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SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

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Unten empfängt uns das Hotel Steingletscher.<br />

Eine Unterkunft mit böhmischem Flair,<br />

gebaut für Schweizer Bundessoldaten. Aber<br />

man kann ausgiebig duschen, und es lässt<br />

sich hier aushalten für einen Ruhetag oder<br />

eine Besteigung des Giglistocks (2.900 m).<br />

Das Radio dudelt vor sich hin, der Wirt hat in<br />

dieser Jahreszeit nicht viel zu tun. Im Sommer,<br />

wenn Schwärme von Motorradfahrern<br />

den Pass volldröhnen, muss hier die Hölle<br />

los sein. Im Winter herrscht eine einsame<br />

Ruhe.<br />

Ab dem Sustenpass ändert sich der Charakter<br />

des Gebirges. Die Berge werden kleinteiliger,<br />

die Spur verwinkelter. Ziel ist jetzt die<br />

Sustlihütte. Nur, es war in der Nacht zu warm,<br />

kein Frost, es ist Neuschnee gefallen, so sind<br />

die Osthänge zur Hütte hin lawinengefährdet.<br />

Also besser gleich bis zum Biwak am<br />

Grassen gehen und dort bleiben. Eine gute<br />

Entscheidung, denn das Biwak erweist sich<br />

als ein Fünf-Sterne-Biwak.<br />

Vorerst muss aber noch der Weg gefunden<br />

werden. Die alte Karte zeigt einen Durchschlupf<br />

nordseitig des Wendenhorns an. In<br />

den neuen Karten ist dieser nicht mehr drin,<br />

zu Recht, denn die Stelle zeigt sich als 200 m<br />

lange, felsdurchsetzte Steilrinne. Der Neuschnee<br />

verhindert eine Bewertung des<br />

Untergrundes. Das geht hier nur mit Abseilen<br />

oder Absteigen. Wir entscheiden uns für<br />

die Skifahrervariante, fahren südlich um das<br />

Wendenhorn ab und steigen wieder bis zur<br />

Scharte auf. Das ist länger, aber sicherer. Der<br />

nun folgende 35-Grad-Hang ist ein Leckerbissen,<br />

den wir ohne einen Krümel übrig zu<br />

lassen komplett aufessen. Mit dem Gepäck<br />

pumpt das ordentlich, aber dafür sind wir<br />

schließlich hergekommen.<br />

Wir sind jetzt noch 200 Höhenmeter vom Biwak<br />

entfernt und müssen nur nochmal kurz<br />

auffellen. Das Biwak überrascht vollkommen.<br />

Es gibt einen Weinkeller! Und nicht irgendeine<br />

rote Suppe, nein, einen gepflegt gelagerten<br />

Rioja. Der muss nur noch temperieren<br />

und ablüften. Inzwischen ist Schnee geschmolzen<br />

und der Ofen geheizt, dann können<br />

wir vor der Hütte sitzen und die Sonne<br />

48<br />

Urner Haute Route<br />

Urner Haute Route<br />

Skitour Realp – Engelberg<br />

Info<br />

1.Tag: Albert-Heim-Hütte (2.543 m), Galenstock<br />

(3.586 m)<br />

2.Tag: Lochberg (3.074 m), Göscheneralpsee,<br />

Chelenalphütte (2.350 m)<br />

3.Tag: Sustlipass, Sustenhorn (3.503 m),<br />

Hotel Steingletscher (1.865 m)<br />

4.Tag: Giglistock (2.900 m)<br />

5.Tag: Fünffingerstöcke, Sustlihütte oder<br />

Biwak am Grassen (2.647 m)<br />

6.Tag: Grassen (2.940 m), Abfahrt nach<br />

Engelberg<br />

Kartenmaterial: Skitourenkarte Schweiz<br />

Nr. 255 und Nr. 245<br />

und den Wein genießen. Fernblickboofenfeeling!<br />

Zum Abend dreht es noch drei weitere<br />

Skifahrer herein, Bruno entpuppt sich als<br />

Fünfsternebiwakkoch, und wer zu spät<br />

kommt, muss abwaschen.<br />

Am letzten Tag steht der Grassen mit seiner<br />

schön geneigten nordseitigen Gletscherwand<br />

auf dem Programm. Hier ist der Schnee noch<br />

gut, und mit etwas Einsatz gelingen auch<br />

akzeptable Schwünge. Die folgende Abfahrt<br />

nach Engelberg ist noch mal ein unerwarteter<br />

Kraftakt. Im oberen Teil sehr steil und eisig,<br />

darf man sich hier keinen Fehler erlauben,<br />

sonst saust man in die Felsabbrüche. Weiter<br />

unten wird der Schnee weich, bis er nicht<br />

mehr trägt, und man muss tief in die Trickkiste<br />

greifen, um damit klarzukommen. Bei<br />

entsprechender Wegfindung gelangt man zu<br />

einer Almhütte und kann von dort dann die<br />

letzten 200 Höhenmeter auf einem Bergpfad<br />

absteigen. Die Skitourenkarte Nr. 255 vom<br />

Sustenpass zeigt diese Stelle nicht mehr an,<br />

man sollte vor der Abfahrt die Karte Nr. 245<br />

(Stans) studieren.<br />

Wie sich das für die Schweiz gehört, kommt<br />

im Tal sogleich ein Bus und bringt uns nach<br />

Engelberg an den Bahnhof. Von hier geht es<br />

dann mit Bahn oder Taxi nach Realp zurück.<br />

Frank Tauer

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