NEU - Hamburgische Staatsoper
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JOURNAL<br />
JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER Ausgabe 2 2009/10<br />
Richard Wagner<br />
Der Ring des Nibelungen<br />
Siegfried<br />
Premiere 18. Oktober<br />
Sergej Prokofjew, Alfred Schnittke<br />
Endstation Sehnsucht<br />
Ballett von John Neumeier<br />
Wiederaufnahme 14. November
Der zweite Hamburger<br />
Ring-Abend auf CD<br />
RICHARD WAGNER: DIE WALKÜRE<br />
4CDs · OC 926<br />
Nach Rheingold, dem Vorabend der Ring-Tetralogie,<br />
erscheint bei Oehms Classics nun die<br />
Walküre als Mitschnitt der Produktion an der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> mit Falk Struckmann in der<br />
Rolle des Wotan. Mit durchgehend vierfarbigem Booklet,<br />
das viele Eindrücke der Inszenierung von Claus Guth vermittelt,<br />
sowie vollständigem Libretto handelt es sich um<br />
ein außergewöhnlich aufwendiges Album für Wagner-<br />
Fans und Operneinsteiger.<br />
RICHARD WAGNER:<br />
DAS RHEINGOLD<br />
2CDs · OC 925<br />
Bereits erschienen:<br />
ANTON BRUCKNER:<br />
SINFONIE NR. 2<br />
SACD ·OC 614<br />
ANTON BRUCKNER:<br />
SINFONIE NR. 3<br />
Die Szene profitiert von<br />
der gespannten Präzision,<br />
mit der die Philharmoniker<br />
Hamburg spielen… Young<br />
lässt Wagner so fokussiert<br />
sprechen, dass die Rede<br />
wieder Klang wird… Wolfgang<br />
Kochs Alberich lässt<br />
uns nicht nur jede Silbe verstehen,<br />
sondern den ganzen<br />
verzweifelten Typen.<br />
SACD · OC 624<br />
DIE ZEIT<br />
ANTON BRUCKNER:<br />
SINFONIE NR. 4<br />
SACD · OC 629<br />
<strong>NEU</strong><br />
ANTON BRUCKNER:<br />
SINFONIE NR. 8<br />
www.oehmsclassics.de · im vertrieb von harmonia mundi<br />
2SACDs · OC 638<br />
PAUL HINDEMITH:<br />
MATHIS DER MALER<br />
3CDs · OC 908
Die wichtigsten Veranstaltungen<br />
■ Das Fürchten hat er nie gelernt, der hehrste Held. Siegfried zieht aus,<br />
die Welt zu erobern – und nun lernt er die Liebe. Regisseur Claus Guth,<br />
Bühnenbildner Christian Schmidt und Dirigentin Simone Young schmieden<br />
Wagners »Ring« mit dem dritten Teil der Tetralogie weiter. Neu dabei sind<br />
Christian Franz als Titelheld und Catherine Foster als Brünnhilde, Falk Struckmann<br />
übernimmt wieder den Wanderer Wotan (Seite 2). ■ Ein Tanz-Drama<br />
kehrt zurück: Am 14. November feiert das HAMBURG BALLETT die Wiederaufnahme<br />
von John Neumeiers »Endstation Sehnsucht«, eine Version des<br />
bekannten Melodrams von Tennessee Williams. 1983 schuf John Neumeier<br />
die Choreografie eines Untergangs, die alles das zeigt, was der Dichter dem<br />
02 08<br />
20<br />
IM BLICKPUNKT INHALT<br />
Zuschauer bislang verbarg (Seite 8). ■ Ein flammendes Plädoyer für Gluck<br />
lieferte die bejubelte Premiere von »Iphigénie en Tauride«. Welche Funken<br />
Alessandro De Marchi aus der brillanten Partitur schlägt, ist nun wieder zu<br />
erleben. Krassimira Stoyanova wiederholt ihre gefeierte Iphigénie. Zwei<br />
Hamburger Publikumslieblinge geben ihre Rollendebüts: Bo Skovhus und<br />
Nmon Ford (Seite 20). ■ Rudolf Buchbinder und Sergej Nakariakov sind<br />
die philharmonischen Herbst-Solisten – der eine Gentleman des Klaviers,<br />
der andere junger Wundertrompeter. Schostakowitsch-Spezialist Dmitrij<br />
Kitajenko dirigiert Russisches, und mit Christian Jost steht einer der<br />
gefragtesten jungen deutschen Komponisten am Pult (Seite 24).<br />
premieren Seite 2 ballett repertoire Seite 8 oper repertoire Seite 14 opernrätsel Seite 7<br />
junge oper Seite 22 philharmoniker Seite 24 spielplan Seite 30 coupon, preise, impressum Seite 31 news Seite 32<br />
24<br />
OKTOBER, NOVEMBER 2009
OPER PREMIERE<br />
›SIEGFRIED‹<br />
Siegfried<br />
Richard Wagner<br />
2 | Journal 2<br />
Die ZEIT-Stiftung Ebelin und<br />
Gerd Bucerius und die<br />
Stiftung zur Förderung der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
sind Hauptförderer der<br />
Hamburger »Ring«-<br />
Inszenierung 2008-2010.<br />
■ Sein Name sollte ein Omen sein: Siegfried,der den Drachen<br />
erschlug und den Hort der Nibelungen gewann, der alle übertraf<br />
an Kraft und Tapferkeit, der furchtlos und integer handelte;<br />
Siegfried, die Lichtgestalt des germanischen Mythos,<br />
Märchenheld und bald auch nationale Identifikationsfigur<br />
eines Deutschlands, das erst noch zu schmieden war, wie das<br />
Schwert,mit dem der alles Nationalgefühl bedrohende Drache<br />
besiegt werden konnte. Da störte es nicht, dass der<br />
Vorzeigeheld die Söhne des Königs Nibelung erschlagen hatte,<br />
um in den Besitz des Hortes zu kommen, und dass er selbst<br />
ganz unheldenhaft einem Meuchelmord zum Opfer fiel. War<br />
daraus schon kein glanzvoller Siegeskult zu gewinnen, so ließ<br />
sich damit einige Epochen später immerhin eine Dolchstoßlegende<br />
fundamentieren, die nicht weniger aufgeladen war.<br />
Einen »jugendlich schönen Menschen« sah Richard Wagner<br />
in dem Märchenhelden Siegfried, den er als Opernhelden<br />
favorisierte, als ihm bewusst geworden war, wie schwierig sich<br />
Vor der Premiere<br />
Einführungsmatinee<br />
mit Mitwirkenden der Produktion<br />
und Musikeinlagen<br />
Moderation: Kerstin Schüssler-Bach<br />
11. Oktober 2009 um 11.00 Uhr<br />
Großes Haus<br />
Großes Haus<br />
Die Premiere von »Siegfried«<br />
wird von NDR Kultur live übertragen.<br />
Was ich nicht weiß, macht mich heiß<br />
Der Wagner-Held Siegfried<br />
Das Projekt Welterrettung wird fortgesetzt, auch wenn Wotan nur noch Zuschauer sein kann. Siegfried heißt der neue<br />
Hoffnungsträger. Dass er nichts weiß von der Welt, ist die Voraussetzung für seinen Einsatz. Denn Wissen ist kein verlässliches<br />
Kapital. Die einen hätten es nötig, den anderen nützt es nichts mehr. Kraft, Instinkt und Furchtlosigkeit, worüber<br />
Siegfried verfügt, helfen ihm, vom Kind zum Mann zu werden. Doch sie reichen nicht aus, um dem Gespinst von<br />
Machtbesessenheit, Missgunst und Verbrechen zu entgehen. Auch Siegfried ist nicht die Lösung.<br />
seine ambitionierten Zukunftsdramen vermitteln ließen.Auch<br />
Wagner durfte sich nicht fürchten, wollte er seine visionären<br />
Opernpläne weiter verfolgen. Kein Wunder also, dass er sich<br />
von dem Burschen, der das Fürchten nicht kennt, besonders<br />
angezogen fühlte. Zudem war Siegfried inzwischen auch zu<br />
patriotischen Ehren gekommen. Heinrich Heine hatte ihn<br />
nach der Rheinkrise von 1840 in seinem Gedicht »Deutschland!«<br />
als Hoffnungsträger der Revolution präsentiert. Und<br />
der Heine damals noch verehrende Wagner tauschte, gerade<br />
von den Dresdner Barrikaden herabgestiegen, Siegfried gegen<br />
die alten Barden seiner bisherigen Befreiungs- und Erlösungsvisionen<br />
ein: den legendären Staufenkaiser Friedrich Barbarossa,Achilles,<br />
den Griechenhelden, und auch Jesus von Nazareth,<br />
den Wagner als Protagonisten für einen erhofften französischen<br />
Opernauftrag parat gehalten hatte. Um dem mythischen<br />
Helden auch eine geschichtliche Mission aufzuerlegen,<br />
hatte Wagner schon im Sommer 1848 die Schrift »Die Wibelungen.Weltgeschichte<br />
aus der Sage« verfasst. Ein »etymologi-
Musikalische Leitung<br />
Simone Young<br />
Inszenierung<br />
Claus Guth<br />
Bühnenbild und<br />
Kostüme<br />
Christian Schmidt<br />
Licht<br />
Michael Bauer<br />
Dramaturgie<br />
Hella Bartnig<br />
Siegfried<br />
Christian Franz<br />
Mime<br />
Peter Galliard<br />
Der Wanderer<br />
Falk Struckmann<br />
Alberich<br />
Wolfgang Koch<br />
Fafner<br />
Diogenes Randes<br />
Erda<br />
Deborah Humble<br />
Brünnhilde<br />
Catherine Foster<br />
Stimme eines<br />
Waldvogels<br />
Ha Young Lee<br />
Premiere A<br />
18. Oktober 2009 um<br />
17.00 Uhr<br />
Premiere B<br />
22. Oktober 2009 um<br />
17.00 Uhr<br />
Aufführungen<br />
1., 5., 8., 15. November<br />
2009 um 17.00 Uhr<br />
Journal 2 | 3
OPER PREMIERE<br />
›SIEGFRIED‹<br />
Plakat zu »Siegfried«<br />
von Ligalux<br />
Opernwerkstatt<br />
»Siegfried«<br />
16. Oktober, 18-21 Uhr,<br />
und 17. Oktober 11-17 Uhr<br />
(mit entsprechenden Pausen)<br />
Probebühne 2<br />
Mit Diplomregisseur<br />
Volker Wacker<br />
4 | Journal 2<br />
sches Hochseil-Kunststück sonderbarster Art« nannte Martin<br />
Gregor-Dellin diese Abhandlung,worin Wagner versuchte,die<br />
Abstammung der Hohenstaufen von den Nibelungen herzuleiten.<br />
Siegfried, der Held des heroischen Zeitalters, hatte den<br />
Hort errungen, in dem Wagner allen geschichtlichen Machtanspruch<br />
des frühen europäischen Königtums vereinigt sah.<br />
»Alles Streben und alles Ringen geht nach diesem Horte der<br />
Nibelungen, als dem Inbegriffe aller irdischen Macht, und wer<br />
ihn besitzt, wer durch ihn gebietet, ist oder wird Nibelung.«<br />
Auf dieser Hypothese basierte der im Herbst des gleichen<br />
Jahres entstandene Dramenentwurf »Der Nibelungenmythus«,der<br />
mit Siegfrieds Tod endet.Als er 1860 in Drucklegung<br />
ging, war von der im ersten Entwurf der Wibelungen-Genealogie<br />
noch erhofften Symbiose aus Friedrich und dem herrlichen<br />
Siegfried nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen<br />
endete der Aufsatz mit der Gewissheit, dass der Nibelungenschatz<br />
nicht mehr in der Welt ist, sondern in den mythischen<br />
Tiefen des Kyffhäusers ruht.Dort bewacht ihn der alte Rotbart,<br />
das Schwert in den Händen, das an den Drachenkampf erinnert,<br />
der vielleicht nur im Märchen stattgefunden hat.<br />
»Psychogeography« Foto von Mark Simpson<br />
Wagners Glauben an einen »Wirker wirklicher Taten« war<br />
bereits verblasst, als er in Zürich 1851 mit der Urschrift der<br />
Dichtung zum »Jungen Siegfried« begann. Es erschreckte ihn,<br />
in seinem Helden den Burschen, der auszog, das Fürchten zu<br />
lernen, wiederzuerkennen (Brief an Theodor Uhlig, 10. Mai<br />
1851). Der mythische Licht- und Sonnengott Siegfried schien<br />
zu einem Märchen-Dummling geschrumpft zu sein,dem es an<br />
Realitätssinn mangelt und dem erst seine königliche Gemahlin<br />
durch einen Eimer kalten Wassers voller Gründlinge die Unbekümmertheit<br />
austreibt. Siegfrieds Furchtlosigkeit gründete<br />
auf einem weitaus gefährlicheren Defizit. Er wurde absichtlich<br />
isoliert und ohne Wissen über seine Herkunft aufgezogen.<br />
Allein die Erkenntnis, wozu er bestimmt ist, hätte ihn das<br />
Fürchten lehren müssen. Aber niemand hat ein Interesse<br />
daran,ihn damit zu rüsten – nicht Mime,der Siegfried als Drachentöter<br />
braucht, und auch nicht Wotan, der sich einredet,<br />
seine Schuld einem fern von allem weltgeschichtlichen Desaster<br />
heranwachsenden Nachfahren aufbürden zu können.<br />
Dieser Siegfried schlägt alles nieder, was sich ihm in den Weg<br />
stellt. Dazu wurde er erzogen. Doch Siegfried rebelliert gegen<br />
seinen zwergenhaften Lehrer, dessen Erzeugerschaft er nicht<br />
anerkennen will. Wie andere elternlose Kinder empfindet er<br />
eine große Leere und reagiert darauf mit Aggression. Er verhöhnt<br />
Mime,attackiert ihn und entlockt ihm so,wer sein Vater<br />
und seine Mutter sind. Sein väterliches Erbe beanspruchend,<br />
schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert Nothung neu,<br />
das ihm zu Eigenständigkeit verhelfen soll. Er löst sich von<br />
Mime und begibt sich ziellos in ein neues Leben. Er erschlägt<br />
den Drachen, ohne etwas von der Bedeutung des Hortes zu<br />
wissen, er tötet Mime, ohne zu ahnen, wozu er durch ihn<br />
instrumentalisiert wurde, und er zerschlägt Wotans Speer,<br />
ohne Anarchie im Sinn zu haben. Siegfried verlässt sich auf<br />
seine Intuition. Sie führt ihn zu Brünnhilde, wo sein<br />
Initiationsprozess enden müsste.Aber er gelangt nicht zu wirklicher<br />
Autonomie.Das Wissen,das Brünnhilde ihm vermitteln<br />
sollte, ist überholt. Es taugt nur noch zur Konservierung, seit<br />
sich das Weltgeschehen strategie- und gesetzlos fortsetzt.<br />
»Der zeitgenössische Mensch kehrt abends nach Hause<br />
zurück und ist völlig erschöpft von einem Wirrwar von Erlebnissen<br />
– unterhaltenden oder langweiligen, ungewöhnlichen<br />
oder gewöhnlichen, furchtbaren oder erfreulichen – ,<br />
ohne dass auch nur eines davon zur Erfahrung geworden<br />
wäre.« Den Erlebnissen fehle es an Autorität, behauptet der<br />
heute als Meisterdenker gehandelte Giorgio Agamben und<br />
beschreibt sie als Garantie, die dem Erlebten einst durch Wort<br />
und Erzählung verliehen worden sei. Wie schlecht es um diese<br />
Autorität bestellt ist, können auch Wagners Figuren bei aller<br />
Fabulierlaune nicht verbergen. Im ersten »Siegfried«-Aufzug<br />
erscheint Wotan, um Mime zu einer Wissenswette herauszufordern.<br />
Sie diente als dramaturgischer Kunstgriff, um dem<br />
noch nicht durch »Rheingold« und »Walküre« vorbereiteten<br />
Publikum die mythischen Zusammenhänge zu vermitteln.Mit<br />
der kompletten Ausführung des »Ring des Nibelungen« rückte<br />
diese Szene in ein anderes Licht. »Wodan ist nach dem<br />
Abschied von Brünnhilde in Wahrheit nur noch ein abgeschiedener<br />
Geist«, schreibt Wagner 1851 in einem Brief an<br />
August Röckel, »seiner höchsten Absicht nach kann er nur<br />
noch gewähren lassen, es gehen lassen, wie es geht, nirgends<br />
aber mehr bestimmt eingreifen.« Aber Wotan lässt nicht gewähren.<br />
Wie Mime, so verwickelt er auch Alberich, Erda und<br />
Siegfried in Dispute, um sich immer wieder die Allmacht seines<br />
Wissens bestätigen zu lassen.Erst als Siegfried seinen Speer<br />
zerschlägt,muss er sprachlos hinnehmen,dass alles Reden und<br />
Erzählen seine Autorität nicht mehr stützen kann.<br />
Zusammen mit seinem Erzfeind Alberich lauert Wotan vor<br />
der Höhle Fafners. Beide gieren nach dem Gold wie zwei alte<br />
Männer, die nicht begreifen wollen, dass ihre Zeit vorbei ist.<br />
Die neue Generation zeigt sich nicht interessiert an dem alten<br />
Machtstreben und der damit verbundenen Schuldaufarbeitung.<br />
Sie wird lachen über alle, die sie in ihr veraltetes<br />
Reglement hinein zwingen wollen. Sie wird auch dann noch<br />
lachen, wenn sie vor den Barrieren ihrer eigenen Selbstbezogenheit<br />
steht.»Lächelnd« bietet die aus ihrem mythischen<br />
Schlaf erwachte Brünnhilde ihrem Erwecker Siegfried ihre<br />
Liebe und ihr Wissen an. Doch der »lachende Held« hat kein<br />
Gespür,was sie dies kostet.Er will sie besitzen,und zwar sofort.<br />
Der erste Schauer bei der Erfahrung des ihm gänzlich Unbekannten<br />
ist bereits verflogen: »Das Fürchten, das du/ mich<br />
kaum gelehrt: /das Fürchten – mich dünkt –/ ich Dummer vergaß<br />
es nun ganz!«. Siegfrieds Schritt in die Autonomie ist trotz<br />
aller Kraftanstrengungen und Mutproben nicht gelungen.<br />
Vielleicht musste ihn Wagner deshalb fast zwölf Jahre »unter<br />
den Linden sitzen lassen«, bevor er die Kompositionsarbeit<br />
zum III. Akt »Siegfried« 1869 wieder aufnahm. Damals war<br />
mit dem Einzug Cosimas und ihrer Töchter Isolde und Eva in<br />
Tribschen ein privater Feuerring durchschritten. Doch der<br />
Panzer, mit dem sich Wagner mittlerweile durch Schopenhauers<br />
Entsagungsphilosphie umgürtet hatte, rollte unaufhaltsam<br />
