -<br />

Montreal Kanada<br />

29.07.2009<br />

4. Internat. Kongress und Fachmesse<br />

für Klimafolgen und<br />

Hochwasserschutz "acqua alta"<br />

IAMAS Joint Assembly "Our warming<br />

planet"<br />

http:meetings.copernicus.org/ems<strong>2008</strong><br />

http://www.meteo.uni-freiburg.de/aktuelles/5thjapanese-german-meeting-on-urban-climatology<br />

www.acqua-alta.de<br />

http://iamas-iapso-iacs-2009-montreal.ca/


anerkannte beratende meteorologen<br />

Anerkennungsverfahren durch die <strong>DMG</strong><br />

Zu den Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Meteorologische</strong>n Gesellschaft gehört die Förderung der Meteorologie als<br />

angewandte Wissenschaft. Die <strong>DMG</strong> führt ein Anerkennungsverfahren für beratende Meteorologen durch. Dies<br />

soll den Bestellern von meteorologischen Gutachten die Möglichkeit geben, Gutachter auszuwählen, die durch<br />

Ausbildung, Erfahrung und persönliche Kompetenz als Sachverständige für meteorologische Fragestellungen<br />

besonders geeignet sind. Die Veröffentlichung der durch die <strong>DMG</strong> anerkannten beratenden Meteorologen erfolgt<br />

auch im Web unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen_sachverstaendige.htm, sowie<br />

weitere Informationen finden sich unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen.htm<br />

<strong>Meteorologische</strong> Systemtechnik<br />

Windenergie<br />

Dr. Norbert Beltz<br />

Schmelzerborn 4<br />

65527 Niedernhausen<br />

<br />

Windenergie<br />

Dr. Bernd Goretzki<br />

Wetter-Jetzt GbR<br />

Hauptstraße 4<br />

14806 Planetal-Locktow<br />

Tel:. 033843/41925 Fax: 033843/41927<br />

<br />

www.wetter-jetzt.de<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Prof. Dr. Günter Groß<br />

Universität Hannover<br />

- Institut für Meteorologie -<br />

Herrenhäuser Str. 2<br />

30419 Hannover<br />

Tel.: 0511/7625408<br />

<br />

Hydrometeorologie<br />

Windenergie<br />

Dr. Josef Guttenberger<br />

Hinterer Markt 10<br />

92355 Velburg<br />

Tel.: 09182/902117 Fax: 09182/902119<br />

<br />

Standortklima<br />

Windenergie<br />

Dr. Barbara Hennemuth-Oberle<br />

Classenstieg 2<br />

22391 Hamburg<br />

Tel.: 040/5361391<br />

<br />

Windenergie<br />

Dr. Daniela Jacob<br />

Oldershausener Hauptstr. 22a<br />

21436 Oldershausen<br />

Tel.: 04133/210696 Fax: 04133/210695<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Dipl.-Met. Werner-Jürgen Kost<br />

IMA Richter & Röckle /Stuttgart<br />

Hauptstr. 54<br />

70839 Gerlingen<br />

Tel.: 07156/438914 Fax: 07156/438916<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Dipl.-Phys. Wetterdienstassessor Helmut Kumm<br />

Ingenieurbüro für Meteorologie und techn. Ökologie<br />

Kumm & Krebs<br />

Tulpenhofstr. 45<br />

63067 Offenbach/Main<br />

Tel.: 069/884349 Fax: 069/818440<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Dipl.-Met. Wolfgang Medrow<br />

TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG<br />

Bereich Engineering, Abteilung Gebäudetechnik<br />

Arbeitsgebiet Gerüche, Immissionsprognosen<br />

Langemarckstr. 20<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 02<strong>01</strong>/825-3263 Fax: 02<strong>01</strong>/825-3377<br />

<br />

Windenergie<br />

Dr. Heinz-Theo Mengelkamp<br />

Anemos<br />

Sattlerstr. 1<br />

21365 Adendorf<br />

Tel.: 04131/189577 Fax: 04131/18262<br />

<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

39


40<br />

anerkannte beratende meteorologen<br />

Stadt- und Regionalklima, Ausbreitung von<br />

Luftbeimengungen, Windenergie<br />

Dr. Jost Nielinger<br />

iMA Richter & Röckle - Niederlassung Stuttgart<br />

Hauptstr. 54<br />

70839 Gerlingen<br />

Tel.: 07156/438915 Fax: 07156/438916<br />

<br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Dipl.-Met. C.-J. Richter<br />

IMA Richter & Röckle<br />

Eisenbahnstr. 43<br />

79098 Freiburg<br />

Tel.: 0761/2021661/62 Fax: 0761/20216-71<br />

<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Standortklima<br />

Dipl.-Met. Axel Rühling<br />

Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG<br />

An der Roßweid 3<br />

76229 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721/625100 Fax: 0721/6251030<br />

