SBB - Sächsischer Bergsteigerbund
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DER NEUE<br />
Sächsische Bergsteiger<br />
MITTEILUNGSBLATT DES <strong>SBB</strong><br />
In diesem Heft: Zum Toprope-Verbot – Neues aus Böhmen –<br />
100 Jahre Bergwacht Sachsen – Porträt: Jochen Mischke<br />
– Hohe Tour hin und zurück – Urner Haute Route u. v. a. m.<br />
Nr. 4 Dezember 2011 22. Jahrgang
Editorial<br />
Manche Kletterträume konnten bei diesem tollen Herbst noch erfüllt werden, während andere Bergfreunde<br />
schon ganz unruhig die Wettervorhersage studieren, um nach Skiloipen zu suchen. Andere<br />
buchen den Flieger, um preiswert zu den südlichen Kletterfelsen im Frühjahr zu gelangen.<br />
Wer für das kommende Jahr noch keine Pläne hat, der findet vielleicht ein Ziel in unseren sportlichen<br />
Beiträgen über die Skiroute durch die Urner Alpen von Frank Tauer, den Transalpine-Run von Udo<br />
Seifert oder die Hohe Tour hin und zurück von Alex Hanicke. Und wer keine dieser „affengeilen<br />
Aktionen“ mitmachen will, sondern die Winterzeit gern in der geheizten Stube verbringt,<br />
dem sei eine gute Lektüre aus unserer Bücherecke empfohlen oder eine Spende an den<br />
Alpinclub Sachsen, um eine Postkarte vom Ende der Welt zu bekommen.<br />
In unserem Porträt stellt Michael Schindler einen Mann vor, der in seinem Briefkasten<br />
schon so manches wertvolles Schriftstück eines Erstbesteigers fand – Jochen Mischke.<br />
Wer sein zu Hause auch gern mal verlässt, der besucht vielleicht die Ausstellung über Bergsteiger-<br />
und Kletterkarikaturen, gezeichnet von Manfred Gohlke und Wolfgang Strahl, in<br />
unserer Geschäftsstelle oder die Sportausstellung „Auf die Plätze“ im Dresdner Hygiene-<br />
Museum.<br />
Wenn die weißen Flocken dann aber doch so wunderschön auf den Bäumen, Felsen<br />
und Wegen liegen bleiben und die Ski schon gewachst sind, dann bietet unsere<br />
Jugend der älteren Generation ein famoses Angebot: Hohe Tour in zwei Tagen<br />
mit Gepäcktransport und geheizter Bielatalhütte. Wer sich daheim aber<br />
langweilt oder sich mehr für die Allgemeinheit engagieren möchte, dem<br />
bieten wir auch innerhalb des <strong>SBB</strong> und seiner Arbeitsgruppen jede Menge<br />
Möglichkeiten, vor allem aber auch Gemeinschaft.<br />
Das Jahr 2011 war für den <strong>SBB</strong> ein erfolgreiches Jubiläumsjahr. Wir<br />
danken unseren Mitgliedern, Partnern und Freunden, die unsere Arbeit<br />
in vielfältiger Art und Weise unterstützen. Die Redaktion, der Vorstand<br />
und die Geschäftsstellenmitarbeiter wünschen erholsame Weihnachtsfeiertage<br />
und für das kommende Jahr vor allem Gesundheit und Zufriedenheit.<br />
Constance Jacob
S B B<br />
Inhalt<br />
Editorial .......... 1<br />
20 Jahre <strong>SBB</strong>-Mitteilungsblatt .......... 3<br />
Informationen aus dem Vorstand .......... 4<br />
Zum Toprope-Verbot .......... 5<br />
Spenden .......... 7<br />
Todesfälle / Nachrufe .......... 8<br />
Geburtstagsjubiläen ........ 12<br />
<strong>SBB</strong>-Mitteilungen ........ 13<br />
Ausstellung in der Geschäftsstelle ........ 14<br />
Gemeinschaft „Alte vom Berge“ ........ 16<br />
<strong>SBB</strong>-Wandergruppen ........ 16<br />
<strong>SBB</strong>-Hütten ........ 18<br />
Archiv des <strong>SBB</strong> ........ 19<br />
Neues aus dem Böhmerland ........ 20<br />
Kletterregeln in der Diskussion ........ 22<br />
AG Freischneiden von Kletterwegen ........ 23<br />
Natur- und Umweltschutz ........ 24<br />
Informationen der Bergwacht ........ 26<br />
J<strong>SBB</strong> – Jugendseiten ........ 28<br />
Fotorätsel ........ 32<br />
Infos aus nah und fern ........ 32<br />
Porträt: Jochen Mischke ........ 35<br />
Die Nagelsche Säule ........ 38<br />
Klettern f. Menschen m. Behinderung ........ 40<br />
Hohe Tour ........ 44<br />
Urner Haute Route ........ 46<br />
Transalpine-Run 2011 ........ 49<br />
Skiexpedition nach Bolivien ........ 50<br />
Feuerland-Expedition 2012 ........ 52<br />
Pakistanhilfe ........ 53<br />
Bücher – Bücher – Bücher ........ 54<br />
Termine und Veranstaltungen ........ 60<br />
Veranstaltungsrückblick ........ 62<br />
LV <strong>Sächsischer</strong> Heimatschutz ........ 63<br />
Die Jahresendgeschichte ........ 64<br />
2<br />
Mitteilungsblatt „Der Neue Sächsische Bergsteiger“<br />
22. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 2011<br />
Bildnachweis<br />
S. 1 Elke Kellmann<br />
S. 8 KK Kanzeltürmer 11<br />
S. 9 Frank Richter<br />
S. 11 Wolfgang Kreische<br />
S. 23 Günter Priebst<br />
S. 25 Uwe Borrmeister<br />
S. 30 Alexander Retsch<br />
S. 32 Lothar Petrich<br />
S. 35 Jochen Mischke<br />
S. 39 Dietrich Exner<br />
S. 41 Brit Heber<br />
S. 44 Alex Hanicke<br />
S. 46 Frank Tauer<br />
S. 49 Udo Seifert<br />
S. 50 Ulrich Kritzler<br />
S. 52 Robert Koschitzki<br />
S. 62 Holger Schütt-Peemüller<br />
Titelfoto:<br />
von Angela Hampel<br />
Blick vom<br />
Lilienstein<br />
Impressum<br />
Herausgeber:. <strong>Sächsischer</strong> <strong>Bergsteigerbund</strong> e. V.<br />
(<strong>SBB</strong>) Dresden, Sektion des Deutschen<br />
Alpenvereins<br />
Geschäftsstelle: Könneritzstr. 33, 01067 Dresden<br />
Tel.: 03 51 / 4 94 14 15, - 16<br />
Fax: 03 51 / 4 94 14 17<br />
E-Mail mail@bergsteigerbund.de<br />
Internet: www.bergsteigerbund.de<br />
Bankverbindung: HypoVereinsbank Dresden<br />
BLZ 850 200 86<br />
Kto.-Nr. 5 360 188 886<br />
Gesamtredaktion/Satz/<br />
Layout: Michael Schindler<br />
Redaktionsmitarbeiter: Constance Jacob, Elke Kellmann,<br />
Hans-Rainer Arnold, Ludwig Trojok<br />
Redaktion Jugendseiten: Brita Knabe & Alexander Retsch<br />
Druck: Lißner Druckerei, Königsbrücker<br />
Landstr. 45, 01109 Dresden<br />
„Der Neue Sächsische Bergsteiger“ ist das offizielle Mitteilungsblatt<br />
des <strong>SBB</strong>. Es erscheint quartalsweise und wird den bezugsberechtigten<br />
Mitgliedern ohne Bezugsgebühr geliefert.<br />
Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser wieder. Sie<br />
muss nicht in jedem Fall mit der Meinung der Redaktion oder<br />
des <strong>SBB</strong> übereinstimmen. Nachdruck nur mit Zustimmung<br />
des <strong>SBB</strong>.<br />
Gedruckt auf 100 % Altpapier. Auflage: 7000 Stück.
20 Jahre <strong>SBB</strong>-Mitteilungsblatt<br />
Unser Mitteilungsblatt gibt es schon über 21 Jahre. Aber eine junge und dynamische Mitarbeiterin<br />
konnte ermitteln, dass ich im Dezember 1991, also vor genau 20 Jahren, das erste<br />
Heft als verantwortlicher Redakteur herausgegeben habe. Heute, nach 80 Heften, weiß ich:<br />
Einen solchen Posten wird man nicht gleich wieder los! Meine hauptsächliche Aufgabe besteht<br />
darin, Artikel, Infos, Fotos und Werbungen zu organisieren. Diesmal habe ich, als<br />
Dank sozusagen für die vielen Jahre, die Aufgabe abgefasst, selbst etwas zu schreiben.<br />
Ahnungsloser Anfänger, Autodidakt, Routinier – so könnte man die 20 Jahre beschreiben.<br />
Anfangs wurden die eingereichten Artikel mit Schreibmaschine abgetippt, später mit Computer,<br />
die Zeichen gezählt, Fotos mitgeliefert und so zum Druck abgegeben. Das klappte meist<br />
ganz gut. Ab dem Jahr 2001 konnte ich dann Satz und Layout selbst vornehmen, das brachte<br />
Zeitgewinn, finanzielle Einsparungen und die Möglichkeit, alles nach eigenem Ermessen<br />
zu gestalten. In dem Zusammenhang sollte unbedingt unsere „Hausdruckerei“ (seit Ende<br />
1995) genannt werden: herzlichen Dank an Jörg und seine Mitarbeiter von der „Lißner-<br />
Druckerei“ im Dresdner Norden für die zuverlässige und unkomplizierte Zusammenarbeit.<br />
Die redaktionelle Arbeit ist kein Alleingang, ein Fünfer-Team sorgt für Ideen, für die Text- und<br />
Bildauswahl. Knapp 20 Jahre war Dieter Klotzsch dabei, von Anfang an Elke Kellmann, und<br />
Constance Jacob als <strong>SBB</strong>-Vorstand für Öffentlichkeit, Ludwig Trojok und Hans-Rainer Arnold<br />
komplettieren die heutige Besatzung. Ein Dankeschön gilt hier allen nicht genannten<br />
lang- und kurzzeitigen Redaktionsmitstreitern.<br />
Wenn eine neue Ausgabe fertig gestellt ist, sind über das Mitgliederverwaltungsprogramm<br />
inzwischen die etwa 6500 Adress-Etiketten gedruckt, und nach zwei bis drei Tagen Vorbereitungs-<br />
und Vorsortierungsarbeiten rücken die Helfer an: da müssen Namensetiketten auf<br />
jedes Heft geklebt, Bunde nach Postleitzahlen sortiert und gebündelt und alles gezählt werden.<br />
Die jetzt aktive Hilfsmannschaft besteht aus Gisela Graefe, Werner Scheele, Wolfgang<br />
Winkler, Frieder Geburtig, Frank Kaßner, Jörg Werner und nicht zu vergessen meine mithelfende<br />
Ehefrau Tina. Über viele Jahre waren hier neben weiteren Helfern vor allem Günther<br />
Arnold und die in diesem Jahr leider verstorbene Erika Otto eine wertvolle Hilfe.<br />
Am nächsten Tag liefern die Geschäftsstellenmitarbeiter alles in Ottendorf-Okrilla bei der<br />
Deutschen Post ein, und wenn dieselbe gut arbeitet, sind die Hefte wiederum einen Tag<br />
später im Briefkasten. Da die Sachsen gern reisen und umziehen, aber dem <strong>SBB</strong> treu bleiben<br />
oder zumindest immer informiert sein wollen, senden wir unser kleines Heft z. B. auch in<br />
die USA, nach China, Japan, Australien, in viele europäische Länder von Nord (Schweden,<br />
Norwegen) über die Mittelgruppe (Großbritannien, Belgien, Tschechien, Ungarn) nach Süd<br />
(Italien, Frankreich), am häufigsten aber nach Österreich und in die Schweiz.<br />
Kann man zu Zeiten von Internet, Online-Zeitung oder E-Book eigentlich auf die gedruckte<br />
Ausgabe des Heftes verzichten? Ich behaupte da einfach mal: nein! Es gibt ausreichend<br />
Gelegenheiten, wo man das Papier in der Hand und vor Augen haben möchte, in Zug oder<br />
Bahn, auf dem Balkon oder im Garten, abends auf der Hütte in den heimatlichen Bergen ...<br />
Vielleicht seien mir zu diesem kleinen Jubiläum ein paar Wünsche gestattet. Natürlich zuerst<br />
eine interessierte, aufmerksame und kritische Leserschaft, die sich über jede neue Ausgabe<br />
des Heftes freut, sie möglicherweise schon gespannt erwartet, etwaige Fehler gelassen zur<br />
Kenntnis nimmt, auch mal selbst etwas schreibt. Und Verständnis für eine hoffnungslos<br />
altmodische <strong>SBB</strong>-Mitgliederzeitschrift in Schwarz-Weiß, was natürlich kostengünstig ist, sich<br />
bescheiden aus der bunten, grellen, aggressiven, mit Werbung zugeschütteten Zeitschriftenlandschaft<br />
heraushebt, aber dafür mit dem Inhalt punkten kann – mit aktuellen und<br />
interessanten Informationen über den Verein und die Tätigkeit seiner Mitglieder und Arbeitsgruppen<br />
sowie über die Sächsische Schweiz.<br />
Michael Schindler<br />
3
4<br />
Informationen aus dem Vorstand<br />
DAV-Hauptversammlung 2011<br />
Die DAV-Hauptversammlung in Heilbronn hat mehrere Beschlüsse mit großer Tragweite<br />
für die nächsten Jahre gefasst. In Kürze sind dies:<br />
– Novellierung des Grundsatzprogrammes Umwelt<br />
– Ergänzung des Versicherungsschutzes um eine Unfallversicherung ab 2012<br />
– Mehrjahresplanung mit Erhöhung der Zuschüsse für Hütten und Wege, Erweiterung<br />
des Services für Sektionen und Förderung der Jugendarbeit<br />
– Erhöhung des Verbandsbeitrages um 5,46 EUR<br />
– Wahl eines neuen Vizepräsidenten<br />
Umfangreichere Informationen dazu findet man direkt auf www.alpenverein.de. Auf der<br />
<strong>SBB</strong>-Internetseite findet sich unter Mitteilungen ein direkter Link dorthin. Insbesondere<br />
mit dem Thema Beitragserhöhung wird sich der <strong>SBB</strong> auseinandersetzen müssen. Mehr<br />
dazu im Mitteilungsblatt 1/2012<br />
<strong>SBB</strong>-Bibliothek<br />
Die altgediente Software unserer Bibliothek wird gegen ein zeitgemäßes Programm<br />
ausgetauscht. Damit wird sich sowohl für die Bibliotheksmitarbeiter als auch für die<br />
Leser vieles verbessern. So kann dann bereits von zu Hause aus über die <strong>SBB</strong>-Internetseite<br />
recherchiert werden, und auch der Ausleihbetrieb wird durch Einsatz von Etiketten<br />
und Barcodescanner einfacher.<br />
Davor steht aber noch eine ganze Menge Arbeit. Die Daten müssen konvertiert und<br />
ergänzt werden. Alle 17.000 Bücher, Karten, DVDs und Zeitschriften werden mit Etiketten<br />
versehen. Die Umstellung wird in der Zeit vom 01. bis zum 13.12.2011 erfolgen. In<br />
dieser Zeit ist die Bibliothek nur eingeschränkt nutzbar. Wir bitten euch, in dieser Zeit<br />
nur in dringenden Fällen die Bibliothek aufzusuchen. Die Rückgabe entliehener Bücher<br />
ist aber jederzeit möglich.<br />
Am Mittwoch, 14.12.2011, eröffnet dann die Bibliothek mit der neuen Technik. Von da<br />
ab sind eure Alpenvereinsausweise auch gleichzeitig eure Leseausweise. Also bitte<br />
nicht vergessen, diese mitzubringen. Auch sollte jeder beim ersten Besuch der neuen<br />
Bibliothek seine E-Mail-Adresse oder hilfsweise seine Telefonnummer parat haben, damit<br />
diese in das System eingepflegt werden kann.<br />
Saupsdorfer Hütte<br />
Unsere Saupsdorfer Hütte soll wieder ein Schmuckstück werden. Bevor wir uns jedoch<br />
auf die Arbeit stürzen, wollen wir gemeinsam ein Konzept für die langfristige Entwicklung<br />
der Hütte erstellen. Dazu sind Mitstreiter gefragt: Baufachleute, Hobbyhandwerker,<br />
Tourismusspezialisten und ebenso einfache Hüttennutzer, die wissen, was eine<br />
Hütte gemütlich und attraktiv macht.<br />
Wir treffen uns am 28. Januar 2012, 10 Uhr, an unserer Saupsdorfer Hütte. Für einen<br />
Imbiss wird gesorgt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht zwingend, würde uns aber bei<br />
der Planung helfen und macht Fahrgemeinschaften möglich. Wer am 28. Januar verhindert<br />
ist, sich aber dennoch gern einbringen möchte, der kann auch seine Gedanken<br />
zur Hütte vorab an die Geschäftsstelle senden.<br />
Hohe Tour für Senioren<br />
Der <strong>SBB</strong> organisiert im Winterhalbjahr die Hohe Tour an zwei Tagen mit Übernachtung<br />
auf der Bielatalhütte, Materialtransport usw. Näheres auf Seite 47.
Informationen aus dem Vorstand<br />
Jugendangebote<br />
Die <strong>SBB</strong>-Jugend bietet viele Möglichkeiten für junge Mitglieder. So sind in den Kinderklettergruppen<br />
Neustadt (mittwochs 16–18 Uhr) und Dresden (56. Mittelschule, montags<br />
16.30–18 Uhr) noch Plätze frei. Auch wird in Zukunft monatlich eine für alle jungen<br />
Mitglieder offene Veranstaltung stattfinden. Die Termine für Januar (Skilanglauf) und<br />
Februar (Ski-Alpin) stehen schon fest. Details dazu auf den Jugendseiten.<br />
Änderung der Fahrtkostenerstattung<br />
Der Vorstand hat die Erstattung von Kosten für Fahrten mit Privat-PKW im Auftrag des<br />
<strong>SBB</strong> neu geregelt. So wie im Sächsischen Reisekostengesetz verankert, werden ab<br />
2012 pro km 25 Cent erstattet. Pro Mitfahrer kommen noch einmal 2 Cent hinzu.<br />
Zum Gruß „Berg Heil“<br />
Im aktuellen Magazin des DAV-Panorama werden wir Mitglieder aufgerufen, uns zum<br />
Gruß „Berg Heil“ zu äußern. „Ist er für Sie eine Tradition, die man nicht lange hinterfragt?<br />
Ist er einfach nur altmodisch? Oder hat er bei näherer Betrachtung auch eine ideologische<br />
Färbung? Anders gefragt: Braucht es das ,Berg Heil’ zum Gipfelglück ...“ (Christine Frühholz,<br />
Editorial, DAV-Panorama 6/2011, Seite 3)<br />
Meinungen dazu bitte unter www.alpenverein.de als auch gern im <strong>SBB</strong>-Forum unter<br />
www.bergsteigerbund.de<br />
Toprope im Sächsischen Elbsandstein<br />
Der Vorstand des <strong>SBB</strong> hat sich in seiner Novembersitzung gegen die Aufnahme eines<br />
„Toprope-Verbots“ in die Sächsischen Kletterregeln und als Ergänzung in die Rahmenvereinbarung<br />
zu Bergsport und Naturschutz in der Nationalparkregion Sächsische Schweiz<br />
ausgesprochen.<br />
Wir möchten den Antrag von Dieter Welich an den Vorstand aber als Anlass nehmen, um im<br />
Frühjahr 2012 eine Strategietagung zum Thema durchzuführen. Dabei soll es vor allem<br />
darum gehen, wie das Bewusstsein zu einem verantwortungsvollen Klettern im Sächsischen<br />
Elbsandstein sensibilisiert werden kann.<br />
Der folgende Text junger Kletterer fasst die wichtigsten Argumente beider Seiten sehr gut<br />
zusammen. Wir drucken ihn hier ab, da die geäußerten Gedanken den Überlegungen des<br />
Vorstandes zur Entscheidung gegen das Verbot entsprechen.<br />
Die anderen Zuschriften zum Thema „Toprope“ sind auf der <strong>SBB</strong>-Internet-Seite unter<br />
http://www.bergsteigerbund.de/klettern_toprope.html zu finden.<br />
Vielen Dank an alle, die sich an der Diskussion beteiligt haben.<br />
Toprope im Sächsischen Elbsandstein – Denkanstöße<br />
Zusammenfassung<br />
Gegenwärtig ist im Elbsandstein eine Zunahme<br />
des Kletterns am umgelenkten Seil (Toprope)<br />
zu beobachten. Nicht nur subjektiv entsteht<br />
der Eindruck, dass die in den sächsischen<br />
Kletterregeln als Ausnahme beschriebene<br />
Kletterweise schleichend zur Regel<br />
wird. Wir, aktive Kletterer der jungen Generation,<br />
kritisieren diese Entwicklung, stehen<br />
jedoch einem Verbot ablehnend gegenüber.<br />
Vielmehr fordern wir eine Selbstverpflichtung<br />
der sächsischen Klettergemeinschaft, die das<br />
Topropen im sächsischen Elbsandstein wieder<br />
zur Ausnahme macht. Dazu diskutieren<br />
wir im Folgenden verschiedene Aspekte des<br />
Kletterns vor dem Hintergrund der besonderen<br />
Gegebenheiten des sächsischen Sandsteins.<br />
5
1 Was ist das Problem?<br />
Zunehmend findet man zwischen den Sandsteinfelsen<br />
folgende Situation: Ein Kletterer<br />
(vielleicht auch der Vorsteiger!?) sichert seine<br />
Nachsteiger vom Wandfuß aus. Dafür wird<br />
das Seil an einem Sicherungsring umgelenkt.<br />
Selbst das DAV-Panorama-Magazin berichtet,<br />
dass „stilreine Vorstiegsbegehungen<br />
deutlich in der Minderzahl sind gegenüber<br />
Gruppen-Nachstiegen und ausgedehnten<br />
Toprope-Sessions“ (DAV-Panorama, August<br />
2011, S.41).<br />
Wir finden den ursprünglichen Gedanken des<br />
Freikletterns schützenswert. Daher kritisieren<br />
wir die gedankenlose Übernahme des Toprope-Kletterns<br />
in die Sächsische Schweiz<br />
und wollen eine Umkehrung dieses Trends<br />
erreichen.<br />
2 Warum ist es relevant?<br />
Das Klettern mit Toprope-Sicherung (TR)<br />
kann einerseits sachlich bewertet werden<br />
(Naturschutz), andererseits gibt es auch<br />
emotionale Argumente (sächsische Kletterethik).<br />
Wir denken, fühlen und achten: „Das<br />
sächsische Klettern steht für Freiheit und<br />
Selbstverwirklichung im Einklang mit Natur<br />
und Achtung der Nächsten“.<br />
2.1 Sachliche Argumentation: Schutz des<br />
Sandsteins<br />
TR ist „per se“ nicht felsbeschädigend. Ein<br />
sachgemäß aufgebautes TR führt in den<br />
wenigsten Fällen zu einer Felsbeschädigung<br />
und beansprucht den sensiblen Sandstein<br />
nicht mehr als das Seilschaftsklettern (vgl.<br />
DAV-Panorama, Juni 2011). Klettern im TR ist<br />
weltweit anerkannt und wird intensiv praktiziert.<br />
Jedoch kann eine erhöhte Abnutzung<br />
infolge zahlreicher Wiederholungen einer<br />
Route durch viele, oft auch überforderte<br />
Nachsteiger beobachtet werden. Zum anderen<br />
erlaubt eine Sicherung vom Wandfuß ein<br />
familienfreundliches Klettern.<br />
Leistungsorientierte Kletterer können zudem<br />
mehr Routen am Tag bewältigen. Die häufig<br />
angeführte Frage nach den Bedingungen für<br />
die nächste Generation drängt sich auf ...<br />
6<br />
Zum Toprope-Verbot<br />
2.2 Emotionale Argumentation: Stil und<br />
Werte<br />
Im Sinne der sächsischen Kletterethik wird<br />
dem Klettern im Seilschaftsverbund ein höherer<br />
Stellenwert beigemessen. TR unterscheidet<br />
sich vom Seilschaftsklettern durch<br />
einen bewussten Verzicht auf den Ausstieg<br />
zum Gipfel. Nicht das Besteigen des Berges,<br />
sondern die sportliche Herausforderung ist<br />
Antrieb und Motivation. Das TR-Klettern symbolisiert<br />
wie kaum eine andere Entwicklung<br />
im Klettersport die Übertragung des Effizienzgedankens<br />
auf das sächsische Felsklettern.<br />
TR stellt ebenso rituelle Handlungsabläufe<br />
mit starker Identifikationswirkung in Frage:<br />
Das Aussteigen einer Route mit anschließendem<br />
Gipfelerlebnis symbolisiert mehr als nur<br />
die Bewältigung der klettersportlichen Schwierigkeit.<br />
Darauf zu verzichten, wie durch TR,<br />
relativiert das bisher geltende Wertesystem<br />
des sächsischen Felsenkletterns.<br />
Eine Bewertung des TR als moderne Spielart<br />
des Kletterns ist nicht einfach, häufig zwiespältig.<br />
Dazu unterscheiden wir an dieser<br />
Stelle zwischen zwei ‚Arten’ des TR-Kletterns:<br />
A) Toprope als moderne (Nachsteiger-)Sicherungstechnik<br />
Der Vorsteiger klettert im sauberen sächsischen<br />
Vorstiegsstil bis zu einem Umlenkpunkt<br />
und richtet dort an eigenem Material<br />
das TR ein. Die Nachsteiger sind in der Zahl<br />
begrenzt und der Kletterschwierigkeit gewachsen.<br />
B) „Unsauberes“ Topropeklettern:<br />
TR-Sichern wird zur Umsetzung rein sportund<br />
bewegungsorientierter Probleme eingesetzt.<br />
Das Seil wird dazu u. a. unter Missachtung<br />
der sächsischen Kletterregeln von oben<br />
oder mit Hilfsmitteln eingehängt und/oder<br />
Fels und Material schädigend aufgebaut und/<br />
oder die Nachsteiger sind mit der Kletterschwierigkeit<br />
überfordert. Diese Form des<br />
Kletterns widerspricht nicht nur den sächsischen<br />
Kletterregeln, sondern ist in gewisser<br />
Weise verantwortungslos.<br />
Unsauberes TR verurteilen wir. Eine neue<br />
Klettergeneration findet den Zugang zum<br />
Klettern in der Halle, wo der Nachsteiger „per
se“ über TR gesichert wird. Die Bedeutung<br />
von „Kletterethik“, „gutem Stil“ und Verantwortungsbewusstsein<br />
wird dabei oft nicht<br />
vermittelt. Der leistungssportliche Aspekt<br />
steht klar im Vordergrund. Jedoch kritisieren<br />
wir die Übertragung des TR auf das<br />
Klettern in der Sächsischen Schweiz.<br />
Wir begründen dies vor allem mit den unter<br />
2.2 genannten Argumenten. TR muss wieder<br />
eine Ausnahme an den (sächsischen) Klettergipfeln<br />
werden.<br />
3 Was kann getan werden?<br />
Ein kategorisches Verbot gibt die Verantwortung<br />
eines jeden Kletterers an eine höhere<br />
Instanz ab. Zudem halten wir eine Durchsetzung<br />
für schwer realisierbar. Stattdessen sollten<br />
die Kletterer, die sich dem sächsischen<br />
Klettern und Bergsteigen verbunden fühlen,<br />
sich stärker für dessen Bewahrung und Weitervermittlung<br />
einsetzen. Es gilt die Verantwortung<br />
zu akzeptieren und die Idee des<br />
Sächsischen Freikletterns aktiv zu leben. Vielen<br />
Kletterern der neuen Generation fehlen<br />
die Kenntnisse zur Sächsischen Sicherungstechnik<br />
sowie das Bewusstsein für einen „guten<br />
Stil“. Dies zu ändern, liegt in der Verantwortung<br />
eines jeden Kletterers sowie der<br />
Vereinsarbeit der Kletterklubs. Darüber hinaus<br />
sehen wir einen großen Bedarf, in kompromissorientierten<br />
Verhandlungen Ausgleichsangebote<br />
für die breitensportliche<br />
Zum Toprope-Verbot<br />
Spenden<br />
Kletterbewegung zu entwickeln. Ob Diskussionen<br />
zu Kletterhalle, -garten oder gar die<br />
Erschließung von Massiven – jeder Kletterer<br />
ist gefragt sich aktiv einzubringen!<br />
4 Fazit<br />
1. Wir fordern eine Selbstverpflichtung der<br />
sächsischen Kletterer, die das Ziel hat das<br />
TR im sächsischen Elbsandstein auf ein Maß<br />
zu begrenzen, dass dem in der Kletterregel<br />
verwendeten Begriff „Ausnahme“ gerecht<br />
wird, aus Achtung vor den kletternden Mitmenschen<br />
und aus Respekt vor der sächsischen<br />
Kletterethik.<br />
2. Das Bewusstsein zu einem zeitgemäßen<br />
und dennoch verantwortungsvollen Klettern<br />
im Sächsischen Elbsandstein (welches sich<br />
nicht ausschließlich an einer möglichst effizienten<br />
Leistungssteigerung orientiert), muss<br />
in jedem Kletterer sensibilisiert/geweckt werden.<br />
Diesen Grundsatz gilt es vor allem dem<br />
Kletternachwuchs, den Neulingen sowie der<br />
„Hallenklettergemeinde“ zu vermitteln.<br />
Eine besondere Vorbildwirkung obliegt den<br />
Ausbildern, den Älteren sowie leistungsstarken<br />
Kletterern.<br />
Felix Bähr (KV Rohnspitze), Frank Blumensaat<br />
(KK Kanzeltürmer), Alex Hanicke (Kleine HardcoreClimber),<br />
Peter John (KV Wolfsspitze),<br />
Hermann Mysliwietz (Kleine HardcoreClimber),<br />
Tino Tanneberger (KV Aussteiger),<br />
Richard Wetzel (Kleine HardcoreClimber)<br />
Wolfgang Bühn, Börnchen 150,00 Euro<br />
Kerstin Knabe, Dresden (für Dresdner Kletterzentrum) 100,00 Euro<br />
Alexander Nareike, Dresden (für Dresdner Kletterzentrum) 100,00 Euro<br />
Thomas Gruber, Dresden (für Dresdner Kletterzentrum) 100,00 Euro<br />
Brita Knabe, Dresden (für Dresdner Kletterzentrum) 50,00 Euro<br />
Thomas Mickel, Dresden (für Dresdner Kletterzentrum) 50,00 Euro<br />
Lutz Schütze, Schildow (für Hütte Bielatal) 5,00 Euro<br />
Die <strong>SBB</strong>-Bibliothek erhielt Zeitschriften- und Bücherspenden von Burglind Ahlswede, Rolf<br />
Daneck, Christel Gladun, Fam. Gudrich, Gerda u. Eberhard Hofmann, Gerhard Huber, Herbert<br />
Judefeind, Horst Leichsenring, Annett Lorenz, Manfred Mätzold, Heinz Pfündel, Manfred<br />
Retat, Gert Schulz, Rüdiger Steuer, Alfred Techt, Klaus-Dieter Wagner und Steffen Wahl.<br />
Allen Spendern ein herzliches Dankeschön!<br />
7
8<br />
Todesfälle / Nachrufe<br />
Wir trauern gemeinsam mit den Angehörigen um unsere verstorbenen Mitglieder<br />
Ursula Leidler, Bautzen Mitglied seit 1991<br />
Charlotte Laube, Dresden Mitglied seit 1943<br />
Irmgard Uhlig, Dresden Mitglied seit 1933<br />
Karin Unger, Dresden Mitglied seit 1991<br />
Erhard Altenkirch, Pirna Mitglied seit 1990<br />
Felix Gaumnitz, Dresden Mitglied seit 1992<br />
Jochen Hohlfeld, Dresden Mitglied seit 1990<br />
Rolf Jäger, Dresden Mitglied seit 1996<br />
Reinhard Kurth, Dresden Mitglied seit 1991<br />
Werner Michalk, Königsbronn Mitglied seit 1942<br />
Dr. Falko Schlenkrich, Dresden Mitglied seit 1996<br />
Christian Voigt, Dresden Mitglied seit 1990<br />
und wollen sie als gute Bergkameraden in unserer Erinnerung behalten.<br />
Nachruf für Hohli<br />
Jochen Hohlfeld (20.07.1936 – 07.09.2011)<br />
Die Vorkriegsgeneration wird so nach und nach vom<br />
Tellerrand des Lebens geschmissen. 75 Jahre, ganz<br />
schön gehalten, das berührte rauf und runter das irdische<br />
Dasein.<br />
Bergkamerad und Freund oder Freund und Bergkamerad?<br />
Was denn nun? Ordentliches Mitglied bei den<br />
„Kanzeltürmern“, Freund bei den „Rohnspitzlern“.<br />
Unvergessene Bergfahrten, besser ausgedrückt Bergerlebnisse:<br />
Bremser an der Lolakante; Miterstbegeher<br />
Hafersackkrone; Durchsteigung klassischer Touren an<br />
Watzmann und Umfeld; im Watzmannhaus auf Jugendherbergsscheine<br />
bei Herrn Bitterling gelebt; mit<br />
schlechtem Seilmaterial (1960) Zinne – Dibonakante<br />
– Demuthkante – Preußriss.<br />
Dank für Deinen Einsatz! Für das, was nicht war oder<br />
hätte sein können.<br />
Berg Heil, Dein alter Seilgefährte Bü (K. V. Rohnspitzler)
Nachruf<br />
Felix Gaumnitz (14.05.1937 – 28.09.2011)<br />
Am 28. September 2011 verstarb Felix nach langer Krankheit. Obwohl er sich viele<br />
Jahre energisch gewehrt hat, war der heimtückische Krebs schließlich doch stärker.<br />
Felix war einer von den ganz Treuen und Verlässlichen. Seine Bergbegeisterung<br />
war ansteckend. Als ich ihn 1976 kennen lernte, spürte ich sofort, dass er der richtige<br />
Partner für mich war, und fortan zogen wir gemeinsam in die Berge. Als Normalkletterer<br />
waren unsere Wege die klassischen Fünfen und Sechsen, ab und zu auch<br />
eine Sieben. Besonders stolz war er über den Höllenhund-Talweg im Nachstieg.<br />
Die meisten Leser kennen ihn sicher als Organisator der Bergabende des <strong>SBB</strong>, die<br />
er 1996 wieder ins Leben gerufen hat.<br />
Nach siebzehn erfolgreichen Bergabenden<br />
sah Felix einen Endpunkt<br />
erreicht, der jedoch auch schon seiner<br />
Krankheit geschuldet war.<br />
Ebenso sind die mehr als 25 Ausstellungen<br />
mit Bildern von Künstlern und<br />
Kunstliebhabern in der Geschäftsstelle<br />
des <strong>SBB</strong> in Erinnerung. Felix hat<br />
sie mit großem Engagement und<br />
Sachkenntnis initiiert und betreut.<br />
Damit hat er einen wertvollen Beitrag<br />
für die Kultur im <strong>SBB</strong> geleistet.<br />
Felix Gaumnitz war ein besonderer<br />
Mensch. Seine Interessen waren erstaunlich<br />
breit angelegt. Seine nie<br />
nachlassende Neugier, den Dingen<br />
besondere Seiten abzugewinnen, war<br />
für alle, die engeren Kontakt zu ihm<br />
hatten, immer anregend. Seinen Weitblick<br />
gewann er auch auf vielen großen<br />
Reisen und weiten Wanderungen.<br />
Am Ende blieb ihm nur noch sein Lieblingsweg,<br />
der Schusterweg auf den<br />
Falkenstein. Als auch dazu die Kraft<br />
nicht mehr reichte, war wenigstens<br />
die Erinnerung an ein wunderbares<br />
gemeinsames Kletterleben lebendig,<br />
voller Dankbarkeit. Diese Dankbarkeit teile ich uneingeschränkt, denn seine Berg-<br />
Freundschaft war für mich ein großes Geschenk, in die ich auch seine Familie einbeziehe.<br />
Frank Richter<br />
9
10<br />
Nachruf<br />
Irmgard Uhlig (29.10.1910 – 17.08.2011)<br />
Bergmalerin, Ehrenmitglied des Sächsischen <strong>Bergsteigerbund</strong>es<br />
Jeder, der unseren Bund verlassen hat, fehlt uns. Eine kleine, quirlige, bescheidene<br />
und gleichzeitig energische Frau aber besonders. Sie ist uns, mir jedenfalls,<br />
eine wirkliche Lebenshilfe gewesen.<br />
Viele von uns kannten sie gut, da sie unser Bergsteiger- und Vereinsleben durch ihr<br />
Alter schon länger begleitet hat als die meisten unserer Freunde. Sie war kein einfacher<br />
Typ, sie war schon in mehrfacher Weise „besonders“!<br />
Freundin war sie mir, Jugendfreundin schon. Mein Klubvorstand Fritz Petzold hatte<br />
sie weitsichtig in die Tätigkeit der Empor Löbtau-Arbeitsgruppen einbezogen.<br />
Ihre damaligen Altersgenossen waren mir Vorbilder. Franzl Goldberger schenkte<br />
mir seinen eigenen, meinen ersten Eispickel, mit dem ich auf den Montblanc stieg.<br />
Als Irmgard hundert wurde, sagte sie, verschämt wie ein Mädchen: „Der wollte mich<br />
doch heiraten“. Sie schenkte mir, wie selten männlichen Zeitgenossen, ihr Vertrauen.<br />
Ein viele Jahre lang erwünschtes Bild aus ihrer seltenen Serie vom Großen<br />
Winterberg-Turm, 1955 gemalt, hängt schon 15 Jahre in meinem Zimmer, nachdem<br />
sie immer wieder gesagt hatte: „Das kriegt keiner, das kommt mal ins Museum“. Ich<br />
habe oft meine Gedanken ganz nah in den Heimatbergen – und bei der Schöpferin<br />
–, wenn ich dieses Cockpit-Bild mit dem zentralen Rauschenstein ausführlich betrachte.<br />
Als Künstlerin – wie wohl alle Künstler – wollte Irmgard Uhlig, dass ihre Bilder von<br />
vielen betrachtet werden. Aber man kann sie gar nicht alle betrachten, es sind viel<br />
zu viele. Ihr „Rasender Pinsel“ fuhr über Tausende von Blättern aus vielen Gegenden<br />
der Welt, wo Berge stehen. Besonders für uns wesentlich, aquarellierte sie<br />
unzählige Blicke auf die Elbsandstein-Welt, mit denen sich die Liebhaber dieser<br />
einmaligen Natur stark identifizieren können, weil sie mehr zum Inhalt haben, als<br />
Form und Farbe. Das ist nicht die große Kunst, vor der ich über die Welt und das<br />
Leben zu Gedanken komme. Es ist die innere Verbindung zur Berglandschaft in<br />
Sachsen, Böhmen oder den Alpen, die uns in Stimmung bringen kann; weniger<br />
dramatisch, mehr ein freudiges Erkennen. Sie öffnet mein Herz auch, weil sie aus<br />
den gleichen Wurzeln ihre Schaffenskraft zieht, wie ich sie selber in die Heimaterde<br />
senke. Das hat etwas mit „Zuhause-sein“ zu tun, aber auch mit Bergsteigen, Wandern<br />
und Klettern.<br />
Bergsteigerin war sie. Ihren Mal-Rucksack trug sie stets selbst auf ungezählte<br />
Berge und Gipfel, meist allein. Zuerst als Skilehrerin – sie kam ja vom Fichtelberg –,<br />
dann in die Alpen und alle ihr erreichbaren Gebirge. Lehrerin war sie uns für Bergsteigen<br />
und Kunst. Dazu noch für Heimatkunde, denn sie kannte sich bis ans<br />
Lebensende hervorragend in den geheimsten Ecken der Umgebung und ihrer<br />
Geschichte aus.<br />
Mitmensch im nahen Sinne war sie nur wenigen. Ihr Charakter ließ nicht viele an<br />
sich heran.