auf die Götterdämmerung zu. »Leuchtende Liebe«<br />
verband sich schon im »Siegfried«-Drama mit »lachendem<br />
Tod«.<br />
HELLA BARTNIG
Biografien<br />
Simone Young (Musikalische<br />
Leitung) hat Wagners<br />
Werke an großen<br />
Bühnen von Wien bis<br />
Sydney dirigiert. An der<br />
<strong>Staatsoper</strong> stand sie bereits<br />
bei »Parsifal«, »Tristan<br />
und Isolde«, »Der<br />
fliegende Holländer«, »Das Rheingold« und<br />
»Die Walküre« am Pult. Den kompletten »Ring<br />
des Nibelungen« leitete sie an der Berliner<br />
<strong>Staatsoper</strong> Unter den Linden und an der Wiener<br />
<strong>Staatsoper</strong>, »Die Walküre« zum 25-jährigen<br />
Künstlerjubiläum von Plácido Domingo an<br />
Covent Garden. Im September dirigierte sie das<br />
Gastspiel der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg mit »Der<br />
fliegende Holländer« beim Edinburgh Festival.<br />
Claus Guth (Regie) realisierte<br />
nach seinem Studium<br />
zunächst zahlreiche<br />
Uraufführungen. Im Jahr<br />
2000 war seine Inszenierung<br />
von Glucks »Iphigénie<br />
en Tauride« bei den<br />
Salzburger Festspielen zu<br />
sehen; in der Folgezeit gestaltete er u. a. an<br />
der Oper Zürich Schuberts »Fierrabras«, Händels<br />
»Radamisto« und »Tristan und Isolde« sowie in<br />
Basel »Tannhäuser« und »Freischütz«. Bei den<br />
Bayreuther Festspielen 2003 setzte er den<br />
»Fliegenden Holländer« in Szene und an der<br />
Semperoper und am Liceu Barcelona Wagners<br />
»Meistersinger«. Seine Deutung des »Simon<br />
Boccanegra« feierte 2005/2006 an der Dammtorstraße<br />
Erfolge. Bei den Salzburger Festspielen<br />
inszenierte Claus Guth 2006 »Le Nozze di<br />
Figaro«, 2008 »Don Giovanni« und in diesem<br />
Jahr »Così fan tutte«.<br />
Christian Schmidt (Bühnenbild<br />
und Kostüme)<br />
studierte u. a. in Wien bei<br />
Erich Wonder Bühnenbild.<br />
Die von ihm ausgestattete<br />
Uraufführung von Jan<br />
Müller-Wielands Oper<br />
»Das Gastspiel« bei der<br />
Münchner Biennale 1992 war der Beginn der<br />
intensiven künstlerischen Zusammenarbeit mit<br />
Claus Guth. So zeichnete Schmidt für alle o. g.<br />
Opernproduktionen verantwortlich. Auch zum<br />
Hamburger »Simon Boccanegra« schuf er<br />
Bühnenbild und Kostüme. Schmidt wurden für<br />
seine Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen zuteil:<br />
So kürte ihn bspw. die Zeitschrift »Opernwelt«<br />
2003 zum »Bühnenbildner des Jahres«<br />
und 2005 zum »Kostümbildner des Jahres«. Zu<br />
den aktuelleren Projekten gehören u. a.: »Don<br />
Giovanni« und »Così fan tutte« in Salzburg,<br />
»Tannhäuser« an der Wiener <strong>Staatsoper</strong> und<br />
»Tristan und Isolde« in Zürich.<br />
Christian Franz (Siegfried) studierte an der<br />
Hochschule für Musik in München und begann<br />
seine Karriere bereits mit<br />
einer dramatischen<br />
Tenorpartie: In Regensburg<br />
debütierte er im<br />
Alter von 22 Jahren als<br />
Max in »Der Freischütz«.<br />
Der Durchbruch gelang<br />
ihm an der Kasseler Oper<br />
in einer »Ring«-Inszenierung als Siegmund und<br />
als Siegfried. Seit 1999 ist er Ensemblemitglied<br />
der <strong>Staatsoper</strong> Berlin, an der er u. a. Max, Laca<br />
(»Jenufa«), Siegfried, Tristan, Parsifal und Otello<br />
gesungen hat. Seit dem Sommer 2001 singt er<br />
regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen. Als<br />
Loge (»Das Rheingold«) debütierte er 2001 an<br />
der Wiener <strong>Staatsoper</strong>, an der er mittlerweile<br />
auch Siegmund und Siegfried sang. An der<br />
Bayerischen <strong>Staatsoper</strong> war er u. a. als Tristan<br />
zu hören, in Hamburg gestaltete er bisher<br />
Parsifal, Siegmund und Loge.<br />
Peter Galliard gehört seit<br />
1986 zum Ensemble der<br />
<strong>Staatsoper</strong>. Hier sang er<br />
u. a. Tamino (»Die<br />
Zauberflöte«), Cassio<br />
(»Otello«), Alfred und<br />
Eisenstein (»Die Fledermaus«),<br />
Peter Iwanow<br />
(»Zar und Zimmermann«), den Hauptmann<br />
(»Wozzeck«), die Knusperhexe (»Hänsel und<br />
Gretel«), Lenskij (»Eugen Onegin«), Walther<br />
(»Tannhäuser«) und den Dämon (»L’Upupa«).<br />
In den Rollen des Prinzen (»Lulu«) und des<br />
Hauptmanns (»Wozzeck«) gastierte er zudem<br />
in Amsterdam. Im März 2008 sang der aus der<br />
Schweiz stammende Tenor in der aktuellen<br />
»Ring«-Inszenierung die Partie des Loge (»Das<br />
Rheingold«). Peter Galliard absolvierte zahlreiche<br />
Gastspiele in Deutschland (<strong>Staatsoper</strong> Berlin,<br />
DO Berlin, Frankfurt, Dresden, Leipzig),<br />
Japan, Spanien, Frankreich und Israel.<br />
Falk Struckmann (Wanderer)<br />
wird heute für die<br />
Wagnerpartien Wotan/<br />
Wanderer im »Ring«, den<br />
Holländer, Telramund<br />
(»Lohengrin«), Hans<br />
Sachs (»Die Meistersinger«),<br />
Kurwenal (»Tristan<br />
und Isolde«), Amfortas (»Parsifal«), aber u. a.<br />
auch als Scarpia (»Tosca«), Jochanaan (»Salome«)<br />
und Jago (»Otello«) an alle großen Bühnen<br />
der Welt engagiert. So sang er u. a. an den<br />
<strong>Staatsoper</strong>n Berlin, Wien und München, bei den<br />
Bayreuther und Salzburger Festspielen, an der<br />
Met, der Scala, im Londoner Covent Garden<br />
und an der Opéra de Paris. Zahlreiche Partien<br />
legte er auch als Einspielungen vor. An der Alster<br />
war er u. a. als Mathis (»Mathis der Maler«),<br />
Scarpia sowie als Wotan im »Rheingold«<br />
und der »Walküre« zu erleben. Im vorletzten<br />
Jahr gastierte er bei den Salzburger Festspielen<br />
als Blaubart (»Herzog Blaubarts Burg«).<br />
Wolfgang Koch (Alberich) begann seine Karriere<br />
am Stadttheater Bern und wurde anschlie-<br />
ßend ins Ensemble des<br />
Staatstheaters Stuttgart<br />
engagiert. Gastspiele<br />
führten ihn u. a. an die<br />
<strong>Staatsoper</strong> Berlin, ans<br />
Théâtre du Châtelet in<br />
Paris, an die Zürcher Oper,<br />
zu den Bregenzer Festspielen,<br />
an die Oper Frankfurt, an die Bayerische<br />
und an die Wiener <strong>Staatsoper</strong>. Große<br />
Erfolge konnte er u. a. mit den Partien Nabucco,<br />
Hans Sachs (»Die Meistersinger von Nürnberg«),<br />
Wotan (»Das Rheingold«) und Almaviva<br />
(»Die Hochzeit des Figaro«) feiern. Am Frankfurter<br />
Opernhaus erntete er für seine Interpretation<br />
des Lear in Reimanns gleichnamiger<br />
Oper Ovationen. In Hamburg gastierte Wolfgang<br />
Koch 2005/06 als Kurwenal in »Tristan<br />
und Isolde«; 2008 reüssierte er am Haus an der<br />
Dammtorstraße als Alberich im »Rheingold«<br />
und als Jochanaan in »Salome«.<br />
Diogenes Randes (Fafner)<br />
begann seinen künstlerischen<br />
Weg am Theater<br />
Freiburg. Von 2004 bis<br />
2007 war der Brasilianer<br />
Ensemblemitglied des<br />
Aalto-Theaters in Essen.<br />
Er gastierte bei verschiedenen<br />
Theatern und Festivals wie z. B. den<br />
Bayreuther Festspielen in »Parsifal« und den<br />
»Meistersingern« oder an der Mailänder Scala<br />
als Mönch in »Don Carlo«. Mit Beginn der vergangenen<br />
Saison wechselte er in das Ensemble<br />
der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg, wo er mit der Partie<br />
des Jacopo Fiesco in »Simon Boccanegra« startete.<br />
Zu seinen weiteren Partien zählen unter<br />
anderem Sarastro (»Die Zauberflöte«), Banco<br />
(»Macbeth«), Figaro (»Le Nozze di Figaro«),<br />
König Heinrich (»Lohengrin«) und Sparafucile<br />
(»Rigoletto«).<br />
Catherine Foster<br />
(Brünnhilde) wurde in<br />
Nottingham (Großbritannien)<br />
geboren und arbeitete<br />
als Krankenschwester<br />
und Hebamme, bevor sie<br />
sich für die Laufbahn als<br />
Sängerin entschied. Zu<br />
ihren ersten Erfolgen zählen Auftritte als<br />
Königin der Nacht an der Welsh National Opera<br />
und an der English National Opera. Seit 2001<br />
ist Catherine Foster am Weimarer Theater<br />
engagiert, wo sie sich ein umfangreiches Repertoire<br />
erarbeitete. Ihr Debüt als Brünnhilde in<br />
der Weimarer »Ring«-Produktion fand große<br />
überregionale Beachtung. Anfang 2006 trat sie<br />
an der Semperoper Dresden in der Rolle der<br />
Kaiserin in »Frau ohne Schatten« auf, bald darauf<br />
folgte die Elisabeth in Wagners »Tannhäuser«.<br />
In den nächsten Jahren wird sie in Dresden<br />
als Senta im »Fliegenden Holländer« sowie<br />
als Leonore in »Fidelio« zu erleben sein. 2011<br />
gibt sie an der Oper Frankfurt ihren Einstand als<br />
Isolde. Im Frühjahr 2009 sang sie erstmals die<br />
Brünnhilde in der Hamburger »Walküre«.<br />
Journal 2 | 5
OPER PREMIERE<br />
›SIEGFRIED‹<br />
»Junger Ring«<br />
Jede Zeit und jede Generation stellt<br />
ihre eigenen Fragen an Wagners<br />
»Ring des Nibelungen«. Das macht<br />
neben der betörenden Musik den<br />
Rang dieses einzigartigen Werkes<br />
aus, dass es stets neu erschlossen<br />
und interpretiert werden kann.<br />
Im »Siegfried« der Hamburger<br />
Neuproduktion kommt eine junge<br />
Sängergeneration zum Einsatz, die<br />
eigene Nuancen herausarbeitet. Mit<br />
Catherine Foster als Brünnhilde und<br />
Christian Franz als Siegfried stehen zwei herausragende<br />
Interpreten ihrer Rolle im Mittelpunkt.<br />
Mit ihrer Förderung auch der dritten Oper der Tetralogie<br />
unterstreicht die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, wie<br />
sehr sie sich der Entwicklung der Musik- und Opernstadt<br />
Hamburg verpflichtet fühlt. Sie leistet einen Beitrag dazu,<br />
die großartige <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> auf ihrem Weg in<br />
die Zukunft zu begleiten.<br />
Ein umfangreiches Education-Programm, das von der ZEIT-<br />
Stiftung unterstützt wird, ist wichtiger Bestandteil des<br />
Hamburger »Rings«. Die Geschichte des »Siegfried« eignet<br />
sich in besonderer Weise für solche Jugendprojekte: Der<br />
Held befindet sich in der Pubertät, er verliebt sich zum<br />
ersten Mal und lehnt sich gegen sein Elternhaus auf. Die<br />
Oper vermittelt Alltagserfahrungen, die die Lebenswirklichkeit<br />
heutiger Jugendlicher unmittelbar aufgreifen, und enthält<br />
die besten Voraussetzungen dafür, dass junge<br />
Menschen Wagners Musik für sich entdecken und sich dauerhaft<br />
für das Thema Oper begeistern.<br />
Prof. Dr. Michael Göring<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius<br />
Für die Opernstiftung hat der<br />
»Hamburger Ring« doppelte<br />
Bedeutung: Es ist zum einen das<br />
umfangreichste Förderprojekt der<br />
Stiftung seit ihrem Bestehen. In den<br />
Zeitraum zwischen der jetzt mit<br />
Spannung erwarteten »Siegfried«-<br />
Premiere und dem Finale mit der<br />
»Götterdämmerung« im Herbst 2010<br />
fällt aber auch für die Opernstiftung<br />
ein außerordentliches Ereignis. 1960<br />
von Kurt A. Körber, Rolf Liebermann<br />
und Eduard Söring gegründet, feiert die »STIFTUNG ZUR FÖR-<br />
DERUNG DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER« am 10. April<br />
2010 unter der künstlerischen Regie von Simone Young und<br />
John Neumeier ihr 50-jähriges Jubiläum mit einer großen<br />
Opern- und Ballett-Gala in der <strong>Staatsoper</strong>. Grund genug für<br />
das Kuratorium der Opernstiftung, sich auch weiterhin das<br />
große Engagement Hamburger Bürger und Institutionen für<br />
ihr Opernhaus zu wünschen.<br />
Dr. h. c. Hans-Heinrich Bruns<br />
Stiftung zur Förderung der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
6 | Journal 2<br />
Reise zum »RING«<br />
Begleitend zur Hamburger Neuinszenierung machen wir uns in einer heiß begehrten<br />
Beiprogrammreihe auf die Reise zum »RING«. Internationale Wagner-Experten und<br />
Sängerstars geben Einblicke und Hintergrundinformationen – nicht nur für Wagnerianer.<br />
Nachdem renommierte Gäste wie Nike Wagner, Siegfried Jerusalem, Sven Friedrich, Kurt<br />
Moll und Harald Stamm gewonnen werden konnten, wurde die Reihe zu »Siegfried« mit<br />
Gabriele Schnaut fortgesetzt. Bis Anfang November sind weitere kundige Reiseleiter am Start.<br />
»REISE ZUM RING«: DIE WEITEREN TERMINE<br />
Einführung zu »Siegfried«<br />
mit Wolfgang Willaschek<br />
■ Auch im dritten Teil des »Rings« gibt Wolfgang Willaschek wieder eine spielerische<br />
Einführung zu Motiven und Figuren im »Siegfried«. Der Dramaturg und Buchautor hat<br />
viel Wissen, aber auch einen hohen Unterhaltungswert. Pianist Björn Huestege sekundiert<br />
im Motivdschungel.<br />
»Märchen, Psychoanalyse, Sozialphilosophie und weiß Gott was ...«<br />
Einführung zu »Siegfried«<br />
mit Prof. Wolfgang Willaschek<br />
12. Oktober, 20 Uhr, Opera stabile<br />
Wagner in der Kunst<br />
mit Alexander Meier-Dörzenbach<br />
■ Von Mark Twain stammt der spöttische Ausspruch, Wagners Musik sei besser als sie<br />
klinge. Tatsächlich hat sein kompositorischer Kosmos bunte Welten jenseits der Töne<br />
erzeugt: Stumm, aber farbenfroh leuchten optische Umsetzungen seiner Werke. Von<br />
kitschig flachen Sammelbildchen bis zu hoher, vielschichtiger Kunst inspirierten<br />
Wagnersche Opern wie kein anderes Œuvre. Alexander Meier-Dörzenbach, Operndramaturg<br />
(u.a. von Stefan Herheims Bayreuther »Parsifal«) und Kunsthistoriker, lädt<br />
zur visuellen Spurensuche ein, die die Augen zum Hören und die Ohren zum Sehen motiviert.<br />
Wagners Welten im Kaleidoskop der Kunst. Motive in Musik und Malerei<br />
mit Prof. Dr. Alexander Meier-Dörzenbach<br />
19. Oktober, 20 Uhr, Opera stabile<br />
Wotans Siegfried – Siegfrieds Liebe<br />
mit Udo Bermbach<br />
■ Mit seinen Thesen zum gesellschaftspolitischen Gehalt des »Rings« hat der Politologe<br />
Udo Bermbach Rezeptionsgeschichte geschrieben. Heute ist er als Buchautor (u. a. »Der<br />
Wahn des Gesamtkunstwerks«,»Richard Wagner:Stationen eines unruhigen Lebens«) und<br />
als Mitherausgeber der Zeitschrift »wagnerspectrum« einer der führenden internationalen<br />
Wagner-Experten. Bereits zu den ersten Teilen der Tetralogie hielt er in »Reise zum<br />
RING« spannende Vorträge zum Machtgeflecht der Figuren.<br />
»Solang ich lebe, stand mir ein Alter stets im Wege«. Wotans Siegfried – Siegfrieds Liebe.<br />
mit Prof. Dr. Udo Bermbach<br />
2. November, 20 Uhr, Opera stabile<br />
EDUCATION-PROGRAMM »JUNGER RING«<br />
■ Langzeit-Projekt: Der Leistungskurs Musik (Jahrgang 11/12) des Vincent-Lübeck-<br />
Gymnasiums hat »Siegfried« nicht nur als Abiturthema, sondern beschäftigt sich in einer<br />
zweijährigen Begleitung des Hamburger »Rings« mit der Entstehung dieser Produktion.<br />
Eine Internet-Dokumentation mit Interviews und Probennotaten rundet das Projekt ab.<br />
■ »Siegfried Reloaded«: Das Thema »Helden früher und heute« steht im Mittelpunkt<br />
eines Theaterprojektes des Gymnasiums Alstertal, unseres diesjährigen TuSch-Partner.<br />
Das Ergebnis dieser kreativen Auseinandersetzung wird am 29. Oktober auf einer<br />
Probebühne der <strong>Staatsoper</strong> aufgeführt.<br />
■ Der »Radio-Ring« (in Zusammenarbeit mit NDR Kultur): Workshops mit dem<br />
Komponisten Jörn Arnecke und dem Dramatiker Moritz Rinke sowie eine eigene Radio-<br />
Sendung – das erleben Schüler des Goethe-Gymnasiums Schwerin, des Gymnasiums<br />
Athenaeum Stade sowie des Luisen-Gymnasiums und des Hansa Gymnasiums Hamburg-<br />
Bergedorf (siehe S. 22).
