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Aufsätze - PRuF

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MIP 2011 17. Jhrg. Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] <strong>Aufsätze</strong><br />

Die Auswertungen belegen zunächst, dass die<br />

Beweggründe für parteipolitisches Engagement<br />

bei den Mitgliedern der Kleinpartei ödp weitgehend<br />

jenen entsprechen, die auch für jene der<br />

Bundestagsparteien ausschlaggebend sind. Dies<br />

könnte darauf hinweisen, dass Faktoren, die sich<br />

unter dem Stichwort intrinsischer Motivation zusammenfassen<br />

lassen, für das Engagement in politischen<br />

Parteien einen starken Einfluss haben.<br />

Die Auswertungen legen nahe, dass insbesondere<br />

jene Parteimitglieder aktiv sind, die sich für<br />

kompetent halten und sich die Gestaltung politischer<br />

Arbeit zutrauen. Auch starkes politisches<br />

Interesse steigert das Engagement. Daneben haben<br />

selbstverständlich auch Kosten-Nutzen-Kalküle<br />

einen Einfluss: die Wahrnehmung von Vorteilen<br />

hebt die Parteiaktivität, während wahrgenommene<br />

Kosten diese dämpfen.<br />

Mit Blick auf die Kleinpartei ödp ist hervorzuheben,<br />

dass dort – anders als bei den Bundestagsparteien<br />

– keine zwei Sphären der politischen<br />

Beteiligung existieren, sondern politische und<br />

gesellige Aktivitäten Hand in Hand gehen. Möglicherweise<br />

spiegelt sich auch darin die starke innere<br />

Verbundenheit mit der Partei, die für viele<br />

Parteiangehörige ein aktivierendes Moment darstellt.<br />

Fast alle Aktiven empfinden ein emotionales<br />

Band zur ödp, die für sie politische Heimat<br />

ist. Von daher kommt für sie ein Engagement in<br />

anderen Parteien kaum bzw. nicht in Frage. Dies<br />

ist wohl insbesondere mit Blick auf die Aktivität<br />

in der Ökologiebewegung von Bedeutung, denn<br />

die Mitgliedschaft in Umwelt- und Naturschutzorganisationen<br />

ist ein Faktor, der sehr stark zur<br />

Mitarbeit in der Partei antreibt. Dann wäre aber<br />

zu fragen, warum diese Personen ihre Aktivität<br />

nicht bei den Grünen als ‚etablierter’ Ökologiepartei<br />

entfalten, wofür unter Kosten-Nutzen-<br />

Überlegungen eigentlich vieles spräche. Hier ist<br />

wohl ein Einfluss der außergewöhnlich hohen<br />

Kirchenbindung über die gesamte Mitgliedschaft<br />

anzunehmen, selbst wenn die wöchentlichen<br />

Kirchgänger unter den Aktiven unterrepräsentiert<br />

sind. Die starke Einbindung der überdurchschnittlich<br />

aktiven Parteimitglieder in der Ökologiebewegung<br />

gibt allerdings auch einen Hinweis<br />

darauf, warum ökologische Themen im<br />

Parteidiskurs so stark dominieren.<br />

Daneben nimmt die ungleiche lokale Präsenz der<br />

ödp mit ausgeprägten Hochburgen und Diaspora-Gebieten<br />

Einfluss auf das innerparteiliche Engagement.<br />

Dort wo die ödp etabliert, also in<br />

Kommunalparlamenten vertreten ist und es bereits<br />

eine kontinuierliche Parteiarbeit gibt, fällt<br />

es ihr leichter, Mitglieder zur Aktivität zu bewegen.<br />

Umgekehrt verhält es sich in den Regionen<br />

mit geringer Mitgliederdichte. Angesichts der<br />

Stärke des ‚Matthäus-Effekts’ 8 darf die Partei<br />

kaum Hoffnung haben, außerhalb ihrer – vor allem<br />

bayerischen – ‚Hochburgen’ organisatorisch<br />

Fuß fassen zu können, womit für die ödp der<br />

Status einer Kleinpartei zementiert scheint.<br />

Literatur<br />

Biehl, Heiko (2005): Parteimitglieder im Wandel.<br />

Partizipation und Repräsentation. Wiesbaden:<br />

Verlag für Sozialwissenschaften.<br />

Bürklin, Wilhelm (1997): „Bestimmungsgründe<br />

innerparteilicher Partizipation“. In: ders./Viola<br />

Neu/Hans-Joachim Veen (Hg.): Die Mitglieder<br />

der CDU. Interne Studien der KAS, Nr. 148, S.<br />

73-150.<br />

Bürklin, Wilhelm/Viola Neu/Hans-Joachim<br />

Veen (Hg.) (1997): Die Mitglieder der CDU. St.<br />

Augustin: Interne Studien der KAS.<br />

Bukow, Sebastian (2010): Die professionalisierte<br />

Parteiorganisation. Bedeutung und Selbstverständnis<br />

der Party Central Offices. In: Jun/Höhne<br />

(Hg.): 257-278.<br />

Caleta, Domagoj/Eusebia Cochliaridou/Anada<br />

Milz (2004): Innerparteiliche Partizipation. In:<br />

Walter-Rogg/Gabriel (Hg.): 49-68.<br />

van Deth, Jan (2009): Politische Partizipation.<br />

In: Kaina/Römmele (Hg.): 141-161.<br />

Downs, Anthony (1968; zuerst 1957): Ökonomische<br />

Theorie der Politik. (Hg. v. Rudolf Wildenmann).<br />

Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).<br />

8 „Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, dass er<br />

Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen,<br />

was er hat“ (Mt 25, 29).<br />

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