Aufsätze - PRuF
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MIP 2011 17. Jhrg. Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] <strong>Aufsätze</strong><br />
Große Politik in einer kleinen Partei.<br />
Strukturen und Determinanten<br />
innerparteilicher Partizipation<br />
in der Ökologisch-Demokratischen<br />
Partei (ödp)<br />
Dr. Heiko Biehl/<br />
Prof. Dr. Uwe Kranenpohl *<br />
1. Einleitung<br />
Die ödp stellt in gewisser Weise einen Sonderfall<br />
in der bundesdeutschen Parteienlandschaft<br />
dar. Entstanden 1982 aus der Ökologiebewegung,<br />
als eine Gruppe von ‚Wertkonservativen’<br />
um den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten<br />
Herbert Gruhl die Grünen verließ, konnte die<br />
ödp nur lokal reüssieren: Kommunalpolitische<br />
Mandate errang sie vor allem in Bayern, aber<br />
auch in Baden-Württemberg und Rheinland-<br />
Pfalz – im Freistaat gelang es ihr gar, einige Bürgermeisterposten<br />
zu besetzen (ödp 2009). Auf<br />
Landesebene war die ödp hingegen nur bei zwei<br />
Volksbegehren in Bayern erfolgreich (Senatsabschaffung<br />
1997 und Nichtraucherschutz 2010),<br />
selbst bei Landtagswahlen im Freistaat übertrifft<br />
die Partei nicht die 2-Prozent-Marke.<br />
Dennoch ist die ödp ungeachtet der mäßigen politischen<br />
Erfolge als demokratische Partei etabliert<br />
und nimmt als einzige nicht-extremistische<br />
Kleinpartei seit drei Jahrzehnten regelmäßig an<br />
Wahlen teil und erreicht dabei zumindest Stimmanteile<br />
im Prozentbereich. Dabei ist sie prinzipiell<br />
bundesweit präsent, wenngleich sie einen<br />
deutlichen regionalen Schwerpunkt im Süden<br />
der Republik hat – vor allem in Bayern, wo rund<br />
4.000 der knapp 6.500 Mitglieder leben (ödp<br />
2010). 1<br />
* H. Biehl ist Wissenschaftlicher Direktor am Sozialwissenschaftlichen<br />
Institut der Bundeswehr und Lehrbeauftragter<br />
an der Universität Potsdam. U. Kranenpohl<br />
ist Professor an der Evangelischen Hochschule Nürnberg<br />
und Privatdozent an der Universität Passau.<br />
1 In ihrer zahlenmäßigen Stärke sind daneben nur die<br />
Landesverbände Baden-Württemberg (ca. 1.000 Mit-<br />
Die ödp bietet sich damit als geeigneter Fall für<br />
die Untersuchung innerparteilicher Partizipation<br />
außerhalb der etablierten Bundestagsparteien an.<br />
Insbesondere zeigt sich in ihr das vermeintliche<br />
‚Paradox der (partei-)politischen Beteiligung’,<br />
wie es die Rational-Choice-Theorie ausformuliert<br />
hat, in zugespitzter Art und Weise: Weshalb<br />
beteiligen sich Bürger in der ödp, obwohl sie<br />
wissen, dass ihr Engagement einen allenfalls<br />
graduellen Einfluss auf politische Entscheidungen<br />
nimmt? Weshalb sind sie nicht in einer der<br />
großen Parteien aktiv? Oder ziehen sich gleich<br />
ganz ins Private zurück?<br />
Daneben ist zwar in den letzten Jahren ein rasch<br />
wachsendes politikwissenschaftliches Interesse<br />
an Ausmaß, Trägergruppen und Beweggründen<br />
innerparteilicher Beteiligung zu verzeichnen.<br />
Aber ist es bislang nicht geklärt, ob die dabei ermittelten<br />
Befunde auch auf kleinere Parteien<br />
übertragbar sind oder sich dort andere Formen<br />
und Triebfedern des Engagements zeigen.<br />
Im Folgenden geht es also um die Analyse der<br />
Strukturen, Trägergruppen und Beweggründe innerparteilicher<br />
Aktivität in der ödp. Hierzu werden<br />
zunächst die bislang von der Parteienforschung<br />
erarbeiteten Befunde zur innerparteilichen<br />
Teilhabe präsentiert sowie hinsichtlich der<br />
Übertragbarkeit auf die ödp diskutiert (Abschnitt<br />
2). Die Untersuchung basiert auf einer Befragung<br />
von ödp-Angehörigen zu ihrem Engagement,<br />
ihren politischen Einstellungen und soziodemographischen<br />
Merkmalen (Abschnitt 3). Die<br />
Auswertungen legen die Strukturen und Determinanten<br />
der innerparteilichen Partizipation in<br />
der ödp offen (Abschnitt 4). Abschließend werden<br />
die Befunde hinsichtlich ihrer Beiträge zur<br />
Charakterisierung der ödp und zur Partizipationsforschung<br />
diskutiert (Abschnitt 5).<br />
2. Forschungsstand, Erklärungsansätze und<br />
Hypothesen zur innerparteilichen Partizipation<br />
Das Engagement in Parteien ist eine Form politischer<br />
Beteiligung. Von daher sollten einerseits<br />
die Annahmen und Befunde der allgemeinen<br />
glieder), Nordrhein-Westfalen (ca. 500 Mitglieder) und<br />
Rheinland-Pfalz (ca. 300 Mitglieder) bedeutender.<br />
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