Aufsätze - PRuF
Aufsätze - PRuF
Aufsätze - PRuF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Aufsätze</strong> Heiko Biehl/Uwe Kranenpohl – Große Politik in einer kleinen Partei [...] MIP 2011 17. Jhrg.<br />
ten für öffentliche und Parteiämter, weshalb die<br />
größere Erfahrung der Parteiangehörigen mit<br />
entsprechenden Bewerbungen und Kandidaturen<br />
nicht verwundern kann.<br />
Die ödp lässt sich mithin als auf den politischen<br />
Betrieb ausgerichtete Partei verstehen, bei der<br />
die Parteimitglieder noch selbst den politischen<br />
Wettbewerb mitorganisieren und bestreiten. Hingegen<br />
fehlt es der Partei an einer ausreichenden<br />
Mitgliederzahl, um daneben größere gesellige<br />
Aktivitäten zu entwickeln, wie die Bundestagsparteien<br />
dies tun. Angesichts dieses Befundes<br />
drängt sich die Frage nach der Struktur des innerparteilichen<br />
Engagements auf. Wie oben dargelegt<br />
(Abschnitt 2), zeigen die meisten Studien,<br />
dass sich in den Parteien ein ämterorientierter<br />
und ein geselliger Bereich der Beteiligung voneinander<br />
abgrenzen lassen. Um zu prüfen, ob<br />
dieses Muster auch in der ödp besteht, wird eine<br />
Faktorenanalyse durchgeführt, die die Struktur<br />
der parteibezogenen Aktivitäten offenlegt.<br />
Tabelle 3: Dimensionalität parteibezogener Aktivität<br />
bei der Organisation der Parteiarbeit mithelfen<br />
Faktorladung<br />
.88<br />
ein Amt in der Partei übernehmen .86<br />
die Parteiversammlungen besuchen .84<br />
Plakate kleben, Flugblätter und Informationsmaterial<br />
der ödp verteilen<br />
.78<br />
in Arbeitskreisen oder Gremien der Partei an der Formulierung<br />
politischer Aussagen mitwirken<br />
.78<br />
für ein öffentliches Amt kandidieren .76<br />
bei Festen und anderen geselligen Veranstaltungen der<br />
Partei mitmachen<br />
.75<br />
in Beiträgen für Parteizeitungen, Informationsdienste<br />
und Zeitungen die Ansichten der ödp deutlich machen<br />
bei sozialen und umweltpolitischen Aktionen der Partei<br />
.71<br />
mitmachen (z. B. Seniorenbetreuung, Kleidersammlung,<br />
Pflanzaktionen)<br />
.68<br />
im persönlichen Gespräch neue Mitglieder werben .57<br />
bei Bedarf zusätzlich Geld spenden .54<br />
R² .56<br />
Eigenwert 6.14<br />
Faktorenanalyse: Hauptkomponenten- Extraktion, Varimax-Rotation.<br />
Quelle: ödp-Mitgliederbefragung 2007.<br />
Die Faktorenanalyse zeigt eine eindeutig einfaktorielle<br />
Lösung. Die Faktorladungen sind hoch,<br />
ebenso die erklärte Varianz und der Eigenwert.<br />
Selbst wenn nur der Landesverband Bayern mit<br />
100<br />
seiner höheren Mitgliederdichte in die Analyse<br />
miteinbezogen wird, zeigt sich eine einfaktorielle<br />
Lösung. 4 Dies legt nahe, dass Partizipation in<br />
der ödp homogen ist und nicht in unterschiedliche<br />
Aktivitätswelten zerfällt. Das Engagement in<br />
der ödp verbindet folglich genuin politische und<br />
eher soziale Aspekte – diese bilden keine eigenen<br />
Aktivitätsräume wie in anderen Parteien.<br />
Wie zu erwarten besteht ein enger Zusammenhang<br />
zwischen dem Ausmaß, in dem die jeweiligen<br />
Aktivitäten ausgeübt werden, und dem zeitlichen<br />
Aufwand, wie die sehr hohe Korrelation<br />
(r = .78**) zwischen beiden Größen zeigt.<br />
c) Das Sozialprofil<br />
Wer sind und was denken die Aktiven? Im Folgenden<br />
wird zunächst das Sozialprofil der aktiven<br />
Parteimitglieder skizziert. Dahinter steht die<br />
Frage, ob sich ressourcenstarke Personen verstärkt<br />
in die innerparteilichen Aktivitäten einbringen<br />
– wie dies das Ressourcenmodell und<br />
Befunde der allgemeinen Partizipationsforschung<br />
nahe legen – oder ob Proporz und Repräsentationsverpflichtungen<br />
bzw. -erwägungen die<br />
gleichmäßige Beteiligung aller Mitgliedergruppen<br />
am politischen Geschehen ermöglichen.<br />
Zum Vergleich werden die Parteimitglieder entsprechend<br />
des zeitlichen Aufwands, den sie betreiben,<br />
in drei etwa gleich große Gruppen aufgeteilt.<br />
Als Aktive werden diejenigen bezeichnet,<br />
die sich über fünf und in der Spitze 30 und mehr<br />
Stunden im Monat für die Partei engagieren. Als<br />
Teilaktive gelten diejenigen, die sporadisch, aber<br />
kontinuierlich aktiv sind und dabei im Durchschnitt<br />
bis zu fünf Stunden im Monat investieren.<br />
Inaktiv sind die Parteiangehörigen, die von<br />
sich selbst sagen, dass sie keine Zeit für Parteiarbeit<br />
aufwenden. Während die Aktiven ein knappes<br />
Viertel (24 Prozent) und die Teilaktiven ein<br />
gutes Drittel (37 Prozent) der Mitgliedschaft<br />
stellen, machen die Inaktiven 40 Prozent aus.<br />
4 Die Stabilität der einfaktoriellen Lösung bestätigt sich<br />
auch bei weiteren statistischen Überprüfungen: Erzwingt<br />
man durch Vorgabe eine zweifaktorielle Lösung,<br />
dann lassen sich die beiden Dimensionen nicht<br />
sinnvoll als ämterorientierte und gesellige Faktoren beschreiben.<br />
Die Parteiarbeit in der ödp muss mithin als<br />
eindimensional begriffen.