Nachruf<br />
Zusammen mit ihrer unermüdlichen<br />
Helferin Petra<br />
Bauer-Winter hatte ich sie<br />
in ihren letzten Lebensmonaten<br />
öfter besucht. Meistens<br />
zum Ordnen der extrem<br />
vielen Dinge, die sie<br />
in ihrem schön gelegenen<br />
Heim am Elbufer zu erdrücken<br />
suchten. Auch Ordnung<br />
zu bringen in die vielen<br />
dicken Mappen mit<br />
Aquarellen aus aller Welt,<br />
die sie mit uns aufmerksam<br />
durchging. Ihre Sorge<br />
galt zuletzt am meisten<br />
der öffentlichen Darstellung<br />
ihres Bildschaffens.<br />
So vereinbarten wir die Erfüllung eines ihrer Lebensziele, eine Ausstellung im Haus<br />
des Deutschen Alpenvereins in München. Dazu beschäftigte sie noch zuletzt nicht<br />
nur die Auswahl der Bilder, sondern auch der Kleidung, die sie dort tragen wollte.<br />
Das schien mir ein rührender Zug für eine Hundertjährige!<br />
Großzügige Stifterin wurde sie schließlich durch die klare Erkenntnis, dass sie<br />
nicht mehr selbst in der Lage sein wird, ihr Schaffen öffentlich darzustellen. Also<br />
gründete sie gemeinsam mit dem <strong>SBB</strong> die Stiftung „Kunst und Berge“. Wir wählten<br />
dafür eine große Anzahl ihrer Arbeiten aus; es hätten noch viel mehr werden sollen.<br />
Dass unser/ihr <strong>Bergsteigerbund</strong> dazu eine namhafte Summe beigetragen hat,<br />
wurde von Irmgard Uhlig als Zeichen anerkannt, dass ihr Lebenswerk in gute Hände<br />
gelangt und wertvolle Früchte trägt.<br />
Ich hatte meiner verehrten Lehrerin und Freundin schon manchmal gesagt, welche<br />
beneidenswerte Stellung doch eine Künstlerin besitzt, wenn sie mit ihrer Begabung<br />
und Tüchtigkeit so vielen Menschen bleibende Freude bringen kann. Es ist ein<br />
Gewinn für diese unzähligen bergverbundenen Bundesgefährten, auch außerhalb<br />
des direkten Naturerlebens die dabei gesammelten wertvollen Empfindungen beim<br />
Betrachten der Bilder unserer Bergmalerin Irmgard Uhlig wiederzufinden – und<br />
sich darüber zu freuen; seltener in Ausstellungen, oft in eigenen oder fremden Zimmern.<br />
Dies ist es, was die kleine hagere Frau mit Zähigkeit und bewundernswerter Energie<br />
Großes und Bleibendes geschaffen hat! Wir sagen ihr dafür immer wieder Dank.<br />
Und ich bin sicher, sie freute sich darüber auch.<br />
Ulrich Voigt<br />
11
90 90 Jahre<br />
Jahre<br />
Hans Berge, Bretnig-Hauswalde; Helmut Claus, Weixdorf; Gerhard Hoffmann, Dresden<br />
85 85 Jahre<br />
Jahre<br />
Anita Ulbricht, Krippen; Heinrich Hoppadietz, Dortmund<br />
80 80 80 Jahre<br />
Jahre<br />
Sonja Bernhard, Seyde; Elisabeth Kyanowski, Dresden; Hanne-Lore Richter, Unterhaching<br />
Günter Freisleben, Dresden; Günter Herrmann, Hemmingen; Kurt Krätzschmar, Dresden;<br />
Klaus-Peter Legler, Großröhrsdorf<br />
75 75 75 Jahre<br />
Jahre<br />
Elinor Bobe, Bärenstein; Ulrike Dallmann, Dresden; Ruth Egeln, Pirna; Christa-Maria<br />
Fickenscher, Halle; Eva Lange, Riesa; Helga Mösch, Dresden; Christa Rölke, Dresden;<br />
Gertraud Rosenkranz, Pirna; Dr. Christa Schütze, Ziegelheim; Anneliese Titzmann,<br />
Heidenau<br />
Lothar Brandler, München; Dr. Jochen Brechling, Pirna; Claus Czerny, Dresden; Peter<br />
Eckert, Dresden; Claus Heider, Pirna; Wolfgang Heuer, Dresden; Gerhard Hopf, Dresden;<br />
Dr. Alfred Köthe, Pirna; Horst Lange, Bannewitz; Wilfried Linke, Dresden; Manfred Ruschke,<br />
Rathewalde; Roland Schlichter, Dresden; Dieter Stelzer, Coswig; Walter Stoy, Görlitz<br />
70 70 70 Jahre Jahre<br />
Jahre<br />
Monika Friedrich, Dresden; Rosemarie Gilge, Dohna; Ursula Göbel, Ullersdorf; Thea<br />
Hermann, Boxdof; Helga Hildebrand, Dresden; Sybille Hiller, Dresden; Erika Horwath,<br />
Gilching; Ursula Jäschke, Pirna; Gerlinde Jörke, Dresden; Inge Klose, Dresden; Monika<br />
Lerche, Dresden; Annerose Masczyk, Freiberg; Käte Matthes, Dresden; Anne-Regine<br />
Pröger, Langebrück; Monika Richter, Dresden; Monika Rosentreter, Berlin; Gisela Schmidt,<br />
Dresden; Hannelore Siering, Dresden; Christl Straube, Pirna; Angelika Trimmel, Halsbrücke;<br />
Edelgard Wolf, Dresden<br />
Reinhart Barz, Pirna; Dr. Karlheinz Berger, Dresden; Ulrich Cremer, Bad Saarow; Christian<br />
Dünnebier, Langenhennersdorf; Wolfgang Frenzel, Thürmsdorf; Steffen Gießner, Dresden;<br />
Wolfgang Hieke, Buchen; Peter Jaeschke, Dresden; Hans-Ulrich Jäger, Dresden-Weißig;<br />
Dieter Kleinwächter, Heidenau; Dr. Michael Liebscht, Radebeul; Dieter Mehnert, Radeberg;<br />
Helmut Miene, Dresden; Peter Mueller, Dresden; Gernot Pietz, Schmilka; Klaus Reißig,<br />
Dresden; Hartmut Schneider, Dresden; Konrad Schneider, Pirna; Georg Stocker, Dresden;<br />
Gerhard Tschee, Dresden; Peter Ziegenbalg, Bad Schandau<br />
65 65 Jahre Jahre<br />
Jahre<br />
Riet Bradatsch, Dresden; Sonja Däderich, Dresden; Gabriele Fischer, Dresden; Christine<br />
Kretzschmar, Neustadt; Erika Richter, Dresden; Inge Scholz, Dresden; Karin Walther,<br />
Nürnberg; Dr. Intrud Wobst, Bischofswerda<br />
Arno Jäpel, Cossebaude; Reinhart Keil, Leipzig; Jürgen Kubsch, Riesa; Rolf Peter, München;<br />
Freimut Rümmler, Dresden; Frank Schmidt, Dresden; Hans-Günther Schönherr, Dresden;<br />
Rolf Thomas, Pirna; Helmut Ulbrich, Ostrau; Dr. Jürgen Weißbarth, Dresden<br />
12<br />
Geburtstagsjubiläen<br />
Wir gratulieren unseren Mitgliedern zum Geburtstag im IV. Quartal 2011:
Geschäftsstelle Dresden<br />
Könneritzstr. 33 (1. Etage), 01067 Dresden<br />
Öffnungszeiten: dienstags 17–19 Uhr<br />
mittwochs 11–13 Uhr<br />
donnerstags 16–18 Uhr<br />
Vom 23.12.11 bis 02.01.12<br />
bleibt die Geschäftsstelle<br />
geschlossen<br />
Tel. 03 51 / 4 94 14 15/16 mail@bergsteigerbund.de www.bergsteigerbund.de<br />
Literaturverkauf: dienstags, mittwochs und donnerstags. AV-Jahrbuch 2012, Hüttenschlafsäcke,<br />
regionale Kletter-/Wanderführer, Literatur zur Bergsteigergeschichte u. v. a. m.<br />
Bibliothek: dienstags, mittwochs und donnerstags. Ausleihe; Lesesaal; Kopieren.<br />
Telefon-Nr. der Bibliothek (während der Öffnungszeiten): 03 51 / 48 19 63 54<br />
Gipfelbucharchiv: immer am 1. Dienstag im Monat 17–19 Uhr<br />
Materialausleihe und -rückgabe: dienstags, nur an Mitglieder (Gebühr/Kaution).<br />
Mitgliederverwaltung<br />
Kündigungen: Termin ist der 30. September für das Folgejahr. Andernfalls verlängert<br />
sich die Mitgliedschaft jeweils um ein weiteres Jahr. Kündigungen formlos schriftlich.<br />
Änderungen: Änderungsmeldungen (Anschrift, Bankverbindung, neuer Name bei Eheschließung<br />
usw.) bitte umgehend an die Geschäftsstelle Dresden (nicht an den DAV in<br />
München!) richten. Änderungsformular unter www.bergsteigerbund.de / Mitgliederservice<br />
Bankverbindung des <strong>SBB</strong> e. V.<br />
HypoVereinsbank Dresden (BLZ 850 200 86), Kontonummer 5 360 188 886<br />
A-Mitglied 27 – 64 Jahre 64 Euro<br />
Partnermitglied 32 Euro<br />
Bergwacht-Angehöriger 32 Euro<br />
Senior ab 65 Jahre 32 Euro<br />
C-Mitglied 12 Euro<br />
<strong>SBB</strong>-Mitteilungen<br />
Beitragssätze<br />
Junior 18 – 26 Jahre 32 Euro<br />
Kind/Jugend bis 17 Jahre 20 Euro<br />
(Elternteil Nichtmitglied)<br />
Kind/Jugend bis 17 Jahre 0 Euro<br />
(Elternteil Mitglied)<br />
Aufnahmegebühr: 12 Euro für jedes Neumitglied (6 Euro für Kinder, Jugend, Junioren)<br />
Infos/Aufnahmeanträge unter www.bergsteigerbund.de / Mitgliederservice<br />
Ortsgruppe Pirna<br />
Geschäftsstelle: Herbert-Liebsch-Str. 3 (Sonnenstein), Tel./Fax 0 35 01 / 71 19 73<br />
geöffnet montags 17–18 Uhr<br />
Ortsgruppe Sebnitz<br />
Geschäftsstelle: Schandauer Str. 8b, 01855 Sebnitz; geöffnet am 2. und 4. Mittwoch im<br />
Monat 17–18 Uhr; info@sbb-sebnitz.de, www.sbb-sebnitz.de<br />
Ortsgruppe Freiberg<br />
Christoph Engler, Tel. 0 37 31 / 3 19 39; cm.engler@arcor.de, www.smf-ev.de<br />
13
14<br />
Ausstellung in der <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle<br />
Bergsteiger- und Kletterkarikaturen<br />
gezeichnet von Manfred Gohlke und Wolfgang Strahl<br />
<strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle – Januar bis März 2012<br />
Nachdem im Rahmenprogramm zum 8. Bergsichten-Filmfestival Bergsteiger- und Kletterkarikaturen<br />
von Manfred Gohlke und Wolfgang Strahl ausgestellt wurden, können wir diese<br />
witzigen Zeichnungen nun auch beim <strong>SBB</strong> zeigen. Nachfolgend stellen sich die beiden Zeichner<br />
selbst vor.<br />
Geboren am 29.12.1938 in Sonneberg/Thüringen.<br />
Vom ersten Tag an<br />
spastische Lähmung der rechten Körperhälfte,<br />
zahlreiche Operationen und<br />
Gymnastik. Mit 14 Jahren Skifahrer,<br />
mit 17 Jahren Gehtouren (bis 32 km<br />
am Stück), mit 18 Jahren Radtouren<br />
bis 165 km am Tag. Dann leichte Klettereien<br />
im Mittelgebirge, 1959 erste<br />
Touren in der Hohen Tatra, ab 1960<br />
Klettern im Elbsandstein, seitdem alljährlich<br />
Unternehmungen in den Alpen.<br />
Zu DDR-Zeiten Mitglied beim Bergsteigerverband<br />
der DDR, nach der Einheit<br />
Deutschlands nahtloser Übertritt zum<br />
DAV, Sektion Gera (seit 2010 Ehrenmitglied).<br />
Ursprung der Zeichnerei: Als Kind<br />
Privatunterricht im Zeichnen, später<br />
eigene Aquarelle. Ausbildung zum<br />
Porzellanmaler (Meißner Schule),<br />
Goldmedaille in Berlin 1957 (vom Auszeichnungsgeld<br />
Kauf von Ölfarben und<br />
Staffelei). Bei einem bekannten Grafiker<br />
in Halle das Handwerk zur Karikatur<br />
erlernt, seitdem Schaffung zahlloser<br />
Witzzeichnungen aus Klettersituationen<br />
mit übertriebener Komik, die<br />
die Kletterkumpel zu Lachsalven veranlassten.<br />
Prinzip meiner Lebensweise: Ich mag<br />
keine Menschen, die ständig über ihre<br />
Gebrechen jammern und heulen. Ich<br />
sehe in der eigenen körperlichen Überwindung<br />
die einzige Überlebenschance.<br />
Manfred Gohlke<br />
„Was macht denn<br />
der dort?“<br />
„’ne Sprung Fünfe!“
Ausstellung in der <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle<br />
Spätestens mit Beginn meiner Kletteraktivitäten wurde für<br />
mich die gelegentliche Diskrepanz zwischen Wollen und<br />
Können auf eine sehr anschauliche wie auch erlebbare<br />
Weise augenfällig.<br />
Aus solcherlei Erfahrungen ergeben sich in der Regel zwei<br />
Verarbeitungshorizonte:<br />
a) man kann sich über Misserfolge ärgern oder<br />
b) sie lassen sich humorvoll „abspeichern“.<br />
Mir lag und liegt schon immer Letzteres näher. Gemäß meiner<br />
zeichnerischen Ambitionen entstanden in den achtziger<br />
Jahren des vergangenen Jahrhunderts (wie sich das<br />
liest!) Cartoons zu einer Welt, die dem Laien umständlich<br />
zu erklären wäre, die aber jede/r (fast) ohne jeden Kommentar<br />
versteht, der bzw. die gelegentlich unter mehr oder<br />
weniger spannungsgeladenen Bedingungen „eine Schlinge<br />
legen“ muss.<br />
So entstanden die „Sandsteinheinis“, ein Begriff, den die<br />
damals so weit entfernten Bayern für uns kletternde Sachsen<br />
prägten. Arbeit für die Schublade – bis zur Wiedergründung<br />
des Sächsischen <strong>Bergsteigerbund</strong>es, die mich<br />
mit Bernd Arnold zusammenführte. Bernd bot sich an, eine<br />
Postkartenserie, bestehend aus acht ausgewählten Moti-<br />
Sanduhr<br />
ven, aufzulegen. Es waren damals die (fast) letzten Atemzüge<br />
der Buchdruckerei Arnold in Lohmen, und die „Sandsteinheinis“<br />
erfuhren ihre Vervielfachung auf der arnoldschen<br />
Tiegeldruckpresse.<br />
Die Resonanz blieb mäßig, zumindest den etlichen nicht<br />
verkauften Serien nach zu urteilen, die wir dann im Zuge<br />
unseres vierten oder fünften Wohnungswechsels seit bzw.<br />
nach der Wiedervereinigung beider deutscher Landesteile<br />
entsorgten.<br />
Als nächstes beschäftigte mich ein Kalenderprojekt – farbige<br />
und größerformatige Cartoons zum Thema. Beinahe<br />
wäre der Kalender über einen bekannten Dresdner Verlag<br />
produziert worden, aber nur beinahe, weil außer einer Absichtserklärung<br />
nichts weiter geschah.<br />
Wieder Jahre später griff ich die Idee nochmals auf, und<br />
so entstand im Eigenverlag jener Kalender in einer bedeutsamen<br />
Auflage von sechs Exemplaren als Geschenk für<br />
Menschen, von denen ich annehmen konnte, dass sie aus<br />
rein verwandschaftlichen oder freundschaftlichen Gründen<br />
meiner wohlmeinenden Geste eine gewisse Basisachtung<br />
entgegenbringen würden.<br />
Auch heute noch, nach Jahren, in denen keine neuen Eintragungen in meinem Bergfahrtenbuch<br />
hinzukamen, plagen mich nach wie vor gelegentliche Erinnerungen oder Visionen, von<br />
denen ich nicht mehr weiß, ob ich es selbst erlebte, ob es in fröhlicher Hüttenrunde erzählt<br />
wurde oder ob es meiner mitunter etwas kruden Vorstellungskraft entspringt.<br />
Ich denke, ich werde noch eine Weile zeichnen (müssen).<br />
Wolfgang Strahl<br />
15
Vorstand: Horst Kandler, Ringstr. 21a, 01445 Radebeul, Tel.: (03 51) 8 30 15 73<br />
Wander-/Klettertage nach internem Plan<br />
Stammtisch: 04.01., 01.02., 07.03.2012<br />
Wandergruppe 1 „Wetterfest“<br />
Wanderleiter: Lothar Hempel, M.-Wigman-Str. 12, 01069 Dresden, Tel. (03 51) 4 96 92 42<br />
12.01.12 Weißig – Schönfelder Hochland – Pillnitz<br />
Abfahrt: Buslinie 61 bis Weißig-Südstraße; Verantw.: R. u. S. Thomas<br />
09.02.12 Klingenberg – Tharandt<br />
Abfahrt: Dresden-Hbf. (DB nach Klingenberg); Verantw.: Ch. Schulze<br />
08.03.12 Linkselbische Täler: Wilsdruff – Coswig<br />
Abfahrt: 9.11 Uhr Dresden-Hbf. (Bus 333 nach Wilsdruff); Verantw.: E. Wechler<br />
Wandergruppe 2 „Wolfgang Schelzel“<br />
12.01.12 Durch das Moritzburger Teichgebiet (13 km)<br />
Abfahrt: 9.15 Uhr Dresden-Neust. (Bus 326); Rückkehr ca. 17 Uhr Dresden-Hbf.<br />
Tarifzone: 2 Tarifzonen – Wanderleiter: I. und D. Mürbe, Tel. 03 51 / 4 95 59 69<br />
09.02.12 Von Rosenthal nach Cunnersdorf (13 km)<br />
Abfahrt: 8.30 Uhr Dresden-Hbf. (S 1); Rückkehr ca. 18 Uhr Dresden-Hbf.<br />
Verbundraum/Kleingruppenkarte – Wanderleiter: G. Hopusch, Tel. 03 51 / 3 10 93 14<br />
08.03.12 Meißen und Umgebung (12 km)<br />
Abfahrt: 8.30 Uhr Dresden-Hbf. (S 1); Rückkehr ca. 17 Uhr Dresden-Hbf.<br />
Verbundraum/Kleingruppenkarte – Wanderleiter: K. Langer, Tel. 03 51 / 3 10 21 53 / D. Geißler<br />
Ohne vorherige Anmeldung keine Teilnahme – Kleingruppenkarten nach festgelegter Absprache<br />
Wandergruppe 3<br />
Wanderleiter: Rolf Ehrlich, An den Hufen 15, 01139 Dresden, Tel. (03 51) 8 30 59 11<br />
18.01.12 Tharandter Wald – quer durch (14 km/290 Hm)<br />
Abfahrt: 8.36 Uhr Dresden-Hbf. (S 3); Rückkehr ca. 17 Uhr<br />
Tarifzone: Dresden/Freital<br />
15.02.12 Alte Wege: Der Bischofsweg Ullersdorf – Stolpen (17 km/150 Hm)<br />
Abfahrt: 8.19 Uhr Dresden-Schillerplatz (RVD 309); Rückkehr ca. 18 Uhr<br />
Tarifzone: Verbundraum/Kleingruppenkarte<br />
21.03.12 In die Märzenbecher: Neustadt – Bockmühle – Neustadt (15 km/220 Hm)<br />
Abfahrt: 8.15 Uhr Dresden-Hbf. (RVD 261); Rückkehr ca. 17 Uhr<br />
Tarifzone: Verbundraum/Kleingruppenkarte<br />
16<br />
Gemeinschaft „Alte vom Berge“<br />
jeweils 15–17 Uhr in der <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle<br />
<strong>SBB</strong>-Wandergruppen
Weitwandergruppe<br />
<strong>SBB</strong>-Wandergruppen<br />
Wanderleiter: Henry Lehmann, Augustusweg 54a, 01445 Radebeul, Tel. (01 71) 5 03 27 29<br />
14.01.12 63. <strong>SBB</strong>-Rucksacktour „Zum Borthener Gründel“ (28 km)<br />
Treff: 9 Uhr Bannewitz (Eingang Schloss Nöthnitz)<br />
Strecke: Bannewitz – Gebergrund – Borthener Gründel – Bannewitz<br />
03.02.12 9. <strong>SBB</strong>-Wintertest „Zwischen Dresden und Wilsdruff“ (100 km)<br />
Treff: 21 Uhr Dresden-Pieschen (Thomas Sportcenter, Großenhainer Str.)<br />
Taschenlampe erforderlich<br />
Strecke: Pieschen – Kesselsdorf – Wilde Sau – Mobschatz – Pieschen<br />
11.03.11 64. <strong>SBB</strong>-Rucksacktour „Ins Polenztal“ (25 km)<br />
Treff: 9 Uhr Stolpen (Burgeingang)<br />
Strecke: Stolpen – Langenwolmsdorf – Bockmühle – Stolpen<br />
17.03.12 14. Westlausitzer Hunderter (100 km)<br />
Treff: 19 Uhr Großröhrsdorf (Bahnhof)<br />
Strecke: Großröhrsdorf – Hutberg – Hohwald – Schwedenstein – Großröhrsdorf<br />
Wandergruppe Pirna<br />
Wanderleiter: Dr. Karlheinz Baumann, Einsteinstr. 6, 01796 Pirna, Tel./Fax (0 35 01) 44 72 26<br />
04.01.12 Durch die Zigeunerheide<br />
DB S 1 ab Pirna 7.52 Uhr – Kleingruppenkarte oder Zweizonenkarte Pirna/Bad Schandau<br />
01.02.12 Höhen zwischen Polenz- und Elbtal<br />
Bus 241 ab Pirna 8.58 Uhr – Kleingruppenkarte oder Zweizonenkarte Pirna/Bad Schandau<br />
07.03.12 Durch Dresdens Norden zum verlorenen Welterbe<br />
DB S 2 ab Pirna 8.54 Uhr – Kleingruppenkarte oder Zweizonenkarte Pirna/Dresden<br />
Für alle Fahrten ist telefonische Voranmeldung erwünscht<br />
Zehn Jahre Wandergruppe Pirna<br />
Am 05.10.2011 feierte die Wandergruppe Pirna ihr zehnjähriges Bestehen. Während<br />
dieses Zeitraumes unternahmen die 20 ständigen Mitglieder häufig mit weiteren Gästen<br />
453 Tageswanderungen.<br />
Die Jubiläumswanderung führte bei guter Fernsicht zu Böhmens Berg. Dort zeichnete<br />
der Wanderleiter die aktivsten Mitstreiter aus und erhielt den Dank der Wandergruppe.<br />
Beim anschließenden Besuch der Dorfkirche der Philippusgemeinde in Stürza<br />
erklärte Frau Pfarrerin Gustke die mittelalterlichen Besonderheiten des Gotteshauses,<br />
insbesondere die alttestamentarischen Darstellungen mit dem Erzengel<br />
Raphael an der unteren Holzempore, die zu den bedeutendsten Bilderzyklen im Landkreis<br />
gehören. Das abschließende gesellige Beisammensein fand in Rathewalde<br />
statt.<br />
Für die folgenden Veranstaltungen sind Wanderfreunde aus dem Landkreis weiterhin<br />
willkommen.<br />
17
Neues von der Bielatal-Hütte<br />
Zum Anfang gleich erst mal zur Übernachtungsstatistik:<br />
Von Anfang Januar bis Ende<br />
Oktober 2011 beherbergten wir in der Hütte<br />
1467 Gäste mit insgesamt 3759 Übernachtungen.<br />
Das sind wieder recht zufriedenstellende<br />
Übernachtungszahlen, die auf einen<br />
Anstieg der Übernachtungen zum Vorjahr<br />
(die Gesamtzahl des Jahres 2010 wurde<br />
damit schon übertroffen) und ein Erreichen<br />
der langjährigen Durchschnittswerte hoffen<br />
lassen.<br />
Am Wochenende vom 04. bis 06.11.2011<br />
führten wir wieder unseren traditionellen<br />
Herbstarbeitseinsatz durch. Dabei wurden<br />
die Hütte und das Sanitärgebäude nach der<br />
recht anstrengenden Saison einem gründlichen<br />
Herbstputz unterzogen. Vorab wurden<br />
in der Vorwoche die Fenster geputzt, Gardinen<br />
gewaschen und verschiedene Vorbereitungsarbeiten<br />
erledigt.<br />
Leider mussten wir aber auch feststellen dass<br />
sich in den Küchenschränken eine nicht unerhebliche<br />
Menge benutzter und verschmutzter<br />
Teller und Tiegel befanden. Ein „Dankeschön“<br />
an diese „sauberkeitsliebenden“ Hüttengäste,<br />
die das so hinterließen, hoffentlich<br />
widerfährt ihnen einmal Ähnliches!<br />
Des Weiteren mussten wieder die Lattenböden<br />
einiger Einzelbetten und der Sims am<br />
Saupsdorfer Hüttenreport<br />
Zu Beginn des Berichtes gleich die Übernachtungsstatistik<br />
für die ersten zehn Monate<br />
des Jahres 2011: Von Anfang Januar bis<br />
Ende Oktober beherbergten wir in der Hütte<br />
1206 Gäste mit insgesamt 2481 Übernachtungen.<br />
Das sind nicht gerade berauschende<br />
Zahlen, aber sie lassen hoffen, dass<br />
wenigstens wieder das Vorjahresergebnis erreicht<br />
wird. Dabei müssen wir uns aber auch<br />
vor Augen halten, dass wir die hohen Übernachtungszahlen<br />
wie in früheren Zeiten nicht<br />
mehr erreichen werden.<br />
Grund dafür ist sicher auch die Tatsache,<br />
dass sich in den letzten zehn Jahren eine<br />
nicht zu unterschätzende Zahl ähnlicher<br />
18<br />
<strong>SBB</strong>-Hütten<br />
Ofen repariert werden. In der Küche wurde<br />
außerdem eine Wand neu gestrichen. Im<br />
Freigelände haben wir alle Hecken heruntergeschnitten<br />
und vor allem einen Großteil des<br />
im Sommer vom Sachsenforst erhaltenen<br />
Holzes gesägt und im Schuppen eingelagert.<br />
Außerdem haben wir die Umzäunung des<br />
Grundstückes am oberhalb durch den Wald<br />
gehenden Wanderweg nochmals behelfsmäßig<br />
mit zusätzlichen Stützen versehen und<br />
abgestützt, sodass er eigentlich den Winter<br />
aushalten müsste. Dieses Teilstück des Zaunes<br />
muss im kommenden Jahr unbedingt<br />
durch einen Ersatzbau erneuert werden. Für<br />
eine zünftige Imbissversorgung der Teilnehmer<br />
wurde ebenfalls wie immer gesorgt.<br />
Unser besonderer Dank für die geleisteten<br />
Arbeiten gilt den Bergfreunden H. u. R. Leichsenring,<br />
E. u. G. Schulz, H. u. B. Gölfert,<br />
B. Dietrich, H. Kandler, M. Haustein sowie<br />
L. Dietrich, der im Vorfeld des Arbeitseinsatzes<br />
tätig war.<br />
Zum Schluss wünsche ich, auch im Namen<br />
der AG Bielatal-Hütte, allen Mitgliedern, Lesern<br />
und anderen Bergfreunden eine besinnliche<br />
Adventszeit, ein friedvolles Weihnachtsfest<br />
sowie für das neue Jahr alles Gute und<br />
schöne Bergerlebnisse.<br />
Gert Schulz<br />
Beherbergungseinrichtungen kommerzieller<br />
Anbieter im weiteren Umfeld unserer Hütte<br />
entwickelt und etabliert haben. Deren örtliche<br />
Lage ist als Ausgangspunkt für verschiedenste<br />
Bergsportaktivitäten zum Teil auch<br />
wesentlich günstiger als die unserer Hütte.<br />
Besonderer Dank gilt an dieser Stelle nochmals<br />
unserer Hüttenwirtin Sylvia Röllig. Ihrer<br />
Initiative ist es, wie im letzten Heft berichtet,<br />
zu verdanken, dass seit einiger Zeit vor der<br />
Hütte zwei rustikale Baumbänke zum Verweilen<br />
einladen. Der Bau des dazu passenden<br />
massiven Baumtisches wurde ebenfalls von<br />
ihr organisiert. Inzwischen steht dieser jetzt<br />
mit den Bänken als Gruppe vor der Hütte.
