Aufsätze - PRuF
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<strong>Aufsätze</strong> Sören Lehmann – Politische Betätigung im Steuerrecht MIP 2011 17. Jhrg.<br />
germeistern anfallen. 23 Keine Aufwandsentschädigungen<br />
im Sinne der Vorschrift sind Verdienstausfallentschädigungen.<br />
Diese stellen nach<br />
§ 24 Nr. 1a EStG steuerpflichtige Einnahmen<br />
aus der Einkunftsart, bei welcher der Ausfall<br />
eingetreten ist, dar. 24 Für aus öffentlichen Kassen<br />
gezahlte Reisekostenvergütungen, Umzugskosten<br />
oder Trennungsgelder sieht § 3 Nr. 13<br />
EStG einen eigenen Befreiungstatbestand vor.<br />
23 Beispielsweise erhalten Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen<br />
nach § 5 EingrVO NRW (GVNW<br />
1979, 97; § 5 zuletzt geändert durch Verordnung v.<br />
18.10.1994, GVNW 1994, 933) eine nach der Gemeindegröße<br />
gestaffelte pauschale Aufwandsentschädigung<br />
zwischen 102,26 € und 388,58 € monatlich.<br />
24 FG Nürnberg EFG 1981, 89; Drenseck in: Schmidt<br />
(Hrsg.), EStG, 29. Aufl. 2010, § 24 Rn. 34.<br />
25 BFH BStBl II 1974, 407; BStBl II 1996, 431.<br />
seiner Nominierung, bei einem Einzelbewerber<br />
mit Beginn der Unterschriftensammlung angenommen<br />
werden. 26 Jedoch ist auch bei Wahlkampfkosten<br />
– wie bei allen Betriebsausgaben<br />
und Werbungskosten – darauf zu achten, ob eine<br />
für den Abzug schädliche private Mitveranlassung<br />
im Sinne des § 12 Nr. 1 S. 2 EStG vorliegt.<br />
Bei klassischen durch den Wahlkampf verursachten<br />
Aufwendungen wie z.B. Fahrtkosten,<br />
Saal- und Büromieten oder Ausgaben für Broschüren,<br />
Plakate und sonstiges Werbematerial ist<br />
eine einnahmeorientierte Veranlassung unproblematisch<br />
gegeben. Vor allem für die Durchführung<br />
von Freizeitveranstaltungen dürfte jedoch<br />
eine private Mitveranlassung im Sinne des<br />
§ 12 Nr. 1 S. 2 EStG gegeben sein, was bei Fehlen<br />
einer konkreten Zuordnungs- und Aufteilungsmöglichkeit<br />
einen Ausschluss der Abzugsfähigkeit<br />
zur Folge hat. Für Bewirtungsaufwendungen,<br />
Geschenke und häusliche Arbeitszimmer<br />
sind die Abzugsbeschränkungen des § 4 V<br />
EStG zu beachten.<br />
3. Behandlung der Ausgaben<br />
Grundsätzlich stellen durch das Mandat veranlasste<br />
Aufwendungen Betriebsausgaben im Sinne<br />
des § 4 IV EStG dar. Aufwendungen, die ausschließlich<br />
im Zusammenhang mit der Erbringung<br />
unentgeltlich ehrenamtlicher Tätigkeiten<br />
stehen, sind mangels einnahmeorientierter Veranlassung<br />
keine Betriebsausgaben. Soweit Ausgaben<br />
mit steuerfreien Entschädigungen nach § 3<br />
Nr. 12, 13 EStG abgegolten sind, ist ein Betriebsausgabenabzug<br />
nach § 3c I EStG ausgeschlossen.<br />
Der BFH hat entschieden, dass es sich bei Wahlkampfkosten<br />
eines kommunalen Mandatsträgers<br />
um vorweggenommene Betriebsausgaben oder<br />
Werbungskosten handeln kann. 25 II. Die steuerliche Behandlung von Abgeordneten<br />
auf Landes-, Bundes- und Europaebene<br />
Abgeordnete auf Landes-, Bundes- und Europae-<br />
Entscheidend<br />
bene werden nach einem anderen System besteu-<br />
für einen Abzug sei jedoch, dass die steuerert,<br />
als die Träger kommunaler Wahlämter. Im<br />
pflichtigen Einnahmen aus der angestrebten Tä-<br />
Folgenden soll ein Überblick über die steuerlitigkeit<br />
– gleich ob diese haupt- oder nebenberufche<br />
Situation der Abgeordneten auf Einnahmenlich<br />
ausgeführt werde – die Höhe hauptberufliund<br />
Ausgabenseite gegeben werden.<br />
cher Einkommen der unteren Lohngruppen erreichten.<br />
Das tatsächliche Erringen des angestrebten<br />
Wahlamtes ist für einen Betriebsausga-<br />
1. Qualifizierung der Abgeordnetenbezüge<br />
ben- bzw. Werbungskostenabzug jedoch ohne Bis 1975 waren Abgeordnetenbezüge vollständig<br />
Bedeutung; auch vergebliche Aufwendungen von der Einkommensteuer befreit. Erst mit dem<br />
sind abzugsfähig. Ein hinreichend konkreter Zu- Diätenurteil des BVerfG vom 05.11.1975<br />
sammenhang zwischen Aufwendungen und der<br />
angestrebten Tätigkeit kann bei einem durch eine<br />
Partei aufgestellten Bewerber ab dem Zeitpunkt<br />
27 wurde<br />
die vollständige Steuerfreiheit für verfassungswidrig<br />
erklärt. In Folge dessen wurde § 22<br />
Nr. 4 EStG geschaffen. Abgeordnetenbezüge<br />
stellen sonstige Einkünfte im Sinne des § 22<br />
114<br />
26 Rothe/Rothe/Oster, Entschädigungsregeln im Kommunalrecht,<br />
2. Aufl. 2002, 102 unter Bezugnahme auf das<br />
Schreiben des FinMin NRW zur steuerlichen Behandlung<br />
der Aufwendungen im Zusammenhang mit der<br />
Wahl v. 22.09.1997; zustimmend Carlsen, Die Gemeinde<br />
SH 2003, 319, 321.<br />
27 BVerfGE 40, 296.