<br />

Anerkennungsverfahren Wettervorhersage<br />

Die <strong>DMG</strong> ist der Förderung der Meteorologie als reine und angewandte Wissenschaft verpflichtet, und dazu gehört auch die<br />

Wetterberatung. Mit der Einrichtung des Qualitätskreises Wetterberatung soll der Zunahme von Wetterberatungen durch<br />

Firmen außerhalb der traditionellen nationalen Wetterdienste Rechnung getragen werden. Die <strong>DMG</strong> führt seit über 10 Jahren<br />

ein Anerkennungsverfahren für meteorologische Sachverständige/Gutachter durch. Dabei ist bisher das Arbeitsgebiet<br />

Wetterberatung ausgeschlossen worden. Die Arbeit in der Wetterberatung ist von der Natur der Sache her anders geartet als<br />

die Arbeit eines Gutachters. In der Regel wird Wetterberatung auch nicht von einzelnen Personen, sondern von Firmen in<br />

Teamarbeit angeboten. Für Firmen mit bestimmten Qualitätsstandards in ihrer Arbeit bietet die <strong>DMG</strong> mit dem Qualitätskreis<br />

die Möglichkeit einer Anerkennung auf Grundlage von Mindestanforderungen und Verpflichtungen an.<br />

Weitere Informationen finden Sie auf http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/wetterberatung.htm<br />

Anerkannte Mitglieder:<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2008</strong><br />

Stadt- und Regionalklima, Hydrometeorologie,<br />

<strong>Meteorologische</strong> Systemtechnik<br />

Dr. Bernd Stiller<br />

Winkelmannstraße 18<br />

15518 Langewahl<br />

Tel.: 03361/308762 mobil: <strong>01</strong>62/8589140<br />

Fax: 03361/306380<br />

<br />

www.wetterdoktor.de<br />

Luftchemie und Messtechnik<br />

Dr. Rainer Schmitt<br />

Meteorologie Consult GmbH<br />

Frankfurter Straße 28<br />

61462 Königsstein<br />

Tel.: 06174/61240 Fax: 06174/61436<br />

Windenergie<br />

Dr. Thomas Sperling<br />

Institut f. Geophysik und Meteorologie<br />

Universität zu Köln<br />

Kerpener Str. 13<br />

50937 Koeln<br />

mobil: <strong>01</strong>62/ 946 62 62<br />

< ts@meteo.uni-koeln.de><br />

Stadt- und Regionalklima<br />

Ausbreitung von Luftbeimengungen<br />

Prof. Dr. Axel Zenger<br />

Werderstr. 6a<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: 06221/470471<br />

