SBB - Sächsischer Bergsteigerbund
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Mai 2006. Am Elbufer findet zum ersten Mal<br />
in Dresden ein Weltcup im Wettkampfklettern<br />
statt. Unter den Zuschauern fällt in der zweiten<br />
Reihe ein seriös mit dunklem Jackett<br />
bekleideter, nicht mehr ganz junger Mann auf,<br />
mit einem Aktenkoffer auf den Knien. Während<br />
die Köpfe der Zuschauern im Auf und<br />
Ab die Kletterer an der Wand verfolgen, wandert<br />
sein Blick in horizontaler Richtung immer<br />
links, rechts, links, rechts. Mitunter steht er<br />
auf und verschwindet, eine kleine Weile später<br />
sitzt er wieder da. Was macht dieser Mann<br />
da eigentlich?<br />
So kann man sich einen Sammler und Jäger<br />
vorstellen, der immer auf der Suche nach<br />
interessanten und erfolgreichen Sportlern ist,<br />
vielmehr nach Bildern mit Unterschriften und<br />
Widmungen – ein Sammler von Autographen.<br />
Genauer gesagt: Jochen Mischke aus<br />
Dresden, d e r Sammler von Bergsport-Autographen<br />
mit der weltweit wohl umfangreichsten<br />
Sammlung dieser Art.<br />
Jochen Mischke wurde im Kriegsjahr 1944<br />
in Geising geboren. Im Anschluss an die<br />
Schule folgte eine Ausbildung zum Funkmechaniker<br />
in Glashütte. Nach dem Umzug<br />
nach Dresden und einem Abendstudium an<br />
der IHS Dresden mit dem Abschluss als Dipl.-<br />
Ing. (FHS) für Datenverarbeitungsanlagen<br />
waren seine beruflichen Stationen das Institut<br />
für Elektronik, das Rechenzentrum des<br />
Betonleichtbaukombinates und ab 1990 bis<br />
zum Eintritt in die Altersteilzeit die Kindergeldund<br />
Familienkasse des Arbeitsamtes Dresden.<br />
Seit 1970 ist er verheiratet mit Frau<br />
Annelies, die Leiterin der Urkundenstelle<br />
beim Standesamt Dresden war. Sie haben<br />
Tochter und Sohn sowie vier Enkel im Alter<br />
von 12 bis 23 Jahren, außerdem einen Garten<br />
in der Nähe der Seidnitzer Wohnung.<br />
Seine bergsportliche Laufbahn begann als<br />
Schulkind unter Anleitung von Lehrer Hilbert<br />
am Bauernfelsen bei Lauenstein, später folgten<br />
Klettereien in der Sächsischen und Böhmischen<br />
Schweiz. Doch damit war um 1970<br />
Schluss, und er verlegte sich aufs Bergwandern.<br />
Die Touren führten in die erreichbaren<br />
Gebirge: Tatra, Bucegi, Fagaras, Kaukasus;<br />
Porträt: Jochen Mischke<br />
seit den freien Reisemöglichkeiten jährlich in<br />
die verschiedensten Gebiete der österreichischen<br />
Alpen. Und noch eine zweite Wurzel<br />
gab es. Sein Vater, ein gelernter Kaufmann,<br />
führte einen privaten Großhandel mit Reiseandenken,<br />
Spielwaren und Haushaltwaren.<br />
Ab dem zarten Alter von 9 Jahren schleppte<br />
Jochen schwere Kisten vom Bahnhof zur<br />
Wohnung und lieferte wöchentlich Kleinsortimente<br />
an Andenken auf die Kohlhaukuppe<br />
und den Geisingberg aus – der eigentliche<br />
Beginn des Bergwanderns.<br />
Der Vater hatte bis zum 2. Weltkrieg als Kleindarsteller<br />
auf der Bühne von Staatsoper und<br />
Staatstheater in Dresden gestanden und eine<br />
Autogrammsammlung bekannter Schauspieler<br />
angelegt, die leider in den Kriegswirren<br />
verloren ging. Aber irgendwie hatte sich das<br />
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