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SBB - Sächsischer Bergsteigerbund

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Tour hohe – Hohe Tour<br />

Alles begann damit, dass ich mich mit einem<br />

Kumpel für den 24-Stunden-Skilanglauf ohne<br />

Grenzen, den Miriquidi, anmeldete. Ich bin<br />

zwar kein besonders guter Langläufer und<br />

habe diese Sportart noch bis vor kurzem für<br />

zu langweilig gehalten, um regelmäßig auf<br />

die „schmalen“ Bretter zu steigen, aber solche<br />

Ausdauergeschichten haben für mich<br />

doch einen gewissen Reiz – erst recht, wenn<br />

man sie als Team durchziehen kann.<br />

Allerdings hatte ich keinerlei Erfahrungen mit<br />

so langen Belastungen – noch dazu über<br />

Nacht – und war noch nie eine längere Strecke<br />

als die knapp 60 Kilometer der Hohen<br />

Tour gelaufen. Um beim Miriquidi nicht ins<br />

kalte Wasser zu fallen, wollte ich vorher eben<br />

diese Erfahrungen aufbessern. Die Idee für<br />

die Strecke war eigentlich ziemlich unkreativ:<br />

Es sollte wieder die Hohe Tour sein, diesmal<br />

aber hoch und runter – an einem Tag.<br />

Glücklicherweise konnte ich für dieses Unternehmen<br />

noch einen Kameraden begeistern,<br />

und so fuhren wir, Richard Hartmann<br />

und ich, am 29. Dezember des vergangenen<br />

Jahres mit dem Zug nach Schöna und brachen<br />

ca. 22.30 Uhr Richtung Zinnwald auf.<br />

Es war eine sternenklare, kalte Nacht, und<br />

die Bedingungen hätten nicht besser sein<br />

können. Der Schnee schluckte alle Geräusche.<br />

Da es unser einziges Ziel war durchzuhalten,<br />

nahmen wir uns hin und wieder die<br />

Zeit, stehen zu bleiben, der Stille zu lauschen<br />

und einen Sternenhimmel zu bestaunen, wie<br />

man ihn nur in so kalten Winternächten wie<br />

dieser zu sehen bekommt.<br />

Bis zum Schneeberg lief es wie am Schnürchen.<br />

Offenbar atmeten wir in der kalten, trockenen<br />

Nachtluft recht viel Flüssigkeit aus,<br />

die uns mit Reif bekleidete, sodass wir wie<br />

44<br />

Hohe Tour<br />

Väterchen Frost durch den Winterwald stapften.<br />

Außerdem hatten wir ständig Durst, und<br />

um unsere frühzeitig zur Neige gegangenen<br />

Wasservorräte aufzufüllen, schlugen wir einen<br />

Bach auf und genossen ein paar Tassen<br />

eisgekühltes böhmisches Bergwasser.<br />

Die Stunden gingen ins Land, und auch die<br />

Müdigkeit machte sich zunehmend bemerkbar.<br />

Die Ess-, Trink- und Wachspausen mussten<br />

immer recht kurz ausfallen, da man sehr<br />

schnell auskühlte. Die sonst eher bedrückenden<br />

dunklen Stunden des Tages erfüllten uns<br />

diesmal mit innerer Ruhe, und so genossen<br />

wir unsere nächtliche Skitour in vollen Zügen.<br />

Nachdem wir bei Adolfov noch eine kleine<br />

Rast eingelegt hatten, begann es auf den<br />

Feldern unter dem Mückentürmchen langsam<br />

hell zu werden. Den Anstieg zum Komari<br />

Hurka merkten wir zwar schon mächtig in den<br />

Beinen, kamen dafür aber in den Genuss,<br />

ein grandioses Naturschauspiel beobachten<br />

zu dürfen. Über dem böhmischen Becken lag<br />

eine Wolkenschicht, durch die nur die höheren<br />

Berge ragten, und die Städte schimmerten<br />

als große Lichtflecken hindurch, während<br />

das morgendliche Rot versuchte, die<br />

Schwärze der Nacht zu verdrängen.<br />

Die letzten Kilometer bis Zinnwald fielen uns<br />

schon sehr schwer, aber noch nicht schwer<br />

genug, um am Gelingen dieser Aktion zu<br />

zweifeln. Etwa halb neun erreichten wir die<br />

Beerenhütte in Zinnwald, unseren Umkehrpunkt,<br />

wo wir auf die „Verstärkung“ trafen,<br />

die so freundlich war, uns auf dem Rückweg<br />

zu begleiten. Dafür sind wir den beiden im<br />

Nachhinein auch sehr dankbar.<br />

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Warmen<br />

traten wir bei strahlend blauem Himmel<br />

den Rückweg an. Die Pause hatte Wunder<br />

gewirkt, und bis Adolfov legten wir ein gutes<br />

Tempo vor. Obwohl zunehmend langsamer,<br />

waren wir guter Dinge, unser Ziel zu erreichen.<br />

Eine Mittagsrast in Tisa war dringend<br />

vonnöten. Als wir zur letzten Etappe unserer<br />

Tour aufbrachen, begann es zu dämmern,<br />

und ab Snezník waren wir wieder auf das<br />

Licht unserer Stirnlampen angewiesen. So

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