Aufsätze - PRuF

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08.01.2013 Aufrufe

Aufsätze Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] MIP 2011 17. Jhrg. schreibung eigener Fähigkeiten den größeren Effekt auf die Partizipation aus. Dagegen bestehen kaum signifikante Korrelationen zwischen der dem politischen System zugeschriebenen Reaktionsbereitschaft und der Aktivität. Dies wird allerdings dem Charakter der ödp als auf Landes- und Bundesebene kaum etablierte Kleinpartei geschuldet sein. Es ist anzunehmen, dass die Befragten die Aussagen weniger auf ihre eigene als auf die anderen Parteien bezogen haben. Die Vermutung einer reinen Orientierung der Parteien an Wählerstimmen gilt dann wohl eher der etablierten Konkurrenz im Parteienwettbewerb und die Kritik an den Abgeordneten trifft ohnehin nicht die Repräsentanten der eigenen Partei. e) Kosten-Nutzen-Kalküle der Parteimitglieder Fast alle hier berücksichtigten Aspekte eines Kosten-Nutzen-Kalküls wirken sich auf die innerparteiliche Teilhabe aus. Generell gilt folglich: Je höher der Nutzen bzw. je niedriger die Kosten innerparteilicher Aktivität bewertet werden, desto intensiver bringt sich das Mitglied in das Parteigeschehen ein. So sind diejenigen, die Parteiarbeit als ermüdend, anstrengend und zeitraubend betrachten, weniger aktiv. Umgekehrt befördert die Aussicht auf interessante Kontakte und Einblicke in politische Fragen ebenso wie der Wille, Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen zu können, die Mitarbeit in der ödp. Tabelle 6: Kosten-Nutzen-Kalkül der aktiven, teilaktiven und inaktiven Parteimitglieder Inaktive Teil- Aktive alle aktive PM 40 37 23 Nutzen (1) soziale Anerkennung (n.s.) 15 15 11 14 interessante Leute kennen (**) 69 70 77 72 politischer Sachverstand (**) 29 40 45 37 Einfluss auf Politik (**) Kosten (2) 66 69 82 71 Parteiveranstaltungen ermüdend (**) 69 57 44 59 Parteiarbeit langweilig (**) 10 7 4 7 zu wenig Zeit für Freunde und Familie (**) 52 32 33 40 Angaben in Prozent; in Klammern: ** Signifikanz (Chi-Quadrat)

MIP 2011 17. Jhrg. Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] Aufsätze 4. Determinanten innerparteilicher Partizipation der ödp-Mitgliedschaft Nachdem bislang die sozialen Merkmale der Befragten, ihre Einstellungen und Kosten-Nutzen- Kalküle getrennt voneinander betrachtet worden sind, werden diese in der nachstehenden Auswertung gemeinsam analysiert. Dabei wird mittels einer multiplen Regression der Einfluss der diversen Größen unter Berücksichtigung der anderen Faktoren ermittelt. Dies ermöglicht Aussagen darüber, welcher theoretische Ansatz das Ausmaß der innerparteilichen Partizipation am besten erklären kann. Dazu werden die drei Ansätze zunächst einzeln (Modell 1 bis Modell 3) und anschließend gemeinsam (Modell 4) betrachtet. Dies liefert Hinweise auf die Erklärungskraft einzelner Faktoren. a) Methodische Anmerkungen Aus Illustrationszwecken wurde bislang (Tabelle 4 bis 6) entsprechend des zeitlichen Aufwandes zwischen aktiven, teilaktiven und inaktiven Mitgliedern unterschieden. Im Folgenden geht als abhängige Variable der Faktorwert der Skala zu den verschiedenen Formen der innerparteilichen Beteiligung ein (Tabelle 2). Dadurch ist eine genaue Differenzierung der Befragten nach dem Ausmaß ihrer Beteiligung gewährleistet, da für jede der elf Tätigkeiten (von Plakate kleben bis zur Kandidatur für ein öffentliches Amt) erhoben wurde, wie oft diese in den letzten fünf Jahren ausgeübt wurde. Der Tausch der Variablen erscheint angesichts des hohen Zusammenhangs zwischen ihnen (r = .78**) angemessen. Da es sich bei den Faktorwerten um metrische Daten handelt, ist eine multiple lineare Regression möglich. Ausgewiesen sind die beta-Werte, die auf standardisierter Basis den Einfluss der einzelnen Variablen ausweisen sowie die erklärte Varianz des Gesamtmodells (R²), das Auskunft über die Erklärungskraft aller betrachteten Variablen gibt. Im Ressourcenmodell geht die Tätigkeit als Dummy-Variable (Hausfrau – andere Tätigkeit) in die Analyse ein. Bildung wird – obwohl eigentlich ordinal skaliert – wie eine metrische Variable behandelt. Konfession und Kirchgang bleiben unberücksichtigt, da sie hoch mit dem gesellschaftlichen Engagement in kirchlichen Gruppen korrelieren. Dieses wird – ebenso wie die Einbindung in sozioökonomische Vereinigungen und Umweltgruppen – als Faktorwerte in die Analyse aufgenommen. Im sozialpsychologischen Ansatz gehen das politische Interesse, das politische Selbstvertrauen sowie die dem politischen System zugeschriebene Reaktionsbereitschaft ebenfalls als Faktorwerte in die Auswertung mit ein, die die in Tabelle 4 ausdifferenzierten Items zusammenfassen. Dies gilt in Modell 3 analog für die wahrgenommenen Kosten und Nutzen eines Parteiengagements. Tabelle 7: Determinanten der innerparteilichen Beteiligung in der ödp Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Ressourcenmodell Geschlecht -.09** n.s. Bildung n.s. n.s. Alter n.s. .05* Tätigkeit Referenzkategorie: Hausfrau Gesellschaftliches Engagement n.s. n.s. …in sozioökonomischen Vereinigungen n.s. n.s. …in Umweltschutzgruppen .26** .17** …in kirchlichen Gruppen n.s. n.s. Lokale parlamentarische Präsenz Sozialpsychologischer Ansatz .19** .18** Politisches Interesse .17** .12** Parteiidentifikation .23** .17** Politisches Selbstvertrauen .28** .26** Reaktionsbereitschaft Politik .06* n.s. Differenz auf Links-rechts-Skala Kosten-Nutzen-Kalkül n.s. n.s. Kosten -.23** -.18** Nutzen .18** .08** Erklärte Varianz .13 .23 .08 .34 Fallzahl 1241 1323 1370 1136 Multiple Regression, Beta-Werte und erklärte Varianz, ** Signifikanz

