Nanotechnologie in Lebensmitteln - DLR Online: Deutsche ...
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DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />
Analytik » Forschung » Prozesse » Recht<br />
» <strong>Nanotechnologie</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
Fakt oder Fiktion (Haber/Stähle)<br />
104. Jahrgang Nov/Dez 2008 Behr´s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982<br />
» Melam<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Praxisbericht des CVUA Stuttgart<br />
Die globalen Folgen e<strong>in</strong>er Lebensmittelverfälschung (Lerch/Köbler/Gutsche)<br />
» Das Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz (VIG)<br />
Erste Praxiserfahrungen (Wustmann)<br />
» Recht<br />
Zuckerarme Konfi türen, Beschl. OLG München v. 31.07.2008, 29 U 4729/07<br />
(A. H. Meyer)<br />
Zum generischen „Charakter“ der Bezeichnung „Parmesan“<br />
Urt. EuGH v. 26.02.2008, Rechtssache C-132/05 sowie Urt. LG Berl<strong>in</strong> v. 22.04.2008,<br />
Az 102 O 130/06) (Capelli/Klaus)
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wurde für die vorliegende 7. Auflage erneut durchgehend überarbeitet,<br />
aktualisiert und erweitert. Das bewährte Konzept ist nicht<br />
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sondern bietet auch allen, die mit der Erzeugung, Vermarktung<br />
und Überwachung von <strong>Lebensmitteln</strong> befasst s<strong>in</strong>d, schnelle und<br />
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Neue Inhaltsstoffe:<br />
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liegt zugrunde? • Wieviel Proben wurden entnommen? • Literaturh<strong>in</strong>weise<br />
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s<strong>in</strong>d besonders fetthaltig? • Suche nach <strong>Lebensmitteln</strong>, deren Energiewerte bestimmte<br />
Kriterien erfüllen<br />
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kann. Zur Wahrung der Frist genügt<br />
die rechtzeitige Absendung des Widerrufes.<br />
Datum/Unterschrift
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />
vor Ihnen liegt die letzte Ausgabe der <strong>DLR</strong><br />
<strong>in</strong> diesem Jahr, e<strong>in</strong> Doppelheft.<br />
E<strong>in</strong> ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Auch<br />
für die <strong>Deutsche</strong> Lebensmittel-Rundschau.<br />
Die Neuaufl age unserer Zeitschrift soll e<strong>in</strong><br />
Sprung <strong>in</strong> die Zukunft werden. E<strong>in</strong> neues,<br />
ansprechenderes Layout und e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />
des redaktionellen Konzeptes<br />
führen von der wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Qualitäts-Fachmagaz<strong>in</strong><br />
für Lebensmittelchemie. Bei der vielfältigen<br />
<strong>in</strong>ternationalen Konkurrenz will<br />
die <strong>DLR</strong> mehr se<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Wissenschaftsarchiv<br />
der Lebensmittelchemie.<br />
Die Oktober-Ausgabe hat unsere L<strong>in</strong>ie<br />
aufgezeigt: der Beitrag zur Ampel-Kennzeichnung,<br />
die Serie M<strong>in</strong>eralstoffe, die<br />
Berichterstattung zum <strong>Deutsche</strong>n Lebensmittelchemikertag,<br />
Werkdruck und<br />
Kommentare zur aktuellen Rechtsprechung.<br />
Wir möchten unseren Lesern mit<br />
fachlich e<strong>in</strong>wandfreien Beiträgen, das<br />
vielfältige Bild der Lebensmittelchemie<br />
und der angrenzenden Wissenschaften<br />
präsentieren. Wir haben uns e<strong>in</strong> hohes<br />
Ziel gesteckt.<br />
Und wir halten unser Versprechen!<br />
In der November/Dezember-Ausgabe der<br />
<strong>DLR</strong> ist uns, so glauben wir, e<strong>in</strong>e gute Zusammenstellung<br />
gelungen. Unser Thema<br />
des Monats: <strong>Nanotechnologie</strong> und ihr E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>in</strong> der Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie – gibt es<br />
schon Nano-Food? Sicher ist, die Vorsilbe<br />
„Nano“ ist heute so beliebt wie <strong>in</strong> den 70er<br />
und 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />
das Präfi x „Mikro“.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Dr. Gabriele Lauser<br />
Der Themenbogen wird weitergespannt<br />
über Melam<strong>in</strong>, Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz<br />
bis h<strong>in</strong> zu Werkdruck, Rechtskommentaren<br />
und dem Bericht über e<strong>in</strong>e Tagung<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Mit „Forschung aktuell“<br />
und „Für Sie gelesen“ verschaffen wir Ihnen<br />
e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuelle Forschungslandschaft.<br />
2009 liegt die <strong>DLR</strong> im 105. Jahrgang vor.<br />
105 Jahre, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong> Gesellschaft und<br />
Wissenschaft viel geschehen ist. Die <strong>DLR</strong><br />
hält mit neuem Outfi t mit. Das ist doch e<strong>in</strong><br />
gutes Zeichen – fi nden Sie nicht?<br />
Wir wünsche Ihnen und uns e<strong>in</strong>en bes<strong>in</strong>n-<br />
lichen Jahresabschluss, e<strong>in</strong> frohes Weih-<br />
nachtsfest und für das kommende Jahr<br />
alles Gute<br />
Ihre<br />
» Editorial<br />
3
4<br />
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Texte verantwortlich s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>zu kommt die Mitwirkung im Produkt-<br />
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» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
»<strong>DLR</strong> l <strong>Deutsche</strong> Lebensmittel-Rundschau<br />
<strong>DLR</strong> l Heft 11/12 l November/Dezember 2008 l 104. Jahrgang l ISSN 0012-0413<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
» Magaz<strong>in</strong> Seite 7<br />
» <strong>Nanotechnologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
» Melam<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Praxisbericht des CVUA Stuttgart<br />
» Serie: Die ernährungsphysiologische Bedeutung<br />
» Forschung Aktuell – e<strong>in</strong>e Übersicht<br />
» Josef Schormüller-Gedächnisstiftung<br />
» Angewandte Wissenschaft<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Inhalt<br />
Fakt oder Fiktion (Haber/Stähle) Seite 8<br />
Die globalen Folgen e<strong>in</strong>er Lebensmittelverfälschung<br />
(Lerch/Köbler/Gutsche) Seite 16<br />
der M<strong>in</strong>eralstoffe<br />
Magnesium (Schuchardt/Hahn/Hahn) Seite 23<br />
Internationale Literatur Seite 32<br />
Preisausschreibung Seite 34<br />
– Risikoorientierte Probenplanung (RIOP) bei der Überwachung kosmetischer Mittel (Walther et al.)<br />
– Quantifi cation of 2-Am<strong>in</strong>oacetophenone <strong>in</strong> White W<strong>in</strong>e by Headspace Solid Phase Micro<br />
Seite 35<br />
Extraction and Gas Chromatography-Mass Spectrometry (Gulan/Arzberger) Seite 41<br />
– Heavy Metal Content of Some Croatian W<strong>in</strong>es (Šeruga/Nemet/Laslavić ) Seite 46<br />
– Nachweis fremder Invertase <strong>in</strong> Honig (Beckmann/Beckh/Lüllmann) Seite 55<br />
– Trocknungsfaktoren für Erzeugnisse der Gewürz<strong>in</strong>dustrie zur Anwendung bei der Beurteilung<br />
von Pfl anzenschutzmittelrückständen (Weber) Seite 57<br />
– E<strong>in</strong>fl uss des Ernteverlaufs auf Fruchtparameter von frühreifen Erdbeersorten (Weiss<strong>in</strong>ger et al.)<br />
– Development and Characterization of a Piezoelectric Immunosensor for Determ<strong>in</strong>ation of<br />
Seite 59<br />
Domoic Acid <strong>in</strong> Food Samples (Rodriquez et al.) Seite 67<br />
5
6 Inhalt «<br />
» Das Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz (VIG)<br />
» Für Sie gelesen<br />
Erste Praxiserfahrungen (Wustmann) Seite 71<br />
Neue Analysenmethode zur Quantifi zierung von Glycidamid (Bauer) Seite 77<br />
Phytoöstrogen-Gehalte von Getränken… (Großmann-Kühnau) Seite 78<br />
» Recht<br />
Rechtsprechung<br />
» Wem gehört die Ernte? Neues vom Vorratsschutz<br />
» Veranstaltungskalender Seite 98<br />
» Persönliches Seite 99<br />
» Impressum Seite 102<br />
– Zuckerarme Konfi türen, Beschluss OLG München vom 31. Juli 2008, 29 U 4729/07 (A. H. Meyer)<br />
– Zum generischen „Charakter“ der Bezeichnung „Parmesan“, Urteil EuGH vom 26. Februar 2008,<br />
Seite 80<br />
Rechtssache C-132/05 sowie Urteil LG Berl<strong>in</strong> vom 22. April 2008, Az 102 O 130/06) (Capelli/Klaus) Seite 81<br />
<strong>Deutsche</strong>s und Europäisches Recht Seite 86<br />
DIN-, EN- und Iso-Normen Seite 91<br />
Verstaltungsbericht CAF2008 <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a (Matissek) Seite 94<br />
Ihr Passwort <strong>DLR</strong>-onl<strong>in</strong>e (www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de):<br />
Feuerzangenbowle<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Meldungen<br />
Neuer Masterstudiengang<br />
an der FH Lausitz<br />
Ab Sommersemester 2009 startet<br />
an der Fachhochschule Lausitz <strong>in</strong><br />
Senftenberg der neue Masterstudiengang<br />
Naturstoffchemie.<br />
Bewerber, die e<strong>in</strong>en guten Bachelor<br />
beziehungsweise e<strong>in</strong> gutes Diplom<br />
<strong>in</strong> Chemie, Biologie oder<br />
e<strong>in</strong>em verwandten Fach haben,<br />
können sich bewerben. Der dreisemestrige<br />
Master vermittelt anwendungsbereite<br />
und laborpraktische<br />
Kenntnisse über die Stoffe<br />
der Natur.<br />
Info: Prof. Dr. Ingolf Petrick, Dekan<br />
des FB Bio-, Chemie- und<br />
Verfahrenstechnik, Tel.: 03573-<br />
85-801, E-Mail: dekanat-bcv@fhlausitz.de,<br />
Webseite: www.fhlausitz.de<br />
Bewusst Wählen e. V.<br />
Im September 2008 wurde der Bewusst<br />
Wählen e.V. mit Sitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
gegründet. Der Vere<strong>in</strong> ist das<br />
nationale Pendant zur Choices<br />
International Foundation <strong>in</strong> Brüssel.<br />
Sowohl Lebensmittelhersteller<br />
und E<strong>in</strong>zelhandel als auch Gastronomie<br />
können ihm beitreten.<br />
Bewusst Wählen e. V. wurde wie<br />
die Choices International Foundation<br />
von den Unternehmen<br />
Camp<strong>in</strong>a, Friesland Foods und<br />
Unilever <strong>in</strong>s Leben gerufen. Der<br />
Vere<strong>in</strong> ist national u. a. dafür zuständig<br />
das Logo mit se<strong>in</strong>en Vorteilen<br />
bekanntzumachen und<br />
neue Partner zu gew<strong>in</strong>nen. Zum<br />
Start des Programms <strong>in</strong> Deutschland<br />
waren 50 Produkte mit dem<br />
Logo gekennzeichnet.<br />
Info:<br />
www.bewusst-waehlen.com<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Das Backmittel<strong>in</strong>stitut<br />
erhält e<strong>in</strong>en neuen Namen<br />
Bonn, November 2008 (BMI): Die Au-<br />
ßerordentlicheMitgliederversamm- lung des Backmittel<strong>in</strong>stituts hat sich<br />
am 23. Oktober 2008 entschlossen,<br />
die „Informationszentrale für Backmittel<br />
und Backgrundstoffe zur Herstellung<br />
von Brot und Backwaren“<br />
(BMI) umzubenennen. Mit Wirkung<br />
zum 1. Mai 2009 wird das Backmittel<strong>in</strong>stitut<br />
„Wissensforum Backwaren<br />
e.V. Bonn/Wien“ heißen.<br />
Mit der neuen Namensführung soll<br />
der tatsächlichen Aufgabenstellung<br />
und Zielrichtung dieses Vere<strong>in</strong>s Rechnung<br />
getragen werden. [...]<br />
Wie der Verband der Backmittel- und<br />
Backgrundstoffhersteller e. V. Bonn/<br />
Wien – ab 1. Mai 2009 „Der Backzutatenverband<br />
e. V. Bonn/Wien“ – besteht<br />
der Mitgliederkreis des Backmittel<strong>in</strong>stituts<br />
nicht nur aus re<strong>in</strong>en<br />
Backmittelherstellern. Sie stellen mit<br />
ihren Produkten zwar das älteste und<br />
traditionsreichste Geschäftsfeld des<br />
Branchenzusammenschlusses dar, haben<br />
sich aber ständig weiterentwickelt<br />
und anderen Herstellern von<br />
Rohstoffen und Zutaten, die für das<br />
Backgewerbe und die Gastronomie<br />
von Bedeutung s<strong>in</strong>d, und auch ihren<br />
Zulieferern die „Türen“ des Vere<strong>in</strong>s<br />
geöffnet.<br />
Annette Mert<strong>in</strong>eit-He<strong>in</strong>z: E<strong>in</strong>satz<br />
der Stabilisotopen-Massenspektrometrie<br />
(GC/C/IRMS) als potentielle<br />
Untersuchungsmethode zum<br />
Nachweis e<strong>in</strong>er illegalen Anwendung<br />
von 19-17β-Nortestosteron<br />
<strong>in</strong> der Ebermast<br />
(Prof. Petz, Univ. Wuppertal).<br />
» Magaz<strong>in</strong><br />
7<br />
Das Backmittel<strong>in</strong>stitut<br />
wurde<br />
1983 als „Informationszentrale<br />
für Backmittel und<br />
Backgrundstoffe zur Herstellung von<br />
Brot und Fe<strong>in</strong>en Backwaren“ <strong>in</strong> Bonn<br />
gegründet, um das Wissen über Backmittel<br />
und Backgrundstoffe bei Verwendern<br />
und Verbrauchern zu verbessern.<br />
Getragen wird das Institut<br />
von den Unternehmen des Verbandes<br />
der Backmittel- und Backgrundstoffhersteller<br />
e. V. Bonn/Wien (ab 1. Mai<br />
2009 „Der Backzutatenverband e.V.<br />
Bonn Wien“). Seit 2000 gibt es e<strong>in</strong>en<br />
weiteren Geschäftsbereich <strong>in</strong> Österreich<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt acht Mitgliedsunternehmen.<br />
Ziel des Backmittel<strong>in</strong>stituts/Wissensforum<br />
Backwaren<br />
ist die sachlich und wissenschaftlich<br />
fundierte Aufklärung über Backzutaten<br />
bei der Herstellung von Backwaren.<br />
Besonders bäckereitechnologische,<br />
ernährungsphysiologische<br />
und lebensmittelrechtliche Fragestellungen<br />
stehen im Focus se<strong>in</strong>er Informations-<br />
und Aufklärungsarbeit.<br />
Info: Backmittel<strong>in</strong>stitut e.V.,<br />
Markt 9, D-53111 Bonn<br />
(Web: www.Backmittel<strong>in</strong>stitut.de)<br />
Dissertationen, <strong>DLR</strong> 104 (9), 454–455 (2008)<br />
Nad<strong>in</strong>e Möller: Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />
optischen Biosensor-Assays mit<br />
Elementen aus der Resistenzforschung<br />
zum Screen<strong>in</strong>g auf Tetracycl<strong>in</strong>-Rückstände<strong>in</strong><br />
<strong>Lebensmitteln</strong><br />
(Prof. Petz, Univ. Wuppertal).<br />
(Korrektur d. Namen)
8<br />
Thema des Monats «<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
Fakt oder Fiktion?<br />
Dr. Bernd Haber und Dr. Siegl<strong>in</strong>de Stähle<br />
<strong>Nanotechnologie</strong>n werden seit e<strong>in</strong>igen Jahren vermehrt auch bei der Herstellung e<strong>in</strong>er Viel-<br />
zahl verbrauchernaher Produkte e<strong>in</strong>gesetzt. Aber werden solche Techniken <strong>in</strong>zwischen auch<br />
schon umfassend <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> oder bei der Lebensmittelherstellung e<strong>in</strong>gesetzt?<br />
Dr. Bernd Haber<br />
» Zur Person<br />
Staatlich geprüfter<br />
Lebensmittelchemiker.<br />
Regulatory Affairs Nutrition<br />
Ingredients bei der<br />
BASF SE, Vorsitzender<br />
der Fachvere<strong>in</strong>igung<br />
Lebensmittelzusatzstoffe<br />
des VCI, Mitglied des<br />
Kuratoriums des BLL und<br />
weiteren Verbänden und<br />
wissenschaftlichen Fachgruppen.<br />
«<br />
E<strong>in</strong>e Vielzahl von Berichten suggeriert, dass<br />
Nanopartikel oder nanotechnologische<br />
Verfahren auch bei <strong>Lebensmitteln</strong> schon<br />
Realität s<strong>in</strong>d 1,2) . Ist „Nano-Food“ wirklich<br />
schon im wahrsten S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> „Aller Munde“<br />
oder nur e<strong>in</strong>e Fiktion? Dieser Beitrag ist<br />
e<strong>in</strong> Versuch e<strong>in</strong>er sachlichen Bestandsaufnahme<br />
aus Sicht der Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />
abseits von der Mär der Tiefkühlpizza, die<br />
je nach Mikrowellenerwärmung ihren Geschmack<br />
ändern kann.<br />
Was ist <strong>Nanotechnologie</strong>?<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> ist e<strong>in</strong> Sammelbegriff<br />
für e<strong>in</strong>e breite Auswahl von Technologien,<br />
die <strong>in</strong> verschiedenen naturwissenschaftlichen<br />
Diszipl<strong>in</strong>en wie Physik, Chemie,<br />
Biologie und Mediz<strong>in</strong> angewendet<br />
werden. Geme<strong>in</strong>sam ist diesen Technologien<br />
die Erforschung, Erzeugung und Verwendung<br />
von Strukturen und Materialien<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dimension von typischerweise<br />
kle<strong>in</strong>er als 100 Nanometer3,4) . Die Arbei-<br />
ten verschiedener <strong>in</strong>ternationaler wissenschaftlicher<br />
Gremien zu e<strong>in</strong>heitlichen Defi<br />
nitionen von <strong>Nanotechnologie</strong> und den<br />
daraus hergestellten Materialien greifen<br />
allesamt als Obergrenze für die Größe<br />
100 Nanometer als wichtiges aber nicht<br />
ausschließliches Kriterium auf5–8) . Tabelle 1<br />
gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuellen<br />
Defi nitionen der ISO-Arbeitsgruppe, die<br />
federführend an weiteren globalen Standards<br />
arbeitet6) .<br />
Nanostrukturierte Materialien und Nanopartikel<br />
werden nicht nur gezielt technologisch<br />
erzeugt. Sie fi nden sich auch<br />
weit verbreitet <strong>in</strong> der Natur. Bekanntestes<br />
Beispiel s<strong>in</strong>d fe<strong>in</strong>ste Nanopartikel, die<br />
aufgrund von Verbrennungsprozessen <strong>in</strong><br />
die Atmosphäre gelangen (z. B. bei Vulkanausbrüchen).<br />
Aber auch <strong>in</strong> Pfl anzen<br />
und Tieren (<strong>in</strong>kl. Menschen) spielen nanoskalige<br />
Strukturelemente <strong>in</strong> allen Zellen<br />
oder bei Stoffwechselprozessen e<strong>in</strong>e<br />
entscheidende Rolle (z. B. Pigmente <strong>in</strong> Na-<br />
Tab. 1 Defi nitionen nach ISO TS 27687 (08-2008), <strong>Deutsche</strong> Version CEN ISO/<br />
TS 27687:20086<br />
Manufactured<br />
nanomaterials<br />
Intentionally produced to have specifi c properties or specifi c composition.<br />
Nanoscale Sizes range from approximately 1 nm and 100 nm.<br />
Nanomaterial Either nano-object or nanostructured.<br />
Note: End products conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g nanomaterials (e.g. tires, electronic equipment,<br />
coated DVDs) are not themselves nanomaterials.<br />
Nano-object Material confi ned <strong>in</strong> one or more dimensions <strong>in</strong> the nanoscale.<br />
Nanostructured Hav<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>ternal or surface structure at the nanoscale.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
novesikeln, nanoskalige Gallensäurenmi-<br />
zellen im Fettstoffwechsel). Auch <strong>in</strong> Le-<br />
bensmitteln können durch seit langem<br />
angewandte technologische Verfahrensschritte<br />
wie Emulgierung oder Homogenisierung<br />
ggf. nanoskalige Dimensionen<br />
erreicht werden, die allerd<strong>in</strong>gs nicht unter<br />
dem Begriff „<strong>Nanotechnologie</strong>“ anzusiedeln<br />
s<strong>in</strong>d4) .<br />
Mensch und Umwelt haben sich also schon<br />
seit langem mit Nanostrukturen ause<strong>in</strong>ander<br />
zusetzen. Das Neue bei der <strong>Nanotechnologie</strong><br />
ist dagegen, dass man jetzt durch<br />
gezielte Herstellung versucht, Produkten<br />
neuartige Eigenschaften zu verleihen, die<br />
das nicht nanoskalige Produkt so nicht besitzt.<br />
E<strong>in</strong>es der bekanntesten Beispiele ist<br />
der sogenannte „Lotuseffekt“ bei mikronanostrukturierten<br />
Oberfl ächen für Keramiken<br />
des Sanitärbereiches, die weniger<br />
schmutzempfi ndlich als herkömmliche<br />
Ausführungen s<strong>in</strong>d. Aber auch die schon<br />
im frühen 18. Jahrhundert mit nanopartikulärem<br />
Gold rot gefärbten Gläser s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Beispiel für den schon langen E<strong>in</strong>satz von<br />
Nanomaterialien zur Erzielung bestimm-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
ter technischer Effekte. Weitere Beispiele<br />
<strong>in</strong> verbrauchernahen Produktbereichen<br />
s<strong>in</strong>d u. a. Schmutz abweisende Beschichtungen<br />
bei Textilien (s. Abb. 1) oder Leder,<br />
m<strong>in</strong>eralische UV-Filter für Sonnenschutzmittel<br />
und Kosmetika oder Haushaltsgegenstände<br />
und Sportgeräte mit verbesserten<br />
Eigenschaften. Allen geme<strong>in</strong>sam<br />
ist, dass sich die gewünschten neuen Eigenschaften<br />
der Produkte aus der gezielten<br />
M<strong>in</strong>iaturisierung e<strong>in</strong>er stoffl ichen<br />
Komponente ergaben.<br />
In <strong>Lebensmitteln</strong> selbst ist der E<strong>in</strong>satz von<br />
gezielt hergestellten Nanopartikeln laut<br />
Analysen des Bundes für Lebensmittelrecht<br />
und Lebensmittelkunde (BLL) und<br />
des Bundesamtes für Verbraucherschutz<br />
und Lebensmittelsicherheit (BVL) bisher<br />
noch kaum Realität, zum<strong>in</strong>dest nicht <strong>in</strong><br />
Deutschland oder <strong>in</strong> der Europäischen<br />
Union4,9) . Im Gegensatz dazu befi ndet<br />
sich laut e<strong>in</strong>er Studie des BUND zur Nutzung<br />
der <strong>Nanotechnologie</strong> im Lebensmittelsektor<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl an Beispielen im<br />
Markt, auch von europäischen Herstellern1)<br />
.<br />
» Thema des Monats<br />
9<br />
Abb. 1<br />
Wassertropfen auf<br />
e<strong>in</strong>em mit M<strong>in</strong>cor TX TT<br />
ausgerüsteten Polyestergewebe<br />
(Foto BASF)<br />
» Ist „Nano-Food“<br />
schon Realität“ «
10<br />
Thema des Monats «<br />
» Zerkle<strong>in</strong>erungstechniken:<br />
schon immer<br />
vom Menschen<br />
angewandt «<br />
Wie kann es zu solch unterschiedlichen<br />
Ergebnissen kommen? Bei genauerer Be-<br />
trachtung der BUND-Studie und ihrer E<strong>in</strong>-<br />
schlusskriterien ist festzustellen, dass die<br />
Informationen zu den angeblichen „Nanoprodukten“<br />
vor allem über Internetrecherchen<br />
ohne weitere Verifi zierung<br />
der Ergebnisse zusammenstellt wurden.<br />
So kam es, dass u. a. Produkte <strong>in</strong> der<br />
BUND-Studie aufgeführt wurden, die sich<br />
<strong>in</strong> der EU noch im Zulassungsverfahren<br />
befi nden und somit noch nicht im Markt<br />
se<strong>in</strong> können bzw. bis heute noch nicht im<br />
Markt s<strong>in</strong>d. Des Weiteren orientierte sich<br />
der BUND nicht an den <strong>in</strong>ternational anerkannten<br />
Defi nitionen und zog als Schwellenwert<br />
300 nm anstelle der etablierten<br />
100 nm heran, mit der Folge e<strong>in</strong>es erheblich<br />
erweiterten Produktbereiches per<br />
defi nitionem. Auch Patentanmeldungen<br />
mit H<strong>in</strong>weisen auf den E<strong>in</strong>satz von <strong>Nanotechnologie</strong><br />
bei <strong>Lebensmitteln</strong> oder<br />
bloße Werbeaussagen wurden als Indizien<br />
für Nano-Lebensmittel im Markt bewertet,<br />
ohne den Nachweis im Markt selbst<br />
zu führen. Dabei zeigt sich immer wieder,<br />
dass verbrauchernahe Produkte mit<br />
dem Präfi x „Nano“ beworben werden, die<br />
nachweislich ke<strong>in</strong>e Nanopartikel enthalten9,10)<br />
. Folgerichtig müssen die E<strong>in</strong>schätzungen<br />
des BUND zum E<strong>in</strong>satz der <strong>Nanotechnologie</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> deutlich von<br />
denen des BLL und BVL abweichen.<br />
Zukünftige Anwendungsbereiche<br />
der <strong>Nanotechnologie</strong><br />
Die M<strong>in</strong>iaturisierung von Bestandteilen,<br />
die <strong>Lebensmitteln</strong> zugesetzt werden sollen,<br />
kann auf zwei Arten erfolgen:<br />
a) durch Zerkle<strong>in</strong>erungstechnologien<br />
oder Fe<strong>in</strong>stverteilung von Lösungen<br />
(„Top-down“-Strategie) oder<br />
b) durch Aufbau von Atomen oder Molekülen<br />
zu Nanostrukturen, beispielsweise<br />
durch Selbstanordnung („Bottom-up“-Strategie)<br />
9) .<br />
Lösliche Nanomaterialien<br />
Die „Top-down“-Strategie ist vom Ansatz<br />
her nicht neu. Schon immer hat der<br />
Mensch versucht, den Nährwert und die<br />
Eigenschaften von <strong>Lebensmitteln</strong> durch<br />
Zerkle<strong>in</strong>erungstechniken zu verbessern.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Durch die stetige Verbesserung<br />
der Mahltechnologie konnte man<br />
aus grobem, schwer verdaulichem Getreide<br />
fe<strong>in</strong>es, vielseitig e<strong>in</strong>setzbares Mehl<br />
gew<strong>in</strong>nen. Heute s<strong>in</strong>d die Zerkle<strong>in</strong>erungstechnologien<br />
so weit ausgereift, dass man<br />
je nach technischer Strategie auch <strong>in</strong> nanoskalige<br />
Dimensionen vorstoßen kann.<br />
Inwiefern die so erhaltenen Materialien<br />
als Nanopartikel e<strong>in</strong>zustufen s<strong>in</strong>d, ist im<br />
E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen.<br />
Bei Unterschreitung der Grenze von<br />
100 nm müssen sich die relevanten Eigenschaften<br />
e<strong>in</strong>es Stoffes nicht grundlegend<br />
ändern, sodass e<strong>in</strong>e neue umfassende Risikobewertung<br />
nicht zw<strong>in</strong>gend se<strong>in</strong> muss.<br />
E<strong>in</strong>e konventionelle Risikobewertung<br />
kann v. a. bei Produkten vorgenommen<br />
werden, die nach oraler Aufnahme schnell<br />
<strong>in</strong> Lösung gehen, denn dann hängen mögliche<br />
Risiken nicht von der Partikelgröße<br />
oder -form sondern v. a. von den <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen<br />
Stoffeigenschaften ab.<br />
Zur M<strong>in</strong>iaturisierung von Lebensmittelzutaten<br />
eignen sich verschiedene Technologien,<br />
darunter Mikroverkapselung,<br />
Mikroemulsion, Solubilisierung oder Herstellung<br />
von mizellaren Systemen. Ziel<br />
ist es dabei, die Lebensmittelzutat, sei<br />
es e<strong>in</strong> Nährstoff (z. B. Vitam<strong>in</strong>e) oder<br />
e<strong>in</strong> Zusatzstoff (z. B. Antioxidanzien), zu<br />
funktionalisieren und damit optimiert<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. So könnten zukünftige Nanozutaten<br />
im Vergleich zu den nichtnanoskaligen<br />
Produkten andere neue<br />
technologische Eigenschaften aufweisen<br />
wie z. B. neue Löslichkeitseigenschaften,<br />
neue Farbgebung, neu auftretende antimikrobielle<br />
Wirkungen, verbesserte Haltbarkeiten,<br />
neue Geschmackscharakteristika<br />
oder verbessertes Mundgefühl. Bei<br />
Nährstoffen könnten zukünftig gezielte<br />
Nährstofffreisetzungen mit spezifi schen<br />
Trägersystemen zu neuen ernährungsphysiologischen<br />
Wirkungen führen. Inwiefern<br />
e<strong>in</strong>e gezielte Freisetzung von Nährstoffen<br />
(Nutritarget<strong>in</strong>g) für den Lebensmittelbereich<br />
überhaupt e<strong>in</strong>e Rolle spielen wird<br />
oder nicht eher dem mediz<strong>in</strong>ischen Be-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
eich anzusiedeln ist, muss zukünftig ge-<br />
klärt werden 11) . Spezielle Trägersysteme<br />
wie beta-Cyclodextr<strong>in</strong>e könnten <strong>in</strong> der Zu-<br />
kunft für Aromen oder Nährstoffe e<strong>in</strong>e<br />
größere Rolle spielen.<br />
Ob es sich bei den jeweiligen Entwicklungen<br />
tatsächlich um Nanopartikel im<br />
S<strong>in</strong>ne der Defi nition handelt, ist abhängig<br />
von Größe, der Anwendungsform<br />
und den Eigenschaften. Die Zuordnung<br />
zur <strong>Nanotechnologie</strong> kann nur nach E<strong>in</strong>zelfallbetrachtung<br />
erfolgen. Bei den zuvor<br />
genannten Techniken liegen jedoch<br />
normalerweise ke<strong>in</strong>e unlöslichen Nanopartikel<br />
vor, sondern allenfalls nanostrukturierte<br />
Materialien auf Prote<strong>in</strong>-, Fettoder<br />
Stärkebasis, die im Organismus den<br />
bekannten Stoffwechselwegen unterliegen.<br />
Unlösliche Nanomaterialien<br />
Bei unlöslichen Nanopartikeln spielt ne-<br />
ben den <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Eigenschaften v. a.<br />
auch die Partikelgröße und Partikelform<br />
e<strong>in</strong>e Rolle für die Risikobewertung. Siliziumdioxid<br />
(E551) ist e<strong>in</strong> seit langem für bestimmte<br />
Verwendungen zugelassenes Rieselhilfsmittel<br />
für trockene pulverförmige<br />
Lebensmittelzutaten. Bei se<strong>in</strong>er Herstellung<br />
entstehen <strong>in</strong>termediär nanoskalige<br />
Primärpartikel, die anschließend zu größeren<br />
Strukturen agglomerieren. SiO <strong>in</strong> die-<br />
2<br />
ser Form ist geprüft und seit vielen Jahren<br />
als sicherer Lebensmittelzusatzstoff zugelassen12)<br />
. E<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> den USA und Asien im<br />
Markt befi ndlichen Nahrungsergänzungsmittel<br />
mit kolloidal vorliegenden Edelmetallen<br />
wie Silber, Gold, Iridium, Palladium,<br />
Plat<strong>in</strong> oder Z<strong>in</strong>k s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der EU nicht verkehrsfähig.<br />
Ihr ernährungsphysiologischer<br />
Nutzen ist zudem bisher weitgehend unklar.<br />
Die Sicherheit von nanopartikulär<br />
vorliegenden Edelmetallen ist noch nicht<br />
abschließend geklärt.<br />
Die schlechte Bioverfügbarkeit von bestimmten<br />
Nährstoffen (z. B. schlecht lösliche<br />
M<strong>in</strong>eralstoffe wie Eisen oder Z<strong>in</strong>k)<br />
kann durch verbesserte Darreichungsformen<br />
gesteigert werden. Dies kann v. a.<br />
<strong>in</strong> Entwicklungsländern von großem Interesse<br />
se<strong>in</strong>, um der Mangelversorgung der<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Bevölkerung durch gezielte Anreicherung<br />
von Grundnahrungsmitteln wie Reis oder<br />
Speisesalz mit lebensnotwendigem Eisen,<br />
Z<strong>in</strong>k, Vitam<strong>in</strong> A und Folsäure vorzubeugen.<br />
Nanomaterialien <strong>in</strong> Lebensmittelbedarfsgegenständen<br />
Die Anwendungsentwicklung von neuartigen<br />
Nanomaterialien <strong>in</strong> Lebensmittelbedarfsgegenständen<br />
wie Verpackungsund<br />
Prozessmaterialien ist heute schon<br />
am weitesten fortgeschritten. Im Verpackungsbereich<br />
gibt es jetzt schon Lösungen<br />
mit <strong>in</strong>erten Nanomaterialien<br />
auf dem Markt, die die Packstoffeigenschaften<br />
verbessern und dem Qualitätserhalt<br />
und der Sicherheit der Lebensmittel<br />
dienen (z. B. Antihaft-Beschichtungen,<br />
verbesserte Gasdichtigkeit, verbesserter<br />
UV-Lichtschutz, antimikrobiell wirksame<br />
Oberfl ächen). Die Barriereeffekte bei Folienmaterialien<br />
beruhen auf unlöslichen<br />
Nanopartikeln, die im Kunststoff immobil<br />
e<strong>in</strong>gelagert s<strong>in</strong>d. Bei derartigen Nanokompositen<br />
ist die geprüfte Lebensmitteleignung<br />
des Kunststoffs entscheidend<br />
(Abb. 2). Bei Prozessmaterialien für den<br />
Lebensmittelkontakt bieten sich Lösungen<br />
mit funktionalisierten Oberfl ächen an, die<br />
» Thema des Monats<br />
Abb. 2 Wirkpr<strong>in</strong>zip von e<strong>in</strong>gelagerten Nanopartikeln <strong>in</strong> Kunststofffolien<br />
zur Erhöhung der Gasdichtigkeit (schematisch)<br />
11<br />
» Der Verpackungsbereich:<br />
hier werden Nanomaterialien<br />
schon<br />
e<strong>in</strong>gesetzt «
12<br />
Thema des Monats «<br />
» Jedes Produkt<br />
auf dem Markt muss<br />
dem deutschen<br />
und europäischen<br />
Lebensmittelrecht<br />
entsprechen «<br />
Tab. 2 Kriterien zur E<strong>in</strong>stufung von synthetischen Nanopartikeln<br />
(nach ACC 13) )<br />
Gezielte Herstellung<br />
Neuartige/neue Eigenschaften im Vergleich zum nicht-nanoskaligen Material<br />
Schlechte Wasserlöslichkeit/Löslichkeit <strong>in</strong> biologischen Systemen (Organismus)<br />
M<strong>in</strong>d. 10 % der Partikel kle<strong>in</strong>er 100 nm<br />
Mizellen bzw. e<strong>in</strong>zelne Polymermoleküle s<strong>in</strong>d auszuschließen<br />
Aggregate/Agglomerate, die <strong>in</strong> nanoskaliges Material zerfallen können<br />
z. B. e<strong>in</strong>e Verbesserung der Re<strong>in</strong>igbarkeit<br />
br<strong>in</strong>gen („Lotus-Effekt“).<br />
Das oberste Gebot –<br />
Lebensmittelsicherheit!<br />
Die Diskussion, ob e<strong>in</strong> Lebensmittel oder<br />
e<strong>in</strong>e Lebensmittelzutat als „nano“ e<strong>in</strong>gestuft<br />
werden soll oder nicht, ist aus Sicht<br />
des Verbrauchers erst e<strong>in</strong>mal zweitrangig.<br />
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die<br />
im Markt befi ndlichen Produkte den allgeme<strong>in</strong>en<br />
und spezifi schen Anforderungen<br />
des deutschen und europäischen Lebensmittelrechtes<br />
entsprechen. Dies schließt<br />
<strong>in</strong>sbesondere die Verantwortung der Hersteller<br />
und Inverkehrbr<strong>in</strong>ger von <strong>Lebensmitteln</strong><br />
sowohl für den gesundheitlichen<br />
Verbraucherschutz als auch für den Umwelt-<br />
und Arbeitschutz mit e<strong>in</strong>. Die Hersteller<br />
der Lebensmittel oder Lebensmittelzutaten<br />
s<strong>in</strong>d daher verpfl ichtet, auf Basis<br />
ihrer Herstellungsprozesse die Sicherheit<br />
und Rechtmäßigkeit ihrer Produkte vor<br />
der Vermarktung zu prüfen. Nur wenn<br />
ke<strong>in</strong>e Zweifel an der Sicherheit der Produkte<br />
bestehen und sie allen lebensmittelrechtlichen<br />
Anforderungen genügen,<br />
wird e<strong>in</strong> verantwortungsvoller Unternehmer<br />
e<strong>in</strong> Produkt vermarkten. Dies gilt auch<br />
für Entwickler und potentielle Anwender<br />
von Nanomaterialien für den Lebensmittelbereich,<br />
die sich ihrer obliegenden Verantwortung<br />
bewusst s<strong>in</strong>d und die gesetzlichen<br />
Rahmen beachten4) .<br />
Die Größe alle<strong>in</strong> macht noch ke<strong>in</strong><br />
Nanomaterial!<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die Lebensmittelsicherheit<br />
und Risikobewertung von nanoskaligen<br />
Materialen, s<strong>in</strong>d die neuen Grö-<br />
ßenordnungen und die spezifi sche stoffliche<br />
Beschaffenheit entscheidende Kriterien.<br />
Der nanoskalige Bereich wird wie<br />
oben beschrieben normalerweise von 1–<br />
100 nm angegeben6,7) . Neben der Größe<br />
spielen aber noch andere Faktoren e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle. Sie sollten bei der Bewertung,<br />
ob es sich um e<strong>in</strong> Nanomaterial oder<br />
e<strong>in</strong>en Nanopartikel handelt, herangezogen<br />
werden (Tab. 2).<br />
Neben der gezielten Herstellung ist<br />
sicherlich e<strong>in</strong>e neue Eigenschaft e<strong>in</strong>es Nanopartikels<br />
als e<strong>in</strong> wesentliches Kriterium<br />
zur Abgrenzung zu fordern. So nimmt<br />
nanoskaliges Gold die Farbe rot an, nanoskaliges<br />
Silber hat e<strong>in</strong>e antimikrobielle<br />
Wirksamkeit oder nanoskaliges Titandioxid<br />
wirkt transparent und kann als UV-<br />
Absorber e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Toxikologie<br />
Bis jetzt gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise, dass<br />
bei Substanzen, die sich ausreichend<br />
schnell <strong>in</strong> wässrigen oder biologischen<br />
Systemen lösen, die Partikelgröße e<strong>in</strong>en<br />
entscheidenden E<strong>in</strong>fl uss auf die Toxikologie<br />
des Inhaltsstoffes hat. Zu e<strong>in</strong>em<br />
ähnlichen Ergebnis kommen auch die<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmediz<strong>in</strong><br />
(BAuA), das Bundes<strong>in</strong>stitut<br />
für Risikobewertung (BfR) und das<br />
Umweltbundesamt (UBA) <strong>in</strong> ihrer Forschungsstrategie<br />
zu „<strong>Nanotechnologie</strong>:<br />
Gesundheits- und Umweltrisiken von Nanomaterialien“,<br />
nach der aufgrund der<br />
bisherigen Kenntnisse <strong>in</strong>sbesondere die<br />
unlöslichen und schwer löslichen Nanomaterialien<br />
als toxikologisch relevant erachtet<br />
werden14) .<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Lebensmittel<br />
Kosmetik<br />
Kleidung<br />
Ober�ächenversieglung<br />
und -p�ege<br />
Die Verbraucherwahrnehmung<br />
von <strong>Nanotechnologie</strong> und der<br />
Wunsch nach Kennzeichnung<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> wird laut e<strong>in</strong>er aktuellen<br />
Studie des BfR15) von der Bevölkerung<br />
generell positiv bewertet. Der<br />
Nutzen der <strong>Nanotechnologie</strong> wird im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
größer e<strong>in</strong>geschätzt als mögliche<br />
Risiken. Deutliche Unterschiede ergeben<br />
sich dann bezogen auf e<strong>in</strong>zelne<br />
Anwendungsbereiche. So ist die Akzeptanz<br />
bei Produkten zur Oberfl ächenversiegelung<br />
oder zur Verbesserung der Eigenschaften<br />
von Textilien deutlich größer<br />
als die bei Kosmetik oder gar bei <strong>Lebensmitteln</strong><br />
(Abb. 3).<br />
Laut der erwähnten Studie werden <strong>Nanotechnologie</strong><br />
und Nanoteilchen von Verbrauchern<br />
als nicht „natürlich“ wahrgenommen,<br />
was gerade im Bereich der<br />
Lebensmittel als wichtiges Qualitätskriterium<br />
gilt (Natürliches = „gut“ und Nicht-<br />
Natürliches = „schlecht“). Daher werden<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> und Nanoteilchen tendenziell<br />
pauschal als Bedrohung und als<br />
„gefühlte“ Risiken bewertet, von denen<br />
Lebensmittel frei se<strong>in</strong> sollen15) . Wichtig ist<br />
daher, dem Verbraucher den Nutzen e<strong>in</strong>es<br />
nanotechnologisch hergestellten Lebensmittels<br />
zu vermitteln und Akzeptanz zu<br />
schaffen. So werden immerh<strong>in</strong> von knapp<br />
der Hälfte der befragten Verbraucher verkapselte<br />
Vitam<strong>in</strong>e mit verbesserter Wirk-<br />
20 80<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
36 64<br />
75 25<br />
86 14<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Ja, würde ich kaufen<br />
% der Befragten<br />
Ne<strong>in</strong>, würde ich nicht kaufen<br />
samkeit positiv betrachtet, während nur<br />
11–22 % Technologien befürworten, die<br />
Lebensmittel länger ansehnlich halten15) .<br />
Der Wunsch nach Kennzeichnung wird immer<br />
wieder von Verbrauchervertretern16) und Umweltgruppen1) als wichtiges Kriterium<br />
für die Wahlfreiheit des Verbrauchers<br />
angeführt. Diskutiert werden Kennzeichnungsansätze<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Warnh<strong>in</strong>weises<br />
aber auch e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Verbraucher<strong>in</strong>formation.<br />
Das BfR kommt <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Verbraucherstudie zu <strong>Nanotechnologie</strong><br />
zu dem Schluss, dass durch die Kennzeichnung<br />
von Nanoteilchen auf Verpackungen<br />
der E<strong>in</strong>druck verstärkt werden<br />
kann, dass Nanoteilchen etwas Bedrohliches<br />
s<strong>in</strong>d, weil sie ja extra ausgewiesen<br />
werden müssen15) . Daher gilt es sorgfältig<br />
zu überlegen, ob e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Informationspfl<br />
icht zu Nanopartikeln überhaupt<br />
s<strong>in</strong>nvoll ist, sofern ke<strong>in</strong>e besonderen Gefahren<br />
von diesen ausgehen.<br />
Risikokommunikation<br />
Hier sieht das BfR v. a. das Problem e<strong>in</strong>es<br />
möglichen Widerstandes des Verbrauchers<br />
bei e<strong>in</strong>er differenzierten Darstellung<br />
des Themas „<strong>Nanotechnologie</strong> und<br />
Lebensmittel“, da diese ggf. im Widerspruch<br />
zum Beurteilungsschema „Natürlich<br />
ist gut“ stehen könnte15) . Alle<strong>in</strong> dieses<br />
Problem zu überw<strong>in</strong>den, erfordert von<br />
allen an der Diskussion beteiligten Kreisen,<br />
sich konstruktiv und sachlich am Dia-<br />
» Thema des Monats<br />
Abb. 3<br />
Kaufbereitschaft für<br />
Nanoprodukte unterschiedlicherProduktgruppen<br />
(nach Lit. 15) )<br />
» Wie steht<br />
der Verbaucher<br />
zur <strong>Nanotechnologie</strong>?<br />
«<br />
13
14<br />
Thema des Monats «<br />
» Reichen die<br />
bestehenden<br />
gesetzlichen<br />
Regelungen<br />
aus? «<br />
log zu beteiligen, um s<strong>in</strong>nvolle Lösungen<br />
für e<strong>in</strong> hohes Verbraucherschutz- und<br />
-<strong>in</strong>formationsniveau zu erreichen. So hel-<br />
fen e<strong>in</strong>seitige Vorverurteilungen und e<strong>in</strong>e<br />
allgeme<strong>in</strong>e Stigmatisierung der Nanotech-<br />
nologie nicht, sondern führen nur zu e<strong>in</strong>er<br />
unnötigen und ungerechtfertigten Verun-<br />
sicherung der Verbraucher.<br />
S<strong>in</strong>d neue, spezifi sche Nano-<br />
Gesetze die Lösung des<br />
Problems?<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Apotheker Zeitung titelte am<br />
4.9.2008 zum Thema „<strong>Nanotechnologie</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Lebensmitteln</strong>“ mit der Schlagzeile „Unsichtbar,<br />
kaum geprüft und gesetzlich ungeregelt“<br />
2) und greift damit die Vorwürfe<br />
des BUND auf. Aber benötigen wir wirklich<br />
e<strong>in</strong>e neue Gesetzgebung, die <strong>Nanotechnologie</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> regelt oder reichen<br />
die bestehenden Regelungen schon aus?<br />
Beim E<strong>in</strong>satz von Nanomaterialien oder<br />
Verfahren unter E<strong>in</strong>satz der <strong>Nanotechnologie</strong><br />
s<strong>in</strong>d die allgeme<strong>in</strong>en und spezifi<br />
schen Anforderungen des deutschen Lebensmittel-<br />
und Futtermittelgesetzbuches<br />
und der europäischen Verordnung (EG)<br />
Nr. 178/2002 zur gesetzlich verankerten<br />
Produkt- und Lebensmittelsicherheit als<br />
Vermarktungsvoraussetzung zu beachten.<br />
Des Weiteren gelten spezifi sche Regelungen<br />
für Lebensmittelzusatzstoffe<br />
und neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten,<br />
welche e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en<br />
Verbot mit Zulassungsvorbehalt unterliegen.<br />
E<strong>in</strong>e behördliche Zulassung erfolgt<br />
erst nach e<strong>in</strong>gehender Prüfung der Sicherheit<br />
für den beabsichtigten Zweck.<br />
Im Fall von Zusatzstoffen, die bisher schon<br />
nanoskalig hergestellt wurden, können<br />
diese unter den bisherigen Zulassungen<br />
weiterlaufen, sofern die bei der Risikobewertung<br />
herangezogenen Sicherheitsdaten<br />
noch für das im Markt befi ndliche<br />
Material charakteristisch s<strong>in</strong>d. Bei nanoskaligen<br />
Zusatzstoffen, die bisher so nicht im<br />
Markt waren, muss auch jetzt schon e<strong>in</strong>e<br />
Neuzulassung unter dem europäischen Zusatzstoffregime<br />
erwirkt werden.<br />
Handelt es sich bei den Nanomaterialien<br />
oder bei den e<strong>in</strong>gesetzten nanotechno-<br />
logische Verfahren um e<strong>in</strong> neuartiges Lebensmittel/Lebensmittelzutat<br />
oder e<strong>in</strong><br />
neuartiges Herstellverfahren, s<strong>in</strong>d die Regelungen<br />
der Verordnung (EG) Nr. 258/97<br />
anzuwenden. Auch hier unterliegen die<br />
Produkte zunächst e<strong>in</strong>er unabhängigen<br />
und transparenten wissenschaftlichen<br />
Risikobewertung mit anschließendem behördlichen<br />
Genehmigungsverfahren. Besondere<br />
Erfordernisse zur Kenntlichmachung<br />
können heute schon sowohl im<br />
Zusatzstoffbereich als auch bei neuartigen<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> festgelegt werden.<br />
Für die Materialien mit Lebensmittelkontakt<br />
(Lebensmittelbedarfsgegenstände)<br />
gelten die Zulassungsanforderungen und<br />
Sicherheitsgebote der Rahmenverordnung<br />
(EU) 1935/2004. Alle Innovationen<br />
im Bereich Verpackungs- und Prozessmaterialien<br />
mit vorhersehbarer Lebensmittelberührung<br />
haben diesen Regelungen<br />
zu entsprechen.<br />
Vorwürfe, dass die gesetzlichen Regelungen<br />
nicht ausreichend s<strong>in</strong>d und nanospezifi<br />
sche Regelungen erlassen werden<br />
müssen, können nicht nachvollzogen werden.<br />
Vielmehr sehen sowohl die Bundesregierung17)<br />
als auch die Europäische Kommission18)<br />
ke<strong>in</strong>e zusätzlichen gesetzlichen<br />
Maßnahmen für erforderlich, um nanotechnologisch<br />
hergestellte Lebensmittel<br />
regeln zu können. Daher setzt der Gesetzgeber<br />
auf die bisherigen Rechtssysteme<br />
und bezieht zukünftig Nanoskaligkeit als<br />
Kriterium der Neuartigkeit (Novelle der<br />
Novel Food-VO19) ) oder als Zulassungskriterium<br />
(neues Zusatzstoffrecht20) ) ausdrücklich<br />
mit e<strong>in</strong>.<br />
Schlussbetrachtung<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> ist noch ke<strong>in</strong>e Realität<br />
bei <strong>Lebensmitteln</strong>. Viele der bisher <strong>in</strong> der<br />
Diskussion befi ndlichen Produkte s<strong>in</strong>d<br />
ke<strong>in</strong>e Nanomaterialien im S<strong>in</strong>ne der aktuellen<br />
Defi nitionen oder s<strong>in</strong>d aufgrund<br />
bisheriger Zulassungen legal im Markt.<br />
E<strong>in</strong> weites Feld zukünftiger Innovationen<br />
wird im Bereich der Lebensmittelbedarfsgegenstände<br />
gesehen, wo es jetzt schon<br />
anwendungsreife Produkte gibt. Inwieweit<br />
sich dort die neuen, verbesserten<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Produkte durchsetzen, entscheidet der<br />
Markt.<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> kann auch für den Lebensmittelbereich<br />
zukünftig vielversprechende<br />
Chancen und Vorteile für den Verbraucher<br />
bzw. die Lebensmittelwirtschaft<br />
bieten. Forschungsaktivitäten müssen neben<br />
der Grundlagenforschung auch e<strong>in</strong>e<br />
umfassende Risikoforschung über die Auswirkungen<br />
von neuen Nanomaterialien<br />
auf Umwelt und Organismen umfassen.<br />
Die derzeitigen Diskussionen zeigen, dass<br />
„<strong>Nanotechnologie</strong> und Lebensmittel“ jetzt<br />
schon e<strong>in</strong> sehr emotionales Thema ist. Die<br />
öffentliche Me<strong>in</strong>ungsbildung sollte daher<br />
nicht durch Kämpfe um Defi nitionen, verschiedene<br />
Haltungen zur <strong>Nanotechnologie</strong><br />
oder Pauschalisierungen geprägt se<strong>in</strong>,<br />
sondern sollte auf Aufklärung beruhen.<br />
E<strong>in</strong>e besondere Rolle kommt hier dem<br />
BfR zu, das schon erfolgreich mit verschiedenen<br />
Projekten sich um e<strong>in</strong>e Versachlichung<br />
der Diskussion bemüht hat. Nur e<strong>in</strong><br />
offener Dialog zwischen den <strong>in</strong>teressier-<br />
Begründet von Dieter K.<br />
Baron. Fortgeführt von<br />
Prof. Dr. Aloys Berg und<br />
Priv.-Doz. Daniel König,<br />
Freiburg<br />
4., überarbeitete und<br />
erweiterte Auflage 2008.<br />
291 Seiten. 50 Abbildungen,<br />
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HIRZEL<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
ten Kreisen zu e<strong>in</strong>em verantwortlichen<br />
Umgang mit Nanomaterialien dient letztendlich<br />
der Gesellschaft und kann dieser<br />
<strong>in</strong>teressanten Technologie zu e<strong>in</strong>er hoffnungsvollen<br />
Zukunft verhelfen.<br />
Anschrift der Autoren<br />
Dr. Bernd Haber<br />
BASF SE<br />
Carl-Bosch-Strasse 64<br />
D-67117 Limburgerhof<br />
Dr. Siegl<strong>in</strong>de Stähle<br />
Bund für Lebensmittelrecht und<br />
Lebensmittelkunde e.V. (BLL)<br />
Haus der Land- und<br />
Ernährungswirtschaft<br />
Claire-Waldoff-Straße 7<br />
D-10117 Berl<strong>in</strong><br />
Das Literaturverzeichnis fi nden Sie<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong> Archiv<br />
Birkenwaldstr. 44 · 70191 Stuttgart · Tel. 0711 2582 341 · Fax 0711 2582 390<br />
service@hirzel.de · www.hirzel.de<br />
» Thema des Monats<br />
E<strong>in</strong>e optimierte Ernährung kann auf effektive, natürliche<br />
und legale Weise die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit<br />
des Sportlers verbessern. In diesem Buch vermitteln zwei<br />
renommierte Experten <strong>in</strong> leicht verständlicher Form fundierte<br />
ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse und geben<br />
geschmackvolle Ernährungsempfehlungen. Das Werk wendet<br />
sich an alle Sporttreibenden, Leistungssportler wie Amateure,<br />
an Tra<strong>in</strong>er und Sportärzte als Hilfestellung bei der Beratung<br />
und als Leitfaden bei der Gestaltung optimaler Speisepläne.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist es aber auch e<strong>in</strong> Ratgeber für gesundheitsbewusstes<br />
Essen und Tr<strong>in</strong>ken an sich, um Übergewicht<br />
und damit zusammenhängende Krankheiten <strong>in</strong> unserer<br />
Bevölkerung wirksam zu bekämpfen.<br />
15
15A<br />
Fakt oder Fiktion?<br />
<strong>Nanotechnologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
Dr. Bernd Haber 1) und Dr. Siegl<strong>in</strong>de Stähle 2)<br />
1) BASF SE, Carl-Bosch-Strasse 64, D-67117 Limburgerhof<br />
2) Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft,<br />
Claire-Waldoff-Straße 7, D-10117 Berl<strong>in</strong><br />
Referenzen<br />
Thema des Monats «<br />
1) BUND: Aus dem Labor auf den Teller.<br />
Die Nutzung der <strong>Nanotechnologie</strong> im<br />
Lebensmittelsektor (2008).<br />
2) Wenzel S: Nanopartikel <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
– Unsichtbar, kaum geprüft und<br />
gesetzlich ungeregelt. Dtsch Apoth Ztg,<br />
148(36) 62–64 (2008).<br />
3) BfR: Was versteht man unter <strong>Nanotechnologie</strong>?<br />
http://www.bfr.bund.de/<br />
cd/8555 (2008)<br />
4) BLL: Sachstands- und Positionspapier<br />
„<strong>Nanotechnologie</strong> im Lebensmittelbereich“,http://www.bll.de/positionspapiere/sachstand_nanotechnologie.<br />
pdf.<br />
5) OECD: Work<strong>in</strong>g Defi nitions (CSTP März<br />
2007).<br />
6) ISO (2008) ISO/TC 27687: „<strong>Nanotechnologie</strong>s<br />
– Term<strong>in</strong>ology and Defi nitions<br />
for nano-objects – Nanoparticles, nanofi<br />
bre, and nanoplate” 8-2008.<br />
7) SCCP: OPINION ON SAFETY OF NANO-<br />
MATERIALS IN COSMETIC PRODUCTS<br />
(2007).<br />
8) SCENIHR: OPINION ON THE SCIENTIFIC<br />
ASPECTS OF THE EXISTING AND PRO-<br />
POSED DEFINITIONS RELATING<br />
TO PRODUCTS OF NANOSCIENCE<br />
AND NANOTECHNOLOGIES<br />
(2007).<br />
9) Hoffbauer J: Verwendung von Nanopartikeln<br />
<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> und<br />
Kosmetika – Statusbericht. Verbr<br />
Lebensm1661-5751/00/000001-4<br />
(2008)<br />
10) Bouwemeester H et al.: Health Impact<br />
of nanotechnologies <strong>in</strong> food products.<br />
RIKILT/RIVM Report 2007.014 (2007).<br />
11) Biesalski HK: Nutritarget<strong>in</strong>g. Forum of<br />
Nutrition 56, 200–202 (2003).<br />
12) BfR: Protokoll „Synthetische amorphe<br />
Kieselsäure (SiO2) <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong>“<br />
(unveröffentlicht Juni 2008).<br />
13) ACC: Consideration for a defi nition for<br />
eng<strong>in</strong>eered nanomaterials, The American<br />
Chemistry Council – Nanotechnology<br />
Panel, March 13, 2007.<br />
14) BAuA, BfR und UBA: <strong>Nanotechnologie</strong>:<br />
Gesundheits- und Umweltrisiken von<br />
Nanomaterialien – Forschungsstrategie<br />
(2007).<br />
15) Zimmer R, Hertel R, Böl G-F (Hrsg.):<br />
Wahrnehmung der <strong>Nanotechnologie</strong><br />
<strong>in</strong> der Bevölkerung – Repräsentativerhebung<br />
und morphologisch-psychologische<br />
Grundlagenstudie. BfR Wissenschaft<br />
(2008).<br />
16) vzbv: <strong>Nanotechnologie</strong> – neue Herausforderungen<br />
für den Verbraucherschutz<br />
(2008).<br />
17) Antwort der Bundesregierung „E<strong>in</strong>satz<br />
von <strong>Nanotechnologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong>“<br />
Bundestags-Drucksache 16/3981<br />
vom 8. Dezember 2006 sowie Antwort<br />
der Bundesregierung „Verbraucherpolitische<br />
Zwischenbilanz“ Bundestags-<br />
Drucksache 16/6760 vom 23. Oktober<br />
2007.<br />
18) Mitteilung der Europäischen Kommission<br />
„Regelungsaspekte bei Nanomaterialien“<br />
KOM (2008) 336 endg. vom<br />
17.6.2008.<br />
19) Vorschlag für e<strong>in</strong>e Verordnung des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates<br />
über neuartige Lebensmittel und<br />
zur Änderung der Verordnung (EG)<br />
Nr. XXX/XXXX [geme<strong>in</strong>sames Verfahren],<br />
KOM(2007) 872 endgültig vom<br />
14.1.2006.<br />
20) Inter<strong>in</strong>stitutionelles Dossier 2006/0145<br />
(COD) vom 15. 07. 2008 betreffend den<br />
Vorschlag für e<strong>in</strong>e Verordnung des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates<br />
über Lebensmittelzusatzstoffe – Ergebnisse<br />
der zweiten Lesung des Europäischen<br />
Parlaments (Straßburg, 7.–10.<br />
Juli 2008).<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
16<br />
Analytik «<br />
Melam<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Praxisbericht<br />
des CVUA Stuttgart<br />
Die globalen Folgen e<strong>in</strong>er Lebensmittelverfälschung<br />
Dr. Christiane Lerch, Dr. Helmut Köbler und Dr. Birgit Gutsche<br />
Seit Mitte September dieses Jahres sorgten erste Pressemitteilungen über melam<strong>in</strong>haltige<br />
Babynahrung <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a für Aufsehen. Zunächst wurde nur vom Tod<br />
e<strong>in</strong>es Säugl<strong>in</strong>gs und von e<strong>in</strong>igen hundert an Nierenerkrankungen leidenden<br />
K<strong>in</strong>dern berichtet.<br />
Dr. rer. nat.<br />
Christiane Lerch<br />
» Zur Person<br />
Staatlich geprüfte<br />
Lebensmittelchemiker<strong>in</strong>.<br />
Tätig am CVUA Stuttgart,<br />
seit 2005 dort verantwortlich<br />
für den Bereich<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
und diätetische<br />
Lebensmittel «<br />
MIt jeder weiteren Meldung stieg die<br />
Zahl der erkrankten K<strong>in</strong>der an. Szenen<br />
von empörten Eltern und we<strong>in</strong>enden<br />
K<strong>in</strong>dern, schlangestehend vor ch<strong>in</strong>esischen<br />
Krankenhäusern, g<strong>in</strong>gen durch<br />
die Presse. Dass <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
mit besorgten Nachfragen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Sicherheit auch deutscher<br />
Säugl<strong>in</strong>gsnahrung zu rechnen war, lag<br />
auf der Hand. Das CVUA Stuttgart war<br />
glücklicherweise <strong>in</strong> der Lage, ohne Verzögerung<br />
Lebensmittel auf Melam<strong>in</strong><br />
und se<strong>in</strong>e Derivate untersuchen zu können.<br />
Die Vorgeschichte<br />
Im März 2007 gab die U.S. Food and<br />
Drug Adm<strong>in</strong>istration (FDA) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pressemitteilung<br />
Rückrufaktionen von Futtermitteln<br />
bekannt, die <strong>in</strong> den USA Vergiftungen<br />
bei Haustieren hervorgerufen<br />
hatten. Man fand, dass die aus Ch<strong>in</strong>a<br />
stammenden prote<strong>in</strong>haltigen Futtermittel<br />
e<strong>in</strong>e Verunre<strong>in</strong>igung enthielten. Zunächst<br />
wurde Melam<strong>in</strong> identifi ziert und<br />
später auch dessen Neben- bzw. Abbauprodukte<br />
Cyanursäure, Ammel<strong>in</strong> und Ammelid.<br />
Das ch<strong>in</strong>esische Außenm<strong>in</strong>isterium<br />
bestätigte gegenüber der FDA, dass Futtermittellieferungen<br />
von Weizengluten<br />
und Reisprote<strong>in</strong>konzentrat die Industriechemikalie<br />
Melam<strong>in</strong> enthielten.<br />
Im März/April 2007 wurden die Vorfälle<br />
im Schnellwarnsystem der EU bekannt<br />
gemacht. In der Folgezeit wurden e<strong>in</strong>ige<br />
Melam<strong>in</strong>funde <strong>in</strong> Futtermitteln aus Mitgliedstaaten<br />
gemeldet.<br />
Der Weg vom Futtermittel- <strong>in</strong> den Lebensmittelsektor<br />
ist nicht weit – pfl anzliche<br />
Eiweißerzeugnisse werden weltweit gehandelt<br />
und <strong>in</strong> den verschiedensten <strong>Lebensmitteln</strong><br />
verarbeitet.<br />
Haus<strong>in</strong>tern wurde die Frage kontrovers<br />
diskutiert, ob ohne e<strong>in</strong>en bestehenden,<br />
konkreten Anlass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Methodenentwicklung<br />
<strong>in</strong>vestiert werden sollte, zumal<br />
Personal- und Materialressourcen stets<br />
knapp s<strong>in</strong>d.<br />
Um im Bedarfsfall handlungsfähig zu se<strong>in</strong>,<br />
entschied man sich trotz dieser Vorbehalte<br />
für die Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Methodenentwicklung<br />
zur Bestimmung von Melam<strong>in</strong><br />
und se<strong>in</strong>en Begleitstoffen <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong>.<br />
Wie weit die Problematik tatsächlich<br />
auf den Lebensmittelsektor übergreifen<br />
würde, konnte damals allerd<strong>in</strong>gs niemand<br />
ahnen!<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Was ist Melam<strong>in</strong> und warum wird<br />
es <strong>Lebensmitteln</strong> zugesetzt?<br />
Melam<strong>in</strong> wird technisch aus Harnstoff<br />
gewonnen. Es ist aufgrund se<strong>in</strong>er Reaktionsfähigkeit<br />
mit Formaldehyd <strong>in</strong> der<br />
Kunststoffherstellung von Bedeutung<br />
(Melam<strong>in</strong>harze). Als wichtigste Nebenbzw.<br />
Abbauprodukte s<strong>in</strong>d Cyanursäure<br />
sowie Ammel<strong>in</strong> und Ammelid bekannt.<br />
E<strong>in</strong> wesentliches Preis- und Qualitätskriterium<br />
von Lebens- und Futtermitteln ist<br />
der Prote<strong>in</strong>gehalt. Da dieser rout<strong>in</strong>emäßig<br />
über den Stickstoffgehalt ermittelt<br />
wird, täuscht (billiges) Melam<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>em<br />
hohen Stickstoffanteil im Molekül wertvolles<br />
Eiweiß vor.<br />
Es handelt sich somit um e<strong>in</strong>e gezielte Manipulation<br />
zur Vortäuschung e<strong>in</strong>er besseren<br />
Qualität.<br />
Sofern ke<strong>in</strong>e weiterführenden Analysen<br />
erfolgen, kann e<strong>in</strong>e solche Verfälschung<br />
verborgen bleiben.<br />
Die Verfälschung des Prote<strong>in</strong>gehaltes<br />
durch künstliche Erhöhung des Stickstoffanteils<br />
ist <strong>in</strong> Europa nicht neu. Vor etwa<br />
25 Jahren war der Zusatz von Harnstoff<br />
bei Wurstwaren aktuell.<br />
In e<strong>in</strong>er Veröffentlichung der Oberzolldirektion<br />
Bern aus dem Jahr 1983 wird sogar<br />
der Nachweis von Melam<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kartoffelprote<strong>in</strong>en<br />
geführt – gemessen wurde<br />
schon damals mit HPLC/UV, allerd<strong>in</strong>gs betrug<br />
damals der Melam<strong>in</strong>gehalt mehrere<br />
Gramm pro 100 Gramm Untersuchungsmaterial.<br />
Die Toxizität von Melam<strong>in</strong> und<br />
se<strong>in</strong>er Abbauprodukte<br />
Melam<strong>in</strong> ist aufgrund se<strong>in</strong>er vielseitigen<br />
Verwendung e<strong>in</strong> Stoff, der <strong>in</strong> der Umwelt<br />
verbreitet <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen vorkommt<br />
– sei es durch Migration aus Kunststoffen,<br />
als Abbauprodukt bestimmter Pesti-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
zide oder als Düngemittel. Unter Berücksichtigung<br />
dieser E<strong>in</strong>tragswege wird die<br />
tägliche Aufnahme von Melam<strong>in</strong> auf ca.<br />
0,007 mg/kg Körpergewicht geschätzt.<br />
Melam<strong>in</strong> wird im menschlichen Körper<br />
nicht metabolisiert und rasch über den<br />
Ur<strong>in</strong> ausgeschieden. Die orale Toxizität ist<br />
nicht genau bekannt, wird aber für den<br />
Erwachsenen als ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Ergebnisse von Tierversuchen weisen Melam<strong>in</strong><br />
als nicht genotoxisch, nicht kanzerogen<br />
und nicht teratogen aus. Größere<br />
Mengen bilden <strong>in</strong> der Niere jedoch Kristalle<br />
und verursachen so Nierenste<strong>in</strong>e, die<br />
bis zum Tod durch Nierenversagen führen<br />
können. Dies ist offensichtlich <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>er<br />
großen Zahl von K<strong>in</strong>dern widerfahren.<br />
Die Datenlage zu den Strukturanalogen<br />
Cyanursäure, Ammel<strong>in</strong> und Ammelid<br />
ist dürftig, ihre Toxizität wird jedoch<br />
ebenfalls als ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt. E<strong>in</strong>e<br />
hohe Gefährdung wird allerd<strong>in</strong>gs bei e<strong>in</strong>er<br />
gleichzeitigen Aufnahme von Melam<strong>in</strong><br />
und Cyanursäure gesehen, da diese<br />
Stoffe besonders schwerlösliche Kristallverb<strong>in</strong>dungen<br />
mite<strong>in</strong>ander bilden.<br />
Methodik<br />
Erste Versuchsansätze, die von der FDA<br />
im April 2007 veröffentlichten Bestimmungsmethoden<br />
umzusetzen, zeigten<br />
besonders wegen mangelnder Empfi ndlichkeit<br />
der Methoden die Notwendigkeit<br />
aufwändiger Vorarbeiten an. Auch sollten<br />
Cyanursäure, Ammel<strong>in</strong> und Ammelid<br />
mit erfasst werden, da diese Derivate <strong>in</strong><br />
den verunre<strong>in</strong>igten Futtermitteln lt. Literaturangaben<br />
z. T. <strong>in</strong> hohen Konzentrationen<br />
vorlagen.<br />
Probenvorbereitung<br />
Ca. 0,5 g der Probe werden nach Zusatz<br />
von 40 ml Acetonitril/Wasser (1:1)<br />
» Analytik<br />
Melam<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e<br />
Abbauprodukte<br />
17<br />
» Melam<strong>in</strong>-<br />
Zusatz: gezielte<br />
Manipulation zur<br />
Vortäuschung e<strong>in</strong>es<br />
höheren Prote<strong>in</strong>gehaltes<br />
«
18<br />
Analytik «<br />
» Methode zur<br />
Bestimmung von<br />
Melam<strong>in</strong> «<br />
unter Rühren 30 m<strong>in</strong> bei 70 °C extrahiert.<br />
Zusatz von 5 ml Trichloressigsäure-Lösung<br />
(10 %) und Auffüllen auf 50 ml.<br />
Lösung (ca. die Hälfte) wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong> verschließbares<br />
Kunststoffgefäß überführt<br />
und (ggf. über Nacht) bei ca.<br />
–20 °C e<strong>in</strong>gefroren. Dieser Schritt hat<br />
sich sehr bewährt, um Störsubstanzen<br />
als stabile Niederschläge abzutrennen.<br />
Nach vollständigem Auftauen und<br />
Durchmischen der Lösung (wichtig,<br />
Phasentrennung möglich!) erfolgt Abfüllung<br />
<strong>in</strong> Eppendorffzentrifugengefäß<br />
und Zentrifugation bei 4 °C 10 m<strong>in</strong><br />
bei 14000 rpm.<br />
Vom Überstand der Probelösung wird<br />
1:10 verdünnt und diese Lösung der<br />
HPLC-Messung zugeführt.<br />
HPLC-MS-MS<br />
Als Gerätestandard werden zu 1 ml Verdünnung<br />
50 µl e<strong>in</strong>er Lösung von stabilisotopen-markiertem<br />
Melam<strong>in</strong> geben ( 13C15N markiert, 10 ng/ml). Die Chromatographie<br />
wird an e<strong>in</strong>er ZIC ® -pHILIC-Phase durchgeführt.<br />
Diese Säule liefert spezifi sche Retentionszeiten<br />
für die untersuchten Substanzen<br />
und ermöglicht störungsfreie<br />
Chromatogramme <strong>in</strong> Extrakten mit m<strong>in</strong>imalem<br />
Vorbereitungsaufwand.<br />
HPLC-Säule: ZIC-pHILIC, 5 µm,<br />
100 × 2,1 mm<br />
FließmittelA: 10 mMol/l Ammoniumacetat,<br />
pH 7,2<br />
Fließmittel B: Acetonitril<br />
Gradient von 3% A bis 20% A <strong>in</strong> etwa<br />
10 m<strong>in</strong>, danach Spülen mit 55% A.<br />
Die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit beträgt 0,3 ml/<br />
m<strong>in</strong>.<br />
Validierung<br />
Neben der Überprüfung der L<strong>in</strong>earität<br />
wurden Wiederfi ndungsversuche <strong>in</strong> ver-<br />
schiedenen Matrices (Sojaprote<strong>in</strong>, milch-<br />
freie Spezialnahrung, Süßwaren usw.)<br />
durchgeführt. Für Melam<strong>in</strong> ergaben sich<br />
Wiederfi ndungsraten zwischen 60 und<br />
110 %, für die anderen Verb<strong>in</strong>dungen<br />
waren die Wiederfi ndungen ähnlich. Die<br />
Quantifi zierung erfolgt über e<strong>in</strong>e Stan-<br />
dardaddition zur Probe <strong>in</strong> vergleichbarer<br />
Konzentration.<br />
Die Nachweisgrenze ist abhängig von Probene<strong>in</strong>waage<br />
und Verdünnungen. Für<br />
Melam<strong>in</strong> wird bei 0,5 g Probene<strong>in</strong>waage<br />
e<strong>in</strong>e Nachweisgrenze
Aufgrund des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen asiatischen Län-<br />
dern geführten Nachweises von Mela-<br />
m<strong>in</strong> <strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esischen Bonbons und Kekse<br />
der Marke „White Rabbit“ bzw. „Koala“,<br />
erg<strong>in</strong>gen am 1. und 2. Oktober 2008 entsprechende<br />
EU-Schnellwarnungen. Die<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen wurde auf die Verwendung<br />
von melam<strong>in</strong>haltigem Milchpulver<br />
zurückgeführt.<br />
Das Auftauchen dieser Süßwaren <strong>in</strong> Asia-<br />
Geschäften <strong>in</strong> Europa war deshalb ke<strong>in</strong>e<br />
wirkliche Überraschung. Die Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
<strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg hatten dem CVUA Stuttgart<br />
bereits am 29. September 2008 die erste<br />
Probe „White Rabbit“-Bonbons überbracht.<br />
Weitere Proben, „Koala“-Kekse<br />
e<strong>in</strong>geschlossen, folgten.<br />
In Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />
Behörden konnten sich Sachverständige<br />
des CVUA Stuttgart beim Groß- und E<strong>in</strong>zelhandel<br />
vor Ort e<strong>in</strong> Bild über den Umfang<br />
des Imports von <strong>Lebensmitteln</strong> aus<br />
Ch<strong>in</strong>a machen. Dass vom CVUA Karlsruhe<br />
<strong>in</strong>zwischen auch Proben auf Melam<strong>in</strong> untersucht<br />
wurden, stellte sich als e<strong>in</strong>e sehr<br />
wertvolle Unterstützung heraus.<br />
Insgesamt wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
bis Ende November 14 Proben<br />
„White Rabbit“-Bonbons (Geschmacksrichtungen<br />
Creamy, Coconut, Red Bean<br />
und Strawberry) sowie 2 Proben „Koala<br />
(Schokoladen- bzw. Kastaniengeschmack)<br />
geprüft.<br />
7 Chargen der Bonbons enthielten Melam<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> sehr unterschiedlichen Mengen<br />
(von 4 bis 152 mg/kg). Die restlichen<br />
7 waren negativ, was auf e<strong>in</strong>e chargenabhängige<br />
Belastung h<strong>in</strong>weist. Die<br />
„Koala“-Kekse waren mit 7 und 5 mg/kg<br />
Melam<strong>in</strong> belastet.<br />
Erfreulich war, das Cyanursäure <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er,<br />
auch nicht <strong>in</strong> den melam<strong>in</strong>positiven Proben<br />
nachgewiesen werden konnte.<br />
Rechtliche Beurteilung<br />
Die Situation vor dem Skandal<br />
Die EU-Kommission hat im Rahmen von<br />
Kontrollbesuchen <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a bereits vor<br />
mehr als 6 Jahren beträchtliche Mängel<br />
bei der Regelung veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischer<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Koala-Kekse: <strong>in</strong> Stuttgart untersuchte<br />
Proben (Foto: CVUA Stuttgart)<br />
Fragen und des Rückstandskontrollsystems<br />
bei lebenden Tieren und tierischen<br />
Erzeugnissen festgestellt. Daraufh<strong>in</strong><br />
wurde am 20. Dezember 2002 die Entscheidung<br />
getroffen, die E<strong>in</strong>fuhr aller Erzeugnisse<br />
tierischen Ursprungs – und somit<br />
auch Milch und Milchprodukte – <strong>in</strong><br />
die Europäische Union zu verbieten.<br />
Betroffen von dieser Entscheidung waren<br />
damals allerd<strong>in</strong>gs nicht z. B. unter Mitverwendung<br />
von Milchpulver hergestellte Lebensmittel<br />
wie Back- und Süßwaren.<br />
Die Entwicklung ab September 2008<br />
Mit ihren Entscheidungen vom 26. September<br />
2008 und 14. Oktober 2008 hat<br />
die Europäische Kommission Sofortmaßnahmen<br />
zur Abwendung von Gesundheitsschäden<br />
durch Milch enthaltende Erzeugnisse<br />
aus Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>geleitet. Alle aus Ch<strong>in</strong>a<br />
stammenden Erzeugnisse, die Milch oder<br />
Milchprodukte enthalten, müssen auf das<br />
Vorhandense<strong>in</strong> von Melam<strong>in</strong> kontrolliert<br />
werden. Mit der Entscheidung vom 14. Oktober<br />
2008 s<strong>in</strong>d nun auch Futtermittel sowie<br />
E<strong>in</strong>fuhruntersuchungen von anderen<br />
ch<strong>in</strong>esischen <strong>Lebensmitteln</strong> mit hohem<br />
Prote<strong>in</strong>gehalt e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Alle – auch bereits im Verkehr befi ndliche<br />
– Erzeugnisse mit e<strong>in</strong>em Melam<strong>in</strong>gehalt<br />
von mehr als 2,5 Milligramm pro Kilogramm<br />
s<strong>in</strong>d unverzüglich zu vernichten.<br />
» Analytik<br />
» Der Ablauf<br />
des Melam<strong>in</strong>-<br />
Skandals «<br />
19
20<br />
Analytik «<br />
Untersuchte ch<strong>in</strong>esische Bonbons und Kekse (Foto: CVUA Stuttgart)<br />
» Melam<strong>in</strong> ist ke<strong>in</strong><br />
erlaubter Lebensmittelzusatz<br />
«<br />
In Deutschland war die Entscheidung vom<br />
26. September 2008 durch e<strong>in</strong>e Eilverordnung<br />
am 1. Oktober 2008 umgesetzt worden.<br />
Die Beurteilung der positiven<br />
Proben „White Rabbit“-Bonbons und<br />
„Koala-Keksen“<br />
Die melam<strong>in</strong>positiven Proben wurden vom<br />
CVUA Stuttgart als nicht sicheres Lebensmittel<br />
nach Art. 14 Art. 2 Buchstabe b der<br />
Basisverordnung (EG) 178/2002 begutachtet.<br />
Die EFSA gab am 24. September 2008 e<strong>in</strong>e<br />
Erklärung zur Sicherheit von melam<strong>in</strong>haltigen<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> ab. In E<strong>in</strong>klang mit<br />
dem bereits während des Futtermittelskandals<br />
von 2007 genannten „provisorischen“<br />
TDI nennt die EFSA für Melam<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Aufnahme von 0,5 mg/kg Körpergewicht<br />
als täglich tolerierbare Menge.<br />
Diese E<strong>in</strong>schätzung wurde von der WHO<br />
am 25. September 2008 bestätigt.<br />
E<strong>in</strong>e Stellungnahme des BfR zum Erstfund<br />
von 152 mg/kg Melam<strong>in</strong> <strong>in</strong> „White<br />
Rabbits“ folgte am 2. Oktober 2008. Das<br />
BfR stellte fest, dass bei e<strong>in</strong>em Verzehr<br />
von sieben der verunre<strong>in</strong>igten Weichkaramellen<br />
pro Tag <strong>in</strong> der Altersgruppe von<br />
1–3 Jahren sowie bei e<strong>in</strong>em Verzehr e<strong>in</strong>er<br />
viertel bis halben Tüte (12–24 Stück)<br />
bei K<strong>in</strong>dern über 3 Jahren der TDI-Wert<br />
überschritten wird. Das BfR kommt zu<br />
dem Schluss, dass bei e<strong>in</strong>em vergleichsweise<br />
hohen Verzehr solcher Produkte<br />
mit dem genannten Gehalt an Melam<strong>in</strong><br />
über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum Gesundheitsschäden<br />
möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Das BfR bewertete diese Weichkaramellen<br />
deshalb als e<strong>in</strong> nicht sicheres Lebensmittel.<br />
Ke<strong>in</strong> „Recht auf die Verfälschung“<br />
von <strong>Lebensmitteln</strong> mit Melam<strong>in</strong><br />
In der Presse rechtfertigten sich Verantwortliche<br />
mehrfach mit dem H<strong>in</strong>weis,<br />
dass der <strong>in</strong> ihren Produkten nachgewiesene<br />
Melam<strong>in</strong>gehalt doch „deutlich“ oder<br />
„um das x-fache“ unter dem „geltenden<br />
Grenzwert“ liegen würde.<br />
Bezug genommen wird dabei auf e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> Anhang II der RL 2002/72/EG für Materialien<br />
und Gegenstände mit Lebensmittelkontakt<br />
niedergelegten spezifi schen<br />
Migrationswert von 30 mg Melam<strong>in</strong> pro<br />
kg Lebensmittel, der aus dem TDI-Wert<br />
von 0,5 mg/kg Körpergewicht abgeleitet<br />
ist. Dies ist jedoch ke<strong>in</strong> Grenzwert, der e<strong>in</strong>en<br />
Zusatz von Melam<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
erlauben würde.<br />
Welche Produkte wurden<br />
weiterh<strong>in</strong> untersucht?<br />
In Baden-Württemberg wurde der ch<strong>in</strong>esische<br />
und asiatische E<strong>in</strong>zel- und Großhandel<br />
<strong>in</strong>tensiv kontrolliert. Proben aus<br />
ch<strong>in</strong>esischen Restaurants g<strong>in</strong>gen nur vere<strong>in</strong>zelt<br />
e<strong>in</strong> – den Rückmeldungen der Behörden<br />
zu Folge werden hier i. d. R. ke<strong>in</strong>e<br />
milch(pulver)haltigen Lebensmittel verarbeitet.<br />
Ende November belief sich die Zahl der<br />
<strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong>sgesamt untersuchten<br />
Proben auf 376; dabei handelte<br />
es sich um Produkte quer aus dem Warenkorb.<br />
E<strong>in</strong>e Probe Knabbergebäck aus Ch<strong>in</strong>a<br />
(Sojasnack) wurde wegen e<strong>in</strong>es Melam<strong>in</strong>gehaltes<br />
von 7 mg/kg beanstandet.<br />
Meldungen im EU-Schnellwarnsystem<br />
sorgten im November dafür, dass auch Trockeneiprodukte<br />
aus Ch<strong>in</strong>a und aus Ch<strong>in</strong>a<br />
stammende sojaisofl avonhaltige Extrakte<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
für Nahrungsergänzungsmittel <strong>in</strong> den Fokus<br />
gerieten. Hier war bisher ke<strong>in</strong>e positive<br />
Probe zu verzeichnen.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Schnellwarnung führte zur<br />
Erhebung von Proben bei Backtriebmittel<br />
(sog. Hirschhornsalz). Die Untersuchungen<br />
am CVUA Karlsruhe dauern an.<br />
Öffentlichkeitsarbeit und VIG<br />
Nach Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse<br />
von Säugl<strong>in</strong>gsnahrung und mit<br />
dem ersten Melam<strong>in</strong>fund <strong>in</strong> Deutschland<br />
rückte das CVUA Stuttgart <strong>in</strong> den Fokus<br />
der <strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeit.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Pressekonferenz auf M<strong>in</strong>isteriumsebene<br />
am 2. Oktober 2008 gaben<br />
sich Foto- und Fernsehteams im Haus die<br />
Kl<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> die Hand. Wiederholt wurde um<br />
Interviews gebeten.<br />
Vom M<strong>in</strong>isterium für Ernährung und Ländlichen<br />
Raum Baden-Württemberg wurden<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 2 Wochen 4 Pressemitteilungen<br />
zum Thema herausgegeben.<br />
Detaillierte Informationen zu Art und Anzahl<br />
der <strong>in</strong> beiden Untersuchungsanstalten<br />
e<strong>in</strong>gegangenen Proben sowie zum<br />
Stand der Untersuchungen mussten deshalb<br />
zeitweise tagesaktuell bereitgehalten<br />
werden.<br />
Die hauseigenen Prüfmethoden wurden<br />
auf Nachfrage e<strong>in</strong>er Anzahl von Untersuchungse<strong>in</strong>richtungen<br />
der Amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />
als auch renommierten<br />
privaten Prüfl abors zur Verfügung<br />
gestellt. Verbraucheranfragen – <strong>in</strong>sbesondere<br />
die besorgter Mütter – waren zu beantworten.<br />
Über den Stand der Untersuchungen<br />
wurde regelmäßig auf der geme<strong>in</strong>samen<br />
Internetplattform der Untersuchungsämter<br />
Baden-Württemberg (http://www.<br />
untersuchungsämter-bw.de/pub/archiv.<br />
asp) <strong>in</strong>formiert.<br />
Bemerkenswert <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
war, dass e<strong>in</strong>ige deutsche Herstellerfi<br />
rmen von Säugl<strong>in</strong>gsnahrung an das<br />
CVUA Stuttgart herantraten und die Veröffentlichung<br />
der Untersuchungsergebnisse<br />
vorschlugen.<br />
Dabei mussten die Regelungen des zum<br />
1. Mai 2008 <strong>in</strong> Kraft getretenen Verbrau-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Anreicherung<br />
mit Magnesium<br />
Wir s<strong>in</strong>d Hersteller von:<br />
• Magnesiumaspartaten<br />
Exzellent löslich und<br />
bioverfügbar<br />
• Magnesiumcitraten<br />
Gut löslich und neutraler<br />
Geschmack<br />
• Außerdem Carbonat,<br />
Gluconat, Lactat, Oxid<br />
und Sulfat<br />
High value m<strong>in</strong>eral salts<br />
www.lohmann-chemikalien.de<br />
» Analytik<br />
21
22<br />
Analytik «<br />
» Die Veröffentlichung<br />
der Daten<br />
durch das CVUA<br />
Stuttgart «<br />
cher<strong>in</strong>formationsgesetz (VIG) berücksichtigt<br />
werden. Nach diesem Gesetz haben<br />
Verbraucher das Recht auf Informationen<br />
(z. B. über Lebensmittel), die den Behörden<br />
vorliegen.<br />
Üblicherweise erfolgt die Informationsgewährung<br />
auf schriftlichen Antrag e<strong>in</strong>es<br />
Antragstellers. Die zuständigen Stellen<br />
können Informationen auch unabhängig<br />
von e<strong>in</strong>em solchen schriftlichen Antrag<br />
über das Internet oder <strong>in</strong> sonstiger<br />
Weise veröffentlichen. Dies ist v. a. dann<br />
der Fall, wenn es sich um sensible Themenfelder<br />
für die Öffentlichkeit wie beispielsweise<br />
Babynahrung handelt.<br />
Im Falle der Untersuchung von Babynahrung<br />
auf Melam<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e Nebenprodukte<br />
wurde jedoch e<strong>in</strong> anderes Vorgehen<br />
als bisher üblich gewählt. Um nicht<br />
den e<strong>in</strong>zelnen, anfragenden Firmen e<strong>in</strong>en<br />
Marktvorteil zu verschaffen, wurde<br />
kurzfristig von allen Herstellern der untersuchten<br />
Proben e<strong>in</strong>e schriftliche Zustimmung<br />
zur Veröffentlichung der Daten e<strong>in</strong>geholt.<br />
Im unmittelbaren Anschluss daran<br />
konnte die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse<br />
im Internet erfolgen.<br />
Die Untersuchungskapazitäten bleiben<br />
wohl <strong>in</strong> nächster Zeit noch ausgelastet, zumal<br />
e<strong>in</strong>ige Proben aus den verdächtigen<br />
Produktgruppen noch abgearbeitet werden<br />
müssen.<br />
Beunruhigend s<strong>in</strong>d Presseberichte vom<br />
28. November, wonach Frankreich fast<br />
300 Tonnen melam<strong>in</strong>haltiges Bio-Soja<br />
(Hühnerfutter) aus Ch<strong>in</strong>a vom Markt nehmen<br />
musste.<br />
Fazit<br />
Der Lebensmittelmarkt ist längst e<strong>in</strong> globaler<br />
Markt geworden. Der Melam<strong>in</strong>skandal<br />
ist nur e<strong>in</strong> Beispiel dafür, wie lokal verursachte<br />
Probleme weltweit exportiert<br />
werden.<br />
Mit weiteren, für westliche Verhältnisse<br />
anachronistisch anmutenden, Lebens-<br />
mittelverfälschungen ist wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
zu rechnen.<br />
Prävention wäre hier die ressourcenschonendste<br />
Maßnahme. In <strong>in</strong>ternationalen<br />
Verhandlungen muss verstärkt auf<br />
die E<strong>in</strong>haltung von Standards <strong>in</strong> der Lebensmittelherstellung<br />
gedrängt werden,<br />
denn e<strong>in</strong>e Handelsliberalisierung, die den<br />
Gesundheitsschutz der Verbraucher e<strong>in</strong>schränkt,<br />
ist unerwünscht.<br />
Zur Sicherstellung, dass die Lebensmittelüberwachung<br />
mit hoher Effi zienz zielgerichtet<br />
und risikoorientiert ihrer Arbeit<br />
nachgehen kann, ist e<strong>in</strong>e Ausstattung<br />
mit ausreichend Personal- und Sachmitteln<br />
unabd<strong>in</strong>gbar. Das vorliegende Beispiel<br />
zeigt, wie sich e<strong>in</strong>e vorausschauende<br />
Investition <strong>in</strong> Untersuchungskapazitäten<br />
lohnen kann.<br />
Vorkommnisse wie der Melam<strong>in</strong>skandal<br />
s<strong>in</strong>d ohne e<strong>in</strong> über das übliche Maß weit<br />
h<strong>in</strong>ausgehendes Engagement <strong>in</strong>sbesondere<br />
der Labormitarbeiter/<strong>in</strong>nen nicht zu<br />
bewältigen. Allen beteiligten Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen sowie Kollegen<br />
und Kolleg<strong>in</strong>nen wird deshalb herzlich gedankt.<br />
Anschrift der Autoren<br />
Dr. Christiane Lerch,<br />
Dr. Helmut Köbler und<br />
Dr. Birgit Gutsche<br />
CVUA Stuttgart<br />
Schafl andstr. 3/2<br />
D-70736 Fellbach<br />
Das Literaturverzeichnis fi nden Sie<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong> Archiv<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Melam<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Praxisbericht des CVUA Stuttgart<br />
Die globalen Folgen e<strong>in</strong>er Lebensmittelverfälschung<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
22A<br />
Dr. Christiane Lerch, Dr. Helmut Köbler und Dr. Birgit Gutsche, Chemisches und Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Stuttgart<br />
Schafl andstr. 3/2, D-70736 Fellbach<br />
Literatur<br />
Bisatz R, Kummer A: Nachweis von 2,4,6-<br />
Triam<strong>in</strong>o-1,3,5-triaz<strong>in</strong> (Melam<strong>in</strong>) <strong>in</strong> Kartoffelprote<strong>in</strong>en,<br />
Mitt Gebiete Lebensm<br />
Hyg 74, 74–79 (1983).<br />
FDA News, Press Release, March 17,<br />
2007: Recall of Pet Foods Manufactured<br />
by Menu Foods, Inc. (http://www.fda.gov/<br />
bbs/topics/NEWS/2007/NEW01590.html).<br />
FDA: GC-MS Screen for the Presence<br />
of Melam<strong>in</strong>e and Cyanuric Acid (http://<br />
www.fda.gov/cvm/gcmsmelam<strong>in</strong>e.htm)<br />
OECD (1998): Screen<strong>in</strong>g Information<br />
Data Set for Melam<strong>in</strong>e, CAS Nr. 108-<br />
78-1 (http://www.chem.unep.ch/irptc/<br />
sids/OECDSIDS/108781.pdf).<br />
United States National Library of Medic<strong>in</strong>e:<br />
Melam<strong>in</strong>e, Ammel<strong>in</strong>e, Ammelide,<br />
Cyanursäure, ChemIDplus Lite:<br />
http://chem.sis.nlm.nih.gov/chemidplus/<br />
ProxyServlet?objectHandle=DBMa<strong>in</strong>t&a<br />
ctionHandle=default&nextPage=jsp/chemidlite/ResultScreen.jsp&TXTSUPERLISTI<br />
D=000108781<br />
http://chem.sis.nlm.nih.gov/chemidplus/<br />
ProxyServlet?objectHandle=DBMa<strong>in</strong>t&a<br />
ctionHandle=default&nextPage=jsp/chemidlite/ResultScreen.jsp&TXTSUPERLISTI<br />
D=000645921<br />
http://chem.sis.nlm.nih.gov/chemidplus/<br />
ProxyServlet?objectHandle=DBMa<strong>in</strong>t&a<br />
ctionHandle=default&nextPage=jsp/chemidlite/ResultScreen.jsp&TXTSUPERLISTI<br />
D=000645932<br />
http://chem.sis.nlm.nih.gov/chemidplus/<br />
ProxyServlet?objectHandle=DBMa<strong>in</strong>t&a<br />
ctionHandle=default&nextPage=jsp/chemidlite/ResultScreen.jsp&TXTSUPERLISTI<br />
D=000108805<br />
2002/994/EG: Entscheidung der Kommission<br />
vom 20. Dezember 2002<br />
über Schutzmaßnahmen betreffend<br />
aus Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>geführte Erzeugnisse<br />
tierischen Ursprungs (http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.<br />
do?uri=CELEX:32002D0994:DE:HTML).<br />
World Health Organisation (WHO): Melam<strong>in</strong>e<br />
and Cyanuric acid: Toxicity, Prelim<strong>in</strong>ary<br />
Risk Assessment and Guideance<br />
on Levels <strong>in</strong> Food, 25 September 2008<br />
(http://www.who.<strong>in</strong>t/foodsafety/fs_management/Melam<strong>in</strong>e.pdf)<br />
Statement of EFSA on risks for public<br />
health due to the presences of melam<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> <strong>in</strong>fant milk and other milk products <strong>in</strong><br />
Ch<strong>in</strong>a vom 24.09.2008, The EFSA-Journal<br />
(2008), 807, 1–10<br />
(http://www.efsa.europa.eu/EFSA/efsa_<br />
locale-1178620753812_1211902098495.<br />
htm)<br />
EFSA assesses possible risks related to<br />
melam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> composite foods from Ch<strong>in</strong>a,<br />
25.09.2008 (http://www.efsa.europa.<br />
eu/EFSA/efsa_locale-1178620753812_<br />
1211902098433.htm).<br />
2008/757/EG: Entscheidung der Kommission<br />
vom 26. September 2008 zum<br />
» Analytik<br />
Erlass von Sondervorschriften für die<br />
E<strong>in</strong>fuhr von Milch enthaltenden Erzeugnissen<br />
oder Milcherzeugnissen, deren Ursprung<br />
oder Herkunft Ch<strong>in</strong>a ist, Amtsblatt<br />
der Europäischen Union L 259 vom<br />
27.09.2008<br />
(http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:259:0010:01:<br />
DE:HTML)<br />
Mit Melam<strong>in</strong> belastete Weichkaramellen<br />
„White Rabbit Creamy Candies“ aus<br />
Ch<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d nicht sicher. Stel-lungnahme<br />
des BfR Nr. 039/2008 vom 02.Oktober<br />
2008 (http://www.bfr.bund.de/cm/208/<br />
mit_melam<strong>in</strong>_belastete_weichkaramellen_white_rabbit_creamy_candies_aus_<br />
ch<strong>in</strong>a_s<strong>in</strong>d_nicht_sicher.pdf).<br />
2008/757/EG Entscheidung der Kommission<br />
vom 14. Oktober 2008 zum Erlass<br />
von Sondervorschriften für die E<strong>in</strong>fuhr<br />
von Milch enthaltenden Erzeugnissen<br />
oder Milcherzeugnissen, deren Ursprung<br />
oder Herkunft Ch<strong>in</strong>a ist, und zur<br />
Aufhebung der Entscheidung 2008/757/<br />
EG, Amtblatt der Europäischen Union L<br />
273/18 vom 15.10.2008<br />
(http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/<br />
LexUriServ.do?uri=OJ:L:2008:273:0018:<br />
0020:DE:PDF)
Serie: Ernährungsphysiologische<br />
Bedeutung von M<strong>in</strong>eralstoffen<br />
Magnesium<br />
Dr. Jan Philipp Schuchardt, Dr. Daniela Hahn und Prof. Dr. Andreas Hahn<br />
Das Erdalkalimetall Magnesium ist das achthäufi gste Element der Erde und zu<br />
etwa 1,4 % am Aufbau der Erdkruste beteiligt. Es liegt <strong>in</strong> der Natur aufgrund<br />
se<strong>in</strong>er Reaktionsfreudigkeit nicht elementar, sondern <strong>in</strong> ionisierter Form vor.<br />
Als M<strong>in</strong>eral tritt es überwiegend <strong>in</strong> Form von Carbonaten, Silicaten, Chloriden<br />
und Sulfaten auf. Magnesium ist sowohl im Pfl anzen- als auch im Tierreich<br />
weit verbreitet.<br />
Etablierte physiologische<br />
Funktion<br />
Im menschlichen Körper ist Magnesium<br />
nach Kalium das wichtigste <strong>in</strong>trazelluläre<br />
Kation. Der Magnesiumbestand<br />
e<strong>in</strong>es 70 kg schweren Erwachsenen beträgt<br />
je nach Körpergewicht und -konstitution<br />
etwa 20–28 g. Damit liegt Magnesium<br />
h<strong>in</strong>ter Natrium, Kalium und Calcium<br />
quantitativ an vierter Stelle der physiologisch<br />
bedeutsamen M<strong>in</strong>eralstoffe. Im<br />
Körper kommt das Mengenelement zum<br />
größten Teil (rund 60 %) <strong>in</strong> Form von<br />
Hydroxylapatit <strong>in</strong> Skelett und Zähnen vor.<br />
Weitere 35 % des Gesamtmagnesiumbestandes<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>trazellulär lokalisiert,<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> weichen Geweben wie<br />
der Muskulatur, die restlichen 5 % fi nden<br />
sich <strong>in</strong> der Extrazellularfl üssigkeit. Magnesium<br />
fi ndet sich im Serum zu 55 % <strong>in</strong><br />
der biologisch aktiven, ionisierten Form,<br />
der Rest liegt vor allem an Prote<strong>in</strong>e gebunden<br />
vor. Der Magnesium-Serumgehalt<br />
(1,7–2,2 mg/dl bzw. 0,75–0,95 mmol/l)<br />
bezieht sich auf die Gesamtkonzentration<br />
an Magnesium, umfasst also sowohl ionisiertes<br />
als auch gebundenes Magnesium.<br />
Das <strong>in</strong> den Knochen enthaltene Magne-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
sium stabilisiert als Bestandteil der anorganischen<br />
Knochenmatrix amorphe Calciumphosphatverb<strong>in</strong>dungen<br />
und dient<br />
dem Körper zudem als Speicher. Es ist<br />
