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VDG aktuell 2/2010

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Wissenschaftler der Bergakademie Freiberg<br />

(1995 - 1999),<br />

> gegossene Denkmäler in Sachsen (ab 2001).<br />

Eine Sonderstellung nimmt die Jahresplakette zum Jahrtausendwechsel<br />

2000 ein, die, im Gegensatz zu den anderen,<br />

beidseitig mit Motiven versehen ist, die das Gießen früher<br />

und heute darstellen (Bild 3).<br />

Mit der Entwicklung der Eisenguss-Diagramme befasste<br />

sich Prof. Reinhard Döpp, Ennepetal, in seinem Vortrag. Ziel<br />

und Aufgabe der Eisenguss-Diagramme ist es, aus der chemischen<br />

Zusammensetzung (vorwiegend C und Si) und den<br />

Abkühlungsbedingungen (vorwiegend Durchmesser des<br />

getrennt gegossenen Probestabes bzw. repräsentative<br />

Wanddicke des Gussstücks) in erster Näherung das Gefüge<br />

und die mechanischen Eigenschaften der Gussstücke<br />

(Probestäbe und reale Gusskomponenten) zu bestimmen.<br />

E. Piwowarsky sowie W. Patterson und Mitarbeiter haben<br />

eingehend die frühen Stufen der Gusseisen-Diagramme von<br />

A. Ledebur 1892 bis H. Laplanche 1947 beschrieben. Aufbauend<br />

auf grundlegenden Arbeiten von A. Collaud 1954<br />

bis 1955, P. A. Heller und H. Jungbluth 1955 sowie W. Oelsen,<br />

K. Roesch und K. Orths 1955, W. Oelsen und E. Schürmann<br />

1958 entwickelten W. Patterson und R. Döpp 1959/60<br />

das Betriebsnomogramm für Grauguss (heute Gusseisen<br />

mit Lamellengraphit, EN-GJL). Dieses Betriebsschaubild wurde<br />

1979 durch Eintragen der Werkstoffbänder für die Festigkeitsstufen<br />

nach DIN 1691 „verbessert“, um die Handhabung<br />

für Gießer und Kunden zu erleichtern. Einige neuere<br />

Diagramme, u. a. von W. Bauer und E. Nechtelberger 1989<br />

sowie zwei Dissertationen an der TU Clausthal (H. Schlingloff<br />

1996 und J. Pupava 2000), konzentrieren sich auf die mechanischen<br />

Eigenschaften, ihre Bewertung durch den Reifegrad<br />

RG und die Relative Härte RH nach W. Patterson 1958 sowie<br />

ihre Zusammenhänge mit deutschen und europäischen Normen.<br />

Über die Entwicklung der Schmelzanlagen referierte Prof.<br />

Franz Neumann, Unna. Diese führte von den flachen Rennherden<br />

letztlich zum Schachtofen. Durch verbesserte Windzufuhr<br />

war es bald möglich, flüssiges Eisen herzustellen,<br />

Bild 4: Schmelzaggregate für die Verarbeitung von Eisenwerkstoffen<br />

womit dann der entscheidende Schritt zum Eisenguss<br />

gemacht war. Seine Weiterentwicklung führte zum mit Holzkohle<br />

gefeuerten Hohen Ofen mit wassergetriebenem Blasebalg,<br />

wie er um 1500 eingesetzt wurde. Der Siegeszug<br />

des Kupolofens begann 1794 mit der Erteilung des Patentes<br />

für den Wilkinsonofen und verlief über zahlreiche andere<br />

Konstruktionen, ehe sich Ende des 19. Jh. der noch heute<br />

in seiner Form kaum veränderte Kaltwindkupolofen durchsetzte.<br />

Die bereits im 19. Jh. beginnende Entwicklung des<br />

Heißwindofens brachte den weiteren entscheidenden Fortschritt<br />

für den Kupolofen. 1830 wurden bereits Versuche<br />

in Gleiwitz, Wasseralfingen und Sayn gemacht, der großtechnische<br />

Durchbruch erfolgte nach 1927 in den USA<br />

erfolgte. Weitere Meilensteine der einsetzenden Vervollkommnung<br />

des Kupolofenschmelzens waren die Sauerstoffanreicherung<br />

oder Direktinjektion zur Erzielung höherer<br />

Eisentemperaturen, von Kokseinsparungen und Leistungserhöhungen,<br />

die Sauerstoffinjektion zur besseren Durchgasung,<br />

das Sauerstoff-Impulsverfahren (SIP-Verfahren) zum<br />

Einsatz von minderwertigerem Koks sowie das Erdgas als<br />

Energieträger und Kohlersatz.<br />

Neben dem Kupolofen hat sich insbesondere der Induktionstiegelofen<br />

etabliert (Bild 4). Um 1900 wird bereits der<br />

erste Elektroofen gebaut und für das industrielle Schmelzen<br />

eingesetzt, der heute hauptsächlich als Induktionstiegelofen<br />

in den Eisengießereien mit einen steigenden Anteil<br />

bei ca. 1/3 an der Gussproduktion beteiligt ist. Außerdem<br />

wird der Drehtrommelofen noch eingesetzt. Doch beschränkt<br />

sich dessen Anwendung nur auf Sondereinsatzfälle mit geringer<br />

Schmelzmenge. Der Lichtbogenofen wird zumindest in<br />

Europa kaum zum Schmelzen von Eisenguss eingesetzt, da<br />

er wegen der fehlenden Randbewegung zur flexiblen Legierungseinstellung<br />

im Gegensatz zum Induktionsofen weniger<br />

geeignet ist. So ist der Induktionstiegelofen heute das<br />

zweitwichtigste Schmelzaggregat der Eisengießerei. Seine<br />

Leistungsfähigkeit hinsichtlich des Stundendurchsatzes ist<br />

gegenüber dem Kupolofen zwar beschränkt, aber bezüglich<br />

der vielfach geforderten Flexibilität ist er von Vorteil. Die<br />

Dominanz des Netzfrequenzofens dauerte bis in die 1980er<br />

Jahre. Erst die Weiterentwicklung<br />

der Umrichtertechnik ebnete den<br />

Weg für den Mittelfrequenzofen, der<br />

heute fast ausschließlich in Eisengießereien<br />

zum Einsatz kommt. Der<br />

dafür erforderliche statische Frequenzumrichter<br />

wurde auf der GIFA<br />

1984 vorgestellt.<br />

Es ist geplant die Vorträge in<br />

einem <strong>VDG</strong>-Bericht zu veröffentlichen<br />

und damit für die Nachwelt zu<br />

dokumentieren, wie es sich der <strong>VDG</strong>-<br />

Fachausschuss Geschichte zur Aufgabe<br />

gemacht hat. Zudem wird<br />

wegen der guten Resonanz eine Fortführung<br />

dieser Veranstaltungsreihe<br />

angedacht. Die <strong>VDG</strong>-Mitglieder werden<br />

rechtzeitig in <strong>VDG</strong>-Aktuell und<br />

der Giesserei über das 3. Technikgeschichtliche<br />

Kolloquium sowie<br />

andere Veranstaltungen vom <strong>VDG</strong>-<br />

Fachausschuss informiert.<br />

<strong>VDG</strong> <strong>aktuell</strong> 02|10 17

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