Das Opernrätsel Nr. 2<br />
»Trautes Heim, Glück allein?«<br />
Die Nässe klettert langsam die Hosenbeine hoch, schneidender<br />
Wind fegt durch die Straßen, zerfetzte Regenschirme<br />
enden in roten Mülleimern. Es ist Herbst. Sie erinnern sich jetzt<br />
gerne an den Sommer, träumen gar von Ihrem letzten Urlaub?<br />
Dann zählen Sie wohl nicht zu der Gruppe geröteter Reisender,<br />
die einen Herzkasper oder einen Ehekrach als Souvenir aus<br />
ihrem Urlaubsland mitbrachte! Erholungsbedingte Familientragödien,<br />
Planierraupen, die die angebliche Idylle vor dem<br />
Hotelfenster platt walzen, Kakerlakenplagen auf versifften<br />
Fähren und ranziger Tortellinisalat rühren an den Grundfesten<br />
menschlicher Existenz – und sind damit wie für die Opernbühne<br />
geschaffen. Mit Phantasie gibt es das Musikurlaubsdrama<br />
sogar schon: Ein junges Paar auf Verlobungsfahrt, drei<br />
Sterne inklusive Vollpension, das Mittelmeer glitzert, alles<br />
könnte perfekt sein. Nicht aber in der Oper. Um es kurz zu<br />
machen – nur die Anreise erfolgt gemeinsam. Der angehende<br />
Bräutigam hatte sich das mit dem lebenslangen Bund noch<br />
einmal gründlich überlegt, sich kurzerhand für Individualurlaub<br />
im Elternhaus entschieden und seine Begleiterin ihrem Schicksal<br />
überlassen. Und dieses ist nicht rosig, denn wie ausgedorrt<br />
der Boden der wüsten Insel auch sein mag, tödliche<br />
Langeweile wächst auf ihm schnell. So kann auch die Unterbringung<br />
nicht für Aufmunterung sorgen; in ihrer spartanisch<br />
eingerichteten Butze, von der, leider aber auch in der man<br />
das Wasser sehen kann, hat unsere einsame Reisende viel<br />
Platz für trübe Gedanken. Ein Übriges tut das schrille Animationsprogramm<br />
am Strand. Die Showeinlagen der Reisebegleiterin<br />
und ihres enthemmten Anhangs können ihren immer<br />
neuen Stimmungseinbrüchen nicht wehren. Entnervt erwägt<br />
sie, durch Freitod aus dem Urlaub zu scheiden – was ja angesichts<br />
des sie umgebenden Sumpfes aus Sonne, Suff und Sex<br />
durchaus nachvollziehbar ist. Jetzt allerdings wird es etwas<br />
unrealistisch: Der Librettist erweist sich gnädig und schickt ihr<br />
nicht etwa ein unverbindliches Urlaubsabenteuer, sondern die<br />
große Liebe…<br />
Frage: Welcher neue Mann erlöst unsere »Urlauberin« von<br />
ihrer Einsamkeit?<br />
Senden Sie die Lösung bitte bis zum 20. November 2009 an<br />
die Redaktion »Journal«, <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong>, Postfach,<br />
20308 Hamburg. Mitarbeiter der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
und ihre Angehörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Das können Sie gewinnen:<br />
1. Preis: Zwei Karten für »Andrea Chénier« am 11. Februar 2010<br />
2. Preis: Zwei Karten für »Death in Venice« am 21. Februar 2010<br />
3. Preis: Zwei Karten für »Don Giovanni« am 13. Februar 2010<br />
Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:<br />
Die Königin der Nacht<br />
Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.<br />
GUTE ADRESSEN<br />
RUND UM DIE STAATSOPER<br />
„Pas de deux“<br />
Schmuck von Nana Hellwege + Katrin Hellwege<br />
Hamburg· Colonnaden 25<br />
T 040 - 38 61 04 40
BALLETT WIEDERAUFNAHME<br />
›ENDSTATION SEHNSUCHT‹<br />
fotos: holger badekow Ein<br />
Endstation Sehnsucht<br />
Ballett von John Neumeier<br />
nach Tennessee Williams<br />
Tanz-Drama kehrt zurück<br />
»Für mich«, so John Neumeier, »ist ›Endstation Sehnsucht‹ eines der größten Stücke der amerikanischen Theaterliteratur.<br />
Es fasziniert mich durch das besondere Ambiente und die Problematik der alten Südstaaten«. Das Bühnenwerk von<br />
Tennessee Williams entwickelte sich schnell zu einem der größten Erfolge des amerikanischen Dramatikers und brachte<br />
ihm den begehrten Pulitzer-Preis ein. 1983 schuf John Neumeier seine Version für das Stuttgarter Ballett. Nun steht sie<br />
nach zwanzig Jahren wieder auf dem Spielplan der <strong>Staatsoper</strong>.<br />
■ »Man hat mir gesagt, ich soll eine Straßenbahn<br />
namens ›Sehnsucht‹ nehmen, dann in eine<br />
andere, namens ›Friedhof‹, umsteigen und nach<br />
sechs Querstraßen aussteigen – bei den ›Elysischen<br />
Gefilden‹«, so berichtet Blanche DuBois<br />
ihrer Schwester Stella während ihrer Ankunft in<br />
New Orleans. Blanche musste den Familiensitz<br />
Belle Reve verlassen,als er verloren ging.Nachdem<br />
man ihr nahe gelegt hat, ihre Arbeit als Lehrerin<br />
aufzugeben, sucht sie bei der jüngeren Schwester<br />
Zuflucht. Stella ist mit dem Arbeiter Stanley<br />
Kowalski verheiratet, der von Blanche wegen seiner<br />
Grobheit und Herkunft aus einer polnischen<br />
Einwandererfamilie verachtet wird. »Tausende<br />
und Tausende von Jahren der Entwicklung sind<br />
an ihm vorübergegangen, wirkungslos – ein<br />
Überlebender aus der Steinzeit«, wird sie später<br />
feststellen.Doch auch ihr kultiviertes,leicht affektiertes<br />
und mitunter blasiertes Verhalten reizt<br />
Stanley zu rohem und vulgärem Benehmen, bis<br />
8 | Journal 2<br />
Choreografie, Inszenierung,<br />
Bühnenbild und Kostüme<br />
John Neumeier<br />
Musik<br />
Sergej Prokofjew, Alfred Schnittke<br />
Musik vom Tonträger<br />
Pianist<br />
Richard Hoynes<br />
hin zu brutalen Ausbrüchen. Seine herzlose Kälte<br />
gegenüber Blanche ist aufgeladen mit sexueller<br />
Energie. In den beengten Wohnverhältnissen, die<br />
ein Abbild des sehr dicht bebauten französischen<br />
Viertels geben, kommt es schnell zu Spannungen,<br />
die durch Blanches Unvermögen, Realität und<br />
Illusion voneinander zu trennen, in die Katastrophe<br />
münden. Fließende, sich gegenseitig überblendende<br />
Welten verstellen Blanche den Blick auf<br />
ihre tatsächliche Situation.<br />
Geschildert wird die Geschichte von den Auswirkungen<br />
des Zerfalls einer Familie; der Übergang<br />
einer herrschaftlich geprägten Kultur des<br />
alten Südens hin zu einer wachsenden,durch Einwanderer<br />
geformten industriellen Gesellschaft –<br />
ein Aufscheinen des neuen, heterogenen Amerikas.An<br />
die Stelle des aristokratischen Landsitzes<br />
Belle Reve tritt in Tennessee Williams’Drama eine<br />
Autoteilewerkstatt, aus der Stanley abends ölverschmiert<br />
nach Hause oder gleich in die nächste<br />
Wiederaufnahme<br />
14. November, 19.30 Uhr<br />
Weitere Aufführungen<br />
18. November, 19.30 Uhr<br />
22. November, 15.00 und 19.30 Uhr<br />
Kegelbar geht. Je mehr dieser Gegensatz sichtbar<br />
wird, umso mehr hält Blanche an ihrer Herkunft,<br />
die für sie gleichzeitig Zukunft bedeutet, fest.<br />
John Neumeiers Ballett setzt am Endpunkt des<br />
Dramas an, in der Irrenanstalt. Es erzählt die<br />
Vorgeschichte,BlanchesVorgeschichte und taucht<br />
ein in die fragile,in Auflösung begriffene Welt von<br />
Belle Reve. Blanches Erinnerungen führen sie zu<br />
ihrem Hochzeitstag in dem Sommer,als Stella den<br />
Ort ihrer Heimat verließ. Traditionelle, zur oberen<br />
Mittelklasse gehörende Hochzeitstänze und<br />
Gratulationen bestimmen die Szene. Mitten drin<br />
ein attraktiver,nervös aussehender,einzelner junger<br />
Mann; er küsst Blanches Bräutigam Allan in<br />
dem Moment,als sie durch die Menge kommt.Ein<br />
Schock, ein Schuss, der Blanche für immer von<br />
Allan trennt.Und der erste der Todesfälle auf Belle<br />
Reve. Mit jedem Hinscheiden der Familienmitglieder<br />
stirbt der einstmals so stolze Landsitz ein<br />
bisschen mehr. Blanche kann das Familienanwe-
sen nicht mehr halten und flüchtet sich in schnelle<br />
Bekanntschaften.<br />
Was ist so fesselnd an Blanches Schicksal? John<br />
Neumeier glaubt an das starke Element der Nostalgie:<br />
»Die Unwiederholbarkeit von Ereignissen<br />
aus der Vergangenheit und der Kontrast zum normalen<br />
Verlangen nach der Notwendigkeit eines<br />
Wechsels. Stella und Stanley können es nicht<br />
erwarten,in der Nacht ihre Geräusche zu machen.<br />
Stella hat einen Ersatz gefunden für ihr früheres<br />
Belle-Reve-Leben und ist mehr als zufrieden damit.Nur<br />
Blanche – die Musik in sich trägt,die zerfetzte<br />
Kleidung,die Umgebung,die Vergangenheit<br />
– findet keine gesunde, akzeptable Zukunft und<br />
keinen ›normalen‹ Ersatz für die Vergangenheit«.<br />
Blanche glaubt an Illusionen; um zu überleben,<br />
fesselt sie sich an sie. Gleichzeitig wird sie durch<br />
ihre neue, illusionslose Umgebung in die Zerstörung<br />
getrieben.Aus ihrer Sicht wirkt New Orleans<br />
gefräßig, stinkend, hektisch, habgierig verkommen<br />
durch die Vielzahl der Geräusche, des Lärms<br />
und der Menschen. Das entspricht äußerlich dem<br />
schonungslosen Geschehen, welches zwischen<br />
Blanche und Stanley ausgetragen wird und in der<br />
Vergewaltigungsszene zum Ausbruch kommt.»Es<br />
ist Stanleys Triumph«, so John Neumeier, »ein<br />
sehr brutaler Vorgang. Stanley reißt Blanche mit<br />
Gewalt herunter von ihrem weißen Sockel«.<br />
Nichts ist für Stanley erotischer und erregender als<br />
ihr ›vornehmes‹ Getue. Sex bedeutet für ihn<br />
Vorherrschaft.Alles,was ihn herausfordert,erregt<br />
ihn.Und er missbraucht,wonach Blanche so dringend<br />
greift: ein aus der Tradition des neunzehnten<br />
Jahrhunderts stammendes Bedürfnis nach<br />
Schutz, nach Zuflucht und Hafen.<br />
Mit den Worten von Elia Kazan, der 1951 die<br />
berühmte Verfilmung mit Vivien Leigh und<br />
Marlon Brando realisierte, wird hier »die endgültige<br />
Auflösung einer wertvollen Person vorgeführt,<br />
die früher große Fähigkeiten besaß und die<br />
auch noch in ihrem Untergang einen höheren<br />
Wert hat als die ›gesunden‹, gewöhnlichen Figuren,<br />
die sie umbringen. Blanche ist ein gesellschaftlicher<br />
Typus, ein Symbol für eine sterbende<br />
Zivilisation,die ihren letzten verschnörkelten und<br />
romantischen Abgang hat«.<br />
Alfred Schnittkes Erste Sinfonie, auf die John<br />
Neumeier durch einen Freund aufmerksam gemacht<br />
wurde, reflektiert den New-Orleans-Teil<br />
des Balletts: »Nach dem Hinweis auf Schnittke bat<br />
ich den Verlag, mir alle Musik von Schnittke zu<br />
schicken. Es kamen eine Menge Bänder, und eines<br />
der ersten, das ich hörte, war diese Erste Sinfonie,<br />
und nachdem ich nicht einmal zwei Minuten lang<br />
hineingehört hatte, wusste ich, dass dies endgültig<br />
die Musik für ›Endstation‹ sein musste.« Dabei<br />
handelte es sich um einen Mitschnitt der Uraufführung<br />
in Gorki, dirigiert von Roschdestwenski.<br />
»Es ist unglaublich aufregend«, so schwärmt<br />
John Neumeier noch heute, »dass gerade durch<br />
die Elemente des modernen Jazz und der freien<br />
Improvisationen von Trompeten und Posaunen<br />
ein solch klarer New-Orleans-Sound entstanden<br />
ist,ohne dass irgendjemand je wissen konnte,dass<br />
dieses einmal zu einem New-Orleans-Stück verwendet<br />
werden würde!« Der erste Teil des Balletts<br />
Silvia Azzoni, Carsten Jung<br />
wird zu Sergej Prokofjews »Visions Fugitives«<br />
getanzt – Musik,die eine großbürgerliche,humane<br />
Atmosphäre ausstrahlt. Für John Neumeier<br />
vermittelt sie zudem eine gewisse Traurigkeit, sie<br />
versprüht einen Hauch von Nostalgie, den man<br />
häufig auch in Tschechows Stücken findet. John<br />
Neumeier fügt hinzu: »Auch die bruchstückhaf-<br />
te Art,wie die Stücke komponiert sind,hat mit der<br />
Form meines Balletts viel zu tun: Erinnerungen,<br />
Fragmente. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen,<br />
diesen Prokofjew für den Belle-Reve-Teil zu<br />
benutzen.«<br />
ANDRÉ PODSCHUN<br />
Journal 2 | 9
ZWANZIG JAHRE BALLETTZENTRUM<br />
INTERVIEW<br />
Ein Haus des Tanzes<br />
Christoph Albrecht, der frühere Betriebsdirektor des HAMBURG BALLETT, erinnert sich an den langwierigen Prozess der<br />
Realisierung einer nur für den Tanz bestimmten Heimstätte. Wie aus einer Idee Wirklichkeit wurde und welch unvorhersehbare<br />
Behinderungen sich in den Weg stellten – die Entwicklung eines nicht selbstverständlichen Projekts, welches weltweit<br />
seinesgleichen sucht. Mit Christoph Albrecht sprach André Podschun.<br />
Die Einrichtung des Ballettzentrums im politisch<br />
bewegten Herbst 1989 bedeutete für John<br />
Neumeier die gesicherte Weiterführung seines<br />
Werks in Hamburg. Eine Weichenstellung nicht<br />
nur für die Hansestadt und das Œuvre des gefeierten<br />
Choreografen, sondern auch für das<br />
Ensemble des HAMBURG BALLETT, das seither<br />
einen Ort hat, an dem es konzentriert proben<br />
und arbeiten kann. Auch die von John Neumeier<br />
1978 gegründete Ballettschule musste bald in<br />
zweckmäßige Räume umziehen, wollte sie eine<br />
langfristige Perspektive aufbauen. Im ehemaligen<br />
Bierpalast an der Dammtorstraße eher<br />
provisorisch beherbergt, nutzte sie weiterhin<br />
die beiden Ballettsäle in der <strong>Staatsoper</strong>, was die<br />
Arbeit der Compagnie stark behinderte. Vieles<br />
sprach dafür, die sechs Ausbildungsklassen,<br />
zwei Berufsfachschulklassen und drei Vorschulklassen<br />
in einem Gebäude zusammenzufassen<br />
und dazu ein Internat für vierzig Kinder und<br />
Jugendliche zu planen. Für die Ballettschule<br />
waren geeignete Unterrichtsräume also unabdingbar.<br />
Christoph Albrecht: Ja, aber auch die Compagnie<br />
hatte Probleme. Die Garderobenverhältnisse<br />
in der <strong>Staatsoper</strong> waren katastrophal. Vor<br />
10 | Journal 2<br />
allem fehlte ein dritter Ballettsaal, möglichst so<br />
groß wie die Hauptbühne der <strong>Staatsoper</strong>. Der<br />
begehrliche Blick fiel auf das Grundstück Ecke<br />
Büschstraße/Große Theaterstraße. Hier könnte,<br />
so vermittelten wir damals der Kulturbehörde,<br />
der unbedingt notwendige Ballettsaal gebaut<br />
werden. Der ebenfalls überfällige Chorsaal eventuell<br />
gleich dazu. Und für den Fall, dass irgendwann<br />
einmal das geplante Betriebsgebäude III –<br />
dafür war das Grundstück schließlich reserviert<br />
– wieder spruchreif werden sollte, müsste man<br />
das Provisorium eben wieder abreißen. Dieser<br />
von uns durchaus hintersinnig vorgetragene<br />
Vorschlag wurde empört von der Intendanz der<br />
<strong>Staatsoper</strong> und der Kulturbehörde abgelehnt.<br />
Nichts sei dauerhafter als ein Provisorium.Wenn<br />
erst einmal ein Gebäude für ca.eine Million stehe,<br />
werde das nicht wieder abgerissen. In diesem Fall<br />
sei der Traum vom neuen Betriebsgebäude endgültig<br />
ausgeträumt.<br />
Waren damit nicht zwangsläufig die Weichen<br />
für eine ganz große Lösung gestellt?<br />
Christoph Albrecht: Ja. Da ein dritter Saal im<br />
direkten Umfeld der <strong>Staatsoper</strong> nicht verfügbar<br />
war, musste man eben das Ballett mit seinem<br />
Probenbetrieb aus der Oper herauslösen und mit<br />
der Schule und dem Internat kombinieren. Ein<br />
Ballettzentrum also. Die Compagnie käme nur<br />
noch für Bühnenproben und Vorstellungen in die<br />
Oper. Compagnie und Schule unter einem Dach,<br />
das war es, was John Neumeier von Anfang an im<br />
Sinn hatte. Er ließ sich erläutern, wie dieser Plan<br />
umgesetzt werden könnte, blickte mich milde an,<br />
sagte: »Nun mach mal!« und eilte in einen seiner<br />
beiden viel zu kleinen Ballettsäle, um Gustav<br />
Mahlers »Sechste Sinfonie« zu choreografieren.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Christoph Albrecht: Der neue Raumbedarfsplan<br />
war schnell erarbeitet und versetzte die Sachbearbeiter<br />
in der Kulturbehörde in Entsetzen.Die<br />
Stadt, so hörte ich von den Verantwortlichen,<br />
besäße weder ein entsprechendes Gebäude noch<br />
ein Grundstück von den erforderlichen Ausmaßen.<br />
Ich fragte scheinheilig, was mit den angeblich<br />
nicht mehr benötigten Schulgebäuden<br />
geschehe, von denen man damals so viel las. Das<br />
war es offenbar! Nach einer kurzen Weile wurde<br />
ich in die Schulbehörde bestellt. Dort unterbreitete<br />
man mir gleich vier Projekte. Zwei waren zu<br />
klein, eins war zwar groß genug, aber lag an der
John Neumeier und Christoph Albrecht während des Umbaus<br />
Peripherie der Stadt – zu weit entfernt von der<br />
<strong>Staatsoper</strong>. Das vierte Projekt war die Caspar-<br />
Voght-Schule in Hamm.Bei genauerem Studium<br />
der Grundrisse entdeckte ich in voller Begeisterung,<br />
dass die Turnhalle die gleichen Maße wie<br />
die Hauptbühne der <strong>Staatsoper</strong> aufwies. Die<br />
Herren der Schulbehörde waren außerordentlich<br />
erfreut bei dem Gedanken, dass die von Fritz<br />
Schumacher Ende der zwanziger Jahre gebaute<br />
Schule auch weiterhin einem pädagogischen<br />
Zweck dienen könnte.<br />
Aber noch war Vorsicht geboten. Ein Projekt<br />
von derartiger Größe musste ja schließlich den<br />
Senatsausschuss passieren und vom Senat und<br />
Parlament bewilligt werden.<br />
Christoph Albrecht: Das war nicht einfach.<br />
Am 1. März 1985 wurde das Projekt vom Senat<br />
abgelehnt, am 2. Mai ein weiteres Mal. Das fiel<br />
genau in die Zeit, als man über den Vertrag von<br />
John Neumeier neu verhandelte. Zudem steckte<br />
er mitten in den Vorbereitungen der 11. Hamburger-Ballett<br />
Tage mit der Uraufführung eines<br />
neuen Shakespeare-Balletts: »Wie es Euch gefällt«.<br />
Neumeier wollte sich darauf konzentrieren<br />
und bis zur Premiere nichts mehr von den<br />
Querelen um seinen Vertrag hören. Es gab einen<br />
Menschen,der unbeirrt vom guten Ausgang überzeugt<br />
war: Kultursenatorin Helga Schuchardt.Das<br />
darf man auch jetzt, fast ein Vierteljahrhundert<br />
später nicht vergessen! Ohne Helga Schuchardt<br />
mit ihrer Beharrlichkeit gäbe es das Ballettzentrum<br />
nicht! Im dritten Anlauf setzte sie das Projekt<br />
durch und der Senat stimmte zu.<br />
Und doch dauerte es noch gute vier Jahre<br />
bis zur Eröffnung des Ballettzentrums.<br />
Christoph Albrecht: In der folgenden Bürgerschaftswahl<br />
verlor die SPD ihre absolute Mehrheit.<br />
So begann die Zitterpartie für das Ballett<br />
erneut. Erst in letzter Minute fand sich eine<br />
Mehrheit aus CDU und SPD, die das vom Senat<br />
vorgeschlagene Ballett-Projekt nun auch im Parlament<br />
verabschiedete. Damit war der für Januar<br />
1987 vorgesehene Baubeginn gerettet.<br />
Wie verlief die Eröffnung des Ballettzentrums<br />
am 23. September 1989?<br />
Christoph Albrecht: Ich kann mich noch gut<br />
an diese für uns alle intensiven Tage erinnern.Am<br />
Abend vor der offiziellen Einweihung hängten<br />
der Fotograf und der Hausmeister die letzten<br />
Bilder im Treppenhaus auf. Nach einem gezielten<br />
Schlag mit dem Hammer, um einen Bilderhaken<br />
zu befestigen, standen beide im Dunkeln<br />
– sie hatten nicht nur den Nagel auf den Kopf<br />
getroffen, sondern auch die Stromleitung. Es war<br />
Freitagabend! Hektische, fast hysterische Suche<br />
nach einem Helfer, die schließlich zum Erfolg<br />
führte. Der für die Stromversorgung zuständige<br />
Ingenieur kam höchstpersönlich und so konnte<br />
das Ballettzentrum, wie vorgesehen, am 23. September<br />
offiziell eingeweiht werden. Bevor die anderen<br />
Gäste eintrafen,führte John Neumeier Else<br />
und Hermann Schnabel durch das Gebäude und<br />
blieb, welche Macht des Augenblicks, mit ihnen<br />
im Aufzug stecken – wenn auch nur für wenige<br />
Minuten. Man muss wissen: Generalkonsul Hermann<br />
Schnabel, Kuratoriumsmitglied der Stiftung<br />
zur Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong>,<br />
hatte in einem kritischen Moment die noch<br />
ausstehende Summe von 1,5 Millionen DM gestiftet<br />
und damit Bau und Ausstattung des Hauses<br />
im letzten Moment ermöglicht. Beim Festakt im<br />
Petipa-Studio wurde eine kleine Aufführung der<br />
Ballettschule und der Compagnie gezeigt, es gab<br />
Ansprachen und Grußadressen. Als bei der Polonaise<br />
die Schüler und Mitglieder des HAMBURG<br />
BALLETT vorbei defilierten, waren wir alle tief<br />
gerührt.<br />
Am folgenden Tag fand eine Ballettmatinee<br />
auf der Bühne der <strong>Staatsoper</strong> statt. Kinder und<br />
