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Nanotechnologie in Lebensmitteln - DLR Online: Deutsche ...

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Was ist Melam<strong>in</strong> und warum wird<br />

es <strong>Lebensmitteln</strong> zugesetzt?<br />

Melam<strong>in</strong> wird technisch aus Harnstoff<br />

gewonnen. Es ist aufgrund se<strong>in</strong>er Reaktionsfähigkeit<br />

mit Formaldehyd <strong>in</strong> der<br />

Kunststoffherstellung von Bedeutung<br />

(Melam<strong>in</strong>harze). Als wichtigste Nebenbzw.<br />

Abbauprodukte s<strong>in</strong>d Cyanursäure<br />

sowie Ammel<strong>in</strong> und Ammelid bekannt.<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Preis- und Qualitätskriterium<br />

von Lebens- und Futtermitteln ist<br />

der Prote<strong>in</strong>gehalt. Da dieser rout<strong>in</strong>emäßig<br />

über den Stickstoffgehalt ermittelt<br />

wird, täuscht (billiges) Melam<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>em<br />

hohen Stickstoffanteil im Molekül wertvolles<br />

Eiweiß vor.<br />

Es handelt sich somit um e<strong>in</strong>e gezielte Manipulation<br />

zur Vortäuschung e<strong>in</strong>er besseren<br />

Qualität.<br />

Sofern ke<strong>in</strong>e weiterführenden Analysen<br />

erfolgen, kann e<strong>in</strong>e solche Verfälschung<br />

verborgen bleiben.<br />

Die Verfälschung des Prote<strong>in</strong>gehaltes<br />

durch künstliche Erhöhung des Stickstoffanteils<br />

ist <strong>in</strong> Europa nicht neu. Vor etwa<br />

25 Jahren war der Zusatz von Harnstoff<br />

bei Wurstwaren aktuell.<br />

In e<strong>in</strong>er Veröffentlichung der Oberzolldirektion<br />

Bern aus dem Jahr 1983 wird sogar<br />

der Nachweis von Melam<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kartoffelprote<strong>in</strong>en<br />

geführt – gemessen wurde<br />

schon damals mit HPLC/UV, allerd<strong>in</strong>gs betrug<br />

damals der Melam<strong>in</strong>gehalt mehrere<br />

Gramm pro 100 Gramm Untersuchungsmaterial.<br />

Die Toxizität von Melam<strong>in</strong> und<br />

se<strong>in</strong>er Abbauprodukte<br />

Melam<strong>in</strong> ist aufgrund se<strong>in</strong>er vielseitigen<br />

Verwendung e<strong>in</strong> Stoff, der <strong>in</strong> der Umwelt<br />

verbreitet <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen vorkommt<br />

– sei es durch Migration aus Kunststoffen,<br />

als Abbauprodukt bestimmter Pesti-<br />

<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />

zide oder als Düngemittel. Unter Berücksichtigung<br />

dieser E<strong>in</strong>tragswege wird die<br />

tägliche Aufnahme von Melam<strong>in</strong> auf ca.<br />

0,007 mg/kg Körpergewicht geschätzt.<br />

Melam<strong>in</strong> wird im menschlichen Körper<br />

nicht metabolisiert und rasch über den<br />

Ur<strong>in</strong> ausgeschieden. Die orale Toxizität ist<br />

nicht genau bekannt, wird aber für den<br />

Erwachsenen als ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Ergebnisse von Tierversuchen weisen Melam<strong>in</strong><br />

als nicht genotoxisch, nicht kanzerogen<br />

und nicht teratogen aus. Größere<br />

Mengen bilden <strong>in</strong> der Niere jedoch Kristalle<br />

und verursachen so Nierenste<strong>in</strong>e, die<br />

bis zum Tod durch Nierenversagen führen<br />

können. Dies ist offensichtlich <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>er<br />

großen Zahl von K<strong>in</strong>dern widerfahren.<br />

Die Datenlage zu den Strukturanalogen<br />

Cyanursäure, Ammel<strong>in</strong> und Ammelid<br />

ist dürftig, ihre Toxizität wird jedoch<br />

ebenfalls als ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt. E<strong>in</strong>e<br />

hohe Gefährdung wird allerd<strong>in</strong>gs bei e<strong>in</strong>er<br />

gleichzeitigen Aufnahme von Melam<strong>in</strong><br />

und Cyanursäure gesehen, da diese<br />

Stoffe besonders schwerlösliche Kristallverb<strong>in</strong>dungen<br />

mite<strong>in</strong>ander bilden.<br />

Methodik<br />

Erste Versuchsansätze, die von der FDA<br />

im April 2007 veröffentlichten Bestimmungsmethoden<br />

umzusetzen, zeigten<br />

besonders wegen mangelnder Empfi ndlichkeit<br />

der Methoden die Notwendigkeit<br />

aufwändiger Vorarbeiten an. Auch sollten<br />

Cyanursäure, Ammel<strong>in</strong> und Ammelid<br />

mit erfasst werden, da diese Derivate <strong>in</strong><br />

den verunre<strong>in</strong>igten Futtermitteln lt. Literaturangaben<br />

z. T. <strong>in</strong> hohen Konzentrationen<br />

vorlagen.<br />

Probenvorbereitung<br />

Ca. 0,5 g der Probe werden nach Zusatz<br />

von 40 ml Acetonitril/Wasser (1:1)<br />

» Analytik<br />

Melam<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e<br />

Abbauprodukte<br />

17<br />

» Melam<strong>in</strong>-<br />

Zusatz: gezielte<br />

Manipulation zur<br />

Vortäuschung e<strong>in</strong>es<br />

höheren Prote<strong>in</strong>gehaltes<br />

«

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