Aufsätze - PRuF
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<strong>Aufsätze</strong> Sören Lehmann – Politische Betätigung im Steuerrecht MIP 2011 17. Jhrg.<br />
V. Erbschaft- und Schenkungsteuerfreiheit<br />
von Zuwendungen an politische Parteien und<br />
Wählergemeinschaften, § 13 Nr. 18 ErbStG<br />
Mit der einkommen- und körperschaftsteuerlichen<br />
Behandlung von Zuwendungen an politische<br />
Parteien und Wählergemeinschaften ist<br />
zwar die Berücksichtigung auf Seiten des Gebers<br />
geklärt, offen bleibt jedoch die Frage nach der<br />
steuerlichen Wirkung der Zuwendungen auf<br />
Empfängerseite. Nach § 1 I Nr. 1, 2 ErbStG stellen<br />
Erwerbe von Todes wegen sowie Schenkungen<br />
unter Lebenden grundsätzlich erbschaft- und<br />
schenkungsteuerpflichtige Vorgänge dar. Sowohl<br />
politische Parteien als auch Wählergemeinschaften<br />
können nach § 1923 BGB Erben sein.<br />
Um eine Steuerpflicht politisch motivierter Vermögenszuwendungen<br />
zu vermeiden, sieht § 13 I<br />
Nr. 18 ErbStG eine Steuerbefreiung vor. Zuwendungen<br />
an politische Parteien sind hiernach von<br />
der Steuerpflicht befreit, wenn diese die Kriterien<br />
des § 2 PartG erfüllen. § 13 I Nr. 18 lit. b)<br />
ErbStG stellt – angelehnt an die Tatbestandsmerkmale<br />
des § 34g EStG – Zuwendungen an<br />
Vereine ohne Parteicharakter von der Steuer frei.<br />
Hier gilt das zu § 34g S. 1 Nr. 2 S. 1 EStG Gesagte:<br />
Durch die Bezugnahme auf Bundestagsund<br />
Landtagswahlen kommt es zu einer Überschneidung<br />
mit dem funktionalen Parteibegriff<br />
des § 2 I PartG, so dass von § 13 I Nr. 18 lit. b)<br />
ErbStG nur kommunale Wählervereinigungen erfasst<br />
sind. § 13 I Nr. 18 lit. b) S. 2 ErbStG sieht<br />
einen sog. Nachsteuervorbehalt für Zuwendungen<br />
an eine Wählergemeinschaft vor, wenn der<br />
Verein an der jeweils nächsten Wahl nach der<br />
Zuwendung nicht teilnimmt, es sei denn, dass er<br />
sich ernsthaft um eine Teilnahme bemüht hat. 86<br />
Ein nach einer Wahl zunächst steuerfreier Erwerb<br />
kann also mit Wirkung für die Vergangenheit<br />
steuerpflichtig werden. Die verschärften Anforderungen<br />
für Zuwendungen an kommunale<br />
Wählergemeinschaften finden ebenso wie die<br />
Einschränkungen des § 34g EStG ihren Grund<br />
im Bestreben einer Förderung von dauerhafter,<br />
86 Derartige Bemühungen sollen objektiv feststellbar<br />
sein; denkbar wäre z.B. ein Verfehlen der notwendigen<br />
Zahl der Unterschriften für einen Wahlvorschlag, vgl.<br />
BT- Drs. 11/11107, 9.<br />
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ernsthafter politischer Betätigung und erscheinen<br />
deshalb gerechtfertigt.<br />
Nur unmittelbare Zuwendungen an die Partei<br />
bzw. Wählergemeinschaft zu deren freier, satzungsmäßiger<br />
Verfügung sind steuerbefreit. Zuwendungen,<br />
die durch eine ausdrückliche Auflage<br />
des Zuwendenden, sie etwa ausschließlich zur<br />
Förderung eines bestimmten Kandidaten zu verwenden,<br />
der freien Verwendungsmöglichkeit auf<br />
Seiten des Empfängers entzogen sind, fallen<br />
nicht unter die Befreiung. 87 Diese können auf<br />
Seiten des mit der Auflage Bedachten einen<br />
steuerpflichtigen Vorgang darstellen, §§ 7 I<br />
Nr. 2, 3 II Nr. 2 ErbStG. Allgemein für den<br />
Wahlkampf der Partei oder Wählergemeinschaft<br />
gedachte Zuwendungen sind als Zweckzuwendungen<br />
nach § 8 ErbStG ebenfalls nicht befreit.<br />
Unverbindliche Verwendungswünsche auf Seiten<br />
des Gebers sind jedoch unschädlich. 88 Von<br />
der Befreiung erfasst sind auch Zuwendungen,<br />
die an Abgeordnete oder Kandidaten mit der Anweisung<br />
gegeben werden, diese an die Partei<br />
bzw. Wählergemeinschaft weiterzuleiten, da in<br />
diesen Fällen die Bereicherung auf Seiten der<br />
Partei anfällt, §§ 7 I Nr. 2, 3 II Nr. 2 ErbStG. Da<br />
§ 13 I Nr. 18 ErbStG von Zuwendungen spricht<br />
und hiermit auch Mitgliederbeiträge meint, greift<br />
der pauschale Steuerfreibetrag für Mitgliederbeiträge<br />
nach § 18 S. 1 ErbStG nicht, § 18 S. 2<br />
ErbStG.<br />
E. Sonstige steuerliche Berührungspunkte<br />
I. Politik und gemeinnützige Zwecke, § 52 II<br />
S. 1 Nr. 7, 13, 24 AO<br />
Das Gemeinnützigkeitsrecht ist Ausdruck staatlicher<br />
Anerkennung einer dem Gemeinwohl im<br />
weitesten Sinne dienenden nichtstaatlichen Tätigkeit.<br />
Allgemein lässt sich festhalten, dass gemeinnützige<br />
Körperschaften vielfach Aufgaben<br />
erfüllen, die sonst Bund, Länder und Gemeinden<br />
im Interesse der Bürger wahrnehmen müssten.<br />
Vom Gemeinnützigkeitsstatus einer Körper-<br />
87 FinMin NRW v. 14.11.1985, DB 1986, 621.<br />
88 Kein-Hümbert in: Moench/Weinmann (Hrsg.), ErbStG,<br />
§ 13 Rn. 112; Meincke, ErbStG, 14. Aufl. 2010, § 13<br />
Rn. 57.