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Nanotechnologie in Lebensmitteln - DLR Online: Deutsche ...

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10<br />

Thema des Monats «<br />

» Zerkle<strong>in</strong>erungstechniken:<br />

schon immer<br />

vom Menschen<br />

angewandt «<br />

Wie kann es zu solch unterschiedlichen<br />

Ergebnissen kommen? Bei genauerer Be-<br />

trachtung der BUND-Studie und ihrer E<strong>in</strong>-<br />

schlusskriterien ist festzustellen, dass die<br />

Informationen zu den angeblichen „Nanoprodukten“<br />

vor allem über Internetrecherchen<br />

ohne weitere Verifi zierung<br />

der Ergebnisse zusammenstellt wurden.<br />

So kam es, dass u. a. Produkte <strong>in</strong> der<br />

BUND-Studie aufgeführt wurden, die sich<br />

<strong>in</strong> der EU noch im Zulassungsverfahren<br />

befi nden und somit noch nicht im Markt<br />

se<strong>in</strong> können bzw. bis heute noch nicht im<br />

Markt s<strong>in</strong>d. Des Weiteren orientierte sich<br />

der BUND nicht an den <strong>in</strong>ternational anerkannten<br />

Defi nitionen und zog als Schwellenwert<br />

300 nm anstelle der etablierten<br />

100 nm heran, mit der Folge e<strong>in</strong>es erheblich<br />

erweiterten Produktbereiches per<br />

defi nitionem. Auch Patentanmeldungen<br />

mit H<strong>in</strong>weisen auf den E<strong>in</strong>satz von <strong>Nanotechnologie</strong><br />

bei <strong>Lebensmitteln</strong> oder<br />

bloße Werbeaussagen wurden als Indizien<br />

für Nano-Lebensmittel im Markt bewertet,<br />

ohne den Nachweis im Markt selbst<br />

zu führen. Dabei zeigt sich immer wieder,<br />

dass verbrauchernahe Produkte mit<br />

dem Präfi x „Nano“ beworben werden, die<br />

nachweislich ke<strong>in</strong>e Nanopartikel enthalten9,10)<br />

. Folgerichtig müssen die E<strong>in</strong>schätzungen<br />

des BUND zum E<strong>in</strong>satz der <strong>Nanotechnologie</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> deutlich von<br />

denen des BLL und BVL abweichen.<br />

Zukünftige Anwendungsbereiche<br />

der <strong>Nanotechnologie</strong><br />

Die M<strong>in</strong>iaturisierung von Bestandteilen,<br />

die <strong>Lebensmitteln</strong> zugesetzt werden sollen,<br />

kann auf zwei Arten erfolgen:<br />

a) durch Zerkle<strong>in</strong>erungstechnologien<br />

oder Fe<strong>in</strong>stverteilung von Lösungen<br />

(„Top-down“-Strategie) oder<br />

b) durch Aufbau von Atomen oder Molekülen<br />

zu Nanostrukturen, beispielsweise<br />

durch Selbstanordnung („Bottom-up“-Strategie)<br />

9) .<br />

Lösliche Nanomaterialien<br />

Die „Top-down“-Strategie ist vom Ansatz<br />

her nicht neu. Schon immer hat der<br />

Mensch versucht, den Nährwert und die<br />

Eigenschaften von <strong>Lebensmitteln</strong> durch<br />

Zerkle<strong>in</strong>erungstechniken zu verbessern.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel: Durch die stetige Verbesserung<br />

der Mahltechnologie konnte man<br />

aus grobem, schwer verdaulichem Getreide<br />

fe<strong>in</strong>es, vielseitig e<strong>in</strong>setzbares Mehl<br />

gew<strong>in</strong>nen. Heute s<strong>in</strong>d die Zerkle<strong>in</strong>erungstechnologien<br />

so weit ausgereift, dass man<br />

je nach technischer Strategie auch <strong>in</strong> nanoskalige<br />

Dimensionen vorstoßen kann.<br />

Inwiefern die so erhaltenen Materialien<br />

als Nanopartikel e<strong>in</strong>zustufen s<strong>in</strong>d, ist im<br />

E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen.<br />

Bei Unterschreitung der Grenze von<br />

100 nm müssen sich die relevanten Eigenschaften<br />

e<strong>in</strong>es Stoffes nicht grundlegend<br />

ändern, sodass e<strong>in</strong>e neue umfassende Risikobewertung<br />

nicht zw<strong>in</strong>gend se<strong>in</strong> muss.<br />

E<strong>in</strong>e konventionelle Risikobewertung<br />

kann v. a. bei Produkten vorgenommen<br />

werden, die nach oraler Aufnahme schnell<br />

<strong>in</strong> Lösung gehen, denn dann hängen mögliche<br />

Risiken nicht von der Partikelgröße<br />

oder -form sondern v. a. von den <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen<br />

Stoffeigenschaften ab.<br />

Zur M<strong>in</strong>iaturisierung von Lebensmittelzutaten<br />

eignen sich verschiedene Technologien,<br />

darunter Mikroverkapselung,<br />

Mikroemulsion, Solubilisierung oder Herstellung<br />

von mizellaren Systemen. Ziel<br />

ist es dabei, die Lebensmittelzutat, sei<br />

es e<strong>in</strong> Nährstoff (z. B. Vitam<strong>in</strong>e) oder<br />

e<strong>in</strong> Zusatzstoff (z. B. Antioxidanzien), zu<br />

funktionalisieren und damit optimiert<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. So könnten zukünftige Nanozutaten<br />

im Vergleich zu den nichtnanoskaligen<br />

Produkten andere neue<br />

technologische Eigenschaften aufweisen<br />

wie z. B. neue Löslichkeitseigenschaften,<br />

neue Farbgebung, neu auftretende antimikrobielle<br />

Wirkungen, verbesserte Haltbarkeiten,<br />

neue Geschmackscharakteristika<br />

oder verbessertes Mundgefühl. Bei<br />

Nährstoffen könnten zukünftig gezielte<br />

Nährstofffreisetzungen mit spezifi schen<br />

Trägersystemen zu neuen ernährungsphysiologischen<br />

Wirkungen führen. Inwiefern<br />

e<strong>in</strong>e gezielte Freisetzung von Nährstoffen<br />

(Nutritarget<strong>in</strong>g) für den Lebensmittelbereich<br />

überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle spielen wird<br />

oder nicht eher dem mediz<strong>in</strong>ischen Be-<br />

» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>

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