Für den Anstrich der Holzfassade an der Eingangsseite<br />
wurden von sechs Firmen Angebote<br />
angefordert, wobei nur zwei ein Angebot<br />
abgegeben haben. Aufgrund technischer<br />
und organisatorischer Probleme ist es<br />
leider in diesem Jahr nicht mehr zur Ausführung<br />
der Arbeiten gekommen, sodass diese<br />
Wir erhielten für das <strong>SBB</strong>-Archiv wieder viele<br />
interessante Materialien:<br />
– Gedenkbroschüre für Zorka Prachtelova<br />
(von Petr Prachtel)<br />
– Wissenschaftliche Arbeit an der TU Dresden/Fach<br />
Geschichte „Untersuchungen<br />
zu sächsischen Bergsportvereinigungen<br />
von den Anfängen bis zum Ende der Weimarer<br />
Republik“ (von Michael Neubert)<br />
– 5 MCs mit Mitschnitten von Vorstandssitzungen<br />
und Veranstaltungen der AvB<br />
1992–1995 (von Manfred Schellenberger)<br />
– 3 Bergbücher mit Widmungen, u. a. von<br />
Walther Flaig und Albert Goldammer (von<br />
Manfred Mätzold)<br />
– Jahrbuch 2011 der FDKR – Freie Dresdner<br />
Kletterriege (von Carsten Ließ)<br />
– diverse Kletterführer (von Gottfried Menzel)<br />
– Stiftungsfestzeitung der „Elfitürmer“ 1959<br />
(von Reinhard Heppner)<br />
<strong>SBB</strong>-Hütten<br />
Archiv des <strong>SBB</strong><br />
im kommenden Jahr nachgeholt werden<br />
müssen.<br />
Allen Gästen, Bergfreundinnen und Bergfreunden<br />
wünsche ich eine schöne Adventsund<br />
Weihnachtszeit sowie alle Gute für das<br />
neue Jahr.<br />
Gert Schulz<br />
– verschiedene Stiftungsfestzeitungen der<br />
„Arnsteiner“, <strong>SBB</strong>-Jahrbuch 1927 (von<br />
Heinz Pfündel)<br />
Für die leihweise Überlassung der Diplomarbeit<br />
von Uwe Thomsen an der DHfK Leipzig<br />
„Probleme der Klettertechnik in physikalischtechnischer<br />
Darstellung unter Einbeziehung<br />
sporttechnischer und materieller Beeinflussungsmöglichkeiten“<br />
(1978) zum Kopieren<br />
bedanken wir uns bei Prof. Dr. Hubertus Richter.<br />
Wir freuen uns, wenn Festschriften, Stiftungsfestzeitungen,<br />
Klubunterlagen, Mitgliederlisten<br />
und alles was mit Bergsteigen zu tun hat<br />
an das Archiv eingeliefert werden.<br />
Zu unserem Aufruf im <strong>SBB</strong>-Mitteilungsblatt<br />
3/2011, S. 16/17 (Daten von Personen) erreichten<br />
uns viele Hinweise und Informationen,<br />
wofür wir uns sehr herzlich bedanken.<br />
Die Suchlisten aus den Heften 3/2010 und<br />
3/2011 sind nach wie vor aktuell.<br />
Albrecht Kittler<br />
19
Neues aus dem Böhmerland<br />
Im Sommer 2011 fand eine Besprechung<br />
zwischen Vertretern der Gipfelkommission<br />
Böhmische Schweiz und dem <strong>SBB</strong> in Niedergrund<br />
statt. Ziel dieser Zusammenkunft<br />
waren die Klärung von Problemen und die<br />
Verständigung über die zukünftige Zusammenarbeit.<br />
Jan Pleticha begrüßte als Vertreter<br />
des CHS, und Robert Leistner führte die<br />
kleine sächsische Delegation.<br />
Im Vorfeld dieses Treffens gab es auf der<br />
tschechischen Seite Missstimmung, da die<br />
gute Absicht, ein seit Jahren im <strong>SBB</strong>-Gipfelbucharchiv<br />
befindliches Gipfelbuch vom Vertreter<br />
des Gipfelbucharchives an das Archiv<br />
in Hruba Skala zu übergeben, als „Gipfelbuchdiebstahl“<br />
aufgefasst wurde. Den Insidern<br />
ist bekannt, dass bislang in Böhmen<br />
kein einziges öffentliches Gipfelbucharchiv<br />
existiert, wie wir es beim <strong>SBB</strong> haben. Die<br />
meisten ausgeschriebenen Gipfelbücher befinden<br />
sich in Privathand bzw. auch bei Klubs,<br />
sodass eine spätere Nutzung praktisch ausgeschlossen<br />
ist.<br />
Erfreulicherweise ist für das Gebiet der Böhmischen<br />
Schweiz eine sehr gute Lösung gefunden<br />
worden. Das Kreisarchiv Tetschen im<br />
Schloss wird die Gipfelbücher archivieren,<br />
und Interessierte können dann auch zu den<br />
Öffnungszeiten (Montag und Mittwoch) Einsicht<br />
nehmen.<br />
Der <strong>SBB</strong> unterstützt diese Initiative des CHS<br />
und wird am 24.11.2011 bei der feierlichen<br />
Eröffnung dieses Gipfelbucharchives die Gipfelbücher<br />
aus seinem Bestand übergeben,<br />
die nach 1945 von tschechischen Bergsteigern<br />
ausgelegt wurden. In der Vergangenheit<br />
sind beim <strong>SBB</strong> auch ausgewechselte,<br />
durchnässte oder beschädigte Bücher aus<br />
der Böhmischen Schweiz abgegeben, gereinigt<br />
und teils neu eingebunden worden. Diese<br />
werden zukünftig direkt in Tetschen archiviert<br />
werden.<br />
Die tschechischen Gipfelkommissionen wünschen,<br />
dass zukünftig keine Gipfelbücher<br />
mehr von deutschen Bergsteigern ausgewechselt<br />
werden, stattdessen sollte eine<br />
20<br />
Aus dem Bereich Bergsteigen<br />
Meldung erfolgen, damit die jeweiligen Gebietsbetreuer<br />
dies erledigen können. Auch<br />
die Neubelegung von Gipfeln oder Massiven<br />
ist den Mitgliedern der jeweiligen Gipfelkommission<br />
vorbehalten. Vorschläge dazu können<br />
jedoch gern eingereicht werden. Ob diese<br />
Regelung praktisch erfolgreich ist, wird die<br />
Zukunft zeigen. Bis die tschechische Seite<br />
die Adressen der Gipfelkommissionen zur<br />
Verfügung gestellt hat, sind die Meldungen<br />
bitte an kittler@online.de zu schicken.<br />
Es ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass<br />
vom 01.03. bis 30.06. jedes Jahres das Klettern<br />
in der Kernzone (Zone 1) des Nationalparkes<br />
Böhmische Schweiz nicht gestattet ist.<br />
Ausnahme sind Prebischkegel und Wentzelwand.<br />
Die Neuerschließung von Quacken<br />
oder Massiven ist nicht statthaft. Alle Erstbegehungen<br />
im Nationalpark Böhmische<br />
Schweiz bedürfen der Genehmigung. Die<br />
Beantragung von einem Projekt ist formlos<br />
möglich. Wird der Antrag von Jan Pleticha<br />
(jenik.pleticha@email.cz) weitergereicht,<br />
kann schon mit einer Entscheidung innerhalb<br />
einer Woche gerechnet werden.<br />
Im Elbtal gelten seit August 2011 folgende<br />
Regelungen:<br />
Auf der rechten Uferseite sind Erstbegehungen<br />
an Majdalena, Titanik, Hektor, Große und<br />
Kleine Bastei, Schildkröte, Wesir, Regenbogenturm,<br />
Niedergrundwächter, Karls Wand,<br />
Tyrschtürmen und Rosenturm nur nach vorheriger<br />
Zustimmung des Verantwortlichen<br />
Pavel Cerny (spider@sendme.cz) erlaubt.<br />
Erstbegehungsverbot besteht für Wotanskegel,<br />
Präsident, Thron, Spiegel und Rosenkeule.<br />
Ganzjähriges Besteigungsverbot besteht<br />
für Wachturm, Grenzscheibe, Tankwart. Kletterverbot<br />
in der Zeit vom 01.03. bis 30.06.<br />
jedes Jahres besteht für die Felsen in der<br />
Dürrkamnitzschlucht und für den Rosenkamm.<br />
Um den Wotanskegel herum kann<br />
durch Vogelbrut zeitweise ein Kletterverbot<br />
ausgerufen werden.<br />
Magnesiaverwendung ist auf der gesamten<br />
rechten Uferseite des Elbtales verboten.
Auf dem linken Ufer sind Neutouren an Barockwand,<br />
Liethenkammnadel, Zitadelle,<br />
Aussiger Turm, Zyklop, Ostecke, Fischerbastei,<br />
Gelbe Niedergrundwand, Edelweißturm,<br />
Guillotine und Jubiläumsturm nur nach vorheriger<br />
Zustimmung von Jan Pleticha möglich<br />
(jenik.pleticha@email.cz).<br />
Erstbegehungsverbot besteht für Pechvogel,<br />
Monolith, Elbjungfer, Gesicht, Nonne, Niedergrundnadel.<br />
Die Gipfelkommission hat angekündigt,<br />
die Einhaltung dieser Festlegung<br />
konsequent durchzusetzen.<br />
Auf der Seite www.euroclimbing.com im Link<br />
„OVK LP“ sind aktuelle Hinweise sowie Festlegungen<br />
zum Klettern in der Böhmischen<br />
Schweiz abrufbar. Projekte können in dem<br />
dort befindlichen Formular auch angemeldet<br />
werden. Die Frist auf das Anrecht von begonnenen<br />
Wegen beträgt zwei Jahre.<br />
Aus dem Bereich Bergsteigen<br />
Die im <strong>SBB</strong>-Mitteilungsheft 2/2007 gegebenen<br />
Hinweise sind immer noch gültig und<br />
sollten beachtet werden.<br />
Im Interesse der guten Zusammenarbeit<br />
zwischen den Vertretern des<br />
CHS und des <strong>SBB</strong> bitte ich alle Bergfreunde,<br />
die in der Tschechischen<br />
Republik geltenden Regeln zu respektieren<br />
und einzuhalten.<br />
Informationen über Projekte, Erstbegehungen,<br />
Korrekturen in Kletterführern oder allgemeine<br />
Hinweise zu den Klettergebieten<br />
nehme ich unter kittler@online.de nach wie<br />
vor gern entgegen. Erstbegehungen und<br />
Schadensmeldungen werden weiterhin von<br />
mir an die zuständigen Gebietsverantwortlichen<br />
weitergeleitet.<br />
Für die Liste der „All-Gipfel-Besteiger“ der<br />
Böhmischen Schweiz wird ebenfalls der Hinweis<br />
an mich oder Dietmar Heinicke erbeten.<br />
Albrecht Kittler<br />
21
Vor einigen Jahren kommentierte die Kommission<br />
Ethik und Regeln (KER) an dieser<br />
Stelle einige unserer Kletterregeln in einer<br />
losen Folge. Nachdem in der jüngeren Vergangenheit<br />
die Prioritäten anders gesetzt<br />
waren, sollen die Regelkommentare nun<br />
wieder aufgenommen werden.<br />
Heute soll die Benutzung von Bäumen im<br />
Mittelpunkt stehen. Der Anlass ist ein Weg<br />
am Heringstein – Einbaum (IXc). Bisher war<br />
dieser Weg zum ersten Ring mit Hilfe eines<br />
Baumes geklettert worden. Nun ist dieser<br />
Baum aber nicht mehr da und der Weg zum<br />
Ring weit (und schwierig).<br />
Da unterstellt werden muss, dass die Passage<br />
zum ersten Ring noch nie streng regelkonform<br />
geklettert wurde, beschloss die KER,<br />
diese Strecke „erneut“ erstbegehen zu lassen,<br />
wobei das Augenmerk auf einem weiteren<br />
Ring lag, der von unten kommend angebracht<br />
werden sollte. Die Erstbegeher des<br />
„Einbaums“ haben das inzwischen vollzogen<br />
und nennen ihren Weg nun naheliegend<br />
„Kein Baum“.<br />
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, die<br />
Benutzung von Bäumen in und an Kletterwegen<br />
zu diskutieren. Unsere Regeln sagen<br />
dazu unter der Überschrift 2.2 Sicherungsund<br />
Hilfsmittel lapidar: „Das Benutzen von<br />
Leitern, Bäumen, herbeigeschafften Blöcken,<br />
Baumstämmen u. ä. ... ist verboten.“<br />
Jeder kennt aber Kletterstellen, wo die Nichtbenutzung<br />
von Bäumen praktisch unmöglich<br />
ist. Der „Holzweg“ an der Langen Wand ist<br />
nur ein besonders prägnantes Beispiel. Sollte<br />
das unsportlich sein? Natürlich nicht. Genau<br />
das soll hier diskutiert werden.<br />
Was ist nun mit dem Verbot gemeint? Zunächst<br />
alle herbeigeschafften Dinge. Dazu<br />
gehören auch lange Stöcke zum Einhängen<br />
des ersten Rings. (Das gilt auch dann, wenn<br />
die Erosion Einstiege verändert hat. Hier<br />
handelt es sich um einen natürlichen Prozess,<br />
der akzeptiert werden muss. In schlimmen<br />
Fällen kann ein nachträglicher Ring die<br />
Situation entschärfen.) Des Weiteren darf<br />
nicht an Bäumen hochgeklettert werden, die<br />
22<br />
Aus dem Bereich Bergsteigen<br />
Kletterregeln in der Diskussion – Benutzung von Bäumen<br />
am Wandfuß stehen. Das gilt natürlich auch<br />
für Bäume, die auf Absätzen stehen. Bereits<br />
ein Anspreizen ist in diesem Zusammenhang<br />
eine Benutzung. Der Grund ist klar – das<br />
Sächsische Klettern findet nicht an Bäumen,<br />
sondern am Fels statt.<br />
Wird ein solcher Baum zum Sichern genutzt,<br />
was nicht verboten ist, so ist darauf zu achten,<br />
dass keine Sicherung von oben entsteht.<br />
Also nicht erst den Baum hochklettern und<br />
oben eine Schlinge legen, sondern beim Klettern,<br />
wenn das geht, am Baum Schlingen<br />
legen. Schwebesicherungen sind separat zu<br />
betrachten und im Gipfelbuch einzutragen.<br />
Ausdrücklich nicht gilt das Verbot für Bäume<br />
(und andere Pflanzen), die im Kletterweg<br />
wachsen. Es gibt ja auch Bäume, die hinderlich<br />
sind, und in vielen Fällen ist gar nicht<br />
klar zu beantworten, ob die Behinderung<br />
überwiegt oder der Vorteil. Es kommt schon<br />
vor, dass der einzige Ausstiegsgriff aus Heidekraut<br />
besteht – warum auch nicht? Das ist<br />
schließlich nicht unsportlich im Sinne unserer<br />
Regeln, höchstens ärgerlich (oder erfreulich,<br />
je nach dem). Und warum soll man das<br />
nicht auf hölzerne Gewächse ausdehnen?<br />
Wege wie die „NW-Wand“ an der Sommerwand<br />
oder der „Schöneweg“ am Bloßstock<br />
veränderten ihren Charakter, wenn die betreffenden<br />
Birken mal verschwinden sollten.<br />
Konstruieren wir mal. Jemand sägt eine kräftige,<br />
mitten in der Wand gewachsene Birke<br />
so ab, dass ein Stumpf entsteht, auf dem man<br />
stehen kann. Das wäre natürlich ein unerlaubtes<br />
Hilfsmittel, denn das käme einem<br />
künstlich angebrachten Griff gleich.<br />
Das letzte Beispiel soll zeigen, dass nichts<br />
absolut ist. Vielmehr muss jede Situation mit<br />
Augenmaß betrachtet werden. Gerade bei<br />
der Frage, ob ein Baum unten steht oder in<br />
der Wand, sind Grenzfälle nicht nur denkbar,<br />
sondern wahrscheinlich. Dabei ist die Frage<br />
hilfreich, ob sich jemand einen unsportlichen<br />
Vorteil verschafft oder nicht. Kann man die<br />
Frage ruhigen Gewissens verneinen, so ist<br />
im Normalfall alles in Ordnung.<br />
Ludwig Trojok, Leiter der KER
AG Freischneiden von Kletterwegen<br />
Licht und Schatten – ein kleiner<br />
Bericht<br />
Wer hat es noch nicht gesehen, das<br />
Licht an ehemals finsteren Gipfeln<br />
oder Wegen?<br />
In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen<br />
des Staatsbetriebes Sachsenforst<br />
und den Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung<br />
konnte die AG<br />
wieder einige Gipfel und Kletterwege<br />
von störendem „Bewuchs“ befreien. Es<br />
sind außer den Bäumen, die im linkselbischen<br />
Landschaftsschutzgebiet<br />
beseitigt wurden, auch in der National- „Schatten“ am Wandfuß des Teichwächters<br />
parkregion an 14 Gipfeln 48 Bäume<br />
entfernt und beräumt worden. Dass diese Arbeiten nicht immer einfach und zugänge ungefährlich von Reisig und lie<br />
waren, kann sich jeder denken. Erfreulich ist, dass viele Bergfreunde meinen Aufrufen gefolgt<br />
sind, den Forstbetrieb bei ihrer Arbeit zu unterstützen. So z. B. bei Aufräumarbeiten<br />
nach der großen Forstmaßnahme im Bielatal. Dort mussten Wanderwege und Kletterzugänge<br />
von Reisig und liegen gelassenen Bäumen befreit werden. 27 Bergfreunde aus verschieden<br />
Klubs waren aktiv. In einer Herbstaktion mit sechs Bergfreunden haben wir die Bäumchen,<br />
die wir vor zwei Jahren gepflanzt haben, mit einem Mittel gegen Wildverbiss eingepinselt.<br />
Schön war zu sehen, wie sich die Bäumchen schon entwickelt haben.<br />
Hier nochmal meinen Dank an alle, die dabei waren. An dieser Stelle muss noch bemerkt<br />
werden, dass solche Aktionen auch gutes Licht in die Beziehungen von Bergsteigern und<br />
Forstleuten wirft.<br />
Schatten sehe ich aber auch. In der stets aktualisierten „Antrags- und Bearbeitungsliste“ in<br />
unserer <strong>SBB</strong>-Webseite sind immer noch an 10 Gipfeln Arbeiten von Bergsteigern selbst zu<br />
übernehmen. Außer der Bergwacht Sebnitz (Dieter Hensel) und Uwe Mildner von KV Lok 51<br />
hat sich noch niemand bereit erklärt, solche Arbeiten zu übernehmen. Falls jemand durch<br />
diesen Artikel angeregt wird, eine Arbeit zu übernehmen, dann bitte in Absprache mit der<br />
AG.<br />
Sehr aktiv waren aber auch wieder die illegalen „Freischneider“. Sie zerstören damit die<br />
gute Zusammenarbeit mit den Waldeigentümern, das sollen sich diese Akteure gut überlegen.<br />
Nur ein Beispiel von dilettantischem Verhalten: Am Teichwächter in den Nikolsdorfer<br />
Wänden wurden ohne Absprache mit dem Waldeigentümer und dessen Erlaubnis Bäume<br />
abgesäbelt und liegen gelassen. Abgesehen von der Unfallgefahr, die von den stehen gelassenen<br />
Baumresten ausgeht, ist es einfach eine Frechheit, so zu agieren.<br />
Trotz allem Frust über solche Taten – arbeiten wir weiter für unser gemeinsames Anliegen.<br />
Günter Priebst<br />
23
Neues Heft „Sächsische-Schweiz-<br />
Initiative“ Nr. 28<br />
Im November 2011 erschien die 28. Ausgabe<br />
unseres <strong>SBB</strong>-Heftes „Sächsische-Schweiz-<br />
Initiative“. Noch einmal gibt es einen Rückblick<br />
auf das Hochwasser 2010 und die<br />
Beseitigung der Hochwasserschäden in<br />
einem Beitrag von Andreas Knaak. Reinhard<br />
Wobst beleuchtet hingegen die Balance zwischen<br />
dem Sägen für den Hochwasserschutz<br />
und dem Erhalt der Erlen am Bachufer im<br />
Kirnitzschtal.<br />
Zehn Jahre Nationalparkzentrum sind ein<br />
guter Anlass, uns dessen Anliegen von der<br />
Leiterin Sabine Stab in einem Rück- und Ausblick<br />
vorstellen zu lassen. Während Holm<br />
Riebe und René Schubert die Wiesen in der<br />
Sächsisch-Böhmischen Schweiz in den Mittelpunkt<br />
rücken, berichtet Doreen Schmiedel<br />
zur Lawson-Scheinzypresse, die wir z. B.<br />
im Schindergraben bei Hohnstein zahlreich<br />
finden.<br />
In Bad Schandau hat man Großes vor: Der<br />
Bahnhof wird zum Nationalparkbahnhof, worüber<br />
Jörg Weber von der Nationalparkverwaltung<br />
schreibt. Dazu thematisch passend,<br />
geht es in einem Beitrag von Thomas<br />
Uhlig um den Lückenschluss Sebnitz/Dolní<br />
Poustevna.<br />
Aber auch die Themen Kletterprojekt Burg<br />
Hohnstein, Wanderfalkenwacht, Gebietsbetreuung<br />
und die Denkschrift von Peter Hildebrand<br />
sind im neuen Heft zu finden.<br />
Schließlich schreiben Manfred Schober u. a.<br />
zur Mundart der Sächsischen Schweiz und<br />
Rolf Böhm zur Schwarzbachtalbahn.<br />
Das neue Heft gibt es für 3,- Euro beim <strong>SBB</strong>,<br />
in den Bergsportläden in Dresden und im<br />
Buchhandel bei St. Benno und Ungelenk im<br />
Stadtzentrum, Buch-Habel im Sachsenforum<br />
Gorbitz und Lesezeit auf der Meußlitzer Straße.<br />
Im Landkreis Sächsische Schweiz ist die<br />
Nr. 28 in der Buchhandlung Sebnitz, im Nationalparkhaus<br />
sowie bei Bergsport Weinhold<br />
(Pirna) und Bergsport-Arnold (Hohnstein/Bad<br />
Schandau) erhältlich.<br />
Peter Rölke<br />
24<br />
Natur- und Umweltschutz<br />
Neue Informationstafel am Frienstein<br />
in der Kritik<br />
Vor der Idagrotte am Frienstein wurde eine<br />
neue Informationstafel mit einem Panorama<br />
aufgestellt. Das öffentliche Echo in der Sächsischen<br />
Zeitung Pirna/Sebnitz zu dieser Tafel<br />
übertraf die Erwartungen der Nationalparkverwaltung.<br />
Kritisiert wurde u. a. die massive<br />
Anbringung an der Felskante sowie der Fakt<br />
an sich, in der freien Natur zu viele unnötige<br />
Schilder aufzustellen. Von Touristen wurde<br />
das Schild mit dem Panorama des Ausblicks<br />
auch gelobt. Wie später von der Nationalparkverwaltung<br />
zu erfahren war, sollte das<br />
Schild vor allem als Hinweis auf ein Boofenverbot<br />
in der Idagrotte und die Gäste außerdem<br />
zum Thema Vermüllung ansprechen.<br />
Man erwägt derzeit in der Nationalparkverwaltung,<br />
das Schild zu versetzen oder ganz<br />
abzubauen. Diese Empfehlung gab auch die<br />
AG Wanderwege beim Umweltministerium<br />
bei ihrer Beratung im Oktober 2011.<br />
Peter Rölke<br />
Walderlebnistag des <strong>SBB</strong><br />
Am 17. September 2011 fand im Bielatal der<br />
Walderlebnistag des <strong>SBB</strong> statt. Anlässlich<br />
des Internationalen Jahres des Waldes lud<br />
der <strong>SBB</strong> gemeinsam mit dem Sachsenforst,<br />
Forstbezirk Neustadt, zu einem Walderlebnistag<br />
in seine Bielatalhütte ein.<br />
Für die Besucher wurde ein vielfältiges Programm<br />
geboten. Mit Informationsständen,<br />
Rätseln, Spielen, Bastelangeboten und Vorführungen<br />
wurde den Besuchern die Vielfalt<br />
und Komplexität des Ökosystems Wald nahe<br />
gebracht. Die Mitarbeiter des Forstbezirks<br />
Neustadt waren dazu mit viel Engagement<br />
und schönen Ideen angereist. Hauptadressat<br />
der Veranstaltung waren Familien mit<br />
Schulkindern. Manchen davon hat es so gut<br />
gefallen, dass sie vom Bastelstand kaum<br />
wieder wegzulocken waren.<br />
Für <strong>SBB</strong> und Sachsenforst ist diese gelungene<br />
Veranstaltung Bestätigung und Ansporn,<br />
auch in Zukunft im Bereich Jugendumweltbildung<br />
zusammen zu arbeiten.<br />
Christian Walter
Natur- und Umweltschutz<br />
Walderlebniszentrum Leupoldishain eröffnet<br />
Am 25.09.2011 wurde das neue waldpädagogische<br />
Zentrum des Forstbezirkes<br />
Neustadt feierlich der Öffentlichkeit<br />
übergeben. Herr Professor Dr. Braun,<br />
Geschäftleiter des Staatsbetriebes Sachsenforst,<br />
Herr Borrmeister, Forstbezirksleiter<br />
des Forstbezirkes Neustadt, Herr<br />
Dr. Butter, Leiter des Nationalparks, und<br />
Herr Geschu, Leiter der Abteilung Forst<br />
im Landratsamt Sächsische Schweiz, eröffneten<br />
gemeinsam das Walderlebniszentrum.<br />
Zahlreiche Besucher nutzten<br />
die Gelegenheit, bei strahlendem Herbstwetter<br />
das Gelände in Augenschein zu<br />
nehmen. Die angebotenen Informationen<br />
über den Wald, die Jagd, Natur- und<br />
Landschaftsschutz wurden ebenso begeistert<br />
angenommen wie die Möglichkeit, einmal<br />
selbst eine der großen Holzernte- und -rückemaschinen<br />
zu bedienen.<br />
Das Leben und Wirken der Honigbiene war<br />
ebenso zu bestaunen wie eine Vielzahl Waldpilze,<br />
die zum Teil extra aus den Lausitzer<br />
Wäldern zu uns gebracht worden waren. Bei<br />
der Kräuterhexe konnte ein Tee gegen alle<br />
Beschwerden selbst zubereitet werden, und<br />
sowohl interessante Präparate als auch schöne<br />
Lederwaren konnten bestaunt werden.<br />
Nicht nur für die Kinder waren das Baumklettern,<br />
das Mikroskopieren von Wasserlebewesen<br />
und das Basteln mit Naturmaterialien<br />
interessant. Am Ende des Tages<br />
wurden die sechs schönsten Erdfarbenbilder<br />
prämiert. Liebhaber der Jagdhornmusik<br />
konnten sich an den Darbietungen der Bläsergruppe<br />
„Zwischen Sandstein und Granit“<br />
erfreuen.<br />
Als besondere Höhepunkte waren die Aufführung<br />
der Theatergruppe des Behindertenwohnheimes<br />
„Haus am Karswald“ aus Arnsdorf,<br />
die Jagdhundeschau und die zum Teil<br />
spektakuläre Rettungshundevorführung von<br />
Zuschauern dicht umringt.<br />
Den Abschluss und i-Punkt des Tages bildete<br />
ein Filmabend auf der Naturbühne Leupoldishain.<br />
63 Besucher schauten sich vier<br />
interessante Filme rund um den Wald an.<br />
Einer dieser Filme ist 2010 in den Nikolsdorfer<br />
Wänden gedreht worden, und die Besucher<br />
hatten die Gelegenheit, die Regisseurin<br />
des Films persönlich kennen zu lernen.<br />
Der Forstbezirk Neustadt freut sich auf eine<br />
intensive Nutzung dieses neuen Walderlebniszentrums<br />
durch die Bevölkerung. Die Besonderheit<br />
dieser Einrichtung besteht in der<br />
barrierefreien Zugänglichkeit und damit der<br />
Nutzungsmöglichkeit speziell für Menschen<br />
mit Handicap.<br />
Medieninformation Staatsbetrieb<br />
Sachsenforst, Forstbezirk Neustadt<br />
25
Bergwachteinsätze in der Sächsischen Schweiz 2011<br />
09.06. Kleiner Mühlenwächter<br />
Absturz aus ca. 5 m Höhe infolge Griffausbruchs<br />
(Knöchelverletzung).<br />
09.07. Domwächter Degen IXb<br />
Absturz des Vorsteigers infolge Abrutschens,<br />
ca. 7 m mit dem Kopf voraus gestürzt (Verdacht<br />
Halswirbelsäulenverletzung). Am Bergetau<br />
ausgeflogen.<br />
09.07. Panoramaweg bei Altendorf<br />
Abtransport einer Wanderin, die sich bei einem<br />
Sturz Verletzungen zugezogen hatte.<br />
26<br />
Informationen der Bergwacht Sachsen<br />
100 Jahre Bergrettung in Sachsen<br />
1912 2012<br />
Unter obigem Slogan wird die Bergwacht Sachsen<br />
im Jahr 2012 diesesJubiläum feierlich begehen.<br />
Wer hätte dies gedacht, als im Jahr 1912 in Dresden die Bergsteiger-Samariterabteilung<br />
durch den Sächsischen <strong>Bergsteigerbund</strong> gebildet wurde, und dass nach mehrmaligem<br />
Namenswechsel nun die Kameradinnen und Kameraden der Bergwacht im Deutschen<br />
Roten Kreuz, genau wie die Gründer, ihren Dienst für die Kletterer, Wanderer und Skiläufer<br />
ehrenamtlich und gewissenhaft in unseren Bergen durchführen. Was hat sich in dieser<br />
Zeit nicht alles verändert, in der Vorsorge, in der Ausrüstung, in den Rettungsmethoden<br />
und letztendlich in den Kenntnissen der ersten Hilfe.<br />
Wahrlich ein Grund, dieses Ereignis mit mehreren Veranstaltungen zu begehen und interessierten,<br />
der Bergwacht wohlwollenden Bergfreunden etwas von uns nahe zu bringen:<br />
21.01.2012 Auftaktveranstaltung in Oberwiesenthal mit kleinem Festakt,<br />
Präsentation der Winterrettung, Vorführungen und Fackelabfahrt<br />
31.03.2012 Großer Festakt zum 100-jährigen Jubiläum der Bergrettung in<br />
Sachsen auf der Festung Königstein mit Gästen aus Politik und<br />
Gesellschaft, Angeboten für Besucher, Vorführung mit dem Rettungshubschrauber,<br />
kleinem Konzert der Bergfinken und Eröffnung einer<br />
Jahresausstellung zur Geschichte der Bergrettung in Sachsen (eine<br />
solche Ausstellung hat es wohl auf deutschem Boden noch nicht gegeben)<br />
03.04.2012 Einweihung einer Erinnerungsplakette am Hotel Amselgrundschlösschen<br />
(Rosel) in Rathen zur Erinnerung an den ersten Standort<br />
einer Rettungsstation in diesem Gebäude seit 1926, Veteranentreffen<br />
der Bergrettung Sachsen<br />
07.–08.09.2012 Abschlussveranstaltung der Bergwacht mit gemeinsamer Übung<br />
aller Bergwachten Sachsens, öffentlichen Vorführungen und Abendprogramm<br />
für Bergretter und ggf. Gäste<br />
10.07. Wetterwarte Alter Weg I<br />
Absturz des Vorsteigers, Sturzhöhe ca. 10 m;<br />
Sanduhrschlinge ausgerissen (Schädel-Hirn-<br />
Trauma, Kopfverletzungen, Schulterverletzungen).<br />
Am Bergetau ausgeflogen.<br />
28.07. Lilienstein<br />
Ein Wanderer musste wegen Hornissenstichen<br />
vom Gipfelplateau ausgeflogen werden.<br />
03.08. Pfaffenstein – Nadelöhraufstieg<br />
Abtransport eines Wanderers mit Herzbeschwerden.<br />
Am Bergetau ausgeflogen.
