08.01.2013 Aufrufe

NEU - Hamburgische Staatsoper

NEU - Hamburgische Staatsoper

NEU - Hamburgische Staatsoper

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

JOURNAL<br />

JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER Ausgabe 2 2009/10<br />

Richard Wagner<br />

Der Ring des Nibelungen<br />

Siegfried<br />

Premiere 18. Oktober<br />

Sergej Prokofjew, Alfred Schnittke<br />

Endstation Sehnsucht<br />

Ballett von John Neumeier<br />

Wiederaufnahme 14. November


Der zweite Hamburger<br />

Ring-Abend auf CD<br />

RICHARD WAGNER: DIE WALKÜRE<br />

4CDs · OC 926<br />

Nach Rheingold, dem Vorabend der Ring-Tetralogie,<br />

erscheint bei Oehms Classics nun die<br />

Walküre als Mitschnitt der Produktion an der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> mit Falk Struckmann in der<br />

Rolle des Wotan. Mit durchgehend vierfarbigem Booklet,<br />

das viele Eindrücke der Inszenierung von Claus Guth vermittelt,<br />

sowie vollständigem Libretto handelt es sich um<br />

ein außergewöhnlich aufwendiges Album für Wagner-<br />

Fans und Operneinsteiger.<br />

RICHARD WAGNER:<br />

DAS RHEINGOLD<br />

2CDs · OC 925<br />

Bereits erschienen:<br />

ANTON BRUCKNER:<br />

SINFONIE NR. 2<br />

SACD ·OC 614<br />

ANTON BRUCKNER:<br />

SINFONIE NR. 3<br />

Die Szene profitiert von<br />

der gespannten Präzision,<br />

mit der die Philharmoniker<br />

Hamburg spielen… Young<br />

lässt Wagner so fokussiert<br />

sprechen, dass die Rede<br />

wieder Klang wird… Wolfgang<br />

Kochs Alberich lässt<br />

uns nicht nur jede Silbe verstehen,<br />

sondern den ganzen<br />

verzweifelten Typen.<br />

SACD · OC 624<br />

DIE ZEIT<br />

ANTON BRUCKNER:<br />

SINFONIE NR. 4<br />

SACD · OC 629<br />

<strong>NEU</strong><br />

ANTON BRUCKNER:<br />

SINFONIE NR. 8<br />

www.oehmsclassics.de · im vertrieb von harmonia mundi<br />

2SACDs · OC 638<br />

PAUL HINDEMITH:<br />

MATHIS DER MALER<br />

3CDs · OC 908


Die wichtigsten Veranstaltungen<br />

■ Das Fürchten hat er nie gelernt, der hehrste Held. Siegfried zieht aus,<br />

die Welt zu erobern – und nun lernt er die Liebe. Regisseur Claus Guth,<br />

Bühnenbildner Christian Schmidt und Dirigentin Simone Young schmieden<br />

Wagners »Ring« mit dem dritten Teil der Tetralogie weiter. Neu dabei sind<br />

Christian Franz als Titelheld und Catherine Foster als Brünnhilde, Falk Struckmann<br />

übernimmt wieder den Wanderer Wotan (Seite 2). ■ Ein Tanz-Drama<br />

kehrt zurück: Am 14. November feiert das HAMBURG BALLETT die Wiederaufnahme<br />

von John Neumeiers »Endstation Sehnsucht«, eine Version des<br />

bekannten Melodrams von Tennessee Williams. 1983 schuf John Neumeier<br />

die Choreografie eines Untergangs, die alles das zeigt, was der Dichter dem<br />

02 08<br />

20<br />

IM BLICKPUNKT INHALT<br />

Zuschauer bislang verbarg (Seite 8). ■ Ein flammendes Plädoyer für Gluck<br />

lieferte die bejubelte Premiere von »Iphigénie en Tauride«. Welche Funken<br />

Alessandro De Marchi aus der brillanten Partitur schlägt, ist nun wieder zu<br />

erleben. Krassimira Stoyanova wiederholt ihre gefeierte Iphigénie. Zwei<br />

Hamburger Publikumslieblinge geben ihre Rollendebüts: Bo Skovhus und<br />

Nmon Ford (Seite 20). ■ Rudolf Buchbinder und Sergej Nakariakov sind<br />

die philharmonischen Herbst-Solisten – der eine Gentleman des Klaviers,<br />

der andere junger Wundertrompeter. Schostakowitsch-Spezialist Dmitrij<br />

Kitajenko dirigiert Russisches, und mit Christian Jost steht einer der<br />

gefragtesten jungen deutschen Komponisten am Pult (Seite 24).<br />

premieren Seite 2 ballett repertoire Seite 8 oper repertoire Seite 14 opernrätsel Seite 7<br />

junge oper Seite 22 philharmoniker Seite 24 spielplan Seite 30 coupon, preise, impressum Seite 31 news Seite 32<br />

24<br />

OKTOBER, NOVEMBER 2009


OPER PREMIERE<br />

›SIEGFRIED‹<br />

Siegfried<br />

Richard Wagner<br />

2 | Journal 2<br />

Die ZEIT-Stiftung Ebelin und<br />

Gerd Bucerius und die<br />

Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

sind Hauptförderer der<br />

Hamburger »Ring«-<br />

Inszenierung 2008-2010.<br />

■ Sein Name sollte ein Omen sein: Siegfried,der den Drachen<br />

erschlug und den Hort der Nibelungen gewann, der alle übertraf<br />

an Kraft und Tapferkeit, der furchtlos und integer handelte;<br />

Siegfried, die Lichtgestalt des germanischen Mythos,<br />

Märchenheld und bald auch nationale Identifikationsfigur<br />

eines Deutschlands, das erst noch zu schmieden war, wie das<br />

Schwert,mit dem der alles Nationalgefühl bedrohende Drache<br />

besiegt werden konnte. Da störte es nicht, dass der<br />

Vorzeigeheld die Söhne des Königs Nibelung erschlagen hatte,<br />

um in den Besitz des Hortes zu kommen, und dass er selbst<br />

ganz unheldenhaft einem Meuchelmord zum Opfer fiel. War<br />

daraus schon kein glanzvoller Siegeskult zu gewinnen, so ließ<br />

sich damit einige Epochen später immerhin eine Dolchstoßlegende<br />

fundamentieren, die nicht weniger aufgeladen war.<br />

Einen »jugendlich schönen Menschen« sah Richard Wagner<br />

in dem Märchenhelden Siegfried, den er als Opernhelden<br />

favorisierte, als ihm bewusst geworden war, wie schwierig sich<br />

Vor der Premiere<br />

Einführungsmatinee<br />

mit Mitwirkenden der Produktion<br />

und Musikeinlagen<br />

Moderation: Kerstin Schüssler-Bach<br />

11. Oktober 2009 um 11.00 Uhr<br />

Großes Haus<br />

Großes Haus<br />

Die Premiere von »Siegfried«<br />

wird von NDR Kultur live übertragen.<br />

Was ich nicht weiß, macht mich heiß<br />

Der Wagner-Held Siegfried<br />

Das Projekt Welterrettung wird fortgesetzt, auch wenn Wotan nur noch Zuschauer sein kann. Siegfried heißt der neue<br />

Hoffnungsträger. Dass er nichts weiß von der Welt, ist die Voraussetzung für seinen Einsatz. Denn Wissen ist kein verlässliches<br />

Kapital. Die einen hätten es nötig, den anderen nützt es nichts mehr. Kraft, Instinkt und Furchtlosigkeit, worüber<br />

Siegfried verfügt, helfen ihm, vom Kind zum Mann zu werden. Doch sie reichen nicht aus, um dem Gespinst von<br />

Machtbesessenheit, Missgunst und Verbrechen zu entgehen. Auch Siegfried ist nicht die Lösung.<br />

seine ambitionierten Zukunftsdramen vermitteln ließen.Auch<br />

Wagner durfte sich nicht fürchten, wollte er seine visionären<br />

Opernpläne weiter verfolgen. Kein Wunder also, dass er sich<br />

von dem Burschen, der das Fürchten nicht kennt, besonders<br />

angezogen fühlte. Zudem war Siegfried inzwischen auch zu<br />

patriotischen Ehren gekommen. Heinrich Heine hatte ihn<br />

nach der Rheinkrise von 1840 in seinem Gedicht »Deutschland!«<br />

als Hoffnungsträger der Revolution präsentiert. Und<br />

der Heine damals noch verehrende Wagner tauschte, gerade<br />

von den Dresdner Barrikaden herabgestiegen, Siegfried gegen<br />

die alten Barden seiner bisherigen Befreiungs- und Erlösungsvisionen<br />

ein: den legendären Staufenkaiser Friedrich Barbarossa,Achilles,<br />

den Griechenhelden, und auch Jesus von Nazareth,<br />

den Wagner als Protagonisten für einen erhofften französischen<br />

Opernauftrag parat gehalten hatte. Um dem mythischen<br />

Helden auch eine geschichtliche Mission aufzuerlegen,<br />

hatte Wagner schon im Sommer 1848 die Schrift »Die Wibelungen.Weltgeschichte<br />

aus der Sage« verfasst. Ein »etymologi-


Musikalische Leitung<br />

Simone Young<br />

Inszenierung<br />

Claus Guth<br />

Bühnenbild und<br />

Kostüme<br />

Christian Schmidt<br />

Licht<br />

Michael Bauer<br />

Dramaturgie<br />

Hella Bartnig<br />

Siegfried<br />

Christian Franz<br />

Mime<br />

Peter Galliard<br />

Der Wanderer<br />

Falk Struckmann<br />

Alberich<br />

Wolfgang Koch<br />

Fafner<br />

Diogenes Randes<br />

Erda<br />

Deborah Humble<br />

Brünnhilde<br />

Catherine Foster<br />

Stimme eines<br />

Waldvogels<br />

Ha Young Lee<br />

Premiere A<br />

18. Oktober 2009 um<br />

17.00 Uhr<br />

Premiere B<br />

22. Oktober 2009 um<br />

17.00 Uhr<br />

Aufführungen<br />

1., 5., 8., 15. November<br />

2009 um 17.00 Uhr<br />

Journal 2 | 3


OPER PREMIERE<br />

›SIEGFRIED‹<br />

Plakat zu »Siegfried«<br />

von Ligalux<br />

Opernwerkstatt<br />

»Siegfried«<br />

16. Oktober, 18-21 Uhr,<br />

und 17. Oktober 11-17 Uhr<br />

(mit entsprechenden Pausen)<br />

Probebühne 2<br />

Mit Diplomregisseur<br />

Volker Wacker<br />

4 | Journal 2<br />

sches Hochseil-Kunststück sonderbarster Art« nannte Martin<br />

Gregor-Dellin diese Abhandlung,worin Wagner versuchte,die<br />

Abstammung der Hohenstaufen von den Nibelungen herzuleiten.<br />

Siegfried, der Held des heroischen Zeitalters, hatte den<br />

Hort errungen, in dem Wagner allen geschichtlichen Machtanspruch<br />

des frühen europäischen Königtums vereinigt sah.<br />

»Alles Streben und alles Ringen geht nach diesem Horte der<br />

Nibelungen, als dem Inbegriffe aller irdischen Macht, und wer<br />

ihn besitzt, wer durch ihn gebietet, ist oder wird Nibelung.«<br />

Auf dieser Hypothese basierte der im Herbst des gleichen<br />

Jahres entstandene Dramenentwurf »Der Nibelungenmythus«,der<br />

mit Siegfrieds Tod endet.Als er 1860 in Drucklegung<br />

ging, war von der im ersten Entwurf der Wibelungen-Genealogie<br />

noch erhofften Symbiose aus Friedrich und dem herrlichen<br />

Siegfried nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen<br />

endete der Aufsatz mit der Gewissheit, dass der Nibelungenschatz<br />

nicht mehr in der Welt ist, sondern in den mythischen<br />

Tiefen des Kyffhäusers ruht.Dort bewacht ihn der alte Rotbart,<br />

das Schwert in den Händen, das an den Drachenkampf erinnert,<br />

der vielleicht nur im Märchen stattgefunden hat.<br />

»Psychogeography« Foto von Mark Simpson<br />

Wagners Glauben an einen »Wirker wirklicher Taten« war<br />

bereits verblasst, als er in Zürich 1851 mit der Urschrift der<br />

Dichtung zum »Jungen Siegfried« begann. Es erschreckte ihn,<br />

in seinem Helden den Burschen, der auszog, das Fürchten zu<br />

lernen, wiederzuerkennen (Brief an Theodor Uhlig, 10. Mai<br />

1851). Der mythische Licht- und Sonnengott Siegfried schien<br />

zu einem Märchen-Dummling geschrumpft zu sein,dem es an<br />

Realitätssinn mangelt und dem erst seine königliche Gemahlin<br />

durch einen Eimer kalten Wassers voller Gründlinge die Unbekümmertheit<br />

austreibt. Siegfrieds Furchtlosigkeit gründete<br />

auf einem weitaus gefährlicheren Defizit. Er wurde absichtlich<br />

isoliert und ohne Wissen über seine Herkunft aufgezogen.<br />

Allein die Erkenntnis, wozu er bestimmt ist, hätte ihn das<br />

Fürchten lehren müssen. Aber niemand hat ein Interesse<br />

daran,ihn damit zu rüsten – nicht Mime,der Siegfried als Drachentöter<br />

braucht, und auch nicht Wotan, der sich einredet,<br />

seine Schuld einem fern von allem weltgeschichtlichen Desaster<br />

heranwachsenden Nachfahren aufbürden zu können.<br />

Dieser Siegfried schlägt alles nieder, was sich ihm in den Weg<br />

stellt. Dazu wurde er erzogen. Doch Siegfried rebelliert gegen<br />

seinen zwergenhaften Lehrer, dessen Erzeugerschaft er nicht<br />

anerkennen will. Wie andere elternlose Kinder empfindet er<br />

eine große Leere und reagiert darauf mit Aggression. Er verhöhnt<br />

Mime,attackiert ihn und entlockt ihm so,wer sein Vater<br />

und seine Mutter sind. Sein väterliches Erbe beanspruchend,<br />

schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert Nothung neu,<br />

das ihm zu Eigenständigkeit verhelfen soll. Er löst sich von<br />

Mime und begibt sich ziellos in ein neues Leben. Er erschlägt<br />

den Drachen, ohne etwas von der Bedeutung des Hortes zu<br />

wissen, er tötet Mime, ohne zu ahnen, wozu er durch ihn<br />

instrumentalisiert wurde, und er zerschlägt Wotans Speer,<br />

ohne Anarchie im Sinn zu haben. Siegfried verlässt sich auf<br />

seine Intuition. Sie führt ihn zu Brünnhilde, wo sein<br />

Initiationsprozess enden müsste.Aber er gelangt nicht zu wirklicher<br />

Autonomie.Das Wissen,das Brünnhilde ihm vermitteln<br />

sollte, ist überholt. Es taugt nur noch zur Konservierung, seit<br />

sich das Weltgeschehen strategie- und gesetzlos fortsetzt.<br />

»Der zeitgenössische Mensch kehrt abends nach Hause<br />

zurück und ist völlig erschöpft von einem Wirrwar von Erlebnissen<br />

– unterhaltenden oder langweiligen, ungewöhnlichen<br />

oder gewöhnlichen, furchtbaren oder erfreulichen – ,<br />

ohne dass auch nur eines davon zur Erfahrung geworden<br />

wäre.« Den Erlebnissen fehle es an Autorität, behauptet der<br />

heute als Meisterdenker gehandelte Giorgio Agamben und<br />

beschreibt sie als Garantie, die dem Erlebten einst durch Wort<br />

und Erzählung verliehen worden sei. Wie schlecht es um diese<br />

Autorität bestellt ist, können auch Wagners Figuren bei aller<br />

Fabulierlaune nicht verbergen. Im ersten »Siegfried«-Aufzug<br />

erscheint Wotan, um Mime zu einer Wissenswette herauszufordern.<br />

Sie diente als dramaturgischer Kunstgriff, um dem<br />

noch nicht durch »Rheingold« und »Walküre« vorbereiteten<br />

Publikum die mythischen Zusammenhänge zu vermitteln.Mit<br />

der kompletten Ausführung des »Ring des Nibelungen« rückte<br />

diese Szene in ein anderes Licht. »Wodan ist nach dem<br />

Abschied von Brünnhilde in Wahrheit nur noch ein abgeschiedener<br />

Geist«, schreibt Wagner 1851 in einem Brief an<br />

August Röckel, »seiner höchsten Absicht nach kann er nur<br />

noch gewähren lassen, es gehen lassen, wie es geht, nirgends<br />

aber mehr bestimmt eingreifen.« Aber Wotan lässt nicht gewähren.<br />

Wie Mime, so verwickelt er auch Alberich, Erda und<br />

Siegfried in Dispute, um sich immer wieder die Allmacht seines<br />

Wissens bestätigen zu lassen.Erst als Siegfried seinen Speer<br />

zerschlägt,muss er sprachlos hinnehmen,dass alles Reden und<br />

Erzählen seine Autorität nicht mehr stützen kann.<br />

Zusammen mit seinem Erzfeind Alberich lauert Wotan vor<br />

der Höhle Fafners. Beide gieren nach dem Gold wie zwei alte<br />

Männer, die nicht begreifen wollen, dass ihre Zeit vorbei ist.<br />

Die neue Generation zeigt sich nicht interessiert an dem alten<br />

Machtstreben und der damit verbundenen Schuldaufarbeitung.<br />

Sie wird lachen über alle, die sie in ihr veraltetes<br />

Reglement hinein zwingen wollen. Sie wird auch dann noch<br />

lachen, wenn sie vor den Barrieren ihrer eigenen Selbstbezogenheit<br />

steht.»Lächelnd« bietet die aus ihrem mythischen<br />

Schlaf erwachte Brünnhilde ihrem Erwecker Siegfried ihre<br />

Liebe und ihr Wissen an. Doch der »lachende Held« hat kein<br />

Gespür,was sie dies kostet.Er will sie besitzen,und zwar sofort.<br />

Der erste Schauer bei der Erfahrung des ihm gänzlich Unbekannten<br />

ist bereits verflogen: »Das Fürchten, das du/ mich<br />

kaum gelehrt: /das Fürchten – mich dünkt –/ ich Dummer vergaß<br />

es nun ganz!«. Siegfrieds Schritt in die Autonomie ist trotz<br />

aller Kraftanstrengungen und Mutproben nicht gelungen.<br />

Vielleicht musste ihn Wagner deshalb fast zwölf Jahre »unter<br />

den Linden sitzen lassen«, bevor er die Kompositionsarbeit<br />

zum III. Akt »Siegfried« 1869 wieder aufnahm. Damals war<br />

mit dem Einzug Cosimas und ihrer Töchter Isolde und Eva in<br />

Tribschen ein privater Feuerring durchschritten. Doch der<br />

Panzer, mit dem sich Wagner mittlerweile durch Schopenhauers<br />

Entsagungsphilosphie umgürtet hatte, rollte unaufhaltsam<br />

auf die Götterdämmerung zu. »Leuchtende Liebe«<br />

verband sich schon im »Siegfried«-Drama mit »lachendem<br />

Tod«.<br />

HELLA BARTNIG


Biografien<br />

Simone Young (Musikalische<br />

Leitung) hat Wagners<br />

Werke an großen<br />

Bühnen von Wien bis<br />

Sydney dirigiert. An der<br />

<strong>Staatsoper</strong> stand sie bereits<br />

bei »Parsifal«, »Tristan<br />

und Isolde«, »Der<br />

fliegende Holländer«, »Das Rheingold« und<br />

»Die Walküre« am Pult. Den kompletten »Ring<br />

des Nibelungen« leitete sie an der Berliner<br />

<strong>Staatsoper</strong> Unter den Linden und an der Wiener<br />

<strong>Staatsoper</strong>, »Die Walküre« zum 25-jährigen<br />

Künstlerjubiläum von Plácido Domingo an<br />

Covent Garden. Im September dirigierte sie das<br />

Gastspiel der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg mit »Der<br />