leicht verfügbar und steht mit dem extrazellulären<br />
Magnesium im Gleichgewicht.<br />
Als essenzieller Cofaktor ist Magnesium<br />
im Intermediärstoffwechsel an mehr als<br />
300 enzymatischen Reaktionen beteiligt.<br />
Damit ist es <strong>in</strong> praktisch allen Stoffwechselbereichen<br />
von wesentlicher Bedeutung:<br />
Muskelkontraktion, Prote<strong>in</strong>- und Nucle<strong>in</strong>säuresynthese<br />
sowie Speicherung und<br />
Freisetzung von Hormonen und Neurotransmittern<br />
können beispielsweise ohne<br />
Magnesium nicht ablaufen. Der M<strong>in</strong>eralstoff<br />
katalysiert als Cofaktor <strong>in</strong>sbesondere<br />
ATP-abhängige Enzymsysteme und ist somit<br />
am Energiewechsel jeder Zelle beteiligt.<br />
Dies umfasst Abbau und energetische<br />
Verwertung der energieliefernden<br />
Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Lipide,<br />
Prote<strong>in</strong>e) über Glycolyse, Citratcyclus und<br />
Atmungskette. Darüber h<strong>in</strong>aus setzt jeder<br />
Schritt der DNA-Transkription und RNA-<br />
Translation das Vorhandense<strong>in</strong> von Magnesium<br />
voraus.<br />
» Forschung und Entwicklung<br />
23<br />
Dr. Jan Philipp Schuchardt<br />
» Zur Person<br />
Dr. Jan Philipp<br />
Schuchardt ist Ernährungswissenschaftler<br />
und<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für<br />
Lebensmittelwissenschaft<br />
und Ökotrophologie der<br />
Leibniz Universität<br />
Hannover. «
24<br />
Forschung und Entwicklung «<br />
» Magnesiumverb<strong>in</strong>dungen<br />
waren<br />
schon Jahrhunderte<br />
vor der Herstellung<br />
von elementarem<br />
Magnesium durch<br />
Sir. H. Davy (1808)<br />
bekannt «<br />
Magnesium besitzt zudem, e<strong>in</strong>e bedeu-<br />
tende Rolle im Muskelstoffwechsel. So<br />
wird es neben Kalium, Calcium und Na-<br />
trium für die Umwandlung von chemischer<br />
<strong>in</strong> mechanische Energie, z. B.<br />
bei der Muskelkontraktion, benötigt. Sowohl<br />
die neuromuskuläre Koord<strong>in</strong>ation<br />
als auch die meisten enzymatischen Reaktionen<br />
im Muskel erfordern die Anwesenheit<br />
von Magnesiumionen. Bereits ger<strong>in</strong>gfügige<br />
Änderungen des Status <strong>in</strong>nerhalb<br />
oder außerhalb der Zelle reduzieren das<br />
Leistungspotenzial des Muskels. Außerdem<br />
ist Magnesium e<strong>in</strong> physiologischer<br />
Calciumantagonist und hemmt calciumabhängige<br />
Erregungsvorgänge im Körper,<br />
was von großer Bedeutung für die neuromuskuläre<br />
Reizweiterleitung ist. So kontrolliert<br />
Magnesium an den Zellmembranen<br />
den Calcium-E<strong>in</strong>strom <strong>in</strong> die Zelle.<br />
Dadurch wird die calciumabhängige Acetylchol<strong>in</strong>-Freisetzung<br />
an den motorischen<br />
Endplatten gehemmt, wodurch vermieden<br />
wird, dass sich der Muskel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
„Dauererregungszustand“ befi ndet.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus zeigt Magnesium auch<br />
verschiedene Wirkungen auf das Herz-<br />
Kreislauf-System. Über die Interaktion mit<br />
Phospholipiden reguliert der M<strong>in</strong>eralstoff<br />
die Permeabilität der Zellmembranen und<br />
trägt dadurch zur Aufrechterhaltung sowie<br />
Stabilisierung der Membranfunktionen<br />
bei. Als Cofaktor der Na + /K + -ATPase<br />
reguliert Magnesium die Erregungsleitung<br />
<strong>in</strong> Nerven- und Muskelzellen, was<br />
<strong>in</strong>sbesondere für den Herzmuskel von Bedeutung<br />
ist. Bei e<strong>in</strong>em Magnesiummangel<br />
erhöht sich die Durchlässigkeit der Kaliumkanäle<br />
und es kommt zu e<strong>in</strong>er verr<strong>in</strong>gerten<br />
<strong>in</strong>trazellulären Kaliumkonzentration.<br />
Da der <strong>in</strong>trazelluläre Kaliumgehalt<br />
<strong>in</strong> Herzmuskelzellen wesentlich für die<br />
Wiederherstellung des Ruhepotentials<br />
verantwortlich ist, wirkt sich e<strong>in</strong> Magnesiummangel<br />
ungünstig auf die Entstehung<br />
e<strong>in</strong>es Aktionspotentials <strong>in</strong> Herzmuskelzellen<br />
aus. Zudem haben ger<strong>in</strong>gfügige<br />
Änderungen im Magnesiumstatus e<strong>in</strong>en<br />
direkten E<strong>in</strong>fl uss auf den Gefäßmuskeltonus<br />
und damit auf den arteriellen Blutdruck.<br />
Der M<strong>in</strong>eralstoff besitzt auch kar-<br />
dioprotektive Eigenschaften, <strong>in</strong>dem er<br />
beispielsweise koronare und periphere<br />
Gefäße erweitert, die Thrombozytenaggregation<br />
verr<strong>in</strong>gert und den Blutfettspiegel<br />
senkt.<br />
Magnesium und Ernährung<br />
Magnesiumquellen für den Menschen<br />
Magnesium fi ndet sich <strong>in</strong> stark variierenden<br />
Mengen <strong>in</strong> Nahrungsmitteln<br />
pfl anzlicher und tierischer Herkunft<br />
(s. Tab. 1). In pfl anzlichen Geweben kommt<br />
es vor allem als Zentralatom des Chloro-<br />
Tab. 1 Magnesiumgehalt von<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> 1)<br />
Lebensmittel Magnesium<br />
(mg/100 g)<br />
Gemüse<br />
Sp<strong>in</strong>at 62<br />
Fenchel 49<br />
Kohlrabi 43<br />
Grünkohl 31<br />
Getreide und Getreideprodukte<br />
Weizenkleie 480<br />
Amaranth 308<br />
Weizenkeiml<strong>in</strong>ge 290<br />
Weizenvollkornmehl<br />
(Type 1700)<br />
130<br />
Weizenmehl (Type 550) 23<br />
Nüsse und Samen<br />
Sonnenblumenkerne 420<br />
Sesamsamen 347<br />
Cashewnüsse 267<br />
Sojabohnen (Samen trocken) 220<br />
Mandeln 170<br />
Erdnüsse 160<br />
Haselnüsse 156<br />
Walnüsse 129<br />
Milchprodukte<br />
Edamer (45 % Fett i. Tr.) 29<br />
Kuhmilch (3,2 % Fett) 12<br />
Speisequark (20 % Fett i. Tr.) 11<br />
Fleisch und Wurst<br />
Schwe<strong>in</strong>efl eisch (Kotelett) 24<br />
R<strong>in</strong>dfl eisch (Roastbeef) 23<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
phylls vor, sodass <strong>in</strong>sbesondere alle grü-<br />
nen Gemüse als wichtige Magnesiumlie-<br />
feranten fungieren. Vollkorngetreide und<br />
daraus hergestellte Produkte (v. a. Kleie)<br />
enthalten ebenfalls beachtliche Mengen<br />
des M<strong>in</strong>eralstoffs. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Sojabohnen<br />
sowie Nüsse und Samen reich an<br />
Magnesium. Auch magnesiumreiche M<strong>in</strong>eral-<br />
und Heilwässer (> 100 mg/l) können<br />
bei e<strong>in</strong>em täglichen Konsum von 1–1,5 Litern<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Magnesiumversorgung<br />
leisten. Tr<strong>in</strong>kwasser enthält<br />
dagegen meist nur ger<strong>in</strong>ge Gehalte<br />
des M<strong>in</strong>eralstoffes.<br />
Bei der Zubereitung von <strong>Lebensmitteln</strong><br />
können durch Auswaschen – z. B. beim<br />
Wässern, Kochen oder Blanchieren – mitunter<br />
hohe Verluste auftreten. Gleiches<br />
gilt auch bei der Ausmahlung von Getreide,<br />
sofern dabei e<strong>in</strong>e Abtrennung der<br />
Kleie erfolgt; niedrig ausgemahlene Getreide<br />
weisen daher nur vergleichsweise<br />
ger<strong>in</strong>ge Gehalte auf.<br />
Stoffwechsel und Homöostase<br />
Die <strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Absorption von Magne-<br />
sium erfolgt im gesamten Dünndarm, vor-<br />
wiegend im distalen Jejunum und Ileum.<br />
Insgesamt ist bei Verzehr von Mischkost<br />
von e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Absorptionsrate<br />
von ca. 30 bis 40 % auszugehen.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Die genauen Transportmechanismen s<strong>in</strong>d<br />
nicht abschließend geklärt, es wird jedoch<br />
vermutet, dass Magnesium <strong>in</strong> niedrigeren<br />
Konzentrationen durch e<strong>in</strong>en aktiven Mechanismus<br />
aufgenommen wird, <strong>in</strong> höheren<br />
Konzentrationen dagegen passiv<br />
durch Diffusion. Dadurch kann die Absorption<br />
je nach Bedarf bis auf 25 % gesenkt<br />
und bis auf 75 % erhöht werden.<br />
Überschüssiges Magnesium aus der Nahrung<br />
wird mit dem Stuhl ausgeschieden.<br />
Die Verfügbarkeit von Nahrungsmagnesium<br />
wird durch verschiedene diätetische<br />
Faktoren verm<strong>in</strong>dert. Hierzu zählt<br />
u. a. e<strong>in</strong>e Ernährung mit hohen Gehalten<br />
an freien Fettsäuren, Ballaststoffen,<br />
Z<strong>in</strong>k, Oxalat oder Phytat. Auch Alkohol<br />
hemmt die <strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Resorption. Der<br />
E<strong>in</strong>fl uss hoher Phosphatgehalte auf die<br />
Magnesiumabsorption ist noch nicht abschließend<br />
geklärt. Entgegen der lange<br />
vorherrschenden Me<strong>in</strong>ung haben Langzeit-Bilanzstudien<br />
ergeben, dass e<strong>in</strong>e calciumreiche<br />
Kost die Magnesiumabsorption<br />
nicht <strong>in</strong>hibiert2–4) .<br />
Der Magnesium-Serumgehalt wird über<br />
die Regulation der renalen Ausscheidung<br />
angepasst. Über den Ur<strong>in</strong> werden beim<br />
gesunden Menschen täglich ca. 100 mg<br />
Magnesium ausgeschieden. Die Höhe der<br />
renalen Magnesiumausscheidung wird mit<br />
» Forschung und Entwicklung<br />
25<br />
E<strong>in</strong>e Handvoll Nüsse am<br />
Tag trägt zu e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />
Versorgung<br />
mit Magnesium bei<br />
(© Foto: Xenia1972 –<br />
Fotolia.com)<br />
» Ballaststoffe,<br />
Z<strong>in</strong>k, Phytat u. a.<br />
verm<strong>in</strong>dern die Verfügbarkeit<br />
von<br />
Magnesium «
26<br />
Forschung und Entwicklung «<br />
» Die empfohlenen<br />
täglichen Zufuhrmengen<br />
für<br />
Magnesium s<strong>in</strong>d<br />
von Land zu Land<br />
verschieden «<br />
Tab. 2 Ursachen für e<strong>in</strong>en erhöhten<br />
Magnesiumbedarf<br />
Schwangerschaft und Stillzeit<br />
Wachstum<br />
Stress<br />
Leistungssport<br />
Alkoholkonsum<br />
Tab. 3 Ursachen e<strong>in</strong>er Hypomagnesiämie<br />
Gebrauch von harntreibenden Medikamenten<br />
(Diuretika) oder Abführmitteln<br />
Hilfe der tubulären Rückresorption kontrolliert.<br />
Dieser Prozess steht unter dem<br />
E<strong>in</strong>fl uss verschiedener Hormone, wie z. B.<br />
Calciton<strong>in</strong>, Parathormon (PTH), ADH und<br />
Glucagon, die vermutlich die renale Reabsorption<br />
stimulieren. Die genauen Mechanismen<br />
der Magnesiumhomöostase s<strong>in</strong>d<br />
dabei bislang nicht bekannt.<br />
Zufuhrempfehlungen und Versorgung<br />
Der exakte Bedarf an Magnesium ist nur<br />
schwer zu ermitteln, da er von verschiedenen<br />
Faktoren (z. B. Gesundheitszustand,<br />
Zusammensetzung der Nahrung, Alkoholkonsum,<br />
Stress, Schwangerschaft/Stillzeit)<br />
abhängt. Ergebnisse aus Bilanzstudien lassen<br />
auf e<strong>in</strong>en Magnesiumbedarf von etwa<br />
3–4,5 mg/kg Körpergewicht schließen. In<br />
Primäre Ursachen Auswirkung<br />
Außergewöhnliche Belastungen, Stress, Sport und<br />
Schwangerschaft/Stillzeit erhöhter Mg-Bedarf<br />
E<strong>in</strong>seitige, magnesiumarme Ernährung<br />
Sekundäre Ursachen:<br />
den für Deutschland gültigen Referenzwerten<br />
für die Nährstoffzufuhr5) wird e<strong>in</strong>e<br />
tägliche Zufuhr von 350 mg für Männer<br />
und 300 mg für Frauen empfohlen, was<br />
im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich eher niedrig<br />
angesetzt ist. Die amerikanische Gesundheitsbehörde<br />
empfi ehlt beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e Aufnahme von 310–320 mg/d bei<br />
Frauen und 400–420 mg/d bei Männern6) .<br />
Die durchschnittliche tägliche Magnesiumzufuhr<br />
von Frauen liegt mit etwa 350 mg/<br />
d etwas über den Empfehlungen, gleiches<br />
gilt – allerd<strong>in</strong>gs etwas abgeschwächter<br />
– auch für Männer (etwa 370 mg/d). Die<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />
geht daher von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>sgesamt günstigen<br />
Versorgungssituation der deutschen Bevölkerung<br />
aus7) . Wie beim Calcium darf auch<br />
beim Magnesium allerd<strong>in</strong>gs nicht außer<br />
Acht gelassen werden, dass es sich hierbei<br />
um mittlere Zufuhrwerte handelt, weshalb<br />
die Magnesiumaufnahme bei zahlreichen<br />
Personen(gruppen) unter der wünschenswerten<br />
Aufnahmeempfehlung liegt.<br />
In verschiedenen Stoffwechselsituationen<br />
besteht e<strong>in</strong> erhöhter Magnesiumbedarf<br />
(s. Tab. 2). Während der Bedarf <strong>in</strong> der<br />
Schwangerschaft mit 310 mg/d beispielsweise<br />
nur ger<strong>in</strong>gfügig erhöht ist, steigt<br />
Alkoholmissbrauch gestörte Mg-Absorption/erhöhte renale Mg-<br />
Ausscheidung<br />
Vitam<strong>in</strong>-D-Mangel oder auch -Überversorgung gestörter Mg-Haushalt<br />
Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Erkrankungen (z. B. Zöliakie, Diarrhoe, Kurzdarmsyndrom, Malabsorptionssyndrom,<br />
chronische entzündliche Darmerkrankungen)<br />
gestörte Mg-Resorption<br />
Vitam<strong>in</strong> B1-, B2- oder B6-Mangel gestörte Mg-Absorption<br />
übersäuerte (azidotische) Stoffwechsellage gestörte Mg-Absorption<br />
Missbrauch von Abführmitteln (Laxanzienabusus) gestörte Mg-Absorption<br />
Endokr<strong>in</strong>e Erkrankungen (z. B. Hyperthyreose, Hyperparathyreodismus, Hyperaldosteronismus)<br />
gestörter Mg-Haushalt<br />
erhöhte renale Mg-Ausscheidung<br />
Therapie mit harntreibenden Medikamenten (Diuretika) erhöhte renale Mg-Ausscheidung<br />
chronische Nierenerkrankungen erhöhte renale Mg-Ausscheidung<br />
Diabetes mellitus (Hyperglucosurie) erhöhte renale Mg-Ausscheidung<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Tab. 4 Symptomatik e<strong>in</strong>es Magnesiummangels<br />
Bereich Symptome<br />
ZNS und Muskulatur nervöse Störungen (Zittern, Kribbeln, Taubheit, Unruhe, Schw<strong>in</strong>del)<br />
neuromuskuläre Übererregbarkeit, Tremor<br />
Hyperaktivität, Impulsivität<br />
Migräne, Kopfschmerzen<br />
Krämpfe <strong>in</strong> Waden und Nacken<br />
Verspannungen<br />
Lärmempfi ndlichkeit, ger<strong>in</strong>ge Stressbelastung<br />
Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt Obstipation<br />
E<strong>in</strong>geweidekrämpfe<br />
Herz-Kreislauf-System Durchblutungsstörungen<br />
Herz- und Blutgefäßverkrampfungen (Gefäßspasmen), <strong>in</strong>sbesondere<br />
Koronarspasmen mit Herzenge, Herzschmerzen, Herzrasen<br />
(Tachykardien) und Herzdruck<br />
Herz-Rhythmus-Störungen, Arrhythmien<br />
er <strong>in</strong> der Stillzeit mit 390 mg/d deutlich<br />
an. Ursache hierfür s<strong>in</strong>d die täglichen Ver-<br />
luste über die Milch: sie betragen rund<br />
25 mg. Auch bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven musku-<br />
lären Beanspruchung besteht e<strong>in</strong> erhöhter<br />
Magnesiumbedarf.<br />
Über- und Unterversorgung<br />
Magnesiumunterversorgung<br />
(Hypomagnesiämie)<br />
Neben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>sgesamt unzureichenden<br />
Zufuhr können zahlreiche weitere Faktoren<br />
zu e<strong>in</strong>er Unterversorgung mit<br />
Magnesium führen (s. Tab. 3). Bei<br />
durchschnittlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten<br />
kommt es äußerst<br />
selten zu e<strong>in</strong>er ausgeprägten Mangelsituation7)<br />
. Zu e<strong>in</strong>er schlechten Magnesiumbilanz<br />
kann es allerd<strong>in</strong>gs durch verschiedene<br />
gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Erkrankungen<br />
sowie durch den Konsum verschiedener<br />
Arzneimittel kommen. Im ersten Fall kann<br />
die Absorption des M<strong>in</strong>eralstoffs bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
se<strong>in</strong> (Malabsorption), im zweiten<br />
ist meist die Magnesium-Rückresorption<br />
<strong>in</strong> der Niere gestört, was zu erhöhten<br />
renalen Verlusten führt.<br />
Aufgrund der ubiquitären Beteiligung<br />
von Magnesium an diversen Stoffwechselprozessen<br />
äußert sich e<strong>in</strong> Mangel <strong>in</strong><br />
vielen Stoffwechselbereichen. Das typische<br />
Magnesiummangel-Syndrom umfasst<br />
vier Symptombereiche, die sich auf<br />
das zentrale Nervensystem (ZNS), die Muskulatur<br />
sowie den Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
und das Herz-Kreislaufsystem auswirken<br />
(s. Tab. 4).<br />
In den meisten Fällen ist e<strong>in</strong>e Hypomagnesiämie<br />
mit anderen Elektrolytstörungen<br />
wie Hypokaliämie und Hypocalzämie assoziiert8–10)<br />
. Bei e<strong>in</strong>em Magnesiummangel<br />
ist die Funktion der Na + /K + -ATPase e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Dadurch ist vor allem die Kalium-Rückresorption<br />
<strong>in</strong> der Niere bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Gleichzeitig fi nden sich erhöhte<br />
Calciumverluste, da bei Magnesiummangel<br />
die Parathormon (PTH)-Ausschüttung<br />
<strong>in</strong>hibiert ist. PTH ist wesentlich für die Calciumaufnahme<br />
im Darm verantwortlich.<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Funktion von Magnesium<br />
als physiologischer Calciumantagonist ist<br />
die Blockierung des Ionenkanal-abhängigen<br />
Calciume<strong>in</strong>tritts <strong>in</strong> Muskelzellen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Calciume<strong>in</strong>strom <strong>in</strong> die Muskelzelle<br />
wird e<strong>in</strong> Aktionspotential ausgelöst<br />
und der Muskel kontrahiert. Magnesium<br />
verm<strong>in</strong>dert diesen Calciume<strong>in</strong>strom<br />
<strong>in</strong> die Muskelzelle und die neuromuskuläre<br />
Erregbarkeit ist herabgesetzt. Bei<br />
e<strong>in</strong>em Magnesiumdefi zit entsteht im Extrazellulärraum<br />
e<strong>in</strong> Ionenungleichgewicht<br />
zwischen Calcium und Magnesium<br />
und die Muskelzelle wird dauerhaft erregt,<br />
was zu schmerzhaften Muskelkontraktion<br />
führen kann. In Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
e<strong>in</strong>em verstärktem Verlust an zellulärem<br />
Kalium – welches für die Beendigung der<br />
Muskelerregung mitverantwortlich ist –<br />
führt dies zu e<strong>in</strong>er beschleunigten muskulären<br />
Ermüdbarkeit sowie zu Muskel-<br />
» Forschung und Entwicklung<br />
» Die Auswirkungen<br />
e<strong>in</strong>es<br />
Magnesiummangels<br />
s<strong>in</strong>d<br />
vielfältig «<br />
27
28<br />
Forschung und Entwicklung «<br />
» Der Magnesium-<br />
Serumgehalt kann<br />
H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e<br />
Unterversorgung<br />
liefern «<br />
verhärtungen und -krämpfen. Dazu trägt<br />
ebenfalls das Fehlen von Magnesium als<br />
essenzieller Cofaktor bei zahlreichen Enzymen<br />
des Muskelenergiestoffwechsels<br />
bei. Im Nervensystem erhöht e<strong>in</strong> Magnesiummangel<br />
über den beschriebenen Mechanismus<br />
die Nervenerregung und erhöht<br />
die Nervenleitgeschw<strong>in</strong>digkeit des<br />
Neurons, was sich entsprechend <strong>in</strong> nervösen<br />
Störungen äußert.<br />
Der durch e<strong>in</strong>en Magnesiummangel bed<strong>in</strong>gte<br />
Verlust an zellulärem Kalium führt<br />
aufgrund des gestörten Gefäßmuskeltonus<br />
zu Durchblutungs- und Herz-Rhythmus-Störungen.<br />
Deren Symptome s<strong>in</strong>d<br />
vielfältig und äußern sich <strong>in</strong> Arrhythmien,<br />
Herzenge, Herzschmerzen, Herzjagen oder<br />
Herzdruck. Sie s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs leicht mit der<br />
e<strong>in</strong>er „vegetativen Dystonie“ zu verwechseln,<br />
e<strong>in</strong>er Störung der Reizleitung im vegetativen<br />
Nervensystem, zu der es durch<br />
seelische Belastungen, Stress und Hektik<br />
kommen kann (Symptome: Nervosität, Unruhe,<br />
Reizbarkeit, Schlafl osigkeit, Schw<strong>in</strong>delgefühl,<br />
Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen,<br />
Muskelkrämpfe, Herzjagen und/oder<br />
Herzschmerz). Bei Auftreten von Herzbeschwerden<br />
sollte daher unbed<strong>in</strong>gt der Magnesium-Serumgehalt<br />
gemessen werden.<br />
Obwohl dieser nur e<strong>in</strong> bed<strong>in</strong>gt aussagekräftiger<br />
Indikator zur Beurteilung des Ganzkörper-<br />
und Muskelmagnesiumstatus ist11) ,<br />
liefert er dennoch H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />
Unterversorgung. Zu beachten ist allerd<strong>in</strong>gs,<br />
dass der Magnesium-Serumgehalt<br />
tagesrhytmischen Schwankungen unterliegt:<br />
Während morgens niedrigere Werte<br />
ermittelt werden, liegen die Werte abends<br />
höher. Morgenwerte unter 1,7 mg/dl<br />
(0,75 mmol/l) deuten auf e<strong>in</strong>en Magnesiummangel<br />
h<strong>in</strong>.<br />
Des Weiteren haben zahlreiche epidemiologische<br />
Studien gezeigt, dass bei Menschen<br />
mit Hypertonie, Arteriosklerose,<br />
Herz<strong>in</strong>farkt, Osteoporose oder Eklampsie<br />
häufi g e<strong>in</strong> Magnesiummangel vorliegt12) .<br />
Magnesiumüberversorgung<br />
(Hypermagnesiämie)<br />
Magnesium weist nur e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge<br />
Toxizität auf. Aus diesem Grund kommt<br />
e<strong>in</strong>e ausgeprägte Hypermagnesiämie<br />
praktisch nur bei Nieren<strong>in</strong>suffi zienz vor,<br />
d. h. wenn die renale Magnesiumausscheidung<br />
gestört ist. Bedeutsame Nebenwirkungen<br />
durch e<strong>in</strong>e erhöhte orale<br />
Aufnahme s<strong>in</strong>d praktisch nicht bekannt.<br />
Bei hoher, die Absorptionsfähigkeit übersteigende<br />
Zufuhr hat Magnesium lediglich<br />
e<strong>in</strong>en laxierenden Effekt, der durch e<strong>in</strong>en<br />
osmotisch bed<strong>in</strong>gten Wassere<strong>in</strong>strom<br />
<strong>in</strong> das Darmlumen verursacht wird. Der<br />
NOAEL (no observed adverse effect level),<br />
also die höchste untersuchte Dosis von<br />
Magnesium, bei der noch ke<strong>in</strong>e Nebenwirkungen<br />
beobachtet wurden, liegt bei<br />
700 mg/d. Der UL (tolerable upper level of<br />
<strong>in</strong>take) für Magnesium aus Supplementen<br />
wurde auf 250 mg/d festgelegt13) . Diese<br />
Menge kann also unbedenklich zusätzlich<br />
zur Ernährung zugeführt werden, ohne<br />
dass der NOAEL überschritten wird.<br />
Präventive und therapeutische<br />
Aspekte<br />
Am Markt werden zahlreiche Magnesiumpräparate<br />
als Nahrungsergänzungsmittel<br />
oder Arzneimittel zur Bee<strong>in</strong>fl ussung von<br />
z. B. Muskelkrämpfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Hypertonie und Osteoporose<br />
angeboten. In Nahrungsergänzungsmitteln<br />
s<strong>in</strong>d zahlreiche Verb<strong>in</strong>dungen zugelassen,<br />
wie z. B. Magnesiumcarbonat,<br />
-chlorid, -oxid oder -phosphat, daneben<br />
Magnesiumsalze organischer Säuren wie<br />
Magnesiumcitrat, -lactat oder -gluconat.<br />
Die Bioverfügbarkeit dieser Verb<strong>in</strong>dungen<br />
hängt von verschiedenen Faktoren ab<br />
(u. a. Löslichkeit im Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt,<br />
pH-Wert am Resorptionsort, Galenik etc.).<br />
In e<strong>in</strong>er randomisierten, placebo-kontrollierten<br />
Doppelbl<strong>in</strong>dstudie zeigte Magnesiumcitrat<br />
e<strong>in</strong>e bessere Bioverfügbarkeit<br />
als Magnesium-Am<strong>in</strong>osäure-Chelat und<br />
Magnesiumoxid14) . In der Ernährungspraxis<br />
ist davon auszugehen, dass der unter<br />
Standardbed<strong>in</strong>gungen ermittelten, variierenden<br />
Bioverfügbarkeit der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Verb<strong>in</strong>dungen nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bedeutung<br />
zukommt.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
E<strong>in</strong>satz im Sport<br />
Bei Sportlern werden vielfach erniedrigte<br />
Magnesium-Serumgehalte15–17) <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit e<strong>in</strong>er erhöhten Krampfrate18) beobachtet. Sportler mit nachweislich erniedrigten<br />
Blutspiegeln des M<strong>in</strong>eralstoffs<br />
neigen vermehrt zu Muskelkrämpfen,<br />
ebenso klagen sie häufi ger über unspezifi<br />
sche muskuläre Beschwerden19) . Dabei ist<br />
sche<strong>in</strong>bar nicht der vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge<br />
Magnesiumverlust über den Schweiß ausschlaggebend20)<br />
, vielmehr steigt bei starker<br />
körperlicher Beanspruchung auch die<br />
renale Exkretion an21) . Im H<strong>in</strong>blick auf die<br />
Bedeutung von Magnesium für die neuromuskuläre<br />
Koord<strong>in</strong>ation und se<strong>in</strong>e Beteiligung<br />
an praktisch allen Enzymreaktionen<br />
im Muskel ist e<strong>in</strong> ursächlicher Zusammenhang<br />
zwischen e<strong>in</strong>er unbefriedigenden<br />
Magnesiumversorgung und Störungen<br />
des Muskelstoffwechsels naheliegend. Magnesiumsupplemente<br />
werden daher häufi<br />
g beim Auftreten von Krämpfen (z. B. <strong>in</strong><br />
Wade, Oberschenkel und Fuß) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Untersuchungen zu möglichen leistungssteigernden<br />
Effekten von Magnesium erbrachten<br />
unterschiedliche Ergebnisse. Die<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Studien beobachteten positiven<br />
Effekte e<strong>in</strong>er Magnesium-Supplementierung,<br />
wie verr<strong>in</strong>gerte Laktat-Serumgehalte<br />
und verbesserte Funktionen des Herz-Kreis-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
lauf-Systems22–24) , konnten <strong>in</strong> anderen Studien<br />
nicht bestätigt werden17,25) .<br />
Migräne<br />
Auch bei krampfartigen Kopfschmerzen<br />
und Migräne ist Magnesium therapeutisch<br />
wirksam. So ergaben erste kontrollierte<br />
Interventionsstudien bei Migränepatienten<br />
nach e<strong>in</strong>er hoch dosierten<br />
Magnesiumsupplementation (600 mg/d)<br />
e<strong>in</strong>e reduzierte Dauer und Frequenz der<br />
Migräneanfälle26–29) . E<strong>in</strong>e weitere Untersuchung<br />
stellte nach Supplementierung von<br />
485 mg Magnesium pro Tag allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en<br />
Effekt fest30) .<br />
Herz-Rhythmus-Störungen/<br />
Herz-Kreis-lauferkrankungen<br />
Aufgrund se<strong>in</strong>er Wirkungen auf das<br />
Herz-Kreislauf-System (u. a. Steuerung<br />
des Gefäßmuskeltonus/arteriellen Blutdrucks,<br />
antiarrhytmische, vasodilatative,<br />
antithrombotische und kardioprotektive<br />
Effekte) wird Magnesium <strong>in</strong> höheren<br />
Dosierungen (730 bis 1200 mg/d) erfolgreich<br />
<strong>in</strong> der Therapie von Herz-Rhythmus-Störungen<br />
wie Tachykardien31–33) sowie<br />
endothelialen Dysfunktionen und<br />
Arteriosklerose34) e<strong>in</strong>gesetzt. Die antiarteriosklerotischen<br />
Eigenschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie auf die antithrombotischen<br />
» Forschung und Entwicklung<br />
29<br />
Magnesium ist <strong>in</strong> vielen<br />
Getreideprodukte enthalten<br />
(© Foto: Torsten Schon –<br />
Fotolia.com)<br />
» Die antiarteriosklerotischen<br />
Eigenschaften von<br />
Magnesium «
30<br />
Forschung und Entwicklung «<br />
» Die Serie zur<br />
Bedeutung von<br />
M<strong>in</strong>eralstoffen<br />
ersche<strong>in</strong>t mit<br />
freundlicher<br />
Unterstützung der<br />
Dr. Paul Lohmann<br />
GmbH KG, Emmerthal/Weser<br />
«<br />
Das Literaturverzeichnis<br />
fi nden Sie unter<br />
www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de →<br />
<strong>DLR</strong> Archiv<br />
Eigenschaften von Magnesium zurückzu-<br />
führen 35,36) . So <strong>in</strong>hibiert es die Synthese<br />
bestimmter Eicosanoide (lokale Stoff-<br />
wechselmediatoren mit hormonähnlicher<br />
Wirkung), die <strong>in</strong> die Thrombozytenaggregation<br />
<strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d. Auch bei Patienten<br />
mit schwerer Herz<strong>in</strong>suffi zienz führte e<strong>in</strong>e<br />
Supplementierung von Magnesium zu e<strong>in</strong>er<br />
signifi kanten Verbesserung der kl<strong>in</strong>ischen<br />
Symptomatik37) . Zudem sank die<br />
Mortalitätsrate <strong>in</strong> der Verumgruppe signifi<br />
kant gegenüber der Plazebogruppe. Der<br />
kl<strong>in</strong>ische Nutzen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>travenösen Magnesiumgabe<br />
bei Myokard<strong>in</strong>farkt ist noch<br />
nicht e<strong>in</strong>deutig geklärt. Während e<strong>in</strong>ige<br />
Studien e<strong>in</strong>en signifi kanten Rückgang der<br />
Mortalitätsrate nach adjunktiver Magnesium-Therapie<br />
(Gabe bis 24 h nach dem<br />
Infarkt) feststellten38) , konnten andere<br />
große Interventionsstudien diesen Effekt<br />
nicht bestätigen39) . Die bisher größte Studie<br />
mit 173.000 akuten Myokard<strong>in</strong>farkt-<br />
Patienten <strong>in</strong> den USA zeigte sogar negative<br />
Effekte. Das Mortalitätsrisiko <strong>in</strong> der<br />
Patientengruppe, die mit Magnesium behandelt<br />
wurde, war höher im Vergleich zu<br />
den Patienten, die nicht mit Magnesium<br />
behandelt wurden40) .<br />
Hypertonie<br />
In Beobachtungsstudien wurde e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>verse<br />
Beziehung zwischen der Magnesiumzufuhr<br />
und der Höhe des Blutdrucks<br />
festgestellt41–43) . Diese Zusammenhänge<br />
konnten <strong>in</strong> anderen Untersuchungen<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht bestätigt werden44–46) .<br />
Gleiches gilt auch für verschiedene Interventionsstudien,<br />
<strong>in</strong> denen sich nach Supplementierung<br />
von Magnesium teilweise<br />
e<strong>in</strong>e leichte Senkung des Blutdrucks ergab47,48)<br />
. Allerd<strong>in</strong>gs liegen auch hierzu<br />
gegenteilige Befunde vor49–51) . Derzeit ist<br />
daher nicht abschließend geklärt, <strong>in</strong>wieweit<br />
Magnesium tatsächlich blutdrucksenkende<br />
Eigenschaften besitzt. E<strong>in</strong>e<br />
Schwierigkeit besteht u. a. dar<strong>in</strong>, dass die<br />
Befunde nur sehr bed<strong>in</strong>gt von anderen<br />
Faktoren wie z. B. der Kochsalz- und Kaliumaufnahme<br />
trennbar s<strong>in</strong>d.<br />
Bluthochdruckpatienten unter antihypertensiver<br />
Therapie weisen häufi g ei-<br />
nen marg<strong>in</strong>alen Magnesiumstatus auf52) .<br />
Grund dafür s<strong>in</strong>d u. a. die bei der Therapie<br />
des Bluthochdrucks vielfach angewandten<br />
harntreibenden Medikamente (Diuretika),<br />
die aufgrund der vermehrten Wasserausscheidung<br />
den Blutdruck senken, gleichzeitig<br />
aber auch zu e<strong>in</strong>er vermehrten renalen<br />
M<strong>in</strong>eralstoffausscheidung führen. Aus diesem<br />
Grund ist das Risiko von Magnesiumund<br />
Kaliummängeln bei e<strong>in</strong>er Langzeittherapie<br />
mit Diuretika erhöht und es kann<br />
zu entsprechenden Folgeschäden kommen52–55)<br />
. Ob Hypomagnesiämie und/oder<br />
Hypokaliämie – <strong>in</strong>duziert durch e<strong>in</strong>e blutdrucksenkende<br />
Therapie mit harntreibenden<br />
Medikamenten – auch mit dem<br />
Auftreten von kardiovaskulären Komplikationen<br />
(z. B. Arrhythmien, Gefäßspasmen,<br />
s<strong>in</strong>kende Herzleistung) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen,<br />
wird jedoch kontrovers diskutiert54) .<br />
Kl<strong>in</strong>ische Studien an betroffenen Patienten<br />
haben gezeigt, dass sich die Serumgehalte<br />
an Magnesium und Kalium nach Gabe entsprechender<br />
Supplemente wieder normalisierten56–58)<br />
. Daher ist bei Verwendung von<br />
Diuretika – <strong>in</strong>sbesondere bei bereits diagnostiziertem<br />
Magnesiummangel – e<strong>in</strong>e<br />
Supplementierung anzuraten52,55) .<br />
Präeklampsie/Eklampsie<br />
Eklampsie (Vorstufe: Präeklampsie) bezeichnet<br />
e<strong>in</strong>e plötzlich auftretende,<br />
schwere Erkrankung, die vor allem im<br />
letzten Drittel der Schwangerschaft, aber<br />
auch nach der Geburt oder im Wochenbett<br />
auftritt. Zu ihren Symptomen zählen<br />
neben starken Krämpfen mit oder ohne<br />
Bewusstse<strong>in</strong>sverlust auch e<strong>in</strong> starker Blutdruckanstieg<br />
mit Kopfschmerzen sowie<br />
Flimmern vor den Augen und Übelkeit.<br />
Von Eklampsie ist <strong>in</strong> Deutschland etwa<br />
1 von 2000–3500 Schwangeren betroffen,<br />
wobei 80 % aller Eklampsiefälle Erstgebärende<br />
betreffen. Seit Jahrzehnten wird<br />
Eklampsie u. a. mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>travenösen<br />
Magnesium-Injektion (<strong>in</strong> der Regel Magnesiumsulfat)<br />
behandelt59) . Wesentliche<br />
Ursachen von Präeklampsie/Eklampsie<br />
s<strong>in</strong>d Funktionsstörungen des Gefäßendothels,<br />
die zu e<strong>in</strong>er Gefäßverengung<br />
und e<strong>in</strong>er erhöhten Aktivität von wei-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
ßen Blutkörperchen führen 60) , welche<br />
alle durch e<strong>in</strong>e Magnesiumtherapie be-<br />
e<strong>in</strong>fl usst werden 61,62) . Zusätzlich tragen<br />
die neuronalen Effekte von Magnesium<br />
– wie e<strong>in</strong>e Herabsetzung der neuromuskulären<br />
Erregbarkeit – zu den therapeutischen<br />
Effekten bei. Die MAGPIE-Studie<br />
(Magnesium Sulphate for Prevention of<br />
Eclapsia) untersuchte den präventiven<br />
Nutzen e<strong>in</strong>er Magnesiumtherapie bei Eklampsie<br />
an mehr als 10.000 schwangeren<br />
Frauen63) . In der magnesiumbehandelten<br />
Gruppe kam es im Vergleich zur Placebogruppe<br />
zu signifi kant weniger Fällen von<br />
Eklampsie.<br />
Osteoporose<br />
Magnesium macht etwa 1 % des Kno-<br />
chenm<strong>in</strong>eralgehaltes aus und bee<strong>in</strong>fl usst<br />
den Knochenstoffwechsel. Aus tierexpe-<br />
rimentellen Studien ist bekannt, dass e<strong>in</strong><br />
Magnesiumdefi zit das Knochenwachstum<br />
verm<strong>in</strong>dert64,65) und die Aktivität der knochenabbauenden<br />
Zellen (Osteoklasten)<br />
erhöht66) . In Humanstudien wurde festgestellt,<br />
dass e<strong>in</strong> Magnesiummangel zu<br />
s<strong>in</strong>kenden Konzentration an Calcium im<br />
Blutplasma führt sowie e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fl<br />
uss auf die Parathormonwirkung hat67,68) .<br />
Diese Vorgänge beschleunigen den Knochenabbau<br />
ebenfalls. Epidemiologische<br />
Studien weisen auch auf e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />
zwischen der Magnesiumaufnahme<br />
und der Knochenmasse h<strong>in</strong>69) . So wurde im<br />
Serum von Osteoporosepatienten im Vergleich<br />
zu Gesunden e<strong>in</strong> signifi kant ger<strong>in</strong>gerer<br />
Magnesiumgehalt <strong>in</strong> Knochen und<br />
Erythrozyten festgestellt70) . Allerd<strong>in</strong>gs haben<br />
bisher nur wenige Studien den Effekt<br />
e<strong>in</strong>er Magnesium-Supplementierung auf<br />
die Knochenmasse bei Osteoporose-Patienten<br />
untersucht. Die vorliegenden Ergebnisse<br />
sche<strong>in</strong>en allerd<strong>in</strong>gs vielversprechend.<br />
So zeigte e<strong>in</strong>e Magnesium-Supplementierung<br />
positive Effekte auf die Knochendichte<br />
und -m<strong>in</strong>eralisation bei Patienten<br />
mit Osteoporose68–71) . Auch bei postmenopausalen<br />
Frauen mit Osteoporose nahm<br />
die Knochenm<strong>in</strong>eraldichte nach e<strong>in</strong>er Magnesium-Supplementierung<br />
(750 mg/d <strong>in</strong><br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
den ersten 6 Monaten; 250 mg/d <strong>in</strong> weiteren<br />
18 Monate) im ersten Jahr signifi kant<br />
zu, im zweiten Jahr war allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />
weitere Zunahme zu verzeichnen72) . Für<br />
verlässliche Aussagen über die kl<strong>in</strong>ische Relevanz<br />
von Magnesium <strong>in</strong> Prävention und<br />
Therapie der Osteoporose s<strong>in</strong>d daher weitere<br />
Studien erforderlich.<br />
Stressreaktionen<br />
Durch psychologischen Stress kann es,<br />
vorwiegend ausgelöst durch die dauer-<br />
hafte Ausschüttung von Stresshormonen<br />
wie Adrenal<strong>in</strong>, Noradrenal<strong>in</strong> oder Cortisol,<br />
zu physiologischen Schäden kommen.<br />
Beobachtungsstudien legen nahe,<br />
dass stress<strong>in</strong>duzierte physiologische Schäden<br />
mit Magnesiummangel <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
stehen. Bei e<strong>in</strong>em Magnesiumdefi -<br />
zit kommt es zu e<strong>in</strong>er neuromuskulären<br />
Übererregbarkeit und Menschen, die<br />
viel Stress ausgesetzt s<strong>in</strong>d, weisen häufi<br />
g ebensolche kl<strong>in</strong>ischen Symptome auf<br />
(s. Tab. 4). Zudem wurde bei magnesiumdefi<br />
zienten Menschen e<strong>in</strong>e erhöhte Anfälligkeit<br />
gegen-über Stress festgestellt.<br />
Offenbar steigt bei vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen<br />
Magnesium-Serumgehalten außerdem<br />
die Empfi ndlichkeit gegenüber<br />
Lärmstress73) . Umgekehrt weisen Personen,<br />
die dauerhaft Stress ausgesetzt<br />
s<strong>in</strong>d, vergleichsweise niedrige Magnesium-Serumgehalte<br />
auf74) . Der Bedarf<br />
ist dabei sowohl <strong>in</strong> physischen als auch<br />
psychischen Stresssituationen erhöht75) .<br />
Stresshormone wie Katecholam<strong>in</strong>e reduzieren<br />
die <strong>in</strong>trazelluläre Magnesiumkonzentration,<br />
was letztendlich zu e<strong>in</strong>em erhöhten<br />
renalen Verlust des M<strong>in</strong>eralstoffs<br />
führt76) . Studien haben beispielsweise gezeigt,<br />
dass e<strong>in</strong>e mehrstündige Lärmbelastung<br />
zu e<strong>in</strong>er erhöhten Magnesiumausscheidung<br />
mit dem Ur<strong>in</strong> führt87) . Aufgrund<br />
dieser Zusammenhänge wird Magnesium<br />
populärwissenschaftlich häufi g als „Anti-<br />
Stress-M<strong>in</strong>eral“ bezeichnet. Ob e<strong>in</strong>e Magnesium-Supplementierung<br />
auch bei normaler<br />
Versorgungslage zu e<strong>in</strong>er erhöhten<br />
Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress<br />
führt, ist nicht abschließend geklärt78) .<br />
» Forschung und Entwicklung<br />
Anschrift der<br />
Autoren<br />
Dr. Jan Philipp<br />
Schuchardt,<br />
Dr. Daniela Hahn<br />
und Prof. Dr.<br />
Andreas Hahn<br />
(hahn@nutrition.<br />
uni-hannover.de)<br />
31<br />
Leibniz Universität<br />
Hannover,<br />
Institut für Lebensmittelwissenschaft<br />
und Ökotrophologie,<br />
Abteilung Ernährungsphysiologie<br />
und Humanernährung,<br />
Am Kle<strong>in</strong>en Felde 30,<br />
D-30167 Hannover
31A Forschung und Entwicklung «<br />
Serie: Ernährungsphysiologische Bedeutung von M<strong>in</strong>eralstoffen<br />
Magnesium<br />
Dr. Jan Philipp Schuchardt, Dr. Daniela Hahn und Prof. Dr. Andreas Hahn #<br />
Leibniz Universität Hannover, Institut für Lebensmittelwissenschaft und Ökotrophologie,<br />
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Crossover Study<br />
Jensen GS et al.<br />
2008:56(18), 8326–8333<br />
Natural Product Chemistry Meets<br />
Genetics: When Is a Genotype a<br />
Chemotype?<br />
Desjard<strong>in</strong>s AE<br />
2008:56(17), 7587–7592<br />
New Phenolic Components and<br />
Chromatographic Profi les of<br />
Green and Fermented Teas<br />
L<strong>in</strong> LZ, Chen P, Harnly JM<br />
2008:56(17), 8130–8140<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
J Food Compos Anal<br />
A natural alternative to sulphur<br />
dioxide for red w<strong>in</strong>e production:<br />
Infl uence on colour, antioxidant<br />
activity and anthocyan<strong>in</strong> content<br />
Salaha MI et al.<br />
2008:21(8), 660–666<br />
Comparative analysis of nutritional<br />
composition between herbicide-tolerant<br />
rice with bar gene<br />
and its non-transgenic counterpart<br />
X<strong>in</strong> L et al.<br />
2008:21(7), 535–539<br />
Determ<strong>in</strong>ation of free am<strong>in</strong>o acids<br />
<strong>in</strong> beers: A comparison of<br />
Czech and foreign brands<br />
Kabelová I et al.<br />
2008:21(8), 736–741<br />
LWT – Food Sci Technol<br />
Antibacterial effects of American<br />
cranberry (Vacc<strong>in</strong>ium macrocarpon)<br />
concentrate on foodborne<br />
pathogens<br />
Wu VCH et al.<br />
2008:41(10), 1834–1841<br />
Ascorbic acid degradation k<strong>in</strong>etics<br />
<strong>in</strong> tomatoes at different dry<strong>in</strong>g<br />
conditions<br />
Marfi l PHM, Santos EM, Telis<br />
VRN<br />
2008:41(9), 1642–1647<br />
Optimization of the blanch<strong>in</strong>g<br />
process to reduce acrylamide <strong>in</strong><br />
fried potatoes<br />
Mestdagh F et al.<br />
2008:41(9), 1648–1654<br />
Risks and pitfalls of sensory data<br />
analysis for shelf life prediction:<br />
Data simulation applied to the<br />
case of coffee<br />
Guerra S et al.<br />
2008:41(10), 2070–2078<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Food Chemistry<br />
Antioxidant potential of s<strong>in</strong>glevariety<br />
red w<strong>in</strong>es aged <strong>in</strong> the<br />
barrel and <strong>in</strong> the bottle<br />
Rivero-Pérez MD et al.<br />
2008:111(4), 957–964<br />
Berry seed press residues and<br />
their valuable <strong>in</strong>gredients with<br />
special regard to black currant<br />
seed press residues<br />
Helbig D et al.<br />
2008:111(4), 1043–1049<br />
Chemical characterisation of nondefective<br />
and defective green<br />
arabica and robusta coffees by<br />
electrospray ionization-mass<br />
spectrometry (ESI-MS)<br />
Mendonça JCF et al.<br />
2008:11(2), 490–497<br />
Estimation of the percentage<br />
of transgenic Bt maize <strong>in</strong> maize<br />
fl our mixtures us<strong>in</strong>g perfusion<br />
and monolithic reversed-phase<br />
high-performance liquid chromatography<br />
and chemometric tools<br />
Rodríguez-Nogales JM et al.<br />
2008:11(2), 483–489<br />
Food of mar<strong>in</strong>e orig<strong>in</strong>: Between<br />
benefi ts and potential risks.<br />
Part I. Canned fi sh on the Polish<br />
market<br />
Usydus Z et al.<br />
2008:111(3), 556–563<br />
Heavy metal accumulation <strong>in</strong><br />
vegetables irrigated with water<br />
from different sources<br />
Arora M et al.<br />
2008:111(4), 811–815<br />
Food Chem Toxicol<br />
Cumulative risk assessment of<br />
the exposure to organophosphorus<br />
and carbamate <strong>in</strong>secticides <strong>in</strong><br />
the Dutch diet<br />
Boon PE et al.<br />
2008:46(9), 3090–3098<br />
» Internationale Literatur<br />
33<br />
Current and future methods for<br />
evaluat<strong>in</strong>g the allergenic potential<br />
of prote<strong>in</strong>s: International<br />
workshop report 23–25 October<br />
2007<br />
Karluss Thomas et al.<br />
2008:46(9), 3219–3225<br />
Exposure to diox<strong>in</strong>-like pollutants<br />
via different food commodities<br />
<strong>in</strong> Swedish children and young<br />
adults<br />
Bergkvist C et al.<br />
2008:46(11), 3360–3367<br />
M<strong>in</strong>erals and trace elements <strong>in</strong><br />
commercial <strong>in</strong>fant food<br />
Melø R et al.<br />
2008:46(10), 3339–3342<br />
Molecular profi les: A new tool<br />
to substantiate serum banks for<br />
evaluation of potential allergenicity<br />
of GMO<br />
Barber D, Rodríguez R, Salcedo G<br />
2008:46(10, Supp. 1), S35–S40<br />
Reduc<strong>in</strong>g added sugar <strong>in</strong>take<br />
<strong>in</strong> Norway by replac<strong>in</strong>g sugar<br />
sweetened beverages with<br />
beverages conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong>tense<br />
sweeteners – A risk benefi t<br />
assessment<br />
Husøy T et al.<br />
2008:46(9), 3099–3105<br />
Regulations for radioisotope content<br />
<strong>in</strong> food- and feedstuffs<br />
Varga B<br />
2008:46(11), 3448–3457<br />
Relevance of <strong>in</strong>tegrat<strong>in</strong>g agricultural<br />
practices <strong>in</strong> pesticide dietary<br />
<strong>in</strong>take <strong>in</strong>dicator<br />
Menard C et al.<br />
2008:46(10), 3240–3253
34<br />
Preisausschreibung «<br />
Josef Schormüller-Gedächtnisstiftung<br />
Anlässlich des <strong>Deutsche</strong>n Lebensmittelchemikertages<br />
im<br />
September 2009 vergibt die<br />
Josef Schormüller-Gedächtnisstiftung<br />
Stipendien bis zu e<strong>in</strong>er<br />
Höhe von 10.000 €. Ferner wird<br />
zu jedem Stipendium e<strong>in</strong>e Medaille<br />
zum Gedenken an Josef<br />
Schormüller verliehen.<br />
Zweck der Stiftung ist es, den<br />
wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
im Fachgebiet Lebensmittelchemie<br />
durch Fort- und Weiterbildung<br />
zu fördern.<br />
Junge Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />
und Wissenschaftler, die bis zum<br />
Ablauf der Bewerbungsfrist das<br />
40. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />
haben und die <strong>in</strong> Hochschulen,<br />
sonstigen Forschungs<strong>in</strong>stituten,<br />
der Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />
oder <strong>in</strong> amtlicher oder<br />
freiberufl icher Überwachung<br />
tätig s<strong>in</strong>d, können sich jederzeit<br />
um e<strong>in</strong> Stipendium bewerben<br />
bzw. hierfür vorgeschlagen werden.<br />
Das Ziel der Förderung ist die<br />
fachliche Weiterbildung junger<br />
Der kle<strong>in</strong>e Souci · Fachmann · Kraut<br />
Lebensmitteltabelle<br />
für die Praxis<br />
Hrsg. von der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Forschungsanstalt für<br />
Lebensmittelchemie,<br />
Garch<strong>in</strong>g bei München<br />
Bearbeitet von Dr. Friedrich<br />
Senser, Prof. Dr. Heimo Scherz<br />
und Dr. Eva Kirchhoff<br />
3., völlig neu bearbeitete<br />
und erweiterte Auflage.<br />
XIV, 491 Seiten. Format<br />
11,5 x 16,5 cm. Kunststoff flexibel.<br />
ISBN 978-3-8047-2037-4<br />
€ 22,– [D]<br />
Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft mbH<br />
Wissenschaftler<strong>in</strong>nen und Wissenschaftler<br />
z. B. durch e<strong>in</strong>en<br />
Forschungsaufenthalt an e<strong>in</strong>em<br />
renommierten <strong>in</strong>- oder ausländischen<br />
Forschungs- oder Überwachungs<strong>in</strong>stitut,<br />
wo eigene<br />
Kenntnisse vertieft und neue<br />
Techniken erlernt werden können.<br />
Empfängern von Fördermitteln<br />
können auch Aufl agen<br />
zur ziel- und zweckgebundenen<br />
Verwendung gemacht werden.<br />
Bewerbungsschluss für e<strong>in</strong>e Verleihung<br />
auf dem <strong>Deutsche</strong>n Lebensmittelchemikertag<br />
2009 ist<br />
der 1. Juni 2009.<br />
Die verliehenen Stipendien s<strong>in</strong>d<br />
von den Preisträgern spätestens<br />
12 Monate nach der Verleihung<br />
abzurufen. Sie können auch für<br />
Fahr- und Lebenshaltungskosten<br />
verwendet werden, wenn<br />
damit e<strong>in</strong> Aufenthalt an e<strong>in</strong>em<br />
bekannten Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />
fi nanziert werden soll. Die Abrechnung<br />
hat unter Vorlage der<br />
Belege sowie e<strong>in</strong>es wissenschaftlichen<br />
Abschlussberichtes<br />
zu erfolgen.<br />
Bewerbungen<br />
Bewerbungen für die Verleihung<br />
e<strong>in</strong>es Josef-Schormüller-Stipendiums<br />
s<strong>in</strong>d unter dem Kennwort<br />
Josef Schormüller-Gedächtnisstiftung<br />
an Prof. Dr. Re<strong>in</strong>er Wittkowski,<br />
Barkenhof 18, 14163 Berl<strong>in</strong><br />
unter Beifügung von Unterlagen<br />
über den bisherigen<br />
wissenschaftlichen Werdegang<br />
und Angaben, wofür das Stipendium<br />
verwendet werden soll, zu<br />
richten. Die Zuerkennung erfolgt<br />
nach Bewertung der bisherigen<br />
wissenschaftlichen Leistung<br />
durch den Stiftungsvorstand.<br />
Weitere Informationen<br />
fi nden sich unter [http://www.<br />
gdch.de/strukturen/fg/lm/preise/<br />
schor.htm].<br />
Stiftungsvorstand<br />
Der Vorstand der Stiftung setzt<br />
sich zusammen aus den Herren<br />
Professoren Wittkowski, Baltes<br />
und Henle, Herrn Dr. Fricke (als<br />
Vertreter der Industrie) sowie<br />
Herrn Direktor Wischnewski (als<br />
Vertreter e<strong>in</strong>er Bank).<br />
Die e<strong>in</strong>heitliche Systematik macht das Nachschlagen zur<br />
Freude: Zu (fast) jedem Lebensmittel f<strong>in</strong>den Sie Energiegehalt,<br />
Hauptbestandteile und wesentliche Inhaltsstoffe,<br />
gegliedert nach Lebensmittelfamilien, z.B.:<br />
• Milch und Milcherzeugnisse<br />
• Fette, Öle und Margar<strong>in</strong>e<br />
• Früchte, Obst<br />
• Getränke<br />
Welche Fette s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> welchem Öl? Welche Nahrungsmittel<br />
enthalten am meisten Magnesium? Darüber und über viele<br />
weitere wichtige Vergleiche <strong>in</strong>formieren verschiedene<br />
Vergleichstabellen.<br />
Birkenwaldstr. 44 · 70191 Stuttgart · Tel. 0711 2582 341 · Fax 0711 2582 390<br />
service@wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de · www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />
104. Jahrgang Nov/Dez 2008 Behr´s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982<br />
Angewandte Wissenschaft » Orig<strong>in</strong>alarbeiten exklusiv für Sie vorgestellt<br />
Risikoorientierte Probenplanung (RIOP) bei der Überwachung kosmetischer Mittel<br />
Zusammenfassung<br />
Da die amtliche Lebensmittel- und Kosmetiküberwachung grundsätzlich<br />
nur stichprobenartig das extrem breite Warenangebot überprüfen kann,<br />
ist es zw<strong>in</strong>gend notwendig und s<strong>in</strong>nvoll, die Probenplanung risikoorientiert<br />
zu gestalten. In diesem Beitrag wird e<strong>in</strong> Konzept vorgeschlagen, das<br />
drei Arten von Risiken berücksichtigt: betriebsbezogene Risiken, verbraucherbezogene<br />
Risiken und produktbezogene Risiken. Durch diesen<br />
modularen Aufbau auf drei Risiko-Säulen und e<strong>in</strong>er gewissen Flexibilität<br />
<strong>in</strong>nerhalb jeder dieser drei Risikobereiche kann das Konzept sehr gut<br />
an die Gegebenheiten der e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer bzgl. Kapazität, Firmenanzahl<br />
etc. angepasst werden und stellt somit nach Auffassung der<br />
Autoren e<strong>in</strong>e gute Grundlage für die Umsetzung e<strong>in</strong>er risikoorientierten<br />
Kosmetiküberwachung <strong>in</strong> Deutschland dar.<br />
Summary<br />
As the official food and cosmetic competent authorities can only exam<strong>in</strong>e<br />
the broad range of these consumer-products by spot checks, it<br />
is absolutely necessary to develop a risk evaluated sampl<strong>in</strong>g stategy.<br />
In this article a concept is proposed, which takes <strong>in</strong>to account three<br />
types of risks: manufacturer based risk, consumer based risk, product<br />
based risk. Because of its modular structure on three risk-columns and<br />
a certa<strong>in</strong> flexibility with<strong>in</strong> these three risk areas this concept can easily<br />
be adopted to the respective conditions of each competent authority<br />
regard<strong>in</strong>g capacity and number of producers. Therefore it seems to be<br />
a good basis for a risk orientated <strong>in</strong>-market-surveillance of cosmetic<br />
products.<br />
Cornelia Walther1# , Annemarie Burkhard2 , Juliane Daphi-Weber3 ,<br />
Jürgen Hild4 , Kar<strong>in</strong>a Ma<strong>in</strong>czyk-Lauterbach5 und Gerd Mildau6 ,<br />
Bernhard Schuster7 1 Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit,<br />
Veter<strong>in</strong>ärstraße 2, D-85764 Oberschleißheim<br />
2 Landesuntersuchungsamt Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Institut für Lebensmittelchemie<br />
und Arzneimittelprüfung, Emy-Roeder-Str. 1, D-55129 Ma<strong>in</strong>z<br />
3 Chemisches- und Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Ostwestfalen/Lippe,<br />
Oststraße 55, D-33604 Bielefeld<br />
4 Chemisches Untersuchungsamt Hagen, Pappelstraße 1, D-58099 Hagen<br />
5 Amt für Verbraucherschutz, He<strong>in</strong>rich-Ehrhardt-Str. 61,<br />
D-40200 Düsseldorf<br />
6 Chemisches und Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Karlsruhe, Weissenburger<br />
Straße 3, D-76187 Karlsruhe<br />
7 Chemisches und Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Freiburg, Bissierstraße 5,<br />
D-79114 Freiburg<br />
1 E<strong>in</strong>führung<br />
Für Lebensmittel schreibt die Verordnung EG/882/2004 1)<br />
vor, amtliche Kontrollen auf der Basis e<strong>in</strong>er Risikobewertung<br />
vorzunehmen. E<strong>in</strong>e vergleichbare verpflichtende Regelung<br />
für kosmetische Mittel existiert auf europäischer<br />
Ebene nicht.<br />
In der nationalen „Allgeme<strong>in</strong>en Verwaltungsvorschrift<br />
Rahmen-Überwachung“(AVV-RÜb) 2) wurde allerd<strong>in</strong>gs bezüglich<br />
der amtlichen Probenahme von <strong>Lebensmitteln</strong>, Bedarfsgegenständen,<br />
kosmetischen Mitteln und Tabak der<br />
Grundsatz aufgestellt, dass die Auswahl der amtlichen Proben<br />
risikoorientiert unter Berücksichtigung der landesspezifischen<br />
Produktions- und Gewerbestrukturen erfolgen<br />
soll (§10). In § 9 AVV-RÜb wird ferner ausgeführt, dass<br />
die Probenahme durch die zuständigen Behörden vorrangig<br />
bei Herstellern und Importeuren erfolgen sollte. Als hauptsächliche<br />
Überprüfungskriterien werden genannt:<br />
Mikrobiologie, Gehalte an Rückständen und Kontam<strong>in</strong>anten,<br />
Zusammensetzung, Herstellungsverfahren, Kennzeichnung<br />
und Aufmachung sowie das Vorhandense<strong>in</strong> gentechnisch<br />
veränderter Bestandteile.<br />
# Dr. Cornelia Walther, E-Mail: cornelia.walther@lgl.bayern.de
36<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
Damit wird deutlich, dass der deutsche Gesetzgeber den<br />
Begriff „Risiko“ sehr weit auslegt: er bezieht neben Gesundheitsrisiken<br />
auch die Risiken e<strong>in</strong>er wertgem<strong>in</strong>derten<br />
Zusammensetzung oder fehlerhaften Deklaration/Aufmachung<br />
e<strong>in</strong> und berücksichtigt somit neben dem Gesundheitsschutz<br />
auch den Täuschungsschutz.<br />
Wegen der EU-rechtlichen Verpflichtung zur Durchführung<br />
e<strong>in</strong>er risikoorientierten Überwachung des Verkehrs mit <strong>Lebensmitteln</strong><br />
wurden für diesen Bereich bereits verschiedene<br />
Konzepte entwickelt und publiziert. Die Kernpunkte der<br />
bisherigen Konzepte lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />
• Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe des Bundesverbandes der Lebensmittelchemiker/-<strong>in</strong>nen<br />
im öffentlichen Dienst (BLC)<br />
schlägt e<strong>in</strong> zweistufiges Modell 3) vor, welches sowohl auf<br />
das Produkt als auch auf den Hersteller bezogene Risikoaspekte<br />
berücksichtigt. Neben dem Gesundheitsschutz<br />
soll auch der Täuschungsschutz angemessen berücksichtigt<br />
werden. Die Beteiligung aller mit der Durchführung<br />
der Lebensmittelüberwachung befassten Stellen an der<br />
risikoorientierten Probenplanung wird als unerlässlich<br />
angesehen.<br />
• Das baden-württembergische Konzept 4) stellt das produktbezogene<br />
Risiko <strong>in</strong> den Vordergrund und basiert auf<br />
den drei Kriterien Gesundheitsrelevanz, Überwachungsrelevanz<br />
und Ernährungsrelevanz, die entsprechend ihrer<br />
Bedeutung gewichtet werden (Gesundheitsrelevanz am<br />
stärksten). Anhand dieser Kriterien erfolgt e<strong>in</strong>e Risikoabschätzung<br />
der Warenobergruppen, aus der sich der relative<br />
Anteil der e<strong>in</strong>zelnen Warengruppen am Probenkont<strong>in</strong>gent<br />
ergibt.<br />
• Das von Preuß vorgeschlagene Modell 5) ist primär betriebsorientiert.<br />
Da die Lebensmittelunternehmer nach<br />
der EG-Basis-VO (EG/178/2002) die primäre Verantwortung<br />
für die Lebensmittelsicherheit tragen, muss<br />
nach Auffassung von Preuß das Kontrollsystem auf dem<br />
Unternehmerrisiko aufgebaut se<strong>in</strong>, das durch Bewertung<br />
se<strong>in</strong>er Maßnahmen zur Qualitätssicherung sowie se<strong>in</strong>er<br />
früheren Rechtsverstöße ermittelt werden kann.<br />
• In Ostwestfalen-Lippe wurde e<strong>in</strong> Konzept entwickelt 6) ,<br />
<strong>in</strong> dem der Schwerpunkt der risikoorientiert zu entnehmenden<br />
Proben auf Hersteller und Importeure gelegt<br />
wurde. Die Probenzahlen sollen mit Hilfe e<strong>in</strong>er Formel<br />
– unter Berücksichtigung von betriebs- und produktspezifischen<br />
Faktoren – ermittelt werden. Groß- und E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe<br />
sowie Gastronomiee<strong>in</strong>richtungen<br />
werden mit Probenpauschalen belegt, die aus Erfahrungswerten<br />
abzuleiten s<strong>in</strong>d und am Produktrisiko und<br />
der Geschäftsgröße orientiert s<strong>in</strong>d.<br />
Auf diese Weise können mit größerer Effizienz die stärker<br />
risikobehafteten Produkte am Markt herausgefiltert werden.<br />
Da für den Kosmetikbereich noch ke<strong>in</strong>erlei publizierte<br />
Konzepte vorliegen, wurde von den Sachverständigen mehrerer<br />
Bundesländer das nachstehende geme<strong>in</strong>same Konzept<br />
zur risikoorientierten Probenplanung im Bereich Kosmetiküberwachung<br />
entwickelt.<br />
2 Grundpr<strong>in</strong>zip „Drei-Säulen-Modell“<br />
Aus allen vorgenannten Publikationen wird sehr deutlich,<br />
dass e<strong>in</strong>e Risikoanalyse e<strong>in</strong> multifaktorielles Geschehen ist,<br />
<strong>in</strong> das e<strong>in</strong>e Vielzahl an E<strong>in</strong>zelkriterien e<strong>in</strong>fließt. Werden alle<br />
Faktoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Formel zusammengeführt, um<br />
daraus die risikoorientierten Probenzahlen für die verschiedenen<br />
Warengruppen festzulegen, besteht die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />
gewissen Nivellierung: Warengruppen, die sehr häufig und<br />
<strong>in</strong> großer Menge verzehrt bzw. im Falle von kosmetischen<br />
Mitteln angewendet werden, jedoch erfahrungsgemäß wenig<br />
mit gesundheitlichen Risiken verbunden s<strong>in</strong>d, werden<br />
<strong>in</strong> gleichem Umfang beprobt wie Produktgruppen mit ger<strong>in</strong>ger<br />
Anwendungsmenge/Marktrelevanz, aber möglichem<br />
hohen Risiko. So schwanken beispielsweise die prozentualen<br />
Probenanteile der verschiedenen Lebensmittelgruppen<br />
im Konzept 4) lediglich zwischen 1,6 % (We<strong>in</strong>erzeugnisse,<br />
we<strong>in</strong>ähnliche Getränke) bis 4,8 % (Fertiggerichte, Fe<strong>in</strong>kostsalate).<br />
E<strong>in</strong>e analoge Anwendung dieses Konzeptes auf<br />
kosmetische Mittel würde beispielsweise dazu führen, dass<br />
Zahnbleichmittel ebenso stark beprobt würden wie Hautpflegemittel.<br />
Dies ist jedoch nicht s<strong>in</strong>nvoll, da sich das Warenangebot<br />
<strong>in</strong> der Warengruppe Hautpflegemittel alljährlich<br />
stark verändert, d. h. viele Produkt<strong>in</strong>novationen auf<br />
den Markt kommen und e<strong>in</strong>e große Vielfalt der Produkte<br />
und verwendeten Wirkstoffe besteht, während die Warengruppe<br />
Zahnbleichmittel nur gelegentlich Neuerungen erfährt<br />
und danach jahrelang unverändert auf dem Markt<br />
ist.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist es bei diesem Verfahren sehr schwierig,<br />
die Betriebsrisikofaktoren zu berücksichtigen, <strong>in</strong>sbesondere<br />
da große Kosmetikbetriebe Produkte aus unterschiedlichen<br />
Warengruppen herstellen. E<strong>in</strong>e ausschließliche Fokussierung<br />
auf das Betriebsrisiko wie <strong>in</strong> Ref. 5) vorgeschlagen ersche<strong>in</strong>t<br />
zu eng gefasst und lässt e<strong>in</strong>ige verbraucherschutzrelevante<br />
Aspekte unberücksichtigt.<br />
Um den vielfältigen, teils gegenläufigen Risikofaktoren angemessen<br />
Rechnung zu tragen, sollen diese <strong>in</strong> drei getrennten<br />
Säulen erfasst werden.<br />
Säule 1: Betriebsbezogene Risiken<br />
Erfasst werden Risiken, die alle<strong>in</strong> von betrieblichen Besonderheiten<br />
abhängen (z. B. produktions<strong>in</strong>terne Kontam<strong>in</strong>ationsprozesse,<br />
Qualität der Produktunterlagen gemäß § 5b<br />
KosmetikV bei Importeuren). Grundlage ist die Risikobewertung<br />
der Betriebe durch die zuständigen Behörden <strong>in</strong><br />
Kooperation mit den Sachverständigen der Untersuchungsämter.<br />
Aus dieser Bewertung ergibt sich die Kontrollfrequenz<br />
und <strong>in</strong> Konsequenz die Entnahme von Proben <strong>in</strong> den<br />
als unterschiedlich kritisch e<strong>in</strong>gestuften Betrieben. Beprobt<br />
werden hier die Hersteller und Importeure.<br />
Säule 2: Verbraucherbezogene Risiken<br />
Diese Säule der Beprobung dient der Berücksichtigung<br />
e<strong>in</strong>es möglichen Risikos <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Exposition<br />
(Anwendungsmenge und -häufigkeit) der Verbraucher<br />
gegenüber dem jeweiligen kosmetischen Mittel. Auch der<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Produktvielfalt/Innovationshäufigkeit <strong>in</strong>nerhalb der Warengruppen<br />
wird hierbei Rechnung getragen. Insgesamt hat<br />
diese Säule e<strong>in</strong>e Monitor<strong>in</strong>gfunktion, da sie erfassen soll,<br />
ob und welchen Risiken der durchschnittliche Verbraucher<br />
durch die Benutzung der auf dem Markt bef<strong>in</strong>dlichen kosmetischen<br />
Mittel ausgesetzt ist. Neben gesundheitlichen<br />
Risiken sollen hier <strong>in</strong>sbesondere auch Täuschungsrisiken<br />
erkannt werden. Auch neue Trends und Entwicklungen auf<br />
dem Markt sollen zeitnah aufgespürt werden. Um das vielfältige<br />
Marktangebot kosmetischer Mittel repräsentativ zu<br />
überprüfen, sollen die Proben für diese Säule bevorzugt im<br />
Groß- und E<strong>in</strong>zelhandel, aber auch bei gewerblichen Anwendern<br />
(Friseure, Kosmetikstudios) entnommen werden.<br />
Säule 3: Produktbezogene Risiken<br />
Produktbezogene Risiken, also Risiken, die typischerweise<br />
bei e<strong>in</strong>em Produkt oder e<strong>in</strong>er Produktgruppe weitestgehend<br />
unabhängig vom Herstellerbetrieb auftreten, werden <strong>in</strong><br />
diesem Teilprogramm behandelt. Hier werden konkrete<br />
Fragestellungen bearbeitet, die von den Sachverständigen<br />
als potentielles Risiko erkannt wurden, d. h. <strong>in</strong> der Regel<br />
bestimmte Stoff/Produktkomb<strong>in</strong>ationen (z. B. Hydroch<strong>in</strong>on<br />
<strong>in</strong> Bleichcremes, Nitrosam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Mascara, Schwermetalle<br />
<strong>in</strong> Puder). Nach Abschluss des Projektes kann das<br />
Ausmaß des Risikos anhand der Erkenntnisse über die<br />
Häufigkeit des Auftretens und der Schwere der Folgen abgeschätzt<br />
werden. Daraus ergibt sich, ob e<strong>in</strong>e weitere <strong>in</strong>tensive<br />
Beprobung und/oder andere Maßnahmen erforderlich<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Primär ist dieses Teilprogramm auf gesundheitliche Risiken<br />
ausgerichtet, aber auch Täuschungsrisiken (z. B. Auslobung<br />
wertgebender Bestandteile wie Kamille, Aloe Vera<br />
etc.) können hier gezielt untersucht werden. Risiken bzgl.<br />
Gesundheitsschutz bzw. Täuschungsschutz, die bei der<br />
Marktüberwachung im Rahmen der zweiten Säule (verbraucherbezogene<br />
Risiken) aufgefallen s<strong>in</strong>d, können hier<br />
e<strong>in</strong>er vertieften schwerpunktmäßigen Überprüfung unterzogen<br />
werden. In diese Rubrik fallen <strong>in</strong> der Regel auch die<br />
im Rahmen des bundesweiten Überwachungsprogramms<br />
(BÜp) festgelegten Untersuchungsschwerpunkte, die sich<br />
auf bestimmte Stoff/Produktkomb<strong>in</strong>ationen beziehen. Die<br />
Probenahme kann auf allen Ebenen (Groß- und E<strong>in</strong>zelhandel,<br />
Hersteller, Importeure, gewerbliche Anwender) stattf<strong>in</strong>den.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Säulen der Probenplanung werden im Folgenden<br />
detailliert beschrieben:<br />
2.1 Betriebsbezogene Risiken<br />
Kernelement dieser Säule ist die Risikobewertung des Betriebes.<br />
Die allgeme<strong>in</strong>en Kriterien für die Risikobeurteilung<br />
der Betriebe umfassen – <strong>in</strong> Anlehnung an die AVV-RÜb –<br />
folgende Hauptmerkmale:<br />
• Betriebsarten (Hauptmerkmal I)<br />
Anders als bei Lebensmittelbetrieben hat die Betriebsart<br />
(s. letzter Absatz) ke<strong>in</strong>en allzu großen E<strong>in</strong>fluss auf das<br />
Risiko und damit auf die Anzahl der im Rahmen der risikoorientierten<br />
Probennahme zu entnehmenden Proben.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
37<br />
Die Risiken, die die Probenzahlen bee<strong>in</strong>flussen sollten,<br />
werden durch die Kriterien der Hauptmerkmale II–IV<br />
erfasst.<br />
• Verlässlichkeit des Unternehmers (Hauptmerkmal II)<br />
Allgeme<strong>in</strong>es Unternehmerverhalten (rechtskonformes<br />
Verhalten bzw. Häufigkeit und Schwere von gesundheits-<br />
bzw. täuschungsrelevanten Rechtsverstößen, Maßnahmen<br />
zur Qualitätssicherung)<br />
Rückverfolgbarkeit,<br />
Mitarbeiterschulung<br />
• Betriebliches Eigenkontrollsystem (Hauptmerkmal III)<br />
Qualität der Sicherheitsbewertungen und der übrigen<br />
Produktunterlagen gem. § 5b KosmetikV,<br />
Eigenkontrollen/-untersuchungen im Rahmen von GMP,<br />
Erkenntnisse aus Betriebs<strong>in</strong>spektionen<br />
• Hygienemanagement (Hauptmerkmal IV):<br />
Bauliche Beschaffenheit (Instandhaltung),<br />
Re<strong>in</strong>igung und Des<strong>in</strong>fektion/Produktionshygiene,<br />
Personalhygiene<br />
Als Basis zur Ableitung e<strong>in</strong>er risikoorientierten Probenzahl<br />
werden daher für den Faktor der Betriebse<strong>in</strong>stufung nur<br />
die Hauptmerkmale II bis IV herangezogen, die für Hersteller<br />
bzw. Importeure kosmetischer Mittel angepasst werden<br />
müssen. Über die E<strong>in</strong>zelheiten dieserAnpassung, die<br />
Aufgliederung <strong>in</strong> weitere essentielle Teilaspekte und das<br />
Punktebewertungssystem soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Veröffentlichung<br />
über die Betriebsrisikoe<strong>in</strong>stufung berichtet werden, da es<br />
den Rahmen des vorliegenden Artikels sprengen würde.<br />
Die Ableitung der Probenzahl im Rahmen des vorgesehenen<br />
Kont<strong>in</strong>gents für die Säule „betriebsbezogenes Risiko“ erfolgt<br />
nach Ansicht der Autoren variabel aus der o. g. Bewertung<br />
der Betriebe ggf. unter E<strong>in</strong>beziehung von Produktrisiko,<br />
Produktvielfalt und Produktionsmenge. Zur Berechnung<br />
von konkreten Probenzahlen kann man sich aber auch am<br />
Modell OWL 6) für Lebensmittelbetriebe orientieren.<br />
E<strong>in</strong>bezogene Betriebsarten:<br />
Erfasst werden sollen hier sowohl Kosmetikproduzenten<br />
als auch Importeure von Kosmetikprodukten aus Drittländern.<br />
Die Bandbreite der Produzenten ist groß; hierzu zählen:<br />
Selbsthersteller (<strong>in</strong>dustrieller Hersteller oder kle<strong>in</strong>gewerblicher<br />
Hersteller mit Abgabe von Eigenprodukten an Endverbraucher,<br />
z. B. Apotheker, Kosmetikstudios, Seifenhersteller…),<br />
Lohnhersteller sowie Lohnabfüller von Bulkware,<br />
wobei die beiden letztgenannten nicht zw<strong>in</strong>gend über<br />
Sicherheitsbewertungen verfügen müssen.<br />
2.2 Verbraucherbezogene Risiken<br />
Diese Säule der Beprobung zeichnet sich durch relativ große<br />
Konstanz aus, da die bestimmenden Faktoren i. a. gleichbleibend<br />
s<strong>in</strong>d. In die Bewertung der verbraucherbezogenen<br />
Risiken gehen die vier Faktoren Anwendungsmenge, Anwendungshäufigkeit,<br />
Produktvielfalt und Täuschungsrisiko<br />
e<strong>in</strong>. Alle vier Faktoren werden jeweils mit Gewichtungsfaktoren<br />
versehen, die sich folgendermaßen ergeben:
38<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
• Tägliche Anwendungsmenge AM: Sie ergibt sich aus den<br />
Notes of Guidance des SCCP 7) unter Berücksichtigung<br />
des Retentionsfaktors. Im Falle fehlender Angaben zu<br />
bestimmten Warengruppen <strong>in</strong> Ref. 7) wurden die Anwendungsmengen<br />
aus dem Erfahrungsschatz der Autoren<br />
abgeschätzt. Der Retentionsfaktor trägt der Tatsache<br />
Rechnung, dass Produkte, die abgespült oder verdünnt<br />
werden (z. B. Shampoos, Duschbäder, Badezusätze) nur<br />
zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Anteil (ca. 10 %) mit der Haut <strong>in</strong><br />
Berührung kommen. Die Gewichtung der Anwendungsmenge<br />
erfolgt nach folgendem Schema:<br />
AM (tägliche Anwendungsmenge × Retentionsfaktor)<br />
> 1 g od. hohe Menge/kg Körpergewicht<br />
(Babyprodukte)<br />
Gewichtungspunkte<br />
5<br />
0,1 bis 1 g 3<br />
< 0,1 g oder ke<strong>in</strong>e Berechnung möglich<br />
(Haarfarben, Dauerwelle)<br />
1<br />
• Anwendungshäufigkeit (AH): Sie wird ebenfalls aus<br />
Ref. 7) entnommen, sofern vorhanden. Ansonsten erfolgt<br />
die E<strong>in</strong>stufung nach Expertenme<strong>in</strong>ung nach folgendem<br />
Gewichtungsschema:<br />
AH (Anwendungshäufigkeit) Gewichtungspunkte<br />
mehrmals täglich 5<br />
1 × täglich 4<br />
1 ×/mehrmals pro Woche 3<br />
1 × monatlich/saisonal/Kuranwendung 2<br />
seltener 1<br />
• Produktvielfalt (PV): Die Produktvielfalt sowie die Zahl<br />
der jährlichen Neuentwicklungen wurden gemäß dem<br />
Erfahrungsschatz der Autoren nach folgendem grobem<br />
Raster gewichtet:<br />
PV (Produktvielfalt) Gewichtungspunkte<br />
Sehr große Vielfalt, zahlreiche Neuentwicklungen,<br />
jährliche Wechsel<br />
5<br />
Mittlere Vielfalt 3<br />
Ger<strong>in</strong>ge Vielfalt 1<br />
• Täuschungsrisiko (TR): Aus der Überwachungspraxis<br />
wurde von den Autoren abgeschätzt, ob und <strong>in</strong> welchem<br />
Maß <strong>in</strong> der jeweiligen Produktgruppe e<strong>in</strong>e Täuschungsgefahr<br />
besteht oder Abgrenzungsprobleme (<strong>in</strong>sbesondere<br />
zu Arzneimitteln) bestehen:<br />
TR (Täuschungsrisiko) Gewichtungspunkte<br />
Hohes Risiko 3<br />
Mittleres Risiko 2<br />
Ger<strong>in</strong>ges Risiko 1<br />
Der nationale Warencode 8) unterscheidet im Bereich kosmetische<br />
Mittel 167 e<strong>in</strong>zelne Warengruppen. Um e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />
und überschaubare Bewertung der oben genannten<br />
Faktoren zu erzielen, haben die Autoren die E<strong>in</strong>zelwarengruppen<br />
zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Anzahl von charakteristischen<br />
Warenklassen (24) zusammengefasst.<br />
Zur Ermittlung des verbraucherbezogenen Risikos wurden<br />
die für jede Warenklasse ermittelten vorgenannten vier<br />
Faktoren multiplikativ verrechnet und daraus die prozentuale<br />
Probenverteilung abgeleitet wie Tabelle 1 (s. u. dlronl<strong>in</strong>e.de<br />
→ <strong>DLR</strong> Spezial) zeigt.<br />
Etwas problematisch <strong>in</strong> der Umsetzung ist die Beprobung<br />
der kle<strong>in</strong>en Probenkont<strong>in</strong>gente (< 1 %), da sich derartig<br />
ger<strong>in</strong>ge Probenzahlen im Labor nicht effizient bearbeiten<br />
lassen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn das (an der E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />
orientierte) Gesamtprobenkont<strong>in</strong>gent des<br />
Überwachungsbereiches relativ ger<strong>in</strong>g ist. Bei e<strong>in</strong>igen Produktgruppen<br />
werden zudem über viele Jahre ke<strong>in</strong>e Produktänderungen<br />
vorgenommen werden und auch die rechtliche<br />
Situation bleibt unverändert. In diesen Fällen ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
jährlich wiederkehrende Beprobung dieser Gruppen unter<br />
dem Risikoaspekt nicht erforderlich. Um dieser Problematik<br />
zu begegnen, schlagen die Autoren vor, dass die Probenkont<strong>in</strong>gente<br />
für die obigen 24 Warenklassen entsprechend den<br />
existierenden 9 Warencode-Obergruppen (8410 Hautre<strong>in</strong>igung,<br />
8411 Hautpflege etc., s. Ref. 8) ) zusammengefasst werden<br />
wie <strong>in</strong> Tabelle 2 (s. u. dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong> Spezial)<br />
dargestellt. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass bei der<br />
Probenverteilung <strong>in</strong>nerhalb der Warengruppen den aktuellen<br />
Entwicklungen Rechnung getragen werden kann bzw.<br />
e<strong>in</strong>e turnusmäßige Beprobung der Warenklassen mit sehr<br />
kle<strong>in</strong>en Probenkont<strong>in</strong>genten gemäß Tabelle 2 <strong>in</strong> mehrjährigem<br />
Rhythmus erfolgen kann.<br />
2.3 Produktbezogene Risiken<br />
Diese Säule der Beprobungsstrategie muss ebenso wie die<br />
betriebsrisikoorientierte Säule e<strong>in</strong>e große Flexibilität besitzen,<br />
um auf Änderungen wie z. B. neu entdeckte oder vermutete<br />
Risiken reagieren zu können.<br />
Um e<strong>in</strong>en Anhaltspunkt zu bekommen, welche Produktarten<br />
nach derzeitigem Stand am kritischsten ersche<strong>in</strong>en,<br />
werden die 24 charakteristischen Warenklassen nach folgenden<br />
Kriterien bewertet:<br />
• Gesundheitsrelevante Stoffe:<br />
Verbotene Stoffe der Anlage 1 Kosmetik-Verordnung, die<br />
auch die als cancerogen, mutagen und reproduktionstoxisch<br />
e<strong>in</strong>gestuften Stoffe be<strong>in</strong>haltet; nicht zugelassene<br />
Stoffe der übrigen Anlagen (spezielle Wirkstoffe, Konservierungsstoffe,<br />
Farbstoffe, UV-Filter), Höchstmengenüberschreitungen,<br />
gesundheitlich nicht oder ungenügend<br />
bewertete Stoffe, allergene Stoffe<br />
• Mikrobiologische Risiken<br />
• Produktspezifisches Risiko: sensibler Anwendungsbereich<br />
(Baby, Schleimhaut, Auge, Intimbereich, Tätowiermittel),<br />
Produkte mit Schutzwirkung oder solche, die<br />
e<strong>in</strong>e gesundheitsrelevante Kennzeichnung bzw. Warnh<strong>in</strong>weise<br />
erfordern.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Tab. 1 Bewertung von Warenklassen kosmetischer Mittel h<strong>in</strong>sichtlich ihres verbraucherbezogenen Risikopotentials<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
Warenklasse (AM) (AH) (PV) (TR) VR Probenanteil (%)<br />
1. Hautre<strong>in</strong>igungsmittel außer Produkte für Babys, Intimbereich, Augenbereich<br />
(Seife, Handwaschpaste, Duschbad, Schaumbad, Ölbad, Badesalz,<br />
Rasierschaum, Re<strong>in</strong>igungslotion)<br />
3 5 5 2 150 9,6<br />
2. Hautre<strong>in</strong>igungsmittel für Babys (Babybad, -seife) 3 4 1 2 24 1,5<br />
3. Hautre<strong>in</strong>igungsmittel für Intimbereich 3 4 1 1 12 0,8<br />
4. Re<strong>in</strong>igungsmittel für Augenbereich 3 4 1 1 12 0,8<br />
5. Hautpflegemittel außer Produkte zur Anwendung im Augenbereich, für<br />
Babys, für unre<strong>in</strong>e Haut, für gereizte Haut (Körper/Gesichts/Handlotion,<br />
-creme, -gel, -öl, -puder, Fußpflege, Massageöl, Massagegel, Peel<strong>in</strong>gpräparat)<br />
5 4 5 3 300 19,2<br />
6. Babypflegeprodukte (Babycreme, -lotion, -öl, -puder) 5 4 1 3 60 3,8<br />
7. Pflegeprodukte für Augenbereich (Augencreme, -lotion, - gel, -öl) 3 4 1 3 36 2,3<br />
8. Pflegeprodukte für unre<strong>in</strong>e Haut, gereizte Haut (Peel<strong>in</strong>g, Creme, Lotion) 5 4 1 3 60 3,8<br />
9. Dekorative Kosmetik außer Augenkosmetik, Sonnenschutz, Lippenkosmetik<br />
(Make-up, Rouge, Schm<strong>in</strong>ke)<br />
1 4 5 1 20 1,3<br />
10. Dekorative Augenkosmetik (Augen-Make-up, Mascara, Lidstrich, Lidschatten) 1 4 5 1 20 1,3<br />
11. Sonnenschutzmittel (Haut, Lippen), After-Sun-Produkte 5 3 5 3 225 14,4<br />
12. Hautbleichmittel, Hautbräunungsmittel 5 2 1 2 20 1,3<br />
13. Haarre<strong>in</strong>igungs- und -pflegemittel außer Produkte für Babys (Shampoo,<br />
Haarwasser, -öl, -kur, -gel, -spray)<br />
5 3 5 2 150 9,6<br />
14. Dauerwellmittel, Entkräuselungsmittel 5 1 1 1 5 0,3<br />
15. Haarfärbemittel (Permanent-, Tönungsfarbe,Bleichmittel, Augenbrauen-,<br />
Wimpernfarbe)<br />
5 2 3 1 30 1,9<br />
16. Haarentfernungsmittel (Epilatorien, Depilatorien) 5 2 1 2 20 1,3<br />
17. Lippenkosmetik 1 4 5 1 20 1,3<br />
18. Nagelkosmetik außer Nail-Design (Nagellack, Nagellackentferner, Nagelhärter,<br />
Nagelpflege)<br />
3 3 5 2 90 5,8<br />
19. Nail-Design 3 2 1 1 6 0,4<br />
20. Zahn-, Mundpflege außer Zahnbleichmittel (Zahncreme, K<strong>in</strong>derzahncreme,<br />
Zahnweißer, Mundwasser, Pflegekaugummi)<br />
5 5 3 2 150 9,6<br />
21. Zahnbleichmittel 5 1 1 1 5 0,3<br />
22. Düfte, After Shave, Preshave (Parfum, Eau de Parfum, Eau de Toilette, Eau de<br />
Cologne, Erfrischungstücher)<br />
3 5 5 1 75 4,8<br />
23. Deos, Antitranspirantien (Deospray, Deostift, Deoroller, Puder) 3 4 3 2 72 4,6<br />
24. Tattoofarben, Permanent-Make-up 1 1 1 1 1 0,1<br />
Summe 1563 100<br />
AM: Tägliche Anwendungsmenge; AH: Anwendungshäufigkeit; PV: Produktvielfalt; TR: Täuschungsrisiko; VR: Verbraucherrisiko = AM x AH x PV x TR<br />
Tab. 2 Aufteilung des Probenkont<strong>in</strong>gents bezüglich des verbraucherbezogenen Risikopotentials<br />
Waren-Obergruppen ZEBS-Warencode8) Probenanteil (%)<br />
Hautre<strong>in</strong>igungsmittel (s. Nr.1–4 aus Tab. 1) 841010-841052 12,7 %<br />
Hautpflegemittel (s. Nr. 5–8 aus Tab. 1) 841110-841193 29,1 %<br />
Dekorative Kosmetik (s. Nr. 9,10,12 aus Tab. 1) 841210-841262 5,2 %<br />
Sonnenschutz und -pflege (s. Nr.11 Tab. 1) 841271 und 841282 14,4 %<br />
Mittel zu Haarbehandlung (s. Nr. 13–16 aus Tab. 1) 841311-841372 13,1 %<br />
Nagelkosmetik (s. Nr. 18–19 aus Tab. 1) 841410-841417 6,2 %<br />
Mund/Zähne(s. Nr. 20, 21 aus Tab. 1) 841510- 841519 9,9 %<br />
Parfüm/Deo (s. Nr. 22,23 aus Tab. 1) 841610-841640 9,4 %<br />
Sonstiges: Tätowierfarben, Permanent-Make-up 0,1 %<br />
38A
Die Warenklassen werden h<strong>in</strong>sichtlich der obigen Kriterien<br />
nach folgendem Schema bewertet:<br />
• weniger wichtig/zutreffend: 1 Punkt<br />
• wichtig/zutreffend: 3 Punkte<br />
• sehr wichtig /zutreffend: 5 Punkte<br />
Nach heutigem Kenntnisstand ergibt sich nach Auffassung<br />
der Autoren daraus die <strong>in</strong> Tabelle 3 dargestellte E<strong>in</strong>ordnung.<br />
Es lassen sich somit 3 Risikoklassen unterscheiden, die <strong>in</strong><br />
Tabelle 3 als 3 Blöcke dargestellt s<strong>in</strong>d. Nach derzeitigem<br />
Kenntnisstand kristallisieren sich 6 Warenklassen (Babypflege,<br />
Augenpflege, Sonnenschutzmittel, Hautbleichmittel,<br />
Dekorative Augenkosmetik sowie Tätowiermittel)<br />
Tab. 3 Produktbezogene Risikobewertung<br />
Warenklassen Gesundheitl.<br />
Risikostoffe<br />
Risikoklasse 1<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
39<br />
heraus, die zur höchsten Risikoklasse 3 gehören und e<strong>in</strong>er<br />
verschärften Beprobung und Überwachung bedürfen.<br />
Zu diesem Zweck werden <strong>in</strong>nerhalb dieser Säule der Probenplanung<br />
ganz konkrete Schwerpunktprojekte def<strong>in</strong>iert,<br />
<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e oder mehrere der kritischen Produktkategorien<br />
mit def<strong>in</strong>ierten Untersuchungszielen <strong>in</strong> größerer Probenanzahl<br />
untersucht werden: z. B. Hautbleichmittel auf<br />
den verbotenen Stoff Hydroch<strong>in</strong>on, Tätowiermittel h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer mikrobiologischen Belastung. Auch die BÜp-<br />
Programme s<strong>in</strong>d Bestandteil dieser risikoorientierten Säule<br />
der Beprobung, da es auch hier <strong>in</strong> der Regel um bestimmte<br />
Risikostoff/Produktkomb<strong>in</strong>ationen geht. Anzahl und Umfang<br />
dieser Schwerpunktprogramme richten sich nach den<br />
jeweiligen Kapazitäten der amtlichen Laboratorien.<br />
Mikrobiol.<br />
Risiken<br />
Produktspez.<br />
Risiken<br />
Haarpflegemittel (Haarwasser, -öl, -kur, -gel, -spray) 3 1 1 5<br />
Hautre<strong>in</strong>igungsmittel außer Produkte für Babys, Intimbereich, Augenbereich (Seife, Handwaschpaste,<br />
Duschbad, Schaumbad, Ölbad, Badesalz, Rasierschaum, Re<strong>in</strong>igungslotion)<br />
1 5 1 7<br />
Haarre<strong>in</strong>igungsmittel 1 5 1 7<br />
Dekorative Kosmetik außer Augen, Lippen und Nagel<br />
(Make-up, Rouge, Schm<strong>in</strong>ke)<br />
5 1 1 7<br />
Lippenkosmetik außer Sonnenschutz 3 1 3 7<br />
Nagelkosmetik außer Nail-Design (Nagellack, Nagellackentferner, Nagelhärter, Nagelpflege)<br />
3 1 3 7<br />
Düfte, After Shave, Preshave (Parfum, Eau de Parfum,<br />
Eau de Toilette, Eau de Cologne, Erfrischungstücher)<br />
5 1 1 7<br />
Deos, Antitranspirantien (Deospray, -stift, -roller, Puder)<br />
Risikoklasse 2<br />
3 1 3 7<br />
Dauerwellmittel, Entkräuselungsmittel 3 1 5 9<br />
Haarfärbemittel (Permanent-, Tönungsfarbe, Bleichmittel, Augenbrauen-, Wimpernfarbe) 3 1 5 9<br />
Zahn-, Mundpflege außer Zahnbleichmittel<br />
(Zahncreme, K<strong>in</strong>derzahncreme, Zahnweißer, Mundwasser, Zahnpflegekaugummi)<br />
3 1 5 9<br />
Hautre<strong>in</strong>igungsmittel für Babys (Babybad, -seife) 1 3 5 9<br />
Re<strong>in</strong>igungsmittel f. Intimbereich 1 3 5 9<br />
Re<strong>in</strong>igungsmittel f. Augenbereich 1 3 5 9<br />
Haarentfernung (Epilatorien, Depilatorien) 3 1 5 9<br />
Hautpflegemittel außer Anwendung im Augenbereich, Babyprodukte, für unre<strong>in</strong>e Haut,<br />
für gereizte Haut (Körper/Gesichts/Handlotion, -creme, -gel, -öl, -puder, Fußpflege,<br />
Massageöl, Massagegel, Peel<strong>in</strong>gpräparat)<br />
3 5 3 11<br />
Zahnbleichmittel 5 1 5 11<br />
Nail-Design<br />
Risikoklasse 3<br />
5 1 5 11<br />
Babypflegeprodukte (Babycreme, -lotion, -öl, -puder 3 5 5 13<br />
Pflegeprodukte f. Augenbereich (Augencreme, -lotion, -gel, -öl) 3 5 5 13<br />
Sonnenschutzmittel <strong>in</strong>cl. Produkte für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der 5 3 5 13<br />
Hautbleichmittel, Hautbräunungsmittel 5 3 5 13<br />
Dekorative Augenkosmetik (Augen-Make-up, Mascara, Lidstrich, Lidschatten) 5 3 5 13<br />
Tattoofarben, Permanent-Make-up 5 5 5 15<br />
∑
40<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
Nach Abschluss der jeweiligen Schwerpunktprogramme<br />
wird anhand der ermittelten Daten zu Häufigkeit und<br />
Schwere das bestehende Risiko bewertet.<br />
Ergibt sich hierbei e<strong>in</strong> hohes Risiko, wird dieser Schwerpunkt<br />
im folgenden Probenplan erneut beprobt und ggf.<br />
weitere Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Im Falle e<strong>in</strong>es niedrigen Risikos, d. h. wenn sich die<br />
Vermutungen/Indizien, dass hier e<strong>in</strong>e risikobehaftete Konstellation<br />
häufig e<strong>in</strong>tritt, nicht bestätigt haben, wird im<br />
kommenden Probenplan e<strong>in</strong>e andere „verdächtige“ Produkt/Stoff-Komb<strong>in</strong>ation<br />
schwerpunktmäßig untersucht.<br />
In regelmäßigen Abständen ist auch die <strong>in</strong> Tabelle 3 vorgenommene<br />
Bewertung der 24 Warenklassen bezüglich ihres<br />
Risikopotentials zu überprüfen und ggf. anzupassen, um neu<br />
auftretenden Gefahrenphänomenen Rechnung zu tragen.<br />
3 Aufteilung des Planprobenkont<strong>in</strong>gents<br />
Da alle drei Säulen gleichbedeutend für den Verbraucherschutz<br />
s<strong>in</strong>d, sieht dieses Modell e<strong>in</strong>e gleichmäßige Aufteilung<br />
des Probenkont<strong>in</strong>gents auf die drei Säulen vor, wie<br />
Abbildung 1 zeigt. Das System zeigt <strong>in</strong>nerhalb der Säulen<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Flexibilität, da zwar die Gesamtprobenzahl je<br />
„Säule“ feststeht, die Aufteilung <strong>in</strong>nerhalb der Säulen jedoch<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Variabilität ermöglicht: z. B. kann <strong>in</strong> der<br />
Säule „Betriebsbezogenes Risiko“ e<strong>in</strong>e Überprüfung neu<br />
h<strong>in</strong>zugekommener Firmen erfolgen und das restliche Probenkont<strong>in</strong>gent<br />
auf weitere Firmen entsprechend ihrer E<strong>in</strong>stufung<br />
verteilt werden. Auch <strong>in</strong> der Säule „Produktbezogenes<br />
Risiko“ kann durch Auswahl entsprechender<br />
Schwerpunktthemen auf neue Risiken und Entwicklungen<br />
aktuell e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Betriebsbezogenes<br />
Risiko<br />
(z.B. 500)<br />
Entsprechend der<br />
Risikobewertung der<br />
Betriebe wird das<br />
Probenkont<strong>in</strong>gent auf<br />
die Betriebe verteilt<br />
(Häufigkeit der<br />
Beprobung und<br />
Probenanzahl)<br />
Variabel<br />
29 %<br />
Hautpflegeprodukte<br />
13 %<br />
Haarbehandlungsprodukte<br />
Gesamtprobenzahl<br />
(z.B. 1500)<br />
Diese Art der Verteilung des Probenaufkommens ist <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>in</strong> Regionen von Vorteil, <strong>in</strong> denen die Anzahl<br />
der Betriebe sehr hoch ist. Dies könnte bei der re<strong>in</strong> betriebsrisikoorientierten<br />
Beprobung dazu führen, dass das<br />
gesamte Probenkont<strong>in</strong>gent bereits durch diesen Probenteil<br />
ausgeschöpft wäre und zur Überprüfung der übrigen<br />
Risiken (Verbraucher-, Produktbezogen) ke<strong>in</strong>e Kapazitäten<br />
mehr zur Verfügung stünden. Um alle Bereiche des<br />
risikoorientierten Verbraucherschutzes abzudecken, ersche<strong>in</strong>t<br />
es hier von Vorteil „gedeckelte“ Probenkont<strong>in</strong>gente,<br />
d. h. absolute Planprobenzahlen für alle drei Säulen<br />
festzulegen.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Verbraucherbezoge<br />
nes Risiko (z.B. 500)<br />
Das Gesamt-Probenaufkommen orientiert sich gemäß<br />
AVV-Rüb an der E<strong>in</strong>wohnerzahl (§ 9: 0,5 Bedarfsgegenstände,<br />
Kosmetische Mittel, Tabakerzeugnisse pro 1000<br />
E<strong>in</strong>wohner). Das vorgestellte Modell stellt e<strong>in</strong>e variable<br />
Grundlage für die risikoorientierte Probenahme im Kosmetikbereich<br />
dar, die anpassbar an die jeweiligen Gegebenheiten<br />
der Bundesländer (Probenaufkommen, Kapazitäten<br />
der Laboratorien und zuständigen Behörden, Anzahl der<br />
Betriebe und deren Struktur) ist. Diese Flexibilität wird erreicht<br />
durch e<strong>in</strong>en modularen Aufbau auf drei Risiko-Säulen<br />
(Betriebs-, Verbraucher- und Produktbezogenes Risiko).<br />
Dadurch können drei vone<strong>in</strong>ander unabhängige Probenzahlen<br />
ermittelt werden, die als Gesamtheit die Planprobenzahl<br />
e<strong>in</strong>es Jahres darstellen. Der Vorteil des modularen<br />
Aufbaus gegenüber e<strong>in</strong>em Modell mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Berechnungsformel<br />
liegt dar<strong>in</strong>, dass die Möglichkeit der Nivellierung<br />
von Probenzahlen verschiedener Warengruppen<br />
15 %<br />
Sonnenschutzprodukte<br />
13 %<br />
Hautre<strong>in</strong>igungsmittel<br />
10 %<br />
Mund-/Zahnpflegemittel 9 %<br />
Düfte, Deos<br />
Abb. 1 Probenverteilung der jährlichen Planproben nach dem 3-Säulen-Modell<br />
6 %<br />
Nagelkosmetik 5 %<br />
Dekorative Kosmetika,<br />
Tattoofarben<br />
Produktbezogenes<br />
Risiko<br />
(z.B. 500)<br />
Verteilung auf e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Anzahl von<br />
Schwerpunktprojekten<br />
(Produkt/Stoffkomb<strong>in</strong>ationen)<br />
Variabel<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
nicht gegeben ist, da jede der drei Risiko-Säulen unabhängig<br />