Informationen der Bergwacht Sachsen<br />
05.08. Häntzschelstiege<br />
Die Bergwacht wurde zur Versorgung einer<br />
verletzten Person gerufen. Vor Ort konnte<br />
kein Verletzter aufgefunden werden!<br />
13.08. Langes Horn – Reitsteig<br />
Abtransport eines Wanderers, der gestürzt<br />
war (Kopfplatzwunde, Knieprellung).<br />
19.08. Schrammsteine<br />
Abtransport einer Wanderin, die auf nassem<br />
Untergrund gerutscht und gestürzt war (Verdacht<br />
Knöchelfraktur, Beckenprellung).<br />
19.08. Schrammsteine – Gratweg<br />
Sturz eines Wanderers vom Felsen (Muskelfaserriss<br />
Oberschenkel rechts).<br />
28.08. Wartburg<br />
Bergung und Abtransport einer Bergsteigerin,<br />
die wegen akuter Schmerzen die Kletterei<br />
nicht fortsetzen konnte (Verdacht auf<br />
Muskelfaserriss).<br />
28.08. Basteiweg am Tiedgestein<br />
Abtransport eines Wanderers mit Verdacht<br />
auf Herzinfarkt.<br />
31.08. Bertablick im Bielatal<br />
Sturz einer Wanderin rückwärts auf Stufen<br />
(Verdacht Wirbelsäulen- und Rippenfraktur).<br />
03.09. Teichsteinwächter Untere Var. VIIa<br />
Absturz infolge Griffausbruchs, Sturzhöhe<br />
3 m (offene Sprunggelenkfraktur).<br />
03.09. Obere Affensteinpromenade<br />
Abtransport einer Wanderin, die vom Felsen<br />
abgerutscht war (Knöchelfraktur links). Es<br />
musste die Dienstbereitschaft aus dem Bielatal<br />
angefordert werden, da die Rathener<br />
Gruppe im Einsatz war, sie wurde danach<br />
noch zur Unterstützung beordert.<br />
10.09. Zackenkrone Alter Weg III<br />
Absturz einer Bergfreundin infolge Griffausbruchs,<br />
Sturzhöhe ca. 4 m (Kopfwunde, Prellung<br />
im Steißbereich).<br />
Auf diesem Weg möchte ich mich bei den<br />
drei Bergkameraden bedanken, die mir am<br />
10.09.2011 geholfen haben, nach meinem<br />
Sturz an der Zackenkrone wieder sicher<br />
den Erdboden zu erreichen. Daniela<br />
11.09. Labyrinth<br />
Abtransport eines Wanderers, der aus geringer<br />
Höhe abgestürzt war (vermutl. Fußfraktur).<br />
17.09. Westl. Feldkopf Südwestwand VI<br />
Sturz einer Vorsteigerin mit Anschlag an den<br />
Fels, Sturzhöhe ca. 15 m Höhe (Verdacht auf<br />
Becken- und Hüftgelenkschaden, Thoraxtrauma).<br />
Am Bergetau ausgeflogen.<br />
24.09. Bloßstock (Abseile)<br />
Absturz infolge des ungleich eingelegten Abseilseils,<br />
Sturzhöhe ca. 5 m (Verdacht auf<br />
Fraktur beider Füße, Kopfplatzwunde, leichte<br />
Unterkühlung).<br />
25.09. Vergessene Spitze SW-Kante IV<br />
Beim Sturz des Vorsteigers wurde die Sicherungsfrau<br />
weggerissen und an den Fels<br />
geschleudert (kurzzeitig bewusstlos, Kopfplatzwunde,<br />
Hüftprellung).<br />
02.10. Goldstein Südwand VIIc<br />
Absturz eines Vorsteigers über mehrere Meter<br />
(Schädel-Hirn-Trauma, Verdacht Fraktur<br />
linkes Bein und rechte Hand).<br />
03.10. Raaber Turm Südwestweg VIIa<br />
Ein Kletterer stürzte kurz vor dem Ausstieg<br />
ab und schlug auf einem Pfeiler auf. Am Bergetau<br />
ausgeflogen. Es musste die Dienstbereitschaft<br />
aus dem Bielatal angefordert werden,<br />
da die Rathener Gruppe im Einsatz war.<br />
06.10. Affensteine<br />
Suchaktion in der Dunkelheit nach einem<br />
Mann mit zwei Kindern. Sie hatten sich nach<br />
dem Aufstieg der Häntzschelstiege nicht<br />
mehr zurückgefunden und wurden leicht unterkühlt,<br />
aber unverletzt aufgefunden.<br />
13.10. Aussicht an den Gleitmannstürmen<br />
Ein Wanderer stürzte beim Übertritt über eine<br />
Felskluft ca. 30 m ab (Schädel-Hirn-Trauma,<br />
Schürfwunden, Verdacht auf Verletzung Halswirbelsäule).<br />
16.10. Flüchtling (Abseile)<br />
Absturz infolge des ungleich eingelegten Abseilseils,<br />
Sturzhöhe ca. 10 m (Sprunggelenkfraktur).<br />
Am Bergetau ausgeflogen.<br />
Hans-Dieter Meissner<br />
Ehrenlandesleiter Bergwacht Sachsen<br />
27
J<strong>SBB</strong> – JUGENDSEITEN – J<strong>SBB</strong><br />
28<br />
Geschäftsstelle<br />
Geschäftsstelle<br />
Könneritzstr. 33<br />
01067 Dresden<br />
Tel: 03 51 / 2 02 37 13<br />
Fax: 03 51 / 4 97 69 86<br />
KGB<br />
Geschäftszeit/Materialausleihe:<br />
dienstags 17.00 – 18.30 Uhr<br />
(in den Schulferien nach Absprache)<br />
E-Mail: jugend@bergsteigerbund.de<br />
Internet: www.bergsteigerbund.de/jsbb<br />
Die Bananen ...<br />
„... sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse ... innerhalb<br />
der einkeimblättrigen Pflanzen ... In der Gattung gibt es rund 100 Arten ... Von den<br />
Kanarischen Inseln, wo die Spanier sie angepflanzt hatten, gelangten sie nach Amerika. Im<br />
Jahre 1502 gründeten portugiesische Siedler die ersten Plantagen in der Karibik und in<br />
Mittelamerika.“ (Wikipedia)<br />
Soviel zum Fachwissen über diese Pflanze, das soll auszugsweise reichen.<br />
Die Bananen, über die ich berichten möchte, sind erst 15 Jahre alt, männlich und weiblich.<br />
Unsere Bananen tragen nicht das Gütesiegel von Chiquita, sondern das des „KGB“. So<br />
geheimnisvoll sind sie dann doch nicht, denn es heißt nichts anderes als „Klettergruppe<br />
Bergbananen“. In einem Doppelpack wurde sie 1996, damals von Torsten und Falk, aus<br />
der Taufe gehoben. So einen schlimmen Eindruck können sie dann gegenüber der Mitarbeiterin<br />
eines Geldinstitutes nicht hinterlassen haben, denn ein gemeinsames Klubkonto zum<br />
Bezahlen der Bananen wurde eingerichtet.<br />
Nach damaligen Vorgesprächen mit Götz W. fand sich ein Termin zum Aufbau einer Kletterwand.<br />
In den heiligen Hallen einer Mittelschule im Dresdner Norden befindet sich eine<br />
unter den kritischen Augen des Denkmalschutzes errichtete Übungswand. Diese Schule<br />
muss nun auch ständig zum Aderlass, wenn neue Sprösslinge gebraucht werden. Dadurch<br />
werden Nachwuchssorgen der Kletter-Bananen vermieden.<br />
In der mit anderen Clubs vergleichsweise kurzen Klettergeschichte konnten dennoch einige<br />
der Kletterer des KGB schon auf allen Gipfeln der Sächsischen Schweiz stehen. Klingt der<br />
Name schon etwas seltsam, wenn nicht im ersten Anflug auch albern, so konnte sich der<br />
Name doch durchsetzen und einen gewissen Respekt in der hiesigen Kletterszene erklettern.<br />
Bei den traditionellen Maiklettertouren oder Herbsttreffen des J<strong>SBB</strong> sind die gelben<br />
T-Shirt-Träger zahlenmäßig am meisten vertreten. Auch beim Treffen Junger Bergsteiger in<br />
Hohnstein sind sie präsent.<br />
Durch das Organisationsgeschick der Oberbergbanane(n) konnten regelmäßig einwöchige<br />
Sommerkletterlager, beispielsweise in Tschechien, Frankreich oder innerhalb Deutschlands,<br />
durchgeführt werden. Die Herbstfahrten im Rahmen des Vorstiegstrainings führten dann<br />
Richtung Süden, oft waren Palmen am Gardasee zu sehen.<br />
Dank DAV und <strong>SBB</strong>, die eine Mitfinanzierung übernahmen, konnten an diesen Fahrten<br />
auch Kinder teilnehmen, deren Eltern nicht ganz so prall gefüllte Geldbeutel besitzen.<br />
Jürg M.
J<strong>SBB</strong> – JUGENDSEITEN – J<strong>SBB</strong><br />
Abschlussklettern in Saupsdorf<br />
Bericht<br />
Auch dieses Jahr ließen sich zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene nicht von dem<br />
schlechten Wetterbericht abschrecken und kamen zum Abschlussklettern auf die Saupsdorfer<br />
Hütte. Nachdem große Mengen von Kartoffeln und Quark verputzt waren, wurde<br />
noch bis spät in die Nacht gespielt und geplaudert.<br />
Am nächsten Morgen blieb die Kletterausrüstung in der Hütte, da es überhaupt nicht nach<br />
Kletterwetter aussah. Deshalb wurde eine Wanderung zum Gemeinschaftsturm geplant,<br />
um zumindest einen Gipfel zu besichtigen, wenn wir schon nicht raufkönnen. Der Weg<br />
führte teilweise durch die „Waldhusche“, wo wir Baumstämme durch eine Rutsche sausen<br />
ließen, versuchten, mit einer alten, stumpfen Säge einen dicken Baumstamm zu zersägen,<br />
und auch sonst vieles über die Forstwirtschaft der Vergangenheit erfuhren. An der Kirnitzsch<br />
angekommen, mussten wir feststellen, dass eine Brücke fehlte. Darum bauten wir, nachdem<br />
sich ein Mutiger gefunden hatte, barfuß durchzuwaten, eine Seilbrücke über den Fluß und<br />
setzten dann den Marsch fort. Zahlreiche Pilze am Wegesrand waren zusätzliche Laufmotivation.<br />
Der Gipfel am Ziel der Wanderung war schnell gefunden, aber eben ein recht<br />
kleines Gipfelchen. Die anwesenden Gipfelsammler schauten sich die Möglichkeiten hochzukommen<br />
an, um bei günstigerem Wetter diese Quacke abzuhaken, dann ging es zurück<br />
durch den Wald, über den Fluss und zur Hütte. Dort wartete die Küchenarbeit – zahlreiche<br />
Pilze mussten geputzt und geschnippelt werden, und für die Nudeln und Tomatensoße<br />
landete auch zahlreich Gemüse in den Töpfen. Viele Köche verdarben nicht den Brei, und<br />
das Essen wurde sehr lecker. Der Abend klang gemütlich am Lagerfeuer oder drinnen aus.<br />
Da leider auch am Sonntag das Wetter das Klettern nicht erlaubte, fuhr der Großteil der<br />
Teilnehmer schon nach dem Frühstück und dem Hüttenputz zurück in die Heimat, nur eine<br />
Handvoll blieb zurück. Wir wanderten durch den Nebel zum Aussichtsturm am Weifberg<br />
und suchten und fanden unterwegs zwei Geocaches. Dann wurde es uns aber langsam<br />
kalt, und wir liefen zur Hütte und fuhren zurück in die Zivilisation.<br />
Alexander Retsch<br />
Die Jugend lädt ein ...<br />
Wir wollen in Zukunft monatlich eine Aktion der <strong>SBB</strong>-Jugend durchführen und gemeinsam<br />
etwas Tolles erleben. Hier die ersten Termine dafür:<br />
13. bis 15. Januar: es geht raus in die Bielatalhütte zum gemeinschaftlichen Skilanglaufen<br />
24. bis 26. Februar: wir fahren in eine urige Forsthütte bei Rugiswalde mit Abfahrt und Langlauf<br />
Teilnehmen kann jeder ab 10 Jahre, der das Skifahren beherrscht. Bei Interesse bitte Anmeldung<br />
über: fsj@bergsteigerbund.de. Auch den 24./25. März könnt ihr euch schon mal<br />
freihalten. Die Tour wird dann kurzfristig je nach Wetter geplant. Weitere Informationen auch<br />
auf der Internetseite des <strong>SBB</strong> und auf der Jugenseite bei Facebook!<br />
Infos<br />
Jugend jetzt auch im Internet – www.facebook.com/Jugend<strong>SBB</strong><br />
Zeit kurzem wird von den zwei FSJlern des <strong>SBB</strong> eine Jugendseite auf Facebook betreut. Aktuelle<br />
Infos, interessante Fotos und Geschichten sind darauf zu finden. Außerdem habt auch IHR die<br />
Möglichkeit, euch selber mit einzubringen; etwas auf der Seite zu schreiben, steht jedem frei.<br />
29
J<strong>SBB</strong> – JUGENDSEITEN – J<strong>SBB</strong><br />
30<br />
KKL<br />
1. Kinderkletterlager 2011<br />
Am 30. Juli war es wieder soweit. Das 1. Kinderkletterlager in der Bielatalhütte<br />
hatte begonnen. Nur das Wetter spielte nicht so richtig mit und hatte uns einen<br />
Strich durch die Rechnung gemacht. Am Samstagnachmittag haben wir Knoten,<br />
Abseilen und Seilkommandos geübt. Am Sonntag waren wir dann wandern. Die<br />
Regentour führte uns zum Topograph.<br />
Am Montag hatte es glücklicherweise nicht mehr geregnet, aber da die Felsen noch<br />
nass waren, haben wir eine Schnitzeljagd gemacht. Wir waren in zwei Gruppen<br />
aufgeteilt, die jeweils für die andere Gruppe eine Schnitzeljagd vorbereitet hatten.<br />
An der Grenzplatte trafen wir uns, und die Schnitzeljagd konnte beginnen. Obwohl<br />
wir Spaß hatten, war das kein Trost dafür, dass wir nicht klettern gehen konnten.<br />
Am Dienstag war es endlich soweit, doch<br />
am Vormittag kamen zwei Leute von der<br />
Nationalparkverwaltung und brachten<br />
uns die Natur näher. Deshalb konnten<br />
wir erst am Nachmittag klettern gehen<br />
und waren am Daxenstein. Erschöpft,<br />
aber fröhlich fielen wir am Abend alle<br />
müde in unsere Betten.<br />
Am Mittwoch war das Wetter wieder<br />
super, und wir wanderten zur Falkenwand,<br />
wo wir den ganzen Tag kletterten,<br />
bis die Ersten wieder zum Küchendienst<br />
zurück zur Hütte mussten.<br />
Am Donnerstag konnten wir leider wieder<br />
nicht klettern gehen, da es in der Nacht<br />
geregnet hatte. So genossen wir gut gewählte,<br />
altersgemäße Betreuung: Die<br />
größeren Teilnehmer waren wandern,<br />
währenddessen die kleineren spielten, neue Knoten lernten und prusikten. Am Abend<br />
war schon um 21 Uhr Nachtruhe, da um Mitternacht die Nachtwanderung begann.<br />
Nachdem alle den Gruselpfad überstanden hatten, waren wir alle todmüde<br />
und plumpsten in unsere Betten.<br />
Nach dem Hüttenputz am nächsten Morgen stand schon wieder die Heimfahrt an.<br />
Leider war die Woche viel zu schnell vorbei, so blieben uns nur der Adressentausch<br />
und die Vorfreude aufs nächste Jahr.<br />
Linda Uhlmann
J<strong>SBB</strong> – JUGENDSEITEN – J<strong>SBB</strong><br />
3. Kinderkletterlager 2011<br />
KKL<br />
31
Wie immer traf eine stattliche Anzahl<br />
von Einsendungen bei der Redaktion<br />
ein, und fast alle Einsender lagen mit<br />
dem Goldstein richtig.<br />
Wir ermittelten per Los folgende Gewinner:<br />
Daniel Hahn, 01219 Dresden<br />
Kalender „Klettern im Elbsandstein<br />
2012“, von Mike Jäger<br />
Ingrid Pflicke, 01309 Dresden<br />
Kalender „Klettern im Elbsandstein<br />
2012“, von Mike Jäger<br />
Jens Elsner, 01824 Königstein<br />
Buch „Rudolf Fehrmann – Aus dem Leben<br />
eines bedeutenden sächsischen<br />
Bergsteigers“, herausgegeben vom<br />
<strong>SBB</strong><br />
Einsendungen zur neuen Aufgabe bitte<br />
bis zum 31. Januar 2012 an die<br />
<strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle (per E-Mail, Fax<br />
oder Post).<br />
100 Jahre Kanzeltürmer. Während es im Jahr 2010 drei Klubs gab, die das 100-jährige<br />
Jubiläum ihres Bestehens begehen konnten, war das in diesem Jahr genau ein Klub: der<br />
„KK Kanzeltürmer“. Gegründet am 18.11.1911 als „Wanderriege des Turnvereins Volkswohl“,<br />
nannte er sich bald „TC Eras“ (nach einem kleinen Gipfel im Seifersdorfer Tal). Da der <strong>SBB</strong><br />
diesen Namen wegen „Lächerlichkeit des Gipfels“ nicht akzeptierte, erfolgte 1913 die Umbenennung<br />
in „Kanzeltürmer“ und die Aufnahme als Klub in den <strong>SBB</strong>. Vom 11. bis 13. November<br />
feierte nun der Klub mit seinen Gäste das Jubiläum. Dazu gehörte am Freitag eine<br />
Besteigung des Eras-Felsens, einen Tag später bekletterten 21 Personen den Kanzelturm,<br />
und am Abend gab es die Feier in der Bielatal-Hütte. +++ Gipfelsammler. Vom Gipfelsammeln<br />
gibt es Neues zu vermelden. Gleich vier Kletterer haben es geschafft, alle Klettergipfel<br />
der Sächsischen Schweiz im Vorstieg zu bezwingen. Vladislav Nehasil aus Decin ist das im<br />
Juni gelungen. Der „Friensteinkegel“ war der letzte ihm noch fehlende Gipfel. Damit erreichte<br />
er unter den Vorsteigern Platz 45. Er ist der vierte tschechische Kletterer unter den All-<br />
Gipfel-Besteigern und der zweite im Vorstieg. Martin Fißler, „KC Teufelstürmer 1983“, der<br />
2010 bereits alle Gipfel bestiegen hatte, hat das im August dieses Jahres nun im Vorstieg<br />
geschafft. Sein letzter Gipfel war der „Bergfreundschaftskegel“ (Platz 46). Sabine Heilfort<br />
vom <strong>SBB</strong>, die schon 2007 als 13. Frau auf allen Gipfeln stand, hat im September auch alle<br />
32<br />
Fotorätsel<br />
Infos aus nah und fern
Sie suchen ein passendes Weihnachtsgeschenk ?<br />
In der <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle finden Sie ein großes Angebot an<br />
Kletter- und Wanderführern, historischer Literatur,<br />
Kalendern, Bildbänden ... (auch Postversand zzgl. Porto)<br />
Festschrift 100 Jahre <strong>SBB</strong>, 20,00 (<strong>SBB</strong>-Mitglieder) bzw. 30,00 Euro<br />
D. Heinicke u. a.: Kletterführer Bielatal, 18,90 Euro<br />
J. Schmeißer: Topoführer Bielatal, 25,00 Euro<br />
M. Bellmann: Klettersteigführer Sachsen, 12,90 Euro<br />
A. Kittler: Kletterführer Tyssa/Raiza, Eiland, Elbtal, je 20,00 Euro<br />
G. Krug: Kletterführer Mitteldeutschland, 22,00 Euro<br />
G. Krug: Kletterführer Rumänien, 25,00 Euro<br />
Stutte/Hasse: Kletterführer Meteora, 2 Bände, je 25,00 Euro<br />
M. Bellmann: Wandern mit Kindern, 11,50 Euro<br />
P. Rölke: Wanderführer Sächs. Schweiz, Band I–III, 18,90 Euro<br />
P. Rölke: Wanderführer Zittauer Gebirge, 16,90 Euro<br />
M. Bellmann: Höhlenführer Elbsandsteingebirge, 19,90 Euro<br />
M. Schober: Mühlen der Sä. Schweiz, 2 Bände, je 29,90 Euro<br />
M. Bellmann: Aussichtsturmführer Sä.-Böhm. Schweiz, 12,50 Euro<br />
A. Mothes: Heimat- und Naturgeschichte Sä. Schweiz, 13,50 Euro<br />
IG Bergsteigergeschichte, 17 Hefte, je 2,10 bzw. 2,50 Euro<br />
J. Schindler: Chronik zur Geschichte von Wandern u. Bergsteigen,<br />
Teil I (1864 – 1918), Teil II (1919 – 1932), 5,00 bzw. 10,00 Euro<br />
J. Mischke: <strong>SBB</strong>-Biografien und -Porträts, 5,00 Euro<br />
J. Schindler: Rote Bergsteiger, 5,00 Euro<br />
H. Steinmann: Berg-Heil u. Handschlag, je 3,50 bzw. 5,00 Euro<br />
Uhlig/Schindler: Gipfelbücher & Bergsprüche, 7,00 Euro<br />
G. Seifert: 100 Jahre Klettersport in Sebnitz, 9,90 Euro<br />
K. Wilk: Peter-Diener-Buch, 9,90 Euro<br />
J. Schindler: Paul-Gimmel-Gedenkbuch, 10,00 Euro<br />
H. Pankotsch: Rudolf-Fehrmann-Biografie, 10,00 Euro<br />
K. Zimmermann: Es ist nicht alles schlecht gewesen, 11,80 Euro<br />
Kinderbergfahrtenbuch, 3,00 Euro<br />
Nationalpark-Entdeckerheft für Kinder, 4,00 Euro<br />
AV-Jahrbuch 2012, 17,80 Euro<br />
AV-Hüttenverzeichnis Ostalpen, 16,80 Euro<br />
Kalender 2012:<br />
M. Jäger: Klettern im Elbsandstein, 10,00 Euro<br />
P. Rölke: Kalender mit Wandervorschlägen, 10,90 Euro<br />
W. Kreische: Elbsandstein-Impressinen, 12,00 Euro<br />
... und vieles andere mehr:<br />
Böhm-Wanderkarten, CDs und MCs der <strong>SBB</strong>-Chöre,<br />
Abzeichen/Aufnäher, Ansichtskarten, AV-Karten ...<br />
33
Gipfel im Vorstieg bezwungen. Der Letzte war die „Wildensteinwand“. Damit ist sie nach<br />
Petra Winter und Kerstin Spiegel die dritte Frau, die das gemeistert hat. Sabine nimmt unter<br />
den Vorsteigern Platz 47 ein. Eine tolle Leistung, zu der man ihr herzlich gratulieren kann.<br />
„Biene“ stammt aus einer Bergsteigerfamilie: Vater Werner Rusch, Mutter Christel sowie<br />
ihre Brüder Carsten (†) und Thomas gehen bzw. gingen alle Klettern. Auch Ehemann Hellfried<br />
ist aktiver Kletterer und hat 2007 auf allen Gipfeln gestanden. Ihr großes Vorbild beim<br />
Gipfelsammeln war Vater Werner, der alle Klettergipfel der Sächsischen Schweiz (1985),<br />
der DDR (1990) und der Böhmischen Schweiz (1994) im Vorstieg gemeistert hat. Sabines<br />
Name ist auch im Kletterführer zu finden: 1997 gelang ihr in geteilter Führung mit Torsten<br />
Viehrig und Steffen Roßburg die Erstbegehung „Amboss Feuerwasser“ (VIIc). Als Vierter zu<br />
dieser Runde hat sich im November Martin Pötschke, „KG Bergbanane“, gesellt. Für ihn war<br />
mit der Besteigung des „Schreckensteiner Turmes“ der Vorstieg aller 1.106 Gipfel vollbracht<br />
(Platz 48). Olaf Wolters, „Chemnitzer Wander- und Bergsteigerverein“, hat im September<br />
alle Gipfel der Sächsischen Schweiz bestiegen, sein letzter war die „Brosinnadel“. Er ist der<br />
erste Chemnitzer, dem das gelang. Damit liegt er im Gesamtklassement auf Platz 255. +++<br />
Gipfelbuch-Diebstähle. Nach dem Diebstahl mehrerer Gipfelbucheinrichtungen in der Sächsischen<br />
Schweiz ist diese Unsitte nun seit diesem Jahr auch im Zittauer Gebirge angekommen.<br />
Betroffen sind vor allem die Felsengasse bei Oybin und die Felsenstadt bei Jonsdorf.<br />
+++ Götzinger-Tafel. Seit Ende 2010 erinnert an der ehemaligen Apotheke in Hohnstein<br />
(heute „Bergsport Arnold“) eine von Bernd Arnold veranlasste Gedenktafel an den Erschließer<br />
der Sächsischen Schweiz Wilhelm Leberecht Götzinger. Er war von 1783 bis 1787 Hauslehrer<br />
in Hohnstein und verfasste in dieser Zeit das Manuskript für sein Buch „Geschichte<br />
und Beschreibung des chursächsischen Amts Hohnstein mit Lohmen“. +++ Sendig-Brunnen.<br />
Seit September schmückt der Sendig-Brunnen wieder den Marktplatz in Bad Schandau.<br />
Rudolf Sendig, ein bekannter Hotelier und Mitglied des „Gebirgsvereins für die Sächsische<br />
Schweiz“, hatte 1896 die Mittel für den Brunnen bereit gestellt, der noch im gleichen<br />
Jahr aufgestellt werden konnte. Um 1945 war der Brunnen zerstört bzw. abgebaut worden.<br />
Aus Spendenmitteln konnte er nun neu geschaffen werden, wobei lediglich Fotografien zur<br />
Rekonstruktion zur Verfügung gestanden hatten. +++ Viertausender-Sammler. Gottfried<br />
Gäbel aus Leupoldishain hat im August mit dem Alpen-Doppelgipfel „Castor und Pollux“<br />
seinen 50. Viertausender bestiegen und das mit immerhin 71 Jahren. Sein Höhenrekord<br />
liegt bei 7495 m (Pik<br />
Kommunismus, heute Pik<br />
Ismoil Somoni), in jüngeren<br />
Jahren galt er als solider<br />
Felskletterer im oberen<br />
siebenten Grad. +++<br />
Eiger-Erlebnisweg. In<br />
Grindelwald wurde der<br />
2,4 km lange „Jungfrau-Eiger-Walk“ eröffnet. Auf diesem Wanderweg zwischen der Station<br />
Eigergletscher und der Kleinen Scheidegg werden die Triumphe und Tragödien der Eiger-<br />
Nordwand dargestellt. An einem 6 Meter hohen Modell können mittels Laser 14 Routen der<br />
Eiger-Nordwand nachvollzogen werden. Am Fallbodensee sind die Namen von 69 Todesopfern<br />
in dieser Wand in den Stein eingelassen, darunter auch die vier DDR-Alpinisten Fritz<br />
Eske, Günter Kalkbrenner, Kurt Richter und Günter Warmuth, die im Juli 1967 in der Wand<br />
abstürzten.<br />
34<br />
Infos aus nah und fern<br />
Projekt „Grenzgang“ – Sebnitz-Zugspitze-Sebnitz<br />
Vielen Dank an alle, die uns mit dem Kauf einer Grußpostkarte<br />
unterstützt haben. Auch denen, die uns mit Sachgegenständen<br />
geholfen haben, ein herzliches Dankeschön.<br />
Herbert Hoffmann<br />
Zusammenstellung: Michael Schindler<br />
(nach Hinweisen von Michael Bellmann, André Gäbel, Heinz Gliniorz,<br />
Dietmar Heinicke, Albrecht Kittler und aus der „Sächsische-Schweiz-Initiative“)
Mai 2006. Am Elbufer findet zum ersten Mal<br />
in Dresden ein Weltcup im Wettkampfklettern<br />
statt. Unter den Zuschauern fällt in der zweiten<br />
Reihe ein seriös mit dunklem Jackett<br />
bekleideter, nicht mehr ganz junger Mann auf,<br />
mit einem Aktenkoffer auf den Knien. Während<br />
die Köpfe der Zuschauern im Auf und<br />
Ab die Kletterer an der Wand verfolgen, wandert<br />
sein Blick in horizontaler Richtung immer<br />
links, rechts, links, rechts. Mitunter steht er<br />
auf und verschwindet, eine kleine Weile später<br />
sitzt er wieder da. Was macht dieser Mann<br />
da eigentlich?<br />
So kann man sich einen Sammler und Jäger<br />
vorstellen, der immer auf der Suche nach<br />
interessanten und erfolgreichen Sportlern ist,<br />
vielmehr nach Bildern mit Unterschriften und<br />
Widmungen – ein Sammler von Autographen.<br />
Genauer gesagt: Jochen Mischke aus<br />
Dresden, d e r Sammler von Bergsport-Autographen<br />
mit der weltweit wohl umfangreichsten<br />
Sammlung dieser Art.<br />
Jochen Mischke wurde im Kriegsjahr 1944<br />
in Geising geboren. Im Anschluss an die<br />
Schule folgte eine Ausbildung zum Funkmechaniker<br />
in Glashütte. Nach dem Umzug<br />
nach Dresden und einem Abendstudium an<br />
der IHS Dresden mit dem Abschluss als Dipl.-<br />
Ing. (FHS) für Datenverarbeitungsanlagen<br />
waren seine beruflichen Stationen das Institut<br />
für Elektronik, das Rechenzentrum des<br />
Betonleichtbaukombinates und ab 1990 bis<br />
zum Eintritt in die Altersteilzeit die Kindergeldund<br />
Familienkasse des Arbeitsamtes Dresden.<br />
Seit 1970 ist er verheiratet mit Frau<br />
Annelies, die Leiterin der Urkundenstelle<br />
beim Standesamt Dresden war. Sie haben<br />
Tochter und Sohn sowie vier Enkel im Alter<br />
von 12 bis 23 Jahren, außerdem einen Garten<br />
in der Nähe der Seidnitzer Wohnung.<br />
Seine bergsportliche Laufbahn begann als<br />
Schulkind unter Anleitung von Lehrer Hilbert<br />
am Bauernfelsen bei Lauenstein, später folgten<br />
Klettereien in der Sächsischen und Böhmischen<br />
Schweiz. Doch damit war um 1970<br />
Schluss, und er verlegte sich aufs Bergwandern.<br />
Die Touren führten in die erreichbaren<br />