fliegende Holländer« beim Edinburgh Festival.<br />

Claus Guth (Regie) realisierte<br />

nach seinem Studium<br />

zunächst zahlreiche<br />

Uraufführungen. Im Jahr<br />

2000 war seine Inszenierung<br />

von Glucks »Iphigénie<br />

en Tauride« bei den<br />

Salzburger Festspielen zu<br />

sehen; in der Folgezeit gestaltete er u. a. an<br />

der Oper Zürich Schuberts »Fierrabras«, Händels<br />

»Radamisto« und »Tristan und Isolde« sowie in<br />

Basel »Tannhäuser« und »Freischütz«. Bei den<br />

Bayreuther Festspielen 2003 setzte er den<br />

»Fliegenden Holländer« in Szene und an der<br />

Semperoper und am Liceu Barcelona Wagners<br />

»Meistersinger«. Seine Deutung des »Simon<br />

Boccanegra« feierte 2005/2006 an der Dammtorstraße<br />

Erfolge. Bei den Salzburger Festspielen<br />

inszenierte Claus Guth 2006 »Le Nozze di<br />

Figaro«, 2008 »Don Giovanni« und in diesem<br />

Jahr »Così fan tutte«.<br />

Christian Schmidt (Bühnenbild<br />

und Kostüme)<br />

studierte u. a. in Wien bei<br />

Erich Wonder Bühnenbild.<br />

Die von ihm ausgestattete<br />

Uraufführung von Jan<br />

Müller-Wielands Oper<br />

»Das Gastspiel« bei der<br />

Münchner Biennale 1992 war der Beginn der<br />

intensiven künstlerischen Zusammenarbeit mit<br />

Claus Guth. So zeichnete Schmidt für alle o. g.<br />

Opernproduktionen verantwortlich. Auch zum<br />

Hamburger »Simon Boccanegra« schuf er<br />

Bühnenbild und Kostüme. Schmidt wurden für<br />

seine Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen zuteil:<br />

So kürte ihn bspw. die Zeitschrift »Opernwelt«<br />

2003 zum »Bühnenbildner des Jahres«<br />

und 2005 zum »Kostümbildner des Jahres«. Zu<br />

den aktuelleren Projekten gehören u. a.: »Don<br />

Giovanni« und »Così fan tutte« in Salzburg,<br />

»Tannhäuser« an der Wiener <strong>Staatsoper</strong> und<br />

»Tristan und Isolde« in Zürich.<br />

Christian Franz (Siegfried) studierte an der<br />

Hochschule für Musik in München und begann<br />

seine Karriere bereits mit<br />

einer dramatischen<br />

Tenorpartie: In Regensburg<br />

debütierte er im<br />

Alter von 22 Jahren als<br />

Max in »Der Freischütz«.<br />

Der Durchbruch gelang<br />

ihm an der Kasseler Oper<br />

in einer »Ring«-Inszenierung als Siegmund und<br />

als Siegfried. Seit 1999 ist er Ensemblemitglied<br />

der <strong>Staatsoper</strong> Berlin, an der er u. a. Max, Laca<br />

(»Jenufa«), Siegfried, Tristan, Parsifal und Otello<br />

gesungen hat. Seit dem Sommer 2001 singt er<br />

regelmäßig bei den Bayreuther Festspielen. Als<br />

Loge (»Das Rheingold«) debütierte er 2001 an<br />

der Wiener <strong>Staatsoper</strong>, an der er mittlerweile<br />

auch Siegmund und Siegfried sang. An der<br />

Bayerischen <strong>Staatsoper</strong> war er u. a. als Tristan<br />

zu hören, in Hamburg gestaltete er bisher<br />

Parsifal, Siegmund und Loge.<br />

Peter Galliard gehört seit<br />

1986 zum Ensemble der<br />

<strong>Staatsoper</strong>. Hier sang er<br />

u. a. Tamino (»Die<br />

Zauberflöte«), Cassio<br />

(»Otello«), Alfred und<br />

Eisenstein (»Die Fledermaus«),<br />

Peter Iwanow<br />

(»Zar und Zimmermann«), den Hauptmann<br />

(»Wozzeck«), die Knusperhexe (»Hänsel und<br />

Gretel«), Lenskij (»Eugen Onegin«), Walther<br />

(»Tannhäuser«) und den Dämon (»L’Upupa«).<br />

In den Rollen des Prinzen (»Lulu«) und des<br />

Hauptmanns (»Wozzeck«) gastierte er zudem<br />

in Amsterdam. Im März 2008 sang der aus der<br />

Schweiz stammende Tenor in der aktuellen<br />

»Ring«-Inszenierung die Partie des Loge (»Das<br />

Rheingold«). Peter Galliard absolvierte zahlreiche<br />

Gastspiele in Deutschland (<strong>Staatsoper</strong> Berlin,<br />

DO Berlin, Frankfurt, Dresden, Leipzig),<br />

Japan, Spanien, Frankreich und Israel.<br />

Falk Struckmann (Wanderer)<br />

wird heute für die<br />

Wagnerpartien Wotan/<br />

Wanderer im »Ring«, den<br />

Holländer, Telramund<br />

(»Lohengrin«), Hans<br />

Sachs (»Die Meistersinger«),<br />

Kurwenal (»Tristan<br />

und Isolde«), Amfortas (»Parsifal«), aber u. a.<br />

auch als Scarpia (»Tosca«), Jochanaan (»Salome«)<br />

und Jago (»Otello«) an alle großen Bühnen<br />

der Welt engagiert. So sang er u. a. an den<br />

<strong>Staatsoper</strong>n Berlin, Wien und München, bei den<br />

Bayreuther und Salzburger Festspielen, an der<br />

Met, der Scala, im Londoner Covent Garden<br />

und an der Opéra de Paris. Zahlreiche Partien<br />

legte er auch als Einspielungen vor. An der Alster<br />

war er u. a. als Mathis (»Mathis der Maler«),<br />

Scarpia sowie als Wotan im »Rheingold«<br />

und der »Walküre« zu erleben. Im vorletzten<br />

Jahr gastierte er bei den Salzburger Festspielen<br />

als Blaubart (»Herzog Blaubarts Burg«).<br />

Wolfgang Koch (Alberich) begann seine Karriere<br />

am Stadttheater Bern und wurde anschlie-<br />

ßend ins Ensemble des<br />

Staatstheaters Stuttgart<br />

engagiert. Gastspiele<br />

führten ihn u. a. an die<br />

<strong>Staatsoper</strong> Berlin, ans<br />

Théâtre du Châtelet in<br />

Paris, an die Zürcher Oper,<br />

zu den Bregenzer Festspielen,<br />

an die Oper Frankfurt, an die Bayerische<br />

und an die Wiener <strong>Staatsoper</strong>. Große<br />

Erfolge konnte er u. a. mit den Partien Nabucco,<br />

Hans Sachs (»Die Meistersinger von Nürnberg«),<br />

Wotan (»Das Rheingold«) und Almaviva<br />

(»Die Hochzeit des Figaro«) feiern. Am Frankfurter<br />

Opernhaus erntete er für seine Interpretation<br />

des Lear in Reimanns gleichnamiger<br />

Oper Ovationen. In Hamburg gastierte Wolfgang<br />

Koch 2005/06 als Kurwenal in »Tristan<br />

und Isolde«; 2008 reüssierte er am Haus an der<br />

Dammtorstraße als Alberich im »Rheingold«<br />

und als Jochanaan in »Salome«.<br />

Diogenes Randes (Fafner)<br />

begann seinen künstlerischen<br />

Weg am Theater<br />

Freiburg. Von 2004 bis<br />

2007 war der Brasilianer<br />

Ensemblemitglied des<br />

Aalto-Theaters in Essen.<br />

Er gastierte bei verschiedenen<br />

Theatern und Festivals wie z. B. den<br />

Bayreuther Festspielen in »Parsifal« und den<br />

»Meistersingern« oder an der Mailänder Scala<br />

als Mönch in »Don Carlo«. Mit Beginn der vergangenen<br />

Saison wechselte er in das Ensemble<br />

der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg, wo er mit der Partie<br />

des Jacopo Fiesco in »Simon Boccanegra« startete.<br />

Zu seinen weiteren Partien zählen unter<br />

anderem Sarastro (»Die Zauberflöte«), Banco<br />

(»Macbeth«), Figaro (»Le Nozze di Figaro«),<br />

König Heinrich (»Lohengrin«) und Sparafucile<br />

(»Rigoletto«).<br />

Catherine Foster<br />

(Brünnhilde) wurde in<br />

Nottingham (Großbritannien)<br />

geboren und arbeitete<br />

als Krankenschwester<br />

und Hebamme, bevor sie<br />

sich für die Laufbahn als<br />

Sängerin entschied. Zu<br />

ihren ersten Erfolgen zählen Auftritte als<br />

Königin der Nacht an der Welsh National Opera<br />

und an der English National Opera. Seit 2001<br />

ist Catherine Foster am Weimarer Theater<br />

engagiert, wo sie sich ein umfangreiches Repertoire<br />

erarbeitete. Ihr Debüt als Brünnhilde in<br />

der Weimarer »Ring«-Produktion fand große<br />

überregionale Beachtung. Anfang 2006 trat sie<br />

an der Semperoper Dresden in der Rolle der<br />

Kaiserin in »Frau ohne Schatten« auf, bald darauf<br />

folgte die Elisabeth in Wagners »Tannhäuser«.<br />

In den nächsten Jahren wird sie in Dresden<br />

als Senta im »Fliegenden Holländer« sowie<br />

als Leonore in »Fidelio« zu erleben sein. 2011<br />

gibt sie an der Oper Frankfurt ihren Einstand als<br />

Isolde. Im Frühjahr 2009 sang sie erstmals die<br />

Brünnhilde in der Hamburger »Walküre«.<br />

Journal 2 | 5


OPER PREMIERE<br />

›SIEGFRIED‹<br />

»Junger Ring«<br />

Jede Zeit und jede Generation stellt<br />

ihre eigenen Fragen an Wagners<br />

»Ring des Nibelungen«. Das macht<br />

neben der betörenden Musik den<br />

Rang dieses einzigartigen Werkes<br />

aus, dass es stets neu erschlossen<br />

und interpretiert werden kann.<br />

Im »Siegfried« der Hamburger<br />

Neuproduktion kommt eine junge<br />

Sängergeneration zum Einsatz, die<br />

eigene Nuancen herausarbeitet. Mit<br />

Catherine Foster als Brünnhilde und<br />

Christian Franz als Siegfried stehen zwei herausragende<br />

Interpreten ihrer Rolle im Mittelpunkt.<br />

Mit ihrer Förderung auch der dritten Oper der Tetralogie<br />

unterstreicht die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, wie<br />

sehr sie sich der Entwicklung der Musik- und Opernstadt<br />

Hamburg verpflichtet fühlt. Sie leistet einen Beitrag dazu,<br />

die großartige <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> auf ihrem Weg in<br />

die Zukunft zu begleiten.<br />

Ein umfangreiches Education-Programm, das von der ZEIT-<br />

Stiftung unterstützt wird, ist wichtiger Bestandteil des<br />

Hamburger »Rings«. Die Geschichte des »Siegfried« eignet<br />

sich in besonderer Weise für solche Jugendprojekte: Der<br />

Held befindet sich in der Pubertät, er verliebt sich zum<br />

ersten Mal und lehnt sich gegen sein Elternhaus auf. Die<br />

Oper vermittelt Alltagserfahrungen, die die Lebenswirklichkeit<br />

heutiger Jugendlicher unmittelbar aufgreifen, und enthält<br />

die besten Voraussetzungen dafür, dass junge<br />

Menschen Wagners Musik für sich entdecken und sich dauerhaft<br />

für das Thema Oper begeistern.<br />

Prof. Dr. Michael Göring<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius<br />

Für die Opernstiftung hat der<br />

»Hamburger Ring« doppelte<br />

Bedeutung: Es ist zum einen das<br />

umfangreichste Förderprojekt der<br />

Stiftung seit ihrem Bestehen. In den<br />

Zeitraum zwischen der jetzt mit<br />

Spannung erwarteten »Siegfried«-<br />

Premiere und dem Finale mit der<br />

»Götterdämmerung« im Herbst 2010<br />

fällt aber auch für die Opernstiftung<br />

ein außerordentliches Ereignis. 1960<br />

von Kurt A. Körber, Rolf Liebermann<br />

und Eduard Söring gegründet, feiert die »STIFTUNG ZUR FÖR-<br />

DERUNG DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER« am 10. April<br />

2010 unter der künstlerischen Regie von Simone Young und<br />

John Neumeier ihr 50-jähriges Jubiläum mit einer großen<br />

Opern- und Ballett-Gala in der <strong>Staatsoper</strong>. Grund genug für<br />

das Kuratorium der Opernstiftung, sich auch weiterhin das<br />

große Engagement Hamburger Bürger und Institutionen für<br />

ihr Opernhaus zu wünschen.<br />

Dr. h. c. Hans-Heinrich Bruns<br />

Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

6 | Journal 2<br />

Reise zum »RING«<br />

Begleitend zur Hamburger Neuinszenierung machen wir uns in einer heiß begehrten<br />

Beiprogrammreihe auf die Reise zum »RING«. Internationale Wagner-Experten und<br />

Sängerstars geben Einblicke und Hintergrundinformationen – nicht nur für Wagnerianer.<br />

Nachdem renommierte Gäste wie Nike Wagner, Siegfried Jerusalem, Sven Friedrich, Kurt<br />

Moll und Harald Stamm gewonnen werden konnten, wurde die Reihe zu »Siegfried« mit<br />

Gabriele Schnaut fortgesetzt. Bis Anfang November sind weitere kundige Reiseleiter am Start.<br />

»REISE ZUM RING«: DIE WEITEREN TERMINE<br />

Einführung zu »Siegfried«<br />

mit Wolfgang Willaschek<br />

■ Auch im dritten Teil des »Rings« gibt Wolfgang Willaschek wieder eine spielerische<br />

Einführung zu Motiven und Figuren im »Siegfried«. Der Dramaturg und Buchautor hat<br />

viel Wissen, aber auch einen hohen Unterhaltungswert. Pianist Björn Huestege sekundiert<br />

im Motivdschungel.<br />

»Märchen, Psychoanalyse, Sozialphilosophie und weiß Gott was ...«<br />

Einführung zu »Siegfried«<br />

mit Prof. Wolfgang Willaschek<br />

12. Oktober, 20 Uhr, Opera stabile<br />

Wagner in der Kunst<br />

mit Alexander Meier-Dörzenbach<br />

■ Von Mark Twain stammt der spöttische Ausspruch, Wagners Musik sei besser als sie<br />

klinge. Tatsächlich hat sein kompositorischer Kosmos bunte Welten jenseits der Töne<br />

erzeugt: Stumm, aber farbenfroh leuchten optische Umsetzungen seiner Werke. Von<br />

kitschig flachen Sammelbildchen bis zu hoher, vielschichtiger Kunst inspirierten<br />

Wagnersche Opern wie kein anderes Œuvre. Alexander Meier-Dörzenbach, Operndramaturg<br />

(u.a. von Stefan Herheims Bayreuther »Parsifal«) und Kunsthistoriker, lädt<br />

zur visuellen Spurensuche ein, die die Augen zum Hören und die Ohren zum Sehen motiviert.<br />

Wagners Welten im Kaleidoskop der Kunst. Motive in Musik und Malerei<br />

mit Prof. Dr. Alexander Meier-Dörzenbach<br />

19. Oktober, 20 Uhr, Opera stabile<br />

Wotans Siegfried – Siegfrieds Liebe<br />

mit Udo Bermbach<br />

■ Mit seinen Thesen zum gesellschaftspolitischen Gehalt des »Rings« hat der Politologe<br />

Udo Bermbach Rezeptionsgeschichte geschrieben. Heute ist er als Buchautor (u. a. »Der<br />

Wahn des Gesamtkunstwerks«,»Richard Wagner:Stationen eines unruhigen Lebens«) und<br />

als Mitherausgeber der Zeitschrift »wagnerspectrum« einer der führenden internationalen<br />

Wagner-Experten. Bereits zu den ersten Teilen der Tetralogie hielt er in »Reise zum<br />

RING« spannende Vorträge zum Machtgeflecht der Figuren.<br />

»Solang ich lebe, stand mir ein Alter stets im Wege«. Wotans Siegfried – Siegfrieds Liebe.<br />

mit Prof. Dr. Udo Bermbach<br />

2. November, 20 Uhr, Opera stabile<br />

EDUCATION-PROGRAMM »JUNGER RING«<br />

■ Langzeit-Projekt: Der Leistungskurs Musik (Jahrgang 11/12) des Vincent-Lübeck-<br />

Gymnasiums hat »Siegfried« nicht nur als Abiturthema, sondern beschäftigt sich in einer<br />

zweijährigen Begleitung des Hamburger »Rings« mit der Entstehung dieser Produktion.<br />

Eine Internet-Dokumentation mit Interviews und Probennotaten rundet das Projekt ab.<br />

■ »Siegfried Reloaded«: Das Thema »Helden früher und heute« steht im Mittelpunkt<br />

eines Theaterprojektes des Gymnasiums Alstertal, unseres diesjährigen TuSch-Partner.<br />

Das Ergebnis dieser kreativen Auseinandersetzung wird am 29. Oktober auf einer<br />

Probebühne der <strong>Staatsoper</strong> aufgeführt.<br />

■ Der »Radio-Ring« (in Zusammenarbeit mit NDR Kultur): Workshops mit dem<br />

Komponisten Jörn Arnecke und dem Dramatiker Moritz Rinke sowie eine eigene Radio-<br />

Sendung – das erleben Schüler des Goethe-Gymnasiums Schwerin, des Gymnasiums<br />

Athenaeum Stade sowie des Luisen-Gymnasiums und des Hansa Gymnasiums Hamburg-<br />

Bergedorf (siehe S. 22).


Das Opernrätsel Nr. 2<br />

»Trautes Heim, Glück allein?«<br />

Die Nässe klettert langsam die Hosenbeine hoch, schneidender<br />

Wind fegt durch die Straßen, zerfetzte Regenschirme<br />

enden in roten Mülleimern. Es ist Herbst. Sie erinnern sich jetzt<br />

gerne an den Sommer, träumen gar von Ihrem letzten Urlaub?<br />

Dann zählen Sie wohl nicht zu der Gruppe geröteter Reisender,<br />

die einen Herzkasper oder einen Ehekrach als Souvenir aus<br />

ihrem Urlaubsland mitbrachte! Erholungsbedingte Familientragödien,<br />

Planierraupen, die die angebliche Idylle vor dem<br />

Hotelfenster platt walzen, Kakerlakenplagen auf versifften<br />

Fähren und ranziger Tortellinisalat rühren an den Grundfesten<br />

menschlicher Existenz – und sind damit wie für die Opernbühne<br />

geschaffen. Mit Phantasie gibt es das Musikurlaubsdrama<br />

sogar schon: Ein junges Paar auf Verlobungsfahrt, drei<br />

Sterne inklusive Vollpension, das Mittelmeer glitzert, alles<br />

könnte perfekt sein. Nicht aber in der Oper. Um es kurz zu<br />

machen – nur die Anreise erfolgt gemeinsam. Der angehende<br />

Bräutigam hatte sich das mit dem lebenslangen Bund noch<br />

einmal gründlich überlegt, sich kurzerhand für Individualurlaub<br />

im Elternhaus entschieden und seine Begleiterin ihrem Schicksal<br />

überlassen. Und dieses ist nicht rosig, denn wie ausgedorrt<br />

der Boden der wüsten Insel auch sein mag, tödliche<br />

Langeweile wächst auf ihm schnell. So kann auch die Unterbringung<br />

nicht für Aufmunterung sorgen; in ihrer spartanisch<br />

eingerichteten Butze, von der, leider aber auch in der man<br />

das Wasser sehen kann, hat unsere einsame Reisende viel<br />

Platz für trübe Gedanken. Ein Übriges tut das schrille Animationsprogramm<br />

am Strand. Die Showeinlagen der Reisebegleiterin<br />

und ihres enthemmten Anhangs können ihren immer<br />

neuen Stimmungseinbrüchen nicht wehren. Entnervt erwägt<br />

sie, durch Freitod aus dem Urlaub zu scheiden – was ja angesichts<br />

des sie umgebenden Sumpfes aus Sonne, Suff und Sex<br />

durchaus nachvollziehbar ist. Jetzt allerdings wird es etwas<br />

unrealistisch: Der Librettist erweist sich gnädig und schickt ihr<br />

nicht etwa ein unverbindliches Urlaubsabenteuer, sondern die<br />

große Liebe…<br />

Frage: Welcher neue Mann erlöst unsere »Urlauberin« von<br />

ihrer Einsamkeit?<br />

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 20. November 2009 an<br />

die Redaktion »Journal«, <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong>, Postfach,<br />

20308 Hamburg. Mitarbeiter der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

und ihre Angehörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Das können Sie gewinnen:<br />

1. Preis: Zwei Karten für »Andrea Chénier« am 11. Februar 2010<br />

2. Preis: Zwei Karten für »Death in Venice« am 21. Februar 2010<br />

3. Preis: Zwei Karten für »Don Giovanni« am 13. Februar 2010<br />

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:<br />

Die Königin der Nacht<br />

Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.<br />

GUTE ADRESSEN<br />

RUND UM DIE STAATSOPER<br />

„Pas de deux“<br />

Schmuck von Nana Hellwege + Katrin Hellwege<br />

Hamburg· Colonnaden 25<br />

T 040 - 38 61 04 40


BALLETT WIEDERAUFNAHME<br />

›ENDSTATION SEHNSUCHT‹<br />

fotos: holger badekow Ein<br />

Endstation Sehnsucht<br />

Ballett von John Neumeier<br />

nach Tennessee Williams<br />

Tanz-Drama kehrt zurück<br />

»Für mich«, so John Neumeier, »ist ›Endstation Sehnsucht‹ eines der größten Stücke der amerikanischen Theaterliteratur.<br />

Es fasziniert mich durch das besondere Ambiente und die Problematik der alten Südstaaten«. Das Bühnenwerk von<br />

Tennessee Williams entwickelte sich schnell zu einem der größten Erfolge des amerikanischen Dramatikers und brachte<br />

ihm den begehrten Pulitzer-Preis ein. 1983 schuf John Neumeier seine Version für das Stuttgarter Ballett. Nun steht sie<br />

nach zwanzig Jahren wieder auf dem Spielplan der <strong>Staatsoper</strong>.<br />

