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Aufsätze - PRuF

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MIP 2011 17. Jhrg. Rezensionen<br />

werden sie mitbehandelt; die Einführung klassifiziert<br />

sie (S. 74 ff.). Gegebenenfalls werden<br />

Wahlen zu direkt gewählten Staatsoberhäuptern<br />

und Volksentscheiden (S. 108 f., für die Schweiz<br />

S. 1901 ff.) mit aufgenommen. Sinnvollerweise<br />

schickt die Einführung vergleichendes Datenmaterial,<br />

etwa zur Verbreiterung und Inklusion der<br />

Wählerschaft (S. 79 f.) und zur Proportionalität<br />

des Wahlsystems (S. 98 ff.), vorweg. Das Gewicht<br />

liegt auf der Datensystematisierung.<br />

Die Länderberichte beginnen mit Albanien auf<br />

S. 125 ff. Den insgesamt 45 Länderstatistiken<br />

werden jeweils Berichte über Praxis und Recht<br />

der Wahlen und Abstimmungen auf nationaler<br />

Ebene vorangestellt, was die Vorstellungskraft<br />

über das jeweilige Wahlsystem erhöht und die<br />

Qualität dieses Nachschlagewerks ausmacht.<br />

Hier werden auch mögliche Zweifel an demokratischen<br />

Standards der Wahlen mit Quellen offengelegt;<br />

Beispiel ist Weißrussland (S. 240 ff.).<br />

Aufschlussreich für die Kontinuität der jeweiligen<br />

politischen Systeme ist auch, dass die Häufigkeit<br />

der Wahlteilnahme für die einzelnen Parteien<br />

aufgeschlüsselt wird. Daraus ergibt sich<br />

etwa, dass die SPD zwischen 1871 und 2005 an<br />

38 Wahlen teilgenommen hat (S. 767). Ähnliche,<br />

weniger offensichtliche Daten werden so<br />

auch für weniger durchdrungene politische Systeme<br />

offen gelegt.<br />

Der Nachtrag zu Parlamentswahlen im Jahr 2009<br />

(S. 2047 ff.) schließt dieses umfassende Werk<br />

mit einem aktuellen Stand. Nohlen und Stöver<br />

haben umfassend die Praxis und den Verlauf der<br />

europäischen Wahlen von der französischen Revolution<br />

bis 2009 aufgearbeitet, der für die Disziplinen<br />

Recht, Politikwissenschaft und Geschichte<br />

von höchstem Interesse ist.<br />

Marcus Hahn-Lorber<br />

Nadja Paul: Die Rundfunkbeteiligungen politischer<br />

Parteien - Eine Untersuchung aus verfassungsrechtlicher<br />

Sicht, Nomos, Baden-Baden<br />

2010, 173 S., ISBN 383-2-95453-8, 44 €.<br />

„Die Rundfunkbeteiligungen politischer Parteien.<br />

Eine Untersuchung aus verfassungsrechtlicher<br />

Sicht“ von Nadja Paul befaßt sich mit dem<br />

dauerhaft aktuellen Problem der Verschränkung<br />

von politischer und publizistischer Macht. Die<br />

Pointe des konkreten Themas allerdings ist die<br />

Zusammenfassung politischen und publizistischen<br />

Einflusses bei einer politischen Partei, einer<br />

privaten Einrichtung also. Anlaß der Untersuchung<br />

war offenbar die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />

vom März 2008 zum<br />

Hessischen Privatrundfunkgesetz (BVerfGE<br />

121, 30 ff.). Die Untersuchung von Paul will den<br />

verfassungsrechtlichen Rahmen für die Regelung<br />

von Rundfunkbeteiligungen politischer Parteien<br />

abstecken, durchaus in kritischer Absicht gegenüber<br />

der genannten Entscheidung des BVerfG.<br />

Eine Besonderheit der Arbeit ist die Einbeziehung<br />

von Erkenntnissen aus weiteren wissenschaftlichen<br />

Disziplinen, so der Geschichtswissenschaft<br />

und den Medienwissenschaften. Leider<br />

wird – wie die Autorin auch zu Beginn des Werkes<br />

ankündigt – das wichtige Problem der Gesetzgebungszuständigkeit<br />

für die Rundfunkbeteiligungen<br />

politischer Parteien (Landeskompetenz,<br />

falls Rundfunkrecht betroffen, Bundeskompetenz,<br />

falls Parteienrecht betroffen) nicht behandelt.<br />

Nach einem kurzen Abschnitt, der sich Begriffsbestimmungen<br />

widmet, geht die Untersuchung<br />

auf die empirischen und normativen Rahmenbedingungen<br />

des zentralen Problems der Rundfunkbeteiligungen<br />

politischer Parteien ein. Zunächst<br />

beschreibt Paul in löblicher Knappheit<br />

die Rolle der Massenmedien bei der Formierung<br />

von öffentlichen Meinungen. Wesentliche Erkenntnis<br />

ist, daß es nicht in relevantem Umfang<br />

zu unmittelbarem Kontakt zwischen dem Souverän<br />

„Volk“ und seinen Repräsentanten kommt:<br />

Die Tätigkeit der Massenmedien erst erzeugt<br />

diesen Kontakt; sie stellt aber zugleich einen Filter<br />

dar, der einzelnes hervorhebt, Vieles vereinfacht<br />

und damit von den Akteuren in den Massenmedien<br />

für unwesentlich Gehaltenes unterdrückt<br />

und insgesamt ein eigenes Bild erzeugt.<br />

Medienberichterstattung werde so zu einem Erklärungsfaktor<br />

für politisches und besonders<br />

auch Wahlverhalten. Der Paul‘schen Schilderung<br />

wäre noch hinzuzufügen die Problematik<br />

medialer Eigeninteressen, die nicht immer der<br />

medieninternen Logik (Orientierung an Ein-<br />

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