vone<strong>in</strong>ander berücksichtigt wird.<br />
Bei der außerordentlichen Vielfalt an Kosmetik<strong>in</strong>haltsstoffen<br />
und dem ständig wechselnden Marktangebot kosmetischer<br />
Mittel erlaubt die risikoorientierte Beprobung e<strong>in</strong>en<br />
wesentlich effektiveren Verbraucherschutz als die überwiegend<br />
auf Zufall basierende Stichprobenkontrolle des<br />
Marktes. Sie erfordert dadurch aber auch e<strong>in</strong>e ständige Anpassung<br />
der physikalisch-chemischen und mikrobiologischen<br />
Analysenmethoden an den technischen Fortschritt<br />
zur sachgerechten Auswertung der Ergebnisse und Beurteilung<br />
der Risiken.<br />
Diese Strategie e<strong>in</strong>er effizienteren Kosmetiküberwachung<br />
läßt sich außerdem durch verstärkte Berücksichtigung der<br />
Sicherheitsbewertung verbessern, wenn die seitens der Kosmetik-Sachverständigen<br />
beschriebenen M<strong>in</strong>deststandards<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden 9) . Die künftige EU-Kosmetikverordnung,<br />
die aktuell im EU-M<strong>in</strong>isterrat verhandelt wird, hat<br />
diese Vorschläge weitgehend übernommen und dem Sicherheitsbericht<br />
e<strong>in</strong>en erheblichen Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt. Die<br />
risikoorientierte Beprobung und die Überprüfung der Sicherheitsberichte<br />
werden aber fachlich und zeitlich aufwändigere<br />
Überwachungstätigkeiten verursachen, so dass<br />
sich bei den Kosmetik-Sachverständigen e<strong>in</strong> erhöhter Personal-<br />
und Fortbildungsbedarf ergibt.<br />
Summary<br />
2-Am<strong>in</strong>oacetophenone (2-AAP) is the character impact compound of the<br />
“untypical ag<strong>in</strong>g flavour” <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e. A new, straightforward and fast rout<strong>in</strong>e<br />
method for the quantification of 2-AAP will be described. Sample<br />
preparation is reduced to a m<strong>in</strong>imum by us<strong>in</strong>g solid phase micro extraction<br />
(SPME). Compared to previous works, <strong>in</strong>stead of direct immersion,<br />
headspace is used to enhance SPME fibre lifetime. Measurements are<br />
carried out by gas chromatography-mass spectrometry. Deuterated 2am<strong>in</strong>oacetophenone<br />
is used for quantification by stable isotope dilution<br />
analysis. Us<strong>in</strong>g the s<strong>in</strong>gle ion monitor<strong>in</strong>g mode, a limit of detection of<br />
0.15 µg/l can be achieved.<br />
Zusammenfassung<br />
Die sog. „untypische Alterungsnote“ <strong>in</strong> We<strong>in</strong> wird maßgeblich durch den<br />
Schlüsselaromastoff 2-Am<strong>in</strong>oacetophenon verursacht. Im Folgenden<br />
wird e<strong>in</strong>e neue, e<strong>in</strong>fach durchzuführende und schnelle Rout<strong>in</strong>emethode<br />
zur Quantifizierung von 2-Am<strong>in</strong>oacetophenon beschrieben. Durch Verwendung<br />
der Festphasen-Mikroextraktionstechnik (SPME) wird die Probenvorbereitung<br />
auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum reduziert. Im Vergleich zu bereits veröffentlichten<br />
Verfahren wird der Analyt aus dem Dampftraum extrahiert,<br />
wodurch die Lebensdauer der Faser gegenüber dem E<strong>in</strong>tauchverfahren<br />
deutlich verlängert wird. Die Messung erfolgt durch Gaschromatogra-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
41<br />
Literatur<br />
1) Verordnung (EG) Nr. 882/2004 des Europäischen Parlaments und des<br />
Rates vom 29.4.2004 über amtliche Kontrollen zur Überprüfung der E<strong>in</strong>haltung<br />
des Lebensmittel- und Futtermittelrechts sowie der Bestimmungen<br />
über Tiergesundheit und Tierschutz.<br />
2) Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsvorschrift über Grundsätze zur Durchführung<br />
der amtlichen Überwachung lebensmittelrechtlicher und we<strong>in</strong>rechtlicher<br />
Vorschriften (AVV Rahmen-Überwachung – AVV-RÜb): GMBl, 1169–<br />
1175 (2004).<br />
3) Streit H, Huhle D, Neuhaus A, Charné V: Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e<br />
risikoorientierte Probenahme. Deut Lebensm-Rundsch 102, 345–350<br />
(2006).<br />
4) Roth M et al.: Risikoorientiertes Probenmanagement <strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />
Deut Lebensm-Rundsch 103, 45–52 (2007).<br />
5) Preuß A: Risikoorientierte Probenahme – Wo, Wann und Was?<br />
Deut Lebensm-Rundsch 103, 384–386 (2007).<br />
6) Facharbeitsgruppe Ostwestfalen-Lippe (Stolz M. et al.): Konzept zur Risiko<br />
orientierten Ermittlung der Probenzahl im Rahmen der Lebensmittelüberwachung<br />
<strong>in</strong> Ostwestfalen-Lippe (OWL). Deut Lebensm-Rundsch<br />
104, 14–22 (2008).<br />
7) The SCCP’s Notes of Guidance for the test<strong>in</strong>g of cosmetics and their<br />
safety evaluation (6th rev. 19.Dec. 2006) – (http://ec.europa.eu/health/<br />
ph_risk/committees/04_sccp/docs/sccp_o_03j.pdf).<br />
8) ZEBS-Warencode: ADV-Kodierkataloge für die Übermittlung von Daten<br />
aus der amtlichen Lebensmittel- und Veter<strong>in</strong>ärüberwachung sowie dem<br />
Lebensmittel-Monitor<strong>in</strong>g (http://www.bvl.bund.de).<br />
9) Mildau G et al.: Basisanforderungen an Sicherheitsbewertungen kosmetischer<br />
Mittel. SÖFW-Journal 133 (6), 16–22 (2007).<br />
Quantification of 2-Am<strong>in</strong>oacetophenone <strong>in</strong> White W<strong>in</strong>e by Headspace Solid Phase Micro Extraction<br />
and Gas Chromatography-Mass Spectrometry<br />
Sarah Gulan and Ulrich Arzberger #<br />
Chemisches und Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart,<br />
Schaflandstr. 3/2, D-70736 Fellbach/Germany<br />
phie-Massenspektrometrie mit E<strong>in</strong>zelionenregistrierung. Zur Quantifizierung<br />
wird deuteriertes 2-Am<strong>in</strong>oacetophenon als <strong>in</strong>terner Standard<br />
verwendet. Mit dem vorgestellten Schnellverfahren wird e<strong>in</strong>e Nachweisgrenze<br />
von 0,15 µg/l erreicht.<br />
Introduction<br />
The so-called untypical ag<strong>in</strong>g flavour (UTA – from the German<br />
“untypische Alterungsnote”) is a w<strong>in</strong>e off-flavour<br />
which occurs especially <strong>in</strong> white w<strong>in</strong>es and has been observed<br />
<strong>in</strong> Germany s<strong>in</strong>ce the late 1980s. Rapp et al. identified<br />
2-am<strong>in</strong>oacetophenone as the character impact compound<br />
for UTA <strong>in</strong> 1993 1) .<br />
In UTA-w<strong>in</strong>es the typical bouquet of the grape variety and<br />
fruit aromas are no longer perceptible. The colour, odour<br />
and taste of such w<strong>in</strong>es are unfavourably <strong>in</strong>fluenced by the<br />
untypical ag<strong>in</strong>g flavour. The sensory properties of affected<br />
# Dr. U. Arzberger, phone: +49-711-3426-1031,<br />
e-mail: Ulrich.Arzberger@cvuas.bwl.de<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten
42<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
w<strong>in</strong>es are described as dull and l<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>g. The odour and<br />
taste of such w<strong>in</strong>es are rem<strong>in</strong>iscent of mothballs, furniture<br />
polish, wet wool, naphthal<strong>in</strong>e or acacia blossoms 2) . The<br />
retronasal odour threshold for 2-AAP <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e varies between<br />
0.5 and 1.5 μg/l. The sensory threshold of 2-AAP <strong>in</strong><br />
aqueous solution is about 0.2 μg/l 1,2) .<br />
Possible formation mechanisms of 2-AAP and other offflavour<br />
compounds <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e have already been elucidated.<br />
Tryptophane and <strong>in</strong>dole-3-acetic acid are the most prom<strong>in</strong>ent<br />
precursors 3) . The accumulation of 2-AAP <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e is<br />
caused by oxidation of sulphite with superoxide radicals<br />
dur<strong>in</strong>g storage 3,4) .<br />
The sensory effects, the development and prevention of<br />
UTA as well as the formation of 2-AAP <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e have been<br />
described <strong>in</strong> detail elsewhere 1–13) .<br />
In official food control laboratories, it is important not<br />
only to have a sensory description of the w<strong>in</strong>es, but also to<br />
have a quantitative result.<br />
Several achievements have already been made <strong>in</strong> quantify<strong>in</strong>g<br />
2-AAP. In 1995 Rapp et al. developed a method for<br />
quantification of 2-AAP <strong>in</strong> model solutions. In this study,<br />
the samples were extracted with trichlorfluoromethane and<br />
concentrated to 50–100 μl. Subsequent determ<strong>in</strong>ation of 2-<br />
AAP was based on multidimensional gas chromatography<br />
(MDGC) and detection with a nitrogen phosphor detector.<br />
Thus, a limit of detection of 0.02 μg/l was achieved. In addition<br />
to the measurements with MDGC, measurements<br />
with one-dimensional GC and detection with MS have<br />
been performed. Under these conditions, the limit of detection<br />
was 0.8 μg/l 14) . The sophisticated technique with two<br />
GC seems to be too laborious to use as a rout<strong>in</strong>e method.<br />
Also, the limit of detection of 0.8 μg/l for one-dimensional<br />
GC-MS is not accurate enough for a monitor<strong>in</strong>g rout<strong>in</strong>e.<br />
A different approach for the determ<strong>in</strong>ation of 2-AAP <strong>in</strong><br />
w<strong>in</strong>e us<strong>in</strong>g liquid-liquid extraction with dichloromethane<br />
(12 h) was developed by Hühn et al. Ethyl 2-am<strong>in</strong>obenzoate<br />
was used as an <strong>in</strong>ternal standard. Sample preparation<br />
was followed by GC-MS or GC with an N-chemilum<strong>in</strong>escence<br />
detector 3,15) . However, an extraction time of<br />
12 hours is considered too long for rout<strong>in</strong>e analysis.<br />
Dollmann et al. also describe an analytical method for 2-<br />
AAP determ<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e and model solutions. Quantification<br />
<strong>in</strong> this study is based on GC–MS after liquid-liquid<br />
extraction with pentane. The w<strong>in</strong>e samples were adjusted<br />
to pH 8 with NaOH and extracted for 16 h. d 3 -2-AAP was<br />
used as <strong>in</strong>ternal standard. Quantification was done with<br />
m/z 135 for 2-AAP and m/z 138 for the <strong>in</strong>ternal standard<br />
16) . However, no qualifier mass was used, so possible<br />
<strong>in</strong>terferences could not be noticed. A sample preparation<br />
time of 16 h is also considered too long.<br />
Another new analytical method for 2-AAP determ<strong>in</strong>ation<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>e was described by Schmarr et al. 17) . Sample preparation<br />
is based on solid phase extraction followed by an alkal<strong>in</strong>e<br />
wash<strong>in</strong>g of the extract. The samples were analysed<br />
at their native pH values which ranged from 3.0–3.6. Analysis<br />
was performed by multidimensional gas chromatography<br />
coupled with mass spectrometry (MDGC–MS). Quan-<br />
tification <strong>in</strong> this study was based on d 3 -2-AAP as an<br />
<strong>in</strong>ternal standard. The l<strong>in</strong>ear measurement <strong>in</strong>terval ranged<br />
between 0.02 and 11 μg/l. For rout<strong>in</strong>e measurement, sample<br />
preparation time should be shorter and GC coupl<strong>in</strong>g is<br />
too sophisticated.<br />
Recently Fan et al. reported on a method for quantitative<br />
analysis of 2-AAP <strong>in</strong> Chardonnay and P<strong>in</strong>ot Gris w<strong>in</strong>es by<br />
direct-immersion solid-phase micro extraction (DI-SPME)<br />
and GC-MS 18) . A 50/30 μm div<strong>in</strong>ylbenzene/carboxen/<br />
PDMS fibre was used for extraction. The detected concentrations<br />
of 2-AAP <strong>in</strong> the analysed w<strong>in</strong>es ranged from below<br />
1–13 ng/l. d 8 -Acetophenone was used as an <strong>in</strong>ternal standard.<br />
However, direct immersion of a polar fibre <strong>in</strong>to a polar<br />
solution <strong>in</strong>fluences the extraction yields of the analyte.<br />
The rule of “like dissolves like” applies. If a polar fibre is<br />
immersed <strong>in</strong>to a polar solution the extraction of the analyte<br />
is impeded 19) . Also, direct immersion significantly reduces<br />
SPME fibre lifetime s<strong>in</strong>ce matrix components like<br />
sugars adsorb to the fibre and are subsequently pyrolyzed<br />
dur<strong>in</strong>g <strong>in</strong>jection. Therefore the method is not robust<br />
enough for high-throughput analysis.<br />
Common to the aforementioned methods is either the necessity<br />
of laborious extraction steps or the lack of robustness.<br />
Thus, although a variety of methods for determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
2-AAP concentrations <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e have been described <strong>in</strong> literature,<br />
no straightforward, fast and robust rout<strong>in</strong>e method<br />
is available. The low limits of detection are excellent from<br />
a technical viewpo<strong>in</strong>t; however, <strong>in</strong> rout<strong>in</strong>e work, a limit of<br />
quantification that meets the odour threshold is sufficient.<br />
Thus, the scope of this study was to develop a method that<br />
is straightforward, fast, robust and fit for rout<strong>in</strong>e analysis<br />
of 2-AAP <strong>in</strong> a high-throughput w<strong>in</strong>e laboratory. The ma<strong>in</strong><br />
goal was to reduce the amount of effort that has to be put<br />
<strong>in</strong>to sample preparation.<br />
Experimental<br />
Samples<br />
German white and rosé w<strong>in</strong>es of the v<strong>in</strong>tages 2004 to 2007<br />
were used. Their UTA-character was classified by a tra<strong>in</strong>ed<br />
sensory panel (see sensory evaluation).<br />
Materials<br />
2-am<strong>in</strong>oacetophenone 98 % was obta<strong>in</strong>ed from Sigma-<br />
Aldrich (Ste<strong>in</strong>heim, Germany). d 5 -2-am<strong>in</strong>oacetophenone<br />
99.9 % and d 3 -2-am<strong>in</strong>oacetophenone 99.9 % were purchased<br />
from AromaLAB (Mart<strong>in</strong>sried, Germany). Anhydrous<br />
sodium sulphate, ammonium acetate, ethanol, ammonia<br />
25 % and sodium hydroxide, all analytical grade,<br />
were purchased from Merck (Darmstadt, Germany).<br />
Sample preparation<br />
1 g of anhydrous sodium sulphate was put <strong>in</strong>to a 20 ml<br />
SPME Headspace vial (Gerstel, Mülheim, Germany). Then,<br />
0.1 ml of the w<strong>in</strong>e sample, 0.9 ml ammonium acetate<br />
buffer solution (pH value 9), 10 μl d 5 -2-AAP standard solution<br />
(c = 5 mg/l) and 10 μl NaOH solution (1.25 molar)<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
were added. Subsequently, the SPME vial was sealed with a<br />
Teflon cap (Gerstel, Mülheim, Germany).<br />
Calibration<br />
In this study d 5 -2-AAP was used as an <strong>in</strong>ternal standard.<br />
Calibration was performed with a white w<strong>in</strong>e that conta<strong>in</strong>ed<br />
no 2-AAP and was used as a blank w<strong>in</strong>e. The blank<br />
w<strong>in</strong>e was spiked with 2-AAP <strong>in</strong> known concentrations.<br />
Preparation of the calibration samples was carried out as<br />
described <strong>in</strong> sample preparation.<br />
Five calibration po<strong>in</strong>ts with concentrations of 0.275 μg/l,<br />
0.55 μg/l, 1.1 μg/l, 2.75 μg/l and 5.5 μg/l of 2-AAP were<br />
used. Each po<strong>in</strong>t was measured three times (n = 3). Area<br />
ratios (2-AAP/d 5 -2-AAP) ranged from 0.9–6.6.<br />
SPME method<br />
Extraction of 2-AAP from w<strong>in</strong>e was based on headspace<br />
solid phase micro extraction (HS-SPME). SPME was performed<br />
by an MPS-2 autosampler (Gerstel, Mülheim, Germany).<br />
A 70 μm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene fibre (Supelco<br />
Inc., Bellefonte, USA) was used for extraction. Dur<strong>in</strong>g the<br />
extraction the SPME vials were shaken <strong>in</strong> the agitator at<br />
70 °C for 60 m<strong>in</strong>utes. After extraction, the fibre was automatically<br />
<strong>in</strong>serted <strong>in</strong>to the <strong>in</strong>jection port of the GC (250 °C)<br />
to desorb the analyte from the fibre. A l<strong>in</strong>er specific for<br />
SPME analysis with 0.75 mm i.d. was used (Gerstel). After<br />
desorption, the fibre was reconditioned <strong>in</strong> a bake-out station<br />
(Gerstel, Mülheim, Germany) for 20 m<strong>in</strong> at 250 °C.<br />
GC-MS method<br />
A Trace GC Ultra coupled with a Polaris DSQ mass spectrometer<br />
(both from Thermo, Dreieich, Germany) were<br />
used for analysis. The samples were analysed on a fused<br />
silica capillary column DB-Wax 30m x 0.25mm I.D. with<br />
0.5 μm film thickness (Agilent, Böbl<strong>in</strong>gen, Germany). The<br />
carrier gas was helium 4.6 at a constant flow rate of<br />
1.2 ml/m<strong>in</strong>. Splitless mode was used. The oven temperature<br />
programme started at 40 °C and was held for 6 m<strong>in</strong>utes,<br />
then <strong>in</strong>creased at a rate of 20 °C/m<strong>in</strong>. to 230 °C. The<br />
f<strong>in</strong>al temperature of 230 °C was kept for 10 m<strong>in</strong>utes. The<br />
total GC runtime was 25.5 m<strong>in</strong>utes. The transfer l<strong>in</strong>e temperature<br />
was 240 °C. The ion source temperature was set<br />
to 200 °C.<br />
The MS DSQ, with the possibility of selected ion monitor<strong>in</strong>g<br />
(SIM), was used <strong>in</strong> the chemical ionization mode (CI<br />
mode) at 70 eV. Isobutane 3.5 was used as a reactant gas<br />
for CI, at a flow rate of 0.5 ml/m<strong>in</strong>. Under these conditions<br />
2-AAP had a retention time of 17.0 m<strong>in</strong> and the <strong>in</strong>ternal<br />
standard had a retention time of 16.9 m<strong>in</strong>.<br />
Quantification was performed by external calibration.<br />
Mass fragments 120, 135 and 136 were used for detect<strong>in</strong>g<br />
2-AAP. Masses 139, 140 and 141 were used for the <strong>in</strong>ternal<br />
standard. Of these, masses 136 and 140 were used for<br />
quantification and the others were used as qualifiers. Dwell<br />
time for each SIM mass was set to 20 ms and detector ga<strong>in</strong><br />
was at 300819.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
43<br />
Sensory evaluation<br />
Sensory evaluation was performed by a tra<strong>in</strong>ed sensory<br />
panel. At least three tasters, up to a maximum of seven<br />
tasters, were asked to classify each sample. Each w<strong>in</strong>e was<br />
tasted once and normal w<strong>in</strong>e glasses were used for test<strong>in</strong>g.<br />
The sensory panel members tasted the w<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dependently<br />
from each other. Retronasal quality of the untypical ag<strong>in</strong>g<br />
flavour was ranked <strong>in</strong> four categories from 0 (not perceptible)<br />
to 1 (barely perceptible), 2 (perceptible) and 3 (clearly<br />
perceptible). For <strong>in</strong>terpretation purposes, the arithmetic<br />
mean of the results was categorized <strong>in</strong>to four classes: 0–0.5<br />
(not perceptible), 0.51–1.5 (barely perceptible), 1.51–2.5<br />
(perceptible) and 2.51–3 (clearly perceptible).<br />
Method development<br />
SPME method<br />
SPME fibre selection<br />
Start<strong>in</strong>g with SPME conditions, first a suitable SPME fibre<br />
had to be selected. Because of the medium polarity of 2-AAP<br />
two different fibres were considered, a polar 70 μm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene<br />
fibre and a bipolar 85 μm carboxene/<br />
PDMS fibre. Extraction yields for these fibres were compared<br />
us<strong>in</strong>g model solutions of 2-AAP <strong>in</strong> 15 % vol aqueous ethanol<br />
solution. Three concentrations relevant for w<strong>in</strong>e samples<br />
were selected. The results displayed <strong>in</strong> Figure 1 show that<br />
both the 70 μm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene fibre and the<br />
85 μm carboxene/PDMS fibre delivered similar results. However,<br />
with the 70 μm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene fibre the variation<br />
between repeat determ<strong>in</strong>ations had been slightly better<br />
with around 5–10 % variance around the mean compared<br />
with 15–20 % for the 85 μm carboxene/PDMS fibre. Thus,<br />
for further method development the 70 μm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene<br />
fibre was used.<br />
Extraction time<br />
Extraction time significantly <strong>in</strong>fluences SPME extraction<br />
yields. Longer extraction times lead to higher yield rates 19) .<br />
Also, robustness <strong>in</strong>creases with extraction time as the equilibrium<br />
between the three phases becomes more stable.<br />
Area<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
0,275 0,55 1,11<br />
Concentration [�g/l]<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
Carboxene/PDMS fibre<br />
Carbowax/DVB fibre<br />
Fig. 1 Influence of the SPME fibre to the extraction yields (n = 2); 2-AAP<br />
solutions <strong>in</strong> 15 % vol ethanol extraction time: 20 m<strong>in</strong>
44<br />
Area<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
5 20 40 60 80<br />
Extraction time [m<strong>in</strong>]<br />
Fig. 2 Influence of extraction time to the extraction yields (n = 2); 2-AAP<br />
solution with c = 0.275 µg/l <strong>in</strong> 15%vol ethanol; SPME fibre: 70 µm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene<br />
However, for rout<strong>in</strong>e measurements, time is money. The<br />
difficulty is to keep extraction time to a m<strong>in</strong>imum without<br />
sacrific<strong>in</strong>g robustness. Extraction times of 5, 20, 40, 60<br />
and 80 m<strong>in</strong>utes were exam<strong>in</strong>ed with a model solution conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
0.275 μg/l 2-AAP (see Fig. 2). The results showed<br />
that the response of 2-AAP had reached a plateau at an<br />
extraction time of 60 m<strong>in</strong>, with an <strong>in</strong>crease of 612 % over<br />
the extraction yield at 5 m<strong>in</strong>utes. Theoretically, yield rates<br />
could be improved by about 2 % by extract<strong>in</strong>g for another<br />
20 m<strong>in</strong>. However, analytical enhancement was considered<br />
too low to <strong>in</strong>vest 20 more m<strong>in</strong>utes of valuable time. Therefore<br />
60 m<strong>in</strong> was considered to be the optimum extraction<br />
time.<br />
Addition of salts<br />
The addition of salt to sample solutions <strong>in</strong>creases the<br />
ionic strength of water, which is called the salt<strong>in</strong>g-out effect<br />
19,20) . This may lead to an <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> analyte concentration<br />
<strong>in</strong> the gas phase which can ultimately also <strong>in</strong>crease<br />
analyte extraction by the SPME fibre. For these experiments,<br />
sodium chloride and anhydrous sodium sulphate<br />
were chosen. A model solution with 0.275 μg/l 2-AAP <strong>in</strong><br />
15 % ethanol was extracted without salt addition and<br />
with addition of 1 g of each salt. Best results after repeat<br />
tests were obta<strong>in</strong>ed for the model solution with an addition<br />
of 1 g anhydrous dry sodium sulphate. The extraction<br />
yields with addition of sodium sulphate were 1000 %<br />
higher than without addition of salt and 250 % higher<br />
than with addition of sodium chloride. A possible explanation<br />
for the advantage of anhydrous sodium sulphate<br />
over sodium chloride is that the dehumidify<strong>in</strong>g effect of<br />
the former <strong>in</strong>creases the ionic strength of the solution and<br />
<strong>in</strong>tensifies the salt<strong>in</strong>g-out effect even more. Therefore an<br />
addition of 1 g anhydrous sodium sulphate was found to<br />
be the optimum.<br />
Influence of pH value<br />
Accord<strong>in</strong>g to Dollmann et al., a correlation between pH<br />
value and extraction yield can be shown 16) . S<strong>in</strong>ce the model<br />
solution of 2-AAP <strong>in</strong> 15 % vol aqueous ethanol was not<br />
suitable for pH value experiments, a blank w<strong>in</strong>e was used<br />
for further <strong>in</strong>vestigations. The pH values of 4.3, 5.7, 7.2,<br />
8.6 and 9.7 for the ready-to-measure sample solution were<br />
compared <strong>in</strong> this study. As can be seen <strong>in</strong> Figure 3, extraction<br />
yields changed with the hydrogen cation concentration.<br />
Best results have been obta<strong>in</strong>ed with a pH value of<br />
9.7. This pH value was achieved by an addition of 10 μl<br />
NaOH (1.25 molar) and 0.9 ml ammonium acetate buffer<br />
solution to 0.1 ml of the w<strong>in</strong>e samples.<br />
Stable isotope dilution analysis<br />
S<strong>in</strong>ce stable isotope dilution analysis is a very accurate<br />
method and particularly suitable for trace analysis 16) , this<br />
method was chosen for quantification. Isotopically labelled<br />
compounds that have nearly the same chemical and physical<br />
properties of the analytes must be used.<br />
For the development of a robust rout<strong>in</strong>e method <strong>in</strong> everyday<br />
work, it is important to have at least two confirmation<br />
masses for the analyte. The target ion is used for quantification<br />
of the analyte and the qualifiers are used to rule out<br />
<strong>in</strong>terferences by check<strong>in</strong>g to see if they show a fixed ratio<br />
to the target ion. Therefore, the <strong>in</strong>ternal standard must be<br />
selected and the experimental conditions have to be optimized<br />
so that at least three different ions can be used. For<br />
analyz<strong>in</strong>g 2-AAP, the choice of the ionization mode as well<br />
as the deuterated 2-APP standard was crucial.<br />
S<strong>in</strong>ce deuterated 2-AAP was easily available, it was chosen<br />
for the follow<strong>in</strong>g experiments. At first, d 3 -2-AAP that was<br />
deuterated at the acetyl group was tested as an <strong>in</strong>ternal<br />
standard. The mass spectrometer was operated <strong>in</strong> the electron<br />
ionization mode. Us<strong>in</strong>g this comb<strong>in</strong>ation, only one<br />
ion was found for each compound, m/z 135 for 2-AAP and<br />
m/z 138 for d 3 -2-AAP. All other masses occurred <strong>in</strong> both<br />
spectra and were not suitable as qualifier masses.<br />
Next, the chemical ionization mode (CI) us<strong>in</strong>g isobutane as<br />
a reactant gas was tried for mass spectrometry to f<strong>in</strong>d out<br />
if d 3 -2-AAP could be used as an <strong>in</strong>ternal standard this way.<br />
In CI mode, the two ions m/z 135 and 136 were obta<strong>in</strong>ed<br />
for 2-AAP and m/z 138 and 139 were available for d 3 -2-<br />
AAP. Apart from still <strong>in</strong>sufficient confirmation, it turned<br />
out that the m/z 136 was <strong>in</strong>fluenced by matrix effects. The<br />
conclusion was that d 3 -AAP is not suitable as an <strong>in</strong>ternal<br />
standard for this analytical challenge.<br />
Peak area<br />
500000<br />
450000<br />
400000<br />
350000<br />
300000<br />
250000<br />
200000<br />
150000<br />
100000<br />
50000<br />
0<br />
4.3 5.7 7.2 8.6 9.7<br />
pH value<br />
Fig. 3 Influence of pH value to extraction yields (n = 2); 2-AAP solution <strong>in</strong><br />
blank w<strong>in</strong>e with c = 2.75 µg/l; SPME fibre: 70 µm Carbowax/Div<strong>in</strong>ylbenzene;<br />
extraction time: 60 m<strong>in</strong>; addition of 1 g anhydr. NaSO 4<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Subsequently, d 5 -AAP was used as an <strong>in</strong>ternal standard. In<br />
this compound, two additional deuterium atoms are located<br />
at the r<strong>in</strong>g and it was expected that other and possibly<br />
more specific fragments would be formed <strong>in</strong> the mass<br />
spectrometer.<br />
Aga<strong>in</strong>, the EI mode was tried <strong>in</strong>itially. Analogue to the measurements<br />
with d 3 -2-AAP <strong>in</strong> EI mode, only one mass for 2-<br />
AAP that shows no <strong>in</strong>terference with the <strong>in</strong>ternal standard<br />
could be found. However, measurements <strong>in</strong> CI mode with<br />
d 5 -2-AAP as an <strong>in</strong>ternal standard showed good results.<br />
Three undisturbed masses for 2-AAP could be found: m/z<br />
120 (5 % <strong>in</strong>tensity), 135 (25 %) and 136 (100 %). For d 5 -2-<br />
AAP, the three masses 139 (95 %), 140 (100 %) and 141<br />
(45 %) were detected. Quantification was performed with<br />
mass 136 for 2-AAP and mass 140 for the <strong>in</strong>ternal standard.<br />
A maximum deviation of 10 % was def<strong>in</strong>ed as a requirement<br />
for the qualifier masses. With<strong>in</strong> this specified range, it<br />
was assumed that no matrix effects would <strong>in</strong>terfere with<br />
quantification. Figure 4 shows the SIM masses for analyte<br />
and <strong>in</strong>ternal standard <strong>in</strong> a real w<strong>in</strong>e sample.<br />
Validation of data<br />
The newly developed method was validated accord<strong>in</strong>g to<br />
common quality control measures. First, l<strong>in</strong>earity of the<br />
calibration was checked. Calibration was performed as described<br />
under 2.4 with five calibration po<strong>in</strong>ts <strong>in</strong> blank w<strong>in</strong>e<br />
rang<strong>in</strong>g from 0.275–to 5.5 μg/l. The result<strong>in</strong>g l<strong>in</strong>ear equation<br />
was y = 1.0583x + 0.6660. The coefficient of correlation<br />
was 0.9978, show<strong>in</strong>g good correlation, clearly above<br />
the m<strong>in</strong>imum requirement of R² > 0.98. The limit of detection,<br />
determ<strong>in</strong>ed via signal-to-noise ratio of the lowest calibration,<br />
amounted to 0.15 μg/l and the limit of quantifica-<br />
Fig. 4 Chromatogram of a real w<strong>in</strong>e sample, top down: m/z 120, 135, 136<br />
of 2-AAP and m/z 139, 140, 141 of d5-2-AAP; SPME fibre: 70 µm carbowax/div<strong>in</strong>ylbenzene;<br />
extraction time of 60 m<strong>in</strong>; addition of 1 g anhydr.<br />
NaSO4, pH 9.7<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
45<br />
tion was 0.55 μg/l.<br />
To exam<strong>in</strong>e if reproducibility is sufficient, six samples of<br />
the same blank w<strong>in</strong>e were spiked with 2-AAP at a concentration<br />
of 2.75 μg/l. The results showed a relative standard<br />
deviation of only 1.7 %.<br />
Recovery experiments were carried out with five different<br />
w<strong>in</strong>e samples to cover a wide variety of matrices. These<br />
w<strong>in</strong>es had shown the dist<strong>in</strong>ct off-flavour of 2-AAP <strong>in</strong> the<br />
sensory evaluation. Each w<strong>in</strong>e was spiked with 2-AAP at<br />
three different levels: 0.55 μg/l, 1.11 μg/l and 2.75 μg/l.<br />
Recovery rates ranged between 90 % and 114 % which is<br />
more than adequate consider<strong>in</strong>g the 80–120 % range that<br />
is normally allowed <strong>in</strong> rout<strong>in</strong>e analysis.<br />
Results and discussion<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
To demonstrate that the method is suitable for rout<strong>in</strong>e<br />
analysis, 39 w<strong>in</strong>e samples were analysed sensorically and<br />
by HS-SPME-GC-MS as described <strong>in</strong> Experimental above.<br />
The results of the sensorically good w<strong>in</strong>es are shown <strong>in</strong> Table<br />
1. The w<strong>in</strong>es that had a UTA-type off-flavour and 2-<br />
AAP concentrations that ranged from 0.60 to 5.87 μg/l are<br />
shown <strong>in</strong> Table 2 (Tab. 1 and 2: www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong><br />
Spezial).<br />
The comparison of sensorically perceived UTA and analytical<br />
detected 2-AAP shows that all sensory <strong>in</strong>conspicuous<br />
w<strong>in</strong>es had 2-AAP concentrations below the limit of quantification<br />
of 0.55 μg/l. All sensorically conspicuous w<strong>in</strong>es<br />
had 2-AAP concentrations above the limit of quantification.<br />
Overall, good correlation of the sensory results with<br />
the analytical results could be found.<br />
Matrix effects that had been observed by Schmarr et al. for<br />
SPE sample preparation 17) could be successfully avoided by<br />
us<strong>in</strong>g SPME. The area ratios of the two qualifiers to the<br />
quantifier (m/z 120 and 135 to m/z 136 as well as m/z 139<br />
and 141 to m/z 140) <strong>in</strong> the w<strong>in</strong>e samples were with<strong>in</strong> the<br />
above def<strong>in</strong>ed limit of 10 % for all measured samples.<br />
Thus matrix effects could be excluded. Whether this also<br />
applies to red w<strong>in</strong>e is still under <strong>in</strong>vestigation.<br />
In conclusion, a straightforward, fast, robust and validated<br />
rout<strong>in</strong>e method for the quantification of 2-AAP <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e by<br />
HS-SPME and GC-MS has been developed. It is already<br />
used <strong>in</strong> practice. Sensory results can now be confirmed analytically,<br />
without a high amount of effort.<br />
The authors especially want to thank Mrs. Erika Caspart<br />
for her comprehensive and skillful assistance and Dr. Helmut<br />
Köbler for his technical advice. The sensory panel are<br />
gratefully acknowledged for the numerous tests they participated<br />
<strong>in</strong>.
45A Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
Tab. 1 Measured 2-AAP concentrations of the sensory good w<strong>in</strong>e samples<br />
W<strong>in</strong>e variety v<strong>in</strong>tage 2-AAP concentration<br />
[µg/l] (n = 2)<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong><br />
Sensory evaluation<br />
average a<br />
Sensory classification<br />
UTA<br />
Sauvignon blanc 2007 < 0.15 0 (n = 5) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.55 0.1 (n = 7) not perceptible<br />
Gewürztram<strong>in</strong>er 2004 < 0.55 0.1 (n = 6) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.55 0 (n = 7) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.15 0.1 (n = 7) not perceptible<br />
Weißburgunder 2006 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
White w<strong>in</strong>e 2006 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Rivaner 2007 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Rivaner 2007 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Grauburgunder 2007 < 0.55 0.1 (n = 7) not perceptible<br />
Troll<strong>in</strong>ger with Schwarzriesl<strong>in</strong>g 2007 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Rivaner 2007 < 0.15 0.1 (n = 7) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.15 0 (n = 6) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2007 < 0.15 0 (n = 6) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2007 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 < 0.15 0 (n = 3) not perceptible<br />
Schillerwe<strong>in</strong> 2006 < 0.55 0.3 (n = 3) not perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2007 < 0.15 0 (n = 7) not perceptible<br />
a Average of the sensory evaluation of UTA w<strong>in</strong>es; 0: UTA not perceptible; 1: UTA barely perceptible; 2: UTA perceptible; 3: UTA clearly perceptible<br />
Tab. 2 Measured 2-AAP-concentrations of the w<strong>in</strong>e samples with UTA-type off-flavour<br />
W<strong>in</strong>e variety v<strong>in</strong>tage 2-AAP concentration<br />
[µg/l] (n=2)<br />
Sensory evaluation<br />
average a<br />
Sensory classification<br />
Silvaner 2005 5.04 3 (n = 5 ) clearly perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2005 1.02 0.9 (n = 5) barely perceptible<br />
Kerner 2005 4.02 3 (n = 5) clearly perceptible<br />
Johanniter 2004 4.50 2.9 (n = 5) clearly perceptible<br />
Müller Thurgau with Riesl<strong>in</strong>g 2004 1.14 1.1 (n = 5) barely perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 3.37 2.7 (n = 5) clearly perceptible<br />
Lemberger Weißherbst 2004 0.60 0.6 (n = 5) barely perceptible<br />
Grauburgunder 2004 0.74 1 (n = 6) barely perceptible<br />
Kerner 2004 5.87 2.9 (n = 6) clearly perceptible<br />
Weißburgunder 2004 0.98 0.8 (n = 6) barely perceptible<br />
Kerner 2004 4.05 2.9 (n = 6) clearly perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2004 0.62 0.8 (n = 6) barely perceptible<br />
Gewürztram<strong>in</strong>er 2004 0.81 1 (n = 6) barely perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 1.76 1.4 (n = 5) perceptible<br />
Kerner 2007 0.70 0.6 (n = 6) barely perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2007 0.77 0.7 (n = 7) barely perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2006 0.70 1 (n = 6) barely perceptible<br />
Riesl<strong>in</strong>g 2007 0.82 1.1 (n = 3) barely perceptible<br />
a Average of the sensory evaluation of UTA w<strong>in</strong>es; 0: UTA not perceptible; 1: UTA barely perceptible; 2: UTA perceptible; 3: UTA clearly perceptible
46<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
References<br />
1) Rapp A, Vers<strong>in</strong>i G, Ullemeyer H: Vitis 32, 61 (1993).<br />
2) Christoph N et al.: Rebe We<strong>in</strong> 48, 350–356 (1995).<br />
3) Hoenicke K: Untersuchungen zur Bildung von 2-Am<strong>in</strong>oacetophenon im<br />
We<strong>in</strong> und Entstehung der „Untypischen Alterungsnote“ (UTA). Diss.,<br />
Univ, Hamburg, Germany, 2002.<br />
4) Hühn T: Freisetzung und Bildung von Aromastoffen aus natürlichen Vorstufen<br />
durch Hefen. Diss., Univ. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Germany, 2003.<br />
5) Geßner M et al.: Rebe We<strong>in</strong> 48, 388–394 (1995).<br />
6) Köhler HJ et al.: Rebe We<strong>in</strong> 48, 424–430 (1995).<br />
7) Schwab A et al.: Rebe We<strong>in</strong> 49, 181–187 (1996).<br />
8) Köhler HJ et al.: Rebe We<strong>in</strong> 49, 213–218 (1996).<br />
9) Christoph N et al.: Rebe We<strong>in</strong> 49, 246-250 (1996).<br />
Heavy Metals Content of Some Croatian W<strong>in</strong>es<br />
Summary<br />
The heavy metals (Pb, Cd, Cu, Zn) content of different brands of Croatian<br />
red, white, rose and fruit w<strong>in</strong>es was measured by the electrochemical<br />
flow-through stripp<strong>in</strong>g chronopotentiometry (FTSCP), flame-atomic<br />
absorption spectrometry (FAAS) and Zeeman graphite furnace atomic<br />
absorption spectrometry (ZGFAAS) methods. FTCSP method has some<br />
advantages <strong>in</strong> comparison to FAAS and GFAAS methods, like e.g. possibilities<br />
of simultaneous determ<strong>in</strong>ation of all above mentioned heavy<br />
metals, very low detection limit, very easy sample preparation, and low<br />
runn<strong>in</strong>g costs of <strong>in</strong>strument and analysis. The results show that the<br />
heavy metals concentration varies significantly with the brand of w<strong>in</strong>es,<br />
but all determ<strong>in</strong>ed concentrations are significantly below the tolerable<br />
limits for above mentioned heavy metals concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es established<br />
by M<strong>in</strong>istry of Health of Republic of Croatia, OIV and European<br />
Commission Regulations. The mean concentration of heavy metals <strong>in</strong> all<br />
w<strong>in</strong>es samples <strong>in</strong>vestigated was: 9.50 µg Pb/l, 0.13 µg Cd/l, 156 µg Cu/l<br />
and 640 µg Zn/l. The evaluated daily <strong>in</strong>take of <strong>in</strong>vestigated heavy metals<br />
(1.9 µg Pb/d, 0.03 µg Cd/d, 31.2 µg Cu/d and 128 µg Zn/d) possible<br />
through the consumption of w<strong>in</strong>es was practically negligible <strong>in</strong> relation<br />
to both the total dietary daily <strong>in</strong>take (TDDI) and calculated tolerable daily<br />
<strong>in</strong>take (TDI) of these heavy metals, calculated from FAO/WHO reports.<br />
Thus, it appears that the dietary Pb, Cd, Cu and Zn <strong>in</strong>take from <strong>in</strong>vestigated<br />
w<strong>in</strong>es should not be a cause for concern with regard to possible<br />
toxicity of these heavy metals for the human body.<br />
Zusammenfassung<br />
Schwermetallgehalte (Pb, Cd, Cu, Zn) <strong>in</strong> verschiedenen kroatischen<br />
Rot-, Weiß-, Rosé- und Fruchtwe<strong>in</strong>en wurden mittels elektrochemischer<br />
Durchfluss-Stripp<strong>in</strong>g-Chronopotentiometrie (DFSCP), Flammen-Atomabsorptionsspektrometrie<br />
(FAAS) und mittels Zeeman-Grafitrohr-AAS<br />
(ZGFAAS) bestimmt. DFSCP-Methode hat e<strong>in</strong>ige Vorteile im Vergleich zu<br />
den FAAS- und GFAAS-Methoden wie z. B.: (i) Möglichkeit e<strong>in</strong>er gleichzeitigen<br />
Bestimmung aller oben genannten Schwermetalle, (ii) sehr<br />
niedrige Bestimmungsgrenzwerte, (iii) e<strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>facher Zubereitungsvorgang<br />
der Proben und (iv) preisgünstige Instrumente sowie Analyse.<br />
10) Geßner M et al.: Rebe We<strong>in</strong> 49, 251–255 (1996).<br />
11) Geßner M, Köhler HJ, Christoph N: Rebe We<strong>in</strong> 52, 264–267 (1999).<br />
12) Hoenicke K et al.: J Agr Food Chem 50, 4303 (2002).<br />
13) Hoenicke K et al.: Anal Chim Acta 458, 29 (2002).<br />
14) Rapp A, Vers<strong>in</strong>i G, Engel L: Vitis 34, 193 (1995).<br />
15) Hühn T, Sponholz WR, Grossmann M: We<strong>in</strong> Wissenschaft 54, 105<br />
(1999).<br />
16) Dollmann B et al.: J AOAC Int 79, 583 (1996).<br />
17) Schmarr HG et al.: J Chromatogr A 1150, 78–84 (2007).<br />
18) Fan W, Tsai I-M, Qian MC: Food Chem 105, 1144–1150 (2007).<br />
19) Pawliszyn J: Solid Phase Microextraction Theory and Practice. Wiley-<br />
VCH (1997).<br />
20) Zhang Z et al.: Anal Chem 66, 844–853 (1994).<br />
Marijan Šeruga1 , Ivana Nemet1 and Belita Laslavić2 1 Faculty of Food Technology, University of Osijek, Kuhaćeva 18, HR-<br />
31000 Osijek, Croatia, E-mail: marijan.seruga@ptfos.hr<br />
2 Institute of Public Health, F. Krežme 1, HR-31000 Osijek, Croatia<br />
Die Ergebnisse weisen darauf h<strong>in</strong>, dass die Konzentration der Schwermetalle<br />
signifikant von der Sorte des We<strong>in</strong>es abhängt. Alle hier bestimmten<br />
Konzentrationen der Schwermetalle <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>en liegen weit<br />
unter den vom kroatischen M<strong>in</strong>isterium für Gesundheit, OIV und von<br />
der EU-Kommission festgelegten Grenzwerten. Die durchschnittlichen<br />
Konzentrationen aller geprüften We<strong>in</strong>proben betrugen wie folgt: 9,50 µg<br />
Pb/l, 0,13 µg Cd/l, 156 µg Cu/l und 640 µg Zn/l. Die bewertete mögliche<br />
Tagesaufnahme der Schwermetalle durch den We<strong>in</strong>konsum (1,90 µg<br />
Pb/d, 0,03 µg Cd/Tag, 31,2 µg Cu/d und 128 µg Zn/d) ist im Vergleich<br />
zur gesamten Schwermetallaufnahme durch Nahrung wesentlich niedriger<br />
sowie im Vergleich zum von FAO/WHO festgelegten Höchstwert<br />
der Schwermetalltagesaufnahme. E<strong>in</strong>e mögliche Schwermetallaufnahme<br />
durch den Konsum von We<strong>in</strong> stellt daher ke<strong>in</strong>en Grund zur Sorge dar.<br />
Introduction<br />
Different metals, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g heavy metals, are naturally conta<strong>in</strong>ed<br />
substances <strong>in</strong> the environment, as well as <strong>in</strong> foods,<br />
waters, medicaments, etc. They can enter <strong>in</strong>to the human<br />
body on different pathways from the environment, e.g. by<br />
<strong>in</strong>halation the air and/or from the foods by <strong>in</strong>gestion.<br />
Foods could be a significant source of heavy metals <strong>in</strong>take<br />
<strong>in</strong>to the human body. Because some of heavy metals (e.g.<br />
lead, cadmium, mercury, copper, z<strong>in</strong>c, chromium) can be<br />
potential toxic for the humans (already <strong>in</strong> low or very low<br />
concentrations), there is a cont<strong>in</strong>uous and great <strong>in</strong>terest to<br />
<strong>in</strong>vestigate the content of these metals <strong>in</strong> different foods,<br />
their dietary <strong>in</strong>take, their bioavailability and toxicity for<br />
the humans 1–4) . Due to the potential toxicity of these metals<br />
the World Health Organization (WHO) and different Expert<br />
Committees and Institutions (like e.g. The Jo<strong>in</strong>t FAO/<br />
WHO Expert Committee on Food and Additives-JEFCA,<br />
European Commission’s Scientific Committee on Food-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
SCF, etc.), as well as national <strong>in</strong>stitutions of many countries<br />
(<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g Croatia), were legislated the concentrations<br />
of heavy metals <strong>in</strong> foods and established recommendations<br />
and others regulations regard<strong>in</strong>g the permitted level of<br />
heavy metals <strong>in</strong> foods and their tolerable <strong>in</strong>take <strong>in</strong>to the<br />
human body 5–11) .<br />
W<strong>in</strong>e is one of the most widely consumed beverages <strong>in</strong><br />
many countries <strong>in</strong> the world and could be potentially a significant<br />
dietary source of heavy metals <strong>in</strong>take <strong>in</strong>to the human<br />
body, because these elements (<strong>in</strong> the form of different<br />
salts and complexes with organic and <strong>in</strong>organic acids as<br />
well as species with large molecules of pectic polysaccarides,<br />
peptides, prote<strong>in</strong>s and polyphenols) are naturally<br />
conta<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> grapes, musts and w<strong>in</strong>es. In connection with<br />
the above-mentioned concern regard<strong>in</strong>g the possible toxicity<br />
of heavy metals, it is of <strong>in</strong>terest to measure the content<br />
of these elements <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es. In addition, the contam<strong>in</strong>ation<br />
of w<strong>in</strong>e with some heavy metals has a great impact on the<br />
quality of w<strong>in</strong>e, e.g. copper, z<strong>in</strong>c, iron can lead to some<br />
spoilage through haze formation, generation of undesirable<br />
tastes, and some stability and others problems dur<strong>in</strong>g the<br />
w<strong>in</strong>emak<strong>in</strong>g process and storage of w<strong>in</strong>es 12) .<br />
Numerous <strong>in</strong>strumental methods have been used to measure<br />
the content of heavy metals <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es 13) . It is apparent<br />
from the literature data that among the techniques used,<br />
the possibly predom<strong>in</strong>ate one were different spectrometry<br />
methods, like flame-atomic absorption spectrometry<br />
(FAAS) 14,15) , electrothermal atomic absorption spectrometry<br />
(ETAAS) 15-19) and graphite furnace atomic absorption<br />
spectrometry (GFAAS) 20,21) . Inductively coupled plasma<br />
(ICP) <strong>in</strong> comb<strong>in</strong>ation with different spectrometry techniques,<br />
like e.g. optical emission spectrometry (ICP-OES) 22)<br />
or mass spectrometry (ICP-MS) 22–24) have became popular<br />
for trace elements analysis of w<strong>in</strong>e, especially due to capability<br />
of multi-element analysis. X-ray fluorescence (XRF)<br />
spectrometry was also used for multi-metals analysis of<br />
w<strong>in</strong>e 25) .<br />
Different electrochemical methods, e.g. stripp<strong>in</strong>g voltammetry<br />
(SV) 26) and stripp<strong>in</strong>g potentiometry (SP) 27) are also very<br />
useful for determ<strong>in</strong>ation of trace levels of heavy metals <strong>in</strong><br />
w<strong>in</strong>e samples. Recently, electroanalysis <strong>in</strong> the flow-through<br />
electrochemical cell, called flow-through stripp<strong>in</strong>g chronopotentiometry<br />
(FTSCP), was developed and proposed as a<br />
new electroanalytical method for determ<strong>in</strong>ation of different<br />
organic and <strong>in</strong>organic species (<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g heavy metals) <strong>in</strong><br />
various aquatic systems (<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g foods) 28) . This method<br />
was proposed due to its many advantages <strong>in</strong> comparison to<br />
others above-mentioned methods (simultaneous determ<strong>in</strong>ation<br />
of different metals, very high sensitivity and selectivity,<br />
very low detection limit, very easy sample preparation, low<br />
runn<strong>in</strong>g costs of <strong>in</strong>strument and analysis, etc).<br />
Although w<strong>in</strong>es are a relatively widely consumed dr<strong>in</strong>k <strong>in</strong><br />
Croatia, there are only limited published data regard<strong>in</strong>g<br />
the content of metals (<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g heavy metals) <strong>in</strong> domestic,<br />
Croatian w<strong>in</strong>es. Accord<strong>in</strong>g to the literature data there are<br />
only two published papers. Thus, Šebečić et al. 14) <strong>in</strong>vestigated<br />
the content of Fe, Cu, Mn, Zn and Cr <strong>in</strong> twenty<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
47<br />
w<strong>in</strong>es produced <strong>in</strong> different regions of Croatia, by means<br />
of FAAS technique. Oreščan<strong>in</strong> et al. 25) <strong>in</strong>vestigated the<br />
heavy metals (V, Cr, Mn, Fe, Ni, Cu, Zn, As and Pb) content<br />
<strong>in</strong> only one w<strong>in</strong>e, called Žlaht<strong>in</strong>a, by energy dispersive<br />
X-ray fluorescence (EDXRF) method. The w<strong>in</strong>e was produced<br />
from the grape of controlled orig<strong>in</strong> (Vrbnik, island<br />
of Krk). They also <strong>in</strong>vestigated the concentration of these<br />
elements <strong>in</strong> soil and grape for production of Žlaht<strong>in</strong>a w<strong>in</strong>e<br />
and concluded that the ma<strong>in</strong> source of heavy metals found<br />
<strong>in</strong> the <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>e and grape was absorption of these<br />
metals from the soil.<br />
The M<strong>in</strong>istry of Health of Republic of Croatia (MHRC)<br />
has established a tolerable amount of potentially toxic metals<br />
(Pb, Cd, Cu, Zn) allowed to be conta<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> Croatian<br />
w<strong>in</strong>es, <strong>in</strong> regard to the healthy safety of the consumers) 11) .<br />
Because until now there are no published relevant reports<br />
regard<strong>in</strong>g of content of above-mentioned potential toxic<br />
heavy metals (Pb, Cd, Cu, Zn) <strong>in</strong> Croatian w<strong>in</strong>es (Šebečić<br />
et al. 14) measured only Cu and Zn of above mentioned<br />
toxic metals and Oreščan<strong>in</strong> et al. 25) <strong>in</strong>vestigated only one<br />
w<strong>in</strong>e sample), the aim of this study was: (i) to exam<strong>in</strong>e the<br />
possibilities of electrochemical (FTSCP) method <strong>in</strong> simultaneous<br />
analysis of Cu, Zn, Pb and Cd <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es; (ii) to determ<strong>in</strong>e<br />
by FSCP method the content of Zn, Cu, Pb and Cd <strong>in</strong><br />
some of widely consumed Croatian w<strong>in</strong>es; (iii) to compare<br />
the results obta<strong>in</strong>ed by electrochemical FTSCP method<br />
with those obta<strong>in</strong>ed by commonly used official methods<br />
for determ<strong>in</strong>ation of heavy metals <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e, recommended<br />
by legislation of MHRC 11) , i.e. with results obta<strong>in</strong>ed by<br />
spectrometry methods (FAAS and GFAAS); (iv) on the basis<br />
of the heavy metals content, to evaluate the possible<br />
toxicity to the humans of heavy metals <strong>in</strong>take through consumption<br />
of <strong>in</strong>vestigated Croatian w<strong>in</strong>es.<br />
Materials and methods<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
Samples<br />
Some of famous and widely consumed, commercially produced<br />
brands of Croatian w<strong>in</strong>es (ma<strong>in</strong>ly from region of<br />
East Croatia), produced by the well-know companies, were<br />
chosen for the studies as follows: (i) five brands of white<br />
w<strong>in</strong>es (Hvarsko bijelo, Rizl<strong>in</strong>g, Grašev<strong>in</strong>a-two brands,<br />
Tram<strong>in</strong>ac); (ii) one brand of rose w<strong>in</strong>e (Rose Benkovac),<br />
(iii) five brands of red w<strong>in</strong>es (Zweigelt, Frankovka-two<br />
brands, P<strong>in</strong>ot Noir, Klikun Noir), and (iv) two brands of<br />
fruit w<strong>in</strong>es (Kupido and Kup<strong>in</strong>ovo v<strong>in</strong>o). In total 13 brands<br />
of w<strong>in</strong>es were analysed for their Zn, Cu, Pb, and Cd content.<br />
All w<strong>in</strong>e samples used <strong>in</strong> this <strong>in</strong>vestigation were<br />
packed <strong>in</strong> glass bottles and purchased from the big stores.<br />
The w<strong>in</strong>e samples were stored at room temperature until<br />
they were analysed on heavy metals content.<br />
Method and apparatus<br />
The methods chosen for the measurement of heavy metal<br />
content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es were: (i) electrochemical, flow-through<br />
stripp<strong>in</strong>g chronopotentiometry (FTSCP) method, for si-
48<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
multaneous determ<strong>in</strong>ation of Zn, Cu, Pb and Cd <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e<br />
samples, (ii) flame atomic absorption spectrometry (FAAS)<br />
for <strong>in</strong>dividual determ<strong>in</strong>ation of Zn and Cu content, and<br />
(iii) Zeeman graphite furnace atomic absorption spectrometry<br />
(ZGFAAS) for <strong>in</strong>dividual determ<strong>in</strong>ation of Pb and Cd<br />
content. ZGFAAS method was selected for determ<strong>in</strong>ation<br />
of Pb and Cd due to its sensitivity, accurate background<br />
correction (Zeeman-effect background correction), and because<br />
this method provides detection limit low enough to<br />
measure the usually low content of Pb and Cd <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es.<br />
Simultaneous determ<strong>in</strong>ation of Zn, Cu, Pb and Cd content<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>es were carried out by flow-through stripp<strong>in</strong>g chronopotentiometry<br />
(FTSCP) method. FTSCP is a two-step<br />
analytical method. In the first step, the analyte species are<br />
collected at a work<strong>in</strong>g electrode, which is set to a suitable<br />
deposition potential or at a suitable deposition current. After<br />
a short quiescence period, <strong>in</strong> the second step the deposit<br />
was stripped by a constant current, whereas the change of<br />
the potential of the work<strong>in</strong>g electrode dur<strong>in</strong>g the dissolution<br />
is registered. The potential-time dependence gives the<br />
duration of the dissolution (chronopotentiometric stripp<strong>in</strong>g<br />
time) which is accord<strong>in</strong>g to the Faraday’s lows of electrolysis<br />
proportional to the analyte concentration. The<br />
orig<strong>in</strong>al S-shape of potential-time dependence is converted<br />
(transformed) to a peak-like signal conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g the stripp<strong>in</strong>g<br />
peaks of the deposited species. The compact flow system<br />
operates fully automatic; it conta<strong>in</strong>s computer controlled<br />
electromagnetic valves for switch<strong>in</strong>g either the carrier electrolyte,<br />
sample or standard solutions to the flow. The electrolyte,<br />
solutions or samples are driven through the system<br />
and cell by a peristaltic pump. The hearth of the system is<br />
the compact flow-through electrochemical cell with porous<br />
flow-through work<strong>in</strong>g electrode.<br />
Electrochemical FTSCP measurements were performed on<br />
a fully automated computer controlled electrochemical analyser<br />
EcaFlow Model 150 GLP (Istran Ltd., Bratislava,<br />
Slovakia) equipment with two solenoid <strong>in</strong>ert valves, a peristaltic<br />
pump, 1 mm <strong>in</strong>ner diameter PTFE tub<strong>in</strong>g and microprocessor<br />
controlled potentiostat/galvanostat. The compact<br />
three-electrode flow-through electrochemical cell of<br />
type 104 (Istran Ltd., Bratislava, Slovakia), equipment<br />
with Pt auxiliary, Ag/AgCl reference and vitreous carbon<br />
macro porous work<strong>in</strong>g electrode (E104L, Istran Ltd.) was<br />
used.<br />
The determ<strong>in</strong>ation of Zn and Cu by FAAS was carried out<br />
on Perk<strong>in</strong>-Elmer (PE) Model 1100 spectrophotometer, and<br />
the experimental equipment used for Pb and Cd determ<strong>in</strong>ation<br />
by ZGFAAS was Zeeman atomic absorption spectrophotometer,<br />
Perk<strong>in</strong>-Elmer (PE) Model 4100ZL with<br />
Zeeman graphite furnace, pyrolytic graphite tubes (HGA)<br />
with L’vov platforms and autosampler PE Model AS-71.<br />
Instrumental conditions<br />
Operation parameters for FTSCP were as follows: The<br />
deposition of metal ions from w<strong>in</strong>e samples on carbon porous<br />
work<strong>in</strong>g electrode is performed by apply<strong>in</strong>g a suitable<br />
deposition potential, i.e. <strong>in</strong> the potentiostatic mode at –<br />
1800 mV. The deposit was stripped galvanostatically by<br />
apply<strong>in</strong>g a stripp<strong>in</strong>g current of 200 μA, whereas stripp<strong>in</strong>g<br />
chronopotentiogram is recorded and evaluated. Others parameters<br />
were: start<strong>in</strong>g potential I, –1800 mV; start<strong>in</strong>g potential<br />
II, –1400 mV; end potential, 100 mV; quiescence<br />
time I 5 s; quiescence time II 30 s; sample volume, 1 ml;<br />
flow rate, 6 ml/m<strong>in</strong>.<br />
The <strong>in</strong>strumental conditions for ZGFAAS measurements<br />
were: resonance wavelength, 283.3 nm for Pb, and<br />
228.8 nm for determ<strong>in</strong>ation of Cd; slit with, 0.7 nm; signal<br />
process<strong>in</strong>g parameter, peak-area mode; <strong>in</strong>jection volume,<br />
20 μl. The temperature and gas programmes were as follows:<br />
For determ<strong>in</strong>ation of Pb: step 1: temperature 110 °C,<br />
1 s ramp time, 50 s hold time, argon flow 250 ml/m<strong>in</strong>; step<br />
2 temperature 500 °C, 5 s ramp time, 30 s hold time, argon<br />
flow 250 ml/m<strong>in</strong>; step 3: temperature 1900 °C, 0 s ramp<br />
time, 5 s hold time, argon flow stop; step 4: temperature<br />
2400 °C, 1 s ramp time, 2 s hold time, argon flow 250 ml/<br />
m<strong>in</strong>. For determ<strong>in</strong>ation of Cd the conditions were: step 1:<br />
temperature 110 °C, 1 s ramp time, 50 s hold time, argon<br />
flow 250 ml/m<strong>in</strong>; step 2: temperature 400 °C, 30 s ramp<br />
time, 30 s hold time, argon flow 250 ml/m<strong>in</strong>; step 3: temperature<br />
700 °C, 10 s ramp time, 20 s hold time, argon flow<br />
250 ml/m<strong>in</strong>; step 4: temperature 1400 °C, 0 s ramp time, 5 s<br />
hold time, argon flow stop; step 5: temperature 2400 °C, 1 s<br />
ramp time, 2 s hold time, argon flow 250 ml/m<strong>in</strong>.<br />
The <strong>in</strong>strumental conditions for flame atomic absorption<br />
spectrometry (FAAS) were: resonance wavelength,<br />
324.7 nm for Cu and 213.8 nm for Zn; slit width, 0.7 nm;<br />
signal process<strong>in</strong>g parameter, peak-area mode; flame type,<br />
air/acetylene flame.<br />
Reagents<br />
Analytical-reagent grade chemicals were used <strong>in</strong> all experiments.<br />
Al electrolyte and solutions were prepared with ultrapure<br />
(double-distilled deionised) water obta<strong>in</strong>ed from a<br />
Millipore Milli-Q purification system (specific resistance of<br />
ultrapure water was greater or equal to 18 MΩ cm).<br />
The carrier electrolyte for FTSCP measurements was solution<br />
0.01 mol dm -3 CH 3 COOH + 0.01 mol dm -3<br />
CH 3 COONa + 0.2 mol dm -3 NaCl. The electrolyte for<br />
preparation (dilution) of w<strong>in</strong>e samples and preparation of<br />
standard solutions of heavy metals was solution 0.1 mol<br />
dm -3 HCl. The standard solution of heavy metals for additions<br />
to the w<strong>in</strong>e sample, concentration of: 400 μg/l Zn;<br />
10 μg/l Cd; 20 μg/l Pb and 40 μg/l Cu, was prepared from<br />
certified reference materials (Istran Ltd.) by simple dilut<strong>in</strong>g<br />
with 0.1 mol dm -3 HCl.<br />
For the ZGFAAS and FAAS measurements a stock solutions<br />
of 1000 mg/l of Pb, Cd, Cu and Zn, (Merck) were<br />
used as the reference standard. Work<strong>in</strong>g standards of different<br />
concentration range (depend<strong>in</strong>g on the element and<br />
the method of determ<strong>in</strong>ation) were prepared from the stock<br />
(reference) standard by dilution with 0.15 % nitric acid solution<br />
(Suprapur, Merck).<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Samples preparation<br />
Prior to analysis by any of methods used, the samples of<br />
w<strong>in</strong>e were filtered through a 0.45 μm syr<strong>in</strong>ge Teflon filter<br />
to remove any sediment. To meet the upper calibration<br />
limit of the methods used, w<strong>in</strong>e samples were diluted by an<br />
appropriate factor (depended on metal and method of determ<strong>in</strong>ation),<br />
with ultrapure Millipore water <strong>in</strong> GFAAS<br />
and FAAS measurements, or with 0.1 mol dm -3 HCl <strong>in</strong><br />
FTSCP measurements. The diluted samples of w<strong>in</strong>es were<br />
than analysed on heavy metals content.<br />
Analysis of heavy metals content<br />
The method of standard addition was used <strong>in</strong> FTSCP measurements,<br />
as a method of quantification of heavy metal<br />
concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e samples. The peak-area mode was<br />
used for signal process<strong>in</strong>g. The concentration of Zn, Cu,<br />
Pb and Cd, was determ<strong>in</strong>ed by compar<strong>in</strong>g the <strong>in</strong>tegrated<br />
peak area of correspond<strong>in</strong>g metal with those of standard<br />
of metals of know concentration. All calculations were<br />
done automatically by appropriate software of the Eca-<br />
Flow <strong>in</strong>strument (Istran Ltd.). The blank solution was the<br />
ultrapure Millipore water.<br />
Similarly, the peak-area mode was used for signal process<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> determ<strong>in</strong>ation of Pb, Cd, Cu and Zn content by<br />
ZGFAAS and FAAS methods. The concentration of each<br />
<strong>in</strong>vestigated element <strong>in</strong> the w<strong>in</strong>e samples was determ<strong>in</strong>ed<br />
by compar<strong>in</strong>g the <strong>in</strong>tegrated absorbance peak area given<br />
by each sample with those of standards of known concentrations.<br />
Calculations were done by software of the <strong>in</strong>struments<br />
(Perk<strong>in</strong>-Elmer). The calibration was done us<strong>in</strong>g the<br />
method of standard additions. 0.15 % nitric acid solution<br />
was used as a blank sample.<br />
Results and discussion<br />
The results of determ<strong>in</strong>ation of the heavy metals content <strong>in</strong><br />
the <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>e samples are given <strong>in</strong> Table 1. The example<br />
of determ<strong>in</strong>ation of heavy<br />
metals by FTSCP method was<br />
shown on Figure 1. Each of the<br />
mean values presented <strong>in</strong> Table 1 is<br />
the result of three measurements<br />
(for each brand of w<strong>in</strong>es three samples<br />
were analysed on metal content).<br />
The analysis of the results<br />
presented <strong>in</strong> Table 1, <strong>in</strong> relation to<br />
content of each <strong>in</strong>vestigated element,<br />
show as follow.<br />
Lead (Pb)<br />
The results presented <strong>in</strong> Table 1<br />
show that the Pb content varies significantly<br />
with the brand of w<strong>in</strong>e.<br />
The mean Pb concentration of <strong>in</strong>vestigated<br />
w<strong>in</strong>es ranged from<br />
4.39 μg Pb/l determ<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> white<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
49<br />
w<strong>in</strong>e Tram<strong>in</strong>ac to 35.52 μg Pb/l found <strong>in</strong> Hvarsko bijelo<br />
white w<strong>in</strong>e. The mean Pb concentration of all w<strong>in</strong>e samples<br />
<strong>in</strong>vestigated (78 samples) was 9.50 μg Pb/l. More detailed<br />
analysis of the results shows that a very high percentage<br />
of w<strong>in</strong>e samples exam<strong>in</strong>ed conta<strong>in</strong>ed less than<br />
10 μg Pb/l (70 % of all <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es), 15 % of all<br />
w<strong>in</strong>e samples conta<strong>in</strong>ed 10–20 μg Pb/l, and 15 % of the<br />
w<strong>in</strong>e analysed conta<strong>in</strong>ed more than 20 μg Pb/l (<strong>in</strong> the range<br />
23.69–35.52 μg Pb/l). All these results show that the concentration<br />
of Pb <strong>in</strong> <strong>in</strong>vestigated Croatian w<strong>in</strong>es is very low<br />
and is significantly below the tolerable limit of Pb concentration<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>e established by M<strong>in</strong>istry of Health of Republic<br />
of Croatia (200 μg Pb/l) 11) .<br />
If we compare the results obta<strong>in</strong>ed by electrochemical FT-<br />
SCP method and spectrometry ZGFAAS method it could<br />
be concluded that there is no significantly difference between<br />
the results of these methods. Both methods show<br />
generally very similar results <strong>in</strong> Pb content, similar accuracy<br />
and similar limit of detection (LOD) for Pb determ<strong>in</strong>ation<br />
(0.08 μg Pb/l).<br />
If our results are compared to those of previous <strong>in</strong>vestigations<br />
of the Pb concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es, a reasonable level<br />
of agreement is shown. On the other hand, a more detailed<br />
comparison between our results and those previously published<br />
is reasonable not possible due to many reasons, for<br />
example the different brands of w<strong>in</strong>es studied (produced<br />
from different grape variety on different k<strong>in</strong>d of soil), the<br />
different (and unknown) conditions of grape and w<strong>in</strong>e production,<br />
the different v<strong>in</strong>tage period, the different experimental<br />
techniques used to measure the Pb concentration <strong>in</strong><br />
w<strong>in</strong>e, etc.<br />
Comparison of our results with the previously published<br />
studies shows the follow<strong>in</strong>g. Our results that Pb content of<br />
<strong>in</strong>vestigated Croatian w<strong>in</strong>es ranged from 4.39 μg Pb/l to<br />
35.52 μg Pb/l, are generally <strong>in</strong> agreement with the results<br />
of: Freschi et al. 16) (who found the average Pb concentration<br />
of 10.0–55.0 μg Pb/l <strong>in</strong> Brazilian red and white w<strong>in</strong>es),<br />
Karadjova et al. 19) (they analysed 66 w<strong>in</strong>e samples from<br />
Fig. 1 Stripp<strong>in</strong>g chronopotentiogram of P<strong>in</strong>ot Noir w<strong>in</strong>e sample: (a) without addition of standard solution of<br />
metals; (b) after addition of standard solution of metals
50<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
Macedonia and found Pb content <strong>in</strong> the range of 7.5–72.<br />
4 μg Pb/l for red w<strong>in</strong>es and from 7.2–67.6 μg Pb/l <strong>in</strong> white<br />
w<strong>in</strong>es, Kim 20) (he analysed various w<strong>in</strong>es on the Korean<br />
market and found the mean Pb content of 22.08 μg Pb/l<br />
for white w<strong>in</strong>es and 30.25 μg Pb/l for red w<strong>in</strong>es), Šperkova<br />
and Suchanek 22) (they found the mean Pb content of 22–<br />
48 μg Pb/l <strong>in</strong> white w<strong>in</strong>e and from 11–26 μg Pb/l <strong>in</strong> red<br />
w<strong>in</strong>es from Czech Republic), Coetze et al. 23) (they reported<br />
the mean Pb content for some South African w<strong>in</strong>es from<br />
6.26–22.60 μg Pb/l), Bra<strong>in</strong><strong>in</strong>a et al. 26) (they analysed w<strong>in</strong>es<br />
on Russian market and reported mean value of <strong>in</strong>vestigated<br />
w<strong>in</strong>es from 15 to 60 μg Pb/l), Dugo et al. 27) (they reported<br />
the average value of 18.7 to 57.0 μg Pb/l for some Italian<br />
w<strong>in</strong>es), etc. However, some authors reported somewhat<br />
higher values of Pb content <strong>in</strong> some brand of w<strong>in</strong>es, like<br />
e.g. Lara et al. 17) (who reported values of 50–90 μg Pb/l for<br />
some Argent<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>es). These differences of Pb content <strong>in</strong><br />
papers of different authors were probably due to different<br />
reasons (e.g. different brand of w<strong>in</strong>es, different conditions<br />
of grape and w<strong>in</strong>e production, different v<strong>in</strong>tage period, different<br />
type of soils, etc.).<br />
The presence of Pb <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e is due to two ma<strong>in</strong>ly sources of<br />
contam<strong>in</strong>ation: the primary “natural” lead content (which<br />
come from the soil and depended on the k<strong>in</strong>d of soil, variety<br />
of grape, etc.) and secondary contam<strong>in</strong>ation, which<br />
come from environmental pollution and atmospheric deposition<br />
of lead on the grapes, due to use of pesticides, fertilisers,<br />
and other materials used to produce, transport and<br />
storage the w<strong>in</strong>e. The role of different Pb sources on the<br />
total Pb level <strong>in</strong> the f<strong>in</strong>al product of w<strong>in</strong>emak<strong>in</strong>g (i.e. <strong>in</strong> the<br />
w<strong>in</strong>e) is still unknown but it is important to clarify all these<br />
issues <strong>in</strong> order to be able to reduce the Pb content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e.<br />
The Pb content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es deserves special consideration<br />
among others toxic micro-elements that are presented <strong>in</strong><br />
w<strong>in</strong>e because its cumulative toxic character. Lead toxicity<br />
affects preferentially the central nervous system (chronic<br />
neurotoxicity), blood system and kidneys, but also damage<br />
other organs like reproductive organs, liver, etc. 1,2) . Because<br />
of concern from a health safety po<strong>in</strong>t of view, many countries<br />
have set limits on the amount of Pb <strong>in</strong> foods, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />
w<strong>in</strong>es. Thus, the European Commission (EC) Regulation<br />
No 1881/2006 sett<strong>in</strong>gs the maximum level for Pb <strong>in</strong><br />
certa<strong>in</strong> foodstuffs of EU countries. The maximum level for<br />
lead <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e of 200 μg Pb/l was established 5) . The International<br />
W<strong>in</strong>e Organisation, OIV (Organisation International<br />
des Vignes et du V<strong>in</strong>) established recently the lower maximum<br />
acceptable limit for Pb content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e of 150 μg Pb/<br />
l 10) . The M<strong>in</strong>istry of Health of Republic of Croatia has established<br />
a tolerable Pb concentration <strong>in</strong> Croatian w<strong>in</strong>es of<br />
200 μg Pb/l 11) .<br />
Due to potential toxicity of lead and the health risks of dietary<br />
exposure of humans to lead, the Jo<strong>in</strong>t FAO/WHO<br />
Expert Committee on Food Additives (JECFA) established<br />
<strong>in</strong> 1987. Provisional Tolerable Weekly Intake (PTWI) of<br />
25 μg Pb/kg of body weight for <strong>in</strong>fants and children. This<br />
PTWI was reconfirmed by JECFA <strong>in</strong> 1993 for <strong>in</strong>fants and<br />
children and extended to all age groups. 1999 at the fifty-<br />
third Meet<strong>in</strong>g JECFA aga<strong>in</strong> evaluated health risks of dietary<br />
exposure of <strong>in</strong>fants and children to lead and PTWI for<br />
Pb was ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed at value of 25 μg Pb/kg of body weight 7) .<br />
This level of lead refers to Pb <strong>in</strong>take content from all<br />
sources (foods, water, air, etc.).<br />
To evaluate the possible daily <strong>in</strong>take of Pb through the<br />
dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g the exam<strong>in</strong>ed w<strong>in</strong>es, we used the mean Pb concentration<br />
value (9.50 μg Pb/l) of all <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>e<br />
samples. Suppos<strong>in</strong>g that an adult person consumes one<br />
glass of w<strong>in</strong>e (0.2 l) per day, on average, than the average<br />
daily Pb <strong>in</strong>take through w<strong>in</strong>e consumption would be<br />
1.9 μg of Pb.<br />
The total diets studies (TDS) cited <strong>in</strong> the literature reported<br />
different total daily dietary <strong>in</strong>take (TDDI) of Pb. So, e.g.<br />
TDDI of Pb estimated from TDS <strong>in</strong> UK was estimated as<br />
24 μg Pb/d 29) , the estimated TDDI of Pb <strong>in</strong> TDS performed<br />
<strong>in</strong> USA was 34 μg Pb/d 30) , daily dietary <strong>in</strong>take of lead by<br />
adults from German TDS was reported as 17.8 μg Pb/d 31) ,<br />
the total Pb <strong>in</strong>take <strong>in</strong> a Spanish population was calculated<br />
as 72.8 μg Pb/d 32) , daily dietary exposure estimated <strong>in</strong><br />
French TDS for adults is 18,4 μg Pb/d 33) , and the average<br />
<strong>in</strong>take level of Pb <strong>in</strong> adults’diet <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> 13 European<br />
countries, accord<strong>in</strong>g current <strong>in</strong>formation 1,2) , is<br />
42 μg Pb/d. Comparison of our estimated daily Pb <strong>in</strong>take<br />
from w<strong>in</strong>es with TDDI values of Pb reported <strong>in</strong> above TDS<br />
shows the follow<strong>in</strong>g. Our value of 1.9 μg Pb/d from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />
w<strong>in</strong>e is only 3–10 % of TDDI values for Pb reported <strong>in</strong><br />
above TDS.<br />
In accordance with PTWI value for Pb established by<br />
JECFA7) an adult person of 60 kg can consume up to<br />
214 μg Pb/d (TDI). Our estimated Pb <strong>in</strong>take (1.9 μg Pb/d)<br />
from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es is only 0.9 % of this calculated tolerable<br />
daily <strong>in</strong>take (TDI).<br />
Therefore, it can be concluded that the possible daily Pb<br />
<strong>in</strong>take through consumption of w<strong>in</strong>es is very low <strong>in</strong> relation<br />
to the total daily dietary <strong>in</strong>take (TDDI) of Pb determ<strong>in</strong>ed<br />
<strong>in</strong> TDS studies, and is practically negligible <strong>in</strong> relation<br />
to the calculated tolerable daily <strong>in</strong>take (TDI) of Pb<br />
(calculated from PTWI value of FAO/WHO recommendation).<br />
Thus, it would appear that dietary Pb <strong>in</strong>take from<br />
w<strong>in</strong>es should not be a cause for concern with regard to the<br />
possible toxicity of Pb for the human body.<br />
Cadmium (Cd)<br />
The results for cadmium content (Tab. 1) show that the<br />
mean Cd concentration ranged from 0.02 μg/l found <strong>in</strong><br />
Zweigelt red w<strong>in</strong>e to 0.25 μg/l determ<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> Rizl<strong>in</strong>g white<br />
w<strong>in</strong>e. The mean Cd concentration of all <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>e<br />
samples (78 samples) was 0.13 μg Cd/l of w<strong>in</strong>e. Most of<br />
the w<strong>in</strong>es (70 % of all <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es) conta<strong>in</strong>ed between<br />
0.1 to 0.2 μg Cd/l, 23% of the w<strong>in</strong>e analysed conta<strong>in</strong>ed<br />
less than 0.1 μg Cd/l, and only 7 % of w<strong>in</strong>es conta<strong>in</strong>ed<br />
more than 0.2 μg Cd/l (0.22–0.25 μg Cd/l). These<br />
results show that the concentration of Cd <strong>in</strong> <strong>in</strong>vestigated<br />
w<strong>in</strong>es is very low and is significantly below the tolerable<br />
limit for Cd concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e (10 μg Cd/l), established<br />
by M<strong>in</strong>istry of Health of Republic of Croatia 11) .<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Both <strong>in</strong>strumental methods used shows very similar results<br />
for Cd concentration and only <strong>in</strong> some cases the results obta<strong>in</strong>ed<br />
by FTSCP method were slightly higher <strong>in</strong> comparison<br />
to ZGFAAS method. Also, the accuracy and limit of<br />
detection were similar (0.03 μg Cd/l).<br />
Comparison of our results for Cd content determ<strong>in</strong>ed <strong>in</strong><br />
Croatian w<strong>in</strong>es with the previously published results shows<br />
the follow<strong>in</strong>g. Our value of mean Cd content <strong>in</strong> Croatian<br />
w<strong>in</strong>es of 0.02 to 0.25 μg Cd/l, are generally <strong>in</strong> agreement<br />
with results reported by: Freschi et al. 16) (average Cd<br />
concentration of 0.03 to 0.20 μg Cd/l <strong>in</strong> Brazilian red and<br />
white w<strong>in</strong>es), Kim 20) (mean Cd concentration of 0.41 μg<br />
Cd/l for white and 0.48 μg Cd/l <strong>in</strong> red w<strong>in</strong>es on the Korean<br />
market), Coetzee et al. 23) (the average concentration of 0.03<br />
to 0.78 μg Cd/l <strong>in</strong> South African red and white w<strong>in</strong>es), and<br />
Cvetković et al. 18) (cadmium content from 0.21 to 0.97 μg<br />
Cd/l <strong>in</strong> red and from 0.12 to 0.79 μg Cd/l <strong>in</strong> white<br />
Macedonian w<strong>in</strong>es). Some authors reported a slightly<br />
higher concentration of Cd, like e.g. Bra<strong>in</strong><strong>in</strong>a et al. 26) (mean<br />
Cd content between 0.11 and 1.41 μg Cd/l <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es on<br />
Russian market), and Lara et al. 17) (mean Cd content of<br />
1.2–3.6 μg Cd/l <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>es). However, some<br />
authors reported significantly higher Cd content (then<br />
above cited authors), like e.g. Dugo et al. 27) (they reported<br />
the mean Cd concentration <strong>in</strong> some Italian w<strong>in</strong>es from 2.0<br />
to 12.4 μg Cd/l. Such differences of Cd content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es,<br />
reported <strong>in</strong> papers of different authors, are normal due to<br />
different brands of grape and w<strong>in</strong>es, different conditions of<br />
grape and w<strong>in</strong>e production, different type of soil, etc.<br />
The content of Cd <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e can be attributed (like also for Pb)<br />
to two ma<strong>in</strong>ly sources: “natural” Cd content (which come<br />
through transfer of cadmium from the soil via the roots to<br />
the grapes and f<strong>in</strong>ally to w<strong>in</strong>e) and secondary contam<strong>in</strong>ation<br />
dur<strong>in</strong>g the grape and w<strong>in</strong>emak<strong>in</strong>g process (like e.g. the use of<br />
<strong>in</strong>secticides and fungicides which conta<strong>in</strong>ed cadmium salts,<br />
due to the contact of must or w<strong>in</strong>e with the apparatus used<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>e production and packag<strong>in</strong>g process, etc.).<br />
Generally, the cadmium content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es has been found to<br />
be very low. However, cadmium is highly toxic element<br />
that accumulates <strong>in</strong> the human body and has a long halflife<br />
(about 30 years). Its toxicity is manifested by a variety<br />
of syndromes and diseases which <strong>in</strong>clude kidney dysfunction<br />
and damage, hypertension, hepatic <strong>in</strong>jury, reproductive<br />
toxicity, lung damage, bone effects, etc. 1,2) . Because of<br />
its high toxicity and the concern from a health safety po<strong>in</strong>t<br />
of view, many countries have set limits of the content of Cd<br />
<strong>in</strong> foods. Thus, European Commission (EC) sett<strong>in</strong>gs the<br />
maximum level for cadmium <strong>in</strong> certa<strong>in</strong> foodstuffs, but not<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>es 5) . The M<strong>in</strong>istry of Health of Republic of Croatia<br />
has established a tolerable Cd concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es of<br />
10 μg Cd/l 11) . This value is the same as the maximum<br />
acceptable level of Cd <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e established by the Office<br />
International de la Vigne et du V<strong>in</strong> (OIV) 10) .<br />
Due to the toxicity of cadmium and the potential health<br />
risks of dietary exposure of humans to cadmium, the<br />
JECFA established PTWI value of 7 μg Cd/kg of body<br />
weight at the thirty-third Meet<strong>in</strong>g (1988), and this value<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
51<br />
was ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed at the sixty-fourth Meet<strong>in</strong>g of JECFA <strong>in</strong><br />
2005 8) .<br />
To evaluate the possible daily <strong>in</strong>take of Cd through the<br />
dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g the exam<strong>in</strong>ed w<strong>in</strong>es, we used the mean Cd concentration<br />
value (0.13 μg Cd/l) of all <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>e<br />
samples. Suppos<strong>in</strong>g that an adult person consumes one<br />
glass of w<strong>in</strong>e (0.2 l) per day, on average, then average<br />
evaluated average daily Cd <strong>in</strong>take through w<strong>in</strong>e<br />
consumption would be around 0.03 μg Cd/d.<br />
The total diet studies (TDS) cited <strong>in</strong> the literature reported<br />
different total daily dietary <strong>in</strong>take (TDDI) of Cd. So, e.g.<br />
TDDI value reported for TDS <strong>in</strong> UK was 14 μg Cd/d 29) , the<br />
average daily <strong>in</strong>take of Cd <strong>in</strong> USA TDS was 13 μg Cd/d 30) ,<br />
daily dietary Cd <strong>in</strong>take by adults <strong>in</strong> Belgium is 23.1 μg Cd/<br />
d 34) , dietary <strong>in</strong>take of Cd <strong>in</strong> Germany for adults is up to<br />
27.6 μg Cd/d 35) , Cd dietary <strong>in</strong>take <strong>in</strong> TDS <strong>in</strong> Spa<strong>in</strong><br />
population was 11.17 μg Cd/d 36) , and the average <strong>in</strong>take of<br />
Cd <strong>in</strong> adults diet <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> 13 European countries,<br />
accord<strong>in</strong>g recently <strong>in</strong>formation 1,2) is 14.4 μg Cd/d. Our<br />
evaluated value of 0.03 μg Cd/d from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es is<br />
only 0.1–0.3 % of TDDI values for Cd reported <strong>in</strong> above<br />
TDS.<br />
In accordance with PTWI value for Cd established by<br />
JECFA 11) an adult person of 60 kg could consume daily up<br />
to 60 μg Cd/d (tolerable daily <strong>in</strong>take, TDI). Our estimated<br />
Cd <strong>in</strong>take (0.03 μg Cd/d) from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es is only<br />
0.05 % of this calculated TDI. Therefore, it can be<br />
concluded that the possible daily dietary Cd <strong>in</strong>take through<br />
consumption of w<strong>in</strong>es is negligible <strong>in</strong> relation to the total<br />
dietary daily <strong>in</strong>take (TDDI) and tolerable daily <strong>in</strong>take<br />
(TDI) of Cd. Thus, Cd from w<strong>in</strong>es is negligible source of<br />
dietary Cd <strong>in</strong>take <strong>in</strong>to the human body.<br />
Copper (Cu)<br />
The results <strong>in</strong> Table 1 show that Cu content varies significantly<br />
with the brand of w<strong>in</strong>es. The mean Cu concentration<br />
of <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es ranged from 10 μg Cu/l <strong>in</strong> white w<strong>in</strong>e<br />
Grašev<strong>in</strong>a-Kutjevo to 413 μg Cu/l determ<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> white w<strong>in</strong>e<br />
Tram<strong>in</strong>ac. The mean concentration of all w<strong>in</strong>e samples <strong>in</strong>vestigated<br />
(78 samples) was 156 μg Cu/l. The analysis of<br />
these results shows that half of all <strong>in</strong>vestigated samples<br />
(54 %) conta<strong>in</strong>ed between 100–200 μg Cu/l. Less then<br />
100 μg Cu/l conta<strong>in</strong>ed 23 % of <strong>in</strong>vestigated samples, 15 %<br />
of samples have between 200–300 μg Cu/l, and only 8 % of<br />
w<strong>in</strong>es conta<strong>in</strong>ed more then 300 μg Cu/l (up to maximum<br />
concentration determ<strong>in</strong>ed of 413 μg Cu/l). These results<br />
show that the concentration of Cu <strong>in</strong> <strong>in</strong>vestigated Croatian<br />
w<strong>in</strong>es is significantly below the tolerable limit of Cu content<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>es established by M<strong>in</strong>istry of Health of Republic of<br />
Croatia (1000 μg Cu/l) 11) . The same maximum acceptable<br />
limit of 1000 μg Cu/l of w<strong>in</strong>e was established by OIV 10) .<br />
If we compare the results obta<strong>in</strong>ed by FTSCP electrochemical<br />
method and spectrometry FAAS method it could be<br />
seen from Table 1 that here is no significant difference <strong>in</strong><br />
the results obta<strong>in</strong>ed by these methods. Only, the limit of<br />
detection (LOD) of FTSCP method (0.3 μg Cu/l) is lower<br />
then that of FAAS (1 μg Cu/l).
