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Aufsätze - PRuF

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Rezensionen MIP 2011 17. Jhrg.<br />

Philipp Neuhaus: Parteifusionen und -abspaltungen,<br />

Studien zur Rechtswissenschaft,<br />

Band 254, Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2010,<br />

188 S., ISBN 978-3-8300-5287-6, 78 €.<br />

Mit seiner Arbeit greift Philipp Neuhaus ein<br />

Thema auf, das – wiewohl praxisrelevant – in<br />

der Rechtswissenschaft bislang eher stiefmütterlich<br />

behandelt wurde. In der Vergangenheit gab<br />

es durchaus Vereinigungen und auch Abspaltungen<br />

politischer Parteien. Aber erst mit dem Vereinigungsprozess<br />

von Linkspartei und WASG<br />

richtete sich das Augenmerk auf die sich bei einer<br />

Fusion politischer Parteien stellenden<br />

Rechtsfragen. Im Zuge der kritischen Aufmerksamkeit,<br />

welche die Kandidatur von Bewerbern<br />

der Linkspartei und der WASG auf einer gemeinsamen<br />

Liste bei der Bundestagswahl 2005<br />

erfuhr, standen auch die Fusionsbestrebungen<br />

beider Parteien unter skeptischer Beobachtung.<br />

Aus Anlass der bis dahin als ungeklärt zu bezeichnenden<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

einer Parteifusion beauftragte die Linkspartei<br />

Prof. Dr. Martin Morlok mit der Erstellung eines<br />

Rechtsgutachtens zu den Möglichkeiten und Folgen<br />

der Fusion beider Parteien. Die so durch die<br />

Fusion von Linkspartei und WASG angestoßene<br />

rechtswissenschaftliche Diskussion greift Neuhaus<br />

auf und erweitert in seiner Dissertation den<br />

Blick auf das organisatorische Pendant: die Abspaltung.<br />

Nach einer kurzen Einführung, in der Anlass und<br />

Gang der Untersuchung dargelegt werden, befasst<br />

sich Neuhaus im zweiten und deutlich umfangreichsten<br />

Teil seiner Dissertation mit der<br />

Parteifusion. Dabei setzt er sich auch intensiv<br />

mit dem Rechtsgutachten Morloks auseinander,<br />

geht in einigen Punkten d'accord, kommt mitunter<br />

zu abweichenden Ergebnissen, greift aber<br />

auch mit einzelnen Fragestellungen über die dort<br />

behandelten rechtlichen Probleme einer Parteifusion<br />

hinaus.<br />

Grundsätzlich sieht Neuhaus die sog. Fusionsfreiheit<br />

als das Recht der Parteien zur Verschmelzung<br />

mit anderen Parteien in der durch<br />

Art. 21 Abs. 1 S. 2 GG gewährleisteten Gründungsfreiheit<br />

verankert. Flankenschutz erhält die<br />

Fusionsfreiheit dabei durch die Chancengleichheit<br />

politischer Parteien, die es gebietet, dass<br />

194<br />

eine Partei infolge der Verschmelzung nicht benachteiligt,<br />

auf der anderen Seite aber auch nicht<br />

bevorteilt wird.<br />

Im Kern wird vertieft den Möglichkeiten und<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen der Fusion<br />

durch Einzelrechtsübertragung nach den Vorschriften<br />

des BGB und der Verschmelzung nach<br />

Umwandlungsrecht nachgegangen. Damit beschränkt<br />

sich Neuhaus auf die Fusionsformen,<br />

die bei der Verschmelzung von Linkspartei und<br />

WASG zur Diskussion standen. Der von Neuhaus<br />

angesprochene weitere, grundsätzlich gangbare<br />

Weg einer Fusion, nämlich die Eingliederung<br />

als Zweigverein, wird lediglich am Beispiel<br />

der Fusion der FDP im Zuge der Wiedervereinigung<br />

aufgezeigt. Auf die spannende Frage, unter<br />

welchen Voraussetzungen – zivil- und parteienrechtlich<br />

– eine solche Fusion vollzogen werden<br />

kann, bleibt Neuhaus eine Antwort bedauerlicherweise<br />

schuldig. Dieses Thema hätte durchaus<br />

eine vertiefte Erörterung verdient.<br />

Die als praktikabel in Betracht gezogenen Fusionsformen<br />

– nämlich die Einzelrechtsübertragung<br />

und die Verschmelzung nach Umwandlungsrecht<br />

– werden von Neuhaus im Detail näher<br />

beleuchtet und in ihren jeweiligen Voraussetzungen<br />

und verfahrensrechtlichen Anforderungen<br />

instruktiv entfaltet. Nicht gänzlich überzeugend<br />

gerät dabei die getrennte Erörterung der<br />

beiden Fusionsmöglichkeiten zunächst für die<br />

als rechtfähige und erst im Anschluss daran für<br />

die als nichtrechtsfähige Vereine organisierten<br />

Parteien. Für die Verschmelzung nach Umwandlungsrecht<br />

nimmt Neuhaus ergänzend ohnehin<br />

nur zur Frage der analogen Anwendbarkeit des<br />

Umwandlungsgesetzes auf nichtrechtsfähige<br />

Vereine Stellung. Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

einer Fusion durch Einzelrechtsübertragung<br />

nach den Vorschriften des BGB sind für<br />

rechtsfähige und nichtrechtsfähige Vereine weitgehend<br />

dieselben. Die wenigen Abweichungen<br />

oder zusätzlichen Erwägungen hätten daher für<br />

den auf einen Gesamtüberblick hoffenden Leser<br />

besser im jeweiligen Diskussionszusammenhang<br />

aufgearbeitet werden können.<br />

Am Ende des Abschnitts zu den rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen der Fusion richtet Neuhaus<br />

den Blick auf die problematische Frage der

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