Gebirge: Tatra, Bucegi, Fagaras, Kaukasus;<br />
Porträt: Jochen Mischke<br />
seit den freien Reisemöglichkeiten jährlich in<br />
die verschiedensten Gebiete der österreichischen<br />
Alpen. Und noch eine zweite Wurzel<br />
gab es. Sein Vater, ein gelernter Kaufmann,<br />
führte einen privaten Großhandel mit Reiseandenken,<br />
Spielwaren und Haushaltwaren.<br />
Ab dem zarten Alter von 9 Jahren schleppte<br />
Jochen schwere Kisten vom Bahnhof zur<br />
Wohnung und lieferte wöchentlich Kleinsortimente<br />
an Andenken auf die Kohlhaukuppe<br />
und den Geisingberg aus – der eigentliche<br />
Beginn des Bergwanderns.<br />
Der Vater hatte bis zum 2. Weltkrieg als Kleindarsteller<br />
auf der Bühne von Staatsoper und<br />
Staatstheater in Dresden gestanden und eine<br />
Autogrammsammlung bekannter Schauspieler<br />
angelegt, die leider in den Kriegswirren<br />
verloren ging. Aber irgendwie hatte sich das<br />
35
im Kopf des kleinen Jochen festgesetzt, und<br />
etwa ab 1956 begann er nun mit der Jagd<br />
auf Autogramme von Schauspielern, Künstlern,<br />
später auch von Sportlern. Heute hat er<br />
einen ganzen Schrank voll, u. a. von allen<br />
Olympiamedaillen-Gewinnern der DDR und<br />
deutschen Olympiasiegern ab 1990.<br />
Für uns interessant ist allerdings eher das<br />
Spezialsammelgebiet Bergsport. Auslöser<br />
war das Buch „Bis zum Gipfel der Welt“ von<br />
Hans Albert Förster und Franz Grassler mit<br />
der Besteigungsgeschichte der höchsten<br />
Berge der Welt. Also ging ein Brief auf die<br />
Reise an „Mr. Edmund Hillary, First sportsman<br />
of Mt.Everest, Auckland/Neuseeland“.<br />
Und welch ein Wunder, geraume Zeit später<br />
kam eine Antwort. Oder: „Junko Tabei, First<br />
Women of Mt. Everest, Tokyo, Japan“. Oder:<br />
„Dr. Herbert Tichy, Geograph, Erstbesteiger<br />
des Cho Oyu, Wien/Österreich“. Die Antwort<br />
lautete: „Ihr Brief ist sehr lange auf abenteuerliche<br />
Reise durch Wien gekreist ...“<br />
Es funktionierte also, das Sammeln konnte<br />
intensiv weitergehen. Große Unterstützung<br />
bekam er von Anderl Heckmair und Peter<br />
Aschenbrenner, die ihm viele Anschriften<br />
besorgen konnten. Schwierig, aber dennoch<br />
erfolgreich war es, an Material von Wang Fu<br />
Zhou (Erstbesteiger Shisha Pangma und Mt.<br />
Everest Nordroute) heranzukommen. Sein<br />
jüngster Sammelerfolg war ein Dokument mit<br />
Unterschrift von Hugo Weber, der Teilnehmer<br />
der erfolgreichen Dhaulagiri-Erstbesteigungsexpedition<br />
1960 war und mit der zweiten<br />
Seilschaft auf dem Gipfel stand. Bis heute<br />
erhielt Jochen Unterschriften, Material und<br />
Dokumente von Erstbesteigern von 12 der<br />
14 Achttausender, bei 7 Gipfeln von allen<br />
Erstbesteigern, darunter auch Signaturen<br />
und Fingerabdrücke der teilnehmenden nepalesischen<br />
Sherpas. Zu seinem Bedauern<br />
fehlt eine originale Schriftzeile von Hermann<br />
Buhl, da gibt es nur Kopien.<br />
Jochen Mischkes Sammlung umfasst mehrere<br />
dicke Ordner, sortiert nach den Themen<br />
„Erstbesteiger und weitere Besteiger von<br />
Achttausendern“, „Weitere Alpinisten“, „Grußund<br />
Expeditionspostkarten“, „Sächsische<br />
36<br />
Porträt: Jochen Mischke<br />
Sir Edmund Hillary<br />
Wolfgang Güllich<br />
Bergsteiger“, „Wettkampfkletterer“. Nicht zu<br />
vergessen ein ganzer Schrank mit signierten<br />
Bergbüchern und Kletterführern (z. B.<br />
vom kürzlich verstorbenen Walter Bonatti,<br />
von Pit Schubert, Oskar Bühler). Persönlich<br />
begegnete er u. a. Wanda Rutkiewicz, Kurt<br />
Diemberger, Reinhold Messner, Hans Kammerlander<br />
und Wolfgang Güllich.<br />
Es wird schwierig für ihn, wenn er sein liebstes<br />
oder wertvollstes Exponat benennen soll.<br />
Alles ist ihm irgendwie ans Herz gewachsen,<br />
mit vielen Exponaten verbinden sich Erinnerungen,<br />
Erlebnisse und Geschichten – spannende<br />
Abenteuer nicht an Berg und Fels,<br />
sondern in den eigenen vier Wänden. Ein<br />
echtes Unikat jedenfalls sind zwei signierte<br />
Ersttagsbriefumschläge mit in Kanada eigens<br />
für Pat Morrow herausgegebenen Briefmarken<br />
der „Seven Summits“. Morrow hatte 1982<br />
als Erster den jeweils höchsten Berg der sieben<br />
Kontinente bestiegen.<br />
Die Mischke-Sammlung befindet sich in seinem<br />
Arbeitszimmer. Immer mal wieder schaut<br />
er sich verschiedene Dokumente an. Natürlich<br />
sammelt man nicht nur für sich, sondern<br />
möchte sich auch der Öffentlichkeit präsentieren.<br />
Also gab es Artikel in den großen
Dresdner Tageszeitungen, im Heft 2 zur<br />
Sächsischen Bergsteigergeschichte. Und<br />
Ausstellungen: 125 Jahre Bergsteigen in<br />
Sachsen (Ausstellungshallen am Dresdner<br />
Fucikplatz, 1989); Geschäftsstelle des <strong>SBB</strong><br />
(2001); 800 Jahre Stadt Dresden (Geschichtsmarkt<br />
St.Benno-Gymnasium, 2006); 50. Beratung<br />
der IG Sächsische Bergsteigergeschichte<br />
und Geschichtskonferenz „Der <strong>SBB</strong><br />
in den Stürmen der Zeit“ (beide im „Obstgarten“<br />
Dresden-Nickern, 2006 bzw. 2009).<br />
Wer ein solch emsiger, eifriger Sammler und<br />
Rechercheur ist, empfiehlt sich natürlich auch<br />
für andere Aufgaben. Die IG Sächsische<br />
Bergsteigergeschichte, der Jochen seit der<br />
Gründung im Jahr 1993 angehört, und der<br />
<strong>SBB</strong> (Mitglied seit 1994) traten an ihn heran,<br />
bei der Vorbereitung des 100-jährigen <strong>SBB</strong>-<br />
Jubiläums mitzuwirken. Er wurde Mitglied der<br />
AG „Festschrift“ und bekam die Aufgabe, die<br />
Lebensläufe von <strong>SBB</strong>-Persönlichkeiten (z. B.<br />
alle Vorsitzende, Ehrenmitglieder usw. seit<br />
Gründung) zusammenzustellen. Er forschte<br />
in der Literatur und in Archiven, befragte<br />
Klubs, trug alles zusammen, und so konnte<br />
dann im April 2010 die 100-seitige Broschüre<br />
„Biografien und Porträts von Persönlichkeiten<br />
aus der 100-jährigen Geschichte des<br />
<strong>SBB</strong>“ erscheinen. Dass jeweils ein Namensschriftzug<br />
das Bild und die Kurzbiografie ergänzt,<br />
ist bei seiner Profession keine Überraschung,<br />
aber eine hübsche Abrundung der<br />
Persönlichkeit jedes Porträtierten. Was Jochen<br />
jedoch ärgerte, war die Tatsache, dass<br />
Porträt: Jochen Mischke<br />
er zu den <strong>SBB</strong>-Vorständen Paul Hoffmann<br />
(1919–21), Hermann Händler (1921–23) und<br />
Arthur Dombois (1923–25) keine Lebensdaten<br />
ermitteln konnte.<br />
Als Mitglied des Redaktionskollegiums der<br />
Festschrift „100 Jahre <strong>SBB</strong>“ betreute Jochen<br />
verschiedene Autoren einzelner Beiträge und<br />
war für Biografien und Statistiken zuständig.<br />
Die immense Arbeit bei der Vorbereitung des<br />
Jubiläums und bei der Herausgabe der überaus<br />
gelungenen Festschrift wurde vom <strong>SBB</strong>-<br />
Vorstand anlässlich der Festveranstaltung<br />
am 26. März 2011 mit der Silbernen Ehrennadel<br />
des <strong>SBB</strong> gewürdigt.<br />
Nun noch mal zurück zum Weltcup in Dresden.<br />
Jochen hatte sich durch gutes Organisationstalent<br />
den Zugang zum VIP-Bereich<br />
gesichert. Dort fotografierte er die Wettkämpfer<br />
und holte sich Unterschriften von Angelika<br />
Eiter (Österreich), Thomas Mrazek (CZ),<br />
Muriel Sarkany (Belgien, Emily Harrington<br />
(USA) und von vielen weiteren in der Wettkampfszene<br />
erfolgreichen Akteuren.<br />
Wünschen wir Jochen Mischke für die Zukunft<br />
immer einen vollen Briefkasten mit interessanten<br />
Autographen aus der gesamten<br />
Bergsteiger-Welt, besonders aber von jüngeren<br />
erfolgreichen Kletterern, denn da gilt<br />
es noch einige Lücken zu schließen.<br />
Michael Schindler<br />
Autogramm: eigenhändig geschriebener Name<br />
Autograph: eigenhändig geschriebenes Schriftstück<br />
einer bedeutenden Persönlichkeit<br />
37
Steigen Kletterer durch die senkrechte Südwand<br />
des Großen Zschirnsteines, wird diesen<br />
Freunden die ganze Schönheit des<br />
höchsten Berges der Sächsischen Schweiz<br />
mit 562 m auf ungewöhnlich beeindruckende<br />
Weise bewusst, die dem Wanderer verborgen<br />
bleibt, der nach einem relativ leichten<br />
Aufstieg nur über die Felskante dieses<br />
„Steines“ hinausblicken kann.<br />
Unmittelbar am Ende des Ausstiegskamines<br />
existierte noch bei der erstmaligen Besteigung<br />
der Südwand am 14. Juni 1903 durch<br />
Gustav Kuhfahl und Oscar Schuster die komplette<br />
Nagelsche Säule, deren Oberteil erst<br />
nach 1910 verschollen ist und wovon bisher<br />
nicht einmal Bruchstücke unterhalb der senkrechten<br />
Wand gefunden worden sind.<br />
Liest man die Protokolle von Prof. Nagel von<br />
der Errichtung der Säule von 1865 auf dem<br />
Zschirnstein, aber auch auf dem Lilienstein,<br />
kann man nur den Hut ziehen vor den Leistungen<br />
dieses Mannes, der mit hohem persönlichen<br />
Einsatz eines der modernsten Lagenetze<br />
zur Landvermessung in Deutschland<br />
aufbaute, das bald durch den Beitritt vieler<br />
Staaten zur internationalen Erdmessung erweitert<br />
werden konnte.<br />
Prof. Christian August Nagel (1821–1903),<br />
der an der ersten Technischen Bildungsanstalt,<br />
der Vorgängerin der heutigen TU<br />
Dresden, sein Studium begann, hatte berühmte<br />
Techniker und Wissenschaftler als<br />
Vorbild. Dazu gehörten Rudolf Sigismund<br />
Blochmann (1784–1871), der Begründer der<br />
„deutschen“ Gasindustrie und Baumeister der<br />
der ersten Wasserleitung Dresdens aus<br />
Sandstein, und Johann Andreas Schubert<br />
(1808–1870), Schöpfer der ersten deutschen<br />
Dampflokomotive „Saxonia“ und des Dampfschiffes<br />
„Königin Maria“ in den Jahren 1837<br />
bis 1839.<br />
Nur wenige Zeitzeugnisse sind noch erhalten<br />
und ehren diese Pioniere der Industrialisierung<br />
Deutschlands im 19. Jahrhundert.<br />
Die Wiederbelebung bzw. Erhaltung der Triangulationssäulen<br />
auf dem Großen Zschirnstein,<br />
dem Lilienstein sowie dem Cottaer<br />
38<br />
Sächsische Schweiz<br />
Ein Kulturdenkmal kehrt zurück – Die Nagelsche Säule am Zschirnstein<br />
Spitzberg gehören zur Würdigung der genannten<br />
„Altvorderen“ zweifellos dazu.<br />
125 Säulen und Fragmente von ehemals 158,<br />
die in der Landkarte des Dreiecksnetzes vom<br />
Königreich Sachsen von Prof. Nagel erfasst<br />
wurden, sind Zeugnis dieser wissenschaftlich<br />
angelegten Vermessungskampagne des<br />
späten 19. Jahrhunderts. Davon drei Säulen<br />
im Raum der Sächsischen Schweiz zu restaurieren<br />
bzw. teilzuerneuern, ist ein Ziel,<br />
das Partner und Sponsoren braucht.<br />
Jetzt, wo seit Mitte Mai 2011, mit Unterstützung<br />
der Gemeinde Reinhardtsdorf-<br />
Schöna unter Bürgermeister Ehrlich sowie<br />
Firmen und ehrenamtlichen Helfern, wie<br />
Steinmetzmeister Christian Sieg aus Dresden,<br />
die Säule auf dem Großen Zschirnstein<br />
wiedererstanden ist, gibt es neue hilfsbereite<br />
Partner für die Nagelsche Säule auf der<br />
Westecke des Liliensteines, aber auch auf<br />
dem Cottaer Spitzberg.<br />
Prof. Nagel hatte es vergleichsweise einfach,<br />
was den Lilienstein betraf. Es bedurfte noch<br />
nicht der Zustimmung einer Nationalparkverwaltung,<br />
mit der das Projekt einer neuen<br />
Säule steht und fällt. Er ließ sogar die Säulenteile<br />
aus dem vorhandenen Sandstein am<br />
Gipfelkopf fertigen, sodass der Transport<br />
entfallen konnte. Im Protokoll Prof. Nagels<br />
steht darüber:<br />
„Am 27. Juli 1865 begab sich der Unterzeichnete<br />
auf den Lilienstein, um den Arbeitern<br />
die Stelle zu bezeichnen, welche für die<br />
Aufstellung der schon in Arbeit befindlichen<br />
Säule gewählt worden. Es ist dies die Stelle,<br />
welche in der Recogniscirung des Liliensteines<br />
vom 19. April als westlicher Netzendpunkt<br />
fungirt und deren Höhe in Vergleich<br />
zu andern Punkten ermittelt wurde ...<br />
15. August: Früh 7 Uhr mittelst Eisenbahn<br />
bis Königstein. Von hier aus in Begleitung<br />
Hr. Höllemanns aus Pirna auf den Lilienstein,<br />
wo inzwischen unter jenes Leitung die Aufstellung<br />
der Säule erfolgt war ...<br />
Notiz zum Liliensteinpfeiler: die einzelnen<br />
Theile desselben sind weder verzapft noch<br />
verdübelt.“
Aufstellen der Nagelschen Säule auf dem<br />
Großen Zschirnstein im Mai 2011<br />
Die drei nur lose übereinander gestellten<br />
Säulenteile überlebten vielleicht nur die Zeit<br />
des Einmessens um 1885/86. Ein letztes<br />
Bruchstück vom Säulenkopf wurde von René<br />
Prokoph, Gohrisch, 1991 in einer Felsspalte<br />
am Mulattenkopf gefunden und im Jahr 2000<br />
im Zusammenhang mit der Instandsetzung<br />
des Wettinobelisken im Auftrag der Nationalparkverwaltung<br />
geborgen und auf den erhalten<br />
gebliebenen Grundsockel aufgesetzt. Der<br />
stark beschädigte Kopf ist heute in einem<br />
Sächsische Schweiz<br />
Zustand, dass zurzeit die Denkmalpflege die<br />
Kompletterneuerung der Säule prüft. Das<br />
Setzen einer neuen Säule ist heute nur mit<br />
Hilfe eines Hubschrauber-Einsatzes realisierbar.<br />
Hat die geplante Aktion Erfolg, steigen<br />
künftig die Bergsteiger, die an der Südwand<br />
den Gipfel des Liliensteines erreichen,<br />
an der wiederentstandenen Säule von 1865<br />
aus. Die Chronik der bergsteigerischen Erschließung<br />
des Liliensteines sowie die<br />
ehrenamtliche Mitwirkung beim Setzen der<br />
neuen Säule wird an einer dazugehörigen<br />
Informationstafel dokumentiert.<br />
Kehren wir zum Schluss noch einmal zum<br />
Großen Zschirnstein zurück. Prof. Nagel<br />
schreibt am 26. September 1865 dazu:<br />
„Früh 7 Uhr nach Krippen und zu Fuß über<br />
Kleingießhübel nach dem Zschirnsteine. Zu<br />
gleicher Zeit mit Unterzeichnetem langte im<br />
genannten Dorf das von Neuendorf kommende<br />
Pfeilermaterial an. Nach etwa 4 stündiger<br />
Fahrt, wobei auch Vorspann nöthig wurde,<br />
brachte man es gegen 3 Uhr bis in die Nähe<br />
des Bauortes. Alsdann Einlassen der unteren<br />
Cylinder und am nächsten Tage, den<br />
27. September Aufstellen der Säule und Vollendung<br />
des Stationsbaus. Abends zu Fuß<br />
nach Krippen, per Bahn bis Dresden.“<br />
Dietrich Exner<br />
Quelle: Staatsbetrieb Geobasisinformation und<br />
Vermessung Sachsen<br />
39
Klettererlebnisse am Nonnensteig<br />
Was für ein Kletterwochenende erwartet<br />
mich! Voller Vorfreude habe ich mir bereits<br />
Wochen zuvor den Tag vor unserer Abfahrt<br />
und den nach unserer Rückkehr freigenommen,<br />
denn ich möchte fit und ausgeruht zum<br />
Klettern fahren und bis an die Grenze meiner<br />
Kräfte gehen.<br />
Noch nie sind wir zum Erlebniswochenende<br />
für Menschen mit Behinderung zwei ganze<br />
Tage und Nächte unterwegs gewesen. Wir<br />
werden erstmals außerhalb der Sächsischen<br />
Schweiz klettern und unseren ersten Klettersteig<br />
begehen!<br />
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, und<br />
endlich geht es los. Zwei Fahrgemeinschaften<br />
machen sich am späten Freitagnachmittag<br />
mit vollgepackten Autos auf den Weg zur<br />
Jonsdorfer Hütte im Zittauer Gebirge. In einem<br />
Auto fahren die Organisatoren Brit und<br />
Mike sowie die Teilnehmer Anna und Thomas.<br />
In dem anderen Auto sitzt die Organisatorin<br />
Claudia mit den Teilnehmern Kristine<br />
und Jan. Der Weg führt uns über Bautzen<br />
und Zittau ins Dreiländereck Deutschland-<br />
Tschechien-Polen. Wir fahren vorbei an vielen<br />
Rapsfeldern, deren hellgelbe Leuchtkraft<br />
Ende Mai nun langsam zur Neige geht. Dennoch<br />
bilden sie einen herrlichen Kontrast zu<br />
den grünen Erhebungen in der Ferne und zu<br />
einem blauen, mit einzelnen kleinen Wölkchen<br />
verzierten Himmel.<br />
Als wir an der Jonsdorfer Hütte ankommen,<br />
ist es auch schon Zeit, sich ums Abendessen<br />
zu kümmern. Schnell werden die Autos<br />
ausgeladen und die Schlafsäcke zu den Matratzenlagern<br />
gebracht. Es wird schnell klar:<br />
So viel Essen, wie wir mitgebracht haben,<br />
reicht für eine halbe Woche oder für doppelt<br />
so viele Personen. Unsere Gruppe belegt<br />
aber als einzige an diesem Wochenende die<br />
Hütte. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit<br />
Tomatensoße. Diese Speise wird von Jan<br />
und der ihm assistierenden Claudia schnell<br />
zubereitet, und so bleibt nach dem Essen<br />
auch noch genügend Zeit für eine Kletterpartie<br />
am Kletterturm neben der Hütte. Es ist<br />
40<br />
Klettern für Menschen mit Behinderung<br />
ein kleines Aufwärmtraining, bevor wir uns<br />
morgen am Nonnensteig verausgaben werden.<br />
Der Kletterturm, an seinen beiden sichtbaren<br />
Vorderseiten aus Sandsteinquadern<br />
bestehend, hat auf den rückwärtigen Seiten<br />
kletterhallenähnliche Wände mit verschiedensten<br />
Griffen.<br />
Während ich mich noch mit dem Abwasch<br />
beschäftige, hängen Claudia und Mike die<br />
Seile oben auf dem Kletterturm ein. So haben<br />
alle Teilnehmer bereits an diesem ersten<br />
Abend die Möglichkeit, ihre Kletterfähigkeiten<br />
zu testen. Bei hereinbrechender Dämmerung<br />
beginne ich meinen Weg am Kletterturm.<br />
Ich freue mich, dass ich wieder klettern<br />
kann, auch wenn ich etwas Mühe habe,<br />
mein Ziel zu erreichen. Kristine und Jan bezwingen<br />
ebenfalls den Kletterturm, und auch<br />
Anna stellt sich bravourös dieser Herausforderung.<br />
Rechtzeitig bevor es dunkel wird,<br />
befinden sich wieder alle mit beiden Beinen<br />
auf der Erde. Bald darauf verkriechen wir uns<br />
in unsere Schlafsäcke, um am nächsten Tag<br />
zeitig beim Klettersteig am Nonnenfelsen zu<br />
sein.<br />
Am frühen Morgen holt Mike Lonka vom<br />
Bahnhof ab, die nach langer Zeit wieder<br />
dabei ist, um Brit, Claudia und Mike zu unterstützen.<br />
Die Kletterausrüstung und die<br />
Tagesverpflegung werden zusammengepackt,<br />
und wir gehen durch den Wald zum<br />
Einstieg vom Nonnensteig, wo wir noch auf<br />
zwei weitere Teilnehmer treffen. Frank und<br />
Heinz komplettieren unsere Gruppe an diesem<br />
Tag. Während die Klettergurte angelegt,<br />
die Helme aufgesetzt und die Klettersteigsets<br />
verteilt werden, zeigt sich die rege Begängnis<br />
am Einstieg zum Klettersteig an diesem<br />
schönen sonnigen Tag. Mehrere Personen,<br />
die nach uns eingetroffen sind, wollen noch<br />
schnell vor unserer größeren Gruppe beginnen.<br />
Nach einem Gruppenfoto klettert Mike gegen<br />
10 Uhr als erster die Leiter empor, und ich<br />
kann es kaum erwarten, ihm nun endlich zu<br />
folgen. Es ist mein erster Klettersteig, und
Gruppenfoto vor dem Einstieg<br />
Klettern für Menschen mit Behinderung<br />
schnell bin ich begeistert. Ein Stahlseil, an<br />
dem ich mich hochziehen kann, ist bei meiner<br />
Armkraft von Vorteil und schont meine<br />
schwächeren, unbeweglicheren Beine. Zu<br />
Beginn gibt es viele Sprossen, welche man<br />
als sichere Tritte nutzen kann. Hinter mir folgt<br />
Jan. Nachdem wir die ersten Höhenmeter<br />
gemeistert haben, müssen wir erst einmal auf<br />
die nachfolgenden Personen unserer Gruppe<br />
warten. Ich setze mich entspannt auf einen<br />
Felsabsatz und genieße die Sonnenstrahlen,<br />
die sich zwischen den Baumwipfeln<br />
durchmogeln. Am Einstieg steht noch Lonka<br />
und macht fleißig Fotos von allen Teilnehmern.<br />
Ich klettere weiter bis zu einer Hängebrücke.<br />
Bis hierher war es für mich eine entspannte<br />
Kletterpartie, und an meine Höhenangst<br />
möchte ich jetzt nicht denken. Also<br />
warte ich erst einmal ab.<br />
Ich sehe Claudia zusammen mit Anna am<br />
Klettersteig. Gleich haben auch sie den<br />
Absatz vor der Hängebrücke erreicht. Schon<br />
an dieser Stelle, ohne genau zu wissen, was<br />
uns noch erwartet, ziehe ich vor Anna meinen<br />
Hut. Fast ohne Sehkraft und mit den<br />
daraus resultierenden motorischen Unsicherheiten<br />
in den Beinen klettert sie mit Hilfe von<br />
Claudias Hinweisen zielsicher<br />
nach oben. Nach<br />
Mikes okay darf ich nun<br />
die Hängebrücke passieren.<br />
Ein Karabiner rechts<br />
und einer links. Klack,<br />
klack, und ab geht’s. Soll<br />
ich nach unten schauen<br />
oder nicht? Treffe ich die<br />
Trittbretter, sofern ich nur<br />
geradeaus schaue? Nach<br />
den ersten Schritten auf<br />
der Hängebrücke fühle ich<br />
mich schnell sicherer. Es<br />
ist gar nicht so schlimm,<br />
wie ich dachte. Ich kann<br />
sogar nach unten schauen.<br />
Schwuppdiwupp bin<br />
ich auf der anderen Seite.<br />
Ich würde gern noch einmal<br />
zurück, aber die anderen wollen auch<br />
über die Brücke. Also muss ich hinter der<br />
Brücke das nächste Plateau erklimmen und<br />
darf es mir gemütlich machen, während ich<br />
Fotos der mir folgenden Brückengänger<br />
schieße. Auf dem Plateau lassen wir zu uns<br />
aufgeschlossene Familien passieren, die<br />
ebenfalls am Klettersteig unterwegs sind.<br />
Mit zunehmender Wärme beginnt auch der<br />
Weg schwieriger zu werden. Während die<br />
Sprossen zu Beginn des Klettersteiges recht<br />
zahlreich vorhanden waren, werden sie jetzt<br />
immer mehr zu einer gesuchten Seltenheit.<br />
Ein Kamin, in welchem ich mich empor drücke,<br />
bringt mich das erste Mal richtig ins<br />
Schwitzen. Auf der folgenden Felskante, die<br />
nun zu queren ist, flackert kurz meine Höhenangst<br />
auf. Doch ich sehe meine beiden<br />
Karabiner des Klettersteigsets direkt vor mir<br />
in Augenhöhe und fühle mich gleich sicherer.<br />
Auf dem nächsten Hochplateau wird die<br />
Mittagsrast eingelegt. Wir können von hier<br />
oben wunderbar auf den Gondelteich von<br />
Jonsdorf hinunter blicken. Lange machen wir<br />
jedoch nicht Halt, denn die Sonne brennt zu<br />
dieser Zeit mit voller Wucht vom Himmel, die<br />
schattigen Plätze sind in dieser Höhe sehr rar.<br />
41
Nun erwartet uns das wahrscheinlich anspruchsvollste<br />
Teilstück des Klettersteiges –<br />
der Überhang. Lonka ist schon vorgegangen,<br />
um anderen Kletterern am Überhang zu helfen.<br />
Dort angekommen, müssen wir erst den<br />
Abstieg anderer Klettersteiggänger aus der<br />
Gegenrichtung abwarten. Lonka sichert von<br />
oben am Überhang mit einem zusätzlichen<br />
Seil. Trotz der eingelassenen Tritteisen im<br />
Felsen habe ich leichte Zweifel, ob ich es<br />
überhaupt schaffe. Obwohl ich aufgrund<br />
meiner eingeschränkten Beinbeweglichkeit<br />
nicht hoch antreten kann, finde ich erstaunlicherweise<br />
einen guten Einstieg, und ich habe<br />
die Möglichkeit, mich mit beiden Armen am<br />
Stahlseil schnell nach oben zu ziehen. Wie<br />
so oft am heutigen Tag, ist es nicht das „Bergsteigen“,<br />
sondern zum großen Teil meine<br />
Armkraft, die mich vorwärts bringt und bisher<br />
meine Beinmuskulatur relativ verschont hat.<br />
Ich stehe auf den Trittstufen, und mein Kopf<br />
schaut über die oberste Felskante, wo gleich<br />
die Füße stehen sollen. Jetzt wird es richtig<br />
schwierig. Die Füße muss ich höher an die<br />
Wand bekommen, und mangels geeigneter<br />
Griffmöglichkeiten entscheide ich erneut,<br />
mich am Stahlseil hochzuziehen. Langsam<br />
beginne ich an den Fingern zu merken, dass<br />
am Klettersteig auch Handschuhe sinnvoll<br />
sein könnten. Ich nehme all meine Kräfte<br />
zusammen, und beim dritten oder vierten Versuch<br />
schaffe ich es endlich. Nachdem mir<br />
Frank, Jan und Kristine gefolgt sind, geht es<br />
am Gipfelbuch vorbei zwischen zwei Felsblöcken<br />
zur nächsten Anhöhe.<br />
Von hier aus führt der Klettersteig wieder<br />
abwärts bis unterhalb des Berggasthofes<br />
Nonnenfelsen. Noch einmal sind Konzentration<br />
und Umsicht gefragt. Zwei nette Bergkameradinnen,<br />
die unsere Gruppe eingeholt<br />
haben, begleiten mich auf dem letzten Abschnitt<br />
des Klettersteigs. Die Abstände zwischen<br />
den vorhandenen Trittkanten sind für<br />
mich teilweise groß, auch wenn sie von meiner<br />
Begleitung als „sicher wie auf dem Altmarkt<br />
oder der Prager Straße“ angepriesen<br />
werden. Wo sind nur die Sprossen, welche<br />