■ »Man hat mir gesagt, ich soll eine Straßenbahn<br />

namens ›Sehnsucht‹ nehmen, dann in eine<br />

andere, namens ›Friedhof‹, umsteigen und nach<br />

sechs Querstraßen aussteigen – bei den ›Elysischen<br />

Gefilden‹«, so berichtet Blanche DuBois<br />

ihrer Schwester Stella während ihrer Ankunft in<br />

New Orleans. Blanche musste den Familiensitz<br />

Belle Reve verlassen,als er verloren ging.Nachdem<br />

man ihr nahe gelegt hat, ihre Arbeit als Lehrerin<br />

aufzugeben, sucht sie bei der jüngeren Schwester<br />

Zuflucht. Stella ist mit dem Arbeiter Stanley<br />

Kowalski verheiratet, der von Blanche wegen seiner<br />

Grobheit und Herkunft aus einer polnischen<br />

Einwandererfamilie verachtet wird. »Tausende<br />

und Tausende von Jahren der Entwicklung sind<br />

an ihm vorübergegangen, wirkungslos – ein<br />

Überlebender aus der Steinzeit«, wird sie später<br />

feststellen.Doch auch ihr kultiviertes,leicht affektiertes<br />

und mitunter blasiertes Verhalten reizt<br />

Stanley zu rohem und vulgärem Benehmen, bis<br />

8 | Journal 2<br />

Choreografie, Inszenierung,<br />

Bühnenbild und Kostüme<br />

John Neumeier<br />

Musik<br />

Sergej Prokofjew, Alfred Schnittke<br />

Musik vom Tonträger<br />

Pianist<br />

Richard Hoynes<br />

hin zu brutalen Ausbrüchen. Seine herzlose Kälte<br />

gegenüber Blanche ist aufgeladen mit sexueller<br />

Energie. In den beengten Wohnverhältnissen, die<br />

ein Abbild des sehr dicht bebauten französischen<br />

Viertels geben, kommt es schnell zu Spannungen,<br />

die durch Blanches Unvermögen, Realität und<br />

Illusion voneinander zu trennen, in die Katastrophe<br />

münden. Fließende, sich gegenseitig überblendende<br />

Welten verstellen Blanche den Blick auf<br />

ihre tatsächliche Situation.<br />

Geschildert wird die Geschichte von den Auswirkungen<br />

des Zerfalls einer Familie; der Übergang<br />

einer herrschaftlich geprägten Kultur des<br />

alten Südens hin zu einer wachsenden,durch Einwanderer<br />

geformten industriellen Gesellschaft –<br />

ein Aufscheinen des neuen, heterogenen Amerikas.An<br />

die Stelle des aristokratischen Landsitzes<br />

Belle Reve tritt in Tennessee Williams’Drama eine<br />

Autoteilewerkstatt, aus der Stanley abends ölverschmiert<br />

nach Hause oder gleich in die nächste<br />

Wiederaufnahme<br />

14. November, 19.30 Uhr<br />

Weitere Aufführungen<br />

18. November, 19.30 Uhr<br />

22. November, 15.00 und 19.30 Uhr<br />

Kegelbar geht. Je mehr dieser Gegensatz sichtbar<br />

wird, umso mehr hält Blanche an ihrer Herkunft,<br />

die für sie gleichzeitig Zukunft bedeutet, fest.<br />

John Neumeiers Ballett setzt am Endpunkt des<br />

Dramas an, in der Irrenanstalt. Es erzählt die<br />

Vorgeschichte,BlanchesVorgeschichte und taucht<br />

ein in die fragile,in Auflösung begriffene Welt von<br />

Belle Reve. Blanches Erinnerungen führen sie zu<br />

ihrem Hochzeitstag in dem Sommer,als Stella den<br />

Ort ihrer Heimat verließ. Traditionelle, zur oberen<br />

Mittelklasse gehörende Hochzeitstänze und<br />

Gratulationen bestimmen die Szene. Mitten drin<br />

ein attraktiver,nervös aussehender,einzelner junger<br />

Mann; er küsst Blanches Bräutigam Allan in<br />

dem Moment,als sie durch die Menge kommt.Ein<br />

Schock, ein Schuss, der Blanche für immer von<br />

Allan trennt.Und der erste der Todesfälle auf Belle<br />

Reve. Mit jedem Hinscheiden der Familienmitglieder<br />

stirbt der einstmals so stolze Landsitz ein<br />

bisschen mehr. Blanche kann das Familienanwe-


sen nicht mehr halten und flüchtet sich in schnelle<br />

Bekanntschaften.<br />

Was ist so fesselnd an Blanches Schicksal? John<br />

Neumeier glaubt an das starke Element der Nostalgie:<br />

»Die Unwiederholbarkeit von Ereignissen<br />

aus der Vergangenheit und der Kontrast zum normalen<br />

Verlangen nach der Notwendigkeit eines<br />

Wechsels. Stella und Stanley können es nicht<br />

erwarten,in der Nacht ihre Geräusche zu machen.<br />

Stella hat einen Ersatz gefunden für ihr früheres<br />

Belle-Reve-Leben und ist mehr als zufrieden damit.Nur<br />

Blanche – die Musik in sich trägt,die zerfetzte<br />

Kleidung,die Umgebung,die Vergangenheit<br />

– findet keine gesunde, akzeptable Zukunft und<br />

keinen ›normalen‹ Ersatz für die Vergangenheit«.<br />

Blanche glaubt an Illusionen; um zu überleben,<br />

fesselt sie sich an sie. Gleichzeitig wird sie durch<br />

ihre neue, illusionslose Umgebung in die Zerstörung<br />

getrieben.Aus ihrer Sicht wirkt New Orleans<br />

gefräßig, stinkend, hektisch, habgierig verkommen<br />

durch die Vielzahl der Geräusche, des Lärms<br />

und der Menschen. Das entspricht äußerlich dem<br />

schonungslosen Geschehen, welches zwischen<br />

Blanche und Stanley ausgetragen wird und in der<br />

Vergewaltigungsszene zum Ausbruch kommt.»Es<br />

ist Stanleys Triumph«, so John Neumeier, »ein<br />

sehr brutaler Vorgang. Stanley reißt Blanche mit<br />

Gewalt herunter von ihrem weißen Sockel«.<br />

Nichts ist für Stanley erotischer und erregender als<br />

ihr ›vornehmes‹ Getue. Sex bedeutet für ihn<br />

Vorherrschaft.Alles,was ihn herausfordert,erregt<br />

ihn.Und er missbraucht,wonach Blanche so dringend<br />

greift: ein aus der Tradition des neunzehnten<br />

Jahrhunderts stammendes Bedürfnis nach<br />

Schutz, nach Zuflucht und Hafen.<br />

Mit den Worten von Elia Kazan, der 1951 die<br />

berühmte Verfilmung mit Vivien Leigh und<br />

Marlon Brando realisierte, wird hier »die endgültige<br />

Auflösung einer wertvollen Person vorgeführt,<br />

die früher große Fähigkeiten besaß und die<br />

auch noch in ihrem Untergang einen höheren<br />

Wert hat als die ›gesunden‹, gewöhnlichen Figuren,<br />

die sie umbringen. Blanche ist ein gesellschaftlicher<br />

Typus, ein Symbol für eine sterbende<br />

Zivilisation,die ihren letzten verschnörkelten und<br />

romantischen Abgang hat«.<br />

Alfred Schnittkes Erste Sinfonie, auf die John<br />

Neumeier durch einen Freund aufmerksam gemacht<br />

wurde, reflektiert den New-Orleans-Teil<br />

des Balletts: »Nach dem Hinweis auf Schnittke bat<br />

ich den Verlag, mir alle Musik von Schnittke zu<br />

schicken. Es kamen eine Menge Bänder, und eines<br />

der ersten, das ich hörte, war diese Erste Sinfonie,<br />

und nachdem ich nicht einmal zwei Minuten lang<br />

hineingehört hatte, wusste ich, dass dies endgültig<br />

die Musik für ›Endstation‹ sein musste.« Dabei<br />

handelte es sich um einen Mitschnitt der Uraufführung<br />

in Gorki, dirigiert von Roschdestwenski.<br />

»Es ist unglaublich aufregend«, so schwärmt<br />

John Neumeier noch heute, »dass gerade durch<br />

die Elemente des modernen Jazz und der freien<br />

Improvisationen von Trompeten und Posaunen<br />

ein solch klarer New-Orleans-Sound entstanden<br />

ist,ohne dass irgendjemand je wissen konnte,dass<br />

dieses einmal zu einem New-Orleans-Stück verwendet<br />

werden würde!« Der erste Teil des Balletts<br />

Silvia Azzoni, Carsten Jung<br />

wird zu Sergej Prokofjews »Visions Fugitives«<br />

getanzt – Musik,die eine großbürgerliche,humane<br />

Atmosphäre ausstrahlt. Für John Neumeier<br />

vermittelt sie zudem eine gewisse Traurigkeit, sie<br />

versprüht einen Hauch von Nostalgie, den man<br />

häufig auch in Tschechows Stücken findet. John<br />

Neumeier fügt hinzu: »Auch die bruchstückhaf-<br />

te Art,wie die Stücke komponiert sind,hat mit der<br />

Form meines Balletts viel zu tun: Erinnerungen,<br />

Fragmente. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen,<br />

diesen Prokofjew für den Belle-Reve-Teil zu<br />

benutzen.«<br />

ANDRÉ PODSCHUN<br />

Journal 2 | 9


ZWANZIG JAHRE BALLETTZENTRUM<br />

INTERVIEW<br />

Ein Haus des Tanzes<br />

Christoph Albrecht, der frühere Betriebsdirektor des HAMBURG BALLETT, erinnert sich an den langwierigen Prozess der<br />

Realisierung einer nur für den Tanz bestimmten Heimstätte. Wie aus einer Idee Wirklichkeit wurde und welch unvorhersehbare<br />

Behinderungen sich in den Weg stellten – die Entwicklung eines nicht selbstverständlichen Projekts, welches weltweit<br />

seinesgleichen sucht. Mit Christoph Albrecht sprach André Podschun.<br />

Die Einrichtung des Ballettzentrums im politisch<br />

bewegten Herbst 1989 bedeutete für John<br />

Neumeier die gesicherte Weiterführung seines<br />

Werks in Hamburg. Eine Weichenstellung nicht<br />

nur für die Hansestadt und das Œuvre des gefeierten<br />

Choreografen, sondern auch für das<br />

Ensemble des HAMBURG BALLETT, das seither<br />

einen Ort hat, an dem es konzentriert proben<br />

und arbeiten kann. Auch die von John Neumeier<br />

1978 gegründete Ballettschule musste bald in<br />

zweckmäßige Räume umziehen, wollte sie eine<br />

langfristige Perspektive aufbauen. Im ehemaligen<br />

Bierpalast an der Dammtorstraße eher<br />

provisorisch beherbergt, nutzte sie weiterhin<br />

die beiden Ballettsäle in der <strong>Staatsoper</strong>, was die<br />

Arbeit der Compagnie stark behinderte. Vieles<br />

sprach dafür, die sechs Ausbildungsklassen,<br />

zwei Berufsfachschulklassen und drei Vorschulklassen<br />

in einem Gebäude zusammenzufassen<br />

und dazu ein Internat für vierzig Kinder und<br />

Jugendliche zu planen. Für die Ballettschule<br />

waren geeignete Unterrichtsräume also unabdingbar.<br />

Christoph Albrecht: Ja, aber auch die Compagnie<br />

hatte Probleme. Die Garderobenverhältnisse<br />

in der <strong>Staatsoper</strong> waren katastrophal. Vor<br />

10 | Journal 2<br />

allem fehlte ein dritter Ballettsaal, möglichst so<br />

groß wie die Hauptbühne der <strong>Staatsoper</strong>. Der<br />

begehrliche Blick fiel auf das Grundstück Ecke<br />

Büschstraße/Große Theaterstraße. Hier könnte,<br />

so vermittelten wir damals der Kulturbehörde,<br />

der unbedingt notwendige Ballettsaal gebaut<br />

werden. Der ebenfalls überfällige Chorsaal eventuell<br />

gleich dazu. Und für den Fall, dass irgendwann<br />

einmal das geplante Betriebsgebäude III –<br />

dafür war das Grundstück schließlich reserviert<br />

– wieder spruchreif werden sollte, müsste man<br />

das Provisorium eben wieder abreißen. Dieser<br />

von uns durchaus hintersinnig vorgetragene<br />

Vorschlag wurde empört von der Intendanz der<br />

<strong>Staatsoper</strong> und der Kulturbehörde abgelehnt.<br />

Nichts sei dauerhafter als ein Provisorium.Wenn<br />

erst einmal ein Gebäude für ca.eine Million stehe,<br />

werde das nicht wieder abgerissen. In diesem Fall<br />

sei der Traum vom neuen Betriebsgebäude endgültig<br />

ausgeträumt.<br />

Waren damit nicht zwangsläufig die Weichen<br />

für eine ganz große Lösung gestellt?<br />

Christoph Albrecht: Ja. Da ein dritter Saal im<br />

direkten Umfeld der <strong>Staatsoper</strong> nicht verfügbar<br />

war, musste man eben das Ballett mit seinem<br />

Probenbetrieb aus der Oper herauslösen und mit<br />

der Schule und dem Internat kombinieren. Ein<br />

Ballettzentrum also. Die Compagnie käme nur<br />

noch für Bühnenproben und Vorstellungen in die<br />

Oper. Compagnie und Schule unter einem Dach,<br />

das war es, was John Neumeier von Anfang an im<br />

Sinn hatte. Er ließ sich erläutern, wie dieser Plan<br />

umgesetzt werden könnte, blickte mich milde an,<br />

sagte: »Nun mach mal!« und eilte in einen seiner<br />

beiden viel zu kleinen Ballettsäle, um Gustav<br />

Mahlers »Sechste Sinfonie« zu choreografieren.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Christoph Albrecht: Der neue Raumbedarfsplan<br />

war schnell erarbeitet und versetzte die Sachbearbeiter<br />

in der Kulturbehörde in Entsetzen.Die<br />

Stadt, so hörte ich von den Verantwortlichen,<br />

besäße weder ein entsprechendes Gebäude noch<br />

ein Grundstück von den erforderlichen Ausmaßen.<br />

Ich fragte scheinheilig, was mit den angeblich<br />

nicht mehr benötigten Schulgebäuden<br />

geschehe, von denen man damals so viel las. Das<br />

war es offenbar! Nach einer kurzen Weile wurde<br />

ich in die Schulbehörde bestellt. Dort unterbreitete<br />

man mir gleich vier Projekte. Zwei waren zu<br />

klein, eins war zwar groß genug, aber lag an der


John Neumeier und Christoph Albrecht während des Umbaus<br />

Peripherie der Stadt – zu weit entfernt von der<br />

<strong>Staatsoper</strong>. Das vierte Projekt war die Caspar-<br />

Voght-Schule in Hamm.Bei genauerem Studium<br />

der Grundrisse entdeckte ich in voller Begeisterung,<br />

dass die Turnhalle die gleichen Maße wie<br />

die Hauptbühne der <strong>Staatsoper</strong> aufwies. Die<br />

Herren der Schulbehörde waren außerordentlich<br />

erfreut bei dem Gedanken, dass die von Fritz<br />

Schumacher Ende der zwanziger Jahre gebaute<br />

Schule auch weiterhin einem pädagogischen<br />

Zweck dienen könnte.<br />

Aber noch war Vorsicht geboten. Ein Projekt<br />

von derartiger Größe musste ja schließlich den<br />

Senatsausschuss passieren und vom Senat und<br />

Parlament bewilligt werden.<br />

Christoph Albrecht: Das war nicht einfach.<br />

Am 1. März 1985 wurde das Projekt vom Senat<br />

abgelehnt, am 2. Mai ein weiteres Mal. Das fiel<br />

genau in die Zeit, als man über den Vertrag von<br />

John Neumeier neu verhandelte. Zudem steckte<br />

er mitten in den Vorbereitungen der 11. Hamburger-Ballett<br />

Tage mit der Uraufführung eines<br />

neuen Shakespeare-Balletts: »Wie es Euch gefällt«.<br />

Neumeier wollte sich darauf konzentrieren<br />

und bis zur Premiere nichts mehr von den<br />

Querelen um seinen Vertrag hören. Es gab einen<br />

Menschen,der unbeirrt vom guten Ausgang überzeugt<br />

war: Kultursenatorin Helga Schuchardt.Das<br />

darf man auch jetzt, fast ein Vierteljahrhundert<br />

später nicht vergessen! Ohne Helga Schuchardt<br />

mit ihrer Beharrlichkeit gäbe es das Ballettzentrum<br />

nicht! Im dritten Anlauf setzte sie das Projekt<br />

durch und der Senat stimmte zu.<br />

Und doch dauerte es noch gute vier Jahre<br />

bis zur Eröffnung des Ballettzentrums.<br />

Christoph Albrecht: In der folgenden Bürgerschaftswahl<br />

verlor die SPD ihre absolute Mehrheit.<br />

So begann die Zitterpartie für das Ballett<br />

erneut. Erst in letzter Minute fand sich eine<br />

Mehrheit aus CDU und SPD, die das vom Senat<br />

vorgeschlagene Ballett-Projekt nun auch im Parlament<br />

verabschiedete. Damit war der für Januar<br />

1987 vorgesehene Baubeginn gerettet.<br />

Wie verlief die Eröffnung des Ballettzentrums<br />

am 23. September 1989?<br />

Christoph Albrecht: Ich kann mich noch gut<br />

an diese für uns alle intensiven Tage erinnern.Am<br />

Abend vor der offiziellen Einweihung hängten<br />

der Fotograf und der Hausmeister die letzten<br />

Bilder im Treppenhaus auf. Nach einem gezielten<br />

Schlag mit dem Hammer, um einen Bilderhaken<br />

zu befestigen, standen beide im Dunkeln<br />

– sie hatten nicht nur den Nagel auf den Kopf<br />

getroffen, sondern auch die Stromleitung. Es war<br />

Freitagabend! Hektische, fast hysterische Suche<br />

nach einem Helfer, die schließlich zum Erfolg<br />

führte. Der für die Stromversorgung zuständige<br />

Ingenieur kam höchstpersönlich und so konnte<br />

das Ballettzentrum, wie vorgesehen, am 23. September<br />

offiziell eingeweiht werden. Bevor die anderen<br />

Gäste eintrafen,führte John Neumeier Else<br />

und Hermann Schnabel durch das Gebäude und<br />

blieb, welche Macht des Augenblicks, mit ihnen<br />

im Aufzug stecken – wenn auch nur für wenige<br />

Minuten. Man muss wissen: Generalkonsul Hermann<br />

Schnabel, Kuratoriumsmitglied der Stiftung<br />

zur Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong>,<br />

hatte in einem kritischen Moment die noch<br />

ausstehende Summe von 1,5 Millionen DM gestiftet<br />

und damit Bau und Ausstattung des Hauses<br />

im letzten Moment ermöglicht. Beim Festakt im<br />

Petipa-Studio wurde eine kleine Aufführung der<br />

Ballettschule und der Compagnie gezeigt, es gab<br />

Ansprachen und Grußadressen. Als bei der Polonaise<br />

die Schüler und Mitglieder des HAMBURG<br />

BALLETT vorbei defilierten, waren wir alle tief<br />

gerührt.<br />

Am folgenden Tag fand eine Ballettmatinee<br />

auf der Bühne der <strong>Staatsoper</strong> statt. Kinder und<br />

junge Tänzer vom Waganowa-Institut aus dem<br />

damaligen Leningrad, der Heinz-Bosl-Stiftung<br />

aus München, der Königlich Dänischen Ballettschule<br />

aus Kopenhagen, der Staatlichen Ballettschule<br />

aus Ost-Berlin,der Royal Ballet School aus<br />

London, der School of American Ballet aus New<br />

York und der École du ballet de l’Opéra de Paris<br />

traten gemeinsam mit den Schülern unserer Ballettschule<br />

auf und feierten die Welt des Tanzes,die<br />

eine weitere Heimstätte hinzugewonnen hatte.<br />

fotos: holger badekow<br />

Journal 2 | 11


BALLETT REPERTOIRE<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

■ Die Vorstellung der »Kleinen Meerjungfrau«<br />

am 4.November bedeutet das vorläufige Ende der<br />

umjubelten Produktion in Hamburg. »Die kleine<br />

Meerjungfrau« verabschiedet sich vorerst aus<br />

der Hansestadt und geht auf Reise, um aus den<br />

Fluten des Pazifik in einer anderen Hafenstadt<br />

wieder aufzutauchen: Ab März 2010 wird das<br />

Märchenballett von John Neumeier für zwei<br />

Jahre in San Francisco zu sehen sein, getanzt von<br />

dem Ensemble des San Francisco Ballet. Die<br />

Botschaft des Märchens von Hans Christian Andersen<br />

ist universell,ganz gleich,ob sie in Kopenhagen,<br />

Hamburg oder im äußersten Westen<br />

Amerikas vernommen wird. In John Neumeiers<br />

Version trägt die kleine Meerjungfrau unverkennbare<br />

Züge des dänischen Dichters. In sie legt<br />

er seine Seele wie in einen Spiegel, der ihm sein<br />

Schicksal vor Augen führt. Denn beide Gestalten,<br />

Schöpfer und Geschöpf, bewegen sich zwischen<br />

den Welten, getrieben allein durch ihre Sehnsucht<br />

und die Suche nach Erfüllung. Dafür ist die<br />

Meerjungfrau bereit, den Grund des Meeres zu<br />

verlassen – ein schwereloser, verwunschener,<br />

geradezu vollkommener Ort, der ihr Heimat und<br />

Vertrautheit ist. Doch liebt sie den Prinzen und<br />

nimmt alle Qualen auf sich, um von ihm geliebt<br />

zu werden. Der Prinz aber heiratet eine andere.<br />

Schmerzhaft durchlebt die Meerjungfrau die<br />

Auswirkungen einer ungleichen Liebe, der selbst<br />

durch Verwandlungen nicht beizukommen ist.<br />

Die Erfahrungen der Fremde lassen die kleine<br />

Meerjungfrau an ihren Hoffnungen zerbrechen:<br />

Am Boden liegend wird sie von ihrem Schöpfer<br />

in eine andere Welt geführt – befreit von den<br />

Enttäuschungen und Verletzungen der Liebe.<br />

fotos: holger badekow<br />

12 | Journal 2<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

Ballett von John Neumeier<br />

Choreografie John Neumeier<br />

Musik Lera Auerbach<br />

27., 28. Oktober, 19.30 Uhr<br />

4. November, 19.30 Uhr


Unsere neuen Solistinnen<br />

Lucia Solari, Patricia Tichy und Mariana Zanotto<br />

■ Die Italienerin Lucia Solari wurde in Montevideo<br />

in Uruguay geboren und erhielt ihre Tanzausbildung<br />

in Arezzo, an der Brenda Hamlyn<br />

Ballet School in Florenz sowie an der Ballettschule<br />

des Hamburg Ballett.2001 wurde sie an die<br />

Deutsche Oper am Rhein engagiert. 2005 wechselte<br />

sie zum Hamburg Ballett. Sie erhielt das<br />

Stipendium der Piero Ambrosoli Stiftung. 1998<br />

wurde ihr der Premio Danza & Danza (Porselli-<br />

Preis) als beste italienische Nachwuchstänzerin<br />

verliehen. In der Spielzeit 08/09 war sie als Effie<br />

in Pierre Lacottes »La Sylphide« zu sehen und<br />

tanzte Soli in John Neumeiers »Verklungene<br />

Feste«, in »Smaragde« aus George Balanchines<br />

»Jewels« sowie im Rahmen der Jungen Choreografen<br />

in Stefano Palmigianos Kreation »Reflet«.<br />

Patricia Tichy stammt aus Wien, wo sie an der<br />

Ballettschule der Wiener <strong>Staatsoper</strong> studierte.<br />

1997 wurde sie in das Ensemble der Wiener<br />

<strong>Staatsoper</strong> übernommen und kam 2006 zum<br />

Hamburg Ballett. Sie gastierte in München beim<br />

Bayerischen Staatsballett. In Hamburg war sie<br />

jüngst als Pflegerin in John Neumeiers »Le<br />

Pavillon d’Armide« zu sehen. Zudem tanzte sie<br />

Soli in »Verklungene Feste«, die Schöne von Granada<br />

in »Der Nussknacker«, Bianca in »Othello«,<br />

Potiphars Weib in »Josephs Legende« und den<br />

Star der Revue in »Die Möwe«, allesamt Ballette<br />

von John Neumeier.Außerdem trat Patricia Tichy<br />

bei den Jungen Choreografen auf Kampnagel in<br />

»Let’s Keep it Black« von Orkan Dann und in »A<br />

Foreign Sound« von Thiago Bordin auf.<br />

BALLETT NEWS<br />

Nach der »Nijinsky«-Gala am 12. Juli – noch ganz im Rausch des Schlussapplauses, als das Konfetti reichlich vom Schnürboden<br />

herabgeregnet war und hinter geschlossenem Vorhang zentimeterdick die Bretter der <strong>Staatsoper</strong> bedeckte – gab<br />

