Aufsätze - PRuF
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MIP 2011 17. Jhrg. Martin Gross – Auswirkungen Großer Koalitionen auf die Parteiensysteme in Bund und Ländern [...] <strong>Aufsätze</strong><br />
ab diesem Zweitstimmenanteil einen Anspruch<br />
auf staatliche Mittel haben (§ 18 Abs. 4 PartG)<br />
und ihnen durch diese Regelung „vom Gesetzgeber<br />
politische Relevanz zugesprochen [wird]“<br />
(Schniewind 2008: 67). CDU und CSU werden<br />
auf Bundesebene als eine einzige Partei betrachtet,<br />
da sie bei Bundestagswahlen nicht gegeneinander<br />
antreten und im Bundestag eine gemeinsame<br />
Fraktion bilden. Der Stimmenrest der kleinsten<br />
Parteien wird von den Statistischen Ämtern<br />
häufig unter „Sonstige“ zusammengefasst und<br />
wird als eine Partei behandelt.<br />
Zusätzlich wird das parlamentarische Format<br />
über die Anzahl der im Parlament vertretenen<br />
Parteien berechnet, um zu vergleichen, ob die<br />
Auswirkungen Großer Koalitionen eher Einfluss<br />
auf das gesamte Parteiensystem oder eher auf die<br />
Anzahl der Parlamentsparteien haben.<br />
b) Fragmentierung<br />
Zur Bestimmung des Fragmentierungsgrades des<br />
Parteiensystems wird der Index der effektiven<br />
Parteienzahl (EPZ) verwendet (Laakso/Taagepera<br />
1979):<br />
EPZ= 1si 2<br />
Die Zweitstimmenanteile der Parteien (si) werden<br />
quadriert und anschließend aufsummiert.<br />
Die Parteien werden somit nach ihrem Wahlerfolg<br />
gewichtet, um die verschiedenen Größenverhältnisse<br />
zwischen den Parteien zu verdeutlichen.<br />
Der Wertebereich der EPZ beginnt bei 1,<br />
wenn es sich um ein Einparteiensystem handelt.<br />
Der theoretisch höchste Wert ist 100, wenn einhundert<br />
Parteien jeweils exakt 1 % der Zweitstimmen<br />
erringen würden. Der Wählerstimmenanteil<br />
der „Sonstigen“ wurde nicht von den Statistischen<br />
Ämtern übernommen, sondern neu berechnet:<br />
Die Zweitstimmenanteile aller Parteien,<br />
die mindestens 1 % der Wählerstimmen gewinnen<br />
konnten, wurden zunächst addiert. Anschließend<br />
wurde dieser Wert von 100 subtrahiert.<br />
c) Asymmetrie<br />
Die Asymmetrie eines Parteiensystems berücksichtigt<br />
generell die Relation zwischen den beiden<br />
stärksten Parteien. Bei Untersuchungen des<br />
deutschen Parteiensystems wird die Asymmetrie<br />
zwischen CDU bzw. CSU und SPD berechnet,<br />
da es sich (meistens) um die beiden stärksten<br />
Parteien handelt, die sich in Regierung und Opposition<br />
gegenüber stehen. 3 Im Falle einer<br />
Großen Koalition sind jedoch beide Parteien in<br />
der Regierung vertreten. Die Asymmetrie des<br />
Parteiensystems misst folglich eher die Asymmetrie<br />
zwischen den Regierungsparteien. Da beide<br />
Indikatoren miteinander zusammenhängen,<br />
wird auf die Ausgabe der Asymmetrie des Parteiensystems<br />
verzichtet, denn die Berechnung<br />
der Asymmetrie der Regierungsparteien gibt zusätzlich<br />
darüber Aufschluss, welche der beiden<br />
Parteien am ehesten von einer Großen Koalition<br />
profitiert: die Partei, die den Regierungschef<br />
stellt, oder der „Juniorpartner“. Die Asymmetrie<br />
der Regierungsparteien (ASYRP) wird wie folgt<br />
berechnet:<br />
ASYRP = % SRP1- % SRP2<br />
Der prozentuale Zweitstimmenanteil der kleineren<br />
Regierungspartei (RP2) wird vom prozentualen<br />
Zweitstimmenanteil der Partei des Regierungschefs<br />
(RP1) subtrahiert.<br />
d) Volatilität<br />
Während die ersten drei Indikatoren den Zustand<br />
eines Parteiensystems zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt messen, erfasst die Volatilität (VOL)<br />
die Veränderung der Größenrelationen zwischen<br />
den Parteien von Wahl zu Wahl und wird mithilfe<br />
des Pedersen-Index (1979) berechnet:<br />
VOL= /% Sit- % Sit-1/2<br />
Für jede einzelne Partei werden die prozentualen<br />
Wahlergebnisse von zwei aufeinanderfolgenden<br />
Wahlen miteinander verglichen. Vom Zweitstimmenanteil<br />
zum Zeitpunkt t wird der Zweitstimmenanteil<br />
bei der vorherigen Wahl zum<br />
Zeitpunkt t-1 subtrahiert. Von diesem Ergebnis<br />
wird der Betrag genommen und über alle Parteien<br />
hinweg aufsummiert. „Sonstige“ werden wie-<br />
3 Auch wenn DIE LINKE in einigen ostdeutschen Bundesländern<br />
inzwischen zweitstärkste Kraft ist, wird die<br />
Asymmetrie ausschließlich zwischen CDU und SPD<br />
berechnet, um die Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern<br />
zu gewährleisten (Völkl 2009: 102).<br />
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