<br />

<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst Meteotest Schweiz<br />

MC-Wetter WetterWelt GmbH


Immer wieder beeinflussen Gebirge das Wetterregime<br />

einer Region, besonders im Fall einer<br />

kräftigen Windströmung, die viele Stunden<br />

ohne nennenswerte Richtungsänderung anhält.<br />

Auf der windzugewandten Seite, also in Luv,<br />

ist es dabei meist stark bewölkt und es regnet<br />

zeitweise. In Lee dagegen herrscht Wolkenauflösung<br />

und trockenes Wetter. So ist es beim<br />

Föhn in den Alpen, aber auch in Luv und Lee<br />

höherer Mittelgebirge, wie dem Schwarzwald<br />

und dem Harz.<br />

Die Wirkung derartiger „orografischer Hindernisse“<br />

reicht dabei manchmal fast 1000<br />

Kilometer stromabwärts, wie zum Beispiel<br />

beim sogenannten „Skandinavien-Lee“. Auf<br />

dem Satellitenbild (Meteosat Farbkomposit<br />

HRV und IR vom 24.11.2007, 12 UTC,<br />

Abb. 1) erkennt man über dem südlichen Norwegen,<br />

dem Skagerak, Dänemark bis hinein<br />

nach Ostdeutschland, was immerhin einer<br />

Entfernung von 800 km entspricht, eine wolkenarme<br />

Zone. Die Luft ist durch Absinken<br />

hinter dem norwegischen Gebirge trockener<br />

geworden. In diesem Bereich beträgt die relative<br />

Luftfeuchtigkeit nur 30 bis 70 Prozent,<br />

während sie rundherum meist über 80 % liegt.<br />

Das massive Absinken im Küstenbereich<br />

Südostnorwegens wird durch das numerische<br />

Wettervorhersagemodell des DWD (GME) gut<br />

simuliert. Die Vertikalbewegung im Bereich<br />

der unteren Troposphäre (950 hPa-Niveau),<br />

mit blauer Farbe markiert, ist hier maximal<br />

(siehe Abb. 2). In Luv herrscht dagegen eine<br />

starke Aufwärtskomponente (rote Farbe). Die<br />

Wirkung des „Absinkens“, also wolkenarme,<br />

trockene Luft, ist bis weit nach Mitteleuropa<br />

erkennbar. Auch das GME-Modell zeigt in der<br />

Analyse der relativen Luftfeuchtigkeit im 850<br />

hPa-Niveau (Abb. 3) ein wolkenfreies Gebiet,<br />

das mit der kräftigen Nord- bis Nordwestströmung<br />

Richtung Südosten verfrachtet wurde.<br />

Ähnliche Bewölkungsmuster zeigten überdies<br />

auch die Kurzfristvorhersagen. Daten und Abbildungen:<br />

© DWD.<br />

Im Skandinavien-Lee<br />

Jörg Rapp<br />

Abb. 1: Farbkomposit-Satellitenbild (HRV, IR) und relative Luftfeuchtigkeit in % in Bodennähe<br />

am 24.11.2007, 12 UTC.<br />

Abb. 2: Vom GME modellierte Vertikalbewegung in 950 hPa am 24.11.2007,<br />

12 UTC.<br />

Abb. 3: Vom GME modelliertes Feuchtefeld und Wind in 850 hPa am 24.11.2007,<br />

12 UTC.


Dankenswerterweise engagieren sich die folgenden Firmen und Institutionen<br />

für die Meteorologie, indem sie korporative Mitglieder der <strong>DMG</strong> sind:<br />

ask - Innovative Visualisierungslösungen GmbH<br />

Postfach 100 210, 64202 Darmstadt<br />

Tel. +49 (0) 61 59 12 32<br />

Fax +49 (0) 61 59 16 12<br />

aftahi@askvisual.de / schroeder@askvisual.de<br />

www.askvisual.de<br />

<strong>Deutsche</strong>r Wetterdienst<br />

Kaiserleistr. 42, 63067 Offenbach/Main<br />

Tel. +49 (0) 69 80 62 0<br />

www.dwd.de<br />

SELEX Sistemi Integrati GmbH<br />

Gematronik Weather Radar Systems<br />

Raiffeisenstrasse 10, 41470 Neuss-Rosellen<br />

Tel: +49 (0) 2137 782 0<br />

Fax: +49 (0) 2137 782 11<br />

info@gematronik.com<br />

info@selex-si.de<br />

www.gematronik.com<br />

www.selex-si.de<br />

WetterWelt GmbH<br />

<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen<br />

Schauenburgerstraße 116, 24118 Kiel<br />

Tel: +49(0) 431 560 66 79<br />

Fax: + 49(0) 431 560 66 75<br />

mail@wetterwelt.de<br />

www.wetterwelt.de<br />

WetterOnline<br />

<strong>Meteorologische</strong> Dienstleistungen GmbH<br />

Am Rheindorfer Ufer 2, 53117 Bonn<br />

Tel: +49(0) 228 559 37 990<br />

Fax: +49(0) 228 559 37 80<br />

inga.fassler@wetteronline.de<br />

www.wetteronline-gmbh.de<br />

Scintec AG<br />

Europaplatz 3, 72072 Tübingen<br />

Tel. +49 (0) 70 71 92 14 10<br />

Fax +49 (0) 70 71 55 14 31<br />

info@scintec.com<br />

www.scintec.com<br />

Gradestr. 50, 12347 Berlin<br />

Tel.: +49 (0) 30 60 09 80<br />

Fax: +49 (0) 30 60 09 81 11<br />

info@mc-wetter.de<br />

www.mc-wetter.de<br />

WNI Weathernews Deutschland GmbH<br />

Mainzer Landstr. 46, 60325 Frankfurt a. M.<br />

Tel. +49 (0) 69 707 30 60<br />

Fax +49 (0) 69 707 30 6<strong>01</strong><br />

info@wni.de<br />

www.wni.de<br />

meteocontrol GmbH<br />

Spicherer Str. 48, 86157 Augsburg<br />

Tel: +49(0) 82 13 46 66 0<br />

Fax: + 49(0) 82 13 46 66 11<br />

info@meteocontrol.de<br />

www.meteocontrol.de<br />

Wetterprognosen, Angewandte<br />

Meteorologie, Luftreinhaltung,<br />

Geoinformatik<br />

Fabrikstrasse 14, CH-3<strong>01</strong>2 Bern<br />

Tel. +41(0) 31 30 72 62 6<br />

Fax +41(0) 31 30 72 61 0<br />

office@meteotest.ch<br />

Skywarn Deutschland e. V.<br />

Königsriehe 1, 49504 Lotte-Wersen<br />

Tel: +49(0) 54 04 99 60 30<br />

sven.lueke@skywarn.de<br />

www.skywarn.de


Vorläufiges Programm<br />

Mitgliederversammlung<br />

der <strong>DMG</strong><br />

Festvorträge<br />

geselliges Beisammensein

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