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Aufsätze - PRuF

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MIP 2011 17. Jhrg. Parteienrecht im Spiegel der Rechtsprechung<br />

schwierigkeiten auf. Hinzu kommt häufig die<br />

Streitfrage, inwieweit die Nutzung der vorhandenen<br />

Räumlichkeiten durch den Ersten auch<br />

eine Nutzung durch den Zweiten hindert.<br />

Letztere Tatsachenfrage spielte auch in dem<br />

einstweiligen Rechtsschutzverfahren vor dem<br />

OVG Berlin-Brandenburg16 die entscheidende<br />

Rolle. Das OVG bestätigte den vorinstanzlichen<br />

Beschluss des VG Berlin17 und wertete die Verweigerung<br />

der Überlassung einer kommunalen<br />

Einrichtung an eine politische Partei aus Gründen<br />

fehlender personaler Ressourcen zur Betreuung<br />

der Bühnen- und Veranstaltungstechnik als<br />

nicht stichhaltig belegt. Ausweislich des Veranstaltungskalenders<br />

konnten bei einer vergleichbaren<br />

Auslastung der Räumlichkeiten ähnlich<br />

aufwändige Veranstaltungen im Einklang mit<br />

den Arbeitszeiten und den Regelaufgaben des<br />

angestellten Bühnentechnikers bereits in der<br />

Vergangenheit organisiert werden und sind auch<br />

zukünftig weiter geplant. Auch wenn es sich bei<br />

der streitgegenständlichen Veranstaltung um den<br />

Festakt anlässlich einer Verschmelzung zweier<br />

politischer Parteien handelt, ist dieser – wie das<br />

OVG zu Recht feststellt – dem Bereich der<br />

durch Art. 21 GG geschützten Öffentlichkeitsarbeit<br />

politischer Parteien zuzuordnen. Dass es<br />

sich um den Festakt anlässlich der Verschmelzung<br />

von NPD und DVU handelt, kann rechtlich<br />

nicht anders beurteilt werden.<br />

Vorwiegend um Fragen der Kapazitätserschöpfung<br />

wurde auch in einem einstweiligen Rechtsschutzverfahren<br />

vor dem VG Bayreuth18 und in<br />

zweiter Instanz vor dem VGH Bayern19 gestritten.<br />

Die NPD hatte vor dem VG die zweitätige<br />

Überlassung des Hegelsaals der Konzert- und<br />

Kongresshalle Bamberg für die Durchführung<br />

eines Bundesparteitages erstritten. Vor dem Hintergrund<br />

der als gefestigt zu bezeichnenden<br />

Rechtsprechung im Allgemeinen, gerade aber<br />

16 Beschluss vom 13.01.2011 – OVG 3 S 2.11, online<br />

veröffentlicht bei juris.<br />

17 Beschluss vom 07.01.2011 – 2 L 177.10, nicht veröffentlicht.<br />

18 Beschluss vom 22.03.2010 – B 3 E 10/73, online veröffentlicht<br />

bei juris.<br />

19 Beschluss vom 29.04.2010 – 4 CE 10/835, online veröffentlicht<br />

bei juris.<br />

auch des VG Bayreuth und des VGH Bayern in<br />

konkreten Rechtsstreitigkeiten zwischen der<br />

NPD und dem Träger der Konzert- und Kongresshalle<br />

Bamberg im Besonderen20 , bot der<br />

Fall rechtlich kaum Neues. Überraschend war lediglich<br />

die rechtliche Wertung der Stadt Bamberg,<br />

die offenbar von dem reinen Zeitablauf<br />

zwischen dem letzten schriftlichen Anfordern<br />

der Raumüberlassung am 23.11.2009 mit der<br />

Ankündigung, im Fall der Nichtgewährung um<br />

verwaltungsgerichtlichen Rechtsschutz nachzusuchen,<br />

und der Stellung des Antrags nach § 123<br />

VwGO „erst“ am 28.01.2010 auf einen „Anspruchsverzicht“<br />

geschlossen hat. In der Annahme,<br />

die NPD halte nicht mehr an ihrem Überlassungsbegehren<br />

fest, sei deshalb mit einem Dritten<br />

am 28.01.2010 telefonisch eine Option auf<br />

Überlassung des Hegelsaals vereinbart und diesem<br />

am 02.02.2010 ein Vertragsformular übersandt<br />

worden. Infolgedessen sei ein schuldrechtlicher<br />

Anspruch eines Dritten entstanden, der<br />

dem Nutzungsbegehren der NPD entgegenstehe.<br />

Unstreitig kam es aber jedenfalls nicht vor Zugang<br />

des Antrags der NPD nach § 123 VwGO<br />

beim Antragsgegner zu einem wirksamen Vertragsschluss<br />

mit dem Dritten. Weder der lediglich<br />

unterstellte, nicht aber durch Tatsachen gestützte<br />

Anspruchsverzicht, noch der verspätete<br />

Vertragsschluss mit einem Dritten sind bei der<br />

Prüfung eines Anspruchs auf Überlassung öffentlicher<br />

Einrichtungen allerdings rechtlich beachtlich.<br />

Bereits im Vorjahr hatte die NPD in einem einstweiligen<br />

Rechtsschutzverfahren die Überlassung<br />

öffentlicher Räume zur Durchführung eines<br />

Bundesparteitages, damals in Berlin, erstritten21 .<br />

20 VG Bayreuth, Beschluss vom 30.08.2007 – B 2 E<br />

07.773; Beschwerdeentscheidung des VGH Bayern,<br />

Beschluss vom 14.09.2007 – 4 CE 07.229 7; VG Bayreuth,<br />

Beschluss vom 31.12.2007 – B 2 E 07.1119 (online<br />

veröffentlicht bei juris), und Einstellungsbeschluss<br />

vom 17.01.2008 – B 2 V 07.1275; VG Bayreuth, Beschluss<br />

vom 02.01.2008 – B 2 E 07.1288; Beschwerdeentscheidung<br />

des VGH Bayern, Beschluss vom<br />

14.01.2008 – 4 CE 08.60 (online veröffentlicht bei juris);<br />

VG Bayreuth, Beschluss vom 17.03.2008 – B 2 E<br />

08.144; Beschwerdeentscheidung des VGH Bayern,<br />

Beschluss vom 13.06.2008 – 4 CE 08.726 (online veröffentlicht<br />

bei juris).<br />

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