100 Jahre Sächsischer Bergsteigerbund
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Nachrufe<br />
Zorka Prachtelova zum Gedenken<br />
Nachrufe in diesem Mitteilungsblatt gelten gewöhnlich SBB-Mitgliedern<br />
oder verdienstvollen sächsischen Bergsteigern. Aber auch die tschechische<br />
Ausnahmekletterin Zorka Prachtelova, geb. Mayerova, hat<br />
sich ein ehrendes Andenken bei uns verdient. Sie hatte schon als<br />
junges Mädchen einen legendären Namen in der Kletterszene und<br />
entwickelte sich im Zusammenwirken mit Petr Prachtel zu einer der<br />
besten Frauen im Sandsteinklettern überhaupt. Darüber hinaus war<br />
sie auch eine hervorragende Alpinistin. Ulrich Schmidt schrieb in einer<br />
kurzen Würdigung ihrer Person im Forum von teufelsturm.de, dass<br />
sie in seiner Anfängerzeit bereits einen Bekanntheitsgrad wie Bernd<br />
Arnold hatte. Beeindruckend für ihn war, dass sie damals neben Petr<br />
Prachtel gleichwertig vorstieg, was durchaus nicht üblich war.<br />
Als ich Petr und Zorka Mitte der 60er <strong>Jahre</strong> kennen lernte,<br />
kletterten sie bei uns vorrangig im 8. Grad. Ich schätze<br />
mich glücklich, bei einigen dieser Wege dabei gewesen<br />
zu sein. Anfang der siebziger <strong>Jahre</strong> erlebten wir ein mehrtägiges<br />
Abenteuer in den Demänovahöhlen der Niederen<br />
Tatra und 1973 bildeten wir eine Seilschaft beim Winterbergsteigen<br />
in der Hohen Tatra. Noch heute sehe ich Zorkas<br />
vereistes Gesicht (unter einem Helm, den ein großes „Z“<br />
schmückte) und ihr immerwährendes Lächeln. Ansonsten<br />
geht es mir wie Ulrich Schmidt, der sinngemäß schrieb: „Ich<br />
habe immer ihr Bild vor Augen, das sie in kurzen Hosen<br />
und mit wallender, blonder Mähne in einer Felswand zeigt“.<br />
Auch für mich ist Zorka so in Erinnerung geblieben, aber<br />
auch als liebevoller Mensch. Mir war das Glück beschieden,<br />
Petr und Zorka wiederholt in Liberec besuchen zu dürfen<br />
und sie auch bei mir zu Hause als Gäste empfangen zu<br />
können. In den 70er und 80er <strong>Jahre</strong>n legten die Prachtels<br />
dann mit Neutouren im Elbsandstein los. Am Schrammtorwächter<br />
und an der Torsteinscheibe, an Schwager und Onkel,<br />
sowie an den Torsteinen – um nur einige zu nennen – hat sich<br />
Zorka mit ihrem Wirken bei uns ein bleibendes Denkmal gesetzt.<br />
Da sich unsere Wege schon vor Jahrzehnten trennten,<br />
habe ich sie nie alt werden sehen. Auch ihr Geburtsjahr kenne<br />
ich nicht. Also behalte ich sie als junge Frau und blonde Göttin<br />
am Fels in Erinnerung, obwohl auch sie eine alte Dame wurde.<br />
Dennoch ist sie, am 29.01.2011, zu früh von uns gegangen. Ihr<br />
Tod hat mich zu Tränen gerührt, aber vielleicht weinte ich auch<br />
nur über die Unumkehrbarkeit des menschlichen Lebens und<br />
um die eigene vergangene Jugend. In jedem Falle werde ich<br />
Zorka nie vergessen. Ehre sei ihrem Andenken.<br />
Peter Hähnel