52<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
Tab. 1 Heavy metals content (µg/l) of some Croatian w<strong>in</strong>es<br />
Brand of Location Year FTSCP FAAS GFAAS<br />
w<strong>in</strong>e<br />
(Mean ± SD) (Mean ± SD)<br />
Zn Cu Pb<br />
White<br />
Cd Zn Cu Pb Cd<br />
Hvarsko<br />
bijelo<br />
Hvar Dalmacija 2005 314.3±10.8 37.8±1.5 33.17±2.05 0.17±0.03 311±12 40±3 35.52±2.16 0.15±0.03<br />
Rizl<strong>in</strong>g Mandić evac<br />
Slavonija<br />
2006 445.4±18.9 150.3±7.1 9.43±0.82 0.25±0.07 453±23 144±9 8.95±0.70 0.22±0.06<br />
Grašev<strong>in</strong>a Kutjevo<br />
Slavonija<br />
2005 503.5±9.6 10.3±1.3 9.44±0.87 0.15±0.04 502±15 10±2 8.28±0.96 0.11±0.03<br />
Grašev<strong>in</strong>a Banovo Brdo<br />
Baranja<br />
2005 959.5±16.8 245.7±2.6 16.61±1.05 0.18±0.05 946±21 252±8 15.70±1.13 0.14±0.04<br />
Tram<strong>in</strong>ac Ilok Srijem 2005 673.7±10.6 404.0±12.0 5.31±0.43<br />
Rosé<br />
0.12±0.03 683±14 413±16 4.39±0.57 0.10±0.03<br />
Rose Benkovac 2006 687.0±15.5 185.5±5.2 23.69±1.27 0.10±0.03 680±18 193±6 25.47±1.35 0.09±0.03<br />
Benkovac Dalmacija<br />
Red<br />
Zweigelt Erdut Slavonija 2006 674.6±20.1 129.8±3.3 5.41±0.72 0.05±0.03 690±23 126±4 6.51±0.61 0.05±0.03<br />
Frankovka Orahovica<br />
Slavonija<br />
2005 648.6±15.6 131.0±3.4 8.57±0.81 0.13±0.03 630±17 130±6 7.82±0.84 0.10±0.03<br />
Frankovka Ferić anci<br />
Slavonija<br />
2006 492.9±10.8 107.4±2.5 6.17±0.78 0.09±0.03 483±12 100±3 6.26±0.73 0.10±0.03<br />
P<strong>in</strong>ot Noir Kutjevo<br />
Slavonija<br />
2006 1176±26.6 264.6±4.0 8.50±0.95 0.06±0.03 1180±35 271±6 7.99±0.69 0.06±0.03<br />
Klikun Noir Kutjevo<br />
Slavonija<br />
2005 455.3±11.4 139.9±2.8 9.07±0.93<br />
Fruit W<strong>in</strong>e<br />
0.18±0.04 463±13 148±4 8.13±0.97 0.16±0.04<br />
Blackberry Ðakovo 2005 574.7±12.5 47.3±2.3 9.17±0.97 0.16±0.04 563±14 44±3 8.34±0.80 0.15±0.04<br />
w<strong>in</strong>e 1 Slavonija<br />
Blackberry Požega 2005 720.3±18.3 146.5±3.5 14.44±1.58 0.13±0.03 710±21 140±8 12.87±1.30 0.10±0.03<br />
w<strong>in</strong>e 2 Slavonija<br />
Comparison of our results to those of previously reported<br />
<strong>in</strong> the literature show the follow<strong>in</strong>g. Our results that Cu<br />
content <strong>in</strong> <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es ranged from 10 to 413 μg<br />
Cu/l are generally <strong>in</strong> agreement with the results of: Karadjova<br />
et al. 15) (they measured Cu content from 160–460 μg<br />
Cu/l, <strong>in</strong> some Macedonians, Bulgarians and Turkish w<strong>in</strong>es,<br />
Šperkova and Suchanek 22) (reported mean content of Cu<br />
from 45–260 μg Cu/l <strong>in</strong> some w<strong>in</strong>es from Czech Republic,<br />
Catar<strong>in</strong>o et al. 24) (they found between 44 and 237 μg Cu/l<br />
<strong>in</strong> some Portuguese white and red w<strong>in</strong>es), Bra<strong>in</strong><strong>in</strong>a et al. 26)<br />
(they analysed w<strong>in</strong>es on Russian market and found between<br />
25 and 185 μg Cu/l. Some authors reported higher<br />
concentration of Cu <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es, like e.g. Coetzee et al. 23)<br />
(from 178–600 μg Cu/l <strong>in</strong> South African w<strong>in</strong>es), Šebečić et<br />
al. 14) (between 90 and 930 μg Cu/l <strong>in</strong> some Croatian w<strong>in</strong>es),<br />
Garcia-Esparza et al. 21) (reported that the mean Cu content<br />
found <strong>in</strong> red and white Italian w<strong>in</strong>es was 710 and 1010 μg<br />
Cu/l), and Dugo et al. 27) (between 600–900 μg Cu/l <strong>in</strong> some<br />
Sicilian w<strong>in</strong>es). However, <strong>in</strong> some papers significantly<br />
lower values of Cu content were reported; e.g. <strong>in</strong> paper of<br />
Lara et al. 17) , from 23–28 μg Cu/l <strong>in</strong> some Argent<strong>in</strong>a w<strong>in</strong>es.<br />
Such a great differences <strong>in</strong> Cu content of w<strong>in</strong>es <strong>in</strong> papers of<br />
different authors were probable (ma<strong>in</strong>ly) due to great differences<br />
of grape, must and w<strong>in</strong>e production conditions<br />
(type of soil, different pesticides, fertilizers and chemicals<br />
used dur<strong>in</strong>g the grape production, different w<strong>in</strong>emak<strong>in</strong>g<br />
technology used, etc.).<br />
The content of Cu <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e may be expla<strong>in</strong>ed by the natural<br />
sources as well as those related to the production processes.<br />
Natural Cu come from the soil via the roots to the<br />
grapes and f<strong>in</strong>ally to w<strong>in</strong>e and the content of Cu <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e<br />
from this source significantly depend on type of soil. Second<br />
and ma<strong>in</strong>ly source of Cu <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e are: different agrochemical<br />
products used <strong>in</strong> grapes production as <strong>in</strong>secticides<br />
and fungicides as well as fertilizers (which conta<strong>in</strong>ed copper),<br />
the use of CuSO 4 for the removal of hydrogen sulfide<br />
and other sulfidic off-odours dur<strong>in</strong>g v<strong>in</strong>ification procedure,<br />
the contact of grapes, must and w<strong>in</strong>e with Cu-based equipment<br />
dur<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>emak<strong>in</strong>g process, etc. Copper, at low concentration,<br />
is important <strong>in</strong> the fermentative process of<br />
w<strong>in</strong>e, while at higher concentration negatively <strong>in</strong>fluence<br />
the quality of w<strong>in</strong>e, particularly on its organoleptic proper-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
ties (Cu enhanced rate of the oxidative spoilage which ultimately<br />
results <strong>in</strong> the brown<strong>in</strong>g of the w<strong>in</strong>e (especially white<br />
w<strong>in</strong>e), further Cu can contribute to the formation of hazes<br />
<strong>in</strong> w<strong>in</strong>e, etc.).<br />
Copper is metal with two roles <strong>in</strong> the humans; Cu is an essential<br />
and very important trace metal (nutrient) for humans<br />
when is present <strong>in</strong> very small concentration, but if is<br />
present <strong>in</strong> higher concentration, than can be quite toxic element<br />
(especially if is present <strong>in</strong> an organic compound).<br />
Long-term exposure to excess copper leads to its accumulation<br />
<strong>in</strong> liver, kidney, and bra<strong>in</strong> lead<strong>in</strong>g to damage of these<br />
organs. Some very dangerous and frequently fatal diseases,<br />
like Wilson’s disease and Indian Childhood Cirrhosis, are<br />
connected with high long-term <strong>in</strong>takes of Cu <strong>in</strong>to the human<br />
body 3) . Humans may be exposed to copper from air,<br />
soil, food and water, and <strong>in</strong> the workplace (e.g. <strong>in</strong>dustry).<br />
However, for the general population the major route of exposure<br />
is oral. Over 90 % of this oral <strong>in</strong>take is from foods.<br />
Therefore, due to potential toxicity through excess of Cu<br />
dietary <strong>in</strong>take from food, many countries have set limit on<br />
the amount of Cu <strong>in</strong> foods, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es. So, The M<strong>in</strong>istry<br />
of Health of republic of Croatia has established a<br />
maximum tolerable Cu concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es of 1 mg/l 11) .<br />
The same value was established by OIV 10) .<br />
Due to potential toxicity of Cu and the possible health<br />
risks of high long-term exposure of humans to copper, the<br />
Jo<strong>in</strong>t FAO/WHO Expert Committee on Food Additives<br />
(JECFA) set a provisional maximum tolerable daily <strong>in</strong>take<br />
(PMTDI) for copper of 0.5 mg/kg bw/d 6) , which is equivalent<br />
to 30 mg/d for a 60 kg person. In 1996 WHO reduced<br />
this PMTDI value to 0.2 mg/kg bw/d and recommended<br />
limit for total daily dietary <strong>in</strong>take (RTDDI) of copper of<br />
10 mg/d for adult female and 12 mg/d for adult male 9) .<br />
To evaluate the possible daily <strong>in</strong>take of Cu through the<br />
dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g the <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es, we used the mean Cu concentration<br />
value (156 μg Cu/l) of all w<strong>in</strong>e samples <strong>in</strong>vestigated.<br />
Suppos<strong>in</strong>g that an adult person consume 0.2 l of<br />
w<strong>in</strong>e per day, on average, the average Cu <strong>in</strong>take through<br />
w<strong>in</strong>e consumption would be 31.2 μg Cu/d.<br />
The total diet studies (TDS) <strong>in</strong> the literature reported very<br />
similar total daily dietary <strong>in</strong>take (TDDI) of Cu. So, e.g.<br />
Ysart et al. 29) reported mean total daily dietary <strong>in</strong>take<br />
(TDDI) for Cu <strong>in</strong> UK Total Diet Study (TDS) of 1.4 mg<br />
Cu/d, Iyengar et al. 30) reported 1.32 mg Cu/d found <strong>in</strong> USA<br />
TDS, Leblanc et al. 33) estimated that average daily <strong>in</strong>take<br />
of Cu of the French adult population is 0.98 mg Cu/d, and<br />
accord<strong>in</strong>g to the data of European Commission 3) the mean<br />
daily <strong>in</strong>takes of Cu from foods <strong>in</strong> EU countries is between<br />
1.1–2.2.mg Cu/d (<strong>in</strong> Netherlands 1.1, <strong>in</strong> Ireland 1.2–1.5,<br />
<strong>in</strong> Italy 1.4, <strong>in</strong> UK 1.1–1.6, <strong>in</strong> Germany 1.8–2.2, <strong>in</strong> Austria<br />
2.0 mg Cu/d). Comparison of our estimated daily Cu <strong>in</strong>take<br />
with TDDI values of Cu reported <strong>in</strong> above TDS shows<br />
that our value of 0.0312 mg Cu/d is only 1.4–3 % of total<br />
dietary daily <strong>in</strong>take of Cu reported <strong>in</strong> above TDS papers.<br />
In we compared the evaluated daily <strong>in</strong>take from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />
w<strong>in</strong>e (0.0312 mg Cu/d) with the recommended limit for<br />
total daily dietary <strong>in</strong>take (RTDDI) of copper (10–12 mg/d),<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
53<br />
established by WHO 9) , it can be seen the follow<strong>in</strong>g. The<br />
possible daily Cu <strong>in</strong>take through consumption of <strong>in</strong>vestigated<br />
w<strong>in</strong>es is negligible (0.26–0.3 %) <strong>in</strong> relation to the<br />
tolerable daily dietary <strong>in</strong>take (TDDI) of Cu (10–12 mg/d)<br />
established by WHO. Therefore, dietary <strong>in</strong>take of Cu from<br />
dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es should not be reason for concern with regard<br />
to possible toxicity of Cu for the humans.<br />
Z<strong>in</strong>c (Zn)<br />
The results presented <strong>in</strong> Table 1 show that Zn content varies<br />
significantly with the brand of w<strong>in</strong>e. The mean Zn concentration<br />
of <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es ranged from 311 μg Zn/l<br />
determ<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> white w<strong>in</strong>e Hvarsko bijelo to 1180 μg Zn/l<br />
found <strong>in</strong> P<strong>in</strong>ot Noir red w<strong>in</strong>e. The mean Zn concentration<br />
of all w<strong>in</strong>e samples <strong>in</strong>vestigated was 640 μg Zn/l. The analysis<br />
of these results shows that a very high percentage of<br />
w<strong>in</strong>e samples (62%) conta<strong>in</strong>ed between 500–1000 μg Zn/l,<br />
31% of <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es conta<strong>in</strong>ed less then 500 μg Zn/l<br />
and only <strong>in</strong> one w<strong>in</strong>e (7% of all samples) was measured<br />
more then 1000 μg Zn/l (1180 μg Zn/l). All these results<br />
show that the concentration of Zn <strong>in</strong> <strong>in</strong>vestigated Croatian<br />
w<strong>in</strong>es is very low and is considerable below the tolerable<br />
limit of Zn concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e established by M<strong>in</strong>istry<br />
of Health of Republic of Croatia (5 000 μg Zn/l) 11 ).<br />
If we compare the results obta<strong>in</strong>ed by electrochemical FT-<br />
SCP and spectrometry FAAS method it could be concluded<br />
that both methods give very similar results, only the limit<br />
of detection of FTSCP (0.5 μg Zn/l) is lower that of FAAS<br />
(2 μg Zn/l ).<br />
If our results are compared to those of previous published<br />
Zn content <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es it can be seen the follow<strong>in</strong>g. Our results<br />
that the mean Zn content <strong>in</strong> Croatian w<strong>in</strong>es ranged<br />
from 311 to 1180 μg Zn/l are <strong>in</strong> agreement with the results<br />
of: Karadjova et al. 15) (he found between 120–1200 μg Zn/l<br />
<strong>in</strong> some Macedonians, Bulgarians and Turkish w<strong>in</strong>es),<br />
Šperkova and Suchanek 22) (they reported the mean Zn content<br />
of 290– 1000 μg Zn/l <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es from Czech Republik),<br />
Šebečić et al. 14) (they found from 230 to1700 μg Zn/l <strong>in</strong><br />
some Croatian w<strong>in</strong>es), Bra<strong>in</strong><strong>in</strong>a et al. 26) (he reported the<br />
mean concentration of Zn from 138–762 μg Zn/l <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es<br />
on Russian market), Catar<strong>in</strong>o et al. 24) (mean content of Zn<br />
<strong>in</strong> some white and red w<strong>in</strong>es from Portugal was 642–<br />
819 μg Zn/l), Some authors reported considerable lower<br />
amount of Zn <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es, like e.g. Lara et al. 20) (he reported<br />
mean concentration of Zn from 95–110 μg Zn/l <strong>in</strong> white<br />
and red Argent<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>es). However some authors reported<br />
higher Zn content, like e.g. Coetze et al. 17) (from 899–<br />
2314 μg Zn/l <strong>in</strong> South African w<strong>in</strong>es), and Dugo et al. 27)<br />
(from 400–3100 μg Zn/l <strong>in</strong> some w<strong>in</strong>es from Sicily, Italy).<br />
These differences <strong>in</strong> Zn content published by different authors<br />
are usual and are results of different brand of w<strong>in</strong>es,<br />
different grape and w<strong>in</strong>emak<strong>in</strong>g conditions, different type<br />
of soils, etc.<br />
The presence of Zn <strong>in</strong> w<strong>in</strong>e is ma<strong>in</strong>ly from the use of z<strong>in</strong>cconta<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
pesticides and fertilizers dur<strong>in</strong>g the grape production<br />
and from the soil. Additionally, z<strong>in</strong>c can come also<br />
dur<strong>in</strong>g the w<strong>in</strong>e process<strong>in</strong>g and age<strong>in</strong>g if some z<strong>in</strong>c con-
54<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
ta<strong>in</strong>ers or other equipments made from z<strong>in</strong>c (or z<strong>in</strong>c alloys)<br />
were used.<br />
Z<strong>in</strong>c is metal essential for plant growth and human nutrition;<br />
moreover, at low concentration is it important <strong>in</strong> fermentative<br />
process of w<strong>in</strong>e. However, at high concentration<br />
z<strong>in</strong>c negatively <strong>in</strong>fluence the quality of w<strong>in</strong>e, particularly<br />
its organoleptic properties. Also, at higher concentration<br />
Zn can be potential toxic element for the humans. Longterm<br />
exposure to excess z<strong>in</strong>c may cause some diseases, like<br />
e.g. anaemia, damage of pancreas and kidney, decrease of<br />
Cu and Fe absorption from the diet (changes <strong>in</strong> Cu and Fe<br />
balance), decrease of levels of HDL cholesterol, etc. 5) . Humans<br />
may be exposed to z<strong>in</strong>c from air, soil, food and water,<br />
etc. However, for the general population the major<br />
route of exposure to z<strong>in</strong>c is oral. Therefore, due to potential<br />
toxicity through excess of Zn dietary <strong>in</strong>take from<br />
foods, many countries have set limit on the amount of Zn<br />
<strong>in</strong> foods, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es. So, The M<strong>in</strong>istry of Health of<br />
Republic of Croatia has established a maximum tolerable<br />
Zn concentration <strong>in</strong> w<strong>in</strong>es of 5 mg/l 11) . The same value was<br />
established by OIV 10) .<br />
Due to potential toxicity of Zn and the possible health<br />
risks of high long-term exposure of humans to z<strong>in</strong>c, the<br />
Jo<strong>in</strong>t FAO/WHO Expert Committee on Food Additives<br />
(JECFA) set a provisional maximum tolerable daily <strong>in</strong>take<br />
(PMTDI) for z<strong>in</strong>c of 1 mg/kg bw/d 6) correspond<strong>in</strong>g to<br />
60 mg/d for a 60 kg adult person. In 1996 WHO proposed<br />
upper limits to the safe range of population mean <strong>in</strong>take of<br />
z<strong>in</strong>c and recommended that the adult population mean<br />
should not exceed 45 mg Zn/d 9) .<br />
To evaluate the possible daily <strong>in</strong>take of Zn through the<br />
dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g the <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es, we used the mean Zn concentration<br />
value (640 μg Zn/l) of all w<strong>in</strong>e samples <strong>in</strong>vestigated.<br />
Suppos<strong>in</strong>g that an adult person consume 0.2 l of<br />
w<strong>in</strong>e per day, on average, the average Zn <strong>in</strong>take through<br />
w<strong>in</strong>e consumption would be 128 μg Zn/d.<br />
The total diet studies (TDS) found <strong>in</strong> the literature reported<br />
very similar total daily dietary <strong>in</strong>take (TDDI) of Zn. So, e.<br />
g. Ysart et al. 29) reported mean total daily dietary <strong>in</strong>take<br />
(TDDI) for Zn <strong>in</strong> UK Total Diet Study (TDS) for adult consumers<br />
of 11 mg Zn/d, Iyengar et al. 30) reported 16 mg Zn/<br />
d found <strong>in</strong> USA TDS, Leblanc et al. 33) estimated that average<br />
daily <strong>in</strong>take of Zn of the French adult population is<br />
8.66 mg Zn/d, the mean daily dietary Zn <strong>in</strong>take <strong>in</strong> Belgium<br />
ranged from 8–14.8 mg Zn/d 37) , and accord<strong>in</strong>g to the data<br />
of European Commission 4) the mean daily <strong>in</strong>takes of Zn<br />
from foods <strong>in</strong> different EU countries is between 7.5 –<br />
12.1.mg Zn/d (<strong>in</strong> Netherlands 4.4, <strong>in</strong> Ireland 7.5–10.8, <strong>in</strong><br />
Italy 11, <strong>in</strong> UK 8.2–11.4, <strong>in</strong> Germany 9.7–12.1, <strong>in</strong> Austria<br />
11.2 mg Zn/d). Comparison of our estimated daily Zn <strong>in</strong>take<br />
through w<strong>in</strong>e consumption (0.128 mg/d) with TDDI<br />
values of Zn reported <strong>in</strong> above TDS shows that our value<br />
of 0.128 mg Zn/d is only 0.8–1.7 % of total dietary daily<br />
<strong>in</strong>take of Zn reported <strong>in</strong> above TDS papers.<br />
In we compared the evaluated daily Zn <strong>in</strong>take from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />
w<strong>in</strong>e (0.128 mg Zn/d) with the provisional maximum<br />
tolerable daily <strong>in</strong>take (PMTDI) of Zn established JEFCA<br />
(1 mg/kg body weight, correspond<strong>in</strong>g to 60 mg Zn/d for a<br />
60 kg adult person 6) , it can be concluded that the possible<br />
daily Zn <strong>in</strong>take through consumption of <strong>in</strong>vestigated w<strong>in</strong>es<br />
is negligible (0.2%) <strong>in</strong> relation to the PMTDI value for Zn<br />
established by JEFCA (WHO). Therefore, dietary <strong>in</strong>take of<br />
Zn from dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g w<strong>in</strong>es should not be reason for concern<br />
with regard to possible toxicity of Zn for the humans.<br />
References<br />
1) Commission of the European Communities, Directorate-General of<br />
Health and Consumer Protection: Reports on tasks for the Scientific Cooperation<br />
project (SCOOP) Task 3.2.11: Assessment of the dietary exposure<br />
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2) WHO Europe/European Environment and Health Information System<br />
(ENHIS): Fact Sheet No. 4.4. Dietary exposure to potentially hazardous<br />
chemicals <strong>in</strong> children’s food, Bonn, pp. 1–4 (2007).<br />
3) Scientific Committee on Food (SCF) of European Commission: Op<strong>in</strong>ion<br />
of the SCF on the Tolerable Upper Intake Level of Copper, Brussels, pp.<br />
1–19 (2003).<br />
4) Scientific Committee on Food (SCF) of European Commission: Op<strong>in</strong>ion<br />
of the SCF on the Tolerable Upper Intake Level of Z<strong>in</strong>c, Brussels, pp.<br />
1–18 (2003).<br />
5) Commission Regulation (EC) No 1881/2006 of the European Parliament<br />
and of the Council of 19 December 2006 sett<strong>in</strong>gs maximum levels for<br />
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6) World Health Organization: WHO Tech. Rep. Ser. 683, 31–33 (1982).<br />
7) World Health Organization: WHO Tech. Rep. Ser. 896, 81–87 (2000).<br />
8) World Health Organization: WHO Tech. Rep. Ser. 930, 26–31 (2006).<br />
9) WHO: Trace elements <strong>in</strong> human nutrition and health, Geneva, 1996.<br />
10) International Organization of V<strong>in</strong>e and W<strong>in</strong>e (OIV): Compendium of International<br />
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12) Pyrzynska K: Chem Spec. Bioaval 19, 1–8 (2007).<br />
13) Pyrzynska K: Crit Rev Anal Chem 34, 69–83 (2004).<br />
14) Šebećić B, Pavišić-Strache D, Vedr<strong>in</strong>a-Dragojević I: Deut Lebensm-<br />
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16) Freschi GPG, Dakuzaku CS, Moraes M de, Nobrega JA, Gomes Neto JA:<br />
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21) Garcia-Esparza MA, Capri E, Pirzadeh P, Trevisan M: Food Addit. Contam.<br />
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22) Šperkova J, Suchanek M: Food Chem 93, 659–663 (2005).<br />
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(2006).<br />
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21, 171–180 (2003).<br />
26) Bra<strong>in</strong><strong>in</strong>a KhZ, Stozhko NYu, Belysheva GM, Inzhevatova OV, Kolyad<strong>in</strong>a<br />
LI, Cremis<strong>in</strong>i C, Galletti M: Anal Chim Acta 514, 227–234 (2004).<br />
27) Dugo G, La Pera L, Pellicano TM, Di Bella G, D’Imperio M: Food Chem<br />
91, 355–363 (2005).<br />
28) http://www. istran.sk.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
29) Ysart G, Miller P, Crews H, Robb P, Baxter M, De L’Argy C, Lofthouse S,<br />
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30) Iyengar GV, Wolf WR, Tanner JT, Morris ER: Sci. Total Environ. 256,<br />
215-226 (2000).<br />
31) Wilhelm M, Wittsiepe J, Schrey P, Feldman C, Idel H: Int J Hyg Environ<br />
Health 206, 493–503 (2003).<br />
32) Rubio C, Gonzalez-Iglesias T, Revert C, Requera JI, Gutierrez AJ, Hardisson<br />
A: J Agr Food Chem 53, 6543–6549 (2005).<br />
33) Leblanc J-C, Guer<strong>in</strong> T, Noël L, Calamassi-Tran G, Volatier J-L, Verger P:<br />
Food Addit Contam 22, 624–641 (2005).<br />
Nachweis von fremder Invertase <strong>in</strong> Honig<br />
Zusammenfassung<br />
Honig kann Ziel von Verfälschungen mit Fremdzuckern se<strong>in</strong>. Für<br />
derartige Beimischungen kommt auch Rübenzucker zum E<strong>in</strong>satz,<br />
welcher jedoch im Zuckerprofil des Honigs auffallen würde, da<br />
Honig üblicherweise nur sehr ger<strong>in</strong>ge Mengen an Saccharose enthält.<br />
Wird zusätzlich β-Fructofuranosidase zugesetzt, e<strong>in</strong> Enzym,<br />
welches Saccharose <strong>in</strong> Glucose und Fructose spaltet, ist die Erkennung<br />
des Rübenzuckers über das Zuckerprofil jedoch nicht mehr<br />
möglich. In dieser Arbeit wird e<strong>in</strong>e Möglichkeit zum Nachweis dieser<br />
Invertase vorgestellt, was <strong>in</strong>direkt auf e<strong>in</strong>e Verfälschung des Honigs<br />
h<strong>in</strong>deuten kann.<br />
Summary<br />
Honey can be the aim for adulteration with products of foreign sugars.<br />
For such admixtures sometimes beet sugar is used. But honey<br />
sugar profiles would be conspicuous because honey naturally conta<strong>in</strong>s<br />
saccharose only <strong>in</strong> small amounts. However β-fructofuranosidase<br />
can be added additionally. This enzyme hydrolizes saccharose<br />
to glucose and fructose, and afterwards the detection of beet sugar<br />
by measur<strong>in</strong>g the sugar profiles is not possible anymore. In this<br />
work a method for the evidence of this <strong>in</strong>vertase is presented which<br />
can <strong>in</strong>dicate an adulteration of honey <strong>in</strong>directly.<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Honig besitzt als naturbelassenes Erzeugnis e<strong>in</strong>en hohen<br />
Stellenwert. Nach Anl. 2 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit § 2 der deutschen<br />
Honigverordnung 1) dürfen Honig ke<strong>in</strong>e fremden<br />
Stoffe zugesetzt werden. Es ist daher notwendig, unerlaubte<br />
Verschnitte mit Fremdzuckern sicher nachzuweisen.<br />
Zum Nachweis von Beimischungen mit C 4 -Zuckern (Rohrzucker,<br />
Maisstärke-Sirupe) ist die 13 C-Stabilisotopenanalytik<br />
(AOAC-Methode 998.12) etabliert, bei der das Verhältnis<br />
der 12 C- und 13 C-Isotopen des Gesamthonigs mit dem<br />
des Honigprote<strong>in</strong>s verglichen wird 2,3) . Je höher der Anteil<br />
von C 4 -Zuckerprodukten im Honig ist, desto negativer<br />
wird der Quotient zwischen Prote<strong>in</strong>- und Honigwerten.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wurde beobachtet, dass positive Abwei-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
55<br />
34) Van Cauwenbergh R, Bosscher D, Robberecht H, Deelstra H: Eur Food<br />
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35) Wilhelm M, Wittsiepe J, Schrey P, Budde U, Idel H: Sci Total Environ<br />
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36) Rubio C, Hardisson A, Requera JI, Revert C, Lafuente MA, Gonzalez-<br />
Iglesias T: Environ Res 100, 123–129 (2006).<br />
37) Hendrix P, Van Cauwenbergh R, Robberecht H, Deelstra H: Z Lebensm<br />
Unters Forsch A 206, 222–227 (1998).<br />
K. Beckmann, G. Beckh und C. Lüllmann<br />
Quality Services International GmbH, Flughafendamm 9a,<br />
D-28199 Bremen<br />
chungen e<strong>in</strong> Vorhandense<strong>in</strong> von C 3 -Zuckern anzeigen,<br />
wozu beispielsweise Rübenzucker (Beta vulgaris) gehört.<br />
Da allerd<strong>in</strong>gs die Verschiebung der Isotopenverhältnisse<br />
dabei deutlich ger<strong>in</strong>ger ausfällt, ist mit dieser Methode e<strong>in</strong><br />
Nachweis nur bei hohen Zumischungsgraden möglich 4) .<br />
E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, honigfremde Kohlenhydrate<br />
nachzuweisen, besteht <strong>in</strong> der Aufnahme der Zuckerprofile<br />
mittels HPLC mit RI-Detektion nach DIN 10758 5) . E<strong>in</strong> unzulässiger<br />
Zusatz an Rübenzucker würde hier auffallen, da<br />
Rübenzucker aus Saccharose besteht, welche üblicherweise<br />
nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Mengen im Honig enthalten ist. Nach der<br />
Honigverordnung darf Honig maximal 5 % Saccharose<br />
aufweisen, lediglich für wenige Honigsorten, wie zum Beispiel<br />
Akazie oder Lavendel, gelten höhere Grenzwerte.<br />
Aus diesem Grund wird vermutet, dass derart gestreckten<br />
Erzeugnissen zusammen mit dem Rübenzucker das Enzym<br />
β-Fructofuranosidase (EC-Nummer: 3.2.1.26) zugesetzt<br />
wurde. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Invertase (Saccharase),<br />
die Saccharose vollständig <strong>in</strong> Glucose und Fructose<br />
umsetzt. Diese beiden Monosaccharide machen mit mehr<br />
als 90 % bereits naturgemäß den größten Teil der Honigzucker<br />
aus, so dass das Zuckerprofil auch nach e<strong>in</strong>er derartigen<br />
Beimischung unverändert ersche<strong>in</strong>t. Der Nachweis<br />
e<strong>in</strong>es Zusatzes an Rübenzucker wäre dann auch mittels<br />
HPLC nicht mehr möglich.<br />
Honig enthält natürlicherweise e<strong>in</strong>e Invertase, wobei es<br />
sich dabei um α-Glucosidase handelt 6) . Diese bleibt zwar<br />
unter entsprechenden Bed<strong>in</strong>gungen über e<strong>in</strong>e längere<br />
Dauer stabil, aber Versuche haben gezeigt, dass selbst<br />
hohe Aktivitäten im Honig nicht ausreichen, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
kurzen Zeitraum e<strong>in</strong>e große Menge Saccharose zu hydrolysieren.<br />
Die Aktivität der honigeigenen Invertase wird mit der Methode<br />
nach Siegenthaler bestimmt 7) , bei der von dem Substrat<br />
p-Nitrophenyl-α-D-Glucopyranosid durch dieses Enzym<br />
das Produkt p-Nitrophenol abgespalten wird, welches<br />
photometrisch gemessen werden kann. β-Fructofuranosidase<br />
lässt sich mit dieser Methode jedoch nicht nachwei-
56<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
sen, so dass das Ziel dieser Forschungsarbeit war, e<strong>in</strong>e Methode<br />
zu erarbeiten, mit der e<strong>in</strong> eventueller Zusatz von<br />
β-Fructofuranosidase <strong>in</strong> Honig detektiert werden kann.<br />
Die Grundlage für die Methodenentwicklung bildete die<br />
Spezifität von β-Fructofuranosidase h<strong>in</strong>sichtlich der Umsetzung<br />
des Trisaccharids Raff<strong>in</strong>ose zu Melibiose (Disaccharid)<br />
und Fructose, während die honigeigene Invertase<br />
auf das Substrat Raff<strong>in</strong>ose nicht reagiert 8,9) . Das natürliche<br />
Vorkommen dieser beiden Zucker <strong>in</strong> Honig ist nur <strong>in</strong> sehr<br />
ger<strong>in</strong>gen Mengen beobachtet worden, lediglich Waldhonige<br />
können zum Teil höhere Raff<strong>in</strong>osegehalte aufweisen<br />
10,11) .<br />
Material und Methode<br />
Als Referenzzucker wurden D-(+)-Raff<strong>in</strong>ose-pentahydrat<br />
(Sigma) und D-(+)-Melibiose (Sigma) e<strong>in</strong>gesetzt. Als Referenzenzym<br />
diente β-Fructofuranosidase (Fluka).<br />
Für die Dotierungslösung der Honigproben wurden 4 g<br />
Raff<strong>in</strong>ose <strong>in</strong> 50 ml bidest. Wasser gelöst (8 %). Als Vergleichsstandardlösung<br />
für die HPLC wurde e<strong>in</strong>e 0,25%ige<br />
Lösung von Raff<strong>in</strong>ose und Melibiose <strong>in</strong><br />
bidest. Wasser/Methanol (3 + 1) angesetzt.<br />
E<strong>in</strong> Aliquot der Dotierungslösung<br />
wurde mit der gleichen Menge Honigprobe<br />
vermischt, und das homogenisierte<br />
Gemisch wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verschlossenen<br />
Gefäß ca. 15 h bei 65 °C<br />
(Temperaturoptimum der β-Fructofuranosidase)<br />
<strong>in</strong>kubiert. Anschließend er-<br />
folgte die Aufarbeitung und Messung<br />
der Proben analog der Methode zur Bestimmung<br />
der Zuckerprofile <strong>in</strong> Honig<br />
(HPLC mit RI-Detektion; DIN 10758).<br />
Parallel dazu wurde e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>dwert, also<br />
ohne Zusatz von Raff<strong>in</strong>ose, ermittelt.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die HPLC-Messung der Standardlösungen<br />
von Raff<strong>in</strong>ose und Melibiose<br />
zeigten e<strong>in</strong>e gute Quantifizierbarkeit<br />
und e<strong>in</strong>e ausreichende Trennung der beiden<br />
Saccharide untere<strong>in</strong>ander sowie von<br />
den anderen Honigzuckern (Abb. 1).<br />
Zunächst wurden unverfälschten Honigproben,<br />
die unmittelbar von Imkern<br />
bezogen wurden und unterschiedliche<br />
natürliche Invertasegehalte aufwiesen,<br />
30 % Saccharoselösung (100 g <strong>in</strong> 40 ml<br />
Wasser) zugesetzt und die Zuckerprofile<br />
bestimmt. Danach wurde zu e<strong>in</strong>em Teil<br />
der Proben e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Menge β-Fructofuranosidase<br />
zugegeben (0,05 % be-<br />
zogen auf die Menge an Saccharose). Nach den anschließenden<br />
Zuckermessungen war zu beobachten, dass e<strong>in</strong><br />
Großteil der Saccharose <strong>in</strong> den mit Enzym dotierten Proben<br />
bereits nach wenigen Stunden hydrolysiert war. Der<br />
Grad der Umsetzung war bei den bei 65 °C <strong>in</strong>kubierten<br />
Proben deutlich höher. Dagegen blieb bei den Honigen<br />
ohne Enzymbeigabe die Saccharose-Konzentration nahezu<br />
unverändert.<br />
Darauf folgend wurden Honigproben mit und ohne Zusatz<br />
an β-Fructofuranosidase mit der oben beschriebenen Methode<br />
auf Aktivität der honigfremden Invertase analysiert.<br />
Die Messungen der undotierten Honige ergaben, dass die<br />
Raff<strong>in</strong>ose, wie erwartet, nicht abgebaut wurde und im<br />
HPLC-Chromatogramm auch ke<strong>in</strong> Signal der Melibiose zu<br />
erkennen war (Abb. 2).<br />
Die Honige, denen β-Fructofuranosidase zugegeben<br />
wurde, zeigten <strong>in</strong>des nach der Inkubationszeit e<strong>in</strong>en ausgeprägten<br />
Melibiose-Peak sowie e<strong>in</strong>e signifikante Abnahme<br />
des Gehaltes an Raff<strong>in</strong>ose (Abb. 3). Die Bl<strong>in</strong>dwerte<br />
aller Proben blieben vernachlässigbar, lediglich<br />
e<strong>in</strong>ige Waldhonige wiesen marg<strong>in</strong>ale Konzentrationen an<br />
Raff<strong>in</strong>ose auf.<br />
Abb. 1 Chromatogramm e<strong>in</strong>er Standardlösung von Raff<strong>in</strong>ose und Melibiose (jeweils 0,25 % <strong>in</strong> H 2 O/<br />
MeOH (3+1))<br />
Abb. 2 Chromatogramm e<strong>in</strong>er mit Raff<strong>in</strong>ose dotierten Honigprobe ohne Zusatz an β-Fructofuranosidase<br />
nach Inkubation<br />
Abb. 3 Chromatogramm e<strong>in</strong>er mit Raff<strong>in</strong>ose und β-Fructofuranosidase dotierten Honigprobe nach<br />
Inkubation<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Es gel<strong>in</strong>gt mit der vorgestellten Methode somit, anhand der<br />
Bildung von Melibiose aus Raff<strong>in</strong>ose die Enzymaktivität<br />
von β-Fructofuranosidase <strong>in</strong> Honigen nachzuweisen. E<strong>in</strong><br />
Vorhandense<strong>in</strong> dieses Enzyms im Honig deutet dabei auf<br />
e<strong>in</strong>e mögliche Verfälschung mit hydrolysierter Saccharose<br />
h<strong>in</strong>. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist jedoch Vorsicht<br />
geboten, da diese Invertase möglicherweise auch aus<br />
anderen Quellen stammen könnte. Beispiel s<strong>in</strong>d Reste von<br />
Futterteigen aus der Bienenfütterung, obwohl auch größere<br />
Mengen Futter nicht im Honig enthalten se<strong>in</strong> sollten. In<br />
e<strong>in</strong>em solchen Fall wäre aber unter Umständen nicht von<br />
e<strong>in</strong>er absichtlichen Verfälschung auszugehen. Somit wird<br />
bei e<strong>in</strong>em positiven Befund zunächst e<strong>in</strong>e genauere Überprüfung<br />
der Herkunft und der Produktionsbed<strong>in</strong>gungen<br />
e<strong>in</strong>es solchen Honigs vorgeschlagen.<br />
Literatur<br />
1) Honigverordnung v. 16.1.2004 (BGBl. I S. 92) i. d. F. v. 8.8.2007 (BGBl.<br />
I S. 1816).<br />
2) White JW, W<strong>in</strong>ters K: Honey Prote<strong>in</strong> as Internal Standard for Stable Carbon<br />
Isotope Ratio Detection of Adulteration of Honey. J Assoc Off Anal<br />
Chem 72 (6), 907–911 (1989).<br />
Durch die Verordnung (EG) Nr. 396/2005 vom 23. Februar<br />
2005 (ABl. L 70 vom 16.3.2005) über Höchstgehalte<br />
an Pestizidrückständen <strong>in</strong> oder auf Lebens- und Futtermitteln<br />
pflanzlichen und tierischen Ursprungs hat die EG<br />
Kommission die gesetzlichen Regelungen über Pflanzenschutzmittelrückstände<br />
<strong>in</strong> Europa vere<strong>in</strong>heitlicht.<br />
Die Anhänge zu dieser Verordnung mit den Rückstands-<br />
Höchstmengen an Pflanzenschutzmitteln <strong>in</strong> und auf <strong>Lebensmitteln</strong><br />
wurden <strong>in</strong> der Zwischenzeit im Amtsblatt der<br />
Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft veröffentlicht und s<strong>in</strong>d im September<br />
2008 <strong>in</strong> Kraft getreten. Die Lebensmittel, für die<br />
diese Höchstmengen gelten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Verordnung (EG)<br />
Nr. 178/2006 vom 1. Februar 2006 (ABl. L 29 vom<br />
2.2.2006) aufgeführt. Dort ist im Anhang unter Gruppe<br />
2 v) festgelegt, dass die Rückstandshöchstmengen an Pflanzenschutzmitteln<br />
für frische Kräuter gelten.<br />
Für getrocknete Kräuter, wie sie von den Firmen der Gewürz<strong>in</strong>dustrie<br />
gehandelt werden, s<strong>in</strong>d die gemessenen<br />
Pflanzenschutzmittelrückstände auf das frische Erzeugnis<br />
„umzurechnen“. Dies ergibt sich aus Artikel 20 der Verordnung<br />
396/2005, wonach durch die Verarbeitung be-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
57<br />
3) AOAC Official Method 998.12: C-4 Plant Sugars <strong>in</strong> Honey.<br />
4) Beckmann K, Beckh G, Lüllmann C: Positive deviations of δ 13 C IRMSvalues<br />
between honey and prote<strong>in</strong> – effects of adulterations. J AOAC Int,<br />
<strong>in</strong> Planung.<br />
5) DIN 10758: Untersuchung von Honig – Bestimmung des Gehaltes an<br />
den Sacchariden Fructose, Glucose, Saccharose, Turanose und Maltose<br />
– HPLC-Verfahren.<br />
6) von der Ohe W, Raude-Roberg L, Dustmann J: Comparison of methods<br />
for determ<strong>in</strong>ation of Saccharase activity <strong>in</strong> honey. Apidologie 30 (5),<br />
412–413 (1999).<br />
7) DIN 10759-1: Untersuchung von Honig – Bestimmung der Saccharase-<br />
Aktivität, Teil 1: Verfahren nach Siegenthaler.<br />
8) BRENDA Enzymdatenbank, http://www.brenda-enzymes.<strong>in</strong>fo.<br />
9) Cho NC: Purification and characterization of honey sucrase. J Korean<br />
Biochem 27 (6), 509–513 (1994).<br />
10) Mateo R, Bosch-Reig F: Sugar profiles of Spanish unifloral honeys. Food<br />
Chem 60 (1), 33–41 (1997).<br />
11) Da Costa Leite JM et al.: Determ<strong>in</strong>ation of oligosaccharides <strong>in</strong> Brazilian<br />
honeys of different botanical orig<strong>in</strong>. Food Chem 70, 93–98 (1999).<br />
Empfehlung der European Spice Association (ESA)<br />
Trocknungsfaktoren für Erzeugnisse der Gewürz<strong>in</strong>dustrie zur Anwendung bei der Beurteilung<br />
von Pflanzenschutzmittelrückständen<br />
Gerhard Weber<br />
Fachverband der Gewürz<strong>in</strong>dustrie e. V., Reuterstraße 151,<br />
D-53113 Bonn<br />
wirkte Veränderungen der Pestizidrückstandsgehalte zu<br />
berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />
ESA empfi ehlt e<strong>in</strong>heitliche Vorgehensweise<br />
Damit bei der Beurteilung von Pflanzenschutzmittel-Rückständen<br />
auf getrockneten Kräutern e<strong>in</strong>heitliche Maßstäbe angelegt<br />
werden können, hat der Europäische Verband der Gewürz<strong>in</strong>dustrie,<br />
ESA, Trocknungsfaktoren erarbeitet, die im<br />
Folgenden abgedruckt s<strong>in</strong>d. Mitglied <strong>in</strong> der ESA s<strong>in</strong>d Verbände<br />
und Firmen der Gewürz<strong>in</strong>dustrie aus 15 Europäischen<br />
Ländern sowie aus Ägypten, Indien, Türkei und Sri Lanka.<br />
Zur praktischen Anwendung wird empfohlen, die Trocknungsfaktoren<br />
<strong>in</strong> der Form anzuwenden, dass der <strong>in</strong> der<br />
Verordnung festgelegte Höchstwert für e<strong>in</strong> Pflanzenschutzmittel<br />
auf e<strong>in</strong>em bestimmten Lebensmittel mit dem Trocknungsfaktor<br />
für das betreffende Kraut multipliziert wird.<br />
Das Ergebnis dieser Multiplikation wird mit dem Analysenergebnis<br />
verglichen.<br />
Die Liste enthält nicht alle von der Gewürz<strong>in</strong>dustrie gehandelten<br />
Kräuter, sondern gibt Beispiele. Für Kräuter, die
58<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
nicht <strong>in</strong> der Liste aufgeführt s<strong>in</strong>d, sollten die Trocknungsfaktoren<br />
für ähnliche Erzeugnisse aus der Liste angewendet<br />
werden.<br />
Produkt Trocknungsfaktor<br />
Produkt Trocknungsfaktor<br />
Basilikum 7 M<strong>in</strong>ze 7<br />
Bohnenkraut 7 Oregano 6<br />
Dillspitzen 7 Paprika 10<br />
Estragon 7 Petersilienblätter 6<br />
Kerbel 5 Rosmar<strong>in</strong> 7<br />
Knoblauch 3 Salbei 7<br />
Korianderblätter 13 Schnittlauch 7<br />
Liebstöckelblätter 7 Sellerieblätter 10<br />
Lorbeerblätter 7 Thymian 7<br />
Majoran 7 Zwiebeln 9<br />
Die Liste kann <strong>in</strong> englischer Sprache auf der Homepage des<br />
europäischen Gewürzverbandes, ESA, unter www.esa-spices.org/Documents,<br />
e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />
Trocknungsfaktoren aus Literaturdaten hergeleitet<br />
Zur Herleitung der Trocknungsfaktoren haben die Experten<br />
auf Literaturdaten (siehe Anhang) und Labordaten der<br />
Firmen zurückgegriffen. Dabei wurde das Verhältnis der<br />
Trockenmasse im frischen Kraut <strong>in</strong> Beziehung gesetzt zum<br />
getrockneten Erzeugnis.<br />
Die dadurch ermittelten Werte wurden mit der Formel<br />
(siehe unten) überprüft und e<strong>in</strong>e gute Übere<strong>in</strong>stimmung gefunden.<br />
Diese Formel wurde von A. Ambrus zur Ermittlung<br />
der Trocknungsfaktoren für Paprika im Rahmen der<br />
Codex Alimentarius Arbeiten zu Rückständen an Pflanzenbehandlungsmitteln<br />
verwendet (Lit. 10) ).<br />
1<br />
Trocknungsfaktor = –––––––––<br />
1– %H 2 O<br />
100<br />
Berücksichtigt wurde ferner, dass auch das Trocknungsverfahren<br />
zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann. Die<br />
Trocknungsfaktoren s<strong>in</strong>d deshalb ohne Dezimalstelle angegeben,<br />
um nicht e<strong>in</strong>e höhere Genauigkeit als tatsächlich<br />
möglich vorzuspiegeln.<br />
Der Feuchtigkeitsgehalt von Kräutern kann je nach Sorte<br />
und Herkunftsort deutlich schwanken. Die vorgeschlagenen<br />
Trocknungsfaktoren s<strong>in</strong>d Durchschnittswerte. Sofern<br />
e<strong>in</strong> vorgeschlagener Trocknungsfaktor <strong>in</strong> dieser Liste<br />
für e<strong>in</strong> frisches Kraut nicht passend ist, muss der Hersteller<br />
den Feuchtigkeitsgehalt des frischen Erzeugnisses sowie<br />
den daraus abgeleiteten Trocknungsfaktor dokumentieren.<br />
Schwierigkeiten im Vollzug vorauszusehen<br />
Wie die EG-Kommission dargelegt hat, waren bisher 250<br />
Pestizide EU-weit <strong>in</strong> vier Richtl<strong>in</strong>ien geregelt. Daneben gab<br />
es national 850 Pflanzenschutzmittel mit „natio nalen“<br />
Höchstmengen. Aus den ca. 500.000 nationalen Erzeugnis-<br />
/Pflanzenschutzmittelkomb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d etwa 65.000 <strong>in</strong><br />
den Anhang III Teil A der harmonisierten EG-Verordnung<br />
übernommen worden. Zusammen mit den Anhängen II<br />
und III Teil B dürfte der Zulassungsumfang auf etwa<br />
200.000 Erzeugnis-/Produktkomb<strong>in</strong>ationen geschätzt werden.<br />
Dass sich bei dieser gewaltigen Aufgabe Fehler e<strong>in</strong>geschlichen<br />
haben, die zu Schwierigkeiten <strong>in</strong> der Zukunft<br />
führen werden, kann mit Sicherheit erwartet werden.<br />
Zudem müssen die neuen Regelungen <strong>in</strong> den Anbauländern<br />
für Gewürze „ankommen“. Der Europäische Gewürzverband<br />
hat se<strong>in</strong>e Mitglieder <strong>in</strong> Indien, der Türkei und Ägypten<br />
über die neuen Anforderungen <strong>in</strong>formiert. Damit ist<br />
aber noch nicht gewährleistet, dass die lokalen Gewürzanbauer<br />
ab der nächsten Aussaat nur noch die <strong>in</strong> der EU erlaubten<br />
Pflanzenschutzmittel <strong>in</strong> den zugelassenen Grenzen<br />
e<strong>in</strong>setzen. Gesetzgeber, Überwachungsbehörden, Gewürz<strong>in</strong>dustrie,<br />
chemische Industrie, Im- und Exporteure sowie<br />
alle an der Lebensmittelkette Beteiligten s<strong>in</strong>d hier gleichermaßen<br />
gefordert.<br />
Literatur<br />
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5) McCance and Widdowson`s the Composition of Food. 6. Auflage. Food<br />
Standard Agency, Institute of Food Research, Royal Society of Chemistry<br />
(2002).<br />
6) Bundeslebensmittelschlüssel (Official German Register on nutritional<br />
Values of Food Products).<br />
7) The Proximate Nutritional Composition of Spice. No. 941104. ASTA<br />
Technical Bullet<strong>in</strong>.<br />
8) Danish Food Composition Databank. Version 7.0. Danish Institute for<br />
Food and Veter<strong>in</strong>ary Reserarch, http://www.foodcomp.dk/v7/fedb_<br />
default.asp<br />
9) Internal Data of the companies Fuchs, Kraeuter Mix, Worlee.<br />
10) Ambrus A: Estimation of Maximum Residue Levels for Pesticides <strong>in</strong>/<br />
on Spices, from: FAO Plant Production and Protection Paper 182/1,<br />
Pesticide Residues <strong>in</strong> Food-2004, Evaluations Part I – Residues,<br />
S. 1151+1152.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
E<strong>in</strong>fluss des Ernteverlaufs auf Fruchtqualitätsparameter von frühreifen Erdbeersorten<br />
Zusammenfassung<br />
In dieser Studie wurde der E<strong>in</strong>fluss des Erntezeitpunkts auf die<br />
Fruchtqualität der Standard-Erdbeersorte ‚Elsanta’ und von 4 weiteren<br />
frühreifen Erdbeersorten untersucht. ‚Elsanta’ ist für Standorte<br />
mit hoher Schaderregerdichte ungeeignet und die verwendeten<br />
Sorten stellen mögliche Alternativen dar. Die Untersuchungen von<br />
Fruchtqualitätsparametern an mehreren Term<strong>in</strong>en sollen dazu dienen,<br />
e<strong>in</strong>e optimale Verwertung von frühreifen Erdbeersorten aufzuzeigen.<br />
Das Fruchtgewicht, der Fruchtform<strong>in</strong>dex und die Fruchtfleischfestigkeit<br />
wurden an 5 Term<strong>in</strong>en, der Gehalt an löslicher Trockensubstanz,<br />
an titrierbarer Säure und an Vitam<strong>in</strong> C sowie elektrochemische Parameter<br />
wurden an 4 Term<strong>in</strong>en erhoben. Im Mittel der Sorten nahmen<br />
das Fruchtgewicht, der Fruchtform<strong>in</strong>dex, die Festigkeit, das Zucker/<br />
Säure-Verhältnis, der pH-Wert und der elektrische Widerstand während<br />
der Ernteperiode signifikant ab, während der Gehalt an löslicher<br />
Trockensubstanz und titrierbarer Säure, das Redoxpotential und der<br />
P-Wert signifikant anstiegen. Der Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt war am 3. Ernteterm<strong>in</strong><br />
signifikant höher als an den anderen Term<strong>in</strong>en. Die Früchte,<br />
die zu Beg<strong>in</strong>n der Ernteperiode geerntet werden, bieten sich ob hohem<br />
Fruchtgewicht und der höheren Fruchtfleischfestigkeit für die<br />
Frischvermarktung an, wodurch gerade zu Saisonbeg<strong>in</strong>n sehr gute<br />
Preise erzielt werden können. Die kle<strong>in</strong>eren Früchte von späteren<br />
Ernteterm<strong>in</strong>en, die e<strong>in</strong>e hohe Konzentration an Inhaltsstoffen aufweisen,<br />
eignen sich optimal für die Verarbeitung. Zusammenfassend<br />
lässt sich sagen, dass neben der Sorten auch der Ernteterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
wichtigen qualitätsbestimmenden Faktor darstellt.<br />
Summary<br />
In this study, the <strong>in</strong>fluence of the harvest date on fruit quality characteristics<br />
of 5 early ripen<strong>in</strong>g strawberry cultivars was exam<strong>in</strong>ed. The<br />
standard cultivar ‘Elsanta’ which is unsuitable for pathogen-<strong>in</strong>fested<br />
soils, and 4 new early ripen<strong>in</strong>g cultivars which could be possible<br />
alternatives for ‘Elsanta’, were used. The analysis of fruit quality parameters<br />
at different harvest dates should po<strong>in</strong>t out the possibility<br />
of an optimal utilisation of early ripen<strong>in</strong>g strawberry cultivars. Fruit<br />
weight, fruit form <strong>in</strong>dex and fruit firmness were assessed on 5 dates,<br />
soluble dry matter, titratable acid, ascorbic acid, and electrochemical<br />
parameters were measured on 4 dates. In the average of all cultivars,<br />
fruit weight, fruit form <strong>in</strong>dex, fruit firmness, contents of soluble solids<br />
and titratable acid, sugar/acid ratio, pH and electrical resistance<br />
were significantly decreas<strong>in</strong>g dur<strong>in</strong>g harvest, whereas soluble dry<br />
matter, titratable acid, redox potential and P-value were significantly<br />
<strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g. Ascorbic acid content was significantly higher on the 3 rd<br />
harvest date than on the other dates. The fruits harvested <strong>in</strong> the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />
of the harvest period lend themselves to fresh market<strong>in</strong>g,<br />
due to a high fruit weight and a higher fruit firmness, and can be<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Helene Weiss<strong>in</strong>ger1 , Karl Stich2 , Andreas Spornberger1 und<br />
Karol<strong>in</strong>e Jezik1 59<br />
1 Universität für Bodenkultur, Department für Angewandte Pflanzenwissenschaften<br />
und Pflanzenbiotechnologie, Institut für Garten-,<br />
Obst- und We<strong>in</strong>bau, Gregor Mendel Straße 33, A-1180 Wien<br />
2 Technische Universität Wien, Fakultät für Technische Chemie, Institut<br />
für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften,<br />
Getreidemarkt 9, A-1060 Wien<br />
sold at high prices. The smaller fruits <strong>in</strong> the end of harvest are very<br />
suitable for process<strong>in</strong>g because of their high concentration of substances.<br />
Conclud<strong>in</strong>g, besides the cultivar, the harvest date is also a<br />
decisive factor concern<strong>in</strong>g fruit quality.<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
Die Fruchtqualität von Erdbeeren ist für Produzenten,<br />
Händler und Konsumenten gleichsam von großer Bedeutung,<br />
wobei jedoch jede dieser Gruppen die Fruchtqualität<br />
aufgrund unterschiedlicher Kriterien def<strong>in</strong>iert. Für die Produzenten<br />
ist die Kultur frühreifer Erdbeersorten von besonderem<br />
Interesse, da zu Beg<strong>in</strong>n der Erdbeersaison für die<br />
Früchte die höchsten Preise erzielt werden. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
s<strong>in</strong>d Erntezeitpunkt, Ertrag und vor allem e<strong>in</strong> hohe Lagerfähigkeit<br />
(„shelf life“) wesentliche Auswahlkriterien für die<br />
verwendeten Sorten. Für Konsumenten h<strong>in</strong>gegen ist vor<br />
allem e<strong>in</strong> guter Geschmack und frisches Aussehen von Bedeutung.<br />
Aufgrund der meist kle<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen Flächen,<br />
die den Produzenten vor allem <strong>in</strong> den deutschsprachigen<br />
Gebieten zur Verfügung stehen, werden die Erdbeerpflanzen<br />
oftmals viele Jahre am selben Standort kultiviert. Die<br />
Folge ist, dass es zu e<strong>in</strong>em Anstieg an bodenbürtigen Pathogenen<br />
im Boden kommt. Im deutschsprachigen Raum<br />
dom<strong>in</strong>iert im Erwerbsanbau immer noch die Sorte „Elsanta“.<br />
Diese weist zwar viele von Produzenten gewünschte<br />
Eigenschaften auf, hat aber ke<strong>in</strong> ausgeprägtes Aroma und<br />
ist für Böden, die mit Schaderregern belastet s<strong>in</strong>d, ungeeignet.<br />
Interessante Alternativen zu „Elsanta“ wären daher<br />
also frühreife Sorten, die e<strong>in</strong>e hohe Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber bodenbürtigen Schadorganismen und Fruchtfäule,<br />
e<strong>in</strong>en hohen Ertrag, gute Haltbarkeit sowie e<strong>in</strong> fruchtiges<br />
Aroma aufweisen.<br />
In mehrjährigen Versuchen wurde der Ernteverlauf, der Ertrag,<br />
das mittlere Fruchtgewicht, der Anteil an vermarktbaren<br />
Früchten sowie die Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />
Krankheitserregern von zwölf im Handel bef<strong>in</strong>dlichen<br />
frühreifen Sorten ermittelt (Weiss<strong>in</strong>ger et al., 2009 publiziert).<br />
Es konnte gezeigt werden, dass Qualitätsparameter<br />
wie Fruchtgewicht, Fruchtfleischfestigkeit, Verhältnis von<br />
Zucker zu Säure sowie der Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt stark sorten-
60<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
und standortabhängig s<strong>in</strong>d. Dabei erwiesen sich die Sorten<br />
„Alba“, „Clery“, „Daroyal“ und „Queen Elisa“ als vielversprechende<br />
Kandidaten, die sowohl vom Standpunkt<br />
der Produzenten als auch der Konsumenten für e<strong>in</strong>en alternativen<br />
Anbau zu „Elsanta“ geeignet se<strong>in</strong> könnten. In der<br />
vorliegenden Arbeit wurden von diesen vier Sorten Qualitätsparameter<br />
wie Fruchtgewicht, Fruchtfleischfestigkeit,<br />
Verhältnis von Zucker zu Säure, der Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt und<br />
der P-Wert im Vergleich zu „Elsanta“ ermittelt, wobei e<strong>in</strong><br />
besonderes Augenmerk darauf gerichtet wurde, welchen<br />
E<strong>in</strong>fluss der Erntezeitpunkt im Verlauf der Ernteperiode<br />
hat. Die Untersuchungen von Fruchtqualitätsparametern<br />
an mehreren Term<strong>in</strong>en sollen dazu dienen, die Möglichkeit<br />
e<strong>in</strong>er optimalen Verwertung von frühreifen Erdbeersorten<br />
aufzuzeigen. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Arbeit<br />
wird diskutiert, <strong>in</strong>wieweit die untersuchten Sorten geeignet<br />
s<strong>in</strong>d, die Sorte „Elsanta“ zu ersetzen.<br />
Material und Methoden<br />
Verwendete Sorten<br />
Tabelle 1 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Herkunft der verwendeten<br />
Sorten und woher sie bezogen wurden. Es wurden<br />
ausschließlich Frigopflanzen verwendet.<br />
Anbau des Pflanzenmaterials<br />
Die Erdbeeren für die Untersuchungen wurden auf e<strong>in</strong>em<br />
biologisch bewirtschafteten Betrieb am nördlichen Stadtrand<br />
von Wien im Rahmen e<strong>in</strong>es Sortenversuchs, der im<br />
April 2005 angelegt wurde, produziert. Der durchschnittliche<br />
Niederschlag liegt bei 520 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur<br />
beträgt 9,8 °C. Bei den 5 ausgewählten<br />
Sorten (Tab. 1) handelt es sich um Frühsorten, die sich<br />
nicht wesentlich <strong>in</strong> der Reifezeit unterscheiden. Während<br />
der Ernteperiode wurden die Erdbeeren mitsamt Stängel<br />
und Blattrosette an 5 Term<strong>in</strong>en im Abstand von 4–7 Tagen<br />
geerntet und nach Kühllagerung am folgenden Tag untersucht.<br />
Bestimmung der äußeren Qualitätsmerkmale<br />
Fruchtgewicht, Höhe, Breite, Dicke und Fruchtfestigkeit<br />
(Penetrometer, M1000E, Fa. Mecmes<strong>in</strong>, Großbritannien)<br />
wurden an 40 Früchten pro Sorte und Term<strong>in</strong> bestimmt.<br />
Aus Höhe, Breite und Dicke wurde der Fruchtform<strong>in</strong>dex<br />
errechnet (Höhe/((Breite+Dicke)/2)). Am 2., 3., 4. und<br />
Tab. 1 Herkunft der Sorten<br />
Testsorten Züchterunternehmen Lieferant<br />
Alba New Fruits – Italien Häberli (CH)<br />
Clery Consorzio Italiano Vivaisti – Italien Hoffelner (Ö)<br />
Daroyal Darbonne – Frankreich Bayer (Ö)<br />
Elsanta Plant Research International –<br />
Niederlande<br />
Bayer (Ö)<br />
Queen Elisa Prof. Faedi – Italien Prof. Faedi (I)<br />
5. Term<strong>in</strong> wurden die bereits für die oben genannten Messungen<br />
verwendeten Erdbeeren mittels Haushaltsentsafter<br />
MP 80 Multipress automatic (Fa. Braun) entsaftet. Der<br />
Saft wurde für folgende Analysen verwendet: lösliche Trockensubstanz<br />
(Refraktometer Palette PR-101 Fa. Atago,<br />
Japan), titrierbare Säure (TitroL<strong>in</strong>e alpha plus, Fa. Schott,<br />
Deutschland), Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt (Reflektometer, RQflex,<br />
Fa. Merck, Deutschland), elektrochemische Parameter (pH,<br />
elektrischer Widerstand (E0), Redoxpotential (rH): BE-T-A<br />
MT-732, Fa. Med-Tronik, Deutschland).<br />
Bestimmung der Inhaltsstoffe<br />
Zur Bestimmung des Säuregehalts wurden 5 ml Probe mit<br />
dest. H 2 O auf 50 ml aufgefüllt. Die Titration erfolgte mit<br />
0,1 M NaOH bis zum pH-Wert 8,1. Der Verbrauch an<br />
NaOH (ml) wurde mit Hilfe der Titrationsgleichung c S *<br />
V S * z S = c L * V L * z L (c S , c L = Konzentration der Säure<br />
bzw. Lauge <strong>in</strong> mol/l; V S , V L = Volumen der Säure bzw.<br />
Lauge <strong>in</strong> l; z S , z L = Protonigkeit der Säure bzw. Lauge) <strong>in</strong><br />
den Zitronensäuregehalt (g/l) umgerechnet, da Zitronensäure<br />
bei Erdbeeren mengenmäßig die bedeutendste Säure<br />
darstellt. Zur Vitam<strong>in</strong> C-Bestimmung wurde der Saft zuvor<br />
1:1 mit dest. H 2 O verdünnt, da die Messwerte des<br />
Erdbeersafts möglicherweise über dem des Messbereichs<br />
der Teststreifen lagen. Das Analysestäbchen wurde mit<br />
beiden Reaktionszonen für ca. 2 s <strong>in</strong> die Messprobe getaucht<br />
und danach <strong>in</strong> den Stäbchenadapter e<strong>in</strong>geführt.<br />
Der angezeigte Wert wurde schließlich mit dem Verdünnungsfaktor<br />
multipliziert. Das Zucker/Säure-Verhältnis<br />
wurde nach folgender Formel errechnet: [((°Brix*4/<br />
5)+1)*10]/[g/l] titrierbare Säure.<br />
An e<strong>in</strong>em Term<strong>in</strong> wurde bei allen Sorten die Zusammensetzung<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Zucker und Säuren bestimmt (Daten<br />
nicht publiziert), um festzustellen, ob sich die Sorten im<br />
Fe<strong>in</strong>profil der Zucker und Säuren unterscheiden. Da deutliche<br />
Unterschiede festgestellt wurden, wurde bei e<strong>in</strong>er<br />
Sorte („Clery“) der Gehalt an Fructose, Glucose, Saccharose<br />
sowie an Zitronensäure und Apfelsäure an den genannten<br />
Term<strong>in</strong>en mittels HPLC bestimmt. Auf Grund zu<br />
ger<strong>in</strong>ger Probenanzahl wurde ke<strong>in</strong>e statistische Verrechnung<br />
durchgeführt. Für die Zucker- und Säurebestimmung<br />
auf der HPLC wurden 10 g Probe mit destilliertem Wasser<br />
auf 100 ml aufgefüllt, 15 m<strong>in</strong> im Ultraschallbad <strong>in</strong>kubiert<br />
und durch 0,2 μm filtriert. Zur Zuckeranalyse wurde 1ml<br />
des Filtrats auf 50 ml aufgefüllt und 10 μl mittels HPLC<br />
analysiert (Säule: 300 mm x 7.8 mm x10 μm HPX-87C,<br />
0,5 ml/m<strong>in</strong>. Wasser, 79 °C, RI-Detektion). Zur Analyse der<br />
organischen Säuren wurden 200 μl des Filtrats mit 800 μl<br />
Wasser versetzt und 20 μl mittels HPLC analysiert (Säule:<br />
250 x 4,6 mm, 5 μm Spherisorb ODS, 0,8 ml/m<strong>in</strong> 0.017 M<br />
H 3 PO 4 , 28 °C, RI-Detektion)<br />
Bestimmung von elektrochemischen Parametern<br />
Die Messung erfolgte <strong>in</strong> ca. 50 ml unverdünnter Probe mit<br />
e<strong>in</strong>er Elektrode. Aus den drei abzulesenden Werten wurde<br />
der P-Wert folgendermaßen berechnet:<br />
P = [30*(rH-2pH)] 2 /E 0 .<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Die statistische Verrechung erfolgte mittels Varianzanalyse<br />
und nachfolgendem Student Newman Keuls-Test bei alpha<br />
= 5 %.<br />
Ergebnisse<br />
In Abbildung 1 ist der Ertragsverlauf<br />
der Sorten dargestellt. Der<br />
1. Term<strong>in</strong> (23.5.) war kurz vor dem<br />
Ertragsmaximum, der 2. Term<strong>in</strong><br />
(29.5.) kurz danach. Beim 3. und<br />
4. Term<strong>in</strong> (4.6. und 8.6.) nahmen<br />
die Erntemengen bereits zunehmend<br />
ab, am 5. Term<strong>in</strong> konnten<br />
nur mehr von „Clery“, „Daroyal“,<br />
und „Elsanta“ genügend Früchte<br />
geerntet werden, jedoch konnten<br />
teilweise zu wenig Wiederholungen<br />
für e<strong>in</strong>e statistische Verrechnung<br />
gebildet werden (am 5. Term<strong>in</strong> bei<br />
„Daroyal“ und „Elsanta“). Wurden<br />
ke<strong>in</strong>e Proben untersucht, ist<br />
das <strong>in</strong> den Abbildungen und Tabellen<br />
mit n.b. = nicht bestimmt vermerkt.<br />
Äußere Qualitätsmerkmale<br />
Fruchtgewicht, Höhe, Breite und<br />
Dicke der Früchte nahmen im Ernteverlauf<br />
im Mittel der Sorten deutlich<br />
ab. Jedoch nahm die Höhe <strong>in</strong>sgesamt<br />
stärker ab als die Breite und<br />
Dicke, sodass sich auch der Fruchtform<strong>in</strong>dex,<br />
der sich mit der Formel<br />
Länge/(Breite + Dicke)/2 berechnen<br />
lässt, verr<strong>in</strong>gerte, was bedeutet,<br />
dass die Früchte <strong>in</strong>sgesamt rundlicher<br />
wurden. Die Fruchtfestigkeit<br />
nahm mit fortlaufender Erntedauer<br />
je nach Sorte stärker oder schwächer<br />
ab (Tab. 2). Das mittlere<br />
Fruchtgewicht nahm nach dem<br />
zweiten Ernteterm<strong>in</strong> deutlich bei<br />
allen Sorten ab, am deutlichsten<br />
Tab. 2 Fruchtgewicht, Fruchtform und Fruchtfestigkeit an 5 Ernteterm<strong>in</strong>en (Mittelwerte von 5 Sorten)<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
61<br />
bei den großfrüchtigen Sorten „Queen Elisa“, „Alba“ und<br />
„Elsanta“. Am ersten Term<strong>in</strong> und an den letzten beiden<br />
Term<strong>in</strong>en wiesen alle Sorten im Durchschnitt ähnliche<br />
Fruchtgewichte auf, während es am zweiten und dritten<br />
Term<strong>in</strong> größere Unterschiede gab (Abb. 2).<br />
Bei „Alba“, e<strong>in</strong>er Sorte mit länglichen Früchten, nahm der<br />
Form<strong>in</strong>dex von Anfang an ab. Bei der Sorte „Clery“, deren<br />
Term<strong>in</strong> Fruchtgewicht Höhe Breite Dicke Form<strong>in</strong>dex Festigkeit<br />
[g] * [mm] * [mm] * [mm] * * [kg/cm2 ] *<br />
1 14,04 d 37,5 e 30,4 c 28,0 e 1,30 d 0,83 c<br />
2 15,02 d 36,3 d 30,4 c 28,4 e 1,24 c 0,70 b<br />
3 10,53 c 31,7 c 26,8 b 25,1 c 1,22 bc 0,71 b<br />
4 9,39 b 29,9 b 26,3 b 24,2 b 1,19 b 0,66 b<br />
5 6,98 a 24,8 a 23,9 a 21,8 a 1,07 a 0,60 a<br />
* VA (= Varianzanalyse) mit anschließendem S-N-K-Test (=Student-Newman-Keuls-Test), alpha=5 %<br />
g / Pflanze<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
21.5. 23.5. 25.5. 29.5. 1.6. 4.6. 6.6. 8.6. 11.6. 13.6. 15.6. 18.6. 20.6.<br />
Alba Clery Daroyal Elsanta Queen Elisa<br />
Abb. 1 Ertragsverlauf der Sorten im 2. Erntejahr<br />
g/Frucht<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
Term<strong>in</strong><br />
1 2 3 4 5<br />
Alba 15,11 bc 16,41 c 13,29 b 9,70 a n.b.<br />
Clery n.b.** 13,25 c 9,89 b 10,26 b 7,72 a<br />
Daroyal 13,19 d 11,73 c 7,88 b 8,94 b 6,36 a<br />
Elsanta 14,28 c 15,36 c 9,50 b 9,22 b 6,33 a<br />
Queen Elisa 14,68 b 17,92 c 12,62 b 8,80 a n.b.<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorte<br />
n.b. ** nicht bestimmt<br />
Abb. 2 Fruchtgewicht im Ernteverlauf<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten
62<br />
kg/cm kg/cm2<br />
Form<strong>in</strong>dex<br />
2 Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
1,8<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
Term<strong>in</strong><br />
1 2 3 4 5<br />
Alba 1,63 c* 1,48 b 1,40 a 1,38 a<br />
Clery n.b. 1,25 b 1,35 c 1,27 b 1,16 a<br />
Daroyal 1,06 bc 1,09 c 1,03 ab 1,00 a 1,01 a<br />
Elsanta<br />
Queen Elisa<br />
0,97 a<br />
1,26<br />
a<br />
1,08<br />
1,31<br />
b<br />
a<br />
1,06 b<br />
1,28<br />
a<br />
1,07<br />
1,25<br />
1,00<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorte<br />
Abb. 3 Form<strong>in</strong>dex im Ernteverlauf<br />
1,7<br />
1,5<br />
1,3<br />
1,1<br />
0,9<br />
0,7<br />
0,5<br />
0,3<br />
Term<strong>in</strong><br />
1 2 3 4 5<br />
Alba 0,89 b* 0,81 ab 0,77 a 0,74 a<br />
Clery n.b. 0,66 a 0,79 b 0,67 a 0,70 ab<br />
Daroyal 0,67 c 0,62 bc 0,55 ab 0,50 0,51 a<br />
Elsanta 0,55 a 0,53 a 0,54 a 0,52 a 0,52 a<br />
Queen Elisa 1,51 b 0,87 a 0,99 a 0,90 a<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorte<br />
Abb. 4 Fruchtfestigkeit im Ernteverlauf<br />
Früchte auch länglich s<strong>in</strong>d, wurden die Früchte erst ab dem<br />
dritten Term<strong>in</strong> rundlicher, auch bei „Daroyal“ verr<strong>in</strong>gerte<br />
sich der Form<strong>in</strong>dex. Bei „Elsanta“ zeigte sich ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Tendenz, bei „Queen Elisa“ gab es gar ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />
Unterschiede (Abb. 3).<br />
Die Früchte von „Queen Elisa“ waren am ersten Ernteterm<strong>in</strong><br />
von sehr harter Konsistenz und an den restlichen Term<strong>in</strong>en<br />
eklatant weicher. Vergleicht man den ersten mit dem<br />
letzten Ernteterm<strong>in</strong>, gab es bei „Clery“ und „Elsanta“<br />
ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede, während die Festigkeit<br />
von „Alba“ und „Daroyal“ am Ende der Erntezeit signifikant<br />
ger<strong>in</strong>ger war (Abb. 4).<br />
Inhaltsstoffe<br />
Der Gehalt an löslicher Trockensubstanz sowie an titrierbarer<br />
Säure nahm <strong>in</strong>nerhalb der Erntezeit von Term<strong>in</strong> zu<br />
Term<strong>in</strong> signifikant zu, die Konzentration <strong>in</strong> den Früchten<br />
n.b.<br />
stieg also deutlich an. Das Zucker/<br />
Säure-Verhältnis g<strong>in</strong>g jedoch zurück,<br />
weil der Säuregehalt schneller<br />
anstieg als der Gehalt an löslicher<br />
Trockensubstanz. Der Gehalt an<br />
Vitam<strong>in</strong> C war am dritten Term<strong>in</strong><br />
signifikant höher als an den restlichen<br />
Term<strong>in</strong>en (Tab. 3).<br />
Bei „Alba“ nahm der Gehalt an löslicher<br />
Trockensubstanz an jedem<br />
Term<strong>in</strong> signifikant zu, war aber im<br />
Vergleich zu den anderen Sorten am<br />
niedrigsten. Bei „Elsanta“ stiegen<br />
die Werte erst ab dem dritten Ter-<br />
b a m<strong>in</strong>. „Clery“ hatte von Beg<strong>in</strong>n an<br />
a n.b.<br />
gleichmäßig hohe Werte, der Brix-<br />
Gehalt stieg nur beim letzten Term<strong>in</strong><br />
signifikant. Bei „Daroyal“ und<br />
„Queen Elisa“ war der Anstieg<br />
nicht signifikant, aber tendenziell<br />
gegeben (Abb. 5). „Daroyal“ verzeichnete<br />
auch ke<strong>in</strong>en signifikanten<br />
Anstieg im Säuregehalt und im Zucker/Säure-Verhältnis.<br />
Sonst wurden<br />
bei allen Sorten e<strong>in</strong> signifikanter<br />
Anstieg der titrierbaren Säure und<br />
e<strong>in</strong>e Abnahme des Zucker/Säure-<br />
Verhältnisses gemessen. Am stärksten<br />
war der Anstieg von titrierbarer<br />
Säure bei der Sorte „Alba“, die anfangs<br />
die niedrigsten und schließlich<br />
n.b.<br />
die höchsten Werte aufwies. „Alba“<br />
a<br />
hatte außerdem an allen Term<strong>in</strong>en<br />
das niedrigste Zucker/Säure-Verhältnis<br />
(Abb. 6 und Abb. 7).<br />
n.b.<br />
Bei „Clery“ wurden die Anteile<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Zucker und Säuren<br />
bestimmt (Abb. 8 und Abb. 9).<br />
Hauptsächlich setzte sich das Zuckerprofil<br />
aus Fructose und Glucose<br />
zusammen, wobei etwas mehr Fructose als Glucose<br />
gemessen wurde. Saccharose hatte nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />
Tab. 3 Gehalt an löslicher Trockensubstanz (% Brix), an titrierbarer Säure<br />
und an Vitam<strong>in</strong> C und das Zucker/Säure-Verhältnis an 4 Ernteterm<strong>in</strong>en (Mittelwerte<br />
von 5 Sorten)<br />
Term<strong>in</strong> Brix titrierbare<br />
Säure<br />
[%] * [g Zitronensäure/l]<br />
Zucker/Säure-<br />
Verhältnis<br />
Vitam<strong>in</strong> C<br />
* * [mg/l] *<br />
2 6,84 a 6,37 a 10,17 b 349 a<br />
3 7,54 b 7,69 b 9,17 a 451 b<br />
4 8,23 c 8,73 c 8,81 a 353 a<br />
5 9,25 d 9,60 d 8,80 a 344 a<br />
* VA (= Varianzanalyse) mit anschließendem S-N-K-Test (=Student-Newman-Keuls-<br />
Test), alpha=5%<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
% Brix<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
2 3<br />
Term<strong>in</strong><br />
4 5<br />
Alba 5,0 a* 6,3 b 7,9 c n.b.<br />
Clery 8,2 a 8,5 a 8,0 a 9,1 b<br />
Daroyal 6,8 a 7,9 a 8,1 a 8,7<br />
Elsanta 6,8 a 6,8 a 8,6 b 10,1<br />
Queen Elisa 7,4 a 8,6 a 8,5 a n.b.<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorten<br />
Abb. 5 Gehalt an löslicher Trockensubstanz <strong>in</strong> Ernteverlauf<br />
g Zitronensäure / l<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Term<strong>in</strong><br />
2 3 4 5<br />
Alba 5,76 a* 7,99 b 10,51 c n.b.<br />
Clery 7,28 a 8,38 b 8,12 b 9,94 c<br />
Daroyal 6,78 a 7,66 a 7,67 a 8,58<br />
Elsanta 5,93 a 6,65 a 8,33 b 9,32<br />
Queen Elisa 6,08 a 7,84 b 9,05 c n.b.<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorten<br />
Abb. 6 Gehalt an titrierbarer Säure im Ernteverlauf<br />
Zucker/Säure-Verhältnis<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
Term<strong>in</strong><br />
6<br />
2 3 4 5<br />
Alba 8,69 b 7,59 a 6,96 a n.b.<br />
Clery 10,39 c 9,27 b 9,18 b 8,30 a<br />
Daroyal 9,54 a 9,53 a 9,73 a 9,23<br />
Elsanta 10,85 b 9,67 a 9,49 a 9,70<br />
Queen Elisa 11,38 c 10,03 b 8,67 a n.b.<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorten<br />
Abb. 7 Zucker/Säure-Verhältnis im Ernteverlauf<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
63<br />
Anteil am Gesamtzucker. In Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
mit den Werten der<br />
löslichen Trockensubstanz veränderte<br />
sich der Gesamtzuckergehalt<br />
nicht wesentlich während der<br />
Ernteperiode, erst am letzten Term<strong>in</strong><br />
kam es zu e<strong>in</strong>em leichten Anstieg.<br />
Wie alle untersuchten Sorten<br />
enthielt „Clery“ e<strong>in</strong> Vielfaches<br />
mehr an Zitronensäure als an Apfelsäure.<br />
Ab dem dritten Term<strong>in</strong><br />
kam es zu e<strong>in</strong>er starken Zunahme<br />
der Zitronensäure, während der<br />
Gehalt an Apfelsäure eher konstant<br />
blieb.<br />
Der Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt war bei den<br />
Sorten „Alba“, „Clery“ und „Queen<br />
Elisa“ am 3. Ernteterm<strong>in</strong> signifikant<br />
am höchsten. Bei „Elsanta“ wurden<br />
ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede<br />
festgestellt, der Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt<br />
nahm erst beim letzten Term<strong>in</strong> leicht<br />
ab. Bei „Daroyal“ gab es ke<strong>in</strong>en signifikanten<br />
Unterschied zwischen<br />
dem 2. und 3. Term<strong>in</strong>, danach wurden<br />
aber signifikant niedrigere<br />
Werte gemessen (Abb. 10).<br />
Elektrochemische Parameter<br />
Der P-Wert war am zweiten Ernteterm<strong>in</strong><br />
signifikant niedriger als am<br />
dritten Term<strong>in</strong>, wo er wiederum signifikant<br />
niedriger als an den beiden<br />
letzten Term<strong>in</strong>en war. Das erklärt<br />
sich aus dem s<strong>in</strong>kenden pH-Wert,<br />
dem steigenden rH-Wert und dem<br />
s<strong>in</strong>kenden elektrischen Widerstand<br />
(Tab. 4). Der P-Wert war bei den<br />
Sorten „Alba“, „Elsanta“ und „Daroyal“<br />
an den beiden ersten Ernteterm<strong>in</strong>en<br />
ähnlich niedrig, dann stieg<br />
der P-Wert von „Daroyal“ sehr<br />
stark und der von „Alba“ mittelstark<br />
an. „Queen Elisa“ und<br />
„Clery“ hatten von Beg<strong>in</strong>n an höhere<br />
P-Werte. Die P-Werte von<br />
„Clery“ und „Elsanta“ änderten<br />
sich nach dem dritten Term<strong>in</strong> nicht<br />
mehr signifikant (Abb. 11).<br />
Diskussion<br />
Äußere Qualitätsmerkmale<br />
Die laufende Abnahme des Fruchtgewichts<br />
während der Ernte wurde
64<br />
g/kg<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
2 3 4 5<br />
Term<strong>in</strong><br />
Abb. 8 Gehalt e<strong>in</strong>zelner Zuckerarten im Ernteverlauf („Clery“)<br />
g/kg<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
2 3 4 5<br />
Term<strong>in</strong><br />
Abb. 9 Gehalt an Apfelsäure und Zitronensäure im Ernteverlauf („Clery“)<br />
mg / l Vitam<strong>in</strong> C<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Term<strong>in</strong><br />
Alba 380 a* 514 b 417 a<br />
Saccharose<br />
Glucose<br />
Fructose<br />
Apfelsäure<br />
Citronensäure<br />
2 3 4 5<br />
Clery 404 a 478 b 391 a 332 a<br />
Daroyal 273 ab 343 b 211 a 193<br />
Elsanta 401 a 458 a 461 a 420<br />
Queen Elisa 287 a 467 b 287 a<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorten<br />
Abb. 10 Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt im Ernteverlauf<br />
bereits <strong>in</strong> früheren Experimenten beobachtet. Für die<br />
Pflückgeschw<strong>in</strong>digkeit und die Vermarktung ist e<strong>in</strong> hohes<br />
Fruchtgewicht jedoch von großer Bedeutung. In diesem<br />
Versuch war das Fruchtgewicht bei allen Sorten zu Ende<br />
der Ernteperiode ähnlich niedrig, unabhängig vom anfäng-<br />
lichen Fruchtgewicht. Bis zum dritten<br />
Ernteterm<strong>in</strong> gab es jedoch erhebliche<br />
Sortenunterschiede. Die<br />
Fruchtform ist neben der Fruchtfarbe<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Auswahlkriterium<br />
von Konsumenten. Welche<br />
Fruchtform von ihnen bevorzugt<br />
wird, ist regional verschieden.<br />
Wenn Erdbeerproduzenten wissen,<br />
welche Sorten sie auch auf Grund<br />
ihres Aussehens gut vermarkten<br />
können, ist es für sie wichtig zu<br />
wissen, dass sich im Laufe der Ernte<br />
die ursprüngliche Fruchtform verändern<br />
kann. „Alba“ z.B. hat zu<br />
Erntebeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>prägsame länglich-konische<br />
Fruchtform, mit dem<br />
Fruchtgewicht verlieren die Früchte<br />
aber deutlich an Länge. Bei Direktvermarktung<br />
kann es auch im Interesse<br />
der Erdbeerproduzenten<br />
se<strong>in</strong>, Sorten mit typischen Formen<br />
zu vermarkten, die Wiedererkennungswert<br />
besitzen.<br />
Bei „Queen Elisa“, „Alba“ und<br />
„Daroyal“ wurde während der<br />
Ernteperiode e<strong>in</strong>e Abnahme der<br />
Festigkeit bemerkt, die aber nur bei<br />
„Queen Elisa“ gravierend war. E<strong>in</strong>e<br />
hohe Festigkeit ist für e<strong>in</strong>en schadensfreien<br />
Transport und für die<br />
Lagerung erwünscht. Es wurde<br />
aber auch festgestellt, dass Konsumenten<br />
Sorten mit zu hoher Fruchtfleischfestigkeit<br />
als zu hart empf<strong>in</strong>den<br />
(Weiss<strong>in</strong>ger, 2007).<br />
Inhaltsstoffe<br />
Das Zucker/Säure-Verhältnis, das<br />
bei allen Sorten außer „Daroyal“<br />
mit zunehmender Erntedauer abnahm,<br />
ist von besonderer Bedeu-<br />
n.b.<br />
tung für den Geschmack. Sims et<br />
al. (1998), die sensorische Untersuchungen<br />
an Erdbeeren durchführten,<br />
berichteten vom generellen<br />
n.b.<br />
Zusammenhang zwischen dem Zucker/Säure-Verhältnis<br />
und der geschmacklichen<br />
Süße. Je höher das<br />
Zucker/Säure-Verhältnis war, desto<br />
süßer wurden die Früchte empfunden.<br />
Die Früchte hatten <strong>in</strong> diesem<br />
Versuch am Ende der Ernteperiode e<strong>in</strong> etwas niedrigeres<br />
Zucker/Säure-Verhältnis auf Grund der stärkeren Säureausprägung,<br />
dafür waren sie jedoch deutlich konzentrierter.<br />
Solche Früchte schmecken dann auf Grund e<strong>in</strong>es höheren<br />
Gehalts an Gesamtzucker und Gesamtsäure <strong>in</strong>tensiver,<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
�W<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Term<strong>in</strong><br />
0<br />
2 3 4 5<br />
Alba 157 a* 435 b 583 c<br />
Clery 423 a 509 b 530 b 524<br />
Daroyal 207<br />
a<br />
505 b 721 688<br />
Elsanta 181 a 478 b 451 b 480<br />
Queen Elisa 352 a 484 b 618 c<br />
* VA, S-N-K Test, alpha=5%; Vergleich zwischen den Term<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb der Sorten<br />
Abb. 11 P-Wert im Ernteverlauf<br />
Tab. 4 Elektrochemische Parameter an 4 Ernteterm<strong>in</strong>en (Mittelwerte von<br />
5 Sorten)<br />
Term<strong>in</strong> pH-Wert rH-Wert elektr. Widerstand<br />
P-Wert<br />
* * [W] * [µW] *<br />
2 3,85 c 17,61 a 354,0 b 264 a<br />
3 3,73 c 20,99 b 343,2 ab 482 b<br />
4 3,69 b 22,15 c 340,7 ab 581 c<br />
5 3,65 a 21,46 b 330,7 a 549 c<br />
auch trotz e<strong>in</strong>es niedrigeren Zucker/Säure-Verhältnisses.<br />
Für Landwirte selbst ist es s<strong>in</strong>nvoll und e<strong>in</strong>fach durchführbar,<br />
den Gehalt an löslicher Trockensubstanz, der e<strong>in</strong> Maß<br />
für die Konzentration an Inhaltsstoffen (v.a. Gesamtzucker)<br />
und somit für e<strong>in</strong>en ausgeprägten Geschmack ist, zu messen<br />
und zur Bewertung des optimalen Reifegrades heranzuziehen.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Sorte („Clery“) wurden die e<strong>in</strong>zelnen Zucker und<br />
Säuren bestimmt. In e<strong>in</strong>er Arbeit von Montero et al. (1996),<br />
die Untersuchungen an der Sorte „Chandler“ durchführten,<br />
wurden am 35. Tag nach Fruchtansatz vergleichbare<br />
Werte für Fructose (32 mg/g), Glucose (32 mg/g) und Saccharose<br />
(8 mg/g) gemessen. 1 Woche davor, am 28. Tag<br />
nach Fruchtansatz, lag der Saccharose-Gehalt noch bei<br />
knapp 20 mg/g und sank rapide, während der Gehalt an<br />
Fructose und Glucose stark anstieg. In unserer Studie dagegen<br />
war der Saccharose-Gehalt schon von Anfang an niedrig,<br />
der 28. Tag nach Fruchtansatz (an dem nach Montero<br />
et al. die ersten reifen Früchte geerntet werden konnten)<br />
war aber sicher schon überschritten.<br />
Montero et al. berichten auch von e<strong>in</strong>em Zitronensäure-<br />
Gehalt von 6 bis 8 mg/g zwischen dem 28. und 35. Tag,<br />
der danach bis zum 42. Tag bis 9 mg/g stieg, was mit unseren<br />
Werten übere<strong>in</strong>stimmt. Der Gehalt an Apfelsäure<br />
kam <strong>in</strong> der genannten Studie nie über 1 mg/g h<strong>in</strong>aus, wäh-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
65<br />
rend wir Werte zwischen 1,5 und<br />
2 mg/g feststellten, was entweder<br />
an der Sorte oder an der fortgeschrittenen<br />
Reife liegen kann. Auf<br />
Grund der untergeordneten Rolle<br />
der Apfelsäure, deren Gehalt auch<br />
fast konstant blieb, und auf Grund<br />
der Korrelation des Verlaufs von<br />
Zitronensäure und titrierbarer<br />
c<br />
b<br />
Säure kann davon ausgegangen<br />
werden, dass der Anteil an Zitronensäure<br />
bestimmend für den Gesamtsäuregehalt<br />
ist.<br />
Der Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt ist bei Obst<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Qualitätsmerkmal. In<br />
diesem Versuch lagen die Werte<br />
zwischen 193 und 514 mg/l, abhängig<br />
von Sorte und Ernteterm<strong>in</strong>.<br />
In e<strong>in</strong>er Studie von Sone et al.<br />
(1999) wurden Werte zwischen 159<br />
und 1148 mg/l gemessen. Interessant war festzustellen,<br />
dass am dritten Term<strong>in</strong> die Früchte mit dem meisten Vitam<strong>in</strong><br />
C geerntet wurden, und zwar bei allen Sorten. Danach<br />
sanken die Vitam<strong>in</strong> C-Gehalte wieder auf ihre Ausgangswerte<br />
oder tiefer. E<strong>in</strong>e Korrelation zwischen Gehalt an löslicher<br />
Trockensubstanz und Vitam<strong>in</strong> C, wie Sone et al. berichten,<br />
konnte nicht festgestellt werden.<br />
Elektrochemische Parameter<br />
Die Messung von elektrochemischen Parametern ist e<strong>in</strong>e<br />
Möglichkeit, die ganzheitliche Qualität von Nahrungsmitteln<br />
zu erfassen. Der P-Wert lässt sich aus drei Messwerten<br />
errechnen, pH-Wert, Redoxpotential und elektrischer Widerstand.<br />
Der pH-Wert gibt Aussage über die Pufferkraft<br />
des Organismus und verläuft <strong>in</strong> unserer Studie erwartungsgemäß<br />
ungefähr negativ proportional zum Gehalt an titrierbarer<br />
Säure. Der rH-Wert ist e<strong>in</strong> Maß für das Redoxpotential.<br />
Nach Hoffmann (1997) korreliert e<strong>in</strong> höheres<br />
Redoxpotential mit e<strong>in</strong>er höheren oxidierenden Wirkung<br />
e<strong>in</strong>es Lebensmittels, während Lebensmittel mit reduktiver<br />
Wirkung gesünder für den menschlichen Körper seien.<br />
Wenn der Widerstand der Probe niedrig ist, bedeute das,<br />
dass die Zellwände durchlässiger s<strong>in</strong>d, was auf e<strong>in</strong>e ungenügende<br />
Qualität (nicht optimale Frische oder nicht optimaler<br />
Reifegrad, Stressbelastung etc.) h<strong>in</strong>weisen kann. In<br />
dieser Studie wurden deutliche Effekte des Erntezeitpunkts<br />
und der Sorte auf den P-Wert aufgezeigt. Bei allen Sorten<br />
war der P-Wert anfangs am niedrigsten. Im Laufe der Ernteperiode<br />
kam es zur Zunahme des Redoxpotentials und<br />
zur Abnahme des elektrischen Widerstands sowie des pH-<br />
Werts. Es fällt auf, dass die Zunahme an Inhaltsstoffen<br />
(lösliche Trockensubstanz und titrierbare Säure) mit e<strong>in</strong>er<br />
Zunahme des P-Wertes und e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren ganzheitlichen<br />
Qualität korreliert. Diese Korrelation muss aber nicht im<br />
kausalen Zusammenhang stehen, denn die Zunahme des P-<br />
Werts kann auch durch äußere Faktoren bee<strong>in</strong>flusst worden<br />
se<strong>in</strong>. Da die Temperatur am dritten, vierten und fünf-
66<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
ten Ernteterm<strong>in</strong> höher war als am zweiten Term<strong>in</strong>, können<br />
die Sonnene<strong>in</strong>strahlung am Feld und die Hitze beim Transport<br />
das Redoxpotential und die elektrische Leitfähigkeit<br />
erhöht haben. Da Erdbeeren Hitze generell nicht gut vertragen,<br />
können sie dadurch auch schon vor der Ernte an<br />
Qualität e<strong>in</strong>gebüßt haben. „Daroyal“ war die Sorte mit<br />
dem höchsten P-Wert, was sich vor allem aus e<strong>in</strong>em hohen<br />
Redoxpotential ergibt. Dem hohen Redoxpotential kann<br />
zu Grunde liegen, dass die Früchte von „Daroyal“ schnell<br />
überreif werden und vielleicht zur Erntezeit schon den optimalen<br />
Ernteterm<strong>in</strong> überschritten hatten. Außerdem weist<br />
„Daroyal“ e<strong>in</strong>e schlechte Lagerfähigkeit auf und das kann<br />
sich <strong>in</strong> der Zeit zwischen Ernte und Kühllagerung bei hoher<br />
Temperatur und Sonnene<strong>in</strong>strahlung auswirken.<br />
Schlussfolgerung<br />
Die Studie zeigt bei allen gemessenen Parametern e<strong>in</strong>en<br />
deutlichen E<strong>in</strong>fluss des Ernteterm<strong>in</strong>s, der oft den E<strong>in</strong>fluss<br />
der Sorte übersteigt. E<strong>in</strong> Ziel dieser Arbeit war es, herauszuf<strong>in</strong>den,<br />
zu welchem Erntezeitpunkt Früchte mit optimaler<br />
Fruchtqualität geerntet werden können. Wenn man von optimaler<br />
Qualität spricht, muss man wissen, welche Eigenschaften<br />
für welchen Zweck erwünscht s<strong>in</strong>d und deswegen<br />
kann ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Antwort gegeben werden. Das<br />
hohe Fruchtgewicht, die höhere Fruchtfleischfestigkeit, das<br />
höhere Zucker/Säure-Verhältnis und die niedrigen P-Werte<br />
sprechen für e<strong>in</strong>e höhere Qualität zu Beg<strong>in</strong>n der Ernteperiode,<br />
während die Konzentration an Inhaltsstoffen für e<strong>in</strong>e<br />
höhere Qualität zu späteren Ernteterm<strong>in</strong>en spricht. Über<br />
den E<strong>in</strong>fluss des Erntezeitpunkts auf den Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt<br />
kann ke<strong>in</strong>e generelle Aussage gemacht werden. E<strong>in</strong> weiteres<br />
Ziel dieser Arbeit war es, neue Sorten als Alternative zu<br />
„Elsanta“ aufzuzeigen, die <strong>in</strong> Ertrag und/oder Qualität mit<br />
„Elsanta“ mithalten können oder jene <strong>in</strong> manchen Eigenschaften<br />
sogar übertreffen. Alle untersuchten Sorten können<br />
auf Grund unserer bisherigen Untersuchungen (Weiss<strong>in</strong>ger<br />
et al., 2009 publiziert) bed<strong>in</strong>gt für e<strong>in</strong>en Anbau<br />
empfohlen werden, abhängig von den Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />
und den Präferenzen der Betriebe. Die Erträge von „Alba“<br />
und „Daroyal“ waren hierbei ähnlich hoch wie die von „Elsanta“,<br />
während die von „Clery“ und „Queen Elisa“ deutlich<br />
darunter lagen. Da der Ertrag aber vom Standort und<br />
der Produktionsweise abhängt und sich unsere Ergebnisse<br />
nur auf zwei biologisch bewirtschaftete Standorte beziehen,<br />
s<strong>in</strong>d diese Ergebnisse als vorläufig zu behandeln. „Queen<br />
Elisa“ hatte jedenfalls außergewöhnlich große Früchte mit<br />
hohem löslichen Trockensubstanzgehalt und hohem Zucker/Säure-Verhältnis,<br />
die sich auf Grund von hoher Festigkeit<br />
optimal für den Transport und somit für die Vermarktung<br />
über den E<strong>in</strong>zelhandel eignen könnten. „Clery“ schnitt<br />
bei Verkostungen geme<strong>in</strong>sam mit „Da-royal“ am besten ab<br />
(Weiss<strong>in</strong>ger, 2007) und hatte von Erntebeg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>en hohen<br />
Gehalt an löslicher Trockensubstanz. „Daroyal“ punktete<br />
durch hohe Toleranz gegenüber bodenbürtige Schaderreger<br />
und durch den erwähnten guten Geschmack, Nachteile<br />
s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>en, schlecht lagerfähigen Früchte und der niedrige<br />
Vitam<strong>in</strong> C-Gehalt. Alba’s Früchte waren sehr attraktiv,<br />
groß und fest, der Säuregehalt war aber sehr hoch, was dem<br />
Geschmack abträglich war. All diese Sorten können als ausgesprochen<br />
frühreif bezeichnet werden. Da die Nachfrage<br />
nach Erdbeeren zu Beg<strong>in</strong>n der Saison sehr hoch ist, das Angebot<br />
jedoch noch relativ ger<strong>in</strong>g, können mit frühreifen<br />
Sorten sehr hohe Preise erzielt werden. Wie diese Studie<br />
zeigt, erreichen die Früchte zu Erntebeg<strong>in</strong>n noch nicht das<br />
geschmackliche Optimum, was aber zu e<strong>in</strong>er Zeit, wo die<br />
ersten heimischen Erdbeeren auf den Markt kommen, für<br />
den Absatz ke<strong>in</strong>e Rolle spielt. Die Früchte weisen zu Erntebeg<strong>in</strong>n<br />
e<strong>in</strong> hohes Fruchtgewicht und e<strong>in</strong>e höhere Festigkeit<br />
auf, und diese Eigenschaften s<strong>in</strong>d wesentlich für die Abnehmer,<br />
ob <strong>in</strong> der Direktvermarktung oder im E<strong>in</strong>zelhandel. Im<br />
weiteren Ernteverlauf gehen Ertrag und Fruchtgewicht zurück.<br />
Die Früchte werden zunehmend zu kle<strong>in</strong> für die<br />
Frischvermarktung und die Ernte wird unrentabler, die<br />
Konzentration an Inhaltsstoffen aber steigt. Diese Früchte<br />
eignen sich bestens für die Verarbeitung zu Erdbeermus und<br />
Marmeladen, entweder am Betrieb selbst oder <strong>in</strong> Verarbeitungsbetrieben.<br />
Durch die Differenzierung <strong>in</strong> Frisch- und<br />
Verarbeitungsware kann e<strong>in</strong>e optimale Wertschöpfung erzielt<br />
werden. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass sich bestimmte<br />
Fruchtqualitätsparameter im Ernteverlauf ändern,<br />
was die Attraktivität verschiedener, zeitlich abgestufter Absatzwege<br />
für die ProduzentInnen aufzeigt.<br />
Diese Untersuchungen wurden vom Österreichischen Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />
unterstützt (Projekt Nr. 100042).<br />
Literatur<br />
Hoffmann M: Vom Lebendigen <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong>. Deukalion, Holm<br />
(1997).<br />
Montero TM et al.: Quality attributes of strawberry dur<strong>in</strong>g ripen<strong>in</strong>g. Scientia<br />
Horticulturae 65, 239–250 (1996).<br />
Sims CA, Chandle CK, Crocker TE: Sensory fruit quality of strawberry<br />
cultivars <strong>in</strong> central Florida. Proceed<strong>in</strong>gs of the Florida State Horticultural<br />
Society 110, 178–180 (1998).<br />
Sone K, Mochizuki T, Noguchi Y: Variations <strong>in</strong> ascorbic acid content<br />
among strawberry cultivars and their harvest times. J Japan Soc Hort<br />
Sci 68, 1007–1014 (1999).<br />
Weiss<strong>in</strong>ger H: Bewertung generativer und vegetativer Parameter von<br />
neuen Erdbeersorten im ökologischen Anbau. Diplomarbeit an der<br />
BOKU Wien (2007).<br />
Weiss<strong>in</strong>ger H et al. (scheduled for issue X/2009): Evaluation of New<br />
Strawberry Cultivars for their potential use <strong>in</strong> organic farm<strong>in</strong>g and <strong>in</strong><br />
Verticillium-<strong>in</strong>fested soils. Eur J Hort Sci (2009).<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Development and Characterization of a Piezoelectric Immunosensor for Determ<strong>in</strong>ation of Domoic<br />
Acid <strong>in</strong> Food Samples<br />
Summary<br />
In the present study a label-free piezoelectric crystal immunosensor,<br />
based on an <strong>in</strong>direct competitive assay format, for the detection of<br />
domoic acid (DA) <strong>in</strong> shellfish is described. After physical absorption<br />
of the conjugate on the gold surface of the quartz crystals a competition<br />
step was performed by putt<strong>in</strong>g <strong>in</strong> contact with the crystal a solution<br />
conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g the specific polyclonal antibody aga<strong>in</strong>st domoic acid<br />
and the DA as free tox<strong>in</strong>. The build up of mass on the crystal surface,<br />
registered as a frequency decrease by the quartz crystal microbalance,<br />
can be related to the amount of free tox<strong>in</strong> <strong>in</strong> the solution <strong>in</strong><br />
the 0–10 µg/g range. The sensor is capable to measure domoic acid<br />
at the established regulatory level (20 µg/g) after a 1:4 (v/v) dilution<br />
of the sample extract. The repeatability obta<strong>in</strong>ed by us<strong>in</strong>g three different<br />
crystals was lower than 7%. Regeneration assays have shown<br />
the possibility to reuse the modified surface by us<strong>in</strong>g 0.1 M NaOH as<br />
dissociation agent. The sensor could have application as screen<strong>in</strong>g<br />
method for compliance with European food legislation.<br />
Zusammenfassung<br />
Diese Arbeit beschreibt e<strong>in</strong>e Methode zur Bestimmung von Domo<strong>in</strong>säure<br />
(DA) <strong>in</strong> Schalentieren. E<strong>in</strong>gesetzt wurde e<strong>in</strong> piezoelekrischer<br />
Immunsensor, der auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>direkten kompetitiven Assay basierte.<br />
Zuerst wurde die Goldoberfläche des Kristalls mit e<strong>in</strong>em Prote<strong>in</strong>-DA-<br />
Konjugat beladen und anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Lösung aus polyklonalem<br />
DA-Antikörper und freier Domo<strong>in</strong>säure gegeben. Die Massenveränderung<br />
an der Kristalloberfläche führte zu e<strong>in</strong>er Resonanzfrequenz-<br />
Verschiebung des Quarzkristalls. Aus dieser Verschiebung konnte<br />
die Menge an freiem Tox<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Lösung bestimmt werden (Bereich:<br />
0–10 µg/g). Mit diesem Sensor war es möglich die DA-Konzentration<br />
im Bereich der zulässigen Höchstmenge von 20 µg/g nach e<strong>in</strong>er<br />
1:4-Verdünnung der Probeextrakte zu bestimmen.<br />
Introduction<br />
Domoic acid (DA) is a neuroexcitatory tox<strong>in</strong> that has been<br />
identified <strong>in</strong> mar<strong>in</strong>e samples. This neurotoxic am<strong>in</strong>o acid is<br />
responsible of amnesic shellfish poison<strong>in</strong>g, which <strong>in</strong>cludes<br />
gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>al and neurological disorders. For human consumption,<br />
a maximum content of 20 mg/kg of DA was established<br />
<strong>in</strong> the Commission Decision 2002/226/EC 1) . Because<br />
of the occurrence of this natural tox<strong>in</strong> is so widespread,<br />
there is an urgent need to develop simple and sensitive methods<br />
that can be used for quality control <strong>in</strong> order to guarantee<br />
the food safety for the consumer.<br />
The techniques most extensively used for that purpose are<br />
based on liquid chromatography with UV and fluorescence<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
67<br />
Ana Rodríguez #1,2 , Josefa Barrero1 , Andri Papadopoulou1 and<br />
Francois Rossi1 1 European Commission, Jo<strong>in</strong>t Research Centre, Institute for Health<br />
and Consumer Protection, Via E. Fermi 1, I-21020 ISPRA (VA) Italy<br />
2 University of Santiago de Compostela, Santiago de Compostela E-<br />
15782, Spa<strong>in</strong><br />
detection; although these methods present high sensitivity<br />
they are time-consum<strong>in</strong>g and require expensive <strong>in</strong>strumentation<br />
2,3) . In recent years, the rapid detection methods<br />
are ga<strong>in</strong><strong>in</strong>g popularity and acceptance as a simple alternative,<br />
