08.01.2013 Aufrufe

Aufsätze - PRuF

Aufsätze - PRuF

Aufsätze - PRuF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MIP 2011 17. Jhrg. Roland Höhne – Parteientransformation in Italien – Die nationale Rechte zwischen Tradition und Anpassung <strong>Aufsätze</strong><br />

Neu hinzu kamen lediglich die Mitglieder der<br />

AN-Zirkel sowie einige ehemalige Politiker des<br />

Zentrums, insbesondere der DC. Die AN übernahm<br />

das MSI-Statut, erweitere es aber um einige<br />

Artikel, die dem Vorsitzenden weitreichende<br />

Machtbefugnisse gaben. 84 Rechtlich trat sie die<br />

Nachfolge des MSI an und sicherte sich so dessen<br />

Besitzstände. Organisatorisch und rechtlich<br />

bildete sie daher dessen Nachfolgepartei. 85<br />

Die Transformation des MSI wurde von den Parteitagsdelegierten<br />

mit großer Mehrheit gebilligt. 86<br />

Nur der nationalrevolutionäre Flügel unter der<br />

Führung von Pino Rauti spaltete sich ab und<br />

gründete den Movimento Sociale-Fiamma Tricolore<br />

(MS-FT), der jedoch zu keiner ernsthaften<br />

Konkurrenz für die AN wurde, da er nur geringen<br />

Rückhalt in der Wählerschaft fand. 87 Fini<br />

verdankte seinen Erfolg von Fiuggi vor allem<br />

der Unterstützung der national-konservativen<br />

Modernisierungskräfte. Diese befürworteten die<br />

Transformation, verteidigten jedoch traditionelle<br />

ideologische Positionen. 88 Fini mußte diese daher<br />

bei der programmatischen Ausrichtung der<br />

AN berücksichtigen.<br />

Parallel zum Transformationsprozeß des MSI<br />

wandelten sich auch dessen Vorfeldorganisationen.<br />

Die alte neofaschistische Gewerkschaft<br />

CISNAL transformierte sich in die UGIL/UGL,<br />

84 So ernannte er den Generalsekretär (Koordinator) und<br />

die Provinzsekretäre der Partei und konnte sie auch jederzeit<br />

wieder abberufen. Damit kontrollierte er die<br />

Parteiorganisation.<br />

85 Vgl. Marco Tarchi, Dal MSI ad AN, op.cit., S. 141 ff.<br />

Fini betonte ausdrücklich in seiner Parteitagsrede die<br />

Kontinuität von MSI-DN und AN. Vgl. Pensiamo l’Italie.<br />

Il domani c’è gia – valori, idee e progetti per l’Alleanza<br />

Nazionale. Tesi politiche dal Congresso di<br />

Fiuggi, Januar 1995, S. 4.<br />

86 Vgl. Petra Reiter-Mayer, Die Etablierung der Alleanza<br />

Nazionale im politischen System Italiens. Eine gesellschaftsfähige<br />

Rechte oder Altbekanntes in neuen Kleidern?,<br />

Hamburg 2006, S. 164 ff.<br />

87 Sein Wähleranteil bei Parlamentswahlen sank von 1,6<br />

Prozent im Jahre 1996 auf 0,61 Prozent im Jahre 2006.<br />

Vgl. Marco Corte (Hrsg.), sessant’anni di elezioni in<br />

Italia, op. cit. , S. 126 ff. u. 207 ff.<br />

88 Ein führender Vertreter dieser Kräfte war Marco Tremaglia,<br />

ein ehemaliges Angehöriger der RSI-Milizen<br />

und MSI-Aktivist der ersten Stunde. Vgl.http://www.alleanzanazionale.it/an_ti_segnala/I_ministri_di_an.<br />

htm. (13. Juni 2003).<br />

die in das politische System integriert und legitimiert<br />

wurde. Sie war einst die wichtigste Basis<br />

des nationalrevolutionären Flügels.<br />

3.2. Ideologie und Programmatik der AN<br />

Fini war sich bewußt, daß die angestrebte Systemintegration<br />

nur erfolgreich sein würde, wenn<br />

sich die Partei auch ideologisch und programmatisch<br />

den neuen politischen Verhältnissen anpaßte.<br />

Er bemühte sich daher auch um ihre inhaltliche<br />

Transformation. 89 Dabei stand er vor einer<br />

doppelten Aufgabe. Einerseits mußte er den demokratischen<br />

Kräften im In- und Ausland, insbesondere<br />

in den USA und in Israel, beweisen, daß<br />

die AN tatsächlich eine demokratische Partei sei,<br />

andererseits mußte er aber auf die ehemaligen<br />

MSI-Mitglieder und Stammwähler Rücksicht<br />

nehmen, die noch durch die traditionellen Überzeugungen<br />

geprägt worden waren. Er vermied<br />

daher einen offenen Bruch mit den neofaschistischen<br />

Ideen, welche die ideologische Grundlage<br />

des MSI gebildet hatten und ersetzte sie statt dessen<br />

schrittweise durch nationale, konservative,<br />

katholische und liberale Prinzipien und Werte.<br />

Die ideologische und programmatische Transformation<br />

vollzog sich daher in Etappen. Begonnen<br />

wurde sie auf dem Parteitag von Fiuggi 1995,<br />

fortgeführt auf dem Parteitag von Verona 1998<br />

und dem Programmkongreß von Neapel 2001,<br />

abgeschlossen auf dem Parteitag von Bologna<br />

2002.<br />

Zur inhaltlichen Vorbereitung des Parteitages<br />

von Fiuggi publizierte der Parteivorstand am 7.<br />

Dezember 1994 ein Thesenpapier, das die<br />

Grundlage des Programms der AN werden sollte.<br />

Es wurde ausgiebig innerhalb der Partei diskutiert<br />

und von den Delegierten des XVII. MSI-<br />

Parteitages mehrheitlich angenommen. 90 Mit ei-<br />

89 Vgl. zur Problematik der inhaltlichen Transformation<br />

Gianfranco Baldini/Rinaldo Vignati: Dal MSI ad AN:<br />

una nuova cultura politica?, in: Polis X,1, 1996, S. 81-<br />

101; Marco Tarchi: The political culture of the Alleanza<br />

Nazionale: an analysis of the party’s programm documents<br />

(1995-2002), in: Journal of Modern Italian<br />

Studies, vol. 8, n. 2, 203, S. 135-181.<br />

90 Pensiamo l’Italia. Il domani c’è già. Valori, idee e progetti<br />

per l’Alleanza Nazionale, Tesi politiche per il<br />

XVII Congresso nazionale del MSI- DN, 7. Dezember<br />

1994.<br />

141

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!