junge Tänzer vom Waganowa-Institut aus dem<br />
damaligen Leningrad, der Heinz-Bosl-Stiftung<br />
aus München, der Königlich Dänischen Ballettschule<br />
aus Kopenhagen, der Staatlichen Ballettschule<br />
aus Ost-Berlin,der Royal Ballet School aus<br />
London, der School of American Ballet aus New<br />
York und der École du ballet de l’Opéra de Paris<br />
traten gemeinsam mit den Schülern unserer Ballettschule<br />
auf und feierten die Welt des Tanzes,die<br />
eine weitere Heimstätte hinzugewonnen hatte.<br />
fotos: holger badekow<br />
Journal 2 | 11
BALLETT REPERTOIRE<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
■ Die Vorstellung der »Kleinen Meerjungfrau«<br />
am 4.November bedeutet das vorläufige Ende der<br />
umjubelten Produktion in Hamburg. »Die kleine<br />
Meerjungfrau« verabschiedet sich vorerst aus<br />
der Hansestadt und geht auf Reise, um aus den<br />
Fluten des Pazifik in einer anderen Hafenstadt<br />
wieder aufzutauchen: Ab März 2010 wird das<br />
Märchenballett von John Neumeier für zwei<br />
Jahre in San Francisco zu sehen sein, getanzt von<br />
dem Ensemble des San Francisco Ballet. Die<br />
Botschaft des Märchens von Hans Christian Andersen<br />
ist universell,ganz gleich,ob sie in Kopenhagen,<br />
Hamburg oder im äußersten Westen<br />
Amerikas vernommen wird. In John Neumeiers<br />
Version trägt die kleine Meerjungfrau unverkennbare<br />
Züge des dänischen Dichters. In sie legt<br />
er seine Seele wie in einen Spiegel, der ihm sein<br />
Schicksal vor Augen führt. Denn beide Gestalten,<br />
Schöpfer und Geschöpf, bewegen sich zwischen<br />
den Welten, getrieben allein durch ihre Sehnsucht<br />
und die Suche nach Erfüllung. Dafür ist die<br />
Meerjungfrau bereit, den Grund des Meeres zu<br />
verlassen – ein schwereloser, verwunschener,<br />
geradezu vollkommener Ort, der ihr Heimat und<br />
Vertrautheit ist. Doch liebt sie den Prinzen und<br />
nimmt alle Qualen auf sich, um von ihm geliebt<br />
zu werden. Der Prinz aber heiratet eine andere.<br />
Schmerzhaft durchlebt die Meerjungfrau die<br />
Auswirkungen einer ungleichen Liebe, der selbst<br />
durch Verwandlungen nicht beizukommen ist.<br />
Die Erfahrungen der Fremde lassen die kleine<br />
Meerjungfrau an ihren Hoffnungen zerbrechen:<br />
Am Boden liegend wird sie von ihrem Schöpfer<br />
in eine andere Welt geführt – befreit von den<br />
Enttäuschungen und Verletzungen der Liebe.<br />
fotos: holger badekow<br />
12 | Journal 2<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
Ballett von John Neumeier<br />
Choreografie John Neumeier<br />
Musik Lera Auerbach<br />
27., 28. Oktober, 19.30 Uhr<br />
4. November, 19.30 Uhr
Unsere neuen Solistinnen<br />
Lucia Solari, Patricia Tichy und Mariana Zanotto<br />
■ Die Italienerin Lucia Solari wurde in Montevideo<br />
in Uruguay geboren und erhielt ihre Tanzausbildung<br />
in Arezzo, an der Brenda Hamlyn<br />
Ballet School in Florenz sowie an der Ballettschule<br />
des Hamburg Ballett.2001 wurde sie an die<br />
Deutsche Oper am Rhein engagiert. 2005 wechselte<br />
sie zum Hamburg Ballett. Sie erhielt das<br />
Stipendium der Piero Ambrosoli Stiftung. 1998<br />
wurde ihr der Premio Danza & Danza (Porselli-<br />
Preis) als beste italienische Nachwuchstänzerin<br />
verliehen. In der Spielzeit 08/09 war sie als Effie<br />
in Pierre Lacottes »La Sylphide« zu sehen und<br />
tanzte Soli in John Neumeiers »Verklungene<br />
Feste«, in »Smaragde« aus George Balanchines<br />
»Jewels« sowie im Rahmen der Jungen Choreografen<br />
in Stefano Palmigianos Kreation »Reflet«.<br />
Patricia Tichy stammt aus Wien, wo sie an der<br />
Ballettschule der Wiener <strong>Staatsoper</strong> studierte.<br />
1997 wurde sie in das Ensemble der Wiener<br />
<strong>Staatsoper</strong> übernommen und kam 2006 zum<br />
Hamburg Ballett. Sie gastierte in München beim<br />
Bayerischen Staatsballett. In Hamburg war sie<br />
jüngst als Pflegerin in John Neumeiers »Le<br />
Pavillon d’Armide« zu sehen. Zudem tanzte sie<br />
Soli in »Verklungene Feste«, die Schöne von Granada<br />
in »Der Nussknacker«, Bianca in »Othello«,<br />
Potiphars Weib in »Josephs Legende« und den<br />
Star der Revue in »Die Möwe«, allesamt Ballette<br />
von John Neumeier.Außerdem trat Patricia Tichy<br />
bei den Jungen Choreografen auf Kampnagel in<br />
»Let’s Keep it Black« von Orkan Dann und in »A<br />
Foreign Sound« von Thiago Bordin auf.<br />
BALLETT NEWS<br />
Nach der »Nijinsky«-Gala am 12. Juli – noch ganz im Rausch des Schlussapplauses, als das Konfetti reichlich vom Schnürboden<br />
herabgeregnet war und hinter geschlossenem Vorhang zentimeterdick die Bretter der <strong>Staatsoper</strong> bedeckte – gab<br />
John Neumeier auf der Bühne die personellen Veränderungen in der Compagnie bekannt. Er folgte damit einer Tradition, die<br />
das Ende einer erfolgreichen Spielzeit ebenso würdigt wie vorab auf die nächste, nicht weniger aufregende Saison blickt.<br />
Drei Gruppentänzerinnen der vergangenen Spielzeit wurden zu Solistinnen ernannt: Lucia Solari, Patricia Tichy und Mariana<br />
Zanotto. Im Taumel des Ballets-Russes-Gedenkens, unter dem die diesjährige »Nijinsky«-Gala stand, sicherlich ein besonders<br />
schöner Moment für die drei Tänzerinnen, die schon seit mehreren Jahren zu den tragenden Säulen des Ensembles<br />
gehören. Wir gratulieren!<br />
Mariana Zanotto wurde in Itápolis in Brasilien<br />
geboren und erhielt ihre Tanzausbildung an der<br />
Escola Artistico Cultural Pirassununga,São Paulo<br />
(Diplom der Royal Academy of Dancing), an den<br />
Ballettschulen der Wiener <strong>Staatsoper</strong> und des<br />
Hamburg Ballett. Nach einem Engagement beim<br />
Ballet des Jeunes d’Europe wechselte sie 2001 wieder<br />
an die Elbe. Hier zählen u.a. die Marie und der<br />
chinesische Vogel in »Der Nussknacker«,ein Mädchen<br />
(Chloë) in »Daphnis und Chloë« sowie das<br />
Fräulein,das nie lacht in »Parzival – Episoden und<br />
Echo« zu ihrem Repertoire. Im Rahmen der Jungen<br />
Choreografen kreierte Miljana Vračarić »The<br />
Rain« für sie.Darüber hinaus übernahm sie solistische<br />
Parts in »Winterreise«, »Verklungene Feste«,<br />
»La Bayadère« und in »Smaragde« aus »Jewels«.<br />
Journal 2 | 13
OPER REPERTOIRE<br />
›CAVALLERIA RUSTICANA‹ ›I PAGLIACCI‹<br />
Wie viel wahres Leben braucht die Kunst?<br />
Wie viel Wirklichkeit verträgt sie?<br />
14 | Journal 2<br />
»Der Autor will euch ein Stück Leben zeigen.<br />
Sein Grundsatz heißt: Der Künstler ist ein<br />
Mensch und soll für Menschen schreiben. Aus<br />
dem wahren Leben hat er seinen Stoff<br />
geholt. … Statt unserer armen Narrenkleider<br />
schaut lieber unsere Seelen an, wir sind aus<br />
Fleisch und Blut wie ihr, Menschen, die mit<br />
euch die Luft auf der verwaisten Erde atmen«<br />
»I PAGLIACCI«, AUS DEM PROLOG DES TONIO
Im Prolog der Oper »I Pagliacci« erklärt Tonio dem Publikum, dass die Realität der einzige<br />
Ausgangspunkt für die Kunst des Dichters ist, und skizziert damit das zentrale Thema des<br />
Verismo: »Der Autor will euch ein Stück Leben zeigen.« Annedore Cordes stellte drei Protagonisten<br />
der Wiederaufnahme des veristischen Doppels »Cavalleria rusticana«/»I Pagliacci«<br />
Andrzej Dobber, Franco Farina und Hellen Kwon die Frage: Wie viel wahres Leben<br />
braucht die Kunst? Wie viel Wirklichkeit verträgt sie?<br />
»Kunst kann soviel Wirklichkeit vertragen wie der<br />
Mensch, der sie sieht oder hört.«<br />
Pietro Mascagni<br />
Cavalleria rusticana zusammen mit »I Pagliacci«<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Michael Güttler<br />
INSZENIERUNG Gian-Carlo del Monaco BÜHNENBILD<br />
UND KOSTÜME Michael Scott CHOR Florian Csizmadia<br />
SPIELLEITUNG Anja Krietsch<br />
Santuzza Marianne Cornetti • Turiddu Franco Farina<br />
Alfio Andrzej Dobber • Lucia Renate Spingler<br />
Lola Cristina Damian<br />
Beide Opern unterstützt durch die Stiftung zur<br />
Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
Aufführungen<br />
6.,10., 17., 20. November 2009 um 19.30 Uhr<br />
Rollendebüts: Cristina Damian (Lola), Jun-Sang Han (Beppo), Viktor Rud (Silvio)<br />
ANDRZEJ DOBBER (Tonio/Taddeo)<br />
Jede Art von Kunst, die Gefühle ansprechen soll,<br />
muss aus dem wirklichen Leben schöpfen, denn<br />
Gefühle sind untrennbar mit dem Leben verbunden.<br />
Es gibt natürlich auch abstrakte Kunst,<br />
in der es um rein ästhetische Fragen geht, die<br />
empfinde ich aber als leblos.<br />
Der Verismo hat extrem viel mit Gefühlen zu<br />
tun.Um diese Art von Kunst auf der Opernbühne<br />
an die Menschen weiterzugeben,brauche ich persönlich<br />
meine Lebenserfahrungen, meine Erinnerungen<br />
– die schönen, aber auch die traurigen<br />
–, meine Ängste und meine Tränen, die ich geweint<br />
habe, meinen Hass, den ich manchmal<br />
empfunden habe, aber auch meine Liebe und<br />
meine Unsicherheit.<br />
Kunst kann soviel Wirklichkeit vertragen wie<br />
der Mensch, der sie sieht oder hört. Es gibt keine<br />
Grenze.<br />
Ruggero Leoncavallo<br />
I Pagliacci zusammen mit »Cavalleria rusticana«<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Michael Güttler<br />
INSZENIERUNG Gian-Carlo del Monaco BÜHNENBILD<br />
UND KOSTÜME Michael Scott CHOR Florian Csizmadia<br />
SPIELLEITUNG Anja Krietsch<br />
Canio Franco Farina · Nedda Hellen Kwon ·<br />
Tonio/Taddeo Andrzej Dobber · Beppo/Harlekin<br />
Jun-Sang Han · Silvio Viktor Rud/George Petean<br />
(17., 20. Nov.) · Due Contadini Peter Veit · Steven<br />
Dorn Gifford/Mariusz Koler<br />
Aufführungen<br />
6.,10., 17., 20. November 2009 um 19.30 Uhr<br />
Journal 2 | 15
OPER REPERTOIRE<br />
›TOSCA‹ ›L’ELISIR D’AMORE‹ ›UN BALLO IN MASCHERA‹ ›LA TRAVIATA‹<br />
»Wirklich und wahr bedeutet nicht immer dasselbe.«<br />
FRANCO FARINA (Canio)<br />
Wirklich und wahr bedeutet nicht immer dasselbe:<br />
Nachempfundene Emotion sollte den Schauspieler<br />
nicht völlig berühren; vergiss nie, dass du<br />
ein Schauspieler bist.<br />
KONSTANTIN STANISLAWSKI<br />
Schauspieler brauchen keinen fremden Charakter<br />
anzunehmen. Ihr Charakter liegt in der<br />
Handlung und in den Worten. Die besten Schau-<br />
Hamburger Rollendebüts im italienischen Repertoire: v. l. n. r.:<br />
Miroslav Dvorsky (Cavaradossi in »Tosca«), Sergei Leiferkus<br />
(Scarpia in »Tosca«), Thomas J. Mayer (Scarpia in »Tosca«),<br />
Angela Brown (Amelia in »Un Ballo in Maschera«), Vladimir<br />
Stoyanov (Georgio Germont in »La Traviata«) Marianne<br />
Cornetti (Santuzza in »Cavalleria rusticana«)<br />
16 | Journal 2<br />
spieler, wie beispielsweise Jimmy Stewart und<br />
Anna Magnani, behaupten nicht, ein Charakter<br />
zu sein; sie sprechen Worte und lassen die<br />
Geschichte selbst erzählen.<br />
DAVID MAMET<br />
Alles auf der Bühne ist unwirklich. Arbeite lieber<br />
mit Stilgefühl, um das Besondere eines<br />
Stückes auszudrücken, als nach einer oberflächlichen<br />
Wirklichkeit zu streben.Jedes Genre erfordert<br />
seine eigene und genaue Erfahrung.<br />
MICHAEL TSCHECHOW<br />
Schauspieler würden zu neurotischen Wracks<br />
verkommen, wenn sie versuchen würden, das zu<br />
leben, was nur gestaltet werden soll.<br />
LEE STRASBERG<br />
O es ärgert mich in der Seele, wenn solch ein<br />
handfester, haarbuschiger Geselle eine Leidenschaft<br />
in Fetzen, in rechte Lumpen zerreißt, um<br />
den Gründlingen im Parterre in die Ohren zu<br />
donnern, die meistens von nichts wissen als verworrnen,<br />
stummen Pantomimen und Lärm. Ich<br />
möchte solch einen Kerl für sein Bramarbasieren<br />
prügeln lassen; er herodisiert noch über den<br />
Giacomo Puccini<br />
Tosca<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Stefan Lano INSZENIERUNG<br />
Robert Carsen BÜHNENBILD UND KOSTÜME Anthony<br />
Ward LICHT Davy Cunningham CHOR Christian<br />
Günther HAMBURGER ALSTERSPATZEN Jürgen Luhn<br />
SPIELLEITUNG Heiko Hentschel<br />
Floria Tosca Paoletta Marrocu · Mario Cavaradossi<br />
Miroslav Dvorsky · Scarpia Thomas J. Mayer/Sergei<br />
Leiferkus (21. Okt.)·Angelotti Kyung-Il Ko ·<br />
Il Sagrestano Tigran Martirossian · Spoletta Dovlet<br />
Nurgeldiyev · Sciarrone Dong-Hwan Lee ·<br />
Un Carceriere Rainer Böddeker/Jürgen Stahl ·<br />
Un Pastore Maria Markina<br />
Aufführungen<br />
14., 17., 21. Oktober 2009 um 19.30 Uhr<br />
Herodes. … Passt die Gebärde dem Wort, das<br />
Wort der Gebärde an …<br />
WILLIAM SHAKESPEARE, Hamlets Ansprache an<br />
die Schauspieler<br />
Man versuche nicht, höher zu scheißen als der<br />
eigene Arsch.<br />
LUDWIG WITTGENSTEIN<br />
Dieses sind meine Lieblingszitate von einigen<br />
der größten Schauspiellehrer und Autoren der<br />
Vergangenheit. Ich bin natürlich nicht sicher, ob<br />
Wittgenstein nur ans Schauspielen dachte mit<br />
seinem Ratschlag … aber ich denke, es passt sehr<br />
gut.<br />
Wie »echt« ist der Verismo? Bei der Gelegenheit:Wie<br />
»echt« sind »Reality Shows« oder die<br />
TV-Nachrichten? »Die Kamera lügt nicht«, lautete<br />
eine alte Maxime. Tatsächlich aber lügt sie<br />
ständig. Ist die »Wahrheit« in der Kunst überhaupt<br />
wichtig? Mit dieser interessanten Frage<br />
sind Schauspieler seit jeher konfrontiert worden.<br />
Doch denke ich, dass diese Gedanken jenseits<br />
Ihrer Fragestellung liegen – und jenseits meiner<br />
Fähigkeiten,darauf zu antworten! Es ist vielleicht<br />
besser einzudringen in den Unterschied zwischen<br />
Gaetano Donizetti<br />
L’Elisir d’Amore<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Alexander Soddy<br />
INSZENIERUNG UND BÜHNENBILD nach Jean-Pierre<br />
Ponnelle KOSTÜME Pet Halmen CHOR Florian<br />
Csizmadia SPIELLEITUNG Nicola Panzer<br />
Adina Kari Postma · Nemorino Jun-Sang Han ·<br />
Belcore Lauri Vasar · Dulcamara Tigran Martirossian<br />
Gianetta Trine W. Lund · Un Servitore di Dulcamara<br />
Bernd Brüning<br />
Aufführungen<br />
8., 11., 16. Oktober 2009 um 19.30 Uhr
dem Verismo als Stil und der Technik des<br />
Singschauspielers,diesen Stil dem Publikum vorzuführen.<br />
Verismo bedeutet »echt, wirklich«, und so<br />
versuchen Librettisten und Komponisten veristische<br />
Werke als eine Art von Wirklichkeit auf die<br />
Bühne zu bringen. Ausgedient haben die Könige<br />
und die Königinnen und die mythischen Wagner-Charaktere.<br />
Jetzt wollten sie »echte« Charaktere<br />
auf der Bühne zeigen, die auf dem wahren<br />
Leben basieren. Die Situationen sind deshalb<br />
häufig schäbig, brutal und leidenschaftlich. Ich<br />
denke, dass in heutiger Zeit ein Filmregisseur wie<br />
Quentin Tarantino seine Wurzeln im Verismo<br />
hat.Von ihm würde ich gerne einmal die »Tosca«<br />
sehen. Wenn Sie mich aber fragten: »Ist Verismo<br />
echt?«, dann würde ich »Nicht wirklich« antworten.<br />
Wer läuft im wirklichen Leben herum und<br />
wird täglich gefoltert oder erstochen? Sie wachen<br />
nicht jeden Tag auf und beschließen, Ihre Freundin<br />
oder deren neuen Liebhaber zu töten.Gewiss,<br />
diese Dinge passieren wirklichen Menschen, aber<br />
das ist nicht die alltägliche Realität.Trotzdem passen<br />
diese sehr dramatischen Situationen zu einem<br />
bestimmten Stil auf der Bühne.<br />
Eine große Gefahr für den Sänger besteht<br />
darin, die intensiven und leidenschaftlichen<br />
Erfordernisse dieses Stils zu verwechseln mit der<br />
Giuseppe Verdi<br />
Un Ballo in Maschera<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Karen Kamensek<br />
INSZENIERUNG Alexander Schulin BÜHNENBILD<br />
Richard Peduzzi KOSTÜME Moidele Bickel LICHT<br />
Heinrich Brunke CHOR Florian Csizmadia<br />
SPIELLEITUNG Alexa Zeggaï<br />
Gustavo III Zvetan Michailov (9. Okt.)/ Massimiliano<br />
Pisapia · Il Conte Anckarström (Renato)<br />
Carlos Almaguer (9. Okt.)/George Petean · Amelia<br />
Angela Marambio (9.Okt.)/Angela Brown · Ulrica<br />
Susanne Resmark · Oscar Katerina Tretyakova ·<br />
Christiano Dong-Hwan Lee · Il Conte di Ribbing<br />
Kyung-Il Ko/Tigran Martirossian · Il Conte di Horn<br />
Hee-Saup Yoon · Un Giudice Dovlet Nurgeldiyev/<br />
Ziad Nehme<br />
Aufführungen<br />
9., 31. Oktober; 3. November 2009<br />
um 19.30 Uhr<br />
Technik, die man benötigt, um ihn darzustellen.<br />
Viele junge Sänger meinen, es reiche, einfach<br />
drauflos zu gehen: Schmeiß dich auf das Material<br />
mit soviel Hingabe und Energie wie möglich.<br />
Wenn man die vorangestellten Ermahnungen<br />
liest, sieht man aber, dass das ganz allgemein eine<br />
schlechte Idee ist. Wenn man sich von seinen<br />
Gefühlen übermannen lässt durch zuviel Einsatz<br />
und Intensität, bleibt man als Schauspieler beschränkt.<br />
Denn nur das Publikum muss den<br />
Augenblick und die Geschichte durchleben. Es<br />
ist nicht das eigene, persönliche Erlebnis des<br />
Schauspielers oder Sängers.<br />
Selbstverständlich spielt die eigene Erfahrung<br />
eine Rolle, wenn man eine Figur gestaltet.<br />
Trotzdem darf man nicht glauben, dass man<br />
jeden Augenblick in der Überzeugung leben<br />
muss, das Dargestellte passiere tatsächlich. Ich<br />
komme zurück auf Ihr Beispiel: Wir müssen uns<br />
Tonio als eine Figur in der Oper vorstellen. Ist<br />
seine Ansprache im Prolog eine philosophische<br />
Aussage oder bereitet er das Publikum auf das<br />
vor, was dann passiert? Es könnte beides sein.Auf<br />
jeden Fall nimmt sie die Idee des »Spiels im Spiel«<br />
am Ende der Oper vorweg. Tonio tritt vor Beginn<br />
der Oper vor den Vorhang und spricht das<br />
Publikum an, genauso wie am Ende das »wirkliche«<br />
Leben in das Spiel eindringt. Da ist meine<br />
Frage: Muss der Sänger, der den Tonio spielt,<br />
Giuseppe Verdi<br />
La Traviata<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Luciano di Martino INSZE-<br />
NIERUNG Folke Abenius BÜHNENBILD Toni Businger<br />
KOSTÜME Hans-Günter Willerscheidt CHOR Florian<br />
Csizmadia SPIELLEITUNG Alexa Zeggaï/Petra Müller<br />
Violetta Valéry Marina Rebeka (7., 10. Okt.)/Ha<br />
Young Lee · Flora Bervoix Renate Spingler/Deborah<br />
Humble/Maria Markina · Annina Katja Pieweck ·<br />
Alfredo Germont Ismael Jordi (7., 10. Okt.)/<br />
Wookyung Kim (24. Okt.)/Dario Schmunck · Giorgio<br />
Germont Aris Argiris (7., 10. Okt.)/Vladimir Stoyanov<br />
(24. Okt.)/George Petean · Gastone Dovlet Nurgeldiyev<br />
· Il Barone Douphol Moritz Gogg/Dieter<br />
Schweikart · Il Marquese d’Obigny Kyung-Il Ko · Il<br />
Dottore Grenvil Wilhelm Schwinghammer/Hee-Saup<br />
Yoon/Tigran Martirossian · Giuseppe Ziad Nehme · Un<br />
Domestico di Flora Steven Dorn Gifford/Mariusz Koler<br />
· Un Commissionario Peter Veit/Gabor Nagy<br />
Aufführungen<br />
7., 10., 24. Oktober; 28. November 2009 um 19.30 Uhr<br />
WAGNERSRING<br />
Siegfried<br />
Genusswelten &Lifestyle …<br />
... immer ein bisschen anders, immer ein bisschen<br />
besser - außergewöhnliche Inspirationen und<br />
Konzepte sind das Herz unserer Ideen. Kunst und<br />
Genuss: Die Oper, die Philharmonie und das Ballett<br />
der Weltklasse bilden mit unserer Art von<br />
Gastronomie eine Symbiose.<br />
Feinste Arrangements rund um die Oper …<br />
… anlässlich der Premiere zum dritten Teil<br />
des Rings der Nibelungen, dem „Siegfried“ am<br />
18.10. 2009 und zu allen „Siegfried“ –<br />
Aufführungen im Oktober und November<br />
servieren wir in der Stifter Lounge<br />
In der Einlassphase<br />
Kleine raffinierte Vorspeisenkreationen<br />
und alte Deutsche Rezepte<br />
als Fingerfood neu interpretiert<br />
In der ersten Pause<br />
Gegrilltes Filet vom Weideochsen<br />
auf Cranberry-Barolo Sauce mit Akazienhonig<br />
karamellisierten Esskastanien und Kürbis-Gnocchi<br />
oder<br />
Gebratenes Bodensee-Egli Filet auf Mangold<br />
Kartoffel Gratin mit zweierlei Fumet<br />
von Zitrusfrüchten und Thymian<br />
In der zweiten Pause<br />
Mousse von Mokka und dunkler Schokolade<br />
auf karamellisierten Mandeln-Dacquoise<br />
mit einem Salat von zweierlei Orangen<br />
und Mojito und den Farben der Saison<br />
… dazu servieren wir Riesling Sekt, Bier und<br />
alkoholfreie Getränke und als Besonderheit<br />
nur zu den Wagner Tagen<br />
Château Gencelle<br />