s<strong>in</strong>ce they are a very useful as screen<strong>in</strong>g tools and<br />
excellent complement to confirmatory methods. Several<br />
enzyme-l<strong>in</strong>ked immunosorbent assays (ELISA) for domoic<br />
acid have been reported <strong>in</strong> the literature 2,4–6) however<br />
other methods such as electrochemical immunosensors,<br />
for determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the tox<strong>in</strong>, based on screen-pr<strong>in</strong>ted electrodes<br />
have also been described 3,7) . Another technique<br />
suitable for immunoanalysis of DA is based on the Quartz<br />
Crystal Microbalance (QCM), a sensitive acoustic technique<br />
that allows the measurement of resonance frequency<br />
shifts attributed to changes <strong>in</strong> the total oscillat<strong>in</strong>g<br />
mass of a piezoelectric crystal. In these systems a shift <strong>in</strong><br />
the frequency of the quartz crystal, registered dur<strong>in</strong>g the<br />
antigen-antibody reaction, is converted to a mass change<br />
on the crystal surface determ<strong>in</strong>ed us<strong>in</strong>g the Sauerbrey equation<br />
8) (*).<br />
(*) ∆m = –<br />
c ∆f<br />
n<br />
where, C = 17.7 ng Hz -1 cm -2 for a 5 MHz quartz crystal,<br />
n = 1, 3, 5, 7 is the overtone number.<br />
Piezoelectric transducers, be<strong>in</strong>g high sensitive direct mass<br />
sensors 9) , allow apply<strong>in</strong>g label-free techniques <strong>in</strong> immunoassays<br />
which are known to be advantageous <strong>in</strong> terms of<br />
simplicity of performance and rapidity. These systems have<br />
been successfully applied <strong>in</strong> different areas; analysis of contam<strong>in</strong>ants<br />
10,11) , evaluation of prote<strong>in</strong> immobilization 12) , nucleic<br />
acid sensors 13) , cl<strong>in</strong>ical analysis 14) .<br />
In this study, the development and characterization of a<br />
piezoelectric sensor for determ<strong>in</strong>ation of domoic acid on<br />
the basis of a competitive assay is reported.<br />
# Dr. Ana Rodriquez, phone: +34981598450, Fax: +34981594912,<br />
e-mail: anarbq@usc.es<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten
68<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
Materials and Methods<br />
Chemicals<br />
The national Research Council of Canada supplied domoic<br />
acid calibration solution (CRM-DA-e). Bov<strong>in</strong>e serum album<strong>in</strong><br />
(BSA) was purchased from Sigma (Ste<strong>in</strong>heim, Germany).<br />
Ultrapure water was obta<strong>in</strong>ed with a Milli Q filter<br />
system (Millipore, Bedford, MA, USA). Carbonate buffer<br />
50 mM pH 9.6 was used to prepare the conjugate that was<br />
adsorbed on the crystal surface. Specific antibodies were<br />
prepared <strong>in</strong> phosphate-buffered physiological sal<strong>in</strong>e,<br />
10 mM PBS pH 7.4. All other reagents and organic solvents<br />
used were of analytical quality.<br />
Quartz crystal microbalance<br />
Q sense D300 Instrument Quartz crystal Microbalance<br />
(QCM) from Q-sense (Sweden) was used to real-time monitor<strong>in</strong>g<br />
the steps of the immunoassay. The QCM measures<br />
the F (frequency) and D (dissipation) simultaneously at different<br />
overtones 1, 3, 5 or 7 for 5, 15, 25 and 35 MHz<br />
respectively at controlled temperature.<br />
The piezoelectric quartz crystals with Au surface and a<br />
fundamental frequency of 5 MHz were also purchased<br />
from Q-sense (Sweden).<br />
Q-soft 301 and Q-tools software, from Q-sense (Sweden),<br />
were used for acquisition and data process<strong>in</strong>g respectively.<br />
Domoic acid specific polyclonal antibodies and coat<strong>in</strong>gconjugates.<br />
Goat Polyclonal antibody aga<strong>in</strong>st domoic acid tox<strong>in</strong>s (IgG<br />
fraction) as well as the conjugate used <strong>in</strong> the coat<strong>in</strong>g of the<br />
piezoelectric crystal were provided by Abkem Iberia. Two<br />
k<strong>in</strong>d of conjugates were provided, one consist<strong>in</strong>g of a carrier<br />
prote<strong>in</strong> l<strong>in</strong>ked directly to domoic acid while the second<br />
type conta<strong>in</strong>ed a short-length spacer arm between the carrier<br />
prote<strong>in</strong> and the mar<strong>in</strong>e tox<strong>in</strong>.<br />
Assay procedure<br />
Prior to each experiment the piezoelectric quartz crystals<br />
were cleaned by immersion for 10 m<strong>in</strong> <strong>in</strong> the follow<strong>in</strong>g solutions<br />
(1 M NaOH, 1 M HCl and<br />
ethanol). After each step the crystals<br />
were r<strong>in</strong>sed with Milli-Q water<br />
and dried under a nitrogen flow.<br />
An aliquot of 100 μl of the coat<strong>in</strong>g-conjugate<br />
(10 μg/ml), was<br />
spread onto the surface of the electrode<br />
(one side coat<strong>in</strong>g) and <strong>in</strong>cubated<br />
overnight at room temperature.<br />
The crystals were washed<br />
with phosphate sal<strong>in</strong>e buffer<br />
(10 mM PBS, pH 7.4) and dried<br />
previously to the treatment with<br />
the block<strong>in</strong>g agent 1% BSA<br />
(45 m<strong>in</strong> at room temperature). F<strong>in</strong>ally<br />
the crystals were thoroughly<br />
washed with PBS, dried and placed<br />
����<br />
������<br />
������������������������������<br />
��������������<br />
on the liquid flow cell where the competitive assay took<br />
place. The immunoreaction was on-l<strong>in</strong>e monitored; for this<br />
purpose, the carrier buffer, 10 mM PBS at pH 7, was passed<br />
through the system lead<strong>in</strong>g to a stable basel<strong>in</strong>e signal.<br />
Next, a solution conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g either antibody or a mixture of<br />
antibody and free tox<strong>in</strong> dissolved <strong>in</strong> carrier buffer was <strong>in</strong>jected<br />
<strong>in</strong>to the system; f<strong>in</strong>ally, the carrier solution was <strong>in</strong>troduced<br />
aga<strong>in</strong> <strong>in</strong> the system. All experiments were conducted<br />
at constant temperature 25 °C.<br />
Sample extraction<br />
One g of mussel tissue was extracted with 4 ml of methanol/water<br />
(50+50 [v/v]) by vortex<strong>in</strong>g for 30 s and centrifuged<br />
at 3000 rpm for 5 m<strong>in</strong>. One ml portion of the supernatant<br />
was diluted <strong>in</strong> 4 ml of 10 mM PBS and was subjected<br />
to analysis by the quartz crystal microbalance.<br />
Results and discussion<br />
Domoic acid, be<strong>in</strong>g a low molecular weight molecule,<br />
would not produce a frequency change sufficient to be<br />
detected via its direct b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g on the gold surface. In the<br />
present work we choose to use a competitive format<br />
s<strong>in</strong>ce <strong>in</strong> these conditions, the immunoreaction should<br />
produce measurable frequency change and could be a<br />
good alternative as it has been, previously, reported <strong>in</strong><br />
the literature for other small molecules 2–4,7,10,15–17) .<br />
A scheme of the competitive assay is illustrated <strong>in</strong> Figure<br />
1. After adsorption of the conjugate onto the gold<br />
quartz crystals, block<strong>in</strong>g with BSA 1 % and wash<strong>in</strong>g<br />
with PBS a competitive assay was carried out <strong>in</strong> a flow<br />
system by pass<strong>in</strong>g through the QCM cell a solution conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
the specific antibody and DA as free tox<strong>in</strong>.<br />
All immunoreagents (both conjugates as well as the goat<br />
polyclonal specific antibody) were primarily assessed <strong>in</strong> a<br />
competitive ELISA assay us<strong>in</strong>g a Model 680 microplate<br />
reader (Bio-Rad). Better sensitivity was obta<strong>in</strong>ed when us<strong>in</strong>g<br />
the conjugate conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g the spacer arm, probably due<br />
to a better antibody recognition, therefore this particular<br />
���������������������<br />
������������<br />
wash<strong>in</strong>g<br />
���������<br />
Y<br />
������<br />
������������<br />
����<br />
Y<br />
Y<br />
������<br />
Y<br />
������� �����������<br />
Fig. 1 Scheme of the competitive assay used on the QCM sensor for determ<strong>in</strong>ation of Domoic acid<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong><br />
Y<br />
Y<br />
Y<br />
Y<br />
Y
Fig. 2 Polyclonal specific adsorption monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the competitive assay format (arrows <strong>in</strong>dicate the<br />
change of solutions PBS, polyclonal specific antibody with DA, and the different wash<strong>in</strong>g steps)<br />
conjugate was selected as a coat<strong>in</strong>g of the piezoelectric<br />
crystal electrodes.<br />
The crystals were coated overnight at room temperature<br />
and at 4 °C, achiev<strong>in</strong>g higher frequency shifts when <strong>in</strong>cubat<strong>in</strong>g<br />
overnight at room temperature. For this reason subsequent<br />
conjugate coat<strong>in</strong>gs were perform overnight at<br />
room temperature.<br />
In develop<strong>in</strong>g the piezoelectric sensor, the concentration<br />
of antibody to be used on the immunoreaction was evaluated.<br />
For this purpose a set of experiments were carried<br />
out by putt<strong>in</strong>g <strong>in</strong> contact coated quartz crystals (10 μg/<br />
ml of conjugate) with several concentrations (rang<strong>in</strong>g<br />
from 5 μg/ml to 500 μg/ml) of the polyclonal specific DA<br />
antibodies. The frequency decreases were represented<br />
versus the concentration of antibody tested. The concentration<br />
of antibody produc<strong>in</strong>g 50 % <strong>in</strong>hibition (IC 50 ) was<br />
graphically calculated and resulted to be 50 μg/ml. Further<br />
competitive assays were therefore performed by us<strong>in</strong>g<br />
10 μg/ml of conjugate as coat<strong>in</strong>g and various amounts<br />
of free DA with a fixed amount (50 μg/ml) of specific<br />
antibody.<br />
In the competitive assay, the modified<br />
crystals were exposed to a mixture<br />
conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g a fixed amount of<br />
antibody and various amounts of<br />
domoic acid; the antibodies competed<br />
for b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g to the bound and<br />
free tox<strong>in</strong>, lead<strong>in</strong>g to a decrease <strong>in</strong><br />
the frequency as result of immunoreaction<br />
between the antibody and<br />
the conjugate coated crystal; the frequency<br />
shift measured is <strong>in</strong>versely<br />
proportional to the DA concentration<br />
<strong>in</strong> the sample solution. The F<br />
curves for all overtones behaved<br />
similarly dur<strong>in</strong>g the immunoreaction,<br />
and the mass deposited on the<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» Orig<strong>in</strong>alarbeiten<br />
69<br />
crystal surface due to this step was<br />
calculated by consider<strong>in</strong>g all frequency<br />
shift measurements. On-l<strong>in</strong>e<br />
monitor<strong>in</strong>g of the competitive assay,<br />
us<strong>in</strong>g data from the third overtone<br />
(15 MHz) is shown <strong>in</strong> Figure<br />
2.<br />
In order to test the analytical capability<br />
of the sensor, competitive assays<br />
were carried out under the<br />
optimum conditions by us<strong>in</strong>g 50<br />
μg/ml of polyclonal antibody and<br />
different concentrations of DA (0–<br />
10 μg/ml). The b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g curves obta<strong>in</strong>ed<br />
are shown <strong>in</strong> Figure 3.<br />
The calibration plot, obta<strong>in</strong>ed by<br />
represent<strong>in</strong>g the decrease <strong>in</strong> frequency<br />
versus the concentration of<br />
free tox<strong>in</strong>, was adjusted to a l<strong>in</strong>ear<br />
equation y = -1.7719x + 38.615<br />
with a coefficient of correlation of R 2 = 0.9885. Tak<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong>to account the sample extraction procedure and the dilutions<br />
thereof, the l<strong>in</strong>earity range <strong>in</strong>cludes the maximum<br />
level established by the EC directive. Repeatability was estimated<br />
by perform<strong>in</strong>g three competitive assays <strong>in</strong> three<br />
different coated crystals and resulted to be 6.7 %.<br />
With the aim to evaluate possible matrix effects on the<br />
sensor response, a competitive assay with real mussel tissue<br />
extract was conducted. The mussel tissue after methanol<br />
extraction and dilution <strong>in</strong> PBS was mixed with the<br />
specific antibody. This mixture was <strong>in</strong>jected <strong>in</strong> the flow<br />
cell and the frequency shift correspond<strong>in</strong>g to the immunoreaction<br />
registered. The comparison of the frequency<br />
shift values correspond<strong>in</strong>g to the immunoreactions <strong>in</strong><br />
presence and <strong>in</strong> absence of mussel extract revealed a 9 %<br />
signal variation, slightly higher than the variation due to<br />
repeatability.<br />
The regeneration of the sensor surface is an important step<br />
<strong>in</strong> the development of an immunosensor. Among the different<br />
methods proposed to dissociate the antigen-antibody<br />
Fig. 3 Frequency changes (DF) due to the antibody-antigen reaction <strong>in</strong> presence of several concentrations<br />
of DA. The <strong>in</strong>sert represents the l<strong>in</strong>ear correlation plot for the DA concentration range tested (0–10 µg/ml)
70<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
complex formed dur<strong>in</strong>g the immunoreaction at the sensor<br />
surface, the change of the pH is one of the most common.<br />
The use of 0.1 M NaOH as dissociation solution was assessed<br />
by repeat<strong>in</strong>g a competitive assay on the same sensor<br />
surface. Basel<strong>in</strong>e close to the orig<strong>in</strong>al was achieved after<br />
the regeneration followed by a condition<strong>in</strong>g step with carrier<br />
buffer.<br />
The sensor performance as reported here is capable to<br />
measure domoic acid at the established European regulatory<br />
levels, furthermore the use of a monoclonal specific<br />
antibody, already available <strong>in</strong> Abkem, together with the<br />
possibility to use simultaneously a multiple channel flow<br />
cell sensor makes very attractive the piezoelectric approach<br />
as screen<strong>in</strong>g method for compliance with European food<br />
legislation. This new set-up will be exploited <strong>in</strong> our laboratory.<br />
Conclusions<br />
In this paper we propose a simple and reliable approach of<br />
a label-free piezoelectric sensor that could be used to analyse<br />
domoic acid <strong>in</strong> food samples us<strong>in</strong>g a competitive format.<br />
The immunosensor has been successfully tested with<br />
domoic acid calibration solutions <strong>in</strong> the range of <strong>in</strong>terest<br />
for food safety application (consider<strong>in</strong>g a 1:4, v/v dilution<br />
of the mussel extract). Matrix effects, ma<strong>in</strong>ly due to the<br />
organic solvent content on the extracts, produced 9 % of<br />
variation of the signal. Regeneration assays have shown<br />
the possibility to reuse the modified surface after treatment<br />
with 0.1 M NaOH. The sensor as described here is promis<strong>in</strong>g<br />
as screen<strong>in</strong>g method for compliance with European<br />
food legislation. Future work will address the application<br />
to real samples, and the use of monoclonal antibody.<br />
This work has been developed with<strong>in</strong> the IFCA project<br />
“Immunoprobes for food contam<strong>in</strong>ation analysis” (Project<br />
N o GRD1 2001-40680) supported by the European Commission.<br />
References<br />
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12) Liu YC, Wang CM, Hsiung KP: Anal Biochem 299, 130–135 (2001).<br />
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17) Fähnrich KA, Pravda M, Guibault GG: Biosens Bioelectron 18, 73–82<br />
(2003).<br />
Die kompletten Beiträge aus „Angewandte Wissenschaft<br />
»Die wichtigsten Orig<strong>in</strong>alarbeiten exklusiv für Sie vorgestellt“<br />
f<strong>in</strong>den Sie auf www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong> Spezial<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Das Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz<br />
(VIG)<br />
Erste Praxiserfahrungen<br />
Ulrich Wustmann<br />
Zum 01.05.2008 trat das Gesetz zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen<br />
Verbraucher<strong>in</strong>formation – Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz1) (VIG) bundesweit<br />
<strong>in</strong> Kraft.<br />
Vorbemerkungen<br />
Soweit die Bundesländer bereits von der<br />
Ermächtigung des § 1 Absatz 2 Satz 2 VIG<br />
Gebrauch gemacht haben s<strong>in</strong>d neben den<br />
<strong>in</strong> § 1 Absatz 2 Satz 1 genannten Behörden<br />
auch die Geme<strong>in</strong>den und Geme<strong>in</strong>deverbände<br />
mit den Aufgaben des VIG betraut.<br />
So hat z. B. Bayern seit 01.08.2008<br />
wirksam von dieser Ermächtigung des<br />
Gesetzes Gebrauch gemacht und durch<br />
Änderung des Gesundheitsdienst- und<br />
Verbraucherschutzgesetzes2) (GDVG), E<strong>in</strong>fügung<br />
e<strong>in</strong>es Art. 21 a, neben den <strong>in</strong> § 1<br />
Absatz 2 Satz 1 VIG genannten auskunftspfl<br />
ichtigen Stellen, auch den kreisfreien<br />
Geme<strong>in</strong>den die Aufgaben nach dem VIG<br />
zugewiesen3) .<br />
Wenn auch die große Anfragewelle bei<br />
den auskunftspfl ichtigen Behörden angeblich<br />
ausgeblieben se<strong>in</strong> soll4) , so kann diese<br />
Feststellung wohl nur punktuell h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Anfragen von E<strong>in</strong>zel-Verbrauchern<br />
und Anfragen bei den unteren Lebensmittelbehörden<br />
(Kreisverwaltungsbehörden)<br />
zutreffen. Bei den landesweit zuständigen<br />
Behörden (M<strong>in</strong>isterien und <strong>in</strong>sbesondere<br />
Untersuchungsämtern) sieht es anders<br />
aus. Hier dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong>sbesondere Anfragen<br />
von Verbraucherschutzverbänden, die<br />
mit umfangreichen Fragekatalogen Daten,<br />
Informationen und Erkenntnisse über oft<br />
sehr weitreichende Zeiträume – meist ge-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
zielt auf e<strong>in</strong>zelne Produkte oder ganze Produktpaletten<br />
– abfragen.<br />
Diese Anfragen haben gezeigt, dass die im<br />
Vorfeld des Gesetzes warnend erhobenen<br />
Stimmen Recht hatten, die im Rahmen der<br />
VIG-Verfahren e<strong>in</strong>en umfangreichen bürokratischen<br />
Verwaltungsaufwand (Stichworte:<br />
„Verwaltungsmoloch“, „Verwaltungshydra“<br />
etc.) prophezeiten.<br />
Die folgenden Ausführungen setzen den<br />
Überblick über die wesentlichen Inhalte<br />
des VIG, wie er bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Publikationen5)<br />
erfolgt ist, voraus. Mit diesem<br />
Beitrag sollen die seit Inkrafttreten des<br />
Gesetzes wichtigsten Erfahrungen und<br />
Problembereiche kurz dargestellt werden.<br />
Wegen des zur Verfügung stehenden<br />
Raums kann dieser Beitrag nur abrissartig<br />
auf diese Problematiken im Verfahren bei<br />
der Verwaltungsbehörde e<strong>in</strong>gehen. E<strong>in</strong>e<br />
notwendige und erforderliche rechtliche<br />
Vertiefung der hier angesprochenen Themen<br />
bleibt demnach noch zu leisten. Nicht<br />
e<strong>in</strong>gegangen wird auf die sich im Vorfeld<br />
bereits jetzt abzeichnenden prozessualen<br />
Probleme (Streitgegenstand der Klagen;<br />
welche Akten dürfen/müssen dem Gericht<br />
unter Beachtung des § 4 Absatz 3<br />
Satz 3 VIG vorgelegt werden; s<strong>in</strong>d deswegen<br />
z. B. „<strong>in</strong>-camera-Verfahren“ notwendig?).<br />
» Recht<br />
Ulrich Wustmann<br />
71<br />
» Zur Person<br />
Ltd. RD, Leiter SachgebietRechtsangelegenheiten<br />
im Bayerischen<br />
Landesamt für Gesundheit<br />
und Lebensmittelsicherheit,<br />
Erlangen.<br />
Der Beitrag gibt die persönliche<br />
Auffassung des<br />
Verfassers wieder. «
72<br />
Recht «<br />
» Untersuchungsämter<br />
prüfen <strong>in</strong><br />
der Regel „Probenbezogen“<br />
«<br />
Verfahrensmäßige Probleme<br />
während des Verfahrens bei<br />
den Auskunftsbehörden<br />
1) Erheblicher Aufwand der Datenerhebung<br />
Wegen der oft sehr langfristig gefassten<br />
Anfragezeiträume ist der Ermittlungsaufwand<br />
für die abgefragten Daten, zumal<br />
etwaige EDV-Systeme (noch) nicht auf<br />
VIG-spezifi sche Abfragemodalitäten ausgelegt<br />
s<strong>in</strong>d, erheblich6) .<br />
2) „Anhörungsmarathon“ gem. § 3 Absatz<br />
1 VIG<br />
Noch umfangreicher gestaltet sich die<br />
im Gesetz vorgeschriebene Dritt-Beteiligung.<br />
Bei Behörden, die, wie z. B. die Untersuchungsämter,<br />
über e<strong>in</strong>e große Anzahl<br />
von Untersuchungsdaten verfügen,<br />
können sich, <strong>in</strong>sbesondere wenn nach<br />
den Namen von Firmen, Herstellern, Zwischenhändlern<br />
und Endabnehmern gefragt<br />
wird, so schnell hunderte von anzuhörenden<br />
„Dritte“ ergeben. Da der<br />
Lebensmittelmarkt e<strong>in</strong> globaler ist, ist<br />
die Anzahl der Dritten, die ihren „Sitz“<br />
im Ausland haben, und unter ihrer ausländischen<br />
Adresse anzuhören s<strong>in</strong>d, sehr<br />
zahlreich. Die damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />
Schwierigkeiten der Verständigung7) , die<br />
oft unzureichenden Postwege8) und der<br />
durch das Gesetz bed<strong>in</strong>gte Fristendruck<br />
erzeugen bei der Bearbeitung der Anfragen<br />
e<strong>in</strong>en erheblichen zeitlichen und personellen<br />
Aufwand.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen umfangreiche Anwaltskorrespondenzen,<br />
Aktene<strong>in</strong>sichtnahme-<br />
Ersuchen und bei jeder Anhörungswelle<br />
e<strong>in</strong>e Flut von telefonischen Rückfragen<br />
der Dritten bei den zuständigen Sachbearbeitern.<br />
Diesen Aufwand hat der Gesetzgeber wohl<br />
nicht vorhergesehen; die Phantasie, dass<br />
es mehr als zwei oder drei „Dritte“ pro<br />
Anfrageverfahren geben kann, und dass<br />
Dritte <strong>in</strong> der ganzen Welt anzuhören se<strong>in</strong><br />
werden, war – trotz e<strong>in</strong>es weltweiten Anspruchs<br />
auf Informationen auf der Grundlage<br />
des VIG – offensichtlich beim Gesetzgeber<br />
nicht vorhanden. Denn nur so kann<br />
man sich erklären, dass angesichts von<br />
mehreren hundert zu beteiligenden Dritten<br />
auch noch die im Gesetzentwurf vorgesehenen<br />
Bearbeitungs-Fristen während<br />
des laufenden Gesetzgebungsverfahrens<br />
auf e<strong>in</strong>en bzw. zwei Monate – bei Drittbeteiligungen<br />
– verkürzt wurden. E<strong>in</strong>e wohl<br />
mehr als populistische Augenwischerei<br />
angesichts der Tatsache, dass man <strong>in</strong> den<br />
sich evtl. anschließenden Rechtsmittelverfahren<br />
ke<strong>in</strong>erlei spezielle verfahrensbeschleunigende<br />
Vorschriften9) für notwendig<br />
erachtet hat. Hier galt wohl das<br />
Motto: Wenn nur die Verwaltungsbehörden<br />
zu e<strong>in</strong>er schnellen Entscheidung gezwungen<br />
werden, dann haben die Verfahren<br />
<strong>in</strong> den Rechtsmittel<strong>in</strong>stanzen alle<br />
Zeit der Welt!<br />
3) E<strong>in</strong>wendungen Dritter<br />
Im Folgenden werden die am häufi gsten<br />
vorgebrachten E<strong>in</strong>wendungen angehörter<br />
Dritter aufgezeigt:<br />
a) E<strong>in</strong> Dritter werde im Zusammenhang<br />
mit e<strong>in</strong>em Verstoß genannt, für den nicht<br />
er, sondern e<strong>in</strong> anderer Dritter Verantwortung<br />
trage<br />
Dieser Vorwurf wird <strong>in</strong>sbesondere im Rahmen<br />
der Anfragen bei Untersuchungsämtern<br />
von Seiten der betroffenen Dritten<br />
erhoben. Der E<strong>in</strong>wand hat se<strong>in</strong>e Ursache<br />
dar<strong>in</strong>, dass von den Anfragern bezogen<br />
auf e<strong>in</strong> bestimmtes Produkt nach Rechtsverstößen<br />
und den Namen von Firmen,<br />
Herstellern, Zwischenhändlern etc. gefragt<br />
wird. Die Untersuchungsämter untersuchen<br />
<strong>in</strong> der Regel „Probenbezogen“<br />
und nicht Verstoßbezogen auf Zurechenbarkeit<br />
des Verstoßes im H<strong>in</strong>blick auf<br />
Hersteller, Importeur, Groß- oder E<strong>in</strong>zelhändler,<br />
Endabnehmer. Diese Aufgabe<br />
der rechtlichen Bewertung obliegt <strong>in</strong> der<br />
Regel den Vollzugsbehörden, die <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang auch prüfen müssen,<br />
ob und wem der Beteiligten die vom Untersuchungsamt<br />
erfolgte Befundung als<br />
Verstoß zugeordnet werden kann. Sofern<br />
also von solchen Untersuchungsämtern Informationen<br />
gefordert werden, kommt es<br />
dazu, dass bei Gewährung der Information<br />
auch immer Namen Dritter preisge-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
geben werden, die im Bezug auf den er-<br />
fragten Verstoß „unschuldig“ s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e<br />
solche Information wäre als „wettbe-<br />
werbsrelevant“ i. S. d. § 2 Nr. 2 lit. c) VIG<br />
e<strong>in</strong>zustufen, was eigentlich die Bejahung<br />
e<strong>in</strong>es Ausschlussgrundes nach sich zöge.<br />
Da jedoch die Untersuchungsämter <strong>in</strong> der<br />
Regel nur durch Nachfragen bei den zuständigen<br />
Vollzugsbehörden die für e<strong>in</strong>e<br />
solche Entscheidung erforderlichen Fakten<br />
erhielten, zu e<strong>in</strong>er solchen Nachfrage<br />
seitens des VIG nicht verpfl ichtet bzw. im<br />
Rahmen der kurzen Fristen gar nicht <strong>in</strong><br />
der Lage s<strong>in</strong>d, bietet sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen<br />
Fall folgende Verfahrensweise an:<br />
Die Untersuchungsbehörde teilt dem Anfrager<br />
die von ihr untersuchten und beanstandeten<br />
Proben mit; gleichzeitig mit<br />
dieser Information wird dem jeweiligen<br />
Antragsteller auch die für den Vollzug zuständige<br />
Kreisverwaltungsbehörde genannt.<br />
Mit diesen Informationen ausgestattet,<br />
kann der Fragesteller nunmehr<br />
gezielt die zuständige Kreisverwaltungsbehörde<br />
anschreiben, die als Vollzugsbehörde<br />
<strong>in</strong> der Lage ist, die gewünschte<br />
Auskunft „Verstoß- und Verantwortlichkeitsbezogen“<br />
zu erteilen.<br />
b) die Behörde habe etwas beanstandet,<br />
was z. B. wegen Verkehrsfähigkeit des Lebensmittels<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em EU-Staat gar nicht<br />
beanstandet werden dürfte<br />
Da die Auskunftsbehörden nach § 5<br />
Abs. 3 VIG nicht verpfl ichtet s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong>haltliche<br />
Richtigkeit der vorhandenen<br />
Daten zu überprüfen10) , kann e<strong>in</strong>e solche<br />
Information grundsätzlich erfolgen. Da<br />
jedoch auf der Grundlage der erfolgten<br />
Anhörung Zweifel an der Richtigkeit bekannt<br />
wurden, s<strong>in</strong>d diese gem. § 5 Absatz<br />
3 Satz 2 VIG mitzuteilen. In e<strong>in</strong>em solchen<br />
Fall empfi ehlt es sich daher, den betreffenden<br />
Datensatz mit e<strong>in</strong>em Vermerk<br />
zu kennzeichnen, der darauf h<strong>in</strong>weist,<br />
dass das Produkt nach Angaben des betroffenen<br />
Dritten lediglich <strong>in</strong> dem betreffenden<br />
EU-Mitgliedsstaat <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht wurde und nach den Angaben<br />
des Herstellers den jeweiligen <strong>in</strong>nerstaatlichen<br />
Vorschriften des betreffenden EU-<br />
Mitgliedsstaates entspricht.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Es bleibt abzuwarten, wie die mit dieser<br />
Frage bereits befassten Gerichte diese<br />
Regelung des VIG im H<strong>in</strong>blick auf die <strong>in</strong><br />
der Literatur11) erhobenen massiven verfassungsrechtlichen<br />
Bedenken bewerten<br />
werden.<br />
c) die Informationsdaten beruhten auf<br />
e<strong>in</strong>er Beanstandung, die auf e<strong>in</strong>e Probennahme<br />
zurückgehe, die nicht ordnungsgemäß<br />
nach EuGH-Rspr. 12) gezogen<br />
worden sei (fehlende Benachrichtigung<br />
des Herstel lers); folglich seien die daraus<br />
gewonnenen Daten nicht „verwertbar“.<br />
Unabhängig davon, dass zur Frage der<br />
Verwertbarkeit solcher Befunde, der EuGH<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Urteil ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>gewiesen<br />
hat, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Fall<br />
e<strong>in</strong>e Prüfung im E<strong>in</strong>zelfall (durch die nationalen<br />
Gerichte) zu erfolgen habe13) , ist<br />
nicht jedes Verfahren ohne e<strong>in</strong>e solche<br />
Gegenprobe fehlerhaft, <strong>in</strong>sbesondere ist<br />
daraus nicht generell zu schließen, dass<br />
e<strong>in</strong>em solchen Ergebnis ke<strong>in</strong> Beweiswert<br />
zukomme14) . Für das VIG ist dabei zu bedenken,<br />
dass es hierbei nicht um Beweismittel,<br />
sondern um vorhandene Daten<br />
geht, § 1 Absatz 1 Satz 1 VIG. Insofern s<strong>in</strong>d<br />
die Daten aus solchen Proben ohne Gegenproben<br />
im Rahmen des VIG zur Information<br />
verwertbar, zumal an die Richtigkeit<br />
bzw. die Verwertbarkeit derselben im<br />
Rahmen des VIG nach dem Gesetzeswortlaut<br />
ke<strong>in</strong>e hohen Anforderungen zu stellen<br />
s<strong>in</strong>d [ vgl. <strong>in</strong>soweit oben unter b)].<br />
d) Betriebs- und Geschäftsgeheimnis15) –<br />
wettbewerbsrelevante Information<br />
Die Fragen um den Schutz des Betriebsund<br />
Geschäftsgeheimnisses sowie wettbewerbsrelevanter<br />
Informationen, § 2 Satz 1<br />
Nr. 2 lit. c) VIG, zählen zu den umstrittenen<br />
Bestimmungen des VIG, nicht zuletzt<br />
wegen der E<strong>in</strong>schränkung des § 2 Satz 3<br />
VIG, wonach alle Informationen des § 1<br />
Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 nicht vom Schutz umfasst<br />
würden.<br />
Entsprechend häufi g wird die Verletzung<br />
dieses grundrechtlich geschützten Instituts<br />
seitens angehörter Dritter gerügt.<br />
Unabhängig von der Frage, ob der Gesetzgeber<br />
durch das VIG überhaupt verfassungsgemäß<br />
diesen Schutzbereich<br />
» Recht<br />
» Verstoß- und<br />
Verantwortlichkeitsbezogene<br />
Auskünfte «<br />
73
74<br />
Recht «<br />
» Umstritten:<br />
Betriebs-/Geschäftsgeheimnisse<br />
«<br />
„aushebeln“ durfte bzw. verfassungs-<br />
gemäß e<strong>in</strong>geschränkt hat 16) , wird dieser<br />
E<strong>in</strong>wand meist zu Unrecht erhoben. Die<br />
meisten durch die von den staatlichen<br />
Untersuchungsstellen analysierten Daten<br />
könnten nämlich nach dem Verlassen<br />
der betreffenden Betriebe von jedermann<br />
analysiert werden, welche über die<br />
hierzu erforderlichen E<strong>in</strong>richtungen verfügen.<br />
Mit dem Verlassen des Betriebes<br />
ist also die Zusammensetzung pr<strong>in</strong>zipiell<br />
jedem Interessierten zugänglich, mith<strong>in</strong><br />
handelt es sich nicht um e<strong>in</strong> Betriebs- oder<br />
Geschäftsgeheimnis17) .<br />
4) Erlass des sogenannten Grundverwaltungsakts<br />
Entscheidet sich die Behörde, e<strong>in</strong>em Antrag<br />
auf Information nach Durchführung<br />
des entsprechenden Verfahrens stattzugeben,<br />
so hat sie zunächst diese Entscheidung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sogenannten „Grundverwaltungsakt“,<br />
wegen der Vorschrift des<br />
§ 4 Absatz 3 Satz 3 VIG aber noch nicht<br />
die gewünschte Information (!), dem Antragsteller<br />
und dem betroffenen Dritten<br />
bekannt zu geben. Hiergegen kann<br />
der Dritte den Rechtsbehelf des Widerspruchs,<br />
§§ 68 ff Verwaltungsgerichtsordnung<br />
(VwGO), ergreifen, der, sofern<br />
die Behörde nicht den sofortigen Vollzug<br />
angeordnet hat, aufschiebende Wirkung<br />
entfaltet. In Bundesländern, die wie Bayern18)<br />
, das Widerspruchsverfahren abgeschafft<br />
haben, ist statthaftes Rechtsmittel<br />
die Klage zum zuständigen Verwaltungsgericht.<br />
Im Zuge dieser vom Gesetz so vorgeschriebenen<br />
Verfahrensweise s<strong>in</strong>d hierbei gewisse<br />
Irritationen aufgetreten, die dadurch<br />
entstanden s<strong>in</strong>d, dass es sich bei<br />
dieser Entscheidung um e<strong>in</strong>en Verwaltungsakt<br />
mit Drittwirkung19) handelt, und<br />
deswegen im H<strong>in</strong>blick auf § 4 Abs. 3 die<br />
verwaltungsrechtliche Entscheidung zweistufi<br />
g erfolge:<br />
So ergehe auf der 1. Stufe e<strong>in</strong> Grundverwaltungsakt<br />
h<strong>in</strong>sichtlich lediglich der<br />
Frage, ob die Information grundsätzlich<br />
voll oder teilweise gewährt oder abgelehnt<br />
wird. Zur Ermöglichung e<strong>in</strong>es effek-<br />
tiven Rechtschutzes und um späteren Haftungsansprüchen<br />
entgegnen zu können,<br />
ist die Entscheidung der ersten Stufe h<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Grundverwaltungsaktes im<br />
H<strong>in</strong>blick auf den Drittbetroffenen um die<br />
beabsichtigte tatsächliche Informationsgewährung<br />
der zweiten Stufe dem Dritten<br />
gegenüber zu ergänzen.<br />
Wenn der gewährende Grundverwaltungsakt<br />
der 1. Stufe bestandskräftig<br />
oder sofortvollziehbar ist, erfolge auf<br />
der 2. Stufe die <strong>in</strong>haltliche Klärung, wie<br />
die tatsächliche Information gewährt wird<br />
(§ 5 Abs. 1 Satz 1). In der Regel dürfte dies<br />
e<strong>in</strong>e schriftliche Auskunftserteilung se<strong>in</strong>.<br />
Diese Me<strong>in</strong>ung ist aber aus folgenden<br />
Gründen so nicht haltbar:<br />
a) Zweisstufentheorie ist e<strong>in</strong>e Hilfskonstruktion<br />
aus den Zeiten als der Verwaltungsrechtsschutz<br />
noch nicht voll ausgeprägt<br />
war.<br />
Im Verwaltungsrecht spricht man immer<br />
dann von e<strong>in</strong>em zweistufi gen Rechtsverhältnis,<br />
wenn e<strong>in</strong>e Maßnahme und deren<br />
Vollzug nicht notwendigerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>s<br />
fallen20) . Dies ist dann der Fall, wenn z. B.<br />
e<strong>in</strong> Verwaltungsakt e<strong>in</strong>e Maßnahme trifft,<br />
die Voraussetzung ist für die tatsächliche<br />
Erbr<strong>in</strong>gung der im Verwaltungsakt begründeten<br />
Leistung. Entwickelt wurde die<br />
„Zweistufentheorie“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der<br />
das öffentliche Recht, <strong>in</strong>sbesondere se<strong>in</strong>e<br />
Rechtsschutzmöglichkeiten noch nicht <strong>in</strong><br />
dem Maße ausgeprägt waren, wie das im<br />
Privatrecht der Fall war. Folglich ist Kennzeichen<br />
der klassischen „Zweistufentheorie“,<br />
dass das zweistufi ge Rechts verhältnis<br />
zwei verschiedenen Rechtsregimen zugeordnet<br />
wird, nämlich z. B. die Frage des<br />
„ob“ dem öffentlichen Recht, die Frage<br />
des „wie“ bzw. der laufende Vollzug des<br />
„ob“ dem Privatrecht21) . Diese Zweispurigkeit<br />
des Rechtsweges macht die Prozessführung<br />
unökonomisch, den Rechtsschutz<br />
<strong>in</strong>effektiv.<br />
Deshalb wurde <strong>in</strong> Fortentwicklung der<br />
„Zweistufentheorie“ mit der Zweispurigkeit<br />
des Rechtsweges auch die Möglichkeit<br />
e<strong>in</strong>geräumt, nach dem Willen der Beteiligten<br />
auch die zweite Stufe dem öffentlichrechtlichen<br />
Regime zu unterwerfen22) .<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Das Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz (VIG)<br />
Erste Praxiserfahrungen<br />
Ulrich Wustmann, Buchenweg 20, D-91315 Höchstadt/Aisch<br />
Verweise<br />
1) Gesetz zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen<br />
Verbraucher<strong>in</strong>formation<br />
Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz vom<br />
05.11.2007, BGBl I 2007, 2558.<br />
2) Gesetz über den öffentlichen Gesundheits-<br />
und Veter<strong>in</strong>ärdienst, die Ernährung<br />
und den Verbraucherschutz sowie<br />
die Lebensmittelüberwachung (Gesundheitsdienst-<br />
und Verbraucherschutzgesetz<br />
– GDVG) Vom 24. Juli 2003, GVBl<br />
2003, 452, zuletzt geändert durch Gesetz<br />
vom 22. Juli 2008 (GVBl S. 464).<br />
3) Der Verfahrensstand <strong>in</strong> den übrigen<br />
Bundesländern ist <strong>in</strong>soweit une<strong>in</strong>heitlich.<br />
4) Vgl. <strong>in</strong>soweit Agenturmeldung: dpa<br />
Agenturkennung: bdt0291Datum:<br />
28.10.2008 12:50:“ Verbraucher nutzen<br />
neues Auskunftsrecht über Ekel-Lebensmittel<br />
kaum, von Stefan Waschatz und<br />
Marc-Oliver von Riegen“.<br />
5) Siehe hierzu z.B. Voß, Das neue Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz,<br />
<strong>DLR</strong><br />
2008, 1 ff; Girnau, Gesetz zur Neuregelung<br />
des Rechts der Verbraucher<strong>in</strong>formation,<br />
ZLR 2006, 651 ff; Zellner,<br />
Das neue Lebensmittelrecht – aus<br />
Sicht der Lebensmittelüberwachung<br />
vor Ort, ZLR 2007, 295 ff; Wustmann,<br />
„VIG – Klappe – die Vierte“ Dauerbrenner<br />
Verbraucher<strong>in</strong>formation, ZLR<br />
2007, Heft 2 Seite 242 ff; Wustmann,<br />
Das Gesetz zur Verbesserung der gesundheitsbezogenenVerbraucher<strong>in</strong>formation,<br />
BayVBl 2009, 5 ff.<br />
6) Dem Autor s<strong>in</strong>d Anfragen bekannt, bei<br />
denen mehre Laborbedienstete <strong>in</strong>sgesamt<br />
e<strong>in</strong>e Woche lang die erfragten Daten<br />
generieren mussten.<br />
7) Hier stellt sich die z.B. Frage, ob die Anhörung<br />
im Ausland im Rahmen des § 28<br />
VwVfG, der letztlich Ausfl uss des grundrechtsgleichen<br />
Rechts des Art. 103 Absatz<br />
1 GG ist, jeweils <strong>in</strong> der Sprache<br />
des Anzuhörenden vorgenommen werden<br />
muss? (Vgl. hierzu Bonk/Kallerhof<br />
<strong>in</strong> Stelkens/Bonk/Sachs, Verwaltungs-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
verfahrensgesetz, 7. Aufl age 2008, Rdnrn.<br />
1 ff zu § 28 VwVfG und Pieroth <strong>in</strong><br />
Jarass/Pieroth, Kommentar zum GG,<br />
9.Aufl age 2007, Rdnrn. 35 ff.<br />
8) Hier gilt es komplizierte Fragen der Bekanntmachung<br />
und Zustellung behördlicher<br />
Schreiben und Verwaltungsakte<br />
im Ausland zu lösen; auf diese kann<br />
hier aus Platzgründen nicht e<strong>in</strong>gegangen<br />
werden.<br />
9) Solche Regelungen kennt z.B. das Vergaberecht:<br />
dort § 113 GWB: Entscheidung<br />
der Vergabekammer <strong>in</strong>nerhalb<br />
von 5 Wochen nach E<strong>in</strong>gang e<strong>in</strong>es entsprechenden<br />
Nachprüfungsantrages.<br />
10) Werner AA, Verbraucher<strong>in</strong>formation<br />
ohne Prüfung der <strong>in</strong>haltlichen Richtigkeit?,<br />
ZLR 2008, 117 ff; ebenso Wustmann,<br />
„VIG – Klappe – die Vierte“ Dauerbrenner<br />
Verbraucher<strong>in</strong>formation, ZLR<br />
2007, Heft 2 Seite 242 ff, 250 f., ebenso<br />
Kube, Die Macht der Information: Konsultation,<br />
Information, Rechte der Betroffenen,<br />
ZLR 2007, 165 ff, 191; Wustmann,<br />
Das Gesetz zur Verbesserung der<br />
gesundheitsbezogenen Verbraucher<strong>in</strong>formation,<br />
BayVBl 2009, 5 ff., 10.<br />
11) Siehe vorhergehende Fußnote.<br />
12) EuGH, 5. Kammer, Urteil vom<br />
10.04.1003 <strong>in</strong> der Rechtssache C-<br />
276/01, LRE 45 (2003) 256ff.<br />
13) EuGH, 5. Kammer, Urteil vom<br />
10.04.1003 <strong>in</strong> der Rechtssache C-<br />
276/01, Rdnrn. 78 ff., LRE 45 (2003)<br />
256ff.<br />
14) Dannecker/Gorny/Höhn/Mettke/Preuß,<br />
LFGB-Kommentar, Stand August 2008,<br />
Rdnr. 50 zu § 43 LFGB m.w.N. zur e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Rechtsprechung.<br />
15) Zum Begriff vgl. Brammsen m.w.N. <strong>in</strong><br />
Lauterkeitsrecht, Münchener Kommentar,<br />
Bd. II, §§ 5-22 UWG, 1. Aufl age<br />
2006, Rdnr. 8 zu § 17.<br />
16) Vgl. hierzu Wustmann, „VIG – Klappe –<br />
die Vierte“ Dauerbrenner Verbraucher<strong>in</strong>formation,<br />
ZLR 2007, Heft 2 Seite<br />
242 ff, 252 ff<br />
» Recht<br />
76A<br />
17) So VG Magdeburg, Urteil vom<br />
18.07.2006 -5 A 383/05, Umwelt und<br />
Planungsrecht (UPR) 2006, 403 <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Fall uranhaltiger M<strong>in</strong>eralwässer.<br />
18) Vgl. hierzu Müller-Grune und Grune,<br />
Abschaffung des Widerspruchsverfahrens,<br />
BayVBl 2007, 65 ff.<br />
19) Zu diesem Thema vgl. z.B. Seibel, Verwaltungsakte<br />
mit Drittwirkung, Baurecht<br />
(BauR) 2006, S. 1845 ff; Haurand,<br />
Der Verwaltungsakt – Begriff, Funktion<br />
und Arten, <strong>Deutsche</strong> Verwaltungspraxis<br />
(DVP) 2007, 221 ff, 225 f.<br />
20) Vgl. hierzu Michael <strong>in</strong> Hoffman-Riem/<br />
Schmidt-Aßmann/Voßkuhle, Grundlagen<br />
des Verwaltungsrechts, Bd. II,<br />
1. Aufl age 2008, § 41 Rdnr. 88 ff; vgl.<br />
auch Wolff/Bachof/Stober/ Kluth, Verwaltungsrecht<br />
I, 12. Aufl age 2007, § 22<br />
Rdnr. 54, S. 199.<br />
21) Vgl. hierzu mit weiteren Nachweisen<br />
Michael <strong>in</strong> Hoffman-Riem/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle,<br />
Grundlagen des Verwaltungsrechts,<br />
Bd. II, 1. Aufl age 2008,<br />
§ 41 Rdnr. 89.<br />
22) Vgl. hierzu mit weiteren Nachweisen<br />
Michael <strong>in</strong> Hoffman-Riem/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle,<br />
Grundlagen des Verwaltungsrechts,<br />
Bd. II, 1. Aufl age 2008,<br />
§ 41 Rdnr. 91.<br />
23) BVerwGE 62, 317, 322 = NJW 1982,<br />
536 f; a.A. Wolff/Bachof/Stober/ Kluth,<br />
Verwaltungsrecht I, 12. Aufl age 2007,<br />
§ 22 Rdnr. 56, S. 199.<br />
24) Vgl. hierzu Wolff <strong>in</strong> Posser/Wolff,<br />
VwGO, 1. Aufl age 2008, Rdnr. 9 zu § 90.<br />
25) Creifelds, Rechtswörterbuch, 19.Auflage<br />
2007, „Realakte im Verwaltungsrecht“.<br />
26) Creifelds, Rechtswörterbuch, 19.Auflage<br />
2007, „Schlichtes Verwaltungshandeln“.<br />
27) Z.B. der damalige Bundesm<strong>in</strong>ister für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,<br />
Seehofer, siehe: Protokoll<br />
der 825. Sitzung des Bundesrats am 22.<br />
September 2006, S.270.
Da aber die „Zweistufentheorie“ von ih-<br />
rem Ursprung her nur als „Ersatz- und<br />
Auffanglösung“ für e<strong>in</strong>en noch nicht umfänglich<br />
und effektiv gewährten Rechtsschutz<br />
entwickelt wurde, bleibt für sie<br />
dann ke<strong>in</strong> Raum mehr, wenn für die<br />
Maßnahme und ihren evtl. zeitlich versetzten<br />
Vollzug vollständiger und effektiver<br />
Rechtsschutz nach dem öffentlichen<br />
Recht gewährt wird. Denn es entspricht e<strong>in</strong>er<br />
s<strong>in</strong>nvollen Ordnung der Rechtswege,<br />
dass über e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Lebenssachverhalt<br />
möglichst nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechtsweg<br />
entschieden wird23) .<br />
Dies hat der Gesetzgeber im Falle des VIG<br />
gemacht. Dem Gesetz ist an ke<strong>in</strong>er Stelle<br />
zu entnehmen, dass Streitigkeiten über<br />
die Fragen der tatsächlichen Informationsgewährung<br />
außerhalb des öffentlichrechtlichen<br />
Rechtsweges auszustreiten<br />
seien. Folglich stehen dem Antragsteller<br />
umfangreiche und effektive Rechtsschutzmöglichkeiten<br />
des Verwaltungsrechtes<br />
auch bei notwendig werdender strittiger<br />
Klärung der mit der tatsächlichen<br />
Informationsgewährung zusammenhängenden<br />
Fragen zur Verfügung.<br />
Die Zweistufentheorie birgt die Gefahr <strong>in</strong><br />
sich, Grundverwaltungsakt und Informationsgewährung<br />
<strong>in</strong> zwei Rechtsverhältnisse<br />
aufzuteilen, mit der Folge, hierfür auch<br />
unterschiedliche Streitgegenstände anzunehmen24)<br />
. Dies wiederum hätte zur Folge,<br />
dass der Grundverwaltungsakt gesondert<br />
angefochten werden könnte bzw. vom<br />
Dritten zusätzlich zur Anfechtung der Ergänzung<br />
des Grundverwaltungsaktes angefochten<br />
werden müsste. Hierbei könnte<br />
es dann dazu kommen, dass verschiedene<br />
Gerichte über diese künstlich aufgeteilten<br />
Streitgegenstände entscheiden müssten,<br />
was neben ausufernden Klageverfahren<br />
auch die Gefahr widersprüchlicher Entscheidungen<br />
<strong>in</strong> sich bergen würde.<br />
b) Vollständigkeit des Grundverwaltungsaktes<br />
Die Argumentation der „Zweistufentheorie“<br />
übersieht auch, dass die Verwaltungsbehörde<br />
nicht erst nach Bestandskraft des<br />
Verwaltungsaktes, sondern bereits bei Erlass<br />
des sogenannten Grundverwaltungs-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
aktes sich bewusst se<strong>in</strong> muss, welche Informationen<br />
auf welchem Wege nach E<strong>in</strong>tritt<br />
der Bestandskraft des Verwaltungsaktes an<br />
den Antragsteller herausgegeben werden<br />
sollen. Nur wenn diese Überlegungen abgeschlossen<br />
s<strong>in</strong>d, weiß die Behörde auch, welche<br />
zusätzlichen Ergänzungen des Grundverwaltungsaktes<br />
bei der Bekanntgabe<br />
desselben an die Dritten beigefügt werden<br />
müssen. Die Vollständigkeit des Grundverwaltungsaktes,<br />
also auch die Frage auf welche<br />
Art und Weise die Informationen nach<br />
E<strong>in</strong>tritt der Bestandskraft zu erfolgen haben,<br />
ist im Bescheid auch entsprechend zu<br />
tenorieren, weil ja auch der Antragsteller,<br />
die Möglichkeit haben muss, den Grundverwaltungsakt<br />
anzufechten, wenn er mit den<br />
dar<strong>in</strong> geregelten Maßnahmen der Informationsgewährung<br />
nicht e<strong>in</strong>verstanden se<strong>in</strong><br />
sollte, weil er z. B. e<strong>in</strong>e andere Form der<br />
Informationsgewährung vorzieht und <strong>in</strong>sofern<br />
die Ermessensentscheidung der Behörde<br />
angreift.<br />
Damit erfolgt auf der sogenannten<br />
2. Stufe, dann nämlich, wenn der Grundverwaltungsakt<br />
bestandskräftig geworden<br />
ist und die Behörde nichts mehr h<strong>in</strong>dert,<br />
die gewünschte Information zu<br />
gewähren, nur noch mehr die tatsächliche<br />
Information an den Antragsteller. Dies<br />
geschieht <strong>in</strong> der Form schlichten Verwaltungshandelns<br />
(Realakt25) ) je nachdem,<br />
welche Art der Informationsgewährung<br />
nach § 5 Absatz 1 VIG im Grundverwaltungsakt<br />
gewählt wurde.<br />
Selbst wenn der Grundverwaltungsakt<br />
durch Entscheidungen <strong>in</strong> Rechtsbehelfsverfahren<br />
„abgeändert“ wird, z. B. dah<strong>in</strong>gehend,<br />
dass h<strong>in</strong>sichtlich eventueller Informationen<br />
Dritte betreffend bestimmte<br />
Informationen nicht mehr oder nur <strong>in</strong> abgeänderter<br />
Form an den Antragsteller kommuniziert<br />
werden dürfen, so hat die Behörde<br />
vielleicht ihren Grundverwaltungsakt<br />
zu ändern; h<strong>in</strong>sichtlich der tatsächlichen Informationsgewährung<br />
aber ändert sich dadurch<br />
nichts an dem tatsächlichen Vorgang,<br />
der <strong>in</strong>soweit als schlichtes Verwaltungshandeln26)<br />
zu kennzeichnen ist.<br />
E<strong>in</strong>e andere Vorgehensweise, nämlich erst<br />
nach Bestandskraft des Grundverwaltungs-<br />
» Recht<br />
75<br />
» Die Gefahr<br />
der Zweistufentheorie:Grundverwaltungsakt<br />
und<br />
Informationsgewährung<br />
werden<br />
<strong>in</strong> zwei Rechtsverhältnisseaufgeteilt.<br />
«
76<br />
Recht «<br />
» VIG: verfahrensmäßige<br />
Zwänge<br />
verh<strong>in</strong>dern schnelle<br />
Antworten «<br />
aktes zu klären, wie und was tatsächlich an<br />
Informationen herausgegeben werden soll,<br />
widerspräche nicht nur dem Gesetzeswortlaut,<br />
sondern führte auch aus verwaltungsökonomischen<br />
Gründen zu e<strong>in</strong>er weiteren<br />
Verkomplizierung des sowieso schon aufwändigen<br />
Verfahrens. Denn dann könnte<br />
sich e<strong>in</strong> erneuter Rechtsstreit zwischen Antragsteller<br />
und Behörde entzünden über<br />
die Fragen des „wie“ der tatsächlichen Informationsgewährung<br />
5) Bekanntgabe des Grundverwaltungsaktes<br />
an die Dritten<br />
a) Individuelle Verbescheidung<br />
Die Vielzahl der Dritten, die nicht nur bei<br />
der vorgeschriebenen Anhörung e<strong>in</strong>en<br />
erheblichen Aufwand verursacht, verursacht<br />
bei der Verbescheidung gem. § 4 Absatz<br />
3 Satz 2 VIG des Grundverwaltungsaktes<br />
an die betroffenen Dritten e<strong>in</strong>en<br />
erneuten ungeheueren Verwaltungsaufwand.<br />
Denn nun müssen <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall<br />
dem Dritten nicht nur „se<strong>in</strong>e“ Daten,<br />
die nach Bestandskraft des Grundverwaltungsaktes<br />
<strong>in</strong> die Informationsgewährung<br />
an den Antragsteller e<strong>in</strong>fl ießen werden,<br />
genannt werden, sondern es muss auch<br />
auf die <strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>wendungen, Stellungnahmen<br />
und Bed<strong>in</strong>gungen – rechtlich<br />
begründet – e<strong>in</strong>gegangen werden. Nur<br />
so wird der Dritte auch <strong>in</strong> die Lage versetzt,<br />
ausreichend <strong>in</strong>formiert darüber zu<br />
entscheiden, ob er e<strong>in</strong> Rechtsmittel e<strong>in</strong>legen<br />
wird oder nicht.<br />
b) Unterschiedliche Rechtsbehelfsbelehrungen<br />
§ 52 Nr. 3 Satz 2 VwGO sieht vor, dass im<br />
Falle e<strong>in</strong>er Behörde, deren Zuständigkeitsbereich<br />
sich auf mehrere Verwaltungsgerichtsbezirke<br />
ausdehnt, dasjenige Verwaltungsgericht<br />
als das zur Klageerhebung<br />
zuständige bestimmt ist, <strong>in</strong> dessen Gerichtsbezirk<br />
der die Klage erhebende<br />
Dritte se<strong>in</strong>en Sitz/Wohn sitz hat. Dies hat<br />
zur Folge, dass z. B. die Rechtsbehelfsbelehrung<br />
des Grundverwaltungsaktes für<br />
den Antragsteller e<strong>in</strong> anderes örtlich zuständiges<br />
Verwaltungsgericht bezeichnet<br />
als die Bekanntgabeverbescheidung des<br />
Grundverwaltungsaktes an e<strong>in</strong>en Dritten,<br />
der wiederum se<strong>in</strong>en Wohnsitz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
anderen Verwaltunsgerichtsbezirk hat als<br />
der Antragsteller.<br />
Nach hiesiger Auffassung besteht folglich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Fall des § 52 Nr. 3<br />
Satz 2 VwGO dann die Notwendigkeit,<br />
gem. § 53 Absatz 1 Nr. 3, Absatz 3 VwGO<br />
durch das nächsthöhere Gericht (OVG/VGH)<br />
e<strong>in</strong> zuständiges Verwaltungsgericht bestimmen<br />
zu lassen. Nur so kann vermieden werden,<br />
dass h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>- und desselben<br />
Grundverwaltungsaktes (Streitgegenstand)<br />
unterschiedliche, evtl. sich widersprechende<br />
Gerichtsentscheidungen ergehen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die hier, zugegebenermaßen unvollständige<br />
und abrissartige Darstellung von <strong>in</strong><br />
der Praxis auftretenden Problemen beim<br />
Vollzug des VIG, zeigt, dass dieses Gesetz<br />
nicht der „große Wurf“ für den sich <strong>in</strong>formierenden<br />
Verbraucher ist. Insbesondere<br />
die oben geschilderten verfahrensmäßigen<br />
Zwänge führen <strong>in</strong> der Praxis – trotz knapper<br />
Fristen – nicht zu schnellen Antworten.<br />
Somit kann das VIG gerade bei Vorliegen<br />
aktueller Lebensmittelskandale den Verbraucher<strong>in</strong>nen<br />
und Verbrauchern ke<strong>in</strong>e sie<br />
<strong>in</strong>teressierenden Daten liefern. Dah<strong>in</strong>gehend<br />
aber wurden im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens<br />
von Seiten der Politik27) die Erwartungen aufgebaut. Sie müssen<br />
von den Behörden auf Grund der gesetzlichen<br />
Vorgaben zwangsläufi g enttäuscht<br />
werden. E<strong>in</strong>e Situation, die für alle Beteiligten<br />
höchst unbefriedigend ist; sie sollte<br />
schnellstmöglich im Rahmen des angekündigten<br />
Evaluierungsverfahrens des VIG mittels<br />
praxis- und vollzugsgerechterer Änderungen<br />
des Gesetzes beseitigt werden.<br />
Anschrift des Autors<br />
Ulrich Wustmann<br />
Buchenweg 20<br />
D-91315 Höchstadt/Aisch<br />
Das Literaturverzeichnis fi nden Sie<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong> Archiv<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Für Sie gelesen!<br />
Neue Analysenmethode zur Quantifi<br />
zierung von Glycidamid <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
und Modellsystemen auf<br />
Basis e<strong>in</strong>er Stabilisotopenverdünnungsanalyse<br />
Von Dr. Nicole Bauer, m//m science,<br />
München<br />
Orig<strong>in</strong>albeitrag<br />
Granvogl M, Köhler P, Latzer L,<br />
Schieberle P: Development of a<br />
Stable Isotope Dilution Assay for<br />
the Quantitation of Glycidamide<br />
and Its Application to Foods<br />
and Model Systems. J Agri Food<br />
Chem 2008:56, 6087–6092<br />
Wissenschaftler der TU München und<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsanstalt für<br />
Lebensmittelchemie (DFA) entwickelten<br />
kürzlich e<strong>in</strong>e hochempfi ndliche<br />
Quantifi zierungsmethode für Glycidamid,<br />
e<strong>in</strong>er bisher ausschließlich<br />
als Stoffwechselabbauprodukt<br />
von Acrylamid bekannten Substanz.<br />
Erstmalig konnten Granvogl et al<br />
(2008) jetzt das Glycidamid bereits<br />
<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> identifi zieren. Anhand<br />
von Modellversuchen wurde<br />
daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Hypothese zur Bildung<br />
dieses als cancerogen angesehenen<br />
Stoffes formuliert. Aufgrund<br />
der Instabilität des Epoxids Glycidamid<br />
waren bisher ke<strong>in</strong>e zuverlässigen<br />
quantitativen Bestimmungen<br />
möglich gewesen. Erst mithilfe e<strong>in</strong>er<br />
trickreichen Derivatisierung und dem<br />
E<strong>in</strong>satz dieser neuen, hochsensiblen<br />
Quantifi zierungsmethode waren<br />
diese Messungen möglich, da die Methode<br />
bis zu Gehalten von 1 ng/kg<br />
zuverlässige Ergebnisse liefert. Auch<br />
e<strong>in</strong>e Simultanbestimmung von Glycidamid<br />
und Acrylamid ist möglich.<br />
Die Quantifi zierungsmethode basiert<br />
auf dem Pr<strong>in</strong>zip der Stabilisotopenverdünnungsanalyse<br />
und verwendet<br />
e<strong>in</strong>e Flüssigchromatographie-Tan-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
dem-Massenspetrometrie (LC-MS-<br />
MS) zur Detektion.<br />
Für die Probenaufbereitung war zunächst<br />
die Zugabe e<strong>in</strong>es eigens hierfür<br />
synthetisierten 13C-markierten Glycidamids als <strong>in</strong>terner Standardsubstanz<br />
mit anschließender Derivatisierung<br />
des gesamten Glycidamids<br />
mit 2-Mercaptobenzoesäure<br />
notwendig. Hierdurch wurden stabile<br />
Thioetherderivate gebildet, die<br />
dann nachfolgende Aufre<strong>in</strong>igungsund<br />
Konzentrationsschritte unbeschadet<br />
überstehen konnten.<br />
Für e<strong>in</strong>e anschließende Interpretation<br />
der Ergebnisse war zudem die Erkenntnis<br />
entscheidend, dass bei der Derivatisierungsreaktion<br />
jeweils zwei unterschiedliche<br />
Strukturisomere gebildet<br />
werden, je nachdem, welches Kohlenstoffatom<br />
im Glycidamid von der<br />
SH-Gruppe der 2-Mercaptobenzoesäure<br />
angegriffen wird. Die resultierenden<br />
Stoffe 2-[(3-am<strong>in</strong>o-2-hydroxy-<br />
3-oxopropyl)thio]benzoesäure und<br />
2-{[2-am<strong>in</strong>o-1-(hydroxymethyl)-2-ox<br />
oethyl]thio}benzoesäure entstanden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mengenverhältnis von 3 : 1,<br />
konnten chromatographisch vone<strong>in</strong>ander<br />
getrennt und mit Hilfe von 1Dund<br />
2D-NMR identifi ziert werden.<br />
Nach der fl üssigchromatographischen<br />
Trennung gelang die Identifi<br />
zierung des Glycidamids anhand<br />
der entsprechenden Molekülmassen<br />
(M + + 1) von m/z 242 für Glycidamid<br />
und m/z 245 für 13C-Glycidamid. Für<br />
die Quantifi zierung wurden jeweils<br />
zwei massenspektrometrische Zerfallsprodukte,<br />
sog. „Tochterionen“<br />
ausgewählt. Für Glycidamid m/z 242<br />
zu m/z 72 und m/z 242 zu m/z 153;<br />
für 13C-Glycidamid m/z 245 zu m/z 75<br />
und m/z 245 zu m/z 153.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus konnten anhand von<br />
Modellerhitzungen defi nierter Gemische<br />
aus Acrylamid und L<strong>in</strong>olensäurehydroperoxiden<br />
Erkenntnisse zur<br />
Epoxidierung des Acrylamids unter<br />
» Internationale Literatur<br />
Dr. Nicole Bauer<br />
77<br />
» Zur Person<br />
Lebensmittelchemiker<strong>in</strong>, seit 2007<br />
bei der m//m science <strong>in</strong> München;<br />
zuvor Referent<strong>in</strong> für das Lebensmittelrecht<br />
der Unternehmensgruppe<br />
Theo Müller. Promotion zur<br />
Wirkung von Transglutam<strong>in</strong>ase und<br />
Disulfi disomerase im Arbeitskreis<br />
von Prof. Dr. Peter Schieberle an der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Forschungsanstalt für<br />
Lebensmittelchemie. «<br />
Bildung von Glycidamid gewonnen<br />
werden. Die Wissenschaftler schlossen<br />
aus den Modellen, dass die L<strong>in</strong>olensäurehydroperoxide,<br />
die als reaktive<br />
Fettoxidationsprodukte bereits<br />
aus früheren Untersuchungen bekannt<br />
waren, bei höheren Temperaturen<br />
e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle bei der Bildung<br />
von Glycidamid aus Acrylamid<br />
spielen müssen. E<strong>in</strong> Ansatz zur Bestätigung<br />
dieser Hypothese ergab sich<br />
aus den daran anschließend durchgeführten<br />
Fritiervorgängen selbst hergestellter<br />
Pommes Frites.<br />
Untersuchungen von Lebensmittelproben<br />
ergaben Glycidamidgehalte<br />
von 1,5 µg/kg für Kartoffelchips und<br />
0,3–0,6 µg/kg für Pommes Frites. Hell<br />
fritierte Pommes (5 m<strong>in</strong>, 180 °C) wiesen<br />
dabei mit e<strong>in</strong>en deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />
Glycidamidgehalt auf als dunkel<br />
fritierte (8 m<strong>in</strong>, 180 °C). Zudem
78<br />
Internationale Literatur «<br />
schien das verwendete Fritieröl ei-<br />
nen entscheidenden E<strong>in</strong>fl uss auf die<br />
gebildete Glycidamidmenge gehabt<br />
zu haben: Beim Fritieren <strong>in</strong> Cocos-<br />
fett war der Glycidamidgehalt der<br />
hellen Pommes im Vergleich zu Son-<br />
nenblumenöl um den Faktor 100<br />
kle<strong>in</strong>er (0,002 µg/kg bzw. 0,21 µg/<br />
kg). E<strong>in</strong> ähnliches Bild ergab sich<br />
bei den dunkel fritierten Pommes<br />
(0,02 µg/kg <strong>in</strong> Cocosfett und<br />
0,41 µg/kg <strong>in</strong> Sonnenblumenöl). Die<br />
Wissenschaftler sahen hier e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />
zu den im Sonnenblumenöl<br />
vermehrt enthaltenen ungesättigten<br />
Fettsäuren, die bei der<br />
Fetterhitzung die reaktiven Hydroperoxide<br />
ausbilden können.<br />
Die Erkenntnis aus dieser Arbeit<br />
könnte somit lauten, für Fritiervorgänge<br />
besser e<strong>in</strong> Öl zu verwenden,<br />
das überwiegend gesättigte Fettsäuren<br />
enthält.<br />
Zudem bestätigt sich auch hier die<br />
Erkenntnis, die bereits aus dem Umgang<br />
mit der Acrylamid-Thematik<br />
gelebt wird, nämlich dass e<strong>in</strong>e Optimierung<br />
der Erhitzungsvorhänge<br />
von <strong>Lebensmitteln</strong> den Glycidamidgehalt<br />
deutlich senken kann.<br />
Getreu dem Motto: lieber vergolden<br />
statt verkohlen.<br />
Further read<strong>in</strong>g:<br />
– Glycidamid und Acrylamid <strong>in</strong> fri-<br />
tierten <strong>Lebensmitteln</strong> – e<strong>in</strong> Bei-<br />
trag des Bayerischen Landesamts<br />
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit<br />
(LGL):<br />
http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/rueckstaende/glycidamid.<br />
htm<br />
– Bundes<strong>in</strong>stitut für Risikobewertung<br />
(BfR) zum Thema Acrylamid:<br />
http://www.bfr.bund.de/cd/1134<br />
– Bundesamt für Verbraucherschutz<br />
und Lebensmittelsicherheit (BVL)<br />
zum Thema Acrylamid:<br />
http://www.bll.de/download/themen/kontam<strong>in</strong>anten/acrylamid/<br />
acrylamid_2008.pdf<br />
– Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) zur Cancerogenität<br />
von Acrylamid <strong>in</strong> Relation<br />
zur Aufnahme mit der Nahrung im<br />
Rahmen des 11. wissenschaftlichen<br />
Colloquiums im Mai 2008:<br />
http://www.efsa.europa.eu/EFSA/<br />
efsa_locale-1178620753812_<br />
1178694670469.htm<br />
– Bund für Lebensmittelrecht und<br />
Lebensmittelkunde (BLL) – Veröffentlichung<br />
des <strong>in</strong>dustriellen Geme<strong>in</strong>schaftsforschungsprojekts<br />
zur<br />
M<strong>in</strong>imierung von Acrylamid:<br />
http://www.bll.de/download/themen/kontam<strong>in</strong>anten/acrylamid/<br />
acrylamid_2008.pdf<br />
Phytoöstrogen-Gehalte von Getränken,<br />
Nüssen, Samen und Ölen<br />
Von Susanne Großmann-Kühnau,<br />
Hamburg<br />
Orig<strong>in</strong>albeitrag<br />
Kuhnle GGC, Aquila C dell`,<br />
Asp<strong>in</strong>all SM, Runswick SA, Mulligan<br />
AA, B<strong>in</strong>gham SA: Phytoestrogen<br />
Content of Beverages,<br />
Nuts, Seeds, and Oils. J Agri Food<br />
Chem 2008:56(16), 7311–7315<br />
Phytoöstrogene s<strong>in</strong>d sekundäre<br />
Pfl anzenstoffe, die wegen ihrer<br />
strukturellen und funktionellen Ähnlichkeit<br />
mit dem menschlichen Hormon<br />
17-β-Östradiol zunehmende<br />
Aufmerksamkeit erfahren. Mit den<br />
hier vorgelegten Untersuchungen an<br />
Getränken, Nüssen, Samen und Ölen<br />
wird das bisher nur begrenzte Datenmaterial<br />
über Gehalte <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
ergänzt und die Ergebnisse diskutiert.<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Phytoöstrogene s<strong>in</strong>d im Stande, den<br />
endokr<strong>in</strong>en Stoffwechsel des Menschen<br />
zu bee<strong>in</strong>fl ussen. Aufgrund ihrer<br />
strukturellen Ähnlichkeit b<strong>in</strong>den<br />
diese Pfl anzenstoffe an die Rezep-<br />
Susanne Großmann-Kühnau<br />
Informationsdienst rund um<br />
Lebensmittel, Hamburg<br />
(Web: www.lemi-<strong>in</strong>fo.de)<br />
» Zur Person<br />
Selbstständige Lebensmittelchemiker<strong>in</strong>,<br />
bietet wissenschaftliche<br />
Literaturrecherchen, lebensmittelrechtliche<br />
Auskünfte, Vorträge und<br />
redaktionelle Arbeiten an. «<br />
toren der Östrogene, die damit blockiert<br />
werden. So können die Phytoöstrogene<br />
selbst östrogene und<br />
durch die Blockade der körpereigenen<br />
Hormone auch antiöstrogene<br />
Wirkung entfalten.<br />
E<strong>in</strong>ige Studien berichten über günstige<br />
Effekte der Phytoöstrogene für<br />
den Menschen, beispielsweise gegen<br />
Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen,<br />
Osteoporose, Wechseljahrsbeschwerden,<br />
Unfruchtbarkeit bei Männern,<br />
Fettsucht und Typ 2-Diabetes. Andrerseits<br />
kann Futter mit hohem Gehalt<br />
an Phytoöstrogenen, z. B. Klee,<br />
bei Nutzvieh zu Unfruchtbarkeit führen.<br />
Auch bei Menschen wird e<strong>in</strong> erhöhter<br />
Gehalt an endogenen Sexualhormonen<br />
allgeme<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
erhöhten Risiko für Brustkrebs assoziiert,<br />
und aktuelle Studien haben e<strong>in</strong><br />
solch erhöhtes Risiko auch für e<strong>in</strong>e<br />
erhöhte Exposition mit Phytoöstrogenen<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht.<br />
Genaue Informationen über die mit<br />
der Nahrung aufgenommenen Phy-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
toöstrogene s<strong>in</strong>d daher unverzicht-<br />
bar, um die physiologische Wirkung<br />
weiter zu erforschen.<br />
Untersuchung<br />
Zunächst wurde e<strong>in</strong>e empfi ndliche<br />
LC-MS/MS-Methode zur Bestimmung<br />
der Phytoöstrogenkonzentrationen<br />
<strong>in</strong> Plasma und Ur<strong>in</strong> entwickelt. Die<br />
damit erhaltenen Werte können als<br />
Biomarker für die Aufnahme der Phy-<br />
toöstrogene durch die Nahrung die-<br />
nen, für großangelegte epidemio-<br />
logische Studien ist diese Methode<br />
jedoch nicht anwendbar.<br />
Für die Untersuchung von Lebensmit-<br />
teln wurde die Methode zur Bestim-<br />
mung der Phytoöstrogene deshalb<br />
weiterentwickelt.<br />
Zur Untersuchung gelangte e<strong>in</strong>e um-<br />
fassende Auswahl an Kaffee, Tee, alkoholischen<br />
Getränken, Nüssen, Samen<br />
und Ölen, die <strong>in</strong> Cambrigeshire,<br />
U.K., im E<strong>in</strong>zelhandel e<strong>in</strong>gekauft<br />
worden waren.<br />
Phytoöstrogene ist der Überbegriff<br />
für Isofl avone (Daidze<strong>in</strong>, Geniste<strong>in</strong>,<br />
Glycite<strong>in</strong>, Biochan<strong>in</strong> A, Formononet<strong>in</strong>),<br />
Lignane (Secoisolaricires<strong>in</strong>ol, Mataires<strong>in</strong>ol)<br />
und Coumestrol, die e<strong>in</strong>zeln<br />
bestimmt wurden, <strong>in</strong> der Tabelle<br />
aber <strong>in</strong> Summe aufgeführt s<strong>in</strong>d.<br />
Ergebnisse<br />
Siehe nebenstehende Tabelle Phytoöstrogengehalte<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Tabelle Phytoöstrogengehalte<br />
Lebensmittel Phytoöstrogengehalt<br />
<strong>in</strong> µg/100 g<br />
Kaffee<br />
Löslicher Kaffee 1833<br />
(Pulver)<br />
Löslicher Kaffee,<br />
647<br />
entcoffe<strong>in</strong>iert<br />
(Pulver)<br />
Kaffeeaufguss 17<br />
Kaffeeaufguss,<br />
11<br />
entcoffe<strong>in</strong>iert<br />
Tee<br />
Schwarzer Tee,<br />
12<br />
stark, aus Teeblättern<br />
Schwarzer Tee,<br />
8<br />
schwach, aus Teeblättern<br />
Schwarzer Tee,<br />
7<br />
aus Teebeuteln<br />
Grüner Tee 20<br />
Kamillentee 8<br />
Alkoholische<br />
Getränke<br />
Lagerbier 68<br />
Brown Ale Bier 71<br />
Bitterbier 1<br />
Rotwe<strong>in</strong> 76<br />
Weißwe<strong>in</strong>, trocken 14<br />
Cidre, trocken 55<br />
Sherry, trocken 41<br />
Whiskey 5<br />
Nüsse und Samen<br />
Mandelkerne 112<br />
Paranüsse 887<br />
Kokos, frisch 42<br />
Kokos, getrocknet 26<br />
Haselnüsse 80<br />
Erdnüsse, frisch 173<br />
Erdnüsse, geröstet<br />
und gesalzen<br />
427<br />
Erdnussbutter,<br />
cremig<br />
140<br />
P<strong>in</strong>ienkerne 103<br />
Kürbiskerne 539<br />
Sonnenblumenkerne<br />
111<br />
Walnüsse 174<br />
Öle<br />
Le<strong>in</strong>öl 23<br />
Öl aus gerösteten<br />
56<br />
Kürbiskernen<br />
Rapsöl 61<br />
» Internationale Literatur<br />
79<br />
Diskussion<br />
Phytoöstrogene wurden <strong>in</strong> allen untersuchten<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> gefunden,<br />
wenn auch die Gehalte <strong>in</strong> G<strong>in</strong><br />
und Bitterbier unterhalb der quantifi<br />
zierbaren Nachweisgrenze lagen.<br />
Die Lignane bildeten bei den meisten<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> die Hauptgruppe<br />
der gefundenen Phytoöstrogene und<br />
überwogen die Gehalte an Isofl avonen<br />
bei Weitem. Coumestrol lag <strong>in</strong><br />
fast allen Fällen unterhalb der Nachweisgrenze.<br />
Tee und Kaffee enthielt im Gegensatz<br />
zu e<strong>in</strong>igen anderen der untersuchten<br />
pfl anzlichen Lebensmittel<br />
zwar nur bis zu 20 µg/100 g, da<br />
diese Getränke von der erwachsenen<br />
Bevölkerung Großbritanniens<br />
jedoch regelmäßig <strong>in</strong> Mengen von<br />
über 500 g getrunken werden, s<strong>in</strong>d<br />
sie e<strong>in</strong>e Hauptquelle für die mit der<br />
Nahrung aufgenommenen Lignane.<br />
Gleiches gilt für Bier mit bis zu<br />
71 µg/100 g Phytoöstrogenen. Der erwachsene<br />
männliche britische Bierkonsument<br />
tr<strong>in</strong>kt rund 600 g Bier<br />
täglich und nimmt damit fast 0,4 mg<br />
Phytoöstrogen zu sich.<br />
Die Autoren stellen e<strong>in</strong> neu entwickeltes<br />
Analysenverfahren zur Bestimmung<br />
e<strong>in</strong>zelner Phytoöstrogene<br />
<strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong> vor. Die hier veröffentlichten<br />
Ergebnisse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Beitrag<br />
zum Datenmaterial über die<br />
Gehalte diverser Lebensmittel an Phytoöstrogenen<br />
und gestatten e<strong>in</strong>e genauere<br />
Bestimmung der Exposition<br />
der Bevölkerung <strong>in</strong> Großbritannien<br />
mit diesen Stoffen.
80<br />
Recht «<br />
Rechtsprechung<br />
Zuckerarme Konfi türen<br />
Prof. Dr.<br />
Alfred Hagen Meyer<br />
» Zur Person<br />
Rechtsanwalt, Kanzlei<br />
meyer//meisterernst<br />
Honorarprofessur an<br />
der TU München<br />
meyer@meyer-meister<br />
ernst.de «<br />
Interaktionen<br />
Arzneimittel<br />
und Mikronährstoffe<br />
Von Uwe Gröber, Essen<br />
2008. XVI, 184 Seiten.<br />
Kunststoff flexibel.<br />
€ 22,– [D]<br />
ISBN 978-3-8047-2375-7<br />
Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft mbH<br />
OLG München, Beschluss des<br />
29. Zivilsenats vom 31. 07. 2008 –<br />
29 U 4729/07<br />
Darf e<strong>in</strong>er Konfi türe extra, wenn<br />
zuckerarm, Kaliumsorbat (E202)<br />
zugesetzt werden?<br />
E<strong>in</strong>e gekürzte Fassung des Beschluss<br />
des OLG München fi nden Sie im Internet<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e → <strong>DLR</strong><br />
Archiv<br />
Der Kommentar von<br />
Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />
Die Richtl<strong>in</strong>ie 95/2 über andere Lebensmittelzusatzstoffe<br />
als Farbstoffe<br />
und Süßungsmittel ist <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht<br />
nicht gerade erhellend. Kaliumsorbat<br />
ist nicht nur für „zuckerarme<br />
Konfi türen, Gelees und Marmelade“<br />
zugelassen, sondern auch für „ähnliche<br />
Erzeugnisse“ (mit reduziertem<br />
Brennwert), worunter leicht Konfi -<br />
türe extra zu subsumieren ist. Dafür<br />
spricht auch, dass an anderer Stelle,<br />
nämlich Anhang III Teil B die Kon-<br />
fi türe extra von der Listung unter<br />
„Konfi türen, Gelees und Marmeladen“<br />
ausdrücklich ausgenommen ist.<br />
Andererseits wird just bei der Zulassung<br />
von Pekt<strong>in</strong> im Anhang II explizit<br />
auf die Konfi türe extra (und Gelee<br />
extra) abgestellt.<br />
Wäre diese Hürde überwunden, stellt<br />
sich im konkreten Fall die Frage, ob<br />
denn die Konfi türe (extra) „zuckerarm“<br />
ist. Die europäische Konfi -<br />
türen-Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113 enthält<br />
hierzu ke<strong>in</strong>e Regelungen. Die Beklagte<br />
trägt hierzu vor, dass der Trockenmassegehalt<br />
unter dem gesetzlich<br />
vorgeschriebenen 60% liege.<br />
Was erstaunt an dem Beschluss des<br />
OLG München, ist der Umstand, dass<br />
nirgends die Vorgaben der Healthclaims-Verordnung<br />
1924/2006 über<br />
„zuckerarm“ Erwähnung fi nden.<br />
Fänden diese Vorgaben Anwendung,<br />
wäre die konkrete Konfi türe sicherlich<br />
nicht zuckerarm. Wir dürfen gespannt<br />
se<strong>in</strong>, wie der EuGH den Fall<br />
löst.<br />
Arzneimittel, Mikronährstoffe und Nahrungsmittel<br />
bee<strong>in</strong>flussen sich gegenseitig und <strong>in</strong><br />
vielerlei H<strong>in</strong>sicht. Diese Wechselwirkungen<br />
können den Behandlungserfolg <strong>in</strong> Frage stellen<br />
oder für e<strong>in</strong>e gezielte Therapieoptimierung<br />
genutzt werden!<br />
Ob Metform<strong>in</strong> die Vitam<strong>in</strong>-B12-Resorption<br />
verm<strong>in</strong>dert, Stat<strong>in</strong>e den Coenzym Q10-Status<br />
stören oder Antiepileptika e<strong>in</strong>en Vitam<strong>in</strong> D-Mangel<br />
auslösen können: Mögliche Effekte s<strong>in</strong>d mit<br />
diesem Kitteltaschenbuch schnell gecheckt!<br />
Auf e<strong>in</strong>en Blick erkennen Sie, welcher Mechanismus<br />
zugrunde liegt, mit welchen Auswirkungen<br />
auf die Therapie zu rechnen ist und welche<br />
Wirkstoffe betroffen s<strong>in</strong>d.<br />
Birkenwaldstr. 44 · 70191 Stuttgart · Tel. 0711 2582 341 · Fax 0711 2582 390<br />
service@wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de · www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Zuckerarme Konfi türen<br />
OLG München, Beschluss des 29. Zivilsenats vom 31. 07. 2008 – 29 U 4729/07<br />
Art. 234 Abs. 1 Buchst. b), Abs. 2 EG; Anh. III Teil A<br />
Richtl<strong>in</strong>ie Nr. 95/2/EG; § 5 Abs. 1 ZZulV i. V. m.<br />
Anl. 5 Teil A Liste 2 ZZulV; Anh. I Abschn. II Richtl<strong>in</strong>ie<br />
2001/113/EG; § 4 KonfV i. V. m. Anl. 1 Abschn. 2 KonfV;<br />
§ 6 Abs. 1 Satz 1 Buchst. a) LFGB; § 4 Nr. 11 UWG<br />
Leitsatz: Vorlagebeschluss zur Auslegung des Begriffs zuckerarme<br />
Konfitüren <strong>in</strong> Anhang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
Nr. 95/2/EG<br />
Beschluss<br />
I. Das Verfahren wird ausgesetzt.<br />
II. Dem Gerichtshof der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften<br />
werden zur Auslegung des Geme<strong>in</strong>schaftsrechts gemäß<br />
Art. 234 EG folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt:<br />
1. Ist der Begriff zuckerarme Konfitüren <strong>in</strong> Anhang III<br />
Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie Nr. 95/2/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates vom 20. Februar 1995 über andere<br />
Lebensmittelzusatzstoffe als Farbstoffe und Süßungsmittel<br />
(ABl. EG L 61 vom 18. März 1995, S. 1) dah<strong>in</strong> auszulegen,<br />
dass er auch Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre<br />
extra erfasst?<br />
2. Falls die Frage zu 1. bejaht wird:<br />
a) Wie ist der Begriff zuckerarme Konfitüren <strong>in</strong> Anhang III<br />
Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie Nr. 95/2/EG im Übrigen auszulegen?<br />
b) Ist er <strong>in</strong>sbesondere dah<strong>in</strong> auszulegen, dass er auch Konfitüren<br />
mit der Bezeichnung Konfitüre extra mit e<strong>in</strong>em Gehalt<br />
an löslicher Trockenmasse von 58 % erfasst?<br />
3. Falls die Fragen zu 1. und zu 2. b) bejaht werden:<br />
Ist Abschnitt II Satz 2 des Anhangs I der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
2001/113/EG des Rates vom 20. Dezember 2001 über<br />
Konfitüren, Gelees, Marmeladen und Maronenkrem für<br />
die menschliche Ernährung (ABl. EG L 10 vom 12. Januar<br />
2002, S. 67) dah<strong>in</strong> auszulegen, dass die Bezeichnung Konfitüre<br />
extra auch dann für Konfitüren, die weniger als 60 %<br />
lösliche Trockenmasse enthalten, zugelassen werden kann,<br />
wenn an die Bezeichnung Konfitüre bei derartigen Konfitüren<br />
ke<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>geren Anforderungen gestellt werden?<br />
Aus den Gründen:<br />
I. Die Kläger<strong>in</strong> verlangt von der österreichischen Beklagten,<br />
die Konfitüren herstellt, vertreibt und auch nach Deutsch-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» OLG München, Beschluss vom 31.07.2008 – 29 U 4729/07 1<br />
land ausführt, das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen bestimmter Konfitüren<br />
zu unterlassen und Abmahnkosten zu erstatten.<br />
Die Beklagte bietet unter der Bezeichnung Konfitüre extra<br />
Konfitüren sowohl <strong>in</strong> 25-g-Portionspackungenen als auch<br />
– zur Herstellung fe<strong>in</strong>er Backwaren – <strong>in</strong> Großgeb<strong>in</strong>den an,<br />
die Kaliumsorbat (E 202) enthalten und e<strong>in</strong>en Zucker- und<br />
damit auch e<strong>in</strong>en Trockenmassegehalt von 58 % aufweisen.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> hat die Auffassung vertreten, Kaliumsorbat<br />
sei als Zusatzstoff durch Anhang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
Nr. 95/2/EG des europäischen Parlaments und des Rates<br />
vom 20. Februar 1995 über andere Lebensmittelzusatzstoffe<br />
als Farbstoffe und Süßungsmittel (ABl. EG L 61 vom<br />
18. März 1995, S. 1; im Folgenden: Richtl<strong>in</strong>ie 95/2/EG)<br />
nur für zuckerarme Konfitüren zugelassen; die Konfitüren<br />
der Beklagten seien <strong>in</strong>des nicht zuckerarm. E<strong>in</strong>e Konfitüre<br />
mit weniger als 60 % löslicher Trockenmasse dürfe<br />
nur dann mit Konfitüre extra bezeichnet werden, wenn sie<br />
brennwertverm<strong>in</strong>dert sei; das sei jedoch bei ke<strong>in</strong>em der beanstandeten<br />
Produkte der Beklagten der Fall. Die Beklagte<br />
sei wettbewerbsrechtlich nicht nur zur Unterlassung, sondern<br />
auch zur Erstattung der für ihre erfolglose Abmahnung<br />
angefallenen Kosten verpflichtet.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> hat beantragt, die Beklagte zu verurteilen,<br />
I. es bei Meidung [näher bestimmter Ordnungsmittel] zu<br />
unterlassen, im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des<br />
Wettbewerbs <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland<br />
a) e<strong>in</strong>e Konfitüre extra <strong>in</strong> den Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, welcher<br />
der Konservierungsstoff Kaliumsorbat (E 202) zugesetzt<br />
ist,<br />
und/oder<br />
b) e<strong>in</strong>e Konfitüre extra <strong>in</strong> den Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, deren<br />
Trockenmassegehalt 60 % unterschreitet;<br />
[...]<br />
Die Beklagte hat die Auffassung vertreten, ihre Konfitüren<br />
seien zuckerarm, weshalb die Konservierung mit Kaliumsorbat<br />
zulässig sei. Da die Konfitüren <strong>in</strong> Österreich rechtmäßig<br />
<strong>in</strong> den Verkehr gebracht würden, sei auch deren<br />
Inverkehrbr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Deutschland zulässig; das ergebe sich<br />
nicht zuletzt aus e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>verfügung des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Gesundheit vom 7. Februar 1997 (vergleiche<br />
Anlage zum Protokoll vom 24. Juni 2003), nach der<br />
Fruchtaufstriche mit e<strong>in</strong>er löslichen Trockenmasse von we-
2<br />
niger als 60 % und e<strong>in</strong>em Gehalt an Kaliumsorbat (E 202)<br />
von bis zu 400 mg je kg Erzeugnis, die als – unter anderem<br />
– Konfitüre extra bezeichnet <strong>in</strong> Österreich rechtmäßig<br />
hergestellt und rechtmäßig <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden,<br />
nach Deutschland verbracht und hier <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht werden dürfen.<br />
[...]<br />
OLG München, Beschluss vom 31.07.2008 – 29 U 4729/07 «<br />
II. Der Erfolg der Berufung hängt weitgehend davon ab,<br />
wie der Begriff zuckerarm <strong>in</strong> An hang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
Nr. 95/2/EG auszulegen ist. Er kann teilweise auch davon<br />
abhängen, wie Abschnitt II Satz 2 der Anlage 1 Richtl<strong>in</strong>ie<br />
2001/113/EG des Rates vom 20. Dezember 2001 über<br />
Konfitüren, Gelees, Marmeladen und Maronenkrem für<br />
die menschliche Ernährung (ABl. EG L 10 vom 12. Januar<br />
2002, S. 67; im Folgenden: Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG) auszulegen<br />
ist. Vor e<strong>in</strong>er Entscheidung über die Berufung ist deshalb<br />
das Verfahren auszusetzen und gemäß Art. 234 Absatz<br />
1 Buchstabe b) und Absatz 2 EG e<strong>in</strong>e Vorabentscheidung<br />
des Gerichtshofs der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften<br />
zu den im Beschlusstenor gestellten Fragen e<strong>in</strong>zuholen.<br />
[...]<br />
a) Für den auf das Verbot des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens von Konfitüren<br />
mit der Bezeichnung Konfitüre extra mit Kaliumsorbat-<br />
Zusatz gerichteten Klageantrag Ziffer I. a) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />
die Vorschriften des § 6 LFGB und § 5 Abs. 1 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit der Anlage 5, Teil A, Liste 2 ZZulV von Bedeutung.<br />
[...]<br />
E<strong>in</strong>e Zulassung von Kaliumsorbat als Zusatzstoff f<strong>in</strong>det<br />
sich lediglich <strong>in</strong> § 5 Abs. 1 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong> dung mit der Anlage 5,<br />
Teil A, Liste 2 ZZulV für „zuckerarme Konfitüren, Gelees,<br />
Marmeladen sowie ähnliche Erzeugnisse mit reduziertem<br />
Brennwert oder zuckerfrei und andere Aufstriche auf<br />
Früchtebasis; Mermeladas“. Dadurch wurde die entsprechende<br />
Regelung des Art. 2 Absatz 4 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />
Anhang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie Nr. 95/2/EG umgesetzt.<br />
b) Für den auf das Verbot des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens von Konfitüren<br />
mit der Bezeichnung Kon fitüre extra mit e<strong>in</strong>em<br />
Trockenmassegehalt von weniger als 60 % gerichteten Klageantrag<br />
Ziffer I. b) ist neben der Vorschrift des § 6 LFGB<br />
<strong>in</strong>sbesondere die Regelung des § 4 KonfV von Bedeutung,<br />
nach der Lebensmittel, die mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Anlage 1 der Konfitürenverordnung<br />
aufgeführten Bezeichnung versehen s<strong>in</strong>d,<br />
ohne den <strong>in</strong> Anlage 1 genannten Herstellungsanforderungen<br />
zu entsprechen, gewerbsmäßig nicht <strong>in</strong> den Verkehr gebracht<br />
werden dürfen.<br />
In Abschnitt I der Anlage 1 der Konfitürenverordnung s<strong>in</strong>d<br />
die Herstellungsanforderungen für Konfitüren mit der Bezeichnung<br />
Konfitüre extra <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit der<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG geregelt. Abschnitt II der Anlage 1<br />
zur Konfitürenverordnung lautet:<br />
1. Die <strong>in</strong> Abschnitt I def<strong>in</strong>ierten Erzeugnisse müssen m<strong>in</strong>destens<br />
60 Prozent lösliche Trockenmasse […] enthalten;<br />
hiervon ausgenommen s<strong>in</strong>d die Erzeugnisse, bei denen<br />
der Zucker ganz oder teilweise durch Süßungsmittel nach<br />
Maßgabe der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung ersetzt<br />
wurde […]<br />
In Österreich gilt <strong>in</strong>soweit folgende Regelung der österreichischen<br />
Konfitürenverordnung 2004:<br />
§ 3<br />
(1) Die <strong>in</strong> § 1 Abs. 1 def<strong>in</strong>ierten Erzeugnisse müssen m<strong>in</strong>destens<br />
60 % lösliche Trockenmasse […] enthalten; hiervon<br />
ausgenommen s<strong>in</strong>d die Erzeugnisse, bei denen der<br />
Zucker ganz oder teilweise durch Süßungsmittel ersetzt<br />
wurde. […]<br />
(2) Zuckerarme Konfitüren, Gelees und Marmeladen enthalten<br />
weniger als 60 %, m<strong>in</strong>destens aber 45 % lösliche<br />
Trockenmasse […] und entsprechen h<strong>in</strong>sichtlich ihrem<br />
Fruchtgehalt m<strong>in</strong>destens den Anforderungen an Erzeugnisse<br />
der Kategorie extra.<br />
2. Der Erfolg der Berufung gegen das landgerichtliche Urteil<br />
hängt weitgehend davon ab, wie der im Anhang III<br />
Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie Nr. 95/2/EG und – diesem folgend – <strong>in</strong><br />
der Anlage 5, Teil A, Liste 2 ZZulV verwendete Begriff der<br />
zuckerarmen Konfitüren auszulegen ist.<br />
a) Werden Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre extra<br />
nicht von diesem Begriff erfasst, so hat das Landgericht den<br />
Klageantrag Ziffer I. a) ohne weiteres zu Recht zugesprochen,<br />
weil Konfitüren extra dann ke<strong>in</strong>esfalls Kaliumsorbat<br />
zugesetzt se<strong>in</strong> darf. Die Beklagte kann sich <strong>in</strong> diesem Fall<br />
auch nicht auf § 54 Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 LFGB berufen,<br />
wonach Lebensmittel, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Mitgliedstaat<br />
der Europäischen Union rechtmäßig hergestellt oder rechtmäßig<br />
<strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden, <strong>in</strong> das Inland verbracht<br />
und hier <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden dürfen,<br />
auch wenn sie den <strong>in</strong> Deutschland geltenden Vorschriften<br />
für Lebensmittel nicht entsprechen, weil ihre Konfitüren<br />
wegen der geme<strong>in</strong>schaftsweiten Geltung der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
95/2/EG dann auch <strong>in</strong> Österreich nicht mit Kaliumsorbat<br />
versetzt werden dürfen, mith<strong>in</strong> auch dort nicht rechtmäßig<br />
hergestellt oder <strong>in</strong> den Verkehr gebracht werden.<br />
Fallen dagegen Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre<br />
extra nicht aus dem Anwendungsbereich des Begriffs zuckerarme<br />
Konfitüren heraus, so kommt es darauf an, unter<br />
welchen Bed<strong>in</strong>gungen davon gesprochen werden kann,<br />
dass sie zuckerarm seien. Erfasst der Begriff zuckerarme<br />
Konfitüren auch solche mit e<strong>in</strong>em Trockenmassegehalt von<br />
58 %, so hat das Landgericht die Beklagte zu Unrecht zur<br />
Unterlassung des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens ihrer mit Kaliumsorbat<br />
versetzten Konfitüren verurteilt. Setzt der Begriff der<br />
zuckerarmen Konfitüren dagegen e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Trockenmassegehalt<br />
als 58 % voraus, so ist das Landgericht<br />
zu Recht davon ausgegangen, dass den Konfitüren der Beklagten<br />
ke<strong>in</strong> Kaliumsorbat zugesetzt werden darf.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
) Auch der Erfolg der Berufung der Beklagten gegen ihre<br />
Verurteilung zur Unterlassung des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens von<br />
Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre extra mit e<strong>in</strong>em<br />
Trockenmas segehalt von weniger als 60 % (Klageantrag<br />
Ziffer I. b]) hängt – zum<strong>in</strong>dest soweit diese nicht die für die<br />
Herstellung Fe<strong>in</strong>er Backwaren bestimmten Konfitüren der<br />
Beklagten betrifft (vergleiche § 1 Satz 2 KonfV und Art. 1<br />
Satz 2 der Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG) – zunächst von der<br />
Auslegung des Begriffs zuckerarme Konfitüren im S<strong>in</strong>ne<br />
des Anhangs III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie 95/2/EG ab. Je nachdem,<br />
wie dieser Begriff auszulegen ist, kann der Erfolg der<br />
Berufung <strong>in</strong>soweit auch davon abhängen, wie Anhang I<br />
Abschnitt II der Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG auszulegen ist.<br />
aa) Gemäß Nr. 1 des Abschnitts II der Anlage 1 zur Konfitürenverordnung<br />
muss Konfitüre mit der Bezeichnung<br />
Konfitüre extra m<strong>in</strong>destens 60 % lösliche Trockenmasse<br />
enthalten. Dem entsprechen die Konfitüren der Beklagten<br />
nicht; der Ausnahmefall der Ersetzung des Zuckers durch<br />
Süßungsmittel liegt nicht vor.<br />
bb) Sie können deshalb gemäß § 54 Absatz 1 Satz 1 Nr. 1<br />
LFGB <strong>in</strong> Deutschland nur verkehrsfähig se<strong>in</strong>, wenn sie <strong>in</strong><br />
Österreich rechtmäßig hergestellt oder <strong>in</strong> den Verkehr gebracht<br />
werden. Sie werden <strong>in</strong>des, wie bereits dargelegt, auch<br />
<strong>in</strong> Österreich nicht rechtmäßig hergestellt oder <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht, wenn sie ke<strong>in</strong> Kaliumsorbat enthalten dürfen,<br />
weil sie nicht zuckerarm im S<strong>in</strong>ne des Anhangs III der<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 95/2/EG s<strong>in</strong>d. S<strong>in</strong>d sie dagegen <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>n als<br />
zuckerarm anzusehen, so dürfen sie Kaliumsorbat enthalten.<br />
Insoweit hängt auch der Erfolg gegen die Verurteilung gemäß<br />
dem Klageantrag Ziffer I. b) von der Auslegung des Begriffs<br />
zuckerarme Konfitüren <strong>in</strong> Anhang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
95/2/EG ab.<br />
Ist dieser Begriff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise auszulegen, nach der die<br />
Konfitüren der Beklagten Kaliumsorbat enthalten dürfen, so<br />
hängt die Rechtmäßigkeit ihres Inverkehrbr<strong>in</strong>gens <strong>in</strong> Österreich<br />
davon ab, ob sie mit 58 % löslicher Trockenmasse unter<br />
der Bezeichnung Konfitüre extra <strong>in</strong> Österreich <strong>in</strong> Verkehr<br />
gebracht werden dürfen. Entscheidend hierfür ist, ob sie zuckerarm<br />
im S<strong>in</strong>ne des § 3 Absatz 2 Öst. KonfV 2004 s<strong>in</strong>d.<br />
Das ist jedenfalls dann nicht der Fall, wenn Abschnitt II des<br />
Anhangs I der Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise auszulegen<br />
ist, die e<strong>in</strong>em entsprechenden Verständnis der Österreichischen<br />
Konfitürenverordnung 2004 entgegensteht.<br />
c) Der geltend gemachte Anspruch auf Erstattung der Abmahnkosten<br />
(Klageantrag Ziffer II.) besteht nur, wenn die<br />
Abmahnung berechtigt war. Auch wenn für die Beurteilung<br />
dieser Frage auf den Rechtsstand im Zeitpunkt der Abmahnung<br />
am 20. März 2002 abzustellen ist, hängt der Erfolg der<br />
Berufung <strong>in</strong>soweit im Wesentlichen von der Beantwortung<br />
der im Beschlusstenor gestellten Fragen ab, da die seitdem<br />
e<strong>in</strong>getretenen Normänderungen ke<strong>in</strong>e durchgreifenden Veränderungen<br />
des materiellen Rechts mit sich gebracht haben.<br />
3. Der <strong>in</strong> Anhang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie 95/2/EG verwen-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» OLG München, Beschluss vom 31.07.2008 – 29 U 4729/07 3<br />
dete Begriff zuckerarme Konfitüren ist im Geme<strong>in</strong>schaftsrecht<br />
nicht näher konkretisiert und bedarf daher der Auslegung.<br />
a) Das Landgericht hat die Auffassung vertreten, aus dem<br />
Fehlen der Erwähnung zuckerarmer Konfitüren mit der Bezeichnung<br />
Konfitüre extra folge, dass diese nicht unter den<br />
genannten Be griff fielen.<br />
Des weiteren hat das Landgericht den Begriff zuckerarme<br />
Konfitüren dah<strong>in</strong> ausgelegt, dass e<strong>in</strong> gegenüber gewöhnlichen<br />
Konfitüren lediglich um zwei Prozentpunkte herabgesetzter<br />
Trockenmassegehalt nicht genüge, e<strong>in</strong>e Konfitüre<br />
als zuckerarm anzusehen; vielmehr sei der Begriff dah<strong>in</strong> zu<br />
verstehen, dass es e<strong>in</strong>er beträchtlichen Reduzierung bedürfe.<br />
b) Die Beklagte ist dagegen der Auffassung, dass der Begriff<br />
zuckerarme Konfitüren <strong>in</strong> An hang III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
95/2/EG als Oberbegriff für Konfitüren sowohl mit der Bezeichnung<br />
Konfitüre als auch mit der Bezeichnung Konfitüre<br />
extra verwendet werde. Das ergebe sich nicht zuletzt daraus,<br />
dass <strong>in</strong> Teil B desselben Anhangs ausdrücklich von „Konfitüren<br />
[…] (ausgenommen Konfitüre extra […])“ die Rede sei.<br />
Des weiteren ist sie der Auffassung, dass ihre Konfitüren<br />
mit 58 % löslicher Trockenmasse zuckerarm im S<strong>in</strong>ne des<br />
Anhangs III Teil A der Richtl<strong>in</strong>ie 95/2/EG seien, weil sie<br />
zuckerärmer als gewöhnliche Konfitüren seien, die m<strong>in</strong>desten<br />
60 % lösliche Trockenmasse enthielten.<br />
4. Auch h<strong>in</strong>sichtlich des Abschnitts II des Anhangs I der<br />
Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG bedarf die Feststellung des Regelungsgehalts<br />
der Auslegung.<br />
Diese Vorschrift erlaubt – um bestimmten Sonderfällen<br />
Rechnung zu tragen – den Mitgliedsstaaten, die vorbehaltenen<br />
Bezeichnungen (<strong>in</strong>sbesondere die Bezeichnungen<br />
Konfitüre und Konfitüre extra) für die entsprechenden Erzeugnisse<br />
zuzulassen, auch wenn diese weniger als 60 %<br />
Trockenmasse enthalten. Unabhängig davon, dass weder<br />
aus dieser Vorschrift selbst noch aus der Sechsten Begründungserwägung<br />
der Richtl<strong>in</strong>ie 2001/113/EG erhellt wird,<br />
welchen Sonderfällen <strong>in</strong> concreto Rechnung getragen<br />
werden soll, legt der Wortlaut der Vorschrift nahe, dass<br />
die Unterscheidung zwischen den Verkehrsbezeichnungen<br />
Konfitüre extra und Konfitüre dadurch nicht aufgegeben<br />
werden sollte.<br />
§ 3 Abs. 2 Öst. KonfV 2004 verlangt <strong>in</strong>des ohne Unterscheidung<br />
zwischen Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre<br />
extra und solchen mit der Bezeichnung Konfitüre bei zuckerarmen<br />
Konfitüren für die Zulässigkeit der Unterschreitung<br />
des Trockenmassegehalts von 60 %, dass diese h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihres Fruchtgehalts m<strong>in</strong>destens den Anforderungen an Erzeugnisse<br />
der Kategorie extra entsprechen. Danach würden<br />
für zuckerarme Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre<br />
extra dieselben Anforderungen gelten wie für zuckerarme<br />
Konfitüren mit der Bezeichnung Konfitüre.