<strong>Aufsätze</strong> Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] MIP 2011 17. Jhrg.<br />

schreibung eigener Fähigkeiten den größeren Effekt<br />

auf die Partizipation aus.<br />

Dagegen bestehen kaum signifikante Korrelationen<br />

zwischen der dem politischen System zugeschriebenen<br />

Reaktionsbereitschaft und der Aktivität.<br />

Dies wird allerdings dem Charakter der<br />

ödp als auf Landes- und Bundesebene kaum etablierte<br />

Kleinpartei geschuldet sein. Es ist anzunehmen,<br />

dass die Befragten die Aussagen weniger<br />

auf ihre eigene als auf die anderen Parteien<br />

bezogen haben. Die Vermutung einer reinen Orientierung<br />

der Parteien an Wählerstimmen gilt<br />

dann wohl eher der etablierten Konkurrenz im<br />

Parteienwettbewerb und die Kritik an den Abgeordneten<br />

trifft ohnehin nicht die Repräsentanten<br />

der eigenen Partei.<br />

e) Kosten-Nutzen-Kalküle der Parteimitglieder<br />

Fast alle hier berücksichtigten Aspekte eines<br />

Kosten-Nutzen-Kalküls wirken sich auf die innerparteiliche<br />

Teilhabe aus. Generell gilt folglich:<br />

Je höher der Nutzen bzw. je niedriger die<br />

Kosten innerparteilicher Aktivität bewertet werden,<br />

desto intensiver bringt sich das Mitglied in<br />

das Parteigeschehen ein. So sind diejenigen, die<br />

Parteiarbeit als ermüdend, anstrengend und zeitraubend<br />

betrachten, weniger aktiv. Umgekehrt<br />

befördert die Aussicht auf interessante Kontakte<br />

und Einblicke in politische Fragen ebenso wie<br />

der Wille, Einfluss auf politische Entscheidungen<br />

nehmen zu können, die Mitarbeit in der ödp.<br />

Tabelle 6: Kosten-Nutzen-Kalkül der aktiven, teilaktiven<br />

und inaktiven Parteimitglieder<br />

Inaktive Teil- Aktive alle<br />

aktive PM<br />

40 37 23<br />

Nutzen (1)<br />

soziale Anerkennung (n.s.) 15 15 11 14<br />

interessante Leute kennen (**) 69 70 77 72<br />

politischer Sachverstand (**) 29 40 45 37<br />

Einfluss auf Politik (**)<br />

Kosten (2)<br />

66 69 82 71<br />

Parteiveranstaltungen ermüdend (**) 69 57 44 59<br />

Parteiarbeit langweilig (**) 10 7 4 7<br />

zu wenig Zeit für Freunde und Familie<br />

(**)<br />

52 32 33 40<br />

Angaben in Prozent; in Klammern: ** Signifikanz (Chi-Quadrat)

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