2005er Bordeaux<br />
Mineralisch-lang, stoffig, mit schöner Tiefe,<br />
er besticht durch eine unverwechselbare Lebendigkeit<br />
2007er Riesling Sekt<br />
Endlich ist der große Jahrgang in einer Flasche gebannt:<br />
Unglaublich betörende, fruchtige Nase, sehr frisch,<br />
€ 34.50<br />
inkl. aller Getränke<br />
außer Champagner<br />
Details & Reservierungen<br />
Godi l'arte<br />
c/o <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong><br />
Kleine Theaterstraße 25<br />
20354 Hamburg<br />
Tel 040/ 35019658
OPER REPERTOIRE<br />
›DIE ZAUBERFLÖTE‹ ›DER FREISCHÜTZ‹ ›DIE LUSTIGE WITWE‹<br />
tatsächlich glauben, was er sagt? Meine Antwort:<br />
Nur in dem Moment, wenn er Tonio verkörpert.<br />
Außerhalb der Bühne kann er ein Bariton-Macho<br />
sein mit ganz anderen Anliegen, und das ist häufig<br />
der Fall.<br />
Wenn man sich nicht völlig identifiziert mit<br />
der gerade stattfindenden Handlung, ist man<br />
Franco Farina als Otello<br />
Hamburger Rollendebüts<br />
im »Freischütz«:<br />
Torsten Kerl (Max),<br />
James Johnson (Caspar)<br />
18 | Journal 2<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Die Zauberflöte<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Alexander Soddy INSZENIERUNG, BÜHNEN-<br />
BILD UND KOSTÜME Achim Freyer CHOR Florian Csizmadia SPIELLEI-<br />
TUNG Wolfgang Bücker<br />
Sarastro Wilhelm Schwinghammer· Tamino Benjamin Hulett ·<br />
Pamina Vida Mikneviciute · Sprecher Jan Buchwald · Priester Jun-<br />
Sang Han · Königin der Nacht Ekaterina Michailova · Drei Damen<br />
Katja Pieweck/Gabriele Rossmanith · Cristina Damian/Renate<br />
Spingler · Ann-Beth Solvang/ Deborah Humble · Papageno Lauri<br />
Vasar · Papagena Trine W. Lund/Katerina Tretyakova · Monostatos<br />
Ziad Nehme · Zwei Geharnischte Jürgen Sacher · Hee-Saup Yoon ·<br />
Drei Knaben Solisten des Tölzer Knabenchores<br />
Aufführung<br />
12., 29. November 2009 um 19.00 Uhr<br />
Papageno-Debüt: Lauri Vasar<br />
auch frei genug,gefühlsmäßig so verwundbar wie<br />
nur möglich zu sein. Das fühlt sich tatsächlich<br />
großartig an! Was für ein Spaß kann es sein, als<br />
Otello Desdemona mit seinen eigenen Händen<br />
zu erwürgen! Als Cavaradossi in das Erschießungskommando<br />
zu starren! Ich habe Dutzende<br />
von Sopranistinnen, Mezzos und Baritonen ermordet<br />
und fühlte nie auch nur einen Augenblick<br />
der Schuld! Besonders bei einigen von denen …<br />
aber das ist eine andere Geschichte.Sie verstehen,<br />
dass in allem auch etwas Spaß stecken sollte?<br />
Wenn Kinder spielen, dann tun sie so als ob. Es<br />
ist möglich,den »Spaß« auch in den schwärzesten<br />
Situationen zu finden. Ob König, eine mystische<br />
Kreatur oder ein lebensverachtender Mörder –<br />
es muss einfach Spaß machen, diese Figuren vor<br />
dem Publikum lebendig werden zu lassen.<br />
Letztendlich – es ist Spiel … e poi … la commedia<br />
è finita!<br />
Man muss sich also seine eigene Wirklichkeit<br />
schaffen … aber nicht so echt,dass man den Spaß<br />
und die Kreativität dabei verliert. Man sollte in<br />
den Grenzen des Spiels oder der Oper und seiner<br />
Figur bleiben. Offen sein für die anderen<br />
Akteure und ihr Handeln. Sich entspannen und<br />
gleichzeitig völlig konzentriert sein. Lass die<br />
Leidenschaft in dir hochkommen. Aber lass sie<br />
dich nicht beherrschen. Außerdem: Versuche<br />
nicht, höher zu scheißen als der eigene Arsch.<br />
»Als ob ein zweites Ich<br />
neben mir stünde«<br />
HELLEN KWON (Nedda)<br />
Eines Tages fing mein Sohn wie aus heiterem<br />
Himmel bitterlich an zu weinen. Ich war erschrocken<br />
und fragte besorgt, ob es ihm irgendwo<br />
weh tue oder etwas Schlimmes passiert sei.Als<br />
ich ihn dann trösten wollte, hörte er plötzlich auf<br />
Carl Maria von Weber<br />
Der Freischütz<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Lawrence Foster INSZENIE-<br />
RUNG Peter Konwitschny BÜHNENBILD UND KOSTÜME<br />
Gabriele Körbl LICHT Hans Toelstede CHOR Florian<br />
Csizmadia SPIELLEITUNG Petra Müller<br />
Ottokar Moritz Gogg · Cuno Dieter Schweikart ·<br />
Agathe: Danielle Halbwachs · Ännchen: Trine W.<br />
Lund · Caspar James Johnson · Max Torsten Kerl ·<br />
Ein Eremit Wilhelm Schwinghammer · Kilian Kyung-<br />
Il Ko · Samiel Frieder Stricker · Vier Brautjungfern<br />
Birgit Brüning/Elzbieta Kosc, Annegret Gerschler/<br />
Heike Limmer, Christiane Donner/Kristina Susic,<br />
Corinna Meyer-Esche/Gisela Weintritt<br />
Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
Aufführungen<br />
30. Oktober; 7., 11., 21. November 2009<br />
um 19.00 Uhr
und sagte lachend zu mir: »Mama, ich war gut,<br />
oder? Ich kann weinen, wenn ich es will, ich muss<br />
mich nur an eine traurige Situation erinnern!«<br />
Dergleichen habe ich ihm nie beigebracht. Hatte<br />
er sich das vielleicht bei einem Opernbesuch<br />
abgeschaut?<br />
Um den Zuschauern glaubwürdig zu erscheinen,<br />
sind wahre Begebenheiten und Erlebnisse<br />
sicher von Nutzen,aber man kann natürlich nicht<br />
alles selbst erlebt haben. Eine Geschichte wie<br />
»Madama Butterfly« beispielsweise ist nicht ohne<br />
Weiteres auf das Heute zu übertragen, doch seitdem<br />
ich selbst Mutter bin, kann ich mir besser<br />
vorstellen, wie sich der Schmerz anfühlen könnte,<br />
das geliebte Kind zu verlassen.<br />
Man muss sich als Schauspieler immer in die<br />
vom Autor geforderten Charaktere oder Situationen<br />
hineinversetzen können. Und die Fähigkeit,<br />
Gefühle präzise erzeugen und abrufen zu<br />
können, ist wohl eine Kunst. Diese kommt ja bekanntlich<br />
von Können, und Können durch Üben<br />
und Praktizieren. In der Oper hilft uns Sängern<br />
oft die unter die Haut gehende Musik.Sie erleichtert<br />
es uns, die Gefühle zu entwickeln oder vorzubereiten:<br />
traurig, heiter oder bedrohend …<br />
Manchmal beobachte ich mich selbst, während<br />
ich auf der Bühne singe und spiele, so als ob ein<br />
zweites Ich neben mir stünde. Das klingt zwar<br />
seltsam, aber ich stelle fest, es fühlt sich gut an.<br />
Franz Lehár<br />
Die lustige Witwe<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Karen Kamensek<br />
INSZENIERUNG Harry Kupfer BÜHNENBILD Hans Schavernoch KOSTÜ-<br />
ME Yan Tax CHOR Christian Günther SPIELLEITUNG Anja Krietsch<br />
Baron Mirko Zeta Günter Neumann · Valencienne Katerina<br />
Tretyakova · Graf Danilo Danilowitsch Moritz Gogg · Hanna<br />
Glawari Miriam Gordon-Stewart · Camille de Rosillon Dovlet<br />
Nurgeldyiev · Vicomte Cascada Dominik Köninger · Raoul de St.<br />
Brioche Ziad Nehme · Sylviane Trine W. Lund · Kromow Sven Olaf<br />
Gerdes · Olga Maria Markina · Bogdanowitsch Kyung-Il Ko ·<br />
Praskowia Renate Spingler · Pritschitsch Günter Hartmann ·<br />
Njegus Frieder Stricker<br />
Aufführungen<br />
19., 25., 26. November 2009 um 19.30 Uhr<br />
Neu in der »Lustigen<br />
Witwe«: Miriam Gordon-<br />
Stewart, Moritz Gogg,<br />
Dovlet Nurgeldyiev<br />
PELZWERK°HAMBURG<br />
Stefan Buchmann<br />
haute couture in pelz<br />
Eppendorfer Landstr. 54 · 20249 Hamburg · Ruf & Fax 040.476590<br />
info@pelzwerkhamburg.de · www.pelzwerkhamburg.de
OPER REPERTOIRE<br />
›IPHIGÉNIE EN TAURIDE‹<br />
20 | Journal 2
Welch furiose Wirkung von der 1779 in Paris angetretenen<br />
»Iphigénie« ausgehen kann, Dirigent Alessandro De<br />
Marchi, Chéreau-Schüler Philippe Calvario und ein fulminantes<br />
Ensemble führen es vor. De Marchi, eher stiller Originalklang-Matador,<br />
der in Hamburg »Poppea« und »Giulio<br />
Cesare« glänzen ließ, steigt von der Bühne hinunter zum Pult<br />
des 40-köpfigen »historisch« musizierenden Opernorchesters<br />
und führt es zum spannungsvollen Vollzug des musikalischen<br />
Dramas: vibratolos, akzentreich, bei aller Wucht der Einfachheit<br />
rhetorisch flexibel, leicht. Und Philippe Calvario gibt<br />
der Atriden-Tragödie um die in Todesgefahr geratenen Geschwister<br />
Iphigénie-Orest feurige Gestalt, Mythos-Gewalt in<br />
permanenter Körpererregung. Die flammende Personenregie<br />
realisiert nur die Stürme von Glucks Musik. … Anders als die<br />
Iphigenie Goethes in intellektueller Marmorgestalt ist Glucks<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
Iphigénie en Tauride<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Alessandro De Marchi INSZE-<br />
NIERUNG Philippe Calvario BÜHNENBILD UND KOSTÜ-<br />
ME Jon Morrell LICHT Bertrand Couderc CHOREO-<br />
GRAFIE Sophie Tellier CHOR Florian Csizmadia SPIEL-<br />
LEITUNG Heiko Hentschel<br />
Iphigénie Krassimira Stoyanova · Oreste Bo<br />
Skovhus · Pylade Toby Spence · Thoas Nmon Ford ·<br />
Première Prêtresse Vida Mikneviciute · Deuxième<br />
Prêtresse Katerina Tretyakova · Diane Maria Markina<br />
Un Scythe Ziad Nehme · Le Ministre Dong-Hwan<br />
Lee · Une femme grecque Gabriele Rossmanith<br />
Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
Aufführungen<br />
20., 23., 25., 29. Oktober 2009 um 19.30 Uhr<br />
Heldin eine Frau von aufsässiger Seelenkraft: Leidenschaft und<br />
Leidensbereitschaft kochen permanent in Darstellung und<br />
Stimme von Krassimira Stoyanova. … Die Modernität Christoph<br />
Willibald Glucks und dieser Aufführung: Die Menschen<br />
in der Antike, sogar in der Oper des 18. Jahrhunderts, leben<br />
nicht klassizistisch in »edler Einfalt und stiller Größe« von<br />
Seelen, sie sind leibhaftige Körper.<br />
Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung<br />
Es war eine sehr wichtige Premiere für die <strong>Hamburgische</strong><br />
<strong>Staatsoper</strong> und eine Repertoirebereicherung ohnegleichen.<br />
Christoph Willibald Glucks Meisterwerk gehört zu den abwechslungsreichsten,<br />
stringentesten und sowohl musikalisch<br />
als auch szenisch spannendsten Opern überhaupt und ist das<br />
wichtige Bindeglied zwischen der Barockoper und dem klassischen<br />
Schaffen Mozarts und Beethovens. … Die Hamburger<br />
Premierenbesetzung hat dabei die Messlatte sehr hoch gelegt.<br />
In der Titelpartie steuerte Krassimira Stoyanova einen sicheren<br />
Sopran durch die anspruchsvollen und zahlreichen Noten,<br />
durch Pianissimi ebenso wie durch nahezu veristische Ausbrüche,<br />
dass es eine Wonne war, diesem dynamischen und<br />
hoch gespannten Drahtseilakt voll beispielgebender, nie versiegender<br />
Intonationsreinheit zuzuhören. … Da müssen auch<br />
Oreste und Pylades Handlungsbedarf erkannt haben, denn<br />
beide spielten sich als Hassende und Liebende »einen regelrechten<br />
Wolf«, was enormen Effekt machte im Zusammenhang<br />
ihrer jeweiligen stimmlichen Möglichkeiten … Toby<br />
Spence als Tenor mit Taminostrahl und grandios servierter<br />
Bravourarie. … Entsprechend groß war der Jubel und der lang<br />
anhaltende Beifall, die das speziell zusammengestellte und im<br />
Graben hochgefahrene Philharmonische Staatsorchester unter<br />
dem an der Elbe sehr beliebten Alessandro De Marchi vorbehaltlos<br />
einschlossen.<br />
Michael Lehnert, Das Opernglas<br />
Im Zentrum der Aufführung stand die … bulgarische Sopranistin<br />
Krassimira Stoynova. Sie besitzt eine klangreiche<br />
lyrische Stimme,dunkel grundiert und warm,leuchtend in der<br />
Höhe, die bei den hohen A´s in der G-Dur-Arie »O malheureuse<br />
Iphigénie« fein aufgelichtet und nie scharf wird.Der später<br />
von Wagner erhobenen Forderung, dass der Gesang Deklamation<br />
sein müsse und die Deklamation Gesang, wird sie auf<br />
bemerkenswerte Weise gerecht.… Glänzend disponiert das auf<br />
Parketthöhe platzierte Orchester unter Leitung des bisweilen<br />
die Aufführung tanzenden Alessandro De Marchi: fließende<br />
Tempi, fein ausgeformte lyrische Phrasierungen, energischeruptive<br />
Ausbrüche beim Chor der Skythen mit ihrem exotischen<br />
Instrumentarium.Jubel für das musikalische Team,auch<br />
nach der zweiten Aufführung.<br />
Jürgen Kesting, Opernwelt<br />
›IPHIGÉNIE EN TAURIDE‹<br />
»Eine der spannendsten Opern überhaupt«<br />
In der zweiten Aufführungsserie von »Iphigénie en Tauride« bleibt die Messlatte bei den Interpreten unverändert<br />
hoch: Die Partie des Oreste übernimmt zum ersten Mal Bo Skovhus. Der dänische Bariton gehört weltweit zu den<br />
gefragtesten Sängern des lyrischen und dramatischen Faches, in Hamburg wurde er u. a. als Wozzeck, Eugen<br />
Onegin, Don Giovanni und in der vorletzten Saison als Graf Mandryka in der Neuproduktion der »Arabella« gefeiert.<br />
Auch Nmon Ford zählt seit seinen Auftritten als Billy Budd und als The Traveller in »Death in Venice« zu den<br />
Hamburger Publikumslieblingen. Nun übernimmt er erstmals die Partie des Thoas.<br />
Zur Einstimmung auf die Vorstellungen im Oktober ein Blick in die Premieren-Rezensionen.<br />
Bo Skovhus und Nmon Ford<br />
linke Seite: Krassimira<br />
Stoyanova als Iphigénie<br />
Journal 2 | 21
JUNGE STAATSOPER<br />
Wie klingt ein Wurm?<br />
»Siegfried« in der Schule – das Education-Programm von <strong>Staatsoper</strong>, NDR Kultur<br />
und der ZEIT-Stiftung<br />
■ Wie klingt ein Wurm? Tobias probiert ein<br />
Glissando auf den Saiten seines Cellos und schaut<br />
erwartungsvoll seine Mitschüler Ole und Laura<br />
an. Melina zieht ein Lineal über die Tischkante.<br />
Sie lauschen dem Klang, der dabei entsteht. Die<br />
vier Schüler des Bergedorfer Luisen-Gymnasiums<br />
nehmen teil an einem Workshop des Komponisten<br />
Jörn Arnecke. Das Projekt gehört zum<br />
gemeinsamen Education-Programm von <strong>Staatsoper</strong>,<br />
NDR Kultur und der ZEIT-Stiftung Ebelin<br />
und Gerd Bucerius zur Neuproduktion von<br />
Richard Wagners »Ring des Nibelungen«.<br />
Schon zum »Rheingold« und der »Walküre«<br />
haben Schüler verschiedener Altersstufen in ganz<br />
unterschiedlichen Projekten Themen rund um<br />
Wagners »Ring« erarbeitet – und daraus ein Radioprogramm<br />
gemacht. Die Kinder und Jugendlichen<br />
setzen sich so gleichzeitig mit Wagners<br />
Musik, dem Nibelungenstoff und Radiojournalismus<br />
auseinander. Sie sind dabei, während<br />
eine Opernproduktion entsteht, und lernen die<br />
Arbeit einer Hörfunkredaktion kennen. Mit drei<br />
Projekten zum »Siegfried« wird das erfolgreiche<br />
und vom Verband Deutscher Schulmusiker ausgezeichnete<br />
Programm nun fortgesetzt.<br />
Im Workshop des jungen Komponisten Jörn<br />
Arnecke, an dem auch Tobias und Melina teilnehmen,<br />
steht Wagners Musik im Vordergrund.<br />
»Ich finde es sehr wichtig, dass Schüler an Oper<br />
herangeführt werden und einen Teil des Produktionsprozesses<br />
kennen lernen«, sagt Jörn Arnecke.<br />
»Der ›Ring‹ ist ein großes Stück Musikgeschichte.<br />
Durch die eigene Beschäftigung mit der<br />
Musik erleben die Jugendlichen auch das ganze<br />
Werk anders«. Vier kurze kompositorische Skizzen,die<br />
Jörn Arnecke aus der »Siegfried«-Partitur<br />
entwickelt hat, sind die Basis für die Arbeit des<br />
Musik-Leistungskurses von Lehrer Johannes<br />
Rasch. Die Gruppe um Tobias und Melina beschäftigt<br />
sich mit dem Teil, den Jörn Arnecke mit<br />
»Würmer« überschrieben hat, angelehnt an die<br />
Szene, in der sich Fafner als Lindwurm aus seiner<br />
Höhle wälzt. »Mir ist wichtig, dass sich die<br />
Schüler am Ende mit dem Ergebnis identifizieren«,<br />
sagt Jörn Arnecke. Mit den Jugendlichen<br />
überlegt er gemeinsam, wie der Wurm auf verschiedenen<br />
Instrumenten klingen könnte. Die<br />
Entscheidung überlässt er aber den Schülern.<br />
Die »Ewig« betitelte Skizze haben sich Fanny,<br />
Elisabeth, Anna und Daniel ausgesucht. »Die<br />
Vorlage gab es in zwei verschiedenen Ausführungen«,<br />
erzählt Daniel. »Wir haben uns überlegt,<br />
beide Varianten zu verbinden«.Elisabeth ergänzt:<br />
»Dann haben wir versucht,nacheinander die einzelnen<br />
Instrumente einzubauen und besondere<br />
Klangeffekte zu erzeugen, damit es nicht ge-<br />
22 | Journal 2<br />
wöhnlich klingt«. »Dafür haben wir zum Beispiel<br />
das Klavier präpariert«, verrät Anna. Konzentriert<br />
üben die vier ihr Stück, denn am nächsten<br />
Tag muss es sitzen: Im Liebermann-Studio<br />
des NDR spielen die Schüler ihre eigenen Kompositionen<br />
ein.<br />
Einen zweiten Workshop leitet der Dichter<br />
und Dramatiker Moritz Rinke, der unter anderem<br />
durch seine moderne Sicht auf den Nibelungen-Stoff<br />
bekannt wurde. Unter dem Titel<br />
»Siegfried – der pubertierende Held« beschäftigen<br />
sich die Schüler des Athenaeum-Gymnasiums<br />
Stade mit der Figur des Siegfried in verschiedenen<br />
Texten und suchen Antworten auf die<br />
Fragen, wer dieser Held war, was er fühlte, was er<br />
tat. Das Ergebnis wird ein Siegfried-Tagebuch<br />
sein, verfasst von den Stader Schülern und veröffentlicht<br />
auf der Internetseite von NDR Kultur.<br />
»Wir holen den Mythos in die Gegenwart,um ihn<br />
direkt zum Leben der Schüler in Beziehung zu<br />
setzen«, erklärt Sabine Lange, die für das Education-Programm<br />
verantwortliche Redakteurin<br />
bei NDR Kultur. »So zeigen wir, dass Oper nichts<br />
von unserer Zeit Entferntes ist, sondern etwas,<br />
das direkt mit den Schülern zu tun hat«.<br />
Den Jugendlichen einen Zugang zum »Ring«<br />
zu eröffnen und sie für das Werk zu begeistern,<br />
ist nur einer der positiven Effekte des Education-<br />
Programms. »Wir haben festgestellt, dass den<br />
Schülern heute das Radio ziemlich fremd ist«, so<br />
Sabine Lange. »Doch sie sind schnell fasziniert<br />
von diesem Medium und entwickeln in kürzester<br />
Zeit eine Medienkompetenz, die erstaunlich<br />
ist«.<br />
Selbst journalistisch tätig zu sein steht für die<br />
24 Schüler des Goethe-Gymnasiums Schwerin<br />
im Mittelpunkt. Sie nehmen am dritten Projekt<br />
teil und produzieren zum Siegfried-Mythos im<br />
NDR Kultur-Studio eine eigene Radiosendung.<br />
Material dafür sammeln sie in der <strong>Staatsoper</strong>: Die<br />
Schweriner besuchen die erste Bühnenprobe und<br />
wagen ein Experiment: Mit einem Korrepetitor<br />
probieren sie aus, wie es ist, den Siegfried selbst<br />
zu singen. Ob Reportage oder Feature, die<br />
Schüler schreiben Texte und schneiden das Material<br />
selbst – alles unter Anleitung der Profis von<br />
NDR Kultur.<br />
Kurz vor der »Siegfried«-Premiere an der<br />
<strong>Staatsoper</strong>, die NDR Kultur live überträgt, ist es<br />
soweit: In der Sendung »Das Opernkonzert« am<br />
15. Oktober um 20.00 Uhr sendet NDR Kultur<br />
das,was die Schüler aus Hamburg,Niedersachsen<br />
und Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet haben.<br />
Dann können alle hören, wie die »Würmer«<br />
der Bergedorfer Schüler klingen.<br />
ANJA BORNHÖFT
NORWEGISCHE WELLEN,<br />
JAZZ UND STANDARDS<br />
After work im Oktober und November<br />
■ Aus ihrer norwegischen Heimat<br />
stellt Ensemblemitglied Ann-Beth<br />
Solvang Lieder der Romantik vor:<br />
nicht nur Edvard Grieg, sondern auch<br />
Unbekanntes von Fartein Valen und<br />
Eyvind Alnaes. Und mit Jean Sibelius<br />
schaut die Mezzosopranistin aus<br />
Stavanger ebenfalls nach Finnland. Unterstützt wird sie von<br />
dem (natürlich norwegischen) Pianisten Erling R.Eriksen und<br />
dem Schauspieler Apostolos Dulakis.<br />
Romantische Lieder von Grieg, Sibelius u. a.<br />
»Tungalda« (Wellen)<br />
Mit Ann-Beth Solvang (Mezzosopran),<br />
Erling R.Eriksen (Klavier),Apostolos Dulakis (Rezitation)<br />
16. Oktober, 18.00 Uhr<br />
Philharmonic Clowns<br />
■ »The Shadow of your Smile« heißt das neue Programm der<br />
Philharmonic Clowns. Die beliebte Formation aus Philharmonikern<br />
und Freunden zeigt ihrer großen Fangemeinde wieder<br />
einmal, dass klassische Orchestermusiker auch ganz anders<br />
können. Standards wie »How High The Moon«, »All of Me«<br />
oder »Autumn Leaves« sind diesmal dabei, wenn Christian<br />
Seibold,Christoph Becher,Katharina von Held,Michael Zöller<br />
und ein Special guest für einen coolen Wochenausklang sorgen.<br />
Philharmonic Clowns<br />
»The Shadow of your Smile«<br />
13. November, 18.00 Uhr<br />
OPERNWERKSTATT »SIEGFRIED«<br />
■ In einem Wochenendseminar können Sie sich mit<br />