John Neumeier auf der Bühne die personellen Veränderungen in der Compagnie bekannt. Er folgte damit einer Tradition, die<br />

das Ende einer erfolgreichen Spielzeit ebenso würdigt wie vorab auf die nächste, nicht weniger aufregende Saison blickt.<br />

Drei Gruppentänzerinnen der vergangenen Spielzeit wurden zu Solistinnen ernannt: Lucia Solari, Patricia Tichy und Mariana<br />

Zanotto. Im Taumel des Ballets-Russes-Gedenkens, unter dem die diesjährige »Nijinsky«-Gala stand, sicherlich ein besonders<br />

schöner Moment für die drei Tänzerinnen, die schon seit mehreren Jahren zu den tragenden Säulen des Ensembles<br />

gehören. Wir gratulieren!<br />

Mariana Zanotto wurde in Itápolis in Brasilien<br />

geboren und erhielt ihre Tanzausbildung an der<br />

Escola Artistico Cultural Pirassununga,São Paulo<br />

(Diplom der Royal Academy of Dancing), an den<br />

Ballettschulen der Wiener <strong>Staatsoper</strong> und des<br />

Hamburg Ballett. Nach einem Engagement beim<br />

Ballet des Jeunes d’Europe wechselte sie 2001 wieder<br />

an die Elbe. Hier zählen u.a. die Marie und der<br />

chinesische Vogel in »Der Nussknacker«,ein Mädchen<br />

(Chloë) in »Daphnis und Chloë« sowie das<br />

Fräulein,das nie lacht in »Parzival – Episoden und<br />

Echo« zu ihrem Repertoire. Im Rahmen der Jungen<br />

Choreografen kreierte Miljana Vračarić »The<br />

Rain« für sie.Darüber hinaus übernahm sie solistische<br />

Parts in »Winterreise«, »Verklungene Feste«,<br />

»La Bayadère« und in »Smaragde« aus »Jewels«.<br />

Journal 2 | 13


OPER REPERTOIRE<br />

›CAVALLERIA RUSTICANA‹ ›I PAGLIACCI‹<br />

Wie viel wahres Leben braucht die Kunst?<br />

Wie viel Wirklichkeit verträgt sie?<br />

14 | Journal 2<br />

»Der Autor will euch ein Stück Leben zeigen.<br />

Sein Grundsatz heißt: Der Künstler ist ein<br />

Mensch und soll für Menschen schreiben. Aus<br />

dem wahren Leben hat er seinen Stoff<br />

geholt. … Statt unserer armen Narrenkleider<br />

schaut lieber unsere Seelen an, wir sind aus<br />

Fleisch und Blut wie ihr, Menschen, die mit<br />

euch die Luft auf der verwaisten Erde atmen«<br />

»I PAGLIACCI«, AUS DEM PROLOG DES TONIO


Im Prolog der Oper »I Pagliacci« erklärt Tonio dem Publikum, dass die Realität der einzige<br />

Ausgangspunkt für die Kunst des Dichters ist, und skizziert damit das zentrale Thema des<br />

Verismo: »Der Autor will euch ein Stück Leben zeigen.« Annedore Cordes stellte drei Protagonisten<br />

der Wiederaufnahme des veristischen Doppels »Cavalleria rusticana«/»I Pagliacci«<br />

Andrzej Dobber, Franco Farina und Hellen Kwon die Frage: Wie viel wahres Leben<br />

braucht die Kunst? Wie viel Wirklichkeit verträgt sie?<br />

»Kunst kann soviel Wirklichkeit vertragen wie der<br />

Mensch, der sie sieht oder hört.«<br />

Pietro Mascagni<br />

Cavalleria rusticana zusammen mit »I Pagliacci«<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Michael Güttler<br />

INSZENIERUNG Gian-Carlo del Monaco BÜHNENBILD<br />

UND KOSTÜME Michael Scott CHOR Florian Csizmadia<br />

SPIELLEITUNG Anja Krietsch<br />

Santuzza Marianne Cornetti • Turiddu Franco Farina<br />

Alfio Andrzej Dobber • Lucia Renate Spingler<br />

Lola Cristina Damian<br />

Beide Opern unterstützt durch die Stiftung zur<br />

Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

Aufführungen<br />

6.,10., 17., 20. November 2009 um 19.30 Uhr<br />

Rollendebüts: Cristina Damian (Lola), Jun-Sang Han (Beppo), Viktor Rud (Silvio)<br />

ANDRZEJ DOBBER (Tonio/Taddeo)<br />

Jede Art von Kunst, die Gefühle ansprechen soll,<br />

muss aus dem wirklichen Leben schöpfen, denn<br />

Gefühle sind untrennbar mit dem Leben verbunden.<br />

Es gibt natürlich auch abstrakte Kunst,<br />

in der es um rein ästhetische Fragen geht, die<br />

empfinde ich aber als leblos.<br />

Der Verismo hat extrem viel mit Gefühlen zu<br />

tun.Um diese Art von Kunst auf der Opernbühne<br />

an die Menschen weiterzugeben,brauche ich persönlich<br />

meine Lebenserfahrungen, meine Erinnerungen<br />

– die schönen, aber auch die traurigen<br />

–, meine Ängste und meine Tränen, die ich geweint<br />

habe, meinen Hass, den ich manchmal<br />

empfunden habe, aber auch meine Liebe und<br />

meine Unsicherheit.<br />

Kunst kann soviel Wirklichkeit vertragen wie<br />

der Mensch, der sie sieht oder hört. Es gibt keine<br />

Grenze.<br />

Ruggero Leoncavallo<br />

I Pagliacci zusammen mit »Cavalleria rusticana«<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Michael Güttler<br />

INSZENIERUNG Gian-Carlo del Monaco BÜHNENBILD<br />

UND KOSTÜME Michael Scott CHOR Florian Csizmadia<br />

SPIELLEITUNG Anja Krietsch<br />

Canio Franco Farina · Nedda Hellen Kwon ·<br />

Tonio/Taddeo Andrzej Dobber · Beppo/Harlekin<br />

Jun-Sang Han · Silvio Viktor Rud/George Petean<br />

(17., 20. Nov.) · Due Contadini Peter Veit · Steven<br />

Dorn Gifford/Mariusz Koler<br />

Aufführungen<br />

6.,10., 17., 20. November 2009 um 19.30 Uhr<br />

Journal 2 | 15


OPER REPERTOIRE<br />

›TOSCA‹ ›L’ELISIR D’AMORE‹ ›UN BALLO IN MASCHERA‹ ›LA TRAVIATA‹<br />

»Wirklich und wahr bedeutet nicht immer dasselbe.«<br />

FRANCO FARINA (Canio)<br />

Wirklich und wahr bedeutet nicht immer dasselbe:<br />

Nachempfundene Emotion sollte den Schauspieler<br />

nicht völlig berühren; vergiss nie, dass du<br />

ein Schauspieler bist.<br />

KONSTANTIN STANISLAWSKI<br />

Schauspieler brauchen keinen fremden Charakter<br />

anzunehmen. Ihr Charakter liegt in der<br />

Handlung und in den Worten. Die besten Schau-<br />

Hamburger Rollendebüts im italienischen Repertoire: v. l. n. r.:<br />

Miroslav Dvorsky (Cavaradossi in »Tosca«), Sergei Leiferkus<br />

(Scarpia in »Tosca«), Thomas J. Mayer (Scarpia in »Tosca«),<br />

Angela Brown (Amelia in »Un Ballo in Maschera«), Vladimir<br />

Stoyanov (Georgio Germont in »La Traviata«) Marianne<br />

Cornetti (Santuzza in »Cavalleria rusticana«)<br />

16 | Journal 2<br />

spieler, wie beispielsweise Jimmy Stewart und<br />

Anna Magnani, behaupten nicht, ein Charakter<br />

zu sein; sie sprechen Worte und lassen die<br />

Geschichte selbst erzählen.<br />

DAVID MAMET<br />

Alles auf der Bühne ist unwirklich. Arbeite lieber<br />

mit Stilgefühl, um das Besondere eines<br />

Stückes auszudrücken, als nach einer oberflächlichen<br />

Wirklichkeit zu streben.Jedes Genre erfordert<br />

seine eigene und genaue Erfahrung.<br />

MICHAEL TSCHECHOW<br />

Schauspieler würden zu neurotischen Wracks<br />

verkommen, wenn sie versuchen würden, das zu<br />

leben, was nur gestaltet werden soll.<br />

LEE STRASBERG<br />

O es ärgert mich in der Seele, wenn solch ein<br />

handfester, haarbuschiger Geselle eine Leidenschaft<br />

in Fetzen, in rechte Lumpen zerreißt, um<br />

den Gründlingen im Parterre in die Ohren zu<br />

donnern, die meistens von nichts wissen als verworrnen,<br />

stummen Pantomimen und Lärm. Ich<br />

möchte solch einen Kerl für sein Bramarbasieren<br />

prügeln lassen; er herodisiert noch über den<br />

Giacomo Puccini<br />

Tosca<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Stefan Lano INSZENIERUNG<br />

Robert Carsen BÜHNENBILD UND KOSTÜME Anthony<br />

Ward LICHT Davy Cunningham CHOR Christian<br />

Günther HAMBURGER ALSTERSPATZEN Jürgen Luhn<br />

SPIELLEITUNG Heiko Hentschel<br />

Floria Tosca Paoletta Marrocu · Mario Cavaradossi<br />

Miroslav Dvorsky · Scarpia Thomas J. Mayer/Sergei<br />

Leiferkus (21. Okt.)·Angelotti Kyung-Il Ko ·<br />

Il Sagrestano Tigran Martirossian · Spoletta Dovlet<br />

Nurgeldiyev · Sciarrone Dong-Hwan Lee ·<br />

Un Carceriere Rainer Böddeker/Jürgen Stahl ·<br />

Un Pastore Maria Markina<br />

Aufführungen<br />

14., 17., 21. Oktober 2009 um 19.30 Uhr<br />

Herodes. … Passt die Gebärde dem Wort, das<br />

Wort der Gebärde an …<br />

WILLIAM SHAKESPEARE, Hamlets Ansprache an<br />

die Schauspieler<br />

Man versuche nicht, höher zu scheißen als der<br />

eigene Arsch.<br />

LUDWIG WITTGENSTEIN<br />

Dieses sind meine Lieblingszitate von einigen<br />

der größten Schauspiellehrer und Autoren der<br />

Vergangenheit. Ich bin natürlich nicht sicher, ob<br />

Wittgenstein nur ans Schauspielen dachte mit<br />

seinem Ratschlag … aber ich denke, es passt sehr<br />

gut.<br />

Wie »echt« ist der Verismo? Bei der Gelegenheit:Wie<br />

»echt« sind »Reality Shows« oder die<br />

TV-Nachrichten? »Die Kamera lügt nicht«, lautete<br />

eine alte Maxime. Tatsächlich aber lügt sie<br />

ständig. Ist die »Wahrheit« in der Kunst überhaupt<br />

wichtig? Mit dieser interessanten Frage<br />

sind Schauspieler seit jeher konfrontiert worden.<br />

Doch denke ich, dass diese Gedanken jenseits<br />

Ihrer Fragestellung liegen – und jenseits meiner<br />

Fähigkeiten,darauf zu antworten! Es ist vielleicht<br />

besser einzudringen in den Unterschied zwischen<br />

Gaetano Donizetti<br />

L’Elisir d’Amore<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Alexander Soddy<br />

INSZENIERUNG UND BÜHNENBILD nach Jean-Pierre<br />

Ponnelle KOSTÜME Pet Halmen CHOR Florian<br />

Csizmadia SPIELLEITUNG Nicola Panzer<br />

Adina Kari Postma · Nemorino Jun-Sang Han ·<br />

Belcore Lauri Vasar · Dulcamara Tigran Martirossian<br />

Gianetta Trine W. Lund · Un Servitore di Dulcamara<br />

Bernd Brüning<br />

Aufführungen<br />

8., 11., 16. Oktober 2009 um 19.30 Uhr


dem Verismo als Stil und der Technik des<br />

Singschauspielers,diesen Stil dem Publikum vorzuführen.<br />

Verismo bedeutet »echt, wirklich«, und so<br />

versuchen Librettisten und Komponisten veristische<br />

Werke als eine Art von Wirklichkeit auf die<br />

Bühne zu bringen. Ausgedient haben die Könige<br />

und die Königinnen und die mythischen Wagner-Charaktere.<br />

Jetzt wollten sie »echte« Charaktere<br />

auf der Bühne zeigen, die auf dem wahren<br />

Leben basieren. Die Situationen sind deshalb<br />

häufig schäbig, brutal und leidenschaftlich. Ich<br />

denke, dass in heutiger Zeit ein Filmregisseur wie<br />

Quentin Tarantino seine Wurzeln im Verismo<br />

hat.Von ihm würde ich gerne einmal die »Tosca«<br />

sehen. Wenn Sie mich aber fragten: »Ist Verismo<br />

echt?«, dann würde ich »Nicht wirklich« antworten.<br />

Wer läuft im wirklichen Leben herum und<br />

wird täglich gefoltert oder erstochen? Sie wachen<br />

nicht jeden Tag auf und beschließen, Ihre Freundin<br />

oder deren neuen Liebhaber zu töten.Gewiss,<br />

diese Dinge passieren wirklichen Menschen, aber<br />

das ist nicht die alltägliche Realität.Trotzdem passen<br />

diese sehr dramatischen Situationen zu einem<br />

bestimmten Stil auf der Bühne.<br />

Eine große Gefahr für den Sänger besteht<br />

darin, die intensiven und leidenschaftlichen<br />

Erfordernisse dieses Stils zu verwechseln mit der<br />

Giuseppe Verdi<br />

Un Ballo in Maschera<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Karen Kamensek<br />

INSZENIERUNG Alexander Schulin BÜHNENBILD<br />

Richard Peduzzi KOSTÜME Moidele Bickel LICHT<br />

Heinrich Brunke CHOR Florian Csizmadia<br />

SPIELLEITUNG Alexa Zeggaï<br />

Gustavo III Zvetan Michailov (9. Okt.)/ Massimiliano<br />

Pisapia · Il Conte Anckarström (Renato)<br />

Carlos Almaguer (9. Okt.)/George Petean · Amelia<br />

Angela Marambio (9.Okt.)/Angela Brown · Ulrica<br />

Susanne Resmark · Oscar Katerina Tretyakova ·<br />

Christiano Dong-Hwan Lee · Il Conte di Ribbing<br />

Kyung-Il Ko/Tigran Martirossian · Il Conte di Horn<br />

Hee-Saup Yoon · Un Giudice Dovlet Nurgeldiyev/<br />

Ziad Nehme<br />

Aufführungen<br />

9., 31. Oktober; 3. November 2009<br />

um 19.30 Uhr<br />

Technik, die man benötigt, um ihn darzustellen.<br />

Viele junge Sänger meinen, es reiche, einfach<br />

drauflos zu gehen: Schmeiß dich auf das Material<br />

mit soviel Hingabe und Energie wie möglich.<br />

Wenn man die vorangestellten Ermahnungen<br />

liest, sieht man aber, dass das ganz allgemein eine<br />

schlechte Idee ist. Wenn man sich von seinen<br />

Gefühlen übermannen lässt durch zuviel Einsatz<br />

und Intensität, bleibt man als Schauspieler beschränkt.<br />

Denn nur das Publikum muss den<br />

Augenblick und die Geschichte durchleben. Es<br />

ist nicht das eigene, persönliche Erlebnis des<br />

Schauspielers oder Sängers.<br />

Selbstverständlich spielt die eigene Erfahrung<br />

eine Rolle, wenn man eine Figur gestaltet.<br />

Trotzdem darf man nicht glauben, dass man<br />

jeden Augenblick in der Überzeugung leben<br />

muss, das Dargestellte passiere tatsächlich. Ich<br />

komme zurück auf Ihr Beispiel: Wir müssen uns<br />

Tonio als eine Figur in der Oper vorstellen. Ist<br />

seine Ansprache im Prolog eine philosophische<br />

Aussage oder bereitet er das Publikum auf das<br />

vor, was dann passiert? Es könnte beides sein.Auf<br />

jeden Fall nimmt sie die Idee des »Spiels im Spiel«<br />

am Ende der Oper vorweg. Tonio tritt vor Beginn<br />

der Oper vor den Vorhang und spricht das<br />

Publikum an, genauso wie am Ende das »wirkliche«<br />

Leben in das Spiel eindringt. Da ist meine<br />

Frage: Muss der Sänger, der den Tonio spielt,<br />

Giuseppe Verdi<br />

La Traviata<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Luciano di Martino INSZE-<br />

NIERUNG Folke Abenius BÜHNENBILD Toni Businger<br />

KOSTÜME Hans-Günter Willerscheidt CHOR Florian<br />

Csizmadia SPIELLEITUNG Alexa Zeggaï/Petra Müller<br />

Violetta Valéry Marina Rebeka (7., 10. Okt.)/Ha<br />

Young Lee · Flora Bervoix Renate Spingler/Deborah<br />

Humble/Maria Markina · Annina Katja Pieweck ·<br />

Alfredo Germont Ismael Jordi (7., 10. Okt.)/<br />

Wookyung Kim (24. Okt.)/Dario Schmunck · Giorgio<br />

Germont Aris Argiris (7., 10. Okt.)/Vladimir Stoyanov<br />

(24. Okt.)/George Petean · Gastone Dovlet Nurgeldiyev<br />

· Il Barone Douphol Moritz Gogg/Dieter<br />

Schweikart · Il Marquese d’Obigny Kyung-Il Ko · Il<br />

Dottore Grenvil Wilhelm Schwinghammer/Hee-Saup<br />

Yoon/Tigran Martirossian · Giuseppe Ziad Nehme · Un<br />

Domestico di Flora Steven Dorn Gifford/Mariusz Koler<br />

· Un Commissionario Peter Veit/Gabor Nagy<br />

Aufführungen<br />

7., 10., 24. Oktober; 28. November 2009 um 19.30 Uhr<br />

WAGNERSRING<br />

Siegfried<br />

Genusswelten &Lifestyle …<br />

... immer ein bisschen anders, immer ein bisschen<br />

besser - außergewöhnliche Inspirationen und<br />

Konzepte sind das Herz unserer Ideen. Kunst und<br />

Genuss: Die Oper, die Philharmonie und das Ballett<br />

der Weltklasse bilden mit unserer Art von<br />

Gastronomie eine Symbiose.<br />

Feinste Arrangements rund um die Oper …<br />

… anlässlich der Premiere zum dritten Teil<br />

des Rings der Nibelungen, dem „Siegfried“ am<br />

18.10. 2009 und zu allen „Siegfried“ –<br />

Aufführungen im Oktober und November<br />

servieren wir in der Stifter Lounge<br />

In der Einlassphase<br />

Kleine raffinierte Vorspeisenkreationen<br />

und alte Deutsche Rezepte<br />

als Fingerfood neu interpretiert<br />

In der ersten Pause<br />

Gegrilltes Filet vom Weideochsen<br />

auf Cranberry-Barolo Sauce mit Akazienhonig<br />

karamellisierten Esskastanien und Kürbis-Gnocchi<br />

oder<br />

Gebratenes Bodensee-Egli Filet auf Mangold<br />

Kartoffel Gratin mit zweierlei Fumet<br />

von Zitrusfrüchten und Thymian<br />

In der zweiten Pause<br />

Mousse von Mokka und dunkler Schokolade<br />

auf karamellisierten Mandeln-Dacquoise<br />

mit einem Salat von zweierlei Orangen<br />

und Mojito und den Farben der Saison<br />

… dazu servieren wir Riesling Sekt, Bier und<br />

alkoholfreie Getränke und als Besonderheit<br />

nur zu den Wagner Tagen<br />

Château Gencelle<br />

2005er Bordeaux<br />

Mineralisch-lang, stoffig, mit schöner Tiefe,<br />

er besticht durch eine unverwechselbare Lebendigkeit<br />

2007er Riesling Sekt<br />

Endlich ist der große Jahrgang in einer Flasche gebannt:<br />

Unglaublich betörende, fruchtige Nase, sehr frisch,<br />

€ 34.50<br />

inkl. aller Getränke<br />

außer Champagner<br />

Details & Reservierungen<br />

Godi l'arte<br />

c/o <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong><br />

Kleine Theaterstraße 25<br />

20354 Hamburg<br />

Tel 040/ 35019658


OPER REPERTOIRE<br />

›DIE ZAUBERFLÖTE‹ ›DER FREISCHÜTZ‹ ›DIE LUSTIGE WITWE‹<br />

tatsächlich glauben, was er sagt? Meine Antwort:<br />

Nur in dem Moment, wenn er Tonio verkörpert.<br />

Außerhalb der Bühne kann er ein Bariton-Macho<br />

sein mit ganz anderen Anliegen, und das ist häufig<br />

der Fall.<br />

Wenn man sich nicht völlig identifiziert mit<br />

der gerade stattfindenden Handlung, ist man<br />

Franco Farina als Otello<br />

Hamburger Rollendebüts<br />

im »Freischütz«:<br />

Torsten Kerl (Max),<br />

James Johnson (Caspar)<br />

18 | Journal 2<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Die Zauberflöte<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Alexander Soddy INSZENIERUNG, BÜHNEN-<br />