Zum „generischen Charakter“<br />
der Bezeichnung „Parmesan“<br />
Urteil des EuGH vom 26. Februar 2008<br />
<strong>in</strong> der Rechtssache C-132/05, Kommission<br />
der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften/BundesrepublikDeutschland<br />
sowie des Landgerichts Berl<strong>in</strong><br />
vom 22.04.2008 (Az.: 102 O 130/06)<br />
Beide Urteile fi nden Sie im Internet<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e → <strong>DLR</strong> (Archiv)<br />
Der Kommentar von<br />
Prof. Fausto Capelli und<br />
Dr. Barbara Klaus<br />
Am 26. Februar 2008 erg<strong>in</strong>g das „Parmesan-Urteil1)<br />
des EuGH. Kurze Zeit<br />
darauf, am 22. April 2008, erließ das<br />
Landgericht Berl<strong>in</strong> ebenfalls e<strong>in</strong> „Parmesan-Urteil“<br />
2) . In beiden Verfahren<br />
g<strong>in</strong>g es um die Frage, ob der Name<br />
„Parmesan“ durch die geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichen<br />
Bestimmungen über Ursprungsbezeichnungen3)<br />
geschützt<br />
ist oder ob es sich vielmehr um e<strong>in</strong>en<br />
Namen handelt, der zur Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist und daher<br />
nicht den besonderen Schutz von Ursprungsbezeichnungen<br />
genießt.<br />
Unstreitig ist die Bezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ als Ursprungsbezeichnung<br />
e<strong>in</strong>getragen und genießt<br />
daher den Schutz von Artikel 13<br />
Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 510/<br />
2006. Fraglich war jedoch, ob der Begriff<br />
„Parmesan“ als Übersetzung der<br />
e<strong>in</strong>getragenen italienischen Bezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ anzusehen<br />
ist. Der EuGH bejaht dies im<br />
oben zitierten Urteil und schlussfolgert,<br />
dass die Bezeichnung „Parmesan“<br />
damit die Übersetzung e<strong>in</strong>er<br />
der beiden Begriffe ist, aus denen die<br />
geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ besteht4) . Da<br />
die Bundesrepublik Deutschland im<br />
Verfahren vor dem EuGH nicht den<br />
Beweis erbracht hat, dass die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ zu e<strong>in</strong>er Gat-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
tungsbezeichnung geworden ist, hat<br />
der EuGH entschieden, dass grundsätzlich<br />
auch der Begriff „Parmesan“<br />
durch die geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichen<br />
Bestimmungen über Ursprungsbezeichnungen<br />
geschützt ist. Der EuGH<br />
geht also davon aus, dass die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ als e<strong>in</strong>e geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung e<strong>in</strong><br />
Produkt bezeichnet, das (a) aus e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten, abgegrenzten geografi<br />
schen Gegend stammt und (b)<br />
aus Ausgangsstoffen besteht, die genau<br />
aus dieser geografi schen Gegend<br />
stammen.<br />
Zur Frage, wann e<strong>in</strong>e Bezeichnung<br />
„generischen Charakter“ erhält und<br />
somit als Gattungsbezeichnung zu<br />
qualifi zieren ist, führt der EuGH im<br />
Erwägungsgrund 53 des vorliegend<br />
besprochenen Urteils wie folgt aus:<br />
„Im Rahmen der Beurteilung des generischen<br />
Charakters e<strong>in</strong>er Bezeichnung<br />
s<strong>in</strong>d gemäß Art. 3 Abs. 1 der<br />
Verordnung Nr. 2081/92 die Gegend<br />
der Herstellung des betreffenden Erzeugnisses<br />
sowohl <strong>in</strong>nerhalb als auch<br />
außerhalb des Mitgliedstaats, der die<br />
E<strong>in</strong>tragung der fraglichen Bezeichnung<br />
erwirkt hat, der Verbrauch<br />
dieses Erzeugnisses, das Verständnis<br />
dieser Bezeichnung durch den Verbraucher<br />
<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />
des genannten Mitgliedstaats, das<br />
Bestehen e<strong>in</strong>er spezifi schen nationalen<br />
Regelung für das genannte Erzeugnis<br />
und die Art der Verwendung<br />
der fraglichen Bezeichnung <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Rechtsvorschriften<br />
zu berücksichtigen (vgl. Urteil vom<br />
25. Oktober 2005, Deutschland und<br />
Dänemark/Kommission, C 465/02 und<br />
C 466/02, Slg. 2005, I 9115, Randnrn.<br />
76 bis 99).“ Im Erwägungsgrund 55<br />
weist der EuGH zudem darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass die Vermarktung von Parmesan-Käse<br />
<strong>in</strong> Deutschland grundsätz-<br />
» Recht<br />
Prof. Avv. Fausto Capelli<br />
81<br />
» Zur Person<br />
Prof. Avv. Fausto Capelli. Anwalt<br />
<strong>in</strong> Mailand spezialisiert im Europarecht<br />
und im Internationalen Recht<br />
(u. a. Lebensmittelrecht) Professor<br />
für Europarecht, Collegio europeo/<br />
Universität Parma. Mitglied<br />
der „Commissione Unica per la<br />
Dietetica e la Nutrizione“ beim<br />
italienischen Gesundheitsm<strong>in</strong>isterium.<br />
«<br />
lich dadurch gefördert werde, dass<br />
Etiketten verwendet werden, die auf<br />
kul<strong>in</strong>arische italienische Traditionen<br />
und Gewohnheiten h<strong>in</strong>weisen. Diesbezüglich<br />
merkt der EuGH wie folgt<br />
an: „Außerdem ergibt sich aus den<br />
Gerichtsakten, dass <strong>in</strong> Deutschland<br />
bestimmte Hersteller von Käse mit<br />
der Bezeichnung „Parmesan“ dieses<br />
Erzeugnis mit Etiketten vermarkten,<br />
die auf die Kultur und Landschaften<br />
Italiens h<strong>in</strong>weisen. Daraus lässt sich<br />
zulässigerweise folgern, dass die Verbraucher<br />
<strong>in</strong> diesem Mitgliedstaat Parmesan<br />
als e<strong>in</strong>en Käse ansehen, der<br />
mit Italien <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht, selbst<br />
wenn er tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />
Mitgliedstaat erzeugt worden<br />
ist (…).“
82<br />
Recht «<br />
Die Frage, die sich im Parmesan-Verfahren<br />
vor dem EuGH stellte, nämlich<br />
ob es möglich ist, dass nur e<strong>in</strong>er<br />
der Bestandteile (bzw. deren Übersetzung),<br />
aus denen sich e<strong>in</strong>e Ursprungsbezeichnung<br />
(hier: „Parmigiano<br />
Reggiano“) zusammensetzt (hier:<br />
„Parmesan“), zur Gattungsbezeichnung<br />
wird und damit nicht geschützt<br />
ist, ließ der EuGH allerd<strong>in</strong>gs unbeantwortet.<br />
Deren Lösung verwies er vielmehr<br />
<strong>in</strong> den Zuständigkeitsbereich<br />
der nationalen Gerichte zurück. Dies<br />
mit der Begründung, dass <strong>in</strong> Fällen,<br />
<strong>in</strong> denen es um Fragen zum Schutz<br />
e<strong>in</strong>zelner Bestandteile e<strong>in</strong>er zusammengesetztenUrsprungsbezeichnung<br />
(wie „Parmigiano Reggiano“)<br />
gehe, es Aufgabe der nationalen Gerichte<br />
sei, über den Schutzumfang zu<br />
entscheiden. Diesbezüglich verweist<br />
der EuGH auf se<strong>in</strong>e ständige Rechtsprechung<br />
und zitiert diese wie folgt<br />
(siehe Erwägungsgrund 30): „In dem<br />
durch die Verordnung Nr. 2081/92 geschaffenen<br />
Schutzsystem s<strong>in</strong>d die Fragen<br />
des Schutzes der verschiedenen<br />
Bestandteile e<strong>in</strong>er Bezeichnung und<br />
<strong>in</strong>sbesondere die Frage, ob es sich<br />
möglicherweise um e<strong>in</strong>en Gattungsnamen<br />
oder um e<strong>in</strong>en gegen die <strong>in</strong><br />
Art. 13 dieser Verordnung genannten<br />
Praktiken geschützten Bestandteil<br />
handelt, vom nationalen Gericht<br />
anhand e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gehenden Prüfung<br />
des Sachverhalts zu beurteilen, den<br />
ihm die Parteien vortragen (Urteil<br />
Chiciak und Fol, Randnr. 38).“ Dies<br />
bedeutet, dass die nationalen Gerichte<br />
(und vor allem die deutschen<br />
Gerichte), die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em konkreten Fall<br />
mit der Frage befasst s<strong>in</strong>d, ob die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ generischen<br />
Charakter hat oder nicht, nach e<strong>in</strong>er<br />
„e<strong>in</strong>gehenden Prüfung des Sachverhalts“<br />
durchaus auch zur Schlussfolgerung<br />
gelangen könnten, dass dieser<br />
Name zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist und daher von e<strong>in</strong>em<br />
deutschen Hersteller, der Partei e<strong>in</strong>es<br />
solchen Rechtsstreits ist, benutzt wer-<br />
den darf ohne dass der im Geme<strong>in</strong>-<br />
schaftsrecht verankerte Schutz der<br />
Ursprungsbezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ verletzt würde.<br />
Im Lichte dieser Argumentation ersche<strong>in</strong>t<br />
der „Freispruch“ Deutschlands<br />
durch den EuGH vom Vorwurf,<br />
den deutschen Herstellern die Benutzung<br />
der Bezeichnung „Parmesan“<br />
nicht verboten zu haben, geradezu<br />
e<strong>in</strong>e logisch Schlussfolgerung. Denn<br />
wenn – wie im Erwägungsgrund 30<br />
des vorliegenden Urteils ausdrücklich<br />
festgestellt – e<strong>in</strong> deutsches Gericht,<br />
nachdem es den konkreten E<strong>in</strong>zelfall<br />
untersucht hat, mit Wirkung für das<br />
deutsche Staatsgebiet entscheiden<br />
kann, dass der Name „Parmesan“<br />
zur Gattungsbezeichnung geworden<br />
ist, ist nicht ersichtlich, wie die<br />
Bundesrepublik Deutschland (bzw.<br />
die zuständigen Überwachungsbehörden)<br />
e<strong>in</strong>em deutschen Hersteller<br />
den Gebrauch e<strong>in</strong>er Bezeichnung<br />
(„Parmesan“) verbieten sollen, deren<br />
Benutzung ihm durch e<strong>in</strong>en<br />
Richter h<strong>in</strong>gegen erlaubt werden<br />
könnte (freilich beschränkt auf das<br />
deutsche Staatsgebiet). Die Feststellung<br />
des EuGH, dass die Bundesrepublik<br />
Deutschland nicht gegen ihre<br />
Verpfl ichtungen aus Art. 13 Abs. 1<br />
Buchst. b der Verordnung (EG)<br />
Nr. 2081/92 (nun Verordnung (EG)<br />
Nr. 510/2006) verstoßen hat, <strong>in</strong>dem<br />
sie es förmlich ablehnte, die Verwendung<br />
der Bezeichnung „Parmesan“<br />
bei der Etikettierung von Erzeugnissen,<br />
die nicht der Spezifi kation der<br />
geschützten Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ entsprechen,<br />
<strong>in</strong> ihrem Staatsgebiet zu ahnden, ist<br />
somit konsequent. Die Ausführungen<br />
des EuGH <strong>in</strong> den Erwägungsgründen<br />
58 bis 81 s<strong>in</strong>d daher allerd<strong>in</strong>gs vollkommen<br />
überfl üssig.<br />
Das Kernproblem des „Parmesan-<br />
Verfahrens“ wurde durch die eben<br />
aufgezeigte Urteilsbegründung vom<br />
EuGH jedoch ungelöst gelassen. Vielmehr<br />
reduziert der EuGH durch die<br />
Dr. Barbara Klaus,<br />
Rechtsanwält<strong>in</strong> (avvocato),<br />
meyer//meisterernst,<br />
Via Silvio Pellico, 12,<br />
I-20121 Milano,<br />
Tel.: 0039/02/8054675,<br />
Fax: 0039/02/86463480<br />
» Zur Person<br />
Seit 2003 Rechtsanwält<strong>in</strong> <strong>in</strong> Mailand<br />
mit der Kanzlei von Prof. Avv.<br />
Fausto Capelli. Seit 2005 ist Frau Dr.<br />
Klaus Mitglied der Kanzlei meyer//<br />
meisterenst im Standort Mailand.<br />
Schwerpunkte ihrer Tätigkeit liegen<br />
im europäischen und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Recht, <strong>in</strong>sbesondere im<br />
Futtermittel- und Lebensmittelrecht,<br />
Arzneimittelrecht und Kosmetikrecht.<br />
«<br />
im vorliegend besprochenen Urteil<br />
entwickelte Rechtsprechung den Umfang<br />
des Schutzes der Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“<br />
beträchtlich. Denn sobald es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
nationalen Rechtsstreit e<strong>in</strong>em Hersteller<br />
oder Vertreiber von mit „Parmesan“<br />
bezeichneten Käse gel<strong>in</strong>gt,<br />
dem nationalen Gericht zu beweisen,<br />
dass dieser Begriff zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist (und damit<br />
genau den Beweis führen könnte,<br />
den die Bundesrepublik Deutschland<br />
vor dem EuGH nicht erbracht<br />
hat), dann dürfte er diese Bezeichnung<br />
auch für solche Produkte verwenden,<br />
die nicht der Produktspezi-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
fi kation der europaweit geschützten<br />
Ursprungsbezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ entsprechen. Es ist jedoch<br />
nicht ausgeschlossen, dass e<strong>in</strong> ande-<br />
res Gericht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Ver-<br />
fahren e<strong>in</strong>e entgegengesetzte Ent-<br />
scheidung trifft, weil im konkreten<br />
Fall nicht bewiesen werden kann,<br />
dass die Bezeichnung „Parmesan“<br />
zur Gattungsbezeichnung geworden<br />
ist und daher die Verwendung<br />
dieses Namens für nicht aus dem Ursprungsgebiet<br />
stammenden Käse<br />
e<strong>in</strong>e Verletzung der geschützten Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano<br />
Reggiano“ darstellt. Die Risiken, die<br />
dem vorliegend besprochenen EuGH-<br />
Urteil <strong>in</strong>newohnen, s<strong>in</strong>d offensichtlich.<br />
Denn dieses Urteil erlaubt es, im<br />
H<strong>in</strong>blick auf dieselbe Fragestellung<br />
zu verschiedenen Ergebnissen zu gelangen.<br />
Dieses Ergebnis ist unbefriedigend<br />
und birgt enorme Rechtsunsicherheit<br />
<strong>in</strong> sich.<br />
Die Entscheidung des Landgerichts<br />
Berl<strong>in</strong> zur Verwendung der Bezeichnung<br />
„Parmesan“<br />
In Nachfolge der Entscheidung des<br />
EuGH vom Februar 2008, hatte erstmals<br />
das Landgericht Berl<strong>in</strong> die Möglichkeit,<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em konkreten Fall<br />
der Frage zu widmen, ob der Name<br />
„Parmesan“ zur Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist und daher für<br />
Käseprodukte, die nicht den für das<br />
Erzeugnis „Parmigiano Reggiano“<br />
bestehenden Spezifi kation im S<strong>in</strong>ne<br />
der Verordnung (EG) Nr. 510/2006<br />
entsprechen, verwendet werden dürfen<br />
oder nicht. Beklagte <strong>in</strong> diesem<br />
Verfahren war e<strong>in</strong> Allgäuer Molkereiunternehmen,<br />
das e<strong>in</strong>en Käse<br />
im Allgäu herstellt und diesen unter<br />
der Bezeichnung „Parmigiano“,<br />
„Bio-Parmesan“ und „Parmesan“ <strong>in</strong><br />
Deutschland sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen anderen<br />
europäischen Ländern verkauft.<br />
Das „Consorzio del Formaggio Parmigiano<br />
Reggiano“ hat die Molkerei<br />
deshalb auf Unterlassung verklagt.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Das Landgericht Berl<strong>in</strong> hat mit Urteil<br />
vom 24. April 2008 entschieden, dass<br />
die Verwendung der oben aufgeführten<br />
Bezeichnungen für e<strong>in</strong>en im<br />
Allgäu hergestellten Hartkäse gegen<br />
Art. 13 Abs. 1 Buchstabe b) der Verordnung<br />
(EG) Nr. 510/2006 verstößt<br />
und hat der Unterlassungsklage daher<br />
stattgegeben.<br />
Wie auch das Landgericht Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
diesem Urteil feststellt, ergibt sich<br />
aus dieser Vorschrift, dass e<strong>in</strong>getragene<br />
Ursprungsbezeichnungen<br />
(ebenso wie geografi sche Angaben)<br />
e<strong>in</strong>en außerordentlich weiten<br />
Schutz genießen. Insbesondere ist<br />
nicht nur jede direkte, sondern auch<br />
jede <strong>in</strong>direkte kommerzielle Verwendung<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>getragenen Namens<br />
für Erzeugnisse, die nicht unter die<br />
E<strong>in</strong>tragung fallen, verboten, sowie<br />
jede widerrechtliche Aneignung,<br />
Nachahmung oder Anspielung, selbst<br />
wenn der tatsächliche Ursprung des<br />
Erzeugnisses angegeben ist oder<br />
wenn der geschützte Name <strong>in</strong> Übersetzung<br />
verwendet wird. Untersagt<br />
s<strong>in</strong>d zudem alle sonstigen falschen<br />
oder irreführenden Angaben, die<br />
sich auf Herkunft, Ursprung, Natur<br />
oder wesentliche Eigenschaften der<br />
Erzeugnisse beziehen und alle sonstigen<br />
Praktiken, die geeignet s<strong>in</strong>d,<br />
den Verbraucher <strong>in</strong> Bezug auf den<br />
tatsächlichen Ursprung des Erzeugnisses<br />
irrezuführen. Unter H<strong>in</strong>weis<br />
auf die Rechtsprechung des OLG<br />
Hamburg5) hob auch das Landgericht<br />
Berl<strong>in</strong> vor, dass sich aus diesem<br />
„weiten Verbietungsrecht“ entnehmen<br />
lasse, dass der Geme<strong>in</strong>schaftsgesetzgeber<br />
von e<strong>in</strong>em „umfassenden<br />
kollektiven Ausschließlichkeitsrecht“<br />
zum Schutz der geografi schen Angaben<br />
und Ursprungsbezeichnungen<br />
ausgeht. Basierend auf diesem weiten<br />
Schutztatbestand entschied das<br />
Landgericht Berl<strong>in</strong>, dass aufgrund<br />
der optischen und klanglichen Ähnlichkeit,<br />
die zwischen den Bezeichnungen<br />
„Parmesan“ und „Parmigi-<br />
» Recht<br />
83<br />
ano“ besteht und der Ähnlichkeit<br />
der damit bezeichneten Produkte<br />
(sprich, geriebener oder zum Reiben<br />
bestimmter Hartkäse), die Verbraucher<br />
e<strong>in</strong>en nicht <strong>in</strong> Italien hergestellten<br />
„Parmesan“-Käse gedanklich mit<br />
dem Produkt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gen,<br />
das die geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
trägt. Ebenso wie der EuGH <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Urteil vom 26. Februar 2008<br />
<strong>in</strong> der Rechtssache C-132/056) , g<strong>in</strong>g<br />
daher auch das Landgericht Berl<strong>in</strong><br />
davon aus, dass die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ e<strong>in</strong>e Anspielung auf die<br />
geschützte Bezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ ist. Dies sei gem. Art.<br />
13 Abs. 1 Buchstabe b) der Verordnung<br />
(EG) Nr. 510/2006 verboten und<br />
daher zu unterlassen7) .<br />
Die Kernfrage, die sich nun aber<br />
auch im Verfahren vor dem Landgericht<br />
Berl<strong>in</strong> stellte, war die folgende:<br />
Ist die Verwendung der streitgegenständlichen<br />
Bezeichnung „Parmesan“<br />
etwa dennoch ausnahmsweise aus<br />
dem Grund zulässig, dass es sich bei<br />
ihr um e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
für Hartkäse unspezifi scher Art<br />
handelt? Unter Anwendung der vom<br />
EuGH zum generischen Charakter e<strong>in</strong>er<br />
Bezeichnung entwickelten Beurteilungskriterien<br />
verne<strong>in</strong>te dies das<br />
Landgericht Berl<strong>in</strong> jedoch. Zwar hob<br />
es hervor, dass die Feststellungen des<br />
EuGH im Urteil vom 26. Februar 2008<br />
zu diesem Punkt nicht daran h<strong>in</strong>dern<br />
können, im vorliegenden Rechtsstreit<br />
den Nachweis zu erbr<strong>in</strong>gen, dass es<br />
sich bei „Parmesan“ um e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
handelt (hiermit<br />
bestätigt sich dass – wie oben bereits<br />
dargelegt – das Urteil des EuGH vom<br />
26. Februar 2008 den Umfang des<br />
Schutzes der Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ beträchtlich<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt). Jedoch habe die beweispfl<br />
ichtige Beklagte, das Allgäuer<br />
Molkereiunternehmen, nicht den<br />
Nachweis dafür erbr<strong>in</strong>gen können,<br />
dass der Name „Parmesan“ <strong>in</strong> der EU<br />
der „geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> übliche Name für e<strong>in</strong>
84<br />
Recht «<br />
Agrarerzeugnis oder e<strong>in</strong> Lebensmit-<br />
tel“ und damit e<strong>in</strong>e Gattungsbezeich-<br />
nung geworden ist (siehe die Legalde-<br />
fi nition für „Gattungsbezeichnung“<br />
<strong>in</strong> Art. 3 Abs. 1 der Verordnung (EG)<br />
Nr. 510/2006). Unter den zahlreichen<br />
Argumenten, die das Landgericht Berl<strong>in</strong><br />
hierfür anführt, ist folgender Gesichtspunkt<br />
<strong>in</strong>teressant: Gegen die<br />
Annahme e<strong>in</strong>er europaweiten Verbraucherauffassung,<br />
dass es sich bei<br />
„Parmesan“ um e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
handelt, spreche auch das<br />
Verhalten der überwiegenden Anzahl<br />
der Regierungen <strong>in</strong> den beiden<br />
„Parmesan“-Verfahren C-66/00 und C-<br />
132/05 vor dem EuGH. Denn es wäre<br />
anzunehmen gewesen, dass sich die<br />
meisten Regierungen zum Schutz ihrer<br />
Erzeuger <strong>in</strong> ihren Stellungnahmen<br />
gegen die von der Kommission<br />
vertretene Auffassung gewandt hätten,<br />
dass es sich bei „Parmesan“ nicht<br />
um e<strong>in</strong>en generischen Begriff handle.<br />
Das sei jedoch nicht geschehen. Dieses<br />
„kuriose“ Argument des Landgerichts<br />
Berl<strong>in</strong> zeigt, wie „e<strong>in</strong>fallsreich“ die<br />
nationalen Richter s<strong>in</strong>d, um der oftmals<br />
sehr schwer zu entscheidenden<br />
Frage nach der Ermittlung der „europäischen<br />
Verkehrsauffassung“ gerecht<br />
zu werden.<br />
Der Begriff der sog. „zusammengesetzten<br />
Ursprungsbezeichnungen“<br />
Entgegen der Urteilsbegründung<br />
des EuGH vom 26. Februar 2008,<br />
g<strong>in</strong>g das Landgericht Berl<strong>in</strong> h<strong>in</strong>gegen<br />
nicht auf den Unterschied<br />
zwischen zusammengesetzten Bezeichnungen<br />
und deren e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bestandteilen e<strong>in</strong>. Dies ist zu begrüßen;<br />
denn darauf kann es im vorliegenden<br />
Fall auch nicht ankommen.<br />
Die hierzu vom EuGH gemachten<br />
Ausführungen gehen am Kernproblem<br />
des Falls vorbei und s<strong>in</strong>d wohl<br />
als Konsequenz dessen zu sehen,<br />
dass das „Parmesan“-Verfahren vor<br />
dem EuGH von der Europäischen<br />
Kommission als Vertragsverletzungs-<br />
verfahren nach Art. 226 EGV e<strong>in</strong>geleitet<br />
worden war und zwar auf der<br />
Grundlage von unbestimmten und<br />
missverständlichen Argumenten.<br />
Um die Argumentationsl<strong>in</strong>ie der<br />
Kommission <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Entscheidung<br />
aufzunehmen, greift der EuGH auf<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Fall – nämlich<br />
der Rechtssache „Époisses de Bourgogne“<br />
8) – entwickelte Rechtsprechung<br />
zurück (vgl. Erwägungsgrund<br />
30 des Urteils vom 26. Februar 2008).<br />
Hierdurch verwickelt sich der EuGH<br />
jedoch <strong>in</strong> Widersprüche.<br />
Denn zu berücksichtigen ist, dass sowohl<br />
die Bezeichnung „Parmesan“ als<br />
auch die Bezeichnung „Reggiano“ den<br />
geografi schen Bezug enthalten, der<br />
den Ursprungsbezeichnungen eigen<br />
ist. Diese beiden Begriffe (d. h. „Parmigiano<br />
Reggiano“) stellen also überhaupt<br />
ke<strong>in</strong>e „zusammengesetzte Ursprungsbezeichnung“<br />
i. S. d. Époisses<br />
de Bourgogne“-Rechtsprechung dar.<br />
Denn bei den „zusammengesetzten<br />
Ursprungsbezeichnungen“, auf die<br />
sich die vom EuGH zitierte Rechtsprechung<br />
<strong>in</strong> der Rechtssache „Époisses de<br />
Bourgogne“ 9) , bezieht, handelt es sich<br />
vielmehr um solche zusammengesetzten<br />
Namen, bei denen e<strong>in</strong>er das Produkt<br />
bezeichnet und der andere den<br />
geografi schen Bezug be<strong>in</strong>haltet10) .<br />
Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele:<br />
Pecor<strong>in</strong>o (Produktname11) ) romano<br />
(geografi scher Bezug12) ); Provolone<br />
(Produktname13) ) Val padana (geografi<br />
scher Bezug14) ), Mozzarella di<br />
bufala (Produktname15) ) campana<br />
(geografi scher Bezug16) ), etc. Ke<strong>in</strong>er<br />
dieser Begriffe hätte e<strong>in</strong>zeln betrachtet<br />
gemäß der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/1992 (nun Verordnung (EG)<br />
Nr. 510/2006) e<strong>in</strong>getragen und damit<br />
als Ursprungsbezeichnung oder<br />
als geografi sche Angabe geschützt<br />
werden können. Die Bezeichnung<br />
„Parmigiano“ h<strong>in</strong>gegen schon, da sie<br />
den Produktnamen und den geografi<br />
schen Bezug (Parma und Gegend um<br />
Parma) <strong>in</strong> sich vere<strong>in</strong>heitlicht und da-<br />
her nicht getrennt bezeichnet. Denn<br />
der Begriff „Parmigiano“ wird bereits<br />
seit Jahrhunderten benutzt, um diesen<br />
bestimmten, berühmten Hartkäse<br />
zu bezeichnen und auch heute noch<br />
verwendet man <strong>in</strong> Italien im täglichen<br />
Sprachgebrauch diesen Namen, um<br />
dieses spezielle Produkt zu beschreiben.<br />
Der Grund, aus dem die Italienische<br />
Republik die E<strong>in</strong>tragung der<br />
zusammengesetzten Bezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ – und nicht<br />
nur der Bezeichnung „Parmigiano“ –<br />
beantragt hat, beruht auf dem historischen<br />
und kulturellen Kontext und<br />
den tatsächlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />
<strong>in</strong> Italien. Der Käse mit<br />
der Ursprungsbezeichnung „Parmigiano“<br />
wird nicht nur <strong>in</strong> der Stadt<br />
Parma und deren Umgebung, sondern<br />
auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren geografi<br />
schen Gebiet, und zwar „Reggio<br />
nell’Emilia“, hergestellt (davon ist der<br />
Begriff „Reggiano“ abgeleitet). Die<br />
italienische Regierung hat daher die<br />
E<strong>in</strong>tragung der zusammengesetzten<br />
Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“<br />
beantragt, um es sämtlichen Erzeugern<br />
von Parmesan, die im geografi<br />
schen Herstellungsgebiet dieses Käses<br />
tätig s<strong>in</strong>d, das die Stadt Parma und<br />
ihre Umgebung sowie die Stadt Reggio<br />
nell’Emilia und deren Umgebung<br />
umfasst, zu ermöglichen, den rechtlichen<br />
Schutz zu erhalten, den das Geme<strong>in</strong>schaftsrecht<br />
den geschützten Ursprungsbezeichnungen<br />
verleiht17) .<br />
Festgehalten werden kann damit,<br />
dass es nur für die Bezeichnungen,<br />
die tatsächlich aus e<strong>in</strong>em Produktnamen<br />
und e<strong>in</strong>em geographischen<br />
Bezug „zusammengesetzt“ s<strong>in</strong>d (wie<br />
die oben beispielhaft genannten Bezeichnungen)<br />
S<strong>in</strong>n macht zu prüfen,<br />
ob e<strong>in</strong>er ihrer Bestandteile zur Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist.<br />
Diese Fallgestaltung war jedoch vorliegend<br />
nicht e<strong>in</strong>schlägig, was vom<br />
EuGH verkannt worden ist.<br />
Das Landgericht Berl<strong>in</strong> hat das Kernproblem<br />
h<strong>in</strong>gegen korrekt umfasst,<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
sprich, die Frage, wie zu verfahren ist,<br />
wenn zwar die e<strong>in</strong>getragene Bezeich-<br />
nung (hier: „Parmigiano Reggiano“)<br />
ke<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung ist, dies<br />
aber für die Übersetzung der Bezeichnung<br />
bzw. e<strong>in</strong>es Teils davon der<br />
Fall ist. Das Landgericht Berl<strong>in</strong> spricht<br />
sich für diese Fälle für e<strong>in</strong>e analoge<br />
Anwendung der Vorschrift <strong>in</strong> Art. 13<br />
Abs. 1 Satz 2 der Verordnung (EG)<br />
Nr. 510/2006 aus. Diese regelt, dass<br />
dann, wenn e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>getragene<br />
Ursprungsbezeichnung unmittelbar<br />
e<strong>in</strong>en als Gattungsbezeichnung angesehenen<br />
Namen e<strong>in</strong>es Agrarerzeugnisses<br />
oder Lebensmittels enthält,<br />
die Verwendung dieser Gattungsbezeichnung<br />
nicht als e<strong>in</strong> Verstoß<br />
gegen die Verbotstatbestände des<br />
Art. 13 Abs. 1 Satz 1 Buchstaben a oder<br />
b der Verordnung (EG) Nr. 510/2006<br />
anzusehen ist. Allerd<strong>in</strong>gs kommt das<br />
Landgericht Berl<strong>in</strong>, wie oben bereits<br />
erläutert, zu dem Schluss, dass selbst<br />
die Übersetzung „Parmesan“ nicht<br />
zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung geworden<br />
ist und daher dieser Ausnahmetatbestand,<br />
auch <strong>in</strong> analoger<br />
Anwendung, vorliegend überhaupt<br />
nicht greift.<br />
Schlussbemerkung<br />
Abschießend kann damit festgehal-<br />
ten werden, dass das „Parmesan“-Urteil<br />
des EuGH vom 26. Februar 2008<br />
wegen der oben dargelegten Mängel<br />
und Unstimmigkeiten nicht überzeugt.<br />
Das nachfolgend am 22. April<br />
2008 ergangene Urteil des Landgerichts<br />
Berl<strong>in</strong> arbeitet die Problematik<br />
des vorliegend besprochenen „Parmesan“-Falls<br />
h<strong>in</strong>gegen klarer heraus,<br />
setzt sich <strong>in</strong>tensiv damit ause<strong>in</strong>ander<br />
und überzeugt durch e<strong>in</strong>e rechtlich<br />
strukturierte und argumentativ gute<br />
Urteilsbegründung. Hierbei legt es die<br />
unmittelbar anwendbare Verordnung<br />
(EG) Nr. 510/2006 im Lichte der EuGH-<br />
Rechtsprechung aus. Irritierend mag<br />
es auf den ersten Blick ersche<strong>in</strong>en,<br />
dass zudem auch Vorschriften des<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
deutschen Markenrechts angewendet<br />
werden. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen,<br />
dass der deutsche Gesetzgeber<br />
die Ausführungsvorschriften<br />
zur Verordnung (EG) Nr. 510/2006<br />
über geschützte Ursprungsbezeichnungen<br />
und geografi sche Angaben<br />
<strong>in</strong> das Markengesetz aufgenommen<br />
hat (Art. 130 ff.), das daneben<br />
auch Vorschriften über e<strong>in</strong>fache geografi<br />
sche Angaben enthält (Art. 126<br />
ff.), die nicht vom Schutzbereich der<br />
Verordnung (EG) Nr. 510/2006 umfasst<br />
s<strong>in</strong>d. Der Zusammenhang der<br />
vom deutschen Gesetzgeber dadurch<br />
zwischen Marken e<strong>in</strong>erseits und Ursprungsbezeichnungen<br />
andererseits<br />
begründet wurde, birgt jedoch die<br />
Gefahr der Verwirrung <strong>in</strong> sich. Denn<br />
das Markenrecht bezweckt hauptsächlich<br />
den Schutz der Unternehmen<br />
und deren Marken. Die Ursprungsbe-<br />
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» Recht<br />
85<br />
zeichnungen gehören h<strong>in</strong>gegen nicht<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen, die sie<br />
benutzen; Zweck dieser schützenden<br />
Vorschriften ist vielmehr vorwiegend<br />
der Schutz der Verbraucher vor Irreführung<br />
und die Förderung von<br />
Agrarprodukten mit bestimmten Qualitätsmerkmalen<br />
(siehe auch die Erwägungsgründe<br />
der Verordnung (EG)<br />
Nr. 510/2006). Der Markenschutz ist<br />
daher privatrechtlicher Natur, während<br />
der Schutz der Ursprungsbezeichnungen<br />
vorwiegend öffentlich-rechtlicher<br />
Natur ist18) . Dieser<br />
Differenzierung muss <strong>in</strong> der Rechtsauslegung<br />
und -anwendung auch <strong>in</strong><br />
Deutschland Rechnung getragen werden.<br />
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(Tel.: 040-227-008-19; Fax: 040-220-1091; E-Mail: <strong>in</strong>fo@Behrs.de;<br />
Web: www.Behrs.de).
85A Recht «<br />
Zum „generischen Charakter“ der Bezeichnung „Parmesan“<br />
Prof. Avv. Fausto Capelli und Dr. Barbara Klaus<br />
Verweise<br />
1) Urteil des EuGH vom 26. Februar 2008<br />
<strong>in</strong> der Rechtssache C-132/05, Kommission<br />
der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften/<br />
Bundesrepublik Deutschland; vgl. hierzu<br />
auch Anmerkung von F. CAPELLI, La<br />
sentenza Parmesan della Corte di giustizia:<br />
una decisione sbagliata, Diritto comunitario<br />
e degli scambi <strong>in</strong>ternazionali,<br />
2008, S. 329.<br />
2) Landgericht Berl<strong>in</strong>, Urteil vom<br />
22.04.2008, Az.: 102 O 130/06; vgl.<br />
hierzu auch Anmerkung von S. VENTURA,<br />
Il caso Parmesan visto da un tribunale tedesco,<br />
Diritto comunitario e degli scambi<br />
<strong>in</strong>ternazionali, 2008, S. 367; D. CORTASSA<br />
– G. ALLEGRUCCI, Italian-Style Parmesan?<br />
No, Parmigiano Reggiano, Alimenta,<br />
2008, S. 79.<br />
3) Siehe Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des<br />
Rates vom 20. März 2006 zum Schutz<br />
von geografi schen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />
für Agrarerzeugnisse<br />
und Lebensmittel (ABl. 2006 L 93,<br />
S. 12); diese Verordnung hat die Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 des Rates vom<br />
14. Juli 1992 zum Schutz von geografi<br />
schen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />
für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel<br />
(EG ABl. 1992 L 208, S. 1) abgelöst.<br />
Vgl. zum Schutz von geografi schen Angaben<br />
und Ursprungsbezeichnungen auch<br />
F. CAPELLI, Protection of the Designations<br />
of Orig<strong>in</strong> and of the Geographical Indications<br />
of Agricultural Products: The New<br />
Community Regulation No 510/2006 and<br />
the Italian “Sanction<strong>in</strong>g” Decree, European<br />
Food and Feed Law Review, S. 137;<br />
F. CAPELLI – B. KLAUS, La tutela delle <strong>in</strong>dicazioni<br />
geografi che nell’ord<strong>in</strong>amento<br />
comunitario e <strong>in</strong> quello <strong>in</strong>ternazionale,<br />
Diritto comunitario e degli scambi <strong>in</strong>ternazionali,<br />
2004, S. 191.<br />
4) Bereits der Generalanwalt Léger sprach<br />
sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schlussanträgen zur<br />
Rechtssache C-66/00 (Dante Bigi, Rd. 50),<br />
<strong>in</strong> der es ebenfalls um die geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“<br />
g<strong>in</strong>g, dafür aus, dass das Wort<br />
„Parmesan“ die übersetzte Form der zusammengesetzten<br />
Bezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ darstellt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
hatte der EuGH diese Frage <strong>in</strong> der<br />
Rechtssache C-66/00 (siehe Urteil vom<br />
25.6.2002, Slg. 2002, p.I-5917) nicht direkt<br />
zu entscheiden und führte daher<br />
hierzu lediglich wie folgt aus „Im vorliegenden<br />
Fall ist es jedoch ke<strong>in</strong>eswegs offensichtlich,<br />
dass die Bezeichnung „Parmesan“<br />
zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
geworden wäre. Denn mit Ausnahme<br />
der deutschen Regierung und <strong>in</strong> gewissem<br />
Maße der österreichischen Regierung<br />
haben sämtliche Regierungen, die<br />
<strong>in</strong> der vorliegenden Rechtssache Erklärungen<br />
abgegeben haben, und die Kommission<br />
geltend gemacht, dass die französische<br />
Bezeichnung „Parmesan“ die<br />
korrekte Übersetzung der GUB „Parmigiano<br />
Reggiano“ darstelle“. Vgl. zu diesem<br />
Urteil auch Anmerkung von A.H. MEYER<br />
– B. KLAUS, Ist Parmesan e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung?<br />
– EuGH, 25. Juni 2002, C-<br />
66/00, <strong>DLR</strong> 2002, S. 414; S. VENTURA, Il<br />
„Parmesan“ alla Corte di giustizia: osservazioni<br />
<strong>in</strong> marg<strong>in</strong>e alla sentenza del<br />
25 giugno 2002 nel procedimento n. C-<br />
66/00, Diritto comunitario e degli scambi<br />
<strong>in</strong>ternazionali, 2002, S. 3; A.H. MEYER<br />
– B. KLAUS, Kommt Parmesan-Käse aus<br />
Parma und Umgebung? oder Das Urteil<br />
„Parmigiano Reggiano“ im Kontext<br />
der bisherigen Rechtsprechung des EuGH<br />
zum geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichen Schutz<br />
von Herkunftsangaben, GRUR 2003,<br />
S. 553.<br />
5) OLG-Hamburg, GRUR-RR 2004, 36 ff.<br />
6) a.a.O., siehe Rn. 46 ff.<br />
7) Nach der ständigen Rechtssprechung des<br />
EuGH erfasst der Verbotstatbestand der<br />
„Anspielung“ e<strong>in</strong>e Fallgestaltung, <strong>in</strong> der<br />
der zur Bezeichnung e<strong>in</strong>es Erzeugnisses<br />
verwendete Ausdruck e<strong>in</strong>en Teil e<strong>in</strong>er geschützten<br />
Bezeichnung <strong>in</strong> der Weise e<strong>in</strong>schließt,<br />
dass der Verbraucher durch den<br />
Namen des Erzeugnisses veranlasst wird,<br />
gedanklich e<strong>in</strong>en Bezug zu der Ware her-<br />
zustellen, die die Bezeichnung trägt (vgl.<br />
EuGH, Urteil vom 4. März 1999, Rs. C-<br />
87/97, Consorzio per la tutela del formaggio<br />
Gorgonzola, Slg. 1999, I-1301,<br />
Rn. 25; Urteil vom 26. Februar 2008, Rs.<br />
132/05, a.a.O., Rd. 44).<br />
8) Urteil des EuGH vom 9.6.1998, <strong>in</strong> den<br />
verb. Rechtssachen C-129/97 und C-<br />
130/97, Chiciak und Fol, Slg. 1998, S.I-<br />
3315.<br />
9) Urteil des EuGH vom 9.6.1998, <strong>in</strong> den<br />
verb. Rechtssachen C-129/97 und C-<br />
130/97.a.a.O.<br />
10) Vgl. zu den zusammengesetzten Ursprungsbezeichnungen<br />
auch S. VEN-<br />
TURA, Quando una DOP composta protegge<br />
anche i s<strong>in</strong>goli elementi che la<br />
compongono: il caso del nome “grana”,<br />
Diritto comunitario e degli scambi <strong>in</strong>ternazionali,<br />
2008, S. 81.<br />
11) Unter „Pecor<strong>in</strong>o“ versteht man im Italienischen<br />
e<strong>in</strong>en Käse aus Schafsmilch.<br />
12) „Romano“ bedeutet im <strong>Deutsche</strong>n „römisch“.<br />
13) „Provolone“ ist e<strong>in</strong> italienischer Schnittkäse/Hartkäse<br />
vom Typ Filata, was e<strong>in</strong><br />
spezielles Verfahren zur Herstellung von<br />
Käse bezeichnet, das ursprünglich aus<br />
Italien stammt.<br />
14) „Val padana“ bezeichnet e<strong>in</strong>e geografi<br />
sche Gegend <strong>in</strong> Norditalien (Poebene).<br />
15) „Mozzarella di bufala“ bedeutet „Büffelmozzarella“<br />
und ist e<strong>in</strong> italienisches<br />
Käseprodukt, welches traditionell <strong>in</strong><br />
Kampanien hergestellt wird, heute<br />
aber auch <strong>in</strong> anderen Regionen Süditaliens.<br />
16) „Campana“ bedeutet im <strong>Deutsche</strong>n<br />
„aus Kampanien“.<br />
17) Vgl. hierzu auch die Erläuterungen<br />
des Generalanwalts Léger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Schlussanträgen zur Rechtssache C-<br />
66/00, Dante Bigi, Rd. 53.<br />
18) Siehe hierzu auch Anmerkung von<br />
S. VENTURA, Il caso Parmesan visto da<br />
un tribunale tedesco, Diritto comunitario<br />
e degli scambi <strong>in</strong>ternazionali, 2008,<br />
S. 367, 371.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
1<br />
EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 «<br />
„Parmesan“-Käse<br />
EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 (Kommission u. a./Deutschland u. a.)<br />
1. Die amtliche Rechtsordnung verfügt über rechtliche<br />
Regelungen, die dazu dienen, e<strong>in</strong>en wirksamen Schutz<br />
der den e<strong>in</strong>zelnen Bürgern nach der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 zustehenden Rechte sicherzustellen. Die Möglichkeit,<br />
gegen e<strong>in</strong> Verhalten vorzugehen, das die Rechte<br />
aus e<strong>in</strong>er geschützten Ursprungsbezeichnung bee<strong>in</strong>trächtigt,<br />
ist nicht alle<strong>in</strong> dem berechtigten Nutzer der Bezeichnung<br />
vorbehalten. Sie steht vielmehr jedem Wettbewerber,<br />
den Unternehmensverbänden und den Verbraucherverbänden<br />
zu.<br />
2. Die Mitgliedstaaten s<strong>in</strong>d nicht aus Art. 10 der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 verpflichtet, von Amts wegen<br />
Maßnahmen zu ergreifen, um Verstöße gegen Art. 13 I der<br />
Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 zu ahnden.<br />
3. Art. 10 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 gilt für die<br />
Verpflichtungen derjenigen Mitgliedstaaten, aus denen die<br />
geschützte Ursprungsbezeichnung stammt.<br />
Zum Sachverhalt:<br />
Mit ihrer Klageschrift beantragt die Kommission der Europäischen<br />
Geme<strong>in</strong>schaften, festzustellen, dass die Bundesrepublik<br />
Deutschland dadurch gegen ihre Verpflichtungen<br />
aus Art. 13 I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 des<br />
Rates vom 14. 7. 1992 zum Schutz von geografischen Angaben<br />
und Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse<br />
und Lebensmittel (ABlEG L 208, S. 1) verstoßen hat, dass<br />
sie es förmlich ablehnte, die Verwendung der Bezeichnung<br />
„Parmesan“ bei der Etikettierung von Erzeugnissen, die<br />
nicht der Spezifikation der geschützten Ursprungsbezeichnung<br />
(im Folgenden: g.U.) „Parmigiano Reggiano“ entsprechen,<br />
<strong>in</strong> ihrem Staatsgebiet zu ahnden, und damit die<br />
widerrechtliche Aneignung des dem echten, geme<strong>in</strong>schaftsweit<br />
geschützten Erzeugnis eigenen Rufs begünstigte.<br />
Mit Schreiben vom 15. 4. 2003 forderte die Kommission<br />
auf Grund e<strong>in</strong>er Beschwerde mehrerer Wirtschaftsteilnehmer<br />
die deutschen Behörden auf, den mit Betrugsbekämpfung<br />
beauftragten Dienststellen klare Anweisungen zu geben,<br />
das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen von als „Parmesan“ bezeichneten<br />
Erzeugnissen, die nicht der Spezifikation der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ entsprechen, im deutschen Staatsgebiet<br />
abzustellen. Da der Begriff „Parmesan“ die Übersetzung<br />
der g.U. „Parmigiano Reggiano“ sei, stelle se<strong>in</strong>e Verwendung<br />
e<strong>in</strong>en Verstoß gegen Art. 13 I lit. b der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 dar. Die Bundesrepublik Deutschland<br />
antwortete mit Schreiben vom 13. 5. 2003, dass der Begriff<br />
„Parmesan“ zwar ursprünglich e<strong>in</strong>en historischen Bezug<br />
zur Region Parma aufgewiesen habe, heute jedoch zu e<strong>in</strong>er<br />
Gattungsbezeichnung für geriebenen oder zum Reiben be-<br />
stimmten Hartkäse unterschiedlicher Herkunft geworden<br />
sei, die sich von der g.U. „Parmigiano Reggiano“ unterscheide.<br />
Daher stelle die Verwendung dieses Begriffs ke<strong>in</strong>en<br />
Verstoß gegen die Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 dar. Am<br />
17. 10. 2003 richtete die Kommission e<strong>in</strong> Mahnschreiben<br />
an die Bundesrepublik Deutschland, das dieser Mitgliedstaat<br />
mit Schreiben vom 17. 12. 2003 beantwortete.<br />
Da die Erklärungen der Bundesrepublik Deutschland der<br />
Kommission nicht befriedigend erschienen, gab diese am<br />
30. 3. 2004 e<strong>in</strong>e mit Gründen versehene Stellungnahme ab,<br />
<strong>in</strong> der sie diesen Mitgliedstaat aufforderte, die notwendigen<br />
Maßnahmen zu ergreifen, um dieser Stellungnahme b<strong>in</strong>nen<br />
zwei Monaten nach ihrer Bekanntgabe nachzukommen.<br />
Mit Schreiben vom 15. 6. 2004 teilte die Bundesrepublik<br />
Deutschland der Kommission mit, dass sie an ihrer Auffassung<br />
festhalte.<br />
Unter diesen Umständen hat die Kommission die vorliegende<br />
Klage erhoben. Die Kommission stützt ihre Klage<br />
alle<strong>in</strong> darauf, dass die Bundesrepublik Deutschland es<br />
abgelehnt habe, die Verwendung der Bezeichnung „Parmesan“<br />
bei der Etikettierung von Erzeugnissen, die nicht<br />
der Spezifikation der g.U. „Parmigiano Reggiano“ entsprechen,<br />
<strong>in</strong> ihrem Staatsgebiet zu ahnden. Die Bundesrepublik<br />
Deutschland bestreitet die Vertragsverletzung aus drei<br />
Gründen:<br />
– Erstens sei e<strong>in</strong>e Ursprungsbezeichnung nach Art. 13 der<br />
Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 nur <strong>in</strong> genau der Form<br />
geschützt, <strong>in</strong> der sie e<strong>in</strong>getragen sei;<br />
– zweitens stelle die Verwendung des Wortes „Parmesan“<br />
ke<strong>in</strong>e Verletzung der g.U. „Parmigiano Reggiano“ dar,<br />
und<br />
– drittens sei sie nicht von Amts wegen verpflichtet, Verstöße<br />
gegen Art. 13 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
zu ahnden.<br />
Der EuGH hat die Klage der Kommission abgewiesen.<br />
Gründe:<br />
Zum Schutz zusammengesetzter Bezeichnungen<br />
20. Die Kommission macht geltend, dass das geme<strong>in</strong>schaftliche<br />
Schutzsystem auf dem Grundsatz beruhe, dass die E<strong>in</strong>tragung<br />
e<strong>in</strong>er aus mehreren Worten bestehenden Bezeichnung<br />
sowohl den Bestandteilen der zusammengesetzten<br />
Bezeichnung als auch dieser als Ganzem den Schutz des Geme<strong>in</strong>schaftsrechts<br />
verleihe. Der wirksame Schutz zusammengesetzter<br />
Bezeichnungen erfordere daher, dass grundsätzlich<br />
alle Bestandteile e<strong>in</strong>er zusammengesetzten Bezeichnung gegen<br />
missbräuchliche Verwendung geschützt seien. Um diesen<br />
Schutz zu gewährleisten, verlange die Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 nicht die E<strong>in</strong>tragung der e<strong>in</strong>zelnen schutzfähigen<br />
Teile e<strong>in</strong>er zusammengesetzten Bezeichnung, sondern<br />
gehe von dem Grundsatz aus, dass jeder Bestandteil auch für<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
sich alle<strong>in</strong> geschützt sei. Diese Auslegung werde durch das<br />
Urteil des Gerichtshofs vom 9. 6. 1998 „Chiciak und Fol“<br />
(Slg. 1998, I-3315 = GRUR Int 1998, 790) bestätigt.<br />
21. Von dem Grundsatz, wonach alle Bestandteile e<strong>in</strong>er zusammengesetzten<br />
Bezeichnung geschützt seien, gebe es nur<br />
e<strong>in</strong>e Ausnahme. Die sei <strong>in</strong> Art. 13 I Unterabs. 2 der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 geregelt, wonach die Verwendung<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Bestandteils e<strong>in</strong>er zusammengesetzten Bezeichnung<br />
Art. 13 I lit. a und b der Verordnung nicht zuwiderlaufe,<br />
wenn es sich bei dem fraglichen Bestandteil um den<br />
als Gattungsbezeichnung angesehenen Namen e<strong>in</strong>es Agrarerzeugnisses<br />
oder Lebensmittels handele. Diese Vorschrift wäre<br />
überflüssig, wenn die e<strong>in</strong>zelnen Bestandteile von Bezeichnungen,<br />
die nur <strong>in</strong> Form von zusammengesetzten Bezeichnungen<br />
e<strong>in</strong>getragen seien, ke<strong>in</strong>en Schutz genössen.<br />
22. Außerdem genieße e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Bestandteil e<strong>in</strong>er zusammengesetzten<br />
Bezeichnung bei isolierter Verwendung<br />
nur dann nicht den Schutz der Verordnung (EWG) Nr.<br />
2081/92, wenn die betreffenden Mitgliedstaaten bei der<br />
Mitteilung der zusammengesetzten Bezeichnung angegeben<br />
hätten, dass für bestimmte Teile der Bezeichnung ke<strong>in</strong><br />
Schutz beantragt worden sei.<br />
23. Die Kommission hätte dem dann bei Erlass der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 1107/96 mit dem H<strong>in</strong>weis – gegebenenfalls<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fußnote – Rechnung getragen, dass der<br />
Schutz e<strong>in</strong>es Teils der betreffenden Bezeichnung nicht beantragt<br />
werde.<br />
24. Im Fall der Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“ sei<br />
jedoch ke<strong>in</strong>er der beiden Bestandteile mit e<strong>in</strong>er Fußnote<br />
versehen.<br />
25. Die Bundesrepublik Deutschland hält dem entgegen,<br />
dass e<strong>in</strong>e g.U. nur <strong>in</strong> genau der Form Gegenstand des<br />
Schutzes von Art. 13 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
sei, <strong>in</strong> der sie e<strong>in</strong>getragen sei. Entgegen dem Vorbr<strong>in</strong>gen der<br />
Kommission lasse sich aus dem Urteil „Chiciak und Fol“<br />
nicht das Gegenteil herleiten.<br />
26. Außerdem habe die Italienische Republik <strong>in</strong> der Rechtssache,<br />
<strong>in</strong> der das Urteil vom 25. 6. 2002 „Bigi“ (EuGH,<br />
Slg. 2002, I-5917 = GRUR 2002, 1052 = EuZW 2002, 504<br />
m. Anm. Behrendt), ergangen sei, selbst ausdrücklich bestätigt,<br />
dass sie die E<strong>in</strong>tragung der Bezeichnung „Parmigiano“<br />
nicht beantragt habe. Unter diesen Umständen könne<br />
diese Bezeichnung daher ke<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichen<br />
Schutz genießen.<br />
27. In diesem Punkt heißt es im achten Erwägungsgrund<br />
der Verordnung (EWG) Nr. 1107/96: „E<strong>in</strong>ige Mitgliedstaaten<br />
haben mitgeteilt, dass für bestimmte Teile der Bezeichnungen<br />
ke<strong>in</strong> Schutz beantragt wurde und dass dem Rechnung<br />
zu tragen ist.“<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 2<br />
28. Die Verordnung (EWG) Nr. 1107/96 nennt unter H<strong>in</strong>weis<br />
auf Fußnoten <strong>in</strong> ihrem Anhang die Fälle, <strong>in</strong> denen<br />
ke<strong>in</strong> Schutz für e<strong>in</strong>en Teil der betreffenden Bezeichnung<br />
beantragt wurde.<br />
29. Das Fehlen e<strong>in</strong>er Erklärung, derzufolge für bestimmte<br />
Bestandteile e<strong>in</strong>er Bezeichnung ke<strong>in</strong> Schutz i.S. von Art.<br />
13 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 beantragt worden<br />
ist, stellt jedoch ke<strong>in</strong>e ausreichende Grundlage für e<strong>in</strong>e Bestimmung<br />
des Umfangs dieses Schutzes dar (vgl. <strong>in</strong> diesem<br />
S<strong>in</strong>ne Urt. „Chiciak und Fol“, Rdnr. 37).<br />
30. In dem durch die Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
geschaffenen Schutzsystem s<strong>in</strong>d die Fragen des Schutzes<br />
der verschiedenen Bestandteile e<strong>in</strong>er Bezeichnung und<br />
<strong>in</strong>sbesondere die Frage, ob es sich möglicherweise um e<strong>in</strong>en<br />
Gattungsnamen oder um e<strong>in</strong>en gegen die <strong>in</strong> Art. 13<br />
dieser Verordnung genannten Praktiken geschützten Bestandteil<br />
handelt, vom nationalen Gericht anhand e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>gehenden Prüfung des Sachverhalts zu beurteilen, den<br />
ihm die Parteien vortragen (Urt. „Chiciak und Fol“, Rdnr.<br />
38).<br />
31. Unter diesen Umständen kann das Vorbr<strong>in</strong>gen der Bundesrepublik<br />
Deutschland, dass e<strong>in</strong>e g.U. nach Art. 13 der<br />
Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 nur <strong>in</strong> genau der Form<br />
geschützt sei, <strong>in</strong> der sie e<strong>in</strong>getragen sei, nicht greifen.<br />
Zur Verletzung der g.U. „Parmigiano Reggiano“<br />
32. Die Kommission ist der Ansicht, dass das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen<br />
von Käse unter der Bezeichnung „Parmesan“, der<br />
nicht der Spezifikation der g.U. „Parmigiano Reggiano“<br />
entspricht, e<strong>in</strong>en Verstoß gegen Art. 13 I lit. b der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 darstellt, weil der Begriff „Parmesan“<br />
die zutreffende Übersetzung der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ sei. Die Übersetzung sei ebenso wie die g.U. <strong>in</strong><br />
der Sprache des Mitgliedstaats, der diese Bezeichnung habe<br />
e<strong>in</strong>tragen lassen, ausschließlich den Erzeugnissen vorbehalten,<br />
die der Spezifikation entsprächen.<br />
33. Außerdem ergebe sich aus dem durch die historische<br />
Entwicklung belegten engen Zusammenhang zwischen<br />
dem speziellen geografischen Gebiet Italiens, aus dem diese<br />
Käseart stamme, und dem Begriff „Parmesan“, dass dieser<br />
Begriff ke<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung sei, die sich von der<br />
g.U. „Parmigiano Reggiano“ unterscheide.<br />
34. Die Verwendung der Bezeichnung „Parmesan“ für e<strong>in</strong>en<br />
Käse, der nicht der Spezifikation der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ entspreche, stelle auf jeden Fall e<strong>in</strong>e nach Art. 13<br />
I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 verbotene Anspielung<br />
auf diese Bezeichnung dar.<br />
35. Außerdem sei der Begriff „Parmesan“ nicht zu e<strong>in</strong>er<br />
Gattungsbezeichnung geworden.
3<br />
EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 «<br />
36. Zwar könne e<strong>in</strong>e geografische Bezeichnung im Laufe<br />
ihrer Benutzung zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung werden, <strong>in</strong>dem<br />
die Verbraucher den Begriff nicht länger als H<strong>in</strong>weis<br />
auf die geografische Herkunft der Ware auffassten, sondern<br />
als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e bestimmte Warengattung. Dieser<br />
Bedeutungswandel sei unter anderem bei den Begriffen<br />
„Camembert“ und „Brie“ e<strong>in</strong>getreten.<br />
37. Der Begriff „Parmesan“ habe aber nie se<strong>in</strong>e geografische<br />
Konnotation verloren. Wäre „Parmesan“ tatsächlich<br />
e<strong>in</strong> neutraler Begriff ohne solche Konnotation, so ließe sich<br />
nicht plausibel erklären, warum die Hersteller der Nachahmerprodukte<br />
danach trachteten, durch Worte und Abbildungen<br />
e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen ihren Waren und Italien<br />
herzustellen.<br />
38. Dass im italienischen Staatsgebiet bis zum Jahr 2000<br />
e<strong>in</strong> „Parmesan“ genannter Käse hergestellt worden sei, der<br />
nicht der verb<strong>in</strong>dlichen Spezifikation der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ entsprochen habe, bedeute nicht, dass dieser<br />
Begriff <strong>in</strong> Italien die Gattungsbezeichnung für geriebenen<br />
Käse unterschiedlicher Herkunft sei, denn dieser Käse sei<br />
ausschließlich zur Ausfuhr <strong>in</strong> Länder bestimmt gewesen,<br />
<strong>in</strong> denen der Begriff „Parmesan“ gemäß dem Territorialitätsgrundsatz<br />
ke<strong>in</strong>en besonderen Schutz genossen habe.<br />
Erst seit Inkrafttreten der Verordnung (EWG) Nr. 1107/96<br />
am 21. 6. 1996 genieße die Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“<br />
geme<strong>in</strong>schaftsweiten Schutz.<br />
39. Die Bundesrepublik Deutschland trägt vor, dass die<br />
Verwendung des Wortes „Parmesan“ ke<strong>in</strong>en Verstoß gegen<br />
Art. 13 I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
darstelle, weil es nur die Übersetzung – nach Ansicht der<br />
Kommission – des Begriffs „Parmigiano“ sei, der – wie die<br />
Situation <strong>in</strong> Italien und <strong>in</strong> anderen Mitgliedstaaten sowie<br />
die nationale und geme<strong>in</strong>schaftliche Gesetzgebung zeigten<br />
– e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung sei. Als solche könne dieser<br />
Begriff nicht unter den Schutz der Verordnung fallen.<br />
40. Hilfsweise macht die Bundesrepublik Deutschland geltend,<br />
dass der Gebrauch des Begriffs „Parmigiano“, selbst<br />
wenn dieser ke<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung wäre und Art. 13 I<br />
Unterabs. 2 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 daher auf<br />
diesen Bestandteil ke<strong>in</strong>e Anwendung fände, ke<strong>in</strong>en Verstoß<br />
gegen die Bestimmungen über den Schutz der Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ darstelle. Die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ habe seit Jahrhunderten e<strong>in</strong>e eigene Entwicklung<br />
genommen und sei <strong>in</strong> Deutschland ebenso wie <strong>in</strong><br />
anderen Mitgliedstaaten zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung geworden.<br />
Die Verwendung dieser Bezeichnung stelle deshalb<br />
weder e<strong>in</strong>e widerrechtliche Aneignung der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ noch e<strong>in</strong>e Anspielung auf sie dar.<br />
41. Für diese Auffassung beruft sich die Bundesrepublik<br />
Deutschland erstens auf Nr. 35 der Schlussanträge von<br />
Generalanwalt Ruiz-Jarabo Colomer <strong>in</strong> der Rechtssache<br />
„Canadane Cheese Trad<strong>in</strong>g und Kouri“ (EuGH, Slg. 1997,<br />
I-4681 = BeckRS 2004, 76309), zweitens auf das Urteil<br />
„Bigi“, <strong>in</strong> dem der Gerichtshof die Frage, ob der Begriff<br />
„Parmesan“ e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung sei, ausdrücklich<br />
offengelassen habe, und drittens auf die Tatsache, dass die<br />
Feststellung, dass die Bezeichnung e<strong>in</strong>es Erzeugnisses die<br />
Übersetzung e<strong>in</strong>er Ursprungsbezeichnung sei, nicht ausreiche.<br />
Es müsse <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall geprüft werden, ob es<br />
sich bei dieser Übersetzung wirklich um e<strong>in</strong>e Anspielung<br />
auf die fragliche Bezeichnung handele. Das sei nicht der<br />
Fall, wenn die fragliche Bezeichnung ursprünglich zwar<br />
e<strong>in</strong>e Übersetzung gewesen sei, im Laufe der Zeit aber im<br />
allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch der Verbraucher e<strong>in</strong>en Bedeutungswandel<br />
erfahren habe und zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
geworden sei. Viertens stützt sich die Bundesrepublik<br />
Deutschland auf die Tatsache, dass das Wort „Parmesan“<br />
<strong>in</strong> Deutschland – dem Mitgliedstaat, auf dessen Beurteilung<br />
des Gattungscharakters des Begriffs „Parmesan“ für das<br />
vorliegende Vertragsverletzungsverfahren alle<strong>in</strong> abzustellen<br />
sei – schon immer als Gattungsbezeichnung für geriebenen<br />
oder zum Reiben bestimmten Hartkäse verstanden worden<br />
sei. Das gelte im Übrigen auch für andere Mitgliedstaaten,<br />
e<strong>in</strong>schließlich Italiens.<br />
42. Zunächst ist zu prüfen, ob die Verwendung der Bezeichnung<br />
„Parmesan“ im H<strong>in</strong>blick auf die g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ e<strong>in</strong>em der Fälle des Art. 13 I der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 entspricht.<br />
43. Nach Art. 13 I lit. b der Verordnung werden e<strong>in</strong>getragene<br />
Bezeichnungen unter anderem gegen jede widerrechtliche<br />
Aneignung, Nachahmung oder Anspielung geschützt,<br />
selbst wenn der wahre Ursprung des Erzeugnisses angegeben<br />
ist oder wenn die geschützte Bezeichnung <strong>in</strong> Übersetzung<br />
verwendet wird.<br />
44. Der Gerichtshof hat <strong>in</strong> Bezug auf die Anspielung auf<br />
e<strong>in</strong>e g.U. entschieden, dass dieser Begriff e<strong>in</strong>e Fallgestaltung<br />
erfasst, <strong>in</strong> der der zur Bezeichnung e<strong>in</strong>es Erzeugnisses<br />
verwendete Ausdruck e<strong>in</strong>en Teil e<strong>in</strong>er geschützten Bezeichnung<br />
<strong>in</strong> der Weise e<strong>in</strong>schließt, dass der Verbraucher durch<br />
den Namen des Erzeugnisses veranlasst wird, gedanklich<br />
e<strong>in</strong>en Bezug zu der Ware herzustellen, die die Bezeichnung<br />
trägt (EuGH, Slg. 1999, I-1301 Rdnr. 25 = GRUR Int<br />
1999, 443 – Consorzio per la tutela del formaggio Gorgonzola).<br />
45. Der Gerichtshof hat festgestellt, dass e<strong>in</strong>e Anspielung<br />
auf e<strong>in</strong>e g.U. auch dann vorliegen kann, wenn ke<strong>in</strong>erlei Gefahr<br />
der Verwechslung zwischen den betroffenen Erzeugnissen<br />
besteht und wenn für die Bestandteile der Referenzbezeichnung,<br />
die <strong>in</strong> dem streitigen Ausdruck übernommen<br />
werden, ke<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftsrechtlicher Schutz gelten würde<br />
(Urt. „Consorzio per la tutela del formaggio Gorgonzola“,<br />
Rdnr. 26).<br />
46. In der vorliegenden Rechtssache besteht zwischen den<br />
Bezeichnungen „Parmesan“ und „Parmigiano Reggiano“<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
e<strong>in</strong>e phonetische und optische Ähnlichkeit, wobei die fraglichen<br />
Erzeugnisse geriebener oder zum Reiben bestimmter<br />
Hartkäse s<strong>in</strong>d, d.h. auch noch ähnlich aussehen (vgl. <strong>in</strong><br />
diesem S<strong>in</strong>ne Urt. „Consorzio per la tutela del formaggio<br />
Gorgonzola“, Rdnr. 27).<br />
47. Außerdem ist unabhängig davon, ob die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ die genaue Übersetzung der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ oder des Begriffs „Parmigiano“ ist oder nicht,<br />
auch die zwischen diesen beiden Begriffen aus verschiedenen<br />
Sprachen bestehende begriffliche Nähe, wovon die<br />
Erörterungen vor dem Gerichtshof zeugen, zu berücksichtigen.<br />
48. Diese Nähe und die <strong>in</strong> Rdnr. 46 dieses Urteils genannten<br />
phonetischen und optischen Ähnlichkeiten können im<br />
Verbraucher gedanklich e<strong>in</strong>en Bezug zu dem Käse wachrufen,<br />
der die g.U. „Parmigiano Reggiano“ trägt, wenn er<br />
vor e<strong>in</strong>em geriebenen oder zum Reiben bestimmten Hartkäse<br />
steht, der die Bezeichnung „Parmesan“ trägt.<br />
49. Unter diesen Umständen ist die Verwendung der Bezeichnung<br />
„Parmesan“ als e<strong>in</strong>e Anspielung i.S. von Art. 13<br />
I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 auf die g.U.<br />
„Parmigiano Reggiano“ anzusehen.<br />
50. Die Frage, ob die Bezeichnung „Parmesan“ die Übersetzung<br />
der g.U. „Parmigiano Reggiano“ ist, spielt daher<br />
für die Beurteilung der vorliegenden Klage ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
51. Die Bundesrepublik Deutschland macht jedoch geltend,<br />
dass die Verwendung des Begriffs „Parmesan“ ke<strong>in</strong>e<br />
rechtswidrige Anspielung auf die g.U. „Parmigiano Reggiano“<br />
se<strong>in</strong> könne, weil die Bezeichnung „Parmesan“ zu<br />
e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung geworden sei.<br />
52. Die Bundesrepublik Deutschland hat den Beweis dafür<br />
zu erbr<strong>in</strong>gen, dass diese Behauptung zutreffend ist, zumal<br />
der Gerichtshof bereits festgestellt hat, dass es ke<strong>in</strong>eswegs<br />
offensichtlich ist, dass die Bezeichnung „Parmesan“ zu<br />
e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung geworden ist (Urt. „Bigi“,<br />
Rdnr. 20).<br />
53. Im Rahmen der Beurteilung des generischen Charakters<br />
e<strong>in</strong>er Bezeichnung s<strong>in</strong>d gem. Art. 3 I der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 die Gegend der Herstellung des betreffenden<br />
Erzeugnisses sowohl <strong>in</strong>nerhalb als auch außerhalb<br />
des Mitgliedstaats, der die E<strong>in</strong>tragung der fraglichen Bezeichnung<br />
erwirkt hat, der Verbrauch dieses Erzeugnisses,<br />
das Verständnis dieser Bezeichnung durch den Verbraucher<br />
<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des genannten Mitgliedstaats, das<br />
Bestehen e<strong>in</strong>er spezifischen nationalen Regelung für das<br />
genannte Erzeugnis und die Art der Verwendung der fraglichen<br />
Bezeichnung <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>schaftlichen Rechtsvorschriften<br />
zu berücksichtigen (vgl. EuGH, Slg. 2005, I-9115<br />
Rdnrn. 76 bis 99 = GRUR 2006, 71 – Deutschland und<br />
Dänemark/Kommission).<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 4<br />
54. Die Bundesrepublik Deutschland hat, wie der Generalanwalt<br />
<strong>in</strong> den Nrn. 63 und 64 se<strong>in</strong>er Schlussanträge ausgeführt<br />
hat, lediglich Zitate aus Wörterbüchern und aus der<br />
Fachliteratur angeführt, die ke<strong>in</strong>en umfassenden Überblick<br />
vermitteln, wie die Verbraucher <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong><br />
anderen Mitgliedstaaten das Wort „Parmesan“ verstehen,<br />
und nicht e<strong>in</strong>mal Produktions- oder Verbrauchszahlen für<br />
Käse vorgelegt, der <strong>in</strong> Deutschland oder <strong>in</strong> anderen Mitgliedstaaten<br />
unter der Bezeichnung „Parmesan“ vertrieben<br />
wird.<br />
55. Außerdem ergibt sich aus den Gerichtsakten, dass <strong>in</strong><br />
Deutschland bestimmte Hersteller von Käse mit der Bezeichnung<br />
„Parmesan“ dieses Erzeugnis mit Etiketten vermarkten,<br />
die auf die Kultur und Landschaften Italiens h<strong>in</strong>weisen.<br />
Daraus lässt sich zulässigerweise folgern, dass die<br />
Verbraucher <strong>in</strong> diesem Mitgliedstaat Parmesan als e<strong>in</strong>en<br />
Käse ansehen, der mit Italien <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht, selbst<br />
wenn er tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Mitgliedstaat erzeugt<br />
worden ist (vgl. <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne Urt. „Deutschland und<br />
Dänemark/Kommission“, Rdnr. 87).<br />
56. In der mündlichen Verhandlung schließlich hat die<br />
Bundesrepublik Deutschland auch ke<strong>in</strong>e Angaben über<br />
die nach Deutschland e<strong>in</strong>geführten Mengen des <strong>in</strong> Italien<br />
unter der g.U. „Parmigiano Reggiano“ hergestellten Käses<br />
machen können, so dass es dem Gerichtshof dadurch<br />
auch nicht möglich ist, die Angaben über den Verbrauch<br />
dieses Käses als H<strong>in</strong>weis auf den generischen Charakter der<br />
Bezeichnung „Parmesan“ zu nehmen (vgl. <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />
Urt. „Deutschland und Dänemark/Kommission“, Rdnr. 88).<br />
57. Infolgedessen ist, da die Bundesrepublik Deutschland<br />
nicht den Beweis erbracht hat, dass die Bezeichnung „Parmesan“<br />
zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung geworden ist, im<br />
vorliegenden Fall die Verwendung des Wortes „Parmesan“<br />
für Käse, der nicht der Spezifikation der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ entspricht, als Bee<strong>in</strong>trächtigung des durch Art. 13<br />
I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 gewährten<br />
Schutzes anzusehen.<br />
Zur Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland, Verstöße<br />
gegen Art. 13 I der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
zu ahnden<br />
58. Die Kommission macht geltend, dass die Bundesrepublik<br />
Deutschland nach den Art. 10 und 13 der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 verpflichtet sei, von Amts wegen die<br />
Maßnahmen zu ergreifen, die notwendig seien, um Verhaltensweisen<br />
zu unterb<strong>in</strong>den, die zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
e<strong>in</strong>er g.U. führten. E<strong>in</strong> solches E<strong>in</strong>schreiten der Mitgliedstaaten<br />
umfasse Maßnahmen auf adm<strong>in</strong>istrativer und<br />
strafrechtlicher Ebene, die zur Verwirklichung der Ziele der<br />
Verordnung auf dem Gebiet des Schutzes von Ursprungsbezeichnungen<br />
geeignet seien. Erzeugnisse, die den Anforderungen<br />
der genannten Verordnung nicht entsprächen,<br />
dürften nicht <strong>in</strong> Verkehr gebracht werden.
5<br />
EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 «<br />
59. Die Kommission betont, dass sich ihre Rügen nicht auf<br />
die deutsche Gesetzgebung oder das Fehlen e<strong>in</strong>es Rechtsbehelfs<br />
vor den nationalen Gerichten beziehen, sondern auf<br />
die dem Geme<strong>in</strong>schaftsrecht zuwiderlaufende Verwaltungspraxis<br />
der deutschen Behörden. Würden die Mitgliedstaaten<br />
von ihrer Verpflichtung zum E<strong>in</strong>schreiten befreit und<br />
müssten die Wirtschaftsteilnehmer sich demzufolge immer<br />
selbst an die Gerichte wenden, wenn ihr ausschließliches<br />
Recht, die fragliche g.U. im gesamten Gebiet der Europäischen<br />
Union zu verwenden, bee<strong>in</strong>trächtigt werde, so<br />
könnten die Ziele der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
nicht erreicht werden.<br />
60. In e<strong>in</strong>em Rechtsstreit zwischen privaten Wirtschaftsteilnehmern<br />
gehe es hauptsächlich um die Wahrung der<br />
Rechte des geistigen Eigentums, die die im Herkunftsgebiet<br />
des betroffenen Erzeugnisses ansässigen Hersteller besäßen,<br />
während die Ahndung von Verstößen gegen Art. 13<br />
der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 durch den Staat nicht<br />
den Schutz privater Wirtschafts<strong>in</strong>teressen, sondern den der<br />
Verbraucher bezwecke, deren Erwartungen im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Qualität und den geografischen Ursprung des genannten<br />
Erzeugnisses nicht enttäuscht werden dürften. Der<br />
durch diese Verordnung angestrebte Verbraucherschutz<br />
würde <strong>in</strong> Frage gestellt, wenn die Durchsetzung der <strong>in</strong> der<br />
Verordnung vorgesehenen Verbote alle<strong>in</strong> davon abh<strong>in</strong>ge,<br />
ob die privaten Wirtschaftsteilnehmer gerichtliche Hilfe <strong>in</strong><br />
Anspruch nähmen.<br />
61. Im Ergebnis sei das Verhalten der Bundesrepublik<br />
Deutschland als e<strong>in</strong> Verstoß gegen Geme<strong>in</strong>schaftsrecht<br />
durch Unterlassen zu bewerten.<br />
62. Die Bundesrepublik Deutschland trägt vor, Art. 13 der<br />
Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 bestimme den Schutzbereich<br />
von e<strong>in</strong>getragenen geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen.<br />
Auf Grund der unmittelbaren Wirkung<br />
dieser Verordnung begründe diese Vorschrift für die<br />
Inhaber bzw. die berechtigten Nutzer der g.U. Rechte, zu<br />
deren Schutz die nationalen Gerichte verpflichtet seien.<br />
63. Die unmittelbare Anwendbarkeit der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 entb<strong>in</strong>de die Mitgliedstaaten zwar<br />
nicht von der Verpflichtung, nationale Maßnahmen zu<br />
ergreifen, die die Anwendung dieser Verordnung sicherstellten.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland habe jedenfalls<br />
zahlreiche Rechtsvorschriften erlassen, um gegen den unerlaubten<br />
Gebrauch der g.U. vorgehen zu können, <strong>in</strong>sbesondere<br />
das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vom<br />
7. 6. 1909 und das Gesetz über den Schutz von Marken<br />
und sonstigen Kennzeichen vom 25. 10. 1994 (BGBl 1994<br />
I, 3085).<br />
64. Außerdem sei die Klagemöglichkeit gegen e<strong>in</strong> die<br />
Rechte aus e<strong>in</strong>er g.U. verletzendes Verhalten nicht auf den<br />
Inhaber der genannten Bezeichnung beschränkt. Sie stehe<br />
vielmehr jedem Wettbewerber, den Unternehmensverbän-<br />
den und den Verbraucherverbänden zu. Dieser große Kreis<br />
der Klageberechtigten mache h<strong>in</strong>reichend deutlich, dass<br />
sich die <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland geltenden Vorschriften<br />
nicht darauf beschränkten, den im Herkunftsgebiet<br />
des betroffenen Erzeugnisses ansässigen Herstellern<br />
die Durchsetzung der ihnen zustehenden Rechte des geistigen<br />
Eigentums zu ermöglichen. Diese Vorschriften bildeten<br />
e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es und effektives System zur Verh<strong>in</strong>derung<br />
von Verstößen gegen Art. 13 der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 und zu deren wirksamer Ahndung durch gerichtliche<br />
Entscheidungen.<br />
65. Die Bundesrepublik Deutschland habe durch die E<strong>in</strong>räumung<br />
der genannten zivilrechtlichen Ansprüche alle<br />
Maßnahmen ergriffen, die geboten seien, um die volle und<br />
umfassende Anwendung von Art. 13 I der Verordnung<br />
(EWG) Nr. 2081/92 zu gewährleisten. Es sei nicht notwendig,<br />
dass die Behörden von Amts wegen Verstöße gegen<br />
diese Vorschrift durch ordnungsbehördliche Maßnahmen<br />
ahndeten; auch die Art. 10 und 13 der Verordnung verlangten<br />
das nicht. Aus dem Vergleich der verschiedenen<br />
Sprachfassungen von Art. 10 IV der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 ergebe sich, dass es <strong>in</strong> Anbetracht des italienischen<br />
Ursprungs der g.U. „Parmigiano Reggiano“ Sache<br />
des Consorzio del formaggio Parmigiano Reggiano und<br />
nicht der deutschen Kontrolle<strong>in</strong>richtungen sei, zu prüfen,<br />
ob die Spezifikation der genannten Bezeichnung bei deren<br />
Verwendung beachtet worden sei.<br />
66. Soweit die Kommission geltend mache, dass die Ahndung<br />
von Verstößen gegen Art. 13 der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 durch den betroffenen Mitgliedstaat nicht nur<br />
dem Schutz privater Wirtschafts<strong>in</strong>teressen, sondern auch<br />
dem der Verbraucher diene, stelle dies ke<strong>in</strong>e Besonderheit<br />
der genannten Verordnung dar, die es rechtfertigen würde,<br />
das System des Schutzes von Ursprungsbezeichnungen<br />
durch E<strong>in</strong>räumung zivilrechtlicher Ansprüche anders als<br />
bei anderen Rechten des geistigen Eigentums oder den Vorschriften<br />
zum Schutz des Wettbewerbs als unzureichend<br />
anzusehen.<br />
67. Wenn <strong>in</strong> Deutschland die Verwendung der Bezeichnung<br />
„Parmesan“ bei Erzeugnissen, die nicht den Anforderungen<br />
der Spezifikation der g.U. „Parmigiano Reggiano“<br />
entsprächen, nicht von Amts wegen verfolgt oder strafrechtlich<br />
geahndet werde, so beruhe dies, selbst wenn diese<br />
Verwendung überhaupt e<strong>in</strong>en Verstoß gegen Art. 13 I der<br />
Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 darstellen würde, nur auf<br />
dem Verzicht auf Sanktionsmodalitäten, die die Mitgliedstaaten<br />
zwar vorsehen könnten, nach dem gegenwärtigen<br />
Stand des Geme<strong>in</strong>schaftsrechts aber nicht vorsehen müssten.<br />
68. Dazu ist festzustellen, dass die Möglichkeit der Rechtsbürger,<br />
sich vor den <strong>in</strong>nerstaatlichen Gerichten auf e<strong>in</strong>e<br />
Verordnung zu berufen, die Mitgliedstaaten nicht von der<br />
Verpflichtung befreien kann, die geeigneten <strong>in</strong>nerstaatli-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
chen Maßnahmen zu erlassen, um die une<strong>in</strong>geschränkte<br />
Anwendung der Verordnung zu gewährleisten, wenn<br />
dies erforderlich ist (vgl. <strong>in</strong>sbes. EuGH, Slg. 1986, 1219<br />
Rdnr. 20 = BeckRS 2004, 73602 – Kommission/Niederlande).<br />
69. Es ist unstreitig, dass die deutsche Rechtsordnung<br />
über rechtliche Regelungen wie z. B. die <strong>in</strong> Rdnr. 63<br />
des vorliegenden Urteils angeführten Rechtsvorschriften<br />
verfügt, die dazu dienen, e<strong>in</strong>en wirksamen Schutz der<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Bürgern nach der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 zustehenden Rechte sicherzustellen. Ebenso<br />
unstreitig ist, dass die Möglichkeit, gegen e<strong>in</strong> Verhalten<br />
vorzugehen, das die Rechte aus e<strong>in</strong>er g.U. bee<strong>in</strong>trächtigt,<br />
nicht alle<strong>in</strong> dem berechtigten Nutzer der genannten Bezeichnung<br />
vorbehalten ist. Sie steht vielmehr jedem Wettbewerber,<br />
den Unternehmensverbänden und den Verbraucherverbänden<br />
zu.<br />
70. Unter diesen Umständen kann e<strong>in</strong>e solche Regelung<br />
auch die Interessen anderer als der Hersteller von Waren<br />
mit g.U. schützen, <strong>in</strong>sbesondere die Interessen der Verbraucher.<br />
71. In der mündlichen Verhandlung hat die Bundesrepublik<br />
Deutschland im Übrigen vorgetragen, dass vor den deutschen<br />
Gerichten zurzeit Rechtssachen anhängig seien, die<br />
die Verwendung der Bezeichnung „Parmesan“ <strong>in</strong> Deutschland<br />
beträfen. E<strong>in</strong>e dieser Klagen habe das Consorzio del<br />
formaggio Parmigiano Reggiano erhoben.<br />
72. Zu der Rüge der Kommission, dass die Mitgliedstaaten<br />
verpflichtet seien, von Amts wegen die Maßnahmen<br />
zu ergreifen, die erforderlich seien, um Verstöße gegen<br />
Art. 13 I der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 zu ahnden,<br />
ist Folgendes zu bemerken:<br />
73. Zunächst ergibt sich e<strong>in</strong>e solche Pflicht nicht aus<br />
Art. 10 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92.<br />
74. Um die Wirksamkeit der Verordnung (EWG)<br />
Nr. 2081/92 zu gewährleisten, sieht deren Art. 10 I zwar<br />
vor, dass die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass spätestens<br />
sechs Monate nach Inkrafttreten der Verordnung die Kontrolle<strong>in</strong>richtungen<br />
geschaffen s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d also verpflichtet,<br />
derartige E<strong>in</strong>richtungen zu schaffen.<br />
75. Aus Art. 10 IV der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92,<br />
wonach „e<strong>in</strong>e benannte Kontrollbehörde und/oder e<strong>in</strong>e<br />
private Kontrollstelle e<strong>in</strong>es Mitgliedstaats … (wenn sie<br />
feststellt), dass e<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er geschützten Bezeichnung versehenes<br />
Agrarerzeugnis oder Lebensmittel mit Ursprung <strong>in</strong><br />
ihrem Mitgliedstaat die Anforderungen der Spezifikation<br />
nicht erfüllt, … die erforderlichen Maßnahmen (trifft), um<br />
die E<strong>in</strong>haltung dieser Verordnung zu gewährleisten“, ergibt<br />
sich jedoch, dass es sich bei den benannten Kontrollbehör-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» EuGH, Urteil vom 26.02.2008 – C-132/05 6<br />
den und/oder privaten Kontrollstellen e<strong>in</strong>es Mitgliedstaats<br />
um die desjenigen Mitgliedstaats handelt, aus dem die g.U.<br />
stammt.<br />
76. Die Worte „zu kontrollierenden Erzeuger oder Verarbeiter“<br />
<strong>in</strong> Art. 10 III der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92,<br />
das <strong>in</strong> Art. 10 VI vorgesehene Recht der Erzeuger auf Zugang<br />
zum Kontrollsystem und deren Verpflichtung nach<br />
Art. 10 VII, die Kosten der Kontrollen zu tragen, bestätigen,<br />
dass Art. 10 der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 für<br />
die Verpflichtungen der Mitgliedstaaten gilt, aus denen die<br />
g.U. stammt.<br />
77. Für diese Auslegung sprechen auch Art. 4 II lit. g i.V.<br />
mit Art. 5 III und IV der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92,<br />
wonach der E<strong>in</strong>tragungsantrag die Spezifikation umfassen<br />
muss und an den Mitgliedstaat zu richten ist, <strong>in</strong> dessen Hoheitsgebiet<br />
sich das geografische Gebiet bef<strong>in</strong>det, und die<br />
Spezifikation m<strong>in</strong>destens Angaben zu der Kontrolle<strong>in</strong>richtung<br />
oder den Kontrolle<strong>in</strong>richtungen nach Art. 10 enthalten<br />
muss.<br />
78. Daraus folgt, dass es sich bei den Kontrolle<strong>in</strong>richtungen,<br />
die für die E<strong>in</strong>haltung der Spezifikation der g.U.<br />
zu sorgen haben, um die desjenigen Mitgliedstaats handelt,<br />
aus dem die fragliche g.U. stammt. Die Kontrolle der E<strong>in</strong>haltung<br />
der Spezifikation der g.U. „Parmigiano Reggiano“<br />
obliegt also nicht den deutschen Kontrolle<strong>in</strong>richtungen.<br />
79. Art. 13 I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 gebietet<br />
zwar den Schutz der e<strong>in</strong>getragenen Bezeichnungen<br />
gegen jede „widerrechtliche Aneignung, Nachahmung oder<br />
Anspielung, selbst wenn der wahre Ursprung des Erzeugnisses<br />
angegeben ist oder wenn die geschützte Bezeichnung<br />
<strong>in</strong> Übersetzung oder zusammen mit Ausdrücken wie ‚Art‘,<br />
‚Typ‘, ‚Verfahren‘, ‚Fasson‘, ‚Nachahmung‘ oder dergleichen<br />
verwendet wird“.<br />
80. Die Kommission hat jedoch zum e<strong>in</strong>en nicht nachgewiesen,<br />
dass die Bundesrepublik Deutschland gegen ihre<br />
Verpflichtungen aus der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92<br />
verstoßen hat, und zum anderen nichts vorgetragen, was<br />
darauf h<strong>in</strong>weise, dass Maßnahmen wie die <strong>in</strong> Rdnr. 63 des<br />
vorliegenden Urteils genannten nicht erlassen worden oder<br />
zum Schutz der g.U. „Parmigiano Reggiano“ nicht geeignet<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
81. Nach alledem ist festzustellen, dass die Kommission<br />
nicht den Beweis erbracht hat, dass die Bundesrepublik<br />
Deutschland dadurch gegen ihre Verpflichtungen aus<br />
Art. 13 I lit. b der Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 verstoßen<br />
hat, dass sie es förmlich ablehnte, die Verwendung<br />
der Bezeichnung „Parmesan“ bei der Etikettierung von Erzeugnissen,<br />
die nicht der Spezifikation der g.U. „Parmigiano<br />
Reggiano“ entsprechen, <strong>in</strong> ihrem Staatsgebiet zu<br />
ahnden.
