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SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

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Galenstock links begeht und nicht mehr<br />

rechts wie auf der Ski-Karte.<br />

Das ist auch ein wichtiger Punkt. Man benötigt<br />

aktuelle Karten und Toureninfos. Meine<br />

Skitourenkarte ist zehn Jahre alt und damit<br />

absolut veraltet. Die Gletscher verändern sich<br />

rasant, und manche Wege aus den alten Karten<br />

sind nicht mehr zu finden.<br />

Am Einstieg zum Gipfelgrat lässt man die Ski<br />

zurück, wechselt auf das alpine Equipment<br />

um und steigt in Tatra-Manier über den Felsgrat<br />

und vorsichtig über die vereisten Wechten<br />

zum Gipfel. Zu sehen ist heute nichts,<br />

nur das Ego freut sich. Bruno kommt noch<br />

hinterher, die anderen beiden sparen sich<br />

Ihre Kräfte. Bei der folgenden Abfahrt kommt<br />

kurz die Sonne raus, und so langsam stellt<br />

sich das Skigefühl ein. An der Hütte wartet<br />

das Hüttenbier.<br />

Am dritten Tag folgt die Königsetappe von<br />

der Albert-Heim-Hütte zur Chelenalphütte.<br />

Wir haben angerufen, und die Wirtin ist extra<br />

für uns aufgestiegen und hat die Hütte geheizt.<br />

Zeitig muss man beginnen und noch<br />

im Dunkeln zum Einstieg unterhalb der Hütte<br />

abfahren. Der Schnee ist über Nacht gefroren<br />

und trägt, wir können 200 m locker abcruisen.<br />

Mit Sonnenaufgang steigt man übers Joch<br />

zum Lochberg auf. Vom Joch könnte man<br />

auch gleich sportlich über die Nordseite abfahren,<br />

wir aber machen die originale Route<br />

und steigen mit den Ski auf dem Rücken über<br />

die Westseite auf den Lochberg. Von dort hat<br />

man einen schönen Ausblick auf den Galenstock.<br />

Nun folgt eine Abfahrt zum See, die im Pulver<br />

beginnt und im Firn endet. Mit einer Mischung<br />

aus Faulheit, Dummheit und Übermut wählen<br />

wir eine Abkürzung links um den See. Es<br />

liegt eine Spur, der wir folgen. Das Abenteuer<br />

wird ausdrücklich nicht weiterempfohlen.<br />

Die Spurer waren noch verrückter, sie sind<br />

direkt über den See gelaufen. Das ist absolut<br />

lebensmüde. Die Eisdecke befindet sich<br />

wegen Wasserablassens meist mehrere<br />

Meter weiter unten, wer einbricht, kann dann<br />

noch ein wenig baden und dann sein Licht<br />

Urner Haute Route<br />

ausmachen. Wir schreddern über die vereisten<br />

Felsen und finden unten an der Seekante<br />

einen Weg vorbei an abgeräumten Lawinenrinnen.<br />

Nach uns rauscht noch eine Ladung<br />

herunter.<br />

Davon müssen wir uns erholen und nehmen<br />

dazu ein erfrischendes Bad im Bergbach. Der<br />

weitere Weg ist eine Qual. So zeitig man auch<br />

dran ist, gegen Mittag hat die Sonne den<br />

Schnee komplett aufgeweicht, und ständig<br />

brechen die Ski ein. Ganz hinten im Tal am<br />

Ende der Etappe wartet noch der Scharfrichter.<br />

Ein 300-m-Hang ist hier zu bewältigen.<br />

Das Gefühl sagt: „Geh hier hoch!“, wir aber<br />

folgen der Spur und der alten Karte, die den<br />

Winterweg anzeigt. Der ist jedoch nicht mehr<br />

gepflegt, man geht inzwischen auch im Winter<br />

besser den Sommerweg zur Hütte, die<br />

neuen Karten zeigen das auch so an. So<br />

raubt uns der Hang die letzte Kraft, und gerade<br />

noch so erhaschen wir die untergehenden<br />

Sonnenstrahlen.<br />

Aber der Empfang ist herzlich. Roman und<br />

Russina, ein sonnengereiftes rätoromanisches<br />

Pärchen aus Sedrun, bewirtschaften<br />

die Chelenalp und haben für uns eine Pastafete<br />

vorbereitet. Es duftet nach Aglio und Olio,<br />

und wir dürfen auch nach dem Essen alles<br />

zum Trocknen ausbreiten, ganz anders als<br />

in der klammen Albert-Heim-Hütte. Wir sind<br />

rundum zufrieden.<br />

Der folgende Aufstieg zur Sustenlimi ist gleich<br />

am Beginn steil. So steil, dass man besser<br />

die Ski trägt. Trotzdem versucht ein Bergfreund<br />

das Gegenteil und schnallt sich die<br />

Ski in der Steilrinne wieder an. Bloß weg hier,<br />

wenn der ausrutscht, räumt er alles hinter sich<br />

ab. Mit ein wenig Pumpen ist der Aufstieg<br />

nach 700 m zu Ende, und man kann bzw.<br />

sollte noch ohne Gepäck auf das Sustenhorn<br />

steigen. Die 1.700 m Abfahrt danach über<br />

den kompletten Sustengletscher ist der skifahrerische<br />

Höhepunkt der Woche. Oben<br />

gleitet man durch Traumpulver, und unten<br />

muss man den Weg durch den Gletscher finden.<br />

Bei Nebel braucht man hier das Seil,<br />

was aber skimäßig keine Freude ist. Wir können<br />

zum Glück darauf verzichten.<br />

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