BILD UND KOSTÜME Achim Freyer CHOR Florian Csizmadia SPIELLEI-<br />

TUNG Wolfgang Bücker<br />

Sarastro Wilhelm Schwinghammer· Tamino Benjamin Hulett ·<br />

Pamina Vida Mikneviciute · Sprecher Jan Buchwald · Priester Jun-<br />

Sang Han · Königin der Nacht Ekaterina Michailova · Drei Damen<br />

Katja Pieweck/Gabriele Rossmanith · Cristina Damian/Renate<br />

Spingler · Ann-Beth Solvang/ Deborah Humble · Papageno Lauri<br />

Vasar · Papagena Trine W. Lund/Katerina Tretyakova · Monostatos<br />

Ziad Nehme · Zwei Geharnischte Jürgen Sacher · Hee-Saup Yoon ·<br />

Drei Knaben Solisten des Tölzer Knabenchores<br />

Aufführung<br />

12., 29. November 2009 um 19.00 Uhr<br />

Papageno-Debüt: Lauri Vasar<br />

auch frei genug,gefühlsmäßig so verwundbar wie<br />

nur möglich zu sein. Das fühlt sich tatsächlich<br />

großartig an! Was für ein Spaß kann es sein, als<br />

Otello Desdemona mit seinen eigenen Händen<br />

zu erwürgen! Als Cavaradossi in das Erschießungskommando<br />

zu starren! Ich habe Dutzende<br />

von Sopranistinnen, Mezzos und Baritonen ermordet<br />

und fühlte nie auch nur einen Augenblick<br />

der Schuld! Besonders bei einigen von denen …<br />

aber das ist eine andere Geschichte.Sie verstehen,<br />

dass in allem auch etwas Spaß stecken sollte?<br />

Wenn Kinder spielen, dann tun sie so als ob. Es<br />

ist möglich,den »Spaß« auch in den schwärzesten<br />

Situationen zu finden. Ob König, eine mystische<br />

Kreatur oder ein lebensverachtender Mörder –<br />

es muss einfach Spaß machen, diese Figuren vor<br />

dem Publikum lebendig werden zu lassen.<br />

Letztendlich – es ist Spiel … e poi … la commedia<br />

è finita!<br />

Man muss sich also seine eigene Wirklichkeit<br />

schaffen … aber nicht so echt,dass man den Spaß<br />

und die Kreativität dabei verliert. Man sollte in<br />

den Grenzen des Spiels oder der Oper und seiner<br />

Figur bleiben. Offen sein für die anderen<br />

Akteure und ihr Handeln. Sich entspannen und<br />

gleichzeitig völlig konzentriert sein. Lass die<br />

Leidenschaft in dir hochkommen. Aber lass sie<br />

dich nicht beherrschen. Außerdem: Versuche<br />

nicht, höher zu scheißen als der eigene Arsch.<br />

»Als ob ein zweites Ich<br />

neben mir stünde«<br />

HELLEN KWON (Nedda)<br />

Eines Tages fing mein Sohn wie aus heiterem<br />

Himmel bitterlich an zu weinen. Ich war erschrocken<br />

und fragte besorgt, ob es ihm irgendwo<br />

weh tue oder etwas Schlimmes passiert sei.Als<br />

ich ihn dann trösten wollte, hörte er plötzlich auf<br />

Carl Maria von Weber<br />

Der Freischütz<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Lawrence Foster INSZENIE-<br />

RUNG Peter Konwitschny BÜHNENBILD UND KOSTÜME<br />

Gabriele Körbl LICHT Hans Toelstede CHOR Florian<br />

Csizmadia SPIELLEITUNG Petra Müller<br />

Ottokar Moritz Gogg · Cuno Dieter Schweikart ·<br />

Agathe: Danielle Halbwachs · Ännchen: Trine W.<br />

Lund · Caspar James Johnson · Max Torsten Kerl ·<br />

Ein Eremit Wilhelm Schwinghammer · Kilian Kyung-<br />

Il Ko · Samiel Frieder Stricker · Vier Brautjungfern<br />

Birgit Brüning/Elzbieta Kosc, Annegret Gerschler/<br />

Heike Limmer, Christiane Donner/Kristina Susic,<br />

Corinna Meyer-Esche/Gisela Weintritt<br />

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

Aufführungen<br />

30. Oktober; 7., 11., 21. November 2009<br />

um 19.00 Uhr


und sagte lachend zu mir: »Mama, ich war gut,<br />

oder? Ich kann weinen, wenn ich es will, ich muss<br />

mich nur an eine traurige Situation erinnern!«<br />

Dergleichen habe ich ihm nie beigebracht. Hatte<br />

er sich das vielleicht bei einem Opernbesuch<br />

abgeschaut?<br />

Um den Zuschauern glaubwürdig zu erscheinen,<br />

sind wahre Begebenheiten und Erlebnisse<br />

sicher von Nutzen,aber man kann natürlich nicht<br />

alles selbst erlebt haben. Eine Geschichte wie<br />

»Madama Butterfly« beispielsweise ist nicht ohne<br />

Weiteres auf das Heute zu übertragen, doch seitdem<br />

ich selbst Mutter bin, kann ich mir besser<br />

vorstellen, wie sich der Schmerz anfühlen könnte,<br />

das geliebte Kind zu verlassen.<br />

Man muss sich als Schauspieler immer in die<br />

vom Autor geforderten Charaktere oder Situationen<br />

hineinversetzen können. Und die Fähigkeit,<br />

Gefühle präzise erzeugen und abrufen zu<br />

können, ist wohl eine Kunst. Diese kommt ja bekanntlich<br />

von Können, und Können durch Üben<br />

und Praktizieren. In der Oper hilft uns Sängern<br />

oft die unter die Haut gehende Musik.Sie erleichtert<br />

es uns, die Gefühle zu entwickeln oder vorzubereiten:<br />

traurig, heiter oder bedrohend …<br />

Manchmal beobachte ich mich selbst, während<br />

ich auf der Bühne singe und spiele, so als ob ein<br />

zweites Ich neben mir stünde. Das klingt zwar<br />

seltsam, aber ich stelle fest, es fühlt sich gut an.<br />

Franz Lehár<br />

Die lustige Witwe<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Karen Kamensek<br />

INSZENIERUNG Harry Kupfer BÜHNENBILD Hans Schavernoch KOSTÜ-<br />

ME Yan Tax CHOR Christian Günther SPIELLEITUNG Anja Krietsch<br />

Baron Mirko Zeta Günter Neumann · Valencienne Katerina<br />

Tretyakova · Graf Danilo Danilowitsch Moritz Gogg · Hanna<br />

Glawari Miriam Gordon-Stewart · Camille de Rosillon Dovlet<br />

Nurgeldyiev · Vicomte Cascada Dominik Köninger · Raoul de St.<br />

Brioche Ziad Nehme · Sylviane Trine W. Lund · Kromow Sven Olaf<br />

Gerdes · Olga Maria Markina · Bogdanowitsch Kyung-Il Ko ·<br />

Praskowia Renate Spingler · Pritschitsch Günter Hartmann ·<br />

Njegus Frieder Stricker<br />

Aufführungen<br />

19., 25., 26. November 2009 um 19.30 Uhr<br />

Neu in der »Lustigen<br />

Witwe«: Miriam Gordon-<br />

Stewart, Moritz Gogg,<br />

Dovlet Nurgeldyiev<br />

PELZWERK°HAMBURG<br />

Stefan Buchmann<br />

haute couture in pelz<br />

Eppendorfer Landstr. 54 · 20249 Hamburg · Ruf & Fax 040.476590<br />

info@pelzwerkhamburg.de · www.pelzwerkhamburg.de


OPER REPERTOIRE<br />

›IPHIGÉNIE EN TAURIDE‹<br />

20 | Journal 2


Welch furiose Wirkung von der 1779 in Paris angetretenen<br />

»Iphigénie« ausgehen kann, Dirigent Alessandro De<br />

Marchi, Chéreau-Schüler Philippe Calvario und ein fulminantes<br />

Ensemble führen es vor. De Marchi, eher stiller Originalklang-Matador,<br />

der in Hamburg »Poppea« und »Giulio<br />

Cesare« glänzen ließ, steigt von der Bühne hinunter zum Pult<br />

des 40-köpfigen »historisch« musizierenden Opernorchesters<br />

und führt es zum spannungsvollen Vollzug des musikalischen<br />

Dramas: vibratolos, akzentreich, bei aller Wucht der Einfachheit<br />

rhetorisch flexibel, leicht. Und Philippe Calvario gibt<br />

der Atriden-Tragödie um die in Todesgefahr geratenen Geschwister<br />

Iphigénie-Orest feurige Gestalt, Mythos-Gewalt in<br />

permanenter Körpererregung. Die flammende Personenregie<br />

realisiert nur die Stürme von Glucks Musik. … Anders als die<br />

Iphigenie Goethes in intellektueller Marmorgestalt ist Glucks<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

Iphigénie en Tauride<br />

MUSIKALISCHE LEITUNG Alessandro De Marchi INSZE-<br />

NIERUNG Philippe Calvario BÜHNENBILD UND KOSTÜ-<br />

ME Jon Morrell LICHT Bertrand Couderc CHOREO-<br />

GRAFIE Sophie Tellier CHOR Florian Csizmadia SPIEL-<br />

LEITUNG Heiko Hentschel<br />

Iphigénie Krassimira Stoyanova · Oreste Bo<br />

Skovhus · Pylade Toby Spence · Thoas Nmon Ford ·<br />

Première Prêtresse Vida Mikneviciute · Deuxième<br />

Prêtresse Katerina Tretyakova · Diane Maria Markina<br />

Un Scythe Ziad Nehme · Le Ministre Dong-Hwan<br />

Lee · Une femme grecque Gabriele Rossmanith<br />

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

Aufführungen<br />

20., 23., 25., 29. Oktober 2009 um 19.30 Uhr<br />

Heldin eine Frau von aufsässiger Seelenkraft: Leidenschaft und<br />

Leidensbereitschaft kochen permanent in Darstellung und<br />

Stimme von Krassimira Stoyanova. … Die Modernität Christoph<br />

Willibald Glucks und dieser Aufführung: Die Menschen<br />

in der Antike, sogar in der Oper des 18. Jahrhunderts, leben<br />

nicht klassizistisch in »edler Einfalt und stiller Größe« von<br />

Seelen, sie sind leibhaftige Körper.<br />

Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung<br />

Es war eine sehr wichtige Premiere für die <strong>Hamburgische</strong><br />

<strong>Staatsoper</strong> und eine Repertoirebereicherung ohnegleichen.<br />

Christoph Willibald Glucks Meisterwerk gehört zu den abwechslungsreichsten,<br />

stringentesten und sowohl musikalisch<br />

als auch szenisch spannendsten Opern überhaupt und ist das<br />

wichtige Bindeglied zwischen der Barockoper und dem klassischen<br />

Schaffen Mozarts und Beethovens. … Die Hamburger<br />

Premierenbesetzung hat dabei die Messlatte sehr hoch gelegt.<br />

In der Titelpartie steuerte Krassimira Stoyanova einen sicheren<br />

Sopran durch die anspruchsvollen und zahlreichen Noten,<br />

durch Pianissimi ebenso wie durch nahezu veristische Ausbrüche,<br />

dass es eine Wonne war, diesem dynamischen und<br />

hoch gespannten Drahtseilakt voll beispielgebender, nie versiegender<br />

Intonationsreinheit zuzuhören. … Da müssen auch<br />

Oreste und Pylades Handlungsbedarf erkannt haben, denn<br />

beide spielten sich als Hassende und Liebende »einen regelrechten<br />

Wolf«, was enormen Effekt machte im Zusammenhang<br />

ihrer jeweiligen stimmlichen Möglichkeiten … Toby<br />

Spence als Tenor mit Taminostrahl und grandios servierter<br />

Bravourarie. … Entsprechend groß war der Jubel und der lang<br />

anhaltende Beifall, die das speziell zusammengestellte und im<br />

Graben hochgefahrene Philharmonische Staatsorchester unter<br />

dem an der Elbe sehr beliebten Alessandro De Marchi vorbehaltlos<br />

einschlossen.<br />

Michael Lehnert, Das Opernglas<br />

Im Zentrum der Aufführung stand die … bulgarische Sopranistin<br />

Krassimira Stoynova. Sie besitzt eine klangreiche<br />

lyrische Stimme,dunkel grundiert und warm,leuchtend in der<br />

Höhe, die bei den hohen A´s in der G-Dur-Arie »O malheureuse<br />

Iphigénie« fein aufgelichtet und nie scharf wird.Der später<br />

von Wagner erhobenen Forderung, dass der Gesang Deklamation<br />

sein müsse und die Deklamation Gesang, wird sie auf<br />

bemerkenswerte Weise gerecht.… Glänzend disponiert das auf<br />

Parketthöhe platzierte Orchester unter Leitung des bisweilen<br />

die Aufführung tanzenden Alessandro De Marchi: fließende<br />

Tempi, fein ausgeformte lyrische Phrasierungen, energischeruptive<br />

Ausbrüche beim Chor der Skythen mit ihrem exotischen<br />

Instrumentarium.Jubel für das musikalische Team,auch<br />

nach der zweiten Aufführung.<br />

Jürgen Kesting, Opernwelt<br />

›IPHIGÉNIE EN TAURIDE‹<br />

»Eine der spannendsten Opern überhaupt«<br />

In der zweiten Aufführungsserie von »Iphigénie en Tauride« bleibt die Messlatte bei den Interpreten unverändert<br />

hoch: Die Partie des Oreste übernimmt zum ersten Mal Bo Skovhus. Der dänische Bariton gehört weltweit zu den<br />

gefragtesten Sängern des lyrischen und dramatischen Faches, in Hamburg wurde er u. a. als Wozzeck, Eugen<br />

Onegin, Don Giovanni und in der vorletzten Saison als Graf Mandryka in der Neuproduktion der »Arabella« gefeiert.<br />

Auch Nmon Ford zählt seit seinen Auftritten als Billy Budd und als The Traveller in »Death in Venice« zu den<br />

Hamburger Publikumslieblingen. Nun übernimmt er erstmals die Partie des Thoas.<br />

Zur Einstimmung auf die Vorstellungen im Oktober ein Blick in die Premieren-Rezensionen.<br />

Bo Skovhus und Nmon Ford<br />

linke Seite: Krassimira<br />

Stoyanova als Iphigénie<br />

Journal 2 | 21


JUNGE STAATSOPER<br />

Wie klingt ein Wurm?<br />

»Siegfried« in der Schule – das Education-Programm von <strong>Staatsoper</strong>, NDR Kultur<br />

und der ZEIT-Stiftung<br />

■ Wie klingt ein Wurm? Tobias probiert ein<br />

Glissando auf den Saiten seines Cellos und schaut<br />

erwartungsvoll seine Mitschüler Ole und Laura<br />

an. Melina zieht ein Lineal über die Tischkante.<br />

Sie lauschen dem Klang, der dabei entsteht. Die<br />

vier Schüler des Bergedorfer Luisen-Gymnasiums<br />

nehmen teil an einem Workshop des Komponisten<br />

Jörn Arnecke. Das Projekt gehört zum<br />

gemeinsamen Education-Programm von <strong>Staatsoper</strong>,<br />

NDR Kultur und der ZEIT-Stiftung Ebelin<br />

und Gerd Bucerius zur Neuproduktion von<br />

Richard Wagners »Ring des Nibelungen«.<br />

Schon zum »Rheingold« und der »Walküre«<br />

haben Schüler verschiedener Altersstufen in ganz<br />

unterschiedlichen Projekten Themen rund um<br />

Wagners »Ring« erarbeitet – und daraus ein Radioprogramm<br />

gemacht. Die Kinder und Jugendlichen<br />

setzen sich so gleichzeitig mit Wagners<br />

Musik, dem Nibelungenstoff und Radiojournalismus<br />

auseinander. Sie sind dabei, während<br />

eine Opernproduktion entsteht, und lernen die<br />

Arbeit einer Hörfunkredaktion kennen. Mit drei<br />

Projekten zum »Siegfried« wird das erfolgreiche<br />

und vom Verband Deutscher Schulmusiker ausgezeichnete<br />

Programm nun fortgesetzt.<br />

Im Workshop des jungen Komponisten Jörn<br />

Arnecke, an dem auch Tobias und Melina teilnehmen,<br />

steht Wagners Musik im Vordergrund.<br />

»Ich finde es sehr wichtig, dass Schüler an Oper<br />

herangeführt werden und einen Teil des Produktionsprozesses<br />

kennen lernen«, sagt Jörn Arnecke.<br />

»Der ›Ring‹ ist ein großes Stück Musikgeschichte.<br />

Durch die eigene Beschäftigung mit der<br />

Musik erleben die Jugendlichen auch das ganze<br />

Werk anders«. Vier kurze kompositorische Skizzen,die<br />

Jörn Arnecke aus der »Siegfried«-Partitur<br />

entwickelt hat, sind die Basis für die Arbeit des<br />

Musik-Leistungskurses von Lehrer Johannes<br />

Rasch. Die Gruppe um Tobias und Melina beschäftigt<br />

sich mit dem Teil, den Jörn Arnecke mit<br />

»Würmer« überschrieben hat, angelehnt an die<br />

Szene, in der sich Fafner als Lindwurm aus seiner<br />

Höhle wälzt. »Mir ist wichtig, dass sich die<br />

Schüler am Ende mit dem Ergebnis identifizieren«,<br />

sagt Jörn Arnecke. Mit den Jugendlichen<br />

überlegt er gemeinsam, wie der Wurm auf verschiedenen<br />

Instrumenten klingen könnte. Die<br />

Entscheidung überlässt er aber den Schülern.<br />

Die »Ewig« betitelte Skizze haben sich Fanny,<br />

Elisabeth, Anna und Daniel ausgesucht. »Die<br />

Vorlage gab es in zwei verschiedenen Ausführungen«,<br />

erzählt Daniel. »Wir haben uns überlegt,<br />

beide Varianten zu verbinden«.Elisabeth ergänzt:<br />

»Dann haben wir versucht,nacheinander die einzelnen<br />

Instrumente einzubauen und besondere<br />

Klangeffekte zu erzeugen, damit es nicht ge-<br />

22 | Journal 2<br />

wöhnlich klingt«. »Dafür haben wir zum Beispiel<br />

das Klavier präpariert«, verrät Anna. Konzentriert<br />

üben die vier ihr Stück, denn am nächsten<br />

Tag muss es sitzen: Im Liebermann-Studio<br />

des NDR spielen die Schüler ihre eigenen Kompositionen<br />

ein.<br />

Einen zweiten Workshop leitet der Dichter<br />

und Dramatiker Moritz Rinke, der unter anderem<br />

durch seine moderne Sicht auf den Nibelungen-Stoff<br />

bekannt wurde. Unter dem Titel<br />

»Siegfried – der pubertierende Held« beschäftigen<br />

sich die Schüler des Athenaeum-Gymnasiums<br />

Stade mit der Figur des Siegfried in verschiedenen<br />

Texten und suchen Antworten auf die<br />

Fragen, wer dieser Held war, was er fühlte, was er<br />

tat. Das Ergebnis wird ein Siegfried-Tagebuch<br />

sein, verfasst von den Stader Schülern und veröffentlicht<br />

auf der Internetseite von NDR Kultur.<br />

»Wir holen den Mythos in die Gegenwart,um ihn<br />

direkt zum Leben der Schüler in Beziehung zu<br />

setzen«, erklärt Sabine Lange, die für das Education-Programm<br />

verantwortliche Redakteurin<br />

bei NDR Kultur. »So zeigen wir, dass Oper nichts<br />

von unserer Zeit Entferntes ist, sondern etwas,<br />

das direkt mit den Schülern zu tun hat«.<br />

Den Jugendlichen einen Zugang zum »Ring«<br />

zu eröffnen und sie für das Werk zu begeistern,<br />

ist nur einer der positiven Effekte des Education-<br />

Programms. »Wir haben festgestellt, dass den<br />

Schülern heute das Radio ziemlich fremd ist«, so<br />

Sabine Lange. »Doch sie sind schnell fasziniert<br />

von diesem Medium und entwickeln in kürzester<br />

Zeit eine Medienkompetenz, die erstaunlich<br />

ist«.<br />

Selbst journalistisch tätig zu sein steht für die<br />

24 Schüler des Goethe-Gymnasiums Schwerin<br />

im Mittelpunkt. Sie nehmen am dritten Projekt<br />

teil und produzieren zum Siegfried-Mythos im<br />

NDR Kultur-Studio eine eigene Radiosendung.<br />

Material dafür sammeln sie in der <strong>Staatsoper</strong>: Die<br />

Schweriner besuchen die erste Bühnenprobe und<br />

wagen ein Experiment: Mit einem Korrepetitor<br />

probieren sie aus, wie es ist, den Siegfried selbst<br />

zu singen. Ob Reportage oder Feature, die<br />

Schüler schreiben Texte und schneiden das Material<br />

selbst – alles unter Anleitung der Profis von<br />

NDR Kultur.<br />

Kurz vor der »Siegfried«-Premiere an der<br />

<strong>Staatsoper</strong>, die NDR Kultur live überträgt, ist es<br />

soweit: In der Sendung »Das Opernkonzert« am<br />

15. Oktober um 20.00 Uhr sendet NDR Kultur<br />

das,was die Schüler aus Hamburg,Niedersachsen<br />

und Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet haben.<br />

Dann können alle hören, wie die »Würmer«<br />

der Bergedorfer Schüler klingen.<br />

ANJA BORNHÖFT


NORWEGISCHE WELLEN,<br />

JAZZ UND STANDARDS<br />

After work im Oktober und November<br />

■ Aus ihrer norwegischen Heimat<br />

stellt Ensemblemitglied Ann-Beth<br />

Solvang Lieder der Romantik vor:<br />

nicht nur Edvard Grieg, sondern auch<br />

Unbekanntes von Fartein Valen und<br />

Eyvind Alnaes. Und mit Jean Sibelius<br />

schaut die Mezzosopranistin aus<br />

Stavanger ebenfalls nach Finnland. Unterstützt wird sie von<br />

dem (natürlich norwegischen) Pianisten Erling R.Eriksen und<br />

dem Schauspieler Apostolos Dulakis.<br />

Romantische Lieder von Grieg, Sibelius u. a.<br />

»Tungalda« (Wellen)<br />

Mit Ann-Beth Solvang (Mezzosopran),<br />

Erling R.Eriksen (Klavier),Apostolos Dulakis (Rezitation)<br />

16. Oktober, 18.00 Uhr<br />

Philharmonic Clowns<br />

■ »The Shadow of your Smile« heißt das neue Programm der<br />

Philharmonic Clowns. Die beliebte Formation aus Philharmonikern<br />

und Freunden zeigt ihrer großen Fangemeinde wieder<br />

einmal, dass klassische Orchestermusiker auch ganz anders<br />

können. Standards wie »How High The Moon«, »All of Me«<br />

oder »Autumn Leaves« sind diesmal dabei, wenn Christian<br />

Seibold,Christoph Becher,Katharina von Held,Michael Zöller<br />

und ein Special guest für einen coolen Wochenausklang sorgen.<br />

Philharmonic Clowns<br />

»The Shadow of your Smile«<br />

13. November, 18.00 Uhr<br />

OPERNWERKSTATT »SIEGFRIED«<br />

■ In einem Wochenendseminar können Sie sich mit<br />

Diplomregisseur Volker Wacker in die Welt des »Siegfried« vertiefen.<br />

Die beliebte Opernwerkstatt folgt den Interpretationsansätzen<br />

der Hamburger Neuinszenierung und gibt zahlreiche<br />

Verständnishilfen zu Musik, Text und Regie. Arbeitsunterlagen<br />

sind im Eintritt inbegriffen, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.<br />