1<br />
„Parmesan“, e<strong>in</strong>getragene Bezeichnung, Verwechselungsgefahr, „Parmigiano Reggiano“,<br />
Gattungsbezeichnung, Unterlassung, Schadensersatz<br />
LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06<br />
UWG § 8 III Nr. 2; MarkenG § 135 I; Verordnung (EG)<br />
510/2006 Art. I<br />
[…]<br />
LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 «<br />
1. Die Beklagte wird verurteilt, es bei Meidung e<strong>in</strong>es vom<br />
Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden<br />
Ordnungsgeldes, und für den Fall, dass dieses nicht<br />
beigetrieben werden kann, e<strong>in</strong>er Ordnungshaft oder e<strong>in</strong>er<br />
Ordnungshaft bis zu sechs Monaten (Ordnungsgeld im<br />
E<strong>in</strong>zelfall höchstens € 250.000,00; Ordnungshaft <strong>in</strong>sgesamt<br />
höchstens zwei Jahre, Ordnungshaft zu vollziehen an<br />
den Geschäftsführer) zu unterlassen,<br />
e<strong>in</strong>en Käse unter der Bezeichnung „Parmigiano“ oder<br />
„Bio-Parmesan“ oder „Parmesan“ herzustellen, zu bewerben,<br />
feil zu halten oder <strong>in</strong> Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, wenn dieser<br />
nicht den Spezifikationen der EU-Verordnung 510/2006<br />
entspricht und nicht im Ursprungsgebiet der EU-Verordnung<br />
hergestellt worden ist.<br />
Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.<br />
2. Von den Kosten des Rechtsstreits haben die Kläger<strong>in</strong> 1/5<br />
und die Beklagte 4/5 zu tragen.<br />
3. Das Urteil ist für die Kläger<strong>in</strong> gegen Sicherheitsleistung<br />
<strong>in</strong> Höhe von 60.000,00 € vorläufig vollstreckbar, für die<br />
Beklagte gegen Sicherheitsleistung <strong>in</strong> Höhe von 110 % des<br />
beizutreibenden Betrages.<br />
Tatbestand:<br />
Die Kläger<strong>in</strong>, bei der es sich um e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>nützigen<br />
Zusammenschluss von Käseherstellern aus der norditalienischen<br />
Region um Parma und Reggio Emilia <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er Genossenschaft italienischen Rechts handelt, nimmt<br />
die Beklagte wegen der Nutzung der Bezeichnung „Parmesan“<br />
für deren Produkte auf Unterlassung, Auskunftserteilung<br />
sowie die Feststellung des Bestehens von Schadensersatzansprüchen<br />
<strong>in</strong> Anspruch. Die Beklagte ist e<strong>in</strong> im Allgäu<br />
ansässiger Hersteller verschiedener Käsesorten, die bundesweit<br />
im E<strong>in</strong>zelhandel angeboten werden. Sie bietet unter<br />
anderem Hartkäse im Stück und gerieben als „Parmesan“<br />
sowie als „Bio-Parmesan“ an.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> verwaltet die gemäß der ehemaligen EG-Verordnung<br />
2081/92 geschützte Ursprungsbezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ und überwacht die E<strong>in</strong>haltung der für<br />
die Herstellung von unter dieser Bezeichnung <strong>in</strong> den Handel<br />
gelangenden Käse vorhandenen Standards und Vorgaben.<br />
Sie ist bei der EU-Kommission für die Ursprungsbe-<br />
zeichnung „Parmigiano Reggiano“ als Kontrollorgan e<strong>in</strong>getragen.<br />
Die EG-Verordnung 2081/92 ist zwischenzeitlich durch<br />
die EG Vorordnung 510/2006 ersetzt worden, womit <strong>in</strong>haltliche<br />
Änderungen betreffend die geschützten Bezeichnungen<br />
und die hieraus folgenden Ansprüche aber nicht<br />
verbunden waren.<br />
Als „Parmigiano Reggiano“ darf e<strong>in</strong> Lebensmittel nur <strong>in</strong><br />
den Verkehr gebracht werden, wenn es im Ursprungsgebiet<br />
hergestellt wurde und mit der Spezifikation übere<strong>in</strong>stimmt.<br />
So darf bereits nur die Rohmilch von Kühen aus dem räumlich<br />
fest umrissenen Ursprungsgebiet stammen, was auch<br />
für die verwendeten Futtermittel gilt. Erfolgt der Vertrieb<br />
<strong>in</strong> geriebener Form, muss der Käse zudem im Ursprungsgebiet<br />
gerieben und dort verpackt werden, wie sich aus<br />
Art. 1 des Erlasses des italienischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />
vom 4. November 1991 ergibt.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> erwarb im Jahre 2003 im Handel e<strong>in</strong> von der<br />
Beklagten unter der Bezeichnung „Parmesan“ hergestelltes<br />
Produkt und reichte bei der EU-Kommission Beschwerde<br />
e<strong>in</strong>, was zu e<strong>in</strong>em gegen die Bundesrepublik Deutschland<br />
gerichteten Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof<br />
(EuGH) führte, welches das Geschäftszeichen C-132/05<br />
trug. Der EuGH wies die Verletzungsklage mit Urteil vom<br />
26. Februar 2008 ab, nahm <strong>in</strong> dieser Entscheidung aber<br />
Stellung zur Frage der Zulässigkeit der Verwendung der<br />
Bezeichnung „Parmesan“ für Käse, der nicht im für die<br />
Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“ maßgeblichen Ursprungsgebiet<br />
hergestellt worden ist. Die Bundesregierung<br />
hatte <strong>in</strong> dem Verfahren die Auffassung vertreten, dass es<br />
sich bei „Parmesan“ um e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
handelt, die aus diesem Grunde nicht <strong>in</strong> den Anwendungsbereich<br />
der Verordnung 2081/92 fallen könne.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> ist der Auffassung, nach der Entscheidung des<br />
EuGH stehe fest, dass die Verwendung der Bezeichnung<br />
Parmesan für nicht aus dem Ursprungsgebiet stammenden<br />
Käse e<strong>in</strong>e Verletzung der geschützten Ursprungsangabe<br />
„Parmigiano Reggiano“ darstelle.<br />
Bei der von der Beklagten verwendeten Bezeichnung Parmesan<br />
handele es sich objektiv um e<strong>in</strong>e Übersetzung des<br />
häufig schlagwortartig auch „Parmigiano“ genannten<br />
„Parmigiano Reggiano“. Die Übersetzung sei nachweisbar<br />
über die französische Sprache erfolgt, wobei auch die Beklagte<br />
– zutreffender Weise, wie sich aus Wörterbüchern<br />
ergebe – Parmesan und Parmigiano als Übersetzungen verwende,<br />
wie die italienischsprachige Fassung ihres Internetauftritts<br />
zeige. Auch der durchschnittliche und verständige<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Verbraucher sehe den Begriff Parmesan als Übersetzungen<br />
von „Parmigiano“ an.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland sei e<strong>in</strong>es der wichtigsten<br />
Länder für den Export von Parmesan, wobei hier im<br />
Jahre 2005 annähernd 10.000 Tonnen Parmesan verzehrt<br />
worden seien. Parmesan gehöre <strong>in</strong> Deutschlands zu den<br />
fünf bekanntesten Käsesorten, wobei Me<strong>in</strong>ungsumfragen<br />
zeigten, dass 11 % aller <strong>Deutsche</strong>n zum<strong>in</strong>dest gelegentlich<br />
Parmesan nutzen. Ferner ergäben diese auch ganz klar,<br />
dass der Verbraucher ihn als italienisches Produkt ansehe.<br />
Die Beklagte stelle durch die Gestaltung ihrer Produktverpackungen<br />
selbst e<strong>in</strong>en Bezug zu Italien her, wie sich zum<br />
e<strong>in</strong>en durch die Verwendung der Farben der italienischen<br />
Flagge ersehen lassen. Zum anderen sei e<strong>in</strong>e typische norditalienische<br />
Landschaft abgebildet und es werde die Aufschrift<br />
Formaggeria, dem italienischen Begriff für Käserei,<br />
verwendet.<br />
Damit nutze die Beklagte bei ihren Produkten durch die<br />
blickfangartiges Herausstellung der Bezeichnung Parmesan<br />
und die dadurch hervorgerufene Assoziation mit der geschützten<br />
Bezeichnung „Parmigiano Reygiano“ dessen Ruf<br />
<strong>in</strong> unzulässiger Weise aus. Der Verbraucher erwarte, dass<br />
es sich bei den Produkten der Beklagten um „Parmigiano<br />
Reggiano“ handele, was aber nicht der Fall sei. Der Verbraucher<br />
erwarte jedenfalls die Herstellung <strong>in</strong> Italien, so<br />
dass e<strong>in</strong>e Täuschung des Verkehrs über deren geografische<br />
Herkunft e<strong>in</strong>trete. Zudem führe bereits die Verwendung<br />
anderer Zusatz- und Ausgangsstoffe dazu, dass die besondere<br />
Qualitätsgewähr der geschützten Ursprungsbezeichnung<br />
nicht mehr gewährleistet werden könne. Auch der<br />
Verbraucher erwarte aus e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>tragung als geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung, dass e<strong>in</strong> Produkt mit dieser Kennzeichnung<br />
den Qualitätsstandards entsprechen die zu der<br />
E<strong>in</strong>tragung der Bezeichnung geführt hoben.<br />
Für ihre Behauptung, bei dem Begriff Parmesan handele sich<br />
um e<strong>in</strong>en Gattungsbegriff, sei die Beklagte beweisbelastet.<br />
Dabei sei allerd<strong>in</strong>gs zu berücksichtigen, dass nach Art. 13<br />
Abs. 2 der Verordnung 510/2000 geschützte Namen nicht<br />
zur Gattungsbezeichnung worden können. Da Übersetzungen<br />
den e<strong>in</strong>getragenen Namen gleich stünden, könnten<br />
auch diese nicht zur Gattungsbezeichnung werden.<br />
Zudem sei die Auffassung, es handele sich bei Parmesan<br />
um e<strong>in</strong>en generischen Begriff, durch den EuGH zurückgewiesen<br />
worden. Das Gericht habe deutlich festgestellt, dass<br />
der Begriff ke<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung für e<strong>in</strong>en Hartkäse<br />
sei. Die Annahme e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung käme nur<br />
dann <strong>in</strong> Betracht, wenn diese <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des<br />
genannten Mitgliedstaats entstanden wäre. Nur wenn die<br />
Verbraucher der gesamten Europäischen Union den Begriff<br />
als Gattungsangabe verstehen würden, könne e<strong>in</strong>e Diskussion<br />
über die rechtliche Relevanz dieses Umstandes geführt<br />
werden.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 2<br />
Die Beklagte habe für ihre Behauptung nichts Relevantes<br />
vorgetragen. Sie habe lediglich e<strong>in</strong> paar Abbildungen von<br />
<strong>in</strong> der Regel ausländischen Parmesanprodukten vorgelegt,<br />
von denen völlig ungeklärt sei, wann, wo und <strong>in</strong> welchen<br />
Mengen sie überhaupt jemals produziert und <strong>in</strong> den Verkehr<br />
gebracht worden seien. Die von der Beklagten aufgefunden<br />
Käseprodukte spielten vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass<br />
im Jahr 2007 im Ursprungsgebiet <strong>in</strong>sgesamt 445 Käsereien<br />
e<strong>in</strong>e Menge von mehr als 120.000 Tonnen Parmesan hergestellt<br />
hätten, auf dem Markt überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle. Sie<br />
habe ke<strong>in</strong>e Produktion- oder Verbrauchszahlen für Käse<br />
vorgelegt, der <strong>in</strong> Deutschland oder <strong>in</strong> anderen Mitgliedstaaten<br />
unter der Bezeichnung Parmesan vertrieben werde.<br />
Die von der Beklagten weiter herangezogenen Beispiele für<br />
die Parmesan-ähnliche Bezeichnung von nicht aus dem Ursprungsgebiet<br />
stammendem Käse seien untauglich. Soweit<br />
derartige Bezeichnungen verwendet würden, gehe die Kläger<strong>in</strong><br />
hiergegen vor.<br />
Es habe nie e<strong>in</strong>en Entwurf e<strong>in</strong>er Verordnung gegeben, <strong>in</strong><br />
dem der Begriff Parmesan als e<strong>in</strong> generischer Begriff bezeichnet<br />
worden wäre. In der Verordnung 1107/96 se<strong>in</strong>en<br />
am Ende e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Bezeichnungen explizit vom<br />
Schutz ausgenommen worden, weil sie zu Gattungsbezeichnung<br />
geworden waren. Der Begriff Parmesan sei dort<br />
gerade nicht genannt.<br />
Die EG-Etikettierungsrichtl<strong>in</strong>ie spiele für den vorliegenden<br />
Fall ersichtlich ke<strong>in</strong>e Rolle. Dies gelte auch für das von<br />
der Beklagten vorgelegte 27 Jahre alte Heftchen, <strong>in</strong> dem<br />
erkennbar nur die Äußerungen der beiden Autoren wiedergegeben<br />
würden. Es handele sich um ke<strong>in</strong>e Verlautbarung<br />
der Kläger<strong>in</strong> selbst.<br />
Ebenso wenig hätten die Ausführung der Beklagten über<br />
die zolltarifliche statistische Nomenklatur mit dem hier zu<br />
entscheidenden Fall etwas zu tun, da es nicht auf die Frage<br />
ankomme, wie viel geriebener Käse <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />
importiert und exportiert werde, sondern alle<strong>in</strong> darauf, wie<br />
viel gefälschter Parmesan unter dieser Bezeichnung im Umlauf<br />
sei. Die Handelsregisterauszüge von italienischen Unternehmen<br />
sagten überhaupt nichts dazu aus, aus welchem<br />
Gebiet der von diesen vertriebene Käse stamme. Schließlich<br />
könne sich die Beklagte nicht auf Entwurfstexte zum Codex<br />
Alimentarius stützen, die gerade nicht verabschiedet<br />
worden seien.<br />
Durch den auf ihren Produkten vorhandenen H<strong>in</strong>weis auf<br />
e<strong>in</strong> „orig<strong>in</strong>al italienisches Rezept“ räume die Beklagte letztlich<br />
selbst e<strong>in</strong>, dass Parmesan gerade ke<strong>in</strong> Gattungsbegriff<br />
sei, da es sonst ke<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>al gäbe.<br />
Von e<strong>in</strong>er Verwirkung der streitgegenständlichen Ansprüche<br />
der Kläger<strong>in</strong> könne nicht ausgegangen werden. Sie<br />
habe unmittelbar nach erstmaliger Kenntnis von den hier<br />
angegriffenen Produkten der Beklagten im Jahr 2003 Beschwerde<br />
zur Europäischen Kommission e<strong>in</strong>gelegt und
3<br />
LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 «<br />
auch <strong>in</strong> der Folge ke<strong>in</strong>erlei Ansche<strong>in</strong> gesetzt, sie würde das<br />
Vorhalten beziehungsweise die Produkte der Beklagten h<strong>in</strong>nehmen.<br />
Zuvor habe sie ke<strong>in</strong>erlei Kenntnis von e<strong>in</strong>em Parmesan<br />
unter der Marke „X“ gehabt, wobei sie bestreite,<br />
dass dieser tatsächlich seit 1987 hergestellt werde. Im Übrigen<br />
scheide e<strong>in</strong>e Verwirkung aus dem Grunde aus, dass<br />
e<strong>in</strong> öffentliches Interesse an der Ausschaltung von Irreführungstatbeständen<br />
bestehe.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> dulde weder <strong>in</strong> Deutschland noch <strong>in</strong> Italien<br />
den Missbrauch der Begriffe Parmesan oder „Parmigiano<br />
Reggiano“. Vielmehr schreite sie im Rahmen ihrer f<strong>in</strong>anziellen<br />
Möglichkeiten gegen jede ihr bekannte Verletzung<br />
e<strong>in</strong>. Die zeige die Vielzahl von Unterlassungserklärungen<br />
die sie auch <strong>in</strong> jüngerer Vergangenheit von Käseherstellern<br />
erwirkt habe.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> beantragt,<br />
die Beklagte zu verurteilen,<br />
a) es bei Meidung e<strong>in</strong>es vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung<br />
festzusetzenden Ordnungsgeldes, und für<br />
den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, e<strong>in</strong>er<br />
Ordnungshaft oder e<strong>in</strong>er Ordnungshaft bis zu sechs Monaten<br />
(Ordnungsgeld im E<strong>in</strong>zelfall höchstens € 250.000,00;<br />
Ordnungshaft <strong>in</strong>sgesamt höchstens zwei Jahre, Ordnungshaft<br />
zu vollziehen an den Geschäftsführer) zu unterlassen,<br />
e<strong>in</strong>en Käse unter der Bezeichnung „Parmigiano“ oder<br />
„Bio-Parmesan“ oder „Parmesan“ herzustellen, zu bewerben,<br />
feil zu halten oder <strong>in</strong> Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, wenn dieser<br />
nicht den Spezifikationen der EU-Verordnung 510/2006<br />
entspricht und nicht im Ursprungsgebiet der EU-Verordnung<br />
hergestellt worden ist.<br />
2. die Beklagte zu verurteilen, der Kläger<strong>in</strong> Auskunft über<br />
die Umsätze zu erteilen, die mit nach Antrag 1 gekennzeichneten<br />
Waren erzielt wurden, sowie über den Umfang<br />
und die Art der getätigten Werbung, jeweils aufgegliedert<br />
nach Kalendervierteljahres und Bundesländern und zwar<br />
(1) der e<strong>in</strong>zelnen Angebote, aufgeschlüsselt nach Angebotsmengen,<br />
-zeiten, und -preisen sowie Typenbezeichnungen,<br />
(2) der e<strong>in</strong>zelnen Lieferungen, aufgeschlüsselt nach Liefermengen,<br />
-zeiten und -preisen sowie Typenbezeichnungen,<br />
(3) der betriebenen Werbung, aufgeschlüsselt nach Werbeträgern,<br />
deren Auflagen, Verbreitungszeiträumen und Verbreitungsgebieten,<br />
(4) der nach den e<strong>in</strong>zelnen Kostenfaktoren aufgeschlüsselten<br />
Gestehungskosten und des erzielten Gew<strong>in</strong>ns.<br />
3. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kläger<strong>in</strong><br />
allen Schaden zu ersetzen, der dieser aus den <strong>in</strong> An-<br />
trag 1 beschriebenen Handlungen bereits entstanden ist<br />
oder künftig noch entstehen wird.<br />
Die Beklagte beantragt,<br />
die Klage abzuweisen.<br />
Die Beklagte bestreitet, dass die Kläger<strong>in</strong> von den streitgegenständlichen<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> erst circa 2003 erfahren<br />
habe, da sie von der Herstellung von Parmesan bereits seit<br />
vielen Jahren Kenntnis besitze. Die Beklagte selbst verwende<br />
die Bezeichnung Parmesan unter der Marke „X“<br />
seit 1987 und unter „X Bio“ seit 1994. Dies sei der Kläger<strong>in</strong><br />
beziehungsweise ihren Mitgliedern seit dieser Zeit auch<br />
bekannt. Das jetzige späte Betreiben des Rechtsstreits sei<br />
als rechtsmissbräuchlich zu werten und führe zur Vorwirkung<br />
der verme<strong>in</strong>tlichen Unterlassungsansprüche.<br />
Die Kläger<strong>in</strong> sei im Übrigen sowohl <strong>in</strong>tern als auch extern<br />
nicht im Stande, ihren eigenen satzungsmäßigen Verpflichtungen<br />
nachzukommen. Dies zeige sich dar<strong>in</strong>, dass die <strong>in</strong><br />
der Kläger<strong>in</strong> organisierten Unternehmen selbst <strong>in</strong> Deutschland<br />
Hartkäse unbestimmter Herkunft als Parmesan vermarkteten.<br />
Mit der Entscheidung des EuGH vom 26. Februar 2008<br />
sei ke<strong>in</strong>e rechtskräftige Entscheidung über die Zulässigkeit<br />
der Verwendung der Bezeichnung „Parmesan“ durch die<br />
Beklagte getroffen worden. Die Frage der Verletzung der<br />
e<strong>in</strong>getragenen Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“ durch<br />
die Verwendung der Bezeichnung Parmesan sei lediglich<br />
beiläufig anlässlich der Begründung angesprochen worden,<br />
ohne dass diese Frage als abschließend geklärt gelten<br />
könne. Der Beklagten stehe es daher frei, im hiesigen Verfahren<br />
den Beweis zu führen, dass es sich bei „Parmesan“<br />
um e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung handele, so dass für sie nach<br />
Art. 3 der EG-Verordnung 510/2006 e<strong>in</strong> absolutes E<strong>in</strong>tragungsh<strong>in</strong>dernis<br />
bestehe.<br />
Es bleibe zu betonen, dass die Bezeichnung Parmesan als<br />
solche im Geme<strong>in</strong>schaftsregister nicht e<strong>in</strong>getragen sei. Es<br />
komme mangels e<strong>in</strong>schlägiger nationaler oder geme<strong>in</strong>schaftlicher<br />
Rechtsvorschriften betreffend die Bezeichnung<br />
Parmesan darauf an, die bestehende Situation <strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten<br />
und <strong>in</strong> den Verbrauchsgebieten zu klären.<br />
Bei Parmesan handele sich nicht um e<strong>in</strong>e Übersetzung der<br />
geschützten Ursprungsbezeichnung „Parmigiano Reggiano“,<br />
da zwischen der gesamten zusammengesetzten Bezeichnung<br />
und deren e<strong>in</strong>zelnen Bestandteilen zu unterscheiden<br />
sei. Für ihre gegenteilige Behauptung habe die Kläger<strong>in</strong><br />
ke<strong>in</strong>e schlüssigen Beweise angeboten. Zudem müsse der<br />
Übersetzungsschutz aus Artikel 13 Abs.1 lit. b. der EG-Verordnung<br />
510/2006 dort se<strong>in</strong>e Grenze f<strong>in</strong>den, wo Art. 3 der<br />
Verordnung e<strong>in</strong>schlägig sei. Auch aus dem Zusatzprotokoll<br />
zum Österreichisch-Italienischen Abkommen vom 22. September<br />
1972 zeige sich, dass die Bezeichnung Parmesan ge-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
ade ke<strong>in</strong>e Übersetzung von „Parmigiano Reggiano“ ist, da<br />
e<strong>in</strong>e solche dort nicht aufgeführt sei. Zudem sei <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass die Bezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ frühestens seit den 1950er Jahren<br />
verwendet werde, die Bezeichnung Parmesan aber schon<br />
Jahrhunderte davor.<br />
Der Begriff „Parmesan“ werde seit langem für geriebenen<br />
oder zum Reiben bestimmten Hartkäse unspezifisch Herkunft<br />
auf dem deutschen, europäischen und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Markt verwendet. Dies geschehe auch durch italienische<br />
Hersteller wie <strong>in</strong> der Kläger<strong>in</strong> organisierte Unternehmen.<br />
Gegen diese langjährige Praxis seien weder die<br />
Kläger<strong>in</strong> noch die italienischen Behörden e<strong>in</strong>geschritten.<br />
So habe auch am 24. Juni 1997 Generalanwalt Colomer <strong>in</strong><br />
der Rechtssache C-317/95 ausgeführt, dass Parmesan-Käse<br />
von e<strong>in</strong>er Herkunftsangabe zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
geworden sei.<br />
Auch aus dem bilateralen Abkommen zwischen Deutschland<br />
und Italien vom 23. Juli 1963 ergebe sich, dass lediglich<br />
„Parmigiano Reggiano“ als Ursprungsbezeichnung geschützt<br />
sei. Dies sei deshalb erfolgt, weil die Bezeichnung<br />
„Parmigiano“ seit langem auch <strong>in</strong> Italien als Gattungsbezeichnung<br />
angesehen werde, wie italienische Gerichtsentscheidungen<br />
belegten. Erst mit dem Abkommen von<br />
Mantua vom 3. August 1999 sei <strong>in</strong> Italien der Versuch unternommen<br />
worden, die Bezeichnung „Parmesan“ beziehungsweise<br />
„Parmigiano“ zu e<strong>in</strong>er Ursprungsbezeichnung<br />
zurückzuentwickeln. Allerd<strong>in</strong>gs lasse die italienische Regierung<br />
auch heute noch die Verwendung der Bezeichnung<br />
Parmesan zum Zweck des Exports für Hartkäse unspezifischer<br />
Herkunft durch italienische Hersteller zu, wie e<strong>in</strong><br />
2005 <strong>in</strong> Polen als „Parm<strong>in</strong>o“ und e<strong>in</strong> 2000 <strong>in</strong> Deutschland<br />
gekauftes Produkt zeigten. Weitere Beispiele des Vortriebs<br />
italienischen Hartkäses unspezifischer Herkunft <strong>in</strong> Deutschland<br />
unter der Bezeichnung Parmesan <strong>in</strong> den 90er Jahren,<br />
die nicht den Bed<strong>in</strong>gungen des Schutzes von „Parmigiano<br />
Reggiano“ nach der EG-VO 510/2006 entsprächen, seien<br />
<strong>in</strong> den Anlagen B 1 und B 2 wiedergegeben.<br />
Im Jahr 1995 sei im Codex Alimentarius Comittee für<br />
Milch und Milcherzeugnisse die Aufnahme e<strong>in</strong>es Standards<br />
für Parmesan beschlossen worden, der <strong>in</strong>zwischen allerd<strong>in</strong>gs<br />
von e<strong>in</strong>igen Mitgliedstaaten der EU blockiert werde.<br />
Diese Diskussion müsse bei der Frage, ob e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
vorliege, beachtet werden.<br />
Der Verbraucher <strong>in</strong> Deutschland verstehe unter Parmesan<br />
gerade ke<strong>in</strong>en „Parmigiano Reggiano“. Die Beklagte bestreite<br />
den von der Kläger<strong>in</strong> behaupteten Prozentsatz der<br />
<strong>Deutsche</strong>n, die Parmesan <strong>in</strong> Form von „Parmigiano Reggiano“<br />
benutzen sollen. Vielmehr gehe der <strong>in</strong>ländische<br />
Verkehr – wie etwa bei Edamer – davon aus, dass e<strong>in</strong> als<br />
Parmesan bezeichnetes Erzeugnis nicht zw<strong>in</strong>gend aus dem<br />
Gebiet der geschützten Ursprungsbezeichnung stamme,<br />
sondern wie Pizza oder Spaghetti sich von der ursprüng-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 4<br />
lichen Herkunft losgelöst hat und national, europaweit<br />
und/oder weitweit hergestellt und unter dieser Bezeichnung<br />
vertrieben werde.<br />
Auch die Kläger<strong>in</strong> selbst habe bis 1999 die Auffassung vertreten,<br />
die Bezeichnung Parmesan sei e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung.<br />
Dies zeige der Inhalt der Broschüre „Zu Tisch mit<br />
dem König der Käse, Kochen mit Parmigiano-Reggiano“,<br />
die von der Kläger<strong>in</strong> mit herausgegeben worden sei. Diese<br />
1981 aufgelegte Broschüre sei auch heute noch im Handel<br />
erhältlich.<br />
Generalanwalt Mazak sei <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schlussanträgen zur<br />
Rechtssache C-132/05 vom 28. Juni 2007 zu Recht zu<br />
dem Ergebnis gelangt, dass die Klärung, ob e<strong>in</strong>e Anspielung<br />
vorliege, den nationalen Gerichten überlassen bleibe.<br />
Die Verwendung der ersten vier Buchstaben könne ke<strong>in</strong>e<br />
Anspielung se<strong>in</strong>, da die Kläger<strong>in</strong> beziehungsweise ihre Mitglieder<br />
es zuließen, dass die angeschlossenen Hersteller<br />
diese Buchstabenfolge für den Vertrieb gleichartiger Waren<br />
<strong>in</strong> den Mitgliedstaaten verwendeten. Beispiele hierfür seien<br />
die Bezeichnungen „Parmisea“, „Parmella“ und „Parmonia“.<br />
Die EG-VO 2081/92 habe ursprünglich e<strong>in</strong>e Liste von Gattungsbezeichnungen<br />
vorgesehen, die die Abgrenzung solcher<br />
Bezeichnungen zu den beantragten Ursprungsbezeichnungen<br />
erlauben sollte. E<strong>in</strong>e solche Liste sei letztlich von<br />
der EU-Kommission aber nicht zur Verabschiedung gestellt<br />
worden, obwohl die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Ursprungsbezeichnung<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den Gewerbebetrieb beziehungsweise<br />
das Eigentum als verfassungsmäßig geschützte Rechte bedeute,<br />
wie der vorliegende Fall belege. Hier müsse auch auf<br />
die Warenverkehrsfreiheit im B<strong>in</strong>nenmarkt h<strong>in</strong>gewiesen<br />
und auf den Umstand h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die EG-<br />
Etikettierugsrichtl<strong>in</strong>ie 2000/13/EG die Verwendung von<br />
Gattungsbezeichnungen vorschreibe, h<strong>in</strong>gegen geschützte<br />
Ursprungsbezeichnungen nicht vorsehe.<br />
Aufgrund des bilateralen Abkommens zwischen Italien und<br />
Deutschland von 1963 sei das Territorialitätspr<strong>in</strong>zip durchbrochen<br />
und die Rechtslage des Schutzlandes im anderen<br />
Staat von dessen Geliebten anzuwenden. Dennoch habe es<br />
seit über 40 Jahren ke<strong>in</strong>e Klage italienischer Hersteller <strong>in</strong><br />
Deutschland gegeben.<br />
Nach dem Zolltarif und der amtlichen Statistik ergebe sich<br />
e<strong>in</strong>e gesamte Exportmengen geriebenem Käse aus Deutschland<br />
<strong>in</strong> Höhe von 8.393 t bei e<strong>in</strong>er Gesamtimportmenge<br />
von 15.959 t. Die Vorlage von Herstellungs- und Verbrauchszahlen<br />
<strong>in</strong> der EU könne aber nicht alle<strong>in</strong> maßgeblich<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Die Beklagte behauptet, sich für ihre Produktaufmachung<br />
nicht an Italien anzulehnen, da sie dieselbe Aufmachung<br />
für alle ihre Produkte verwende, so auch für Gouda, Emmentaler<br />
und Bergkäse.
5<br />
LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 «<br />
Da die Bezeichnung Parmesan von der Beklagten bereits<br />
weit vor dem Inkrafttreten der EG-VO 2081/92 benutzt<br />
werde, würde das Verbot der Verwendung dieser Bezeichnung<br />
e<strong>in</strong>en unzulässigen E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> ihren Gewerbebetrieb<br />
bedeuten.<br />
Die Beklagte ist der Auffassung, die Ausführungen der Kläger<strong>in</strong><br />
zielten alle<strong>in</strong> darauf ab, e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
zu relokalisieren, was aber nur unter der beschränkten Bed<strong>in</strong>gung<br />
der ausschließlichen Benutzung der Bezeichnung<br />
durch die Kläger<strong>in</strong> der Fall wäre. Tatsächlich nutzte die<br />
Kläger<strong>in</strong> aber die Bezeichnung Parmesan überhaupt nicht.<br />
Sie sei im Übrigen für die Relokalisierung dieser Bezeichnung<br />
beweispflichtig.<br />
Es werde ferner bestritten, dass die Beklagte das e<strong>in</strong>zige<br />
Unternehmen <strong>in</strong> der EU sei, das die Bezeichnung Parmesan<br />
verwende.<br />
Die Beklagte erhebt schließlich den E<strong>in</strong>wand der Verjährung.<br />
Wegen der weiteren E<strong>in</strong>zelheiten des Sach- und Streitstandes<br />
wird auf die von den Parteien zu den Akten gereichten<br />
Schriftsätze nebst Anlagen sowie die Sitzungsniederschrift<br />
vom 25. März 2008 Bezug genommen.<br />
Entscheidungsgründe:<br />
Die Klage war ... aus dem Tenor ersichtlichen Umfang begründet,<br />
im Übrigen h<strong>in</strong>gegen unbegründet und <strong>in</strong>soweit<br />
abzuweisen.<br />
A. Die Kläger<strong>in</strong> besitzt gegen die Beklagte e<strong>in</strong>en Unterlassungsanspruch<br />
betreffend die Verwendung der Bezeichnungen<br />
„Parmigiano“ oder „Bio-Parmesan“ oder „Parmesan“<br />
für Käseprodukte, die nicht den für das Erzeugnis<br />
„Parmigiano Reggiano“ bestehenden Spezifikationen im<br />
S<strong>in</strong>ne der EG-Verordnung 510/2006 entsprechen. Dieser<br />
Anspruch ergibt sich aus Art. 13 Abs. 1 lit. b der EG-Verordnung<br />
510/2006 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit § 135 Abs. 1 MarkenG<br />
und § 8 Abs. 3 Nr. 2 UWG.<br />
1. Das angerufene Gericht war nach Maßgabe der § 40 MarkenG,<br />
32 ZPO zur Entscheidung des Rechtsstreits berufen.<br />
Zwar richtet sich auch <strong>in</strong> Markensachen die gerichtliche Zuständigkeit<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie nach dem Ort der geschäftlichen<br />
Niederlassung des <strong>in</strong> Anspruch genommenen Verletzers, welcher<br />
sich vorliegend <strong>in</strong> Wangen/Bayern bef<strong>in</strong>det. Alternativ<br />
besteht jedoch der Gerichtsstand des Handlungs- beziehungsweise<br />
Erfolgsorts. Die von der Kläger<strong>in</strong> gerügte Verletzungshandlung<br />
des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens von Käse unter den Bezeichnungen<br />
„Parmesan“ und „Bio-Parmesan“ fand nach ihrem<br />
unbestritten gebliebenen Vortrag auch <strong>in</strong> Ladengeschäften<br />
im Land Berl<strong>in</strong> statt, womit e<strong>in</strong> Erfolgsort der behaupteten<br />
tatbestandsmäßigen Handlung <strong>in</strong> Form- e<strong>in</strong>er Verletzung der<br />
geschützten Ursprungsbezeichnung „Parmigiano Reggiano“<br />
(auch) im Bezirk des Landgerichts Berl<strong>in</strong> lag.<br />
2. Die Regelung des § 135 MarkenG ergänzt die <strong>in</strong> den<br />
Artikeln 8 und 13 der ehemaligen EG-Verordnung 2081/92<br />
vorgesehenen Schutzrechte im nationalen Recht um e<strong>in</strong>e<br />
zivilrechtliche Sanktion <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Unterlassungsanspruchs.<br />
Zu dessen Geltendmachung s<strong>in</strong>d nach dem Wortlaut<br />
der Norm die nach § 13 Abs. 2 des Gesetzes gegen den<br />
unlauteren Wettbewerb Berechtigten befugt. Soweit der<br />
Wortlaut des § 135 MarkenG nicht mehr mit der aktuellen<br />
Rechtslage übere<strong>in</strong>stimmt, ist e<strong>in</strong>e Bezugnahme auf die entsprechenden<br />
Nachfolgeregelungen auch ohne Analogiebildung<br />
möglich, da Artikel 13 der EG-Verordnung 510/2006<br />
mit Artikel 13 der EG-Verordnung 2081/92 übere<strong>in</strong>stimmt<br />
und § 13 Abs. 2 UWG a. F. nach der Novellierung dieses<br />
Gesetzes <strong>in</strong> § 8 Abs. 3 UWG im Wesentlichen <strong>in</strong>haltsgleich<br />
erhalten geblieben ist.<br />
3. Die Kläger<strong>in</strong> war nach § 8 Abs. 3 Nr. 2 UWG aktiv legitimiert,<br />
da sie – unwidersprochen durch die Beklagte – geltend<br />
gemacht hat, dass es sich bei ihr um e<strong>in</strong>en rechtsfähigen<br />
Verband zur Förderung gewerblicher Interessen im<br />
S<strong>in</strong>ne dieser Vorschrift handelt. Sie ist als Genossenschaft<br />
italienischen Rechts e<strong>in</strong>e körperschaftlich strukturierte Person<br />
des Privatrechts, die nach Art. 5 ihrer Satzung für ihre<br />
Mitglieder die Interessen am Schutz der Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ wahrnimmt und <strong>in</strong> diesem<br />
Rahmen auch berechtigt ist, deren Belange im Verletzungsfall<br />
gerichtlich durchzusetzen. Ferner gehören ihr mit fast<br />
500 Käsereien e<strong>in</strong>e erhebliche Anzahl von Unternehmen<br />
an, die Waren herstellen, welcher die Ursprungsbezeichnung<br />
für sich <strong>in</strong> Anspruch nehmen können.<br />
Soweit die Beklagte e<strong>in</strong>wendet, die Kläger<strong>in</strong> sei „sowohl<br />
<strong>in</strong>tern als auch extern nicht im Stande, Ihren eigenen satzungsmäßigen<br />
Verpflichtungen nachzukommen“, war dies<br />
nicht h<strong>in</strong>reichend substantiiert. Zum e<strong>in</strong>en hat die Beklagte<br />
ihre <strong>in</strong> diesem Zusammenhang aufgestellte Behauptung, die<br />
<strong>in</strong> der Kläger<strong>in</strong> organisierten Unternehmen vermarkteten<br />
<strong>in</strong> Deutschland selbst Hartkäse, der die für „Parmigiano<br />
Reggiano“ geltenden Spezifikationen nicht e<strong>in</strong>hielt, nicht<br />
h<strong>in</strong>reichend unterlegen können. Die Beklagte bezieht sich<br />
<strong>in</strong> diesem Zusammenhang lediglich auf die als Anlagen B 1<br />
und B 2 <strong>in</strong> schlechter Fotokopie vorgelegten Ablichtungen<br />
von Produktverpackungen, deren Inhalt offenbar durch<br />
das <strong>in</strong> Parma ansässige Unternehmen Fall<strong>in</strong>i Stefano hergestellt<br />
worden ist. Da der Sitz im Ursprungsgebiet liegt, war<br />
<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise evident, dass die fraglichen Produkte nicht<br />
den Spezifikationen entsprechen, da – anders etwa als bei<br />
der Anlage A 18 – nicht von e<strong>in</strong>er Mischung verschiedener<br />
Hartkäse die Rede ist. Zudem hat die Beklagte sich worauf<br />
die Kläger<strong>in</strong> zu Recht h<strong>in</strong>weist, jeglicher Ausführungen<br />
dazu enthalten, wann und wo diese Produkte auf den<br />
Markt gelangt se<strong>in</strong> sollen. Demgegenüber hat die Kläger<strong>in</strong><br />
mehrere Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit e<strong>in</strong>reichen<br />
können, <strong>in</strong> denen sie Unternehmen wegen e<strong>in</strong>er unzulässigen<br />
Nutzung der Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“<br />
erfolgreich auf Unterlassung <strong>in</strong> Anspruch genommen hat.<br />
Der Nachweis e<strong>in</strong>er flächendeckenden und lückenlosen eu-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
opaweiten Marktbeobachtung, die weder f<strong>in</strong>anziell noch<br />
personell zu leisten se<strong>in</strong> dürfte, war für das Bestehen der<br />
Aktivlegitimation nach § 135 Abs. 1 MarkenG nicht erforderlich.<br />
4. Die Verwendung der Bezeichnungen „Parmigiano“,<br />
„Bio-Parmesan“ oder „Parmesan“ für von der Beklagten<br />
im Allgäu <strong>in</strong> Deutschland hergestellten Hartkäse verstößt<br />
gegen Art. 13 Abs. 1 lit. b) der EG-Verordnung 510/2006.<br />
a) Aus Art. 13 Abs. 1 der EG-Verordnung 510/2006 ergibt<br />
sich, dass e<strong>in</strong>getragene Bezeichnungen e<strong>in</strong>en außerordentlich<br />
weiten Schutz genießen. Insbesondere ist nicht nur<br />
jede direkte, sondern auch jede „<strong>in</strong>direkte kommerzielle<br />
Verwendung“ e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>getragenen Bezeichnung verboten<br />
(Art. 13 Abs. 1 lit. a), sowie jede widerrechtliche Aneignung,<br />
Nachahmung oder Anspielung, selbst wenn der tatsächliche<br />
Ursprung des Erzeugnisses angegeben ist oder<br />
wenn der geschützte Name <strong>in</strong> Übersetzung verwendet wird<br />
(Art. 13 Abs. 1 lit. b). Untersagt s<strong>in</strong>d weiter alle „sonstigen<br />
falschen oder irreführenden Angaben, die sich auf Herkunft,<br />
Ursprung, Natur oder wesentliche Eigenschaften der<br />
Erzeugnisse beziehen“ (Art. 13 Abs. 1 lit. c) sowie „alle<br />
sonstigen Praktiken, die geeignet s<strong>in</strong>d, das Publikum über<br />
den wahren Ursprung des Erzeugnisses irrezuführen“<br />
(Art. 13 Abs. 1 lit. d). Aus diesem weiten Verbietungsrecht<br />
lässt sich entnehmen, dass der Verordnungsgeber von<br />
e<strong>in</strong>em umfassenden kollektiven Ausschließlichkeitsrecht<br />
zum Schutz geografischer Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />
ausgeht (vgl. auch OLG Hamburg, GRUR-RR<br />
2004, 36, 37 zur Vorgänger-Verordnung 2081/92).<br />
b) Zwischen den Parteien war unstreitig, dass die von der<br />
Beklagten hergestellten und mit der Klage angegriffenen<br />
Käseprodukte nicht die Voraussetzungen erfüllen, um die<br />
geschützte Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“ für sich <strong>in</strong><br />
Anspruch nehmen zu können, da die Herstellung nicht im<br />
Ursprungsgebiet <strong>in</strong> Italien, sondern <strong>in</strong> Deutschland stattf<strong>in</strong>det.<br />
c) Ebenso unstreitig war der Umstand, dass „e<strong>in</strong>getragener<br />
Name“ im S<strong>in</strong>ne des Art. 13 der EG-Verordnung<br />
510/2006 lediglich die Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“<br />
<strong>in</strong> ihrer zusammengesetzten Form ist und weitere<br />
E<strong>in</strong>tragungen weder für die Bestandteile dieser Bezeichnung<br />
noch für die Bezeichnung „Parmesan“ existieren.<br />
Zu den Gründen hierfür f<strong>in</strong>den sich Ausführungen<br />
des Generalanwalts Leger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schlussanträgen zur<br />
Rechtssache C-66/00 – Dante Bigi, <strong>in</strong> denen er mitteilt,<br />
dass die Doppelbezeichnung gewählt worden sei, da der<br />
zu schützende Hartkäse nicht lediglich <strong>in</strong> der Stadt Parma<br />
und Umgebung, sondern auch im geografischen Gebiet<br />
Reggion nell’Emilia hergestellt werde und sämtlichen Erzeugern<br />
der fraglichen Gebiete der Schutz der Verordnung<br />
habe zu Gute kommen sollen. Zudem sei die italienische<br />
Regierung von der Übere<strong>in</strong>stimmung beziehungsweise<br />
Gleichwertigkeit der e<strong>in</strong>getragenen Bezeichnung mit<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 6<br />
„Parmigiano“ und „Parmesan“ ausgegangen. Diese E<strong>in</strong>schätzung<br />
konnte aber für die Frage, ob sich der Schutz<br />
tatsächlich auch auf die beiden zuletzt genannten Bezeichnungen<br />
erstreckt, nicht vorgreiflich se<strong>in</strong>.<br />
d) Aufgrund des oben beschriebenen weiten Schutzumfangs,<br />
den Art. 13 der EG-Verordnung 510/2006 den e<strong>in</strong>getragenen<br />
Namen gewährt, kann aber auf der anderen<br />
Seite nicht der Schluss gezogen werden, dass die Verwendung<br />
anderer Bezeichnungen als „Parmigiano Reggiano“<br />
zulässig ist, wie die gemäß Abs. 1 lit. a. bis lit. d. zu unterlassenden<br />
Handlungsalternativen zeigen.<br />
e) Die Kammer g<strong>in</strong>g mit dem EuGH (Urteil vom 26. Februar<br />
2008, Rechtssache C-132/05, Rz. 46 ff.) davon aus,<br />
dass es sich bei der Bezeichnung „Parmesan“ um e<strong>in</strong>e Anspielung<br />
auf die geschützte Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“<br />
handelt, auch wenn beide Bezeichnungen möglicher<br />
Weise unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung<br />
nicht gleichgesetzt werden können.<br />
Die Bedeutung und Reichweite des <strong>in</strong> Art. 13 Abs. 1 lit. b.<br />
verwendeten Begriffs der „Anspielung“ wird <strong>in</strong> der EG-Verordnung<br />
510/2006 nicht weiter erläutert. Der EuGH hat<br />
ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er früheren Entscheidung dah<strong>in</strong> gehend konkretisiert,<br />
dass e<strong>in</strong>e Anspielung auf e<strong>in</strong>e geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
auch dann vorliegen kann, wenn ke<strong>in</strong>erlei Gefahr<br />
der Verwechselung zwischen den betroffenen Erzeugnissen<br />
besteht und wenn für die Bestandteile der Referenzbezeichnung,<br />
die <strong>in</strong> dem streitigen Ausdruck übernommen<br />
werden, ke<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftsrechtlicher Schutz gelten würde<br />
(vgl. EuGH, GRUR Int 1999, 443, 445 – Gorgonzola/Cambozola).<br />
Damit ist dieses Tatbestandsmerkmal grundsätzlich<br />
weiter zu verstehen als die im deutschen Markenrecht<br />
bei der Ähnlichkeit zweier Zeichen für das Entstehen von<br />
Unterlassungsansprüchen erforderliche Verwechselungsgefahr.<br />
Der Gerichtshof hat nunmehr <strong>in</strong> der Entscheidung zur<br />
Rechtssache C-132/05 <strong>in</strong> Rz. 44 weiter ausgeführt, dass<br />
dieser Begriff auch e<strong>in</strong>e Fallgestaltung erfasst, <strong>in</strong> der der<br />
zur Bezeichnung e<strong>in</strong>es Erzeugnisses verwendete Ausdruck<br />
e<strong>in</strong>en Teil e<strong>in</strong>er geschützten Bezeichnung <strong>in</strong> der Weise e<strong>in</strong>schließt,<br />
dass der Verbraucher durch den Namen des Erzeugnisse<br />
veranlasst wird, gedanklich e<strong>in</strong>en Bezug zu der<br />
Ware herzustellen, die die Bezeichnung trägt.<br />
Die von der Beklagten vertretene Auffassung, <strong>in</strong> der Verwendung<br />
der ersten vier Buchstaben der geschützten Bezeichnung<br />
könne von vornhere<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Anspielung gesehen<br />
werden, g<strong>in</strong>g fehl, da es gerade nicht auf das Entstehen e<strong>in</strong>er<br />
Verwechselungsgefahr im engeren markenrechtlichen<br />
S<strong>in</strong>ne ankommt.<br />
Vielmehr war maßgeblich, dass zwischen den Bezeichnungen<br />
„Parmesan“ und „Parmigiano Reggiano“ e<strong>in</strong>e<br />
optische und klangliche Ähnlichkeit besteht und sich als<br />
Produkte geriebene oder zum Reiben bestimmte Hartkäse<br />
gegenüberstehen, deren Unterschiede für den Verbraucher
7<br />
LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 «<br />
nicht ohne weiteres wahrnehmbar s<strong>in</strong>d. Der Verbraucher<br />
wird jedenfalls e<strong>in</strong>en nicht <strong>in</strong> Italien hergestellten „Parmesan“-Käse<br />
gedanklich mit dem Produkt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
br<strong>in</strong>gen, das die geschützte Ursprungsbezeichnung trägt,<br />
auch wenn er auf der Verpackung über die wahre Herkunft<br />
aufgeklärt wird. Diese Information steht e<strong>in</strong>er „Anspielung“<br />
nämlich nicht entgegen, wie <strong>in</strong> Art. 13 Abs. 1<br />
lit. b der EG-Verordnung 510/2006 ausdrücklich bestimmt<br />
ist.<br />
Wie die von der Beklagten gewählte Produktverpackung<br />
zeigt, setzt sie das Entstehen e<strong>in</strong>er solchen gedanklichen<br />
Verb<strong>in</strong>dung auch ganz gezielt e<strong>in</strong>. Zwar mag es se<strong>in</strong>, dass<br />
auch anderen Verpackungen der Beklagten <strong>in</strong> den italienischen<br />
Nationalfarben grün, weiß und rot gehalten s<strong>in</strong>d,<br />
es kommt vorliegend jedoch ausschließlich auf die Wirkung<br />
im Zusammenhang mit den streitgegenständlichen<br />
Produkten an. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d auf dem Etikett e<strong>in</strong>e<br />
für Norditalien typische Landschaftsszene und das italienische<br />
Wort für Käserei (formaggeria) aufgedruckt, worauf<br />
die Kläger<strong>in</strong> zu Recht h<strong>in</strong>weist.<br />
f) Auf die zwischen den Parteien ausführlich diskutierte<br />
Frage, ob die Bezeichnung „Parmesan“ als zutreffende<br />
Übersetzung der Bezeichnung „Parmigiano Reggiano“ anzusehen<br />
ist, konnte es damit nicht mehr ankommen.<br />
5. Die Verwendung der streitgegenständlichen Bezeichnung<br />
„Parmesan“ war auch nicht aus dem Grunde zulässig, dass<br />
es sich bei ihr um e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung handelt.<br />
a) Nach Art. 3 Abs. 1 der EG-Verordnung 510/2006 dürfen<br />
Namen, die zu Gattungsbezeichnungen geworden s<strong>in</strong>d,<br />
nicht als geschützte Ursprungsbezeichnungen e<strong>in</strong>getragen<br />
werden. Dabei wird als Gattungsbezeichnung der Name<br />
e<strong>in</strong>es Agrarerzeugnisses oder e<strong>in</strong>es Lebensmittels def<strong>in</strong>iert,<br />
der sich zwar auf e<strong>in</strong>en Ort oder e<strong>in</strong> Gebiet bezieht, <strong>in</strong> dem<br />
das betreffende Agrarerzeugnis ursprünglich hergestellt<br />
oder vermarktet wurde, der jedoch <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft<br />
der geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> übliche Name für e<strong>in</strong> Agrarerzeugnis oder<br />
Lebensmittel geworden ist.<br />
Bei der Feststellung, ob e<strong>in</strong> Name zur Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist, s<strong>in</strong>d alle Faktoren und <strong>in</strong>sbesondere<br />
die bestehende Situation <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten und den<br />
Verbrauchsgebieten sowie die e<strong>in</strong>schlägigen nationalen<br />
oder geme<strong>in</strong>schaftlichen Rechtsvorschriften zu berücksichtigen.<br />
In der Rz. 53 des Urteils vom 26. Februar 2008 <strong>in</strong><br />
der Rechtssache C-132/05 hat der EuGH erweiternd festgestellt,<br />
dass im Rahmen der Beurteilung des generischen<br />
Charakters e<strong>in</strong>er Bezeichnung gemäß Art. 3 Abs. 1 der<br />
EG-Verordnung 2081/92 die Gegend der Herstellung des<br />
betreffenden Erzeugnisses sowohl <strong>in</strong>nerhalb als auch außerhalb<br />
des Mitgliedstaats, der die E<strong>in</strong>tragung der fraglichen<br />
Bezeichnung erwirkt hat, der Verbrauch dieses Erzeugnisses,<br />
das Verständnis dieser Bezeichnung durch den<br />
Verbraucher <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des genannten Mit-<br />
gliedstaats, das Bestehen e<strong>in</strong>er spezifischen nationalen Regelung<br />
für das genannte Erzeugnis und die Art der Verwendung<br />
der fraglichen Bezeichnung <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Rechtsvorschriften zu berücksichtigen ist.<br />
b) In der EG-Verordnung 510/2006 nicht ausdrücklich geregelt<br />
ist wie zu verfahren ist, wenn zwar der e<strong>in</strong>getragene<br />
Name ke<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung im S<strong>in</strong>ne des Art. 3 darstellt,<br />
dies aber für die Übersetzung des Namens, e<strong>in</strong>es Teils<br />
davon oder für Begriffe gilt, die als unzulässige Anspielung<br />
auf die geschützte Ursprungsbezeichnung zu qualifizieren<br />
s<strong>in</strong>d. Nach Auffassung der Kammer kann e<strong>in</strong>e solche Situation<br />
nicht anders beurteilt werden als der <strong>in</strong> Art. 13 Abs. 1<br />
Satz 2 der EG-Verordnung 510/2006 geregelte Fall, dass e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>getragener Name unmittelbar e<strong>in</strong>en als Gattungsbezeichnung<br />
angesehenen Namen e<strong>in</strong>es Agrarerzeugnisses oder Lebensmittels<br />
enthält, so dass auch dann die Verwendung der<br />
Gattungsbezeichnung nicht als Verstoß gegen die Buchstaben<br />
a. oder b. gelten kann.<br />
c) Aufgrund des Ausnahmecharakters des Art. 13 Abs. 1<br />
Satz 2 der EG-Verordnung 510/2006 vertrat die Kammer<br />
die Auffassung, dass im Streitfall den Verwender die Darlegungs-<br />
und Beweislast trifft, dass die Bezeichnung, welche<br />
er zur Kennzeichnung se<strong>in</strong>es Erzeugnisses nutzt tatsächlich<br />
e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung (geworden) ist. Entsprechend<br />
hat auch der EuGH <strong>in</strong> der Rechtssache C-132/05 die Auffassung<br />
vertreten, die Bundesrepublik Deutschland habe<br />
den Beweis dafür zu erbr<strong>in</strong>gen, dass ihre Behauptung, bei<br />
„Parmesan“ handele es sich um e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung,<br />
zutreffend ist.<br />
d) Der Gerichtshof hat bereits <strong>in</strong> der Vergangenheit festgestellt,<br />
dass es (für ihn) ke<strong>in</strong>eswegs offensichtlich sei, dass<br />
die Bezeichnung „Parmesan“ zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist. So hat er <strong>in</strong> der Rechtssache C-66/00<br />
– Dante Bigi <strong>in</strong> Rz. 20 ausgeführt: „Im vorliegenden Fall ist<br />
es jedoch ke<strong>in</strong>eswegs offensichtlich, dass die Bezeichnung<br />
Parmesan zu e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung geworden wäre.<br />
Denn mit Ausnahme der deutschen Regierung und <strong>in</strong> gewissem<br />
Maße der österreichischen Regierung haben sämtliche<br />
Regierungen, die <strong>in</strong> der vorliegenden Rechtssache Erklärungen<br />
abgegeben haben, und die Kommission geltend<br />
gemacht, dass die französische Bezeichnung parmesan die<br />
korrekte Übersetzung der GUB Parmigiano Reggiano darstelle“<br />
(GRUR Int 2002, 849, 851).<br />
e) Die Beklagte hat diesbezüglich zu Recht ausgeführt, dass<br />
sie die Feststellungen des EuGH zur Beweisfälligkeit der<br />
Bundesrepublik Deutschland <strong>in</strong> der Rechtssache C-132/05<br />
nicht daran h<strong>in</strong>dern können, im vorliegenden Rechtsstreit<br />
den Nachweis zu erbr<strong>in</strong>gen, dass es sich bei „Parmesan“<br />
um e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung handele. Die von der Beklagten<br />
diesbezüglich angeführten Argumente beziehungsweise<br />
e<strong>in</strong>gereichten Unterlagen erwiesen sich jedoch nicht<br />
als ausreichend. Die Kammer vermochte hieraus nicht den<br />
Schluss zu ziehen, dass die Bezeichnung Parmesan e<strong>in</strong> „<strong>in</strong><br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
der Geme<strong>in</strong>schaft der geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> üblicher Name für e<strong>in</strong><br />
Agrarerzeugnis oder Lebensmittel geworden ist“.<br />
f) Die Beklagte hat neben der mehrfach wiederholten Behauptung,<br />
Parmesan würde allgeme<strong>in</strong> als generische Bezeichnung<br />
angesehen, ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichenden substantiierten<br />
Ausführungen zu den unter Punkt a) genannten Kriterien<br />
für die Feststellung des Vorliegend e<strong>in</strong>er Gattungsbezeichnung<br />
gemacht. Soweit sie sich zur Stützung ihrer Auffassung<br />
ganz wesentlich auf <strong>in</strong> Abbildung wiedergegebenen<br />
oder im Orig<strong>in</strong>al zu den Akten gereichten Käseprodukte<br />
stützt, ließen diese eher den gegenteiligen Schluss zu.<br />
aa) Handelte es sich bei „Parmesan“ tatsächlich um e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>schaftsweit übliche Gattungsbezeichnung für Hartkäse<br />
unspezifischer Herkunft, hätte es der Beklagten ohne<br />
Weiteres möglich se<strong>in</strong> müssen, aktuelle Erzeugnisse aus<br />
verschiedenen Mitgliedstaaten vorzulegen, welche diese Bezeichnung<br />
verwenden ohne zugleich die Spezifikation des<br />
„Parmigiano Reggiano“ zu erfüllen. Es ist der Beklagten<br />
aber lediglich gelungen, drei Produkte aufzuf<strong>in</strong>den, die <strong>in</strong><br />
den Anlagen B 1, B 2 und A 18 abgebildet s<strong>in</strong>d, ohne dass<br />
ersichtlich wäre, wann und wo diese Erzeugnisse <strong>in</strong> den<br />
Handel gelangt s<strong>in</strong>d. Dies rügt die Kläger<strong>in</strong> zu Recht.<br />
bb) Aus den sonstigen Käseerzeugnissen, aufwelche die Beklagte<br />
sich bezieht, war e<strong>in</strong> Rückschluss auf den Gattungscharakter<br />
der Bezeichnung „Parmesan“ schon aus dem<br />
Grunde nicht möglich, dass diese unter anderen Bezeichnungen<br />
<strong>in</strong> den Handel gelangt s<strong>in</strong>d. Zwar beg<strong>in</strong>nen diese<br />
sämtlich mit der Buchstabenfolge „Parm“, unterscheiden<br />
sich aber im Übrigen. Für die hier zu beantwortende Frage<br />
lässt sich lediglich die Erkenntnis gew<strong>in</strong>nen, dass Erzeuger<br />
bei neueren Produkten, bei denen es sich um geriebenen<br />
Hartkäse handelt, der nicht „Parmigiano Reggiano“ ist,<br />
offensichtlich nicht die Bezeichnung „Parmesan“ verwenden,<br />
sondern eigene Wortschöpfungen. Dieser Umstand<br />
sprach aber eher für die Annahme, dass die fraglichen Produzenten<br />
„Parmesan“ nicht als frei verwendbare Gattungsbezeichnung<br />
ansehen, da sonst nicht ersichtlich wäre, aus<br />
welchem Grunde dieser allgeme<strong>in</strong> bekannte Name nicht<br />
gebraucht wird.<br />
cc) Die weiteren Indizien, aufwelche die Beklagte sich<br />
stützt, konnten ebenso wenig überzeugen. Soweit sich die<br />
<strong>in</strong>teressierten Wirtschaftskreise <strong>in</strong> Italien im Jahr 1999<br />
darauf gee<strong>in</strong>igt haben, nicht mehr die Bezeichnung Parmesan<br />
zu verwenden, um die „Transparenz und Übersicht<br />
im konkreten Gebrauch von geschützten Ursprungsbezeichnungen“<br />
zu erhöhen, spricht dies nicht dafür, dass<br />
man „Parmesan“ als Gattungsbezeichnung für Hartkäse<br />
jeglicher Art ansah. Welche Bedeutung die auf den 23.<br />
März 1995 datierende Stellungnahme e<strong>in</strong>es italienischen<br />
Handelsverbandes für die Feststellung der Verbraucherauffassung<br />
<strong>in</strong> Italien haben soll, erschloss sich der Kammer<br />
nicht. Die von der Beklagten weiter e<strong>in</strong>gereichten Urteile<br />
italienischer Gerichte konnte das Gericht nicht zur Kennt-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 8<br />
nis nehmen, da die Beklagte entgegen § 184 GVG ke<strong>in</strong>e<br />
deutsche Übersetzung beigefügt hat. Auf die vorgelegten<br />
Handelsregisterauszüge italienischer Unternehmen konnte<br />
es nicht ankommen, da sich aus diesem nicht ergab, dass<br />
sie tatsächlich außerhalb des Ursprungsgebiets als Parmesan<br />
bezeichneten Käse herstellen beziehungsweise solchen<br />
Käse vertreiben.<br />
dd) Den weiteren H<strong>in</strong>weisen der Beklagten auf den beabsichtigten<br />
Inhalt nicht <strong>in</strong> Kraft getretener Rechtsakte oder<br />
nicht verabschiedete <strong>in</strong>ternationale Vere<strong>in</strong>barungen fehlte<br />
ebenso die Relevanz wie den mitgeteilten deutschen Außenhandelszahlen<br />
für die E<strong>in</strong>- und Ausfuhr von Käse, da<br />
sich aus diesen nicht ableiten lässt, welche Mengen, wenn<br />
überhaupt, die streitgegenständliche Bezeichnung Parmesan<br />
aufgewiesen haben.<br />
ee) Re<strong>in</strong> faktisch gegen die Annahme e<strong>in</strong>er europaweiten<br />
Verbraucherauffassung, dass es sich bei „Parmesan“ um<br />
e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung handelt, der ke<strong>in</strong>e Herkunftsfunktion<br />
mehr beigemessen werden kann, sprach auch das<br />
Verhalten der ganz überwiegenden Zahl der Regierungen<br />
<strong>in</strong> den Rechtssachen C-66/00 und C-132/05 des EuGH. Es<br />
wäre anzunehmen gewesen, dass die meisten Regierungen<br />
sich zum Schutz ihrer Erzeuger <strong>in</strong> Stellungnahmen gegen die<br />
von der Kommission vertretene Auffassung gewandt hätten,<br />
dass es sich bei „Parmesan“ gerade nicht um e<strong>in</strong>en generischen<br />
Begriff handelt. Dies ist jedoch nicht geschehen.<br />
ff) Als <strong>in</strong> der Sache unergiebig sah die Kammer die im Verhandlungsterm<strong>in</strong><br />
vom 25. März 2008 überreichten Fotokopien<br />
aus Lexika des 19. Jahrhunderts an. Selbst wenn<br />
die <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>gereichten Artikeln gemachten Angaben sich<br />
als zutreffend erwiesen, wäre es für die alle<strong>in</strong> maßgebliche<br />
heutige Situation <strong>in</strong> der Europäischen Union ersichtlich<br />
irrelevant, <strong>in</strong> welchen italienischen Städten vor mehr als<br />
hundert Jahren Parmesan-Käse hergestellt wurde.<br />
Auch die von der Beklagten vorgelegte Broschüre „Zu<br />
Tisch mit dem König der Käse“ war nur wenig aussagekräftig.<br />
Zum e<strong>in</strong>en kann ihr nicht die Aussage entnommen<br />
werden, dass die Kläger<strong>in</strong> selbst bis zum Jahr 1996 die<br />
Auffassung vertreten hat, bei Parmesan handele es sich um<br />
e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung. Es f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung<br />
lediglich der H<strong>in</strong>weis, dass Parmesan nicht geschützt sei.<br />
Dies traf für das Datum der erstmaligen Herausgabe der<br />
Broschüre im Jahr 1981 im H<strong>in</strong>blick auf das Gebiet der Europäischen<br />
Union aber ohne Weiteres zu, da geografische<br />
Ursprungsbezeichnungen erstmals über 10 Jahre später mit<br />
der EG-Verordnung 2081/92 Schutz erlangen konnten. Die<br />
E<strong>in</strong>tragung von „Parmigiano Reggiano“ als Schutznamen<br />
erfolgte im Jahr 1996.<br />
Der EuGH merkt <strong>in</strong> der Entscheidung zu den Rechtssachen<br />
C-465/02 und C-466/02 vom 25. Oktober 2005 <strong>in</strong> Rz. 98<br />
im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e Äußerung der EU-Kommission aus<br />
dem Jahr 1985 an: Jedoch ist <strong>in</strong>soweit darauf h<strong>in</strong>zuwei-
9<br />
LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 «<br />
sen, dass es zu jener Zeit noch ke<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>schaftsschutz<br />
der Ursprungsbezeichnungen und geografischen Angaben<br />
gab und dieser erst durch die Grundverordnung e<strong>in</strong>geführt<br />
wurde“. Damit wird klar, dass es für die Frage, ob<br />
die Voraussetzungen des Art. 3 Abs. 1 der EG-Verordnung<br />
510/2006 vorliegen, maßgeblich auf die Situation <strong>in</strong> der<br />
Geme<strong>in</strong>schaft nach dem Inkrafttreten der Grundverordnung<br />
ankommt.<br />
gg) Im H<strong>in</strong>blick auf die somit vorzunehmende Gesamtbetrachtung<br />
ab 1992 fehlte es aber <strong>in</strong>sgesamt an erheblichem<br />
Vorbr<strong>in</strong>gen der Beklagten. Dabei war zu berücksichtigen,<br />
dass auch im nationalen Recht bereits bei e<strong>in</strong>fachen geographischen<br />
Herkunftsangaben im S<strong>in</strong>ne des § 126 Abs. 1<br />
MarkenG an die Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
strenge Anforderungen zu stellen s<strong>in</strong>d. Sie liegt erst<br />
dann vor, wenn e<strong>in</strong> nur ganz unbeachtlicher Teil der Verkehrskreise<br />
<strong>in</strong> der Angabe e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die geographische<br />
Herkunft der Ware oder Dienstleistung sieht (vgl.<br />
BGH, GRUR 1989, 440 – Dresdner Stollen; BGH, GRUR<br />
2001, 420, 421 – SPA).<br />
hh) Auf die von der Beklagten gegenüber der Kläger<strong>in</strong> erhobenen<br />
Vorwürfe, diese versuche e<strong>in</strong>e Gattungsbezeichnung<br />
zu relokalisieren, war nach alldem nicht e<strong>in</strong>zugehen. Für die<br />
Entscheidung des Rechtsstreits war nicht die Intention oder<br />
die Auffassungen der Kläger<strong>in</strong> maßgeblich, sondern die <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Europäischen Union vorherrschende Verkehrsauffassung.<br />
Dass diese im S<strong>in</strong>ne der Beklagten besteht konnte<br />
sie, wie ausgeführt, aber gerade nicht h<strong>in</strong>reichend dartun.<br />
6. Mit der Bezeichnung „Parmesan“ war auch der italienischssprachige<br />
Ausdruck „Parmigiano“ als genu<strong>in</strong>er Teil<br />
der geschützten Ursprungsbezeichnung jedenfalls als Anspielung<br />
im oben genannten S<strong>in</strong>n anzusehen. Die Beklagte<br />
verwendet diese Bezeichnung für die streitgegenständlichen<br />
Käseprodukte auf ihren Internetseiten.<br />
B. Über das Bestehen der von der Kläger<strong>in</strong> neben den Ansprüchen<br />
aus § 135 MarkenG geltend gemachten Unterlassungsansprüchen<br />
auf wettbewerbsrechtlicher Grundlage<br />
musste nicht mehr entschieden werden, da sich der geltend<br />
gemachte Unterlassungsanspruch bereits <strong>in</strong> vollem Umfang<br />
aus den unter A. genannten Rechtsvorschriften ergab. Hier<br />
wären jedenfalls noch nähere Darlegungen der Kläger<strong>in</strong><br />
zu der genauen Aufmachung der streitgegenständlichen<br />
Produkte notwendig gewesen, da die Beklagte e<strong>in</strong>gewandt<br />
hat, der tatsächliche Erzeugungsort sei deutlich angegeben,<br />
im Gegensatz zu den oben erwähnten Bestimmungen des<br />
Art. 13 der EG-Verordnung 510/2006 wäre e<strong>in</strong> Ausschluss<br />
e<strong>in</strong>es Irrtums der angesprochenen Verbrauchspreise durch<br />
unmissverständliche Informationen auf der Verpackung für<br />
das Bestehen beziehungsweise Nichtbestehen wettbewerbsrechtlicher<br />
Unterlassungsansprüche relevant.<br />
e. Die Klageanträge zu 2. und 3. waren <strong>in</strong> Ermangelung des<br />
Bestehens der gesetzlichen Aktivlegitimation der Kläger<strong>in</strong>,<br />
als rechtsfähiger Verband zur Förderung gewerblicher oder<br />
selbstständiger beruflicher Interessen aus Verstößen gegen<br />
die EG-Vorordnung 510/2006 sich ergebende Schadensersatzansprüche<br />
geltend zu machen, unbegründet und damit<br />
abzuweisen.<br />
1. § 135 Abs. 1 MarkenG regelt <strong>in</strong> dem Fall, dass Handlungen<br />
im geschäftlichen Verkehr gegen Artikel 13 der EG-<br />
Verordnung 510/2006 verstoßen, ausdrücklich nur das Bestehen<br />
e<strong>in</strong>es Unterlassungsanspruchs der nach § 8 Abs. 2<br />
UWG Anspruchsberechtigten und vorweist im Übrigen <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Abs. 2 auf die Regelungen <strong>in</strong> § 128 Abs. 2 und 3<br />
MarkenG, die entsprechende Anwendung f<strong>in</strong>den sollen.<br />
Der <strong>in</strong> Bezug genommene § 128 Abs. 2 MarkenG sieht zwar<br />
e<strong>in</strong>e Schadensersatzpflicht des Zuwiderhandelnden vor, er<br />
enthält jedoch ke<strong>in</strong>e Regelung der Aktivlegitimation. Aus<br />
diesem Grunde ist unter Berücksichtigung des Umstandes,<br />
dass auch § 8 Abs. 2 UWG die Verbandsklagebefugnis auf<br />
den Unterlassungsanspruch beschränkt und ke<strong>in</strong>e Erweiterung<br />
dieser Befugnis auf Schadensersatzansprüche vorsieht,<br />
nur der unmittelbar Verletzte als klagebefugt für den Schadensersatzanspruch<br />
anzusehen (vgl. Ingerl/Rohnke, a. a. O.,<br />
Rz. 13 zu § 128 MarkenG, Ströbele/Hacker, Markengesetz,<br />
8. Aufl., Rz. 13 zu § 135 MarkenG). Da der Kläger<strong>in</strong> damit<br />
ke<strong>in</strong>e Anspruchsgrundlage für eigene Schadensersatzansprüche<br />
zur Seite stand, konnte auch die konkret begehrte<br />
Feststellung des Bestehens von solchen Ansprüchen ke<strong>in</strong>en<br />
Erfolg haben.<br />
2. Da der Kläger<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> eigener Schadensersatzanspruch<br />
zusteht, musste auch der mit dem Antrag zu 2. geltend gemachte<br />
unselbstständig Auskunftsanspruch scheitern, da er<br />
se<strong>in</strong>em Inhalt nach ausschließlich darauf gerichtet war, e<strong>in</strong>en<br />
möglichen Verletzungsschaden durch die Verwendung<br />
der Bezeichnung „Parmesan“ durch die Beklagte festzustellen<br />
und zu beziffern.<br />
3. Soweit die Kläger<strong>in</strong> me<strong>in</strong>t, sie könne neben dem Unterlassungsanspruch<br />
durchaus auch Schadensersatz beanspruchen,<br />
etwa für entstandene Reisekosten, g<strong>in</strong>g dies fehl. Der<br />
<strong>in</strong>nerprozessuale Anspruch auf Kostenerstattung für mit<br />
der Rechtsverfolgung verbundene Kosten kann mit dem<br />
materiell-rechtlichen Schadensersatzanspruch der §§ 135<br />
Abs. 2,128 Abs. 2 MarkenG nicht gleichgesetzt werden, so<br />
dass sich unter diesem Aspekt die beantragte Feststellung<br />
nicht rechtfertigen ließ.<br />
Gleiches galt für die von der Kläger<strong>in</strong> für sich beanspruchte<br />
Prozessstandschaft, bei der es sich um e<strong>in</strong>e prozessuale<br />
Ermächtigung zur Geltendmachung dritter Ansprüche <strong>in</strong><br />
eigenem Namen handelt. Soweit die Kläger<strong>in</strong> aufgrund<br />
ihrer Satzung, die nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er authentischen deutschen<br />
Übersetzung vorliegt, berechtigt se<strong>in</strong> sollte, auch genu<strong>in</strong>e<br />
Ansprüche ihrer Mitglieder gerichtlich geltend zu machen,<br />
würde sie dies nicht zur Inhaber<strong>in</strong> dieser Rechte machen.<br />
Vorliegend hat die Kläger<strong>in</strong> auch nicht erklärt, die mit<br />
den Anträgen zu 2. und 3. geltend gemachten Ansprüche<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
für Dritte geltend zu machen. Vielmehr beantragt sie ausdrücklich<br />
die Feststellung, dass die Beklagte verpflichtet ist,<br />
allen ihr selbst entstandenen Schaden aus dem tenorierten<br />
Vorstoß zu ersetzen.<br />
E. Die von der Beklagten erhobene Verjährungse<strong>in</strong>rede war<br />
nicht geeignet, durchzugreifen. Nach § 135 Abs. 2 MarkenG<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den §§ 128 Abs. 2,129 MarkenG<br />
unterliegen Ansprüche aus § 135 Abs. 1 MarkenG wegen<br />
des Verweises auf § 20 MarkenG der regelmäßigen Verjährung<br />
des § 195 BGB und somit <strong>in</strong> drei Jahren. Soweit <strong>in</strong> jedem<br />
Inverkehrbr<strong>in</strong>gen der streitgegenständlichen Produkte<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Verletzungshandlung zu erblicken ist, mögen<br />
Unterlassungsansprüche der Kläger<strong>in</strong> wegen deutlich <strong>in</strong> der<br />
Vergangenheit liegender Handlungen zwar verjährt se<strong>in</strong>.<br />
Da die Beklagte jedoch weiterh<strong>in</strong> Hartkäse unter der Bezeichnung<br />
„Parmesan“ herstellt und vertreibt, existiert auf<br />
jeden Fall e<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl von Verletzungshandlungen,<br />
die <strong>in</strong>nerhalb der regelmäßigen Verjährungsfrist<br />
des § 195 BGB begangen worden s<strong>in</strong>d. Da für den <strong>in</strong> die<br />
Zukunft gerichteten Unterlassungsanspruch auf den Zeitpunkt<br />
der letzten Verletzungshandlung abzustellen ist (vgl.<br />
Ingerl/Rohnke, a. a. O., Rz. 12 zu § 20 MarkenG), konnte<br />
es nicht darauf ankommen, ob e<strong>in</strong>zelne Handlungen bereits<br />
verjährt s<strong>in</strong>d. Wollte man das Vorgehen der Beklagten als<br />
Dauerhandlung qualifizieren, würde die Rechtsverletzung<br />
bis zur endgültigen Beendigung des Störungszustandes andauern.<br />
Da es zu e<strong>in</strong>er solchen noch nicht gekommen ist,<br />
hätte die Verjährung <strong>in</strong> diesen Fall noch nicht e<strong>in</strong>mal zu<br />
laufen begonnen.<br />
F. Soweit die Beklagte darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Verwirkung der<br />
von der Kläger<strong>in</strong> geltend gemachten Ansprüche e<strong>in</strong>wendet,<br />
hat sie die Voraussetzungen für die Vernichtung des Klageanspruchs<br />
aus der entsprechenden Rechtsgrundlage des<br />
§ 242 BGB nicht dargetan.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
» LG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 22.04.2008 – 102 O 130/06 10<br />
E<strong>in</strong> Recht ist (erst dann) verwirkt, wenn der Berechtigte es<br />
längere Zeit h<strong>in</strong>durch nicht geltend gemacht hat und der<br />
Verpflichtete sich darauf e<strong>in</strong>gerichtet hat und sich nach<br />
dem gesamten Verhalten des Berechtigten auch darauf<br />
e<strong>in</strong>richten durfte, dass dieser das Recht auch <strong>in</strong> Zukunft<br />
nicht geltend machen werde (vgl. Palandt/He<strong>in</strong>richs, BGB,<br />
66. Aufl., Rz. 87 zu § 242 m. w. N.). Vorliegend hat die<br />
Beklagte bereits zum erforderlichen so genannten „Zeitmoment“<br />
nicht ausreichend vorgetragen. Zwar hat sie behauptet,<br />
der Kläger<strong>in</strong> sei die Herstellung von Käse unter<br />
der Bezeichnung „Parmesan“ und „Bio-Parmesan“ durch<br />
die Beklagte mit der jeweiligen Produktionsaufnahme seit<br />
1987 beziehungsweise 1994 bekannt gewesen. Woraus<br />
sich diese gesicherte Kenntnis der Kläger<strong>in</strong>, welche diese<br />
ausdrücklich bestritten hat, ergeben soll, hat die Beklagte<br />
aber nicht mitgeteilt. Den fehlenden Vortrag konnte die Beklagte<br />
nicht durch die Bezugnahme auf das Zeugnis e<strong>in</strong>es<br />
Mitarbeiters der A GmbH ersetzen. Ebenso wenig war ersichtlich,<br />
dass die Beklagte sich darauf e<strong>in</strong>richten durfte,<br />
die Kläger<strong>in</strong> werde ihre aus der EG-Verordnung 510/2006<br />
folgenden Rechte nicht geltend machen. Dies galt <strong>in</strong>sbesondere<br />
vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass die Kläger<strong>in</strong> ihre 2003 bei<br />
der EU Kommission anhängig gemachte Beschwerde mit<br />
den streitgegenständlichen Produkten begründet hat.<br />
G. Die Kostenentscheidung folgt aus § 92 Abs. 1 ZPO. Da<br />
die Kläger<strong>in</strong> ihr Begehren vorrangig auf das Bestehen von<br />
Unterlassungsansprüchen ausgerichtet hat, nahm die Kammer<br />
e<strong>in</strong>e Gewichtung des Antrags zu 1. gegenüber den Anträgen<br />
zu 2. und 3. mit 4/5 zu 1/5 an.<br />
H. Die weitere Nebenentscheidung ergab sich aus § 709<br />
ZPO.