Diplomregisseur Volker Wacker in die Welt des »Siegfried« vertiefen.<br />
Die beliebte Opernwerkstatt folgt den Interpretationsansätzen<br />
der Hamburger Neuinszenierung und gibt zahlreiche<br />
Verständnishilfen zu Musik, Text und Regie. Arbeitsunterlagen<br />
sind im Eintritt inbegriffen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.<br />
Opernwerkstatt »Siegfried«<br />
16. Oktober, 18-21 Uhr, und 17. Oktober,<br />
11-17 Uhr Probebühne 2 (mit entsprechenden Pausen)<br />
ZU GAST IN DER OPERA STABILE<br />
Internationales Symposion zu »Siegfried«<br />
■ Ein wissenschaftliches Symposion,koordiniert von Prof.Dr.<br />
Tobias Janz (Universität Hamburg), diskutiert die Figur des<br />
Siegfried. Renommierte Wagner-Forscher wie Martin Geck,<br />
Udo Bermbach, Hermann Danuser sind ebenso zu Gast wie<br />
junge Musikwissenschaftler. Eine Sektion widmet sich der<br />
Interpretations- und Inszenierungsgeschichte und schlägt so<br />
einen Bogen zur aktuellen Hamburger Produktion. Das<br />
Symposion ist öffentlich, der Eintritt ist frei.<br />
»Wagners ›Siegfried‹ und die postheroische Moderne«<br />
Internationales Symposion in der Opera stabile<br />
23. und 24. Oktober, 10.00 bis 18.00 Uhr,<br />
25. Oktober, 10.00 bis 13.00 Uhr<br />
Festival »Kinder Kinder«<br />
»Feedback«<br />
■ Das belgische Muziektheater Transparant zeigt zeitgenössisches<br />
Musiktheater in Vollendung – mit einem großen<br />
Spaßfaktor. Bei »Feedback« spielt ein Trompeter mit Kindern<br />
aus dem Publikum musikalisch Pingpong. Dabei gibt es die<br />
schönsten elektronischen Klänge, mit denen die Kinder –<br />
gemeinsam mit dem Musiker – spielen können. Die Vorstellung<br />
dauert ca. 60 Minuten und ist ohne Worte.<br />
Muziektheater Transparant: »Feedback« (ab 5 Jahre)<br />
8. November, 16.00 Uhr; 9. November, 9.30 und 11.30 Uhr<br />
VORANKÜNDIGUNG<br />
»Der Kaiser von Atlantis«<br />
■ Viktor Ullmanns Kammeroper, entstanden im KZ Theresienstadt,<br />
beantwortet die so unabweisbar quälenden Fragen nach<br />
Krieg und Diktatur mit einem vielschichtigen »kleinen<br />
Welttheater«. Ullmann, als »entartet« gebrandmarkt, und sein<br />
Librettist, der ebenfalls im KZ ermordete Peter Kien, bemühten<br />
sich sichtlich darum, mit diesem Stück nicht allein die eigene<br />
(Leidens-)Zeit zu verarbeiten, sondern gleichsam »Tabula<br />
rasa« zu machen.Die Inszenierung von Nina Kupczyk misstraut<br />
solcherlei Erlösungsfantasien.<br />
Viktor Ullmann: »Der Kaiser von Atlantis«<br />
Musikalische Leitung: Bruno Merse, Regie: Nina Kupczyk,<br />
Bühne: Nina von Essen, Kostüme: Caroline Dohmen<br />
Hamburger Camerata<br />
Premiere: 29. November 2009, 20.00 Uhr<br />
Weitere Vorstellungen: 1., 3., 5., 7. und 9. Dezember<br />
2009, 20.00 Uhr<br />
Diplominszenierung der Theaterakademie Hamburg in<br />
Kooperation mit der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
O KTOBER<br />
OPERA STABILE<br />
Veranstaltungskalender Opera stabile<br />
11.10. 11.00 Uhr Vor der Premiere Siegfried (Gr. Haus)<br />
12.10. 20.00 Uhr Reise zum RING Wolfgang Willaschek<br />
16.10. 18.00 Uhr After work Tungalda – Norweg. Lieder<br />
16.10. 18.45 Uhr Familieneinführung Elisir d’Amore (Chorsaal)<br />
16.-17.10. ab 18.00 Uhr Opernwerkstatt Siegfried (PB 2)<br />
19.10. 20.00 Uhr Reise zum RING A. Meier-Dörzenbach<br />
20.10. 18.50 Uhr Einführung Iphigénie<br />
22.10. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />
23.-25.10. ab 10.00 Uhr Internat. Symposion zu »Siegfried«<br />
25.10. 18.50 Uhr Einführung Iphigénie (PB 1)<br />
26.–29.10. 10 u. 11.30 Uhr Musikkontakte Musikinstrumente be-greifen<br />
29.10. 18.50 Uhr Einführung Iphigénie<br />
N OVEMBER<br />
01.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />
02.11. 20.00 Uhr Reise zum RING Udo Bermbach<br />
03.–06.11. 10 u. 11.30 Uhr Musikkontakte Bach, Krach, Kaffeeklatsch<br />
05.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />
08./09.11. 10 u. 11.30 Uhr KinderKinder Feedback<br />
08.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried (PB 3)<br />
13.11. 18.00 Uhr After work Philharmonic Clowns<br />
15.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />
Journal 2 | 23
PHILHARMONIKER KONZERTE<br />
PHILHARMONIKER HAMBURG<br />
Gentleman und Wunderkind<br />
Rudolf Buchbinder und Sergej Nakariakov als philharmonische Gäste<br />
■ Als »Gentleman des Klaviers« wird er bezeichnet,und<br />
seine Aufnahmen von Bach,Brahms und<br />
Beethoven sind legendär. Doch abseits der klassisch-romantischen<br />
Pfade widmet sich Rudolf<br />
Buchbinder auch den Schlachtrössern des Virtuosenrepertoires.<br />
Der weltreisende Wiener erobert<br />
sich immer wieder neue Felder. »Je älter ich<br />
werde, desto besser wird meine Technik«, stellte<br />
er kürzlich augenzwinkernd fest. Buchbinders<br />
strahlendes Pianissimo und sein kultivierter Anschlag<br />
messen sich nun an einem russischen<br />
Riesen: den Paganini-Variationen von Rachmaninow,eigentlich<br />
ein brillantes Klavierkonzert<br />
von geradezu dämonischer Virtuosität. Der<br />
»Teufelsgeiger« Paganini und das majestätische<br />
Dies-Irae-Motiv gehen hier eine mitreißende<br />
Verbindung ein.Und man darf gespannt sein,wie<br />
Buchbinder mit den emotionalen Wogen Rachmaninows<br />
umgehen wird.<br />
Am Pult des zweiten philharmonischen Konzerts<br />
steht ein Spezialist fürs Russische: Dmitrij<br />
Kitajenko, lange Zeit in Moskau tätig, ist längst<br />
2. Philharmonisches Konzert<br />
Dmitrij Kitajenko Dirigent<br />
Rudolf Buchbinder Klavier<br />
Alfred Schnittke<br />
(K)ein Sommernachtstraum<br />
Sergej Rachmaninow<br />
Paganini-Rhapsodie für Klavier und<br />
Orchester op. 43<br />
Dmitri Schostakowitsch<br />
Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47<br />
25. Oktober, 11.00 Uhr<br />
26. Oktober, 20.00 Uhr<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung mit Raliza Nikolov<br />
am 25.10. um 10.15 Uhr<br />
und am 26.10. um 19.15 Uhr<br />
jeweils im Kleinen Saal<br />
24 | Journal 2<br />
weltweit gefragt. Seine Einspielung der Schostakowitsch-Sinfonien<br />
wurde mehrfach ausgezeichnet,<br />
etwa mit dem ECHO-Klassikpreis.<br />
Auch in Hamburg hat Kitajenko den vielleicht<br />
größten Sinfoniker des 20. Jahrhunderts auf das<br />
Programm gesetzt: Schostakowitschs Fünfte ist<br />
eine versteckte Anklage der Diktatur, in der er<br />
leben musste. Der Meister des Ironischen fand<br />
einen Nachfolger in Alfred Schnittke, Wolgadeutscher<br />
und Wahl-Hamburger,der uns »(K)ein<br />
Sommernachtstraum« beschert.<br />
Sergej Nakariakov hat ebenfalls einen Beinamen:<br />
Er wird als »Paganini der Trompete«<br />
gefeiert. In der Tat ist die Virtuosität des smarten<br />
Russen atemberaubend, und seine Auftritte enden<br />
regelmäßig in kollektiven Jubelstürmen.<br />
Auch, wenn er zeitgenössische Töne auspackt.<br />
Für das dritte Konzert der Philharmoniker hat er<br />
das Trompetenkonzert »Pietà« von Christian Jost<br />
einstudiert, eine Hommage an die sanfte Jazz-<br />
Ikone Chet Baker. Jost, einer der aktuell erfolgreichsten<br />
jungen Komponisten, schreibt Musik<br />
mit intuitivem Zugang. In der philharmonischen<br />
Reihe »Dirigierende Komponisten« leitet er<br />
außerdem Coplands »Quiet City« sowie Erich<br />
Wolfgang Korngolds hollywood-herrliche Sinfonie.<br />
Eine programmatische Wahl, so Jost: »Das<br />
vereinsamt Urbane (Copland), der individualisierte<br />
Jazz (Jost) und die cinematographische<br />
Großform (Korngold) treffen hier im sinfonischen<br />
Gestus aufeinander«.<br />
■ KSB<br />
Schubert und Schönberg<br />
im 2. Kammerkonzert<br />
Düstere Sujets zur dunklen Herbstzeit – Schönbergs<br />
Streichsextett »Verklärte Nacht« und Schuberts<br />
Streichquartett »Der Tod und das Mädchen«.<br />
Letzteres verdankt seinen Beinamen<br />
einem Selbstzitat: Im Variationenthema des langsamen<br />
Satzes greift Schubert auf sein gleichnamiges<br />
Lied nach Versen des Wandsbeker Dichters<br />
Matthias Claudius zurück. Schuberts Freunde<br />
reagierten zunächst ablehnend: »Brüderl, das<br />
ist nichts, bleib du bei deinen Liedern!« Die Rüge<br />
scheint vergessen – längst zählt das Quartett zu<br />
den Perlen des Repertoires.<br />
Trotz unüberhörbarer Einflüsse von Wagner<br />
und Brahms verkündet Schönbergs Frühwerk<br />
»Verklärte Nacht« mit undefinierbaren Harmonien<br />
bereits wahrhafte Zukunftsmusik. 1902 reagierte<br />
das irritierte Publikum mit verständnislosem<br />
Kopfschütteln. Heute ist »Verklärte Nacht«<br />
das meistgespielte Werk Schönbergs. Richard<br />
Dehmels gleichnamiges Gedicht stand hierfür<br />
Modell. »Das Erstaunliche dieser Kombination«,<br />
so Cellistin Brigitte Maaß: »Beide Kompositionen<br />
können für den Hörer auch ohne Kenntnis des<br />
jeweiligen Gedichtes in ihrer Einzigartigkeit bestehen<br />
und stellen ein vollkommenes Kunstwerk<br />
dar.« ■ HA<br />
3. Philharmonisches Konzert<br />
Christian Jost<br />
Dirigent<br />
Sergej Nakariakov<br />
Trompete<br />
Aaron Copland<br />
Quiet city<br />
Christian Jost<br />
Pietà – in memoriam Chet Baker<br />
Konzert für Trompete in B und Orchester<br />
Erich W. Korngold<br />
Sinfonie Fis-Dur op. 40<br />
22. November, 11.00 Uhr<br />
23. November, 20.00 Uhr<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
30. November, 20.00 Uhr<br />
Friedrich-Ebert-Halle Harburg<br />
Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach<br />
am 22.11. um 10.15 Uhr<br />
und am 23.11. um 19.15 Uhr<br />
jeweils im Kleinen Saal<br />
Im Anschluss an das Montagskonzert:<br />
Phil & Chill mit DJ Raphaël Marionneau<br />
2. Kammerkonzert<br />
Bogdan Dumitrascu, Piotr Pujanek<br />
Violine<br />
Bettina Rühl, Thomas Rühl Viola<br />
Brigitte Maas Violoncello<br />
Tobias Grove Kontrabass<br />
Arnold Schönberg<br />
»Verklärte Nacht« Streichsextett op. 4<br />
nach einem Gedicht von Richard<br />
Dehmel<br />
Franz Schubert<br />
Streichquartett d-Moll Nr. 14 D 810<br />
»Der Tod und das Mädchen«<br />
nach einem Gedicht von Matthias<br />
Claudius<br />
15. November, 11.00 Uhr,<br />
Laeiszhalle, Kleiner Saal
Opernstudio gratuliert zum Jubiläum der Körber-Stiftung<br />
■ Mit einem rauschenden Fest feierte die<br />
Körber-Stiftung am 11. September ihr 50jähriges<br />
Bestehen. Unter den zahlreichen<br />
Gästen waren Freunde, Partner und die<br />
»Anstifter«, die in einer großen Jubiläums-<br />
Initiative der Stiftung für 66 verschiedene<br />
Projekte gewonnen worden waren. Auch die<br />
Mitglieder des Internationalen Opernstudios<br />
Golfen pro Opera<br />
LEUTE<br />
der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg gratulierten zum<br />
Geburtstag und überbrachten einen musikalischen<br />
Glückwunsch. Begleitet von Alexander<br />
Winterson am Klavier sangen Vida<br />
Mikneviciute, Marina Markina, Dong-Hwan<br />
Lee und Ensemblemitglied Ann-Beth Solvang<br />
Arien und Lieder. Seit 1994 unterstützt die<br />
Körber-Stiftung das Internationale<br />
Opernstudio der <strong>Staatsoper</strong> und engagiert<br />
sich damit für den Sängernachwuchs. »Wir<br />
sind immer wieder fasziniert vom künstlerischen<br />
Potenzial der Sängerinnen und Sänger,<br />
deren Entwicklung zu fördern lohnt und die<br />
wir aufmerksam verfolgen und begleiten«,<br />
sagt Dr. Klaus Wehmeier, stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender.<br />
■ Zwei Leidenschaften, eine Veranstaltung: Golfen und Oper fügten sich am 19. September bei<br />
schönstem Wetter wieder bestens zusammen. Das traditionelle Benefizturnier zugunsten des<br />
Internationalen Opernstudios der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> erbrachte die erfreuliche Summe<br />
von 45.350 Euro. Nach dem sportlichen Genuss auf 18 Löchern des herrlichen Platzes in<br />
Travemünde stand der musikalische und lukullische: Beim festlichen Galadinner im Columbia<br />
Hotel Casino Travemünde zeigten die jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios Kostproben<br />
ihres Könnens und bewiesen, dass das Geld gut angelegt ist. Moderiert von Operndirektor<br />
Josef Hussek und am Flügel begleitet von Simone Young, bot das Konzert Arien und<br />
Ensembles von Mozart über Verdi bis Johann Strauß. Unter den Golfern: Ian und Barbara Karan<br />
(beide Preisträger), Marlies Head und Klaus Gerresheim, Dr. Thomas Klischan, Bernadette und<br />
Harald Sikora (beide Preisträger), <strong>Staatsoper</strong>n-Dramaturgin Dr. Kerstin Schüssler-Bach (Preis<br />
»Nearest to the pin« Damen), Dr. Axel Sikorski (Sieger Herren netto) und Gattin Kerstin.<br />
Die Organisatoren von »Golfen pro Opera«: Dr. Hans-Heinrich<br />
Bruns, Vorstand der Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n<br />
<strong>Staatsoper</strong> mit Gattin Ursula und Dipl.-Ing. Hans-Detlef Pries mit<br />
Gattin Heidelore.<br />
Scheckübergabe beim Galadinner: Dr. Hans-Heinrich Bruns, Prof.<br />
Simone Young, Dipl.-Ing. Hans-Detlef Pries und <strong>Staatsoper</strong>n-<br />
Geschäftsführer Detlef Meierjohann<br />
Queensland<br />
Photos: Kathleen Doody © David Kelly – William Barton © Mia Hanson<br />
Timeless Dances<br />
Ballettabend mit Choreografien von<br />
François Klaus Kim McCarthy Natalie Weir<br />
Mit William Barton – Didgeridoo<br />
Ballet<br />
australiens staatsballett<br />
auf europatournee<br />
erstmals in hamburg<br />
27. & 28. oktober 2009<br />
im congress center / das<br />
sonoris streichquartett<br />
als gast / musik von<br />
william barton, ennio<br />
morricone, w. a. mozart,<br />
hans zimmer u.a.m.<br />
tour.tanzkontor.com<br />
Artistic Director<br />
François Klaus
BALLETT ENSEMBLE<br />
MITGLIEDER DER COMPAGNIE<br />
Die Geschichtenerzähler<br />
Die beiden ersten Solisten Carsten Jung und Otto Bubeníček<br />
Carsten Jung und Otto Bubeníček sind fast gleich alt, sie kamen fast zur gleichen Zeit ins HAMBURG BALLETT, sie haben<br />
beide braune Locken, sie sind beide Erste Solisten. Und doch sind sie grundverschieden – äußerlich wie innerlich. Ein heiterer<br />
Sunnyboy, dem der Schalk aus allen Knopflöchern sprüht, der eine – nachdenklich, zurückgenommen und immer umgeben<br />
von einem Hauch Melancholie, der andere. Aber beide gesegnet mit einer Bühnenpräsenz, die sie gleichermaßen zu<br />
Publikumslieblingen macht.<br />
■ Dass Carsten Jung einmal Tänzer werden würde,<br />
hätte er sich als Kind nicht träumen lassen –<br />
das hat seine acht Jahre ältere Schwester zu verantworten!<br />
1974 liest sie einen Artikel über die<br />
Dresdner Palucca-Schule und schickt ohne Wissen<br />
ihres Bruders eine Bewerbung auf seinen<br />
Namen ab. Prompt wird er eingeladen – und angenommen.<br />
»Ich hatte keinerlei tänzerische Vorbildung,<br />
aber die Bewegung hat mir Spaß gemacht,obwohl<br />
ich mir alles hart erarbeiten musste,<br />
mir wurde nichts in den Schoß gelegt«, erinnert<br />
er sich.So verlässt er mit neun Jahren das heimische<br />
Gotha in Thüringen und zieht um ins fünf<br />
Bahn-Stunden entfernte staatlich geförderte<br />
Palucca-Internat nach Dresden.<br />
1989 fällt unerwartet die Mauer.Carsten Jung<br />
befindet sich im vierten der acht Ausbildungsjahre<br />
zum professionellen Tänzer, und plötzlich<br />
ist sein Jahrgang mehr oder weniger in Auflösung<br />
begriffen – einer nach dem anderen geht ins Ausland.<br />
Ein Mitschüler, der bereits an die Schule des<br />
Hamburger Ballettzentrums gewechselt ist,drängt<br />
ihn, ebenfalls in die Hansestadt zu kommen. In<br />
einer Nacht-und-Nebel-Aktion fährt er 1992 ohne<br />
Wissen seiner Lehrer und seiner Mutter gen Norden<br />
– und wird sofort übernommen. »Das war<br />
allerdings ein Riesenunterschied zu Dresden«,<br />
erinnert er sich, »die haben hier Sachen gemacht,<br />
die ich noch nie gesehen hatte. Alle waren größer<br />
und kräftiger, ich war klein und dünn. Alle sprachen<br />
Englisch oder Französisch, ich konnte nur<br />
Deutsch und Russisch. Kurzum: Das erste halbe<br />
Jahr war wirklich sehr hart, aber es ging stetig<br />
bergauf. Als John Neumeier mich dann 1994 in<br />
die Company übernahm, war ich sehr stolz!«<br />
Auch im Ensemble arbeitet sich Carsten Jung<br />
von der Pike auf an die Spitze. Er tanzt in der<br />
Gruppe, er geht mit auf Tournee. In New York<br />
muss er 1998 von einem Tag auf den anderen für<br />
den erkrankten Ivan Urban ein schwieriges Solo<br />
und einen nicht minder anspruchsvollen Pas de<br />
deux übernehmen. Er meistert die Herausforderung<br />
mit Bravour – vier Jahre nach dem ersten<br />
Engagement befördert ihn John Neumeier zum<br />
Solisten. Immer häufiger wird er für den Ballettintendanten<br />
zum Fels in der Brandung,wenn sich<br />
jemand verletzt oder erkrankt – auf Carsten ist<br />
immer Verlass. Oft muss er sich innerhalb weniger<br />
Tage große Partien aneignen und sammelt so<br />
ein stattliches Repertoire an: Lysander in »Som-<br />
26 | Journal 2<br />
mernachtstraum«, Graf Alexander und Der<br />
Mann im Schatten in »Illusionen – wie Schwanensee«,Günther<br />
und Fritz in »Nussknacker«,Tybalt<br />
in »Romeo und Julia«, Hilarion in »Giselle«,<br />
Gaston in »Kameliendame«, Lancelot in »Artus-<br />
Sage«.2002 ist er dann die erste Besetzung als Peer<br />
in »Peer Gynt«, eine Rolle, die ihm wie angegossen<br />
passt, aber auch alles an Darstellungskunst<br />
und technischem Können abverlangt – und er<br />
brilliert darin.<br />
Aber auch privat wird »Peer Gynt« zur<br />
Sternstunde.Denn den Part der Solveig tanzt eine<br />
bezaubernde Erste Solistin mit ausdrucksstarken<br />
dunklen Augen: die US-Amerikanerin Elizabeth<br />
Loscavio. So traurig die Liebe zwischen Peer und<br />
Solveig auf der Bühne endet, so glücklich gestaltet<br />
sie sich für die beiden Tänzer: seit Sommer<br />
2005 sind sie ein Ehepaar und stolze Eltern von<br />
Angelina (4) und Allegra (2). Frau und Kinder<br />
sind Carsten Jung heute neben dem Beruf das<br />
Wichtigste im Leben.»Meine Familie erlaubt mir,<br />
künstlerisch noch mehr voranzukommen, denn<br />
als Vater und Ehemann nehme ich jetzt vieles,<br />
worüber ich sonst ewig gegrübelt hätte und mit<br />
mir selbst hadern würde, nicht mehr so wichtig<br />
– ich bin gelassener und souveräner geworden.<br />
Das kommt auch meinen Rolleninterpretationen<br />
zugute – ich bin weniger verbissen,ich kann einen<br />
Part freier und offener gestalten, das ist ein gutes<br />
Gefühl.« Seine große Stärke ist die Ehrlichkeit<br />
und Authentizität, mit der er seine Rollen erfüllt<br />
– für ihn gibt es keine halben Sachen, wenn er<br />
tanzt, dann nicht nur mit dem Körper, sondern<br />
auch mit Kopf, Herz und Seele, dann geht er völlig<br />
auf in dem, was er gerade darstellt.<br />
Als Carsten Jung 2004 mit dreißig Jahren zum<br />
Ersten Solisten befördert wird, geht für den sympathischen<br />
Lockenkopf ein lang gehegter Traum<br />
in Erfüllung. Und er macht dieser Position alle<br />
Ehre – ob als Smaragd und Diamant in »Jewels«<br />
oder als Prinz in der »Kleinen Meerjungfrau«, in<br />
der er ganz er selbst ist – ein unbeschwerter junger<br />
Mann, dem die Zukunft offensteht. »Ich bin<br />
eben ein Spätzünder«,sagt er über sich selbst,»die<br />
schweren Rollen bekomme ich alle erst jetzt – und<br />
jetzt erst bin ich offenbar wirklich reif dafür.«<br />
Zum Beispiel auch für den Stanley in »Endstation<br />
Sehnsucht«, den er bei der Premiere der Wiederaufnahme<br />
am 14. November an der Seite von<br />
Silvia Azzoni als Blanche tanzen wird. »Eine
enorm anspruchsvolle Rolle mit einem völlig<br />
neuen Bewegungsvokabular, und ein sehr männlicher<br />
Part dazu – das liegt mir, aber ich bin als<br />
Mensch natürlich ganz anders als Stanley, der ist<br />
schon sehr rücksichtslos und brutal, das bin ich<br />
ganz und gar nicht, und es wird für mich sehr<br />
spannend, diese Rolle zu entwickeln.« Obwohl<br />
sein Repertoire fast alle großen Solistenrollen<br />
umfasst,die es in Hamburg zu tanzen gibt,so gibt<br />
es doch noch einige Lücken: »Jeder Tänzer würde<br />
gerne mal den Armand in ›Kameliendame‹ tanzen«,<br />