Opernwerkstatt »Siegfried«<br />

16. Oktober, 18-21 Uhr, und 17. Oktober,<br />

11-17 Uhr Probebühne 2 (mit entsprechenden Pausen)<br />

ZU GAST IN DER OPERA STABILE<br />

Internationales Symposion zu »Siegfried«<br />

■ Ein wissenschaftliches Symposion,koordiniert von Prof.Dr.<br />

Tobias Janz (Universität Hamburg), diskutiert die Figur des<br />

Siegfried. Renommierte Wagner-Forscher wie Martin Geck,<br />

Udo Bermbach, Hermann Danuser sind ebenso zu Gast wie<br />

junge Musikwissenschaftler. Eine Sektion widmet sich der<br />

Interpretations- und Inszenierungsgeschichte und schlägt so<br />

einen Bogen zur aktuellen Hamburger Produktion. Das<br />

Symposion ist öffentlich, der Eintritt ist frei.<br />

»Wagners ›Siegfried‹ und die postheroische Moderne«<br />

Internationales Symposion in der Opera stabile<br />

23. und 24. Oktober, 10.00 bis 18.00 Uhr,<br />

25. Oktober, 10.00 bis 13.00 Uhr<br />

Festival »Kinder Kinder«<br />

»Feedback«<br />

■ Das belgische Muziektheater Transparant zeigt zeitgenössisches<br />

Musiktheater in Vollendung – mit einem großen<br />

Spaßfaktor. Bei »Feedback« spielt ein Trompeter mit Kindern<br />

aus dem Publikum musikalisch Pingpong. Dabei gibt es die<br />

schönsten elektronischen Klänge, mit denen die Kinder –<br />

gemeinsam mit dem Musiker – spielen können. Die Vorstellung<br />

dauert ca. 60 Minuten und ist ohne Worte.<br />

Muziektheater Transparant: »Feedback« (ab 5 Jahre)<br />

8. November, 16.00 Uhr; 9. November, 9.30 und 11.30 Uhr<br />

VORANKÜNDIGUNG<br />

»Der Kaiser von Atlantis«<br />

■ Viktor Ullmanns Kammeroper, entstanden im KZ Theresienstadt,<br />

beantwortet die so unabweisbar quälenden Fragen nach<br />

Krieg und Diktatur mit einem vielschichtigen »kleinen<br />

Welttheater«. Ullmann, als »entartet« gebrandmarkt, und sein<br />

Librettist, der ebenfalls im KZ ermordete Peter Kien, bemühten<br />

sich sichtlich darum, mit diesem Stück nicht allein die eigene<br />

(Leidens-)Zeit zu verarbeiten, sondern gleichsam »Tabula<br />

rasa« zu machen.Die Inszenierung von Nina Kupczyk misstraut<br />

solcherlei Erlösungsfantasien.<br />

Viktor Ullmann: »Der Kaiser von Atlantis«<br />

Musikalische Leitung: Bruno Merse, Regie: Nina Kupczyk,<br />

Bühne: Nina von Essen, Kostüme: Caroline Dohmen<br />

Hamburger Camerata<br />

Premiere: 29. November 2009, 20.00 Uhr<br />

Weitere Vorstellungen: 1., 3., 5., 7. und 9. Dezember<br />

2009, 20.00 Uhr<br />

Diplominszenierung der Theaterakademie Hamburg in<br />

Kooperation mit der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

O KTOBER<br />

OPERA STABILE<br />

Veranstaltungskalender Opera stabile<br />

11.10. 11.00 Uhr Vor der Premiere Siegfried (Gr. Haus)<br />

12.10. 20.00 Uhr Reise zum RING Wolfgang Willaschek<br />

16.10. 18.00 Uhr After work Tungalda – Norweg. Lieder<br />

16.10. 18.45 Uhr Familieneinführung Elisir d’Amore (Chorsaal)<br />

16.-17.10. ab 18.00 Uhr Opernwerkstatt Siegfried (PB 2)<br />

19.10. 20.00 Uhr Reise zum RING A. Meier-Dörzenbach<br />

20.10. 18.50 Uhr Einführung Iphigénie<br />

22.10. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />

23.-25.10. ab 10.00 Uhr Internat. Symposion zu »Siegfried«<br />

25.10. 18.50 Uhr Einführung Iphigénie (PB 1)<br />

26.–29.10. 10 u. 11.30 Uhr Musikkontakte Musikinstrumente be-greifen<br />

29.10. 18.50 Uhr Einführung Iphigénie<br />

N OVEMBER<br />

01.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />

02.11. 20.00 Uhr Reise zum RING Udo Bermbach<br />

03.–06.11. 10 u. 11.30 Uhr Musikkontakte Bach, Krach, Kaffeeklatsch<br />

05.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />

08./09.11. 10 u. 11.30 Uhr KinderKinder Feedback<br />

08.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried (PB 3)<br />

13.11. 18.00 Uhr After work Philharmonic Clowns<br />

15.11. 16.20 Uhr Einführung Siegfried<br />

Journal 2 | 23


PHILHARMONIKER KONZERTE<br />

PHILHARMONIKER HAMBURG<br />

Gentleman und Wunderkind<br />

Rudolf Buchbinder und Sergej Nakariakov als philharmonische Gäste<br />

■ Als »Gentleman des Klaviers« wird er bezeichnet,und<br />

seine Aufnahmen von Bach,Brahms und<br />

Beethoven sind legendär. Doch abseits der klassisch-romantischen<br />

Pfade widmet sich Rudolf<br />

Buchbinder auch den Schlachtrössern des Virtuosenrepertoires.<br />

Der weltreisende Wiener erobert<br />

sich immer wieder neue Felder. »Je älter ich<br />

werde, desto besser wird meine Technik«, stellte<br />

er kürzlich augenzwinkernd fest. Buchbinders<br />

strahlendes Pianissimo und sein kultivierter Anschlag<br />

messen sich nun an einem russischen<br />

Riesen: den Paganini-Variationen von Rachmaninow,eigentlich<br />

ein brillantes Klavierkonzert<br />

von geradezu dämonischer Virtuosität. Der<br />

»Teufelsgeiger« Paganini und das majestätische<br />

Dies-Irae-Motiv gehen hier eine mitreißende<br />

Verbindung ein.Und man darf gespannt sein,wie<br />

Buchbinder mit den emotionalen Wogen Rachmaninows<br />

umgehen wird.<br />

Am Pult des zweiten philharmonischen Konzerts<br />

steht ein Spezialist fürs Russische: Dmitrij<br />

Kitajenko, lange Zeit in Moskau tätig, ist längst<br />

2. Philharmonisches Konzert<br />

Dmitrij Kitajenko Dirigent<br />

Rudolf Buchbinder Klavier<br />

Alfred Schnittke<br />

(K)ein Sommernachtstraum<br />

Sergej Rachmaninow<br />

Paganini-Rhapsodie für Klavier und<br />

Orchester op. 43<br />

Dmitri Schostakowitsch<br />

Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47<br />

25. Oktober, 11.00 Uhr<br />

26. Oktober, 20.00 Uhr<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung mit Raliza Nikolov<br />

am 25.10. um 10.15 Uhr<br />

und am 26.10. um 19.15 Uhr<br />

jeweils im Kleinen Saal<br />

24 | Journal 2<br />

weltweit gefragt. Seine Einspielung der Schostakowitsch-Sinfonien<br />

wurde mehrfach ausgezeichnet,<br />

etwa mit dem ECHO-Klassikpreis.<br />

Auch in Hamburg hat Kitajenko den vielleicht<br />

größten Sinfoniker des 20. Jahrhunderts auf das<br />

Programm gesetzt: Schostakowitschs Fünfte ist<br />

eine versteckte Anklage der Diktatur, in der er<br />

leben musste. Der Meister des Ironischen fand<br />

einen Nachfolger in Alfred Schnittke, Wolgadeutscher<br />

und Wahl-Hamburger,der uns »(K)ein<br />

Sommernachtstraum« beschert.<br />

Sergej Nakariakov hat ebenfalls einen Beinamen:<br />

Er wird als »Paganini der Trompete«<br />

gefeiert. In der Tat ist die Virtuosität des smarten<br />

Russen atemberaubend, und seine Auftritte enden<br />

regelmäßig in kollektiven Jubelstürmen.<br />

Auch, wenn er zeitgenössische Töne auspackt.<br />

Für das dritte Konzert der Philharmoniker hat er<br />

das Trompetenkonzert »Pietà« von Christian Jost<br />

einstudiert, eine Hommage an die sanfte Jazz-<br />

Ikone Chet Baker. Jost, einer der aktuell erfolgreichsten<br />

jungen Komponisten, schreibt Musik<br />

mit intuitivem Zugang. In der philharmonischen<br />

Reihe »Dirigierende Komponisten« leitet er<br />

außerdem Coplands »Quiet City« sowie Erich<br />

Wolfgang Korngolds hollywood-herrliche Sinfonie.<br />

Eine programmatische Wahl, so Jost: »Das<br />

vereinsamt Urbane (Copland), der individualisierte<br />

Jazz (Jost) und die cinematographische<br />

Großform (Korngold) treffen hier im sinfonischen<br />

Gestus aufeinander«.<br />

■ KSB<br />

Schubert und Schönberg<br />

im 2. Kammerkonzert<br />

Düstere Sujets zur dunklen Herbstzeit – Schönbergs<br />

Streichsextett »Verklärte Nacht« und Schuberts<br />

Streichquartett »Der Tod und das Mädchen«.<br />

Letzteres verdankt seinen Beinamen<br />

einem Selbstzitat: Im Variationenthema des langsamen<br />

Satzes greift Schubert auf sein gleichnamiges<br />

Lied nach Versen des Wandsbeker Dichters<br />

Matthias Claudius zurück. Schuberts Freunde<br />

reagierten zunächst ablehnend: »Brüderl, das<br />

ist nichts, bleib du bei deinen Liedern!« Die Rüge<br />

scheint vergessen – längst zählt das Quartett zu<br />

den Perlen des Repertoires.<br />

Trotz unüberhörbarer Einflüsse von Wagner<br />

und Brahms verkündet Schönbergs Frühwerk<br />

»Verklärte Nacht« mit undefinierbaren Harmonien<br />

bereits wahrhafte Zukunftsmusik. 1902 reagierte<br />

das irritierte Publikum mit verständnislosem<br />

Kopfschütteln. Heute ist »Verklärte Nacht«<br />

das meistgespielte Werk Schönbergs. Richard<br />

Dehmels gleichnamiges Gedicht stand hierfür<br />

Modell. »Das Erstaunliche dieser Kombination«,<br />

so Cellistin Brigitte Maaß: »Beide Kompositionen<br />

können für den Hörer auch ohne Kenntnis des<br />

jeweiligen Gedichtes in ihrer Einzigartigkeit bestehen<br />

und stellen ein vollkommenes Kunstwerk<br />

dar.« ■ HA<br />

3. Philharmonisches Konzert<br />

Christian Jost<br />

Dirigent<br />

Sergej Nakariakov<br />

Trompete<br />

Aaron Copland<br />

Quiet city<br />

Christian Jost<br />

Pietà – in memoriam Chet Baker<br />

Konzert für Trompete in B und Orchester<br />

Erich W. Korngold<br />

Sinfonie Fis-Dur op. 40<br />

22. November, 11.00 Uhr<br />

23. November, 20.00 Uhr<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

30. November, 20.00 Uhr<br />

Friedrich-Ebert-Halle Harburg<br />

Einführung mit Kerstin Schüssler-Bach<br />

am 22.11. um 10.15 Uhr<br />

und am 23.11. um 19.15 Uhr<br />

jeweils im Kleinen Saal<br />

Im Anschluss an das Montagskonzert:<br />

Phil & Chill mit DJ Raphaël Marionneau<br />

2. Kammerkonzert<br />

Bogdan Dumitrascu, Piotr Pujanek<br />

Violine<br />

Bettina Rühl, Thomas Rühl Viola<br />

Brigitte Maas Violoncello<br />

Tobias Grove Kontrabass<br />

Arnold Schönberg<br />

»Verklärte Nacht« Streichsextett op. 4<br />

nach einem Gedicht von Richard<br />

Dehmel<br />

Franz Schubert<br />

Streichquartett d-Moll Nr. 14 D 810<br />

»Der Tod und das Mädchen«<br />

nach einem Gedicht von Matthias<br />

Claudius<br />

15. November, 11.00 Uhr,<br />

Laeiszhalle, Kleiner Saal


Opernstudio gratuliert zum Jubiläum der Körber-Stiftung<br />

■ Mit einem rauschenden Fest feierte die<br />

Körber-Stiftung am 11. September ihr 50jähriges<br />

Bestehen. Unter den zahlreichen<br />

Gästen waren Freunde, Partner und die<br />

»Anstifter«, die in einer großen Jubiläums-<br />

Initiative der Stiftung für 66 verschiedene<br />

Projekte gewonnen worden waren. Auch die<br />

Mitglieder des Internationalen Opernstudios<br />

Golfen pro Opera<br />

LEUTE<br />

der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg gratulierten zum<br />

Geburtstag und überbrachten einen musikalischen<br />

Glückwunsch. Begleitet von Alexander<br />

Winterson am Klavier sangen Vida<br />

Mikneviciute, Marina Markina, Dong-Hwan<br />

Lee und Ensemblemitglied Ann-Beth Solvang<br />

Arien und Lieder. Seit 1994 unterstützt die<br />

Körber-Stiftung das Internationale<br />

Opernstudio der <strong>Staatsoper</strong> und engagiert<br />

sich damit für den Sängernachwuchs. »Wir<br />

sind immer wieder fasziniert vom künstlerischen<br />

Potenzial der Sängerinnen und Sänger,<br />

deren Entwicklung zu fördern lohnt und die<br />

wir aufmerksam verfolgen und begleiten«,<br />

sagt Dr. Klaus Wehmeier, stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender.<br />

■ Zwei Leidenschaften, eine Veranstaltung: Golfen und Oper fügten sich am 19. September bei<br />

schönstem Wetter wieder bestens zusammen. Das traditionelle Benefizturnier zugunsten des<br />

Internationalen Opernstudios der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> erbrachte die erfreuliche Summe<br />

von 45.350 Euro. Nach dem sportlichen Genuss auf 18 Löchern des herrlichen Platzes in<br />

Travemünde stand der musikalische und lukullische: Beim festlichen Galadinner im Columbia<br />

Hotel Casino Travemünde zeigten die jungen Sängerinnen und Sänger des Opernstudios Kostproben<br />

ihres Könnens und bewiesen, dass das Geld gut angelegt ist. Moderiert von Operndirektor<br />

Josef Hussek und am Flügel begleitet von Simone Young, bot das Konzert Arien und<br />

Ensembles von Mozart über Verdi bis Johann Strauß. Unter den Golfern: Ian und Barbara Karan<br />

(beide Preisträger), Marlies Head und Klaus Gerresheim, Dr. Thomas Klischan, Bernadette und<br />

Harald Sikora (beide Preisträger), <strong>Staatsoper</strong>n-Dramaturgin Dr. Kerstin Schüssler-Bach (Preis<br />

»Nearest to the pin« Damen), Dr. Axel Sikorski (Sieger Herren netto) und Gattin Kerstin.<br />

Die Organisatoren von »Golfen pro Opera«: Dr. Hans-Heinrich<br />

Bruns, Vorstand der Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong> mit Gattin Ursula und Dipl.-Ing. Hans-Detlef Pries mit<br />

Gattin Heidelore.<br />

Scheckübergabe beim Galadinner: Dr. Hans-Heinrich Bruns, Prof.<br />

Simone Young, Dipl.-Ing. Hans-Detlef Pries und <strong>Staatsoper</strong>n-<br />

Geschäftsführer Detlef Meierjohann<br />

Queensland<br />

Photos: Kathleen Doody © David Kelly – William Barton © Mia Hanson<br />

Timeless Dances<br />

Ballettabend mit Choreografien von<br />

François Klaus Kim McCarthy Natalie Weir<br />

Mit William Barton – Didgeridoo<br />

Ballet<br />

australiens staatsballett<br />

auf europatournee<br />

erstmals in hamburg<br />

27. & 28. oktober 2009<br />

im congress center / das<br />

sonoris streichquartett<br />

als gast / musik von<br />

william barton, ennio<br />

morricone, w. a. mozart,<br />

hans zimmer u.a.m.<br />

tour.tanzkontor.com<br />

Artistic Director<br />

François Klaus


BALLETT ENSEMBLE<br />

MITGLIEDER DER COMPAGNIE<br />

Die Geschichtenerzähler<br />

Die beiden ersten Solisten Carsten Jung und Otto Bubeníček<br />

Carsten Jung und Otto Bubeníček sind fast gleich alt, sie kamen fast zur gleichen Zeit ins HAMBURG BALLETT, sie haben<br />

beide braune Locken, sie sind beide Erste Solisten. Und doch sind sie grundverschieden – äußerlich wie innerlich. Ein heiterer<br />

Sunnyboy, dem der Schalk aus allen Knopflöchern sprüht, der eine – nachdenklich, zurückgenommen und immer umgeben<br />

von einem Hauch Melancholie, der andere. Aber beide gesegnet mit einer Bühnenpräsenz, die sie gleichermaßen zu<br />