42<br />
Klettern für Menschen mit Behinderung<br />
am Anfang des Klettersteiges so großzügig<br />
angebracht waren? Das allerletzte Stück allein<br />
an einer Baumwurzel entlanghangelnd,<br />
erreiche ich glücklich wieder ebenen Boden,<br />
wo mich Frank und Heinz bereits erwarten.<br />
Nach und nach treffen alle Mitglieder unserer<br />
Klettergruppe ein. Es ist schon 16 Uhr.<br />
Das Kaffeetrinken im Berggasthof haben wir<br />
uns alle redlich verdient.<br />
Nach der Einkehr nehmen wir die Umgebung<br />
vom Aussichtspunkt auf dem Nonnenfelsen<br />
in Augenschein. Eine Fahne unserer schönen<br />
Heimat in den Farben grün und weiß flattert<br />
friedlich im Wind, während wir unseren<br />
Blick im Dreiländereck in die Ferne schweifen<br />
lassen. Anschließend machen wir uns auf<br />
den Rückweg zur Jonsdorfer Hütte. Im Wassertretbecken<br />
in der Nähe vom Gondelteich<br />
erfrischen sich Brit, Claudia, Anna und Heinz<br />
gemeinsam mit mir die Füße. Frank und<br />
Heinz verabschieden sich dann von der<br />
Gruppe, und nach unserer Rückkehr wird der<br />
Hüttengrill in Betrieb genommen. Der Abend<br />
klingt in gemütlicher Runde am Feuer aus.<br />
Am Kletterturm möchte an diesem Abend niemand<br />
klettern, denn der Klettersteig hat viel<br />
Kraft gekostet, und am kommenden Tag werden<br />
wir wieder früh aufstehen.<br />
Nach einem ausgiebigen Frühstück packen<br />
wir am nächsten Morgen alles ein und machen<br />
uns auf den Weg zum Schalkstein, um<br />
dort beim Klettern den am gestrigen Tag erworbenen<br />
Muskelkater zu vertreiben. Mir tun<br />
die Schultern und Arme so weh, dass ich<br />
noch nicht weiß, ob ich heute überhaupt noch<br />
klettern kann oder will. Am Schalkstein treffen<br />
wir auf Claudias Familie, die mit uns zusammen<br />
den Tag verbringt.<br />
Es wird beschlossen, den Schalkstein über<br />
den Alten Weg (II) zu erklimmen. Lonka steigt<br />
vor, und Mike folgt ihr. Dann darf ich mich als<br />
erster Teilnehmer ins Seil einbinden. Auf dem<br />
Weg nach oben sind viele Griffe vorhanden,<br />
doch schnell sagen mir meine Schultern und<br />
Arme, dass dieser Weg am heutigen Tag<br />
mein einziger sein wird, sofern ich denn<br />
überhaupt am Gipfel ankommen werde. Das
Klettern für Menschen mit Behinderung<br />
Kursangebot: Klettern für Menschen<br />
mit Behinderung<br />
Donnerstag, 22.12.2011, 17 bis 21 Uhr<br />
Pirnaer Kletterzentrum (PKZ)<br />
Meldungen an:<br />
veronikamanitz@gmx.de oder<br />
Tel. 01 72 / 7 49 98 37<br />
gestrige Klettern am Nonnensteig fordert<br />
seinen Tribut. Es wird für mich ein sehr mühsamer<br />
Weg nach oben, wobei ich auch Probleme<br />
habe, meine Füße am manchmal leicht<br />
überhängigen Fels richtig zu setzen, weil es<br />
mir nicht möglich ist, meine Knie vollständig<br />
durchzustrecken. Erschöpft quere ich auf einem<br />
Absatz nach rechts. Bei einem schmalen<br />
Riss soll ich einen Felsblock erklettern,<br />
welcher sonst keine nennenswerten Griffe<br />
aufweist. Mit schmerzenden Armen und ungelenkigen<br />
Beinen robbe ich mich nach dem<br />
Ausstemmen entgegen aller Kletterregeln auf<br />
den Felsblock. Bestimmt kein eleganter Anblick,<br />
schießt es mir durch den Kopf. Nach<br />
einer Pause umrunde ich gegen den Uhrzeigersinn<br />
den vor mir liegenden obersten Felsblock<br />
des Schalksteins, um auf der gegenüberliegenden<br />
Seite meines Aufstiegs den<br />
höchsten Punkt zu erreichen.<br />
Die mir zugedachte Aufgabe des Fotografierens<br />
der nachfolgenden Personen unserer<br />
Gruppe übernimmt Brit, nachdem sie den<br />
Gipfel erreicht hat, da ich mich auf dem zu-<br />
geteilten Ausguck mit weiter Fernsicht in<br />
Richtung Jonsdorf nicht wohl fühle. In einer<br />
anderen Richtung ist die Lausche zu sehen.<br />
Die umliegenden Felsformationen, insbesondere<br />
der gegenüberliegende Nonnenfelsen,<br />
erscheinen aus der Gipfelperspektive<br />
umso schöner. Kletterer am Nonnensteig sind<br />
als winzige Punkte zu sehen. Selbst die Hängebrücke<br />
ist zu erkennen. Nacheinander<br />
kommen Jan, Claudia mit Kristine und Mike,<br />
der sich zwischenzeitlich abgeseilt hatte,<br />
zusammen mit Anna auf dem Gipfel an. Währenddessen<br />
nimmt der Wind immer mehr zu,<br />
und Wolken ziehen auf, welche die Sonne<br />
immer öfter verdecken. Es gibt ein gemeinsames<br />
Gipfelfoto, und alle tragen sich nacheinander<br />
ins Gipfelbuch ein. Ich bin froh, als<br />
ich mit dem Abseilen an der Reihe bin, da<br />
mir vom böigen Wind kalt geworden ist. Beim<br />
Abseilen pendele ich an einer überhängenden<br />
Stelle im oberen Teil und verschaffe mir<br />
so an den Fingergelenken der rechten Hand<br />
noch ein paar vorübergehende Andenken an<br />
dieses Klettererlebnis.<br />
Als alle wieder festen Boden unter den Füßen<br />
haben, verzehren wir gemeinsam unseren<br />
mitgebrachten Proviant. Da es schon<br />
wieder Nachmittag geworden ist, beschließen<br />
wir das Klettern zu beenden und das tolle<br />
Erlebniswochenende bei einem Eis oder<br />
Stück Kuchen zu beenden.<br />
Ein riesiges Dankeschön an Brit, Claudia,<br />
Lonka und Mike sagen<br />
Thomas, Anna, Kristine, Jan,<br />
Frank und Heinz<br />
43
Tour hohe – Hohe Tour<br />
Alles begann damit, dass ich mich mit einem<br />
Kumpel für den 24-Stunden-Skilanglauf ohne<br />
Grenzen, den Miriquidi, anmeldete. Ich bin<br />
zwar kein besonders guter Langläufer und<br />
habe diese Sportart noch bis vor kurzem für<br />
zu langweilig gehalten, um regelmäßig auf<br />
die „schmalen“ Bretter zu steigen, aber solche<br />
Ausdauergeschichten haben für mich<br />
doch einen gewissen Reiz – erst recht, wenn<br />
man sie als Team durchziehen kann.<br />
Allerdings hatte ich keinerlei Erfahrungen mit<br />
so langen Belastungen – noch dazu über<br />
Nacht – und war noch nie eine längere Strecke<br />
als die knapp 60 Kilometer der Hohen<br />
Tour gelaufen. Um beim Miriquidi nicht ins<br />
kalte Wasser zu fallen, wollte ich vorher eben<br />
diese Erfahrungen aufbessern. Die Idee für<br />
die Strecke war eigentlich ziemlich unkreativ:<br />
Es sollte wieder die Hohe Tour sein, diesmal<br />
aber hoch und runter – an einem Tag.<br />
Glücklicherweise konnte ich für dieses Unternehmen<br />
noch einen Kameraden begeistern,<br />
und so fuhren wir, Richard Hartmann<br />
und ich, am 29. Dezember des vergangenen<br />
Jahres mit dem Zug nach Schöna und brachen<br />
ca. 22.30 Uhr Richtung Zinnwald auf.<br />
Es war eine sternenklare, kalte Nacht, und<br />
die Bedingungen hätten nicht besser sein<br />
können. Der Schnee schluckte alle Geräusche.<br />
Da es unser einziges Ziel war durchzuhalten,<br />
nahmen wir uns hin und wieder die<br />
Zeit, stehen zu bleiben, der Stille zu lauschen<br />
und einen Sternenhimmel zu bestaunen, wie<br />
man ihn nur in so kalten Winternächten wie<br />
dieser zu sehen bekommt.<br />
Bis zum Schneeberg lief es wie am Schnürchen.<br />
Offenbar atmeten wir in der kalten, trockenen<br />
Nachtluft recht viel Flüssigkeit aus,<br />
die uns mit Reif bekleidete, sodass wir wie<br />
44<br />
Hohe Tour<br />
Väterchen Frost durch den Winterwald stapften.<br />
Außerdem hatten wir ständig Durst, und<br />
um unsere frühzeitig zur Neige gegangenen<br />
Wasservorräte aufzufüllen, schlugen wir einen<br />
Bach auf und genossen ein paar Tassen<br />
eisgekühltes böhmisches Bergwasser.<br />
Die Stunden gingen ins Land, und auch die<br />
Müdigkeit machte sich zunehmend bemerkbar.<br />
Die Ess-, Trink- und Wachspausen mussten<br />
immer recht kurz ausfallen, da man sehr<br />
schnell auskühlte. Die sonst eher bedrückenden<br />
dunklen Stunden des Tages erfüllten uns<br />
diesmal mit innerer Ruhe, und so genossen<br />
wir unsere nächtliche Skitour in vollen Zügen.<br />
Nachdem wir bei Adolfov noch eine kleine<br />
Rast eingelegt hatten, begann es auf den<br />
Feldern unter dem Mückentürmchen langsam<br />
hell zu werden. Den Anstieg zum Komari<br />
Hurka merkten wir zwar schon mächtig in den<br />
Beinen, kamen dafür aber in den Genuss,<br />
ein grandioses Naturschauspiel beobachten<br />
zu dürfen. Über dem böhmischen Becken lag<br />
eine Wolkenschicht, durch die nur die höheren<br />
Berge ragten, und die Städte schimmerten<br />
als große Lichtflecken hindurch, während<br />
das morgendliche Rot versuchte, die<br />
Schwärze der Nacht zu verdrängen.<br />
Die letzten Kilometer bis Zinnwald fielen uns<br />
schon sehr schwer, aber noch nicht schwer<br />
genug, um am Gelingen dieser Aktion zu<br />
zweifeln. Etwa halb neun erreichten wir die<br />
Beerenhütte in Zinnwald, unseren Umkehrpunkt,<br />
wo wir auf die „Verstärkung“ trafen,<br />
die so freundlich war, uns auf dem Rückweg<br />
zu begleiten. Dafür sind wir den beiden im<br />
Nachhinein auch sehr dankbar.<br />
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Warmen<br />
traten wir bei strahlend blauem Himmel<br />
den Rückweg an. Die Pause hatte Wunder<br />
gewirkt, und bis Adolfov legten wir ein gutes<br />
Tempo vor. Obwohl zunehmend langsamer,<br />
waren wir guter Dinge, unser Ziel zu erreichen.<br />
Eine Mittagsrast in Tisa war dringend<br />
vonnöten. Als wir zur letzten Etappe unserer<br />
Tour aufbrachen, begann es zu dämmern,<br />
und ab Snezník waren wir wieder auf das<br />
Licht unserer Stirnlampen angewiesen. So
langsam ging es an die letzten Reserven. Mit<br />
Krämpfen in Muskeln, deren Existenz uns bis<br />
dahin nicht mal bewusst war, erreichten wir<br />
um sieben den Weg, der zum Bahnhof Schöna<br />
hinabführt.<br />
Die Jugend ist ja bekanntlich immer ein wenig<br />
auf der Suche nach ihren Grenzen. In diesem<br />
Falle ist sie zweifellos fündig geworden.<br />
Hohe Tour<br />
Hohe Tour für Senioren<br />
Von Zinnwald nach Schmilka ohne Hatz? Wer die Hohe Tour etwas gemütlicher angehen<br />
möchte und noch dazu mit Gleichgesinnten zusammentreffen will, für den bietet<br />
der <strong>SBB</strong> in diesem Winter eine tolle Möglichkeit:<br />
die Hohe Tour als Zweitagestour mit Übernachtung in der Bielatalhütte<br />
Einfach zum vereinbarten Termin Wechselsachen und Schlafsack in der <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle<br />
abgeben und dann gemütlich mit Tagesgepäck von Zinnwald ins Bielatal<br />
fahren. Dort erwarten euch dann eine geheizte Hütte und eure Sachen. Unsere FSJler<br />
Martin und Lucas kümmern sich sogar um das Abendbrot. Am nächsten Tag geht’s<br />
dann weiter nach Schmilka. Eure Sachen holt ihr anschließend wieder in der Geschäftsstelle<br />
ab. Interessiert? Bitte voranmelden in der Geschäftsstelle, idealerweise<br />
per E-Mail. Ihr erhaltet eine Eingangsbestätigung mit den Details und dann bei entsprechender<br />
Schneelage eine Info zum Termin.<br />
Viel wichtiger war für uns aber die Erfahrung,<br />
dass man für einmalige Abenteuer oder für<br />
„affengeile Aktionen“, wie wir sagen würden,<br />
nicht besonders weit reisen muss – man findet<br />
sie direkt vor der Haustür, wenn man nur<br />
will. Und das war es definitiv – eine affengeile<br />
Aktion. Ski Heil!<br />
Alex Hanicke<br />
45
Mitten durch die Schweizer Alpen verläuft<br />
eine Ski-Route, die den Vergleich mit der<br />
wohl bekanntesten Skitour von Chamonix<br />
nach Saas Fe nicht zu scheuen braucht: die<br />
Haute Route durch die Urner Alpen von Realp<br />
nach Engelberg.<br />
Nachdem der DAV und diverse Bergmagazine<br />
Werbung für diese Tour gemacht hatten,<br />
war es an der Zeit, dass wir selber unser<br />
schon lange geplantes Projekt starten. Mein<br />
Bergfreund Frank aus dem Schwäbischen<br />
übernimmt die Planung und Führung, ich<br />
muss mich diesmal nur um mich und meine<br />
Ausrüstung kümmern. Claudia und Bruno<br />
aus unserem Bergfreunde-Netzwerk kommen<br />
noch mit. So treffen wir uns Samstagnachmittag<br />
in Andermatt. Bruno kommt gut<br />
gelaunt mit der Bundesbahn aus Bochum,<br />
Frank und ich klassisch mit dem Auto und<br />
Claudia etwas verschlafen und global verplayert<br />
mit dem Flieger aus Rio.<br />
Andermatt empfängt uns mit Sonne und weißen<br />
Hängen. Hier ist ein Tiefschneeparadies,<br />
die Ski sind breit, und das Ski-Volk ist gut<br />
drauf. Im kleinsten Dorf der Schweiz kurz<br />
unterhalb von Realp beziehen wir in der Dorfwirtschaft<br />
den obligaten „Atombunker“, der<br />
in Friedenszeiten als Touristenherberge dient<br />
und den jedes Haus haben muss, und verbringen<br />
eine atomfreie Nacht. Das Dorf wird<br />
nur von der Hüttenwirtin und drei Männern<br />
bewohnt. Die Wirtin hat damit aber augenzwinkernd<br />
kein Problem.<br />
Am Sonntag früh geht’s dann los. Wir verteilen<br />
die Seile, Schrauben und das ganze<br />
Zeugs und feilschen um jedes Gramm. Am<br />
Ende bleibt doch ein guter Rest im Auto zurück,<br />
und wir beschränken uns auf das Notwendigste.<br />
Die Urner Tour ist eine Bergtour, die vor allem<br />
auch alpine Anforderungen stellt. Nach<br />
meiner Empfindung ist sie, obwohl im Schnitt<br />
500 m niedriger, doch steiler und damit technisch<br />
anspruchsvoller als ihre große Schwester.<br />
Wer entsprechende Ambitionen hat, kann<br />
mit Gipfelbesteigungen und Eistouren querab<br />
der Tour aufkeulen und die Mitnahme von<br />
Steigeisen und Eisgerät rechtfertigen.<br />
46<br />
Urner Haute Route<br />
Der erste Aufstieg zur Albert-Heim-Hütte ist<br />
leicht und eine schöne Eingewöhnung. Die<br />
Schuhe quietschen, die Felle pappen, der<br />
Rucksack drückt, und man rutscht so dahin,<br />
alles muss sich noch finden. Wie ein Storchennest<br />
hockt die Berghütte auf den Felsen<br />
und bleibt vor allem durch das Fehlen<br />
von Wasser und durch gutes Essen in Erinnerung.<br />
Ein halber Liter Bier kostet 5 Franken,<br />
ein Liter Wasser ebenso. Kommt das<br />
eine aus dem kühlen Keller, tröpfelt das andere<br />
vom Dach und wird dann abgekocht.<br />
Also dann nehme ich doch lieber gleich zwei<br />
Bier.<br />
Der Tag ist danach gelaufen, wir machen<br />
morgen weiter und besteigen den Galenstock<br />
(3.586 m). Die Berge heißen hier Stöcke und<br />
sehen auch so aus: oben Fels, unten Gletscher.<br />
Der Breiteste, der Gammastock, ist<br />
eine Wuchtbrumme, die in mehrtägiger Reise<br />
umrundet werden kann. Im Nebel ist der<br />
Einstieg zum Gipfelgrat nicht leicht zu finden,<br />
zumal man inzwischen den Gletscher zum<br />
Abfahrt vom Giglistock
Galenstock links begeht und nicht mehr<br />
rechts wie auf der Ski-Karte.<br />
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Man benötigt<br />
aktuelle Karten und Toureninfos. Meine<br />
Skitourenkarte ist zehn Jahre alt und damit<br />
absolut veraltet. Die Gletscher verändern sich<br />
rasant, und manche Wege aus den alten Karten<br />
sind nicht mehr zu finden.<br />
Am Einstieg zum Gipfelgrat lässt man die Ski<br />
zurück, wechselt auf das alpine Equipment<br />
um und steigt in Tatra-Manier über den Felsgrat<br />
und vorsichtig über die vereisten Wechten<br />
zum Gipfel. Zu sehen ist heute nichts,<br />
nur das Ego freut sich. Bruno kommt noch<br />
hinterher, die anderen beiden sparen sich<br />
Ihre Kräfte. Bei der folgenden Abfahrt kommt<br />
kurz die Sonne raus, und so langsam stellt<br />
sich das Skigefühl ein. An der Hütte wartet<br />
das Hüttenbier.<br />
Am dritten Tag folgt die Königsetappe von<br />
der Albert-Heim-Hütte zur Chelenalphütte.<br />
Wir haben angerufen, und die Wirtin ist extra<br />
für uns aufgestiegen und hat die Hütte geheizt.<br />
Zeitig muss man beginnen und noch<br />
im Dunkeln zum Einstieg unterhalb der Hütte<br />
abfahren. Der Schnee ist über Nacht gefroren<br />
und trägt, wir können 200 m locker abcruisen.<br />
Mit Sonnenaufgang steigt man übers Joch<br />
zum Lochberg auf. Vom Joch könnte man<br />
auch gleich sportlich über die Nordseite abfahren,<br />
wir aber machen die originale Route<br />
und steigen mit den Ski auf dem Rücken über<br />
die Westseite auf den Lochberg. Von dort hat<br />
man einen schönen Ausblick auf den Galenstock.<br />
Nun folgt eine Abfahrt zum See, die im Pulver<br />
beginnt und im Firn endet. Mit einer Mischung<br />
aus Faulheit, Dummheit und Übermut wählen<br />
wir eine Abkürzung links um den See. Es<br />
liegt eine Spur, der wir folgen. Das Abenteuer<br />
wird ausdrücklich nicht weiterempfohlen.<br />
Die Spurer waren noch verrückter, sie sind<br />
direkt über den See gelaufen. Das ist absolut<br />
lebensmüde. Die Eisdecke befindet sich<br />
wegen Wasserablassens meist mehrere<br />
Meter weiter unten, wer einbricht, kann dann<br />
noch ein wenig baden und dann sein Licht<br />
Urner Haute Route<br />
ausmachen. Wir schreddern über die vereisten<br />
Felsen und finden unten an der Seekante<br />
einen Weg vorbei an abgeräumten Lawinenrinnen.<br />
Nach uns rauscht noch eine Ladung<br />
herunter.<br />
Davon müssen wir uns erholen und nehmen<br />
dazu ein erfrischendes Bad im Bergbach. Der<br />
weitere Weg ist eine Qual. So zeitig man auch<br />
dran ist, gegen Mittag hat die Sonne den<br />
Schnee komplett aufgeweicht, und ständig<br />
brechen die Ski ein. Ganz hinten im Tal am<br />
Ende der Etappe wartet noch der Scharfrichter.<br />
Ein 300-m-Hang ist hier zu bewältigen.<br />
Das Gefühl sagt: „Geh hier hoch!“, wir aber<br />
folgen der Spur und der alten Karte, die den<br />
Winterweg anzeigt. Der ist jedoch nicht mehr<br />
gepflegt, man geht inzwischen auch im Winter<br />
besser den Sommerweg zur Hütte, die<br />
neuen Karten zeigen das auch so an. So<br />
raubt uns der Hang die letzte Kraft, und gerade<br />
noch so erhaschen wir die untergehenden<br />
Sonnenstrahlen.<br />
Aber der Empfang ist herzlich. Roman und<br />
Russina, ein sonnengereiftes rätoromanisches<br />
Pärchen aus Sedrun, bewirtschaften<br />
die Chelenalp und haben für uns eine Pastafete<br />
vorbereitet. Es duftet nach Aglio und Olio,<br />
und wir dürfen auch nach dem Essen alles<br />
zum Trocknen ausbreiten, ganz anders als<br />
in der klammen Albert-Heim-Hütte. Wir sind<br />
rundum zufrieden.<br />
Der folgende Aufstieg zur Sustenlimi ist gleich<br />
am Beginn steil. So steil, dass man besser<br />
die Ski trägt. Trotzdem versucht ein Bergfreund<br />
das Gegenteil und schnallt sich die<br />
Ski in der Steilrinne wieder an. Bloß weg hier,<br />
wenn der ausrutscht, räumt er alles hinter sich<br />
ab. Mit ein wenig Pumpen ist der Aufstieg<br />
nach 700 m zu Ende, und man kann bzw.<br />
sollte noch ohne Gepäck auf das Sustenhorn<br />
steigen. Die 1.700 m Abfahrt danach über<br />
den kompletten Sustengletscher ist der skifahrerische<br />
Höhepunkt der Woche. Oben<br />
gleitet man durch Traumpulver, und unten<br />
muss man den Weg durch den Gletscher finden.<br />
Bei Nebel braucht man hier das Seil,<br />
was aber skimäßig keine Freude ist. Wir können<br />
zum Glück darauf verzichten.<br />
47
Unten empfängt uns das Hotel Steingletscher.<br />
Eine Unterkunft mit böhmischem Flair,<br />
gebaut für Schweizer Bundessoldaten. Aber<br />
man kann ausgiebig duschen, und es lässt<br />
sich hier aushalten für einen Ruhetag oder<br />
eine Besteigung des Giglistocks (2.900 m).<br />
Das Radio dudelt vor sich hin, der Wirt hat in<br />
dieser Jahreszeit nicht viel zu tun. Im Sommer,<br />
wenn Schwärme von Motorradfahrern<br />
den Pass volldröhnen, muss hier die Hölle<br />
los sein. Im Winter herrscht eine einsame<br />
Ruhe.<br />
Ab dem Sustenpass ändert sich der Charakter<br />
des Gebirges. Die Berge werden kleinteiliger,<br />
die Spur verwinkelter. Ziel ist jetzt die<br />
Sustlihütte. Nur, es war in der Nacht zu warm,<br />
kein Frost, es ist Neuschnee gefallen, so sind<br />
die Osthänge zur Hütte hin lawinengefährdet.<br />
Also besser gleich bis zum Biwak am<br />
Grassen gehen und dort bleiben. Eine gute<br />
Entscheidung, denn das Biwak erweist sich<br />
als ein Fünf-Sterne-Biwak.<br />
Vorerst muss aber noch der Weg gefunden<br />
werden. Die alte Karte zeigt einen Durchschlupf<br />
nordseitig des Wendenhorns an. In<br />
den neuen Karten ist dieser nicht mehr drin,<br />
zu Recht, denn die Stelle zeigt sich als 200 m<br />
lange, felsdurchsetzte Steilrinne. Der Neuschnee<br />
verhindert eine Bewertung des<br />
Untergrundes. Das geht hier nur mit Abseilen<br />
oder Absteigen. Wir entscheiden uns für<br />
die Skifahrervariante, fahren südlich um das<br />
Wendenhorn ab und steigen wieder bis zur<br />
Scharte auf. Das ist länger, aber sicherer. Der<br />
nun folgende 35-Grad-Hang ist ein Leckerbissen,<br />
den wir ohne einen Krümel übrig zu<br />
lassen komplett aufessen. Mit dem Gepäck<br />
pumpt das ordentlich, aber dafür sind wir<br />
schließlich hergekommen.<br />
Wir sind jetzt noch 200 Höhenmeter vom Biwak<br />
entfernt und müssen nur nochmal kurz<br />
auffellen. Das Biwak überrascht vollkommen.<br />
Es gibt einen Weinkeller! Und nicht irgendeine<br />
rote Suppe, nein, einen gepflegt gelagerten<br />
Rioja. Der muss nur noch temperieren<br />
und ablüften. Inzwischen ist Schnee geschmolzen<br />
und der Ofen geheizt, dann können<br />
wir vor der Hütte sitzen und die Sonne<br />
48<br />
Urner Haute Route<br />
Urner Haute Route<br />
Skitour Realp – Engelberg<br />
Info<br />
1.Tag: Albert-Heim-Hütte (2.543 m), Galenstock<br />
(3.586 m)<br />
2.Tag: Lochberg (3.074 m), Göscheneralpsee,<br />
Chelenalphütte (2.350 m)<br />
3.Tag: Sustlipass, Sustenhorn (3.503 m),<br />
Hotel Steingletscher (1.865 m)<br />
4.Tag: Giglistock (2.900 m)<br />
5.Tag: Fünffingerstöcke, Sustlihütte oder<br />
Biwak am Grassen (2.647 m)<br />
6.Tag: Grassen (2.940 m), Abfahrt nach<br />
Engelberg<br />
Kartenmaterial: Skitourenkarte Schweiz<br />
Nr. 255 und Nr. 245<br />
und den Wein genießen. Fernblickboofenfeeling!<br />
Zum Abend dreht es noch drei weitere<br />
Skifahrer herein, Bruno entpuppt sich als<br />
Fünfsternebiwakkoch, und wer zu spät<br />
kommt, muss abwaschen.<br />
Am letzten Tag steht der Grassen mit seiner<br />
schön geneigten nordseitigen Gletscherwand<br />
auf dem Programm. Hier ist der Schnee noch<br />
gut, und mit etwas Einsatz gelingen auch<br />
akzeptable Schwünge. Die folgende Abfahrt<br />
nach Engelberg ist noch mal ein unerwarteter<br />
Kraftakt. Im oberen Teil sehr steil und eisig,<br />
darf man sich hier keinen Fehler erlauben,<br />
sonst saust man in die Felsabbrüche. Weiter<br />
unten wird der Schnee weich, bis er nicht<br />
mehr trägt, und man muss tief in die Trickkiste<br />
greifen, um damit klarzukommen. Bei<br />
entsprechender Wegfindung gelangt man zu<br />
einer Almhütte und kann von dort dann die<br />
letzten 200 Höhenmeter auf einem Bergpfad<br />
absteigen. Die Skitourenkarte Nr. 255 vom<br />
Sustenpass zeigt diese Stelle nicht mehr an,<br />
man sollte vor der Abfahrt die Karte Nr. 245<br />
(Stans) studieren.<br />
Wie sich das für die Schweiz gehört, kommt<br />
im Tal sogleich ein Bus und bringt uns nach<br />
Engelberg an den Bahnhof. Von hier geht es<br />
dann mit Bahn oder Taxi nach Realp zurück.<br />
Frank Tauer
Der GORE-TEX® Transalpine-Run (TAR)<br />
zählt zu den härtesten Etappenrennen der<br />
Welt.<br />
In acht Etappen mussten die über 600 Teilnehmer<br />
aus 25 Nationen bei der siebten Austragung<br />
der legendären Alpenüberquerung<br />
rund 274 Kilometer und 15.436 Höhenmeter<br />
bewältigen. Vom 3. bis 10. September ging<br />
es für die 320 Zweier-Teams, zu denen auch<br />
Peter Anker und ich, beide vom ESV Lok Döbeln<br />
e. V., Abteilung Wandern/Bergsteigen,<br />
und aktive Kletterer und <strong>SBB</strong>-Mitglieder, als<br />
Team „Sachsenbremse“ gehörten, auf dem<br />
so genannten „Highway to Hell“ von Oberstdorf<br />
nach Latsch in Südtirol. In diesen Tagen<br />
erlebten wir ein Wechselbad der Gefühle,<br />
konnten die atemberaubenden Landschaften<br />
der Alpen genießen, mit unseren Körpern<br />
kämpfen und unsere Psyche völlig neu kennen<br />
lernen. Am Ende wartete ein heißbegehrtes<br />
Finishertrikot. Dieses Ziel erreichten wir<br />
als eines von 245 Teams – und das, obwohl<br />
wir zum ersten Mal bei diesem Rennen antraten.<br />
Die diesjährige Westroute führte von Oberstdorf<br />