86<br />
<strong>Deutsche</strong>s und Europäisches Recht<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Verordnung zur Änderung lebensmittel-<br />
rechtlicher Vorschriften<br />
30.9.2008 (BGBl.I 44/10.10.2008, S. 1911)<br />
Inh.: Art. 1 – Aromenverordnung, Art. 2<br />
– Kakaoverordnung, Art. 3 – Zusatzstoff-<br />
Zulassungsverordnung, Art. 4 – Zusatzstoff-Verkehrsverordnung,<br />
Art. 5 – Konfi -<br />
türenverordnung, jew. Änderungen; Art. 6<br />
– Aufhebung der Dritten Verordnung zur vorübergehenden<br />
Beschränkung der Zulassung<br />
von Zusatzstoffen<br />
Zweite Verordnung zur Änderung der<br />
Rückstands-Höchstmengenverordnung<br />
und zur Änderung der Futtermittelver-<br />
ordnung.<br />
Recht «<br />
30.9.2008 (BAnz. 151/7.10.2008, S. 3569)<br />
214. Bekanntmachung über die Zulassung<br />
von Pfl anzenschutzmitteln<br />
(BVL 08/02/24).<br />
16.9.2008 (BAnz. 155/14.10.2008, S. 3655)<br />
50. Bekanntmachung über die Aufnahme<br />
von Pfl anzenstärkungsmitteln <strong>in</strong> die Liste<br />
des Bundesamtes über Pfl anzenstärkungsmittel<br />
(BVL 08/02/25).<br />
16.9.2008 (BAnz. 155/14.10.2008, S. 3656)<br />
47. Bekanntmachung über die Aufnahme<br />
von Zusatzstoffen <strong>in</strong> die Liste des Bundes-<br />
amtes über Zusatzstoffe (BVL 08/02/26).<br />
16.9.2008 (BAnz. 155/14.10.2008, S. 3657)<br />
Zweite Verordnung zur Änderung der Ver-<br />
ordnung über Beschränkungen für das In-<br />
verkehrbr<strong>in</strong>gen von bestimmtem Guarkernmehl<br />
sowie bestimmter unter<br />
dessen Verwendung hergestellter Erzeugnisse<br />
15.10.2008 (BGBl.I 47/22.10.2008, S. 2001)<br />
Ausnahmegenehmigungen<br />
(§ 68 Abs. 1 u. 2 Nr. 1 LFGB)<br />
Bek. d. BVL<br />
31.7.2008 – 101 – 214 – 2854-1/41 –<br />
Erfrischungsgetränke <strong>in</strong> den Geschmacksrichtungen<br />
Salicide, Rambutan und<br />
Kumquad, denen Sauerstoff zugesetzt<br />
wurde, mit und ohne Zusatz e<strong>in</strong>es Guarana-<br />
Extraktes<br />
Fa. Lichtenauer M<strong>in</strong>eralquellen GmbH,<br />
09244 Lichtenau; Produkte entsprechend<br />
den Angaben des Herstellers; Herstellen,<br />
Inverkehrbr<strong>in</strong>gen; amtliche Beobachtung:<br />
Landratsamt Mittweida, Lebensmittelüberwachungs-<br />
und Veter<strong>in</strong>äramt,<br />
Am Landratsamt 3, 09648 Mittweida;<br />
gültig bis 5.8.2011<br />
(GMBl. 48/30.9.2008, S. 1010)<br />
8.9.2008 – 101 – 222 – 8140-3/2304 –<br />
Nahrungsergänzungsmittel mit<br />
Zusatz von kolloidaler Kieselsäure<br />
(Kieselgel); Provita GmbH, Habenschadenstraße<br />
38, 82049 Pullach (Inverkehrbr<strong>in</strong>gen)<br />
und Saguna GmbH, August-<br />
Bebel-Straße 203, 33602 Bielefeld (Herstellen<br />
u. Inverkehrbr<strong>in</strong>gen); Produkte<br />
entsprechend den Angaben des Herstellers;<br />
Herstellen, Inverkehrbr<strong>in</strong>gen; Aufl agen: folgender<br />
H<strong>in</strong>weis ist <strong>in</strong> die Beschriftung aufzunehmen:<br />
„Das Produkt ist für K<strong>in</strong>der unter<br />
sieben Jahren nicht geeignet“; amtliche<br />
Beobachtung: Bayerisches Landesamt für<br />
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit<br />
(LGL) und Chemisches und Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt<br />
Ostwestfalen Lippe; gültig<br />
bis 31.12.2009<br />
(GMBl. 50/20.10.2008, S. 1053)<br />
11.9.2008 – 101 – 222 – 8140-3/2313 –<br />
Nahrungsergänzungsmittel <strong>in</strong> Kapselform<br />
mit Zusatz von Natriumselenit,<br />
Z<strong>in</strong>koxid und L-Histid<strong>in</strong>; Firma Districon<br />
Vertriebsgesellschaft mbH, Am Joseph 15,<br />
61273 Wehrheim (Inverkehrbr<strong>in</strong>gen) und<br />
Firma Swisscaps GmbH, Grass<strong>in</strong>gerstr. 9,<br />
83043 Bad Ailbl<strong>in</strong>g (Herstellen, Behandeln,<br />
Inverkehrbr<strong>in</strong>gen); Produkte entsprechend<br />
den Angaben des Herstellers; amtliche Beobachtung:<br />
Landesbetrieb Hessisches Landeslabor,<br />
Marburger Str. 54, 35396 Gießen<br />
und Bayerisches Landesamt für Gesundheit<br />
und Lebensmittelsicherheit; gültig bis<br />
11.9.2011<br />
(GMBl. 50/20.10.2008, S. 1054)<br />
16.9.2008 – 101 – 222 – 8140-3/521 –<br />
Frühstückscerealien mit Zusatz von<br />
Eisen; Firma Kellogg (Deutschland) GmbH,<br />
28042 Bremen; Verlängerung und Änderung<br />
der Ausnahmegenehmigung vom 4.8.2005<br />
(GMBI 2005, S. 1126); Produkte entsprechend<br />
den Angaben des Herstellers; Aufl age:<br />
Auf den Etiketten ist an gut sichtbarer Stelle<br />
deutlich lesbar und unverwischbar anzubr<strong>in</strong>gen<br />
„mit Zusatz von Eisen“; amtliche Beobachtung:<br />
Landesuntersuchungsamt für Chemie,<br />
Hygiene und Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong> (LUA),<br />
Lloydstr. 4, 28217 Bremen; nun gültig bis<br />
10.8.2011<br />
(GMBl. 50/20.10.2008, S. 1054)<br />
BAYERN<br />
Verordnung über die Ausbildung und<br />
Prüfung der Staatlich geprüften Lebensmittelchemiker<strong>in</strong>nen<br />
und Lebensmittelchemiker<br />
(POLLmCh)<br />
5.9.2008 (GVBl. 20/29.9.2008, S. 651)<br />
BERLIN<br />
Sachverständige, Gegenproben<br />
(§ 43 LFBG)<br />
Bek. d. LAGeSo v. 28.8.2008<br />
(ABl. 44/26.9.2008, S. 2266)<br />
Inh. betr. Frau Susann Hopp, Labor der<br />
Wessl<strong>in</strong>g Laboratorien GmbH, Haynauer Str.<br />
67a, 12249 Berl<strong>in</strong>, Zulassung für chemische,<br />
chemisch-physikalische und sensorische Untersuchungen<br />
von <strong>Lebensmitteln</strong> tierischer<br />
und nichttierischer Herkunft, Tabakwaren,<br />
kosmetischen Erzeugnissen und Bedarfsgegenständen<br />
HESSEN<br />
Sachverständige, Gegenproben<br />
(§ 43 LFBG)<br />
Bek. d. RP Gießen (StAnz. 37/8.9.2008,<br />
S. 2448)<br />
Inh. betr. Herrn Michael Richter, Firma Intertek<br />
biodata GmbH,Philipp-Reiss-Str 4,<br />
35440 L<strong>in</strong>den, Zulassung für physikalische,<br />
chemisch-physikalische, chemische und mikrobiologische<br />
Untersuchungen von <strong>Lebensmitteln</strong><br />
pfl anzlicher und tierischer Herkunft<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Zulassungen als staatlich anerkannte Un-<br />
tersuchungsstelle für Abwasseruntersuchungen<br />
(StAnz. 38/15.9.2008, S. 2485)<br />
13.6.2008: Inh.: Teilbereich „EKVO-Überwachungsstelle“<br />
28.5.2008: Inh.: Teilbereich „EKVO-Laboratorium“<br />
23.7. und 6.8.2008: Inh.: Teilbereich „Durchführung<br />
von Laboruntersuchungen“<br />
NIEDERSACHSEN<br />
Staatsprüfung für Lebensmittelchemiker<strong>in</strong>nen<br />
und Lebensmittelchemiker;<br />
Geschäftsstelle für den Vorsitz der Prüfungsausschüsse<br />
der Staatsprüfung für Lebensmittelchemiker<strong>in</strong>nen<br />
und Lebensmittelchemiker<br />
e<strong>in</strong>schließlich der Prüfstelle für den<br />
leistungsabhängigen Teilerlass von Ausbildungsförderungsdarlehen<br />
sowie Aufgaben<br />
der Erhebungsstelle für die Statistik über die<br />
Staatsprüfungen<br />
22.7.2008 (MBl. 33/10.9.2008, S. 915)<br />
RHEINLAND-PFALZ<br />
Zweite Landesverordnung zur Änderung<br />
der Landesverordnung zur Durchführung<br />
des We<strong>in</strong>rechts<br />
29.9.2008 (GVBl. 15/28.10.2008, S. 258)<br />
Landesverordnung über Gebühren der<br />
Behörden des öffentlichen Veter<strong>in</strong>ärdiens-<br />
tes, der amtlichen Lebensmittelüberwa-<br />
chung sowie der Gesundheitsverwaltung<br />
im Rahmen des Tr<strong>in</strong>kwasserrechts und der<br />
Umwelthygiene (Besonderes Gebührenverzeichnis)<br />
29.9.2008 (GVBl. 15/28.10.2008, S. 259)<br />
SACHSEN<br />
Sachverständige, Gegenproben<br />
(§ 43 LFBG)<br />
21.8.2008 (ABl. 36/4.9.2008, S. 1140)<br />
Inh. betr. Herrn Matthias Gomolzig:<br />
die Zulassung ist für den Freistaat Sachsen<br />
erloschen<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
Zehnte Verordnung zur Änderung der allgeme<strong>in</strong>en<br />
Gebührenordnung des Landes<br />
Sachsen-Anhalt<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
(GVBl. 22/27.10.2008, S. 357)<br />
Inh.: u. a. Lebensmittelrecht<br />
Dritte Verordnung zur Änderung der<br />
Verordnung zur Durchführung des<br />
We<strong>in</strong>rechts<br />
(GVBl. 22/27.10.2008, S. 366)<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Landesverordnung über Verwaltungsgebühren<br />
(GVOBl. 15/23.10.2008, S. 383)<br />
Inh.: u. a. Lebensmittel- und Bedarfsgegenständerecht,<br />
We<strong>in</strong>recht<br />
THÜRINGEN<br />
Thür<strong>in</strong>ger Lebensmittelzuständigkeitenverordnung<br />
20.7.2008 (GVBl. 9/28.8.2008, S. 301)<br />
Erste Verordnung zur Änderung der Thü-<br />
r<strong>in</strong>ger Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />
für Lebensmittelkontrolleure<br />
25.7.2008 (GVBl. 9/28.8.2008, S. 306)<br />
EG<br />
Verordnung (EG) Nr. 967/2008 des Rates<br />
vom 29. September 2008 zur Änderung<br />
der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 über die<br />
ökologische/biologische Produktion und<br />
die Kennzeichnung von ökologischen/<br />
biologischen Erzeugnissen<br />
(ABl. EU. L 264/1 vom 3.10.2008)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1019/2008 der<br />
Kommission vom 17. Oktober 2008 zur Änderung<br />
von Anhang II der Verordnung (EG)<br />
Nr. 852/2004 des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates über Lebensmittelhygiene<br />
(ABl. EU. L 277/7 vom 18.10.2008)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1020/2008 der<br />
Kommission vom 17. Oktober 2008 zur Änderung<br />
der Anhänge II und III der Verordnung<br />
(EG) Nr. 853/2004 des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates mit spezifi schen<br />
Hygienevorschriften für Lebensmittel<br />
tierischen Ursprungs und der Verordnung<br />
(EG) Nr. 2076/2005 <strong>in</strong> Bezug auf<br />
Identitätskennzeichnung, Rohmilch und<br />
» Recht<br />
87<br />
Milcherzeugnisse, Eier und Eiprodukte<br />
sowie bestimmte Fischereierzeugnisse<br />
(ABl. EU. L 277/8 vom 18.10.2008)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1021/2008 der<br />
Kommission vom 17. Oktober 2008 zur Änderung<br />
der Anhänge I, II und III der Verordnung<br />
(EG) Nr. 854/2004 des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates mit besonderen<br />
Verfahrensvorschriften für die amtliche<br />
Überwachung von zum menschlichen<br />
Verzehr bestimmten Erzeugnissen<br />
tierischen Ursprungs und der Verordnung<br />
(EG) Nr. 2076/2005 <strong>in</strong> Bezug auf lebende<br />
Muscheln, bestimmte Fischereierzeugnisse<br />
und bei amtlichen Überwachungen<br />
auf Schlachthöfen mitwirkendes<br />
Personal<br />
(ABl. EU. L 277/15 vom 18.10.2008)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1022/2008 der<br />
Kommission vom 17. Oktober 2008 zur Änderung<br />
der Verordnung (EG) Nr. 2074/2005<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Grenzwerte für fl üchtige<br />
Basenstickstoffe (TVB-N)<br />
(ABl. EU. L 277/18 vom 18.10.2008)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1023/2008 der<br />
Kommission vom 17. Oktober 2008 zur Änderung<br />
der Verordnung (EG) Nr. 2076/2005<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Verlängerung der Übergangsfrist<br />
für Lebensmittelunternehmer,<br />
die zum menschlichen Verzehr bestimmtes<br />
Fischöl e<strong>in</strong>führen<br />
(ABl. EU. L 277/21 vom 18.10.2008)<br />
Berichtigung der Richtl<strong>in</strong>ie 2008/88/EG der<br />
Kommission vom 23. September 2008 zur<br />
Änderung der Richtl<strong>in</strong>ie 76/768/EWG des<br />
Rates über kosmetische Mittel zwecks<br />
Anpassung der Anhänge II und III an<br />
den technischen Fortschritt<br />
(ABl. EU. L 263/26 vom 2.10.2008)<br />
Inh. betr. die Veröffentlichung im ABl. L 256<br />
vom 24.9.2008<br />
Entscheidung der Kommission vom<br />
26. September 2008 zum Erlass von Son-<br />
dervorschriften für die E<strong>in</strong>fuhr von<br />
Milch enthaltenden Erzeugnissen oder<br />
Milcherzeugnissen, deren Ursprung oder
88<br />
Recht «<br />
Herkunft Ch<strong>in</strong>a ist (2008/757/EG)<br />
(ABl. EU. L 259/10 vom 27.9.2008)<br />
Entscheidung der Kommission vom<br />
23. Oktober 2008 zur Änderung der Ent-<br />
scheidung 2006/241/EG h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
E<strong>in</strong>fuhr bestimmter Schneckenarten<br />
zum menschlichen Verzehr aus Madagaskar<br />
(2008/825/EG)<br />
(ABl. EU. L 290/23 vom 31.10.2008)<br />
FUTTERMITTEL<br />
Verordnung (EG) Nr. 971/2008 der Kommission<br />
vom 3. Oktober 2008 über e<strong>in</strong>en<br />
neuen Verwendungszweck e<strong>in</strong>es Kokzidiostatikums<br />
als Zusatzstoff <strong>in</strong> Futtermitteln<br />
(ABl. EU. L 265/3 vom 4.10.2008)<br />
Inh. betr. Diclazuril – 0,5 g/100 g – (Cl<strong>in</strong>acox<br />
0,5 % – Vormischung)<br />
Verordnung (EG) Nr. 976/2008 der Kommission<br />
vom 6. Oktober 2008 zur Änderung<br />
der Verordnungen (EG) Nrn. 2430/1999,<br />
418/2001 und 162/2003 h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
Bed<strong>in</strong>gungen für die Zulassung des Futtermittelzusatzstoffs<br />
„Cl<strong>in</strong>acox“ der<br />
Gruppe „Kokzidiostatika und andere<br />
Arzneimittel“<br />
(ABl. EU. L 266/3 vom 7.10.2008 )<br />
GEOGRAFISCHE ANGABEN<br />
u. a.<br />
Verordnung(en) (EG) Nr. nnn/2008 der<br />
Kommission vom (Datum) zur Genehmigung<br />
nicht ger<strong>in</strong>gfügiger Änderungen<br />
der Spezifi kation e<strong>in</strong>er im Register der<br />
geschützten Ursprungsbezeichnungen<br />
und der geschützten geografi schen Angaben<br />
e<strong>in</strong>getragenen Bezeichnung<br />
Verordnung (EG) Nr. 937/2008 vom<br />
24.9.2008 (ABl. EU. L 257/8<br />
vom 25.9.2008)<br />
Inh. betr. Klasse 1.3. Käse – Frankreich –<br />
Bleu de Gex Haut-Jura oder Bleu de Septmoncel<br />
(g.U.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 938/2008 vom<br />
24.9.2008 (ABl. EU. L 257/10<br />
vom 25.9.2008 )<br />
Inh. betr. Klasse 1.3. Käse – Frankreich – Roquefort<br />
(g.U.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 939/2008 vom<br />
24.9.2008 (ABl. EU. L 257/12<br />
vom 25.9.2008 )<br />
Inh. betr. Klasse 1.3. Käse – Frankreich –<br />
Rocamadour (g.U.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 942/2008 vom<br />
25.9.2008 (ABl. EU. L 258/50<br />
vom 26.9.2008 )<br />
Inh. betr. Klasse 1.3. Käse – Frankreich –<br />
Époisses (g.U.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1030/2008 vom<br />
20.10.2008 (ABl. EU. L 278/7<br />
vom 21.10.2008)<br />
Inh.: Klasse 1.6. Obst, Gemüse und Getreide,<br />
unverarbeitet und verarbeitet – Frankreich –<br />
Chasselas de Moissac (g.U.)<br />
Verordnungen (EG) Nr. nnn/2008 der<br />
Kommission vom 30. Oktober 2008 zur<br />
Genehmigung ger<strong>in</strong>gfügiger Änderungen<br />
der Spezifi kation e<strong>in</strong>er im Register<br />
der geschützten Ursprungsbezeichnungen<br />
und der geschützten<br />
geografi schen Angaben e<strong>in</strong>getragenen<br />
Bezeichnung<br />
Verordnung (EG) Nr. 1068/2008<br />
(ABl. EU. L 290/8 vom 31.10.2008)<br />
Inh.: Klasse 1.1 – Fleisch (und Schlachtnebenerzeugnisse),<br />
frisch – Frankreich –<br />
Spezifi kation der geschützten Ursprungsbezeichnung<br />
„Taureau de Camargue“<br />
– Änderungen (Ursprungsnachweis – Herstellungsverfahren)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1069/2008<br />
(ABl. EU. L 290/12 vom 31.10.2008)<br />
Inh.: Klasse 1.1. – Fleisch und Schlachtnebenerzeugnisse,<br />
frisch – Frankreich – Spezifi<br />
kation der geschützten geografi schen<br />
Angabe „Veau d’Aveyron et du Ségala“ –<br />
Änderungen (Beschreibung, Herstellungsverfahren,<br />
Zusammenhang)<br />
Verordnungen (EG) Nr. nnn/2008 der<br />
Kommission vom (Datum) zur E<strong>in</strong>tragung<br />
bestimmter Bezeichnungen <strong>in</strong> das Verzeichnis<br />
der geschützten Ursprungsbezeichnungen<br />
und der geschützten geografi<br />
schen Angaben<br />
Verordnung (EG) Nr. 943/2008 v. 25.9.2008<br />
(ABl. EU. L 258/52 vom 26.9.2008 )<br />
Inh. betr. Klasse 1.2. Fleischerzeugnisse<br />
(erhitzt, gepökelt, geräuchert usw.) – Portugal<br />
– Presunto de Campo Maior e Elvas oder<br />
Paleta de Campo Maior e Elvas (g.g.A.),<br />
Presunto de Santana da Serra oder Paleta<br />
de Santana da Serra (g.g.A.)<br />
Klasse 1.3. Käse – Slowakei – Slovenský<br />
oštiepok (g.g.A.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 944/2008 v.<br />
25.9.2008 (ABl. EU. L 258/54<br />
vom 26.9.2008 )<br />
Inh. betr. Klasse 1.2. Fleischerzeugnisse (erhitzt,<br />
gepökelt, geräuchert usw.) –<br />
Italien – Salame S. Angelo (g.g.A.) und<br />
Portugal – Chouriço Azedo de V<strong>in</strong>hais oder<br />
Azedo de V<strong>in</strong>hais oder Chouriço de Pão de<br />
V<strong>in</strong>hais (g.g.A.), Presunto do Alentejo oder<br />
Paleta do Alentejo (g.U.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1014/2008 vom<br />
16.10.2008 (ABl. EU. L 276/27<br />
vom 17.10.2008)<br />
Inh. betr. Klasse 1.3. Käse – Spanien –<br />
Cebreiro (g. U.), Klasse 2.1. Bier – Tschechische<br />
Republik – České pivo (g.g.A.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1025/2008 vom<br />
17.10.2008 (ABl. EU. L 277/30<br />
vom 18.10.2008)<br />
Inh. betr. Klasse 1.6. Obst, Gemüse und Getreide,<br />
unverarbeitet und verarbeitet – Italien<br />
– Radicchio di Chioggia (g.g.A.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1059/2008 vom<br />
27.10.2008 (ABl. EU. L 277/34<br />
vom 18.10.2008)<br />
Inh. betr. Klasse 1.6. Obst, Gemüse und Getreide,<br />
unverarbeitet und verarbeitet – Spanien<br />
– Arroz del Delta del Ebro oder Arròs<br />
del Delta de l’Ebre (g.U.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1070/2008 vom<br />
30.10.2008 (ABl. EU. L 290/16<br />
vom 31.10.2008)<br />
Inh. betr. Klasse 2.4. Backwaren, fe<strong>in</strong>e Backwaren,<br />
Süßwaren oder Kle<strong>in</strong>gebäck – Rogal<br />
świętomarciński (g.g.A.)<br />
Verordnung (EG) Nr. 1058/2008 der<br />
Kommission vom 27. Oktober 2008 zur<br />
Löschung der E<strong>in</strong>tragung e<strong>in</strong>er Bezeichnung<br />
<strong>in</strong> das Verzeichnis der geschützten<br />
Ursprungsbezeichnungen und der geschützten<br />
geografi schen Angaben<br />
(ABl. EU. L 277/32 vom 18.10.2008)<br />
Inh. betr. Klasse 1.6. Obst, Gemüse und Ge-<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
treide, unverarbeitet und verarbeitet – Spa- Verordnung (EG) Nr. 966/2008 der Komnien<br />
– Arroz del Delta del Ebro (g.g.A.) mission vom 1. Oktober 2008 zur Genehmigung<br />
nicht ger<strong>in</strong>gfügiger Änderungen<br />
Veröffentlichung e<strong>in</strong>es Antrags nach Ar- der Spezifi kation e<strong>in</strong>er im Register der<br />
tikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) garantiert traditionellen Spezialitäten<br />
Nr. 510/2006 des Rates zum Schutz von e<strong>in</strong>getragenen Bezeichnung<br />
geografi schen Angaben und Ursprungs- (ABl. EU. L 263/3 vom 2.10.2008)<br />
bezeichnungen für Agrarerzeugnisse Inh. betr. Klasse 2.3. Süßwaren, Backwaren,<br />
und Lebensmittel<br />
fe<strong>in</strong>e Backwaren und Kle<strong>in</strong>gebäck – Spanien<br />
2008/C 244/09 (ABl. EU. C 244/23<br />
vom 25.9.2008)<br />
– Panellets (g.t.S.)<br />
Inh. betr. Klasse: 2.1 – Bier – Tschechische Veröffentlichung e<strong>in</strong>es Antrags nach<br />
Republik „Znojemské pivo“ (Znaimer Bier) Artikel 8 Absatz 2 der Verordnung (EG)<br />
– (g.g.A.)<br />
Nr. 509/2006 des Rates über die garan-<br />
2008/C 254/09 (ABl. EU. C 254/12<br />
tiert traditionellen Spezialitäten bei<br />
vom 7.10.2008)<br />
Agrarerzeugnissen und Lebensmit-<br />
Inh. betr. Klasse 2.1: Bier – Deutschland – teln<br />
„Kölsch“ (g.g.A.) – Änderungsantrag – 2008/C 244/10 (ABl. EU. C 244/27<br />
Beschreibung des Erzeugnisses, geo-<br />
vom 25.9.2008)<br />
grafi sches Gebiet, Ursprungsnachweis, Inh. betr. Klasse 1.5: Öle und Fette (But-<br />
Herstellungsverfahren<br />
ter, Margar<strong>in</strong>e, Öl usw.) – Polen – „Olej ryd-<br />
2008/C 255/10 (ABl. EU. C 255/10<br />
zowy“ (Le<strong>in</strong>dotteröl)<br />
vom 8.10.2008)<br />
2008/C 269/04 (ABl. EU. C 269/11<br />
Klasse 1.3 – Käse – Spanien – „Queso vom 24.10.2008)<br />
Manchego“ (g.U.) – Änderungsantrag – Inh. betr. Klasse 2.3 Süßwaren, Backwaren,<br />
Beschreibung des Erzeugnisses, geogra- fe<strong>in</strong>e Backwaren und Kle<strong>in</strong>gebäck – Polen –<br />
fi sches Gebiet, Ursprungsnachweis, Etikettierung,<br />
E<strong>in</strong>zelstaatliche Vorschriften,<br />
„Pierekaczewnik“<br />
Sonstiges (Kontrolle<strong>in</strong>richtung ), Änderung Pfl anzenschutz<br />
der Spezifi kation e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>getragenen g.U. Entscheidung(en) der Kommission vom<br />
oder g.g.A., für die weder e<strong>in</strong> „E<strong>in</strong>ziges (Datum) über die Nichtaufnahme von . . .<br />
Dokument“, noch e<strong>in</strong>e Zusammenfassung <strong>in</strong> Anhang I der Richtl<strong>in</strong>ie 91/414/EWG<br />
veröffentlicht wurde<br />
des Rates und den Widerruf/die Auf-<br />
2008/C 261/09 (ABl. EU. C 261/11<br />
hebung der Zulassungen für Pfl anzen-<br />
vom 14.10.2008)<br />
schutzmittel mit diesem Stoff<br />
Inh. betr. Klasse 1.6: Obst, Gemüse und Ge- 2008/753/EG vom 18.9.2008<br />
treide, unverarbeitet und verarbeitet – Fran- (ABl. EU. L 258/68 vom 26.9.2008 )<br />
kreich – „Petit Épeautre de Haute Pro- Inh. betr. Methylbromid<br />
vence“ (g.g.A.) – („Triticum monococcum“ 2008/754/EG vom 18.9.2008<br />
bzw. „E<strong>in</strong>korn“)<br />
(ABl. EU. L 258/70 vom 26.9.2008)<br />
2008/C 263/05 (ABl. EU. C 263/5 vom Inh. betr. Dichlobenil<br />
16.10.2008)<br />
2008/764/EG vom 30.9.2008<br />
Inh. betr. Klasse 1.6: Obst, Gemüse und (ABl. EU. L 262/40 vom 1.10.2008)<br />
Getreide, unverarbeitet und verarbeitet – Inh. betr. Dicofol<br />
Frankreich – „Kiwi de l‘Adour“ g.g.A.<br />
2008/768/EG vom 30.9.2008<br />
2008/C 269/05(ABl. EU. C 269/16<br />
(ABl. EU. L 263/12 vom 2.10.2008)<br />
vom 24.10.2008)<br />
Inh. betr. Beauveria brongniartii und Kalium-<br />
Inh. betr. Klasse 1.1 – Fleisch (und<br />
permanganat<br />
Schlachtnebenerzeugnisse), frisch –<br />
2008/769/EG vom 30.9.2008<br />
Italien – „Abbacchio Romano“ – g.g.A. (ABl. EU. L 263/14 vom 2.10.2008)<br />
(Lämmer der Region Latium)<br />
Inh. betr. Propanil<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
2008/770/EG vom 30.9.2008<br />
(ABl. EU. L 263/16 vom 2.10.2008)<br />
Inh. betr. Tricyclazol<br />
2008/771/EG vom 30.9.2008<br />
(ABl. EU. L 263/18 vom 2.10.2008)<br />
Inh. betr. Buprofez<strong>in</strong><br />
2008/832/EG vom 3.11.2008<br />
(ABl. EU. L 295/53 vom 4.11.2008)<br />
Inh. betr. Bromuconazol<br />
Entscheidung der Kommission vom<br />
89<br />
7./10. Oktober 2008 über die Berichtigung<br />
der (Richtl<strong>in</strong>ie Nr.) zur Änderung der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
91/414/EWG des Rates zwecks Aufnahme<br />
der Wirkstoffe<br />
2008/782/EG vom 7.10.2008<br />
(ABl. EU. L 268/31 vom 9.10.2008)<br />
Inh. betr. Richtl<strong>in</strong>ie 2007/5/EG – Captan, Folpet,<br />
Formetanat und Methiocarb<br />
2008/791/EG vom 10.10. 2008<br />
(ABl. EU. L 269/50 vom 10.10.2008)<br />
Inh. betr. Richtl<strong>in</strong>ie 2008/40/EG – Amidosulfuron<br />
und Nicosulfuron<br />
Geme<strong>in</strong>samer Standpunkt (EG)<br />
Nr. 25/2008 vom 15. September 2008, vom<br />
Rat festgelegt gemäß dem Verfahren des Artikels<br />
251 des Vertrags zur Gründung der<br />
Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft im H<strong>in</strong>blick<br />
auf den Erlass e<strong>in</strong>er Verordnung des<br />
Europäischen Parlaments und des Rates<br />
über das Inverkehrbr<strong>in</strong>gen von Pfl anzenschutzmitteln<br />
und zur Aufhebung<br />
der Richtl<strong>in</strong>ien 79/117/EWG und 91/414/<br />
EWG des Rates<br />
(ABl. EU. C 26E/1 vom 21.10.2008)<br />
Verschiedenes<br />
» Recht<br />
Technische Regeln für Gefahrstoffe<br />
Bek. des BMAS vom 21.8.2008 (GMBl.<br />
46/47/22.9.2008, S. 990)<br />
Inh.: TRGS 557 „Diox<strong>in</strong>e“<br />
Geme<strong>in</strong>samer Sortenkatalog für Gemüsearten<br />
– 27. Gesamtausgabe<br />
2008/C 261 A/01 (ABl. EU. C 261 A/1-583<br />
vom 14.10.2008)<br />
Inh.: Erläuterungen, Liste der Gemüsearten,<br />
Liste der Namen des/der Verantwortlichen<br />
für die Erhaltungszüchtung sowie Stelle, der
90<br />
Recht «<br />
die Liste der Namen dieses Verantwortlichen<br />
vorliegt<br />
Geme<strong>in</strong>samer Sortenkatalog für landwirtschaftliche<br />
Pfl anzenarten – 7. Ergänzung<br />
zur 26. Gesamtausgabe<br />
DIN-, EN- und ISO-Normen<br />
Herausg.: DIN <strong>Deutsche</strong>s Institut für<br />
Normung e. V., 10772 Berl<strong>in</strong><br />
Bezug: Beuth Verlag GmbH,<br />
10772 Berl<strong>in</strong><br />
Normen<br />
DIN<br />
6650-5 2008-10 Getränkeschankanlagen<br />
– Teil 5: Prüfung<br />
Ersatz für DIN 6650-5:2002-04<br />
6650-7 2008-11 – Teil 7: Hygienische<br />
Anforderungen an die Errichtung von Getränkeschankanlagen<br />
Ersatz für DIN 6650-7:2006-04<br />
10508 2008-10 Lebensmittelhygiene –<br />
Temperaturen für Lebensmittel<br />
Ersatz für DIN 10508:2002-10<br />
11864-1 2008-11 Armaturen aus<br />
nichtrostendem Stahl für Aseptik, Chemie<br />
und Pharmazie – Teil 1: Aseptik-Rohrverschraubung,<br />
Normalausführung<br />
11864-2 2008-11 – – Teil 2: Aseptik-<br />
Flanschverb<strong>in</strong>dung, Normalausführung<br />
11864-3 2008-11 – – Teil 3: Aseptik-<br />
Klemmverb<strong>in</strong>dung, Normalausführung<br />
jew. Ersatz für DIN 11864-1 bis 3:2006-01<br />
Siehe jedoch Beg<strong>in</strong>n der Gültigkeit<br />
DIN EN<br />
1650 2008-11 Chemische Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
und Antiseptika – Quantitativer<br />
Suspensionsversuch zur Bestimmung der<br />
fungiziden oder levuroziden Wirkung chemischer<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel und Antiseptika<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Lebensmittel, Industrie,<br />
Haushalt und öffentliche E<strong>in</strong>richtungen<br />
– Prüfverfahren und Anforderungen<br />
(Phase 2, Stufe 1)<br />
2008/C 282 A/01 (ABl. EU. C 282A/1–17<br />
vom 14.10.2008)<br />
Inh.: Erläuterungen, Liste der landwirtschaftlichen<br />
Pfl anzenarten<br />
deutsche Fassung EN 1650:2008<br />
Ersatz für DIN EN 1650:2008-08<br />
jew. deutsche Fassung der entspr. EN<br />
jew. Ersatz der entspr. DIN EN<br />
12672 2008-10 Produkte zur Aufbereitung<br />
von Wasser für den menschlichen<br />
Gebrauch – Kaliumpermanganat<br />
12678 2008-10 – – Kaliumperoxomonosulfat<br />
13176 2008-11 – – Ethanol<br />
13194 2008-10 – – Essigsäure<br />
12931 2008-11 – – Produkte für den<br />
Notfall – Natriumdichlorisocyanurat,<br />
wasserfrei<br />
12932 2008-10 – – – – Natriumdichlorisocyanurat-dihydrat<br />
12933 2008-10 – – – – Trichlorisocyanursäure<br />
jew. deutsche Fassung der entspr. EN<br />
jew. Ersatz der entspr. DIN EN<br />
15517 2008-09 (2008-11 Übersetzung)<br />
Lebensmittel – Bestimmung von Element-<br />
spuren – Bestimmung von anorganischem<br />
Arsen <strong>in</strong> Meeresalgen mit Atomabsorpti-<br />
onsspektrometrie-Hydridtechnik (HGAAS)<br />
nach Säureextraktion<br />
15527 2008-09 (2008-11 Übersetzung)<br />
Charakterisierung von Abfällen – Be-<br />
stimmung von polycyclischen aromatischen<br />
Kohlenwasserstoffen (PAK) <strong>in</strong> Abfall mittels<br />
Gaschromatographie-Massenspektrometrie<br />
(GC/MS)<br />
15585 2008-11 Getreide und Getreideerzeugnisse<br />
– Hartweizen (T. durum<br />
Desf.) – Bestimmung des prozentualen Anteils<br />
an mehligen Körnern und Berechnung<br />
Bericht der Kommission über die Bestrahlung<br />
von <strong>Lebensmitteln</strong> 2006<br />
2008/C 282/04 (ABl. EU. C 282/3–20<br />
vom 6.11.2008)<br />
des prozentualen Anteils an glasigen Körnern<br />
deutsche Fassung EN 15585:2008<br />
DIN EN ISO<br />
664 2008-11 Ölsamen – Verkle<strong>in</strong>erung<br />
der Laboratoriumsprobe auf die Untersuchungsprobe<br />
(ISO 664:2008)<br />
deutsche Fassung EN ISO 664:2008<br />
Ersatz für DIN EN ISO 664:1995-07<br />
734-2 2008-10 Ölsamenschrote –<br />
Bestimmung des Ölgehaltes – Teil 2:<br />
Schnellextraktionsverfahren<br />
(ISO 734-2:2008)<br />
deutsche Fassung EN ISO 734-2:2008<br />
Ersatz für DIN EN ISO 734-2:2001-02<br />
8534 2008-10 Tierische und pfl anz-<br />
liche Fette und Öle – Bestimmung des<br />
Wassergehalts – Karl-Fischer-Verfahren<br />
(pyrid<strong>in</strong>frei) (ISO 8534:2008)<br />
deutsche Fassung EN ISO 8534:2008<br />
8586-2 2008-11 Sensorische Analyse<br />
– Allgeme<strong>in</strong>er Leitfaden für die Auswahl,<br />
Schulung und Überprüfung von Prüfpersonen<br />
– Teil 2: Sensoriker (ISO 8586-<br />
2:2008)<br />
deutsche Fassung EN ISO 8586-2:2008<br />
13906 2008-11 Futtermittel – Bestim-<br />
mung des Gehalts an Säure-Detergens-<br />
Faser (ADF) und Säure-Detergens-Lign<strong>in</strong><br />
(ADL) (ISO 13906:2008)<br />
deutsche Fassung EN ISO 13906:2008<br />
14159 2008-07 (2008-10) Sicherheit<br />
von Masch<strong>in</strong>en – Hygieneanforderungen<br />
an die Gestaltung von Masch<strong>in</strong>en<br />
(ISO 14159:2002) Übersetzung<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
21003-1 2008-11 Mehrschichtverbund-Rohrleitungssysteme<br />
für die<br />
Warm- und Kaltwasser<strong>in</strong>stallation <strong>in</strong>nerhalb<br />
von Gebäuden – Teil 1: Allgeme<strong>in</strong>es<br />
(ISO 21003-1:2008)<br />
21003-2 2008-11 – – Teil 2: Rohre (ISO<br />
21003-2:2008)<br />
21003-3 2008-11 – – Teil 5: Gebrauchstauglichkeit<br />
des Systems (ISO 21003-<br />
5:2008)<br />
jew. deutsche Fassung der entspr. EN ISO<br />
Ausgabe 2008<br />
27971 2008-10 Getreide und Getrei-<br />
deerzeugnisse – Weizen (Triticum aesti-<br />
vum L.) – Bestimmung der Eigenschaften<br />
von Teig bei konstanter Flüssigkeitszufuhr<br />
zu handelsüblichen Mehlen oder<br />
Versuchsmehlen bei gleichen Versuchsmahlverfahren<br />
mittels Alveograph (ISO<br />
27971:2008)<br />
deutsche Fassung EN ISO 27971:2008<br />
EN<br />
12920+A1:2008-09 (2008-11) Charakterisierung<br />
von Abfall – Vorgehensweise<br />
zur Bestimmung des Auslaugungsverhaltens<br />
von Abfall unter festgelegten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
12926 2008-09 (2008-11) Produkte<br />
zur Aufbereitung von Wasser für den<br />
menschlichen Gebrauch – Natriumperoxodisulfat<br />
Ersatz für EN 12926:2000-07<br />
12931 2008-07 (2008-10) Produkte<br />
zur Aufbereitung von Wasser für den<br />
menschlichen Gebrauch – Produkte für<br />
den Notfall – Natriumdichlorisocyanurat,<br />
wasserfrei<br />
13176 2008-07 (2008-10) – – Ethanol<br />
jew. Ersatz für die entspr. EN Ausgabe 2000<br />
15585 2008-07 (2008-10) Getreide-<br />
und Getreideerzeugnisse – Hartweizen<br />
(T. durum Desf.) – Bestimmung des prozen-<br />
tualen Anteils an mehligen Körnern und Berechnung<br />
des prozentualen Anteils an glasigen<br />
Körnern<br />
15587 2008-07 (2008-10) – Bestimmung<br />
von Besatz <strong>in</strong> Weizen (Triticum aestivum L.),<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Hartweizen (Triticum durum Desf.), Roggen<br />
(Secale cereale L.) und Futtergerste<br />
(Hordeum vulgare L.)<br />
EN ISO<br />
707 2008-08 (2008-10) Milch und<br />
Milcherzeugnisse – Leitfaden zur Probenahme<br />
(ISO 707:2008)<br />
Ersatz für EN ISO 707:1997-07<br />
20541 2008-09 (2008-11) Milch und<br />
Milcherzeugnisse – Bestimmung des<br />
Nitratgehaltes – Verfahren mit enzyma-<br />
tischer Reduktion und Molekülabsorptionsspektrometrie<br />
nach Griess-Reaktion<br />
(ISO 20541:2008)<br />
ISO<br />
488 2008-09 (2008-11) Milch – Bestimmung<br />
des Fettgehaltes – Gerber Butyrometer<br />
Ersatz für ISO 488:1983-12<br />
707 2008-08 (2008-10) s. EN ISO<br />
2446 2008-09 (2008-11) – – Bestimmung<br />
des Fettgehaltes (Rout<strong>in</strong>everfahren)<br />
Ersatz für ISO 2446:1976-10<br />
4387 AMD 1 2008-09 (2008-11) Ziga-<br />
retten – Bestimmung des Rohkondensats<br />
und des nikot<strong>in</strong>freien Trockenkondensats<br />
unter Verwendung e<strong>in</strong>er Abrauchmasch<strong>in</strong>e<br />
für Rout<strong>in</strong>eanalysen; Änderung 1<br />
Änderung von ISO 4387:2000-04<br />
5983-1 2008-09 (2008-11 Technical Cor-<br />
rigendum 1) Futtermittel – Bestimmung<br />
des Stickstoffgehaltes und Berechnung<br />
des Rohprote<strong>in</strong>gahaltes – Teil 1: Kjeldahl-<br />
Verfahren; Korrektur 1<br />
Änderung von ISO 5983-1:2005-07<br />
7304-2 2008-08 (2008-10) Hartweizen-<br />
grieß und Teigwaren – Beurteilung der<br />
Kochqualität von Spaghetti durch sensorische<br />
Prüfung – Teil 2: Praktisches Verfahren<br />
Ersatz für ISO 7304:1985-04<br />
8423 2008-09 (2008-11) Sequentielle<br />
Stichprobenanweisungen anhand quan-<br />
titativer Merkmale auf den Anteil fehler-<br />
91<br />
hafter E<strong>in</strong>heiten (bei bekannter Standardabweichung)<br />
11494 2008-08 (2008-10) Schmuck –<br />
Bestimmung von Plat<strong>in</strong> <strong>in</strong> Plat<strong>in</strong>-Schmucklegierungen<br />
– Induktiv gekoppeltes Plasma<br />
(ICP) lösungsspektrometrisches Verfahren<br />
unter Verwendung von Yttrium als <strong>in</strong>ternem<br />
Standard<br />
11495 2008-08 (2008-10) – – Bestimmung<br />
von Palladium <strong>in</strong> Palladium-<br />
Schmucklegierungen – Induktiv gekoppeltes<br />
Plasma (ICP) lösungsspektrometrisches Verfahren<br />
unter Verwendung von Yttrium als <strong>in</strong>ternem<br />
Standard<br />
11596 2008-08 (2008-10) – – Probenahme<br />
von Edelmetalllegierungen für und<br />
<strong>in</strong> Schmuck und verwandten Produkten<br />
15093 2008-08 (2008-10) – – Bestimmung<br />
der Edelmetalle <strong>in</strong> 999 ‰ Gold-,<br />
Plat<strong>in</strong>- und Palladium-Schmucklegierungen<br />
– Differenzverfahren mittels optischer ICP-<br />
Emissionsspektrometrie<br />
15096 2008-08 (2008-10) – – Bestimmung<br />
von Silber <strong>in</strong> 999 ‰ Silber-Schmucklegierungen<br />
– Differenzverfahren mittels optischer<br />
ICP-Emissionsspektrometrie<br />
14717 2008-10 (2008-11) Spanisches<br />
Oreganoöl [Thymbra capitata (L.) Cav.]<br />
Ersatz für ISO 14717:1999-10<br />
20541 2008-09 (2008-11)<br />
s. o. bei EN ISO 20541<br />
» Recht<br />
23560 2008-10 (2008-11) Säcke aus<br />
Polypropylengewebe für die Verpackung<br />
von <strong>Lebensmitteln</strong> <strong>in</strong> großen Mengen<br />
28765 2008-10 (2008-11) Emails und<br />
Emaillierungen – Gestaltung von ver-<br />
schraubten Stahlbehältern für die Speicherung<br />
oder Behandlung von Wasser oder<br />
kommunalen und <strong>in</strong>dustriellen Abwässern<br />
und Abwasserschlamm<br />
Vornormen<br />
DIN CEN/TS<br />
15731 2008-11 Getreide und Getreideerzeugnisse<br />
– Weizen (Triticum aestivum<br />
L.) – Bestimmung der Eigenschaften
92<br />
Recht «<br />
von Teig bei adaptierter Flüssigkeitszufuhr<br />
zu handelsüblichen Mehlen oder Versuchsmehlen<br />
bei gleichen Versuchsmahlverfahren<br />
mittels Alveograph<br />
deutsche Fassung CEN/TS 15731:2008<br />
DIN ISO/TS<br />
21003-7 2008-11 Mehrschichtverbund-Rohrleitungssysteme<br />
für die<br />
Warm- und Kaltwasser<strong>in</strong>stallation <strong>in</strong>nerhalb<br />
von Gebäuden – Teil 7: Empfehlungen<br />
für die Beurteilung der Konformität<br />
(ISO/TS 21003-7:2008)<br />
deutsche Fassung CEN ISO/TS 21003-7:<br />
2008<br />
CEN/TS<br />
15465 2008-08 (2008-10) Getreide und<br />
Getreideerzeugnisse – Hartweizen<br />
(T. durum Desf.) – Allgeme<strong>in</strong>e Leitl<strong>in</strong>ien für<br />
die Messung der Grießfarbe mit <strong>in</strong>strumentellen<br />
Verfahren<br />
15731 2008-08 (2008-10) – – Weizen<br />
(Triticum aestivum L.) – Bestimmung der<br />
Eigenschaften von Teig bei adaptierter<br />
Flüssigkeitszufuhr zu handelsüblichen<br />
Mehlen oder Versuchsmehlen bei gleichen<br />
Versuchsmahlverfahren mittels Alveograph<br />
jew. Vornorm<br />
Amtliche Sammlung<br />
von Untersuchungsverfahren<br />
BVL B 2008-10 (2008-11) Amtliche<br />
Sammlung von Untersuchungsverfahren<br />
– Band II (B): Verfahren zur Probenahme<br />
und Untersuchung von<br />
Bedarfsgegenständen – Inhaltsverzeichnis<br />
– Allgeme<strong>in</strong>er Teil<br />
Ersatz für BVL B:2007-03<br />
BVL B<br />
Untersuchung von Bedarfsgegenständen<br />
80.00-4 2008-10 (2008-11) Untersuchung<br />
von Bedarfsgegenständen Sensorische<br />
Prüfung – Prüfung von Packstoffen<br />
und Packmitteln für Lebensmittel<br />
80.03-3 2008-10 (2008-11) – – Silicatische<br />
Oberfl ächen – Teil 1: Bestimmung<br />
der Abgabe von Blei und Cadmium aus<br />
keramischen Gegenständen<br />
80.03-4 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 2: Bestimmung der Abgabe von Blei und<br />
Cadmium aus silicatischen Oberfl ächen ausgenommen<br />
keramischen Gegenständen<br />
80.30-4 2008-10 (2008-11) – – Kunststoffe<br />
– Teil 1: Leitfaden für die Auswahl<br />
der Prüfbed<strong>in</strong>gungen und Prüfverfahren für<br />
die Gesamtmigration<br />
80.30-5 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 2: Prüfverfahren für die Gesamtmigration<br />
<strong>in</strong> Olivenöl durch völliges E<strong>in</strong>tauchen<br />
80.30-6 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 3: Prüfverfahren für die Gesamtmigration<br />
<strong>in</strong> wässrige Prüfl ebensmittel durch völliges<br />
E<strong>in</strong>tauchen<br />
80.30-8 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 5: Prüfverfahren für die Gesamtmigration<br />
<strong>in</strong> wässrige Prüfl ebensmittel mittels<br />
Zelle<br />
80.30-10 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 7: Prüfverfahren für die Gesamtmigration<br />
<strong>in</strong> wässrige Prüfl ebensmittel mit e<strong>in</strong>em<br />
Beutel<br />
80.30-12 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 9: Prüfverfahren für die Gesamtmigration<br />
<strong>in</strong> wässrige Prüfl ebensmittel durch Füllen<br />
des Gegenstandes<br />
80.30-17 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 14: Prüfverfahren für „Ersatzprüfungen“<br />
für die Gesamtmigration aus<br />
Kunststoffen, die für den Kontakt mit fettigen<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> bestimmt s<strong>in</strong>d, unter<br />
Verwendung der Prüfmedien Iso-Octan und<br />
95%igem Ethanol<br />
80.30-18 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 15: Alternative Prüfverfahren zur Bestimmung<br />
der Migration <strong>in</strong> fettige Prüfl ebensmittel<br />
durch Schnellextraktion <strong>in</strong> Iso-<br />
Octan und/oder 95%igem Ethanol<br />
80.30-19 2008-10 (2008-11) – – Substanzen<br />
<strong>in</strong> Kunststoffen, die Beschränkungen<br />
unterliegen – Teil 1: Leitfaden für<br />
die Prüfverfahren für die spezifi sche Migration<br />
von Substanzen aus Kunststoffen <strong>in</strong> Lebensmittel<br />
und Prüfl ebensmittel, die Bestimmung<br />
von Substanzen <strong>in</strong> Kunststoffen und<br />
die Auswahl der Kontaktbed<strong>in</strong>gungen mit<br />
Prüfl ebensmitteln<br />
80.30-20 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 2: Bestimmung von Terephthalsäure <strong>in</strong><br />
Prüfl ebensmitteln<br />
80.30-21 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 3: Bestimmung von Acrylnitril <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
und Prüfl ebensmitteln<br />
80.30-22 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 4: Bestimmung von 1,3-Butadien <strong>in</strong><br />
Kunststoffen<br />
80.30-26 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 8: Bestimmung von Isocyanaten <strong>in</strong><br />
Kunststoffen<br />
80.56-3 2008-10 (2008-11) – – Papier<br />
und Pappe vorgesehen für den Kontakt<br />
mit <strong>Lebensmitteln</strong> – Bestimmung<br />
der Farbechtheit von gefärbtem Papier und<br />
Pappe<br />
80.56-4 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Bestimmung der Farbechtheit von optisch<br />
aufgehelltem Papier und Pappe<br />
80.56-5 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Bestimmung des Übergangs antimikrobieller<br />
Bestandteile<br />
80.56-6 2008-10 (2008-11) – – Sensorische<br />
Analyse – Teil 1: Geruch<br />
80.56-7 2008-10 (2008-11) – – – –<br />
Teil 2: Geschmacksübertragung<br />
80.56-8 2008-10 (2008-11) – – Faserstoff,<br />
Papier und Karton – Bestimmung<br />
des Gehaltes an Diisopropylnaphthal<strong>in</strong><br />
(DIPN) mittels Lösemittelextraktion<br />
jew. Übernahme der gleichnamigen Norm<br />
DIN EN<br />
Untersuchung von<br />
kosmetischen Mitteln<br />
BVL K 2008-10 (2008-11) Amtliche<br />
Sammlung von Untersuchungsverfahren<br />
– Band III (K): Verfahren zur Probenahme<br />
und Untersuchung von kosmetischen Mitteln<br />
– Inhaltsverzeichnis – Allgeme<strong>in</strong>er Teil<br />
Ersatz für BVL K:2006-09<br />
BVL K<br />
84.00-26 2008-10 (2008-11) Untersuchung<br />
von kosmetischen Mitteln – Bestimmung<br />
von 3-Iod-2-prop<strong>in</strong>ylbutylcarbamat<br />
(IPBC) <strong>in</strong> kosmetischen Mitteln – LC-MS-<br />
Verfahren<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Vorhaben<br />
05701097 2008-10 Dosiergeräte für<br />
die orale Verabreichung von Tierarzneimit-<br />
teln an Lebensmittel liefernde Tiere;<br />
NA 057-02-01-24 AK<br />
05701204 2008-10 Lebensmittel – Bestimmung<br />
von PSP Tox<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Schalentieren<br />
– HPLC-Verfahren mit Vorsäulenderivatisierung<br />
mit Peroxid- oder Periodatoxidation<br />
Europäische Normungsvorhaben; NA 057-<br />
01-03 AA<br />
Vorhaben jew. e<strong>in</strong>gestellt<br />
05701291 2008-10 Mikrobiologie von<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> und Futtermitteln – An-<br />
leitung für die Vorbereitung und Herstellung<br />
von Nährmedien – Teil 2: Praktische Anleitung<br />
zur Leistungsprüfung von Nährmedien<br />
05701292 2008-10 – – Vorbereitung<br />
von Untersuchungsproben und Herstellung<br />
von Erstverdünnungen und von Dezimalverdünnungen<br />
für mikrobiologische Untersuchungen<br />
– Teil 4: Spezifi sche Regeln für<br />
die Vorbereitung von anderen Erzeugnissen<br />
als Milch und Milcherzeugnisse, Fleisch und<br />
Fleischerzeugnisse, Fisch und Fischerzeugnisse<br />
(ISO 6887-4:2003/NP Amd 1:2008)<br />
jew. europäische Normungsvorhaben;<br />
NA 057-01-06 AA<br />
05701294 2008-10 Lebensmittel – Be-<br />
stimmung von Ochratox<strong>in</strong> A <strong>in</strong> Gerste und<br />
Röstkaffee – HPLC-Verfahren mit Re<strong>in</strong>igung<br />
an e<strong>in</strong>er Immunoaffi nitätssäule<br />
05701295 2008-10 – – Bestimmung von<br />
Ochratox<strong>in</strong> A <strong>in</strong> We<strong>in</strong> und Bier – HPLC-Verfahren<br />
mit Re<strong>in</strong>igung an e<strong>in</strong>er Immunoaffi -<br />
nitätssäule<br />
jew. europäische Normungsvorhaben;<br />
NA 057-01-03 AA<br />
05701301 2008-11 Lebensmittel<br />
– Gleichzeitige Bestimmung von neun<br />
Süßungsmitteln durch Hochleistungs-<br />
Flüssigchromatographie und Verdampfungs-<br />
Lichtstreu-Detektion; ( Europäisches Normungsvorhaben);<br />
NA 057-01-11 AA<br />
05701302 2008-11 – – Nachweis von<br />
bestrahlten <strong>Lebensmitteln</strong> mit photosti-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
mulierter Lum<strong>in</strong>eszenz; ( Europäisches Normungsvorhaben);<br />
NA 057-01-02 AA<br />
05701306 2008-11 Chemische Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
und Antiseptika – Quantitativer<br />
Suspensionsversuch zur Bestimmung<br />
der bakteriziden Wirkung chemischer Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
und Antiseptika <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Lebensmittel, Industrie, Haushalt und<br />
öffentliche E<strong>in</strong>richtungen – Prüfverfahren<br />
und Anforderungen (Phase 2, Stufe 1);<br />
(DIN EN 1276:1997-08); NA 057-02-03 AA<br />
Die Norm-Entwürfe fi nden Sie<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e.de →<br />
<strong>DLR</strong> Archiv<br />
VDMA-E<strong>in</strong>heitsblätter<br />
Herausgeber: Verband <strong>Deutsche</strong>r<br />
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60498 Frankfurt<br />
Bezug: Beuth Verlag GmbH,<br />
10772 Berl<strong>in</strong><br />
VDMA<br />
11499 2008-08 (2008-11) Betrieb<br />
und Nutzung von Verkaufskühlmöbel<br />
Praxisleitfaden<br />
Zulassung von Betrieben<br />
Praxisleitfaden<br />
Zulassung von Betrieben<br />
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» Recht<br />
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ablaufen und welche Anforderungen<br />
Ihr Betrieb erfüllen muss, um e<strong>in</strong>e<br />
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Betriebslage und Ausstattung der Räume,<br />
Beschaffenheit der Produktionsräume, Transportmittel<br />
und Verpackung, Anforderungen<br />
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93
93A Recht «<br />
Norm-Entwürfe<br />
DIN<br />
1988-500 2008-10 (2008-11) Technische<br />
Regeln für Tr<strong>in</strong>kwasser-Installationen<br />
– Teil 500: Druckerhöhungsanlagen<br />
mit drehzahlgeregelten Pumpen; Technische<br />
Regel des DVGW<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-10-07<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-02-28<br />
51178 2008-10 Emails und Emaillierungen<br />
– Innen- und außenemaillierte<br />
Armaturen und Druckrohrformstücke für die<br />
Roh- und Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung – Qualitätsanforderungen<br />
und Prüfung<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-15<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-02-07<br />
67501 2008-10 (2008-11) Experimentelle<br />
Bewertung des Erythemschutzes<br />
von externen Sonnenschutzmitteln für die<br />
menschliche Haut<br />
Vorgesehen als Ersatz für DIN 67501:1999-09<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-10-07<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-02-28<br />
DIN EN<br />
71-1/A8 2008-11 Sicherheit von Spielzeug<br />
– Teil 1: Mechanische und physikalische<br />
Eigenschaften<br />
deutsche FassungEN 71-1:2005/prA8:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-17<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-01-17<br />
71-1/A12 2008-10 (2008-11) – –<br />
<strong>Deutsche</strong> Fassung EN 71-1:2005/<br />
prA12:2008<br />
Vorgesehen als Änderung von DIN EN 71-<br />
1:2008-09<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-10-07<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-12-27<br />
1186-13 2006-11 (2008-10) Werkstoffe<br />
und Gegenstände <strong>in</strong> Kontakt mit <strong>Lebensmitteln</strong><br />
– Kunststoffe – Teil 13: Prüfverfahren<br />
für die Gesamtmigration bei hohen<br />
Temperaturen<br />
1186-14 2006-11 (2008-10) – – – –<br />
Teil 14: Prüfverfahren für „Ersatzprüfungen“<br />
für die Bestimmung der Gesamtmigration<br />
aus Kunststoffen, die für den Kontakt mit<br />
fettigen <strong>Lebensmitteln</strong> bestimmt s<strong>in</strong>d, unter<br />
Verwendung der Prüfmedien Iso-Octan und<br />
95%igem Ethanol<br />
1186-15 2006-11 (2008-10) – – – –<br />
Teil 15: Alternative Prüfverfahren zur Bestimmung<br />
der Migration <strong>in</strong> fettige Prüfl ebensmittel<br />
durch Schnellextraktion <strong>in</strong> Iso-<br />
Octan und/oder 95%iges Ethanol<br />
13130-13 20011 (2008-10) – – Substanzen<br />
<strong>in</strong> Kunststoffen, die Beschränkungen<br />
unterliegen – Teil 13: Bestimmung von 2,2-<br />
Bis(4-Hydroxyphenyl)Propan (Bisphenol A)<br />
<strong>in</strong> Prüfl ebensmitteln<br />
jew. deutsche Fassung prEN 13130-13:2006<br />
Zurückziehung beabsichtigt; ke<strong>in</strong> Bedarf<br />
mehr.<br />
E<strong>in</strong>sprüche jew. bis 2008-11-30<br />
1672-2/A1 2008-04 (2008-11) Nahrungsmittelmasch<strong>in</strong>en<br />
– Allgeme<strong>in</strong>e Gestaltungsleitsätze<br />
– Teil 2: Hygieneanforderungen<br />
(EN 1672-2:2005)<br />
Englische Fassung EN 1672-2:2005/<br />
prA1:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-29<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-29<br />
12312-12/A1 2008-01 (2008-11) Luft-<br />
fahrt-Bodengeräte – Besondere Anforderungen<br />
– Teil 12: Tr<strong>in</strong>kwasser-Servicegeräte<br />
deutsche FassungEN 12312-12:2002/<br />
prA1:2008<br />
Vorgesehen als Änderung von DIN EN<br />
12312-12:2003-05<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-29<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-29<br />
13623 2008-11 (2008-10) Chemische<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel und Antiseptika –<br />
Quantitativer Suspensionsversuch zur Bestimmung<br />
der bakteriziden Wirkung gegen<br />
Legionella pneumophila von chemischen<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmitteln für wasserhaltige Systeme<br />
– Prüfverfahren und Anforderungen<br />
(Phase 2, Stufe 1)<br />
deutsche Fassung prEN 13623:2008<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis – (ohne Angabe)<br />
13732 2008-09 (2008-10) Nahrungsmittelmasch<strong>in</strong>en<br />
– Behältermilchkühlanlagen<br />
für Milcherzeugerbetriebe – Anforde-<br />
rungen für Leistung, Sicherheit und Hygiene<br />
deutsche Fassung prEN 13732:2008<br />
Vorgesehen als Ersatz für DIN EN<br />
13732:2003-02<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-08<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-08<br />
13752 2008-08 (2008-10) Produkte<br />
zur Aufbereitung von Wasser für den<br />
menschlichen Gebrauch – Mangandioxid<br />
13753 2008-08 (2008-10) – – Granuliertes<br />
aktiviertes Alum<strong>in</strong>iumoxid<br />
13754 2008-08 (2008-10) – – Bentonit<br />
jew. deutsche Fassung der entspr. prEN<br />
Ausgabe 2008<br />
jew. Vorgesehen als Ersatz für die entspr.<br />
DIN EN Ausgabe 2003<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum jew. 2008-09-01<br />
E<strong>in</strong>sprüche jew. bis 2008-11-01<br />
14132 2008-11 Lebensmittel – Bestimmung<br />
von Ochratox<strong>in</strong> A <strong>in</strong> Gerste und<br />
Röstkaffee – HPLC-Verfahren mit Re<strong>in</strong>igung<br />
an e<strong>in</strong>er Immunoaffi nitätssäule<br />
E, DIN EN 14133 2008-11 – – Bestimmung<br />
von Ochratox<strong>in</strong> A <strong>in</strong> We<strong>in</strong> und Bier<br />
– HPLC-Verfahren mit Re<strong>in</strong>igung an e<strong>in</strong>er<br />
Immunoaffi nitätssäule<br />
jew. deutsche FassungprEN 14133:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum jew.: 2008-11-17<br />
E<strong>in</strong>sprüche jew. bis 2009-01-17<br />
15850 2008-09 (2008-10) Lebensmittel<br />
– Bestimmung von Zearalenon <strong>in</strong> Gersten-,<br />
Mais- und Weizenmehl, Maisgrieß sowie<br />
Säugl<strong>in</strong>gs- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung auf Getreidebasis<br />
– HPLC-Verfahren mit Re<strong>in</strong>igung<br />
an e<strong>in</strong>er Immunoaffi nitätssäule und Fluoreszenzdetektion<br />
15851 2008-09 (2008-10) – – Bestimmung<br />
von Afl atox<strong>in</strong> B1 <strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gs- und<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dernahrung auf Getreidebasis –<br />
HPLC-Verfahren mit Re<strong>in</strong>igung an e<strong>in</strong>er<br />
Immunoaffi nitätssäule<br />
jew. deutsche Fassung der entspr. prEN<br />
Ausgabe 2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum jew. 2008-09-15<br />
E<strong>in</strong>sprüche jew. bis 2008-11-15<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
DIN EN ISO<br />
6887-5 2008-10 (2008-11) Mikrobiologie<br />
von <strong>Lebensmitteln</strong> und Futtermitteln<br />
– Vorbereitung von Untersuchungsproben<br />
und Herstellung von Erstverdünnungen<br />
und von Dezimalverdünnungen für<br />
mikrobiologische Untersuchungen – Teil 5:<br />
Spezifi sche Regeln für die Vorbereitung von<br />
Milch und Milcherzeugnissen (ISO/DIS 6887-<br />
5:2008)<br />
deutsche FassungprEN ISO 6887-5:2008<br />
Vorgesehen als Ersatz für DIN EN ISO<br />
8261:2001-10<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-10-07<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-12-07<br />
10304-1 2008-09 (2008-10) Wasserbeschaffenheit<br />
– Bestimmung von gelösten<br />
Anionen mittels Flüssigkeits-Ionenchromatographie<br />
– Teil 1: Bestimmung von Bromid,<br />
Chlorid, Fluorid, Nitrat, Nitrit, Phosphat und<br />
Sulfat (ISO 10304-1:2007)<br />
deutsche Fassung prEN ISO 10304-1:2008<br />
Vorgesehen als Ersatz für DIN EN ISO<br />
10304-1:1995-04 und DIN EN ISO 10304-<br />
2:1996-11<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-08<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-15<br />
12099 2008-09 (2008-10) Futtermittel,<br />
Getreide und gemahlene Getreideerzeugnisse<br />
– Anleitung für die Anwendung<br />
von Nah<strong>in</strong>frarot-Spektrometrie (ISO/DIS<br />
12099:2008)<br />
deutsche Fassung prEN ISO 12099:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-08<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-15<br />
12966-3 2008-11 Tierische und pfl anz-<br />
liche Fette und Öle – Gaschromatographie<br />
von Fettsäuremethylestern – Teil 3: Herstellung<br />
von Methylestern mittels Trimethylsulfoniumhydroxid<br />
(TMSH) (ISO/DIS 12966-<br />
3:2008)<br />
deutsche Fassung prEN ISO 12966-3:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-24<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-01-24<br />
17678 2008-09 (2008-10) Milch und<br />
Milcherzeugnisse – Bestimmung der Re<strong>in</strong>heit<br />
des Milchfetts durch gaschromatogra-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
phische Triglyceridanalyse (Referenzverfahren)<br />
(ISO/DIS 17678.2:2008)<br />
deutsche Fassung prEN ISO 17678:2008<br />
Vorgesehen als Ersatz für DIN 10336:1994-09<br />
Ersatz für E DIN EN ISO 17678:2006-04<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-22<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-29<br />
21427-2 2008-09 (2008-10) Wasserbeschaffenheit<br />
– Bestimmung der Gentoxizität<br />
mit dem In-vitro-Mikrokerntest –<br />
Teil 2: Verwendung e<strong>in</strong>er nicht-synchronisierten<br />
V79-Zellkulturl<strong>in</strong>ie (ISO 21427-<br />
2:2006)<br />
deutsche Fassung prEN ISO 21427-2:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-09-08<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-11-15<br />
DIN EN ISO/IEC<br />
17030 2008-11 Konformitätsbewertung<br />
– Allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen an Konformitätszeichen<br />
e<strong>in</strong>er dritten Seite (ISO/IEC<br />
17030:2003)<br />
<strong>Deutsche</strong> und Englische Fassung prEN ISO/<br />
IEC 17030:2008<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-24<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-01-24<br />
DIN ISO<br />
2859-10 2008-11 Annahmestichprobenprüfung<br />
anhand der Anzahl fehlerhafter<br />
E<strong>in</strong>heiten oder Fehler (Attributprüfung)<br />
– Teil 10: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das<br />
ISO-2859-Attribut-Stichprobensystem<br />
(ISO 2859-10:2006)<br />
Text Deutsch, Englisch<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-03<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-03-10<br />
10576-1 2008-11 Statistische Verfahren<br />
– Richtl<strong>in</strong>ien für die Beurteilung der<br />
Konformität mit vorgegebenen Anforderungen<br />
– Teil 1: Allgeme<strong>in</strong>e Grundsätze<br />
(ISO 10576-1:2003)<br />
Text Deutsch und Englisch<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-10<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-03-10<br />
16269-6 2008-11 Statistische Auswertung<br />
von Daten – Teil 6: Ermittlung von<br />
statistischen Anteilsbereichen (ISO 16269-<br />
6:2005)<br />
» Recht<br />
93B<br />
Text <strong>in</strong> Deutsch und Englisch<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-17<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-03-31<br />
16269-8:2008-11 – – Teil 8: Ermittlung von<br />
Prognosebereichen (ISO 16269-8:2004)<br />
Text Deutsch und Englisch<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsdatum: 2008-11-24<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-03-31<br />
ISO/DIS<br />
10704 2008-07 (2008-10) Wasserbeschaffenheit<br />
– Bestimmung der Gesamt-<br />
Alpha und -Beta Aktivität <strong>in</strong> Frischwasser<br />
– Dünnschichtverfahren<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-12-29<br />
12099 2008-09 (2008-11) Futtermittel –<br />
s. o. prEN ISO 12099 2008-09<br />
26642 2008-09 (2008-11) Lebensmit-<br />
telerzeugnisse – Bestimmung des glykämischen<br />
Indexes und entsprechende Klassifi<br />
zierung<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-02-15<br />
27205 2008-07 (2008-10) Fermentierte<br />
Milcherzeugnisse – Molkerei-Starterkulturen<br />
von Milchsäurebakterien – Identitätsstandard<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2008-12-29<br />
28198 2008-09 (2008-11) Phospholi-<br />
pide – Bestimmung von toluenunlöslichen<br />
Substanzen<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-02-12<br />
ISO/FDIS<br />
6884 2008-09 (2008-11) Tierische und<br />
pfl anzliche Fette und Öle – Bestimmung der<br />
Asche<br />
Vorgesehen als Ersatz für ISO 6884:1985-12<br />
9697 2008-07 (2008-10) Wasserbeschaffenheit<br />
– Bestimmung der Gesamt-<br />
Beta-Aktivität <strong>in</strong> salzarmem Wasser<br />
Vorgesehen als Ersatz für ISO 9697:1992-12<br />
Ersatz für ISO/DIS 9697:2007-10<br />
16634-1 2008-07 (2008-10) Lebensmittelerzeugnisse<br />
– Bestimmung des Gehaltes<br />
an Gesamtstickstoff mit dem Verbren-
93C Recht «<br />
nungsverfahren nach Dumas und Berechnung<br />
des Gehaltes an Rohprote<strong>in</strong> – Teil 1:<br />
Ölsamen und Futtermittel<br />
899 2008-08 (2008-10) Produkte<br />
zur Aufbereitung von Wasser für den<br />
menschlichen Gebrauch – Schwefelsäure<br />
902 2008-09 (2008-11) – – Wasserstoffperoxid<br />
938 2008–09 (2008–11) – – Natriumchlorit<br />
939 2008-09 (2008-11) – – Salzsäure<br />
12671 2008-08 (2008-11) – – vor Ort erzeugtes<br />
Chlordioxid<br />
12876 2008-08 (2008-11) – – Sauerstoff<br />
12915-2 2008-07 (2008-10) – – granulierte<br />
Aktivkohle – Teil 2: Reaktivierte granulierte<br />
Aktivkohle<br />
jew. vorgesehen als Ersatz für die entspr.<br />
EN .<br />
jew Ersatz für die entspr. prEN<br />
15633-1 2008-07 (2008-10) Lebensmittel<br />
– Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />
mit immunologischen Verfahren –<br />
Teil 1: Allgeme<strong>in</strong>e Betrachtungen<br />
Ersatz für prEN 15633-1:2007-03<br />
15634-1 2008-07 (2008-10) Lebensmittel<br />
– Nachweis von Lebensmittelallergenen<br />
mit molekularbiologischen Verfahren<br />
– Teil 1: Allgeme<strong>in</strong>e Betrachtungen<br />
Ersatz für prEN 15634-1:2007-03<br />
15845 2008-08 (2008-10) Papier und<br />
Pappe – Bestimmung der Zytotoxizität <strong>in</strong><br />
wässrigen Extrakten<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-01-07<br />
15848 2008-08 (2008-10) Anlagen zur<br />
Behandlung von Tr<strong>in</strong>kwasser <strong>in</strong>nerhalb von<br />
Gebäuden – E<strong>in</strong>stellbare Dosiersysteme –<br />
Anforderungen an Ausführung, Sicherheit<br />
und Prüfung<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-01-07<br />
15861 2008-08 (2008-11) Nahrungsmittelmasch<strong>in</strong>en<br />
– Räucheranlagen –<br />
Sicherheits- und Hygieneanforderungen<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-01-28<br />
prEN ISO<br />
12099 2008-09 (2008-11) Futtermittel,<br />
Getreide und gemahlene Getreideerzeugnisse<br />
– Anleitung für die Anwendung<br />
von Nah<strong>in</strong>frarot-Spektrometrie (ISO/DIS<br />
12099:2008)<br />
E<strong>in</strong>sprüche bis 2009-02-04<br />
16634-1 2007-07 (2008-10) Getreide,<br />
Hülsenfrüchte, gemahlene Getreideerzeugnisse,<br />
Ölsamen und Futtermittel –<br />
Bestimmung des Gehaltes an Gesamtstickstoff<br />
mit dem Verbrennungsverfahren nach<br />
Dumas und Berechnung des Gehaltes an<br />
Rohprote<strong>in</strong> (ISO/FDIS 16634-1:2008)<br />
21427-2 2008-08 (2008-11) Wasserbe-<br />
schaffenheit – Bestimmung der Gentoxizität<br />
mit dem In-vitro-Mikrokerntest –<br />
Teil 2: Verwendung e<strong>in</strong>er nicht-synchronisierten<br />
V79-Zellkulturl<strong>in</strong>ie (ISO 21427-<br />
2:2006)<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
94<br />
Veranstaltungen «<br />
Veranstaltungsbericht<br />
Wem gehört die Ernte?<br />
Neues vom Vorratsschutz bei<br />
<strong>Lebensmitteln</strong><br />
Bericht zur 8. Internationalen Konferenz über kontrollierte<br />
Atmosphäre und Begasung bei gelagerten Produkten –<br />
CAF2008 Chengdu, Ch<strong>in</strong>a<br />
Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hard Matissek<br />
Prof. Dr.<br />
Re<strong>in</strong>hard Matissek<br />
» Zur Person<br />
Seit 1991 apl. Professor<br />
für Lebensmittelchemie<br />
am Institut für Lebensmittelchemie<br />
und<br />
Lebensmitteltechnologie<br />
der TU Berl<strong>in</strong>, seit 1988<br />
Institutsleiter und Direktor<br />
des Lebensmittelchemisches<br />
Instituts (LCI) des<br />
Bundesverbandes der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Süßwaren<strong>in</strong>dustrie,<br />
Köln «<br />
Soll die Menschheit auch <strong>in</strong> Zukunft<br />
e<strong>in</strong>igermaßen sicher und nachhaltig<br />
<strong>in</strong> ausreichender Menge und darüber-<br />
h<strong>in</strong>aus mit qualitativ hochwertigen Le-<br />
bensmitteln versorgt werden, ist der<br />
Schutz der empfi ndlichen und anfälligen<br />
Güter auf allen Stufen weltweit<br />
e<strong>in</strong>e der vorrangigsten Aufgaben.<br />
Allgeme<strong>in</strong>es<br />
Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch<br />
hat sich für dieses Fachgebiet der Be-<br />
griff „Vorratsschutz“ (engl. Stored<br />
Product Protection) e<strong>in</strong>gebürgert.<br />
Darunter versteht man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Satz<br />
zusammengefasst, den Schutz von <strong>Lebensmitteln</strong><br />
und <strong>in</strong>sbesondere ihrer<br />
pfl anzlichen Rohstoffe vor Verderb<br />
bzw. Qualitätsabbau sowie vor Befall<br />
mit Schädl<strong>in</strong>gen (Insekten, Motten,<br />
Milben, Nagern etc.) oder mikrobiologischen<br />
Organismen (Schimmelpilze<br />
etc.) bzw. der Kontam<strong>in</strong>ation mit deren<br />
toxischen Stoffwechselprodukten<br />
(z. B. Mykotox<strong>in</strong>en) bei der Lagerung<br />
und beim Transport.<br />
Vorratsschutz<br />
Vorratsschutz kann erreicht werden<br />
durch zwei wesentliche Pr<strong>in</strong>zipien:<br />
Lagerung/Aufbewahrung unter<br />
Anwendung von sogenannter<br />
„kontrollierter Atmosphäre“<br />
(engl. Controlled Atmosphere, CA),<br />
d. h. geeignete Modifi zierung der<br />
„Luft“/des Gases über dem Lagergut<br />
(z. B. Sauerstoffentzug) ohne<br />
Zudosierung von Wirkstoffen<br />
Anschrift des Autors<br />
Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hard Matissek<br />
LCI · Lebensmittelchemisches<br />
Institut des Bundesverbandes<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Süßwaren<strong>in</strong>dustrie<br />
Adamsstraße 52–54<br />
D-51063 Köln<br />
Begasung (engl. Fumigation, F) mit<br />
defi nierten, meistens gasförmigen<br />
oder schnell verdampfenden Wirkstoffen<br />
(„Gasen“, „Begasungsmitteln“)<br />
zur Abtötung von Schadorganismen.<br />
Im Focus stehende, zu schützende<br />
Güter/Rohstoffe bzw. Weiterverarbeitungsprodukte<br />
daraus s<strong>in</strong>d<br />
vornehmlich Getreide/Reis/Mais,<br />
Früchte/Obst/-Gemüse, Trockenfrüchte,Nüsse/-Samenkerne/Erdnüsse<br />
sowie Kakao, Kaffee, Tee, Gewürze,<br />
Kräuter u. dgl.<br />
CAF2008<br />
Die weltweit führende wissenschaftliche<br />
Zusammenkunft zu dieser Gesamtthematik<br />
beschäftigt sich <strong>in</strong><br />
regelmäßigen Abständen (Vierjahresrhythmus)<br />
mit diesem immens<br />
wichtigen, ständig noch an Bedeutung<br />
zunehmendem Arbeits- und<br />
Forschungsgebiet und trägt den Titel<br />
International Conference on Controlled<br />
Atmosphere and Fumigation<br />
<strong>in</strong> Stored Products.<br />
Vom 21. bis zum 26. September 2008<br />
fand die nunmehr bereits achte Konferenz<br />
(kurz: CAF2008) im Südwesten<br />
Ch<strong>in</strong>as, <strong>in</strong> der 11 Millionen-Metropole<br />
Chengdu (Hauptstadt der<br />
Prov<strong>in</strong>z Sichuan) statt. Der Untertitel<br />
Green, Safe, Harmony and Development<br />
gab die Richtung klar vor und<br />
traf dabei exakt den Zeitgeist.<br />
Knapp 400 Teilnehmer aus 35 Ländern<br />
hatten die Gelegenheit anhand<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Logo der Veranstaltung<br />
der angebotenen 75 Vorträge und<br />
50 Poster sowie zweier Workshops<br />
über bevor-stehende (rechtliche) Änderungen,<br />
bestehende Probleme sowie<br />
neueste (Weiter-)Entwicklungen<br />
und wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
beim E<strong>in</strong>satz von CA und Begasungsmitteln<br />
bzw. deren Anwendungstechnologien<br />
Informationen auszutauschen,<br />
zu diskutieren und zu<br />
beraten.<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Ausstellung, an der immerh<strong>in</strong><br />
15 Firmen bzw. Institutionen<br />
teilnahmen sowie e<strong>in</strong>e Exkursion<br />
zum Getreidedepot der staatlichen<br />
Getreidereserve <strong>in</strong> der Stadt Mianyang<br />
rundeten das anspruchsvolle,<br />
von der ch<strong>in</strong>esischen Regierung mitgetragene<br />
Programm ab.<br />
Folgende Schwerpunktthemen wurden<br />
behandelt:<br />
Fortschritte bei Grundanwendungen<br />
von CA und Begasung<br />
Methylbromidsubstitute und Ersatztechnologien<br />
Sicherheit der Produkte (Produktqualität,<br />
Umweltschutz, Gesundheitsschutz)<br />
Sicherheit bei CA- und Begasungstechniken<br />
Abdichtungs- bzw. Versiegelungstechnik<br />
und CA-Ingenieurwesen<br />
Beherrschung von Insektenbefall<br />
unter Beachtung ökonomischer<br />
Aspekte<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Vorschriften und technische Standards<br />
beim Betreiben von Anlagen<br />
Insektenresistenz und Managementstrategien<br />
Erfolgreiche Errungenschaften sowie<br />
neue Entwicklungstrends<br />
Technologietransfer und <strong>in</strong>ternationale<br />
Kooperation.<br />
Ergebnisse und Erkenntnisse<br />
Der Vorratsschutz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen<br />
Breite unterliegt nach wie vor e<strong>in</strong>er<br />
recht starken Dynamik. Diese wird<br />
getrieben e<strong>in</strong>erseits von der Suche<br />
nach effektiven, günstigen, ökologisch<br />
und toxikologisch besseren Al-<br />
Prof. Matissek auf der CAF 2008<br />
» Veranstaltungen<br />
95<br />
ternativen zum aus Umweltschutzgründen<br />
geächteten Methylbromid<br />
bzw. der Entwicklung von Auffangverfahren<br />
(engl. Recapture) zur Wiedergew<strong>in</strong>nung<br />
des selbigen nach Anwendung<br />
sowie andererseits von der<br />
Sorge zunehmender Resistenzentwicklung<br />
bei Schädl<strong>in</strong>gen bzw. dem<br />
Auftreten neuer Schädl<strong>in</strong>ge (Wirksamkeitsstudien).<br />
Qualitätsrelevante Fragen wie<br />
Produktveränderungen, mögliche<br />
Rückstandsbildung oder Entstehung<br />
neuer Kontam<strong>in</strong>anten wurden<br />
zwar nicht gänzlich ausgeklammert,<br />
standen aber ebenso wie Arbeitsschutzfragen<br />
<strong>in</strong> diesem Expertenkreis<br />
bislang nicht im Zentrum der<br />
Betrachtungen.<br />
A) Begasungsmittel<br />
Methylbromid (MB)<br />
Chemische Formel: MeBr. Bis 1960<br />
kam MB <strong>in</strong> der Luft nur aus natürlichen<br />
Quellen <strong>in</strong> Spuren vor. Durch<br />
Herstellung und Anwendung als Begasungsmittel<br />
stieg die Konzentration<br />
langsam aber ständig an und<br />
führte aufgrund des <strong>in</strong> höheren<br />
Luftschichten (Troposphäre) der<br />
Erde stattfi ndenden Ozonabbaus<br />
zu dem als „Ozonloch“ bekannten<br />
Phänomen (Problem der verstärkten
96<br />
Veranstaltungen «<br />
UV-Durchlässigkeit auf bestimmten<br />
Teilen der Erde und negative E<strong>in</strong>wirkung<br />
auf deren Bewohner).<br />
Durch die Verpfl ichtungen gemäß<br />
des Montreal-Abkommens von 1987<br />
– dem heute 191 Länder beigetreten<br />
s<strong>in</strong>d – läuft die Anwendung von als<br />
im Vorratsschutz gut wirksames, aber<br />
die Umwelt zu stark schädigendes<br />
Begasungsmittel aus (seit 2000 Beg<strong>in</strong>n<br />
des „phase-out“).<br />
Ausnahmen bei der Anwendung<br />
s<strong>in</strong>d nur bei E<strong>in</strong>haltung genauer Vorschriften<br />
und den erforderlichen Genehmigungen<br />
möglich (z. B. bei der<br />
sog. „Quarantäne“ und dem sog.<br />
„Pre-Shipment“, QPS). Da nach allgeme<strong>in</strong>en<br />
Abschätzungen ca. 90 %<br />
des QPS-MB weiterh<strong>in</strong> emittiert werden,<br />
werden verstärkte Bemühungen<br />
zum Auffangen des MB (Recapture:<br />
z. B. Absorption an aktiviertem Kohlenstoff)<br />
und ev. nachfolgender Zerstörung<br />
(z. B. mit Natriumthiosulfat,<br />
d. h. Umsetzung zu NaBr und Na-Methylthiosulfat)<br />
angemahnt. E<strong>in</strong>zelne<br />
Umschlagshäfen (wie Hamburg) haben<br />
<strong>in</strong>zwischen strikte Verbote von<br />
MB <strong>in</strong> ihrem Gebiet erlassen.<br />
Phosphorwasserstoff (Phosph<strong>in</strong>)<br />
Chemische Formel: PH 3 . Seit 1930<br />
bekannt. Die Anwendung ist kos-<br />
tengünstig und es gibt ke<strong>in</strong>e Rück-<br />
standsbildung durch das Gas selbst.<br />
In letzterer Zeit als Ersatzbegasungsmittel<br />
für MB häufi ger im E<strong>in</strong>satz;<br />
allerd<strong>in</strong>gs gab/gibt es e<strong>in</strong> „Übervertrauen“<br />
<strong>in</strong> dessen Wirksamkeit.<br />
Üblicherweise wird das Phosph<strong>in</strong>gas<br />
aus Vorstufen <strong>in</strong> Tabletten- bzw. Pelletsform<br />
durch Reaktion mit Wasser<br />
generiert, was aber naturgemäß zu<br />
e<strong>in</strong>er (unerwünschten) Kontam<strong>in</strong>ation<br />
mit Alum<strong>in</strong>ium aus den Reaktionskomponenten<br />
führt. Die Reaktionsgleichung<br />
zur Darstellung von<br />
Phosph<strong>in</strong> lautet: AlP + 3 H O ⇒ PH ↑<br />
2 3<br />
+ Al(OH) . An neuen, diese Nachteil<br />
3<br />
nicht aufweisenden Verfahren wird<br />
<strong>in</strong>tensiv gearbeitet.<br />
E<strong>in</strong>es der größten Probleme der Begasung<br />
mit Phosph<strong>in</strong> ist die Möglichkeit<br />
der Resistenzbildung bei Schad<strong>in</strong>sekten,<br />
gegen die die Anwender<br />
e<strong>in</strong>en mühsamen Kampf führen. Die<br />
Phosph<strong>in</strong>resistenz ist von der Sauerstoffkonzentration<br />
im Lagergut<br />
abhängig und ansonsten wenig erforscht.<br />
Andere Begasungsmittel<br />
Auf der Suche nach wirksamen MB-/<br />
Phosph<strong>in</strong>substituten werden von diversen<br />
Arbeitsgruppen verschiedene<br />
Stoffe bzw. Stoffgemische <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Anwendungen untersucht/erprobt<br />
bzw. fi nden bereits E<strong>in</strong>zelanwendungen.<br />
Zu nennen s<strong>in</strong>d hier:<br />
Sulfurylfl uorid (S F ): Gute Ergeb-<br />
2 2<br />
nisse bei Getreidemühlen, daher<br />
vollwertiger MB-Ersatz. Als Handelsprodukt<br />
ProFume sehr gute<br />
Ergebnisse bei Kakaobohnen; wesentlich<br />
ökonomischer als MB, da<br />
weniger Gas von den Kakaobohnen<br />
aufgenommen wird.<br />
Ethand<strong>in</strong>itril (C N ): Bei Mais mit<br />
2 2<br />
Erfolg getestet.<br />
Gemisch aus 95 % Ethylformiat<br />
(H-CO-O-C H ) und 5 % Methyl-<br />
2 5<br />
isothiocyanat (H C-N=C=S): Vor-<br />
3<br />
sicht; Ethylformiat <strong>in</strong> bestimmten<br />
Konzentrationen mit Luft sehr explosiv.<br />
Ozon (O ): Ist allerd<strong>in</strong>gs gegenüber<br />
3<br />
Metallen sehr korrosiv und wirkt<br />
zudem phototoxisch bei frischen<br />
Citrusfrüchten.<br />
ätherische Öle aus bestimmten<br />
Pfl anzen.<br />
Die genannten Stoffe s<strong>in</strong>d jedoch<br />
nicht generell zugelassen, so dass<br />
diese nicht als allgeme<strong>in</strong>e Alternativen<br />
für MB/Phosph<strong>in</strong> angesehen<br />
werden können (E<strong>in</strong>zelfallprüfung<br />
erforderlich).<br />
B) Kontrollierte Atmosphäre (CA)<br />
Da alle Organismen – auch die sehr<br />
verschiedenen Stadien von Insek-<br />
tenschädl<strong>in</strong>gen und Schimmelpilzen<br />
– zum Leben Sauerstoff (O ) benöti-<br />
2<br />
gen, besteht e<strong>in</strong>e effektive Art und<br />
Weise der Bekämpfung von Schädl<strong>in</strong>gen<br />
durch Entzug von Sauerstoff<br />
aus der Umgebungsluft bzw. der<br />
Verdrängung des O durch die An-<br />
2<br />
reicherung der Lageratmosphäre mit<br />
Stickstoff (N ) oder Kohlenstoffdioxid<br />
2<br />
(CO ). Unterschieden wird aus diesem<br />
2<br />
Grund <strong>in</strong> Verfahren mit aktiver und<br />
passiver Sauerstoffentfernung.<br />
Hermetische Lagerung – Sauerstoffverdrängung/Vakuum<br />
Bei der aktiven Sauerstoffentfernung<br />
(d. h. durch Verdrängung oder Vakuumierung)<br />
werden die zu schützenden<br />
Güter zunächst mit Hilfe<br />
spezieller sauerstoffdichter Kunststofffolien<br />
gasdicht umhüllt oder <strong>in</strong><br />
entsprechende Behälter verbracht<br />
und anschließend mit z. B. N oder 2<br />
CO gefl utet bis der Rest-Sauerstoff-<br />
2<br />
gehalt weniger als 0,1 % beträgt; ev.<br />
kann zusätzlich auch Wärme angewandt<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit besteht<br />
dar<strong>in</strong>, die Güter ebenfalls zunächst<br />
mit Hilfe spezieller Kunststofffolien<br />
gasdicht zu umschließen, um dann<br />
die vorhandene Luft des Füllgutes mit<br />
leistungsstarken Vakuumpumpen zu<br />
entfernen (z. B. sog. PVC-Cocoons).<br />
Hermetische Lagerung – Sauerstoffverbrauch<br />
Die passive Sauerstoffentfernung<br />
(d. h. Verbrauch/Verknappung des<br />
O ) funktioniert „praktisch von al-<br />
2<br />
le<strong>in</strong>e“. Das auch als hermetische Lagerung<br />
(engl. Hermetic Storage) bezeichnete<br />
Verfahren sche<strong>in</strong>t weltweit<br />
aufgrund vieler Vorteile zunehmend<br />
an Bedeutung zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Die Lagergüter (z. B. Kakaobohnen,<br />
Erdnüsse, Mais) werden hierbei unter<br />
gasdichten Planen bzw. entsprechenden<br />
Folien hermetisch abgeschlossen<br />
gelagert. Durch die stets<br />
vorhandene Respiration (O -Ver- 2<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
auch durch Atmung) der Lagergüter<br />
bzw. der Schadorganismen verknappt<br />
(verbraucht) sich der O 2 -Gehalt „prak-<br />
tisch von alle<strong>in</strong>e“ (nach e<strong>in</strong>igen Tagen<br />
bis Wochen) soweit, dass die Schador-<br />
gansimen <strong>in</strong>cl. Mikroorganismen letal<br />
geschädigt werden.<br />
Als große Vorteile gelten:<br />
1. der Verzicht auf den E<strong>in</strong>satz „giftiger<br />
Chemikalien“ und damit<br />
ke<strong>in</strong>e ausgehende Gefahr beim<br />
Handl<strong>in</strong>g selbst sowie ke<strong>in</strong>e Rückstandbildung<br />
im Produkt<br />
2. ke<strong>in</strong> Energieverbrauch, da weder<br />
gekühlt noch erhitzt werden<br />
muss<br />
3. die zusätzliche Unterdrückung<br />
von Schimmelpilzwachstum und<br />
damit auch Mykotox<strong>in</strong>bildung<br />
4. feuchte Lebensmittelrohstoffe<br />
können ebenso gelagert werden<br />
sowie<br />
5. die äußerst e<strong>in</strong>fache und ökonomische<br />
Handhabung des Verfahrens.<br />
Das Verfahren wird <strong>in</strong> Ghana vom<br />
COCOBOD bereits <strong>in</strong> größerem Umfang<br />
bei der Lagerung von Kakaobohnen<br />
vor der Verschiffung getestet/angewandt;<br />
ihm gilt e<strong>in</strong>e große<br />
Zukunft.<br />
Weitere Vorteile: Gerade bei Kakao<br />
kann durch Verh<strong>in</strong>derung e<strong>in</strong>es Insekten-<br />
und/oder Schimmelbefalls e<strong>in</strong><br />
höchst unerwünschter Abbau der Kakaobutter<br />
mit möglicherweise folgender<br />
Freisetzung von Fettsäuren (engl. Free<br />
Fatty Acid Value, FFA; also Anstieg des<br />
FFA-Wertes) auf diese Weise wirkungsvoll<br />
verh<strong>in</strong>dert werden.<br />
Das Verfahren „lohnt“ bei Kakao besonders<br />
und ist gerade dann hervorragend<br />
geeignet, wenn der wertvolle<br />
Rohstoff vor der Verschiffung u. U.<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
länger als zwei Wochen (zwischen-)<br />
gelagert werden muss, da e<strong>in</strong>e sonst<br />
notwendige Begasung möglicherweise<br />
nochmals wiederholt werden<br />
müsste.<br />
C) Thermische Verfahren<br />
Hier wurde über ke<strong>in</strong>e neuen Ent-<br />
wicklungen berichtet.<br />
D) Gesundheit, Sicherheit, Umwelt<br />
Bei kritischer Betrachtung, wird der<br />
Wissensstand (u. a. bei Wirkungsme-<br />
chanismen und Resistenzentwick-<br />
lung) bei den bekannten Begasungsmitteln<br />
als vielfach nicht ausreichend<br />
angesehen. Das erforderliche Wissen<br />
muss daher weiter verbessert werden.<br />
Im Grundtenor wird aber davon ausgegangen,<br />
dass der Begasung (mit<br />
toxischen Stoffen) aufgrund o. g.<br />
Nachteile zukünftig mehr und mehr<br />
Restriktionen auferlegt werden. In-<br />
1. Auflage 2009, DIN A5,<br />
BR, 150 Seiten<br />
ISBN<br />
978-3-89947-514-2<br />
€ 39,50 zzgl. MwSt.<br />
Behr’s Jahrbuch<br />
für die Lebensmittelwirtschaft<br />
Themen, Trends, Term<strong>in</strong>e 2009<br />
» Veranstaltungen<br />
97<br />
telligente CA-Lagerung dagegen bietet<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von Vorteilen.<br />
Die Zukunft dürfte daher den „grünen“,<br />
d. h. ökologisch sauberen Verfahren<br />
gehören.<br />
Tagungsband<br />
Proceed<strong>in</strong>gs of the 8th International<br />
Conference on Controlled<br />
Atmosphere and Fumigation<br />
<strong>in</strong> Stored Products – Green,<br />
Safe, Harmony and Development.<br />
Chengdu, Ch<strong>in</strong>a – 2008,<br />
Sept. 21-26.<br />
Edited by Guo Daol<strong>in</strong>, Shlomo<br />
Navarro, Yang Jian, Tao Cheng,<br />
J<strong>in</strong> Zuxun, Li Yue, Liu Yang and<br />
Wang Haipeng. Sichuan Publish<strong>in</strong>g<br />
Group – Sichuan Publish<strong>in</strong>g<br />
House of Science &<br />
Technology (2008).<br />
ISBN 978-7-5364-6470-4<br />
Das Behr`s Jahrbuch 2009 <strong>in</strong>formiert Sie – wie <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Jahren auch – kurz und prägnant über<br />
wichtige Themen und Trends <strong>in</strong> der Lebensmittelbranche.<br />
Das Jahrbuch ist Ihr Vorteil, denn Sie gehen aktuell<br />
<strong>in</strong>formiert <strong>in</strong>s neue Jahr. Unsere Experten br<strong>in</strong>gen<br />
Sie u. a. zu folgenden relevanten Themen auf den neusten<br />
Stand: Health Claims – e<strong>in</strong> Thema ohne absehbares<br />
Ende mit zunehmender Relevanz. Erfahren Sie<br />
mehr über hygienisches Design <strong>in</strong> der Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />
und dessen rechtlichen Rahmen. Ferner gibt es<br />
Neuigkeiten im Arbeitsschutz und Änderungen <strong>in</strong> der<br />
DINENISO9001.
98<br />
Wann Veranstaltungstitel Wo Information Bemerkungen<br />
13./14.1.2009 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Lebensmittel-(Bedarfsgegenstände)recht<br />
<strong>in</strong> der<br />
Kunststoff-Verpackungs<strong>in</strong>dustrie<br />
16.–25.1.2009 Internationale Grüne<br />
Woche<br />
20./21.01.2009 Anlagen im Spannungsfeld<br />
Instandhaltung –<br />
Optimierung – Hygiene<br />
21.–24.01.2009 UnternehmerEnergie Wernberg/<br />
Oberpfalz<br />
22./23.1.2009 Nahrungsergänzungsmittel<br />
2009<br />
27./28.1.2009 11. Fresenius Getränke-<br />
Kongress<br />
3./4.2.2009 Nachhaltige Folienverpackungen<br />
– vom Rohstoff<br />
über e<strong>in</strong>en optimalen<br />
Produktschutz bis zum<br />
Recycl<strong>in</strong>g<br />
12.2.–<br />
28.3.2009<br />
Veranstaltungen «<br />
Veranstaltungskalender<br />
Z I E L-TUM-Akademie –<br />
Ernährungs- und Lebensmittelforschung<br />
12./13.2.2009 “Food Safety and<br />
Dietary Risk<br />
Assessment”<br />
Osnabrück Innoform Coach<strong>in</strong>g, Stüvestr. 25,<br />
D-49205 Hasbergen<br />
(E-Mail: coach<strong>in</strong>g@<strong>in</strong>noform.de;<br />
Web: www.<strong>in</strong>no-meet<strong>in</strong>g.de).<br />
Berl<strong>in</strong> Messe Berl<strong>in</strong> GmbH, Messedamm 22,<br />
D-14055 Berl<strong>in</strong> (www.gruenewoche.de)<br />
Dortmund Die Akademie Fresenius GmbH<br />
Frankfurt/<br />
Ma<strong>in</strong><br />
SchmidtColleg GmbH & Co. KG,<br />
Stöhrstraße 19, D-96317 Kronach<br />
(E-Mail: <strong>in</strong>fo@schmidtcolleg.de;<br />
Web: www.schmidtcolleg.de)<br />
Euroforum Deutschland GmbH, Postfach<br />
111234, D-40512 Düsseldorf<br />
(Web: www.euroforum.de/).<br />
Ma<strong>in</strong>z Die Akademie Fresenius GmbH<br />
Osnabrück Innoform Coach<strong>in</strong>g, Stüvestr. 25,<br />
D-49205 Hasbergen<br />
(E-Mail: coach<strong>in</strong>g@<strong>in</strong>noform.de;<br />
Web: www.<strong>in</strong>no-meet<strong>in</strong>g.de).<br />
Freis<strong>in</strong>g-<br />
Weihenstephan<br />
Z I E L-TUM-Akademie, Weihenstephaner<br />
Berg 1, D-85350 Freis<strong>in</strong>g-Weihenstephan<br />
(Tel: +49-8161-712831,<br />
E-Mail: ziel-tum-akademie@wzw.tum.<br />
de, Web: www.wzw.tum.de/ziel/akademie/).<br />
Köln Die Akademie Fresenius GmbH, Alter<br />
Hellweg 46, D-44379 Dortmund<br />
(E-Mail: <strong>in</strong>fo@akademie-fresenius.de;<br />
Web: www.akademie-fresenius.de).<br />
17.2.2009 Produktkrise – was tun? Köln Die Akademie Fresenius GmbH, Alter<br />
Hellweg 46, D-44379 Dortmund<br />
(E-Mail: <strong>in</strong>fo@akademie-fresenius.de;<br />
Web: www.akademie-fresenius.de).<br />
25.–28.02.2009 UnternehmerEnergie Nürnberg SchmidtColleg GmbH & Co. KG,<br />
Stöhrstraße 19, D-96317 Kronach<br />
(E-Mail: <strong>in</strong>fo@schmidtcolleg.de;<br />
Web: www.schmidtcolleg.de)<br />
In vier Sem<strong>in</strong>ar-<br />
Modulen: Lebensmittelrecht,Grundlagen<br />
der Ernährung,<br />
Markt funktionellerLebensmittel,<br />
funktionelle<br />
Inhaltsstoffe und<br />
Nutrigenomics<br />
In der Rubrik „Bemerkungen“ könnten weitere Informationen zu Ihrer Veranstaltung stehen. Bitte wenden Sie sich an das Redaktionsbüro der <strong>DLR</strong>.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Ehrungen<br />
Die geme<strong>in</strong>nützige He<strong>in</strong>rich-Stockmeyer-Stiftung<br />
hat auch <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr die „Hans-Jürgen S<strong>in</strong>ell-Medaille“<br />
verliehen. Mit dieser Medaille<br />
ehrt die Stiftung Persönlichkeiten, die<br />
sich im S<strong>in</strong>ne der Stiftungsziele und<br />
des Schaffens von Professor Hans-Jürgen<br />
S<strong>in</strong>ell <strong>in</strong> besonderer Weise um<br />
den Verbraucherschutz, die Lebensmittelsicherheit<br />
und Lebensmittelqualität<br />
verdient gemacht haben.<br />
Im Rahmen des 14. Workshops der<br />
He<strong>in</strong>rich-Stockmeyer-Stiftung am 30.<br />
Oktober 2008 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zum Thema<br />
„Fisch – e<strong>in</strong> gesundes Nahrungsmittel<br />
für die Zukunft?“ wurde Prof. Dr.<br />
Lutz Bertl<strong>in</strong>g für se<strong>in</strong>e langjährige<br />
wissenschaftsorganisatorische, praxisbezogene<br />
Arbeit auf den Gebieten<br />
des Stiftungszwecks mit der Medaille<br />
ausgezeichnet.<br />
Professor Bertl<strong>in</strong>g hat sich von Beg<strong>in</strong>n<br />
an – seit der Stiftungserrichtung<br />
im Jahr 1995 – als Vorsitzender des<br />
Kuratoriums <strong>in</strong> der He<strong>in</strong>rich-Stockmeyer-Stiftung<br />
engagiert. Se<strong>in</strong>e herausragende<br />
Arbeit und se<strong>in</strong>e großen<br />
Verdienste um Aufbau und Fortentwicklung<br />
der Stiftung und die Umsetzung<br />
ihrer Ziele verdienen höchste<br />
Anerkennung. Zu se<strong>in</strong>em Nachfolger<br />
als Kuratoriumsvorsitzender wurde<br />
Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis ernannt.<br />
v.l.: Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis,<br />
Prof. Dr. Lutz Bertl<strong>in</strong>g, Ekkehard<br />
Risken (Foto: Stockmeyer-Stiftung)<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang A.<br />
Herrmann, Präsident der TU München<br />
wurde <strong>in</strong> den Ver waltungsrat des Europäischen<br />
Instituts für In novation<br />
und Technologie berufen.<br />
Im Rahmen der 66. Jahrestagung des<br />
Forschungskreises der Ernährungs<strong>in</strong>-<br />
dustrie (FEI) verlieh der Vorsitzende<br />
der Organisation, Dr. Jürgen Kohnke,<br />
am 3. September die Hans-Dieter-Belitz-Medaille<br />
an Dr. He<strong>in</strong>z Jodlbauer.<br />
In se<strong>in</strong>er Laudatio hob Kohnke das<br />
herausragende ehrenamtliche Engagement<br />
Jodlbauers für die <strong>in</strong>dustrielle<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsforschung der Lebensmittelwirtschaft<br />
hervor und dankte<br />
ihm besonders für se<strong>in</strong>e jahrzehntelange<br />
Gutachtertätigkeit im Wissenschaftlichen<br />
Ausschuss des FEI.<br />
Die Hans-Dieter-<br />
Belitz-Medaille<br />
Der FEI würdigt seit 2002 mit<br />
dieser Auszeichnung besondere<br />
Verdienste um die <strong>in</strong>dustrielle<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsforschung und um<br />
die Förderung der Kooperation<br />
von Wissenschaft und Industrie.<br />
Die Verleihung der Medaille erfolgt<br />
<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung an Prof. Dr.<br />
Belitz, den 1993 verstorbenen<br />
Leiter der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsanstalt<br />
Garch<strong>in</strong>g, dessen umfassendes<br />
wissenschaftliches Werk<br />
zur Aufklärung von Struktur-/<br />
Wirkungsbeziehungen bei Prote<strong>in</strong>en<br />
und Geschmacksstoffen<br />
weit über die Grenzen Deutschlands<br />
bekannt s<strong>in</strong>d. Bisherige<br />
Preisträger waren: Dr. Rolf Stute,<br />
Bestfoods Heilbronn (2002), Prof.<br />
Dr. Dr. Friedrich Meuser, Technische<br />
Universität Berl<strong>in</strong> (2005)<br />
und Prof. Dr. Dr. Hans Ste<strong>in</strong>hart,<br />
Universität Hamburg (2005)<br />
» Persönliches<br />
Dr. He<strong>in</strong>z Jodlbauer (Foto FEI)<br />
99<br />
Dr. He<strong>in</strong>z Jodlbauer arbeitete nach<br />
dem Studium der Lebensmittelchemie<br />
und Promotion an der Universität<br />
Wien <strong>in</strong> führender Position im<br />
Bereich Forschung und Entwicklung<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Unternehmen. Er<br />
gründete und leitete das „Analytisch-chemische<br />
Institut Dr. Jodlbauer<br />
Berl<strong>in</strong>“, die „Dr. Jodlbauer Food-<br />
Consult<strong>in</strong>g GmbH“ und die „INTECH<br />
Dr. Jodlbauer“ sowie die „Sulzbacher<br />
Bio-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g GmbH“, deren<br />
Schwerpunkt die Enzymproduktion<br />
ist. Neben der Leitung se<strong>in</strong>er eigenen<br />
Unternehmen nimmt Jodlbauer<br />
umfangreiche Gutachtertätigkeiten<br />
bei Gerichten und <strong>in</strong> der Industrie als<br />
vereidigter Sachverständiger wahr. Er<br />
ist Berater <strong>in</strong> den Bereichen des deutschen<br />
und europäischen Lebensmittel-<br />
und Patentrechts und Inhaber von<br />
mehr als e<strong>in</strong>em Dutzend Patenten im<br />
Bereich Lebensmittelproduktion.<br />
Prof. Dr. Alexander Lawson, Director<br />
Research & Development, Elsevier Information<br />
Systems, Frankfurt, wurde<br />
mit dem Mike Lynch Award für se<strong>in</strong>e<br />
Beiträge zur Chemo<strong>in</strong>formatik und<br />
die Entwick lung von Crossfi re Beilste<strong>in</strong><br />
ausgezeichnet.<br />
Dr. Angelika Lehner und Dr. Claudio<br />
Zweifel, beide Institut für Lebens-
100<br />
Persönliches «<br />
mittelsicherheit und -hygiene der<br />
Universität Zürich, wurde der Wissenschaftspreis<br />
2008 der He<strong>in</strong>rich-<br />
Stockmeyer-Stiftung verliehen. Der<br />
mit 10.000 € ausgestattete Stockmeyer<br />
Wissenschaftspreis wurde geteilt<br />
und im Rahmen des 14. Workshops<br />
zum Thema „Fisch – e<strong>in</strong><br />
gesundes Nahrungsmittel für die Zukunft?“<br />
der He<strong>in</strong>rich-Stockmeyer-Stiftung<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> am 30. Oktober 2008 an<br />
die Preisträger überreicht.<br />
Die beiden Preisträger erhielten den<br />
Preis für ihre Habilitationsschriften:<br />
Dr. Angelika Lehner: „Von Enterobacter<br />
sakazakii zu Cronobacter<br />
spp. – E<strong>in</strong>em Säugl<strong>in</strong>gstrockenmilchkontam<strong>in</strong>anten<br />
auf der<br />
Spur“<br />
Dr. Claudio Zweifel: „Meat Safety<br />
at Slaughter: Characterization of<br />
Health Hazards and Microbiological<br />
Carcass Contam<strong>in</strong>ation“<br />
Beide Arbeiten zeichnen sich durch<br />
e<strong>in</strong>en starken Praxisbezug im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Lebensmittelsicherheit<br />
aus. So hat Dr. Lehner mit ihren fundierten<br />
Studien e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage<br />
geschaffen, Methoden zur Identifi<br />
kation bestimmter Organismen<br />
<strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gstrockenmilch zu entwickeln,<br />
die als Ursache für teils tödlich<br />
verlaufende Erkrankungen, z. B.<br />
Men<strong>in</strong>gitiden, bei Säugl<strong>in</strong>gen gelten,<br />
und die dazu beitragen, Infektionen<br />
besser vermeiden bzw. bekämpfen<br />
zu können.<br />
Mit se<strong>in</strong>en Erhebungen ist es Dr.<br />
Zweifel gelungen, bakterielle Gesundheitsgefahren<br />
bei der Schlachtung<br />
gesunder Schlachttiere – R<strong>in</strong>der,<br />
Schafe, Schwe<strong>in</strong>e und Kan<strong>in</strong>chen – zu<br />
ermitteln, die beim Menschen zu Erkrankungen<br />
wie z. B. Diarrhöe führen<br />
können. Hierzu wurde das Vorkommen<br />
latenter Zoonoseerreger<br />
bei gesunden Schlachttieren untersucht<br />
sowie Aspekte zur Schlachthygiene<br />
während und am Ende des<br />
Schlachtprozesses.<br />
Dr. Thomas Letzel, Lehrstuhl für Chemie<br />
der Biopolymere der TU München,<br />
und Dipl. -Ing. Michael Krappmann,<br />
FH Weihenstephan erhielten<br />
für die Entwicklung e<strong>in</strong>er Software<br />
auf modularer Basis zur Auswertung<br />
von massenspektrometrischen Daten<br />
biologischer Proben den Wissenschaftspreis<br />
der Stadt Freis<strong>in</strong>g 2008.<br />
Die Auszeichnung ist mit 5000 € dotiert.<br />
Die AiF (Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>dustrieller<br />
Forschungsvere<strong>in</strong>igungen) hat<br />
den diesjährigen Otto von Guericke-<br />
Preis mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>stimmigen Votum<br />
an Prof. Dr. Mart<strong>in</strong> Loessner vom Institut<br />
für Lebensmittelund Ernährungswissenschaften<br />
der Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule (ETH)<br />
Zürich verliehen. Er erhielt den Preis<br />
für das Forschungsprojekt „Verkürzung<br />
und Optimierung des Nachweises<br />
von Listerien und L. monocytogenes<br />
<strong>in</strong> Milch-erzeugnissen“, das im<br />
Programm zur Förderung der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft<br />
und Technologie via AiF über<br />
den Forschungskreis der Ernährungs<strong>in</strong>dustrie<br />
(FEI) gefördert wurde.<br />
Die Ergebnisse des Projekts s<strong>in</strong>d von<br />
hoher wirtschaftlicher Relevanz. Der<br />
unter Federführung von Prof. Dr.<br />
Loessner entwickelte Schnelltest verkürzt<br />
die Nachweiszeit für Listerien<br />
auf e<strong>in</strong> bis zwei Tage. Zunächst wurde<br />
für die Separation von Listerien aus<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives Verfahren<br />
entwickelt, das Teile von Enzymen<br />
statt der bisher verwendeten Antikörper<br />
e<strong>in</strong>setzt. Die kle<strong>in</strong>en zellwandb<strong>in</strong>denden<br />
Prote<strong>in</strong>e werden an mikroskopisch<br />
kle<strong>in</strong>e magnetische Partikel<br />
gekoppelt, die nach Immobilisierung<br />
der Zielzellen auf ihrer Oberfl äche<br />
mit Hilfe e<strong>in</strong>es Magneten e<strong>in</strong>fach und<br />
schnell aus Flüssigkeiten isoliert und<br />
<strong>in</strong> sauberer Form dargestellt werden<br />
Prof. Dr. Mart<strong>in</strong> Loessner (Foto FEI)<br />
können. Zum anschließenden Nachweis<br />
der isolierten Bakterien kann<br />
das Separierungsverfahren mit unterschiedlichen<br />
Methoden komb<strong>in</strong>iert<br />
werden. Die neu entwickelten Prote<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>d sehr stabil, durch ihre ger<strong>in</strong>ge<br />
Größe leicht zu handhaben und<br />
können preiswert und mit hoher Effi -<br />
zienz hergestellt werden.<br />
Mart<strong>in</strong> J. Loessner ist seit April 2003<br />
ordentlicher Professor für Lebensmittelmikrobiologie<br />
am Institut für Lebensmittel-<br />
und Ernährungswissenschaften<br />
der ETH Zürich. Er studierte<br />
Biologie an der Albert-Ludwigs-<br />
Universität <strong>in</strong> Freiburg und an der<br />
Wayne State University <strong>in</strong> Michigan,<br />
USA. Nach der Dissertation an der<br />
TU München folgten Forschungstätigkeiten<br />
an mehreren Universitäten<br />
im In- und Ausland. Im Jahr 2000 habilitierte<br />
er sich an der TU München.<br />
Die Forschungsarbeiten zu preiswürdigen<br />
Projekt wurden <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit der Universität München,<br />
Lehrstuhl für Hygiene und Technologie<br />
der Milch, Prof. Dr. E. Märtlbauer<br />
und Dr. C. Bürk, ausgeführt.<br />
Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hard Renneberg, Hong<br />
Kong University of Science and Tech-<br />
nology, erhielt für se<strong>in</strong> Lehrbuch „Bio-<br />
technologie für E<strong>in</strong>steiger“ den Literaturpreis<br />
des Fonds der chemischen<br />
Industrie. Die Auszeichnung ist mit<br />
10000 € dotiert.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
Geburtstage<br />
November 2008<br />
Prof. Dr. Mechthild Busch-Stock-<br />
fi sch, Lauenburg, Department Öko-<br />
trophologie der Hochschule für<br />
Angewandte Wissenschaften, Ham-<br />
burg, feierte am 19. November ihren<br />
60. Geburtstag.<br />
Dr. Ute Engelbert, Kirchberg, Zen-<br />
trales Institut des Sanitätsdienstes<br />
der Bundeswehr, Koblenz, beg<strong>in</strong>g<br />
am 16. November ihren 60. Geburtstag.<br />
Dr. Ursula Gundlach, Wiesbaden,<br />
Bongra<strong>in</strong>, Wiesbaden, feierte am<br />
29. November ihren 60. Geburtstag.<br />
Dr. Uwe Harms, Hamburg, früher<br />
Institut für Fischereiökologie der<br />
Bun desforschungsanstalt für Fischerei,<br />
Hamburg, beg<strong>in</strong>g am 13. November<br />
se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
Prof. Dr. Artur Harz, Bad Bederkesa,<br />
FB Technologie der Hochschule Bremerhaven,<br />
feierte am 12. November<br />
se<strong>in</strong>en 65. Geburtstag.<br />
Dr. Eugen Hauser, Biel/Schweiz, frü-<br />
her Stadtwerke Biel, beg<strong>in</strong>g am<br />
21. November se<strong>in</strong>en 75. Geburtstag.<br />
Dr. Christlieb Hemmerl<strong>in</strong>g, Frankfurt/Oder,<br />
Landeslabor Brandenburg,<br />
Frankfurt/Oder, feierte am<br />
6. November se<strong>in</strong>en 60. Geburtstag.<br />
Sachverständige s. S. 86 und 87<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
Hans-Joachim Korb, Markranstädt,<br />
beg<strong>in</strong>g am 5. November se<strong>in</strong>en 65.<br />
Geburtstag.<br />
Dipl.-Ing. Peter Kretschmer, Wilhelmshorst,<br />
früher Institut für<br />
Getreide verarbeitung, Bergholz-<br />
Rehbrücke, feierte am 12. November<br />
se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Friedrich<br />
Meuser, Berl<strong>in</strong>, früher Institut für<br />
Lebens mitteltechnologie und -che-<br />
mie der TU Berl<strong>in</strong>, beg<strong>in</strong>g am 30. No-<br />
vember se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
LM-Chem. Hanh Nguyen-Thi, Braun-<br />
schweig, Niedersächsisches Lan-<br />
desamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittel sicherheit, Braun-<br />
schweig, feierte am 9. November<br />
ihren 60. Ge burtstag.<br />
Dr. Horst Nötzold, Dresden, früher<br />
Institut für Lebensmittelchemie der<br />
TU Dresden, beg<strong>in</strong>g am 19. November<br />
se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
Dezember 2008<br />
Dipl.-LM.-Chem. He<strong>in</strong>z Fiks, Banz-<br />
kow, M<strong>in</strong>isterium für Ernährung,<br />
Landwirt schaft, Forsten und Fische-<br />
rei des Lan des Mecklenburg-Vorpom-<br />
mern, Schwer<strong>in</strong>, feiert am 6. Dezember<br />
se<strong>in</strong>en 65. Geburtstag.<br />
Prof. Dr. Angelika Görg, Arbeitsgrup-<br />
pe Proteomik der TU München, Freis<strong>in</strong>g,<br />
begeht am 10. Dezember ihren<br />
65. Geburtstag<br />
» Persönliches<br />
101<br />
Dr. Gebhard Mann<strong>in</strong>ger, Pöck<strong>in</strong>g,<br />
Ver la-Pharm, Tutz<strong>in</strong>g, feiert am<br />
21. Dezember se<strong>in</strong>en 60. Geburtstag.<br />
Dr. Kanaan A. Rifai, G+S Laboratorium<br />
für Bakteriologie und Lebensmittelhygiene,<br />
Rietberg, begeht am 6. Dezember<br />
se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
Dr. Manfred Vogel, Neule<strong>in</strong><strong>in</strong>gen, früher<br />
Südzucker, Mannheim/Ochsenfurt,<br />
feiert am 24. Dezember se<strong>in</strong>en<br />
65. Geburtstag.<br />
Dr. Ulrich Werner, Halle, früher Lan-<br />
desuntersuchungsamt für Gesundheits-,<br />
Umwelt- und Verbraucherschutz<br />
Sachsen-Anhalt, Halle, begeht<br />
am 29. Dezember se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
Dr. Hans-Dieter Wirts, Hannover, Chemisches<br />
Labor Dr. Wirts und Partner,<br />
Hannover, feiert am 2. Dezember se<strong>in</strong>en<br />
75. Geburtstag.<br />
Prof. Dr. Hans-Uwe Wolf, Neu-Ulm,<br />
frü her Abteilung Pharmakologie und<br />
Toxikologie der Universität Ulm, begeht<br />
am 28. Dezember se<strong>in</strong>en 70. Geburtstag.<br />
OStR. Alfred Wollenburg, Potsdam,<br />
feiert am 17. Dezember se<strong>in</strong>en<br />
60. Geburtstag.
102<br />
Impressum<br />
Redaktion<br />
Dr. Gabriele Lauser (verantwortlich)<br />
Dr. Hans Ackermann<br />
Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />
Redaktionsbeirat<br />
Prof. Dr. Ulrich Engelhardt<br />
Dr. Gerd Fricke<br />
Dr. Bernd Haber<br />
Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />
Dr. Axel Preuß<br />
Prof. Dr. Hildegard Przyrembel<br />
Michael Warburg<br />
Prof. Dr. Peter W<strong>in</strong>terhalter<br />
Verlag<br />
B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />
Averhoffstraße 10<br />
22085 Hamburg<br />
Telefon (0 40) 22 70 08-0<br />
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Dieter Benecke, Dr. Arno Langbehn<br />
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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />
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von jedermann benutzt werden dürfen; oft<br />
handelt es sich um gesetzlich geschützte e<strong>in</strong>getragene<br />
Warenzeichen, auch wenn sie<br />
nicht als solche gekennzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />
© 2008 B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />
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ISSN 0012-0413<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>
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Sie e<strong>in</strong>en Ausblick auf kommende Regelungen für die<br />
Kosmetikbranche. Sie erwerben wertvolles Know-how für<br />
die Umsetzung <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen und haben ausgiebig<br />
Gelegenheit zur Diskussion mit den Referenten und anderen<br />
Teilnehmern.<br />
Anmeldeschluss: 5. Januar 2009<br />
Wer trifft sich beim Sem<strong>in</strong>ar Kosmetikrecht kompakt?<br />
Das Sem<strong>in</strong>ar wendet sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an Fach- und Führungskräfte von Unternehmen<br />
der Kosmetikbranche, die sich e<strong>in</strong>en Überblick über die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für kosmetische Mittel verschaffen wollen. Angesprochen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere Fachleute aus<br />
den Bereichen Market<strong>in</strong>g, F&E und Produktion sowie alle externen Berater <strong>in</strong> Kanzleien,<br />
Instituten oder Handelslaboratorien, die sich mit der rechtlichen Bewertung von kosmetischen<br />
Mitteln beschäftigen.<br />
B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />
Averhoffstraße 10 • 22085 Hamburg<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@behrs.de<br />
Internet: www.behrs.de<br />
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte<br />
an die Sem<strong>in</strong>arabteilung:<br />
Susann Luttermann<br />
Telefon: 040 - 22 70 08 62<br />
br<strong>in</strong>gt die Praxis auf den Punkt.<br />
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Grundlagensem<strong>in</strong>ar<br />
nur € 935,-<br />
Foto: www.eutropia.com