Publikumslieblingen macht.<br />

■ Dass Carsten Jung einmal Tänzer werden würde,<br />

hätte er sich als Kind nicht träumen lassen –<br />

das hat seine acht Jahre ältere Schwester zu verantworten!<br />

1974 liest sie einen Artikel über die<br />

Dresdner Palucca-Schule und schickt ohne Wissen<br />

ihres Bruders eine Bewerbung auf seinen<br />

Namen ab. Prompt wird er eingeladen – und angenommen.<br />

»Ich hatte keinerlei tänzerische Vorbildung,<br />

aber die Bewegung hat mir Spaß gemacht,obwohl<br />

ich mir alles hart erarbeiten musste,<br />

mir wurde nichts in den Schoß gelegt«, erinnert<br />

er sich.So verlässt er mit neun Jahren das heimische<br />

Gotha in Thüringen und zieht um ins fünf<br />

Bahn-Stunden entfernte staatlich geförderte<br />

Palucca-Internat nach Dresden.<br />

1989 fällt unerwartet die Mauer.Carsten Jung<br />

befindet sich im vierten der acht Ausbildungsjahre<br />

zum professionellen Tänzer, und plötzlich<br />

ist sein Jahrgang mehr oder weniger in Auflösung<br />

begriffen – einer nach dem anderen geht ins Ausland.<br />

Ein Mitschüler, der bereits an die Schule des<br />

Hamburger Ballettzentrums gewechselt ist,drängt<br />

ihn, ebenfalls in die Hansestadt zu kommen. In<br />

einer Nacht-und-Nebel-Aktion fährt er 1992 ohne<br />

Wissen seiner Lehrer und seiner Mutter gen Norden<br />

– und wird sofort übernommen. »Das war<br />

allerdings ein Riesenunterschied zu Dresden«,<br />

erinnert er sich, »die haben hier Sachen gemacht,<br />

die ich noch nie gesehen hatte. Alle waren größer<br />

und kräftiger, ich war klein und dünn. Alle sprachen<br />

Englisch oder Französisch, ich konnte nur<br />

Deutsch und Russisch. Kurzum: Das erste halbe<br />

Jahr war wirklich sehr hart, aber es ging stetig<br />

bergauf. Als John Neumeier mich dann 1994 in<br />

die Company übernahm, war ich sehr stolz!«<br />

Auch im Ensemble arbeitet sich Carsten Jung<br />

von der Pike auf an die Spitze. Er tanzt in der<br />

Gruppe, er geht mit auf Tournee. In New York<br />

muss er 1998 von einem Tag auf den anderen für<br />

den erkrankten Ivan Urban ein schwieriges Solo<br />

und einen nicht minder anspruchsvollen Pas de<br />

deux übernehmen. Er meistert die Herausforderung<br />

mit Bravour – vier Jahre nach dem ersten<br />

Engagement befördert ihn John Neumeier zum<br />

Solisten. Immer häufiger wird er für den Ballettintendanten<br />

zum Fels in der Brandung,wenn sich<br />

jemand verletzt oder erkrankt – auf Carsten ist<br />

immer Verlass. Oft muss er sich innerhalb weniger<br />

Tage große Partien aneignen und sammelt so<br />

ein stattliches Repertoire an: Lysander in »Som-<br />

26 | Journal 2<br />

mernachtstraum«, Graf Alexander und Der<br />

Mann im Schatten in »Illusionen – wie Schwanensee«,Günther<br />

und Fritz in »Nussknacker«,Tybalt<br />

in »Romeo und Julia«, Hilarion in »Giselle«,<br />

Gaston in »Kameliendame«, Lancelot in »Artus-<br />

Sage«.2002 ist er dann die erste Besetzung als Peer<br />

in »Peer Gynt«, eine Rolle, die ihm wie angegossen<br />

passt, aber auch alles an Darstellungskunst<br />

und technischem Können abverlangt – und er<br />

brilliert darin.<br />

Aber auch privat wird »Peer Gynt« zur<br />

Sternstunde.Denn den Part der Solveig tanzt eine<br />

bezaubernde Erste Solistin mit ausdrucksstarken<br />

dunklen Augen: die US-Amerikanerin Elizabeth<br />

Loscavio. So traurig die Liebe zwischen Peer und<br />

Solveig auf der Bühne endet, so glücklich gestaltet<br />

sie sich für die beiden Tänzer: seit Sommer<br />

2005 sind sie ein Ehepaar und stolze Eltern von<br />

Angelina (4) und Allegra (2). Frau und Kinder<br />

sind Carsten Jung heute neben dem Beruf das<br />

Wichtigste im Leben.»Meine Familie erlaubt mir,<br />

künstlerisch noch mehr voranzukommen, denn<br />

als Vater und Ehemann nehme ich jetzt vieles,<br />

worüber ich sonst ewig gegrübelt hätte und mit<br />

mir selbst hadern würde, nicht mehr so wichtig<br />

– ich bin gelassener und souveräner geworden.<br />

Das kommt auch meinen Rolleninterpretationen<br />

zugute – ich bin weniger verbissen,ich kann einen<br />

Part freier und offener gestalten, das ist ein gutes<br />

Gefühl.« Seine große Stärke ist die Ehrlichkeit<br />

und Authentizität, mit der er seine Rollen erfüllt<br />

– für ihn gibt es keine halben Sachen, wenn er<br />

tanzt, dann nicht nur mit dem Körper, sondern<br />

auch mit Kopf, Herz und Seele, dann geht er völlig<br />

auf in dem, was er gerade darstellt.<br />

Als Carsten Jung 2004 mit dreißig Jahren zum<br />

Ersten Solisten befördert wird, geht für den sympathischen<br />

Lockenkopf ein lang gehegter Traum<br />

in Erfüllung. Und er macht dieser Position alle<br />

Ehre – ob als Smaragd und Diamant in »Jewels«<br />

oder als Prinz in der »Kleinen Meerjungfrau«, in<br />

der er ganz er selbst ist – ein unbeschwerter junger<br />

Mann, dem die Zukunft offensteht. »Ich bin<br />

eben ein Spätzünder«,sagt er über sich selbst,»die<br />

schweren Rollen bekomme ich alle erst jetzt – und<br />

jetzt erst bin ich offenbar wirklich reif dafür.«<br />

Zum Beispiel auch für den Stanley in »Endstation<br />

Sehnsucht«, den er bei der Premiere der Wiederaufnahme<br />

am 14. November an der Seite von<br />

Silvia Azzoni als Blanche tanzen wird. »Eine


enorm anspruchsvolle Rolle mit einem völlig<br />

neuen Bewegungsvokabular, und ein sehr männlicher<br />

Part dazu – das liegt mir, aber ich bin als<br />

Mensch natürlich ganz anders als Stanley, der ist<br />

schon sehr rücksichtslos und brutal, das bin ich<br />

ganz und gar nicht, und es wird für mich sehr<br />

spannend, diese Rolle zu entwickeln.« Obwohl<br />

sein Repertoire fast alle großen Solistenrollen<br />

umfasst,die es in Hamburg zu tanzen gibt,so gibt<br />

es doch noch einige Lücken: »Jeder Tänzer würde<br />

gerne mal den Armand in ›Kameliendame‹ tanzen«,<br />

gesteht er und schiebt dann gleich hinterher:<br />

»Aber ich mache mir darüber keine Gedanken<br />

– ich vertraue ganz auf das Gespür von<br />

John Neumeier,er weiß genau,was für mich richtig<br />

ist. Und ich nehme alles an, was tänzerisch auf<br />

mich zukommt – ich bin noch sehr hungrig!«<br />

Auch Otto Bubeníček hat schon fast alles getanzt,<br />

was das Hamburger Repertoire an großen<br />

Männerrollen zu bieten hat. Zusammen mit seinem<br />

Zwillingsbruder Jirˇí kam er 1993 als 19-Jähriger<br />

direkt vom Prager Konservatorium zum<br />

Hamburg Ballett, gemeinsam wurden sie die<br />

Shooting-Stars der Compagnie: schon nach zwei<br />

Jahren avancierten sie 1995 zu Solisten, 1997 zu<br />

Ersten Solisten. Legendär die Auftritte, in denen<br />

die beiden brillanten Tänzer – die John Neumeier<br />

beim Prix de Lausanne 1992 entdeckte,wo sie den<br />

Sonderpreis »Prix d’Espèces« erhielten – in spiegelbildlichen<br />

Rollen auftraten: als Krieg in<br />

»Odyssee«, als König und Mann im Schatten in<br />

»Illusionen – wie Schwanensee«, als Vaslaw, Goldener<br />

Sklave und Faun in »Nijinsky«, als Armand<br />

und Des Grieux in »Kameliendame«, um nur die<br />

wichtigsten zu nennen.<br />

Äußerlich sind die beiden vor allem in den<br />

Anfangsjahren kaum zu unterscheiden. John<br />

Neumeier jedoch sah in ihnen bei aller Ähnlichkeit<br />

von Anfang an sehr gegensätzliche Charaktere.Und<br />

so schärfte sich mit der Zeit und mit den<br />

unterschiedlichen Rollenanforderungen ihr eigenständiges<br />

Profil. Mehr und mehr trat Otto heraus<br />

aus dem Schatten des selbstbewusster agierenden,<br />

nervöseren, stärker vorwärtsdrängenden<br />

Bruders. Er ist ruhiger, nachdenklicher, tiefgründiger.<br />

Seine Sätze sind gut überlegt, was er sagt,<br />

meint er auch so. Auf der Bühne liegen seine<br />

Qualitäten neben einer fulminanten Technik in<br />

einer gesammelten inneren Kraft, die ganz plötzlich<br />

explodieren kann.Auch vermag er eine atemberaubende<br />

androgyne Erotik zu entfalten – was<br />

besonders im Goldenen Sklaven in »Nijinsky«<br />

augenfällig wird.Den Drosselmeier in »Nussknacker«<br />

spielt er mit einer exakt dosierten Mischung<br />

aus Schrulligkeit und arroganter Eleganz. Sein<br />

König in »Illusionen – wie Schwanensee« ist von<br />

tief empfundener Schwermut, aber auch voll<br />

majestätischen Glanzes. Und dem Meerhexer in<br />

der »Kleinen Meerjungfrau« verleiht er neben<br />

einer Gänsehaut erzeugenden Diabolik gleichzeitig<br />

eine rätselhafte Tragik. »Ich möchte die<br />

Gefühle des Menschen, den ich darstelle, in all<br />

ihren Tiefen ausloten und vermitteln – das verlangt<br />

auch John Neumeiers Choreografie«, sagt er.<br />

Als Jirˇí 2006 nach Dresden wechselt, bleibt<br />

Otto in Hamburg. »Ich war sehr, sehr traurig, als<br />

Jirˇí wegging«, gesteht Otto, »aber mittlerweile<br />

arbeiten wir wieder sehr eng zusammen, und wir<br />

schätzen und respektieren einander noch mehr.«<br />

Während Jirˇí sich neben der aktiven Tänzerlaufbahn<br />

auch dem Choreografieren verschreibt und<br />

dafür schon so manchen Preis eingeheimst hat,<br />

widmet sich Otto der Musik. Für viele von Jiˇrís<br />

Kreationen hat er die Musik beigesteuert, meistens<br />

elektronische Klangcollagen. Auch da kommt<br />

es ihm darauf an,dass die Musik etwas ausdrückt:<br />

»Wir haben bei John Neumeier gelernt: Alles hat<br />

einen Anfang, eine Mitte und ein Ende – das ist<br />

beim Komponieren nicht anders als beim Choreografieren.<br />

Musik muss für mich immer eine<br />

Geschichte erzählen.«<br />

Die Ideen dafür entstehen unmittelbar aus<br />

Otto Bubeníčeks Leben: »Meine Musik ist ein<br />

Spiegel meines Innenlebens – sie kommt direkt<br />

aus meinem Herzen und meiner Seele«, sagt er.<br />

»Ich denke mir das nicht extra aus, es geschieht<br />

absichtslos, aber natürlich vor dem Hintergrund<br />

meiner Erfahrungen. Das ist auf der Bühne nicht<br />

anders – der Vaslaw in ›Nijinsky‹, den ich heute<br />

tanze, ist ein anderer als der, den ich vor fünf<br />

Jahren dargestellt habe.« Diese Rolle, die John<br />

Neumeier im Juli 2000 für Jirˇí choreografiert<br />

hatte, ist für Otto »eine der schwierigsten und<br />

anspruchsvollsten, die es für einen Tänzer gibt –<br />

technisch,darstellerisch und mental«.Sie sei »wie<br />

ein Marathonlauf: man muss sich immer ein<br />

Stück weiter treiben, als der Körper es eigentlich<br />

hergibt, und irgendwann muss man entscheiden:<br />

jetzt ist Schluss, mehr geht nicht. Aber es geschieht<br />

immer erst ganz am Ende des Stücks, mit<br />

diesem allerletzten großen Glockenschlag.Das ist<br />

sehr schwierig.«<br />

In den Fluss des Lebens stellt er sich auch<br />

ganz, wenn es um Zukünftiges geht. »Ich habe<br />

keine Träume mehr – ich freue mich täglich<br />

daran,was ich jetzt machen kann«,erzählt er,und<br />

sein nüchterner Blick spricht Bände.Zu oft haben<br />

ihm Verletzungen einen Strich durch Träume<br />

gemacht – er ist dankbar dafür, dass er immer<br />

noch auf der Bühne stehen kann. »Einer meiner<br />

großen Träume war, dass John Neumeier etwas<br />

für mich kreiert – das ist mit ›Le Pavillon d’Armide‹<br />

jetzt in Erfüllung gegangen. So mit John zu arbeiten,das<br />

ist einfach etwas ganz Besonderes und ein<br />

Riesengeschenk. Man ist in dieser Arbeit für einige<br />

Zeit ganz eng verbunden, es ist gegenseitiges<br />

Geben und Nehmen, voller Vertrauen und Freiheit.<br />

Ich hätte nie gedacht, dass wir dieses schwierige<br />

und vielschichtige Stück in so kurzer Zeit<br />

zustande bringen – es war einfach großartig und<br />

eine wunderbare Erfahrung.«<br />

Annette Bopp<br />

Annette Bopp schreibt Portraits,Features und Kritiken zu Themen<br />

rund um den Tanz für deutschsprachige Zeitungen und<br />

Magazine sowie die Internetplattform www.tanznetz.de. Die<br />

Arbeit John Neumeiers und des HAMBURG BALLETT begleitet<br />

sie bereits seit den Anfängen 1973 (www.annettebopp.de).<br />

oben: Otto Bubeníček als Faun in »Nijinsky« und als Nijinsky in<br />

»Le Pavillon d’Armide«<br />

unten: Carsten Jung als Prinz in »Die kleine Meerjungfrau« und<br />

als Günther in »Der Nussknacker«<br />

Journal 2 | 27


OPER GASTSPIEL<br />

IMPRESSIONEN AUS EDINBURGH<br />

Die <strong>Staatsoper</strong> zu Gast beim<br />

Edinburgh Festival<br />

■ Oben thront die mächtige Burg, unten<br />

schieben sich Festivalbesucher und Touristen<br />

durch Straßen und enge Gassen. Kirchen, Geschäfte<br />

und Pubs sind zu Konzertsälen umfunktioniert,<br />

aus den Souvenirshops schrillt<br />

Dudelsackmusik, und die Einwohnerzahl ist<br />

in diesen Tagen doppelt so hoch wie im Rest<br />

des Jahres: Es ist Festspielzeit in Edinburgh.<br />

Gleich mehrere Festivals machen die schottische<br />

Hauptstadt jedes Jahr von Juli bis Anfang<br />

September zu einem Zentrum der<br />

Künste. Das wichtigste ist das renommierte<br />

Edinburgh International Festival, wo am<br />

1. September die <strong>Staatsoper</strong> Hamburg mit<br />

einem umjubelten Gastauftritt in die neue<br />

Opernsaison startete.<br />

Im eigenen Charterflugzeug reiste das Hamburger<br />

Ensemble am 31. August Richtung<br />

Norden: Intendantin Simone Young, Ge-<br />

28 | Journal 2<br />

schäftsführer Detlef Meierjohann, die Solisten,<br />

der Chor der <strong>Staatsoper</strong> und die Mitglieder<br />

der Philharmoniker Hamburg flogen<br />

nach Edinburgh, um dort »Der fliegende Holländer«<br />

in einer konzertanten Aufführung zu<br />

präsentieren. Simone Young hatte Richard<br />

Wagners romantische Oper passend zum<br />

diesjährigen Festivalthema »Heimkehr« ausgewählt<br />

und als Solisten Franz Grundheber<br />

für die Titelpartie und Eva Johansson als Senta<br />

sowie Diogenes Randes, Nikolai Schukoff,<br />

Jun-Sang Han und Deborah Humble engagiert.<br />

»Ein Gastspiel ist ein gemeinsames Erlebnis<br />

und sehr motivierend«, sagt Simone Young.<br />

»Es schweißt uns alle noch mehr zusammen.<br />

Und der Erfolg bei einem so wichtigen internationalen<br />

Festival ist sehr gut für unser<br />

Renommee zu Hause. Schließlich haben wir<br />

in Edinburgh die Musikstadt Hamburg repräsentiert«.<br />

Für die <strong>Staatsoper</strong> ist es der erste<br />

Auftritt in Edinburgh seit 1983, und nicht der<br />

letzte, wenn es nach Festivaldirektor Jonathan<br />

Mills geht, der die <strong>Staatsoper</strong> gerne<br />

auch einmal mit einer szenischen Produktion<br />

einladen möchte.<br />

Doch vor der Kunst kommt erst einmal die<br />

Logistik: Reisen 200 Personen gemeinsam,<br />

muss alles perfekt organisiert sein. Und so<br />

wurden die Instrumente der Philharmoniker<br />

per LKW und Schiff drei Tage vor der Vorstellung<br />

nach Edinburgh verladen und waren<br />

pünktlich zur ersten Probe am Montagabend<br />

vor Ort. Am Dienstag wurden Aufbau und<br />

Technik getestet, und schließlich trafen sich<br />

alle zur Anspielprobe am frühen Abend in<br />

der Usher Hall. In den engen Gängen hinter<br />

der Bühne herrschte aufgeregtes Gedränge,


Schottische Impressionen(v.l.n.r): Einchecken am Hamburger Flughafen, Ausladen der Instrumente,<br />

die Usher Hall, Eva Johansson und Franz Grundheber sowie Deborah Humble, Renate Danger, Claus-Edmund Danger nach der<br />

Vorstellung, die Burg, das TV-Team des NDR »Hamburg Journal« interviewt Diogenes Randes,<br />

Beifall nach der Vorstellung »Der fliegende Holländer«.<br />

dann ging es auf die Bühne – ein spannender<br />

Moment für die Künstler, kurz vor der<br />

Vorstellung. Schließlich der Auftritt: Über<br />

2000 Besucher verfolgten in der frisch renovierten<br />

»Usher Hall« eine packende Opernvorstellung.<br />

Mit in Edinburgh dabei waren 14 Förderer<br />

und Freunde der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg. Als<br />

Startschuss einer neuen Kooperation der<br />

<strong>Staatsoper</strong> mit dem Kulturreiseveranstalter<br />

Studiosus organisierte der Förderer Peter<br />

Davids die Fahrt nach Schottland, auf deren<br />

Programm neben dem Besuch der Vorstellung<br />

auch eine Stadtbesichtigung und ein<br />

exklusives Whisky-Tasting standen. Zukünftig<br />

sollen weitere Reisen für Abonnenten und<br />

Freunde der Oper angeboten werden.<br />

Zuhause gebliebene Opernliebhaber konnten<br />

dafür beim N3 »Hamburg Journal« einen<br />

Blick hinter die Kulissen des Festivalauftrittes<br />

werfen: Ein TV-Team begleitete die<br />

<strong>Staatsoper</strong> nach Edinburgh und drehte unter<br />

anderem mit Diogenes Randes. Der brasilianische<br />

Bass hatte sichtlich Spaß vor der<br />

Kamera und ging mit dem Team auf einen<br />

Stadtbummel rund um das Castle und die<br />

Royal Mile. Auch Journalisten von der »Welt«<br />

und NDR Kultur begleiteten die Hamburger<br />

Oper.<br />

Simone Young würde sich freuen, schon bald<br />

wieder die Koffer packen zu können. Sie will<br />

sich verstärkt um weitere Gastspiele<br />

bemühen: »Wir hoffen, dass dieser Auftritt<br />

der Beginn einer langen Zusammenarbeit<br />

mit Edinburgh ist.« ■ BB


Der Spielplan Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

Oktober<br />

8 DO<br />

9 FR<br />

10 SA<br />

11 SO<br />

12 MO<br />

14 MI<br />

16 FR<br />

17 SA<br />

18 SO<br />

19 MO<br />

20 DI<br />

21 MI<br />

22 DO<br />

30 | Journal 2<br />

L'Elisir d'Amore *<br />

Gaetano Donizetti<br />

Hamburger Symphoniker<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Oper gr.2<br />

Un Ballo in Maschera *<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Fr2<br />

La Traviata *<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.40 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | VB<br />

L'Elisir d'Amore *<br />

Gaetano Donizetti<br />

Hamburger Symphoniker<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | VTg3, S69<br />

Vor der Premiere »Siegfried«<br />

11.00 Uhr | €7,–<br />

Reise zum »RING«<br />

»Märchen, Psychoanalyse,<br />

Sozialphilosophie und weiß<br />

Gott was ...«<br />

20.00 Uhr | €7,– | Opera stabile<br />

Tosca *<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

L'Elisir d'Amore *<br />

Gaetano Donizetti<br />

Hamburger Symphoniker<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Fr3, Oper kl.2<br />

Familieneinführung 18.45 Uhr<br />

After work<br />

»Tungalda«<br />

18.00-19.00 Uhr | €10,– (inkl.<br />

Getränk) | Opera stabile<br />

Tosca *<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B<br />

Premiere A<br />

Siegfried *<br />

Richard Wagner<br />

17.00 Uhr | €6,– bis 146,– | P<br />

PrA<br />

Reise zum »RING«<br />

»Wagners Welten im<br />

Kaldeidoskop der Kunst«<br />

20.00 Uhr | €7,–<br />

Opera stabile<br />

Iphigénie en Tauride *<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Di3<br />

Einführung 18.50 Uhr<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Tosca *<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Ital1<br />

Premiere B<br />

Siegfried *<br />

Richard Wagner<br />

17.00 Uhr | €4,– bis 83,– | B<br />

PrB<br />

Einführung 16.20 Uhr<br />

Oktober, November<br />

23 FR<br />

24 SA<br />

25 SO<br />

26 MO<br />

27 DI<br />

28 MI<br />

29 DO<br />

30 FR<br />

31 SA<br />

1 SO<br />

2 MO<br />

3 DI<br />

4 MI<br />

Iphigénie en Tauride *<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | VTg4, Oper gr.1<br />

Wagners »Siegfried« und die<br />

(post-)heroische Moderne<br />

Internationales Symposion<br />

10.00-18.30 Uhr | Eintritt frei<br />

Opera stabile (auch 24. und<br />

25. 10.)<br />

La Traviata *<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.40 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Sa3<br />

Iphigénie en Tauride *<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | So1, S39<br />

Einführung 18.50 Uhr (Pb 1)<br />

2. Philharmonisches Konzert<br />

11.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung 10.15 Uhr<br />

20 Jahre Ballett-Zentrum<br />

John Neumeier<br />

Ballett-Werkstatt »20-jähriges<br />

Jubiläum Ballett-Zentrum«<br />

Leitung John Neumeier<br />

19.00 Uhr | €2,– bis 23,– | F<br />

2. Philharmonisches Konzert<br />

20.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung 19.15 Uhr<br />

Ballett-John Neumeier<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

Lera Auerbach<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Di2<br />

Ballett – John Neumeier<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

Lera Auerbach<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | VTg1<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Iphigénie en Tauride*<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Do1<br />

Einführung 18.50 Uhr<br />

Der Freischütz<br />

Carl Maria von Weber<br />

19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Fr1, VB<br />

Un Ballo in Maschera*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Sa2, VB<br />

Siegfried*<br />

Richard Wagner<br />

17.00 Uhr | €4,– bis 83,– | B<br />

So2, Serie 49<br />

Einführung 16.20 Uhr<br />

Reise zum »RING«<br />

»Solang ich lebe, stand mir<br />

ein Alter stets im Wege«-<br />

20.00 Uhr | €7,–<br />

Opera stabile<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Un Ballo in Maschera*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Ital2<br />

Ballett – John Neumeier<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Die kleine Meerjungfrau<br />