erstmals in der siebenjährigen Geschichte<br />
nach Hirschegg ins Kleinwalsertal, weiter<br />
nach Schruns, über Galtür, Scuol, Mals und<br />
Transalpine-Run 2011<br />
Unrasiert nie verliert – Das Team „Sachsenbremse“ beim Transalpine-<br />
Run 2011<br />
Schlanders und schließlich ins Ziel nach<br />
Latsch. Tägliche Etappen von zum Teil über<br />
vierzig Kilometern mit mehr als 2.000 Höhenmetern<br />
warteten auf die Sportler. Aus Sicherheitsgründen<br />
und auch zur gegenseitigen<br />
Motivation starteten die Teilnehmer ausschließlich<br />
in Zweier-Teams. Neben zahlreichen<br />
engagierten Langstrecken- und Trailläufern<br />
trafen wir auch auf die internationale<br />
Trailrunning-Elite. Zur Vorbereitung hatten<br />
wir u. a. am Oberelbemarathon und natürlich<br />
am 1. Döbelner Halbmarathon teilgenommen<br />
und eine einwöchige Vorbereitung im „Wilden<br />
Kaiser“ absolviert – immer mit Laufrucksack,<br />
denn dieser war beim TAR zum Mitführen<br />
der Sicherheitsausrüstung Pflicht.<br />
Das Team „Sachsenbremse“ ging mit Respekt,<br />
aber ohne Angst am 3. September<br />
2011 in Oberstdorf als eines von insgesamt<br />
83 Teams in der Kategorie „Master“ an die<br />
Startlinie. Natürlich konnten wir die Strapazen<br />
der achttägigen Alpenüberquerung mit<br />
allem, was dazu gehört, vorher nicht wirklich<br />
einschätzen.<br />
So wartete neben Hitzeetappen auch eine<br />
Etappe im Dauerregen auf die Läufer. Am<br />
Start in Galtür waren nach einer klaren Nacht<br />
ganze 4 °C und bei Überqueren des Futschelpasses<br />
in über 2.700 m Höhe<br />
Frost. Die größte Herausforderung<br />
waren jedoch die Blasen<br />
an meinen Füßen, die<br />
zum Wechsel der Laufschuhe<br />
zwangen. Hier erwies sich<br />
der Teampartner als Retter –<br />
mit seinen Wechselschuhen<br />
konnten die letzten vier Etappen<br />
bewältigt werden.<br />
Umso glücklicher und emotionaler<br />
war das Erreichen des<br />
Zieles im italienischen Latsch.<br />
Am Ende belegten wir in unserer<br />
Wertungskategorie den<br />
64. Platz.<br />
Udo Seifert<br />
49
Skiexpedition nach Bolivien<br />
Im Allgemeinen ist man in Bolivien ohne Ski<br />
unterwegs, aber für den ambitionierten, erfahrenen<br />
Skibergsteiger ist die Cordillera Real<br />
faszinierend. Der Illimani, „Hausberg von La<br />
Paz“, soll allerdings wegen des Gletscherrückgangs<br />
mit Ski nicht mehr möglich sein.<br />
Eine in diesem Jahr besonders gute Schneelage<br />
begünstigte jedoch unsere Reise. Zunächst<br />
war eine „kulturelle Akklimatisation“<br />
angesagt. Schon die Fahrt hinunter vom<br />
Flughafen „El Alto“ (4080 m) in den riesigen<br />
Kessel von La Paz war beeindruckend. Beim<br />
Stadtrundgang am nächsten Tag spürte man<br />
die Höhe besonders bei den Steigungen. Am<br />
Nachmittag besuchten wir das Mondtal mit<br />
seinen tausenden durch Erosion entstandenen<br />
Erdpyramiden.<br />
Am folgenden Tag ging es zum Titicacasee,<br />
wobei wir zunächst den Ruinen von Tiahuanaco<br />
mit dem berühmten Sonnentor einen<br />
Besuch abstatteten. Von dem Wallfahrtsort<br />
Copacabana fuhren wir mit dem Boot zur Isla<br />
del Sol, welche wir durchwanderten. Man<br />
kommt sich vor wie auf einer griechischen<br />
Mittelmeerinsel, dabei liegt der riesige See<br />
3810 m hoch. Nach der Rückfahrt in unser<br />
ausgezeichnetes Hotel in La Paz absolvierten<br />
wir noch ein zweitägiges Trekking über<br />
den Takesi-Pass (4700 m).<br />
Danach ging es endlich auf die Ski. Gegenüber<br />
vom Huyana Potosi fuhren wir mit dem<br />
Landrover hinauf bis auf 4850 m. Nach wenigen<br />
Metern konnten wir anfellen und ohne<br />
Probleme den 5250 m hohen Cerro Charquini<br />
besteigen, eine herrliche Firnabfahrt beschloss<br />
diese „Eingehtour“. Das „höchste<br />
Skigebiet der Erde“ in 5000 m Höhe ist übrigens<br />
geschlossen, da der Chacaltaya-Gletscher<br />
abgeschmolzen ist.<br />
Noch am Nachmittag fuhren wir ins landschaftlich<br />
wunderschöne Negruni-Tal mit drei<br />
großen Seen und schlugen in 4700 m Höhe<br />
unser Basecamp auf. Am nächsten Tag bestiegen<br />
wir den 5512 m hohen Jankho Hue,<br />
wobei wir einen 250-Höhenmeter- Zustieg mit<br />
leichter Blockkletterei bewältigen mussten,<br />
dabei aber einen Kondor bewundern konnten.<br />
50<br />
Skibergsteigen in Bolivien<br />
Am Gipfelgrat des Huayna Potosi<br />
Eine herrliche Aussicht und schöne Abfahrt<br />
belohnten die Anstrengung.<br />
Dafür brachte der Folgetag eine „Genusstour“<br />
zum gegenüberliegenden Cerro Wila Llojeta<br />
(5244 m), wobei wir in 4870 m direkt vom<br />
Auto mit Ski starten konnten. Noch am Nachmittag<br />
ging es zurück nach La Paz, zum großen<br />
Teil auf ruppiger, schmaler „Straße“. In<br />
El Alto empfängt einen dann dichter Verkehr,<br />
eine Armada von Minibussen bewältigt den<br />
Personenverkehr.<br />
Am Morgen fuhren wir mit dem Jeep zum<br />
zweiten Mal Richtung Takesipass, in 4250 m<br />
Höhe übernahmen Mulis unser Gepäck, und<br />
weitgehend weglos, aber unproblematisch<br />
ging es auf 4850 m zum Basecamp nahe der<br />
Gletscherzunge des Nevado Mururata, dem<br />
Paradeskiberg der Cordillera Real. Die lange<br />
Querung zum Gipfel zog sich am nächsten<br />
Tag gewaltig in die Länge, aber die 1000 Höhenmeter<br />
Abfahrt waren ein Höhepunkt der<br />
Reise. Abends 22 Uhr erreichten wir wieder<br />
das Hotel, wo das Restaurant zum Glück bis<br />
23 Uhr geöffnet hatte. Es folgte ein wohlverdienter<br />
Ruhetag.<br />
Die Tour zum Huayna Potosi (6088 m) begann<br />
mit der Fahrt zum Zongo-Pass, beim<br />
Aufstieg zum Hochlager in 5100 m bei der
Rock-Hütte übernahmen Träger das große<br />
Gepäck. Wegen des starken Windes musste<br />
das Küchenzelt wieder abgebaut werden,<br />
und wir aßen in der Hütte, wo zahlreiche<br />
Bergsteiger übernachteten, welche bereits in<br />
der Nacht aufbrachen. Wir starteten mit Ski<br />
erst 8 Uhr, der Wind hatte zum Glück nachgelassen.<br />
Es ging zunächst steil hinauf, dann<br />
flacher bis zu einer Steilstufe, dann folgte der<br />
lange Gipfelgrat mit grandioser Aussicht. Am<br />
nächsten Tag stiegen wir dann wieder ab ins<br />
Tal und fuhren zurück nach La Paz.<br />
Die letzte Unternehmung begann mit einer<br />
200-km-Fahrt nach Sajama in die Westkordillere,<br />
vorbei am markanten Nevado Sajama<br />
(6542 m), der schon von weitem sichtbar,<br />
aber mit Ski nicht besteigbar ist. Im Abendlicht<br />
sah auch der Parinacota (6342 m) verführerisch<br />
aus, während der andere „Zwilling“,<br />
der Pomerape (6240 m), nicht so ebenmäßig<br />
ist. Leider täuschte dieser Eindruck,<br />
denn im Gegensatz zur Königskordillere waren<br />
hier die Schneeverhältnisse ungünstig mit<br />
Skibergsteigen in Bolivien<br />
Pressschnee und teilweisem Bruchharsch.<br />
Wir übernachteten in einer Hirtenunterkunft<br />
und kamen uns vor wie in der Mongolei,<br />
allerdings grasten hier viele Lamas, auch<br />
zwei der seltenen Nandus sichteten wir.<br />
Am Morgen fuhren wir mit dem Auto bis auf<br />
4800 m, dann zu Fuß, später auf Ski zum<br />
Hochlager auf 5100 m, wobei wir zunächst<br />
bis zum Sattel Payachata (5330 m) zwischen<br />
den beiden Vulkanen anstiegen und dann<br />
wieder abfuhren. Der Gipfelanstieg am<br />
nächsten Tag bis zum Krater zog sich elend<br />
in die Länge. Leider war die Abfahrt dieses<br />
Mal kein Vergnügen.<br />
Am vorletzten Tag unserer Reise entspannten<br />
wir uns in den heißen Quellen unweit von<br />
Sajama, dann folgte die lange Rückfahrt nach<br />
La Paz, wo wir am folgenden Vormittag noch<br />
Zeit zu einem Einkaufsbummel hatten. Nachmittags<br />
startete der Rückflug über Lima und<br />
Amsterdam nach Wien. Eine faszinierende<br />
Reise bei sehr gutem Wetter war zu Ende.<br />
Ulrich Kritzler
Sächsische Feuerland-Expedition 2012 – Auf den Spuren Agostinis!<br />
Die Bergketten am Südzipfel Lateinamerikas<br />
zählen zu den unwirtlichsten und deshalb<br />
auch unerforschtesten Gebirgsregionen der<br />
Erde. Ihre Gipfel ragen direkt aus dem Meer<br />
bis auf Höhen von 2500 m steil empor und<br />
sind von dichtem, fast undurchdringlichem<br />
Regenwald umgeben – Unbeständigkeit, immense<br />
Niederschlagsmengen und extreme<br />
Winde prägen das Wetter. Weite Teile der<br />
Cordillera Darwin können ausschließlich über<br />
den Seeweg erreicht werden, und so verschlägt<br />
es nur selten Bergsteiger oder andere<br />
Abenteurer dorthin. Trotz dessen oder gerade<br />
deshalb strahlen diese Berge eine ungemein<br />
große Faszination aus, die schon<br />
Gunther Plüschow 1929 wie folgt beschrieb:<br />
„... die Wolken dort, die wallen und brausen,<br />
stieben auseinander, teilen sich, ziehen sich<br />
wieder zusammen, fegen davon, plötzlich<br />
sind sie wie fortgeblasen – typisch für das<br />
Feuerland –, statt des Gewölks steht plötzlich<br />
mitten im leuchtend blauen Himmel,<br />
umstrahlt von der Sonne, ein ungeheurer<br />
Klotz aus leuchtendem, schimmerndem Eis.<br />
Wie ein Himmelskeil kommt er aus der blauen<br />
Flut herauf, es ist der Hauptgipfel des<br />
Monte Buckland ...“ 1<br />
Bereits der erste Blick auf eine alte Fotografie<br />
des Monte Buckland, die Markus Kautz<br />
1<br />
Plüschow, G. (1929): Silberkondor über Feuerland,<br />
Ullstein Verlag, Berlin<br />
52<br />
Feuerland-Expedition 2012<br />
mir vor mehr als einem Jahr unter die Nase<br />
hielt, genügte, um das Krabbeln in den Fingerspitzen<br />
wieder zu spüren – die Abenteuerlust<br />
war geweckt. Nachdem wir zusammen<br />
vor fast drei Jahren erfolgreich am Cerro<br />
Moyano und Cerro Norte in Patagonien 2<br />
unterwegs waren, verschlägt es uns erneut<br />
an das andere Ende der Welt.<br />
Genau 100 Jahre nachdem der Patagonien-<br />
Pionier Alberto de Agostini die Berge und<br />
Fjorde Feuerlands zum ersten Mal erkundete<br />
und dokumentierte, wollen wir Anfang 2012<br />
in die Cordillera Darwin aufbrechen. Mit von<br />
der Partie sind Barbara Schmidt, Daniel<br />
Groß, Franz Goerlich, André Kunert und Michael<br />
Nadler, die sich von unserer Begeisterung<br />
für den Berg und die Region haben anstecken<br />
lassen.<br />
Das Hauptziel der Expedition ist die zweite<br />
Besteigung der Eispyramide des Monte<br />
Buckland (ca. 1800 m) über seine noch unbestiegene<br />
Nordostwand. Nach der Erstbesteigung<br />
des Berges durch eine italienische<br />
Expedition im Jahre 1966, u. a. mit Carlo<br />
Mauri und Casimiro Ferrari, ist der Berg in<br />
einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf<br />
gefallen. Die verfügbaren Informationen über<br />
2 Expedition im Februar 2009 mit Paul Sass<br />
und Benno Wagner (siehe <strong>SBB</strong>-Heft 4/2009)
den Monte Buckland sind sehr spärlich,<br />
selbst die genaue Gipfelhöhe ist noch unbekannt.<br />
Deshalb wird es neben dem reinen<br />
bergsteigerischen Können wohl vor allem<br />
auch auf eine gute Logistik, Spürsinn und<br />
Durchhaltevermögen ankommen.<br />
Es besteht die Möglichkeit, das Team zu unterstützen<br />
und eine von allen Teilnehmern<br />
handsignierte Grußpostkarte vom Ende der<br />
Welt geschickt zu bekommen. Dazu bitte<br />
mindestens 7 Euro auf das Spendenkonto<br />
des Alpinclub Sachsen e. V. überweisen:<br />
Danke all denen, die dem Spendenaufruf im<br />
<strong>SBB</strong>-Heft 2/2011, S. 55, gefolgt sind.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nach<br />
einer Bauzeit von nur drei Monaten konnte<br />
Anfang Oktober die kleine Grundschule von<br />
Salehabad am Fuße des Nanga Parbat<br />
eröffnet werden. 35 Schüler haben nun erstmals<br />
ein festes Dach über dem Kopf. In Kürze<br />
wird auch die Inneneinrichtung fertig gestellt<br />
sein.<br />
Am zweiten Projekt, in Ser auf der Diamirseite<br />
des Nanga Parbat, wird noch kräftig<br />
Feuerland-Expedition 2012<br />
Pakistanhilfe<br />
Grundschule am Nanga Parbat eröffnet<br />
Kontoinhaber: Alpinclub Sachsen e. V.<br />
BLZ: 850 800 00 (Commerzbank)<br />
Konto-Nr.: 0 308 662 801<br />
Als Verwendungszweck bitte „Buckland“ angeben<br />
und die vollständige Anschrift, an welche<br />
die Postkarte versandt werden soll. Ab<br />
50 Euro wird eine steuerlich absetzbare<br />
Spendenbescheinigung zugeschickt.<br />
Nähere Informationen zur Expedition und zu<br />
aktuellen Geschehnissen findet ihr unter:<br />
www.mtbuckland.com<br />
Robert Koschitzki<br />
gebaut. Hier sind die Transportwege weiter,<br />
der Bau aufwendiger. Dennoch hoffen wir,<br />
noch vor dem Einsetzen der winterlichen<br />
Schneefälle das Dach dicht zu bekommen.<br />
Für die Weiterführung seiner Projekte sammelt<br />
der Alpinclub Sachsen auch weiterhin<br />
Spenden. Diese sind steuerlich absetzbar.<br />
Kontoinhaber: Alpinclub Sachsen e.V.<br />
BLZ: 850 800 00 (Commerzbank)<br />
Konto-Nr.: 0 308 662 802<br />
Christian Walter<br />
53
54<br />
Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />
Vom alpinen Kampf um das Präsidentenamt<br />
Wer einmal Präsident ist, will es in der Regel auch bleiben –<br />
es sei denn, er tritt freiwillig zurück. Nach Letzterem stand<br />
dem südfranzösischen Charmeur und Schelm Tartarin von<br />
Tarascon, dem Präsidenten vom P. C. A. (Club Alpin von<br />
Tarascon) beileibe nicht der Sinn. Aber der etwas ungehobelt<br />
und großmäulig, auch schwergewichtig daherkommende<br />
Tartarin, bekannt durch Alphonse Daudets (1840–1897)<br />
Buch „Tartarin von Tarascon“ hat in der klimafreundlichen<br />
französischen Kleinstadt nun erstmals einen ernsthaften<br />
Konkurrenten im Kampf um das Präsidentenamt.<br />
Alphonse Daudet und sein literarischer Held kannten das<br />
Hochgebirge der Schweiz weniger durch persönliche Eindrücke,<br />
aber schon durch das Studium der alpinen Klassiker<br />
von Edward Whymper und John Tyndall. Also: Es würde<br />
die Klubmitglieder wohl sehr beeindrucken, wenn der „Noch-<br />
Präsident“ die Klubfahne auf die Jungfrau und den Mont<br />
Blanc pflanzte! Nun denn auf, Tartarin! Die Jungfrau (vor<br />
nunmehr genau 200 Jahren erstbegangen) eroberte er.<br />
Ohne alpine Grundkenntnisse z. B. in der Handhabung von<br />
Alpenstock und Eispickel geht es keuchend und schwitzend<br />
bergan – man kann sich der Verwunderung nicht erwehren,<br />
wie das funktionierte. Aber vielleicht gerade aus<br />
dieser Distanz heraus beschrieb Daudet starke Momente<br />
über das Faszinierende und die Gefahren des Bergsteigens. Am höchsten Berg Europas<br />
folgte dann die Katastrophe. Tartarin und sein Seilgefährte Bompard (auch aus Tarascon)<br />
stürzten, der eine links und der andere rechts vom vereisten Grat. Riss das Seil, weil es den<br />
Sturz der beiden nicht aushielt oder hat es einer von beiden zerschnitten?<br />
Offensichtlich eine Anspielung auf den berühmtesten Unfall in der Geschichte des Alpinismus,<br />
auf die Matterhorn-Tragödie, wo beim ersten Matterhorn-Abstieg vier der Erstbegeher<br />
ihr Leben lassen mussten. Aber, es wäre nicht Alphonse Daudet, wenn unsere Geschichte<br />
nicht skurril enden würde. Keiner der „Helden“ stürzte ab; beide verklemmten<br />
sich in Eisblöcken – nicht voneinander wissend, dass beide<br />
noch lebten. Bompard kehrte als Erster nach dem freundlichen<br />
Tarascon zurück. Man richtete für den vermeintlich toten „Mont Blanc-<br />
Helden“ Tartarin ein fürstliches Begräbnis aus. Der bisherige Vize-<br />
Präsident freute sich schon auf sein Amt, da kam Tartarin schmunzelnd<br />
um die Ecke marschiert ...<br />
Es ist dies ein Schelmenroman bester Güte; ein Stück weit Don Quichotte,<br />
Schwejk und die Erlebnisse von Mark Twain in Europa. Auch<br />
gut, wenn wir bei der Schilderung von Bergabenteuern schmunzeln<br />
oder gar lachen können – man findet dies da ja so selten! Als gehaltvolles<br />
Weihnachtsgeschenk ist das Buch wärmstens zu empfehlen.<br />
Alphonse Daudet: Tartarin in den Alpen. Die Besteigung der Jungfrau und andere<br />
Heldentaten<br />
AS Verlag Zürich 2011; 208 Seiten, 19,90 Euro; ISBN 978-3-909111-85-5 (Bezug: Buchhandel)
Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />
Was, schon wieder ein „Messner“?<br />
Nun, nicht ganz! In dem Buch „Reinhold<br />
Messners Kletterfavoriten“ hält sich der Meister<br />
recht auffällig im Hintergrund. Zum Glück,<br />
denn der Mann polarisiert vorwiegend da, wo<br />
er auftritt! Vielfach ist er ein Unruhestifter –<br />
bei Gott natürlich auch im positiven Sinne.<br />
Seine sportlichen Leistungen waren und sind<br />
vielfach unangefochten; werden bewundert.<br />
Als ich ihn das erste Mal darüber sprechen<br />
hörte, war ich fasziniert. Bei späteren Auftritten<br />
hat mich die „philosophische Verbrämtheit“<br />
seiner Ausführungen mehr und mehr<br />
unangenehm berührt. Rastlos wie eh’ und je<br />
ist er; das muss man ihm lassen! Er hat sein<br />
eigenes Museum gegründet, und auf seiner<br />
Homepage sieht er sich als „Ideator“ (wohl<br />
Ideengeber) des musealen Ortes und damit<br />
immer noch bereit zu neuen Wortschöpfungen!<br />
„Messners Kletterfavoriten“ dagegen hat Ivo<br />
Rabanser geschrieben – Freund, Bergführer,<br />
Spitzenkletterer und im Grödnertal zu<br />
Hause. Die Anlage des Tourenführers geht<br />
deutlich weg von der lange in der Bergliteratur<br />
vorherrschenden einseitigen Darstellung<br />
der „schönsten, längsten, höchsten, besten“<br />
etc. Wander- und Kletterziele – das hat die<br />
Leserschaft ziemlich erschöpft.<br />
Jeder weiß, hier in den Dolomiten hat für<br />
Messner, vorwiegend in seiner Jugendzeit,<br />
alles begonnen. Hier hat er sich fit gemacht<br />
für die große, weite Berg- und Eiswelt und<br />
seine Erfolge. Ivo Rabanser wandelt auf seinen<br />
Spuren, und immer wieder geht der Blick<br />
auch zurück zu den bergsteigerischen Erschließern<br />
der Dolomiten. Gewürdigt werden<br />
Hans Dülfer, Eduard Pichl, Emilio Comici,<br />
Luigi Rizzi, Günther Messner, Johann Santner,<br />
Luigi Micheluzzi, Paul Preuß u. a. Aber<br />
auch die Sachsen seien gute Felsgeher,<br />
wurde oft anerkennend vermerkt. Die Furchetta-Nordwand<br />
bezwang Emil Solleder mit<br />
seinem sächsischen Bergkameraden Fritz<br />
Wiessner am 01.08.1925 nach schwerem<br />
Kampf. Jahre vorher (1908) gelang die Südwestverschneidung<br />
am Campanile Basso, in<br />
der Bergliteratur als Guglia di Brenta bekannt,<br />
durch Rudolf Fehrmann und Oliver Perry-<br />
Smith.<br />
In dieser Retrospektive auf die Erschließergeschichte<br />
der Dolomiten liegt für mich der<br />
Gewinn des Buches. Wichtige Informationen<br />
zu jeder der 40 Touren, wie das Tourenprofil,<br />
der Schwierigkeitsgrad, die Wandhöhe und<br />
die Kletterzeiten sind in einem Infokasten<br />
zusammengefasst. Natürlich bleibt Messner<br />
nicht ganz „draußen“. Den meisten der Abschnitte<br />
sind mitunter flotte Mehrzeiler von<br />
ihm vorangestellt. „Freiklettern ist wie Musik.<br />
Du verlässt den Boden, überlässt dich dem<br />
Steigen und schwebst höher. Im Rhythmus<br />
einer vorgegebenen Grifffolge.“ Nun kann es<br />
sein, das dies nur mich etwas verwundert –<br />
„so isser eben“!<br />
Aber jetzt mit mehr Ernst: Ivo Rabanser<br />
schreibt kurz, mit Konzentration auf das Wesentliche<br />
und mit hohem Informationsgehalt.<br />
Mir scheint der Band für anspruchsvolle Dolomiten-Kletterer<br />
sehr gut geeignet –<br />
und es wird schon<br />
klar, warum die erwähnten„Berglegenden“<br />
ihre Bergheimat<br />
so geliebt haben und<br />
diese Gegend bis<br />
heute auch auf uns<br />
eine besondere Faszination<br />
ausübt.<br />
Ivo Rabanser: Reinhold Messners Kletterfavoriten<br />
Bruckmann-Verlag München 2011; 190 Seiten,<br />
24,80 Euro; ISBN 978-3-7654-5440-0<br />
(Bezug: Buchhandel)<br />
Für Natur und Gaumen – Wachau<br />
Als mein wahrhaftig nicht euphorisch veranlagter<br />
Lauf- und Wanderfreund G. M. nach<br />
der Wende von seiner ersten Urlaubsreise<br />
gen „Westen“ aus der Wachau zurückkam,<br />
schnalzte er vielsagend mit der Zunge. Seine<br />
Begeisterung konnte mit drei Ausrufezeichen<br />
55
56<br />
Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />
umschrieben werden. „Es ist dort wie zwischen<br />
Pirna und Schandau, nur mit weniger<br />
Felsen, dafür mit prächtigen Burgruinen und<br />
Schlössern. und die dortigen ,Elbhänge’ sind<br />
viel höher!“ Inzwischen habe ich mir selbst<br />
diesen ca. 35 km langen Donauabschnitt<br />
zwischen Krems und Melk – unweit von Wien<br />
– in mehreren Besuchen erschlossen und<br />
wurde von seiner damaligen Begeisterung<br />
angesteckt.<br />
Im Unterschied zu Dresden hat man sich in<br />
der Wachau den im Jahr 2000 verliehenen<br />
Weltkulturerbe-Titel erhalten. Dies nicht<br />
zuletzt durch den 10 Jahre später eingeweihten,<br />
180 km langen „Welterbesteig Wachau“.<br />
Die im Führer verzeichneten Schönheiten<br />
dieser erweiterten Flusslandschaft werden<br />
in 14 Etappen in beiden Richtungen bei einem<br />
Höhenunterschied von 6300 m (Aufund<br />
Abstieg) für den Wanderer vorgeschlagen.<br />
„Highlights“ sind dabei die von Krems<br />
etwas südlich gelegene prachtvolle Klosteranlage<br />
Göttweig, Schloss und Burgruine<br />
Dürnstein (auch berühmt geworden durch die<br />
Gefangennahme von Richard Löwenherz)<br />
mit der etwas oberhalb gelegenen Kletteranlage,<br />
die 300 m über der Donau gelegene<br />
Burgruine Aggstein, das Schloss Schönbüchel<br />
sowie das Benediktinerkloster Stift Melk,<br />
das als eine der großartigsten Barockbauten<br />
Europas gilt. Teile dieser Donau-Strecke<br />
lassen sich auch auf dem Fahrradweg und<br />
mit der Wachau-Eisenbahn erschließen. Der<br />
Wanderer, der noch Lust und Kraft hat, kann<br />
weitere 7 Etappen auf die „Jauerling-Runde“<br />
„gehen“, dem mit 960 m höchsten Gipfel des<br />
Umfeldes. Die meisten dieser Touren sind als<br />
Halbtagsetappen konzipiert, damit der Feinschmeckergaumen<br />
nicht zu kurz kommt.<br />
Die wichtigsten Tal- und Genießerorte sind<br />
dabei wohl Spitz, Weißenkirchen und Rossatz.<br />
Begünstigt durch das milde Klima, können<br />
die Marillen (Aprikosen) zeitig geerntet<br />
werden; die dazugehörigen Marillenfeste sind<br />
ein fester Bestandteil der Kulturgeschichte<br />
der Wachau. Ebenso wie die Vielzahl der im<br />
Frühherbst geöffneten Heurigenschänken,<br />
die vorwiegend die<br />
vorzüglichen „Hausweine“<br />
Grüner Veltliner<br />
und Riesling<br />
ausschenken.<br />
Na dann: Zum Wohl<br />
beim „Gritsch“ in<br />
Spitz (keine Werbung,<br />
nur eine Empfehlung)!<br />
Franz Hauleitner: Welterbesteig Wachau<br />
Bergverlag Rother München 2011; 176 Seiten,<br />
14,90 Euro, ISBN 978-3-7633-4411-6<br />
(Bezug: Buchhandel)<br />
Schöne wilde Jugendzeit ...<br />
... in der Haidemühle im Kirnitzschtal. Was<br />
Wunder, dass mich der vorliegende kleine<br />
Erzählband sofort interessierte. Denn es gab<br />
für mich als Kind Anfang der fünfziger Jahre<br />
jährlich nur eine 3(!)-tägige Urlaubsreise zu<br />
entfernten Verwandten nach Ottendorf.<br />
Von Dresden aus „ging’s“ mit dem Schiff bis<br />
nach Bad Schandau, dann weiter mit der Kirnitzschtalbahn<br />
zum Lichtenhainer Wasserfall<br />
und von dort zu Fuß durch den Tiefen Hahn<br />
zu unserem „Urlaubsort“. Das tief eingeschnittene<br />
Kirnitzschtal beeindruckte mich<br />
besonders. Von der etwas abseits liegenden<br />
Felsenwelt des Kleinen und Großen Zschandes<br />
wusste ich noch nichts. Auch die zwischen<br />
dem Beuthenfall und Lichtenhainer<br />
Wasserfall liegende Haidemühle (heute Ruine)<br />
habe ich damals nicht zur Kenntnis genommen.<br />
Diese existierte immerhin nachweislich<br />
schon seit 1547 als „Georg Peche<br />
und seine Gesellen“ und wurde Jahrzehnte<br />
später als „Lichtenhainer neue Brettmill“ bekannt<br />
(siehe: Schober, „Die Mühlen der Sächsischen<br />
Schweiz“).<br />
Der Autor Manfred Retat schildert in 29 kleinen<br />
Erzählungen Kindheitserinnerungen,<br />
bewusst erlebt vier Jahre nach dem Ende des<br />
Krieges. Interessant ist es auch hier zu lesen,<br />
wie Kinder Erwachsene wahrnehmen.
Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />
Viel stärker wurde aber von ihm und den<br />
Gleichaltrigen darüber nachgedacht, mit welchen<br />
Streichen man das Umfeld aus dem<br />
Gleichgewicht bringen könnte. Der Weg vom<br />
Parkplatz des „Wasserfalles“ zum Kuhstall<br />
führte damals über eine etwas windige und<br />
löchrige Holzbohlenbrücke. Den weit beröckten<br />
Damen wurde von den Jungs mit Vergnügen<br />
mit einer Klistierspritze kaltes Wasser<br />
von unterhalb der Brücke unter die Röcke<br />
gespritzt. Der Wasserfall kam ausnahmsweise<br />
diesmal von unten!<br />
Natürlich erschien auch die Kirnitzschtalbahn<br />
den Kindern als ein verlockendes Objekt.<br />
Dass diese eines Tages über Stunden nicht<br />
mehr verkehren konnte, hing damit zusammen,<br />
dass die Isolatoren an einem Leitungsmast<br />
Objekt von Zielwürfen mit Steinen durch<br />
die Jungen wurden. Und wie das dann<br />
meistens ist: So richtig wollte es keiner gewesen<br />
sein!<br />
Dass Wald- und Forstarbeiter – vor allem<br />
bei „Richters“ im Beuthenfall – nach schwerer<br />
Arbeit gern einmal zu Bier und Schnaps<br />
einkehrten, war nach getaner schwerer Arbeit<br />
üblich. „Man trank 1 bis 2 Schnäpse, und<br />
die Sache war erledigt“ – manchmal kann es<br />
auch etwas mehr gewesen sein! Dies ereignete<br />
sich z. B. im „Wasserfall“, als Vater und<br />
Besuch schon sehr angetrunken unbedingt<br />
mit dem BMW „Dixi“ (mit dem natürlich nüchternen<br />
Manfred auf dem Rücksitz) über die<br />
steile Fahr- und Forststraße nach Lichtenhain<br />
zum Bus mussten. Bergauf ging alles noch<br />
gut; aber sobald der Besuch abgeliefert war,<br />
legte sich der Vater auf den Rücksitz und<br />
schlief umgehend ein. Wie der Junior (der<br />
mit dem „Dixi“ in der Garage schon öfters<br />
heimlich „geübt“ hatte) Vater und Gefährt über<br />
den steilen Weg schweißtreibend, aber leidlich<br />
sicher wieder in die Haidemühle kutschiert<br />
hat, ist sehr vergnüglich zu lesen.<br />
Bergsteiger ist der Autor offensichtlich nie<br />
gewesen; eine mehrfache Kraxelei auf das<br />
Seibthorn hat ihm aber wohl viel Spaß gemacht.<br />
Auch fehlt etwas das landschaftliche<br />
Kolorit – kein Wunder,<br />
die Wahrnehmungsweise<br />
von<br />
Kindern ist eben<br />
ganz anders. Ein<br />
kleines Stück Kulturgeschichte<br />
in harter<br />
und schwerer Zeit ist<br />
es aber schon. Wenn<br />
es so nicht aufgeschrieben<br />
wird, geht<br />
es verloren.<br />
Manfred Retat: Aller Anfang ist leicht. Jugenderinnerungen<br />
aus dem Kirnitzschtal<br />
Notschriften-Verlag Radebeul 2011; 140 Seiten,<br />
9,80 Euro; ISBN 978-3-940200-63-1 (Bezug:<br />
Buchandel)<br />
Josef Stegl (1895–1966)<br />
Schicksal eines Tetschner Malers<br />
von Petr Joza<br />
Buchtipp<br />
herausgegeben von der Intitiative für das<br />
Tetschner Schloss und vom Heimatverband<br />
Kreis Tetschen-Bodenbach<br />
Decin – Nördlingen 2011, 192 Seiten<br />
durchgehend zweisprachig, mit tollen Böhmische<br />
Schweiz-Motiven<br />
erhältlich in Tetschen in allen Buchhandlungen<br />
und im Schloss (450,- Kronen)<br />
57
58<br />
Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />
Wandern mit Kindern<br />
„Sind wir bald da? Ist es noch weit? Wann ist<br />
die nächste Pause?“ Welche Mutter oder<br />
welcher Vater kennt diese Fragen der Sprösslinge<br />
während eines Ausfluges nicht? Der<br />
passende Freizeitführer, der spannende und<br />
kurzweilige Wanderungen beschreibt, wäre<br />
da genau das Richtige.<br />
Und genau diesen gibt es nun. Insgesamt<br />
36 Rundtouren bietet das neue Werk. Dabei<br />
hat der kleine Igel „Schnuffel“ immer wieder<br />
interessante Geschichten zu erzählen. Aber<br />
auch so manch spannendes Abenteuer kann<br />
mit ihm erlebt werden. Dazu zählen Besuche<br />
von alten Burgen, dunklen Höhlen, Felslabyrinthen,<br />
luftigen Steiganlagen und informativen<br />
Waldspielplätzen. Besonders wird<br />
auf leichte und sehr abwechslungsreiche<br />
Touren Wert gelegt. Dabei kann zwischen<br />
einzelnen Wanderungen für verschiedene Altersgruppen<br />
(Kinderwagenalter, ab 3, 4 und<br />
6 Jahre) ausgewählt werden. Extra für diesen<br />
Wanderführer entwickelte Piktogramme<br />
erleichtern die Suche nach einer passenden<br />
Tour. Zudem sind Informationen zum Charakter<br />
der Tour, zu Anfahrtsmöglichkeiten<br />
ohne Auto, zur notwendigen Mitnahme einer<br />
Taschenlampe und zu Einkehrmöglichkeiten<br />
beigefügt. Der kleine Igel „Schnuffel“ begleitet<br />
alle großen und kleinen Wanderfreunde<br />
auf ihren Touren, wobei er kindgerecht Geschichten<br />
erzählt oder das Interesse an der<br />
Natur weckt. Der „Elternkompass“ erklärt<br />
dafür etwas eingehender Hintergrundinformationen<br />
zu Land und Leuten.<br />
Im Anhang des Führers<br />
findet der Nutzer<br />
zudem eine Auflistung<br />
der wichtigstenFreizeitgestaltungsmöglichkeiten<br />
(Frei- und Hallenbäder,Eisenbahnwelten,Feldbahnausstellung<br />
etc.) und<br />
ein umfangreiches<br />
Museenverzeichnis.<br />
(Jan Sebastian)<br />
Michael Bellmann/Daniela Müller:<br />
Wandern mit Kindern in der Sächsischen<br />
Schweiz<br />
Heimatbuchverlag Dresden 2010. 128 Seiten,<br />
11,50 Euro, ISBN 978-3-937537-18-4<br />
(Verkauf: <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle)<br />
Neuerwerbungen der <strong>SBB</strong>-Bibliothek<br />
Kletterführer Lofoten Rock (Rockfax), 2008<br />
Kletterführer Sicily-Rock (Sizilien) (Gebro Verlag), 2011<br />
Boulderführer Swiss Bloc (Gebro Verlag), 2010<br />
Wanderführer Mit Kindern auf Korsika (Bergverlag Rother), 2011<br />
Skitourenführer Kärnten Ost und Kärnten West (Bergverlag Rother), 2010<br />
Alpinlehrplan Klettern – Sicherung, Ausrüstung (BLV Buchverlag), 2011<br />
AV-Jahrbuch Berg 2012 (DAV/ÖAV/AVS), 2011<br />
ALPENVEREIN. Die Städter entdecken die Alpen (Böhlau Verlag), 2007<br />
BERG HEIL! Alpenverein und Bergsteigen 1918–45 (Böhlau Verlag), 2011<br />
Das Prebischtor – Das große Buch über das Tor (NPV Böhmische Schweiz), 2010<br />
In der Bibliothek stehen viele aktuelle Bergsportzeitschriften (Bergsteiger, Alpin, bergundsteigen,<br />
Klettern, Climax usw.) zum Lesen/Ausleihen zur Verfügung.<br />
– Alle <strong>SBB</strong>/DAV-Mitglieder können die Bibliothek kostenlos nutzen –
Bücher – Bücher – Bücher – Bücher – Bücher<br />
Aus dem Antiquariat<br />
Das Wandern ist des Pfarrers Lust ...<br />
Die Erlebnisse der zahlreichen Wanderfahrten des Pfarrers Carl Heinrich Nicolai<br />
(1739–1823) aus Lohmen wurden in seiner kleinen Schrift „Wegweiser durch die Sächsische<br />
Schweiz“ (1801) mit Abbildungen nach Adrian Zingg festgehalten. Dies war die<br />
zweite Veröffentlichung (nach Götzingers Werk „Geschichte und Beschreibung des<br />
Kursächsischen Amtes Hohnstein mit Lohmen“ von 1786), die den „Fremden“ Wege in<br />
unser Felsengebirge wiesen. Bescheiden, wie Nicolai auf den überlieferten Porträts<br />
ausschaut, nennt er seinen Band das „Werkchen“ oder das „Schriftchen“ – wohl auch zu<br />
Recht, da er auf umfangreiche naturkundliche Darstellungen fast völlig verzichtete, obwohl<br />
er das Wissen dazu gehabt hätte.<br />
Wie es damals üblich war, begannen die langen Fußtouren in die Sächsische Schweiz in<br />
Pillnitz oder Graupa, ehe man in Lohmen, dem „Pförtner der Sächsischen Schweiz“, im<br />
Pfarr- oder Wirtshaus Station machte. Ausführlich wird mit Dauba, Mühlsdorf, den dortigen<br />
Brüchen, der Wesenitz, mit den damaligen Mühlen und natürlich Lohmen mit Kirche<br />
und Schloss ein Umfeld beschrieben, an dem wir heute auf dem schnellen Weg in die<br />
Sächsische Schweiz oft vorbeifahren. Der Leser folgt seinen Reisevorschlägen nach<br />
Wehlen, Rathen und zur Bastei. Bei den Gansfelsen wundert der Autor sich über die<br />
Namensgebung, wohl „weil es ein Felsen ist, der von oben bis unten ganz zusammenhängt“.<br />
Passiert werden Hohnstein (gepriesen wird die Burg, aber „das Städtchen ist<br />
klein und unansehnlich“, der Brand („den Namen soll die Felsspitze daher haben, dass<br />
man verschiedene Male die Heide auf derselben brennend gefunden hat“). Nicolai erfreut<br />
sich weiter an Schandau, preist Kirnitzschtal, den Kuhstall und den Ausblick vom Großen<br />
Winterberg in alle Himmelsrichtungen (der war damals wohl noch möglich!).<br />
Als gebürtiger Berliner und als ehemaliger langjähriger Lehrer am Freimaurerinstitut in<br />
Dresden-Friedrichstadt konnte sich Nicolai auf seinen Erkundungen den schweizerischen<br />
Eidgenossen anschließen, „die hier hergekommen sind“ und glauben, „dass sie sich hier<br />
in ihr Vaterland versetzt fühlen“. Auf seinen Ausflugstouren wurde er zunehmend von<br />
Besuchern begleitet, die ihn wohl ermutigten, diesen kleinen „Wegweiser“ zu verfassen,<br />
der bis 1825 in fünf Auflagen erschien und Nicolai zusammen<br />
mit W. L. Götzinger zu einem der wichtigsten touristischen Erschließer<br />
der Sächsischen Schweiz machte.<br />
Doch damit nicht genug: Er nutzte seine theologischen und naturwissenschaftlichen<br />
Kenntnisse und veröffentlichte einen Wegweiser<br />
durch den Sternenhimmel, Schriften über das Kalenderwesen,<br />
über Seidenraupen und Hunde. Seine Kleinschrift über<br />
Blitzableiter führte dazu, dass in Lohmen diese nach und nach<br />
auf den Dächern installiert wurden. Auf der Grundlage seiner<br />
handschriftlichen autobiografischen Notizen erschien 1865 eine<br />
Biografie über ihn mit dem Titel „Der räthselhafte Mann“.<br />
Das kann man dann wohl leibhaftig sagen, denn Seelsorger war<br />
er schließlich auch noch!<br />
Carl Heinrich Nicolai: Wegweiser durch die Sächsische Schweiz. Hellerau-Verlag,<br />
Dresden 1991, ISBN 3-910184-02-2 (Nachdruck der 1. Auflage des Buches von 1801)<br />
Alle nicht gezeichneten Rezensionen: Hans-Rainer Arnold<br />
59
Auftritte der Chöre des <strong>SBB</strong><br />
Dresdner Bergfinken<br />
Samstag 17.12.11 17.00 Uhr<br />
Wintersonnenwende, Kleine Liebe<br />
Bergsteigerchor Sebnitz<br />
Samstag 17.12.11 17.00 Uhr<br />
Weihnachtskonzert, Kirche Sebnitz<br />
Männerchor Sächsische Schweiz<br />
Sonntag 18.12.11<br />
Weihnachtskonzert, Kirche Papstdorf<br />
<strong>SBB</strong>-Wintersonnenwende 2011<br />
Wintersonnenwende am 17.12.2011 auf der<br />
Kleinen Liebe. Beginn 17 Uhr, Getränkeverkauf<br />
ab 16 Uhr. Es singen die Bergfinken.<br />
Achtung! Offenes Feuer! Es besteht die<br />
Gefahr von Funkenflug oder umstürzenden<br />
Feuerteilen. Es ist auf zweckmäßige<br />
Kleidung zu achten und ein<br />
Mindestabstand zum Feuer von 15 m<br />
einzuhalten.<br />
Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr.<br />
Für entstandene Schäden wird<br />
keine Haftung übernommen.<br />
AG Alpinistik<br />
jeweils 20 Uhr, <strong>SBB</strong>-Geschäftsstelle Dresden<br />
30.01., 27.02., 26.03.2012<br />
5. Globetrotter Skitourentage<br />
06.01.2012, 20.30 Uhr, Globetrotter-Filiale<br />
Dresden<br />
Vorträge von Franz Kröll („Lawine, Skitouren<br />
und Freeriden“) und Rainer Jäpel („Vom Geisingberg<br />
zum Gran Paradiso“)<br />
07.01.2012, 10 Uhr, Geisingberg<br />
„Der Berg ruft!“: Skitourentest/Seminar Lawinengefahren<br />
Sachensausen 2012<br />
53. Sachsensausen vom 13.–15.01.2012<br />
Dresdner Hütte im Stubaital.<br />
Infos: www.sachsensausen.de<br />
60<br />
Termine und Veranstaltungen<br />
9. Holzhauer Telemarktage 2012<br />
20.01., 21 Uhr: Telemark-Filmspecial in Willys<br />
Scheune<br />
21.01., ab 10 Uhr: Skipass inkl. Nachtskifahren<br />
bis 23 Uhr; Telemarkkurse für Einsteiger<br />
und Fortgeschrittene; Telemarkmeisterschaft;<br />
Open-end-Party<br />
22.01., ab 10 Uhr: Telemarkkurse für Einsteiger<br />
und Fortgeschrittene; 15 Uhr gemeinsame<br />
finale Abfahrt aller Teilnehmer<br />
Infos unter www.globetrotter.de<br />
Sebnitzer Wuchterlauf 2012<br />
Der 44. Sebnitzer Wuchterlauf findet am<br />
28.01.2012 im Gebiet des Sebnitzer Waldes<br />
statt. Start (10 Uhr) und Ziel ist am KiEZ<br />
an der Grenzbaude.<br />
Ausschreibungen in den <strong>SBB</strong>-Geschäftsstellen,<br />
in Bergsportgeschäften sowie unter<br />
www.sbb-sebnitz.de<br />
Ausstellung im Hygiene-Museum<br />
Noch bis 26.02.2012 wird im Deutschen Hygiene-Museum<br />
Dresden die Ausstellung „Auf<br />
die Plätze – Sport und Gesellschaft“ gezeigt,<br />
u. a. auch mit einigen Gipfelbüchern aus dem<br />
<strong>SBB</strong>-Gipfelbucharchiv.<br />
Schlappseilfasching 2012<br />
Zum 26. Mal trifft sich die Bergsteigerei zum<br />
Fasching, diesmal am 03.03.2012 im Gasthof<br />
Struppen. Mit dabei: jede Menge Gäste<br />
und für jeden etwas; Traditionsecke, Stammtisch,<br />
Musikbunker. Kartenvorverkauf und Infos<br />
unter www.schlappseil.de<br />
Begegnungen mit Angela Hampel<br />
Lesung mit Klaus Wilk und Gespräch mit der<br />
Malerin am Mittwoch, 14.03.2012, Kulturhaus<br />
Dresden-Loschwitz, Fr.-Wieck-Str. 6<br />
Filmabend in der Buschmühle 2012<br />
Wer für den Filmabend am 02.06.2012 in<br />
der Buschmühle noch Filmmaterial zu Bergund<br />
Skiunternehmungen zur Verfügung stellen<br />
möchte, ist herzlich eingeladen und kann<br />
sich unter www.schlappseil.de melden.
Vorträge<br />
14.12.11, 19.30 Uhr<br />
Malte Clavin: Auszeit mit der Familie<br />
Dresden, Reisekneipe, Görlitzer Str. 15 (HH)<br />
14.12.11, 20.00 Uhr<br />
Wolfgang Röller: Namibia<br />
Dresden-Weixdorf, Dixiebahnhof<br />
21.12.11, 19.30 Uhr<br />
Anton Groß: Die Riesen Kamtschatkas<br />
Dresden, Reisekneipe, Görlitzer Str. 15 (HH)<br />
12.01.12, 20.30 Uhr<br />
Axel Gomille: Mein Dschungelbuch<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
13.01.12, 20.30 Uhr<br />
Alexander Römer: Seven Summits Alpen<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
27.01.12, 20.30 Uhr<br />
Alix Melle: Nanga Parbat hoch 3<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
03.02.12, 20.30 Uhr<br />
Jörg Ehrlich: Trekking im Himalaya<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
Termine und Veranstaltungen<br />
08.02.12, 18.00 Uhr<br />
Wolfgang Röller: Unterwegs im Himalaya<br />
Dresden, URANIA-Vortragszentrum<br />
10.02.12, 20.30 Uhr<br />
Jörg Kuhbandner: TRANSIT<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
13.02.12, 19.00 Uhr<br />
Wolfgang Röller: Im Reich der Inkas<br />
Heidenau, Drogenmühle<br />
24.02.12, 20.30 Uhr<br />
Thomas Jelinek: Höhentrekking<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
01.03.12, 19.30 Uhr<br />
Wolfgang Röller: Im Reich der Inkas<br />
Dresden, Putjatinhaus, Meußlitzer Str. 83<br />
02.03.12, 20.30 Uhr<br />
Ivo Meier: Bergsucht<br />
Dresden, Globetrotter-Filiale<br />
04.03.12, 19.00 Uhr<br />
Wolfgang Röller: Kilimanjaro, Mt.Kenia<br />
Hermsdorf b. Dresden, Gasthof Hermsdorf<br />
61
Bergsteigerfußballturnier 2011<br />
Das Turnier fand am 8. Oktober in Bad<br />
Schandau statt. Abwechslungsreiches<br />
Herbstwetter mit Temperaturen um die 10 °C,<br />
mehreren Regenschauern und nur teilweisem<br />
Sonnenschein ergänzten dieses wunderschöne<br />
Outdoor-Event.<br />
Insgesamt hatten sich neun Mannschaften<br />
angemeldet, was eine Rekordbeteiligung der<br />
letzten Jahre darstellt. Die „Bergfinken“ sorgten<br />
mit ihrer zünftigen Spielkleidung sowie<br />
ihrem geselligen Auftreten für Spaß beim<br />
Spiel und für gelockerte Atmosphäre. Die weiteste<br />
Anreise hatten die Bergfreunde aus<br />
Leipzig.<br />
Gespielt wurde in zwei Staffeln. Die beiden<br />
besten Mannschaften jeder Gruppe erspielten<br />
in den anschließenden Halbfinals die Finalteilnehmer.<br />
Für die anderen Mannschaften<br />
gab es Platzierungsspiele. Der neunte<br />
Platz wurde mit einem Trostpreis (eine Kiste<br />
Feldschlösschen-Bier) prämiert. In einem<br />
spannenden, kurzweiligen und packenden Finalspiel<br />
setzte sich der Vorjahressieger in der<br />
Verlängerung gegen die Mannschaft der<br />
„Schandauer Achse“ durch. Den Torschützenkönig<br />
und den besten Torwart (nur ein Gegentreffer<br />
im Turnier) stellte der Drittplatzierte,<br />
das Team der „ Alpinsäcke“ – mit Sicherheit<br />
eine Mannschaft mit Zukunft.<br />
Besonders möchten wir uns für die großzügige<br />
Unterstützung vom „Globetrotter“, vom<br />
Turniersieger: Eintagesspieler Ü40<br />
62<br />
Veranstaltungsrückblick<br />
Bergsportladen „Rumtreiber“, der Fa. „Bauleistungen<br />
und Veranstaltungstechnik Norbert<br />
Schöne“ sowie des <strong>SBB</strong> bedanken.<br />
Das Bergsteigerfußballturnier 2012 soll voraussichtlich<br />
am 3. Oktober in Bad Schandau<br />
stattfinden. Auf diesem Weg möchten wir<br />
nicht nur alle diesjährigen Fußballteams einladen,<br />
sondern auch interessierte und fußballspielende<br />
Bergsteiger motivieren, die sich<br />
bis dahin hoffentlich in neuen Mannschaften<br />
zusammenfinden. Wir freuen uns auf euch.<br />
Holger Schütt-Peemüller<br />
30. Sebnitzer Zuckerkuchentour<br />
Wanderfreunde aus nah und fern haben sich<br />
den letzten Sonnabend im August im Kalender<br />
vorgemerkt. Dann findet traditionell die<br />
Zuckerkuchentour statt, in diesem Jahr nun<br />
bereits zum 30. Male in ununterbrochener<br />
Folge. Obwohl die Wetterprognose nicht viel<br />
Gutes besagte. was sich auch bestätigte,<br />
fanden sich 246 Teilnehmer am Start der drei<br />
Strecken (11, 18 und 23 km durch den Sebnitzer<br />
Wald und das angrenzende tschechische<br />
Gebiet) in Hertigswalde ein.<br />
Älteste Teilnehmer waren Gerda Koksolova<br />
(86) aus Mikulasovice/Nixdorf sowie Hans<br />
Otto (85) aus Dürrröhrsdorf. Jüngster war<br />
Paul Erdmann (8 Monate) aus Elsterberg, der<br />
die Strecke im Kinderwagen zurücklegte.<br />
Neben 81 Teilnehmern aus Sebnitz kamen<br />
die Starter u. a. aus Leipzig, Zwickau, Erfurt<br />
und Suhl, und mit einer Berliner Gruppe startete<br />
sogar ein Wanderer aus Rom.<br />
Am Ziel konnten sich die Wanderfreunde am<br />
schmackhaften Zuckerkuchen, dem Namensgeber<br />
der Tour, stärken, bekamen eine<br />
Urkunde mit einer historischen Aufnahme<br />
vom Sebnitzer Ortsteil Hertigswalde und als<br />
besonderes Souvenir des Jubiläums einen<br />
schön gestalteten Anstecker mit dem Sebnitzer<br />
Stadtwappen.<br />
Das diesjährige Jubiläum möge auch Anlass<br />
sein, allen zu danken, die seit Jahren zum<br />
guten Gelingen der weit über die Grenzen<br />
von Sebnitz hinaus bekannten und beliebten<br />
Wanderveranstaltung beitragen.<br />
Eckhard Kirsten
Mitteilungen aus dem Landesverein <strong>Sächsischer</strong> Heimatschutz<br />
Der 2. Sächsische Heimattag<br />
am 08.10.2011 im Brauhof Freiberg<br />
ist bereits wieder Geschichte.<br />
Er kann als erfolgreich betrachtet<br />
werden, hatte er doch<br />
über 160 Interessenten gefunden,<br />
die Anregungen und Wissenvermittlung<br />
zum Thema „Ortschroniken – spannende<br />
Heimatforschung oder quälender Papierkrieg“<br />
erhielten. Neben dem zentralen Vortrag<br />
von Wulf Kirsten (Autor des Buches<br />
„Schlacht bei Kesselsdorf“) zum Thema „Provinz<br />
als Weltmittelpunkt (oder Mittelpunkt der<br />
Welt – Wertebewahrung als Weltbewahrung)“<br />
erfolgten Referate zum Aufbau von Quellensammlungen<br />
(Dr. Hoheisel vom Bergarchiv<br />
Freiberg), zum Urheberrecht und zur Nutzung<br />
von Bildern und Texten und zur Erwartung<br />
an Ortschroniken (Dr. Seifert zu Heimatgeschichte<br />
und Ortschroniken) selbst. Begleitet<br />
wurde die Veranstaltung durch einen<br />
Besuch des Bergarchivs Freiberg, untergebracht<br />
im Schloss Freudenstein. Dort lagern<br />
die schriftlichen Schätze aus über 800 Jahren<br />
Bergbaugeschichte in Sachsen. Die Urkunden,<br />
Chroniken und markscheiderischen<br />
Risse stellen einen immensen und wertvollen<br />
Fundus für unsere Heimatgeschichte dar.<br />
Der nächste (3.) Sächsische Heimattag soll<br />
am 13.10.2012 wiederum in Freiberg stattfinden.<br />
Bereits zu diesem Zeitpunkt soll auf die<br />
nächste Jahrestagung des Landesvereins<br />
<strong>Sächsischer</strong> Heimatschutz hingewiesen werden.<br />
Diese findet am 1. Mai-Wochenende,<br />
vom 4. bis 6. Mai 2012, im Bürgerhaus in<br />
Niesky statt. Neben der vereinsinternen Jahresversammlung,<br />
in der auch ein Teil des Gesamtvorstandes<br />
satzungsgemäß neu gewählt<br />
werden muss, ist für uns besonders das<br />
umfangreiche „Rahmenprogramm“ interessant.<br />
Bewusst wurde die Große Kreisstadt<br />
Niesky als Veranstaltungsort gewählt, wiederum<br />
ein Umfeld in der nordöstlichen Lausitz,<br />
welches sich zwar zunehmenden Zuspruchs<br />
(z. B. durch die entstehende Lausitzer Seenlandschaft)<br />
erfreuen kann, jedoch noch lange<br />
nicht im allgemeinen Bewusstsein<br />
existiert (die Berge dort sind<br />
eben eher niedrig!). Für den Freitag-<br />
und Sonnabendnachmittag<br />
sind wiederum Führungen und<br />
Besichtigungen in der Stadt<br />
selbst bzw. im näheren Umland geplant. Da<br />
die Entwicklung der Stadt Niesky eng mit der<br />
Herrnhuter Brüdergemeine verknüpft ist, wird<br />
die Kirche ein zentraler Programmpunkt sein.<br />
Des Weiteren wird Niesky als Musterstadt für<br />
den modernen Holzbau in der Weimarer<br />
Republik (industriell vorgefertigte Holzbauten<br />
der Fa. Christoph & Unmack AG) gewürdigt<br />
werden.<br />
Das Exkursionsprogramm (mit fünf ganztägigen<br />
Sonntags-Exkursionen) umfasst<br />
u. a. das Biosphärenreservat Oberlausitzer<br />
Heide- und Teichlandschaft, das Teichgebiet<br />
Niederspree (Eigentum des Landesvereins),<br />
Park- und Gartenanlagen wie Muskau und<br />
Kromlau, archäologische Fundstellen und<br />
Museen entlang der Neiße (wie das Museum<br />
Sagar), die Schrotholzhaussiedlung<br />
Rietschen (Erlichthof) und die Königshainer<br />
Berge mit Granitabbaumuseum. In der langfristigen<br />
Planung sollte dieses Wochenende<br />
gegebenenfalls für obige Ziele freigehalten<br />
werden. Anmeldung ist ab Anfang kommenden<br />
Jahres für jedermann möglich. Wichtig<br />
ist auch eine rechtzeitige Quartierreservierung,<br />
sofern Übernachtung geplant sein<br />
sollte.<br />
Wusstet ihr schon, dass zwischen dem Sächsischen<br />
<strong>Bergsteigerbund</strong> und dem Landesverein<br />
<strong>Sächsischer</strong> Heimatschutz bereits seit<br />
den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
eine korporative Mitgliedschaft existiert,<br />
die nun in den letzten 20 Jahren neu belebt<br />
wurde? Sie stellt sich darin dar, dass der <strong>SBB</strong><br />
mit einem Mitglied im Gesamtvorstand des<br />
Landesvereins kontinuierlich vertreten ist.<br />
Nachzulesen ist das in unserer Festschrift<br />
„100 Jahre <strong>Sächsischer</strong> <strong>Bergsteigerbund</strong>“<br />
sowie im Kalender „Sächsische Heimat 2011“<br />
(in der 12. Kalenderwoche).<br />
Jürgen Dittrich<br />
63
Wie ihr alle wisst, sind Fossilien Versteinerungen von Tier- und Pflanzenresten aus der<br />
erdgeschichtlichen Vergangenheit. Im Elbsandsteingebirge kann man davon eine ganze<br />
Menge finden: kleine, das sind Abdrücke von Pflanzen und Tieren im Sandstein, die<br />
großen Versteinerungen aber sind so ohne weiteres für uns Menschen nicht erkennbar.<br />
Es sind einzelne Felsen, die weit verstreut in verschwiegenen Tälern und versteckten<br />
Schluchten des Gebirges stehen, verborgen in dichten, finsteren Wäldern oder an und<br />
auf unzugänglichen Felsriffen. Diese Felsen tragen schon seit grauer Vorzeit ihre Namen;<br />
niemand kann sich erinnern, wer ihnen diese gab. Es gibt da die Barbarine, die Nonne,<br />
den Falkenstein, um nur einige zu nennen, und es gibt auch Felsen, die tragen den<br />
Namen von Säugetieren, Lurchen, Vögeln und Insekten. Von denen will ich euch berichten.<br />
Da es aber ein Geheimnis ist, dürft ihr es niemandem weitersagen, und euch teile<br />
ich es nur deshalb mit, weil ich kaum Gelegenheit haben dürfte, es euch in 100 Jahren<br />
zu erzählen.<br />
Es ist nämlich so: Alle 100 Jahre, am Heiligabend, wenn die Glocken von Stolzenhain<br />
und Jentschdörfel, längst versunkenen Orten, Mitternacht einläuten, treten die Tiere<br />
aus ihrer steinernen Gestalt. Dann passieren am Falkenstein, im Schrammsteingebiet,<br />
ganz besondere Dinge. Da findet dort eine große Versammlung statt. Die Abgeordneten<br />
kommen aus allen Ecken und Winkeln des Gebirges.<br />
Aus dem Rathener Teil kommen Reh, Lamm, Biene, Eule, Habicht; aus dem Brandgebiet<br />
Ameise, Nashorn und Elefant. Bär, Dachs, Kiebitz, Waldkauz, Unke und Raupe kommen<br />
aus dem Bielatal und der Bussard aus dem Schmilkaer Gebiet. Aus den Affensteinen<br />
fliegt der Dompfaff, aus dem Großen Zschand der Auerhahn und aus dem Wildensteiner<br />
Gebiet der Grünling heran. Weitere Abgeordnete sind Ratte, Maus, Frosch und Sprotte.<br />
Die Drohne, der Pinguin und der Saurier haben den kürzesten Weg, denn sie haben<br />
ihren Wohnsitz nicht weit vom Falkenstein entfernt.<br />
Während sich Vögel und Insekten noch auf Ästen und Zweigen der knorrigen Kiefern<br />
vor der steilen Nordwand des Falkensteins niederlassen, kommen bereits die Lurche<br />
durchs modernde Laub gekrochen, gefolgt von den wieselflinken Nagern. Ganz zuletzt<br />
schreiten die Riesen unter den Tieren gemächlich heran, und meist tönt auch dann<br />
bereits der erste Glockenschlag über die Wälder.<br />
Es ist nicht viel Zeit, sich im Gespräch auszutauschen. An diesem Heiligabend wird die<br />
Sprotte zu den Versammelten sprechen. Sie wird erzählen, dass der Lachs wieder in<br />
den Bächen des Gebirges Heimat gefunden hat. Der Elefant wird über die unerfreuliche<br />
Klimaentwicklung auf der Erde sprechen und der Saurier davon, dass er Hauptdarsteller<br />
vieler heute gezeigter Filme ist. Die Vögel werden Auskunft über die reduzierte<br />
Luftverschmutzung geben und die Lurche über ihren zunehmenden Schutz vor dem<br />
Straßenverkehr berichten.<br />
Und alle werden sich einig sein, dass die Menschen zunehmend sorgsamer mit der<br />
Umwelt umgehen. Nur Kriege, werden die Versammelten wieder traurig feststellen, sind<br />
auch in den letzten 100 Jahren wieder und wieder geführt worden ...<br />
Aber da ertönt schon der letzte Glockenschlag: Heiligabend 2011.<br />
64<br />
Die Jahresendgeschichte<br />
Georg Willenberg