gesteht er und schiebt dann gleich hinterher:<br />
»Aber ich mache mir darüber keine Gedanken<br />
– ich vertraue ganz auf das Gespür von<br />
John Neumeier,er weiß genau,was für mich richtig<br />
ist. Und ich nehme alles an, was tänzerisch auf<br />
mich zukommt – ich bin noch sehr hungrig!«<br />
Auch Otto Bubeníček hat schon fast alles getanzt,<br />
was das Hamburger Repertoire an großen<br />
Männerrollen zu bieten hat. Zusammen mit seinem<br />
Zwillingsbruder Jirˇí kam er 1993 als 19-Jähriger<br />
direkt vom Prager Konservatorium zum<br />
Hamburg Ballett, gemeinsam wurden sie die<br />
Shooting-Stars der Compagnie: schon nach zwei<br />
Jahren avancierten sie 1995 zu Solisten, 1997 zu<br />
Ersten Solisten. Legendär die Auftritte, in denen<br />
die beiden brillanten Tänzer – die John Neumeier<br />
beim Prix de Lausanne 1992 entdeckte,wo sie den<br />
Sonderpreis »Prix d’Espèces« erhielten – in spiegelbildlichen<br />
Rollen auftraten: als Krieg in<br />
»Odyssee«, als König und Mann im Schatten in<br />
»Illusionen – wie Schwanensee«, als Vaslaw, Goldener<br />
Sklave und Faun in »Nijinsky«, als Armand<br />
und Des Grieux in »Kameliendame«, um nur die<br />
wichtigsten zu nennen.<br />
Äußerlich sind die beiden vor allem in den<br />
Anfangsjahren kaum zu unterscheiden. John<br />
Neumeier jedoch sah in ihnen bei aller Ähnlichkeit<br />
von Anfang an sehr gegensätzliche Charaktere.Und<br />
so schärfte sich mit der Zeit und mit den<br />
unterschiedlichen Rollenanforderungen ihr eigenständiges<br />
Profil. Mehr und mehr trat Otto heraus<br />
aus dem Schatten des selbstbewusster agierenden,<br />
nervöseren, stärker vorwärtsdrängenden<br />
Bruders. Er ist ruhiger, nachdenklicher, tiefgründiger.<br />
Seine Sätze sind gut überlegt, was er sagt,<br />
meint er auch so. Auf der Bühne liegen seine<br />
Qualitäten neben einer fulminanten Technik in<br />
einer gesammelten inneren Kraft, die ganz plötzlich<br />
explodieren kann.Auch vermag er eine atemberaubende<br />
androgyne Erotik zu entfalten – was<br />
besonders im Goldenen Sklaven in »Nijinsky«<br />
augenfällig wird.Den Drosselmeier in »Nussknacker«<br />
spielt er mit einer exakt dosierten Mischung<br />
aus Schrulligkeit und arroganter Eleganz. Sein<br />
König in »Illusionen – wie Schwanensee« ist von<br />
tief empfundener Schwermut, aber auch voll<br />
majestätischen Glanzes. Und dem Meerhexer in<br />
der »Kleinen Meerjungfrau« verleiht er neben<br />
einer Gänsehaut erzeugenden Diabolik gleichzeitig<br />
eine rätselhafte Tragik. »Ich möchte die<br />
Gefühle des Menschen, den ich darstelle, in all<br />
ihren Tiefen ausloten und vermitteln – das verlangt<br />
auch John Neumeiers Choreografie«, sagt er.<br />
Als Jirˇí 2006 nach Dresden wechselt, bleibt<br />
Otto in Hamburg. »Ich war sehr, sehr traurig, als<br />
Jirˇí wegging«, gesteht Otto, »aber mittlerweile<br />
arbeiten wir wieder sehr eng zusammen, und wir<br />
schätzen und respektieren einander noch mehr.«<br />
Während Jirˇí sich neben der aktiven Tänzerlaufbahn<br />
auch dem Choreografieren verschreibt und<br />
dafür schon so manchen Preis eingeheimst hat,<br />
widmet sich Otto der Musik. Für viele von Jiˇrís<br />
Kreationen hat er die Musik beigesteuert, meistens<br />
elektronische Klangcollagen. Auch da kommt<br />
es ihm darauf an,dass die Musik etwas ausdrückt:<br />
»Wir haben bei John Neumeier gelernt: Alles hat<br />
einen Anfang, eine Mitte und ein Ende – das ist<br />
beim Komponieren nicht anders als beim Choreografieren.<br />
Musik muss für mich immer eine<br />
Geschichte erzählen.«<br />
Die Ideen dafür entstehen unmittelbar aus<br />
Otto Bubeníčeks Leben: »Meine Musik ist ein<br />
Spiegel meines Innenlebens – sie kommt direkt<br />
aus meinem Herzen und meiner Seele«, sagt er.<br />
»Ich denke mir das nicht extra aus, es geschieht<br />
absichtslos, aber natürlich vor dem Hintergrund<br />
meiner Erfahrungen. Das ist auf der Bühne nicht<br />
anders – der Vaslaw in ›Nijinsky‹, den ich heute<br />
tanze, ist ein anderer als der, den ich vor fünf<br />
Jahren dargestellt habe.« Diese Rolle, die John<br />
Neumeier im Juli 2000 für Jirˇí choreografiert<br />
hatte, ist für Otto »eine der schwierigsten und<br />
anspruchsvollsten, die es für einen Tänzer gibt –<br />
technisch,darstellerisch und mental«.Sie sei »wie<br />
ein Marathonlauf: man muss sich immer ein<br />
Stück weiter treiben, als der Körper es eigentlich<br />
hergibt, und irgendwann muss man entscheiden:<br />
jetzt ist Schluss, mehr geht nicht. Aber es geschieht<br />
immer erst ganz am Ende des Stücks, mit<br />
diesem allerletzten großen Glockenschlag.Das ist<br />
sehr schwierig.«<br />
In den Fluss des Lebens stellt er sich auch<br />
ganz, wenn es um Zukünftiges geht. »Ich habe<br />
keine Träume mehr – ich freue mich täglich<br />
daran,was ich jetzt machen kann«,erzählt er,und<br />
sein nüchterner Blick spricht Bände.Zu oft haben<br />
ihm Verletzungen einen Strich durch Träume<br />
gemacht – er ist dankbar dafür, dass er immer<br />
noch auf der Bühne stehen kann. »Einer meiner<br />
großen Träume war, dass John Neumeier etwas<br />
für mich kreiert – das ist mit ›Le Pavillon d’Armide‹<br />
jetzt in Erfüllung gegangen. So mit John zu arbeiten,das<br />
ist einfach etwas ganz Besonderes und ein<br />
Riesengeschenk. Man ist in dieser Arbeit für einige<br />
Zeit ganz eng verbunden, es ist gegenseitiges<br />
Geben und Nehmen, voller Vertrauen und Freiheit.<br />
Ich hätte nie gedacht, dass wir dieses schwierige<br />
und vielschichtige Stück in so kurzer Zeit<br />
zustande bringen – es war einfach großartig und<br />
eine wunderbare Erfahrung.«<br />
Annette Bopp<br />
Annette Bopp schreibt Portraits,Features und Kritiken zu Themen<br />
rund um den Tanz für deutschsprachige Zeitungen und<br />
Magazine sowie die Internetplattform www.tanznetz.de. Die<br />
Arbeit John Neumeiers und des HAMBURG BALLETT begleitet<br />
sie bereits seit den Anfängen 1973 (www.annettebopp.de).<br />
oben: Otto Bubeníček als Faun in »Nijinsky« und als Nijinsky in<br />
»Le Pavillon d’Armide«<br />
unten: Carsten Jung als Prinz in »Die kleine Meerjungfrau« und<br />
als Günther in »Der Nussknacker«<br />
Journal 2 | 27
OPER GASTSPIEL<br />
IMPRESSIONEN AUS EDINBURGH<br />
Die <strong>Staatsoper</strong> zu Gast beim<br />
Edinburgh Festival<br />
■ Oben thront die mächtige Burg, unten<br />
schieben sich Festivalbesucher und Touristen<br />
durch Straßen und enge Gassen. Kirchen, Geschäfte<br />
und Pubs sind zu Konzertsälen umfunktioniert,<br />
aus den Souvenirshops schrillt<br />
Dudelsackmusik, und die Einwohnerzahl ist<br />
in diesen Tagen doppelt so hoch wie im Rest<br />
des Jahres: Es ist Festspielzeit in Edinburgh.<br />
Gleich mehrere Festivals machen die schottische<br />
Hauptstadt jedes Jahr von Juli bis Anfang<br />
September zu einem Zentrum der<br />
Künste. Das wichtigste ist das renommierte<br />
Edinburgh International Festival, wo am<br />
1. September die <strong>Staatsoper</strong> Hamburg mit<br />
einem umjubelten Gastauftritt in die neue<br />
Opernsaison startete.<br />
Im eigenen Charterflugzeug reiste das Hamburger<br />
Ensemble am 31. August Richtung<br />
Norden: Intendantin Simone Young, Ge-<br />
28 | Journal 2<br />
schäftsführer Detlef Meierjohann, die Solisten,<br />
der Chor der <strong>Staatsoper</strong> und die Mitglieder<br />
der Philharmoniker Hamburg flogen<br />
nach Edinburgh, um dort »Der fliegende Holländer«<br />
in einer konzertanten Aufführung zu<br />
präsentieren. Simone Young hatte Richard<br />
Wagners romantische Oper passend zum<br />
diesjährigen Festivalthema »Heimkehr« ausgewählt<br />
und als Solisten Franz Grundheber<br />
für die Titelpartie und Eva Johansson als Senta<br />
sowie Diogenes Randes, Nikolai Schukoff,<br />
Jun-Sang Han und Deborah Humble engagiert.<br />
»Ein Gastspiel ist ein gemeinsames Erlebnis<br />
und sehr motivierend«, sagt Simone Young.<br />
»Es schweißt uns alle noch mehr zusammen.<br />
Und der Erfolg bei einem so wichtigen internationalen<br />
Festival ist sehr gut für unser<br />
Renommee zu Hause. Schließlich haben wir<br />
in Edinburgh die Musikstadt Hamburg repräsentiert«.<br />
Für die <strong>Staatsoper</strong> ist es der erste<br />
Auftritt in Edinburgh seit 1983, und nicht der<br />
letzte, wenn es nach Festivaldirektor Jonathan<br />
Mills geht, der die <strong>Staatsoper</strong> gerne<br />
auch einmal mit einer szenischen Produktion<br />
einladen möchte.<br />
Doch vor der Kunst kommt erst einmal die<br />
Logistik: Reisen 200 Personen gemeinsam,<br />
muss alles perfekt organisiert sein. Und so<br />
wurden die Instrumente der Philharmoniker<br />
per LKW und Schiff drei Tage vor der Vorstellung<br />
nach Edinburgh verladen und waren<br />
pünktlich zur ersten Probe am Montagabend<br />
vor Ort. Am Dienstag wurden Aufbau und<br />
Technik getestet, und schließlich trafen sich<br />
alle zur Anspielprobe am frühen Abend in<br />
der Usher Hall. In den engen Gängen hinter<br />
der Bühne herrschte aufgeregtes Gedränge,
Schottische Impressionen(v.l.n.r): Einchecken am Hamburger Flughafen, Ausladen der Instrumente,<br />
die Usher Hall, Eva Johansson und Franz Grundheber sowie Deborah Humble, Renate Danger, Claus-Edmund Danger nach der<br />
Vorstellung, die Burg, das TV-Team des NDR »Hamburg Journal« interviewt Diogenes Randes,<br />
Beifall nach der Vorstellung »Der fliegende Holländer«.<br />
dann ging es auf die Bühne – ein spannender<br />
Moment für die Künstler, kurz vor der<br />
Vorstellung. Schließlich der Auftritt: Über<br />
2000 Besucher verfolgten in der frisch renovierten<br />
»Usher Hall« eine packende Opernvorstellung.<br />
Mit in Edinburgh dabei waren 14 Förderer<br />
und Freunde der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg. Als<br />
Startschuss einer neuen Kooperation der<br />
<strong>Staatsoper</strong> mit dem Kulturreiseveranstalter<br />
Studiosus organisierte der Förderer Peter<br />
Davids die Fahrt nach Schottland, auf deren<br />
Programm neben dem Besuch der Vorstellung<br />
auch eine Stadtbesichtigung und ein<br />
exklusives Whisky-Tasting standen. Zukünftig<br />
sollen weitere Reisen für Abonnenten und<br />
Freunde der Oper angeboten werden.<br />
Zuhause gebliebene Opernliebhaber konnten<br />
dafür beim N3 »Hamburg Journal« einen<br />
Blick hinter die Kulissen des Festivalauftrittes<br />
werfen: Ein TV-Team begleitete die<br />
<strong>Staatsoper</strong> nach Edinburgh und drehte unter<br />
anderem mit Diogenes Randes. Der brasilianische<br />
Bass hatte sichtlich Spaß vor der<br />
Kamera und ging mit dem Team auf einen<br />
Stadtbummel rund um das Castle und die<br />
Royal Mile. Auch Journalisten von der »Welt«<br />
und NDR Kultur begleiteten die Hamburger<br />
Oper.<br />
Simone Young würde sich freuen, schon bald<br />
wieder die Koffer packen zu können. Sie will<br />
sich verstärkt um weitere Gastspiele<br />
bemühen: »Wir hoffen, dass dieser Auftritt<br />
der Beginn einer langen Zusammenarbeit<br />
mit Edinburgh ist.« ■ BB
Der Spielplan Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />
Oktober<br />
8 DO<br />
9 FR<br />
10 SA<br />
11 SO<br />
12 MO<br />
14 MI<br />
16 FR<br />
17 SA<br />
18 SO<br />
19 MO<br />
20 DI<br />
21 MI<br />
22 DO<br />
30 | Journal 2<br />
L'Elisir d'Amore *<br />
Gaetano Donizetti<br />
Hamburger Symphoniker<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Oper gr.2<br />
Un Ballo in Maschera *<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Fr2<br />
La Traviata *<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.40 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | VB<br />
L'Elisir d'Amore *<br />
Gaetano Donizetti<br />
Hamburger Symphoniker<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | VTg3, S69<br />
Vor der Premiere »Siegfried«<br />
11.00 Uhr | €7,–<br />
Reise zum »RING«<br />
»Märchen, Psychoanalyse,<br />
Sozialphilosophie und weiß<br />
Gott was ...«<br />
20.00 Uhr | €7,– | Opera stabile<br />
Tosca *<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
L'Elisir d'Amore *<br />
Gaetano Donizetti<br />
Hamburger Symphoniker<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Fr3, Oper kl.2<br />
Familieneinführung 18.45 Uhr<br />
After work<br />
»Tungalda«<br />
18.00-19.00 Uhr | €10,– (inkl.<br />
Getränk) | Opera stabile<br />
Tosca *<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B<br />
Premiere A<br />
Siegfried *<br />
Richard Wagner<br />
17.00 Uhr | €6,– bis 146,– | P<br />
PrA<br />
Reise zum »RING«<br />
»Wagners Welten im<br />
Kaldeidoskop der Kunst«<br />
20.00 Uhr | €7,–<br />
Opera stabile<br />
Iphigénie en Tauride *<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Di3<br />
Einführung 18.50 Uhr<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Tosca *<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Ital1<br />
Premiere B<br />
Siegfried *<br />
Richard Wagner<br />
17.00 Uhr | €4,– bis 83,– | B<br />
PrB<br />
Einführung 16.20 Uhr<br />
Oktober, November<br />
23 FR<br />
24 SA<br />
25 SO<br />
26 MO<br />
27 DI<br />
28 MI<br />
29 DO<br />
30 FR<br />
31 SA<br />
1 SO<br />
2 MO<br />
3 DI<br />
4 MI<br />
Iphigénie en Tauride *<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | VTg4, Oper gr.1<br />
Wagners »Siegfried« und die<br />
(post-)heroische Moderne<br />
Internationales Symposion<br />
10.00-18.30 Uhr | Eintritt frei<br />
Opera stabile (auch 24. und<br />
25. 10.)<br />
La Traviata *<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.40 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Sa3<br />
Iphigénie en Tauride *<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | So1, S39<br />
Einführung 18.50 Uhr (Pb 1)<br />
2. Philharmonisches Konzert<br />
11.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung 10.15 Uhr<br />
20 Jahre Ballett-Zentrum<br />
John Neumeier<br />
Ballett-Werkstatt »20-jähriges<br />
Jubiläum Ballett-Zentrum«<br />
Leitung John Neumeier<br />
19.00 Uhr | €2,– bis 23,– | F<br />
2. Philharmonisches Konzert<br />
20.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung 19.15 Uhr<br />
Ballett-John Neumeier<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
Lera Auerbach<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Di2<br />
Ballett – John Neumeier<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
Lera Auerbach<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | VTg1<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Iphigénie en Tauride*<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Do1<br />
Einführung 18.50 Uhr<br />
Der Freischütz<br />
Carl Maria von Weber<br />
19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Fr1, VB<br />
Un Ballo in Maschera*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Sa2, VB<br />
Siegfried*<br />
Richard Wagner<br />
17.00 Uhr | €4,– bis 83,– | B<br />
So2, Serie 49<br />
Einführung 16.20 Uhr<br />
Reise zum »RING«<br />
»Solang ich lebe, stand mir<br />
ein Alter stets im Wege«-<br />
20.00 Uhr | €7,–<br />
Opera stabile<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Un Ballo in Maschera*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Ital2<br />
Ballett – John Neumeier<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Die kleine Meerjungfrau<br />
Lera Auerbach<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C<br />
November<br />
5 DO<br />
6 FR<br />
7 SA<br />
8 SO<br />
10 DI<br />
11 MI<br />
12 DO<br />
13 FR<br />
14 SA<br />
15 SO<br />
17 DI<br />
18 MI<br />
19 DO<br />
20 FR<br />
Siegfried*<br />
Richard Wagner<br />
17.00 Uhr | €4,– bis 83,– B | Mi2<br />
Einführung 16.20 Uhr<br />
Cavalleria rusticana,<br />
I Pagliacci*<br />
Pietro Mascagni, Ruggero<br />
Leoncavallo<br />
19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Fr2<br />
Der Freischütz<br />
Carl Maria von Weber<br />
19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Sa1<br />
Siegfried*<br />
Richard Wagner<br />
17.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | VTg3, Serie 68<br />
Einführung 16.20 Uhr<br />
Cavalleria rusticana,<br />
I Pagliacci*<br />
Pietro Mascagni, Ruggero<br />
Leoncavallo<br />
19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Di1<br />
Der Freischütz<br />
Carl Maria von Weber<br />
19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Mi1<br />
Die Zauberflöte<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C<br />
After work »Philharmonic<br />
Clowns«<br />
18.00-19.00 Uhr | €10,– (inkl.<br />
Getränk)<br />
Opera stabile<br />
Ballett – John Neumeier<br />
Wiederaufnahme<br />
Endstation Sehnsucht<br />
Sergej Prokofjew und Alfred<br />
Schnittke<br />
Musik vom Tonträger<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Bal I<br />
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />
Siegfried*<br />
Richard Wagner<br />
17.00 Uhr | €4,– bis 83,– | B<br />
Sa4, Serie 29, Neu<br />
Einführung 16.20 Uhr<br />
2. Kammerkonzert<br />
11.00 Uhr | €6,50 bis 15,–<br />
Laeiszhalle, Kleiner Saal<br />
Cavalleria rusticana,<br />
I Pagliacci*<br />
Pietro Mascagni, Ruggero<br />
Leoncavallo<br />
19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Di3<br />
Ballett – John Neumeier<br />
Endstation Sehnsucht<br />
Sergej Prokofjew und Alfred<br />
Schnittke<br />
Musik vom Tonträger<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Bal II<br />
Die lustige Witwe<br />
Franz Lehár<br />
Hamburger Symphoniker<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Do1, 20.Jhdt.<br />
Cavalleria rusticana,<br />
I Pagliacci*<br />
Pietro Mascagni, Ruggero<br />
Leoncavallo<br />
19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Fr3, Oper kl.2<br />
November<br />
21 SA<br />
22 SO<br />
23 MO<br />
25 MI<br />
26 DO<br />
27 FR<br />
28 SA<br />
29 SO<br />
Der Freischütz<br />
Carl Maria von Weber<br />
19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | So1, Serie 38<br />
Ballett – John Neumeier<br />
Endstation Sehnsucht<br />
Sergej Prokofjew und Alfred<br />
Schnittke<br />
Musik vom Tonträger<br />
15.00-17.30 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Nachm<br />
Ballett – John Neumeier<br />
Endstation Sehnsucht<br />
Sergej Prokofjew und Alfred<br />
Schnittke<br />
Musik vom Tonträger<br />
19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | So2, Serie 48<br />
3. Philharmonisches Konzert<br />
11.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung 10.15 Uhr<br />
3. Philharmonisches Konzert<br />
20.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />
Laeiszhalle, Großer Saal<br />
Einführung 19.15 Uhr<br />
Die lustige Witwe<br />
Franz Lehár<br />
Hamburger Symphoniker<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | VTg1<br />
Die lustige Witwe<br />
Franz Lehár<br />
Hamburger Symphoniker<br />
19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C | Do2<br />
Madama Butterfly*<br />
Giacomo Puccini<br />
19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B<br />
La Traviata*<br />
Giuseppe Verdi<br />
19.30-22.40 Uhr | €4,– bis 83,–<br />
B | Sa2<br />
Die Zauberflöte<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
18.00-21.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />
C<br />
Ballett-Werkstatt<br />
Leitung John Neumeier<br />
Benefiz zu Gunsten Hamburg<br />
Leuchtfeuer<br />
Öff. Training ab 10.30 Uhr<br />
11.00 Uhr | €4,– bis 46,– | FD<br />
Premiere | Zu Gast in der Opera stabile<br />
Der Kaiser von Atlantis<br />
Viktor Ullmann<br />
Koproduktion mit der<br />
Hochschule für Musik und<br />
Theater Hamburg<br />
20.00 Uhr | €18,– , erm. 12,–<br />
Opera stabile<br />
* Aufführung mit deutschen<br />
Übertexten<br />
Die Produktionen »Iphigenie<br />
en Tauride«, »Cavalleria rusticana«/»I<br />
Pagliacci« und »Der<br />
Freischütz« werden unterstützt<br />
durch die Stiftung zur<br />
Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n<br />
<strong>Staatsoper</strong>.<br />
Die ZEIT-Stiftung Ebelin und<br />
Gerd Bucerius und die Stiftung<br />
zur Förderung der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
sind Hauptförderer der Hamburger»Ring«-Inszenierungen<br />
2008-2010.
