Was gibt Ihnen Selbstvertrauen? - Weleda
Was gibt Ihnen Selbstvertrauen? - Weleda
Was gibt Ihnen Selbstvertrauen? - Weleda
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Welche Rolle spielt die Kindheit für<br />
die Entwicklung von <strong>Selbstvertrauen</strong>?<br />
Kinder inszenieren in ihren Spielen, durch<br />
Malen von Bildern, durch Körperbetätigungen<br />
wie das Balancieren auf Baumstämmen<br />
permanent die eigene Bildung an Kopf, Herz<br />
und Hand. Im Spielen üben sie die Phantasie,<br />
eine Vorform der späteren theoretischen<br />
Kompetenz, im sozialen Rollenspiel üben sie,<br />
sich in andere Personen hineinzuversetzen<br />
und das eigene Handeln mit den Reaktionen<br />
anderer abzustimmen. Als Indianer, die ohne<br />
eine Miene zu verziehen barfuß durch ein<br />
Brennnesselfeld laufen, üben sie Selbstdisziplin,<br />
also Vorformen auch der späteren Moral.<br />
Kindheit ist daher vor allem ein Erfahrungsraum,<br />
ein Übungsfeld.<br />
Also sind die ersten Lebensjahre prägend?<br />
Die so genannte Bindungsforschung hat gezeigt,<br />
dass für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten<br />
und moralischer Qualitäten, aber auch<br />
Kinder finden ihre Position durch Reaktionen anderer.<br />
für das spätere <strong>Selbstvertrauen</strong> und für schulische<br />
Leistungen bestimmte Umgangsformen<br />
zwischen den ersten Bezugspersonen und<br />
kleinen Kindern sehr maßgebend sind. Dazu<br />
gehört zum Beispiel die Fähigkeit der Eltern,<br />
sich in die Bedürfnisse ihres Kindes einzufühlen.<br />
Etwa durch die Beobachtung seiner<br />
Mimik, die intensive sprachliche und nichtsprachliche<br />
Kommunikation mit dem Kind,<br />
durch einen im Grundzug freundlichen Umgang<br />
mit Kleinkindern und den häufigen, liebevollen<br />
Körperkontakt. Später kommen Gespräche,<br />
das Vorlesen von Geschichten, eine<br />
Atmosphäre des Vertrauens, aber auch die<br />
Erfahrung des rhythmisch geregelten Alltagslebens<br />
hinzu. Die Entwicklung von <strong>Selbstvertrauen</strong><br />
ist insofern ein Vorgang, der soziale,<br />
geistige, emotionale und moralische Erfahrungen<br />
gleichermaßen umfasst.<br />
Wie wichtig sind dabei körperliche<br />
Erfahrungen?<br />
Neuere wahrnehmungspsychologische Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass wir nicht nur<br />
mit dem Gehirn, sondern mit dem gesamten<br />
Körper denken: Unser Sinnessystem, also<br />
etwa Temperatur- und Gleichgewichtsempfinden,<br />
Sehsinn und Tastsinn, Spannungs-<br />
und Entspannungsempfinden, ist an der<br />
Wahrnehmung der Umwelt immer beteiligt.<br />
Dieses gesamte Körperempfinden bestimmt<br />
mit, warum wir bestimmte Dinge als warm,<br />
freundlich, lebendig, anregend, andere dagegen<br />
als kalt, abweisend, langweilig oder<br />
bedrückend wahrnehmen. Der Psychologe<br />
Erwin Straus hat in seinem Buch „Vom Sinn<br />
der Sinne“ daher eine Kapitelüberschrift sehr<br />
zutreffend formuliert: „Der Mensch denkt,<br />
nicht das Gehirn.“ Sinnesbildung ist also kein<br />
bloßes Gegengewicht zur intellektuellen Bildung<br />
– die Bildung des Urteilsvermögens ist<br />
vielmehr nicht möglich ohne Sinnesbildung.<br />
Das ist allerdings eine Einsicht, die auch in<br />
der Pädagogik erst seit einigen Jahren langsam<br />
Beachtung findet.<br />
Sinnliche Erfahrungen sind in den ersten Lebensjahren wichtig.<br />
Welche Bedingungen helfen Kindern,<br />
Zusammenhänge wirklich zu begreifen?<br />
Es würde hier zu weit führen, diese wichtige<br />
Frage umfassend genug zu beantworten. Ein<br />
Beispiel will ich jedoch nennen. Das Erkennen<br />
von Zusammenhängen erfordert unter<br />
anderem Phantasie. Um Zusammenhänge verstehen<br />
zu können, braucht man eine offene<br />
Denkhaltung. Die neuere Leseforschung hat<br />
nun deutlich gemacht, dass diese Phantasiefähigkeit<br />
unter anderem dadurch gefördert<br />
wird, dass Kinder Geschichten hören und lesen,<br />
während dies für das Sehen vorgefertigter<br />
Bilder etwa beim Fernsehen überwiegend<br />
nicht gilt. Das äußere Bild setzt sich fest. Die<br />
innere Anschauung schafft dagegen bei jedem<br />
erneuten Lesen immer wieder neue innere<br />
Bilder. Lesen und Geschichtenhören schult<br />
also die Phantasie. Auf diesem Weg kann sich<br />
daher die Fähigkeit ausbilden, zu einer gegebenen<br />
Situation verschiedene Betrachtungsperspektiven<br />
zu entwickeln. Und so den eigenen<br />
Standpunkt zu finden.<br />
Lernen kann abstrakt, aber auch sehr<br />
konkret sein. Welche Form ist für Kinder<br />
geeigneter?<br />
Entwicklungspsychologen wie Jean Piaget haben<br />
sehr genau beschrieben, zu welchen Denk-<br />
und Lernleistungen Kinder verschiedener<br />
Altersstufen in der Lage sind. Werden diese<br />
Gesichtspunkte nicht beachtet, kann es zu<br />
Lernstörungen kommen. In den ersten Jahren<br />
sind Bewegungserlebnisse und sinnliche Erfahrungen<br />
sehr wesentlich für die Intelligenzentwicklung<br />
des Kindes: Die schon erwähnten<br />
Körperkontakte zwischen Eltern und Kind<br />
sind da beispielhaft zu nennen. Ebenso wichtig<br />
ist es aber, dass Kinder nicht sinnlich überfordert<br />
werden – durch immer wieder neue<br />
Spielsachen, durch Fernsehsendungen, deren<br />
Bilder sie nicht verstehen. Im Kindergarten<br />
und in den ersten Schuljahren ist es sehr<br />
wichtig, alles Lernen an innere und äußere<br />
Anschauungen zu knüpfen. Etwa durch das<br />
Freies Spielen fördert die Phantasie.