Düsseldorf ist ARTig – ein innovatives Bildungsprojekt - Musenkuss ...
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ganz und gar nicht hören wollen. Wir müssen auswählen und<br />
entscheiden, Prioritäten festlegen und bestimmen, welche Lebensformen<br />
wir möchten. Kultur m<strong>ein</strong>t beides zugleich: Pflege<br />
und Auswahl, Förderung und Bewertung.<br />
Nun müssen wir <strong>–</strong> insbesondere in der deutschen Tradition<br />
<strong>–</strong> mit dem Begriff der Kultur vorsichtig s<strong>ein</strong>, denn gerade weil er<br />
immer mit Wertung und Auswahl, also auch mit Ausschließung<br />
verbunden <strong>ist</strong>, hat er sich in unserer deutschen Geschichte auf<br />
fatale Weise mit der Ausgrenzung, Abwertung und Bekämpfung<br />
verm<strong>ein</strong>tlich kultur-fremder Lebensweisen verbunden. „Kultur“<br />
gegen „Zivilisation“ <strong>–</strong> diese Begriffe markierten immerhin <strong>ein</strong>mal<br />
<strong>ein</strong>e zentrale ideologische Scheidelinie zwischen den „Erbf<strong>ein</strong>den“<br />
Deutschland und Frankreich. „Kultur“ wird schnell zu<br />
<strong>ein</strong>er Art Etikett, das die bessere, höhere und überhaupt überlegene<br />
Lebensweise auszeichnen soll und schließlich nur noch der<br />
abwertenden Ausgrenzung des Fremden dient.<br />
Dennoch sprechen wir weiter von „Kultur“ und „kultureller<br />
Bildung“, weil wir immer weiter genau diese doppelte Le<strong>ist</strong>ung<br />
benennen wollen, die Individuen wie Gesellschaften bei<br />
der Etablierung ihrer Lebensweisen zu erbringen haben: Pflege<br />
und Auswahl. Und weil wir inzwischen gut Bescheid wissen über<br />
die Risiken der Ausgrenzung und der kultural<strong>ist</strong>ischen Überheblichkeit,<br />
die mit dem Begriff der Kultur auch immer schon<br />
verbunden sind, führt er uns genau diese Gefahren auch immer<br />
wieder vor Augen.<br />
Kultur als Pflege <strong>–</strong> das bringt zweierlei mit sich: Balance<br />
und D<strong>ist</strong>anz. Bei Cicero war als Ausgangsvergleich für kultivierendes<br />
Handeln der Gärtner gedacht: So wie der sich den Pflanzen<br />
gegenüber verhält, so soll sich der kultiviert Handelnde auch<br />
s<strong>ein</strong>er Seele gegenüber benehmen. Daraus ergibt sich, dass dieser<br />
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