Bitte schicken Sie mir ab sofort regelmäßig das JOURNAL der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> zu.<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Wohnort<br />
Das Journal kostet im Abonnement € 2,– pro Ausgabe<br />
(für Abonnenten der <strong>Staatsoper</strong> oder Philharmoniker € 1,–). Es<br />
erscheinen sechs Ausgaben pro Spielzeit. Das Journal-<br />
Abonnement verlängert sich automatisch auf die Folgespielzeit,<br />
wenn es nicht bis zum 4. 6. 2010 schriftlich gekündigt wird<br />
Ich bin Abonnent der <strong>Staatsoper</strong> oder der Philharmoniker.<br />
Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />
Kontonummer Bankleitzahl<br />
Kreditinstitut<br />
Datum, Unterschrift<br />
Bitte schicken Sie mir ab sofort monatlich bis Ende der<br />
Saison 2009/10 das Programm-Leporello zu.<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Wohnort<br />
Das Leporello kostet im Abonnement € 1,– pro Ausgabe.<br />
Es erscheinen elf Ausgaben pro Spielzeit. Das Leporello-<br />
Abonnement verlängert sich automatisch auf die Folgespielzeit,<br />
wenn es nicht bis zum 4. 6. 2010 schriftlich gekündigt<br />
wird<br />
Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />
Kontonummer Bankleitzahl<br />
Kreditinstitut<br />
Datum, Unterschrift<br />
Coupons ausschneiden und schicken an: <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> GmbH, Öffentlichkeitsarbeit, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg<br />
Impressum/Vorverkauf<br />
Herausgeber<br />
<strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> GmbH<br />
Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg<br />
Geschäftsführung<br />
Simone Young Opernintendantin<br />
und Generalmusikdirektorin<br />
John Neumeier Ballettintendant<br />
Detlef Meierjohann<br />
Geschäftsführender Direktor<br />
Konzeption und Redaktion<br />
Dramaturgie, Pressestelle, Marketing<br />
Bettina Bermbach, Annedore Cordes,<br />
Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach<br />
(Oper); André Podschun, Anna Schwan<br />
(Ballett)<br />
Mitarbeit<br />
Barbara Neumann<br />
Autoren<br />
Anja Bornhöft, Henning Albrecht,<br />
Barbara Neumann<br />
Opernrätsel<br />
Moritz Lieb<br />
Fotos<br />
Holger Badekow, David Ausserhofer,<br />
Bettina Bermbach, Anja Bornhöft Luigi<br />
Borghese, Brinkhoff/Mögenburg, Alan<br />
Kavcic, Reto Klar, Jörg Landsberg,<br />
Ligalux, Christian Schmidt, Monika<br />
Rittershaus, Kay-Uwe Rosseburg,<br />
Joachim Thode, Bernd Uhlig, Roland<br />
Unger, Archiv der <strong>Hamburgische</strong>n<br />
<strong>Staatsoper</strong><br />
Titelfoto von Mark Simpson (Ausschnitt)<br />
Gestaltung<br />
Annedore Cordes<br />
Holger Badekow (Ballett)<br />
Anzeigenvertretung<br />
Antje Sievert Tel.: 040-450 698 03<br />
antje.sievert@kultur-anzeigen.com<br />
Litho<br />
Repro Studio Kroke<br />
Druck<br />
Hartung Druck + Medien GmbH<br />
Wir haben viel zu bieten<br />
Tageskasse<br />
Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg<br />
Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />
Sonn- und Feiertags<br />
für den Vorverkauf geschlossen.<br />
Die Abendkasse öffnet 90 Minuten<br />
vor Beginn der Aufführung.<br />
Es werden vorrangig Karten für die<br />
jeweilige Vorstellung verkauft.<br />
Telefonischer Kartenvorverkauf<br />
Telefon (0 40) 35 68 68<br />
Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />
Abonnieren Sie unter: Telefon (0 40) 35 68 800<br />
Vorverkauf<br />
Karten können Sie außer an der Tageskasse der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> an den bekannten<br />
Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei der<br />
Hamburg Travel GmbH (Hotline 040/300<br />
51777; www.hamburg-travel.de) erwerben und<br />
bei allen Ticket-Online Verkaufsstellen und<br />
TUI Reisebüros.<br />
Schriftlicher Vorverkauf<br />
Schriftlich und telefonisch bestellte Karten<br />
senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Dabei<br />
erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungsgebühr<br />
von € 5,–, die zusammen mit dem<br />
Kartenpreis in Rechnung gestellt wird. Der<br />
Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung.<br />
Fax (0 40) 35 68 610<br />
Postanschrift<br />
<strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong><br />
Postfach, 20308 Hamburg<br />
Gastronomie in der Oper<br />
Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659<br />
Die <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> ist online:<br />
www.staatsoper-hamburg.de<br />
www.philharmoniker-hamburg.de<br />
www.hamburgballett.de<br />
www.ring-hamburg.de<br />
Besichtigen Sie die <strong>Staatsoper</strong><br />
Termine der nächsten Führungen:<br />
22. Oktober; 3., 11., 26. November; jeweils ab<br />
13.30 Uhr, Treffpunkt Bühneneingang, Kleine<br />
Theaterstraße<br />
Karten zu 6,- € sind an der Kasse erhältlich.<br />
Das nächste Journal erscheint<br />
Ende November 2009.<br />
Werden Sie Förderer der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong>. Wenn Sie Informationen benötigen,<br />
erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />
Tel. 040-7250 35 55, Fax 7250 21 66, oder www.opernstiftung-hamburg.de<br />
Kassenpreise<br />
Preisgruppe<br />
Platzgruppe<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*<br />
F € 23,– 21,– 19,– 16,– 14,– 10,– 7,– 7,– 5,– 2,– 5,–<br />
D € 67,– 62,– 56,– 49,– 38,– 26,– 20,– 12,– 9,– 4,– 10,–<br />
C € 77,– 67,– 59,– 51,– 43,– 34,– 23,– 12,– 9,– 4,– 10,–<br />
B € 83,– 73,– 65,– 56,– 47,– 38,– 26,– 14,– 9,– 4,– 10,–<br />
A € 89,– 79,– 71,– 63,– 54,– 46,– 29,– 16,– 10,– 5,– 10,–<br />
S € 110,– 102,– 90,– 82,– 74,– 51,– 31,– 17,– 10,– 5,– 10,–<br />
P € 146,– 135,– 123,– 112,– 96,– 63,– 41,– 23,– 11,– 6,– 10,–<br />
L € 35,– 26,– 16,– 7,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–<br />
* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)<br />
Journal 2 | 31
NAMEN NACHRICHTEN<br />
AKTUELLES AUS DER STAATSOPER<br />
32 | Journal 2<br />
»Die Walküre« erscheint auf CD<br />
Der erfolgreiche Hamburger »Ring« geht in die<br />
nächste Runde, auch auf CD: Zeitgleich mit der<br />
Premiere von »Siegfried« erscheint bei<br />
OehmsClassics nach »Rheingold«, dem Vorabend der<br />
Ring-Tetralogie, nun »Die Walküre«. Als starker<br />
Partner ist wieder NDR Kultur dabei, dessen<br />
Aufnahmeteam abermals für eine klangtechnisch<br />
herausragende Einspielung sorgte. Mit einem durchgehend<br />
vierfarbigen Booklet, das viele Eindrücke der<br />
Inszenierung von Claus Guth vermittelt, sowie vollständigem<br />
Libretto handelt es sich hier wieder um ein außergewöhnlich aufwendiges<br />
Produkt. Während die Premiere der »Walküre« unter einem kurzfristigen krankheitsbedingten<br />
Ausfall Falk Struckmanns (Wotan) litt, konnte die vorliegende Produktion in späteren<br />
Aufführungen der Premierenserie mitgeschnitten werden, die Struckmann im Vollbesitz seiner<br />
stimmlichen Kräfte zeigten. In großem, unwiderstehlichem Kraftbogen, aber auch unter<br />
Berücksichtigung feinster, akribisch ausgeprobter Strukturdetails führte Simone Young ihr<br />
Orchester und das Gesangsensemble durch die berühmte Partitur.<br />
Karen Kamensek zu Gast im Elbphilharmonie Kulturcafé<br />
Seit Juli gibt es in der Mönckebergstraße das Elbphilharmonie<br />
Kulturcafé. Mitten in der City können Hamburger und Touristen sich<br />
über das Konzert- und Kulturangebot der Hansestadt informieren,<br />
Eintrittskarten oder Abonnements erwerben und dabei ganz entspannt<br />
einen Café Latte von Starbucks genießen. Auch eine kleine, feine<br />
Veranstaltungsreihe hat sich hier etabliert: Im ersten Stock des<br />
Pavillons finden in lockerer Reihenfolge Künstlergespräche, eine Jazzreihe<br />
und Veranstaltungen für Kinder statt. Themen sind Kunst und Kultur: Musik, Literatur,<br />
Film, Theater, Performance und Installation. Und natürlich Oper: Für eine Stunde ist am 16.<br />
November die Dirigentin Karen Kamensek zu Gast. Die Stellvertreterin von Simone Young an<br />
der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg leitete im Januar dieses Jahres mit großem Erfolg die Neuproduktion<br />
von »Die lustige Witwe« und wurde im September für ihr »Lohengrin«-Dirigat bei der großen<br />
Wiederaufnahme gefeiert. Im Elbphilharmonie Kulturcafé spricht sie mit Moderator Sven<br />
Ahnert über ihre Karriere am Pult und ihre Arbeit in Hamburg.<br />
Elbphilharmonie Kulturcafé (Mönckebergstraße/ Barkhof 1/1. Stock)<br />
Gast: Karen Kamensek<br />
Montag, 16. November 2009, 18.00 Uhr | Eintritt frei<br />
In Memoriam Herbert Fliether<br />
Am 3. September 2009 verstarb<br />
im 98. Lebensjahr der Hamburger<br />
Kammersänger Herbert<br />
Fliether. Er debütierte an der<br />
<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> am<br />
22. März 1956 als Amonasro<br />
(»Aida«). Von Januar 1958 bis<br />
1986 gehörte er unter den Intendanten Heinz<br />
Tietjen, Rolf Liebermann, August Everding und<br />
Christoph von Dohnányi dem Ensemble der<br />
<strong>Staatsoper</strong> an und sang hier alle großen Bassbariton-Partien<br />
wie Großinquisitor (»Don Carlos«),Wotan<br />
(»Das Rheingold«, »Die Walküre«),<br />
Telramund (»Lohengrin«), Kurwenal (»Tristan<br />
und Isolde«), Holländer (»Der fliegende Holländer«),<br />
Jochanaan (»Salome«), Orest (»Elektra«),<br />
Scarpia (»Tosca«), Hans Sachs (»Die Meistersinger<br />
von Nürnberg«), Kaspar (»Der Freischütz«)<br />
und die Titelpartie in »Cardillac«. Der<br />
vielseitige Sänger trat in Barockopern wie »Belsazar«<br />
als Daniel ebenso auf wie in zahlreichen<br />
Uraufführungen des neuen Musiktheaters. Kein<br />
zweiter Sänger sang hier den Marchese (»Die<br />
Macht des Schicksals«) häufiger an der Seite so<br />
prominenter Don Alvaros wie Plácido Domingo,<br />
Luciano Pavarotti und anderen als er. Zahlreiche<br />
Gastspiele führten ihn an wichtige Spielstätten im<br />
In- und Ausland. In späteren Jahren und selbst<br />
nach seiner Pensionierung blieb er dem Hamburger<br />
Opernhaus in kleineren Partien treu, bis er<br />
seine Karriere am 17. 6. 1986 als Hermann Ortel<br />
(»Die Meistersinger von Nürnberg«) beendete.<br />
»Non è finito, Don Pasquale«<br />
Ude Krekow als Don Bartolo<br />
in »Il Barbiere di Siviglia«<br />
Anfang August verstarb<br />
der Kammersänger Ude<br />
Krekow. Der Bass war 31<br />
Jahre lang Mitglied im<br />
Ensemble der <strong>Hamburgische</strong>n<br />
<strong>Staatsoper</strong> und<br />
setzte sich darüber hinaus<br />
als Mitglied des Betriebsrats,<br />
als Betriebsratsvorsitzender<br />
und<br />
Aufsichtsratsmitglied für<br />
die Belange der <strong>Hamburgische</strong>n<br />
<strong>Staatsoper</strong><br />
und ihrer Mitarbeiter ein.<br />
Sein Debüt in Hamburg gab Ude Krekow<br />
1972 als Papageno in Mozarts »Zauberflöte«. Seit<br />
der Spielzeit 1972/73 war er fest im Ensemble der<br />
<strong>Staatsoper</strong> engagiert. Im Laufe seiner nationalen<br />
und internationalen Karriere sang er die großen<br />
Partien seines Fachs. In Hamburg begeisterte er<br />
das Publikum unter anderem als Dulcamara<br />
(»L’Elisir d’Amore«), Don Pasquale, van Bett<br />
(»Zar und Zimmermann«) sowie in seiner Paraderolle<br />
Don Bartolo (»Il Barbiere di Siviglia«).<br />
1992 wurde er zum Kammersänger ernannt. Bis<br />
zu seinem Ausscheiden zum Ende der Spielzeit<br />
2002/03 war Ude Krekow unverzichtbares Mitglied<br />
des Ensembles.<br />
Operndirektor Josef Hussek würdigte den<br />
beliebten Sänger, den er in zahlreichen Vorstellungen<br />
an der Dammtorstraße erlebte:<br />
»Er war vor allem ein Menschendarsteller.<br />
Unter der Oberfläche seiner vielen komödiantischen<br />
Rollen schlummerte stets auch die melancholische<br />
Seite seiner Gestalten. Und ganz plötzlich,<br />
von einem Moment auf den anderen, konnte<br />
er seinen Charakteren diese tiefer liegende,<br />
andere Dimension verleihen. Und es waren oft<br />
gerade diese Momente, die uns in Erinnerung<br />
geblieben sind.<br />
Wenn er als Don Pasquale bei Norinas Ohrfeige<br />
mit den Worten ›È finito, Don Pasquale‹<br />
spüren ließ, nicht nur seine junge Frau, sondern<br />
vor allem seine Würde verloren zu haben. Wenn<br />
er sich als Bartolo seine Torheit, als van Bett gar<br />
seine Dummheit eingestehen musste. Und wenn<br />
er uns als Baculus die Angst um sein geliebtes<br />
Gretchen mitfühlen ließ.<br />
Ude Krekow sang in der Zeit seines Festengagements<br />
an der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> weit<br />
über hundert große, mittlere und kleine Partien.<br />
Aber jeder von ihnen verlieh er ein eigenes, unverwechselbares<br />
Profil.<br />
Es gehörte für mich zu den traurigen Dingen<br />
nach meiner Rückkehr nach Hamburg, dass es<br />
mir aufgrund seiner schweren Erkrankung nicht<br />
mehr möglich war, Ude Krekow wiederzusehen.<br />
Aus den neun Jahren unserer Zusammenarbeit<br />
und etlichen Telefonaten, die wir auch danach<br />
noch zwischen Hamburg und Wien führten,bleiben<br />
aber viele schöne Erinnerungen. Denn diese<br />
sind – ›Non è finito, Don Pasquale‹ – das große<br />
Privileg des Künstlers.«
Fotos: Lahola, Smolka, Brinkhoff/Moegenburg, Heyer<br />
Wie rund wird Hamburgs »Ring«?<br />
Welche Neuproduktionen der <strong>Staatsoper</strong> lohnen?<br />
Wie sind die Opern im Repertoire inszeniert?<br />
Was ist los in Berlin, London, Wien, New York…?<br />
Worüber sprach Simone Young im Interview?<br />
Wo singen Anna, Jonas & Co.?<br />
»Das Rheingold«<br />
»Simon Boccanegra« »Die lustige Witwe« »Lohengrin«<br />
Jeden Monat neu!<br />
Das monatliche Magazin bringt in jeder Ausgabe Interviews, Premierenberichte,<br />
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