Lera Auerbach<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C<br />

November<br />

5 DO<br />

6 FR<br />

7 SA<br />

8 SO<br />

10 DI<br />

11 MI<br />

12 DO<br />

13 FR<br />

14 SA<br />

15 SO<br />

17 DI<br />

18 MI<br />

19 DO<br />

20 FR<br />

Siegfried*<br />

Richard Wagner<br />

17.00 Uhr | €4,– bis 83,– B | Mi2<br />

Einführung 16.20 Uhr<br />

Cavalleria rusticana,<br />

I Pagliacci*<br />

Pietro Mascagni, Ruggero<br />

Leoncavallo<br />

19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Fr2<br />

Der Freischütz<br />

Carl Maria von Weber<br />

19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Sa1<br />

Siegfried*<br />

Richard Wagner<br />

17.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | VTg3, Serie 68<br />

Einführung 16.20 Uhr<br />

Cavalleria rusticana,<br />

I Pagliacci*<br />

Pietro Mascagni, Ruggero<br />

Leoncavallo<br />

19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Di1<br />

Der Freischütz<br />

Carl Maria von Weber<br />

19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Mi1<br />

Die Zauberflöte<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C<br />

After work »Philharmonic<br />

Clowns«<br />

18.00-19.00 Uhr | €10,– (inkl.<br />

Getränk)<br />

Opera stabile<br />

Ballett – John Neumeier<br />

Wiederaufnahme<br />

Endstation Sehnsucht<br />

Sergej Prokofjew und Alfred<br />

Schnittke<br />

Musik vom Tonträger<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Bal I<br />

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit<br />

Siegfried*<br />

Richard Wagner<br />

17.00 Uhr | €4,– bis 83,– | B<br />

Sa4, Serie 29, Neu<br />

Einführung 16.20 Uhr<br />

2. Kammerkonzert<br />

11.00 Uhr | €6,50 bis 15,–<br />

Laeiszhalle, Kleiner Saal<br />

Cavalleria rusticana,<br />

I Pagliacci*<br />

Pietro Mascagni, Ruggero<br />

Leoncavallo<br />

19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Di3<br />

Ballett – John Neumeier<br />

Endstation Sehnsucht<br />

Sergej Prokofjew und Alfred<br />

Schnittke<br />

Musik vom Tonträger<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Bal II<br />

Die lustige Witwe<br />

Franz Lehár<br />

Hamburger Symphoniker<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Do1, 20.Jhdt.<br />

Cavalleria rusticana,<br />

I Pagliacci*<br />

Pietro Mascagni, Ruggero<br />

Leoncavallo<br />

19.30-22.30 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Fr3, Oper kl.2<br />

November<br />

21 SA<br />

22 SO<br />

23 MO<br />

25 MI<br />

26 DO<br />

27 FR<br />

28 SA<br />

29 SO<br />

Der Freischütz<br />

Carl Maria von Weber<br />

19.00-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | So1, Serie 38<br />

Ballett – John Neumeier<br />

Endstation Sehnsucht<br />

Sergej Prokofjew und Alfred<br />

Schnittke<br />

Musik vom Tonträger<br />

15.00-17.30 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Nachm<br />

Ballett – John Neumeier<br />

Endstation Sehnsucht<br />

Sergej Prokofjew und Alfred<br />

Schnittke<br />

Musik vom Tonträger<br />

19.30-22.00 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | So2, Serie 48<br />

3. Philharmonisches Konzert<br />

11.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung 10.15 Uhr<br />

3. Philharmonisches Konzert<br />

20.00 Uhr | €8,– bis 38,–<br />

Laeiszhalle, Großer Saal<br />

Einführung 19.15 Uhr<br />

Die lustige Witwe<br />

Franz Lehár<br />

Hamburger Symphoniker<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | VTg1<br />

Die lustige Witwe<br />

Franz Lehár<br />

Hamburger Symphoniker<br />

19.30-21.45 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C | Do2<br />

Madama Butterfly*<br />

Giacomo Puccini<br />

19.30-22.15 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B<br />

La Traviata*<br />

Giuseppe Verdi<br />

19.30-22.40 Uhr | €4,– bis 83,–<br />

B | Sa2<br />

Die Zauberflöte<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

18.00-21.15 Uhr | €4,– bis 77,–<br />

C<br />

Ballett-Werkstatt<br />

Leitung John Neumeier<br />

Benefiz zu Gunsten Hamburg<br />

Leuchtfeuer<br />

Öff. Training ab 10.30 Uhr<br />

11.00 Uhr | €4,– bis 46,– | FD<br />

Premiere | Zu Gast in der Opera stabile<br />

Der Kaiser von Atlantis<br />

Viktor Ullmann<br />

Koproduktion mit der<br />

Hochschule für Musik und<br />

Theater Hamburg<br />

20.00 Uhr | €18,– , erm. 12,–<br />

Opera stabile<br />

* Aufführung mit deutschen<br />

Übertexten<br />

Die Produktionen »Iphigenie<br />

en Tauride«, »Cavalleria rusticana«/»I<br />

Pagliacci« und »Der<br />

Freischütz« werden unterstützt<br />

durch die Stiftung zur<br />

Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong>.<br />

Die ZEIT-Stiftung Ebelin und<br />

Gerd Bucerius und die Stiftung<br />

zur Förderung der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

sind Hauptförderer der Hamburger»Ring«-Inszenierungen<br />

2008-2010.


Bitte schicken Sie mir ab sofort regelmäßig das JOURNAL der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> zu.<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Wohnort<br />

Das Journal kostet im Abonnement € 2,– pro Ausgabe<br />

(für Abonnenten der <strong>Staatsoper</strong> oder Philharmoniker € 1,–). Es<br />

erscheinen sechs Ausgaben pro Spielzeit. Das Journal-<br />

Abonnement verlängert sich automatisch auf die Folgespielzeit,<br />

wenn es nicht bis zum 4. 6. 2010 schriftlich gekündigt wird<br />

Ich bin Abonnent der <strong>Staatsoper</strong> oder der Philharmoniker.<br />

Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />

Kontonummer Bankleitzahl<br />

Kreditinstitut<br />

Datum, Unterschrift<br />

Bitte schicken Sie mir ab sofort monatlich bis Ende der<br />

Saison 2009/10 das Programm-Leporello zu.<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Wohnort<br />

Das Leporello kostet im Abonnement € 1,– pro Ausgabe.<br />

Es erscheinen elf Ausgaben pro Spielzeit. Das Leporello-<br />

Abonnement verlängert sich automatisch auf die Folgespielzeit,<br />

wenn es nicht bis zum 4. 6. 2010 schriftlich gekündigt<br />

wird<br />

Hiermit erteile ich Ihnen eine Einzugsermächtigung.<br />

Kontonummer Bankleitzahl<br />

Kreditinstitut<br />

Datum, Unterschrift<br />

Coupons ausschneiden und schicken an: <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> GmbH, Öffentlichkeitsarbeit, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg<br />

Impressum/Vorverkauf<br />

Herausgeber<br />

<strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> GmbH<br />

Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg<br />

Geschäftsführung<br />

Simone Young Opernintendantin<br />

und Generalmusikdirektorin<br />

John Neumeier Ballettintendant<br />

Detlef Meierjohann<br />

Geschäftsführender Direktor<br />

Konzeption und Redaktion<br />

Dramaturgie, Pressestelle, Marketing<br />

Bettina Bermbach, Annedore Cordes,<br />

Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach<br />

(Oper); André Podschun, Anna Schwan<br />

(Ballett)<br />

Mitarbeit<br />

Barbara Neumann<br />

Autoren<br />

Anja Bornhöft, Henning Albrecht,<br />

Barbara Neumann<br />

Opernrätsel<br />

Moritz Lieb<br />

Fotos<br />

Holger Badekow, David Ausserhofer,<br />

Bettina Bermbach, Anja Bornhöft Luigi<br />

Borghese, Brinkhoff/Mögenburg, Alan<br />

Kavcic, Reto Klar, Jörg Landsberg,<br />

Ligalux, Christian Schmidt, Monika<br />

Rittershaus, Kay-Uwe Rosseburg,<br />

Joachim Thode, Bernd Uhlig, Roland<br />

Unger, Archiv der <strong>Hamburgische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong><br />

Titelfoto von Mark Simpson (Ausschnitt)<br />

Gestaltung<br />

Annedore Cordes<br />

Holger Badekow (Ballett)<br />

Anzeigenvertretung<br />

Antje Sievert Tel.: 040-450 698 03<br />

antje.sievert@kultur-anzeigen.com<br />

Litho<br />

Repro Studio Kroke<br />

Druck<br />

Hartung Druck + Medien GmbH<br />

Wir haben viel zu bieten<br />

Tageskasse<br />

Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg<br />

Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />

Sonn- und Feiertags<br />

für den Vorverkauf geschlossen.<br />

Die Abendkasse öffnet 90 Minuten<br />

vor Beginn der Aufführung.<br />

Es werden vorrangig Karten für die<br />

jeweilige Vorstellung verkauft.<br />

Telefonischer Kartenvorverkauf<br />

Telefon (0 40) 35 68 68<br />

Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr<br />

Abonnieren Sie unter: Telefon (0 40) 35 68 800<br />

Vorverkauf<br />

Karten können Sie außer an der Tageskasse der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> an den bekannten<br />

Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei der<br />

Hamburg Travel GmbH (Hotline 040/300<br />

51777; www.hamburg-travel.de) erwerben und<br />

bei allen Ticket-Online Verkaufsstellen und<br />

TUI Reisebüros.<br />

Schriftlicher Vorverkauf<br />

Schriftlich und telefonisch bestellte Karten<br />

senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Dabei<br />

erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungsgebühr<br />

von € 5,–, die zusammen mit dem<br />

Kartenpreis in Rechnung gestellt wird. Der<br />

Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung.<br />

Fax (0 40) 35 68 610<br />

Postanschrift<br />

<strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong><br />

Postfach, 20308 Hamburg<br />

Gastronomie in der Oper<br />

Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659<br />

Die <strong>Hamburgische</strong> <strong>Staatsoper</strong> ist online:<br />

www.staatsoper-hamburg.de<br />

www.philharmoniker-hamburg.de<br />

www.hamburgballett.de<br />

www.ring-hamburg.de<br />

Besichtigen Sie die <strong>Staatsoper</strong><br />

Termine der nächsten Führungen:<br />

22. Oktober; 3., 11., 26. November; jeweils ab<br />

13.30 Uhr, Treffpunkt Bühneneingang, Kleine<br />

Theaterstraße<br />

Karten zu 6,- € sind an der Kasse erhältlich.<br />

Das nächste Journal erscheint<br />

Ende November 2009.<br />

Werden Sie Förderer der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong>. Wenn Sie Informationen benötigen,<br />

erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderung der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong><br />

Tel. 040-7250 35 55, Fax 7250 21 66, oder www.opernstiftung-hamburg.de<br />

Kassenpreise<br />

Preisgruppe<br />

Platzgruppe<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*<br />

F € 23,– 21,– 19,– 16,– 14,– 10,– 7,– 7,– 5,– 2,– 5,–<br />

D € 67,– 62,– 56,– 49,– 38,– 26,– 20,– 12,– 9,– 4,– 10,–<br />

C € 77,– 67,– 59,– 51,– 43,– 34,– 23,– 12,– 9,– 4,– 10,–<br />

B € 83,– 73,– 65,– 56,– 47,– 38,– 26,– 14,– 9,– 4,– 10,–<br />

A € 89,– 79,– 71,– 63,– 54,– 46,– 29,– 16,– 10,– 5,– 10,–<br />

S € 110,– 102,– 90,– 82,– 74,– 51,– 31,– 17,– 10,– 5,– 10,–<br />

P € 146,– 135,– 123,– 112,– 96,– 63,– 41,– 23,– 11,– 6,– 10,–<br />

L € 35,– 26,– 16,– 7,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–<br />

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)<br />

Journal 2 | 31


NAMEN NACHRICHTEN<br />

AKTUELLES AUS DER STAATSOPER<br />

32 | Journal 2<br />

»Die Walküre« erscheint auf CD<br />

Der erfolgreiche Hamburger »Ring« geht in die<br />

nächste Runde, auch auf CD: Zeitgleich mit der<br />

Premiere von »Siegfried« erscheint bei<br />

OehmsClassics nach »Rheingold«, dem Vorabend der<br />

Ring-Tetralogie, nun »Die Walküre«. Als starker<br />

Partner ist wieder NDR Kultur dabei, dessen<br />

Aufnahmeteam abermals für eine klangtechnisch<br />

herausragende Einspielung sorgte. Mit einem durchgehend<br />

vierfarbigen Booklet, das viele Eindrücke der<br />

Inszenierung von Claus Guth vermittelt, sowie vollständigem<br />

Libretto handelt es sich hier wieder um ein außergewöhnlich aufwendiges<br />

Produkt. Während die Premiere der »Walküre« unter einem kurzfristigen krankheitsbedingten<br />

Ausfall Falk Struckmanns (Wotan) litt, konnte die vorliegende Produktion in späteren<br />

Aufführungen der Premierenserie mitgeschnitten werden, die Struckmann im Vollbesitz seiner<br />

stimmlichen Kräfte zeigten. In großem, unwiderstehlichem Kraftbogen, aber auch unter<br />

Berücksichtigung feinster, akribisch ausgeprobter Strukturdetails führte Simone Young ihr<br />

Orchester und das Gesangsensemble durch die berühmte Partitur.<br />

Karen Kamensek zu Gast im Elbphilharmonie Kulturcafé<br />

Seit Juli gibt es in der Mönckebergstraße das Elbphilharmonie<br />

Kulturcafé. Mitten in der City können Hamburger und Touristen sich<br />

über das Konzert- und Kulturangebot der Hansestadt informieren,<br />

Eintrittskarten oder Abonnements erwerben und dabei ganz entspannt<br />

einen Café Latte von Starbucks genießen. Auch eine kleine, feine<br />

Veranstaltungsreihe hat sich hier etabliert: Im ersten Stock des<br />

Pavillons finden in lockerer Reihenfolge Künstlergespräche, eine Jazzreihe<br />

und Veranstaltungen für Kinder statt. Themen sind Kunst und Kultur: Musik, Literatur,<br />

Film, Theater, Performance und Installation. Und natürlich Oper: Für eine Stunde ist am 16.<br />

November die Dirigentin Karen Kamensek zu Gast. Die Stellvertreterin von Simone Young an<br />

der <strong>Staatsoper</strong> Hamburg leitete im Januar dieses Jahres mit großem Erfolg die Neuproduktion<br />

von »Die lustige Witwe« und wurde im September für ihr »Lohengrin«-Dirigat bei der großen<br />

Wiederaufnahme gefeiert. Im Elbphilharmonie Kulturcafé spricht sie mit Moderator Sven<br />

Ahnert über ihre Karriere am Pult und ihre Arbeit in Hamburg.<br />

Elbphilharmonie Kulturcafé (Mönckebergstraße/ Barkhof 1/1. Stock)<br />

Gast: Karen Kamensek<br />

Montag, 16. November 2009, 18.00 Uhr | Eintritt frei<br />

In Memoriam Herbert Fliether<br />

Am 3. September 2009 verstarb<br />

im 98. Lebensjahr der Hamburger<br />

Kammersänger Herbert<br />

Fliether. Er debütierte an der<br />

<strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> am<br />

22. März 1956 als Amonasro<br />

(»Aida«). Von Januar 1958 bis<br />

1986 gehörte er unter den Intendanten Heinz<br />

Tietjen, Rolf Liebermann, August Everding und<br />

Christoph von Dohnányi dem Ensemble der<br />

<strong>Staatsoper</strong> an und sang hier alle großen Bassbariton-Partien<br />

wie Großinquisitor (»Don Carlos«),Wotan<br />

(»Das Rheingold«, »Die Walküre«),<br />

Telramund (»Lohengrin«), Kurwenal (»Tristan<br />

und Isolde«), Holländer (»Der fliegende Holländer«),<br />

Jochanaan (»Salome«), Orest (»Elektra«),<br />

Scarpia (»Tosca«), Hans Sachs (»Die Meistersinger<br />

von Nürnberg«), Kaspar (»Der Freischütz«)<br />

und die Titelpartie in »Cardillac«. Der<br />

vielseitige Sänger trat in Barockopern wie »Belsazar«<br />

als Daniel ebenso auf wie in zahlreichen<br />

Uraufführungen des neuen Musiktheaters. Kein<br />

zweiter Sänger sang hier den Marchese (»Die<br />

Macht des Schicksals«) häufiger an der Seite so<br />

prominenter Don Alvaros wie Plácido Domingo,<br />

Luciano Pavarotti und anderen als er. Zahlreiche<br />

Gastspiele führten ihn an wichtige Spielstätten im<br />

In- und Ausland. In späteren Jahren und selbst<br />

nach seiner Pensionierung blieb er dem Hamburger<br />

Opernhaus in kleineren Partien treu, bis er<br />

seine Karriere am 17. 6. 1986 als Hermann Ortel<br />

(»Die Meistersinger von Nürnberg«) beendete.<br />

»Non è finito, Don Pasquale«<br />

Ude Krekow als Don Bartolo<br />

in »Il Barbiere di Siviglia«<br />

Anfang August verstarb<br />

der Kammersänger Ude<br />

Krekow. Der Bass war 31<br />

Jahre lang Mitglied im<br />

Ensemble der <strong>Hamburgische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong> und<br />

setzte sich darüber hinaus<br />

als Mitglied des Betriebsrats,<br />

als Betriebsratsvorsitzender<br />

und<br />

Aufsichtsratsmitglied für<br />

die Belange der <strong>Hamburgische</strong>n<br />

<strong>Staatsoper</strong><br />

und ihrer Mitarbeiter ein.<br />

Sein Debüt in Hamburg gab Ude Krekow<br />

1972 als Papageno in Mozarts »Zauberflöte«. Seit<br />

der Spielzeit 1972/73 war er fest im Ensemble der<br />

<strong>Staatsoper</strong> engagiert. Im Laufe seiner nationalen<br />

und internationalen Karriere sang er die großen<br />

Partien seines Fachs. In Hamburg begeisterte er<br />

das Publikum unter anderem als Dulcamara<br />

(»L’Elisir d’Amore«), Don Pasquale, van Bett<br />

(»Zar und Zimmermann«) sowie in seiner Paraderolle<br />

Don Bartolo (»Il Barbiere di Siviglia«).<br />

1992 wurde er zum Kammersänger ernannt. Bis<br />

zu seinem Ausscheiden zum Ende der Spielzeit<br />

2002/03 war Ude Krekow unverzichtbares Mitglied<br />

des Ensembles.<br />

Operndirektor Josef Hussek würdigte den<br />

beliebten Sänger, den er in zahlreichen Vorstellungen<br />

an der Dammtorstraße erlebte:<br />

»Er war vor allem ein Menschendarsteller.<br />

Unter der Oberfläche seiner vielen komödiantischen<br />

Rollen schlummerte stets auch die melancholische<br />

Seite seiner Gestalten. Und ganz plötzlich,<br />

von einem Moment auf den anderen, konnte<br />

er seinen Charakteren diese tiefer liegende,<br />

andere Dimension verleihen. Und es waren oft<br />

gerade diese Momente, die uns in Erinnerung<br />

geblieben sind.<br />

Wenn er als Don Pasquale bei Norinas Ohrfeige<br />

mit den Worten ›È finito, Don Pasquale‹<br />

spüren ließ, nicht nur seine junge Frau, sondern<br />

vor allem seine Würde verloren zu haben. Wenn<br />

er sich als Bartolo seine Torheit, als van Bett gar<br />

seine Dummheit eingestehen musste. Und wenn<br />

er uns als Baculus die Angst um sein geliebtes<br />

Gretchen mitfühlen ließ.<br />

Ude Krekow sang in der Zeit seines Festengagements<br />

an der <strong>Hamburgische</strong>n <strong>Staatsoper</strong> weit<br />

über hundert große, mittlere und kleine Partien.<br />

Aber jeder von ihnen verlieh er ein eigenes, unverwechselbares<br />

Profil.<br />

Es gehörte für mich zu den traurigen Dingen<br />

nach meiner Rückkehr nach Hamburg, dass es<br />

mir aufgrund seiner schweren Erkrankung nicht<br />

mehr möglich war, Ude Krekow wiederzusehen.<br />

Aus den neun Jahren unserer Zusammenarbeit<br />

und etlichen Telefonaten, die wir auch danach<br />

noch zwischen Hamburg und Wien führten,bleiben<br />

aber viele schöne Erinnerungen. Denn diese<br />

sind – ›Non è finito, Don Pasquale‹ – das große<br />

Privileg des Künstlers.«


Fotos: Lahola, Smolka, Brinkhoff/Moegenburg, Heyer<br />

Wie rund wird Hamburgs »Ring«?<br />

Welche Neuproduktionen der <strong>Staatsoper</strong> lohnen?<br />

Wie sind die Opern im Repertoire inszeniert?<br />

Was ist los in Berlin, London, Wien, New York…?<br />

Worüber sprach Simone Young im Interview?<br />

Wo singen Anna, Jonas & Co.?<br />

»Das Rheingold«<br />

»Simon Boccanegra« »Die lustige Witwe« »Lohengrin«<br />

Jeden Monat neu!<br />

Das monatliche Magazin bringt in jeder Ausgabe Interviews, Premierenberichte,<br />

CD- und DVD-Besprechungen, Künstlertermine, Saison vorschauen<br />

und vieles mehr – für nur € 6,50 / Ausgabe (im Abonnement noch günstiger).<br />

Nähere Informationen auf unserer Website und natürlich jederzeit am Telefon.<br />

Wir beraten Sie gern.<br />

Und wenn Sie einmal eine Ausgabe verpasst haben oder einfach nur schnell etwas<br />

nachschlagen wollen: Befragen Sie unser neues Textarchiv!<br />

Wir haben für Sie unser Textarchiv komplett überarbeitet!<br />

Sie sind auf der Suche nach einem bestimmten Artikel, suchen Interviews mit Ihrem<br />

Lieblingskünstler oder Berichte über Produktionen, die Sie bald besuchen wollen?<br />

Welche aktuellen Neuerscheinungen in den Bereichen CD, DVD, Bücher wurden vorgestellt?<br />

Nutzen Sie unser neues Online-Archiv mit vielen praktischen Funktionen.<br />

Infos unter Tel. 040 / 585501<br />

oder im Netz: www.opernglas.de<br />

– schnelle, übersichtliche Volltextsuche<br />

– alle Jahrgänge komplett ab Januar 1998<br />

– Stöbern in einzelnen Ausgaben<br />

– umgehende Freischaltung<br />

bestellter Texte<br />

– eigenes Kunden-Archiv mit<br />

zeitlich unbegrenztem Zugriff

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!