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Aufsätze - PRuF

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<strong>Aufsätze</strong> Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] MIP 2011 17. Jhrg.<br />

Nuancen und folgt keinem einheitlichen Muster.<br />

Demgegenüber hat die Kirchennähe sehr wohl<br />

einen Effekt. Hierbei zeigt sich ein kurvenlinearer<br />

Verlauf, wobei die Parteiangehörigen, die regelmäßig<br />

(d.h. mindestens einmal im Monat,<br />

aber weniger als einmal die Woche) die Kirche<br />

besuchen, sich überproportional in die Parteiarbeit<br />

einbringen. Die Daten bestätigen die Bedeutung<br />

der Ressource ‚Zeit’ für die Aktivität der<br />

Mitglieder. Um es pointiert zu formulieren: Wer<br />

täglich in die Kirche geht, hat weniger Zeit für<br />

die Partei.<br />

Die aktivitätsfördernde Wirkung gesellschaftlicher<br />

Einbindung ist nicht auf den kirchlichen<br />

Bereich beschränkt. Auch die Zugehörigkeit zu<br />

Verbänden und Vereinen sowie die Mitarbeit in<br />

sozialen Initiativen und Gruppen begünstigt parteipolitisches<br />

Engagement. Um diese Einflüsse<br />

zu bemessen, wurde die Zugehörigkeit in diversen<br />

Organisationen und Zusammenschlüssen erhoben.<br />

Für eine erste Veranschaulichung wurden<br />

die Parteimitglieder danach unterschieden, ob sie<br />

gar kein, ein niedriges, mittleres oder hohes gesellschaftliches<br />

Engagement aufweisen. Im Vergleich<br />

zeigt sich die partizipationssteigernde<br />

Wirkung sozialer Netzwerke. So sind diejenigen,<br />

die sich stark in Vereinen und Verbänden engagieren,<br />

auch in der ödp aktiv: Sie stellen nur ein<br />

Drittel der inaktiven, aber die Hälfte der aktiven<br />

ödp-Mitglieder. Umgekehrt stellen diejenigen<br />

mit geringem außerparteilichen Engagement 27<br />

Prozent der Inaktiven, aber nur 17 Prozent der<br />

Aktiven. Weiterführende Analysen (ohne Nachweis)<br />

legen offen, dass die gesellschaftliche Einbindung<br />

der ödp-Mitglieder in drei Sphären zerfällt:<br />

in einen sozioökonomischen Bereich, in organisierten<br />

Umweltschutz sowie in kirchliche<br />

Gruppierungen. Dabei zeigt sich alleine zwischen<br />

dem Engagement in Umweltgruppen und<br />

der Parteiaktivität ein signifikanter und starker<br />

Zusammenhang (r = .27**). Damit hat außerparteiliches<br />

Engagement nicht generell einen Einfluss<br />

auf die innerparteiliche Partizipation, sondern<br />

nur die Mitarbeit in Organisationen, die<br />

sich dem Umweltschutz widmen – wobei allerdings<br />

zu beachten ist, dass insbesondere in Bayern<br />

eine starke bürgerliche Ökologieszene um<br />

den Bund Naturschutz und den Landesbund für<br />

102<br />

Vogelschutz existiert (Mauritz 1995: 136ff.). In<br />

den sich anschließenden multivariaten Analysen<br />

gehen deshalb nicht die hier ausgewiesenen<br />

Summenwerte ein, sondern Faktorenwerte für<br />

die drei Dimensionen des gesellschaftlichen Engagements.<br />

Als weitere organisationsbasierte Ressource<br />

kann die lokale Präsenz der Partei gelten. Von<br />

daher kann es kaum überraschen, dass das Engagement<br />

der Mitglieder auch davon abhängt, ob<br />

die ödp in örtlichen Parlamenten präsent ist.<br />

Über alle Mitglieder hinweg geben 61 Prozent<br />

der Befragten an, die ödp sei an ihrem Wohnort<br />

in einem Kommunalparlament vertreten. Bei den<br />

Inaktiven gilt dies jedoch nur für die Hälfte, bei<br />

den Aktiven aber für drei Viertel. Dies verdeutlicht<br />

nochmals, wie wichtig eine lokale Präsenz<br />

und Wahlerfolge für die Etablierung und Stabilisierung<br />

einer Partei sind. Sitze in Kommunalvertretungen<br />

erhöhen die Partizipationsbereitschaft<br />

der Parteiangehörigen. 6<br />

d) Die politischen Einstellungen<br />

Gemäß den Voraussagen des sozialpsychologischen<br />

Modells sollten sich die Mitglieder nicht<br />

nur in ihren sozialen Charakteristika unterscheiden,<br />

sondern auch hinsichtlich ihrer politischen<br />

Einstellungen. Diejenigen Mitglieder, die sich<br />

stärker mit der ödp identifizieren und für Politik<br />

interessieren, die politisch selbstbewusster sind<br />

und davon ausgehen, Einfluss auf die Politik<br />

auszuüben, sollten sich stärker ins Parteileben<br />

einbringen. Ferner wird der Einfluss der politischen<br />

Position berücksichtigt. Dabei wird überprüft,<br />

wieweit die Distanz zwischen der eigenen<br />

Position und der Parteiposition politische Aktivität<br />

antreibt bzw. hemmt. Wie die nachfolgende<br />

6 Hierzu ist einschränkend anzumerken, dass auch andere<br />

Zusammenhänge denkbar sind. Einerseits könnte es<br />

auch sein, dass es der ödp eher in ‚aktiven’ Kreisverbänden<br />

gelingt, in die Kommunalparlamente einzuziehen<br />

(in welche Richtung dieser Zusammenhang wirkt,<br />

ist mit den vorliegenden Daten nicht abschließend zu<br />

klären). Andererseits ist ein möglicher Einfluss der<br />

Fragestellung („Ist die ödp in Ihrem Kreis (bzw. Ihrer<br />

kreisfreien Stadt) in Kommunalparlamenten vertreten?“)<br />

nicht auszuschließen, denn es ist davon auszugehen,<br />

dass ‚aktive’ Mitglieder eher darüber informiert sein<br />

werden, wenn die ödp zwar nicht im Kreistag, aber in<br />

den Räten benachbarter Gemeinden vertreten ist.

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